Adveniat Magazin - Weihnachtskollekte 2021 #ÜberLeben www.adveniat.de
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Adveniat Magazin Hintergründe und Reportagen zur Weihnachtsaktion 2021 ÜBERLEBEN Weihnachtskollekte 2021 #ÜberLeben · www.adveniat.de
2 Aktionsmotiv Jesús Parra aus Venezuela versucht, für sich und seine Familie in Brasilien ein neues Leben aufzubauen. Don Jesús verkauft frittierte Bananenchips. Vom Verkauf hängt ab, was und wie viel die junge Familie am Abend essen kann. Als ob der kleine Keyler, der auf den Schultern seines Vaters sitzt, den Ernst der Lage verstanden hätte, bietet er dem Betrachter auch eine kleine Tüte der Bananenchips an: Es ist ein unschuldiger Blick – und dennoch geht es um das nackte Überleben. Ob es den Kindern einmal besser gehen wird? Adveniat steht mit der Weihnachtsaktion 2021 dafür ein, dass die Menschen in Lateinamerika auch in den Städten menschenwürdig leben können. Impressum Inhalt Herausgeber Editorial 3 Bischöfliche Aktion Adveniat e. V. Interview 4 Abt. Bildung Leiter: Dr. Heiner Ganser-Kerperin Thema der Adveniat-Weihnachtsaktion ÜberLeben in der Stadt 6 Redaktion Sabine Pfingsten, Projektpartnerinnen und -partner Juliane Schulte-Wieschen, Kirche in der Stadt 7 Thomas Jung, Stephan Neumann Brasilien Unbenannte Artikel und Fotos Ein Same, der langsam keimt 8 Adveniat Schwester Paulina hilft Indigenen in Manaus Lektorat Christina Jacobs Brasilien Layout und Grafik unikat GmbH, Auf den Straßen der Metropole 10 www.unikat.net Überleben in der Amazonas-Metropole Manaus Druck und Versand Ortmeier Medien Mexiko Dieses Heft wurde auf Gestrandet im Großstadtdschungel 12 Adveniat-Projektpartnerin Schwester Arlina 100 % Recyclingpapier gedruckt. Paraguay Anschrift der Redaktion Der Brückenbauer der Bañados 14 Bischöfliche Aktion Adveniat e. V. Adveniat-Projektpartner Ricardo González Gildehofstraße 2, 45127 Essen Tel.: 0201 1756-0; Fax: 0201 1756-111 Info 16 kontakt@adveniat.de, www.adveniat.de Familienseiten 18 Spenden bitte auf unser Konto Aktiv in Gemeinde und Verband 20 bei der Bank im Bistum Essen, So arbeitet Adveniat 23 IBAN: DE03 3606 0295 0000 0173 45 BIC: GENODED1BBE
Editorial 3 Die Menschen in Lateinamerika und der Karibik zählen auf Sie! Auch das Jahr 2021 steht im Zeichen der Corona-Pandemie. Wir wissen noch nicht, wie wir in diesem Jahr die Adventszeit gestalten und Weihnachten feiern können. Von unseren Partnerinnen und Partnern aus Latein amerika und der Karibik erfahren wir beinahe täglich, welche Schäden und negativen Folgen die Corona- Pandemie für die Menschen und hier vor allem für die Armen hat. In der Weihnachtsaktion 2021 stellen wir die Situation der Menschen in den vielen Städten Lateinamerikas in den Fokus. Die Bischöfe Lateinamerikas haben bei ihrer Versammlung in Aparecida schon 2007 geschrieben: „Der Glaube lehrt uns, dass Gott in der Stadt lebt, inmitten ihrer Freuden, Sehnsüchte und Hoffnungen, aber auch in ihrem Schmerz und ihrem Leid.“ Die Arbeit der katholischen Kirche in Lateinamerika nimmt diese Aussage ernst. Die Gemeinden und Gemeinschaften leben aus dem Glauben an die Gegenwart Gottes. Schmerz und Leid vieler Menschen fordern sie zu solidarischem Engagement heraus. Das hat sich nicht zuletzt in der Corona- Pandemie gezeigt, wo Kirche vor Ort ganz konkret geholfen hat. Diese Hilfe wurde auch von Adveniat bzw. von Ihnen möglich gemacht. Sie tragen dazu bei, dass die Kollekte zu den Menschen kommt und viele Menschen die Möglichkeit haben, etwas Gutes für die Menschen in Lateinamerika zu tun. Weihnachten ist ein Fest der Freude über die Geburt Jesu im Stall in Bethlehem. Mit dem Adveniat-Magazin laden wir Sie ein, sich zu informieren und anregen zu lassen, die Advents- und Weihnachtszeit bewusst zu gestalten. Sie finden Berichte über Adveniat-Projekte und Adveniat-Projektpartner, die in den Städten Lateinamerikas und der Karibik für die Armen zu Hoffnungsträgern werden. Es sind Berichte über das Leben in der Stadt – und das Überleben – in dieser schwierigen Zeit. Wir wünschen Ihnen eine gesegnete Adventszeit! Pater Martin Maier SJ Tanja Himer Hauptgeschäftsführer Adveniat Geschäftsführerin
