6 Jahre: Zusammen für die Zukunft lernen - WEGWEISER Die Grundschule im Schuljahr 2020/21 - Begabungslotse
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Impressum 21. überarbeitete Auflage Redaktionsschluss: Dezember 2019 Herausgeber: Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (v.i.S.d.P.) Heinrich-Mann-Allee 107 14473 Potsdam Telefon: 0331 8663521 Internet: mbjs.brandenburg.de E-Mail: pressestelle@mbjs.brandenburg.de Gestaltung: pigurdesign, Potsdam Fotos: Göran Gnaudschun; MBJS: S. 26, 31, 32 Druck: G&S Druck und Medien GmbH
Vorwort Willkommen in der Grundschule! Liebe Eltern, mit der Grundschule startet Ihr Kind ins Schulleben. Brandenburgs Grundschulen haben sich in den letz- Aus dem Kindergartenkind wird ein Schulkind. Das ten Jahren deutlich verändert. Es gibt mehr Ganz- verändert den Familienalltag, denn vieles muss neu tagsschulen, darunter viele mit ergänzenden Betreu- durchdacht, neu organisiert werden. Ab jetzt domi- ungsangeboten. Die Lehrerinnen und Lehrer haben niert mehr und mehr das organisierte Lernen den größeren Gestaltungsspielraum, mit dem sie sich Tagesablauf Ihres Kindes. Natürlich ist es aufgeregt besser auf die individuellen Stärken und Schwächen und freut sich darauf, schon bald richtig lesen, eines Kindes einstellen können. Sie schaffen eine schreiben, rechnen zu können. Lassen Sie sich an- Atmosphäre, die Ihr Kind anspornt. Schließlich ist stecken von der Begeisterung Ihres Kindes und Schule nicht allein Lernort, sondern auch Lebensort bereiten Sie sich gemeinsam auf diesen wichtigen mit Freude und Spaß. Lebensabschnitt vor. Sie, liebe Eltern, haben gewiss viele Fragen. Diese Sie, liebe Eltern, müssen wissen, was Ihr Kind in der Broschüre informiert Sie über den Schulalltag und Schule erwartet. Denn dieser Ort wird für viele Jahre beschreibt, was Ihr Kind dort erwartet. Ich hoffe, die- praktisch sein „zweites Zuhause“ sein. Zu Recht ser Wegweiser hilft Ihnen, Ihr Kind gut informiert in wünschen Sie eine Bildung, die Ihr Kind gut auf das die Grundschule zu begleiten. Sie können immer mit Leben vorbereitet. Das leisten Brandenburgs Schu- dabei sein, denn Sie haben viele Möglichkeiten len. Jedes Kind soll von Anfang an die besten Vo- demokratischer Mitsprache und Mitentscheidung, raussetzungen haben, um später seine Chancen um gemeinsam mit der Lehrerschaft, mit den Schü- verwirklichen zu können – und zwar unabhängig von lerinnen und Schülern einen interessanten Schulall- Herkunft, Geschlecht, Begabungen oder Handicaps. tag zu gestalten. Mit diesem Ziel vermitteln Schulen Werte, entwickeln Fähigkeiten, Kompetenzen und Selbstvertrauen. Ihr Ich wünsche Ihnen einen guten Start, ein gutes Kind erhält hier das nötige Rüstzeug, das ihm nach Gelingen und Ihrer Tochter, Ihrem Sohn eine erfolg- Schulabschluss einen guten Start in Ausbildung und reiche Grundschulzeit. Beruf ermöglicht. Jedes Kind ist unterschiedlich begabt. Jedes Kind lernt anders. Wir haben den Anspruch, diese Vielfalt an Begabungen, an unterschiedlichen Hintergründen als Chance für das gemeinsame Lernen zu nutzen und so zu steuern, dass sie kluge und lebenstüchtige junge Menschen hervorbringt. Gemeinsam lernen sie miteinander und voneinander. Das schafft in be- Britta Ernst sonderem Maße gegenseitiges Verständnis. Ministerin für Bildung, Jugend und Sport 3
Inhalt Seite 5–7: Mein Kind kommt in die Schule Seite 24: Leistung zeigen und Leistung bewerten Von der Kita in die Schule Der Lernentwicklungsbericht Sprachstandsfeststellung und kompensatorische Das Zeugnis mit Noten Sprachförderung im Jahr vor der Einschulung Förderung aller Schülerinnen und Schüler Seite 25–26: Qualitätsuntersuchungen in der Jedes Kind lernt anders Grundschule Die Rolle der Lehrerin und des Lehrers… …und der Eltern Seite 27: Kindgerechter Schulanfang in der Auch in der Grundschule: Eltern haben Rechte Flexiblen Eingangsphase (FLEX) Seite 8–13: Wie lernt mein Kind in der Schule? Seite 28: Die Hausaufgaben Verschiedene Formen des Lernens Lust auf Lesen So könnte ein freundlicher Start in den Tag aus- sehen: der Morgenkreis Seite 29: Kleine Grundschule ganz groß Miteinander lernen Besondere Qualität: jahrgangsübergreifende Klassen Im offenen Unterricht selbst entscheiden Bewährte Hilfsmittel im offenen Unterricht: Tages- Seite 30–31: Ganztagsangebote in der Grund- plan und Wochenplan schule – Kooperation von Schule, Kindertages- Jedes Kind wird gefördert und gefordert betreuung und weiteren Partnern Binnendifferenzierter Unterricht Wie im richtigen Leben – projektorientiertes Ler- Seite 32: Gut aufgehoben in der Kindertagesbe- nen treuung Individuelle Lernstandsanalyse Förderunterricht und individueller Lernplan Seite 33: Schule als Lern- und Lebensort Arbeit mit dem Portfolio: Und was kann noch dazugehören? Fortschritte dokumentieren – Selbsteinschätzung unterstützen Seite 34–35: Wie weiter nach der Grundschule? Begabungsförderung – oder welche Förderung Die weiterführenden Schulformen benötigt mein Kind? Beratungsangebote der Grundschule Und wenn es dennoch Schwierigkeiten gibt? Die Leistungs- und Begabungsklassen Das Feststellungsverfahren und die Förderdiag- nostische Lernbeobachtung (FDL) Seite 36–37: Was sonst noch wichtig ist „Inklusion – Schule für alle“ – die gemeinsame Er- Lernen macht hungrig… ziehung behinderter und nicht behinderter Kinder …und durstig Fördermaßnahmen für Kinder mit besonderen Oft zu schwer: die Schultasche Schwierigkeiten im Lesen, Rechtschreiben oder Keine Angst vor der Schulzahnärztin/dem Schul- Rechnen zahnarzt Für einen sicheren Schulweg… Seite 14–15: Leistungs- und Neigungsdifferenzie- Wenn der Schulweg weit ist… rung in den Jahrgangsstufen 5 und 6 Für den Fall der Fälle – Ihr Kind ist versichert Was sind leistungsdifferenzierte Lerngruppen? Was kosten die Lernmittel? Was sind neigungsdifferenzierte Lerngruppen? Der Umwelt zuliebe... Wenn Sie noch Fragen haben... Seite 16: Was lernt mein Kind in der Schule? Wichtige Hinweise (Literatur) Seite 17–23: Rahmenlehrpläne für das Lernen in Seite 38–39: Was ist eine „gute Schule“? der Grundschule Prüfsteine für pädagogische Konzepte von Deutsch, Sachunterricht, Mathematik, Kunst, Musik, Grundschulen Sport, Fremdsprachen, Naturwissenschaften, Ge- Was gibt es außerdem zu tun? sellschaftswissenschaften, Wirtschaft – Arbeit – Technik, Lebensgestaltung – Ethik – Religionskunde, Seite 40: Adressen der staatlichen Schulämter Religionsunterricht, Humanistischer Lebenskunde- des Landes Brandenburg unterricht 4
