DIE PFLEGE ÄLTERER PERSONEN IN DEUTSCHLAND, FRANKREICH UND DER SCHWEIZ
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TRINATIONALES KOMPETENZZENTRUM für Ihre Gesundheitsprojekte GESUNDHEIT OHNE GRENZEN SANTÉ SANS FRONTIÈRE DIE PFLEGE ÄLTERER PERSONEN IN DEUTSCHLAND, FRANKREICH UND DER SCHWEIZ Europäischer Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) Der Oberrhein wächst zusammen, mit jedem Projekt Fonds Européen de développement régional (FEDER) Dépasser les frontières: projet après projet
Die Pflege älterer Personen in Deutschland, Frankreich und der Schweiz Oktober 2018 Diese Publikation ist Teil einer Publikationsreihe, die vom trinationalen Kompetenzzentrum TRISAN erarbeitet wird und zum Ziel hat, verschiedene Aspekte der Gesundheitssysteme in Deutschland, Frankreich und der Schweiz abzubilden. Die Publikationen von TRISAN sind online in deutscher und französischer Sprache unter www.trisan.org / Publikationen verfügbar. Cette publication fait partie d'une série de cahiers thématiques élaborés par le centre de compétences TRISAN et visant à apporter des éclairages sur l'organisation des systèmes de santé français, allemand et suisse. Les publications de TRISAN sont disponibles en version française et allemande sur le site internet de TRISAN (www.trisan.org > Documentation).
Einleitende Bemerkungen: Die Thematik der Pflege älterer Personen wird aufgrund des demografischen Wandels und des damit verbundenen Anstiegs der Anzahl pflegebedürftiger Menschen in aktuellen Gesellschaftsproblematiken und Debatten aufgenommen: Wie kann eine qualitative Pflege für die steigende Anzahl an Pflegebedürf- tige gesichert werden? Wie wird mit dem Kostendruck umgegangen? Welche Maßnahmen müssen umgesetzt werden, um ein Leben zu Hause so lange wie möglich sicherzustellen? In diesem Themenheft werden die Akteure, Strukturen und Merkmale der Pflege älterer Personen in Deutschland, Frankreich und der Schweiz vorgestellt. Es handelt sich stets um eine Übersicht der Systeme in den jeweiligen Ländern. Es werden folgende Aspekte behandelt: Die Definition pflegebedürftiger Personen, Zahlen und Fakten, Akteure, Strukturen und Finanzierungsmodalitäten. Für spezifische Beispiele wird auf die Region des Oberrheins eingegangen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass das tri- nationale Kompetenzzentrum TRISAN hauptsächlich in dieser grenzüberschreitenden Region (Elsass, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Nordwest-Schweiz) aktiv ist. Das thematische Heft konzentriert sich auf die Pflege älterer Menschen, doch unter den Bereich Pflege fallen auch geistig, psychisch und körperlich behinderte Menschen. 5
Die Pflege älterer Personen in Deutschland, Frankreich, und der Schweiz Die Pflege älterer Personen in Deutschland, Frankreich, und der Schweiz Die Pflege älterer Personen in Deutschland 9 5.1 Nicht-medizinische Einrichtungen..........................................................................................................32 1. Der Begriff der Pflegebedürftigkeit..............................................................................................10 5.2 Medizinische Einrichtungen/Pflegeeinrichtungen..................................................................................33 INHA LTS V E R ZEI CH N I S 2. Pflegebedürftigkeit in Deutschland – Zahlen und Fakten ............................................................10 6. Die häusliche Pflege......................................................................................................................35 3. Die Pflegeversicherung in Deutschland .......................................................................................11 7. Die pflegenden Angehörigen ........................................................................................................37 3.1 Die Pflegeversicherung und das deutsche Sozialversicherungssystem ................................................11 7.1 Der Status der pflegenden Angehörigen in Frankreich...........................................................................37 3.2 Die Reform des Pflegesystems: Die Pflegestärkungsgesetze................................................................12 7.2 Die Unterstützungsmaßnahmen für pflegende Angehörige...................................................................37 4. Die zuständigen Akteure...............................................................................................................12 Die Pflege älterer Personen in der Schweiz 41 4.1 Aufgabenteilung zwischen Bund, Ländern und Kommunen...................................................................12 1. Pflegebedürftigkeit in der Schweiz – Zahlen und Fakten..............................................................42 4.2 Pflegekassen............................................................................................................................................13 2. Das Versicherungssystem der Schweiz.........................................................................................43 4.3 Der Qualitätsausschuss...........................................................................................................................14 2.1 Versicherungen........................................................................................................................................43 5. Die stationäre Betreuung und Begleitung pflegebedürftiger Personen .......................................14 2.2 Die Neuordnung der Pflegefinanzierung.................................................................................................44 5.1 Die Pflegeangebote der Pflegeheime......................................................................................................14 3. Die zuständigen Akteure...............................................................................................................44 5.2 Finanzierung.............................................................................................................................................16 4. Die Versorgungsstruktur in der Langzeitpflege............................................................................45 6. Ambulante Leistungen und Hilfe...................................................................................................17 5. Stationäre und intermediäre Strukturen zur Pflege älterer Menschen........................................45 6.1 Ambulante Serviceangebote und Pflegedienste für zu Hause wohnende pflegebedürftige Menschen.17 5.1 Alters- und Pflegeheime..........................................................................................................................45 6.2 Die