4 Interview Liebe zu den Menschen DIE NEUE GESCHÄFTSFÜHRERIN TANJA HIMER IM GESPRÄCH Was haben Sie von den Menschen in Lateinamerika gelernt? In manchen Gegenden Lateinamerikas leben Menschen in existenziellen Nöten, die hier kaum vorstellbar sind. Da fragen sich Menschen, ob sie am nächsten Tag ihre Kinder noch ernähren können, oder haben Angst, ihre Meinung frei zu äußern, weil sie Repressionen fürchten müssen. Und trotz dieser Nöte habe ich eine große Zufriedenheit erlebt, eine Kultur der Fröhlichkeit und Hilfsbereitschaft. Selbst die ärmsten Familien haben mit mir das wenige Essen geteilt, das da war. Für diese Erfahrung bin ich dankbar. Wir können von den Lateinamerikanern ler nen, partnerschaftlich und auf Augenhöhe miteinander umzugehen. Was verbinden Sie mit Adveniat? Vor welchen großen Herausforderungen Vor allem die Liebe zu den Menschen in Lateinamerika. sehen Sie Adveniat? Ich habe Adveniat das erste Mal in Venezuela kennenge- Die Einnahmen aus der Weihnachtskollekte sinken weiter. lernt, als ich dort 1999 für eine soziale Organisation Das ist kein neuer Trend. Deshalb müssen wir uns für die gearbeitet habe. Als dann eine Hilfsaktion nach einer Zukunft stabil aufstellen, um auch weiterhin ein verlässlicher Unwetterkatastophe startete, erfuhr ich, dass die finan- Partner für die Menschen in Lateinamerika bleiben zu kön- zielle Unterstützung aus Deutschland von Adveniat kam. nen. Natürlich gibt es in Deutschland auch große Armut und die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter aus In Ihren ersten Monaten als Geschäftsführerin einander, und die Menschen haben derzeit große Sorgen haben Sie Adveniat intensiver kennengelernt. – gerade in Zeiten der Pandemie. Trotzdem müssen wir es In drei Stichworten: Was charakterisiert Adveniat? schaffen, den Menschen Lateinamerika näherzubringen. Das Die Verantwortung für die Menschen in Lateinamerika, geht am besten über Begegnung und Dialog. das sozialpolitische Engagement und die unbürokratische Hilfe, die die Menschen direkt an der Basis erreicht. Nicht Welche Erfahrungen und Fähigkeiten helfen I hnen zuletzt ist Adveniat eine Brücke zwischen Lateinamerika dabei, Adveniat auf diesem Weg zu begleiten? und Deutschland, die Menschen und Interessen miteinan Adveniat ist eine lebendige Organisation – die Fähigkeiten der verbindet und verknüpft. und Ressourcen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ma chen Adveniat zu dem, was es ist: ein starker Partner für Sie haben selbst einige Zeit in Lateinamerika gelebt Lateinamerika. Ich kann dafür Sorge tragen, die bestmög und in sozialen Projekten in Paraguay und Venezuela lichen Rahmenbedingungen zu schaffen. Wenn das Ziel klar gearbeitet. Welche Spuren hat Ihre eigene Latein beschrieben und der Weg gut strukturiert wird, dann können amerika-Erfahrung in Ihrem Leben hinterlassen? alle ihre Fähigkeiten gut entfalten, dann können wir optimale Diese Zeit hat mich entscheidend in meinem Selbstver Ressourcen nutzen. ständnis geprägt – in welcher Welt ich lebe, wofür ich Verantwortung übernehmen möchte. Und sie hat mir Wobei entspannen Sie sich am besten geholfen, meine eigenen Wurzeln zu identifizieren. Wo vom Arbeitsalltag? man herkommt, wird einem erst bewusst, wenn man weit Ich lese ein gutes Buch bei einem Glas Weißwein oder gehe weg ist von Zuhause. Als ich aus Lateinamerika zurück im Grünen spazieren, sehr gerne am Rhein mit Mann und gekommen bin, wurde mir deutlich, wie sehr die Chancen Hund. Und wenn ich am Wochenende ein bisschen mehr und Möglichkeiten im Leben davon abhängen, wo man Zeit habe, dann mache ich auch gerne eine längere Fahrrad- geboren und aufgewachsen ist. tour, sodass ich den Kopf frei habe.