Mein Kind kommt in die Schule Von der Kita in die Schule unterbreiten. Die Teilnahme Ihres Kindes an diesem Angebot in der Kita ist verbindlich und ein wichtiger Bestandteil zur Vorbereitung auf die Schuleingangs- Der Übergang von der Kindertagesstätte in die phase. Unterstützen Sie Ihr Kind dabei, indem Sie Grundschule ist für jedes Kind eine neue Erfahrung dafür Sorge tragen, dass es regelmäßig an der und ein großer Schritt. Für Kinder und Eltern beginnt Sprachförderung teilnehmen kann! ein mit Aufregung erwarteter neuer Lebensabschnitt. Die Kitas und Grundschulen arbeiten in dieser Phase Besucht Ihr Kind keine Kita oder wird es in einer Ta- des Übergangs eng zusammen. So wird Ihrem Kind gespflegestelle betreut, können Sie die Erzieherin- ermöglicht, sich allmählich in die neue Situation hi- nen und Erzieher einer nahe gelegenen Einrichtung neinzufinden, denn ein gelungener Übergang trägt ansprechen oder Sie wenden sich direkt an Ihr Ju- wesentlich zu einem guten Start in die Schule bei. gendamt, um Näheres zu erfahren. Um diesen Prozess zu unterstützen, stellt das Land Im Internet finden Sie Informationen zum Programm Brandenburg jeder Grundschule eine zusätzliche zur kompensatorischen Sprachförderung unter Lehrerwochenstunde zur Verfügung. Diese Stunde https://mbjs.brandenburg.de/bildung/allgemeinbil- dient ausschließlich der Förderung der Kooperation dende-schulen/grundschule/vor-der- zwischen der Kita Ihres Kindes und der Schule. Ein einschulung.html. wichtiges Ziel der Kooperation ist, dass die Konzepte der Bildungsförderung anschlussfähiger werden. Deshalb wurde ein gemeinsamer Orientierungsrah- men für die Bildung in Kindertagesbetreuung und Förderung Grundschule (GOrBiKs) entwickelt, der in sechs aller Schülerinnen und Schüler Qualitätsmerkmalen die gemeinsame Bildungsver- antwortung von Kita und Grundschule beim Über- gang der Kinder beschreibt. Was für eine Vielfalt! Jedes Jahr kommen zum Schulbeginn in einer Klasse Kinder zusammen, von Informationen im Internet: denen jedes Kind unterschiedliche Voraussetzungen Gemeinsamer Orientierungsrahmen für Grund- mitbringt. Die Mädchen und Jungen haben bereits schule und Hort (GOrBiKs II) (https://bildungsser- vielfältige Erfahrungen und Entwicklungsstände. So ver.berlin-brandenburg.de/) sind sie von Natur aus neugierig und wollen heraus- Gemeinsamer Orientierungsrahmen für die Bil- finden, wozu sie in der Lage sind. dung in Kindertagesbetreuung und Grundschule Aber es gibt auch viele Unterschiede: Während die (bildungsserver.berlin-brandenburg.de) einen aus eigenem Antrieb heraus und mit viel Lust lernen, gibt es andere, die sich einfach nicht so viel zutrauen – diese Kinder müssen ermutigt werden. Es kommt für einen gelungenen Schulbeginn darauf Sprachstandsfeststellung und an, dass die Lernumgebung den Bedürfnissen der kompensatorische Sprachförderung Kinder entspricht: Freundlich und anregend zugleich im Jahr vor der Einschulung muss diese gestaltet sein. Vom ersten Tag in der Kindertagesbetreuung stehen So wird es schon bald gelingen, die Freude am Ler- die Erweiterung der Bildungsanregungen und die nen bei allen Kindern zu fördern. Spaß an der Schule Schaffung einer sprachförderlichen Umgebung im gibt es vor allem dann, wenn Anstrengungen zum Er- Zentrum des Auftrags. Eine altersgemäße Sprach- folg führen, mit Lob nicht gespart wird und schon entwicklung ist aber von grundlegender Bedeutung bald Regeln und Rituale des Zusammenlebens für den Schulstart und den weiteren Bildungsweg jedem Kind deutlich machen, worauf es sich auf Ihres Kindes. Das Land Brandenburg hat daher eine jeden Fall verlassen kann. verpflichtende Sprachstandsfeststellung und Sprach- förderung für alle Kinder im Jahr vor der Einschulung Unterstützend hierbei wirkt, dass Sie und die Kinder in den Kindertagesstätten eingeführt. in den Jahrgangsstufen 1 und 2 eine schriftliche In- Werden bei dieser Sprachstandsfeststellung Auffäl- formation zur Lernentwicklung erhalten. Im Rahmen ligkeiten oder ein Förderbedarf festgestellt, so wird von Lernentwicklungsgesprächen wird Ihnen die Ent- die Kita Ihrem Kind ein Angebot zur Sprachförderung wicklung Ihres Kindes durch die Klassenlehrkraft 5
standardbezogen und indikatorengestützt zurück ge- einzelnen Kindes zu berücksichtigen. meldet. Dies ermöglicht Ihnen und Ihrem Kind, sich Sie bieten zunehmend verschiedene Lernformen an, einen genaueren Eindruck über den tatsächlichen die von Einzelarbeit über Gruppenarbeit bis hin zu Leistungsstand in den einzelnen Kompetenzberei- Phasen des Frontalunterrichts reichen. chen der Fächer zu verschaffen. Und auch die Formen der Aneignung von Wissen Nur durch eine enge Zusamemnarbeit zwischen El- spannen einen weiten Bogen vom Spiel, von der ge- ternhaus und Schule wird es gelingen, dass Ihr Kind meinsamen Erkundung außerhalb der Schule über seine Kompetenzen voll ausschöpfen kann. das naturwissenschaftliche Experiment hin zum Üben und Wiederholen. Jedes Kind lernt anders Die Rolle der Lehrerin und des Lehrers ... Bei allem, was Ihr Kind bislang gelernt hat, ging es „Sie sollen zuhören“ wünschen sich viele Kinder mit seinen besonderen Weg, entwickelte seine altersge- Blick auf ihre Lehrerinnen und Lehrer. Dahinter steckt rechte und persönliche „Lernstrategie“. die Zuversicht der Kinder, dass sie den Mal gehen die Kinder beim Lernen gleich vor, mal Erwachsenen vertrauen können, ebenso wie ihnen ganz anders. Während ein Kind die Aufgaben gründ- selbst vertraut wird. Sie wünschen sich Bezugsperso- lich erledigt, hüpft das andere ungeduldig von einem nen, die ihre Geheimnisse nicht verraten, ihnen Zu- Thema zum nächsten. Dort ist ein Kind völlig versun- spruch zuteilwerden lassen und sie in ihren Fähigkei- ken und konzentriert mit der Aufgabe beschäftigt, ten bestärken, die eigenen Probleme selbstständig zu das andere hat Schwierigkeiten, ausdauernd am lösen. Stabile und verlässliche Beziehungen, in denen Thema zu arbeiten. Eines traut sich alles zu, das an- es Freiraum, aber auch Grenzen gibt, sind wichtig. dere verzagt schnell. Das eine Kind braucht mehr Partnerinnen und Partner von Kindern zu sein Zeit zum Lernen, das andere weniger. Und jedes bedeutet aber nicht, sich ihnen anzupassen und den Kind hat – je nach seiner augenblicklichen Verfas- Erwachsenenstatus aufzugeben. Vielmehr geht es sung – Leistungsschwankungen. darum, sich mit dem Wissen und den Erfahrungen Um alle Kinder bestmöglich fördern zu können, sind eines Erwachsenen in die Kinder hineinzuversetzen, die Lehrkräfte bemüht, jedes Einzelne in seiner Ge- Gesprächsbereitschaft zu signalisieren, Normen und samtpersönlichkeit zu sehen und zu verstehen. Im Werte zu vermitteln, auch Grenzen zu ziehen und Unterricht versuchen die Lehrkräfte, das Lerntempo, zuzulassen, dass sich die Kinder auch an den die Belastbarkeit und zugleich das Interesse jedes Erwachsenen „reiben“. 6
