Der Digitale Knoten Stuttgart wird Realität
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LEIT- UND SICHERUNGSTECHNIK www.eurailpress.de/archiv/dks Der Digitale Knoten Stuttgart Verband Region Stuttgart, Alstom Transport Deutschland GmbH, Deutsche Bahn AG, DB Regio AG, DB Netz AG, DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH, wird Realität In der laufenden Umsetzung des Pilotprojekts zeigen sich deutliche Chancen, Risiken und Potenziale für die flächenhafte Umsetzung der Digitalen Schiene Deutschland. MARTIN BEYER | VINCENT BLATEAU | FLORIAN BITZER | FRANK DIETRICH | CHRISTIAN LAMMERSKITTEN | BERND LÜCK | RENÉ RICHTER | CHRISTOPHER RUDOLPH | Rechte für einzelne Downloads und Ausdrucke für Besucher der Seiten genehmigt / © DVV Media Group GmbH THOMAS VOGEL Während hunderte Mitarbeiter verschie denster Bereiche der Deutschen Bahn AG (DB) und ihrer Partner das Pilotprojekt Di gitaler Knoten Stuttgart (DKS) unter hoher Betriebstemperatur vorantreiben, mehren sich die für die flächenhafte Umsetzung der Digitalen Schiene Deutschland (DSD) ge wonnenen Erfahrungen: Insbesondere der Verzicht auf eine Doppelausrüstung der In frastruktur (ETCS mit Ks/PZB) in Verbindung mit einer klug gestalteten, koordinierten und geförderten DSD-Fahrzeugausrüstung werden als Erfolgsfaktoren überdeutlich. GTS Deutschland GmbH, Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg / Fahrzeug- und Infrastrukturausrüstung müssen dabei unbedingt effizienter wer den. Mehr denn je gilt es dabei, das Gesamt system Bahn in den Blick zu nehmen – nicht nur, um die betriebliche Leistungsfähigkeit zu maximieren, sondern auch, um ein mög Abb. 1: Im Endzustand wird der DKS voraussichtlich acht Zentraleinheiten (ESTW-ZE) umfassen. lichst effizientes, einfaches und gleichzeitig In den drei bis 2025 entstehenden Bereichen wird die abschnittsweise noch vorgesehene robustes System zu schaffen. Doppelausrüstung zurückgebaut. Homepageveröffentlichung unbefristet genehmigt für Hintergrund in Kornwestheim. 2023 werden die Feldele- durch Alstom gestalteten sich aufgrund von Im DKS, einem Pilotprojekt im Starterpaket der mente ausgebracht, zunächst insbesondere sechs zu koordinierenden Partnern – Aufga- DSD, treten die DB und ihre Partner an, erst- im Bereich Bad Cannstatt / Untertürkheim, in benträger, Ausrüster, Fahrzeugeigentümer, mals einen großen deutschen Knoten mit Di- dem das neue DSTW Ende Dezember 2023 Fahrzeughalter, Instandhalter und Verkehrsun- gitalen Stellwerken (DSTW) samt integriertem (vorübergehend „mit Signalen“) in Betrieb ge- ternehmen – besonders aufwendig und sind Leit- und Bediensystem (iLBS), European Train hen soll, fließend dann auch in den weiteren um rund zwölf Monate verzögert, ohne Aus- Control System (ETCS) (ohne „Signale“ [1]) Bereichen. Damit einher werden auch Gleis- wirkung auf die Inbetriebnahmen des DKS. Die und weiteren, darauf aufbauenden Techniken feldkonzentratoren (GFK) und Stromversor- übergeordnete Planung wurde für die übrigen auszurüsten. [2] Damit einhergehend werden gung aufgebaut. Im Sommer 2023 werden drei Baureihen abgeschlossen, viele zuvor ab- 333 S-Bahn- und Regionaltriebzüge für die die zentralen Komponenten des Stellwerks im gestimmte Details wie die Zugdateneingabe DSD nachgerüstet und weitere 130 Doppel- Technikstandort (Abb. 2) aufgebaut, anschlie- oder Ferndiagnose konnten bereits durch die stock-Regionaltriebzüge „ab Werk“ mit DSD- ßend die Elemente im Feld in Betrieb gesetzt Fahrzeugeigentümer und Verkehrsunterneh- Fahrzeugausrüstung beschafft. [3, 4] und ab Herbst die