UTSCHE SARKOM STIFTUNG - Diagnose Weichgewebesarkom? - Wir geben Antworten!

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UTSCHE SARKOM STIFTUNG - Diagnose Weichgewebesarkom? - Wir geben Antworten!
UTSCHE
                   BEREICH
                                      SARKOM
                                      STIFTUNG
                   PATIENTEN-HILFE
                   SARKOME/GIST

Diagnose
Weichgewebesarkom?

Wir geben Antworten!

                       Ausgabe 2021
UTSCHE SARKOM STIFTUNG - Diagnose Weichgewebesarkom? - Wir geben Antworten!
Diagnose Weichgewebesarkom
           Sie haben Fragen?
           Wir geben Antworten!
           Egal, ob Sie Patient, Familienmitglied oder Freund sind: Die Diagnose
           „Sarkom“ ist eine neue, unerwartete und beängstigende Erfahrung!
           Es gibt plötzlich viel zu verstehen, zu lernen und zu bewältigen.

           Doch es gibt Menschen wie Sie, die vor der Diagnose niemals das Wort
           „Sarkom“ gehört haben, die wissen, wie es ist, Antworten zu suchen, auf
           Befunde zu warten, endlich DEN Sarkom-Experten zu finden oder sich
           zwischen Therapieoptionen entscheiden zu müssen.

           Einige dieser Menschen haben sich in der Deutschen Sarkom-Stiftung
           Bereich Patienten-Hilfe (bis 2019 in der Patientenorganisation
           „Das Lebenshaus“) zusammen gefunden. Hier arbeiten Patienten,
           Patientenvertreter, aber auch Experten aus den deutschen
           Sarkom-Zentren eng zusammen. Unser Ziel ist es, die Forschung voran
           zu treiben, die Versorgungs- und Behandlungs­qualität zu verbessern
           oder Informa­tionen bereit­zustellen.

           Zu diesen Informationen zählt auch diese Broschüre. Sie bietet
           verständliche Informationen über Sarkome, Diagnose, Behandlung und
           Nachsorge. Sie soll Ihnen als Hilfe und „Lotse“ auf Ihrem Weg mit einem
           Sarkom dienen. Denn die Diagnose „Sarkom“ bedeutet nicht
           automatisch das Schlimmste, sondern vor allem ein neues, anderes
           Leben mit der Erkrankung. Sollten Sie weitere Informationen oder ein
           offenes Ohr benötigen, dann wenden Sie sich gerne an den Bereich
           Patienten-Hilfe der Deutschen Sarkom-Stiftung:
           Hier treffen und sprechen Sie mit Menschen, die Sie verstehen.

           Werden Sie aktiv – nehmen Sie Kontakt mit uns auf!

           Ihre „Patienten-Hilfe Sarkome/GIST“
           der Deutschen Sarkom-Stiftung

           Hinweis: Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wurde in dieser
           Broschüre überwiegend die männliche Form gewählt. Die weibliche
           Form ist der männlichen Form natürlich gleichgestellt.

2 Sarkom-Basisbroschüre
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UTSCHE
                                                                                          BEREICH
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                  1. Sarkome verstehen

Sarkome sind seltene Tumoren, die entweder in den Knochen oder in den Weich­
geweben auftreten. Dazu gehören das Muskel-, Fett-, Knorpel- und Binde­gewebe, aber
auch Gefäße. Sarkome umfassen über 100 verschiedene, bösartige (maligne) Tumoren
(Stand 2019).

Diese unterscheiden sich teilweise deutlich in ihrem biologischen Verhalten, ihrer
Prognose und ihrem Ansprechen auf unterschiedliche Therapien. Man schätzt die Zahl
der Neuerkrankungen in Deutschland auf bis zu 6.000 pro Jahr. Dabei entfällt der
Großteil auf Weichgewebe­tumoren (exkl. GIST) – etwa 3.500 bis 4.000 Menschen werden
jedes Jahr damit diagnostiziert. Sarkome des Knochens sind noch deutlich seltener und
treten gehäuft bei Kindern und Jugendlichen auf. Etwa 800 Menschen erkranken
jährlich an Knochensarkomen (umgangssprachlich auch „Knochenkrebs“ genannt).

                         Übrigens: Der Begriff „Sarkom“
                         stammt aus dem Griechischen:
                         Er setzt sich aus „sarcos“
                         Fleisch und „oma“ Geschwulst
                         zusammen.

                                                                                     Sarkom-Basisbroschüre 3
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1. Sarkome verstehen

            INFO                                            1.1. Klassifizierung
                                                            Grob lassen sich drei Hauptgruppen unterteilen:
   Tumoren:                                                 l Weichgewebesarkome: Ca. 75 % aller Sarkome sind
   Unter einem Tumor versteht man entartete                    Weichgewebesarkome
   Körperzellen, die sich schnell und unkontrolliert        l Knochensarkome: Etwa 10 % aller Sarkome
   vermehren. Bei bösartigen Tumoren haben diese               entstehen im Knochen
   Zellen zudem die Eigenschaft, sich von ihrem ur­         l Gastrointestinale Stromatumoren (GIST):
   sprünglichen Zellverband zu lösen, in                       Ein spezielles Weichgewebesarkom im
   um­liegende Gewebe über­zusiedeln (Infiltration)            Magen-Darm-Trakt, das etwa 15 % aller
   oder über das Lymphsystem oder den Blutkreislauf            Sarkome ausmacht
   in entfernte Gewebe (Organe) abzuwandern und sich
   dort anzu­siedeln (Metastasierung).                      Innerhalb dieser Klassifizierung kann man die
   In der Regel haben die Tumorzellen ihre ursprüng­        Tumoren nach ihrem jeweiligen Ursprungsgewebe
   liche Funktion verloren und beeinträchtigen durch        bzw. ihrer Ähnlichkeit zu vorhandenen Gewebstypen
   ihr Wachstum die Funktionen des gesunden                 weiter unterteilen. Sie entstehen aus Zellen des
   Gewebes und der Organe, in denen sie wachsen.            Fett-Gewebes, des Muskel-Gewebes des peripheren
                                                            Nervengewebes, des Gelenk-Gewebes, der Blut- und
                                                            Lymph-Gefäße, des Faser-/Bindegewebes oder sind
                                                            sogar unklaren Ursprungs (Gewebetyps). Beispiel:
                                                            Lipo bedeutet „Fett“. Ein Liposarkom ist ein bös­
                                                            artiger (maligner) Tumor des Fettgewebes.

                                                                   Weichgewebesarkome können nahezu im gesamten
                                                                   Binde- und Stützgewebe vorkommen: Beispielsweise in der
                                                                   glatten Muskulatur, in der quer gestreiften Musku­latur,
                                                                   im Fett­gewebe, im Bindegewebe, in knochenbildenden
                                                                   Zellen, in Gelenk-Kapsel­zellen, in Knorpel­zellen,
                                                                   in Blut­gefäßen, in Lymphgefäßzellen, in Nerven
                                                                   schützenden/stützenden Zellen…

Sarkome kennen keine Grenzen:
Weit über 150 Subtypen können nahezu überall im Körper in
sehr unterschiedlichen Erscheinungsformen auftreten.

4 Sarkom-Basisbroschüre
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UTSCHE
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                                                                                                           STIFTUNG
                                                                                       PATIENTEN-HILFE
                                                                                       SARKOME/GIST

