Denk_mal nachhaltig - werkstatt denkmal 2020 Berliner Kinder und Jugendliche forschen zum Tag des offenen Denkmals - Denk mal an Berlin
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Denk _ mal nachhaltig Berliner Kinder und Jugendliche forschen zum Tag des offenen Denkmals werkstatt denkmal 2020
Kooperationspartner 2020 Inhalt Für die Unterstützung der werkstatt denkmal bedanken wir uns in diesem Jahr herzlich bei: Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Das Jugendprojekt werkstatt denkmal . . . . . . . . 5 Charlottenburg-Wilmersdorf Das Ledigenheim in der Danckelmannstraße: „Vom Bullenkloster zum Studentenwohnheim“ . . . . . . . . 6 Marzahn-Hellersdorf Das Gründerzeitmuseum im Guthaus Mahlsdorf: „Holz und Töne – das klingende Gutshaus“ . . . . . . . . . . . . 10 Mitte Der Bärenzwinger im Köllnischen Park: „Art zum Artenschutz – nachhaltige Wappen für Berlin“. . . . . . . . . 14 Neukölln Das Schloss Britz mit Gutspark und Gutshof: „Gutshof Britz – vom Landgut zum Kulturgut“ . . . . . . . . . 18 Pankow Das Denkmalensemble Kastanienallee 9–12: „Auf Spurensuche in der Kastanienallee“ . . . . . . . . . . . . . . 22 Reinickendorf Der Ortskern Hermsdorf mit Dorfanger und Straße Alt-Hermsdorf: „Lernen vom alten Dor�kern für heutige nachhaltige Nutzung“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Museumspartner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Das Jugendprojekt werkstatt denkmal im Rückblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Der Verein Denk mal an Berlin e.V. . . . . . . . . . . . . 32 Mitgliedsantrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 Förderprojekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34/35 Impressum/Bild- und Textnachweis . . . . . . . . . . 35
Vorwort Vorstellung des Projektes Liebe Leserin, lieber Leser, Das Jugendprojekt werkstatt denkmal von Denk mal an Berlin e.V. wer hätte das ge- Papier genauestens untersucht. Doch bevor die Mit seinen Arbeitsschwerpunkten Denkmal- Die Kinder und Jugendlichen sind bei die- dacht, dass wir in die- Kinder in die Details der Dachformen, Spros- sanierung und Bewusstseinsbildung setzt sich sem Projekt eingeladen, gemeinsam mit Künst- sem ver�lixten Jahr senfenster und Ziegel einstiegen, lernten sie Denk mal an Berlin e.V. für die Berliner Denk- lern, Museumspädagogen und Experten eine doch sechs Jugend- erst einmal, was überhaupt ein Denkmal ist. mallandschaft in ihrer Gesamtheit ein. Der Zeitreise in die gebaute Vergangenheit ihres projekte zum Tag des Und gehen jetzt viel aufmerksamer für ihre Verein fördert den Denkmalschutz durch Ver- Umfeldes zu unternehmen, es zu erforschen, zu offenen Denkmals Umgebung durch die Stadt. anstaltungen, Spendensammlungen, Öffent- dokumentieren und mitzugestalten. Durch die auf die Beine stellen Auch Bären wohnten eng, wie Kinder der lichkeitsarbeit und Jugendprojekte. Auseinandersetzung mit historischen und ak- können? Regional- Möwensee-Grundschule bei der Erforschung Das Jugendprojekt werkstatt denkmal wird tuellen gesellschaftlichen Hintergründen wird museen und Schulen des Bärenzwingers im Köllnischen Park feststel- seit 2004 durchgängig in jedem Jahr zum die Nachbarschaft bewusster wahrgenommen. sei Dank! Viel Spaß len mussten. Das Gebäude mit den drei Kä�igen, „Tag des offenen Denkmals“ vom Verein in Die Kinder und Jugendlichen können Verant- also bei der Erkun- in die die Kinder krochen, fanden alle viel zu eng Kooperation mit dem Arbeitskreis Berliner wortung übernehmen und lernen den ideellen dung unter dem und begrüßten die heutige Nutzung als Galerie. Regionalmuseen organisiert. Es ist das lang- Wert eines Originals erkennen und schätzen. So diesjährigen Thema „Denk_mal nachhaltig“! Begeisterung löste das Gründerzeitmuseum lebigste und größte Projekt seiner Art in Berlin. wächst der Wunsch, Schönes und Bedeutendes Wer heute über Wohnungsnot klagt, sollte im Gutshaus Mahlsdorf aus. Charlotte von Mahls- 2010 gab es dafür den höchsten Berliner Denk- zu erhalten und im Umfeld sinnvoll einzube- sich das Ledigenwohnheim in der Danckelmann- dorf († 2002) hätte sich sicher über das Interesse malpreis, die Ferdinand-von-Quast-Medaille. ziehen. straße ansehen. 1908 wurde das Reformprojekt der Kinder aus der BEST-Sabel Grundschule Die kreativ-künstlerischen, historisch fun- Die Ergebnisse sind so vielfältig wie die Be- für unverheiratete Männer mit 6 qm großen Kaulsdorf gefreut. Vom Baum bis zur Musik er- dierten und pädagogisch betreuten Projekt- gegnungsräume, die in der Projektwoche ent- Zimmern eröffnet. Damit versuchte man die schloss Projektleiterin Kio Wilhelm den jungen wochen der werkstatt denkmal richten sich stehen. Als Abschlusspräsentationen entstehen katastrophalen Berliner Wohnverhältnisse zu Besuchern die Herstellung von Musikmaschi- an Berliner Schülerinnen und Schüler aller Theaterstücke, Kurz�ilme, Podcasts, Zeitungen, lindern. Die jungen Forscher aus Charlottenburg nen und mit großem Eifer machten sich alle an Jahrgangsstufen. Im Fokus stehen Bau- oder Ausstellungen oder historisch fundierte Bei- bauten ein solches Zimmer nach und waren er- ihre eigene Musiktruhe, deren Deckel sie mit Gartendenkmale, die sich in der schulischen träge, die auf Führungen oder in Denkmal- staunt, was hineinpasst. Nur ein eigenes Bad fan- einer Intarsie bestückten. Das Konzert gibt es Umgebung be�inden. Bislang wurden in allen parcours eine ungewöhnliche Perspektive auf den sie im inzwischen als Studentenwohnheim am Tag des offenen Denkmals zu hören! 