Funktionsfähigkeit herge- men in Augenschein genommen werden. Die stellt, um Ende 2023 abgenommen zu werden. ersten Prototypen wurden bereits für Tests Stand des Projekts Parallel werden Netzwerke wie bbIP [5] und wieder in Betrieb genommen. Die Testkampa- Die maßgeblich an Thales beauftragte In GSM-R durch die DB auf- und ausgebaut und gne mündet dann in der Wiederzulassung der frastruktur der Leit- und Sicherungstechnik die IT-Sicherheit hergestellt. Triebzüge, auf deren Grundlage im Jahr 2024 (LST) für den Kern des DKS (Bausteine 1 und 2, Bei der Nachrüstung von 333 Triebzügen der Serienumbau begonnen wird. Abb. 1) nimmt Kontur an. Im vergangenen Jahr durch Alstom wurde die notwendige Hard- In gemeinsamen Innovationskooperationen wurden bereits zahlreiche Kabel gezogen und ware [3] in erste Prototyp-Züge (First of Class, haben Auftraggeber und -nehmer, zusammen dafür zahllose neue Kabelwege geschaffen, et- FoC) der Baureihen 423, 430 und Talent ein- mit weiteren Partnern, offene Fragen geklärt liche Fundamente erstellt und auch erste Wei- gebaut und wurden Integrationstests haben und die Lastenhefte ergänzt – beispielsweise chenantriebe eingebaut. Parallel startete eine Ende 2022 begonnen (Abb. 3). Die Abstim- zum Hochleistungsblock am Bahnsteig oder Felderprobung neuer digitaler Komponenten mungen zur Nachrüstung der Flirt-Triebzüge zur Ausrüstung von Fahrzeugen mit Zuginte- 8 EI | JANUAR 2023
LEIT- UND SICHERUNGSTECHNIK Stuttgart und Plochingen – Baustein 3 [2]) wei- Verband Region Stuttgart, Alstom Transport Deutschland GmbH, Deutsche Bahn AG, DB Regio AG, DB Netz AG, DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH, ter an Fahrt auf. Für den Südwestraum (Abb. 1) läuft inzwischen die Vorplanung, wurden be- reits umfangreiche Bestandsdaten erhoben, wird ein BIM-Modell gebildet, wurden erste Gespräche mit angrenzenden NE-Bahnen ge- sucht und Überlegungen zu Lösungsmodellen entwickelt. In weiteren Abschnitten wird die Vorplanung in diesem und im kommenden Jahr beginnen. Für den gesamten Baustein 3 läuft die Planung für Bahnübergänge, die ei- nen besonders großen zeitlichen Vorlauf er- warten lassen. Die Infrastrukturplanung wurde von der DB vorfinanziert, die im Bundeshaus- halt hinterlegten Mittel im November 2022 durch das Bundesfinanzministerium entsperrt. Rechte für einzelne Downloads und Ausdrucke für Besucher der Seiten genehmigt / © DVV Media Group GmbH Noch sicherzustellen ist die mit der durchge- henden Ausrüstung „ohne Signale“ einherge- hende Finanzierung der DSD-Fahrzeugaus- Abb. 2: Bedien- und Technikstandort Waiblingen im Bau (Bauzustand 10. Dezember 2022) rüstung, insbesondere zahlreicher durch den Ausrüstungsbereich fahrender Lokomotiven des Güterverkehrs. sistente Datenversorgung, hin zu einer immer Wesentliche Erfahrungen weiterreichenden Optimierung und Steue- rung des Betriebs der Infrastruktur. Darüber hi- Gleisfeldvernetzung naus läuft eine Studie zur Pilotierung zugzen- Die in Ringen aufgebaute und nahezu durch- trischer Sicherungslogik (Advanced Protection gängig redundante Gleisfeldvernetzung ist ein Systems, APS [10]) in einem Abschnitt. Diese zentrales unter Dutzenden von Elementen für soll zukünftig u.a. als Grundlage dienen, um ein möglichst robustes Gesamtsystem im DKS. die Level-3-Ausrüstung der Fahrzeuge auch in [3, 11] Die in der Umsetzung gesammelten Er- der Infrastruktur nutzbar zu machen. fahrungen zeigen, wie insbesondere in vorüber- GTS Deutschland GmbH, Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg / Parallel nehmen auch die Arbeiten für die Aus- gehend noch