DEN VERBRAUCHER GUT INFORMIEREN - Serviceauskünfte - Problemanalyse - Beratung in der Pandemie - Zahnärztliche ...

 
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DEN VERBRAUCHER GUT INFORMIEREN
Serviceauskünfte – Problemanalyse – Beratung in der Pandemie

Zahnärztliche Patientenberatung | 2020
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DEN VERBRAUCHER GUT INFORMIEREN
Serviceauskünfte – Problemanalyse – Beratung in der Pandemie

Zahnärztliche Patientenberatung | 2020
DEN VERBRAUCHER GUT INFORMIEREN - Serviceauskünfte - Problemanalyse - Beratung in der Pandemie - Zahnärztliche ...
Vorwort der Herausgeber                                                                              Inhalt
         Im Jahr 2020 haben sich rund 31.400 Patientinnen und Patienten an die zahnärztlichen                     Intro und Zusammenfassung.................................. 4
         Patientenberatungsstellen in Deutschland gewandt. Dies zeigt einerseits, wie hoch der In­
         formationsbedarf in einem sehr komplexen Gesundheitssystem nach wie vor ist. Gleich­                     1 Eckdaten zur zahnärztlichen
         zeitig unterstreicht diese Zahl aber auch das fortwährende Vertrauen und die große                         Patientenberatung................................................. 6
         Wertschätzung, die Ratsuchende der kostenfreien Beratung der Zahnärzteschaft entgegen­
         bringen. Unsere professionellen Beraterinnen und Berater haben dabei immer auch eine                     2 Zwischen Serviceauskünften und
         Lotsenfunktion, um Patientinnen und Patienten zu helfen, sich in einem für Laien auf den                   Kommunikationsmanagement –
         ersten Blick oft unübersichtlich wirkenden „Dickicht“ an Informationen zurecht zu finden.                  Berichte aus dem Beratungsalltag ................ 14

         Speziell im Bereich der Adressen und Verbraucherinformationen – zugleich die Schwer­                     3 Schlussfolgerungen und Konsequenzen..... 26
         punktthemen des diesjährigen Berichts der Zahnärztlichen Patientenberatung – sind die
         Beratungs­stellen dabei oftmals mit Anfragen konfrontiert, die hinter einem vermeintlich ein­
                                                                                                                  Anhang
         fachen Anliegen einen weitaus komplexeren Fall offenbaren. Dazu zählen etwa Fragen von
                                                                                                                  Kennzahlen des Beratungsgeschehens............. 38
         Rat­suchenden zu Adressen von Zahnarztpraxen oder zahnärztlichen Organisationen. Aufgabe
         der Beratenden ist es dann zunächst, die eigentliche Ursache des Anliegens herauszuarbeiten,
                                                                                                                  Weiterführende Quellen und Materialien......... 42
         um dann zu dem eigentlichen Kernproblem beraten zu können, zusätzliche Informationen
         anzubieten und Missverständnisse auszuräumen. Dabei liegt es immer auch in unserer un­
                                                                                                                  Impressum....................................................................... 43
         mittelbaren Verantwortung als zahnärztlicher Berufsstand, das Gesundheitssystem für alle
         Patientinnen und Patienten möglichst verständlich und leicht zugänglich zu machen.

         Darüber hinaus bietet die unterstützende Funktion der Patientenberatung für Zahnärztinnen
         und Zahnärzte die Möglichkeit, Ratsuchenden mit hohem Informationsbedarf besser ge­
         recht zu werden. Zentral ist es dabei, dass unsere Patientenberatung als Ergänzung zur
         Beratungssituation in der Praxis erkannt wird, mit dem Ziel, die Beratung von Patientinnen
         und Patienten als gemeinsame Aufgabe von Zahnärzteschaft und Patientenberatung zu
         begreifen und als solche wahrzunehmen.

         Dass sich im vergangenen Jahr über drei Viertel der Beratungsanliegen bereits durch qualifi­
         zierte Wissensvermittlung im Beratungsgespräch abschließend klären ließen, dokumentiert
         einmal mehr eindrucksvoll die Leistungsfähigkeit der zahnärztlichen Patientenberatung. Für
         uns ist es zugleich ein Ansporn, das Beratungsangebot fortwährend weiterzuentwickeln und
         bedarfsgerecht auszugestalten und auf diese Weise unseren Patientinnen und Patienten
         eine bessere Orientierung im Gesundheitssystem zu ermöglichen.

         Prof. Dr. Christoph Benz                   Dr. Wolfgang Eßer
         Präsident der                              Vorsitzender des Vorstandes der
         Bundeszahnärztekammer (BZÄK)               Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV)

2                                                                                                                                                                                                       3
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INTRO UND ZUSAMMENFASSUNG

    Auskünfte geben, Probleme verstehen,
    Kommunikation befördern
            Mit mehr als 31.000 Anliegen haben sich     oder Gesundheitsdienstleister, sondern         Analyse des Beratungsgeschehens anhand                 diskutiert haben (siehe Kapitel 3). Demnach
            Patientinnen und Patienten in ganz          vermitteln jeweils mehrere Adressen oder       von Gruppendiskussionen belegt (siehe                  sollten Zahnärztinnen und Zahnärzte die
            Deutschland im Jahr 2020 an die zahn­       weisen auf einschlägige Übersichten hin.       Kapitel 2), können sich hinter einfachen Er­           Aufklärung und Information von Patien­
            ärztliche Patientenberatung gewandt.                                                       kundigungen tiefergehende Problematiken­               ten nicht als ein­maligen Vorgang in der
            Die Zahl der Beratungen liegt leicht        Die Nachfrage nach solchen Informationen       verbergen, etwa eine komplexe zahnmedi­                Zahnarztpraxis begreifen, sondern als
            unter dem Vorjahresniveau, was auch         zeigt, dass viele Ratsuchende die breite       zinische Behandlungssituation, Missver­                gemeinsame und fortgesetzte Aufgabe
            auf die verminderten zahnärztlichen         Palette der Versorgungsangebote nur            ständnisse im Verhältnis zum behandelnden              verschiedener Akteure, um insgesamt
            Behandlungen während der Coronavirus-       ungenügend überschauen. Hier bietet            Zahnarzt oder eine allgemeine Verunsiche­              eine Sprechende Zahnmedizin und laien­
            Pandemie zurückgehen dürfte. Grundsätz­     die Patientenberatung mit spezifischen         rung von Patienten. Das Informationsbe­                verständliche Kommunikation im Ver­
            lich indes lässt sich ein ungebrochener     Serviceauskünften wertvolle – und rasche –     dürfnis kann dabei recht umfassend und                 sorgungssystem zu befördern. Eigens
            Bedarf an qualifizierten Informationen      Orientierung. So sind 90 Prozent der meist     unspezifisch sein. Aufgabe der Beratenden              konzipierte Kommunikationstrainings für
            rund um die zahnmedizinische Versor­        telefonischen Beratungsgespräche zu            ist dann, das eigentliche Anliegen gemeinsam           Zahnärzte wie Patientenberater werden
            gung verzeichnen. Die bundesweiten Be­      Adress- und Verbraucherinformationen           mit den Ratsuchenden herauszuarbeiten                  bereits angeboten oder sind geplant.
            ratungsstellen, die von den regionalen      unmittelbar zielführend, was noch über         und das Problem zu präzisieren, um weiter­
            Körperschaften der Zahnärzteschaft          der hohen durchschnittlichen Problem­          führende Informationen geben zu können.                Nicht zuletzt hat im Jahr 2020 die Corona­
            unterhalten werden, tragen dabei durch      lösungsquote (77 %) aller Beratungen liegt.    Gutes Informieren geht hier über bloßes                virus-Pandemie die Herausforderungen
            ihr kostenfreies Beratungsangebot und                                                      Auskunftgeben hinaus, und neben fundier­               deutlich gemacht, denen das Versorgungs­
            mithilfe vieler ehrenamtlicher Beraterin­   Um einen besonderen Fall von Serviceaus­       tem Wissen sind auch das Einfühlungsver­               system bei Patientenaufklärung, Informa­
            nen und Berater wesentlich zur Gesund­      künften handelt es sich, wenn ein Zahnarzt     mögen und die kommunikative Kompetenz                  tion und Kommunikation gegenübersteht.
            heitsaufklärung der Bevölkerung bei.        ohne Nachfolge in den Ruhestand geht und       der Beraterinnen und Berater gefragt.                  Während Zahnarztpraxen ihre bereits hohen
                                                        seine Praxis schließt. Dann fehlt Ratsuchen­                                                          Hygienestandards zusätzlich anpassen
            Im Fokus des diesjährigen Evaluations­      den mitunter eine Kontaktmöglichkeit. Sie      Gerade bei solch komplexeren Proble­                   mussten, holten auch die Ratsuchenden
            berichts stehen Anfragen zu Adress- und     müssen ein neues Behandlungsumfeld             matiken können die Beratungsstellen                    typischerweise Auskünfte zum Thema
            Verbraucherinformationen. Laut der          finden, zugleich entstehen Fragen zum          die Kommunikation zwischen Patienten                   Hygiene bei der Patientenberatung ein.
            statistischen Auswertung der Beratungs­     Verbleib der eigenen Patientenakte. Die        und Zahnärzten unterstützen, indem sie                 Dabei ist es den Beratungsstellen durch
            dokumentation (siehe Kapitel 1) betraf im   Beratungsstellen klären hierbei nicht nur      zusätzliche Informationen anbieten,                    flexibles Arbeiten gelungen, ebenso aktuelle
            Jahr 2020 gut jede zehnte Beratung ein      über generelle Regelungen wie die zehn­        Missverständnisse ausräumen und Wis­                   wie zuverlässige Informationen anzubieten
            solches Anliegen, dies entspricht knapp     jährige gesetzliche Aufbewahrungspflicht       sensasymmetrien abbauen helfen. Die                    – und Verunsicherungen entgegenzuwirken.
            3.500 Beratungsfällen. Beispielsweise er­   von Behandlungsunterlagen auf. Vielmehr        Patientenberatung konkurriert nicht mit                Gezeigt hat sich auch, dass für eine gute
            kundigen sich Patientinnen und Patienten    können sie zumeist auch einen konkreten        der Kommunikation in den Zahnarztpraxen,               Verbraucherinformation digitale Formen
            häufig nach Zahnarztpraxen in Wohn­         Kontakt zu den ausgeschiede­nen Zahnärzten     sondern ergänzt sie vielmehr. Dies ist eine            des Wissensmanagements immer wichtiger
            ortnähe, nach besonders spezialisierten     herstellen. Dadurch tragen sie entscheidend    der wichtigen Schlussfolgerungen, die                  werden. Ein gesundheitspolitisches Ziel
            Zahnärztinnen und Zahnärzten sowie          zur Versorgungskontinuität bei.                Spitzenvertreter der Zahnärzteschaft                   sollte daher insbesondere sein, die Mög­
            nach Behandlungs­möglichkeiten für                                                         in einem moderierten Qualitätsdialog                   lichkeit einer zahnärztlichen Videosprech­
            vulnerable Patientengruppen, etwa           Bisweilen gehen Anfragen zu Adress- und        zur zahnärztlichen Patientenberatung                   stunde für alle Versicherten einzuführen. ■
            Pflegebedürftige oder Menschen mit          Verbraucherinformation allerdings auch
                                                                                                       Aus Gründen der Lesbarkeit werden in dieser Broschüre nicht an allen Stellen die weibliche und
            Handicap. Dabei empfehlen die Bera­         mit einem deutlich umfassenderen Bera­         männliche Form gleichzeitig verwendet. Gemeint sind aber immer Frauen und Männer sowie
            tungsstellen nicht einzelne Zahnärzte       tungsbedarf einher. Wie eine qualitative       Menschen, die sich weder dem weiblichen noch männlichen Geschlecht zuordnen.

