Der Einfluss von Musik und Musiktherapie auf das Verhalten demenziell erkrankter Menschen in der Langzeitpflege
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Bachelorarbeit Der Einfluss von Musik und Musiktherapie auf das Verhalten demenziell erkrankter Menschen in der Langzeitpflege eingereicht von: Lisa Runggaldier zur Erlangung des akademischen Grades Bachelor of Nursing Science (BScN) Medizinische Universität Graz Institut für Pflegewissenschaft Unter der Anleitung von: Mag.a Sieglinde Buchmann Graz, am 26. März 2020
Eidesstattliche Erklärung „Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst habe, andere als die angegebenen Quellen nicht verwendet und die den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Graz, am 26.03.2020 Lisa Runggaldier, eh“
Zusammenfassung Hintergrund: Der Anteil an älteren Menschen in der Gesellschaft nimmt weltweit stets zu. Mit dem Alter steigen sowohl Prävalenz als auch Inzidenz von Demenzerkrankungen. Betroffene Menschen benötigen sehr aufwendige sowie spezielle Pflege und Aufmerksamkeit, da die Krankheit vor allem mit anhaltender Dauer schwerwiegende körperliche und psychische Folgen haben kann. Neben pharmakologischen Therapiemethoden gibt es zahlreiche alternative Behandlungsarten – wie etwa Musiktherapie – um Pflegenden den Umgang mit dementen Menschen zu erleichtern. Der Einsatz von Musik ist eine sehr individuelle Behandlungsform und kann Menschen mit psychischen, physischen und sozialen Beeinträchtigungen Erleichterung verschaffen. Ziel: Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, herauszufinden, inwiefern sich der Einsatz von Musik und Musiktherapie auf das Verhalten demenziell erkrankter Menschen im Langzeitpflegebereich auswirkt. Methode: Zur Beantwortung der Forschungsfrage wurde die Methode eines systematischen Literaturreviews gewählt. Zu diesem Zweck wurde im Zeitraum von Oktober 2019 bis Dezember 2019 eine umfassende Literatursuche auf den wissenschaftlichen Datenbanken CINAHL und PubMed durchgeführt. Zehn Studien entsprachen den Ein- und Ausschlusskriterien, wurden kritisch bewertet und schließlich in den Ergebnisteil der Arbeit miteinbezogen. Ergebnisse: Um den Einfluss von Musik auf das Verhalten demenziell erkrankter Menschen zu erforschen, wurden als Interventionen in den einzelnen Studien Tanzen, Singen, Spielen von einfachen Instrumenten, Hören von Musik und das Besuchen von Live-Konzerten gewählt. Außerdem wurden zwei Studien untersucht, die die Einstellungen und Meinungen von Pflegepersonen und Familienangehörigen zu diesem Thema abfragten. Die Kurzzeitwirkung war vor allem im Bereich Agitation, Angst und Depression deutlich merkbar, auch der Zerfall der kognitiven Fähigkeiten konnte verzögert werden. Schlussfolgerung: Musik kann einen temporär positiven Effekt auf demenziell erkrankte Menschen, deren Pflegepersonen sowie Familienangehörige haben. Künftige Studien sollten auch die Langzeitwirkung von Musikinterventionen erforschen
und evaluieren, welche Art, Dauer und Tageszeit am effektivsten sind, um durch diese Behandlungsform das Problemverhalten der dementen Menschen zu reduzieren. Abstract Background: The share of older people in society is constantly increasing all around the world. Prevalence and incidence of dementia are rising as society ages. Due to several physical and behavioural problems following the disease, these people often require extensive and special care and attention. In addition to pharmacological treatment there are several alternative therapy forms, such as music therapy to address these problems and make it easier for carers to deal with dementia patients. Music therapy is a very individual form of treatment, which may help to ease physical, psychological and social suffering. Aim: The aim of this bachelor thesis is to describe the influence of music and music therapy on problem behaviour of people with dementia in long term care facilities. Method: A systematic literature review was performed to answer the research question. A comprehensive literature search was conducted from October 2019 to December 2019, using the scientific databases CINAHL and PubMed. Ten studies met the inclusion and exclusion criteria. These studies were evaluated critically and included into the result section of the thesis. Results: The interventions to evaluate the influence of music on dementia symptoms included singing, dancing, playing percussion instruments and listening to music in the form of playlists or live music performances. There were also two studies that evaluated attitudes and opinions of carers and families on the effects of music therapy. Short term effects showed a significant improvement of agitation, depression and anxiety and also that the degeneration of cognitive abilities could be delayed. Conclusion: Music can have a temporarily positive effect on people with dementia, their carers and their families. Future research should evaluate long term effects as well as finding out the most effective kind of music intervention, duration and time of the day for reducing problem behaviour in people with dementia.
Inhalt 1. Einleitung .............................................................................................................................................. 1 1.1 Hintergrund .................................................................................................................................... 1 1.2 Demenz........................................................................................................................................... 2 1.2.1 Demenzformen ........................................................................................................................... 2 1.2.2 Schweregrade der Demenz ......................................................................................................... 4 1.2.3 Verhaltensänderungen demenziell erkrankter Menschen ......................................................... 7 1.3 Musiktherapie ................................................................................................................................ 8 1.3.1 Methoden der Musiktherapie ..................................................................................................... 9 1.4 Forschungsziel und Forschungsfrage ........................................................................................... 10 2. Methode ............................................................................................................................................. 10 2.1 Forschungsdesign ......................................................................................................................... 