12 Berliner Bezirken mittelalterliche Gebäude, unsere Stadt eröffnen. genutzten Denkmal doch unverzichtbar. In Neukölln schließlich bot sich Schloss Britz Wallanlagen, Gotteshäuser, Wohngebäude, In der Kastanienallee 12 in Prenzlauer Berg mit Gutshof und -park als Untersuchungsobjekt Bunkeranlagen, Parks, Friedhöfe, Einzeldenk- lernten SchülerInnen der Kurt-Tucholsky-Schule des benachbarten Albert-Einstein-Gymnasiums male, Schulgebäude, Vergnügungsparks, Ver- schon etwas größere Wohnungen (38–40 qm) an. Die Nutzung der dortigen Gebäude über die kehrsanlagen, Industrieanlagen, Mühlen, kennen. Das alte Mietshaus ist fast unverändert Jahrhunderte hinweg wurde erforscht und auf Stadtbäder und Kliniken sowie eine Spolien- – befremdlich für die jungen Interviewer der Tafeln dokumentiert, die die Besucher über die sammlung erforscht! Hausbewohner, die vergeblich nach Toiletten in wechselvolle Geschichte informieren werden. den Wohnungen und Fahrstühlen Ausschau hiel- Unsere nun im 17. Jahr durchgeführten Ju- ten. Ob die Nachhaltigkeit, die im Haus gep�legt gendprojekte wurden wieder ermöglicht durch wird und die moderaten Mieten zum Nachden- �inanzielle Unterstützung des Landesdenkmal- ken über heutige Ansprüche angeregt haben? amtes Berlin, der Stiftung Berliner Sparkasse, Noch weiter zurück in die Geschichte des der Wilhelmine Grund-Stiftung und der Stif- Wohnens führte das Museum Reinickendorf die tung Pfefferwerk. Ihnen und dem bewährten Workshop-TeilnehmerInnen der Grundschule am Arbeits-Team von werkstatt denkmal (Ockert, Fließtal. Der Dorfanger von Hermsdorf kann Knoll, Ohle) ein herzliches Dankeschön! auf stolze 10 Jahrhunderte Wohngeschichte zu- rückblicken. Was davon im Denkmalensemble Ihre noch überliefert ist, wie die Büdnerhäuser oder Elisabeth Ziemer Werkstätten, wurde mit Zollstock, Bleistift und Vorsitzende des Vereins Denk mal an Berlin e.V. 4 5
Vom „Bullenkloster“ zum Studentenwohnheim Der Schriftzug „Ledigenheim“ prangt auf der großen gold- Das Ledigenheim in der gelb leuchtenden Fassade. Gleich im Eingangsbereich gibt - es so viele Namensschilder, so viele Brie�kästen! „Jedes rg Danckelmannstraße tt en bu Zimmer hat eine Nummer wie zum Beispiel 82.00.03.26. rlo Danckelmannstr. 46–47, 14059 Berlin Cha An den Zahlen kann man erkennen, wer in welcher Etage Mit seinen 6qm kleinen Einzelzimmern und in welchem Zimmer wohnt“, erklärte die Verwaltungs- galt das erste 1907 in der Charlotten- leiterin Regina Neukrantz, die mit Hausmeister Mario burger Danckelmannstraße gebaute Hielscher die Kindern durch das beeindruckende Gebäude und 1908 eröffnete „Ledigenheim“ als und die Höfe führte. Dabei berichtete sie viel zur Geschich- r f Pilot-Projekt der Reformbewegung. r sd o te des Hauses und wie es früher hier zuging: „Es war auch lm e Das vierstöckige Haus war als Unter- W i kunft für ledige, also unverheiratete ein öffentliches Haus, nach Anmeldung konnte jeder die Männer gedacht, die sich ansonsten Bäder nutzen. Dafür wurden z.B. die Badewannen im Kel- oft nur stundenweise begrenzte lerbereich für eine halbe Stunde zur Verfügung gestellt.“ Schlafstellen in engen Arbeiterwoh- Im schattigen Hof schauten sich die Mädchen Zimmer- nungen leisten konnten. Bis zu 370 Ar- Grundrisse an und erfuhren, dass für eine bessere und beiter, Angestellte und Handwerker nachhaltige Nachnutzung Architekten beauftragt wurden, mit geringem Einkommen wohnten die kleinen Zimmer umzubauen. Sollte man alles neu ma- im Ledigenheim in verhältnismäßig chen oder nur die Küchen vergrößern? Oder jedes Zimmer komfortablen Zimmern mit Gemein- lieber mit einem eigenen Bad ausstatten? Eindeutige Ant- schaftsraum, öffentlicher Badeanstalt, wort der jungen Denkmalschützer: ein eigenes Bad! einer Volksbücherei, einer Speisehalle und Geschäften. Weil Frauen keinen Frau Neukrantz erzählte: „Wer hier wohnt, kann sich Zutritt hatten, wurde das Heim auch wie in einer großen Familie fühlen. Es ist immer jemand „Bullenkloster“ genannt. da, es ist immer etwas los. Man trifft sich vor allem in der Seit 1979 sind hier im als Studenten- Küche, wo es auch internationale Kochabende gibt.“ wohnheim genutzten Gebäude heute Als Jessica Waldera auf Details an den Fassaden hin- Studierende aus aller Welt zu Hause wies, staunten die Kinder über Blumen, Vögel, Wölfe und wie von der Freien Universität, der Affen, die sie dort entdeckten, und hielten sie gleich auf Technischen Universität und der ihren Notizblöcken fest. Im Museum Charlottenburg- Humboldt-Universität – insgesamt Wilmersdorf schließlich wurde es praktisch: Auf einem 156 Mieter, verwaltet vom studieren- Zeitstrahl von 1907 bis heute stellten die Kinder das zum denWERK Berlin. Die Zimmer sind Ledigenheim Erlernte mit Texten und Fotos dar. Die jungen nach Umbauten 13 bis 18 qm groß Entdecker bauten aus kleinen Kartons und Papier-Möbeln und mit Bett, Tisch, Schreibtisch, kreativ ihre eigene Wunsch-Wohnung. Regal und Wäscheschrank möbliert. Die Küchen, der Club-Raum und Und als Highlight entstand ein 1:1-Wohn-Modell, um Sanitär-Räume werden gemeinsam nochmal die Größe der Wohnsituation erfahrbar zu ma- genutzt. Jede Etage hat 4 Bäder und chen. Dazu wurde aus Pappe der Grundriss der Wohnung 2 Toiletten für 8 bis 12 Bewohner. Es gebaut und die Kinder waren selbst die Möbel wie Bett, gibt einen Fitness- und einen Wasch- Regal, Schrank oder Schreibtisch – so nebeneinander maschinenraum. liegend war das ganz schön eng! 6 7
