DER EHEMALIGE RÖMISCH-KATHOLISCHE FRIEDHOF AUF DER WYBORGER SEITE UND DIE KIRCHE MARIÄ-HEIMSUCHUNG IN SANKT-PETERSBURG
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Der ehemalige römisch-katholische Friedhof auf der Wyborger Seite und die Kirche Mariä-Heimsuchung in St.-Petersburg 1 DER EHEMALIGE RÖMISCH-KATHOLISCHE FRIEDHOF AUF DER WYBORGER SEITE UND DIE KIRCHE MARIÄ-HEIMSUCHUNG IN SANKT-PETERSBURG
Der ehemalige römisch-katholische Friedhof auf der Wyborger Seite und die Kirche Mariä-Heimsuchung in St.-Petersburg 2 CHRONIK DER EREIGNISSE 1711 – Eröffnung des ersten Besserungsgefängnis mit Essen zu Friedhofs für Ausländer versorgen (Sampsonijewskoje) in Sankt- 1878-1879 – Durch private Mittel Petersburg (bei der Kirche des des Kaplans Franzkewitsch wird Heiligen Sampson) der Glockenturm errichtet und 1773 – Schließung des geweiht Sampsonijewskoje-Friedhofs. 1885 – In einem der Häuser der Die Katholiken werden auf dem Friedhofskirche wird ein Altenheim Smolenskoje- und Wolkowskoje- zu Ehren der Heiligen Maria Friedhof beerdigt gegründet 1828, 1842, 1848, 1852 – Die Dezember 1894 – Die Mariä- katholische Gemeinde bemüht sich Heimsuchung-Kirche erhält um die Eröffnung eines eigenen den Status einer Filialkirche der Friedhofs in Sankt-Petersburg Pfarrei der Heiligen Katharina 1852 – Der Architekt N. L. Benoît von Alexandrien auf dem Newskij beginnt mit dem Entwurf einer Prospekt Kapelle, eines Krankenhauses und 1894 – Erste Erwähnung der Altenheimes auf dem zukünftigen Kapelle im Männergefängnis katholischen Friedhof „Krestyi“ (sie wurde im Jahre 25.02.1853 – Der Erzbischof, 1902 offiziell der Kirche Mariä Metropolit Ignaz Golowinski, legt Heimsuchung zugeschrieben) die Entwürfe zur Genehmigung 14.12.1898 – In der Krypta dem Innenministerium vor der Kirche (südwestlicher Teil 20.01.1856 – Erhalt der gnädigen des Kellergewölbes) wird der Erlaubnis des Zaren Alexanders II. Erbauer der Kirche, der Architekt zur Eröffnung des Friedhofs und N. L. Benoît, bestattet Errichtung der Kirche 01.01.1903 – Gründung der 16.05.1856 – Der neue Friedhof selbständigen Pfarrei unter dem wird durch den Prälaten Anton Namen Mariä-Heimsuchung Fialkowski geweiht 23.03.1911 – Nach dem Entwurf 02.07.1856 – Grundsteinlegung des Architekten A. I. Antonow für die Mariä-Heimsuchungs- beginnt der Bau der Kapelle des Kapelle Heiligen Alex in Porochowye (Koltuschskoe-Chaussee, heute 02.07.1859 – Einweihung der neu Kommuna-Straße; die Kapelle ist erbauten Kirche durch Erzbischof, nicht erhalten geblieben) Metropolit Wenceslaus Shilinski 1911 – Nach dem Entwurf des 1874 – Eröffnung einer Architekten A. I. Antonow wird die Schule für arme Kinder bei der Filialkapelle zu Ehren des Heiligen Friedhofskirche Franziskus in Lesnoj gebaut 1876 – Der Kaplan des (Kusnetschnaja-Straße, heute katholischen Friedhofs wird Dresdenskaja-Straße, die Kapelle beauftragt, die Häftlinge im ist nicht erhalten geblieben). In
Der ehemalige römisch-katholische Friedhof auf der Wyborger Seite und die Kirche Mariä-Heimsuchung in St.-Petersburg 3 Pargolowo wird für die Eröffnung Mai-Juni 1922 – Aus der Kirche des neuen katholischen Friedhofs werden wertvolle Gegenstände Land zugeteilt beschlagnahmt 12.01.1912 – Im Frauengefängnis 05.12.1922 – Die Kirche wird zum wird die Kapelle zu Ehren der ersten Mal durch die Behörden Mutter Gottes Ostrobramskaja geschlossen und versiegelt geweiht 07.12.1922 – Die Filialkirchen in 24.06.1912 – Die Kapelle in Lesnoj Lesnoj und in Porochowye werden wird durch den Priester Johannes geschlossen und versiegelt Senkus geweiht Juni 1923 – Die Kirche und die 1912-1914 – Nach dem Entwurf Filialkirchen werden wieder für den des Architekten I. W. Padlewski Gottesdienst geöffnet wird die Kapelle des katholischen Friedhofs in Pargolowo gebaut 18.11.1923 – Schwester L. Tschechowska wird verhaftet 1914 – In der Pfarrei wird ein Gymnasium eröffnet. Es wird 15.06.1925 – Die Kirche des den Schwestern anvertraut, Friedhofs in Pargolowo wird Missionarinnen der Heiligen geschlossen Familie mit der seligen Boleslawa- 1927-1928 – Der katholische Maria Lament als Generaloberin Friedhof der Wyborger Seite wird April 1916 – Eröffnung einer endgültig geschlossen Kapelle im ntersuchungsgefängnis 1930 – Auf einem Teil des auf der Schpalernaja-Str. 25 Friedhofsgeländes wird eine 17.07.1916 – Die Kapelle des Eisengießerei gebaut Heiligen Alex in Porochowye wird 1930-1931 – Versuche seitens der eingeweiht Behörden, die Kirche zu schließen 1917-1919 – Die Kapellen in den 1931-1933 – Über den Gefängnissen werden geschlossen katholischen Friedhof hinweg wird 1918 – Metropolit Eduard von der die Verlängerung der Mineralnaja- Ropp schließt den Friedhof offiziell Straße angelegt für neue Bestattungen 25.10.1935 – Die Kirche des 1918-1933 (?) – Boleslawa Lament Heiligen Alex in Porochowye wird und Schwester Lucia Tschechowska geschlossen (in dem Gebäude richten illegalerweise eine Schule wird ein Arbeiterwohnheim ein, wo Katechismusunterricht eingerichtet) erteilt wird 26.06.1937 – Der Pfarrer und Februar 1919 – Verstaatlichung Priester der Gemeinde, Epiphan des Friedhofseigentums Akulow, und 25 Mitglieder des 26.12.1919 – Ein Komitee Pfarrgemeinderates werden von Katholiken der Wyborger verhaftet Seite wird gebildet, welches 07.09.1938 – Die Verordnung des das Kirchengebäude und Präsidiums des Obersten Sowjets Kircheneigentum vor Eingriffen der der RSFSR zur Schließung der Kirche Sowjetmacht schützen soll Mariä Heimsuchung wird erlassen