Pflegesachleistung.............................................................................................................................18 5.2 Intermediäre Strukturen..........................................................................................................................47 7. Wohn- und Hausgemeinschaften .................................................................................................19 5.3 Finanzierung stationärer Einrichtungen..................................................................................................48 8. Pflegende Angehörige ..................................................................................................................19 5.4 Qualifikation des Pflegepersonals in stationären Einrichtungen............................................................49 8.1 Die Situation der pflegenden Angehörigen in Deutschland....................................................................19 5.5 Qualitätssicherung in der stationären Pflege..........................................................................................50 8.2 Das Pflegegeld.........................................................................................................................................20 6. Ambulante Dienste .......................................................................................................................50 8.3 Unterstützungs- und Entlastungsmöglichkeiten für pflegende Angehörige..........................................20 6.1 SPITEX......................................................................................................................................................50 Die Pflege älterer Personenin Frankreich 25 6.2 Finanzierung der ambulanten Pflege......................................................................................................51 1. Die Definition von pflegebedürftigen älteren Personen in Frankreich .........................................26 6.3 Qualifikation des Personals in der ambulanten Pflege...........................................................................52 2. Zahlen und Fakten.........................................................................................................................27 6.4 Qualitätssicherung in der ambulanten Pflege.........................................................................................53 3. Die Organisation der Pflege ..........................................................................................................28 7. Betreuende und pflegende Angehörige ........................................................................................53 4. Die Kostenübernahme bei älteren, pflegebedürftigen Personen .................................................31 7.1 Die Situation der betreuenden und pflgenden Angehörigen in der Schweiz..........................................53 4.1 Die Kostenübernahme bei der häuslichen Pflege...................................................................................31 7.2 Entlastungs- und Unterstützungsmöglichkeiten für pflegende Angehörige..........................................54 4.2 Die Kostenübernahme in einer Einrichtung............................................................................................31 8. Schlusswort...................................................................................................................................54 5. Die Unterbringung in einer Einrichtung .......................................................................................32 6 7
Die Pflege älterer Personen in Deutschland Die Pflege älterer Personen in Deutschland Konzeption und inhaltliche Koordinierung: • Anne Dussap (TRISAN), • Lydia Kassa (TRISAN), • Eddie Pradier (TRISAN), • Emilie Schleich (TRISAN). Redaktion: • Lydia Kassa (TRISAN). Fachlektorat: • Carla Aichele, Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg, • Joachim Kubitza, Pflegestützpunkt Kehl, • Christian Manitz, Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie Rheinland-Pfalz, • Dr. Andreas Marg, Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg. Übersetzung: • Flore Scetbon. Gestaltung: • Print Europe – Céline Agaësse. TRISAN ist ein trinationales Kompetenzzentrum zur Optimierung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Gesundheitsbereich am Oberrhein. Das Kompetenzzentrum wurde im Rahmen eines Projekts geschaffen, das von der deutsch- französisch-schweizerischen Oberrheinkonferenz ins Leben gerufen wurde und durch das Programm INTERREG V Oberrhein Die Pflege älterer Personen kofinanziert wird. Getragen wird es vom Euro-Institut, welches auf Fortbildung, Projektbegleitung und Beratung im Bereich der grenzüberschreitendenden Zusammenarbeit spezialisiert ist. Ebenfalls an dem Projekt beteiligt sind: die ARS Grand Est, das in Deutschland Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg, das Regierungspräsidium Karlsruhe, das Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie Rheinland-Pfalz, das Gesundheitsdepartement von Basel-Stadt, die Kantone Basel-Stadt, Basel-Land, Aargau und die Schweizerische Eidgenossenschaft. TRISAN / Rehfusplatz 11, D – 77 694 Kehl / trisan@trisan.org / +49 (0) 7851 7407 34 Photographee.eu – Shutterstock 8 9
Die Graphik 1 bildet die Verteilung der Pflegebedürftigen nach Versorgungsart ab. Ungefähr zwei Drittel der Pflegebedürftigen werden zu Hause betreut, während ein Drittel in Heimen versorgt wird. Die Pflege älterer Personen in Deutschland Dieder Auffällig ist, dass fast die Hälfte Pflege älterer Personen in Pflegebedürftigen zuDeutschland Hause allein durch Angehörigen versorgt werden. 1. DER BEGRIFF DER »» Pflegegrad 5: Schwerste Beeinträchtigungen der Grafik Grafik1:1Pflegebedürftige in Deutschland : Pflegebedürftige nach Versorgungsart, in Deutschland 2015 nach Versorgungsart, 2015 Selbstständigkeit oder der Fähigkeiten mit besonderen PFLEGEBEDÜRFTIGKEIT Anforderungen an die pflegerische Versorgung PFLEGEBEDÜRFTIGE IN DEUTSCHLAND NACH Laut dem Sozialgesetzbuch (SGB) XI zur sozialen Pflegever- In dieser Einstufung werden die Ursachen für die Beein- sicherung ist eine Person dann pflegebedürftig, wenn sie trächtigungen nicht spezifiziert, somit berücksichtigt sie VERSORGUNGSART, 2015 gesundheitlich bedingte Beeinträchtigungen der Selbst gleichermaßen sowohl körperliche, kognitive als auch ständigkeit oder der Fähigkeiten aufweist und deshalb die Vollstationär in psychische Beeinträchtigungen. Die Höhe der Pflegeleis- einem Heim Hilfe anderer benötigt. Diese Beeinträchtigungen können tungen (siehe Punkt 6.2 zur Pflegesachleistung und 8.2 zum versorgt, 27% körperlicher, kognitiver oder psychischer Natur sein. Die Pflegegeld) richtet sich