Beispiele zum Verständnis der Benennung                Abgrenzung Knochensarkome
bösartiger Weichgewebesarkome
Name:                    Sarkomart /                   Knochensarkome, auch primärer Knochenkrebs
                         Ursprungsgewebe:              genannt, sind äußerst selten. Sie machen etwa
                                                       < 0,2 % aller bösartigen Tumore aus, obgleich die
Leiomyosarkom            Glatte Muskulatur             Zahlen je nach Land variieren. Wie der Name schon
Liposarkom               Fettgewebszellen              sagt, befallen bösartige Knochentumore die Knochen
Fibrosarkom              Bindegewebszellen             des Körpers, sie können jedoch auch im Knorpel
                                                       auftreten.
Osteosarkom              Knochenbildende Zellen
Synovialsarkom           Gelenkkapselzellen            Zu den häufigsten Knochensarkomen zählen
Rhabdomyosarkom          Quer gestreifte Muskulatur    Osteosarkome, Ewing-Sarkome, Chondrosarkome,
                                                       Riesenzelltumore und Chordome. Bei mehr als der
Angiosarkom              Blutgefäße
                                                       Hälfte aller diagnostizierten bösartigen Knochen­
Chondrosarkom            Knorpelzellen                 tumore handelt es sich um Osteosarkome oder
Neurofibrosarkom         Nerven schützende/            Chondrosarkome.
                         stützende Zellen
Lymphangiosarkom         Lymphgefäßzellen              l Das Osteosarkom ist der häufigste primäre Kno-
                                                          chenkrebs. Man geht davon aus, dass jährlich von
                                                          einer Millionen Menschen etwa 2-3 neu daran
Angesichts dieser Aufzählung von nur einigen              erkranken. Es tritt gehäuft bei Jugendlichen im
Subtypen wird schon jetzt deutlich, dass es sich bei      Alter von 15-19 Jahren auf – hier macht es >10 %
den Sarkomen um eine Gruppe sehr unterschied­             aller soliden Tumore aus – sowie bei Menschen im
licher (hetero­gener) Erkrankungen handelt. Sie           Alter von > 70 Jahren. Männer sind etwas häufiger
verbindet eigentlich nur der gemeinsame Ursprung          betroffen.
aus den so genannten „mesenchymalen Zellen“.
                                                       l Das Ewing-Sarkom (ES) ist das dritthäufigste
                                                          Knochensarkom. Vor allem Kinder und Jugendliche
         INFO                                             sind betroffen, es wird jedoch auch bei jungen
                                                          Erwachsenen beobachtet. Bei der Diagnose­
                                                          stellung sind die Patienten durchschnittlich
  Mesenchymales Gewebe                                    15 Jahre alt, Männer sind häufiger betroffen als
  Der menschliche Körper besteht aus einer Vielzahl       Frauen. Das ES befällt vor allem die Becken­
  verschiedener Gewebearten. Diese Gewebe gehen           knochen sowie die Beinknochen, kann aber
  im Verlauf der embryonalen Entwicklung aus              grundsätzlich alle Knochen sowie das Weich­
  verschiedenen „Urgeweben“ hervor.                       gewebe betreffen. Letzteres tritt jedoch vor­
  Das Ektoderm bildet den Ursprung für Zellen von         wiegend bei Erwachsenen über 30 Jahren auf.
  Haut, Haaren, Gehirn, Nerven und Sinnesorganen.
  Aus dem Endoderm entstehen u.a. die Oberflächen      l Das Chondrosarkom ist das häufigste Knochen-
  (Schleimhäute) der Lunge, der Harnblase und des         sarkom im Erwachsenenalter. Von einer Millionen
  Verdauungstraktes sowie Brustdrüse, Leber und           Menschen sind etwa zwei Personen betroffen.
  Bauchspeicheldrüse. Tumoren, die aus diesen             Meist werden sie im Alter von 30 bis 60 Jahren
  Geweben entstehen, werden als Karzinome                 diagnostiziert.
  bezeichnet.
  Aus dem Mesoderm gehen u.a. der Stütz- und           l Riesenzelltumore sind aggressiv, streuen (meta­
  Bewegungs­apparat (Knochen, Muskeln), die Weich­        stasieren) jedoch selten in andere Organe. Sie
  gewebe und das Blut- und Lymph­gefäßsystem              treten am häufigsten bei jungen Erwachsenen auf,
  hervor. Diese Gewebetypen werden im ausgereiften        Frauen sind am stärksten betroffen.
  Zustand als mesen­chymale Gewebe bezeichnet.
  Nahezu alle malignen (bösartigen) Tumoren, die aus   l Chordome sind seltene Wirbelsäulentumore, die
  solchen mesenchymalen Geweben entstanden sind,          am häufigsten im Hals- oder Beckenbereich
  werden als Sarkome bezeichnet.                          (Kreuzbein) zu finden sind. Sie treten mit einer
                                                          Häufigkeit von ~0,5 Personen/Millionen Einwohner
                                                          pro Jahr auf.

                                                                                 Sarkom-Basisbroschüre 5
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1. Sarkome verstehen

1.2. Differenzierung                                      1.5. Aufteilung der Sarkome
                                                              in drei Hauptgruppen:
Tumore kann man nicht nur nach dem Ursprungs­             Weichgewebesarkome
gewebe einteilen. Man kann sie auch nach dem Grad         l Ca. 3.500 – 4.000 Neuerkrankungen pro Jahr
der Ähnlichkeit mit dem Herkunftsgewebe                     (einschl. GIST)
unterscheiden. Sind sich Tumor- und Gewebezellen
des Ursprungsgewebes ähnlich, so spricht man von          GIST (Gastrointestinale Stromatumoren)
differenzierten Tumorzellen. Sind die Tumorzellen         l Ca. 800 bis 1.200 Neuerkrankungen pro Jahr
so entartet, dass ihre Herkunft und das Ursprungs­
gewebe nicht mehr bestimmt werden können, so              Knochensarkome (Osteosarkome, Ewing-Sarkome,
werden sie als „dedifferenziert“ oder „undifferenziert“   Chondrosarkome, Chordome, Riesenzelltumoren)
bezeichnet. Der Grad der Differenzierung ist              l Ca. 800 Neuerkrankungen pro Jahr
zusammen mit der Größe, der Lage und dem Vorhan-
densein von Tochtergeschwülsten (Metastasen) für
die Behandlungsplanung von großer Bedeutung. Je           Häufigkeit von Weichgewebesarkomen
differenzierter und kleiner ein Tumor ist und je          in verschiedenen Sarkom-Registern
weniger Metastasen er gebildet hat, desto eher kann
                                                          Sarkom-Subtyp:                           Häufigkeit:
mit einem Behandlungserfolg gerechnet werden.
                                                          Malignes Fibröses Histiozytom (MFH)        15 – 25%
                                                          (Heute: Pleomorphes Sarkom / NOS)
1.3. Geschlecht und Alter                                 Leiomyosarkom                              15 – 25%
                                                          Liposarkom                                 10 – 15%
Sarkome treten bei Männern und Frauen in etwa
gleich häufig und in allen Altersgruppen auf. Weich-      Synovialsarkom                              6 – 10%
gewebesarkome betreffen jedoch häufiger Menschen          Mal. Periph. Nervenscheidentumor             3 – 5%
über 40 Jahre, bei Kindern sind sie extrem selten. Bei    (MPNST)
den unter 18-jährigen bilden die jüngeren Kinder –        Angiosarkom                                  2 – 3%
hier vor allem mit der Diagnose Rhabdomyosarkom –
                                                          Fibrosarkom                                  2 – 3%
die größte Gruppe.
                                                          Rhabdomyosarkom                                 ~ 2%
                                                          Endometriales Stromasarkom (EMS)               1 – 2%
1.4. Häufigkeit                                           Alveoläres Weichgewebesarkom                    ~ 1%
Viele Geschwüre in den Weichteilen sind gutartig          Klarzellsarkom                                  ~ 1%
(benigne) und weisen nach chirurgischer Entfernung        Desmoide/Aggressive Fibromatose                 < 1%
eine hohe Heilungsrate auf. Man bezeichnet sie dann
                                                          DFSP Dermatofibrosarcoma                        < 1%
allerdings nicht als „Sarkome“, sondern als benigne,      Protuberans
mesenchymale Tumoren. Sie kommen mindestens
100-mal häufiger vor als die Sarkome. Gemäß
Schätzungen treten sie bei 3.000 pro 1 Mio. Einwohner
auf.                                                      1.6. Symptome
Man schätzt die Zahl der Neuerkrankungen bei              Häufig ist das erste und vielleicht auch einzige
Sarkomen (Weichgewebe und Knochen) auf etwa               Symptom eines Weichgewebe­sarkoms eine so
4.800 Menschen in Deutschland jährlich. Im Vergleich      genannte Raum­forderung, also ein Knoten, eine
zu den häufigen Krebserkrankungen wie z.B. Brust-         Schwellung oder Wucherung, oftmals ohne weitere
krebs mit knapp 70.000 oder Prostatakrebs mit             Beschwerden. Die Tatsachen, dass es oft kaum
ca. 57.000 Neuerkrankungen pro Jahr (Robert-Koch-         charakteristische Symptome gibt, und Tumoren sich
Institut 2013/2014) sind die Weichgewebesarkome als       in Körper­regionen entwickeln, in denen man sie unter
selten einzustufen. Deshalb werden sie auch unter         U­mständen erst spät bemerkt, führen leider häufig
„Seltene Krebsarten“ (engl. = Rare Cancers) geführt       zu einer späten Diagnose. Aus diesem Grund haben
und haben oft den Status einer „Orphan Disease“           etwa 10 bis 20% der Patienten bei Erstdiagnose
(engl. orphan = Waise, und disease = Krankheit).          bereits einen lokal fortgeschrittenen Tumor oder
                                                          Metastasen.