Der ehemalige römisch-katholische Friedhof auf der Wyborger Seite und die Kirche Mariä-Heimsuchung in St.-Petersburg 4 08.10.1938 – Die Kirche des Anfang der 1970er Jahre – Das Heiligen Franziskus in Lesnoj wird Gebäude der katholischen Kirche geschlossen (am 17.11.1938 wird in Pargolowo wird abgerissen sie in ein Wohnheim umgebaut) 1978 – Endgültige Bebauung des 01.11.1938 – Die Kirche Friedhofsgeländes mit Industrie- Mariä Heimsuchung auf dem und Lagergebäuden katholischen Friedhof wird 1983 – In dem Kirchengebäude geschlossen wird eine Abteilung 02.11.1938 – Ein Teil der elektrohydraulischer Forschungen Kirchenausstattung wird dem des Instituts für chemische Museum für Religionsgeschichte Bodenverbesserung eröffnet der Akademie der Wissenschaften November 1992 – Die katholische der Sowjetunion übergeben. Pfarrei Mariä-Heimsuchung wird Im Gebäude selbst wird ein neu ins Leben gerufen Kartoffellager eingerichtet 07.09.1993 – Durch den Beschluss 22.-25.10.1939 – Das Präsidium des Kleinen Stadtrates wird das des Leningrader Stadtrates Kirchengebäude als Denkmal verabschiedet den Beschluss, die lokaler Bedeutung unter staatlichen Grabdenkmäler des katholischen Schutz gestellt. Die Grenzen Friedhofes zu beseitigen zum Schutz des Territoriums des Anfang der 1950er Jahre – Die Denkmals werden bestätigt letzten Grabdenkmäler des 15.12.2002– Durch römisch-katholischen Friedhofes Gerichtsbeschluss wird das auf der Wyborger Seite werden Kirchengebäude der katholischen entfernt Gemeinde zur Nutzung übergeben
Der ehemalige römisch-katholische Friedhof auf der Wyborger Seite und die Kirche Mariä-Heimsuchung in St.-Petersburg 5 KURZE HISTORISCHE SKIZZE B is zum Jahre 1856 besaß die Sankt-Petersburger katholische Gemeinde keinen eigenen Friedhof. Im Jahre 1711 wurde durch Erlass Peters des Großen ein Friedhof für Ausländer an der Kirche des Heiligen Sampson auf der Wyborger Seite eröffnet, der 62 Jahre lang existierte; im Jahre 1713 wurde außerdem ein Friedhof auf der Apotheker-Insel eingerichtet. Doch ein großer Teil der Katholiken, die bis zum Jahre 1856 in Sankt-Petersburg verstarben, wurde auf den städtischen Friedhöfen Wolkowskoe und Smolenskoe beerdigt. In den Jahren 1848 bis 1854 gelang es, unter Mitwirkung des einzigen katho- lischen Mitglieds der Zarenfamilie, des Herzogs Maximilian von Leuchtenberg, die Erlaubnis des Zaren und des Innenministeriums zur Eröffnung eines Friedhofes auf dem Gebiet des so genannten „Schnepfenfeldes“ auf der Wyborger Seite zu erhal- ten. Neben dem Herzog müssen auch der Oberstleutnant L. Baranowski sowie der Priester und Mönch D. Lukaschewitsch als wesentliche Initiatoren für den Bau des katholischen Friedhofs genannt werden. Im Jahre 1852 fertigte der Architekt N. L. Benoît Entwürfe für die Kirche und die Bauten auf dem Friedhof an (im Jahre 1853 wurde der Plan umgearbeitet und das Projekt somit billiger). Ein Dominikaner, der Priester und Mönch, Dominik Lukasche- witsch, der in der Kirche der Heiligen Katharina auf dem Newskij Prospekt seinen Dienst versah, sammelte Spenden (bis zum Baubeginn wurden von ihm 60 350 Rubel gesammelt, insgesamt wurden nach verschiedenen Angaben 148 000 Rubel für den Bau des Friedhofes und der Kirche aufgewendet). Am 20.01.1856 genehmigte Zar Alexander II. den Bau des Friedhofes und der Kirche. Vom städtischen Grund und Boden wurden 10 Deßjatinen und 30 Quadratsaschen abgesondert. Sogleich nach der Eröffnung der katholischen Nekropole wurde eine proviso- rische Kapelle in einem Holzhäuschen eingerichtet. Am 02.07.1856 wurde durch den Geistlichen, Prälat Anton Fialkowski, der Grundstein für die Kirche gelegt und der Bau nach genau drei Jahren vollendet – am 02.07.1859. In den Jahren 1878 bis 1879 wurde durch den Architekten N. L. Benoît und den Techniker E. Bikarjukow ein Glockenturm an das Gebäude angebaut, finanziert aus Mitteln des Friedhofskaplan und Priesters Franzkewitsch. Daraufhin wurde die Kirche nochmals geweiht. Die Wandmalerei im Inneren der Kirche stammt von A. Charle- magne. Bis zum Jahre 1908 blieben auf dem Friedhof praktisch keine ungenutzten Absch- nitte, seit 1912 wurde die Anzahl der Begräbnis- se begrenzt, und der Friedhof im Jahre 1918 durch den Metropoliten Baron Eduard von der Ropp offiziell geschlossen. In der katholischen Nekropole ruhen: die Generäle O. P. Augustinowitsch, Projekt der Kapelle, Architekt N. Benoît