5 Herzensheimat DER NEUE HAUPTGESCHÄFTSFÜHRER PATER MARTIN MAIER SJ IM GESPRÄCH Was ist Ihnen durch den Kopf gegangen, als man Sie mit der Bitte um Übernahme des Amtes des Haupt geschäftsführers bei Adveniat anrief? Ich war zuerst überrascht, weil ich das nicht erwartet hätte. Aber ich habe selber schon eine lange Geschichte mit Lateinamerika, vor allem mit El Salvador. Ich bin vor 40 Jahren Jesuit geworden, weil ich mich in der Nachfolge Jesu für Gerechtigkeit in dieser Welt einsetzen wollte. Von daher habe ich mir gesagt, Mensch, ja, das ist eine große Chance, das wieder in einer engeren Verbindung mit Lateinamerika tun zu können. Sie haben als Priester in einer armen Landgemeinde gearbeitet. El Salvador bezeichnen Sie noch heute als Ihre „Herzensheimat“. An wen oder was haben Sie dort Ihr Herz verloren? die Gemeinde El Taquillo, die an der Küste liegt, eine An die Menschen dort. Die Salvadorianer und Salvado Verbindung zu Adveniat hergestellt. Die Gemeinde wollte rianerinnen sind ungemein herzliche Menschen. Ich wurde ihre kleine Kirche etwas erweitern und erhielt dafür Un- durch eher tragische Umstände Pfarrer in einer Gemeinde terstützung von Adveniat. auf dem Land, aber das, was ich in Jayaque erleben durfte, war für mich ein großes Geschenk. Wie die Menschen Welche Art von Projekten muss Adveniat in Zukunft mich aufgenommen haben, wie wir zusammen unter vorrangig fördern, um für Frieden, Gerechtigkeit und Verfolgung auch noch einmal den Weg des Evangeliums demokratische Strukturen in Lateinamerika zu sorgen? gegangen sind, das wurde für mich zu einer ganz tiefen Um langfristig Veränderungen zu schaffen und zu er- menschlichen Erfahrung und auch zu einer Glaubenser- möglichen, sind Erziehung und Ausbildung die wichtigs fahrung. ten Instrumente. Dann der ganze Komplex, den Papst Franziskus ökologische Umkehr nennt. Wir sind die erste Sie sind ein Vertreter der Befreiungstheologie. Generation, die diesen Planeten zerstören kann, und wir Was ist deren Kern? sind die letzte, die das verhindern kann. Wichtig sind Im Zentrum der Theologie der Befreiung stehen die Ar- auch die Netzwerke, die in der Kirche in Lateinamerika men, und die Armen stehen auch im Zentrum des Evange- entstanden sind, wie zum Beispiel das Repam-Netzwerk liums. Jesus hat das Reich Gottes für die Armen verkündet, zum Schutz des Amazonas. Und aus meinen Erfahrungen und an erster Stelle seiner Seligpreisungen heißt es: „Selig als Pfarrer in Jayaque weiß ich, wie wichtig die Frauen in ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes.“ Wenn er Lateinamerika und in der Kirche sind. Nicht zu verges- die Armen seligpreist und ihnen das Reich Gottes gehört, sen das Stichwort „Advocacy“: Hier anwaltliche Stimme dann bedeutet es, dass sich für sie auch etwas ändert und derjenigen zu sein, die keine Stimme haben. Ein Hilfswerk verbessert. Das ist im Zentrum auch der Theologie der wie Adveniat muss hier engagiert sein und auch etwas Befreiung. Sie ist eine Theologie des Reiches Gottes für unternehmen. die Armen. Sie möchte aus dem Glauben heraus einen Beitrag leisten, damit die Armen in menschenwürdigeren Welchen Ort in Ihrer neuen Heimatstadt Essen Bedingungen leben können. möchten Sie unbedingt einmal kennenlernen? Ich freue mich besonders, als Freund der klassischen Hatten Sie bereits während Ihrer Zeit in El Salvador Musik die Philharmonie in Essen zu besuchen. Ich habe Berührungspunkte mit Adveniat? mir schon die Programme angeschaut. Ich hoffe, dass es Natürlich. Ich habe gesehen, dass Adveniat auch in El bald wieder möglich sein wird, auch Konzerte besuchen Salvador viele Projekte unterstützt. Ich habe selber für zu können.