10 2.2 Literaturrecherche ....................................................................................................................... 11 2.3 Limitationen ................................................................................................................................. 11 2.4 Ein- und Ausschlusskriterien ........................................................................................................ 12 2.5 Auswahl der Artikel ...................................................................................................................... 12 3. Ergebnisse .......................................................................................................................................... 13 3.1 Charakteristika der Studien .......................................................................................................... 14 3.2 (Inter-) Aktive Musiktherapie ....................................................................................................... 24 3.3 Passive/Rezeptive Musiktherapie ................................................................................................ 27 3.4 Live-Musik und Konzerte .............................................................................................................. 29 3.5 Musik während der Pflegehandlungen und während der Essenszeiten ..................................... 31 3.6 Einstellung von Pflegepersonal und Familienangehörigen zum Einsatz von Musik bei demenziell erkrankten Menschen ........................................................................................................................ 34 4. Diskussion ........................................................................................................................................... 35 4.1 Langzeiteffekte ............................................................................................................................. 36 4.2 Studien aus dem asiatischen Raum.............................................................................................. 36 4.3 Schweregrade der Demenz .......................................................................................................... 36 4.4 Limitationen der Studien .............................................................................................................. 37 4.5 Wahl der Tageszeit ....................................................................................................................... 38 4.6 Stärken und Schwächen der Arbeit .............................................................................................. 38 5. Schlussfolgerung ................................................................................................................................ 39 6. Empfehlungen für Forschung und Praxis ........................................................................................... 39 7. Literaturverzeichnis ............................................................................................................................ 41 8. Anhang ............................................................................................................................................... 43 8.1 Bewertung der Studien mittels MMAT ........................................................................................ 43
Tabellen-/Abbildungsverzeichnis Tabelle 1: Suchstrategie auf CINAHL und PubMed Seite 11 Tabelle 2: Charakteristika der Studien Seite 15 - 23 Abbildung 1: PRISMA Flow-Chart nach Moher et al. Seite 13 Abkürzungsverzeichnis AD Alzheimer’s disease/Alzheimer Demenz AES-C Apathy Evaluation Scale, Clinician Version BEHAVE-AD Behavioural Pathology in Alzheimer’s Disease Rating Scale BPSD Behavioural and Psychological Symptoms of Dementia CMAI Cohen-Mansfield Agitation Inventory C-CMAI Chinese Version of the Cohen-Mansfield Agitation Inventory FTD Frontotemporal Dementia/Frontotemporale Demenz GDS Geriatric Depression Scale HF High Frequency/Hochfrequente parasympathische Nervenaktivität HR Heart Rate/Herzfrequenz LBD Lewy-Body Dementia/Lewy-Körperchen Demenz MMSE Mini-Mental State Examination RAID Rating of Anxiety in Dementia TADA Taiwan Alzheimer’s Disease Association VD Vaskuläre Demenz WHO World Health Organization
1. Einleitung 1.1 Hintergrund Der Anteil älterer Menschen in der Gesellschaft nimmt aufgrund der demografischen Entwicklung weltweit kontinuierlich zu. Demenz betrifft hauptsächlich Menschen höheren Alters, somit steigen mit dem wachsenden Alter der Gesellschaft die Prävalenz und die Inzidenz von demenziellen Erkrankungen. Derzeit gehen Schätzungen davon aus, dass weltweit etwa 50 Millionen Menschen an Demenz leiden (Alzheimer’s Disease International 2019). In Österreich leben derzeit etwa 115.000 bis 130.000 Menschen mit Demenz, diese Zahl wird sich aufgrund des kontinuierlich ansteigenden Alters der Bevölkerung bis zum Jahr 2050 verdoppeln. Dadurch werden Betreuungs- und Pflegebedarf ebenfalls steigen (Bundesministerium für Gesundheit und Sozialministerium 2014). Um die Versorgung von demenziell erkrankten Menschen zu sichern, werden weltweit etwa eine Billion US-Dollar pro Jahr ausgegeben. Eine Zahl, die sich bis zum Jahr 2030 verdoppeln wird (Alzheimer’s Disease International 2019). Der überwiegende Teil der Demenzerkrankten in Österreich lebt zuhause und wird von Angehörigen versorgt, wobei Frauen den größten Teil (über 80%) an unentgeltlicher Betreuung und Pflege im häuslichen Umfeld übernehmen (Bundesministerium für Gesundheit und Sozialministerium 2014). Laut Prognosen wird sich die Zahl der Angehörigen, die die Pflege und Betreuung dementer Menschen gewährleisten, in den nächsten Jahren deutlich reduzieren. Aufgrund der Entwicklungen wird demnach erwartet, dass die Betreuung und Pflege demenziell erkrankter Menschen immer aufwendiger und herausfordernder wird (Bundesministerium für Gesundheit und Sozialministerium 2014). Die Pflege von dementen Familienmitgliedern bringt große Belastungen mit sich, dazu zählen unter anderem die hohe zeitliche Inanspruchnahme, Störungen des Tag- /Nacht-Rhythmus, Unsicherheit und Hilflosigkeit in unterschiedlichen Pflegesituationen, fehlendes Fachwissen, schwierige Persönlichkeitsänderungen und forderndes Verhalten der erkrankten Personen sowie einschneidende Veränderungen der persönlichen Lebenssituation (Bundesministerium für Gesundheit und Sozialministerium 2014). Trotz dieser hohen Belastungen nehmen nur etwa 25% der Seite 1