... und der Eltern abredungen zwischen Elternhaus, Schule und Hort, auch unter Einbeziehung der Kinder, zu treffen. In einer Reihe von Schulen wurden auch Erziehungs- Am wichtigsten für Ihr Kind sind natürlich Sie, die El- vereinbarungen getroffen. Verabredungen und Ver- tern. Mit der Einschulung kommen als neue Bezugs- einbarungen werden von den Beteiligten eher einge- personen Lehrerinnen und Lehrer hinzu, insbeson- halten, wenn sie gemeinsam erarbeitet worden sind. dere die Klassenlehrerin oder der Klassenlehrer. Kin- Sie können sich zum Beispiel auf einen fairen Um- der leben sich schneller und besser in der Schule gang miteinander oder das gegenseitige Helfen, ein, wenn sie von den Eltern ermutigt und unterstützt aber auch auf das regelmäßige Erledigen der Haus- werden. Sie können sehr genau beobachten, wie aufgaben oder das Mitbringen der notwendigen Ar- ihre Eltern zu den Lehrerinnen und Lehrern und der beitsutensilien beziehen. Schule überhaupt stehen. Und sie orientieren sich daran. Deshalb hängt erfolgreiches Lernen auch Wichtig ist aber vor allem, dass Sie das Vertrauen davon ab, dass Sie gegenüber Ihrem Kind Schule, Ihres Kindes haben, dass es sich mit seinen Eindrü- Bildung und Erziehung unterstützen und für die cken und Problemen an Sie wenden kann und Sie Schulzeit als prioritäres Element im Leben ansehen. ihm als starker Partner zur Seite stehen. Eine gute partnerschaftliche Zusammenarbeit zwi- schen Ihnen und den Lehrerinnen und Lehrern ist ein wichtiger Grundstein für die schulische Entwicklung Auch in der Grundschule: Ihres Kindes. Sie freuen sich, wenn sich die Eltern haben Rechte Eltern für die Schule interessieren und sich dort ein- bringen. Die Eltern wiederum erleben auf diese Weise hautnah, wie sich das Leben in der Schule ge- Im Gespräch können Sorgen und Probleme schon staltet, in der ihr Kind einen wichtigen Teil seines täg- sehr bald erkannt werden. Gute Gelegenheiten hier- lichen Lebens verbringt. für ergeben sich an Elternsprechtagen, die von der Schule angeboten und rechtzeitig bekannt gegeben Deshalb ist es von Vorteil für alle – Kinder, Eltern und werden. Aber auch darüber hinaus sind die Lehrerin- Schule – wenn Sie die Möglichkeiten zur Mitgestal- nen und Lehrer natürlich jederzeit gern bereit, mit tung des Schulalltags nutzen. Das kann im Unterricht Ihnen zu sprechen und gemeinsames Handeln zu und in der Freizeit sein: sei es die Mitarbeit in einzel- verabreden. Zu Fragen der Lernentwicklung und des nen Phasen des Unterrichts, die Unterstützung der Leistungsstandes haben die Eltern Anspruch auf in- Lehrerin bzw. des Lehrers im Rahmen des projekt- dividuelle Information und Beratung. orientierten Arbeitens, auch die Mitwirkung bei Un- terrichtsvorhaben an Lernorten außerhalb der Schu- In der Schule haben Sie als Eltern – ebenso wie die le, zum Beispiel die Begleitung bei Exkursionen oder Schülerinnen und Schüler – weitreichende Rechte. Schulfahrten, die Beteiligung bei Festen und Veran- Dies sind Informations-, Mitwirkungs- und Beteili- staltungen in der Schule oder die Betreuung von au- gungsrechte. Nach Absprache mit der Lehrerin oder ßerunterrichtlichen Angeboten. dem Lehrer können Sie zum Beispiel den Unterricht beobachten, um einen besseren Einblick in den Elternhaus und Schule ziehen an einem Strang und Schulalltag Ihres Kindes zu erhalten. Sie können ergänzen sich zugleich. Dabei darf der Hort – in den aber auch an der Gestaltung des schulischen Le- viele der Grundschülerinnen und Grundschüler bens teilnehmen, indem Sie die Lehrkräfte bei der gehen – nicht als losgelöste Institution betrachtet Vorbereitung und Durchführung besonderer Lernvor- werden. Die Horterzieherinnen und Erzieher, Sie und haben unterstützen. die Lehrkräfte wollen die bestmögliche Förderung des einzelnen Kindes. Deshalb ist es gut, wenn sich In der Elternversammlung jeder Klasse wählen Sie die Partner über die Ziele und Methoden der Erzie- für die Wahrnehmung Ihrer Rechte zwei Elternspre- hung und Bildung des Kindes verständigen. Wichtig cherinnen oder Elternsprecher, die dann jeweils die ist, miteinander in Kontakt zu sein: sei es, beim El- Elternversammlung einberufen und zugleich Mitglie- ternabend die Themen anzusprechen, die die Eltern der in der Elternkonferenz sind. Ein Teil der Mitglie- beschäftigen, oder sei es, die Möglichkeiten des Ein- der dieser Elternkonferenz vertritt alle Eltern der zelgesprächs mit der Lehrerin/dem Lehrer bzw. der Schule in der Schulkonferenz. Hier werden wichtige Erzieherin oder dem Erzieher zu nutzen. So können Beschlüsse für die Schule getroffen – unter anderem sich Eltern und Schule und Hort unkompliziert und auch über die Grundsätze der Zusammenarbeit von kurzfristig über Fragen und Probleme informieren. Eltern, Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften und dem sonstigen pädagogischen Personal der Immer wieder hat es sich als sinnvoll erwiesen, Ver- Schule. 7
Wie lernt mein Kind in der Schule? Verschiedene Formen des Lernens Arbeitshefte, Lernkarteien, selbst gefertigte Bücher und Bilder, Fotos, Overheadprojektor, digitale End- geräte, das interaktive Whiteboard, Videos und Sicher können Sie sich vorstellen, dass es keine DVDs. Mit allen Kindern zusammen erarbeitet die leichte Aufgabe für die Lehrerinnen und Lehrer ist, Lehrerin oder der Lehrer zum Beispiel, wie ein be- den weiten Bogen verschiedener Lernformen zu stimmter Buchstabe geschrieben und gesprochen spannen und dabei die Balance zu finden zwischen wird oder wie mehrere Zahlen zusammengezählt Offenheit des Lernens auf der einen und Strukturiert- werden. Das Lernen in der Klasse fordert von den heit des Lernens auf der anderen Seite. Auch müs- Kindern hohe Konzentration, Aufmerksamkeit und sen sie den Entwicklungsstand der einzelnen Kinder Einhaltung von Regeln. und das hier oder dort vorhandene Bedürfnis nach besonderer Unterstützung beachten. Was heißt das im Schulalltag? Im offenen Unterricht Nach dem Schulanfang ist es zunächst wichtig, die selbst entscheiden Freude der Kinder am Lernen zu erhalten oder zu wecken. Zu diesem Zeitpunkt lernen die meisten Kin- Im Wechsel mit dem Klassenunterricht findet auch der am liebsten im Spiel, sie wollen ihre Umwelt er- offener Unterricht, zum Beispiel Freiarbeit, statt: Hier kunden und ihre Fähigkeiten erproben. Im Spiel ma- bearbeitet jedes Kind Aufgaben aus einem Angebot chen Anstrengung und Konzentration Spaß – und von Lernmöglichkeiten und bestimmt dabei sein Ar- diese Freude greift die Schule auf. Die Lehrkräfte beitstempo selbst. Es werden verschiedene Themen müssen aber auch sehr darauf achten, dass die Kin- und darunter wieder unterschiedliche Aufgabenstel- der ihre Umwelt aktiv mitgestalten können sowie Ver- lungen durch die Lehrkraft vorgeschlagen, und dann lässlichkeit in den Beziehungen und bei wiederkeh- entscheiden die Kinder selbst, welche Aufgabe sie renden Abläufen erleben. So werden sie sich rasch allein oder zusammen mit anderen lösen wollen. So mit ihrer Schule als Lern- und Lebensort identifizie- lernen sie, in kleinen Gruppen zu arbeiten, nach Lö- ren. sungswegen zu suchen, ihre Vorschläge zu begrün- den, anderen zuzuhören und zu helfen oder sich Zunehmend machen dann die Lehrerinnen und Leh- selbst helfen zu lassen. Das selbst erarbeitete Wis- rer die Kinder mit weiteren Lernformen vertraut, füh- sen wird in der Regel besser verinnerlicht als aus- ren sie an strukturiertere