nach dem Pflegegrad. Person kann gesundheitlich bedingte Belastungen oder Anforderungen nicht selbstständig kompensieren oder 27% [RUBRIKENNAME], bewältigen. Die Pflegebedürftigkeit muss voraussichtlich 2. PFLEGEBEDÜRFTIGKEIT IN mindestens sechs Monate bestehen1. Die Definition berück- 49% Pflegegeldempfäng Plefgegeldempfänger 48% sichtigt neben der körperlichen Einschränkung ebenfalls DEUTSCHLAND – ZAHLEN UND er; [WERT] die Fähigkeit zur sozialen und gesellschaftlichen Teilhabe FAKTEN 26% Zu Hause ganz oder und integriert beispielsweise Menschen mit Demenz2. Die Statistiken zur Anzahl der Pflegebedürftigen in teilweise von Anders als in Frankreich wird das Alter nicht in die Definition ambulanten miteingenommen. Bei einer pflegebedürftige Personen Deutschland basieren auf die Anzahl der Menschen, die Pflegediensten kann es sich demnach auch um jüngere Menschen mit durch ambulante oder stationäre Pflegeeinrichtungen versorgt, 24% Behinderungen handeln. versorgt, sowie auf die Anzahl der Menschen, die von Angehörigen gepflegt werden und hierfür Pflegegeld Diagrammnach Diagramm nachden den Zahlen Zahlen desdes Statistischen Statistischen Bundesamtes, Bundesamtes, 2015. 2015 Die Beeinträchtigung der Selbstständigkeit oder der empfangen. Nach dieser Definition gab es im Jahr 2015 fast Fähigkeit wird in sechs Lebensbereichen untersucht: 2,9 Millionen Pflegebedürftige in Deutschland3. Das re- Grafik Die 2:2:Anzahl GrafikAnzahlAnzahl der der Pflegebedürftigen derPflegebedürftigen Pflegebedürftigen nach Altersgruppen nachinAltersgruppen Deutschland wird aufgrund der Alterung der Gesellschaft mit präsentiert fast 4% der gesamten Bevölkerung. Bei 64% hoher Wahrscheinlichkeit in den nächsten Jahrzehnten ansteigen. Wie die Grafik 2 es aufzeigt, kann »» Mobilität, handelte es sich um Frauen. Die Zahlen beziehen sich auf 2060 mit über 4,8 Millionen pflegebedürftigen Personen gerechnet werden. »» Kognitive und kommunikative Fähigkeiten, pflegebedürftige Personen aller Altersgruppen, also auch Anzahl der Pflegebedürftigen nach Altersgruppen »» Verhaltensweisen und psychische Problemlagen, auf jüngere Menschen mit Behinderungen. Die Grafik verdeutlicht ebenfalls den starken Anstieg der Anzahl der Pflegebedürftigen der älteren 5000000 »» Selbstversorgung (Körperpflege, Anziehen, Essen, Die Graphik 1 bildet die Verteilung der Pflegebedürftigen Altersgruppen. 4500000 Besonders der Anteil der über 80-jährigen Pflegebedürftigen wird stark zunehmen, Trinken, Benutzung einer Toilette…), und sich bis 2060 von 5% der Bevölkerung auf 12% mehr als verdoppeln4. Dies lässt sich durch die 4000000 nach Versorgungsart ab. Ungefähr zwei Drittel der Pflege- 1160000 1850000 »» Bewältigung von und selbstständiger Umgang mit bedürftigen werden zu Hause betreut, während ein Drittel steigende 3500000 Lebenserwartung, durch die sinkenden Geburtenraten und den Baby-Boom der sechziger krankheits- oder therapiebedingten Anforderungen in Heimen versorgt wird. Auffällig ist, dass fast die Hälfte Jahre erklären. 923000 3000000 und Belastungen, der Pflegebedürftigen zu Hause allein durch Angehörigen 475000 2500000 »» Gestaltung des Alltagslebens und sozialer Kontakte. versorgt werden. 2000000 1346000 2048000 1728000 299000 1123000 Je nach Ausmaß der Beeinträchtigungen werden die Die Anzahl der Pflegebedürftigen in Deutschland wird 1500000 715000 betroffenen Personen in fünf Pflegegrade eingeteilt. Die aufgrund der Alterung der Gesellschaft mit hoher Wahr- 3 1000000 Statistisches Bundesamt, in: 773000 886000 881000 852000 Pflegekassen beauftragen den Medizinischen Dienst der scheinlichkeit in den nächsten Jahrzehnten ansteigen. Wie 596000 https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2017/01/PD17_017_224.html. 4 500000 jeweiligen Krankenkasse, oder weitere unabhängige Bundesministerium405000 für Gesundheit, in: 488000 465000 420000 387000 die Grafik 2 es aufzeigt, kann 2060 mit über 4,8 Millionen 0 https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/praevention/frueherkennung-vorsorge/aeltere-menschen.html. Gutachter, mit der Einteilung der Personen in die pflegebedürftigen Personen gerechnet werden. 1999 2015 2030 2045 2060 5 Pflegegrade. Je höher der Pflegegrad, desto schwerer sind die Beeinträchtigungen: Die Grafik verdeutlicht ebenfalls den starken Anstieg der unter 65 Jahre 65 bis 79 Jahre 80 bis 89 Jahre 90 Jahre une älter »» Pflegegrad 1: Geringe Beeinträchtigungen der Selbst Anzahl der Pflegebedürftigen der älteren Altersgruppen. Besonders der Anteil der über 80-jährigen Pflegebedürfti- Diagramm nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes, 2015. ständigkeit oder der Fähigkeiten gen wird stark zunehmen, und sich bis 2060 von 5% der »» Pflegegrad 2: Erhebliche Beeinträchtigungen der 3. DIE PFLEGEVERSICHERUNG IN Selbstständigkeit oder der Fähigkeiten Bevölkerung auf 12% mehr als verdoppeln4. Dies lässt sich durch die steigende Lebenserwartung, durch die 3. DIE PFLEGEVERSICHERUNG INDDEUTSCHLAND EUTSCHLAND »» Pflegegrad 3: Schwere Beeinträchtigungen der Selbst sinkenden Geburtenraten und den Baby-Boom der ständigkeit oder der Fähigkeiten 3.1 Die Pflegeversicherung und das deutsche UND DAS DEUTSCHE 3.1 DIE PFLEGEVERSICHERUNG SOZIALVERSICHERUNGSSYSTEM Das deutsche Sozialversicherungssystem basiert auf fünf sechziger Jahre erklären. Sozialversicherungssystem Säulen: »» Pflegegrad 4: Schwerste Beeinträchtigungen der Selbstständigkeit oder der Fähigkeiten In Deutschland kann die soziale Pflegeversicherung von der »» Krankenversicherung, In Deutschland kann die soziale Pflegeversicherung von der privaten Pflegeversicherung 1 Sozialgesetzbuch XI, § 14. privaten Pflegeversicherung unterschieden werden, die sich »» Unfallversicherung, an privatunterschieden, die sich an privat versicherte Patienten/innen versicherte richtet. Patienten/innen richtet. Da Letztere nur einen geringen Da Letztere 2 Landes-Qualitäts-Bericht Gesundheit Baden-Württemberg – Spezialheft ambulante und stationäre Pflege. »» Rentenversicherung, 3 Statistisches Bundesamt, in: https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2017/01/PD17_017_224.html. nur einenTeil der Bevölkerung geringen ausmacht, Teil der Bevölkerung widmet sich ausmacht, dieses Themenheft der sozialen Pflegeversicherung. widmet sich dieses Themenheft der sozialen Pflegeversicherung. »» Arbeitslosenversicherung, 4 Bundesministerium für Gesundheit, in: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/praevention/frueherkennung-vorsorge/ Das deutsche Sozialversicherungssystem basiert auf fünf Säulen: aeltere-menschen.html. »» Pflegeversicherung. • Krankenversicherung, • Unfallversicherung, • Rentenversicherung, 10 11 • Arbeitslosenversicherung, • Pflegeversicherung.