6 DAS THEMA DER ADVENIAT-WEIHNACHTSAKTION 2021 ÜberLeben in der Stadt das ihrer Familie – oft unter prekären Bedingungen – auf dem informellen Arbeitsmarkt finanzieren und leben nicht selten unter unmenschlichen Be dingungen, ohne Abwasser, Zugang zu Trinkwasser oder Abfallbeseitigung. Ein Arbeitsweg von mehr als vier Stunden pro Tag ist keine Seltenheit. Neben den hohen Fahrtkosten bedeutet dies, dass die Menschen auf Zeit für Schulbildung, Familienleben oder Freizeit verzichten müssen. Es herrscht darüber hinaus eine hohe Gewalt in vielen Städten: Gemessen an der Mordrate liegen die zehn gefährlichsten Städte der Welt in Lateinamerika. Ursachen der Gewalt sind neben der großen sozialen Ungle- ichheit und den fehlenden Perspektiven auch die Verschränkung von organisiert- er Kriminalität und staatlichen Struktu ren, die Veränderung und Entwicklung massiv erschwert. In den Städten Lateinamerikas spiegeln sich Licht und Schatten der globalen Urbanisierungsprozesse wider. Die großen Städte sind charakterisiert durch schnell wachsende informelle Sied Rossmary Lateinamerika und die Karibik gehören nach UN-Angaben im Jahr lungen, eine hohe Bevölkerungsdichte, Gallardo mit 2018 zu den am stärksten verstädterten Weltregionen. Vor 45 Jahren hohe Immobilien- und Mietpreise und ihrem einjährigen war dies z. B. in Brasilien umgekehrt, d. h. es lebten 80 % der Bevöl eine mangelhafte Infrastruktur. Die Sohn Keyler. Foto: Florian Kopp kerung auf dem Land und nur 20 % in der Stadt. Die Verteilung hat Corona-Pandemie hat die strukturelle sich innerhalb recht kurzer Zeit umgekehrt und der Prozess hält an. Verletzbarkeit im verdichteten städti Menschen aus allen Teilen eines Landes oder aus anderen Ländern schen Leben sichtbar gemacht. Ökono ziehen aufgrund von politischen Unruhen (z. B. in Venezuela) oder mischer Fortschritt erlaubt nur wenigen wirtschaftlicher Not in die Städte in der Hoffnung auf ein besseres Privilegierten ein Leben in Wohlstand Leben, wenn schon nicht für sie selbst, dann für ihre Kinder. Diese und mitunter großem Luxus. Eine große Tendenz gilt für den gesamten lateinamerikanischen Kontinent. Für Mehrheit der Bevölkerung lebt in Armut. das Jahr 2050 wird ein Anstieg auf 85 % erwartet. Gleichwohl bieten die Städte vielen Diese Städte sind von großer Ungleichheit und Fragmentierung ge Menschen auch Entwicklungschancen. prägt. Die gesellschaftliche Spaltung zeigt sich nicht nur kulturell Diejenigen, die in den Städten leben, und sozial, sondern auch räumlich. Die Trennung von Arm und sehen „ihre Stadt“ oft mit dem Blick der Reich oder von verschiedenen ethnischen Gruppen, wie Afroame Möglichkeiten. Zivilgesellschaftliches rikanern, Indigenen und/oder Migranten, wird immer offensicht Engagement und politische Verantwor licher. Für einen großen Teil der Menschen ist das Leben in der Stadt tung haben auch in den Städten ihren mit Unsicherheit und Gewalt verbunden. Sie müssen ihr Leben und Ort.
DIE ARBEIT DER ADVENIAT-PROJEKTPARTNERINNEN UND -PARTNER 7 Kirche in der Stadt In der lateinamerikanischen Kirche ist seit den Gene Lateinamerikas in der Stadt beschrieben. Pastorale ralversammlungen des lateinamerikanischen Epis Arbeit in der Stadt entwickelt andere Akzente als pasto- kopats in Medellín (1968) und Puebla (1979) die Stadt rale Arbeit auf dem Land. In der Corona-Pandemie etwa explizit als eigener Ort der Evangelisierung erkannt ist die Bedeutung der Versorgung der Menschen mit und benannt. Die Generalversammlung in Aparecida (2007) beschreibt die Stadt als ein Laboratorium zeit genössischer und pluraler Kultur (DA 509), als Ort, an dem neue Kulturen entstehen und sich durchsetzen (DA 510). „Der Glaube lehrt uns, dass Gott in der Stadt ADVENIAT lebt, inmitten ihrer Freuden, Sehnsüchte und Hoff nungen, aber auch in ihrem Schmerz und ihrem Leid“ WEIHNACHTSAKTION (DA 514). Es geht den Bischöfen um eine Pastoral der Unter dem Motto „ÜberLeben in der Stadt“ rückt Adveniat Stadt, in der der Blick von der Situation der Menschen mit seiner diesjährigen Weihnachtsaktion die Sorgen und in der Stadt auf die Kirche gerichtet ist. In der Stadt Nöte der armen Stadtbevölkerung in den Blickpunkt. Schwer- wird die Gegenwart Gottes erkannt und sie ist Ort der punktländer sind Mexiko, Paraguay und Brasilien. Sendung (Mission) der Kirche. Ausgehend vom Projekt Die Eröffnung der bundesweiten Adveniat-Weihnachtsaktion Gottes der „Heiligen Stadt, des neuen Jerusalem“, der findet am 1. Advent, dem 28. November 2021, im Bistum Stadt, in der „die Tränen getrocknet sind und in der es Münster statt. Die Weihnachtskollekte am 24. und 25. weder Tod noch Trauer, weder Weinen noch Schmerz Dezember in allen katholischen Kirchen Deutschlands ist für geben wird“ (Offb 21, 2 – 4), werden alle Dinge neu Adveniat und die Hilfe für die Menschen in Lateinamerika gemacht (DA 515). Zentral ist dabei die Option für die und der Karibik bestimmt. Armen, die Mitverantwortung aller Glieder der Kirche für ihre Mission und die kreative Diversifizierung der Spendenkonto bei der Bank im Bistum Essen, Pastoral. IBAN: DE03 3606 0295 0000 0173 45 oder unter → www.adveniat.de Mit den Dokumenten von Aparecida sind wichtige pastorale Orientierungspunkte der Arbeit der Kirche dem Lebensnotwendigen vielerorts in den Vordergrund Unten links: getreten. Die Not war und ist groß! Gleichzeitig ist es Provisorisches Kreuz an einer beeindruckend zu sehen, welche Aktivitäten entste Kirchenbau hen und wie Solidarität vorsichtig wächst. Die Heraus stelle in Valle de forderung wird sein, diese Impulse wahrzunehmen Chalco, Mexiko. Foto: Deselaers und zu stärken. Adveniat-Projektpartnerinnen und -Projektpartner stehen hier an der Seite der Menschen und helfen an der Basis dort, wo Hilfe notwendig ist. Im Rahmen der Adveniat-Weihnachtsaktion werden – vertreten durch einige Aktionspartnerinnen und Aktionspartner – konkrete und von Adveniat geförder te Projekte vorgestellt, die im Kontext der pastoralen Arbeit der Kirche verwirklicht werden. Es handelt sich um Beispiele aus der pastoralen Arbeit mit Frauen, mit Migrantinnen und Migranten und mit Indigenen. Sie stehen stellvertretend für viele weitere Projekte, die im städtischen Kontext von der Kirche realisiert und von Adveniat unterstützt werden.