doppelt (ETCS + PZB) [12] ausge- rüstung des Umlandes (übrige Netzbezirke rüsteten Bahnhöfen der Verkabelungsaufwand Abb. 3: Im Deckenbereich einer S-Bahn der Baureihe 423 eingebauter ETCS / ATO-Fahr- zeugrechner (EVC) gritätsüberwachung (TIMS), standardisierten Homepageveröffentlichung unbefristet genehmigt für Schnittstellen (OCORA) und dem GSM-R-Nach- folger FRMCS. [6, 7] Auf all diesen Grundlagen von DSTW, ETCS und diversen Schnittstellen setzen nun zuneh- mend weitere Systeme und Verfahren auf: Wei- terhin wird die Fahrdienstvorschrift (Ril 408) um zusätzliche Regeln für den DKS zur Inbe- triebnahme ergänzt. Perspektivisch wird die Fahrdienstvorschrift für den digitalen Bahnbe- trieb (Ril 400) ab Dezember 2027 die Ril 408 im DKS ablösen. [8] Damit wird erstmals ein neu- es Betriebsverfahren für ETCS L2oS eingeführt, um alle Möglichkeiten der neuen Infrastruk- turausrüstung ausnutzen zu können. Für Stutt- gart Hbf wird ein Abfertigungsverfahren „ohne Signale“ für den Fernverkehr entwickelt. [9] Im Rahmen der von der DSD geplanten weit- reichenderen Digitalisierung des Bahnsys- tems entstehen mit dem Kapazitäts- und Verkehrsmanagementsystem CTMS und des dahinterstehenden zentralen Datenmanage- mentsystems für Infrastruktur- und Fahrzeug- daten (Digital Register, DR) bereits wesentliche Grundlagen für das hochautomatisierte Fah- ren mit Automatic Train Operation (ATO) GoA Abb. 4: Die Gleisfeldvernetzung mit DSTW führt insbesondere in Bahnhöfen „mit Signalen“ zu 2 – zunächst für eine einfache, zu ETCS kon- einem gegenüber dem ESTW deutlichen Mehraufwand. EI | JANUAR 2023 9
LEIT- UND SICHERUNGSTECHNIK für Strom und Daten ein kaum noch zu beherr- ebenso unabdingbar wie möglichst einheitliche stündliche Zugpaare. [21] Im nächsten Schritt Verband Region Stuttgart, Alstom Transport Deutschland GmbH, Deutsche Bahn AG, DB Regio AG, DB Netz AG, DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH, schendes Niveau erreicht (Abb. 4). So wird, an- und stabile Lastenheftgrundlagen. wird untersucht, wie die aus der Digitalisierung ders als geplant, im Bahnhof Bad Cannstatt ein sukzessive gewonnenen verkürzten Zugfolge- zweiter GFK (ähnlich bisherigem ESTW-A) nötig, Leistungsfähigkeit zeiten in sinnvolle Fahrplankonzepte umge- da die vielen auf einen einzigen GFK einzufüh- Ein wesentliches Ziel des Pilotprojektes ist es, setzt werden können. [22] renden Kabel sich unter den beengten Verhält- die Potenziale für Leistungssteigerungen in Abseits der Stammstrecke ist das Bild viel- nissen im Bahnsteigbereich nicht mehr unter- großen Knoten zu ergründen. [14] Die S-Bahn- schichtiger, können im Lichte von heteroge- bringen ließen. Die Doppelausrüstung führt Stammstrecke in Stuttgart zeigt besonders nem Rollmaterial, komplexen Fahrplänen und dabei zu einer verdreifachten Kabelmenge, ei- eindrücklich, wie weit bereits rein „digitale“ Mischverkehren keine einfachen Prozentaus- nem Mehraufwand (einschließlich Rückbau) im Optimierungen tragen können: Aufbauend auf sagen getroffen werden. Auch das Spektrum unteren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich der S-Bahn-ETCS-Untersuchung, die – unter der Chancen und Grenzen für die Leistungsfä- und zahllosen zusätzlichen Sperrpausen. Eine konservativen Prämissen – Anfang 2019 mit higkeit liegt anders: 2022 wurde beispielsweise Reihe von Optimierungen – darunter die Kon- ETCS und ATO GoA 2 rund 20 % verkürzte mitt- die Einfahrt ins teilbesetzte Gleis mit 40 statt zentration vieler Feldelementanschlusskästen lere Mindestzugfolgezeiten erwarten ließ, [16] 20 km/h spezifiziert [23], während ein großes (FEAK, für ein Feldelement) zu Feldelementan- wurden inzwischen weitere der damals ausge- Potenzial an Schaltabschnittsgrenzen der Ober- schlussschränken (FEAS, für mehrere Feldele- wiesenen Potenziale gehoben: Zusammen mit leitung [24] noch zu heben ist. Im Hinblick auf Rechte für einzelne Downloads und Ausdrucke für Besucher der Seiten genehmigt / © DVV Media Group GmbH mente) – wird bereits im Projekt verfolgt, wei- den als gesichert geltenden Optimierungen ihr Potenzial kaum zu unterschätzen sind auch tere bleiben als Erfahrungen für Folgeprojekte. – an Blockteilung, Infrastruktur- und Fahrzeug- die neuen, spurtstarken und „digital durchop- Die zentrale Erkenntnis der „McKinsey-Studie“ laufzeiten, Bremskurven und Ortung – liegt timierten“ Doppelstock-Regionaltriebzüge. [3] [13] von 2018 wird durch die Erfahrungen im die erwartete Verkürzung bei inzwischen rund Die 2019 ausgerufenen Ziele, im Hochleis- DKS nicht nur bestätigt, sondern dick unterstri- 35 %. [3, 17, 18] Etliche Potenziale sind noch tungsbetrieb im Horizont 2030 unter Praxisbe- chen: Die vorübergehende Doppelausrüstung offen (Abb. 5); weitere Optimierungen zielen dingungen Fünf-Minuten-Zugfolgen je Gleis sämtlicher Triebfahrzeuge ist eine zentrale Vo- rein auf die Betriebsqualität, insbesondere sowie Zwei-Minuten-Zugfolgen im Zulauf zu er- raussetzung, die LST-Infrastruktur mit DSTW Geschwindigkeitserhöhungen für verspätete möglichen, sind greifbarer denn je. Auf den im und ETCS L2oS vergleichsweise einfach, kosten- Züge. Damit werden in der Planung mittlere Mischverkehr befahrenen Zulaufstrecken erhär- günstig und schnell zu modernisieren – im Üb- Mindestzugfolgezeiten von rund 100 Sekun- tet sich dabei der Eindruck, wie haltende Züge rigen gelingt es nur damit, die betriebliche Leis- den je Richtung (mit Langzügen) erreicht. Um während ihrer Haltezeit schlank überholt wer- tungsfähigkeit (wo nötig) zu maximieren [1]. die in der Region langfristig gewünschte An- den können. [26] Derartige, massive potenzielle gebotsausweitung, mit bis zu 36 Zügen pro Kapazitätserhöhungen fußen auf einer Kombi- DSD-Fahrzeugnachrüstung Stunde und Richtung in der Stammstrecke, zu nation diverser „digitaler“ und überschaubarer Die laufende Nachrüstung der 333 Triebzüge erreichen, ist noch etwa die Hälfte der verblie- konventioneller Optimierungen (wie Geschwin- für den DKS zeigt, wie es gelingen kann, gan- benen Potenziale zu heben. [20] digkeitserhöhungen [27], zusätzliche Weichen GTS Deutschland GmbH, Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg / ze Flotten binnen weniger Jahre nicht nur mit Der Verband Region Stuttgart (VRS), als Auf- und verbesserte Fahrdynamik). [28] ETCS, sondern – mit geringem Mehraufwand gabenträger der S-Bahn, hat zwischenzeitlich Im DKS wird an immer mehr Stellen offenbar, und weitestmöglich in einem Guss – gleich von DB Netz ein S-Bahn-Konzept zur Inbetrieb- dass es zur Maximierung der verkehrlichen mit weiteren DSD-Techniken wie ATO GoA 2, nahme von Stuttgart 21 ausarbeiten lassen. Es Leistungsfähigkeit nicht reicht, einfach nur FRMCS und Level 3 / Zugintegritätsüberwa- sieht auf der Stammstrecke zunächst weiterhin ETCS einzuführen und bestenfalls ein wenig chung auszurüsten. Unter anderem aufgrund 24 Züge pro Stunde und Richtung vor, im süd- Blockverdichtung zu betreiben. Derartige An- von verschiedenen Untervarianten sowie Tests lichen Anschluss daran bis zu vier zusätzliche sätze führen eher zu weniger Leistungsfähig- in Mehrfachtraktion werden für die vier Bau- Homepageveröffentlichung