4                                                                                                                                                                                                            5
DEN VERBRAUCHER GUT INFORMIEREN - Serviceauskünfte - Problemanalyse - Beratung in der Pandemie - Zahnärztliche ...
1
        Eckdaten zur
        zahnärztlichen                                                                1%
                                                                                der Beratungsgespräche

        Patientenberatung                                                       dreht sich um Fragen zur
                                                                                Coronavirus-Pandemie.

                                        63 %
                                        der Ratsuchenden
                                          sind Frauen.

                               Im Jahr 2020 haben sich Patientinnen und Patienten mit mehr als 31.000
                               Anliegen an die bundesweiten Beratungsstellen der Zahnärzteschaft
                               gewandt. Die Beratenden trugen damit wesentlich zur Patienteninformation
                               rund um die zahnmedizinische Versorgung bei. Die kostenlose Beratung
                               wird vornehmlich von gesetzlich Versicherten in Anspruch genommen.
                               Neben finanziellen und rechtlichen Fragen an prominenter Stelle dreht sich

        11 %
    der Beratungen betreffen
                               etwa jedes zehnte Beratungsgespräch um Adress- und Verbraucherinfor-
                               mationen. Diese können bereits einen wichtigen Beitrag zur Orientierung
                               im Gesundheitswesen leisten. Darüber hinaus bestand 2020 zusätzlicher
                               Informationsbedarf zur Coronavirus-Pandemie und ihren Auswirkungen
    Adress- und Verbraucher­
                               auf den Zahnarztbesuch. Über alle Beratungsthemen hinweg konnte den
         informationen.
                               meisten Ratsuchenden unmittelbar weitergeholfen werden.

6                                                                                                           7
Der Beratungsbedarf rund um                           Ähnlich wie in den Vorjahren sind die          der Anfragen werden schriftlich per Brief   Den meisten Ratsuchenden wird
             Zahnbehandlungen ist weiterhin hoch                   allermeisten Ratsuchenden (85 %) ge­-          oder E-Mail gestellt. Demgegenüber ist      unmittelbar weitergeholfen
             Patientinnen und Patienten haben sich im              setzlich krankenversichert. Bei ungefähr       der Anteil der persönlichen Gespräche in    Thematisch lassen sich die Beratungen
             Jahr 2020 mit rund 31.400 Anliegen an die             7 Prozent der Beratungen handelt es            einer Beratungsstelle durch die Coron­a­    vier Hauptkategorien zuordnen: Mehr als
             bundesweiten Beratungsstellen der Zahn­               sich um Belange von privatversicherten         virus-Pandemie im Jahr 2020 merklich        die Hälfte (56 %) aller Anliegen betrifft
             ärzteschaft gewandt. Damit liegt die Zahl             Patientinnen und Patienten. Diese              gesunken und lag lediglich bei 4 Prozent    finanzielle und rechtliche Fragen, bei­
             der Beratungen leicht unter dem Wert des              Ver­teilung entspricht in etwa den je­         der Beratungskontakte.                      spielsweise Zahnarztrechnungen, Ansprü­
             Vorjahres, befindet sich jedoch nach wie              weiligen Versichertenanteilen in der                                                       che gegenüber der Krankenkasse sowie
             vor auf hohem Niveau. Dieser Rückgang                 Allgemeinbevölkerung.                          Patientinnen und Patienten erfahren auf     Patientenrechte. Gut ein Viertel (27 %) der
             der Beratungen steht im Verhältnis zum                                                               unterschiedlichen Wegen von der Mög­        Ratsuchenden wendet sich an die Bera­
             anfänglichen Rückgang der zahnärztlichen              Knapp zwei Drittel (62 %) der Beratungs­       lichkeit einer qualifizierten Beratung.     tungsstellen, um Adressen von Zahnarzt­
             Behandlungen aufgrund der SARS-CoV-2-                 anliegen entfallen auf Erwachsene zwi­         Dabei kommt vor allem den Kostenträ­        praxen und Kostenträgern zu erhalten
             Pandemie. Die Auswirkungen der Pandemie               schen 18 und 64 Jahren, ein weiteres           gern eine vermittelnde Rolle zu: Rund       oder um Informationen zu zahnärztlichen
             auf die Patientenberatung greift dieser Be­           Viertel (25 %) auf über 65-Jährige. Zahn­      32 Prozent der Ratsuchenden werden von      Organisationen sowie Auskünfte zum
             richt – im Sinne eines Seitenblicks – im Fol­         behandlungen von Kindern und Jugend­           ihrer Krankenkasse auf die zahnärztlichen   Bonusheft einzuholen. Die Adress- und
             genden auf. Grundsätzlich lässt sich jedoch           lichen stehen seltener im Fokus der            Beratungsstellen hingewiesen. Über das      Verbraucherinformationen stehen im
             weiterhin ein hoher Bedarf an qualifizierten          Beratungsgespräche. Wie in den vergan­         Internet wissen 16 Prozent davon, nur       Fokus des vorliegenden Berichts.
             Informationen rund um die Behandlung in               genen Jahren wenden sich Frauen mit            7 Prozent werden von ihrer Zahnarztpraxis
             der Zahnarztpraxis verzeichnen. Das kos­              63 Prozent aller Beratungskontakte deut­       darauf aufmerksam gemacht. Ein kleine­
             tenfreie und niederschwellige Beratungsan­            lich häufiger an die Beratungsstellen als      rer Teil der Patientinnen und Patienten       ­
             gebot der zahnärztlichen Beratungsstellen             Männer (37 %).                                 erfährt auch durch das private Umfeld
             leistet dabei in dieser Größen­ordnung ei­                                                           (4 %) oder über die Medien (3 %) von              Die statistische Dokumentation
             nen wesentlichen Beitrag zur Gesundheits­             In den meisten Fällen (74 %) erfolgen die      dem Angebot. Bereits vor dem Kontakt zu
             aufklärung in Deutschland.                            Beratungen telefonisch, ungefähr ein Fünftel   einer zahnärztlichen Patientenberatungs­          Seit dem 1. Januar 2016 wird die
                                                                                                                  stelle lassen sich rund 11 Prozent aller          zahnärztliche Patientenberatung
                                                                                                                  Rat­suchenden im Vorfeld zu ihrem Anlie­          in Deutschland mithilfe einer ein­-
                                                                                                                  gen beraten, wobei die Krankenkassen              heit­lichen webbasierten Software
             Anzahl der Beratungen im Zeitvergleich                                                               wiederum die wichtigsten Auskunft­                doku­mentiert. Die Beratungsstellen
                                                                                                                  gebenden sind.                                    erfassen dabei neben dem jeweiligen
              2016 *             23.868 Beratungsanliegen    *Einführungsphase                                                                                      Thema und Ergebnis der Beratungs­
                                                                                                                  Die weitaus meisten Patientinnen und              kontakte auch anonymisiert Alter und
              2017                                34.804 Beratungsanliegen                                        Patienten (95 %) wenden sich mit einem            Geschlecht der Ratsuchenden. Die
                                                                                                                  einzelnen Anliegen an die zahnärztliche           mittlerweile fünfte wissenschaftliche
              2018                                  35.532 Beratungsanliegen                                      Patientenberatung. 5 Prozent der Rat­             Auswertung der standardisierten
                                                                                                                  suchenden benötigen dagegen Informa­              Datensätze erfolgte am Institut der
              2019                              33.488 Beratungsanliegen                                          tionen zu verschiedenen Themen und                Deutschen Zahnärzte (IDZ). Für den
                                                                                                                  steuern dadurch mehrfach zur Gesamt­              vorliegenden Bericht wurden alle im
              2020                           31.379 Beratungsanliegen                                             zahl der dokumentierten Beratungs­                Jahr 2020 abgeschlossenen Beratungs-
                                                                                                                  anliegen bei.                                     dokumentationen berücksichtigt.
                       0        10.000         20.000          30.000            40.000