Der ehemalige römisch-katholische Friedhof auf der Wyborger Seite und die Kirche Mariä-Heimsuchung in St.-Petersburg 6 Ja. Borkowski, U. I. Weljamowitsch , W. M. Karlowitsch, A. Monteverde, F. W. Odynez, I. I. Sabir, P. Talajewski, I. A. Tokarschewski; der Konteradmiral S. A. Konarschewski; viele berühmte Gelehrte: der Mathematiker W. A. Ankudowitsch, die Professoren der Bergbauhochschule: der Erfinder S. G. Wojslaw sowie A. Ju. Nowizki, der Professor der Göttinger Universität und Chemiker E. Wroblewski, die Professoren des Technologischen Instituts B. T. Wyleschinski, I. A. Jewnewitsch und M. A. Kros- nowski, der Begründer der russischen Forstwissenschaft und Professor der Forsttechnischen Akademie A. F. Rudzki mit Familie, der Chemietechnologe I. Songin, der Geologe L. F. Jatschewski, der Archivar des Außenministeriums F. I. G. Hilferding, der Begründer des ersten russischen Arbeitskreises der Liebhaber des Altertums W. F. Krajewski; die Baumeister Sch.-Sch. und I.-M. Charlemagne, I. W. Balinski, A. A. Klewschtschinski, A.-F. K. Krasowski, K. Majewski, A. Stafieri, A. D. Fialkowski; die Ärzte S. A. Wojno, S.-F. Danillo, W. Koslowski, W. Piotrowski, M. S. Usass, I. P. Scheliga-Merschejewski; der Komponist und Kapellmeister A. A. Derfeldt, der Komponist, Dirigent und Musikwissenschaftler W. Kasinski, die Professoren für Gesang T. I. Zanetti und F. Ronconi, der Kammermusiker F. Klimpe, der belgische Komponist Ch. Carlier, der Verfasser der Hymne des Italienischen Königreichs und weltbekannte Flötist C. Ciardi, der Komponist C. Pouni; die Sängerin Angelina Bosio-Xindavelonis, die Schauspieler A. Durocher, M. und F. Lede, O. L. Rosenfeld, die Mitglieder der Akademie der Künste L. und Ju. Bonafede, der Bildhauer G. O. Botta, die Künstler K. I. Brosch, A. Molinari, J. Pereswet-Soltan; Rektor der Akademie der Künste in den Jahren 1855-1871 F. A. Bruni (unter dessen Arbeiten sich die Wandmalereien Herzog Maximilian v. Leuchtenberg der Isaaks-Kathedrale in Sankt- Petersburg und der Christus- Erlöser-Kirche in Moskau befan- den); der Aquarellmaler L. Pre- mazzi (von dem sich drei Werke im Russischen Museum befin- den), das Akademiemitglied A. O. Baudet-Charlemagne, der Medailleur I. I. Reimers; die ka- tholischen Wohltäter F. Jeaume, L. und A. Linewitsch, I. Tscho- powski, der Militärpädagoge W. S. Ignatowitsch, der Lehrer für Gebärdensprache W. I. Fleuri, der erfolgreiche Verleger A. A. Pluchard, die Eltern des Je- suitenpaters P. Pierling (des berühmten Historikers der katho- lischen Kirche in Russland). Ebenfalls wurden hier beige- setzt: der Held des Jahres 1812 W. I. Tentschiz-Piotrowski und die für den Russischen Staat Gefallenen, der Rittmeister W. Gabdank-Dobaschinski und
Der ehemalige römisch-katholische Friedhof auf der Wyborger Seite und die Kirche Mariä-Heimsuchung in St.-Petersburg 7 K. Dlusski. Seine letzte Ruhe- stätte auf dem Wyborger Fried- hof fand A. S. Puschkins Lyzeums- Freund und Sekundant K. K. Dan- sas. Unter den auf dem Friedhof Bestatteten waren viele Vertre- ter des hohen katholischen Klerus: die Prälaten I. Baranze- witsch, A. Boginski, A. Wroblew- ski, S. Jodkewitsch, P. Kaminski, I. Leski, A. Litwinowitsch, W. Maj- ewski, D. Moschtschizki, I. Raju- netz, U. Rokitzki, Ju. Sobolewski, S. Jakusewitsch, der Kanoniker I. Rymscha, der Pfarrer der Fried- hofskirche und ehrenvolle Kano- niker L. Slowinski, die Dekane F. Wroblewski, N. Gorski, F. Dob- rowolski, D. Lodsewitsch, I. Schki- londs, der Rektor und Professor der Römisch-katholischen Geist- lichen Akademie A. Iwanowski u.a. Ihre letzte Ruhestätte fan- den hier die Mitglieder von Architekt N. Benoît Adelsgeschlechtern: der ent- fernte Verwandte des Helden des Vaterländischen Krieges des Jahres 1812 I. E. Barklay de Tolli, die Familie der Barone Galliard de Baccara, E. de Garder, A. und L. Golitzyn, die Vertreter des Geschlechtes der Gonsago-Pawlitschinski, die Grafen Grabowski, der Graf W. W. Gorna-Kletscha-Rottermund, Gräfin N. N. Ligny de Luxembourg, M. Dobro- noki, K. de la Droitier, Familie Dubissa-Krotschak, die Mitglieder des Geschlechtes von Siger-Korn, Familie de la Voss, Baron F. von Linken, die Fürstentochter Ju. Ljubo- mirska, Gräfin S. de Marmond, E. von Möbes, Baron O. Merz von Merzenfeld, die Grafen Ostrorog, M. Piaron de Mondesir, K. von Plater, K. von Pletz, die Mitglieder der Geschlechter von Plater-Broel, de Rame, de Rühl, Brun de Sainte-Cathérine, d’Auvret, Zege von Manteufel und Van der Vlit, der Vicomte und Träger des Ordens der Ehrenlegion E. Pietro, Senator I. A. Romejko-Gorko, Fürst A. S. Samson- Podbereski, Graf und Gräfin de Susor, S.-M.-T. de Talleyrand-Perigord, Graf Ja. Tysch- kewitsch, das Mitglied des Staatsrates des Russischen Imperiums, Minister und Staatssekretär des Königreichs Polens, Graf W.-S.-A. Uetterdodt, der kumy- kische Khan L. Batyr-Mirza Uzmijew, Gräfin M. Tschapska, K. M. von Stein und viele andere. Auf dem Friedhof wurde ebenfalls der Botschafter des Kaisers von Brasilien, Baron I.-B. d’Algandra mit seiner Gattin beigesetzt. In dem Kellergewölbe der Kirche lagen die Mogilewer Erzbischöfe und Metropoliten unter marmornen Sarkophagen mit Flachreliefen, die die entschla- fenen geistlichen Würdenträger im liturgischen Gewand darstellten: Alexander-