unbefristet genehmigt für reihen neun FoC-Projekte mit 15 Prototypfahr- zeugen umgerüstet, dafür mehr als 18 Monate dem Betrieb entzogen und dies mit Ersatzfahr- zeugen kompensiert. Die Serienumrüstung der übrigen 318 Triebzüge folgt im Wesentli- chen im Jahr 2024, die der Flirt-Triebzüge 2025. Wie auch die laufende Evaluierung der pilot- haften 200-Millionen-Euro-Förderung [14] des Bundes zeigt, braucht es für die flächenhafte Umsetzung der DSD ein erheblich effiziente- res Vorgehen, um die deutschlandweit etwa 13 500 nachzurüstenden Triebfahrzeuge aus mehr als 300 Baureihen verschiedenster Betrei- ber nachzurüsten. [15] Bei einer gänzlich unko- ordinierten Arbeitsweise wäre allein mit an die 1000 FoC-Projekten zu rechnen, käme es zu vie- len hundert Vergabeverfahren mit teils parallel- laufenden Ausrüstungsprojekten gleicher oder ähnlicher Baureihen (mit teils unterschiedlichen Anforderungen) sowie einer völligen Überfor- derung ohnehin knapper Ressourcen. Eine zen- trale Koordination, einhergehend mit einer klug gestalteten und an differenzierte Bedingungen geknüpften Förderung sowie eine weitestmög- liche Bündelung gleicher und ähnlicher Baurei- Abb. 5: Gehobene und offene Leistungsfähigkeitspotenziale für die S-Bahn-Stammstrecke (nicht hen sind für eine zügige Umsetzung der DSD dargestellt ist u. a. bessere Ortung von rund 5 m statt 55 m Konfidenzintervall nach vorne) 10 EI | JANUAR 2023
LEIT- UND SICHERUNGSTECHNIK Verband Region Stuttgart, Alstom Transport Deutschland GmbH, Deutsche Bahn AG, DB Regio AG, DB Netz AG, DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH, Rechte für einzelne Downloads und Ausdrucke für Besucher der Seiten genehmigt / © DVV Media Group GmbH Abb. 6: Vereinfachter Zeitplan für die DSTW- und ETCS-Inbetriebnahmen bis Ende 2025 keit, weil beispielsweise neue Technik ohne weiter mit Schmerzen und Umwegen verbun- [31], IT-Sicherheit oder schlicht einer schlanke- klare Anforderungen oftmals langsamer und den sein, bis sich der Nutzen Schritt für Schritt ren und gleichzeitig robusteren Infrastruktur unflexibler als Alttechnik ist. Eisenbahninge- entfaltet. durch „kleine“ Optimierungen der Fahrzeug- nieure sind mehr denn je gefordert, das Sys- Die großen aktuellen Herausforderungen ausrüstung [32]. Es zeigen sich viele Chancen, tem Bahn „ganzheitlich“ zu begreifen und zu – Fachkräftemangel, Lieferzeiten, Inflation, eine Eisenbahn zu schaffen, die nicht nur ein- optimieren. Mit einer Kombination „digitaler“ knappe öffentliche Kassen, Bedrohungen Kri- facher finanziert, geplant und gebaut werden und konventioneller Optimierungen an Fahr- tischer Infrastruktur usw. – machen dabei auch kann, sondern gleichzeitig auch deutlich leis- zeugen, Infrastruktur und Betrieb kann es vor dem DKS nicht Halt. Umso wichtiger ist es, tungsfähiger und robuster ist. Es muss freilich GTS Deutschland GmbH, Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg / gelingen, in endlicher Zeit und mit endlichen das Bahnsystem so zügig wie möglich und so der Wille aller Beteiligten da sein, um die auch Mitteln die Leistungsfähigkeit der Eisenbahn sinnvoll wie nötig zu vereinfachen. Dazu ge- im DKS gewonnenen Erkenntnisse wirklich in Deutschland massiv zu erhöhen. Auch dafür hört in der Infrastruktur insbesondere, unbe- umsetzen zu wollen. wird der DKS als Blaupause dienen. dingt auf eine Doppelausrüstung zu verzich- Die im DKS gesammelten Erfahrungen kom- ten, aber auch deren Planung zu vereinfachen men dabei auf vielfältigen Wegen weiteren Ausblick [10] und zu teilautomatisieren [29] oder auch, Projekten