pflegenden Angehörigen die Hilfe von professionellen Pflegediensten in Anspruch und lediglich 15% der demenziell erkrankten Menschen in Österreich leben in Pflegeheimen (Bundesministerium für Gesundheit und Sozialministerium 2014). Neben medikamentöser Therapie bietet es sich an, alternative Behandlungsmethoden in der Pflege dementer Menschen anzuwenden, um den Pflegenden den Umgang mit den Erkrankten zu erleichtern. Diese sind beispielsweise Logopädie, Physiotherapie, Ergotherapie, Diätologie, Orthoptik oder Musiktherapie (Bundesministerium für Gesundheit und Sozialministerium 2014). 1.2 Demenz Die Definition von Demenz lautet nach World Health Organization (WHO) folgendermaßen: „Demenz (F00-F03) ist ein Syndrom als Folge einer meist chronischen oder fortschreitenden Krankheit des Gehirns mit Störung vieler höherer kortikaler Funktionen, einschließlich Gedächtnis, Denken, Orientierung, Auffassung, Rechnen, Lernfähigkeit, Sprache und Urteilsvermögen. Das Bewusstsein ist nicht getrübt. Die kognitiven Beeinträchtigungen werden gewöhnlich von Veränderungen der emotionalen Kontrolle, des Sozialverhaltens oder der Motivation begleitet, gelegentlich treten diese auch eher auf. Dieses Syndrom kommt bei Alzheimer-Krankheit, bei zerebrovaskulären Störungen und bei anderen Zustandsbildern vor, die primär oder sekundär das Gehirn betreffen.“ (WHO ICD-Code 2019) 1.2.1 Demenzformen Im Allgemeinen wird zwischen primären Demenzformen, die wiederum in degenerative und nichtdegenerative Formen unterteilt werden, und sekundären Demenzen, die etwa als Folge anderer Erkrankungen, Vergiftungen oder Mangelerscheinungen auftreten, unterschieden (Kastner & Löbach 2018, pos. 1105). In der vorliegenden Arbeit wird auf die primären, degenerativen Demenzformen genauer eingegangen, da nur diese für die im Ergebnisteil präsentierten Studien relevant sind. Alzheimer-Demenz (AD) Kennzeichnend für diese Form der Demenz sind unter anderem ein langsam fortschreitender Krankheitsverlauf und zu Beginn der Krankheit Merkfähigkeits- und Wortfindungsstörungen. Dazu kommen im späteren Verlauf weitere Seite 2
Verhaltensstörungen und psychische Veränderungen sowie diverse motorische Einschränkungen, Bewegungsstörungen und Inkontinenz (Kastner & Löbach 2018, pos. 1121-1135). Die Ursachen dieser Erkrankung sind noch nicht vollständig erforscht, jedoch sind die Veränderungen im Gehirn genau beschrieben. So führen wahrscheinlich Eiweißablagerungen im Gehirn, die sogenannten amyloiden Plaques, zu einem Funktionsverlust und in weiterer Folge zum Absterben von Gehirnzellen. Diese amyloiden Plaques breiten sich langsam aus – beginnend im limbischen System, der Hippocampusregion sowie im Temporallappen des Gehirns, bis sie sich schließlich im gesamten Gehirn verteilen (Kastner & Löbach 2018, pos. 1146). Die Alzheimer- Krankheit ist eine progrediente Krankheit, die schließlich tödlich endet. Therapien werden hierbei vor allem zur Progressionsverzögerung und Symptomlinderung eingesetzt (Kastner & Löbach 2018, pos. 1171-1184). Als Risikofaktoren für die Entstehung einer AD zählen unter anderem: • Hohes Alter als stärkster Risikofaktor • Geschlecht (die Prävalenz und Inzidenz einer AD ist bei Frauen im fortgeschrittenen Alter höher) • Bildungsgrad – höhere Bildung führt zu niedrigeren AD-Raten • Genetische Faktoren • Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus Typ II, Parkinson-Syndrom, Depression oder Schädel-Hirn-Traumata • Rauchen, starker Alkoholkonsum oder Fehlernährung (Gleichweit & Rossa, 2009) Vaskuläre Demenz (VD) Die vaskuläre oder auch gefäßbedingte Demenz beginnt plötzlich, zeigt sich durch einen stufenhaften Verlauf und steht häufig im zeitlichen Zusammenhang mit einem cerebralen Insult. Bedeutende Risikofaktoren hierfür sind Hypertonie und Diabetes mellitus (Kastner & Löbach 2018, pos. 1184). Diese Demenzform ist nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste Form. Hierbei kommt es im Zusammenhang mit einer Ischämie und einem daraus resultierenden Insult zu kognitiven Veränderungen, die zumeist von Dauer sind. Eine Demenz-Symptomatik kann allerdings auch infolge einer langfristigen Schädigung durch mikroangiopathische Veränderungen – wie beispielsweise bei Diabetes mellitus – entstehen (Kastner & Seite 3
Löbach 2018, pos. 1198). Oftmals kann sich der Zustand der Betroffenen schlagartig und ohne Behandlung stabilisieren, jedoch kann sich diese Situation auch rapide wieder verschlechtern. Neurologische Symptome wie Inkontinenz und Gangunsicherheiten treten bei dieser Form häufiger und früher auf als bei Alzheimer- Demenz (Kastner & Löbach 2018, pos. 1210). Außerdem kommt es bei Betroffenen zu Schwächegefühlen, Ungeschicktheit und Sprachstörungen (Gleichweit & Rossa, 2009). Frontotemporale Demenz (FTD) Diese Demenzform wird vor allem charakterisiert durch: eindeutige Verhaltensänderungen, die zeitlich vor den kognitiven Störungen auftreten, eine Frontalhirn-Veränderung im CT sowie enthemmtes, aggressives Verhalten und psychische Störungen, wie zum Beispiel Depression (Kastner & Löbach 2018, pos. 1249). Diese Veränderungen des Vorderhirnbereiches können unter anderem durch Durchblutungsstörungen, Hirntumoren oder Entzündungen entstehen. Durch die vorrangig psychischen Veränderungen, die hierbei auftreten, kommt es häufig zu Fehldiagnosen wie Persönlichkeitsstörung, Depression, Psychose oder Schizophrenie – den Erkrankten fehlt es häufig an Krankheitseinsicht und es kommt bei ihnen zu Über- oder Fehleinschätzungen der eigenen Person oder der Situation (Kastner & Löbach 2018, pos. 1279). Lewy-Körperchen-Demenz (LBD) Diese Form der Demenz zeigt sich durch ein leichtes Parkinson-Syndrom, szenisch- optische Halluzinationen, wiederholte Stürze ohne klare Ursache, sowie einen wechselhaften Verlauf (Kastner & Löbach 2018, pos. 1292). Das tatsächliche Auftreten der Symptomatik variiert stark. An manchen Tagen scheinen Betroffene unbeeinträchtigt, zeigen kurz darauf aber wiederum deutlich ausgeprägte Zeichen der Erkrankung (Kastner & Löbach 2018, pos. 1307). 1.2.2 Schweregrade der Demenz Die Demenz lässt sich laut Mini-Mental State Examination (MMSE) in drei Schweregrade einteilen. In dieser Erhebung werden folgende Bereiche mithilfe von insgesamt 30 Fragen überprüft: zeitliche und örtliche Orientierung, Aufmerksamkeit, Merkfähigkeit, Konzentration, Sprachverständnis und visuelle Rekonstruktion. Seite 4