Formen des Lernens, an wendig gelernter Stoff. das systematische, zielgerichtete und selbstständige Die Lehrkräfte beobachten und begleiten die Grup- Arbeiten heran. Schließlich spiegeln sich im Wechsel pe, erkennen so rechtzeitig, wer sorgfältig und der verschiedenen Lernformen jene Offenheit und selbstständig arbeitet, wer sich eher verzettelt oder Struktur, die die Kinder sowohl in den späteren wer sich gar zu drücken versucht. Wo nötig, wird ge- Schuljahren als auch im Berufsleben immer wieder holfen. Nach und nach kann die Lehrerin oder der antreffen werden. Es ist wichtig, dass im Unterricht Lehrer auf jedes Kind eingehen, noch einmal die Zu- viele unterschiedliche Wege des Lernens angeboten sammenhänge erklären und mit dem Kind üben – werden, denn so ist gewährleistet, dass der Lernstoff oder auch schnell lernenden Kindern andere Aufga- von allen Kindern verarbeitet und gespeichert wird. ben geben, damit diese ausreichend gefordert sind und nicht das Interesse am Unterricht verlieren. Die verschiedenen Lernmuster der Schülerinnen und Schüler werden so stärker berücksichtigt, die Aufga- Miteinander lernen ben werden individualisiert und differenziert. Nicht alles kann von Kindern selbst entdeckt und er- Bewährte Hilfsmittel im offenen arbeitet werden. Vieles sollte durch eine Lehrerin Unterricht: Tagesplan und Wochenplan oder einen Lehrer in einem gemeinsamen Klassen- gespräch erklärt und erläutert werden. Häufig wird Sowohl für die Lehrkräfte als auch für die Kinder sind mit der Tafel gearbeitet, manches wieder lässt sich Tages- und Wochenpläne wichtige Hilfsmittel für die besser an einem mitgebrachten Gegenstand veran- Organisation, Planung und Überprüfung im Unter- schaulichen. Und oft kommen unterschiedliche Me- richt. Man könnte fast sagen, dass beide – die Kinder dien und Technik zum Einsatz: die Schulbücher und und die Lehrkräfte – einen „Lernvertrag“ eingehen, 8
der verbindliche und offene Lernangebote enthält. Planung und Gestaltung des Unterrichts muss der Was habe ich schon erledigt, und welche Aufgaben Einzigartigkeit des Kindes konsequent Rechnung ge- warten noch auf mich? Womit hatte ich Schwierig- tragen werden. Durch Lernangebote, die sowohl von keiten, und wo ging mir die Lösung einer Aufgabe der Aufgabenstellung als auch von der Unterrichts- ganz leicht von der Hand? Mit seinem Tages- und organisation her dem jeweiligen Kind angepasst Wochenplan für den offenen Unterricht behält jedes sind, soll es optimal gefördert und gefordert werden. Kind den Überblick. Es erhält Arbeitspläne, die auf Welche Leistungen, Begabungen und Neigungen seine Fähigkeiten zugeschnitten sind. Somit wird zeichnen das Kind während des Lernens und Arbei- also weder unterfordert noch überfordert, die gestell- tens und im Verhalten innerhalb der Gruppe aus, und ten Aufgaben sind erreichbar. wo gibt es noch etwas zu verbessern? Unterstützen Sie Ihr Kind bei der Bewältigung der In den durch die Lehrkräfte gestalteten individuellen Aufgaben durch Ermutigungen, jedoch lassen Sie Ihr Aufgabenstellungen steckt jeweils die Antwort. Kind die Aufgaben selbstständig erledigen. Binnendifferenzierter Unterricht Jedes Kind wird gefördert und gefordert Im binnendifferenzierten Unterricht arbeiten die Kin- Die alltägliche Unterrichtspraxis bestätigt immer wie- der zu einem Thema parallel an unterschiedlichen der, dass es die „durchschnittliche“ Schülerin / den Aufgaben bzw. in unterschiedlichen Gruppenzusam- „durchschnittlichen“ Schüler nicht wirklich gibt. Es mensetzungen. Ein Teil der Klasse wird zum Beispiel kommt darauf an, die individuellen Lernprozesse der von der Lehrerin in einem Extra-Raum zusammen- Kinder zu unterstützen. Die Psychologie des Lernens gefasst, wo sie bereits bearbeitete Unterrichtsinhalte unterstreicht, dass es sich beim Lernen stets um noch einmal erläutert und vertieft. Währenddessen einen individuellen Prozess handelt, der nur indivi- sind die anderen Kinder damit beschäftigt, zum glei- duell gefördert und gesteuert werden kann. Individu- chen Unterrichtsinhalt selbstständig Aufgaben zu elle Förderung muss demnach als Auftrag für alle lösen, die vom Schwierigkeitsgrad her auf sie abge- Lehrerinnen und Lehrer angesehen werden. Bei der stimmt sind. Diese Aufgaben bearbeiten sie entwe- 9
der allein oder mit anderen zusammen. Die Lehrkräf- Leistungsbewertung oder zur Zuordnung von Kin- te müssen den binnendifferenzierten Unterricht dern in Leistungsgruppen eingesetzt. Die erhobenen „mehrgleisig“ planen und hierfür genau den Leis- Erkenntnisse werden ausschließlich von der Lehr- tungsstand, die Arbeitsweise und das Lerntempo kraft zur besseren Planung von Unterricht und För- jedes einzelnen Kindes kennen. derung genutzt. Informationen im Internet: Individuelle Lernstandsanalyse (ILeA) Wie im richtigen Leben – (https://mbjs.brandenburg.de/bildung/gute- projektorientiertes Lernen schule/lernstand-und-leistungsvergleiche.html) Besonders einprägsam sind Unterrichtsprojekte, in denen die Kinder lernen, das Vorhaben selbst zu pla- nen, durchzuführen, auszuwerten und auf Probleme Förderunterricht und zu reagieren. Dieses praktische Arbeiten geht vor- individueller Lernplan zugsweise über mehrere Tage und soll den Kindern für ein Thema neue Blickwinkel eröffnen. In Arbeits- Es ist Aufgabe aller Schulen, jede Schülerin und gruppen wird das – meist von den Kindern und der jeden Schüler individuell zu fördern. Schülerinnen Lehrkraft gemeinsam ausgewählte – Thema von ver- und Schüler mit besonderen Begabungen, sozial schiedenen Seiten bearbeitet. benachteiligte Schülerinnen und Schüler sowie Schülerinnen und Schüler mit Behinderungen sind Oft werden Projektergebnisse auch durch Ausstel- besonders zu fördern.“ (§ 3 Abs. 1 Satz 3 und 4 lungen oder Zeitungsartikel bekannt gemacht und Brandenburgisches Schulgesetz) der ganzen Schule sowie interessierten Menschen, zum Beispiel Ihnen, vorgestellt. Guter Unterricht in der Grundschule ist fördernder Unterricht und jede Lehrerin und jeder Lehrer sind verantwortlich für die Unterstützung der individuellen Lernentwicklung eines jeden Kindes. Individuelle Lernstandsanalyse Mit unterschiedlichen Unterrichtskonzepten und di- daktischen Verfahren fördern die Lehrkräfte ihre Seit dem Schuljahr 2005/2006 führen die Lehrerin- Schülerinnen und Schüler. Es geht also nicht darum, nen und Lehrer Individuelle Lernstandsanalysen ob die Schule bestimmte Schülerinnen und Schüler (ILeA) durch. Die Individuelle Lernstandsanalyse mit besonderen Ansprüchen besonders fördern verfolgt das Ziel, durch die Erfassung der Lernaus- muss, es geht um die Frage, wie dies geschehen gangslage die optimale Förderung jedes Kindes zu soll. Jedes Kind benötigt individuelle Förderung im erreichen. Des Weiteren soll sie dazu beitragen, binnendifferenzierten Unterricht, um seine Kompe- dass Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens, tenzen und seine Persönlichkeit zu