8   Eckdaten zur zahnärztlichen Patientenberatung                                                                                                                     Eckdaten zur zahnärztlichen Patientenberatung   9
Anlässe und Themen der Beratung im Überblick                                                             Ergebnis der Beratung

                                                               56 %     Kosten-/Rechtsthemen                               5%
                                                                                                                           Problemlösung erfordert
                          Beratungs-                           27 %     Adressen, Verbraucherinformationen,                zusätzlich spezielle                 Beratungs-                      77 %
                                                                        Anfragen zum Bonusheft                             Unterstützung
                           anliegen                                                                                                                              anliegen                       Problem kann durch
                                                                                                                                                                                                Wissensvermittlung
                            gesamt:                            12 %     Zahnmedizinische Verfahren/Maßnahmen,                                                     gesamt:
                                                                                                                                                                                                gelöst werden
                             31.379                                     z. B. Prophylaxe, Früherkennung, Diagnostik,                                                  31.379
                                                                        Therapie                                           18 %
                                                                                                                           Weiterverweisung an
                                                                5%      Allgemeine gesundheitlich medizinische             andere Ansprechpersonen
                                                                        Informationen

              Weitere 12 Prozent der Beratungen drehen                ständige Krankenkasse verwiesen. In              Bonusheft (meist handelt es sich dabei um           Die Nachfrage nach solchen Informationen
              sich um konkrete zahnmedizinische Maß­                  speziellen Fällen holen die Beratenden           Fragen zu Nachtragungen fehlender Einträge).        zeigt, dass viele Patientinnen und Patien­
              nahmen bei Prophylaxe, Früherkennung,                   gelegentlich auch selbst Unterstützung           Fragen zum Bonusheft machen machen                  ten die breite Palette der Versorgungsan­
              Diagnostik und Therapie, während 5 Prozent              durch externe Zahnärztinnen und Zahn­            rund 16 Prozent aller Kontakte aus, während         gebote nur ungenügend überschauen und
              der Ratsuchenden allgemeine gesundheit­                 ärzte, Krankenkassen oder Fachabteilun­          sich 11 Prozent (entsprechend 3.471 Bera­           Adressauskünfte die Orientierung im Ge­
              lich-medizinische Informationen wünschen.               gen einer Körperschaft ein.                      tungsfälle) auf Adressauskünfte und sonstige        sundheitssystem entscheidend erleichtern.
                                                                                                                       Verbraucherinformationen beziehen.                  Dabei empfehlen die Beratungsstellen
              Die große Mehrzahl der Beratungsanliegen                Der Anteil der Beratungskontakte, bei denen                                                          nicht einzelne Zahnärzte oder Gesundheits­
              (77 %) lässt sich durch eine qualifizierte              es um eine Beschwerde geht, liegt mit etwa       Von diesen 3.471 Anliegen entfällt der Groß­        dienstleister. Vielmehr geben sie den Rat­
              Wissensvermittlung im Beratungsgespräch                 4 Prozent ähnlich niedrig wie im Vorjahr.        teil (83 %) auf die Vermittlung von Adressen        suchenden durch Hinweise auf bestehende
              abschließend klären. Die Quote dieser direkt            Rund die Hälfte der Beschwerden kann             von niedergelassenen Zahnärzten oder an­            Angebote, Adresslisten oder Übersichten
              zielführenden Beratungskontakte liegt seit              von den Beratungsstellen überprüft werden.       deren Gesundheitsdienstleistern, beispiels­         im Internet eine wichtige Auswahlhilfe an
              mehreren Jahren gleichbleibend hoch, was                In den anderen Fällen ist die Patienten­         weise dem zahnärztlichen Notdienst, sowie           die Hand.
              den praktischen Nutzen der zahnärztlichen               beratung entweder nicht zuständig oder           anderen, nicht-zahnärztlichen Therapeuten.
              Patientenberatung für die Ratsuchenden                  es fehlen erforderliche Unterlagen.              Häufig erkundigen sich Patientinnen und             15 Prozent der Beratungen zu Adress- und
              unterstreicht. Bei einem kleineren Teil (18 %)                                                           Patienten nach Zahnarztpraxen im Umkreis            Verbraucherinformationen entfallen auf
              der Anfragen werden Patientinnen und Pa­                Im Fokus: Adress- und                            ihres Wohnortes, nach besonders speziali­           sonstige Anliegen. Dabei kann es sich
              tienten für weitergehende Informationen                 Verbraucherinformationen                         sierten Zahnärztinnen und Zahnärzten oder           beispielsweise um die Zusendung einer
              an Ansprechpersonen der Landeszahn­                     Gut ein Viertel (27 %) aller Kontakte im         nach Behandlungsmöglichkeiten für vul­              Patientenbroschüre oder das Heraus­
              ärztekammern und Kassenzahnärztlichen                   Jahr 2020 drehte sich um Adress- und Ver­        nerable Patientengruppen, etwa Pflege­              suchen einer speziellen Hotline für
              Vereinigungen oder mitunter an die zu­                  braucherinformationen sowie Anfragen zum         bedürftige oder Menschen mit Handicap.              Senioren handeln. Konkrete Informatio­