zugute, beispielsweise über Lasten- Mit aller Kraft wird daran gearbeitet, erste „Balisenteppichen“ [30] und „Achszählwäl- hefte, Richtlinien und das Betrieblich-Techni- Teile der LST-Infrastruktur sowie erste wieder dern“ [6] Einhalt zu gebieten. Fahrzeugseitig sche Zielbild [33]. Auch weitere Berichte wer- Homepageveröffentlichung unbefristet genehmigt für zugelassene FoC-Triebzüge ab Anfang 2024 sollte die komplexe ETCS-Fahrzeugaus- und den folgen. in Betrieb zu nehmen. Nur so kann die auf die -nachrüstung genutzt werden, en bloc und gemeinsame Inbetriebnahme mit Stuttgart 21 möglichst auch Facetten für den DSD-Roll-out Das Projekt wird (2025) geplante Terminkaskade (Abb. 6) gehal- wie ATO GoA 2, Cold Movement Detection, kofinanziert von der ten werden – nur so wird es gelingen, die Sys- ETCS Level 3 oder FRMCS mit auszurüsten. Europäischen Union. teme auf Herz und Nieren zu testen und weit Zu alledem gehören auch klare, glaubwür- über 1000 betriebliche Mitarbeiter zu schulen, dige und längerfristige Perspektiven für den einzubinden und Kinderkrankheiten mög- DSD-Roll-out und eine damit einhergehende QUELLEN lichst zu beseitigen, bevor ab Januar 2025 der Planungssicherheit, damit möglichst alle in ei- [1] Drescher, O.: ETCS Level 2 ohne „Signale“ in einem großen Knoten, Deine Bahn 3/2022 (https://bit.ly/3O4n5i1) L2oS-Fahrgastbetrieb zum Flughafen und ab ner Richtung an einem Strang ziehen und aus- [2] Bitzer, F.; Blateau, V.; Lammerskitten, C.; Lück, B.; Neuhäuser, N.; Vogel, T.; Spätsommer 2025 der Hochleistungsbetrieb reichend qualifizierte Fachkräfte gewonnen Wurmthaler, J.: Quo vadis Digitale Leit- und Sicherungstechnik? DER im Kern des Knotens aufgenommen wird. werden können. Dabei ist eine klug gestalte- EISENBAHNINGENIEUR 11/2021 (https://bit.ly/3Hv72X6) [3] Dietrich, F.; Erdmann, J.; Jost, M.; Raichle, F.; Sane, N.; Vogel, T; Wagner, P.: Die Herausforderungen in der laufenden Um- te Förderung der DSD-Fahrzeugausrüstung Nachrüstung von 333 Triebzügen für den Digitalen Knoten Stuttgart, ZEVrail setzung bleiben ebenso groß wie vielschichtig. durch den Bund unabdingbar, die nicht nur 5/2022 (https://bit.ly/3DHZl0S) So sind im Bestand noch zahlreiche zusätzliche einen Kosten-Nutzen-Ausgleich schafft, son- [4] Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg: So sehen die 130 neuen Doppelstockzüge fürs Land aus. Webseite https://bit.ly/3UQA5KR, abgerufen Sperrpausen für Kabelführungen zu organisie- dern eine möglichst effiziente und einheitliche am 13. November 2022 ren. Mehrere neue Softwareversionen sind so DSD-Nach- und -Ausrüstung der Fahrzeuge si- [5] Seidler, E.; Reichert, B.; Kittler, C.: Das bahnbetriebliche IP-Netz als Schlüssel für die Digitalisierung der Schiene, SIGNAL+DRAHT 12/2021 auszutarieren, dass neue Teilsysteme (wie iLBS) cherstellt – im System Bahn effizient und über (https://bit.ly/3OIKcjc) oder neue Funktionen (wie Wendezugstraßen die eng umgrenzten Möglichkeiten des Netz- [6] Barth, P.; Behrens, M.; Kümmling, M.; Mehnert, S.; Nenke, T.; Pieper, W.; [6]) rechtzeitig für Test- und kommerziellen zugangsrechts hinaus. Retzmann, M.; Trinckauf, J.: Innovationskooperation zur LST-Infrastruktur im Digitalen Knoten Stuttgart, SIGNAL+DRAHT 7+8/2022 (https://bit.ly/3PR8NRF) Betrieb zur Verfügung stehen. Vereinzelt sind Mehr denn je ist das Bahnsystem als Ganzes zu [7] Flöter, F.; Raichle, F.; Höhne, T.; Köstlbacher, J.; Sane, N.; Sauer, M.; auch noch Planungsvorgaben fertigzustel- sehen, auch mit Blick auf mannigfaltige Wech- Schlichting, J.; Wagner, P.: Innovationskooperation