„Es war interessant zu sehen, was alles in so ein Charlottenburg-Wilmersdorf kleines Zimmer passt. Denn diese 6 Quadratmeter sind nicht groß. Jeder von uns hat in dem aus großen Pappen gebauten Zimmer etwas dargestellt – ein „Vorher habe ich noch nie Bett, einen Stuhl, einen Tisch. Das war ganz schön über ein Studentenwohnheim eng! Ich könnte mir vorstellen, dort zu wohnen. nachgedacht und ich wusste Aber ein eigenes Bad wäre schon besser.“ gar nicht, dass es das in Emilia (7) meiner Wohnnähe gibt. Für unseren Zeitstrahl und die Darstellung der Entwicklung des Hauses habe ich die Fotos „Dass wir unsere eigenen gemacht. Das Projekt war toll, Zimmer gestalten konnten, weil es so viele kreative Ideen fand ich gut. Ich habe ver- gab.“ sucht, aus Papier zu bauen, Ava (10) wie ich mir mein Zimmer wünsche. Also bei mir gibt es ein Bett und eine Tanz�läche, weil ich gern tanze. Jetzt kommt noch ein Fernseher und ein schönes Bild rein.“ Mia (7) Präsentation zum Tag des offenen Denkmals Am Samstag, 12. September 2020 um 12 Uhr präsentieren die Kinder die Ergebnisse in einer Ausstellung im Museum Charlottenburg-Wilmersdorf. Diese ist bis 17 Uhr und auch noch am Sonntag, Workshopteilnehmer 13. 09. von 11 bis 17 Uhr zu sehen. 7 Ferien-Kinder aus ganz Berlin mit Dr. Nicola Crüsemann Treffpunkt: unter der Leitung von Jessica Museum Charlottenburg-Wilmersdorf, Waldera von den kleinen baumeistern Schloßstraße 55, 14059 Berlin 8 9
Holz und Töne – das klingende Gutshaus Ein zwischen hohen Bäumen verstecktes gut erhaltenes Wohnhaus voller lebendiger Geschichte mit schönen alten Möbeln und ungewöhnlichen „Musik-Maschinen“ – das war nicht nur eine spannende Zeitreise für die Kinder der Das Gründerzeitmuseum im BEST-Sabel Grundschule Kaulsdorf. Um mehr darüber zu Gutshaus Mahlsdorf erfahren, ging es bei einer kleinen Führung mit der jetzi- Marzahn- Hultschiner Damm 333, 12623 Berlin Mit vollständig eingerichteten Wohn- räumen und den Musikmaschinen ge- hört dieses Gründerzeitmuseum zu gen Museumsleiterin Monika Schulz-Pusch durch das denkmalsanierte Haus in die einzelnen Räume und zu sel- tenen Objekten. Beim Erkunden auf eigene Faust entdeckten die jungen Hellersdorf den beeindruckendsten Gründerzeit- Forscher schöne Möbel mit �iligranen Holz-Intarsien und Sammlungen Europas. Das um 1815 über 20 ungewöhnliche Musikinstrumente! Haus-Restau- erbaute Gutshaus war einst der Mittel- rator Horst Riesebeck erklärte den Kindern die außer- punkt einer für die Region typischen gewöhnliche Sammlung, die mögliche Tonerzeugung mit ländlichen Gutsanlage mit hufeisen- den Geräten, wie man früher Töne speicherte und wie die förmigem Wirtschaftshof und Garten- Truhen gebaut wurden. Manche Instrumente durften die land, dem späteren Landschaftspark. Mädchen und Jungen sogar selbst bedienen. Im heutigen Museum sind alle Wohn- Nach einem Picknick im schönen Garten des Gutshofes räume komplett mit Möbeln und ging es um den Baustoff Holz als nachwachsenden Roh- Hausrat des einfachen und gehobenen stoff. Eine kleine Rallye kreuz und quer durch das Gelände Bürgertums aus der Zeit von 1880 bis gab spannende Antworten auf viele Fragen, z.B. wie viele 1900 ausgestattet. Der große Garten- Baumarten es hier gibt und wie sie heißen, was die Jahres- saal mit Freitreppe zum Park wurde als „gutes Zimmer“ möbliert. Das ringe bedeuten, wie viele Bäume jetzt im Gutspark stehen Herrenzimmer beherbergt hoch- und was das Besondere an der Fleischroten Rosskastanie wertige Möbel, Schreibtisch mit Zu- ist. Im Jahr 1794 wurden übrigens mal alle Bäume gezählt behör, eine Standuhr und einen – da waren es 877 Stück. gusseisernen Ofen. Im Damensalon Im Labor vom Bezirksmuseum Marzahn-Hellersdorf stehen Plüschmöbel mit viel passen- bekam jeder ein kleines Holzkästchen und bestückte es mit dem Zubehör. Eindrucksvoll dokumen- kleinen Spielwerken. Melodien wie „Für Elise“, „Peter und tiert die Musikmaschinen-Sammlung der Wolf“, „Frère Jacques“ oder „Pink Panther“ klangen den technischen Erfindergeist der da- schon mal zur Probe. Für die Deckel, die mit echtem Holz maligen Zeit mit Spieldosen, Musik- verschönert werden sollten, musste vorab ein geometri- automaten für den Restaurantbetrieb, sches Bild oder Muster mit Dreiecken oder Vierecken ent- Tanzsaal-Orchestrion, Phonograf und worfen werden: Erst auf Papier zeichnen, dann auf ganz Grammophon mit Schellackplatten. Charlotte von Mahlsdorf (alias Lothar dünnes Holzfurnier übertragen und schließlich mit einem Berfelde), Gründerin und langjährige Cutter vorsichtig ausschneiden und auf den Deckel kleben Leiterin des Museums, sammelte seit – ganz schön kniffelig. Nach dem Trocknen wurde alles ihrer Jugend historische Alltagsgegen- noch mit Sandpapier nachbearbeitet und als Höhepunkt stände. Aus dieser Sammlung entstand gab es ein kleines Konzert mit den schön gestalteten ab 1958 das Gründerzeitmuseum. Musiktruhen. Ungewöhnlich, aber auch einzigartig! 10 11
„Wie wichtig es ist, gute alte Sachen aufzuheben, Marzahn-Hellersdorf haben wir in Mahlsdorf gelernt. Am besten hat es mir in der Werkstatt gefallen. Wir durften selbst entscheiden, welches Muster auf unsere Musikbox kommt. Ich habe ein Jesuskreuz ausgewählt.“ Klara (9) „Im Gründerzeitmuseum fand ich die großen Grammophone schön, weil man nicht nur Musik sondern auch von früher verschiedene Sprachen hören konnte. Das war die erste Maschine, mit der auch Sprachen aufgenom- men werden konnten.“ Ansgar (11) „Es war ganz schön schwierig, die Muster aus dem dünnen Holz mit dem Cuttermesser zu schneiden. Prima, dass im Museum alles aufgehoben wurde. Das war auch ganz schön viel Arbeit!“ Präsentation zum Max (10) Tag des offenen Denkmals Workshopteilnehmer Am Sonntag, 13. September 2020 um 14 Uhr 12 Kinder der Klasse 5 bis 6 der werden die eigenen Spielwerkkästchen vorgeführt und BEST-Sabel Grundschule Kaulsdorf, es wird berichtet, was die Kinder im Workshop gemacht Lehrerin Gisela Schlegel, haben. Lehrerin Frau Windhorst, Leiterin Bezirksmuseum Marzahn-Hellersdorf Treffpunkt: (Haus 2) Iris Krömling unter der Bezirksmuseum Marzahn-Hellersdorf (Haus 2), Leitung von Annette Kio Wilhelm Alt-Marzahn 55, 12685 Berlin 12 13