Die Pflege älterer Personen in Deutschland Die Pflege älterer Personen in Deutschland Die Pflegeversicherung wurde 1995 mit dem Pflege- »» Zum 1. Januar 2017 traten weite Teile des Zweiten Länder treffen beispielsweise eigene Regelungen für 4.2 Pflegekassen Versicherungsgesetz eingeführt und ist seitdem in das Pflegestärkungsgesetzes in Kraft. Es wurde ein neuer Pflege-Wohnformen, und können Initiativen in diesem deutsche Sozialversicherungssystem als Elftes Buch des Pflegebedürftigkeitsbegriff eingeführt, sowie ein Bereich fördern. In Baden-Württemberg wurde im Jahr Wie bereits erwähnt, spielen die Pflegekassen eine Sozialgesetzbuches (SGB XI) eingebunden. Laut dem SGB neues Begutachtungsinstrument. Das Instrument 2014 das Wohn-, Teilhabe- und Pflegegesetz verabschie- zentrale Rolle, denn sie sind die Träger der sozialen XI besteht die Pflicht, pflegeversichert zu sein. Wie bereits wandelt die drei Pflegestufen, die seit der Einführung det. Das Gesetz fördert neue Wohn- und Versorgungs- Pflegeversicherung und haben im Rahmen ihrer in Punkt 1 erwähnt, werden die Leistungen der Pflege der Pflegeversicherung vorgesehen waren, in fünf formen wie ambulante betreute Wohngemeinschaften für Leistungsverpflichtung eine bedarfsgerechte und versicherung abhängig vom Pflegegrad gewährt. Es handelt Pflegegrade (siehe Punkt 1) um. Ziel war es, allen Menschen mit Unterstützungsbedarf. In Rheinland-Pfalz gleichmäßige, dem allgemein anerkannten Stand medi- sich nicht um eine Vollversicherung, die Kosten werden nur Pflegebedürftigen einen gleichberechtigten Zugang wurden ordnungsrechtliche Regelungen im Landesge- zinisch-pflegerischer Erkenntnisse entsprechende bis zu einem bestimmten Höchstbetrag übernommen. zu den Leistungen der Pflegeversicherung zu gewähr- setz über Wohnformen und Teilhabe von 2009 und in der pflegerische Versorgung der Versicherten zu gewähr- Zuzahlungen erfolgen durch die pflegebedürftige Person, leisten, unabhängig von den Gründen oder Ursachen Landesverordnung zur Durchführung dieses Landesge- leisten (Sicherstellungsauftrag). Die Pflegekassen von unterhaltspflichtigen Angehörigen oder durch die ihrer Beeinträchtigung. Insbesondere sollen setzes von 2013 getroffen. schließen Verträge mit den Leistungserbringern ab und Sozialhilfe als steuerfinanzierte, einkommens- und Menschen mit Demenz von höheren Einstufungen dürfen ambulante und stationäre Pflege nur mit Einrich- vermögensabhängige Fürsorgeleistung. profitieren. Die Finanzierung erfolgt durch eine Eine Liste mit allen Länder-Heimgesetzen kann auf der tungen gewähren, mit denen ein Versorgungsvertrag Erhöhung des Beitragssatzes in der sozialen Pflege- Internetseite der Bundesinteressenvertretung für alte besteht. Im Vertrag werden Art, Inhalt und Umfang der Die soziale Pflegeversicherung wird überwiegend durch versicherung um 0,2%. pflegebetroffene Menschen (BIVA) entnommen werden: allgemeinen Pflegeleistung festgelegt, die die Einrichtung Beiträge aus Arbeitsentgelte und Renten finanziert. Bei https://www.biva.de/gesetze/laender-heimgesetze/. erbringen muss. Zum Zweck der Qualitätssicherung geben »» Ebenfalls zum 1. Januar 2017 trat das Dritte Pflege den Trägern der sozialen Pflegeversicherung handelt es die Pflegekassen Qualitätsprüfungen ambulanter Pflege- stärkungsgesetz in Kraft. Im Mittelpunkt standen sich um die Pflegekassen. Diese sind bei den Kran- Zur Beratung des Landes über Fragen der Pflege dienste und stationärer Pflegeeinrichtungen in Auftrag. weniger die Leistungen, sondern eher die Stärkung kenkassen eingerichtet, die ihre Aufgaben wahrnehmen. versicherung wird für jedes Land, oder für Teile des von Beratungs-, Kooperations- und Vernetzungsstruk- Es gibt demnach ebenso viele Pflegekassen wie Kran- Landes, ein Landespflegeausschuss gebildet. Die Länder turen. Unter anderem sollte die Pflegeberatung für kenkassen, und zwar 113 deutschlandweit (Stand 2017). müssen dem Bundesministerium für Gesundheit jährlich Pflegebedürftige und deren Angehörige gestärkt und über die Art und den Umfang der finanziellen Förderung die Zusammenarbeit der Ver antwortlichen in den Der Beitragssatz der sozialen Pflegeversicherung beträgt der Pflegeeinrichtungen und über die durchschnittlichen Kommunen ausgebaut werden. bundesweit 2,55% der beitragspflichtigen Einnahmen Investitionskosten für die Pflegebedürftigen berichten. (Stand Juli 2017)5. Für Kinderlose gilt nach Vollendung des 23. Lebensjahres eine Erhöhung des Satzes um 0,25%. 4. DIE ZUSTÄNDIGEN AKTEURE Im Jahr 2015 veröffentlichte eine Bund-Länder-Arbeits- Familienangehörige und Lebenspartner/innen sind unter gruppe Empfehlungen zur Stärkung der Rolle der bestimmten Voraussetzungen im Wege der Familienversi- Das SGB XI definiert in § 8 die pflegerische Versorgung als Kommunen in der Pflege. Unter Leitung des Bundes cherung beitragsfrei mitversichert. gesamtgesellschaftliche Aufgabe und legt die gemeinsame ministeriums für Gesundheit setzte sich die Gruppe aus Verantwortung der verschiedenen Akteure fest. Vertreter/innen der Bundesministerien für Gesundheit 3.2 Die Reform des Pflegesystems: Die und für Arbeit und Soziales sowie von elf Länderministe- Pflegestärkungsgesetze 4.1 Aufgabenteilung zwischen Bund, Ländern und rien und den drei kommunalen Spitzenverbänden Kommunen zusammen. Die vorgeschlagenen Maßnahmen hatten zum Im Jahr 2012 wurde das Pflege-Neuausrichtungs-Gesetz Ziel, pflegebedürftige Menschen so lange wie möglich ein verabschiedet, welches neue Leistungen, mehr Geld für Auf Bundesebene fällt die Pflegeversicherung in die Leben in ihrem gewohnten Umfeld zu gewährleisten. Die Menschen mit Demenz und Zuschüsse für die Gründung Zuständigkeit des Bundesministeriums für Gesundheit, Umsetzung vereinbarter Maßnahmen erfolgte mit dem ambulant betreuter Wohnformen bereitstellte. Aufgrund arbeitsrechtliche Aspekte im Zusammenhang mit Dritten Pflegestärkungsgesetz. des Anstiegs der Anzahl an pflegebedürftigen Menschen Pflegekräften fallen in die Zuständigkeit des Bundes- hat der Gesetzgeber nun das Pflegesystem weiterentwick ministeriums für Arbeit und Soziales. Das Noch vor der Veröffentlichung der Empfehlungen wurden elt und umfassende Reformen beschlossen. Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen mit dem Pflege-Weiterentwicklungsgesetz von 2009 Pfle- und Jugend spielt eine zentrale Rolle in der Altenpoli- gestützpunkte initiiert. Pflegestützpunkte werden von den »» Zum 1. Januar 2015 wurde das Erste Pflegestärkungs- tik und Pflegeausbildung. Pflege- und Krankenkassen eingerichtet und dienen zur gesetz eingeführt. Dieses sieht eine Erhöhung der neutralen wohnortnahen Beratung, Betreuung und Leistungen vor, insbesondere um den Werterhalt zu Die Bundesländer sind laut § 9 SGB XI verantwortlich für Versorgung der Bevölkerung. Beratungsangebote gibt es gewährleisten (Dynamisierung), teilstationäre die Vorhaltung einer leistungsfähigen, zahlenmäßig aus- ebenfalls für Privatversicherte durch die private Pflegebe- Angebote zu stärken und mehr Betreuungskräfte bei reichenden und wirtschaftlichen pflegerischen ratung COMPASS. Entscheidungen bezüglich den stationärer Pflege zu finanzieren. Die Umsetzung wird Versorgungsstruktur. Somit entwickelt jedes Bundesland Leistungen treffen aber dennoch die Kranken- oder durch eine Erhöhung des Beitragssatzes in der sozialen seine eigene Gesetzgebung im Bereich der Pflege, und Pflegekasse oder das Sozialamt. Pflegeversicherung um 0,2% finanziert. Zudem wurde setzt somit den rechtlichen Rahmen fest. Die Kompetenzen ein Pflegevorsorgefonds eingerichtet, um Beitrags hierfür haben die jeweiligen Landesministerien, denen In einigen Bundesländern haben des Weiteren kreisfreie satzsteigerungen in Zukunft zu dämpfen. In dem Fonds das Thema Gesundheit zugeordnet ist. In Baden-Würt- Städte und Landkreise den gesetzlichen Auftrag zur wird ein Anteil von 0,1% der Pflegeversicherungs- temberg handelt es sich um das Ministerium für Soziales Bildung von Pflegekonferenzen, die die Kooperation und beiträge pro Jahr angelegt. und Integration, in Rheinland-Pfalz um das Ministerium Mitwirkung der Pflegestützpunkte, Einrichtungen und für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie. Die Träger im Bereich der Pflege sichern, Netzwerke etablieren und bürgerliches Engagement fördern. 5 Sozialgesetzbuch XI, § 55. 12 13
Die Pflege älterer Personen in Deutschland Die Pflege älterer Personen in Deutschland Pflegeheime können sich sowohl in freigemeinnütziger, Kurzzeitpflege öffentlicher oder privater Trägerschaft befinden. 53% der Pflegeheime befanden sich in freigemeinnütziger Bei der Kurzzeitpflege halten sich die Betroffenen für ein Trägerschaft7. Diese sicherten 55% der verfügbaren paar Tage oder Wochen in einer stationären Einrichtung 928 939 Plätzen. 42% befanden sich in privater auf. Diese Möglichkeit wird wahrgenommen, wenn die Trägerschaft, und nur 5% der Pflegeheime in öffentliche Tages- und Nachtpflege nicht ausreicht. Die Kurzzeit- Trägerschaft. pflege kann ebenfalls als Übergangszeit im Anschluss an eine akutstationäre Behandlung und somit als Nachsorge Grundsätzlich kann unterschieden werden zwischen dienen. In Krisensituationen können pflegende Angehörige vor einer Überlastung geschützt werden. »» Dauerpflege, »» Kurzzeitpflege, Tages- und Nachtpflege »» Tagespflege, Wenn eine Ergänzung zur häuslichen Pflege nötig ist wird »» und Nachtpflege. oftmals zur Tages- oder Nachtpflege zurückgegriffen. Die Die teilstationäre und die Kurzzeitpflege bieten Entlas- Betroffenen kehren am Abend wieder nach Hause zurück. tungsmöglichkeiten für pflegende Angehörige und Diese Option ist besonders für Patienten/innen mit Demenz ermöglichen ihnen die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf. interessant. Bei Nachtpflege werden sie nachts versorgt. Es ist ebenfalls möglich, in Krisensituationen auf dieses Angebot zurückzugreifen. Das Ziel besteht darin, es pfle- Im Jahr 2015 boten bundesweit knapp zwei Drittel der gebedürftigen Personen so lange wie möglich zu 13 596 Pflegeeinrichtungen nur eine vollstationäre ermöglichen, zu Hause zu leben. Dauerpflege an. Aus der folgenden Tabelle kann das Pflegeangebot in Deutschland entnommen werden. Dauerpflege/vollstationäre Pflege Halfpoint – Shutterstock Von den insgesamt 857 302 stationär versorgten Pflege Wenn eine Person nicht mehr in der Lage ist, alleine zu bedürftigen (zur Erinnerung: diese Zahlen beziehen sich leben, kann in einer vollstationären Einrichtung eine auf pflegebedürftige Menschen aller Altersgruppen, also Auf Bundesebene sichert der Spitzenverband Bund der evaluiert die Verfahren zur Qualitätsmessung und Qua- durchgehende Betreuung und Vollversorgung sicherges- auch auf jüngere Menschen mit Behinderung) erhielten im Pflegekassen die Koordinierung der Pflegekassen. Seine litätsdarstellung und unterbreitet den Spitzenverbänden tellt werden. Diese umfasst sowohl pflegerische, soziale Jahr 2015 759 204 eine Dauerpflege, 24 212 eine Kurzzeit- Aufgaben werden vom Spitzenverband Bund der Kran- Vorschläge zur Anpassung der Verfahren an den neusten als auch hauswirtschaftliche Leistungen. pflege, 73 844 Tagespflege und nur 42 Nachtpflege. kenkassen, der gesetzlich vorgesehene Verband der Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse6. gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-Spitzenverband), wahrgenommen. Er erlässt unter anderem die Richtlinien zur Sicherstellung einer einheitlichen Begutachtung der 5. DIE STATIONÄRE BETREUUNG UND Versicherten, zur einheitlichen Durchführung der Pflege- Tabelle 1: Anzahl der voll- und teilstationären Pflegeeinrichtungen nach Pflegeangebot, 2015. beratung und zur Qualitätsprüfung der Pflege- BEGLEITUNG PFLEGEBEDÜRFTIGER einrichtungen. Zu seinen Aufgaben gehört auch die PERSONEN Pflegeangebot Anzahl Bestimmung von Richtlinien zur Qualifikation und zu den Pflegeangebot insgesamt 13 596 In Deutschland unterscheidet man zwischen einem Alten- Tätigkeiten zusätzlicher Betreuungskräfte bei stationärer Pflegeeinrichtungen mit einer Option beziehungsweise Seniorenheim, einem Pflegeheim und Pflege. Er fördert Modellprojekte zur Weiterentwicklung Nur Dauerpflege 8 617 einer Seniorenresidenz. In