Fahrzeugausrüstung im len. Die schrittweise Inbetriebnahme des DKS selwirkungen und die Integration zwischen Digitalen Knoten Stuttgart, SIGNAL+DRAHT 9/2022 (https://bit.ly/3dxD0Z6) [8] Pachl, J.: Der Weg zu einer neuen Fahrdienstvorschrift für den digitalen wird allen Beteiligten auch weiterhin noch viel Fahrzeug und Strecke, aber auch zwischen den Bahnbetrieb, Deine Bahn 10/2021 Kraft, Lösungsorientierung und Kompromiss- Gewerken der Infrastruktur – beispielsweise [9] Einsatz von örtlichen Aufsichten im DB-Fernverkehr: Ein Erfolgsmodell? bereitschaft abverlangen – und sie wird auch bei ATO, Netzwerken, Online Key Management Deine Bahn 10/2022 EI | JANUAR 2023 11
LEIT- UND SICHERUNGSTECHNIK [10] Skowron, F.; Treydel, R.: Blöcke waren gestern – Chancen einer [17] Denißen, J.; Flieger, M.; Kümmling, M.; Küpper, M.; Wanstrath, S.: [27] Exemplarisch: https://bsu.link/task-force-trassierung, abgerufen am zugzentrischen LST, DER EISENBAHNINGENIEUR 11/2022 (https://bit. Optimierung der Blockteilung mit ETCS Level 2 im Digitalen Knoten 3. Dezember 2022 Verband Region Stuttgart, Alstom Transport Deutschland GmbH, Deutsche Bahn AG, DB Regio AG, DB Netz AG, DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH, ly/3UXNYaH) Stuttgart, SIGNAL+DRAHT (113) 7+8/2021, S. 60–67 (https://bit. [28] Kümmling, M.; Wanstrath, S.: Maximierung der Fahrwegkapazität mit [11] Behrens, M.; Eschbach, A.; Kampschulte, B.; Paltian, A.; Schöppach, M.; ly/3Ai0gQR) Digitaler Leit- und Sicherungstechnik, Eisenbahntechnische Rundschau Wiedenroth, A.: Robuste Leit- und Sicherungstechnik im Digitalen Knoten [18] Behrens, M.; Caspar, M.; Distler, A.; Fries, N.; Hardel, S.; Kreßner, J.; Lau, 7+8/2021 (https://bit.ly/3eYOapT) Stuttgart, DER EISENBAHNINGENIEUR 11/2022, auch: https://bit.ly/3hiu0ZL K.; Pensold, R.: Schnelle Leit- und Sicherungstechnik für mehr Fahrwegkapa- [29] Exemplarisch: Bachmann, V.; Ibáñez, P.; Oetting, A.; Pejic, M.; Üyümez, [12] Behrens, M.; Eckardt, E.; Kümmling, M.; Loef, M.; Otrzonsek, P.; Schleede, zität, DER EISENBAHNINGENIEUR 6/2021 (https://bit.ly/2SlQvjY) B.; Vogel, S.: Teilautomatisierte ETCS L2-Planprüfung durch Formalisierung M.; von Schaper, M.-L.; Wanstrath, S.: Auf dem Weg zum Digitalen Knoten [19] Verband Region Stuttgart: Kapazitätssteigerung der Stammstrecke und des Regelwerks, DER EISENBAHNINGENIEUR 8/2022 (https://bit.ly/3GUPEOc) Stuttgart: ein Überblick, DER EISENBAHNINGENIEUR 4/2020 (https://bit. Ausbau der Knoten Stuttgart-Vaihingen und Böblingen (QSS-Maßnahmen). [30] Vogel, T.; Reinhart, P.: Kleiner Aufwand: große Wirkung: Fahrzeugausrüs- ly/3pyuXfg) Sitzungsvorlage VA-267/2022 (https://bit.ly/3OJ2xg3), S. 3 tung im Digitalen Knoten Stuttgart. Vortrag auf dem 22. SIGNAL+DRAHT- [13] McKinsey & Company: Machbarkeitsstudie zum Roll-out von ETCS/DSTW, [20] Deutsche Bahn: ETCS & Co. für „maximale Leistungsfähigkeit“. Kongress, PDF-Seite 19 (https://bit.ly/3F9Smht) Zusammenfassung der Ergebnisse. Dezember 2018 (https://bit.ly/3r2qral) Foliensatz vom 24. Oktober 2022, S. 20 (https://bit.ly/3DPg6qj) [31] Seither, S.: Online Key Management für ETCS, SIGNAL+DRAHT 9/2016 [14] Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur: Bekanntma- [21] Verband Region Stuttgart: Sitzungsvorlage Nr. VA-238/2022, [32] Dietrich, F.; Meyer, M.; Neuhäuser, R.; Rohr, F.; Vogel, F.; Wenkel, W.: chung der Richtlinie zur Förderung der Ausrüstung von Schienenfahrzeugen Verkehrsausschuss am 21.09.2022 (https://bit.ly/3B97hG5) Fahrzeugnachrüstung für den Digitalen Knoten Stuttgart, DER EISENBAHN- mit Komponenten des Europäischen