„Ein Same, der 8 Brasilien langsam keimt“ SCHWESTER PAULINA HILFT INDIGENEN IN MANAUS TEXT: PHILIPP LICHTERBECK; FOTOS: FLORIAN KOPP In der Hoffnung auf Gesundheitsversorgung und Arbeit stranden Indigene am Rande der Amazonas-Metropole Manaus. Schwester Paulina hilft ihnen, ihre Kultur zu leben und eine eigene Identität zwischen Stadt und Tradition zu finden. Sonntagmorgen. 30 Indigene haben sich unter dem lieber in unserem indigenen Dorf leben“, sagt Fortuna Wellblechdach der kleinen katholischen Kirche von to Lima da Silva. „Aber in Manaus gibt es Gesundheit Kulina Madiha versammelt. Das Gebäude in einer und Bildung.“ Armensiedlung am Stadtrand von Manaus wurde aus Holzstreben und Kunststoffverkleidungen zusam Schwester Paulina Pérez kümmert sich um diese mengezimmert, der Boden besteht aus gestampfter indigenen Familien. In Kulina Madiha finden Gottes Erde, das Licht fällt durch große Öffnungen herein. dienste in indigenen Sprachen statt. Die Kirche bietet Über dem Altar steht in großen Lettern: „Mathia Inuka Raum, um die ursprüngliche Kultur zu praktizieren, Tupana Ipanaliku“. In der Sprache des indigenen etwa traditionelle Tänze zu proben. „Ohne ihre Kultur Volkes der Kokama heißt das: „Willkommen im Haus verlieren viele Indigene den Halt. Sie wissen dann Gottes!“ nicht mehr, wer sie sind, und werden anfällig für Alko- hol, Drogen und Gewalt“, sagt die 55-jährige Schwester Im Gottesdienst wird viel gesungen, begleitet von Paulina, die aus Kolumbien stammt. indigenen Instrumenten. Einer, der kräftig seine Ras- seln schlägt, ist der „Vize-Kazike“ von Kulina Madiha. Die Gemeinde Kulina Madiha war einst als eine Art Er heißt Fortunato Lima da Silva und ist so etwas wie Kompromiss zwischen indigenem Leben und Groß der stellvertretende Bürgermeister der Siedlung. stadt gedacht. Hier ließen sich Menschen unterschied licher indigener Völker nieder. Heute sind nur noch Der 53-Jährige kommt tief aus dem Inneren Amazo ein Drittel der Familien Indigene. Es gibt in Kulina niens. „Meine Heimat liegt mehrere Tagesreisen ent Madiha heute kleine Geschäfte mit Getränken, Süßig fernt“, erzählt er. „In der Nähe der Grenze zu Kolum keiten und Konserven. Berge von Abfall stapeln sich, bien“. Seine Geschichte ist typisch für die Indigenen, Die 16-jährige die heute in der Amazonas-Metropole Manaus leben, Tuliana Silva do meist an der armen Peripherie, am Rande der Gesell Carmo sagt: „Un schaft. Auf 40.000 wird ihre Zahl geschätzt. Die Kirche sere Kultur ist vom Aussterben versucht, ihnen eine neue Heimat zu geben. bedroht.“ Fortunato Lima da Silva kam nach Manaus, weil seine Frau unter Arthritis litt und sein Sohn Epileptiker ist. „Wir waren auf der Suche nach medizinischer Hilfe, die in Amazonien sehr rar ist“, erzählt er nach dem Gottesdienst. Er hoffte, sie in Manaus mit seinen 2,3 Millionen Einwohnern zu finden, weil es hier große Hospitäler und viele Ärzte gibt. Wie er bleiben viele der Indigenen dann, suchen sich eine Arbeit oder erhalten Sozialhilfe und lassen sich nieder. Sie werden zu Gestrandeten der Großstadt, fühlen sich weder in Manaus heimisch noch können sie zurück in ihre weit entfernten Dörfer. „Ich würde
9 weil die Müllabfuhr nicht in die Siedlung kommt. Doch vor Vorurteilen, ihre Kultur zu zeigen“, sagt die selbstbewusste am verheerendsten: Das Drogenkartell Comando Ver- junge Frau, die an der Kasse eines Supermarkts arbeitet. Viele melho hat sich in Kulina Madiha etabliert. Brasilianer halten die ursprünglichen Völker des Landes für faul und zurückgeblieben, auch Brasiliens Präsident, Jair Bolsonaro, Nach dem Gottesdienst trifft sich Vize-Kazike Fortu- behauptet das. Besonders die Indigenen in den Städten leiden nato mit Schwester Paulina und dem Kaziken Raymon darunter, weil ihnen die Gemeinschaft fehlt, die ihnen Kraft Ferreira. Als Symbol für die Verschmelzung von Tradi- und Selbstvertrauen gibt. tion und Moderne trägt er einen imposanten Feder- schmuck aus Arafedern zu Jeans und Turnschuhen. Er Die Jugendgruppe von Tuliana nennt sich „Kanata Kuema“, hat einen heiklen Job: Zwei seiner Vorgänger wurden „Morgendämmerung“, und wird von der Familien-Pastoral un- umgebracht, weil sie das Comando Vermelho nicht terstützt. „Viele kennen ihre Kultur nicht mehr“, sagt Tuliana. dulden wollten, dessen Erkennungszeichen, C. V., „Sie ist vom Aussterben bedroht. Aber wir merken, wie sich wie zur Warnung an einige Gartenzäune gesprüht immer mehr Jugendliche für unsere Aktivitäten interessieren.