6 Sarkom-Basisbroschüre
UTSCHE SARKOM STIFTUNG - Diagnose Weichgewebesarkom? - Wir geben Antworten!
UTSCHE
                                                                                                       BEREICH
                                                                                                                                 SARKOM
                                                                                                                                 STIFTUNG
                                                                                                       PATIENTEN-HILFE
                                                                                                       SARKOME/GIST

Allgemeine Tumorsymptome können z.B. sein:                           WICHTIG
l Appetitlosigkeit bzw. vorzeitiges Sättigungsgefühl
l Gewichtsabnahme (z.B. > 10% des Körper­
    gewichtes, oftmals ohne erkennbare Ursache)           Sarkome gehören in Expertenhände!
l Allgemeine Schwäche und Leistungsabfall                 Sarkome und auch Verdachtsfälle sollten unbedingt
l Schmerzen (Tumor drückt z.B. auf Nerven                 in erfahrenen Sarkom-Zentren abgeklärt werden –
    oder umliegende Organe)                               VOR möglichen Eingriffen!
l Temperaturerhöhung oder Fieber                          Dazu gehören alle Pläne und Versuche, die Knoten,
l Anämie (Blutarmut)                                      Schwellungen oder Raumforderungen zu öffnen,
l Symptome bei Tumoren im Gastrointestinal-Trakt          Gewebeproben (Biopsien) zu entnehmen oder den
    (Magen-Darm-Bereich) könnten z.B. sein:               Tumor in einer eilig organisierten Operation zu
    Völlegefühl, Schmerzen (Stiche), Blutungen            ent­fernen! Studien haben gezeigt, dass Ihre
    (Teerstuhl), Übelkeit, Verstopfung                    Prognose und Ihre Chancen maßgeblich verbessert
                                                          werden, wenn die Behandlung in erfahrenen Zentren
In folgenden Fällen besteht der Verdacht                  und nach Leitlinien erfolgt!
auf ein Sarkom:
l alle Knoten, die größer als 5 cm sind
l alle neu entstandenen Knoten                          Tochtergeschwüre in der Lunge. Dies betrifft ins­
l alle Knoten, die sich in den tiefen Gewebe­           besondere Patienten mit dem Primärtumor in den
    schichten befinden                                  Armen oder Beinen. Weitere Zielorgane sind die Leber
l alle schnell wachsenden Knoten/Schwellungen           - vor allem bei einem Primärtumor im Bauchraum
l alle tiefen, großflächigen Blutergüsse (Hämatome)     und Retroperitoneum/hinter dem Bauchfell –, die
                                                        Knochen und bei bestimmten Untergruppen die
Häufige erste Verdachtsdiagnosen können sein:           Lymphknoten. Diese treten z.B. beim Rhabdomyo­
Hämatom, Sportverletzung, gutartige Tumoren             sarkom, dem epitheloiden und dem Synovialsarkom
(Bsp. Lipom, Fibrom, Leiomyom), Bakerzyste u.v.m.       auf.

                                                        Insbesondere bei größeren und aggressiveren
1.7. Lokalisation                                       Tumoren (undifferenzierte G2/G3–Tumoren, tief
                                                        lokalisiert, größer als 5 cm) muss trotz lokaler Tumor-
Weichgewebesarkome kennen keine Grenzen - sie           kontrolle mit der Entwicklung von Metastasen
können überall im Körper entstehen, z.B. im Weich­      gerechnet werden.
gewebe, der Haut und verschiedenen Organen. Am
häufigsten treten Sarkome in den Extremitäten, also
Beinen und Armen auf (ca. 43 %), aber auch im                        INFO
Körperstamm (Organe und Bauchwand, ca. 29 %),
dem Bauchraum (Retroperitoneum: hinter dem
Peritoneum/Bauchfell, ca. 15 %) sowie im Kopf-Hals-       Metastasen:
Bereich (ca. 9 %).                                        Das Herz pumpt pro Minute etwa 5 bis 6 Liter Blut
                                                          durch den Körper. Das bedeutet, dass einzelne
                                                          Tumorzellen, die ins Blut gelangen, sehr schnell über
1.8. Metastasierung                                       den ganzen Körper verteilt werden. Tumorzellen
                                                          gelangen z.B. dann ins Blut, wenn ein Tumor
Einzelne Tumorzellen können sich vom Primärtumor          aufbricht und innere Blutungen verursacht. Das
lösen und über die Blut- oder Lymphbahnen im              kann passieren, wenn der Tumor zu spät entdeckt
Körper verbreiten. So können sie sich in entfernten       wird oder im Rahmen von Operationen oder
Geweben festsetzen und neue Geschwüre – so                unsachgemäß durchgeführten Gewebeentnahmen
genannte Tochtergeschwüre oder Metastasen –               (Biopsien).
bilden. Ist ein Tumor in der Lage, Metastasen zu          Deshalb ist es äußerst wichtig, dass diese Eingriffe –
bilden, dann verschlechtert dies in vielen Fällen die     Operationen und auch Biopsien – von erfahrenen
Prognose.                                                 Sarkomexperten durchgeführt werden.

Bei den Weichgewebesarkomen steht die Metasta­
sierung über den Blutstrom im Vordergrund. Vor           Als Metastase (griechisch meta = weg und stáse = die Stelle, der Ort –
allem betroffen ist dabei die Lunge: Über 50 % der       also etwa die Übersiedelung an einen anderen Ort) wird
Patienten mit Weichgewebesarkomen entwickeln             die Absiedelung eines bösartigen Tumors bezeichnet.
                                                         Die lateinische Bezeichnung ist Filia (dt.: die Tochter, Pl.: Filiae) und
                                                         bedeutet „Tochtergeschwulst“.

                                                                                               Sarkom-Basisbroschüre 7
UTSCHE SARKOM STIFTUNG - Diagnose Weichgewebesarkom? - Wir geben Antworten!
1. Sarkome verstehen

1.9. Dignität                                            1.10. Ursachen/Risikofaktoren
Die Dignität (hier Wertigkeit) beschreibt die            Die Ursachen für die Entwicklung von Weichgewebe-
Eigenschaft von Tumoren: Man unterscheidet               sarkomen sind bisher weit­gehend ungeklärt. Der
gutartige (benigne) und bösartige (maligne) Tumoren.     übermäßige Kontakt mit einigen Industriegiften
Gutartige Tumore wachsen lokal begrenzt und              (z.B. Dioxin, Arsen, Holzschutzmittel oder Herbizide)
dringen nicht in benachbarte Strukturen ein, können      sowie die verstärkte Einwirkung von Polyvinylchlorid
jedoch durch ihre Größe Probleme verursachen.            („PVC“) oder Asbest scheinen Risikofaktoren zu sein.

Bösartige (maligne) Tumoren (Krebs) können den           l Nach vorangegangener Strahlentherapie können
Organismus massiv schädigen. Wesentlich für die              Sarkome im Bereich der bestrahlten Körperregion
Einordnung als maligne ist die Fähigkeit, zu                 beobachtet werden (strahleninduzierte Sarkome).
metastasieren und in andere Gewebe einzudringen              Beispiel: Angiosarkome – sie können Jahre nach
(invasives Wachstum).                                        vorangegangener Bestrahlung bei Brustkrebs
                                                             (Mammakarzinom) entstehen.
                                                         l   Außerdem werden Sarkome bei bestimmten
Dignität I                                                   angeborenen Gen-Defekten beobachtet, die dann
l Benigne (gutartig)                                         häufig zur Ausbildung verschiedener Tumoren
l Keine oder nur sehr selten Lokalrezidive                   führen. Diese „Syndrome“ sind aber sehr selten
l Keine Entwicklung von Metastasen                           und machen nur einen sehr geringen Anteil der
l Beispiel: Lipom                                            Sarkome aus.
                                                         l   Die meisten Sarkome treten „spontan“ auf – ein
Dignität II                                                  konkreter Auslöser lässt sich in den allermeisten
l Intermediär (lokal aggressiv)                              Fällen nicht finden. Die Ursache vieler Sarkome
l Lokal aggressiv: Häufig Lokalrezidive                      sind sogenannte „somatische Mutationen“, also
l Keine oder nur selten Entwicklung von Metastasen           eine Veränderung des Erbguts.
l Beispiel: Aggressive Fibromatose (Desmoid)
                                                         Viele Krebserkrankungen – so auch etliche Sarkome –
Dignität III                                             treten erst im Alter auf. Dies hat mit dem natürlichen
l Maligne (bösartig)                                     Alterungsprozess des Körpers zu tun. Das heißt:
l Häufig Rezidive                                        Je älter man wird, desto weniger widerstandsfähig
l Metastasen möglich                                     wird der Körper und „Reparatur-Mechanismen“
l Beispiel: Myxofibrosarkom                              funktionieren evtl. schlechter als in jungen Jahren.

Dignität IV
l Maligne (bösartig)
l Häufig Rezidive
l Risiko für Fernmetastasen                                        WICHTIG
l Systemerkrankung anzunehmen
l Beispiel: Alveoläres Rhabdomyo­sarkom
                                                           Dieses Thema ist sehr wichtig für Sie als
                                                           Betroffene/r!
                                                           Denn: Es gibt keine Antworten auf die Fragen
                                                          „Warum habe ausgerechnet ICH ein Sarkom
          INFO                                             bekommen?“ „Was war der Auslöser in meinem
                                                           Leben?“ „Was habe ich falsch gemacht?“.
                                                           Es gibt keinerlei Beweise dafür, dass bestimmte
  Unter einer Mutation (v. lat. mutatio „Veränderung“)     Persönlichkeiten Sarkome oder andere Krebsarten
  versteht man eine Veränderung des Erbgutes einer         bekommen oder dies durch schmerzliche Lebens­
  Zelle. Was passiert? Durch in der Regel unbekannte       erfahrungen ausgelöst wird. Selbst wenn Sie durch
  Einflussfaktoren oder Auslöser kommt es zur              Ihre Lebensführung die wenigen wissenschaftlich
  Veränderung des Erbgutes in einer Zelle.                 belegten Risikofaktoren für Krebs gefördert hätten
  Das Zellwachstum gerät außer Kontrolle und Zellen –      wie z.B. durch Rauchen: Für das weitere Leben mit
  ohne natürliche Stoppfunktion – wachsen                  einem Sarkom ist es besser, wenn Sie sich von
  unkontrolliert und entwickeln sich zu Zellverbänden      Fragen nach den Gründen oder sogar Vorwürfen
  (Gewebewucherungen).                                     völlig frei machen.