Insgesamt sind 30 Punkte zu erreichen und je nach Punkteverlust lässt sich die Demenz in die Schweregrade leicht, mittelschwer und schwer einteilen (Bundesministerium für Gesundheit und Sozialministerium 2014). Leichte Demenz – Frühsymptome der Demenz (MMSE 21 - 26) Die Kennzeichen einer frühen Demenz sind unter anderem: verminderte Merkfähigkeit, das Verlegen vertrauter Dinge, Leistungsminderung im Beruf und bei gesellschaftlichen Anlässen, das Vergessen von Verabredungen, fehlende Orientierung in unbekannter Umgebung und leichte Wortfindungsstörungen (Kastner & Löbach, 2018, pos. 868-881). Anfangs kennzeichnet sich die Krankheit durch einen emotionalen Rückzug, Antriebsmangel und Initiativverlust der Betroffenen. Die Ursache hierfür liegt in den begleitenden kognitiven Funktionen – so können Betroffene Gesprächen nicht mehr folgen, sich an eigentlich bekannte Personen namentlich nicht mehr erinnern, oder sie vergessen Termine. Zu diesem Zeitpunkt der Erkrankung lassen sich Frühsymptome noch gut kaschieren (Kastner & Löbach, 2018, pos. 886). Im Gespräch fallen erste Wortfindungsstörungen auf, Inhalte werden immer wieder wiederholt oder erneut nachgefragt – Betroffene erinnern sich an länger vergangene Begebenheiten, jedoch nicht an aktuelle Geschehnisse. Es fällt auf, dass Betroffene sich in der Vergangenheit sicherer fühlen (Kastner & Löbach 2018, pos. 886). Grundsätzlich kommen Erkrankte in diesem Stadium der Krankheit noch gut allein zurecht und können ein weitgehend selbstständiges Leben führen, selbst wenn es im häuslichen Umfeld bereits zu ersten Fehlhandlungen bei komplexen Aufgaben wie dem Bedienen von Geräten kommt (Gleichweit & Rossa, 2009). Mittelschwere Demenz – Störungen des Alltags (MMSE 12 - 20) Das mittelschwere Stadium der Demenz wird unter anderem gekennzeichnet durch: Probleme beim Einkaufen, zunehmende Schwierigkeiten bei der Auswahl der Kleidung, Vernachlässigung der Körperpflege, Unterstützungsbedarf bei alltäglichen Dingen, erste psychische Symptome wie Angst und Wahn, sowie weiter fortschreitende Wortfindungsstörungen (Kastner & Löbach 2018, pos. 899). Auch erste Verhaltensstörungen wie das rastlose Umherwandern kennzeichnen den Beginn der zweiten Demenzphase. Die verstärkte Unruhe treibt Betroffene teils im Haus, teils aber auch auswärts herum. Es kommt durch die zunehmende Einschränkung der örtlichen Orientierung zum Umherirren. Die Erkrankten werden Seite 5
durch die Erinnerung an frühere Zeiten getrieben und wollen verstärkt weglaufen, beziehungsweise in die alte Heimat laufen. Es kommt vermehrt zu Konflikten, wenn versucht wird, das Verhalten zu korrigieren oder die wandernden Betroffenen aufzuhalten. Betroffene sind reizbar, Angehörige sind aufgrund der veränderten Verhaltensweisen überlastet. Verbal aggressive Auseinandersetzungen entstehen, die wiederum zu körperlicher Aggression führen können. Auch die veränderten Schlafgewohnheiten der Betroffenen können zur Belastungsprobe für Angehörige werden – vermehrte Schlafphasen tagsüber führen zu Unruhezuständen in der Nacht. Die vermehrte zeitliche, örtliche und situative Orientierungslosigkeit und nachlassende Alltagsfertigkeiten führen zu einer kognitiven Harninkontinenz – die betroffenen Personen schaffen es nicht mehr rechtzeitig zur Toilette und nutzen irrtümlicherweise andere Gegenstände als Toilettenersatz, wie beispielsweise Stühle oder Mülleimer (Kastner & Löbach 2018, pos. 906). Schwere Demenz – Schwere körperliche Beeinträchtigung (MMSE 0 - 9) Die krankheitsbedingten Verhaltensstörungen nehmen im Laufe des schweren Demenzstadiums weiter zu, zunehmende Harn- und Stuhlinkontinenz treten auf, die Betroffenen können sich nicht mehr selbstständig waschen und ankleiden, es kommt zu Gangstörungen bis hin zu Bettlägerigkeit, schwere Sprachstörungen entstehen (Kastner & Löbach 2018, pos. 919). Körperlich-neurologische Störungen nehmen in dieser Phase der Erkrankung immer weiter zu. Es treten Gangstörungen auf, die wiederum zu einer Gangunfähigkeit oder zu vermehrten Stürzen führen. Häufig verlassen Betroffene ihre Körperposition nicht mehr selbstständig und müssen begleitet werden. Später können Beeinträchtigungen der Koordination und des Lagesinns auftreten, sodass freies Sitzen schwerfällt. Schließlich kommt es zu Bettlägerigkeit, die wiederum mit der Bildung von Kontrakturen verbunden ist. Weiters ist in diesem Stadium die Nahrungsaufnahme vermindert, da es zu Geschmacks- und Geruchsstörungen bis hin zu schweren Schluckstörungen kommen kann. Betroffene sprechen nur noch einsilbig, äußern sich nur mehr durch sich immer wiederholende Bruchstücke oder Schreien – es wird für Angehörige zunehmend schwieriger, die Bedürfnisse der erkrankten Personen zu erahnen, so erlangen die emotionale Bindung sowie der Körperkontakt eine tragende Rolle als Kommunikationsmittel in dieser Phase der Demenz (Kastner & Löbach 2018, pos. 925). Seite 6
1.2.3 Verhaltensänderungen demenziell erkrankter Menschen Der Psychologe und Schriftsteller Werner Stangl definierte Verhalten folgendermaßen: „Verhalten ist in der Psychologie jenes Mittel, durch das sich ein Organismus an seine Umwelt anpasst. Verhalten bedeutet dabei bewusste und unbewusste Aktivität. Der Gegenstand der Psychologie ist dabei vor allem das beobachtbare Verhalten von Menschen und Tieren, d. h., beobachtet wird, was ein Individuum tut und wie es das Tun in einer vorgegebenen Verhaltensumgebung oder im größeren sozialen und kulturellen Kontext umsetzt.“ (Stangl, 1989) Mit zunehmender Dauer der Erkrankung steigt auch das auffällige Verhalten im Alltag der Betroffenen. Dies zeigt sich insbesondere darin, dass erkrankte Personen auf die Anforderungen ihres Alltags häufig scheinbar unangemessen reagieren (Kastner & Löbach 2018, pos. 2418). Häufig werden hierfür Begriffe wie „herausforderndes Verhalten“, „Problemverhalten“ oder „verhaltensbezogene und psychische Symptome der Demenz“ (englisch: behavioural and psychological symptoms of dementia, BPSD) verwendet (James & Jackman 2019, p. 31). Zu den häufigsten herausfordernden Verhaltensweisen zählen unter anderem: Apathie, Depression, repetitive Geräusche und Fragen, Gegenstände horten, sich widersetzen, zielloses hin und her gehen, allgemeine Erregtheit, Objekte auseinandernehmen, aber auch aggressive Verhaltensweisen wie beispielsweise schlagen, stoßen, kratzen, beißen, spucken, schreien, fluchen oder selbstverletzende Handlungen (James & Jackman 2019, p. 32). Für Menschen, die im direkten Umgang mit den erkrankten Personen stehen, sind diese Verhaltensweisen häufig unverständlich, verwirrend oder peinlich – nicht selten werden sie als belastend empfunden. Im direkten Kontakt neigen sie dazu, den Betroffenen gegenüber gereizt, vorwurfsvoll, belehrend und kritisierend gegenüber zu treten, ohne sich darüber bewusst zu sein, dass sie die betroffenen Personen damit immer wieder mit ihren Defiziten konfrontieren und so ungewollt zusätzlich unter Druck setzen. Dies kann dazu führen, dass demente Menschen sich selbst in Gegenwart ihrer vertrauten und nahestehenden Personen in für sich beschämenden oder bedrohlichen Situationen wiederfinden (Kastner & Löbach 2018, pos. 2418). Es kann davon ausgegangen werden, dass der Großteil der beschriebenen herausfordernden Verhaltensweisen darauf zurückzuführen ist, dass sich die Seite 7