Der ehemalige römisch-katholische Friedhof auf der Wyborger Seite und die Kirche Mariä-Heimsuchung in St.-Petersburg 8 Kasimir Gintowt-Dsewaltowski, Ignaz Golowinski, K. Dmochowski, B.-I. Klopo- towski, S.-M. Koslowski, A. Fialkowski, sowie die Bischöfe und Suffragane G. Iwaschkewitsch und I.-M. Stanewski. Besondere Grabstellen befanden sich im südwestlichen Teil des Keller- gewölbes (die Gruft der Familie Benoît, in der die erste Beisetzung auf das Jahr 1870 zurückgeht; am 14.12.1898 wurde dort der Erbauer der Kirche selbst, N. L. Benoît bestattet) und auf der ge- genüberliegenden Seite (die Familien- gruft der Grafen Pototzki) Unter einem besonderen Altar ruhte die Baronesse M. O. von Korf (geborene Krasowska). Außerdem wurden hier der Priester und Mönch D. Lukaschewitsch, die Adligen A. Bogumenski und K. Strschelezki be- stattet, sowie – nach verschiedenen Angaben – der Botschafter des Königs von Sizilien, der berühmte Diplomat und Repräsentant der Periode des Wiener Kongresses, Herzog Antonio-Ma- Grabmal v. A. Bosio resco Serra-Capriola. Grabmal v. F. Bruni Im Jahre 1894 wurde die Friedhofs- kirche zur Filialgemeinde (Mutterpfarrei blieb Sankt Katharina von Alexandrien, und am 01.01.1902 zur selbständigen Pfarrei erklärt, in deren Grenzen die Gebiete der heutigen Stadtbezirke Wyborgski, Kalininski und Krasnogwar- dejski fielen, sowie vermutlich auch ein Teil des Kreises Wsewoloschski des heu- tigen Leningrader Bezirkes. In den Jahren 1909-1916 entstanden zur Kirche wei- tere drei Filialkapellen – die Kapelle des Heiligen Herzen Jesu in Pargolowo, des Heiligen Franziskus in Lesnoj und des Heiligen Alex in Porochowye. Offen- sichtlich wurde zur Friedhofspfarrei auch die Kapelle in Rjabowo (heute die Stadt Wsewoloschsk) angefügt, die am 30.11.1916 im Haus I. W. Bujwis eröffnet wurde. Obwohl die Pfarrei an der Friedhofskirche im vorrevolutionären Petersburg die kleinste war (3800 Katho-
Der ehemalige römisch-katholische Friedhof auf der Wyborger Seite und die Kirche Mariä-Heimsuchung in St.-Petersburg 9 Projekt der Kapelle in Pargolowo liken im Jahre 1915, 5000 im Jahre 1918), war auf diese Weise das Gemeinde- leben bis zum Jahre 1917 sehr intensiv und dehnte sich auf ein beträchtliches Gebiet aus. Nach der Revolution des Jahres 1917 trat eine grundlegende Wende im Leben der Pfarrei ein. Im Laufe von zwei Jahren (1917-1919) wurden die in den Gefäng- Prozession zum Wyborger Friedhof, 1918
Der ehemalige römisch-katholische Friedhof auf der Wyborger Seite und die Kirche Mariä-Heimsuchung in St.-Petersburg 10 Hauptaltar der Kirche. Anfang XX Jhd. nissen existierenden Kapellen geschlossen. In dieser Zeit (1919) wurde auch der Friedhof verstaatlicht. Im Juli 1920 wurde von den Bolschewiken ein Akt von Vanda- lismus verübt – ungefähr 100 Särge, die zur Überführung ins Ausland vorbereitet waren, wurden aus dem Kellergewölbe der Kirche entfernt und auf den Friedhof in Pargolowo gebracht, wo man sie ohne jegliche Ordnung vergrub (dabei wurde ein Teil der Särge für die Bedürfnisse der bolschewistischen Macht konfisziert, die sterblichen Überreste der Verstorbenen wurden in einen vorher ausgehobenen Graben geworfen).
Der ehemalige römisch-katholische Friedhof auf der Wyborger Seite und die Kirche Mariä-Heimsuchung in St.-Petersburg 11 Kirche Hl. Alex in Porochowye Im Mai und Juni 1922 beschlagnahmten die sowjetischen Behörden wertvolle sakrale Gegenstände, die sich in der Kirche befanden, und forderten von der Gemeinde den formellen Verzicht auf das Kircheneigentum sowie die Unterzeich- nung eines entsprechenden Vertrages über die Nutzung des Gebäudes. Die Gemeinde der Friedhofskirche weigerte sich, ebenso wie alle anderen Gemeinden Petrograds, solch einen Vertrag zu unterzeichnen, und vom 05.-07.1922 wurden die Pfarrkirche sowie die Kirchen in Pargolowo, Udelnaja und Porochowye ge- schlossen (bis Juni 1923). Die Schwestern, Missionarinnen der Heiligen Familie, die seit 1918 (bis 1933) unter solchen Bedingungen in der Pfarrei arbeiteten, eröff- neten illegalerweise eine katholische Schule (auf Grund des „Dekrets über die Trennung der Kirche vom Staat und der Schule von der Kirche“ vom Rat der Volkskommissare aus dem Jahre 1918 wurde es unmöglich, Kinder legal in den Grundlagen der Glaubenslehre zu unterrichten). Wegen ähnlicher Tätigkeit wurde die Schwester L. Tschechowska am 18.11.1923 verhaftet und am 19.05.1924 zu zehn Jahren Gefängnishaft verurteilt. Am 30.12.1923 wurde die Kirche während eines Brandes ernsthaft beschädigt, jedoch gelang es dank Spenden von Petersburgern und Katholiken aus ganz Russland, sie in kürzester Zeit wieder instand zu setzen. Am 15.06.1925 wurde die Kirche des katholischen Friedhofs in Pargolowo ge- schlossen. Aber die Hauptgefahr stand noch bevor. Im Jahre 1930 wurde auf einem Teil des katholischen Friedhofs auf der Wyborger Seite eine Eisengießerei gebaut. Mit diesem Schritt begann die Zerstörung der einzigartigen Nekropole. Gleichzeitig unternahmen die städtischen Behörden in den Jahren 1930 und 1931 Versuche, die Friedhofskirche zu schließen. Ebenfalls in dieser Zeit wurde über das