Art zum Artenschutz – nachhaltige Wappen für Berlin Wie ist es zum Auszug der Bären vom Bärenzwinger ge- kommen und warum ist heute hier Kunst zu sehen? Wie wird das Gebäude nachgenutzt? Was hat das mit Arten- schutz zu tun und wie könnte ein neues Wappen für Berlin aussehen? Das erforschte und erarbeitete die Klasse 5b der Möwensee-Grundschule. Der Bärenzwinger im Sie waren dabei den Bären auf der Spur, erkundeten das Köllnischen Park Gehege im Köllnischen Park, die Berliner Wappen-Ge- Im Köllnischen Park, 10179 Berlin schichte und beschäftigten sich auch mit vom Aussterben bedrohten Tieren. Bärenzwinger-Mitarbeiter Benedikt er- Urs, Vreni, Lotte, Jule, Tilo, Maxi und klärte am Bärenzwinger die wechselvolle Geschichte des Schnute – mehrere Generationen von Braunbären beherbergte der Denkmals und dass seit 2015 nach dem Tod der letzten Bärenzwinger im Köllnischen Park Bärin Schnute auch aus tierschutzrechtlichen Gründen neben dem Märkischen Museum. Die keine weiteren Tiere in den Zwinger eingezogen sind. Berliner Bevölkerung wünschte sich Ganz spannend war, nicht nur die Außengehege mit den damals ein lebendiges Wappentier in leeren Wassergräben zu sehen, sondern sich auch in den der Stadt. Und so lebten im vom Innenräumen umzuschauen. In einem Innengehege maßen Architekten Ludwig Hoffmann für die die Schüler per Zollstock die Größe eines Bären aus und Berliner Stadtreinigung angelegten erlebten hautnah, wie es hier für die Tiere gewesen sein Backstein-Gebäude nach dem Um- muss. Viel zu eng! Normalerweise brauchen Bären so viel und Ausbau fast 80 Jahre lang Wap- Platz, wie die Stadt Berlin groß ist, erfuhren die jungen pentiere der Hauptstadt. 1939 zogen Besucher noch vom Experten. erstmals Bären in das Gehege ein wie Museumspädagogin Stefanie von Schroeter vermittelte Lotte und Jule aus dem Berliner Zoo oder Urs und Vreni aus dem welt- den Kindern, dass das historische Gebäude nicht geschlos- bekannten Berner Bärengraben. Letz- sen wurde, nachdem die Bären hier verschwanden, son- tere waren ein Geschenk der Stadt dern auch heute weiter genutzt wird. Als Kulturort mit Bern zur 700-Jahr-Feier Berlins. einer Galerie und verschiedenen Ausstellungen. Aktuell Nach dem Mauerfall 1989 ermöglich- wird „sound.nodes“ gezeigt. ten private Spenden die Restaurie- Nach einer Einführung in Berlins Stadtgeschichte mit rung des baulich angeschlagenen historischen Berlin-Wappen durch Kunstvermittlerin Zwingers und somit seinen Erhalt. Mareike Bräuniger zeichnete jeder selbst skizzenhaft ein Nach einigen Versuchen der Zwischen- Wappen. Im Museumsgarten vom Mitte Museum in der nutzungen, z.B. auch als Sauna, wird Pankstraße wurden die Kinder dann richtig kreativ. Mit der unter Denkmalschutz stehende viel bunter Farbe und Naturmaterialien gestaltete jeder Bau seit 2017 als Galerie für zeit- ein eigenes Wappen für Berlin mit gefährdeten Tieren – genössische Kunst genutzt. Ver- so landeten zum Beispiel ein Wolf, eine Fledermaus, eine schiedene Ausstellungen, Vorträge und Diskussionen finden hier statt. Eidechse oder ein Feldhase darauf. Zu den einzelnen Mitte Das Bezirksamt Mitte, das sich um Tieren entwickelten die Mädchen und Jungen noch Vor- den Bärenzwinger kümmert, will ihn schläge, wie diese zu schützen sind. als öffentlichen kulturellen Lehr- und Nachdem die Schüler am 12. September eine Prozession Lernort sowie Wissensstandort für mit den Wappen um den Bärenzwinger gemacht haben, Stadtkultur weiterentwickeln. werden diese als Ausstellung in der Schule gezeigt. 14 15
Mitte „Gut, dass wir in den Zwinger reingehen durften. Für uns war es schon sehr eng und für die Bären damals erst recht. Heute würden Bären gar nicht mehr so zugelassen werden, keiner würde das „Ich wusste vorher gar nicht, mehr erlauben.“ dass es hier diesen Bären- Lorenz (9) zwinger gab. Ich �inde nicht gut, Tiere einzusperren. Sie sollten in freier Wildnis leben können. Die Kä�ige hier waren viel zu klein.“ Semih (10) „Für mein Wappen habe ich einen Greifvogel gemalt und „Die armen Bären wurden ein- echte Federn eingearbeitet. gesperrt und konnten nicht Es ist gruselig, dass so viele frei sein. Das �inde ich traurig. Tiere vom Aussterben Es ist wichtig, dass wir uns für bedroht sind. Auch Tier- die Tiere engagieren, damit quälerei �inde ich nicht gut. sie nicht aussterben.“ Man muss besser auf die Sophie (10) Tiere aufpassen!“ Luan (11) Workshopteilnehmer Präsentation zum 21 Schülerinnen und Schüler der Klasse 5b der Möwensee- Tag des offenen Denkmals Grundschule, Klassenlehrer Thomas Am Samstag, 12. September 2020 von 13 bis 15 Uhr Ueberle, Kunstvermittlerin Mareike präsentieren die Kinder die Ergebnisse mit einer Bräuniger, Erzieherin Kirsten Karge Prozession um den Bärenzwinger. unter der Leitung von Stefanie von Schroeter in Kooperation mit dem Treffpunkt: Mitte-Museum Bärenzwinger, Im Köllnischen Park, 10179 Berlin 16 17