betroffenen Personen in diesem Moment unverstanden, verunsichert oder bedroht fühlen und diese vor allem in unbegleiteten, unstrukturierten, verwirrenden oder stressigen Situationen auftreten. Daher ist es wichtig, die veränderten Reaktionen zu erkennen, um das gezeigte Verhalten zu verstehen. Erst dann kann nach Maßnahmen gesucht werden, um dieses Gefühl des Unbehagens oder der Bedrohung bei der betroffenen Person zu lindern oder aufzuheben, Begleitung anzubieten oder das jeweilige Verhalten als ein für die Person momentan unverzichtbares zu tolerieren (Kastner & Löbach 2018, pos. 2442). 1.3 Musiktherapie Musik gilt als biologische Sprache des Gehirns, sie wird vom Gehirn als ähnlich wichtig wie die gesprochene Sprache angesehen und steht in ständiger Wechselwirkung mit anderen Bereichen des Gehirns. Musik spricht alle Systeme und Vorgänge an und kann so unterstützend wirken. Musik und Rhythmus aktivieren motorische, sprachliche und kognitive Systeme, sodass eine verstärkte Gehirnaktivität stattfindet, auch demenziell erkrankte Menschen verfügen noch über diese Neuroplastizität (Willig & Kammer 2012, p. 32). Musik, Kunst und Sprache gelten grundsätzlich als Kommunikationsmittel der Menschen. Da sich gerade im Laufe einer fortschreitenden Demenz die Möglichkeit der sprachlichen Ausdrucksmöglichkeit verschlechtert, rücken künstlerische und musikalische therapeutische Verfahren bedeutsam in den Fokus. Vor allem beim Einsatz von Musik und Musiktherapie wird deutlich, dass kognitive Ressourcen hinsichtlich musikalischer Fähigkeiten offenbar weit länger erhalten bleiben als die der sprachlichen. Selbst Betroffene, die bereits stark sprachverarmt oder gänzlich verstummt sind, können beim Singen altbekannter Lieder wieder „erwachen“. Musik wird als Mittel genutzt, um das Selbsterleben zu fördern, das Erinnerungsvermögen anzuregen und gemeinsame soziale Erfahrungen zu vermitteln (Kastner & Löbach 2018, pos. 2014). Wichtige Ziele, auf die durch musiktherapeutische Arbeit mit demenziell erkrankten Menschen hingearbeitet wird, sind unter anderem: die Förderung von Ausdrucksmöglichkeiten und Orientierung, Angstlinderung, Verminderung von Unruhe, Erleben von Zugehörigkeit und somit eine Überwindung von Isolation, Reaktivierung von Gedächtnisinhalten und des sprachlichen Ausdrucksvermögens, Seite 8
sowie die Verbesserung der Stimmungslage und der Lebensqualität (Bundesministerium für Gesundheit 2014). Musik wirkt unbewusst, körperlich und emotional, sie sollte der Biografie der Betroffenen angepasst sein und verantwortungsvoll und in der richtigen Dosierung eingesetzt werden, denn falsch eingesetzt kann sie auch negative Effekte erzielen (Willig & Kammer 2012, p. 39). Die adäquate Auswahl der Musiktherapie erfolgt auch nach den jeweiligen Demenz- Phasen. So macht es in der Phase der leichten Demenz Sinn, vorzugsweise Musik gemeinsam zu hören, anstatt selbst zu musizieren, da aktives Musizieren den Betroffenen symbolisch Fehler aufzeigt. In der Phase der mittelschweren Demenz sollte man besonders auf biografisch relevante Musik zurückgreifen, die der aktuellen Gefühlslage der Erkrankten entspricht. Außerdem sollte man die Betroffenen beim Hören der Musik nicht allein lassen. Im letzten Demenz-Stadium schließlich macht man sich atmosphärische Wirkungen zu Nutze und setzt auf sanfte Klangtherapien, um Gefühle wiederherzustellen (Willig & Kammer 2012, p. 47). 1.3.1 Methoden der Musiktherapie (Inter-) Aktive Musiktherapie: Aktives Musizieren bietet eine Vielfalt an Erfahrungs- und Erkenntnismöglichkeiten, TeilnehmerInnen können dies allein oder in Gruppen erfahren. In Einzelsitzungen stehen vor allem die eigenen Befindlichkeiten im Vordergrund, im Zusammenspiel mit MusiktherapeutInnen und anderen Gruppenmitgliedern geht es vorrangig um Kommunikation und Interaktion. In der Improvisation können nicht-musikalische Inhalte wie Stimmungen, Erlebnisse, Gefühle, Träume, Bilder und Beziehungen zu Mitmenschen musikalisch ausgedrückt werden. Durch musiktherapeutische Interventionen können Bewusstsein, Sensibilität, Strukturempfinden und soziale Kompetenz gefördert werden, indem sich die TeilnehmerInnen an konkrete musikalische Spielregeln halten müssen. Die Wechselwirkung von Musik und Bewegung kann positive Auswirkungen auf Atmung, Stimme und Körperempfindung haben. Nach Möglichkeit ist es sinnvoll, eine verbale Aufarbeitung und Reflexion der Intervention durchzuführen, um das Erlebte zu verarbeiten und bewusst zu machen (ÖBM 2020). Seite 9
Rezeptive/Passive Musiktherapie: Die rezeptive beziehungsweise passive Musiktherapie beinhaltet das Anhören von Musik, wobei unterschiedliche Ziele verfolgt werden: • Entspannung • Auftauchen innerer Bilder • Wahrnehmen von Gefühlen • Vorstellung von Situationen, Erlebnissen oder Wünschen Auch nach einer passiven Musikintervention ist eine anschließende Reflexion und verbale Aufarbeitung sinnvoll (ÖBM 2020). 1.4 Forschungsziel und Forschungsfrage Ziel dieser schriftlichen Abhandlung ist es, herauszufinden, wie sich der Einsatz von Musik und Musiktherapie auf die krankheitsbedingten Verhaltensänderungen demenziell erkrankter Menschen im Langzeitpflegebereich auswirken. Daraus leitet sich folgende Forschungsfrage ab: Wie wirkt sich der Einsatz von Musik und Musiktherapie auf die krankheitsbedingten Verhaltensänderungen demenziell erkrankter Menschen im Langzeitpflegebereich aus? 2. Methode 2.1 Forschungsdesign Beim Design dieser Arbeit handelt es sich um ein systematisches Literaturreview. Ein solches wird verfasst, um den aktuellen Wissensstand zu einem bestimmten Forschungsthema darzustellen. Im Zuge einer Literaturrecherche wird bereits vorhandene Literatur, die für das Forschungsproblem relevant scheint, gesammelt, kritisch bewertet und zusammengefasst. Ein Literaturreview stellt also eine Zusammenfassung des aktuellen Wissenstands dar (Polit & Beck, 2017). Im folgenden Abschnitt dieser Arbeit wird der Weg von der Suchstrategie für die Literaturrecherche einschließlich aller Keywords, Datenbanken, Ein- und Ausschlusskriterien bis hin zur Auswahl der relevanten Studien genau beschrieben. Seite 10