8 Sarkom-Basisbroschüre
UTSCHE SARKOM STIFTUNG - Diagnose Weichgewebesarkom? - Wir geben Antworten!
UTSCHE
                                                                                           BEREICH
                                                                                                               SARKOM
                                                                                                               STIFTUNG
                                                                                           PATIENTEN-HILFE
                                                                                           SARKOME/GIST

1.11. Chancen auf Heilung
„Wie hoch sind die Chancen auf eine Heilung bei                   BEISPIEL
einem Sarkom?“ Dies ist für einen Betroffenen natür-
lich die wichtigste Frage. Gleichzeitig ist sie für die
Ärzte einschließlich ausgewiesener Sarkom-Experten        Ein amerikanischer Mediziner hat es einmal sehr
die Frage, die am schwierigsten zu beantworten ist.       plastisch formuliert: „Ein Sarkom zu diagnost­izieren,
Grundsätzlich gilt, dass niemand mit Bestimmtheit         sein Verhalten vorauszusagen und es zu therapieren,
für den einzelnen Patienten zu Beginn der Erkrankung      ist vergleichbar mit der Situation einen großen Sack
sagen kann, ob die Erkrankung geheilt werden kann.        zu bekommen – mit dem Hinweis „Hier scheint eine
                                                          Katze drin zu sein“. Es gibt Hunderte von Katzen­
Die Aussicht auf Heilung hängt sehr vom Erkrankungs-      arten – mit völlig unterschiedlichen Verhaltens­
stadium ab: Je früher ein Sarkom entdeckt wird, also      weisen. Sie wissen anfangs zunächst nicht, ob da ein
je kleiner der Primär- oder Haupttumor und je             kleines zahmes Hauskätzchen oder ein extrem
weniger er anderes Gewebe angegriffen hat, desto          aggressiver Königstiger drin ist. Erst durch Nach­
besser ist auch die Aussicht auf einen Behandlungs-       schauen, Bestimmen der Art, Untersuchen des
erfolg. Sind umgebende Lymphknoten befallen oder          Verhaltens u.v.m. stellen Sie fest, was es ist und wie
haben sich bereits Metastasen in weiter entferntem        Sie damit umgehen müssen. Die große Kunst besteht
Gewebe gebildet, verschlechtert sich die Prognose.        nun darin, mit der Katze zu leben bzw. sie zu zähmen
                                                          oder den lebens­gefährlichen Tiger für immer – bzw.
Unter Heilung versteht man, dass die Tumoren              so lange wie möglich – ruhig zu stellen.“
komplett entfernt wurden und über einen Zeitraum
von fünf Jahren kein neuer Tumor aufgetreten ist.
Nach fünf Jahren „Tumorfreiheit“ ist die Wahrschein-
lichkeit, dass der Tumor wiederkommt (Rezidiv) oder
Metastasen auftreten, vergleichsweise gering.
Dennoch ist auch noch nach fünf Jahren das Wieder-
auftreten eines Tumors möglich. Daher sollten auch
weiterhin regelmäßig Kontroll-Untersuchungen
wahrgenommen werden.

Ganz allgemein kann man sagen: Ein erheblicher Teil
aller Patienten mit einem Weichgewebesarkom, die
bei Erstdiagnose keine Metastasen aufweisen, bleibt
nach fachgerechter Behandlung des Ersttumors
langfristig tumorfrei. Die Chancen auf eine Heilung
sind somit gut.

Haben sich bereits Metastasen gebildet, sind die
Chancen auf eine dauerhafte Tumorfreiheit deutlich
geringer. Abhängig vom Risikoprofil (Wachstums­
eigenschaften des Tumors, Anzahl, Größe und
Lokalisation der Metastasen, Begleit­erkrankungen)
können aber auch in dieser Situation unter
bestimmten Voraussetzungen noch Heilungschancen
vorhanden sein.

                                                                                     Sarkom-Basisbroschüre 9
UTSCHE SARKOM STIFTUNG - Diagnose Weichgewebesarkom? - Wir geben Antworten!
2. Sarkome diagnostizieren
         Diagnose, Behandlung und Verlaufskontrolle von Sarkomen erfordern eine enge
         Zusammenarbeit von Ärztinnen und Ärzten unterschiedlicher medizinischer
         Fachrichtungen (inter- oder multidisziplinäre Kooperation). Dies sind im Wesentlichen:
         Medizinische Onkologen, Chirurgen, Pathologen, Radiologen (medizinische Bildgebung)
         und Radioonkologen (Strahlentherapie).

         Je nach Alter, Erkrankungsstadium sowie Art und Lokalisation des Tumors können
         jedoch auch weitere Spezialisten aus anderen klinischen Bereichen wie z.B. der
         Pädiatrie/Kinderonkologie, Gastroenterologie, Urologie, Gynäkologie oder der
         plastisch-rekonstruktiven Chirurgie u.a. am Diagnose- und Behandlungs­prozess
         beteiligt sein.

                                                                        INFO

                                                               Tumor-Board:
                                                               Regelmäßige Treffen von Medizinern unterschied­
                                                               licher Fachrichtungen, um gemeinsam die optimale
                                                               diagnostische und therapeutische Vorgehensweise
                                                               bei besonderen Tumor­krankheiten zu besprechen. In
                                                               Sarkom-Zentren werden regelmäßig Sarkom-Boards
                                                               durchgeführt. Hier werden die Patientenfälle
                                                               vorgestellt, gemeinsam diskutiert und die
                                                               erforderliche Behandlung festlegt.

10 Sarkom-Basisbroschüre
UTSCHE
                                                                                       BEREICH
                                                                                                         SARKOM
                                                                                                         STIFTUNG
                                                                                       PATIENTEN-HILFE
                                                                                       SARKOME/GIST

2.1. Diagnostik                                        2.2. Bildgebende Diagnostik
Die Diagnose (griech. = Durchforschung, im Sinne von   Bildgebende Verfahren erzeugen Bilder vom
einer Entscheidung oder Einordnung auf Basis von       Körperinneren. Die wichtigsten Verfahren, die heute
Erkenntnissen) ist die genaue Zuordnung von            im Bereich der Weichgewebesarkome eingesetzt
Anzeichen oder Symptomen zu einer Erkrankung. Es       werden, sind die Kernspintomographie (MRT) und
handelt sich also um die Entscheidung für eine         die Computertomographie (CT). Die Ultraschall­
bestimmte Krankheit oder Verletzung anhand der         untersuchung (Sonographie oder Echographie) kann
erhobenen bzw. beobachteten Daten, Befunde oder        im Diagnoseprozess unter Umständen hilfreich sein,
Symptome. Die Methoden der Diagnose­findung            ersetzt aber niemals eine Schnittbildgebung
werden mit dem Begriff der Diagnostik zusammen­        (MRT, CT).
gefasst. Dazu gehören Anamnese, körperliche Unter-
suchung, Anwendung bildgebender Verfahren,             Man unterscheidet bei diesen Untersuchungen
Labor-Analyse des Blutes und anderer Körperflüssig-    grundsätzlich zwischen der „Detektion“ des Tumors
keiten sowie Gewebeunter­suchungen.                    und dem „Staging“. Unter Detektion versteht man den
                                                       Beleg, dass tatsächlich ein Tumor im Weichgewebe
Um die bestmögliche Behandlungsentscheidung            vorhanden ist. Staging hingegen bedeutet, dass die
treffen zu können, müssen vor allem folgende           Bildgebung dazu genutzt wird, festzustellen, ob und
Fragen bei einem Weichgewebesarkom beantwortet         wie sich die Erkrankung ausgebreitet hat. So werden
werden:                                                z.B. die genaue Position des Tumors, seine Größe und
l Um welchen Sarkom-Subtyp handelt es sich?            eventuell vorhandene Metastasen bestimmt.
l Wo ist er lokalisiert?
l Wie groß ist er?                                     Die Ergebnisse der bildgebenden Verfahren sind für
l Wie schnell wächst er?                               die weitere Therapieplanung notwendig. Vor allem für
l Sind verschiedene Gewebe oder                        eine eventuelle Gewebeentnahme (Biopsie) und eine
   Organe betroffen?                                   spätere Operation müssen die Bilder zur Verfügung
l Handelt es sich um einen einzelnen Tumor oder        stehen.
   gibt es bereits Metastasen?
                                                       Ultraschall (Sonographie)
Folgende Untersuchungsmethoden können im               Unter Sonographie versteht man die Anwendung von
klinischen Alltag in der Phase der Diagnosestellung    Ultraschall zur Untersuchung von organischem
bei Sarkomen grundsätzlich eingesetzt werden:          Gewebe – das entstandene Bild nennt man
l Ultraschall (Sonographie), Endosonographie           Sonogramm. Bei der Sonographie handelt es sich um
   (Ultraschall von innen)                             eines der am häufigsten eingesetzten bildgebenden
l Spiegelungen (…oskopien) – auch mit bestimmten       Verfahren der Medizin.
   Kontrastmitteln                                     Die Endosonographie ist eine Variante der Sono­
l Röntgen                                              graphie, bei welcher der Schallkopf in den Körper
l MRT = Magnet-Resonanz-Tomographie oder auch          eingeführt wird, häufig mit Hilfe eines Endoskops.
   Kernspintomographie genannt
l CT = Computertomographie                             Computertomographie (CT)
l DSA = Angiographie ggf. mit Intervention             CT ist ein Röntgenverfahren, mit dem der mensch­
l Knochen-/Skelett-Szintigraphie                       liche Körper in Querschnitt­bildern (Schnittbild­
l PET = Positronen-Emissions-Tomographie               verfahren) dargestellt wird. Im Gegensatz zum
l Histologische Untersuchung                           konventionellen Röntgen wird der Patient beim CT
l Ermittlung der Laborwerte                            nicht nur aus einer Richtung durchstrahlt, sondern er
                                                       wird durch eine sich drehende Röntgenröhre aus
Sind die o.g. wesentlichen Fragen beantwortet,         allen Richtungen schichtweise „abgetastet“. In
werden Sarkome nach der TNM-Klassifikation             manchen Fällen wird dem Patienten vorab ein
eingestuft. So erhalten die Ärzte Anhaltspunkte für    Kontrastmittel verabreicht, um das zu untersuchende
die Art und die Intensität einer möglichen             Organ besser von anderen abgrenzen zu können.
Behandlung und können die Chancen auf eine
eventuelle Heilung besser einschätzen.