diesem Themenheft wird stets Nur Kurzzeitpflege 146 der Pflegeversicherung. auf Pflegeheime eingegangen. Nur Tagespflege 2 244 Nur Nachtpflege - 4.3 Der Qualitätsausschuss Pflegeeinrichtungen mit mehreren Optionen 5.1 Die Pflegeangebote der Pflegeheime Der §113b des SGB XI richtet einen Qualitätsausschuss Dauer- und Kurzzeitpflege 1 093 Laut dem SGB XI handelt es sich bei einer stationären Dauer- und Tages- und/oder Nachtpflege 1 051 ein, der zu gleichen Teilen aus Vertretern/innen der Leis- Kurzzeit- Tagespflege und/oder Nachtpflege 32 Pflegeeinrichtung um eine selbstständig wirtschaftende Tages- und Nachtpflege 10 tungserbringer und Vertretern/innen der Leistungsträger Einrichtung, in der eine pflegebedürftige Person unter besteht. Zu seinen Aufgaben gehört die Entwicklung von Pflegeeinrichtungen mit allen Optionen 403 ständiger Verantwortung einer ausgebildeten Pflegefach- Instrumenten zur Prüfung von stationären Pflegeeinrich- kraft entweder vollstationär oder teilstationär gepflegt Tabelle nach den Zahlen des Statistischen Bundesamts, 2015. tungen und der Qualität der von den ambulanten wird. Es muss sich hierbei um Gesundheits- oder (Kin- Pflegeeinrichtungen erbrachten Leistungen sowie die der)-Krankenpfleger/innen beziehungsweise Altenpfleger Qualitätsberichtserstattung. Zudem entwickelt er ein /innen handeln. Konzept zur Qualitätssicherung in neuen Wohnformen. Neue Instrumente sollen die Ermittlung und Bewertung von Lebensqualität erlauben. Der Qualitätsausschuss 7 Statistisches Bundesamt: Pflegestatistik – Pflege im Rahmen der Pflegeversicherung – Ländervergleich – Pflegeheime, veröffentlicht im Jahr 6 Sozialgesetzbuch XI, §113b. 2015. 14 15
Die Pflege älterer Personen in Deutschland Die Pflege älterer Personen in Deutschland Grafik 3: Verweildauer in Pflegeheimen 2007 bis 2014, in Monaten Verweildauer in Pflegeheimen 2007 bis 2014, in Monaten 40 35 30 25 20 15 Photographee.eu – Shutterstock 10 5 Bei der Tages- und Nachtpflege übernimmt die 6. AMBULANTE LEISTUNGEN UND Pflegekasse Leistungssätze je nach Pflegegrad für pflege 0 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 bedingten Aufwendungen mit einem monatlichen HILFE Gesamtwert bis zu Um bei auftretendem Hilfe- und Pflegebedarf weiterhin zu gesamt weiblich männlich »» 689 Euro für Pflegebedürftige des Pflegegrads 2, Hause leben zu können, greifen ältere Personen Diagramm nach den Zahlen des Alters-Instituts, in: Die Verweildauern sinken. Statistische Analysen zur »» 1 298 Euro für Pflegebedürftige des Pflegegrads 3, oftmals auf ambulante Serviceangebote zurück. Diagramm nach den Zahlen des Alters-Instituts, in: Die Verweildauern sinken. Statistische Analysen zur zeitlichen EntwicklungEntwicklung zeitlichen der Verweildauer in stationären Einrichtungen, 2015 Diese unterstützen in privaten Wohnungen oder Wohn der Verweildauer in stationären Einrichtungen, 2015. »» 1 612 Euro für Pflegebedürftige des Pflegegrads 4, gemeinschaften und bieten hauswirtschaftliche Bei der Dauerpflege betrug die Verweildauer in deutschen siehe Punkt 6.1) und der sozialen Betreuung. Die Pflegesätze »» 1 995 Euro für Pflegebedürftige des Pflegegrads 510. Tätigkeiten sowie Leistungen in der Grundpflege und me- Pflegeheimen im 5.2Jahr 2014 FINANZIERUNG durchschnittlich 27,1 Monate sind entsprechend den fünf Pflegegraden einzuteilen. Die Für Kurzzeitpflege leisten die Pflegekassen unabhängig dizinische Behandlungspflege an. Es lassen sich folgende und sinkt somit im Vergleich zu 2007 (32 Monate)8. Hier Höhe und Laufzeit der Pflegesätze werden zwischen dem davon, welcher der Pflegegrade 2 bis 5 vorliegt, bis zu 1 ambulante Versorgungsstrukturen identifizieren: lässt sich ein geschlechterspezifischer Unterschied Träger des Pflegeheims und den Kostenträgern vereinbart. 612 Euro pro Jahr. Ein Anspruch auf Kurzzeitpflege kann »» ambulante Serviceleistungen und feststellen Es (siehe kannGrafik 3). drei Arten von Kosten in Pflegeheimen zwischen Die Pflegesätze unterschiedenmüssen werden:leistungsgerecht und für alle auch gegenüber der Krankenkasse bestehen, wenn Heimbewohner/innen einheitlich bemessen sein. Pflege »» ambulante Pflegedienste. Leistungen der häuslichen Krankenpflege nicht • Kosten für die Unterkunft und Verpflegung,einrichtungen dürfen unter bestimmten Voraussetzungen ausreichen und nicht maximal Pflegegrad 1 festgestellt ist Darüber hinaus können ältere Personen auf Unterstüt- 5.2 Finanzierung • Kosten für die Pflegeleistungen, mit den pflegebedürftigen Menschen Zuschläge für (§ 39c SGB V). zungsangebote im Alltag zurückgreifen, die meist von Es kann zwischen• drei Arten von Kosten in Pflegeheimen Investitionskosten. zusätzliche Leistungen oder besonderen Komfort Ehrenamtlichen angeboten werden. Diese Angebote unterschieden werden: vereinbaren, die dann privat bezahlt werden müssen. werden im Punkt 8.3 näher erläutert. Investitionskosten »» Kosten für Kosten für die Unterkunft die Unterkunft und Verpflegung und Verpflegung, Je nach Pflegegrad übernehmen die Pflegekassen für die Unter Investitionskosten versteht man laut § 82 SGB XI die 6.1 Ambulante Serviceangebote und Pflege- Unterkunft »» Kosten für und Verpflegung müssen grundsätzlich privat gezahlt werden, entweder von der die Pflegeleistungen, Pflegeleistungen einer vollstationären Einrichtung einen Aufwendungen für Maßnahmen bezüglich der Gebäude dienste für zu Hause wohnende pflegebedürftige pflegebedürftigen Person oder ihren zum Unterhalt »» Investitionskosten. verpflichteten Pauschalbetrag Angehörigen. in Höhe von: Bei finanziellen und Anlagegüter der Pflegeeinrichtungen, sowie Aufwen- Menschen Schwierigkeiten kann ebenfalls das Sozialamt Unterstützung leisten. dungen für den Erwerb von Grundstücken, Miete oder Kosten für die Unterkunft und Verpflegung »» 770 Euro/Monat für Pflegebedürftige des Pflegegrads 2, Auch wenn noch kein Pflegebedarf besteht, doch in ver- Pacht. Sie können vom Land oder von der Kommune Kosten für die Pflegeleistungen »» 1 262 Euro/Monat für Pflegebedürftige des schiedenen Bereichen des Alltags Unterstützung öffentlich gefördert