Der ehemalige römisch-katholische Friedhof auf der Wyborger Seite und die Kirche Mariä-Heimsuchung in St.-Petersburg 12 Friedhofsgelände hinweg die Verlängerung der Mineralnaja-Straße gelegt. Im Jahre 1933 wurde die Kirche des Heiligen Alex in Porochowye geschlossen, und im Jahre 1935 die Kirche des Heiligen Franziskus in Lesnoj. In den Jahren 1937 und 1938 kam es zu Verhaftungen von Mitgliedern des Pfarrgemeinderates. Am 25.08.1937 wurde auch der Pfarrer und Priester Epiphan Akulow, festgenommen (ausführlicher über ihn, siehe unten). Am 07.09.1938 wurde die Verordnung des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR zur Schließung der Kirche Mariä-Heimsuchung erlassen, obwohl die Gottesdienste noch bis zum November fortgesetzt wurden. Danach wurde in der Kirche ein Kartoffellager eingerichtet. Vom 22.–25.09.1939 wurde vom Präsidium des Leningrader Sowjets der Beschluss über die Beseitigung des katholischen Friedhofs angenommen. Danach wurde das Kirchengebäude als Speicher genutzt; es gab sogar Pläne, in ihm eine Moschee zu eröffnen. Die Reste des Friedhofes be- gann man, Anfang der 1950er Jahre zu beseitigen, und im Jahre 1978 wurde das Gelände vollständig mit Industrie- und Lagergebäuden bebaut. Die für Russland einzigartige Nekropole wurde völlig vernichtet, und das Kirchengebäude verfiel nach und nach (die Turmspitze wurde abgerissen, im Inneren wurden provisorische Zwischendecken und Wände eingezogen, ein Teil der Fensteröffnungen wurde zugemauert, im nördlichen Teil des Gebäudes wurden Einfahrtstore angelegt, ein großer Teil der Einzelstücke des Interieurs ging verloren, das Dränagesystem im Keller wurde beschädigt, der Fußboden im Keller ist durch Betonaufgießungen um 30 cm im Vergleich zu der ursprünglichen Höhe angeho- ben worden usw.). Kirche Hl. Franziskus in Lesnoje
Der ehemalige römisch-katholische Friedhof auf der Wyborger Seite und die Kirche Mariä-Heimsuchung in St.-Petersburg 13 DIE SELIGE SR. BOLESLAWA-MARIA LAMENT, DIE GRÜNDERIN DER KONGREGATION DER MISSIONARINNEN DER HEILIGEN FAMILIE (ARBEITETE IN DER PFARREI VON 1914 BIS 1921) Swerkerfamilie. ie wurde am 03.07.1862 in Łowicz (Polen) geboren und stammte aus einer Hand- Sie erhielt eine gute Aus- bildung, trat in die Kongregation der Schwestern der Familie Mariens ein. Im Laufe von elf Jahren befasste sie sich mit wohltätiger Arbeit. Auf den Rat des Beichtvaters, des seligen Honorat Kosminski, begann sie im Jahre 1903 in Mogilew zu arbeiten. Im Oktober 1905 gründete sie die eigene Kongregation der Missionarinnen der Heiligen Familie, deren Aufgabe es war, die Wiedervereinigung der katholischen und orthodoxen Kirche durch Gebet und Werke der Frömmigkeit zu fördern. Seit 1907 arbeitete sie in Petersburg in der Pfarrei des Heiligen Kasimirs. Im Jahre 1913 eröffnete sie eine Schule in der Pfarrei des Heiligen Hyazinth in Wyborg. Auf Einladung des Pfarrers von Mariä- Heimsuchung betätigte sie sich gemeinsam mit einigen Schwestern seit 1914 in der Schule der Friedhofskirche. Nach der Revolution, im Jahre 1918, eröffnete sie illegalerweise (gemeinsam mit Schwester Luzia Tschechowska) eine katholische Schule in der Pfarrgemeinde von Mariä- Heimsuchung. Der Unterricht fand in der Wohnung der Schwestern statt und, in besonderen Fällen (für konspirative Zwecke), bei den Grabdenkmälern auf dem Friedhofsgelände. Gleichzeitig wurde von den Schwestern eine kostenlose Küche für Arme und Kinder eingerichtet (in Petrograd waren in dieser Zeit Hunger und verwaiste Kinder häufige Erscheinungen). Im Jahre 1921 sah sich Mutter Lament gezwungen, einen großen Teil ihrer Schwestern nach Polen zu schicken, jedoch blieb die Schule auf dem Friedhof nach verschiedenen Angaben noch bis 1933 (?) in Betrieb. Die lebendige Geistigkeit der seligen Boleslawa Lament war gespeist von einer tiefen eucharistischen Frömmigkeit und vom Gebet zum Hochheiligen Herzen Jesu. Sr. Boleslawa Lament starb am 29.01.1946 in Białystok (Polen). Am 05.06.1991 erhob der Diener Gottes, Papst Johannes Paul II. Sr. Boleslawa-Maria Lament in den Stand der Seligen (Liturgisches Gedenken ist am 29.01.).
Der ehemalige römisch-katholische Friedhof auf der Wyborger Seite und die Kirche Mariä-Heimsuchung in St.-Petersburg 14 NEUMÄRTYRER EPIPHAN AKULOW PFARRER VON MARIÄ-HEIMSUCHUNG IN DEN JAHREN 1934 BIS 1937 IdernGottesdiener den Jahren 1934 bis 1937 war der Epiphan Akulow Pfarrer Kirche Mariä Heimsuchung. Zur Zeit zählt er zu den 16 Kandidaten für eine Beatifikation (Seligsprechung) der ka- tholischen Neumärtyrer Russlands. Als Laie Igor Alexandrowitsch Aku- low, wurde er am 13.04.1897 in dem Dorf Nowonikitskoe im Gouvernement Twer in einer Bauernfamilie geboren, lernte auf der Realschule und arbeitete auf der Nikolajewskaja-Eisenbahn. Im Jahre 1919 diente er in der Roten Armee. Seit 1920 war er Novize des Alexander- Nevskij-Klosters in Petrograd und Stu- dent des Petrograder Theologischen Instituts. Am 02.07.1921 nahm er die Mönchsweihe an. Unter dem Einfluss der Bekanntschaft mit dem seligen Exarchen Leonid Fedorowitsch trat er zum Katholizismus über. Im Sommer 1922 wurde er zum Priester geweiht (nach byzantinischem Ritus), diente als Vikar der griechisch-katholischen Kirche des Heiligen Geistes in Petrograd. Im Mai 1923 wurde er verhaftet und nach einem Monat entlassen. Er versah seinen pasto- ralen Dienst in Witebsk, danach wieder in Petrograd. Am 29.11.1923 wurde er in der Gruppenangelegenheit „russische Katholiken“ festgenommen und der fak- tischen Führung ihrer Tätigkeit beschuldigt. Am 19.05.1924 wurde er zu zehn Jahren Gefängnishaft verurteilt. Nachdem er im Jahre 1933 vorzeitig entlassen wurde, kehrte er nach Leningrad zurück. Dort diente er in der Kirche des Heiligen Herzen Jesu, der Kirche des Heiligen Kasimir und der Kirche des Heiligen Franziscus. Von 1934 bis 1937 war er Pfarrer der Friedhofskirche. Er wurde zunächst im April 1935 und endgültig am 25.08.1937 verhaftet. Am 27.08.1937 wurde er erschossen und auf dem Lewaschowskaja-Ödland beerdigt. Am 31.05.1989 wurde er postum rehabilitiert. DER KATHOLISCHE FRIEDHOFES AUF DER WYBORGER SEITE VON SANKT-PETERSBURG IST FÜR DIE KATHOLIKEN RUSSLANDS UND FÜR DIE KULTUR UNSERES LANDES VON UNSCHÄTZBARER BEDEUTUNG D ie Einzigartigkeit des katholischen Friedhofes auf der Wyborger Seite bestand darin, dass hier Personalitäten aus verschiedensten Ländern begraben lagen: Polen, Weißrussen, Ukrainer, Deutsche, Franzosen, Belgier, Schweizer, Italiener, Österreicher, Ungarn, Engländer, Irländer und Schottländer, Russen, Schweden, Dänen, Norweger, Finnen, Letten, Litauer, Tschechen, Holländer, Spanier, Brasilianer,