entwickeln. Schreibens und Rechnens (LRS und Rechen- schwäche) so rechtzeitig erkannt werden und Hilfen Es muss ein enges Förderkonzept überwunden wer- frühzeitig greifen können. Die Individuelle Lern- den, das sich vorrangig auf Defizite und eine ent- standsanalyse soll auch helfen, Kinder zu erken- sprechende Kompensation bezieht. Neben der För- nen, die bereits überdurchschnittliche Kenntnisse derung im Klassenunterricht besteht für einzelne Kin- im Lesen, Schreiben und Rechnen in der Schule der die Möglichkeit, zusätzlichen Förderunterricht zu zeigen. besuchen. Dabei sind folgende Prinzipien leitend: Hier ist zunächst ein individueller Lernplan aufzustel- Prinzip Anerkennung – jedes Kind soll im Unterricht len, aus dem hervorgeht, wie die Lernausgangslage erleben, dass es kompetent und liebenswert ist. des Kindes ist, in welchem Umfang und in welchen Prinzip Pädagogische Diagnostik – Lernstände Fächern besonderer Förderbedarf besteht. Später von Kindern werden analysiert, um den Unterricht muss geprüft werden, welcher Entwicklungsstand je- zu verbessern. weils erreicht wurde und mit welchen Ergebnissen die Förderung stattfand. Die Individuelle Lernstandsanalyse wird nicht zur 10
Arbeit mit dem Portfolio: Identifizierung und Förderung von Schülerinnen und Fortschritte dokumentieren – Schülern mit besonderen Begabungen ab der Jahr- Selbsteinschätzung unterstützen gangsstufe 1. Mit Beginn des Schuljahres 2008/2009 erstellen die Schülerinnen und Schüler ab der Jahrgangsstufe 1 eine Lernentwicklungsdokumentation (Portfolio). Das Und wenn es dennoch Schwierigkeiten Festhalten der einzelnen Entwicklungsschritte (Lern- gibt? prozesse und Lernergebnisse) ist eine wesentliche Grundlage dafür, dass Ihr Kind an der richtigen Stelle Alle regelmäßig in der Klasse unterrichtenden Lehr- eine entsprechende Förderung erfährt. Sie kennen kräfte und das regelmäßig in der Klasse tätige sons- dieses Instrument bereits aus der Kindertagesstätte, tige pädagogische Personal bilden die Klassenkon- in der die Erzieherin oder der Erzieher die Grenzstei- ferenz. Die Klassenkonferenz berät und beschließt ne der Entwicklung dokumentiert hat. Die Klassen- über alle Fragen der Unterrichts- und Erziehungsar- lehrkraft wird gemeinsam mit der Schülerin oder dem beit in der Klasse. Schüler diese Entwicklungsschritte dokumentieren, kommentieren und mit Ihrem Kind und mit Ihnen aus- Die Sprecherinnen und Sprecher der Eltern sowie werten. So haben Sie als Eltern täglich einen Über- der Schülerinnen und Schüler ab der Jahrgangsstufe blick, welche Lernfortschritte zu verzeichnen sind 4 nehmen beratend an der Klassenkonferenz teil. und welche Fördermaßnahmen von der Schule an- Hier wird besprochen, wie es weitergehen kann, gedacht werden, um Stärken zu verstärken und wenn ein Kind trotz spezieller Förderung nicht erfolg- Schwächen abzubauen. reich lernt. Es kann sein, dass die Schule dann den Eltern die Wiederholung der Jahrgangsstufe emp- fiehlt. Auch Eltern können den Antrag auf Wiederho- lung stellen, wenn sie einschätzen, dass dies ihrem Begabtenförderung – oder welche Kind zugutekommt. Förderung benötigt mein Kind? Bitte denken Sie daran, dass bereits weit im Vorfeld solcher Entscheidungen einiges getan werden kann, Eine besondere Begabung eröffnet einen Weg, der um Ihr Kind bei seinem schulischen Erfolg zu unter- durch die Schule und durch Sie erkannt werden stützen. Schulpsychologinnen und Schulpsycholo- muss und den man gehen kann. Wichtig ist, dass gen, die in den staatlichen Schulämtern zu erreichen Begabungsförderung von Beginn an entsprechend sind, bieten Hilfe und Unterstützung. Darüber hinaus dem individuellen Begabungsprofil jedes einzelnen beraten Lehrkräfte der Sonderpädagogischen För- Kindes zielgerichtet erfolgt. Hierzu nahm im Land der- und Beratungsstellen (SpFB) Eltern und unter- Brandenburg an jedem staatlichen Schulamt ein stützen Kinder und Lehrkräfte in unterschiedlicher Stützpunkt der Begabungsförderung seine Arbeit auf Weise. Sollte im Einzelfall die Vermutung bestehen, und arbeitet dabei eng mit einer oder zwei ausge- dass darüber hinaus sonderpädagogischer Förder- wählten Schulen des Schulamtsbereiches zusam- bedarf besteht, kann ein Antrag auf ein Feststel- men. Es handelt sich dabei um folgende Schulen: lungsverfahren bei Ihrem zuständigen staatlichen Humboldt-Gymnasium Potsdam, Schulamt gestellt werden. Grundschule „Am Priesterweg” Potsdam, Humboldt-Gymnasium Eichwalde, Friedrich-Gymnasium Luckenwalde, Emil-Fischer-Gymnasium Schwarzheide, Das Feststellungsverfahren und die C.-F.-Gauß-Gymnasium Frankfurt (Oder), Förderdiagnostische Lernbeobachtung Einstein-Gymnasium Angermünde, (FDL) A.-v.-Humboldt-Gymnasium Eberswalde, Strittmatter-Gymnasium Gransee, Kinder kommen mit verschiedensten Lernvorausset- Marie-Curie-Gymnasium Wittenberge. zungen in die Schule. Die unterschiedlichen Lernan- gebote in den ersten Lebensjahren und die individu- Die Stützpunkte der Begabungsförderung in den je- ellen geistigen und körperlichen Entwicklungsstände weiligen Regionen unterbreiten den Eltern, Schülerin- der Kinder haben entscheidenden Einfluss auf die nen und Schülern sowie Lehrkräften Informations-, Voraussetzungen für schulisches Lernen. Beratungs- und Fortbildungsangebote zu Fragen der Kinder mit geistiger, körperlicher oder Sinnesbehin- 11
derung befinden sich meist frühzeitig in heilpädago- gogischen Förderbedarf. Gemeinsam mit den Eltern gischer und therapeutischer Betreuung. Vor Schul- wird nun über den weiteren Bildungsweg entschie- eintritt können die Eltern über einen Antrag auf Fest- den. stellung eines sonderpädagogischen Förderbedarfs prüfen lassen, welche Voraussetzungen erforderlich Weitere Informationen zur sonderpädagogischen sind, um den gemeinsamen Unterricht an der zu- Förderung und zum Feststellungsverfahren erhalten ständigen Grundschule, einer anderen Grundschule Sie bei Ihrer zuständigen Schule, der Sonderpäda- bzw. an einer entsprechenden Förderschule erfolg- gogischen Förder- und Beratungsstelle oder Ihrem reich zu ermöglichen. zuständigen Staatlichen Schulamt. Wenn Eltern oder Lehrkräfte bei bereits eingeschul- ten Kindern zusätzlichen Unterstützungsbedarf im Lernen, im Verhalten oder in der Sprache erkennen, stehen den Lehrkräften an der Grundschule zu- „Gemeinsames Lernen“ – die gemein- nächst verschiedene Instrumente und Möglichkeiten same Bildung und Erziehung behinderter für eine erweiterte individuelle Förderung zur Verfü- und nicht behinderter Kinder gung, wie die individuelle Lernstandsanalyse und der individuelle Lernplan oder zusätzlicher Förderunter- Grundschulen sollen möglichst für alle Kinder ein richt. An vielen Grundschulen gehören sonderpäda- wohnungsnahes, schulisches Angebot vorhalten. gogisch qualifizierte Fachkräfte zum Kollegium oder Seitdem die „UN-Konvention über die Rechte von kommen regelmäßig dorthin. Zu ihren Aufgaben ge- Menschen mit Behinderung“ 