10   Eckdaten zur zahnärztlichen Patientenberatung                                                                                                                                Eckdaten zur zahnärztlichen Patientenberatung   11
Beratungen zu Adressen und                     Dies liegt noch deutlich über dem allge­       gestiegene Interesse am Thema Hygiene           Hälfte (60 %) der Beratungen im Zusam­
              Verbraucherinformationen                       meinen Anteil der Telefonkontakte im           sowie Anfragen zu Behandlungsmodalitäten        menhang mit der Coronavirus-Pandemie
                                                             gesamten Beratungsgeschehen (74 %).            während der Pandemie. Das damit in Ver­         betrifft dabei Erwachsene im Erwerbs­
                                                             Hervorzuheben ist, dass 90 Prozent der         bindung stehende Beratungsgeschehen             alter (18-64 Jahre), weitere 20 Prozent ent­
                                                             Anfragen zu Adress- und Verbraucherinfor­      weist auch auf anhaltende Verunsiche­           fallen auf Patientinnen und Patienten im
                                                             mationen unmittelbar geklärt werden kön­       rungen von Patientinnen und Patienten           Ruhestand (über 65 Jahre). ■
                                                             nen und die Problemlösungsquote in diesem      hin. Entsprechende Beratungsanliegen las­
                                                             Themenbereich damit besonders hoch aus­        sen sich seit der offiziellen Deklaration der   Hinweis: Die Erfassung von Anliegen zur
                                                             fällt. Nur selten ist eine Weitervermittlung   Covid-19-Pandemie durch die Weltgesund­         Coronavirus-Pandemie war aufgrund der
                                                             an Dritte notwendig – etwa, wenn es um         heitsorganisation (WHO) am 11. März 2020        Akutheit der Pandemiesituation in der
                                                             die Möglichkeit von Hausbesuchen geht. In      verzeichnen und verteilen sich in etwa          Dokumentationssoftware nicht vorgesehen.
                                                             solchen Fällen kann eine zusätzliche Rück­     gleichmäßig über das gesamte Jahr, mit          Aus den Anmerkungen der Beratenden
                                                             sprache der Ratsuchenden mit den jeweili­      einer leichten Häufung während der ersten       ließen sich in etwa 1 Prozent pandemie­
                           Gesamt: 3.471 Beratungsanliegen   gen Zahnarztpraxen erforderlich sein.          Infektionswelle im zweiten Quartal 2020.        bezogene Beratungen identifizieren. Dem-
                           (ohne Beratungen zum Bonusheft)
                                                                                                                                                            zufolge machen Beratungen zur Corona-
                                                             Beratung in Zeiten der Pandemie                Die pandemiebezogenen Beratungen im             virus-Pandemie einen eher geringen Anteil
                                                             Im Jahr 2020 hat sich nicht zuletzt auch die   Jahr 2020 wurden überwiegend von Frauen         am Beratungsgeschehen aus. Es ist nicht
                   83 %    Adressen/Adressenlisten           Coronavirus-Pandemie in der zahnärztli­        in Anspruch genommen. Ihr Anteil liegt mit      auszuschließen, dass das Thema auch in
                           von Zahnärzten oder anderen
                           Gesundheitsdienstleistern         chen Patientenberatung niedergeschlagen.       72 Prozent noch höher als im Durchschnitt       anderen Beratungen präsent war, aber
                                                             Die Mehrheit der Anfragen betrifft die         aller Beratungsthemen (63 %). Mehr als die      nicht explizit erfasst wurde.
                   15 %    Sonstige Anliegen
                                                             zusätzlichen Hygienekosten im Zusam­
                    2%     Adressen/Informationen zu         menhang mit dem neuartigen Virus,
                           zahnärztlichen Organisationen     insbesondere die sogenannte Corona-
2
                                                             Zwischen
                                                             Serviceauskünften
         90 %                                                und Kommunikations-
                                                             management –
     der Anfragen zu Adress-und
     Verbraucherinformationen
        lassen sich durch die           5%
                                                             Berichte aus dem
          Beratung klären.          der Ratsuchenden
                                  benötigen Unterstützung
                                       bei mehreren

                                                             Beratungsalltag 4 %
                                         Themen.

                                                                                                                            aller Beratungen
                                                                                                                             beinhalten eine
                                                                                                                              Beschwerde.

                                                               Mit spezifischen Adress- und Verbraucherinformationen geben die
                                                               zahnärztlichen Beratungsstellen den Ratsuchenden eine wichtige
                                                               Orientierungshilfe im Versorgungsprozess an die Hand. Bisweilen steht
                                                               hinter dem Wunsch nach solchen Serviceauskünften allerdings ein um-
                                                               fassenderer Beratungsbedarf, der etwa komplexe zahnmedizinische
                                                               Probleme oder eine generelle Verunsicherung von Patientinnen und
                                                               Patienten betreffen kann. Aufgabe der Beratung ist dann, die Anliegen
                                                               der Ratsuchenden herauszuarbeiten und zu stärken und die Kommu-
                                                               nikation mit den jeweils behandelnden Zahnärzten zu unterstützen.
                                                               Exemplarisch für eine gute Verbraucherberatung steht nicht zuletzt
                                                               die Beratungsarbeit in der Coronavirus-Pandemie, bei der die Beraten-
                                                               den durch kompetente Sachinformationen den Ratsuchenden zugleich
                                                               einen emotionalen Rückhalt geben konnten.

14                                                                                                                                             15
Die Beratung bewegt sich zwischen             bloßes Informationsbedürfnis ausdrücken     Die folgende qualitative Analyse greift           den häufigsten Fällen telefonisch.
              Serviceinformationen, Problem­analyse         – und etwa dadurch motiviert sein, dass     diese Fragen anhand von moderierten               Die Patienten kommen schon mit der
              und Kommunikationsmanagement                  Ratsuchende mit ihrem alten Zahnarzt        Gruppendiskussionen auf und zieht dabei           konkreten Fragestellung. Dass sie
              In der Beratung von Patientinnen und          nicht zufrieden sind, komplexe zahn­        persönliche Schilderungen und Zitate              eben eine bettlägerige Mutter haben
              Patienten sind sachliche Informationen        medizinische Probleme aufweisen oder        von Beraterinnen und Beratern heran.              und einen Zahnarzt brauchen, der
              oft eng mit psychologischen und kom­          sich ganz allgemein verunsichert fühlen.    Nicht zuletzt bietet dieses Kapitel einen         Hausbesuche macht. Oder die spezielle
              munikativen Aspekten verbunden. Dies                                                      kurzen, aber aufschlussreichen Blick              Zahnarztpraxis, die Narkose-Behand-
              zeigt sich auch bei den Adress- und           In solchen Fällen müssen die Beratenden     auf die veränderte Beratungssituation             lungen durchführt. Da muss ich nicht
              Verbraucherinformationen, um die es           zunächst herausfinden, worum es im          in Pandemie-Zeiten. Die Patientenbe­              viele Nachfragen stellen. Und von daher
              bei gut jeder zehnten Anfrage an die          Kern der Sache geht. Erst dann lässt        ratung unter den Bedingungen einer                sind diese, ich nenne es mal spezifischen
              zahnärztlichen Beratungsstellen geht          sich eine individuell weiterführende Ver­   Pandemie zeigt exemplarisch, wie flexibel         Zahnarztsuche-Fälle bei uns eher nicht
              (siehe Kapitel 1). Anlass für einen Be­       braucherinformation im besten Sinne         Beratung jeweils sein muss und was es             mit komplexen Vorgängen verbunden
              ratungskontakt kann beispielsweise die        geben. Hier sind neben umfassendem          bedeutet, den Verbraucher auch in einer           und sehr schnell abzuarbeiten.
              Suche nach Zahnärzten in Wohnortnähe          Wissen auch das Einfühlungsvermögen         Krisensituation gut zu informieren.
              oder nach Praxen mit speziellen Behand­       und die kommunikative Kompetenz der                                                        Ganz ähnlich beschreibt eine andere Dis­
              lungsangeboten sein. Hier lassen sich         Beraterinnen und Berater gefragt.           Adressauskünfte schaffen                       kussionsteilnehmerin den Informations­
              in sehr vielen Fällen einfache und klare                                                  Orientierung im Versorgungsprozess             bedarf von Patientinnen und Patienten.
              Serviceauskünfte geben, die den Patien­       Welche Adress- und Verbraucherinforma­      Das Einholen von Adress- und Verbrau­          Da die Beratungsstellen über die zahn­-
              tinnen und Patienten die Orientierung         tionen sind für Ratsuchende besonders       cherinformationen ist ein recht häufiger       ärzt­lichen Standesorganisationen die
              im Versorgungssystem erleichtern.             relevant? Welche komplexeren Anliegen       Grund, um sich an die zahnärztlichen           Besonderheiten vieler Praxen und Leis­
                                                            können sich hinter diesen Informations­     Beratungsstellen zu wenden. Viele An­          tungsanbieter kennen, kann den Ratsuchen­
              Allerdings kommt es immer wieder vor,         wünschen verbergen? Wann und wie kann       fragen drehen sich beispielsweise um           den meist gezielt weiter­geholfen werden.
              dass hinter Erkundigungen zu Service­         die Beratung dazu beitragen, nicht allein   Auskünfte zu Zahnärzten und Gesund­
              auskünften tiefergehende Probleme             den Informationsfluss im Versorgungs­       heitsdienstleistern in der Nähe des               Wenn es um Adressen geht: Viele
              stecken. Die Frage nach Zahnarztpraxen        system – sondern auch die Kommunika­        eigenen Wohnorts oder zu Praxen mit               suchen also Praxen, die Narkose oder
              mit einer bestimmten Spezialisierung          tion zwischen den beteiligten Akteuren      besonderer Ausstattung oder speziellen            eine Art der Sedierung anbieten.
              beispielsweise kann weit mehr als ein         zu verbessern?                              Behandlungsangeboten, wie Hausbe­                 Hausbesuch ist auch ein großes Thema.
                                                                                                        suchen oder Narkose-Behandlungen.                 Dann die Behandlung von Menschen
                                                                                                                                                          mit einem Handicap. Implantat-Suche
                                                                                                        Wie die statistische Beratungsdokumen­            und Endodontologie. Und wir haben
                                                                                                        tation zeigt (siehe Kapitel 1), lassen sich       zwei Abfragen: Einmal bei der Zahnärzte-
              Gruppendiskussionen zur Beratungspraxis                                                   solche Anliegen in der Regel rasch und            kammer und auch bei der Kassenzahn-
                                                                                                        fast immer zur Zufriedenheit der Ratsu­           ärztlichen Vereinigung, wo uns die
                Im Herbst 2020 beteiligten sich 24 Beraterinnen und Berater aus den bundesweiten        chenden klären. Dies spiegelt sich auch           Zahnärzte bestimmte Praxisbesonder-
                Beratungsstellen an zwei moderierten Online-Gruppendiskussionen zur Praxis der zahn-    in der Schilderung einer Beraterin wider:         heiten melden können. Und darauf
                ärztlichen Patientenberatung. Die Diskussionen wurden mit Einverständnis der Teilneh-                                                     können wir gut zurückgreifen.
                menden aufgezeichnet, transkribiert und einer qualitativen Inhaltsanalyse unterzogen.      Aus Erfahrung können wir sagen, dass
                Alle hier zitierten mündlichen Aussagen entstammen den beiden Diskussionsrunden,           das bei uns tatsächlich schnellere          Wichtig bei solchen Auskünften ist, dass
                die von Wissenschaftlern der Universität Magdeburg angeleitet und ausgewertet wurden.      Vorgänge sind. Das passiert auch in         die Beratungsstellen keine Empfehlungen