                                                                                Sarkom-Basisbroschüre 11
2. Sarkome diagnostizieren

                                                          2.3. Gewebeentnahme (Biopsie)
Kernspintomographie, Magnetresonanztomographie            Bei einer Biopsie entnimmt der Arzt Tumorgewebe,
(MRT)                                                     das anschließend genau untersucht wird. Geprüft
MRT ist ein bildgebendes Verfahren zur Darstellung        wird, ob der feingewebliche Aufbau krankhafte
des menschlichen Körpers. Auch sie gehört zu den          Veränderungen aufweist (Pathohistologie).
Schnittbildverfahren. Sie arbeitet im Gegensatz           Insbesondere die Fragestellung, ob es sich um einen
zum CT oder zum Röntgen nicht mit Röntgenstrahlen,        bösartigen oder gutartigen Tumor handelt und
sondern mit Magnetfeldern und Radiowellen.                welcher Sarkom-Subtyp vorliegt, kann in der Regel
                                                          nur durch eine Biopsie geklärt werden. Diese erfolgt
Das MRT liefert insbesondere von wasserhaltigen           entweder an einem Resektat, das heißt an dem
Geweben genaue Darstellungen, z.B. von inneren            bereits herausoperierten Tumor oder an einer
Organen, Gelenkknorpel, Meniskus, Rückenmark oder         entnommenen Gewebeprobe (Biopsat).
Gehirn. Auch hier kommt in manchen Fällen
Kontrastmittel zum Einsatz, zur genaueren                 Besteht schon im Vorfeld der Probenentnahme
Darstellung des Tumors oder möglicher Metastasen.         (Biopsie) der Verdacht auf ein Sarkom, sollte diese –
                                                          wenn irgendwie möglich – in einem spezialisierten
                                                          Sarkom-Zentrum durchgeführt werden. Selbst der
Positronen-Emissions-Tomographie (PET)                    Eingriff, der bei einer Biopsie notwendig ist, kann
PET gehört zu den nuklearmedizinischen bildgeben-         bereits eine große Bedeutung für die weitere
den Verfahren: Mithilfe winziger, radioaktiv markierter   Behandlung des Sarkoms haben.
Teilchen und einer speziellen PET-Kamera werden
Stoffwechselvorgänge im Inneren des Körpers               Deshalb wird in Abhängigkeit von der Lage des
sichtbar gemacht. Die PET eignet sich bei bestimmten      Tumors, dem Blutungsrisiko und dem Verdachtsgrad
Krebserkrankungen zur Früherkennung und zur               des Arztes auf die Bösartigkeit des Tumors eine
Beurteilung.                                              Strategie zur Gewebegewinnung festgelegt. Dabei
                                                          wird der operative Zugang zum Tumor für eine
                                                          eventuell nötige Entfernung des kompletten Tumors
Szintigraphie                                             bereits mitberücksichtigt.
Als Szintigraphie bezeichnet man ebenfalls eine
nuklearmedizinische Unter­suchungsmethode. Dabei
werden dem Patienten radioaktiv markierte Stoffe
gespritzt, die sich in bestimmten Organen anreichern
und mit Hilfe einer Gammakamera aufgenommen
werden. Dadurch können bestimmte Körpergewebe
sichtbar gemacht werden, vor allem Knochen/Skelett
und Schilddrüse.

12 Sarkom-Basisbroschüre
UTSCHE
                                                                                        BEREICH
                                                                                                          SARKOM
                                                                                                          STIFTUNG
                                                                                        PATIENTEN-HILFE
                                                                                        SARKOME/GIST

                                                       2.4. Feingewebliche Diagnostik
                                                            (Pathologie)
                                                       Pathologie ist die Lehre von den Krankheiten –
                           Biopsie                     genauer von den krankhaften Veränderungen der
                                                       Zellen, Gewebe und Organe. Die Zelle zu identifizie-
                                                       ren, aus welcher der Krebs entstand, ist eine Wissen-
                          Resektat                     schaft für sich. Die Ärzte, die diese Arbeit machen,
                                                       nennt man Pathologen. Zu den Aufgaben des
                                                       Pathologen gehört es, eine exakte morphologische
                      Nachresektat(e)
                                                       und pathologische Diagnose zu stellen und bei der
                                                       Beurteilung der Prognose zu unterstützen.
                           Rezidiv                     Eine korrekte Behandlung hängt immer von der
                                                       jeweiligen Krebsart ab. Der Pathologe ist also auch
                                                       bei den Sarkomen eine Art „Lotse der Therapie“.
                                                       Seine Ergebnisse und Diagnose stellen die Weichen
                                                       für die anschließende Therapie, die für bestimmte
                                                       Sarkom-Subtypen sehr unterschiedlich sein kann.

                                                       Die einzige sichere Diagnosemethode bei Sarkomen
         WICHTIG                                       ist die Untersuchung einer Probe des Tumors unter
                                                       dem Mikroskop (Histologie). Dies erfordert viel
                                                       Erfahrung des Pathologen. Erst seit ein paar Jahren
Auch eine Biopsie sollte von einem mit                 weiß man mehr über die Pathologie, Molekulargenetik
Sarkomen erfahrenen Arzt durchgeführt werden!          und die Behandlung von Sarkomen. Da die Bewertung
                                                       des Pathologen enorm wichtig für die nachfolgende
                                                       Behandlung ist, kann es manchmal sinnvoll sein, eine
                                                       Zweitmeinung durch einen anderen Pathologen, z.B.
         INFO                                          eines Referenzzentrums für Sarkome, einzuholen.

                                                       Die Immunhistochemie ist eine bestimmte Methode
Biopsien:                                              zur Untersuchung der Gewebeprobe. Dabei trägt der
Meist werden Biopsien mit Spezialkanülen durch­        Pathologe sogenannte Antikörper auf die Gewebe-
geführt. Je nach verwendetem Instrument spricht        probe auf. Diese Antikörper reagieren mit spezifi-
man beispielsweise von Nadelbiopsie, Stanzbiopsie      schen Eiweißen (Proteinen) auf der Zelloberfläche –
oder Feinnadelbiopsie. Auch die Wortkombination        sofern diese auf der Gewebeprobe vorhanden sind.
aus „Biopsie“ und dem zu untersuchenden Organ ist      Verbindet sich dieser Antikörper mit dem spezifischen
üblich – beispielsweise Muskelbiopsie. Man spricht     Protein auf der Zelloberfläche, dann entsteht ein
von einer „Inzisionsbiopsie“, wenn lediglich ein       Fleck oder eine Farbveränderung in der Gewebe-
kleiner Teil eines Tumors (Probe) entfernt wird, und   probe. Die Gewebeprobe wird dann als „Fleckpositiv“
von einer „Exzisionsbiopsie“, wenn der komplette       gewertet. So können Tumorzellen, die bestimmte
Tumor bei der Proben­entnahme entnommen wird.          Antigene, also Proteine ausbilden, identifiziert
                                                       werden.