werden. Nicht öffentlich geförderte In- Unterkunft Die und Entgelte Verpflegung für müssen die teil-grundsätzlich privat Pflegeleistung oder vollstationäre sowie Pflegegrads 3, die Kurzzeitpflege werden als notwendig wird, können ältere Personen auf ambulante vestitionskosten müssen von den Bewohnern/innen, gezahlt werden, entweder Pflegesätze von derSiepflegebedürftigen bezeichnet. umfassen die Vergütung »» 1 775des Pflegeaufwands, Euro/Monat der medizinischen für Pflegebedürftige des unterhaltspflichtigen Angehörigen oder gegebenenfalls Servicedienstleister zurückgreifen. Unter anderem gibt es Person oder ihren zum Unterhalt verpflichteten Behandlungspflege (medizinische Leistungen wie Medikamentenausgabe, siehe Punkt 5.1) und der folgende Möglichkeiten: Pflegegrads 4, durch die Sozialhilfe finanziert werden. Angehörigen. Bei finanziellen Schwierigkeiten kann sozialen Betreuung. Die Pflegesätze sind entsprechend denEuro/Monat »» 2 005 fünf Pflegegraden einzuteilen. Die desHöhe ebenfalls das Sozialamt Unterstützung leisten. für Pflegebedürftige »» Einkaufshilfen: Hierfür können ambulante Service- und Laufzeit der Pflegesätze werden zwischen dem Träger des Pflegeheims Pflegegrads 5. 9 und den Kostenträgern dienste beansprucht werden. vereinbart. Die Pflegesätze müssen leistungsgerecht und für alle Heimbewohner/innen einheitlich Kosten für die Pflegeleistungen Für vollstationär versorgte Patienten/innen bleibt die »» Essen auf Rädern: Diese Leistung wird von den meisten bemessen sein. Pflegeeinrichtungen dürfen unter bestimmten Voraussetzungen mit den Wohlfahrtsverbänden angeboten. Die Mahlzeiten finanzielle Eigenbelastung bei den reinen Pflegekosten Die Entgeltepflegebedürftigen Menschen Pflegeleistung für die teil- oder vollstationäre Zuschläge für zusätzliche Leistungenvomoder gleich, unabhängig besonderen Komfort Pflegegrad. werden direkt nach Hause geliefert. sowie dievereinbaren, Kurzzeitpflege werden als Pflegesätze die dann privat bezahlt werden müssen. »» Hauswirtschaftshilfen: Spezielle Agenturen vermitteln bezeichnet. Sie umfassen die Vergütung des Pflege Pflegebedürftige des Pflegegrads 1 erhalten einen Zuschuss Fachkräfte für die Instandhaltung der Wohnung und die aufwands, Je der nach medizinischen Pflegegrad übernehmen die Pflegekassen Behandlungspflege vonfür 125die Pflegeleistungen Euro monatlich. einer vollstationären Reinigung der Wäsche. Auch Reparatur- oder Garten (medizinische Leistungen Einrichtung einenwie Medikamentenausgabe, Pauschalbetrag in Höhe von: arbeiten sind meistens mitinbegriffen und werden von Hausmeisterdiensten wahrgenommen11 . 12 8 Alters-Institut: Die Verweildauern sinken. Statistische Analysen zur zeitlichen Entwicklung der Verweildauer in stationären Einrichtungen, Zusammenfassender Forschungsbericht, veröffentlicht im Jahr 2015. 10 Sozialgesetzbuch XI, § 41. 9 Sozialgesetzbuch XI, § 43. 11 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Länger zuhause Leben - Ein Wegweiser für das Wohnen im Alter, 2015. 16 17
Die Pflege älterer Personen in Deutschland Die Pflege älterer Personen in Deutschland Bei Pflegebedarf wird auf ambulante Pflegedienste Pflegebedürftige Personen können sich auch für eine Weitere finanzielle Unterstützungen für zu Hause Privat können Senioren auch selbstverantwortete Wohn- zurückgegriffen. Die Dienste versorgen unter ständiger 24-Stunden-Versorgung entscheiden (siehe Kasten). lebende, pflegebedürftige Personen gemeinschaften gründen. Hier regeln die Bewohner/innen Verantwortung einer ausgebildeten Pflegefachkraft mit eigenverantwortlich ihre Angelegenheiten. Sie wählen Berufserfahrung und Weiterbildung pflegebedürftige 24-Stunden Versorgung/„Care-Migrantinnen“/ Pflegekassen und private Versicherungsunternehmen ihre Pflege- und Unterstützungsleistungen frei aus und Personen in ihren Wohnungen unter anderen mit Live-Ins können unter bestimmten Voraussetzungen Zuschüsse werden nicht durch öffentliche Behörden kontrolliert. folgenden Leistungen: für Maßnahmen zur Verbesserung des individuellen Viele Menschen entscheiden sich für eine 24-Stunden-Ver- Wohnumfelds des Pflegebedürftigen gewähren. Dies kann Neben den klassischen Wohngemeinschaften gibt es auch »» medizinische Behandlungspflege, beispielsweise technische Hilfe betreffen. Pro Maßnahme Hausgemeinschaften, wie Seniorenhausgemeinschaften sorgung. In diesem Fall lebt die betreuende Hilfskraft bei wie Medikamentengabe, in einem Mehrfamilienhaus oder Mehrgenerationshäuser. der zu pflegenden Person und gewährleistet eine intensive stehen maximal 4000 Euro zur Verfügung. Es besteht »» körperbezogene Pflegemaßnahmen, Betreuung rund um die Uhr. Die Hilfskraft übernimmt in weiterhin Anspruch auf Versorgung mit Pflegehilfsmit- »» hauswirtschaftliche Tätigkeiten, der Regel hauswirtschaftliche Tätigkeiten aber auch teln, die die Pflege erleichtern oder Beschwerden lindern »» pflegerische Betreuung, Aufgaben der Pflege. Auch die Begleitung außer Haus wird sollen oder zu einer selbstständigeren Lebensführung 8. PFLEGENDE ANGEHÖRIGE durchgeführt. beitragen. Die Pflegekassen erstatten eine monatliche »» regelmäßige Beratungsbesuche bei Bezug von Das deutsche Pflegesystem kann als ein familienbasiertes Pauschale von bis zu 40 Euro für zum Verbrauch bestimmte Pflegegeld. System betrachtet werden. Pflegende Angehörige sind ein In Deutschland werden oftmals Hilfs- oder Pflegekräfte Hilfsmittel. tragender Teil des Systems und werden als solche rechtlich Begriffsklärungen aus Osteuropa engagiert, weshalb die Begriffe anerkannt. Das SGB XI definiert pflegende Angehörige als „osteuropäische Hilfskräfte“ oder „Care-Migrantinnen“ Personen, die nicht erwerbstätig einen Pflegebedürftigen Bei der medizinischen Behandlungspflege werden medi- verwendet werden. Da es sich zum größten Teil um Frauen 7. WOHN- UND in der häuslichen Umgebung pflegen. Einen eigenständigen zinische Leistungen wie die Medikamentengabe, der handelt, die die älteren Personen betreuen, wird HAUSGEMEINSCHAFTEN Anspruch auf Geldleistungen der Pflegeversicherung Wechsel von Wundpflastern oder Injektionen