2009 in der Bundesre- hört neben der sonderpädagogischen Förderung publik in Kraft getreten ist, wird ebenso im Land auch die Beratung der Grundschullehrkräfte und der Brandenburg viel über Inklusion oder inklusive Schu- Eltern zu schulischen und häuslichen Fördermöglich- len gesprochen. keiten. Im Ergebnis dieser zusätzlichen Förderung oder Beratung kann ein Antrag auf Durchführung Was bedeutet das für die Grundschule? eines sonderpädagogischen Feststellungsverfah- rens gestellt werden. Nach Einleitung dieses Verfah- Bereits seit den 90er-Jahren gibt es im Land Bran- rens erfolgt die förderdiagnostische Lernbeobach- denburg zunehmend Angebote der individuellen tung (FDL) innerhalb der Grundschulklasse in enger schulischen Integration in wohnortnahen Grund- Zusammenarbeit der Klassenlehrkraft mit der son- schulen. Durch die Schaffung angemessener perso- derpädagogisch qualifizierten Lehrkraft. In dieser neller, räumlicher und sächlicher Voraussetzungen Phase findet eine noch gezieltere Förderung und re- können Kinder mit einer Behinderung bereits jetzt gelmäßige begleitende Diagnostik mit dem Ziel statt, auf Wunsch der Eltern in einer Klasse gemeinsam das mögliche Eintreten eines sonderpädagogischen mit Kindern ohne besonderen Unterstützungsbedarf Förderbedarfes zu vermeiden. Sollten auch diese lernen. Im gemeinsamen Unterricht lernen alle Maßnahmen keinen hinreichenden Erfolg zeigen, er- durch das tägliche Zusammensein miteinander und folgt auf der Grundlage landesweit verbindlich fest- voneinander. Es geht nicht allein um Hilfsbereit- gelegter Standards spätestens nach einem Jahr die schaft, Behutsamkeit und Rücksichtnahme der Kin- abschließende Feststellung über einen sonderpäda- der ohne Behinderung gegenüber ihren Mitschüle- 12
rinnen und Mitschülern mit einer Behinderung. Alle Fördermaßnahmen für Kinder Schülerinnen und Schüler profitieren davon in ihrer mit besonderen Schwierigkeiten im schulischen Leistungsentwicklung: Zusätzliche son- Lesen, Rechtschreiben oder Rechnen derpädagogisch qualifizierte Lehrkräfte unterrichten regelmäßig gemeinsam mit den Grundschullehrkräf- Es ist Aufgabe der Grundschule, allen Schülerinnen ten eine Klasse und gehen auf die individuellen Vo- und Schülern das Lesen, Rechtschreiben und Rech- raussetzungen aller Schülerinnen und Schüler ein. nen zu vermitteln. Dies gilt auch für die Schülerinnen Viele Kinder mit sonderpädagogischem Förderbe- und Schüler, die beim Erwerb dieser Kulturtechniken darf im Land Brandenburg besuchen bereits jetzt kurz- oder langfristig Probleme haben. eine Grundschulklasse in Wohnortnähe. Die Grundschulverordnung und die Verordnung über Eine inklusive Schule im Sinne der UN-Konvention die Förderung von Schülerinnen und Schüler mit be- ist eine Schule, die alle Kinder aufnehmen kann und sonderen Schwierigkeiten im Lesen und Recht- dafür auch über die wesentlichen pädagogischen schreiben oder im Rechnen (vom 17.08.2017) ent- sowie personellen, räumlichen und sächlichen halten Festlegungen zur Förderung, wobei vorgese- Voraussetzungen verfügt. Für Schulen mit vielen Er- hen ist, dass diese Förderung vorrangig im Rahmen fahrungen im gemeinsamen Unterricht ist die Wei- eines binnendifferenzierten Unterrichts erfolgen soll. terentwicklung zu einer inklusiven Schule meist nur noch ein kleiner Schritt, für andere Schulen bedeutet Nur wenn dies nicht ausreicht, können weitere zu- dies eine größere Herausforderung. sätzliche Lernangebote im Förderunterricht oder als spezielle Förderung in Förderkursen angeboten wer- Dafür sollen an allen Schulen die erforderlichen Vo- den. Verantwortlich für die Festlegung des Förder- raussetzungen geschaffen werden. Als ein erster bedarfs und die Koordinierung der zusätzlichen För- Schritt in diese Richtung wurde in den Schuljahren derung ist die Klassenlehrkraft. 2012/2013 bis 2014/2015 das landesweite Pilotpro- jekt „Inklusive Grundschule“ durchgeführt. Ein Ziel in In Einzelfällen kann gemäß Grundschulverordnung diesem Pilotprojekt war es, alle Kinder mit einem be- für die Schülerinnen und Schüler mit besonderen sonderen Unterstützungsbedarf im Lernen, in der Schwierigkeiten im Lesen, Rechtschreiben und emotionalen und sozialen Entwicklung sowie in der Rechnen auf Beschluss der Klassenkonferenz und sprachlichen Entwicklung an diesen Schulen aufzu- mit Zustimmung der Eltern für einen begrenzten Zeit- nehmen. Dazu haben die Schulen inklusionspäda- raum für einzelne Fächer und Lernbereiche die gogische Konzepte entwickelt und eine zusätzliche schriftliche Information zur Lernentwicklung anstelle personelle Ausstattung erhalten. der Noten treten. Die Elternbroschüren „Lese-Recht- Seit dem Schuljahr 2017/2018 erweitert sich die An- schreib-Schwierigkeiten und Fördermaßnahmen im zahl der "Schulen für Gemeinsames Lernen" stetig. Land Brandenburg“ und „Besondere Schwierigkeiten Das Land hat das Ziel, alle Grund-, Ober- und Ge- beim Erlernen des Rechnens und Fördermaßnah- samtschulen als „Schulen für gemeinsames Lernen“ men im Land Brandenburg“ unterstützen Rat su- zu gestalten (vgl. Landeskonzept „Gemeinsames chende Eltern. Lernen in der Schule“, Dez. 2016). Informationen im Internet: Informationen im Internet: Lese- Rechtschreib- Rechnen-Schwierigkeit „Schule für gemeinsames Lernen“ (mbjs.branden- (mbjs.brandenburg.de) burg.de) Broschüre „Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten“ (mbjs.brandenburg.de) Hortbetreuung von Kindern mit Behinderungen Broschüre „Besondere Schwierigkeiten beim Er- lernen des Rechnens“ (mbjs.brandenburg.de) Für die Hortbetreuung von Kindern mit Handicaps Verordnung über die Förderung von Schülerinnen wurde im Jahr 2014 gemeinsam mit dem Sozialmi- und Schülern mit besonderen Schwierigkeiten im nisterium eine wichtige Regelung verabschiedet, Lesen und Rechtschreiben oder im Rechnen nach der das Land und die Kommunen die zusätzli- (Lesen-Rechtschreiben-Rechnen Verordnung - chen Kosten für die Hortbetreuung von Kindern im LRSRV) (bravors.brandenburg.de) Grundschulalter mit einer (drohenden) körperlichen oder geistigen Behinderung übernehmen, soweit diese Leistung der Inanspruchnahme des Rechtsan- spruchs auf Kindertagesbetreuung dient. Diese Kos- ten mussten bis dahin weitgehend von den Eltern ge- tragen werden. Nähere Informationen hierzu erhal- ten Sie bei Ihrem örtlichen Sozial- und Jugendamt. 13