2.2 Literaturrecherche Zur Beantwortung der Forschungsfrage der vorliegenden Arbeit wurde im Zeitraum von Oktober 2019 bis Dezember 2019 eine Literaturrecherche auf den wissenschaftlichen Datenbanken CINAHL und PubMed durchgeführt. Außerdem erfolgte eine Handsuche auf Google Scholar. Die Schlüsselwörter beziehungsweise Keywords, die verwendet wurden, ergeben sich aus dem Forschungsziel und der Forschungsfrage, sie lauten „Demenz“, „Musik“, „Musiktherapie“ und „Langzeit“. Diese wurden aufgrund der englischsprachigen Datenbanken ins Englische übersetzt und lauten demnach „dementia“, „music“, „music therapy“ und „long term“, wobei „dementia“ als übergeordneter MeSH-Term verwendet wurde. Synonyme für die festgelegten Schlüsselwörter wurden nicht verwendet. Die Keywords wurden schließlich mithilfe der Bool’schen Operatoren „AND“ und „OR“ verknüpft und in die erweiterten Suchmasken („advanced search“) der beiden verwendeten Datenbanken eingegeben – Trunkierungen sowie der Bool’sche Operator „NOT“ wurden nicht verwendet. So wurden primär (ohne Setzen der Limitationen) auf CINAHL 221 Treffer erzielt und auf PubMed 133 Treffer, wie die nachfolgende Tabelle zeigt. Mithilfe der Handsuche auf Google Scholar wurden zwei relevante Treffer in die vorliegende Arbeit integriert. Datenbank Suchstrategie Treffer CINAHL MW dementia AND TI music OR TI music therapy AND 221 TI long term PubMed Search (((((dementia[MeSH Terms]) AND 133 music[Title/Abstract])) OR „music therapy“[Title/Abstract])) AND „long term“[Title/Abstract] Tabelle 1: Suchstrategie auf CINAHL und PubMed 2.3 Limitationen Um die Ergebnisse der Literaturrecherche einzugrenzen wurden Limitationen gesetzt. Berücksichtigt wurden nur Studien, die in den letzten zehn Jahren veröffentlicht wurden, sowie deren Verfügbarkeit in englischer oder deutscher Sprache gegeben war. Außerdem wurden Literaturreviews ausgeschlossen und ein Abstract musste verfügbar sein. Seite 11
Die Suche bei CINAHL ergab nach Verfeinerung und Berücksichtigung aller Limitationen 100 Treffer, auf PubMed wurden 78 Treffer erzielt und die Handsuche ergab zwei relevante Treffer. Nach Ausschluss der Duplikate (n = 12) durchliefen schließlich 168 Studien das Title- und Abstract-Screening, indem von all diesen Studien der Abstract sorgfältig durchgelesen wurde, um relevante Studien zu bestimmen und sicherzugehen, dass für die ausgewählten Studien Zugriff zu den Volltexten gewährt wurde. 2.4 Ein- und Ausschlusskriterien Für die vorliegende Arbeit wurden lediglich Studien herangezogen, die sich mit dem Einsatz von Musik und Musiktherapie im Langzeitpflegebereich auseinandergesetzt hatten. Dieses Setting wurde unter der Annahme gewählt, dass man in diesem Bereich mehr zeitliche Ressourcen zur Verfügung hat, sich mit der Biografie und somit auch mit der Musikbiografie der Bewohner auseinanderzusetzen als im Akutpflegebereich, da die Aufenthaltsdauer im Krankenhaus-Setting im Regelfall wesentlich kürzer ausfällt und die Biografie-Arbeit nicht im Vordergrund steht. Auch die Häusliche Pflege wurde für die Beantwortung der Forschungsfrage nicht berücksichtigt. Weiters wurden auch folgende Studien im Rahmen des Title- und Abstract-Screenings ausgeschlossen: • Studien über Demenz im Allgemeinen • Studien über demenziell bedingte Verhaltensänderungen im Allgemeinen • Studien über den Einsatz von Musik(-therapie) bei anderen Erkrankungen 2.5 Auswahl der Artikel Durch die oben beschriebenen Ausschlusskriterien wurden im Zuge des Title- und Abstract-Screenings 142 Studien ausgeschlossen, da diese zur Beantwortung der Forschungsfrage nicht relevant waren oder keine Volltexte verfügbar waren. Von den übrig gebliebenen 26 Studien wurde der Volltext gelesen und somit werden schließlich die relevanten Studien zur Beantwortung der Forschungsfrage dieser Arbeit identifiziert, die im nächsten Abschnitt der Arbeit detailliert beschrieben werden. Mithilfe von Abbildung 1 werden die Ergebnisse der Literaturrecherche grafisch als Flowchart dargestellt. Seite 12
Abbildung 1: PRISMA Flowchart (nach Moher et al. 2009) Die für den Ergebnisteil identifizierten relevanten Studien werden schließlich mittels MMAT-Bewertungsbogen kritisch bewertet und der fertigen Arbeit als Anhang hinzugefügt. Der Vorteil des MMAT-Bewertungsbogens liegt darin, dass er zahlreiche unterschiedliche Studiendesigns beinhaltet und man auf diese Art und Weise den gleichen Bewertungsbogen zur Beurteilung aller Studien verwenden kann. 3. Ergebnisse In diesem Teil der Arbeit werden die Ergebnisse und Charakteristika der gewählten Studien vorgestellt. Die Einteilung der Ergebnisse erfolgt in fünf Unterkapitel, die sich aus der Art der gesetzten Intervention ergeben: 1.) (Inter-) Aktive Musiktherapie 2.) Passive/Rezeptive Musiktherapie 3.) Live-Auftritte/Live-Konzerte Seite 13
4.) Einsatz von Musik während Pflegehandlungen und während der Essenszeiten 5.) Einstellungen und Meinungen von Pflegepersonal und Familien zum Einsatz von Musik bei demenziell erkrankten Menschen. 3.1 Charakteristika der Studien In den Ergebnisteil dieser Arbeit wurden zehn Studien inkludiert. Alle eingeschlossenen Studien wurden in Pflegeheimen durchgeführt. Mehr als die Hälfte der Studien, nämlich sechs, fanden im asiatischen Raum statt – eine in China, eine in Japan und vier in Taiwan. Eine Studie stammt aus Australien, die restlichen vier aus dem europäischen Raum: eine aus Frankreich, eine aus Schweden, eine aus den Niederlanden und eine aus Großbritannien, wobei die Studie von Shibazaki & Marshall (2015) sowohl in Großbritannien als auch in Japan durchgeführt wurde. Jedes Stadium der Demenz kommt im Laufe des Ergebnisteils vor und in jeder der acht Interventionsstudien wurden entweder (inter-) aktive oder passive Musik- Interventionen durchgeführt. In zwei der Studien werden die Einstellungen und Meinungen von Pflegepersonen und Familienangehörigen von demenziell erkrankten Menschen hinsichtlich der Effektivität von Musiktherapie evaluiert. Eine Übersicht der Charakteristika der eingeschlossenen Studien ist der folgenden Tabelle zu entnehmen. Seite 14
Autoren, Forschungsziel Studiendesign Setting, Stichprobe Intervention Hauptergebnisse Land, Jahr Sakamoto M., Ziel war es, Randomized 4 Gruppen-Wohnheime 10 Wochen lang, Sowohl in der Ando H., herauszufinden, ob Controlled Trial und ein auf Demenz 1x/Woche, 30 passiven als auch in Tsutou A. individualisierte spezialisiertes Minuten lang der interaktiven Musikinterventionen Krankenhaus in Kobe City. (Insgesamt 10 Interventionsgruppe Japan einen vorteilhaften Sitzungen) führte der Einsatz Effekt im Vergleich 39 über 65- von Musik zu einer 2013 mit einer nicht- jährigeTeilnehmerInnen: Passives Hören Stressreduktion und musikalischen • mit diagnostizierter, ausgewählter Musik Entspannung direkt Kontrollgruppe für schwerer Demenz über CD nach der Menschen mit vom Alzheimer-Typ Intervention. schwerer Demenz • ohne Interaktives Hören haben und ob der Höreinschränkungen von Musik inklusive Der Effekt hielt bis Effekt einer • ohne Erfahrung mit Klatschen, Singen etwa zwei Wochen interaktiven Musikinstrumenten und Tanzen. nach der Intervention Musikintervention • frei von an, verschwand größer ist als der Herzerkrankungen, allerdings nach drei einer passiven. Hypertonie, sowie Wochen. Diabetes mellitus. Seite 15