16   Zwischen Serviceauskünften und Kommunikationsmanagement – Berichte aus dem Beratungsalltag                 Zwischen Serviceauskünften und Kommunikationsmanagement – Berichte aus dem Beratungsalltag   17
aussprechen, sondern stets mehrere Ad­             selber benutzen können und auch
              ressen vermitteln oder auch auf öffentlich         öffentlich ist. Und somit stelle ich auch
              einsehbare Listen im Internet verweisen,           klar, dass ich keine Empfehlung gebe.
              wie eine weitere Beraterin unterstreicht.
                                                             Ein besonderer Fall von Adressinformatio­
                 Ich stelle dem Patienten das frei:          nen liegt indessen vor, wenn eine Praxis
                 Wollen Sie, dass ich in Ihrer Wohnort-      aufgegeben wird – und eine Zahnarzt-Pa­
                 nähe nach einem Zahnarzt gucke?             tienten-Beziehung dadurch unvermittelt
                 Möchten Sie selber gucken, weil es ist      abreißt. Eine wiederkehrende Konstella­
                 eine Suche, die Sie natürlich auch          tion im Beratungsalltag ist beispielsweise,     dass eine Zahnärztin oder ein Zahnarzt          Fragen zur eigenen Patientenakte sind
                                                                                                             ohne Nachfolge in den Ruhestand geht.           beispielsweise dann besonders relevant,
                                                                                                             Manche Ratsuchende melden sich dann             wenn eine bestimmte Behandlung von
                                                                                                                                                             einem neuen Zahnarzt fortgeführt wird
                                                                                                                                                             oder eine Versicherung Auskünfte über die
                                                                                                                  „Ich stelle dem                            zahnmedizinische Vorgeschichte verlangt,
              Fallbeispiel 1 | Einfache Anfrage – komplexes Problem                                               Patienten das frei:                        um Leistungen abzurechnen. Hierbei kön­
                                                                                                                                                             nen die Beratungsstellen nicht nur über
                Eine Frau Mitte Sechzig meldet sich bei der Beratungsstelle, um nach Adressen
                                                                                                                  Wollen Sie, dass ich                       allgemeine Regelungen informieren – etwa
                für Privatgutachter zu fragen. Die Anruferin berichtet auf Nachfrage, sie habe                    nach einem Zahnarzt                        zur gesetzlichen Aufbewahrungspflicht von
                eine Kombinationsprothese im Unterkiefer und komme damit nicht zurecht. Ihre                      gucke? Möchten Sie                         Behandlungsunterlagen (siehe Kapitel 3).
                Krankenkasse verwies sie an ihren behandelnden Zahnarzt, dem erst einmal die
                                                                                                                  selber gucken?“                            Vielmehr ist es ihnen meist auch möglich,
                Möglichkeit zur Nachbesserung gegeben werden muss, bevor ein Gutachten erstellt                                                              Ratsuchende bei der Beschaffung der be­
                werden kann. Die Patientin möchte diesen Weg mit einem Privatgutachten umge-                      Eine Patientenberaterin                    nötigten Unterlagen zielführend zu unter­
                hen. Die Beraterin empfiehlt, noch einmal Kontakt mit dem Zahnarzt aufzunehmen                                                               stützen. Eine Beraterin erläutert dazu:
                und eine Nachbesserung durchführen zu lassen. Die Patientin folgt diesem Rat.                bei den Beratungsstellen, weil sie nicht
                Da sie nach erfolgter Nachbesserung weiterhin nicht zufrieden ist, folgt eine länge-         wissen, wie sie ihre alte Praxis kontaktieren      Also wenn der Zahnarzt seine Zulassung
                re Behandlungsgeschichte mit verschiedenen Behandlern, Nachbesserungen und                   können, ob sich Vorsorgeuntersuchungen             zurückgibt, dann kann er uns erklären,
                verschiedenen Gutachten. Der letzte Zahnarzt schätzt den Zahnersatz als einwand-             im Bonusheft nachtragen lassen oder was            wie Patienten Kontakt aufnehmen
                frei ein und vermutet eine andere Ursache dafür, dass sich die Patientin nicht               mit ihren Behandlungsunterlagen geschieht.         können, wo Unterlagen aufbewahrt
                an die Kombinationsprothese gewöhnen kann. Erneut ruft die Patientin bei der                 Ein Teilnehmer der Gruppendiskussionen             werden, ob es einen Nachfolger gibt.
                Beraterin an und schildert ihre Erlebnisse. Auf Nachfrage berichtet sie von regel-           schildert die Situation:                           Und da können wir eigentlich auch recht
                mäßigen Kopf-, Nacken- und Ohrenschmerzen. Daraufhin schlägt die Beraterin vor,                                                                 gut weiterhelfen. Also Privatadressen
                einen Spezialisten für craniomandibuläre Dysfunktionen (CMD) aufzusuchen, denn                  Es kommen immer wieder Fragen: Wie              rausgeben dürfen wir nicht, klar. Aber
                möglicherweise ist ein Problem im Kiefergelenk ursächlich für die Beschwerden.                  komme ich an meine Unterlagen ran?              bei uns ist eben die Möglichkeit, dass
                Die Patientin folgt diesem Rat und unterzieht sich einer interdisziplinären Behand-             Mein Zahnarzt ist nicht mehr da, nicht          er sich aktiv erklären kann und sagen
                lung, bei der ihr gesamter Biss angehoben wird und sie zusätzlich Physiotherapie                mehr auffindbar, ist in Rente gegangen.         kann: Dort kann man anfragen. Und
                bekommt. Nach erfolgter Behandlung meldet sich die Patientin erneut bei der                     Wo habe ich da eine Adresse? Es steht           selbst wenn es nur eine E-Mail-Adresse
                Beratungsstelle und bedankt sich für den Ratschlag, einen CMD-Spezialisten                      nichts dran. Ich weiß nicht, wie ich den        ist, können wir sie an Patienten oder
                aufzusuchen. Die Behandlung war erfolgreich, die Beschwerden sind behoben.                      erreichen kann.                                 Praxen weitergeben.