Der ehemalige römisch-katholische Friedhof auf der Wyborger Seite und die Kirche Mariä-Heimsuchung in St.-Petersburg 15 Armenier, Hebräer, Perser, Kumiken, und Vertreter vieler anderer Nationalitäten. Die meisten waren Polen und Weißrussen; die deutsch-, französisch- und italienisch- sprachigen Katholiken sowie die Letten und Litauer stellten weitere wichtige Gruppen dar. Die Zahl der Beerdigten war ebenfalls sehr wichtig und erreichte, laut einigen Schätzungen, 40 000 Menschen. Unter ihnen befanden sich nicht wenige bekannte Persönlichkeiten, die Russland gedient haben, weltliche und geistliche Würdenträger, Vorreiter der Naturwissenschaften oder der Kunst, staatliche Amtsträger, Persönlichkeiten der Armee, Diplomaten und Vertreter der Aristokratie verschiedenster Herkunft. Sogar die sehr kurze Aufzählung von Namen einiger der hier Begrabenen (siehe oben) zeigt eindeutig, wie wichtig dieses religiöse und kul- turelle Zentrum war. Abgesehen davon, dass der katholische Friedhof auf der Wyborger Seite einer der wenigen konfessionellen Friedhöfe der russischen Katholiken war (normaler- weise wurden Katholiken auf allgemeinen städtischen, orthodoxen oder protestan- tischen Friedhöfen begraben), war er in der Tat die wichtigste und größte Institution, was die kulturellen Beziehungen anbetrifft und in dem Sinne kann sich nicht einmal der Friedhof von Vvedenski mit ihm vergleichen. Der Friedhof und die Kirche hinterließen bleibende Spuren in der klassischen russischen Literatur (das poetische Werk von N. Nekrassov „Zum Tode von Bosio“) und in den Memoiren (A. Benoît, „Das Leben des Künstlers“). Die Kirche Mariä Heimsuchung ist mit der Tätigkeit der seligen Boleslawa Maria Lament verbunden; von 1934-1937 diente hier auch der heiligmäßige russische Märtyrer Stephan Akulov. Friedhof vor der endgültigen Beseitigung
Der ehemalige römisch-katholische Friedhof auf der Wyborger Seite und die Kirche Mariä-Heimsuchung in St.-Petersburg 16 DIE BEDEUTUNG DES KATHOLISCHEN FRIEDHOFES AUF DER WYBORGER SEITE FÜR DIE DEUTSCHSPRACHIGE KATHOLISCHE GEMEINDE AufFamilien dem Friedhof wurden unter anderem auch Vertreter bekannter deutscher begraben: BENOÎT Nikolaj Leontowitsch, † 11.12.1898. Geb. am 01.07.1813. Architekt, Meister der Eklektik, Vorstand der Petersburger Gesellschaft der Architektur, Erbauer von Kirchen katholischer Friedhöfe (Deutscher von Seiten der Mutter, geborene Gropp). HILFERDING, Fedor Iwanowitsch, geb. am 26. 06.1798 † am 05.01.1864, Direktor der Archive des Aussenministeriums. DERFELDT, Anton Antonowitsch, Kapellmeister der Armeegarden, geb. 08.08.1810, † am 12.01.1869. Kapellmeister und Komponist (1810-1869). Die er- folgreichen musikalischen Fähigkeiten von Derfeldt bewegten seinen Vater dazu, ihn zur Perfektionierung ans Pariser Konservatorium zu schicken. Nach Beendigung des Kursus beteiligte sich Derfeldt, ohne nach Erlaubnis der russischen Regierung zu fragen, bei der Besetzung Algeriens. Nachdem er in der Légion d’honneur ge- dient hat, kehrte er nach Russland zurück, wo er als Deserteur in Warschau einge- sperrt wurde und anschließend in den Kaukasus verbannt wurde. Hier wurde Derfeldt in die Gemeinschaft der Offiziere aufgenommen, organisierte Konzerte und musikalische Abende. Im Jahre 1844 errang der Name Derfeldt einen derar- tigen Rang von Bekanntheit, dass ihm der Posten des Helfers des Kapellmeisters der Garde vorgeschlagen wurde. 1850 starb der Kapellmeister und musikalische Inspektor der Garde der Region von Petersburg, Gaase, und wurde durch Derfeldt nachbesetzt. Er lässt das kirchliche Kriegsorchester verschiedenste Musikstücke spielen und legt ihnen Partituren vor, die bis heute noch ausgeführt werden. Er bereitete die ersten Solisten aus diesem Orchester vor, schrieb Romane, die in sei- ner Zeit erfolgreich waren, wirkte bei musikalischen Revuen mit und gab selbst die einzige und sich mit seinem Tod beendende russische Orchesterrevue heraus. SIEGER-KORN, Michail Ksawarewitsch, Ingenieur-General-Leutnant, geb. am 07.09. 1835, gest. am 23.01.1898. DIE FAMILIE DES HISTORIKERS UND JESUITEN PAWEL PIERLING (ELTERN, SCHWESTERN UND BRÜDER) PFriedhof ierling Andrej, August 1858, sterbliche Überreste auf den Friedhof von Volkov übertragen Pierling Andrej junior, Mai 1858, sterbliche Überreste auf den von Volkov übertragen. Pierling Katherina, August 1858, sterbliche Überreste auf den Friedhof von Volkov übertragen. Pierling Iwan junior, Mai 1858, sterbliche Überreste auf den Friedhof von Volkov übertragen. Pierling Joseph, August 1858, sterbliche Überreste auf den Friedhof von Volkov übertragen. Pierling Margherita junior, Mai 1858, sterbliche Überreste auf den Friedhof von Volkov übertragen.