Neukölln Gutshof Britz – vom Landgut zum Kulturgut „Großstadt Neukölln. 1920–2020“ heißt die aktuelle Aus- stellung im Museum Neukölln anlässlich „100 Jahre Groß Berlin“, die die Schüler vom Albert-Einstein-Gymnasium im Rahmen des Workshops zuerst besuchten. Mit großen Würfeln, die mit historischen Motiven bestückt waren, bauten sie wie bei einem Puzzle acht typische Orte Neu- Das Schloss Britz mit köllns zusammen. Unter diesen markanten Schauplätzen Gutspark und Gutshof war natürlich auch der Gutshof Britz, für den sich die Alt-Britz 81, 12359 Berlin Zehntklässler vor allem interessierten. Auf weiteren histo- rischen und aktuellen Fotogra�ien konnten feinste Verän- 1699 wurde das alte Fachwerkge- derungen im Stadtbild verfolgt und verschiedene Epochen bäude vom ehemaligen Rittergut Britz durch ein neun-achsiges zwei- verglichen werden. geschossiges Steinhaus ersetzt. 1705 Auch wenn sich das Gymnasium der Schüler direkt ließ man einen barocken Gutspark neben dem Gutshof be�indet und sie schon zu Grundschul- mit Statuen, einer Orangerie und zeiten das Gelände häu�ig besuchten, gab es bei einer Rallye Teichen anlegen. Schloss Britz ent- über das ehemalige Rittergut noch neue Erkenntnisse: wickelte sich fortan zum Mustergut Beim selbstständigen Erkunden und durch Gespräche mit Seidenbau, vorbildlicher Land- mit verschiedenen Gutshof-Mitarbeitern entdeckten die wirtschaft und moderner Dorfschule. Jugendlichen noch Orte und Ecken, die sie vorher gar nicht Mit der Neuerrichtung sämtlicher kannten. Wie das kleine und feine Hotel, das neben dem Wirtschaftsgebäude des Gutshofes Restaurant im Schloss beherbergt ist. mit damp�etriebener Spritfabrik in Und immer wurden Fotos gemacht oder Skizzen ange- der 1.Hälfe des 19.Jahrhundert erleb- fertigt. Denn zum Ende der Workshop-Woche sollten mit te das Anwesen eine neue Blütezeit. Bildern illustrierte Texte erstellt werden, die auf künftigen Ab 1888 wurde das Gebäude innen und außen im Stil der Neo-Renais- Info-Tafeln die unterschiedlichen Nutzungen des Gutshofes sance überformt. 1924 ging das Gut vom Mittelalter bis heute kritisch für alle Besucher er- in den Besitz der Stadt Berlin über. läutern. Für die sechs Stationen wurden die Musikschule Nach der Zwischennutzung als Flücht- im ehemaligen Verwalterhaus, der Turm mit der heutigen lings- und Kinderheim öffnete 1988 Verwaltung des Museums Neukölln, das Museum selbst im das Schloss nach vorbildlicher Restau- ehemaligen Pferde- und Ochsenstall, der „Kulturstall“ im rierung mit ausgewählten Möbeln ehemaligen Kuhstall mit dem Schweizerhaus, das Schloss und Gemälden aus der Zeit des Histo- und der Park sowie der Schornstein der ehemaligen rismus. Schnapsbrennerei ausgewählt. Zum Gutshof gehörten neben der Im Archiv des Museums ging es nochmal auf Spuren- Brennerei die Schmiede mit Uhren- suche in die Vergangenheit. Recherchen in historischen turm, das Schweizerhaus, das Ver- Quellen versetzten die Gymnasiasten ins Staunen. Hier walterhaus sowie Pferde-, Kuh- und Ochsenstall. Typisch an einigen Ge- wurde mal Schnaps gebrannt? Was heißt „Schweizer- bäuden ist die unverputzte Ziegel- haus“? Wer war Friedrich Ewald Graf von Hertzberg? bauweise im italienisch-ländlichen Nach fünf spannenden Tagen waren sich die Schüler Villenstil. Ehemalige Anlagen werden einig: Krass, wie sich der Ort im Laufe der Zeit entwickelte heute als Museum, Kulturstall, Musik- und wie gut das ganze Areal heute genutzt wird. Ein schule oder Restaurant genutzt, auch Lieblingsplatz in dieser Stadt, den sie jetzt viel besser als historische Nutztierrassen leben hier. andere kennen! 18 19
„Jetzt haben wir uns mal genauer mit dem Nachbar- ort hier beschäftigt und erfahren, wie sich im Laufe der Geschichte alles verändert hat. Es ist jetzt ein Neukölln Kulturort. Besser wäre noch, wenn es im Schloss Angebote für alle geben würde, eine Art Nachbar- „Ich wusste gar nicht, dass schaftshaus.“ hier mal eine Schnapsbrenne- Vincent (15) rei war, von der jetzt nur noch der Schornstein steht. Wir haben im Workshop viel über den Erbauer der Brennerei herausgefunden und dass hauptsächlich Kartoffel- Schnaps hergestellt wurde.“ Ida (15) „Gerade erstellen wir Zeich- nungen und machen Fotos. Gut, wie alles heute nach- genutzt wird: Im früheren Verwalterhaus ist jetzt eine Musikschule. In der spiele ich seit 2 Jahren Geige. Und im ehemaligen Kuhstall �inden auch Konzerte statt.“ Lucien (14) „Wir kennen den Gutshof Britz schon ganz gut, weil wir mit der Klasse öfter hierher- kommen und unsere Lehrerin hier arbeitet. Es gibt auch eine Museums-AG an unserer Schule, die sich mit den Objekten hier beschäftigt. Zum Beispiel in den Fächern Geschichte oder Politik.“ Tracy (15) Präsentation zum Workshopteilnehmer Tag des offenen Denkmals 32 Schülerinnen und Schüler der Am Sonntag, 13. September 2020 von 11 bis 16 Uhr 10. Klasse vom Albert-Einstein- präsentieren die Schüler an sechs Stationen auf dem Gymnasium, die Volontäre Gutshofgelände ihre Ergebnisse. Marisa Schulz und Eric Strohmeier, Museumslehrerin Silvia Haslauer Treffpunkt: unter der Leitung von Anabel Fuchs Museum Neukölln, Alt-Britz 81, 12359 Berlin 20 21