erbracht. hauptsächlich die weibliche Form benutzt. Die Pflege- haben Angehörige nicht; das Pflegegeld wird an die pflege- Körperbezogene Maßnahmen umfassen im Wesentlichen kassen übernehmen hier allerdings keine Kosten. Pflegebedürftige Personen können sich dafür entscheiden, bedürftige Person gezahlt (siehe Punkt 8.2). Eine Ausnahme Pflegemaßnahmen im Bereich der Körperpflege, in ambulant betreute Wohngemeinschaften zu ziehen. bildet das zehntägige Pflegeunterstützungsgeld, eine Ernährung und Mobilität. Hauswirtschaftliche Tätigkeiten 6.2 Die Pflegesachleistung Hier wohnen mehrere pflegebedürftige Personen Lohnersatzleistung der Pflegeversicherung während einer umfassen Alltagsaufgaben wie Einkaufen, Kochen oder zusammen, die gemeinsam auf ambulante Pflegedienste kurzzeitigen Pflegezeit (§ 44a SGB XI). Zudem zahlt die das Reinigen der Wohnung. Im Bereich der pflegerischen Die Kostenübernahme für körperbezogene Pflegemaßnah zurückgreifen. Die Nutzung der Dienste wird kontrolliert. Pflegeversicherung unter verschiedenen Voraussetzungen, Betreuung werden Beschäftigungen und Begleitungen zu men und pflegerische Betreuungsmaßnahmen, sowie für Die Einzelheiten zu den Wohnformen werden im jeweiligen abhängig vom Pflegegrad und der Einbindung von Pflege- Aktivitäten mitgezählt. Hilfen bei der Haushaltsführung durch die Pflegekassen Landesrecht festgehalten, wie beispielsweise im Wohn-, diensten, Beiträge zur Rentenversicherung für pflegende wird als Pflegesachleistung definiert. Laut § 36 SGB XI Teilhabe- und Pflegegesetz in Baden-Württemberg oder Angehörige. Laut dem statistischen Bundesamt werden von Die ambulanten Pflegedienste müssen, wie stationäre können Pflegebedürftige der Pflegegrade 2 bis 5 eine im Landesgesetz über Wohnformen und Teilhabe (LWTG) 2 860 293 Pflegebedürftigen 1 384 604, und somit fast 50%, Pflegeeinrichtungen, einen Vertrag mit den Pflegekassen häusliche Pflegehilfe erhalten, die pflegerische in Rheinland-Pfalz. Je nach Landesgesetz werden bauliche allein durch pflegende Angehörige versorgt (Stand 2015)17. abgeschlossen haben, um eine Versorgung durchführen zu Maßnahmen und Unterstützungsleistungen zur und organisatorische Aspekte geregelt sowie Anforderun- dürfen. Bundesweit 13 323 zugelassene ambulante Pflege Bewältigung und Gestaltung des alltäglichen Lebens gen an die fachliche Qualifikation der Betreuungskräfte. dienste erbrachten im Jahr 2015 ambulante Leistungen. umfassen. Die Pflegekassen übernehmen die monatlich 8.1 Die Situation der pflegenden Angehörigen in entstehenden Kosten bis zu einer jeweiligen Gesamtsumme Deutschland Sie können sich in einer frei gemeinnützigen, in einer Förderung ambulant betreuter Wohngemeinschaften privaten oder einer öffentlichen Trägerschaft befinden. der Sachleistungsansprüche je nach Pflegegrad15: Die Deutsche Allgemeine Krankenkasse (DAK) veröffent- 65% befanden sich in einer in privaten Trägerschaft. Der »» 689 Euro für Pflegebedürftige des Pflegegrads 2, Einmalig wird aus Mitteln der Pflegeversicherung für die lichte im Jahr 2015 die Studie „Wie pflegt Deutschland?“. Anteil der freigemeinnützigen Träger betrug 33%, während Gründung ambulant betreuter Wohngruppen ein Zuschuss In einer Befragung wurde sichtbar, dass es sich bei die öffentlichen Träger nur 1%-2% repräsentieren12. »» 1 298 Euro für Pflegebedürftige des Pflegegrads 3, von 2 500 Euro pro Person gewährt, der Gesamtbetrag je pflegenden Angehörigen meist um Frauen handelt. Dabei »» 1 612 Euro für Pflegebedürftige des Pflegegrads 4, Wohngruppe ist auf 10 000 Euro beschränkt. Den Pflege kam heraus, dass viele pflegende Angehörige ihre Ar- Bei privaten Pflegediensten wurden im Jahr 2015 pro »» 1 995 Euro für Pflegebedürftige des Pflegegrads 516. bedürftigen in ambulant betreuten Wohngruppen kann beitstätigkeiten ruhen lassen oder verringern müssen. Pflegedienst im Durchschnitt 40 Pflegebedürftige betreut, außerdem ein monatlicher pauschaler Zuschlag von 214 Nur ein Fünftel der Befragten ging einer Vollzeitbeschäfti- insgesamt lag die Anzahl bei 52 Personen pro Pflege- Euro gewährleistet werden, wenn mindestens drei und gung nach. Die Zahlen variieren zwischen den dienst13. In der Tat stieg die Zahl der ambulanten Dienste maximal zwölf Personen zusammenleben, um gemeinsame Bundesländern, doch im Schnitt sind 80% der Angehörigen im Vergleich zu 2013 um 4,5% beziehungsweise 600 Ein- pflegerische Leistungen in Anspruch zu nehmen. Für die zwischen 45 und 70 Jahre alt. Aufgrund der Überlastung richtungen. Die steigende Anzahl der ambulanten Dienste Weiterentwicklung und Förderung neuer Wohnformen stellt werden sie oft selber krank. 55% gaben an, von psychischen und der Beschäftigten belegt die zunehmende Bedeutung die Pflegeversicherung zusätzlich zu den Förderungen für Leiden betroffen zu sein, ein Fünftel bestätigte das dieser Pflegeoption14. ambulant betreuter Wohngemeinschaften 10 Millionen Aufkommen depressiver Episoden. Auch körperliche Euro zur Verfügung. In den Ländern gibt es zum Teil eigene Konsequenzen sind nicht unüblich, 16% beklagen sich Programme, um den Auf- und Ausbau neuer Wohnformen über chronische Rückenschmerzen. Weiterhin leidet das 12 Statistisches Bundesamt, Pflegestatistik – Deutschlandergebnisse, veröffentlicht im Jahr 2015. zu befördern (siehe beispielsweise https://msagd.rlp.de/ private Leben unter der Pflegetätigkeit18. 13 Statistisches Bundesamt, Pflegestatistik 2015, Deutschlandergebnisse. de/unsere-themen/wohnen/). 14 Statistisches Bundesamt, in: https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/Gesundheit/Pflege/PflegeDeutschlandergeb- nisse5224001159004.pdf?__blob=publicationFile. 17 Statistisches Bundesamt, in: https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Gesundheit/Pflege/Pflege.html. 15 Anmerkung: Die Pflegesachleistung decken ebenfalls zusätzlich zu den Leistungssätzen der Pflegekassen die Tages- und Nachtpflege. 18 DAK: Pflege-Report 2015. So pflegt Deutschland. Veröffentlicht durch die DAK-Forschung, 2015. 16 Sozialgesetzbuch XI, § 36. 18 19
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