Leistungs- und Neigungsdifferenzierung in den Jahrgangsstufen 5 und 6 Stärker denn je ist die Grundschule gefordert, die gebote ergänzen den Klassenunterricht, um stärker Bedingungen dafür zu schaffen, dass die Schülerin- auf die Lernentwicklung des Einzelnen einzugehen. nen und Schüler zukunftsorientierte Kompetenzen Einige Schülerinnen und Schüler benötigen zusätz- (Fach-, Methoden-, Sozial- und personale Kompe- liche Hilfen, um die verbindlichen und grundlegenden tenzen) aufbauen können. Durch die stärkere Orien- Rahmenlehrplananforderungen zu erfüllen und ge- tierung an individuellen Lerndispositionen von Schü- gebenenfalls Leistungsrückstände und ein oftmals lerinnen und Schülern und durch zusätzliche flexible damit verbundenes negatives Selbstkonzept zu ver- Lernangebote soll die Lernentwicklung jedes Einzel- hindern oder auszugleichen. Andere Schülerinnen nen nachhaltiger gefördert werden. Mit der Bildung und Schüler benötigen zusätzliche Anforderungen von leistungs- und neigungsdifferenzierten Lerngrup- und komplexere Aufgabenstellungen, die besondere pen in den Jahrgangsstufen 5 und 6 soll dieses Ziel Kreativität, Experimentierfreude und Anstrengungen unterstützt werden. erfordern. Deshalb sollte in leistungsdifferenzierenden Lern- Unabhängig von der Möglichkeit, in den Jahrgangs- gruppen nicht Inhalten der Themenfelder höherer stufen 5 und 6 Lerngruppen nach Fähigkeiten, Leis- Jahrgangsstufen vorgegriffen werden. Die Teilnah- tungen und Neigungen zu bilden, bleibt die Binnen- me am Unterricht höherer Jahrgangsstufen in ein- differenzierung vorherrschendes und grundsätzli- zelnen Fächern ist jedoch zur individuellen Förde- ches pädagogisches Prinzip der Arbeit in der Grund- rung für besonders begabte Schülerinnen und Schü- schule. ler möglich. Die Aufgaben sollten so gewählt werden, dass ein in- haltliches Interesse an komplexeren Zusammenhän- Was sind leistungsdifferenzierte gen und persönliche Lernverantwortung gefördert Lerngruppen? werden können. Unterstützender Unterricht wirkt durch handlungs- und projektorientiertere Formen Leistungsdifferenzierte Lerngruppen sind Lerngrup- motivierender und damit fördernder als dies durch al- pen, die zusätzliche flexible Lernangebote für die leiniges Wiederholen, Vereinfachen und Zerlegen in Schülerinnen und Schüler schaffen sollen. Diese An- Teilhandlungen zu erreichen ist. 14
Da sich Angebote für leistungsdifferenzierte Lern- gruppen nur auf einer Analyse der individuellen Schülerleistungen einer Klasse entwickeln lassen, können nur schwer verallgemeinernde Beispiele be- schrieben werden. Die Lehrkräfte sind aufgefordert, ausgerichtet am Leistungsvermögen sowie an den Interessen und Neigungen der Schülerinnen und Schüler Angebote zu unterbreiten. Was sind neigungsdifferenzierte Lerngruppen? Neigungsdifferenzierte Lerngruppen sind Lerngrup- pen, die in der Regel aufbauend auf den Grundan- sätzen der Lernbereiche Naturwissenschaften und Gesellschaftswissenschaften interessen- und nei- gungsbezogene Funktionen mit Unterrichtsbezug wahrnehmen. Dabei handelt es sich um gleichwerti- ge, aber thematisch unterschiedlich ausgerichtete Angebote. In den Neigungsangeboten können offene Anteile des Rahmenlehrplans realisiert werden. Hierbei soll- ten insbesondere auch fachübergreifende und fä- cherverbindende Themen sowie projektorientierte Lernformen genutzt werden. Neigungsdifferenzierte Lerngruppen können inner- halb einer Klasse mit einer Zweitlehrkraft gebildet werden. Sie können aber auch klassenübergreifend nach Schwerpunkten zusammengestellt werden. Die Organisation sollte in der Hand eines Lehrkräfte- teams liegen, das für den Lernbereich zuständig ist. Es sollten keine weiteren Fachlehrkräfte für die Ein- Stunden-Fächer hinzugezogen werden. Durch (epo- chale) Bündelung von Stunden können intensivere Arbeitsphasen ermöglicht werden. Der Wunsch der Schülerinnen und Schüler zur Teilnahme an einer neigungsorientierten Lerngruppe ist bei der Ent- scheidung durch die Klassenkonferenz besonders zu berücksichtigen. Ein besonderes Augenmerk ist auf die Auswahl von alters- und geschlechtsspezifischen Inhalten und auf tätigkeits- und handlungsorientierte Angebote zu legen. Es wird damit stärker den Interessen und Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler in dieser Altersstufe entsprochen. Durch unterschiedliche So- zialformen werden personale und soziale Kompeten- zen weiterentwickelt. Die Schülerinnen und Schüler bevorzugen in diesem Alter das Miteinander lernen in Partner- und Gruppenarbeit. 15
Was lernt mein Kind in der Schule? In der Grundschule wird Ihr Kind im Rahmen des der Erziehung und Bildung und Unterrichtsinhalte grundlegenden Unterrichts in verschiedenen The- sind im Brandenburgischen Schulgesetz, in der menfeldern der Fächer Deutsch, Sachunterricht, Ma- Grundschulverordnung und im Rahmenlehrplan thematik und aus dem Lernbereich Ästhetik (Musik Jahrgangsstufen 1 - 10 des Ministeriums für Bildung, und Kunst) in den ersten zwei Jahrgangsstufen un- Jugend und Sport festgelegt. Sie können diese Un- terrichtet sowie mit einer Begegnungssprache in terlagen gern in der Schule einsehen. Kontakt kommen. Ab dem dritten Schuljahr erfolgt dann ein klar den Fächern Deutsch, Sachunterricht, Welche konkreten Inhalte mit welchen Methoden Mathematik, Sport, im Lernbereich Ästhetik (Musik vermittelt werden, entscheidet jeweils die Lehrerin und Kunst) und erste Fremdsprache zugeordneter oder der Lehrer im Rahmen der pädagogischen Ei- Unterricht. Im fünften Schuljahr erfolgt dann eine er- genverantwortung. Dies erfolgt auf Grundlage des weiterte Differenzierung der Lernangebote durch die Rahmenlehrplans und unter Beachtung der Ent- Unterrichtsfächer Naturwissenschaften und Gesell- scheidungen der schulischen Mitwirkungsgremien, schaftswissenschaften sowie die Fächer Wirtschaft insbesondere der Fachkonferenzen und der Konfe- – Arbeit – Technik (WAT) und Lebensgestaltung – renz der Lehrkräfte. Den Vorsitz dieser Konferenzen Ethik – Religionskunde (L-E-R). Für Projekte, Epo- hat stets die Schulleiterin oder der Schulleiter. Wäh- chalunterricht und andere Unterrichtsvorhaben kön- rend in der Konferenz der Lehrkräfte alle Lehrkräfte nen Fächer zu Lernbereichen vorübergehend zu- sowie das sonstige pädagogische Personal der sammengefasst werden. Schule zusammengefasst sind, beziehen sich die Fachkonferenzen jeweils auf ein bestimmtes Unter- Die Stundenanzahl der Fächer in den jeweiligen richtsfach und die darin unterrichtenden Pädagogen. Schuljahren richtet sich nach der Stundentafel, die in Wichtige Hinweise für die Gestaltung des Unterrichts der Grundschulverordnung festgelegt ist. Außerhalb erhalten diese im gültigen Rahmenlehrplan. der Stundentafel werden Religionsunterricht in Ver- antwortung der evangelischen oder katholischen Kir- Der Unterricht sollte nicht immer Einheiten von 45 che und humanistischer Lebenskundeunterricht in Minuten umfassen. Die Lehrkräfte können den Un- Verantwortung des Humanistischen Verbandes Ber- terricht auch in kleineren oder größeren Einheiten er- lin-Brandenburg erteilt (§ 9 Brandenburgisches Schul- teilen, wobei der Jahresstundenrahmen insgesamt gesetz). Der Unterricht kann zweistündig erteilt wer- einzuhalten ist. Die Pausen, die die Schülerinnen den, wird aber in der Regel nur einstündig angeboten. und Schüler zur Entspannung brauchen, sind bei veränderter Unterrichtsorganisation in den Schulall- Allgemeine und fachliche Ziele sowie Grundsätze tag zu integrieren. 16