18   Zwischen Serviceauskünften und Kommunikationsmanagement – Berichte aus dem Beratungsalltag                      Zwischen Serviceauskünften und Kommunikationsmanagement – Berichte aus dem Beratungsalltag   19
Fallbeispiel 2 | (Un)erreichbarer Ruheständler                                                  In den anderen Fällen, das ergibt          Tatsächlich sind in manchen Fällen die
                                                                                                              sich eben durch die Beratung, sagen        Krankengeschichten derart komplex,
                Vergeblich versucht eine etwa vierzigjährige Frau ihren Zahnarzt telefonisch zu               Patienten: Oh, ich bin beim Zahnarzt       dass den Ratsuchenden zu Beginn des
                erreichen, bei dem sie seit Kindertagen in Behandlung ist. Etwas ratlos wendet                gewesen. Der Zahnarzt schlägt jetzt        Gesprächs selbst nicht immer bewusst
                sie sich an die Patientenberatung. Die Beraterin bringt in Erfahrung, dass der Zahn-          das und das vor. Ich bin da ganz           ist, welche Auskünfte sie im Einzelnen
                arzt in den Ruhestand gegangen ist, und erkundigt sich, wie sie weiterhelfen kann.            unsicher. Was kann ich denn jetzt          benötigen. Das Informationsbedürfnis
                Die Patientin möchte wissen, ob sie ihre Behandlungsunterlagen bekommen kann,                 machen? Was ist das Richtige?              kann hierbei recht breit und unscharf sein.
                da sie nun ja eine neue Zahnarztpraxis suchen müsse. Die Beraterin erläutert ihr                                                         Möglicherweise fragen Patientinnen und
                daraufhin, dass sie ein Anrecht auf eine Kopie ihrer Patientenakte hat und es dafür        In solchen Fällen müssen die Beratenden       Patienten nach Adressen, an die sie sich
                eine zehnjährige Aufbewahrungspflicht gibt. Sie schlägt der Anruferin vor, dass            die jeweilige Situation der Patienten         wenden können, wünschen aber eigent­
                sie ihr Anliegen schriftlich kurz schildert, um es zusammen mit ihren persönlichen         zunächst durchschauen und das eigent­         lich eine grundlegende Bewertung ihres
                Daten über die Beratungsstelle an den früheren Zahnarzt weiterzuleiten. Der Ruhe-          liche Problem präzisieren. Erst dann          zahnmedizinischen Problems und erhof­
                ständler könne ihr dann die Unterlagen übersenden.                                         können sie den Ratsuchenden mögliche          fen sich eine generelle Perspektive. Ein
                                                                                                           Lösungswege aufzeigen – ohne sie auf          Patientenberater verdeutlicht dies so:
                                                                                                           ein bestimmtes Vorgehen festzulegen.
                                                                                                           Wie dieselbe Beraterin am Beispiel               Die Ratsuchenden wollen einfach
                                                                                                           von Wurzel­behandlungen (Endodontie)             andere Zahnärzte haben, die sich
              Diese unterschiedlichen Fälle zeigen, welche    Hinter vordergründigen Fragen                schildert, liegt ein generelles Prinzip          das noch angucken, was da in ihrem
              Rolle spezifische Adress- und Verbraucher­      stecken teils tiefergehende Probleme         der Beratung darin, Patientinnen und             speziellen Fall passiert ist, ob da jetzt
              informationen tatsächlich spielen: Sie          Dies gilt umso mehr, wenn sich hinter        Patienten zur offenen Rücksprache mit            vier Implantate ausreichen oder nicht,
              schaffen Orientierung und Kontinuität im        dem scheinbar einfachen Wunsch nach          dem bisherigen Zahnarzt zu ermuntern,            und die Implantatsorte und alles
              Versorgungsprozess. So schnell und un­          einer Adressinformation ein sehr viel um­    ihnen gleichzeitig durch Hinweise auf            Mögliche.
              problematisch sich dabei entsprechende          fassenderer Beratungsbedarf verbirgt. So     weitere Ansprechpersonen und Spezialis­
              Serviceauskünfte in vielen Fällen geben         ist das Einholen einer Serviceauskunft für   ten auch zusätzliche Handlungs­­optionen      Bei solchen Anliegen, so wurde in den
              lassen, so wichtig ist zugleich, dass die       manche Patientinnen und Patienten nur        zu eröffnen.                                  Gruppendiskussionen betont, gehe
              Beratenden die persönliche Situation            ein Einstieg in den Beratungskontakt, um                                                   es um „Verbraucherinformationen im
              der Ratsuchenden im Blick haben. Einem          im Laufe des Gesprächs weitere Themen           Und dann weisen wir schon darauf           weitesten Sinn“. Dabei müssen die Be­
              betagten Menschen ohne Computer bei­            oder tiefergehende Probleme anzuschnei­         hin, dass natürlich immer der Behand-      ratenden eine vielschichtige Problema­
              spielsweise, der nach einer spezialisierten     den. Dabei kann es sich beispielsweise um       ler auch der erste Ansprechpartner         tik herausarbeiten, um am Ende eines
              Zahnarztpraxis sucht, wäre mit dem Hin­         eine komplexe Therapieplanung handeln,          ist, aber dann kommen wir eben auf         längeren Gesprächs eine hilfreiche Aus­
              weis auf eine Liste im Internet kaum ge­        aber auch um eine generelle Verunsiche­         die Adresslisten zu sprechen und           kunft geben zu können. Die konkrete,
              holfen. „Man hört nicht immer an der            rung bei den Ratsuchenden, wie eine             sagen: Es gibt Zahnärzte, die haben        weiterführende Information ist oft der
              Stimme, ob ein Anrufer vielleicht 80 ist,       Beraterin beschreibt:                           sich auf Endodontie spezialisiert.         letzte Schritt in einem umfassenden
              überhaupt Internet hat“, so ein Kommentar                                                       Da gibt es Listen, die können Sie          problemlösenden Beratungsprozess.
              in den Gruppendiskussionen. Anders ge­             Also es gibt einige Fälle, die rufen         selber einsehen. Oder wir schicken
              sagt: Auch bei simplen sachlichen Aus­             an und sagen: Ich bräuchte bitte mal         sie Ihnen auch gerne. Und stimmen          Die Beratung unterstützt die
              künften kommt es für Beratende darauf              eine Liste von Zahnärzten, die einen         Sie das mit dem Zahnarzt ab, dass Sie      Kommunikation zwischen den Akteuren
              an, gezielt nachzufragen und die Anliegen          Schwerpunkt Implantologie haben.             dann womöglich eine Zweitmeinung           Wird eine Beratungsstelle kontaktiert,
              der Ratsuchenden individuell zu erfassen.          Adresse aufgeschrieben, abgearbeitet.        einholen.                                  haben Patientinnen und Patienten mit­

20   Zwischen Serviceauskünften und Kommunikationsmanagement – Berichte aus dem Beratungsalltag                   Zwischen Serviceauskünften und Kommunikationsmanagement – Berichte aus dem Beratungsalltag   21
unter bereits eine lange Informations­        zeitlichen Ressourcen des Behandlungs­          und dabei behilflich sein, Missverständ­         er aufschreibt, mit welchen Fragen er
              suche hinter sich. Das Bedürfnis nach         alltags, wie ein Berater beschreibt:            nisse aufzuklären. Dabei kann es dienlich        denn noch mal in seiner Praxis vorstellig
              konkreten Auskünften kann dabei von                                                           sein, den Ratsuchenden an ihr Vorwissen          werden soll, um Klarheit zu gewinnen,
              Missverständnissen und Irritationen               In den Praxen ist es tatsächlich so,        anknüpfende Informationen an die Hand            dass er das, was ihm da vorgestellt
                                                                dass häufig nicht viel Zeit ist für lange   zu geben, um die Situation zu verstehen          worden ist, tatsächlich auch vollum-
                                                                Gespräche. Und Probleme entstehen           und in die Lage versetzt zu werden, beim         fänglich unterstützt.
       „Wir nehmen aus den Praxen                               häufig durch Kommunikationsdefizite.        nächsten Zahnarztbesuch für sie relevante
       sehr viel Druck raus, indem                              Und diese können wir so ein bisschen        Fragen zu stellen. Diesen Prozess des