Auf Spurensuche in der Kastanienallee 12 Pankow Es war wie eine Reise in eine andere Zeit, als die Mädchen und Jungen der 7. Klasse der Kurt-Tucholsky-Oberschule die vielen in den wilden Garten mündenden Hinterhöfe Das Denkmalensemble durchstreifen. Dunkle Durchgänge, bröckelnde Fassaden, Kastanienallee 9–12 bunte Graf�iti überall – kein alltägliches Bild für die Heran- Kastanienallee 12, 10435 Berlin wachsenden. Bei ihren Erkundungen vor Ort erfuhren sie von An- Im Ortsteil Prenzlauer Berg von wohner Christoph Hamann, dass die etwa 38 bis 40 qm Pankow liegt die 1826 angelegte Kasta- großen Wohnungen fast alle bewohnt und die Mieten noch nienallee. Eine 950 m lange Allee, die bezahlbar sind. Ihm war wichtig, den Jugendlichen zu sich von der Schönhauser Allee/Ecke Eberswalder Str. bis zur Fehrbelliner vermitteln, wie man in Berlin auch leben kann. Er selbst Str. im Bezirk Mitte zieht. Sie erhielt wohnt seit 10 Jahren hier, sagte: „Nachhaltigkeit ist ein gro- den Namen nach ihrer Erstbepflan- ßes Thema bei uns. Wir nehmen Dinge selbst in die Hand, zung mit Rosskastanien. Nach Sanie- reparieren manches selber. Es liegt in unserer Verantwor- rung und Modernisierung des größten tung, wie schön wir es uns machen können. Bestimmte Teils der Häuser in den 1990er Jahren Räume und die Höfe nutzen wir zusammen. Keiner muss wurde die Allee zum Viertel mit für sich allein sein, wir können uns im Garten für gemein- Kneipen, Bars und Galerien. Der same Aktionen treffen.“ „Berliner Prater“, Berlins ältester Dass die Wohnungen ziemlich eng sind, dass die Öfen Biergarten mit Theater/Galerie, und noch mit Kohle beheizt werden und die Toiletten sich im die Kastanienallee 10 sind historisch Treppenhaus be�inden, war für die jungen Forscher eher erkundet – anders die Kastanienallee 12: befremdlich. Beim Rundgang durch das Gebäude zeigte Der 1889 errichtete Gebäudekomplex mit Vorderhaus, 3 Hinterhäusern und eine Anwohnerin im Hinterhaus, wie sie zwei Wohnungen Garten ist fast unerforscht. zusammengelegt hat – das ge�iel schon besser. Von der Nr. 12 aus führen 4 berlin- Mit eigenen Video-Aufnahmen dokumentierten die typische Hinterhöfe zum ehemaligen Jugendlichen die ungewöhnlichen Wohn-Situationen. Im „Hirschhof“, einem Treff von Künst- Archiv vom Museum Pankow recherchierten die Schüler lern und DDR-Bürgerrechtlern in den dann weitere Details zum Gebäudekomplex, sichteten alte 1980er Jahren. Die zusammengelegten Fotos, Stadtpläne und historische Karten. Hof-Anlagen von Kastanienallee 12 Von Bettina Tacke und Christoph Betz erfuhren sie und Oderberger Straße 19 verband als etwas zu Interview- und Kameratechniken. Wie führe ich Durchgang ein 3 m hoher Hirsch aus ein Interview? Welche Fragen stelle ich, um gute Informa- Stahl. Nach Privatisierung und Tren- tionen zu bekommen? Wie halte ich alles gut im Bild fest? nung der Grundstücke hatten 1990 Es folgten noch erste Tests mit der Kamera. Künstler den 4. Hinterhof bzw. den Am letzten Tag des Werkstatt-Projektes führten die Garten der Kastanienallee 12 neu zu einer abenteuerlich-idyllischen Oase Siebtklässler in Kleingruppen Film-Interviews mit ver- gestaltet. Die Wohnungen wurden schiedenen Bewohnern durch. Dabei erfuhren sie noch so seit dem Bau nicht modernisiert, hier viel mehr über das ganz andere Wohnen, das für sie unge- leben heute Familien, Jugendliche, wöhnliche Leben und die nachhaltigen Ansätze – gelebte Ältere und Künstler. Geschichte mitten in Berlin! 22 23
Pankow „Wenn man hier reinkommt, denkt man, dass hier keiner mehr wohnt. Ich würde hier nicht „Es ist aus meiner Sicht nicht normal, wie man gern wohnen, es ist viel zu eingeengt.“ hier wohnt und eher ungewöhnlich. Die Leute, die Daniel (12) hier wohnen, sind sehr glücklich. Die kennen es nicht anders.“ Milan (12) „Ich habe mal hier in der Nähe gewohnt und wusste nicht, dass es diese Höfe gibt. Die Böden in den Wohnungen quietschen und einen Fahrstuhl gibt es nicht, aber die Woh- nungen sind gemütlich hergerichtet. Und der Garten ist ganz schön.“ Sarwien (13) „Alles sieht hier sehr ver- nachlässigt aus. Und dass die Toiletten außerhalb der Wohnung sind, geht gar nicht. Das �inde ich sehr schlimm. Die Wohnungen sind sehr eng und die niedrigen Decken verstärken das noch.“ Tuana (13) Präsentation zum Tag des offenen Denkmals Am Samstag, 12. September 2020 um 14 und 16 Uhr führen die Schüler und Bewohner durch den Gebäude- Workshopteilnehmer komplex und zeigen Ausschnitte aus den entstandenen 12 Schülerinnen und Schüler der Videos. 7. Klasse der Kurt-Tucholsky-Ober- schule, Pädagogin Margot Potemans, Treffpunkt: Journalistin Bettina Tacke, Video- Kastanienallee 12, 10435 Berlin filmer Christoph Betz unter der Um Anmeldung wird gebeten: Leitung von Ellen Roters ellen.roters@ba-pankow.berlin.de 24 25
Lernen vom alten Dor�kern für heutige nachhaltige Nutzung Reinickendorf Aus welchem Baustoff besteht „mein“ Haus? Welche For- men haben Dächer, Fenster, Türen oder Ziegelsteine? Steht das Gebäude unter Denkmalschutz? Wofür wurde das Haus früher genutzt und wer wohnt wie heute darin? Ist das nachhaltig und zukunftsfähig? Mädchen und Jungen der „Grundschule am Fließtal“ in Der Ortskern Hermsdorf Hermsdorf lernten in ihrer unmittelbaren Umgebung in mit Dorfanger und Nachbarschaft zu ihrer eigenen Schule altes Kulturgut des Straße Alt-Hermsdorf Denkmalensembles von Alt-Hermsdorf kennen. Sie er- Alt-Hermsdorf, 13467 Berlin forschten mit künstlerischen und wissenschaftlichen Methoden beispielhaft ausgewählte Elemente, wobei ein Im Norden des Bezirkes Reinicken- besonderes Augenmerk auf der Nachhaltigkeit der Bauten dorf liegt der Ortsteil Hermsdorf mit im Detail lag: Die Kinder beobachteten, verglichen, zeich- einer Fläche von etwa 6qkm. Herms- neten, fotogra�ierten, �ilmten, frottierten und machten dorf wird begrenzt von Lübars, Waid- mannslust, Tegel, Frohnau und der viele, viele Notizen. Brandenburgischen Gemeinde