            Tumor                                      Neben der Immunhistochemie setzen erfahrene
                                                       Sarkom-Pathologen auch folgende Untersuchungs-
                                                       methoden ein, um Sarkom-Subtypen anhand ihrer
                                                       Mutationen zu identifizieren:

                                                       FisH-Test (FisH = Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung):
                  Gewebe                               Bereits wenige Tage nach einer Zellentnahme können
                                                       bestimmte Chromosomenbesonderheiten mit recht
                                                       hoher Sicherheit nachgewiesen werden, sofern geeig-
                                                       netes Zellmaterial vorlag.

                                                                                 Sarkom-Basisbroschüre 13
2. Sarkome diagnostizieren

Die PCR (engl. Polymerase Chain Reaction)
Polymerase-Kettenreaktion ist eine Methode, um die
Erbsubstanz DNA im Reagenzglas (in vitro) zu
ver­vielfältigen. Gene können durch PCR mit ent­
sprechenden Hilfssubstanzen vervielfältigt
(amplifiziert) und anschließend sequenziert werden,
um Mutationen aufzuspüren.

DNA-Sequenzierung ist die Bestimmung der DNA-
Sequenz, d.h. der Nukleotid-Abfolge in einem
DNA-Molekül.

2.5. Differenzierung und Grading                        2.6. TNM-Klassifikation

Wie bereits erwähnt, stellen die Sarkome eine sehr      Die TNM-Klassifikation beschreibt eine Stadien­
verschiedenartige (hetero­gene) Gruppe von Tumoren      einteilung von Krebserkrankungen.
dar. Obwohl sie unter einem Begriff zusammen­           TNM ist die Abkürzung für:
gefasst werden, weisen Sarkome z.T. ein völlig unter-   T Tumor, Beschreibung von Ausdehnung und
schiedliches Wachstumsverhalten auf. Dabei gilt in          Verhalten des Ursprungstumors
der Regel:                                              N Nodus = Lymphknoten,
l Je mehr die Tumorzellen dabei normalen                    Fehlen bzw. Vorhandensein von regionalen
   Gewebezellen ähneln, umso langsamer teilen sie           Lymphknotenmetastasen
   sich. Man spricht daher von einem hohen Grad         M Metastasen, Fehlen bzw. Vorhandensein
   der Differenzierung.                                      von Fernmetastasen
l Je schneller sich die Sarkomzellen teilen, desto
   weniger kann auf das ursprüngliche Gewebe            Sind alle Untersuchungen durchgeführt, wird das
   geschlossen werden. Der Tumor ist also               Erkrankungsstadium bestimmt. Es richtet sich nach
   undifferenzierter und wird als bösartiger            der Einordnung der Krebserkrankung in die
   eingestuft.                                          TNM-Klassifikation.

In der feingeweblichen Untersuchung (Histologie)        Man unterscheidet vier Stadien von I bis IV.
teilt der Pathologe den Tumor grob je nach Grad der     Diese werden jeweils noch einmal unterteilt in
Differenzierung (Grading) ein. In Europa besteht eine   A und B. Welches Erkrankungsstadium vorliegt,
Skala von G1 bis G3.                                    hängt davon ab,
                                                        l ob und wo Metastasen vorliegen (in den
Ein gut differenziertes Sarkom kann über viele             nächstgelegenen Lymphknoten oder
Monate oder sogar Jahre zu beachtlicher Größe              in entfernt gelegenem Gewebe)
anwachsen ohne Metastasen auszubilden.                  l wie sehr die Tumorzellen entartet sind
Undifferenzierte, sehr bösartige Sarkome können            (histopathologischer Befund, Grading) und
dagegen bereits in frühen Stadien Metastasen bilden.    l wie groß der Primärtumor ist.

 Dreistufiges Gradingsystem (FNCLCC)
 Niedriggradig                 Grad 1

 Hochgradig                    Grad 2
                               Grad 3

14 Sarkom-Basisbroschüre
UTSCHE
                                                                                      BEREICH
                                                                                                        SARKOM
                                                                                                        STIFTUNG
                                                                                      PATIENTEN-HILFE
                                                                                      SARKOME/GIST

                 3. Sarkome behandeln

Sarkome können praktisch in allen Körperregionen entstehen. Entsprechend
unterschiedlich sind die Symptome, die bei verschiedenen Subtypen auf­treten (sich
manifestieren) können. Wichtigstes Ziel ist daher: Jeder Patient muss korrekt
diagnostiziert werden und ent­sprechend seiner speziellen Tumor­situation die
geeignetste Therapie erhalten.

Dies ist der Grund für die internationale Forderung vieler Experten und Patienten­
organisationen, Patienten mit solchen Diagnosen unbedingt in spezialisierten
Sarkom-Zentren zu behandeln.
l Das Einbeziehen verschiedener Fachleute zur Festlegung einer Therapiestrategie
    (inter­disziplinäre Behandlungsplanung) ist bei Sarkomen unabdingbar
l Dies sollte unbedingt in Fachzentren für Sarkome und/oder innerhalb von
    Netzwerken mit multi­disziplinärem Fachwissen erfolgen
l Solche Zentren sind in der Regel auch an laufenden klinischen Studien beteiligt,
    die für bestimmte Patienten andere oder sogar neue Optionen bedeuten können
l Die Überweisung an solche Zentren sollte sofort dann erfolgen, wenn nach der
    klinischen Unter­suchung der Verdacht auf ein Sarkom besteht. Dies bedeutet,
    dass alle Patienten mit einer Raumforderung oder mit einer oberflächlichen
    Weichgewebeläsion > 2 cm in ein Sarkom-Zentrum überwiesen werden sollten.

                                                                                 Sarkom-Basisbroschüre 15
3. Sarkome behandeln

3.1. Behandlungsoptionen

Für die Behandlung von Weichgewebesarkomen             Daneben gibt es weitere, z.T. spezielle medizinische
stehen verschiedene Therapie­optionen zur Verfü-       Angebote , die in der Regel ergänzend in der Sar-
gung, die je nach Sarkom-Subtyp (Art) und              kom-Behandlung eingesetzt werden. Dazu gehören
Erkrankungs­s tadium eingesetzt werden. Das gene-      z.B.:
relle, therapeutische Vorgehen bei Weich­              l Regionale Tiefen-Hyperthermie
gewebesarkomen erfolgt in der Regel „multimodal“.      l Isolierte Extremitätenperfusion (ILP)
Dies bedeutet nichts anderes, als dass man verschie-   l Schmerztherapien
dene Therapieverfahren bausteinweise, im               l Bekämpfung von Nebenwirkungen von Chemo-,
Wechsel und/oder sinnvoll aufeinander abgestimmt           Strahlen- oder Target-Therapien
miteinander kombiniert.                                l Psychologische Angebote und Entspannung
Die wesentlichen Säulen der Behandlung von             Ebenso wie die Erkrankung selbst, kann auch die
Weichgewebesarkomen sind:                              Behandlung einen schwer­wiegenden Eingriff in die
l Operation                                            körperlichen Abläufe darstellen. Sowohl eine
l Bestrahlung                                          Operation einschließlich Vorbereitungen und
l Medikamentöse Therapien                              Nachbehandlungen, als auch Strahlen- und
   (Chemotherapie und zielgerichtete Therapien)        Chemotherapie können entsprechende Neben­
l Klinische Studie                                     wirkungen und Folgen haben. Daher ist es
                                                       wichtig, die Behandlungsrisiken genau mit den
                                                       behandelnden Ärzten zu besprechen. Dabei gilt es
                                                       abzuwägen, ob der mögliche Nutzen einer
                                                       Behandlung die Risiken überwiegt.

    Chirurgie           Bestrahlung                Chemo-         Zielgerichtete            Klinische
                                                  therapie          Therapien                Studie

16 Sarkom-Basisbroschüre
UTSCHE
                                                                                            BEREICH
                                                                                                               SARKOM
                                                                                                               STIFTUNG
                                                                                            PATIENTEN-HILFE
                                                                                            SARKOME/GIST

                         3.2. Chirurgie                                           3.3. Strahlentherapie
                         Lokales Therapieverfahren                                Lokales Therapieverfahren

                       Die Chirurgie spielt eine                                  Ziel der Strahlentherapie ist
                       zentrale Rolle in der                                      es, Tumorgewebe lokal bzw.
                       Behandlung von nahezu allen                                regional zu zerstören.
                       Weichgewebe­sarkomen. Sie                                  Grundsätzlich kann sie bei
                       ist die älteste Form der                                   Sarkomen vor, während oder
                       Therapie und sicherlich auch                               nach der Operation gegeben
                       die wirksamste: Die meisten                                werden. Für etliche Sarkome
                       Heilungen werden noch                                      gilt die Kombination aus
immer durch die Chirurgie (auch: Operation,              Operation und Bestrahlung inzwischen als Standard,
Resektion) oder durch die Kombination der Chirurgie      um den Tumor unter Kontrolle zu bringen. Die
mit Bestrahlung und/oder medikamentöser Therapie         Bestrahlung zielt z.B. darauf ab, ein lokales/
erreicht.                                                regionales Wiederauftreten ((Lokal-)Rezidiv) zu
                                                         vermeiden. Solche Rezidive können sich aus
So ist die sogenannte R0-Resektion (siehe Info-          ver­bliebenen, mikroskopisch kleinen Zellen
Kasten) auch bei den Weichgewebe­sarkomen noch           entwickeln. Strahlentherapie wird aber auch
immer der beste Prognosefaktor.                          eingesetzt, um benachbarte Läsionen zu zerstören,
                                                         die operativ nicht entfernt werden konnten.
Chirurgische Techniken werden meist aus verschiede-
nen Gründen eingesetzt. Ziel kann es z.B. sein, den      Bestrahlung wird extrem selten alleine zur
Primärtumor oder andere Tumorherde (Läsionen)            Behandlung von Weichgewebe­sarkomen eingesetzt.
bzw. Metastasen zu entfernen oder Beschwerden zu         Wenn eine Operation nicht möglich ist – Tumoren
vermeiden oder zu lindern.                               sind nicht oder eingeschränkt operabel – kann auch
                                                         eine Bestrahlung primär sinnvoll sein.