“ wurde „Der Staat beschützt vielleicht die indigenen Schwester Paulina Dazu gehört beispielsweise das Ein Völker in den Reservaten“, sagt Ferreira. „Aber wir (2. v. l.) bei einer studieren traditioneller indigener Tänze, Taufe in der Kirche werden a lleine gelassen. Deswegen ist es wichtig, dass die auf Festen präsentiert werden. Oder von Kulina Madiha. die Kirche uns hilft, unsere Kultur, Tradition und Ge traditionelle Bemalungen im Gesicht, am schichte zu bewahren. Sie sind eine Art Immunabwehr Hals und auf den Armen. Ebenso versuchen die Indigenen ihre gegen die Dinge, die unserer Gemeinde schaden.“ Sprachen zu bewahren und zu sprechen, weil sie sonst im Alltag nur Portugiesisch reden. „Die Familien-Pastoral und Schwes Die beiden Kaziken und Schwester Paulina kommen ter Paulina ermutigen uns, weiterzumachen“, sagt Tuliana. zu einem Haus, in dessen Vorgarten ein Garten mit „Sie machen uns Mut, unseren Weg weiterzugehen, uns nicht Heilkräutern angelegt wurde. Es wachsen Melisse, beirren zu lassen. Wenn ich unsere Kultur praktiziere, fühle ich Myrrhe, Pfefferminze, Zitronengras, Rosmarin und mich Gott näher.“ vieles mehr. Hier lebt die 16-jährige Tuliana Silva do Carmo, die vor drei Jahren mit ihrer Familie nach Ku- Die beiden Kaziken von Kulina Madiha nicken. Es sei schlimm, lina Madiha kam. Die junge Frau gehört dem Volk der wenn ein Indigener seine Wurzeln verliere, ist Raymon Ferreira Kumaruara an und ist eins der aktivsten Mitglieder der überzeugt. Er habe dann keinen Halt mehr und werde wie ein indigenen Jugendgruppe in der Kirche. „Viele Brasi Blatt im Sturm herumgewirbelt. „Zum Glück gibt es Jugendliche lianer glauben, dass die indigene Kultur nichts wert wie Tuliana.“ Schwester Paulina stimmt ihm zu. „Die Jugendli- sei, und viele Ureinwohner fürchten sich aus Angst chen haben einen Samen gepflanzt, der nun langsam keimt.“
10 Brasilien Auf den Straßen der Metropole ÜBERLEBEN IN DER AMAZONAS-METROPOLE MANAUS TEXT: PHILIPP LICHTERBECK; FOTOS: FLORIAN KOPP 20.000 Venezolaner sind wegen politischer Verfolgung, Hunger und fehlender Gesundheitsversorgung nach Manaus geflohen. Ordensfrauen und kirchliche Einrichtungen sind ihre Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Er mit dem Einkaufswagen, sie mit einem Karren aus sie. Ein weiterer Auslöser für die Flucht war politisch. Aluminium. So ziehen die Venezolaner Jesús Parra und Jesús war Techniker bei der venezolanischen Luftwaffe. Rossmary Gallardo durch die brasilianische Amazonas- „Ich wollte der Maduro-Regierung nicht mehr dienen“, Metropole Manaus, um etwas Geld zu verdienen. Ihre sagt er. Also desertierte er. Per Bus reiste das Paar 1.600 Kinder sind immer dabei: die fünfjährige Jessmary und Kilometer quer durch Venezuela. Sie bezahlten einen der einjährige Keyler (siehe Aktionsplakat). Schlepper, der sie nachts über die Berge der Grenzre- gion brachte. Als ihre Gruppe vor der Polizei flüchten Mitten in der Nacht steht die Familie auf. Anstelle von musste, verloren sie ihre Tochter. Erst einige Stunden Limonen, Orangen, Mangos und Avocados legt Jesús später fanden sie Jessmary wieder. Eine andere Flücht- heute nur in Tütchen abgepackte Bananenchips in lingsgruppe hatte die Fünfjährige gefunden. „Ich bin seinen Wagen. Er hatte kein Geld, um frische Früchte fast vor Angst gestorben“, sagt Rossmary. zu besorgen. Rossmary kocht Kaffee und füllt ihn mit viel Zucker in mehrere Thermoskannen. Um zwei Uhr Um die Mittagszeit zählt das Paar seine dürftigen Ein macht sich die Familie in die Dunkelheit einer Stadt nahmen. „Vor der Pandemie waren es manchmal 50 bis auf, die neu für sie ist und deren Sprache und Regeln 80 Reais pro Tag“, sagt Jesús, zwischen acht und zwölf sie kaum kennt. Ihr Ziel ist der große Markt am Ufer Euros. Aber durch Corona seien die Einnahmen stark des