13 TeilnehmerInnen in der Kontrollgruppe, 13 TeilnehmerInnen in der passiven Musikinterventionsgruppe, 13 TeilnehmerInnen in der interaktiven Musikinterventionsgruppe Sung H., Lee Ziel war es Randomized Ein Pflegeheim in Taiwan 6 Wochen lang, Der durchschnittliche W., Li T., herauszufinden, wie Controlled Trial 2x/Woche Angstwert laut RAID- Watson R. sich der Effekt einer 55 TeilnehmerInnen über nachmittags, 30 Skala sank in der aktiven Gruppen- 65 Jahre: Minuten lang Interventionsgruppe Taiwan Musikintervention • mit Demenz und von 10,04 zu Beginn mit Percussions auf BPSD Bewegung der der Intervention auf 2012 Angst und agitiertes • in der Lage Extremitäten sowie 3,22 nach 4 Wochen Verhalten dementer einfachen Aktivitäten Spielen und stieg minimal Personen auswirkt. und Anordnungen unterschiedlicher auf 3,89 nach 6 zu folgen Percussion- Wochen an. • ohne Instrumente zu Höreinschränkung. bekannten Melodien und Liedern. Seite 16
27 TeilnehmerInnen in der Interventionsgruppe, 28 in der Kontrollgruppe Tang Q., Zhou Ziel war es, den Randomized Ein auf Demenz 12 Wochen lang, Bei TeilnehmerInnen Y., Yang S., Effekt einer Controlled spezialisiertes Pflegeheim 3x/Woche, 50 der Thomas W., Gruppen-Musik- Clinical Trial in China Minuten lang Interventionsgruppen Smith G., Intervention auf sank die Apathie Yang Z., Yuan Antrieb, Zuneigung 77 TeilnehmerInnen über Therapiesitzungen in signifikant. Die L., Chung J. und kognitive 60 Jahre: Kleingruppen (etwa kognitive Funktion Verhaltensweisen • mit leichter- neun Personen) mit blieb bei China dementer Personen fortgeschrittener Hören und Singen TeilnehmerInnen der mit Anzeichen von Demenz (MMSE 10- traditioneller Musik Interventionsgruppen 2018 Apathie zu 27) und Spielen stabil, bei denen der erforschen. • in der Lage zu einfacher Kontrollgruppe kommunizieren und Musikinstrumente. hingegen sanken die kooperieren MMSE Punkte. • mit Apathie- Symptomen. 39 TeilnehmerInnen in der Interventionsgruppe, 38 in der Kontrollgruppe Seite 17
Guétin S., Ziel war es, den Randomized Ein Pflegeheim in 24 Wochen lang, In der Portet F., Picot Effekt von Controlled Study Montpellier 1x/Woche, 20 Interventionsgruppe M., Pommié Musiktherapie auf Minuten lang wurden signifikante C., Messaoudi Angst und 30 TeilnehmerInnen: Verbesserungen von M., Djabelkir Depression bei • mit leichter- Rezeptive Angst (p < 0,01) und L., Olsen A., BewohnerInnen mit fortgeschrittener AD Musiktherapie mit Depression (p < Cano, M.M., leichter- • zwischen 70 und 95 individualisierten 0,01) festgestellt. Lecourt E., fortgeschrittener • mit adäquater Musikstücken Touchon J. Alzheimer-Demenz wörtlicher oder basierend auf den herauszufinden. schriftlicher Präferenzen der Frankreich Ausdrucksweise TeilnehmerInnen mit • ohne Hörgeräte Einsatz der „U“- 2009 • ohne andere Methode. lebensbedrohliche Erkrankungen. 15 TeilnehmerInnen in der Interventionsgruppe, 15 TeilnehmerInnen in der Kontrollgruppe Van der Ziel war es, den Quasi- Sechs Pflegeheime in den 45 Minuten pro Insbesondere für Vleuten M., Effekt von Live- Experimentell Niederlanden, in denen Auftritt von Personen mit leichter Seite 18
Visser A., Auftritten bereits Auftritte gebucht SängerInnen der Demenz steigerten Meeuwesen L. professioneller waren Organisation Diva die Auftritte das SängerInnen auf Dichtbij für geistige Niederlande die Lebensqualität 54 TeilnehmerInnen Kleingruppen (etwa Wohlbefinden (p = von Menschen mit unterschiedlicher Demenz- 10 Personen) mit 0,001). Bei den 2012 Demenz Schweregrade Möglichkeit der fortgeschrittenen unterschiedlicher interaktiven Stadien konnten in Schweregrade zu Teilnahme, dem Bereich keine erforschen. insgesamt 17 signifikanten Konzerte. Besserungen festgestellt werden (p = 0,071), es gab jedoch positive Emotionen (p = 0,045) sowie gute Rückmeldungen von TeilnehmerInnen aller Stadien. Shibazaki K., Die Studie Semi- 3 Pflegeheime in 11 Konzerte in GB, In beiden Ländern Marshall N. beschreibt Effekte Strukturierte Großbritannien, 3 11 Konzerte in erwies sich der von Live- Interviews mit Pflegeheime in Japan Japan, etwa eine Besuch der Konzerte Seite 19
Großbritannien Musikkonzerten auf Klienten, Stunde/Konzert, am als vorteilhaft für & Japan Menschen mit Angehörigen 53 TeilnehmerInnen, davon frühen Nachmittag BewohnerInnen als Demenz, deren und 27 BewohnerInnen, 13 auch für das 2015 Pflegepersonen Pflegepersonal Familienangehörige und 13 Professionelle Pflegepersonal – sowie deren sowie Angestellte der SängerInnen traten BewohnerInnen mit Familien. Beobachtung Pflegeeinrichtungen jeweils im Duett auf leichter- und sangen familiäre fortgeschrittener Lieder Demenz waren durchgemischter kooperativer und Stilrichtungen. kommunikativer, diejenigen mit schwerer Demenz waren weniger agitiert und zugänglicher. Chang F., Ziel war es, den Quasi- Ein Pflegeheim in Taiwan 8 Wochen lang, jede Das Huang H., Lin Effekt von Musik Experimentell zweite Woche Problemverhalten K., Lin L. während der 41 TeilnehmerInnen mit täglich während des hat sich deutlich Essenszeiten auf Demenz: Mittagessens (11:00 reduziert – eine Taiwan das • über 65 Jahre alt – 12:00) Verbesserung der Problemverhalten Klavierklänge und verbalen und Seite 20
2010 von Menschen mit • MMSE 23 oder Naturgeräusche physischen Demenz zu weniger (Vogelgesang, Wal- Aggressivität konnte untersuchen. • vorhandenes Laute, fließendes festgestellt werden. Problemverhalten Wasser). • nicht bettlägerig • ohne Höreinschränkungen Götell E., Ziel war es, den Qualitative Ein Pflegeheim in Drei Szenarien der Hintergrundmusik Brown S., Einfluss von Inhaltsanalyse Schweden Morgenpflege und Gesang der Ekman S. Hintergrundmusik von wurden für alle Pflegeperson und Gesang von Videoaufnahmen Neun BewohnerInnen mit teilnehmenden verbesserte die Schweden Pflegepersonen schwerer Demenz, Fünf BewohnerInnen Kommunikation, während der Pflegepersonen untersucht: einmal verstärkte positive 2009 Morgenpflege auf die herkömmliche Emotionen und die Emotionen von Morgenpflege ohne reduzierte Menschen mit Musik, einmal mit Aggressionen. Demenz zu Hintergrundmusik, erforschen. einmal mit Gesang der Pflegeperson Seite 21