          INFO                                                      INFO

  Resektionsstufen                                         Die Dosiseinheit in der Strahlentherapie heißt Gray
  Als Resektion bezeichnet man die komplette oder          (Abkürzung Gy). Welche Dosierung notwendig ist, ist
  teilweise Entfernung eines Organs oder Gewebe­           abhängig von der Strahlenempfindlichkeit des
  abschnitts durch eine Operation. Die Resektion von       entsprechenden Sarkoms. Meist liegt sie zwischen
  Tumoren lässt sich unterteilen in:                       40 und 70 Gy. Welche Gesamtdosis für den einzelnen
  R0-Resektion: Entfernung des Tumors im                   Patienten und seine Erkrankung sinnvoll ist, legt der
  Gesunden. Der Pathologe kann kein Tumorgewebe            behandelnde Radioonkologe vor Behandlungs­
  im Resektionsrand (bezeichnet die Stelle, an der der     beginn fest. Diese Gesamtdosis wird in Einzel­
  Schnitt durchgeführt wurde) mehr nachweisen.             sitzungen, also „Einzelportionen“ gegeben.
  R1-Resektion: Makroskopisch wurde der Tumor              Man spricht von Fraktionierung.
  entfernt. In der Histopathologie sind jedoch
  Tumorzellen im Resektionsrand nachweisbar.
  R2-Resektion: Größere, vom Operateur sichtbare
  Teile des Tumors konnten nicht entfernt (reseziert)
  werden.

                                                                                    Sarkom-Basisbroschüre 17
3. Sarkome behandeln

                                3.4. Medikamentöse
                                Therapien
                         Welche medikamentöse                                  Chemotherapien
                         Therapie zum Einsatz kommt,
                         richtet sich nach                                     Eine Chemotherapie kann, abhängig vom Stadium der
                         verschiedenen Kriterien.                              Erkrankung, verschiedene Zielsetzungen verfolgen:
                         Dazu gehören:                                         Sie kann eingesetzt werden, um zu heilen (kurativ),
                         l Zulassungsstatus und                                um vor (neoadjuvant) oder nach der Operation zu
                            Nachweis von Wirksamkeit                           unterstützen (adjuvant) oder um zu lindern (palliativ).
                            verfügbarer Medikamente                            Chemotherapien (Zytostatika) wirken systemisch,
                            (ggf. bei bestimmten                               also auf den ganzen Körper, und können auf
                             Subtypen).                                        verschiedene Art verabreicht werden:
l   Verfügbare Daten zum Ansprechen einzelner                                  In Tabletten- oder Kapselform, per Spritze oder
    Medikamente bei bestimmten Sarkom-Subtypen                                 per Infusion. Dies kann sowohl ambulant als auch
    (Daten aus klinischen Studien).                                            stationär erfolgen.
l   Erfahrungen der behandelnden Sarkom-Experten,
    insbesondere bei sehr seltenen Sarkom-Typen.                               Zytostatika können einzeln (Monotherapie),
l   Stadium der Erkrankung und die Zielsetzung der                             kombiniert (Polychemotherapie/Kombinations­
    Behandlung.                                                                therapie) oder in einer bestimmten Abfolge
l   Mögliche vorhandene andere Erkrankungen,                                   (Sequenztherapie) verabreicht werden.
    welche die Gabe bestimmter Medikamente                                     Die Fest­legung der Dosierung erfolgt entweder
    ausschließen bzw. einschränken.                                            nach Milligramm pro Tag (Tabletten, Kapseln)
l   Die zu erwartenden Nebenwirkungen und Folgen                               oder durch Berechnung nach Körperoberfläche
    der Behandlung, ggf. auch basierend auf                                    (XY mg je m2 Körperoberfläche).
    vorangegangenen Therapie-Erfahrungen.
l   Und nicht zuletzt: Lebenssituation, Wünsche,
    Präferenzen und Einstellungen des jeweiligen
    Patienten. Diese wird ein erfahrener und
    verantwortungsvoller Sarkom-Experte in die
    Therapieempfehlung mit einbeziehen.

Zugelassene Zytostatika (Chemotherapien) zur Behandlung von Weichgewebesarkomen:
Doxorubicin, Ifosfamid, Dacarbazin (DTIC), PEG-liposomales Doxorubicin (Kaposi-Sarkome)
Trabectedin/Yondelis® als Zweitlinientherapie nach Doxorubicin/Ifosfamid
Eribulin/Halaven® bei Liposarkomen als Zweitlinientherapie nach Doxorubicin/Ifosfamid

Substanzen mit Zulassungen für andere Indikationen aber dokumentierter Wirksamkeit
bei Weichgewebesarkomen:
Docetaxel/Gemcitabin, Gemcitabin, Paclitaxel, Trofosfamid, Actinomycin D (bei Kindern),
Aromataseinhibitoren

Bei Sarkomen zugelassene, zielgerichtete Therapien:
Larotrectinib/Vitrakvi® bei Sarkomen mit so genanntem NTRK-Fusionsgen (v.a. infantiles Fibrosarkom,
ansonsten sehr selten bei Sarkomen bei Erwachsenen)
Pazopanib/Votrient® bei allen fortgeschrittenen Weichgewebesarkomen
außer Liposarkomen in der Zweitlinie
Imatinib/Glivec® bei Gastrointestinalen Stromatumoren (GIST) und bei
Dermatofibrosarcoma Protuberans (DFSP)
Sunitinib/Sutent® bei GIST als Zweitlinientherapie
Regorafenib1)/Stivarga® bei GIST als Drittlinientherapie
 1) Der Hersteller Bayer hat den Vertrieb von Regorafenib in Deutschland eingestellt.
 GIST-Patienten können das Medikament per Antrag an ihre Krankenkasse und Einzelimport über eine Auslandsapotheke (weiter)erhalten.

18 Sarkom-Basisbroschüre
UTSCHE
                                                                                           BEREICH
                                                                                                             SARKOM
                                                                                                             STIFTUNG
                                                                                           PATIENTEN-HILFE
                                                                                           SARKOME/GIST

Trabectedin/Yondelis®                                     Eribulin/Halaven®

Über viele Jahre gab es bei den Chemotherapien zur        Eribulin wurde 2016 zur Behandlung des fort­
Behandlung von Sarkomen wenig innovative                  geschrittenen Liposarkoms zugelassen. Voraus­
Therapien. Im Jahr 2007 erteilte die europäische          setzung für den Einsatz des Zytostatikums ist, dass
Zulassungs­behörde EMA Trabectedin (Yondelis®)            der Tumor nicht operiert werden kann oder schon
die Marktzulassung zur Behandlung von fort­               Metastasen gebildet hat und die Patienten bereits
geschrittenen Weichgewebesarkomen.                        eine Chemotherapie z.B. mit Doxorubicin (ein so
„Fortgeschritten” bedeutet, dass der Krebs begonnen       genanntes Anthrazyklin) erhalten haben.
hat, sich auszubreiten. Trabectedin kann angewendet
werden, wenn die Behandlung mit Chemo­                    Eribulin wird als Lösung durch regelmäßige
therapeutika der Erstbehandlung (Erstlinientherapie)      Injektionen in Zyklen von 21 Tagen und als alleinige
nicht mehr wirkt, oder bei Patienten, denen diese         Therapie (Monotherapie) verabreicht. Die Dosierung
Arzneimittel nicht verabreicht werden können.             beträgt 1,23 mg/m2 Körperoberfläche.

Bei Weichgewebesarkomen beträgt die empfohlene            Die Behandlung mit Eribulin konnte bei diesem
Dosis von Trabectedin 1,5 mg pro m2 Körperober­           Tumortyp und in dieser Situation erstmals einen
fläche (berechnet nach Größe und Gewicht des              deutlichen (statistisch signifikant) Überlebensvorteil
Patienten). Der Wirkstoff wird als Infusion verabreicht   zeigen – gerade bei Patienten, die einen aggressiven
und kann, im Gegensatz zu anderen Chemo­                  Tumortyp aufwiesen und bereits vorbehandelt waren.
therapeutika, so lange gegeben werden, wie ein
Nutzen für den Patienten zu beobachten ist.