Amazonas. Zwischen Händlern, Verkäufern und geschrumpft. Es sind einfach viel weniger Menschen Trägern bahnen sich Rossmary und Jesús ihren Weg. unterwegs. Immer in der Hoffnung, dass jemand einen Kaffee für einen Real bei ihr bestellt, umgerechnet 15 Cent, oder Die Obdachlosen-Pastoral des Jesús und Ross- bei ihm eine Tüte der frittierten Bananenchips als Erzbistums Manaus bietet jeden mary mit ihren Kindern bei der Snack kauft. Tag neben einer Kirche ein warmes Speisung der Mittagessen an: Hühnchen mit Reis Obdachlosen-Pas Menschen wie Jesús und Rossmary, die versuchen, und Bohnen. Obwohl Jesús und toral. Erzbischof Dom Leonardo sich im informellen Sektor zu behaupten, gibt es Rossmary nicht obdachlos sind, Steiner hat sich zu Hunderte rund um den Markt von Manaus. Viele sind bekommen auch Bedürftige wie sie ihnen gesetzt. aus Venezuela geflüchtet. Schätzungen zufolge leben hier eine Mahlzeit. Hin und wieder mittlerweile 20.000 Menschen aus dem nördlichen hilft auch Dom Leonardo Steiner, Nachbarland in der Großstadt. der Erzbischof von Manaus, persönlich bei der Essens ausgabe. Der 70-jährige Franziskaner, der wegen der „Alles ist besser als Venezuela.“ Der 28-jährigeJesus Pandemie Maske und Schutzkleidung trägt, sieht es als und die 22-jährige Rossmary haben Ende 2020 seine Pflicht an, persönlich mit anzupacken. „Manaus Venezuela verlassen. „Hambre!“, antworten sie auf hat große soziale Probleme, die Kirche muss zu den die Frage nach den Gründen: Hunger. „Wir hatten Menschen gehen.“ Als Jesús und Rossmary sich auf die nicht mehr genug Geld, um uns zu ernähren. Alles ist Stufen der Kirche setzen, um zu essen, gesellt sich der teuer in Venezuela und die Preise steigen ständig“, Erzbischof dazu. sagt Jesús. Hinzu kam, dass Rossmary seit der Geburt ihres Sohnes unter Unterleibsschmerzen leidet. An Sie berichten, dass sie ohne die täglichen Mittagessen eine medizinische Versorgung in Venezuela war nicht der Kirche während der Pandemie Hunger gelitten hät- zu denken. „Es gibt keine Medikamente mehr“, sagt ten und dass sie sehr dankbar seien. Dom Leonardo hört
11 ihnen aufmerksam zu. Er ist niemand, der sich in den an Miete, umgerechnet 50 Euro. „Wenn es regnet, tropft Vordergrund drängt. es durch die Decke“, klagt Jesús. Rossmary sieht schwach aus, wirkt abgemagert. Doch Schwester Dinair hilft dem Paar, einige Dokumente bislang traute sie sich nicht, zum Arzt zu gehen, weil zu sortieren, die es in Brasilien gebrauchen kann. Jesús sie und Jesús noch nicht in Brasilien registriert sind. erzählt, dass er gerne wieder als HelikopterTechniker Um das Problem zu lösen, suchen sie nun die Migran arbeiten würde. Aber werden seine Diplome in Brasilien ten-Pastoral von Manaus auf. Als Schwester Dinair von anerkannt? Dinair ermutigt ihn, seine Zeugnisse zusam- den Beschwerden Rossmarys hört, ruft sie sofort einen menzustellen und sich beim Flughafen vorzustellen. „Es kubanischen Arzt an. Er arbeitet als Freiwilliger für die ist wichtig, dass die Migranten in Bewegung bleiben“, Migranten-Pastoral, die ihm einst half, in Brasilien zu sagt sie. „Sonst besteht die Gefahr, dass sie resignieren.“ bleiben. Auch eine Laboruntersuchung und Medika Die Migrantenpastoral hilft ihnen, diesen kritischen mente organisiert Schwester Dinair. „Wir begleiten die Moment zu überwinden. Die Schwestern organisieren Migranten sehr eng“, sagt die kleine energische Frau. Nähkurse und Schulungen für die Herstellung von „Viele fühlen sich am Anfang verloren und brauchen Kunsthandwerk, Schmuck, Seife und Eiscreme. Manche Unterstützung.“ Rossmary und Jesús bewohnen ein Frauen erhalten Nähmaschinen, die die Schwestern Zimmer in einem verwahrlosten Haus in Manaus’ gespendet bekommen haben. altem Zentrum. „Hier leben viele Venezolaner“, sagt Schwester Dinair. Die Hälfte des kleinen Raums Auch Rossmary hofft, dass sie ihr Studium in Rech nimmt die Matratze auf dem Boden ein, es gibt ein nungswesen in Brasilien beenden kann. Bis dahin, das Bad, in dem das Wasser nicht läuft und zwei Elektro weiß sie, ist es noch ein langer Weg. Aber sie möchte platten zum Kochen. 300 Reais zahlen sie monatlich ihn gehen.