Der ehemalige römisch-katholische Friedhof auf der Wyborger Seite und die Kirche Mariä-Heimsuchung in St.-Petersburg 17 Pierling Maria, August 1858, sterb- liche Überreste auf den Friedhof von Volkov übertragen. Pierling Pjotr junior, Mai 1858, sterb- liche Überreste auf den Friedhof von Volkov übertragen. Pierling Jakob, August 1858, sterb- liche Überreste auf den Friedhof von Volkov übertragen. Pierling Joseph, geb. 1740, gest. 1860. Grabaufschrift auf Französisch. Pierling Angelina, geb. Cartemont, gest. 19.09.1839. Aufschrift auf Franzö- sisch. Pierling Katherina, geb. 1782 gest. 1855, Aufschrift auf französisch. Pierling Josephina, geb. 07.02.1831 gest. 10.02.1902. Aufschrift auf franzö- sisch. Pierling Joseph, geb. 1783, gest. 1855. Aufschrift auf französisch. Eines der letzen erhaltenen Grabmäler Pierling Karolina, geb. 1826 gest. 1878, Aufschrift auf französisch. Pierling Maria, geb. Schnaubert, geb. 1815 gest. 1843. Aufschrift auf französisch. Pierling Jakob, geb. 1812 gest. 1843. Aufschrift auf französisch. REIMERS Iwan Iwanowitsch, gest. 25.11.1868, geb. 02.02.1818. Künstler, Medail- leur, Bildhauer. Akademiker, Professor der Malerei. Reimers ist Landschaftsmaler, Medailleur und Bildhauer. Bereits als Medailleur tätig, tritt er 1824 in die Imperiale Akademie der schönen Künste ein und studiert dort unter der Leitung von Professor P. Utkin. Nachdem er 1835 und 1837 zwei ge- ringe silberne Medaillen erhalten hat sowie 1838 eine große Medaille, erhielt er im folgenden Jahr eine kleine goldene Medaille für das Bas-Relief „Samson in der Löwengrube“, doch daraufhin, aus familiären Gründen, verlässt er die Akademie mit der Bezeichnung eines Künstlers XIVer Klasse. 1846 wird er dann als Bildhauer an die Akademie berufen. 1851 bricht er auf eigene Kosten in die Ferne auf und gibt sich dort der Malerei hin. Für die Bilder, die er aus München schickt, insbesondere „Das Lotteriebillet“, „Blick auf die Vororte von München“, und ganz besonders „Münchener Bierbrauereiterrasse“, wird er 1855 zum Akademiker erklärt. Bei seiner Rückkehr nach Sankt Petersburg wird er 1862 für das in Italien gemalte Bild „Weinreben“ als Professor anerkannt. 1863 arbeitet er als Stellvertreter für den staatlichen Professor der Medailleurkunst in der Akademie der Künste. Aus den Medaillons von Reimers ist besonders eine bemerkenswert, die zu Anlass der 100-Jahre-Feier der Akademie geprägt wurde; von seinen Skulpturen ist ein Tischaufsatz zu bemerken, den Reimers für die Zarensohn Nikolaj Alexandrowitsch angefertigt hat. Sein bedeutendstes Bild: „Begräbnis eines jungen italienischen Mädchens“ (1863, Museum des Imperators Alexander III), „Feier in Rom“ (1860), „Die trauernde Mutter“ (1861).
Der ehemalige römisch-katholische Friedhof auf der Wyborger Seite und die Kirche Mariä-Heimsuchung in St.-Petersburg 18 BIS HEUTE WURDEN NUR DIE FRIEDHOFSCHRONIKEN DER JAHRE 1888-1891 AUSGEARBEITET, DAS HEISST NICHT MEHR ALS 11,3 % DER NAMEN DER HIER BEGRABENEN Zßischen, um heutigen Datum wurden 3879 Namen von Verstorbenen studiert. Unter ih- nen befinden sich: 2913 Polen, Weißrussen und Ukrainer (aus russischen, preu- österreichischen, schweizerischen oder britischen Besitzungen), 335 Deutschsprachige (aus großdeutschen, russischen, österreichischen, preu- ßischen, schweizerischen, bayrischen, württembergischen, französischen und auch aus nicht eindeutig festgelegten Gebieten); 247 Französischsprachige (zu Frankreich, Belgien, Schweiz, Russland, Schweden, Norwegen, Türkei gehörig); 85 Litauer (russischer und preußischer Gebiete), 35 Letten (russische Gebiete), 95 Italienischsprachige (italienischer, schweizerischer, französischer, deutscher, bri- Seine Excellenz, Weihbischof Theodor Kettmann von Osnabrück zelebriert die Hl. Messe
Der ehemalige römisch-katholische Friedhof auf der Wyborger Seite und die Kirche Mariä-Heimsuchung in St.-Petersburg 19 tischer und russischer Gebiete), 5 Finnen und finnische Schweden (russischer und finnischer Gebiete), 8 Tschechen (russischer und österreichischer Gebiete); 6 Engländer (aus Großbrittanien und nicht festgelegten Gebieten), 3 Irländer und Schottländer (Großbrittanien), 2 Georgier (oder Armenier) aus russischen Gebieten, 2 Spanier (französischer und nicht festgelegter Gebiete), 3 Holländer (niederlän- discher und russischer Gebiete), 1 Dänin (aus dänischen Gebieten), 1 Hebräer (rus- sischer Gebiete), 3 Portugiesen (aus Brasilien), 3 Russen, 1 Perser (nicht festgelegte Herkunft), 1 Kumike (russischer Gebiete) und 24 Menschen von nicht festgelegter ethnischer Herkunft. DAS PROZENTUELLE VERHÄLTNIS DER ETHNISCHEN ZUGEHÖRIGKEIT SIEHT FOLGENDERMASSEN AUS: Polen, Weißrussen und Ukrainer – 77,65 % Deutsche und andere deutschsprachige – 8,43 % Franzosen und frankophone – 6,58 Italiener und italienischsprachige – 2,53 Litauer – 2,27 Letten – 0,93 Andere (Portugiesen, Brasilianer, Spanier, Tschechen, Engländer, Irländer, Schottländer, Finnen, finnische Schweden, Georgier, Armenier, Holländer, Dänen, Hebräer, Perser, Kumiken und nicht festgelegter ethnischer Zugehörigkeit) – 1,91. Es ist offensichtlich, dass in den früheren Jahren des Bestehens des Friedhofs die Zahl der Polen geringer war und, dementsprechend, sich die Zahl der Vertreter anderer europäischer Völker vergrößert hat. DIE NEUGEBURT DER PFARREI IdemVerein November 1992 gründeten 13 Petersburger Katholiken einen gemeinnützigen für die Neuerrichtung der Pfarrei Mariä Heimsuchung. Am 11.03.1993 wur- er offiziell registriert. P. Eugen Heinrichs OP wurde zum Administrator der Gemeinde erklärt. Die er- sten Versuche einer Rückerstattung der Kirche stießen auf eine klare Abweisung von Seiten der damaligen Benutzer der Gebäude (die in Folge auch das Besitzrecht innehatten). Im Jahr 2001 wurde die Pfarrei Mariä Heimsuchung vom Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz den Priestern der Gesellschaft des Göttlichen Wortes anver- traut (Steyler Missionare). 2002 wurde auf Ansuchen der Gemeinde eine gerichtliche Entscheidung ge- troffen über die Weitergabe der Kirche an die Gemeinde. Bis zum Jahre 2002 war die Gemeinde gezwungen, ohne eigene gottesdienst- liche Gebäude zu existieren (während dieser Zeit waren ihre P. Eugen Heinrichs OP, Monsignore Hartmut Kania, P. Richard Stark SVD, P. Miroslav Puschidlowski SVD und seit 2005 wieder P. Richard Stark SVD). Seit Winter 2005 werden wieder reguliere Gottesdienste gehalten und gegenwärtig normalisiert sich das Gemeindeleben, ab- gesehen von den Schwierigkeiten des Zugang zum Kirchengebäude, dem Fehlen von Heizung, Licht, Kanalisierung und Wasserleitungen im Gebäude. Ein Kern der Gemeinde hat sich bereits geformt und es kommen ständig neue Leute hinzu.