Der Wirkstoff Trabectedin ist eine künstliche
(synthetische) Version einer Substanz, die ursprüng-
lich aus einem Meerestier, der „Seescheide“
(Ecteinascidia turbinata), gewonnen wurde.

                                                                                    Sarkom-Basisbroschüre 19
3. Sarkome behandeln

                       3.5. Zielgerichtete              3.6. Bekannte zielgerichtete Therapien
                       Therapien
                        Das Prinzip der gezielten       Prominente Beispiele von wirksamen „Target-
                        Krebstherapie ist es,           Therapien“ in der Onkologie kommen bereits aus dem
                        besondere Merkmale und          Bereich Weichgewebesarkome: Patienten mit GIST
                        Eigenschaften von Krebs­        (Gastrointestinale Stromatumoren) werden seit 2002
                        zellen zu erforschen, die       mit dem Tyrosinkinase-Inhibitor Imatinib (Glivec®
                        gesunde Körperzellen nicht      oder Gleevec™) mit sehr guten Ergebnissen
                        aufweisen. So kann man          behandelt. Seit 2006 bzw. 2014 stehen für diese
                        Medikamente ent­wickeln,        Erkrankung auch die Multikinase-Inhibitoren Sunitinib
                        die gezielt Krebs­zellen        (Sutent®) und Regorafenib (Stivarga®)1) zur Verfügung.
bekämpfen und gesunde Zellen verschonen. Dabei          Imatinib ist bei GIST sowohl für die metastasierte
wird beispielsweise aus­genutzt, dass Krebs­zellen      Situation als auch für die adjuvante (post-operative)
meist Veränderungen in ihrer Erbsubstanz                Therapie zugelassen. Eine weitere Zulassung von
aufweisen (Mutationen), welche zu veränderten           Imatinib besteht zur Behandlung des Sarkom-Subtyps
Proteinstrukturen der Krebszellen führen.               Dermatofibrosarcoma Protuberans (DFSP).

Zu diesen neuen, spezifischen Medikamenten zählen       1) Der Hersteller Bayer hat den Vertrieb von Regorafenib in Deutschland eingestellt.
                                                        GIST-Patienten können das Medikament per Antrag an ihre Krankenkasse und
beispielsweise so genannte monoklonale Antikörper.      Einzelimport über eine Auslandsapotheke (weiter) erhalten.
Sie können sich gegen Proteine richten, die an der
Oberfläche von Krebszellen ausgebildet werden und
so das Tumorwachstum hemmen. Oder sie hindern
den Tumor daran, neue Blutgefäße zu bilden, die der     3.7. Neue zielgerichtete Therapien
Krebs für sein Wachstum benötigt (Anti-Angio­genese).
                                                        Pazopanib (Votrient®)
Da diese „tumorspezifischen“ Merkmale auf gesunden
Zellen meist kaum oder gar nicht vorkommen, ist         Im August 2012 wurde Pazopanib (Votrient®) in
die gezielte Krebstherapie in der Regel gleichsam       Europa zur Behandlung aller Weichgewebesarkome
schonend und wirksam.                                   mit Ausnahme des Liposarkoms, GIST, sowie
                                                        verschiedener seltener Subtypen, zugelassen.
Je besser man also derzeit die unterschiedlichen        Erwachsene Patienten mit metasta­sierter Erkrankung,
Mutationen der verschiedenen Sarkom-Subtypen            die vorher mit Chemotherapie behandelt wurden,
erforscht, desto eher wird man künftig in der Lage      oder solche, die innerhalb von einem Jahr nach einer
sein, für einzelne Sarkom-Arten zielgerichtete          neo­adjuvanten Therapie (Behandlung vor Operation)
Therapien anbieten zu können. Daher sind auch bei       einen Krankheitsfortschritt (Progress) aufwiesen,
bestimmten Sarkom-Subtypen diese neueren                können mit Pazopanib behandelt werden.
Therapien auf dem Vormarsch.
                                                        Das „Small Molecule“ greift an den Rezeptor-Tyrosin-
                                                        kinasen VEGF-R, PDGF-R und c-kit an und kann so die
                                                        Blutgefäßneubildung von Tumoren verhindern
                                                        (Anti-Angiogenese).

                                                        Larotrectinib (Vitrakvi®)

                                                        Im September 2019 hat die Europäische Gesundheits-
                                                        behörde EMA (European Medicines Agency) den
                                                        Wirkstoff Larotrectinib zugelassen. Es handelt sich
                                                        dabei um den ersten oralen Tropomyosin-Rezeptor-
                                                        Kinase (TRK)-Hemmer. Er kommt bei Tumoren zum
                                                        Einsatz, die eine sehr seltene Genmutation auf­
                                                        weisen: eine Fusion in den neurotrophen Tyrosin-
                                                        Rezeptor-Kinase-Genen (NTRK-Genen). Diese seltene,
                                                        genetische Veränderung kann unter anderem bei
                                                        Kindern mit der Diagnose „Infantiles Fibrosarkom“
                                                        sowie bei etwa 1% der Sarkome im Erwachsenalter
                                                        vorliegen.

20 Sarkom-Basisbroschüre
UTSCHE
                                                                                          BEREICH
                                                                                                                SARKOM
                                                                                                                STIFTUNG
                                                                                          PATIENTEN-HILFE
                                                                                          SARKOME/GIST

Die Zulassung von Larotrectinib gilt für erwachsene               INFO
Patienten und Kinder, die Tumoren mit dieser Gen­
mutation aufweisen, bereits Metastasen haben, für
die eine Operation nicht infrage kommen oder keine        Olaratumab (Lartruvo®)
alternative Behandlungs­möglichkeit haben. Auch           Olaratumab ist ein so genannter (humaner IgG1)
Patienten, die nach einer Therapie einen Krankheits­      monoklonaler Antikörper. In einer Phase-II-Studie
fortschritt hatten, können das neue Medikament            zeigte sich die Kombinationstherapie Olaratumab
erhalten. Drei Studien wurden zu Larotrectinib bei        plus Doxorubicin gegenüber der alleinigen
erwachsenen Patienten und Kindern durchgeführt.           Behandlung mit Doxo­rubicin deutlich überlegen, vor
Die Wirkung war schnell und nachhaltig – sowohl bei       allem im Hinblick auf das so genannte Gesamt­
Erwachsenen als auch bei Kindern. Das Medikament          überleben. Damit ist eine Verlängerung des Lebens
wurde insgesamt gut vertragen, am häufigsten              unabhängig von der Entwicklung, die die Krankheit
wurden als Nebenwirkungen ein Anstieg der                 nimmt, gemeint. Diese Verlängerung des
Leberenzyme, Müdigkeit, Erbrechen oder Schwindel          Gesamtüber­lebens führte zur Zulassung von
beobachtet.                                               Olaratumab sowohl in Europa (EMA) als auch in den
                                                          USA (FDA).
Mit dem Medikament hält eine neue Herangehens-            Eine im Frühjahr 2019 veröffentlichte Phase III
weise in die Krebsmedizin Einzug: Für den behandeln-      Folgestudie konnte die positiven Ergebnisse jedoch
den Arzt ist nicht in erster Linie die Lage des Primär­   nicht bestätigen. Der Hersteller hat daraufhin das
tumors entscheidend, sondern ob der Tumor eine            Medikament vom Markt genommen.
bestimmte Mutation – in diesem Falle NTRK – trägt.
Man spricht hier von „Präzisions­onkologie“.

Wichtig zu wissen ist dabei: Die NTRK-Genfusion,
die Basis für den Einsatz von Larotrectinib ist, ist
insgesamt extrem selten. Dies stellt die Mediziner vor
einige Herausforderungen und unbeantwortete
Fragen: So ist noch unklar, welche Patienten tat­
sächlich auf die Mutation untersucht werden sollten,
wer die Untersuchungen durchführt und durchführen
kann, wer bzw. ob sie bezahlt werden etc. Aus diesem
Grund bitten wir Sarkom-Patienten, sich mit ihren
Fragen ausschließlich an ausgewiesene Sarkom-
Zentren zu wenden. Hier kann man genau klären,
ob Patienten überhaupt getestet werden sollten
und ob im weiteren Prozess eine Therapie mit
Larotrectinib in Frage kommt.

Wir empfehlen Sarkom-Patienten dringend, keine
genetischen Tests durch­f ühren zu lassen ohne enge
Verbindung zu einem Sarkom-Zentrum, also ohne
entsprechende Sarkom-Expertise. „Nicht-Experten“
können die Testergebnisse oftmals nicht einordnen,
vor allem nicht in Bezug auf die Erkrankungssitua-
tion und auf sonstige zur Verfügung stehende
Behandlungsoptionen.

                                                                                  Sarkom-Basisbroschüre 21
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