Rahmenlehrpläne für das Lernen in der Grundschule Seit dem Schuljahr 2017/2018 gilt für alle Grund- die Fachkonferenzen. Der Fachkonferenz gehören schulkinder in Berlin und Brandenburg ein gleicher alle Lehrkräfte an, die das jeweilige Fach unterrich- verbindlicher Rahmenlehrplan; das heißt, für den Un- ten. Je zwei Mitglieder der Elternkonferenz und der terricht gibt es gemeinsam verabredete Qualitäts- Konferenz der Schülerinnen und Schüler gehören merkmale und gemeinsame Standards, die bis zum als beratende Mitglieder dazu. In der Fachkonferenz Ende der Grundschulzeit zu erreichen sind. Er orien- wird über alle das Fach betreffende Angelegenheiten tiert sich am Kompetenzmodell und soll in einer all- beraten. So können Eltern zu Fragen der schulinter- gemeinen Form die Ziele und Schwerpunkte des nen Planung sowie der Unterrichtsgestaltung und Kompetenzerwerbs in den Fächern und Schulstufen Leistungsbewertung unter anderem beratend tätig darstellen. Die für den Förderschwerpunkt „Lernen“ werden. formulierten curricularen Ziele und Anforderungen werden in dem Rahmenlehrplan 1-10 integriert. Informationen im Internet: Damit sollen die Qualitätsentwicklung und Qualitäts- Rahmenlehrplan 1 bis 10 (mbjs.brandenburg.de) sicherung in der Grundschule sowie die Anschluss- fähigkeit an das Lernen in der weiterführenden Schu- le unterstützt werden. Die Vergleichbarkeit von Leistungen über die Einzel- schule hinaus ist in der letzten Zeit zu einem wichti- gen Thema geworden. Deshalb beschreiben Stan- dards Kompetenzen, die in einem Fach in einer be- stimmten Niveaustufe erworben werden sollen. Die Schule ist verpflichtet, die Schülerinnen und Schüler so zu fördern, dass sie die oben genannten Kompe- tenzen erwerben können. Die Standards in Deutsch und Mathematik sind mit den Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz abgestimmt. Eine wichtige Funktion bei der schulinternen Diskus- sion und Umsetzung des Rahmenlehrplanes haben 17
Deutsch wichtige Rechtschreibmuster und -regeln. Dadurch erwerben die Kinder Vorstellungen über den Bau der Wörter, die sich auf das richtige Schreiben vieler wei- In den ersten beiden Schuljahren lernen die Schüle- terer Wörter übertragen lassen. Der Grundwort- rinnen und Schüler nicht allein Lesen und Schreiben, schatz ist auch die Basis für das Einüben der wich- sondern auch freies und themenbezogenes Spre- tigen Rechtschreibstrategien – Mitsprechen – Ablei- chen, Texte verstehen, verfassen, vortragen, nach- ten – Einprägen – sowie Wortart bestimmen. spielen und bewerten. Ab dem Schuljahr 2011/2012 werden in den Jahr- Am Anfang ist es besonders wichtig, die Schülerin- gangsstufen 2 und 4 verbindliche Orientierungsar- nen und Schüler zum Schreiben zu motivieren. Sie beiten in Deutsch geschrieben, für die Jahrgangsstu- werden von Anfang an ermutigt, die Schrift zum Auf- fe 4 auch in Mathematik. Diese dienen der regelmä- schreiben eigener Ideen und Gedanken zu nutzen. ßigen Erfassung von Lernergebnissen zu den Anfor- So sind sie zum Beispiel beim spontanen Schreiben derungen des Rahmenlehrplans und zu den Bil- ihres Namens oder beim Nachzeichnen von Druck- dungsstandards. Sie werden im zweiten Schulhalb- buchstaben zu unterstützen. Wenn die Schülerinnen jahr geschrieben und ersetzen eine schriftliche Arbeit und Schüler die meisten Buchstaben kennen, kurze im jeweiligen Fach. Wörter selbstständig lesen und in Druckschrift schreiben können, lernen sie das gebundene Schrei- ben, die „Schulausgangsschrift“. Diese entwickelt sich mit der Zeit zur lesbaren, unverwechselbaren Sachunterricht Handschrift des Kindes. Am Ende des zweiten Schuljahres können die Schülerinnen und Schüler selbstständig kleine Texte schreiben, lesen, verste- Der Sachunterricht unterstützt die Schülerinnen und hen und vorlesen. Das Rechtschreiben ist zu Beginn Schüler beim selbstständigen Erschließen ihrer Um- der Schulzeit besonders eng mit dem Erlernen des welt und gibt ihnen gleichzeitig Hilfen zur Orientie- Lesens und Schreibens verbunden, und das Erfas- rung. Im gemeinsamen Arbeiten werden Beispiele sen der Laut-Buchstaben-Beziehung steht im Vor- entwickelt, wie die Kinder ihre Lebenswelt mitgestal- dergrund. ten und entsprechend ihrem Alter angemessene Ver- antwortung dafür übernehmen können. Dabei wer- Die Schülerinnen und Schüler lernen die grammati- den die vielschichtigen Erfahrungen der Kinder aus schen Elemente von Wörtern und Wortgruppen ken- dem Vorschulalter aufgegriffen und weiterentwickelt. nen, befassen sich mit Sinnzusammenhängen inner- halb von Sätzen und auf der Ebene ganzer Texte. Die Schülerinnen und Schüler lernen erste naturwis- Von Anfang an verfassen die Schülerinnen und senschaftliche Arbeitsweisen, wie zum Beispiel das Schüler selbst Texte. Zunehmend planen sie deren Experimentieren sowie das zielgerichtete Beobach- Aufbau, schreiben sie auf, überarbeiten diese und ten und Untersuchen kennen. Der Sachunterricht stellen ihre Texte in der Gruppe selbstständig vor. bietet allen Kindern die Möglichkeit, sich mit Pflan- zen, Tieren und Naturphänomenen wie Wasser, In allen Jahrgangsstufen wird der Förderung des Zu- Feuer, Magnetismus und elektrischem Strom ausei- gangs zum Lesen und der Entwicklung und Siche- nanderzusetzen. Das Orientieren auf der Karte rung der Lesefähigkeit hohe Aufmerksamkeit gewid- ebenso wie das Erlernen der Grundregeln für das met. Das Vorlesen, das Genießen freier Lesezeiten, Verhalten im Straßenverkehr als Fußgänger und Bibliotheksbesuche und das Praktizieren anderer Le- Radfahrer gehören zu den Schwerpunkten des Fa- segewohnheiten lassen das Lesen zu einem festen ches. Natürlich spielen die eigene Person der Schü- Bestandteil im Schulalltag werden. Die Schülerinnen lerinnen und Schüler, die eigene Entwicklung, ihre und Schüler lernen, unterschiedliche Texte zu ver- Stärken und Schwächen sowie die vielfältigen Be- stehen und kritisch zu untersuchen. Seit dem Schul- ziehungen zu anderen Menschen eine wesentliche jahr 2011/2012 wird in den Grundschulen mit einem Rolle. In diesen großen Bereich des Sozialen gehört verbindlichen Grundwortschatz gearbeitet. Dazu gibt auch die Sexualerziehung. Über Ziele und Inhalte es das Material „Grundwortschatz für die Grundschu- dieser Unterrichtsarbeit werden Sie auf einem Eltern- le in Brandenburg - Rechtschreiben“, das auch auf abend rechtzeitig von der Lehrerin oder dem Lehrer dem Bildungsserver zugänglich ist. Der Grundwort- informiert. schatz enthält etwa 700 Wörter. Er beinhaltet die 100 häufigsten Wörter als „ kleine“ Wörter und für jede Der Sachunterricht schafft innerhalb der ersten vier Doppeljahrgangsstufe jeweils etwa 300 Wörter. Grundschuljahre die Basis für das erfolgreiche Wei- Diese 600 Wörter sind entweder häufig, im Sprach- terlernen und Arbeiten im Fachunterricht ab Jahr- gebrauch der Kinder bedeutsam oder enthalten gangsstufe 5. 18
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