Der ehemalige römisch-katholische Friedhof auf der Wyborger Seite und die Kirche Mariä-Heimsuchung in St.-Petersburg 20 Projekt für die Renovierung der Kirche, Der Pfarrer und der Gemeinderat eine Computeranimation bereiten sich derzeit auf den Beginn der Arbeiten zur Renovierung der Kirchenge- bäude vor. Hier gibt es einige Schwierig- keiten zu bewältigen, vor allem materielle sowie auch formelle. Schon p. Eugen Heinrichs OP hoffte, sie alle dank der Hilfe Gottes zu besiegen. Die allererste Aufgabe ist hierbei der Bau von Wasserleitungen und Kanalisierungen sowie die Erneuerung des Kirchendachs, die Entkernung der Krypta von allen Zusätzen aus der sowje- tischen Zeit, um die Gräber der kirchlichen und weltlichen Würdenträger freizulegen, die Hydroisolierung des Gebäudes und die Renovierung des Glockenspiels. Zur Zeit gesteht die Gemeinde aus russischen Staatsbürgern sowie auch aus Spezialisten aus Deutschland, die ständig in Petersburg leben oder aus geschäftlichen Gründen für längere Zeit hierher kommen. Zumal der Vorsteher augenblicklich der einzige deutschsprachige Priester in ganz Petersburg ist, konzentriert sich das religiöse Leben
Der ehemalige römisch-katholische Friedhof auf der Wyborger Seite und die Kirche Mariä-Heimsuchung in St.-Petersburg 21 von Katholiken aus Deutschland, Österreich, Schweiz sowie der russischen Deutschen rund um den deutschen Pfarrer. In Bezug auf die Pläne der Schaffung eines dauerhaften Angebotes kirchlichen Lebens für deutsche Katholiken gibt es bereits Unterstützung von Seiten einzelner Personen und des Episkopats der Russischen Föderation und von den diplomatischen Vertretungen der betroffenen Länder in Petersburg. Eine besondere Aufmerksamkeit wird der katholischen Erziehung der Kinder deutscher Staatsbürger gewidmet werden, im Rahmen der deutschsprachigen Sonntagsschulen in Petersburg. Im Rahmen des Programms einer Wiederauferstehung der Gemeinde wird auch die Einrichtung eines wissenschaftlichen und aufklärenden Zentrums vorbereitet, das mit streng wissenschaftlichen Initiativen auftreten kann und auch gesellschaft- liche Bedeutung haben wird. Die Tätigkeit des Zentrums wird nicht nur mit der Geschichte der Katholiken in Russland in Verbindung stehen, sondern auch mit den aktuellen Bedürfnissen der kirchlichen Gemeinden von Petersburg und den ande- ren Nord-westlichen Regionen des Landes. Der spirituelle Zusammenhalt mit Mutter Boleslawa Lament und ihres Ordens diente genauso als Stärkung der geplanten Errichtung eines Pilgerzentrums auf dem Boden der Gemeinde, zu denen interessierte Besucher aus Europa und gei- stige Töchter und Freunde der Missionarinnen der heiligen Familie sich ein- stellen. Zur Zeit geschieht dies bereits faktisch (die Kirche wird regelmäßig von Pilgern aus Polen, Deutschland und Weiß- russland besucht). In bal- diger Zukunft sollen diese Kontakte weiter ausge- baut werden. Alljährlich zum 31 Mai findet das Fest unserer Kirche statt. Die Gemeinde erinnert sich an die Ereignisse, die im Evangelium des hl. Lukas (Lk 1 39- 45) beschrieben sind. Nach dem Gottesdienst, wird nach alter Tradition gespeist und geplaudert.
Der ehemalige römisch-katholische Friedhof auf der Wyborger Seite und die Kirche Mariä-Heimsuchung in St.-Petersburg 22 Die Schwestern der Kongregation der seligen Boleslawa sind einerseits mit dem ehemaligen Ort ihres Dienstes in Petersburg, in der Kirche auf dem damaligen ka- tholischen Friedhof und andererseits mit der Gesellschaft des Göttlichen Wortes verbunden, zu der ihr Pfarrer P. Richard Stark SVD gehört (die Zusammenarbeit rea- lisiert sich bereits in der GUS in zwei Orten – in den weisrussischen Baranovitsch und in Moskau). Abgesehen davon, dass die Absichten der Gemeinde darin bestehen in der Zukunft sich Sozialarbeit zu widmen (gemeinsam mit orthodoxen und protestan- tischen Gemeinden). In diesem Sinn wird die Gemeinde sich am Leben der seligen Boleslawa Lament ein Beispiel nehmen, die sich ganz dem Dienst in den städtischen Gefängnissen und Wachen gewidmet hat. Aber die wichtigste Aufgabe besteht in der Schaffung eines Memorandums der auf dem zerstörten Friedhof Begrabenen – bekannte und unbekannte
Der ehemalige römisch-katholische Friedhof auf der Wyborger Seite und die Kirche Mariä-Heimsuchung in St.-Petersburg 23 Persönlichkeiten. Dies ist unumgänglich für die Neugeburt von Russland und ihrer Völker sowie auch für die Schaffung der Möglichkeit eines Gedenkortes, wo die jetzt lebenden Generationen von Petersburgern sich der Vergangenehit erinnern können. Dabei denken wir an die Errichtung eines Gedenkpark auf dem Gelände der Kirche (möglichst mit Kopien von den durch Photos bekannten Grabmonumenten), von Gedenktafeln in der Kirche und an den ehemaligen Begräbnisstätten der Metropoliten. Höhepunkt unseres Traumes wäre an der Stelle des alten Friedhofs in den boch bestehenden Friedhofskapellen eine Moglichkeit der Urnenaufbewahrung zu schaffen. Mariä Heimsuchung Pfarrer der Gemeinde: P. Richard Stark SVD P. O. Box. 13 ul. Mineralnaja 21, lit D RU-195009 Sankt-Petersburg + 7 812 - 310 04 66 e-mail: parish@bk.ru, itestark@gmx.net Transportmőglichkeiten: zur Mineralnaja-Str., 21-D M-Station „Ploshad’ Lenina“, Trollejbus Nr. 8, oder Nr. 43; Kommerzielle Marschroute Nr. 32 (Richtung Haltestelle „ulitza Mineralnaja“) Konto № 11009, BLZ 386 215 00 (Steyler Bank, Sankt.-Augustin) International: BIC (SWIFT): GENODED1STB IBAN: DE77 3862 1500 0000 0110 09 Text: S. Koslov-Strutinski, R. Stark Design: D. Sentschenko Sankt-Petersburg, 2007
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