Zugsicherungssystems ERTMS (European [22] Verband Region Stuttgart: Sitzungsvorlage Nr. VA-150/2021, INGENIEUR 9/2021 (https://bit.ly/3tFQWUB) Rail Traffic Management System) und des automatisierten Bahnbetriebs Verkehrsausschuss am 21.07.2021 (https://bit.ly/3GTR3EG), Punkt 4 [33] Fries, N.: Betrieblich-Technisches Zielbild für die „Digitale Schiene“, Deine (ATO) im Rahmen der infrastrukturseitigen Einführung von ERTMS im [23] CR 1242 zum ETCS-L2-Lastenheft der DB (BTSF3) versus Richtlinie Bahn 3/2021 (https://bit.ly/3HCOfIs) „Digitalen Knoten Stuttgart“. Bundesanzeiger, BAnz AT 05.02.2021 B2 819.0204 Abschnitt 4 (14) (https://bit.ly/3hX5CJx) [24] Bucht, N.; Ehret, B.: Streckentrennungen und die Digitale Schiene, [15] DB Netz: DSD-Rollout – Fachliche Konsultation mit Elektrische Bahnen 9/2021 Marktteilnehmer:innen. Foliensatz vom 7. April 2022 (https://bit. ly/3AQJdb8), S. 15–17 [25] Deutsche Bahn: Stuttgart 21 ist wesentliche Voraussetzung für den Alle Autoren: Rechte für einzelne Downloads und Ausdrucke für Besucher der Seiten genehmigt / © DVV Media Group GmbH geplanten Deutschland-Takt. Erklärung vor dem Gemeinderat Stuttgart vom Deutsches Zentrum für [16] Ingenieurgemeinschaft Machbarkeitsstudie ETCS S-Bahn Stuttgart: 16. Juli 2019 (https://bit.ly/3Vkg8wL) Untersuchung zur Einführung von ETCS im Kernnetz der S-Bahn Stuttgart Schienenverkehrsforschung (DZSF) (https://bit.ly/2Yyaw6h) [26] Ohmayer, R.: Optimierung von Überholvorgängen mit digitaler Leit- und Sicherungstechnik. Bachelorarbeit Mai 2022 (https://bit.ly/3BbuPJR) beim Eisenbahn-Bundesamt, Dresden Martin Beyer Vincent Blateau Florian Bitzer Referent für Verkehrsplanung Leiter Engineering Gesamtprogrammleitung Verband Region Stuttgart, Stuttgart Leit- und Sicherungstechnik Inbetriebnahme Stuttgart-Ulm beyer@region-stuttgart.org Main Line On-Board und Digitaler Knoten Stuttgart Alstom Transport Deutschland GmbH, Deutsche Bahn AG, Stuttgart Berlin florian.bitzer@deutschebahn.com vincent.blateau@alstomgroup.com Frank Dietrich Christian Lammerskitten Bernd Lück Programmleiter Fahrzeugumrüstung Leiter Technisches Projektmanagement Leiter Ausrüstung Digitale Schiene / GTS Deutschland GmbH, Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg / ETCS/ATO DB Regio AG Eisenbahntechnische Ausrüstung / Gesamtprojektleiter S-Bahn Stuttgart, Plochingen Digitaler Knoten Stuttgart Digitaler Knoten Stuttgart frank.f.dietrich@deutschebahn.com DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH, GTS Deutschland GmbH, Ditzingen Stuttgart bernd.lueck@urbanandmainlines.com christian.lammerskitten @deutschebahn.com Homepageveröffentlichung unbefristet genehmigt für René Richter Christopher Rudolph Thomas Vogel Project Lead DBS@DKS DB Netz AG, Projektleiter DKS für die DB Netz AG Leiter Projektgruppe „Digitale Schiene“, Berlin DB Netz AG, Berlin Ministerium für Verkehr rene.richter@deutschebahn.com christopher.c.rudolph Baden-Württemberg, Stuttgart @deutschebahn.com thomas.vogel@vm.bwl.de WISSEN, WAS BAHNEN BEWEGT e www.eurailpress.d 12 EI | JANUAR 2023
Mehr Infos auf www.schweerbau.de work alone. You’ll never EI | JANUAR 2023 13 Homepageveröffentlichung unbefristet genehmigt für Verband Region Stuttgart, Alstom Transport Deutschland GmbH, Deutsche Bahn AG, DB Regio AG, DB Netz AG, DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH, GTS Deutschland GmbH, Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg / Rechte für einzelne Downloads und Ausdrucke für Besucher der Seiten genehmigt / © DVV Media Group GmbH
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