       wir dieses Angebot machen.“                              ausgleichen, indem wir die Patienten        Empowerment umschreibt ein anderer                 „Ja klar, die Sachen sind
                                                                beraten.                                    Patientenberater folgendermaßen:                   komplexer geworden.
                                                                                                                                                               Und da sitzt jetzt ein
       Ein Patientenberater
                                                            Diese ergänzende kommunikative Funktion            Dann hört man ja schon mal diese
              überlagert sein. Beispielsweise berichten     der Beratungsstellen zahle sich auch für           kommunikative Diskrepanz: Das ist               82-Jähriger und versteht
              die Ratsuchenden dann, dass sie einen         die Zahnarztpraxen aus, fügt derselbe Be­          dort in der Praxis gesagt worden und            das nicht.“
              Heil- und Kostenplan und den weiteren         rater hinzu. „Wir nehmen aus den Praxen            das ist beim Patienten angekommen.
                                                                                                                                                               Eine Patientenberaterin
              Behandlungsweg nicht verstehen, sich          sehr viel Druck raus, indem wir dieses             Und wenn das für uns nicht ganz
              von ihrer Zahnarztpraxis nur unzulänglich     Angebot machen.“                                   schlüssig ist, dann werden wir ja
              aufgeklärt fühlen oder in ihren Behand­                                                          versuchen nachzufragen und den             Indes liegen manche Missverständnisse
              lungserwartungen enttäuscht wurden.           Die bestehende Wissensasymmetrie                   Patienten damit natürlich auch             oder Irritationen auf Seiten der Ratsuchen­
                                                            zwischen Zahnärzten und Patienten                  munitionieren, dass er dort auch           den nicht in der Kommunikation mit der
              Eine Ursache für die Unzufriedenheit          führt mitunter zu Missverständnissen               noch mal anhand seines persönlichen        eigenen Zahnärztin oder dem eigenen
              mancher Patientinnen und Patienten            im Behandlungsprozess. Beraterinnen                Falles nachfragen kann. Das, finde ich,    Zahnarzt begründet, sondern haben struk­
              liegt nicht selten in den begrenzten          und Berater können als Vermittler dienen           ist die vernünftigste Aufgabe, die wir     turelle Ursachen. Ins Gewicht fällt bei­
                                                                                                               durchführen können.                        spielsweise, dass die zahnmedizinischen
                                                                                                                                                          Behandlungsoptionen heute insgesamt
                                                                                                            Konkret könne dies etwa bedeuten,             vielschichtiger sind – insbesondere bei
                                                                                                            dass sich eine Patientin oder ein Patient     älteren Menschen, wie eine Beraterin
                                                                                                            im Beratungsgespräch spezifische Punkte       bemerkt:
                                                                                                            notiert, die beim nächsten Zahnarztbe­
                                                                                                            such thematisiert werden sollten,                Ja klar, die Sachen sind komplexer
                                                                                                            verdeutlicht derselbe Berater. Auf               geworden. Weil die ganzen Behand-
                                                                                                            diese Weise unterstütze die Beratung             lungsabläufe und die Behandlungs­
                                                                                                            die Zahnarzt-Patienten-Kommuni­                  methoden zugenommen haben.
                                                                                                            kation und trage zu einem erfolg­                Und da sitzt jetzt ein 82-Jähriger und
                                                                                                            reichen Behandlungsprozess bei.                  versteht das nicht und man muss es
                                                                                                                                                             fünf, sechs Mal erklären.
                                                                                                               Und wenn wir dem Ratsuchenden
                                                                                                               dann die Augenhöhe wieder ein              Allgemeiner formuliert bedeutet dies:
                                                                                                               bisschen verschaffen können, indem         Der zahnmedizinische Fortschritt erfordert

22   Zwischen Serviceauskünften und Kommunikationsmanagement – Berichte aus dem Beratungsalltag                    Zwischen Serviceauskünften und Kommunikationsmanagement – Berichte aus dem Beratungsalltag   23
bei der Behandlung. Doch auch welche          zugleich einen emotionalen Rückhalt zu
                                                                                                         Praxen während der Kontaktbeschrän­           geben und ihnen damit eine Verbrau­
                                                                                                         kungen überhaupt Behandlungen anbo­           cherinformation im besten Sinne an­
                                                                                                         ten, brannte als Frage unter den Nägeln.      zubieten, ergänzt dieselbe Beraterin.

                                                                                                         Tatsächlich ist die Patientenberatung in         Und vor allen Dingen auch, viele
                                                                                                         der Pandemie ein Beispiel dafür, was es          Ängste abzubauen. Bei vielen, vielen
                                                                                                                                                          muss man ganz klar sagen, war es
                                                                                                                                                          einfach Unwissenheit. Die haben, ich
              zugleich eine intensivere – und individuali­   gesellschaftlichen Bereichen veränderten         Jeden Morgen, bevor                         sage mal, Schlagzeilen aus irgendwel-
              sierte – Beratung, unabhängig vom Alter        sich die Bedingungen der zahnärztlichen          wir gestartet haben,                        chen Boulevardblättern herangezogen
              der Patienten. Ebenso gibt es großen           Versorgung (siehe Kapitel 3), aber ebenso                                                    und haben sich dann doch sehr
              Informationsbedarf, was Abrechnungs­           die Bedingungen der Patientenberatung.
                                                                                                              wurde erst mal                              verunsichern lassen. Und da konnte
              regelungen betrifft, etwa bei gemischten                                                        geschaut:                                   ich wirklich merken am Telefon, wenn
              Leistungen, die teils von der Kasse, teils     Eine Beraterin erinnert sich folgender­          Wie ist die Sachlage?“                      man da fachkompetent berät, dass
              von einer Zusatzversicherung oder dem          maßen an die Anfangsphase der Pandemie.                                                      man doch vielen Patienten einen
                                                                                                              Eine Patientenberaterin zur Beratung
              Patienten selbst bezahlt werden. Auch die                                                       in der Pandemie                             guten Weg aufzeigen konnte. ■
              Zusammenarbeit verschiedener Spezialis­           Wir haben ja viel Home-Office gemacht,
              ten, beispielsweise eines Zahnmediziners          sodass die Patientenberatungen immer
              mit einer Fachärztin oder einem Facharzt          stattgefunden haben, zumindest tele-     bedeutet, flexibel und kompetent Auskunft
              für Anästhesie, kann zu kniffligen Abrech­        ­fonisch. Persönlichen Kontakt haben     zu geben. Eine weitere Beraterin beschreibt
              nungsfragen führen.                                wir erst seit zwei Monaten, wobei       dies so:
                                                                 Patienten dann mit Mundschutz und
              Nicht zuletzt sind die Strukturen und Ver­         allem Drum und Dran zu uns kommen.         Jeden Morgen, bevor wir hier mit der
              fahrenswege des Gesundheitssystems                                                            Arbeit gestartet haben, wurde erst mal
              für viele Patientinnen und Patienten           Neben diesen äußerlich veränderten Um­         immer geschaut: Wie ist die Sachlage?
              schwer zu durchschauen. Hier können            ständen der Beratungssituation tauchten        Was gibt es an neuen Informationen?
              die Beratenden über Zusammenhänge              allerdings auch neue inhaltliche Anliegen      Was sagen die Kassenzahnärztliche
              und Funktionen der jeweiligen Instanzen        auf, wie dieselbe Beraterin hinzufügt.         Bundesvereinigung und die Bundes-
              informieren, zwischen verschiedenen                                                           zahnärztekammer zu diesen Dingen?
              Akteuren vermitteln und die Kommu­                Nach dem ersten Lockdown kamen              Dass man erst mal wieder, ja, seine
              nikation der Beteiligten stärken.                 vermehrt Fragen zum Thema: Kann ich         ganzen Informationen neu über­
                                                                als Risikopatient in die Praxis gehen?      arbeitet hat, um auch wirklich immer
              Die Patientenberatung in der                      Was ist mit dem Bonusheft, wenn ich         aktuell alles beantworten zu können
              Pandemie ist beispielhaft für gute                jetzt dieses Jahr gar nicht hingehe?        und wirklich dann auch Patienten
              Verbraucherinformation                                                                        zu unterstützen.
              Noch ein ganz anderes Thema hat das            Viele Anfragen zur Pandemie, so belegt
              Beratungsgeschehen im Jahr 2020 geprägt:       die statistische Dokumentation (siehe       Besonders wichtig sei dabei gewesen,
              die Coronavirus-Pandemie. Wie in allen         Kapitel 1), drehten sich um die Hygiene     Ratsuchenden durch klare Sachauskünfte

24   Zwischen Serviceauskünften und Kommunikationsmanagement – Berichte aus dem Beratungsalltag                 Zwischen Serviceauskünften und Kommunikationsmanagement – Berichte aus dem Beratungsalltag   25
3
         Schlussfolgerungen
         und
         Konsequenzen                                                     64 %
                                                                       der Anfragen rund um die
                                                                        Coronavirus-Pandemie
                                                                              betreffen
                                                                           Hygienekosten.