Glieni- Im Museumsgarten vom Museum Reinickendorf gab es cke. Am östlichen Ende der Straße zuerst eine Einführung zum Thema Denkmal, Denkmal- Alt-Hermsdorf findet man den histo- p�lege und Denkmalschutz und erste Informationen zum rischen Ortskern mit dem Dorfanger, Hermsdorfer Denkmalensemble. Dann ging es in kleinen der unter Denkmalschutz steht. Gruppen in der Straße Alt-Hermsdorf zu ausgewählten Dieser Ortskern entstand Ende des Objekten. Mit dabei u.a. drei „Büdnerwohnhäuser“ sowie 11.Jahrhunderts. Das einstige Sack- ein Wohn-/Werkstättengebäude. Ausgestattet mit Klemm- gassen-Dorf ist später um eine halb- brettern, Steckbriefen bzw. Aufgabenblättern, Zollstöcken kreisförmige Anlage erweitert worden. zum Messen der Längen und Übersichten zu Formen z.B. Im 12.Jahrhundert wurde am Anger von Ziegeln, Dächern, Fenstern oder Türen begann die kon- eine Holzkirche erbaut, im 16.Jahr- krete Erarbeitung. Die Kinder erfuhren dabei von Begrif- hundert eine Fachwerkkirche. Auf fen, die für sie ganz neu waren: Hohlfalz- und Krempziegel, neuem Standort wurde im 18.Jahr- hundert die jetzige Dor�irche errichtet. Lehmpappe, Sprossenkreuze, Satteldach, Pultdach, Tonnen- Typische und zum Teil unter Denkmal- dach, Knüppelwalmdach oder Rundbogenfenster. Das klang schutz stehende Bauten im Ortskern für die Mädchen und Jungen mitunter auch ganz lustig … Hermsdorf bestehen aus Ziegelsteinen. Die Häuser wurden ebenso in Sachen Barrierefreiheit, Schon im 13.Jahrhundert wurden Brandschutz, Schallschutz oder Kälteschutz begutachtet. hiesige Vorkommen aus Ton und Oder, ob sie Bewegungsmelder, Solar�lächen oder Ein- Lehm als Baustoff verwendet. Im bruchschutz besitzen und wie sie sich in den alten Herms- 19.Jahrhundert nutzte man für die dorfer Dorfanger „einbetten“. Bebauung Berlins und Brandenburgs Zwischen den Workshop-Tagen gab es auch eine kleine sehr intensiv Ton aus der Region und Hausaufgabe: Malt ein Bauerndorf, wie ihr ihn euch vor- belieferte Berlin mit Hermsdorfer stellt! Aus den daraus entstandenen wundervollen Werken Ziegeln. wurde eine kleine Galerie in den Museumsräumen. Das Germanische Gehöft des Muse- ums Reinickendorf in der Straße Alt- In anschließenden gegenseitigen Präsentationen der Hermsdorf 35 beherbergt eine origi- Forschungsergebnisse staunten die Kinder, was ihre Mit- nal nachgebaute Wohnanlage der schüler alles herausgefunden hatten. Semnonen – in alter Bauweise mit Und nun freuen sie sich alle, diese zum Tag des offenen Pfostengerüst, Holz, Lehmflecht- Denkmals auch den Eltern und allen weiteren Besuchern wänden und Strohdach. zu zeigen und persönlich vorzutragen. 26 27
„Worüber ich gestaunt habe ist, dass auf den Dächern dieser alten Häuser moderne Solaranlagen drauf sind. Unser erforschtes Haus wurde von 1888 bis Reinickendorf 1891 gebaut. Vorher war hier eine Werkstatt, jetzt wohnen hier Leute drin. Und statt der Ziegel wie bei „Das Projekt ist cool, weil man sich die Häuser im vielen anderen Häusern ist hier Teerfolie auf dem Kiez noch mehr im Detail anschaut. Es hat viel mit Dach. Es ist ein sogenanntes Pult-Dach.“ Bauen zu tun – ich liebe Bauen! Später werde ich Lenny (10) mal selber Häuser bauen, aber mit richtig großen Fenstern für viel mehr Licht!“ „So ein Haus abzuzeichnen, Stylianos (10) ist gar nicht leicht. Es sind so viele Details zu entde- cken wie die Blumen an den Fensterläden. Oder die Tür ist „kassettiert“, also mit Kassetten bzw. Vierecken aus Holz versehen. Wir haben erfahren, dass das Haus bald saniert werden soll. Dafür wird genau ge- schaut, welche Farbe und welcher Putz früher ver- wendet wurde.“ „Wir haben in unserem Pro- Sophia (10) jekt viel gelernt, wie Häuser aussehen können und wie sie gebaut wurden und werden. Ich gehe ab sofort auf jeden Fall viel aufmerksamer durch meinen Kiez und will mir viele weitere Häuser genauer anschauen!“ Fabio (10) Präsentation zum Workshopteilnehmer Tag des offenen Denkmals 23 Schülerinnen und Schüler der Am Sonntag, 13. September 2020 um 11 Uhr Klasse 4c der Grundschule am Fließtal präsentieren die Schüler im Museum Reinickendorf ihre in Hermsdorf, Klassenlehrerin Carola Workshop-Ergebnisse. Warkotsch sowie Katja Hock unter der Leitung von Claudia Wasow-Kania Treffpunkt: und Anja Wiese Museum Reinickendorf, Alt-Hermsdorf 35, 13467 Berlin 28 29
Die Museumspartner 2020 Das Jugendprojekt werkstatt denkmal im Rückblick Museum Charlottenburg-Wilmersdorf Museum Neukölln in der Villa Oppenheim Alt-Britz 81 Schloßstraße 55/Otto-Grüneberg-Weg 12359 Berlin 14059 Berlin täglich 10–18 Uhr Di–Fr 10–17 Uhr; Sa/So/Feiertage 11–17 Uhr Tel. 627 277 727 Tel. 90 29 24 106 E-Mail: info@museum-neukoelln.de E-Mail: museum@charlottenburg-wilmersdorf.de www.museum-neukoelln.de www.villa-oppenheim-berlin.de Aktuelle Sonderausstellung: Aktuelle Sonderausstellung: „Großstadt Neukölln. 1920–2020“ „Schichten. Zwangsarbeit im Nationalsozialismus. bis 30. Dezember 2020 Fotografien von Hadas Tapouchi“ bis 11. Oktober 2020 Museum Pankow Prenzlauer Allee 227–228 10405 Berlin Bezirksmuseum Marzahn-Hellersdorf Di, Do, Sa/So 10–18 Uhr Alt-Marzahn 51 Tel. 481 40 47 12685 Berlin E-Mail: pankemuseum@gmx.de Mo–Fr 10–18 Uhr www.berlin.de/museum-pankow Tel. 54 79 09 21 E-Mail: info@museum-marzahn-hellersdorf.de Aktuelle Sonderausstellung: www.kultur-marzahn-hellersdorf.de „Au�ruch und Reform – Pioniere der modernen Sozialarbeit in Aktuelle Sonderausstellungen: Prenzlauer Berg während der Weimarer Republik“ „StadtRandLage. Ein Marzahn-Hellersdorfer ABC“ bis Frühjahr 2021 (Haus 1) bis 16. April 2021 „Mahlsdorf bleibt Mahlsdorf“ (Haus 2) bis 29. November 2020 Museum Reinickendorf Alt-Hermsdorf 35 13467 Berlin Museum Mitte Mo–Fr 9–17 Uhr, So 9–17 Uhr Pankstraße 47 Tel. 404 40 62 13357 Berlin E-Mail: info@museum-reinickendorf.de So–Fr 10–18 Uhr www.museum-reinickendorf.de Tel. 460 60 190 E-Mail: info@mittemuseum.de Aktuelle Sonderausstellung: www.mittemuseum.de „Mitten in Reinickendorf. 100 Jahre (Groß-)Berlin“ bis 25. Oktober 2020 Aktuelle Sonderausstellunge: „Wer wir sind und was wir tun – mitten im Museum“ Arbeitskreis Berliner Regionalmuseen bis 31. Januar 2021 www.regionalmuseen-berlin.de 30 3131 31