Insgesamt 27 Pflegesituationen. Sung H., Lee Die Studie Cross-Sectional 16 Pflegeheime in Taiwan Fragebögen, die aus Der Großteil der W., Chang S., untersuchte die Study zwei befragen Personen Smith G. Einstellung und den 214 TeilnehmerInnen, die Unterkategorien sind positiv Gebrauch von mindestens drei Monate in (Einstellungen und gegenüber dem Taiwan Musik von der jeweiligen Institution Erwartungen – Einsatz von Musik Pflegepersonen, die gearbeitet haben Erfahrungen zu dem für demente 2011 mit dementen Thema) bestanden, Personen eingestellt, Personen im ersten Teil 23 jedoch haben nur zusammenarbeiten. Fragen insgesamt 30.6% (n = 66) die anhand einer tatsächlich Erfahrung Likert-Skala damit. Zu wenig beantwortet wurden, Schulung und im zweiten Teil zeitliche Ressourcen sieben Fragen. werden als Problem angegeben. Tuckett A., Ziel war es, die Semi- 3 Pflegeheime in Australien 12 Wochen Musikinterventionen Hodgkinson Effektivität von Strukturierte Musikintervention sollten bevorzugt am B., Rouillon L., Gruppen- Interviews von der BewohnerInnen, frühen Nachmittag Musikinterventionen Fokusgruppen stattfinden. Der Seite 22
Balil-Lozoya auf das Verhalten 30 TeilnehmerInnen, 23 2x/Woche, 45-60 Einfluss von Musik T., Parker D. dementer Personen Pflegepersonen, Sieben Minuten lang auf das Verhalten zu evaluieren. Familienmitglieder und die Emotionen Australien Im Anschluss der BewohnerInnen Interviews mit werden vom Großteil 2015 Pflegepersonal und der Befragten Familienmitgliedern. bestätigt. Politiker sollten wissen, dass Musiktherapie gefördert werden muss. Seite 23
3.2 (Inter-) Aktive Musiktherapie „A group music intervention using percussion instruments with familiar music to reduce anxiety and agitation of institutionalized older adults with dementia“ (Sung et al. 2012) In der Studie von Sung et al. (2012) wird hervorgehoben, dass Angst und agitiertes Verhalten ein häufiges Problem in der Betreuung dementer Menschen darstellt und auch von deren Pflegepersonen als Herausforderung gesehen wird. Des Weiteren zeigt die Studie auf, dass im asiatischen Raum und insbesondere in der taiwanesischen Kultur geistige Erkrankungen weiterhin stark stigmatisiert werden und Pflegepersonen die genannten Probleme aus diesem Grund häufig nicht ansprechen oder nach Hilfe fragen. Dies führt dazu, dass diese demenziell bedingten Verhaltensweisen häufig unzureichend eingeschätzt und bewältigt werden können. In dieser Studie von Sung et al. (2012) wurden 27 TeilnehmerInnen der Interventionsgruppe und 28 TeilnehmerInnen der Kontrollgruppe, die weiterhin die übliche Pflege ohne Musik erhielt, zugeteilt. TeilnehmerInnen der Interventionsgruppe nahmen in einem Zeitraum von insgesamt sechs Wochen an je zwei Tagen in der Woche an interaktiven Gruppen-Musiktherapiesitzungen zu je 30 Minuten teil (insgesamt 12 Sitzungen), die nachmittags stattfanden. Diese Sitzungen bestanden aus einer fünfminütigen Aufwärmphase (Dehnen der Muskeln und Atemübungen) und einer 20-minütigen Hauptsitzung, in der die TeilnehmerInnen dazu motiviert wurden, die Extremitäten zu bewegen und mit einfachen Percussion-Instrumenten zu bekannten chinesischen oder taiwanesischen Liedern der 1950er – 1970er Jahre zu spielen. Beendet wurden die Gruppensitzungen durch eine fünfminütige Entspannungsphase, in der die TeilnehmerInnen sich zu sanften Rhythmen erneut dehnen konnten. Die Agitation der TeilnehmerInnen wurde mithilfe des Cohen- Mansfield Agitation Inventory (CMAI) gemessen. Dieser beinhaltet 29 unterschiedliche agitierte Verhaltensweisen, die in Fremdbeurteilung evaluiert werden, um so den Grad der Agitation festzustellen. Je höher die Punktezahl, desto häufiger treten agitierte Verhaltensweisen auf. Zur Erhebung der Angst wurde die Rating of Anxiety in Dementia (RAID) – Skala hinzugezogen. Die RAID-Skala misst Angst bei dementen Menschen mithilfe von 18 Items, die sich in vier Untergruppen unterteilen und mit jeweils maximal vier Punkten bewertet werden können. Ein Ergebnis von 11 Punkten oder mehr zeigt deutlich das Vorhandensein von Ängsten. Das durchschnittliche RAID- Seite 24
Ergebnis sank in der Interventionsgruppe signifikant von 10,04 zu Beginn der Studie auf 3,22 nach Woche vier und stieg bis Woche sechs minimal auf 3,89 an. Auch in der Kontrollgruppe sank das RAID-Ergebnis von anfangs 12,14 auf 9,39 (Woche vier) und schließlich auf 5,36 nach Woche sechs. Auch das CMAI-Ergebnis verringerte sich in beiden Gruppen, jedoch ist der Unterschied zwischen den Gruppen nicht signifikant (p = 0,95). Die Studie zeigt hiermit auf, dass eine Gruppen-Musikintervention einen signifikanten Effekt auf die Reduzierung von Angst bei Menschen mit Demenz haben kann und dass dies außerdem die Möglichkeit bietet, mit anderen BewohnerInnen und dem Pflegepersonal in Form von gemeinsamen Gesangs- und Tanzeinlagen zu interagieren (Sung et al. 2012). „Comparing the effects of different individualized music interventions for elderly individuals with severe dementia“ (Sakamoto et al. 2013) Auch die Studie von Sakamoto et al. (2013) legte den Fokus neben passiver Musikintervention auf interaktive Interventionen und stellte die Theorie auf, dass die interaktive Form sogar einen noch vorteilhafteren Effekt auf das Problemverhalten dementer Menschen haben kann als die passive. In dieser Studie wurde das Augenmerk nicht nur auf die Kurzzeit- sondern auch auf Langzeiteffekte gelegt. In der Studie von Sakamoto et al. (2013) wurden 39 TeilnehmerInnen randomisiert eingeteilt in je eine interaktive Musikinterventionsgruppe, eine passive/rezeptive Musikinterventionsgruppe und eine Kontrollgruppe, wobei jede der drei Gruppen aus 13 TeilnehmerInnen bestand. Die Interventionen wurden hierbei über einen zehnwöchigen Zeitraum einmal wöchentlich in gewohnter Umgebung zu je 30 Minuten (10 Sitzungen insgesamt) gesetzt. Die TeilnehmerInnen der Kontroll- und passiven Gruppe wurden von einer Pflegeperson und einem Musiktherapeuten aus der Ferne beobachtet, ohne dabei direkt mit ihnen in Kontakt zu treten. Die interaktiven Interventionssitzungen hingegen wurden individuell von einem Musiktherapeuten gestaltet, der auch mit den TeilnehmerInnen direkt Kontakt aufnahm. TeilnehmerInnen der Kontrollgruppe verbrachten Zeit mit einer Pflegeperson in ihrem Zimmer in ruhiger Umgebung ohne jegliche Form von Musik. Die passive Interventionsgruppe hörte sich ausgewählte Musik via CD-Player an und die interaktive Interventionsgruppe wurde vom Musiktherapeuten dazu animiert, zur laufenden Musik auch zu klatschen, zu singen oder zu tanzen. Welche Musik während der Sitzungen laufen sollte wurde im Seite 25
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