                                             16 %
                                            der Ratsuchenden
                                             wissen über das
                                             Internet von dem

     85 %
     der Ratsuchenden
                                            Beratungsangebot.

      sind gesetzlich
         versichert.          Während die zahnärztlichen Beratungsstellen den Ratsuchenden in
                              vielen Fällen rasch und zielführend weiterhelfen, geht es im Beratungs­
                              alltag auch immer wieder darum, komplexe Problematiken zu durchschauen
                              und passende Lösungen zu finden. Hier unterstützt die Patientenberatung
                              die behandelnden Zahnärztinnen und Zahnärzte. Diese sollten die Auf­
                              klärung und Information von Patienten nicht als einmaligen Vorgang
                              begreifen, sondern als fortgesetzte Aufgabe verschiedener Akteure.
                              Dabei geht es nicht zuletzt um eine Stärkung der Sprechenden Zahnme-
                              dizin und eine verständliche Kommunikation im Versorgungssystem ins-
                              gesamt. Wie die Coronavirus-Pandemie gezeigt hat, werden für eine gute
                              Verbraucherinformation auch digitale Formen des Wissensmanagements
                              zunehmend wichtig. Insbesondere sollte die Möglichkeit einer Video-
                              sprechstunde für alle Versicherten eingeführt werden.

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Gute Kommunikation ist das A und O                  hat auch die Coronavirus-Pandemie die       Allerdings ist die Frage nach einer Adresse     zu stärken. „Dazu sind Fortbildungen
             Die konstant hohe Zahl von Beratungen               Anforderungen deutlich gemacht, denen       oder Verbraucherinformation bisweilen nur       sinnvoll, die auf kommunikative, gesund­
             durch die bundesweiten zahnärztlichen               das Versorgungssystem bei Behandlung,       der vordergründige Einstieg in einen län­       heitspsychologische und gesundheits­
             Beratungsstellen offenbart den Bedarf               Patientenaufklärung, Information und        geren Beratungskontakt. Das Problem der         pädagogische Kompetenzen abzielen“,
             von Patientinnen und Patienten an quali­            Kommunikation gerecht werden muss.          Ratsuchenden lässt sich in solchen Fällen       bemerkt Martin Hendges, stellvertreten­
             fizierten Informationen. Während sich vie­                                                      nicht immer sofort erkennen. Aufgabe der        der Vorstandsvorsitzender der Kassen­
             le Anfragen rasch und zielführend klären            Die Auswertung der Beratungsstatistik       Beratenden ist hierbei zunächst, den Kern       zahnärztlichen Bundesvereinigung.
             lassen, geht es im Beratungsall­t ag auch           (siehe Kapitel 1) sowie die Analyse von     des Anliegens herauszuarbeiten, wobei es        Die Entwicklung eines Fortbildungskon­
             immer wieder um komplexe Problemati­                wissenschaftlich angeleiteten Gruppen­      sich etwa um eine zahnmedizinische Prob­        zepts durch die zahnärztlichen Standes­
             ken, die von den Beratenden gemeinsam               diskussionen mit Beraterinnen und Be­       lematik, Missverständnisse und Irritationen     organisationen ist bereits im Gespräch.
             mit den Ratsuchenden durchgearbeitet                ratern (siehe Kapitel 2) liefern wichtige   im Verhältnis zum behandelnden Zahnarzt         Entsprechende Trainings für Beraterinnen
             werden müssen, um eine befriedigende                Hinweise, wie sich Versorgungsprozesse      oder auch eine allgemeine Verunsicherung        und Berater sind für die nahe Zukunft
             Lösung zu finden und passende Informa­              aus Patientensicht darstellen. Wie auch     der Patienten handeln kann. Teilweise ist       angedacht.
             tionen geben zu können.                             in den vergangenen Jahren wurden die        den Ratsuchenden selbst nicht völlig klar,
                                                                 Ergebnisse im Rahmen eines moderierten      worin ihr Anliegen besteht und welche           Unklare, quasi verschlüsselte Anfragen
                                                                 Qualitätsdialoges mit Spitzenvertretern     Auskünfte sie benötigen (siehe Kapitel 2).      seitens der Ratsuchenden weisen dar­
                   „In der therapeutischen                       der Zahnärzteschaft im März 2021 disku­                                                     über hinaus auch darauf hin, dass viele
                   Situation kann der                            tiert. Im Fokus der diesjährigen Betrach­   Um im Beratungsgespräch gezielt zur             Patientinnen und Patienten die komplexen
                                                                 tung standen dabei Patientenanfragen zu     eigentlichen Problematik vorzudringen           Strukturen und Rollen der verschiedenen
                   Patient oft gar nichts                        Adress- und Verbraucherinformationen.       und den Ratsuchenden die richtige Unter­        Akteure im Gesundheitssystem nur schwer
                   aufnehmen, da er                              Nachfolgend werden wichtige standes-        stützung zu geben, können spezielle             durchschauen. Tatsächlich besteht ein
                   schon die Behandlung                          und gesundheitspolitische Schlussfol­       Fragetechniken hilfreich sein. Solche           hoher Bedarf an einfachen, aber präzisen

                   vor Augen hat.“                               gerungen und Konsequenzen skizziert.        Fähigkeiten gilt es unter den Beratenden        Informationen, die das Versorgungssystem

                   Martin Hendges,                               Patientenanliegen verstehen –
                   stellvertretender Vorstandsvorsitzender der
                                                                 Komplexität durchschaubar machen
                   Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung
                                                                 Etwa jede zehnte Anfrage an die zahn­
                                                                 ärztlichen Beratungsstellen ist durch den   Qualitätsdialog zur Patientenberatung
             Die zahnärztliche Patientenberatung leistet         Wunsch nach Adress- und Verbraucher­
             hierbei eine kontinuierliche Aufklärungs­           informationen motiviert. Dabei geht es        Neben der individuellen Unterstützung für die Ratsuchenden bietet die zahnärztliche
             arbeit und ergänzt und unterstützt eine             beispielsweise um Erkundigungen zu            Patientenberatung auch die Chance, Informationen über die Versorgung aus der Patien-
             transparente, gleichberechtigte Kom­                Zahnärztinnen und Zahnärzten in Wohn­         tenperspektive zu gewinnen. Seit 2018 kommen Spitzenvertreter der Bundeszahnärzte-
             munikation zwischen Patientinnen und                ortnähe oder zu Praxen mit besonderen         kammer und der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung daher einmal im Jahr zu einem
             Patienten und ihren behandelnden Zahn­              Behandlungsangeboten und Spezialisie­         moderierten Qualitätsdialog zusammen, um die Anliegen der Ratsuchenden nach einem
             ärzten sowie den verschiedenen Akteuren             rungen. 90 Prozent dieser Anliegen lassen     strukturierten Verfahren zu diskutieren und Lösungsansätze mit Blick auf aktuelle Belange
             und Instanzen des Gesundheitssystems.               sich unmittelbar (meist am Telefon) klä­      des Versorgungsgeschehens zu entwickeln. Auf diese Weise fließen die Erfahrungen von
             Damit tragen die Beratungsstellen wesent­           ren, was den Ratsuchenden rasche Orien­       Patientinnen und Patienten unmittelbar in die standes- und gesundheitspolitische Diskus-
             lich zu einer gelingenden zahnmedizi­               tierung im Versorgungssystem verschafft       sion ein. Der diesjährige Qualitätsdialog wurde vom Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ)
             nischen Versorgung bei. Nicht zuletzt               (siehe Kapitel 1).                            konzipiert und im März 2021 per Videokonferenz durchgeführt.

28   Schlussfolgerungen und Konsequenzen                                                                                                                                    Schlussfolgerungen und Konsequenzen   29
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