Denk mal an Berlin e.V. – Damit wir uns weiterhin für die Denkmale Berlins einsetzen Wer sind wir und was machen wir? können: Ja, ich möchte Mitglied von Denk mal an Berlin e.V. werden zum Jahresbeitrag von: ⬜ 80 Euro als Einzelperson In Berlin gibt es über 8200 Denkmäler, ein ⬜ 40 Euro als Einzelperson mit ermäßigtem Jahresbeitrag ganzer Kosmos vom Mittelalter bis heute. (Rentner, Pensionär) Schlösser, Paläste und Parkanlagen, Miethäuser ⬜ 15 Euro als Einzelperson und Arbeitersiedlungen, Kinos und Ledigen- (Schüler, Azubis, Studenten, Erwerbslose, Sozialhilfeempfänger gegen entsprechenden Nachweis) heime, Zwangsarbeiterlager und Auswanderer- ⬜ 60 Euro als gemeinnütziger Verein bahnhöfe und noch viel mehr gibt es in unserer ⬜ 300 Euro als juristische Person (mit bis zu 10 Mitarbeitern) Stadt. ⬜ 600 Euro als juristische Person (mit mehr als 10 Mitarbeitern) Wir setzen uns dafür ein, dass diese Denk- ⬜ 300 Euro als Fördermitglied (Einzelperson) mäler in ihrer Vielfalt erhalten bleiben und eine ⬜ 3.000 Euro als Fördermitglied (juristische Person) sinnvolle Rolle in der Zukunft �inden, dass sie ⬜ als Familienmitgliedschaft (Hälfte des zutreffenden Normalsatzes) Identität stiften, zugleich aber auch als Zeugen Als Familienmitglieder gelten Ehegatten/Lebenspartner und Kinder. von Unrecht und Gewalt auftreten können. Der Beitrag ist jährlich bis zum 31. März zu zahlen; bei Eintritt im laufenden Jahr bis 4 Wochen nach Zu diesem Zweck bieten wir Begegnungen Zugang des Aufnahmebeschlusses. mit Fachleuten, Debatten, Führungen, Vorträge Bei Aufnahme ab dem 30. September ist die Hälfte des Jahresbeitrags zu zahlen. und Exkursionen an. Im Jahr 2003 haben wir Eine Beitragserstattung bei Ausscheiden vor Jahresende erfolgt nicht. unseren Verein gegündet und seit 2004 orga- nisieren wir jedes Jahr Jugendprojekte zum Tag Ermächtigung zum Einzug von Forderungen durch das SEPA-Basis-Lastschriftverfahren des offenen Denkmals. Warum? Weil es eine Zukunft für unsere Denkmäler nur mit der Name: nächsten Generation gibt. Anschrift: Dabei �inanzieren wir einwöchige Work- shops, die von den Berliner Regionalmuseen E-Mail: oder anderen Trägern durchgeführt werden. An: Denk mal an Berlin e.V., Kantstraße 106, 10627 Berlin 2010 erhielten wir dafür vom Landesdenk- Gläubiger-Identi�ikationsnr.: DE 32ZZZ00000872102 malamt Berlin die höchste Auszeichnung, die Ferdinand-von-Quast-Medaille. Auf der vorigen Seite haben wir die Cover Hiermit ermächtige(n) ich/wir Sie widerru�lich, die von mir/uns zu entrichtenden Zahlungen wegen vieler Broschüren versammelt, die wir über „jährlicher Mitgliedsbeitrag“ bei Fälligkeit zu Lasten meines/unseres Kontos mit der unsere Jugendprojekte gemacht haben. Auf der IBAN: übernächsten Seite �inden sie Fotos unserer BIC: Förderprojekte. Denn auch das gehört zu unserem Engagement: Wir sammeln Gelder für Kreditinstitut: besondere Denkmale, die saniert werden müs- Mitgliedsbeitrag: sen oder die, wie der Turm der Parochialkirche durch Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise(n) ich mein/wir unser Kreditinstitut an, in der Klosterstraße, im Krieg zerstört wurden. die von Denk mal an Berlin e.V. auf mein/unser Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Hinweis: Ich kann/Wir können innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, Sind Sie neugierig geworden? die Erstattung des belasteten Beitrags verlangen. Es gelten dabei die mit meinem/unserem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen. Werden Sie Mitglied! Wir freuen uns auf Sie! Wenn mein/unser Konto die erforderliche Deckung nicht aufweist, besteht seitens des kontoführenden Kreditinstitutes keine Verp�lichtung zur Einlösung. Teileinlösungen werden im Lastschriftverfahren nicht vorgenommen. Ort, Datum Unterschrift 32 33 ✂
Wir retten Berliner Denkmale! Impressum Herausgeber: Denk mal an Berlin e.V. Verein zur Förderung der Denkmalpflege Kantstraße 106, 10627 Berlin Telefon: 45 08 77 17 E-Mail: mail@denk-mal-an-berlin.de www.denk-mal-an-berlin.de Koordination und Redaktion: Gritt Ockert werkstatt@denkmal-an-berlin.de Layout und Satz: Gudrun Ohle Fotos: Thomas Knoll knoll@ooh-foto.de Seit dem Jahr 2004 fördert der Verein Denk mal an Berlin e.V. die Restaurierung von Denkmalen in Berlin. Unser erstes Pro- jekt war der Buttbrunnen neben dem Alten Museum in Mitte, der gereinigt und technisch wieder instandgesetzt wurde. Unser größtes Projekt war der Au�bau des im Krieg zerstörten Turms der Parochialkirche in Mitte. Aktuell wollen wir die Grabstätte des Theaterintendanten Oscar Blumenthal (1852– 1917) auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee sanieren. Machen Sie mit? Für Berlin, für die Geschichte unserer Stadt. 34 35
In Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Berliner Regionalmuseen www.denk-mal-an-berlin.de
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