12 Mexiko Gestrandet im Großstadtdschungel ADVENIAT-PROJEKTPARTNERIN SCHWESTER ARLINA TEXT: SANDRA WEISS; FOTOS: HANS-MAXIMO MUSIELIK Krankenschwester, Managerin, Kindergärtnerin, Telefonistin, Köchin, Psychologin, Berufsberaterin, Anwältin – all diese Rollen muss Schwester Arlina Barral als Leiterin der Migranten-Herberge Casa Mambré in Mexiko ausfüllen. Lucía und Wochenlang hat Lucía* die fremde Stadt nur gerochen, beschränkten sich die ersten Wochen im fremden Schwester Arlina gehört und einen winzigen Ausschnitt davon durch Land allerdings auf die beiden Stockwerke der Casa im Park. das Fenster in ihrem Schlafsaal erblickt. Ihr neues, vo Mambré. Nun aber geht es zum ersten Mal hinaus in *Der Name von rübergehendes Zuhause roch nach Maisfladen, Abwas den gegenüberliegenden Park. Die Palisanderholz Lucía wurde ser und Orangenblüten. Es fühlte sich anders an als bäume blühen lila. Lucía ist aufgeregt, stolpert beim geändert, um das kleine Dorf in Honduras, aus dem sie stammt. Die Seilspringen und schlägt sich das Knie auf. ihre Identität zu wahren. Achtjährige kam vor mehreren Monaten nach Mexiko, zusammen mit ihrer Mutter und drei Geschwistern. Schwester Arlina Barral nimmt sie in den Arm, Geflohen vor kriminellen Banden, die Lucías älteste trocknet die Tränen und tupft das aufgeschürfte Knie Schwester vergewaltigt hatten, vor einem prügelnden mit einem Desinfektionstuch ab. „Ich bin hier das Vater, vor dem Elend in einem Land, das zu den ärms Multifunktionstalent“, sagt die Direktorin. Kranken ten Lateinamerikas gehört und dessen politische Elite schwester, Managerin, Kindergärtnerin, Telefonistin, tief verstrickt ist in Korruption und Drogenhandel. Köchin, Psychologin, Berufsberaterin, Anwältin – all diese Rollen muss sie ausfüllen. Die Heimleitung In dem vom Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat unter beansprucht Barral rund um die Uhr und fordert die stützten Migrantenwohnheim des Scalabrinianer- Management-Qualitäten der gelernten Betriebswirtin. Ordens fand Lucías Familie nach mehreren Wochen Nur an drei Tagen pro Woche übergibt sie den Staffel der Flucht eine Oase der Ruhe. Wegen des Coronavirus stab an eine Kollegin.
Schwester Arlina ist 13 permanent im Einsatz. Senatsabgeordneten hinter sich, in der es um die akute Migranten- krise ging. In der rechten Hand hält sie das blaue Handy, um eine Taxifahrt für drei Migranten zum Zahnarzt zu organisieren. Dann klingelt auch noch das rote Handy, das sie in ihrer Westentasche stecken hat. Die Migrationsbehörde teilt ihr einen Anhörungstermin für einen noch minderjährigen Flüchtling mit. Auch wenn es zugeht wie im Taubenschlag, Schwester Arlina bleibt gelassen und findet sogar noch Zeit, der Köchin beim Zwiebelschnip peln zur Hand zu gehen. Und zwischendurch erstellt sie noch den wöchentlichen Putzplan, der die Migranten in die Haushaltsführung mit einbindet. Feste Aufgaben und ein strukturierter Tagesablauf geben den Flüchtlingen Halt, erklärt sie. Die ursprünglich von den Die wichtigen Entscheidungen aber trifft Schwester Philippinen stammende Schwester kennt die Nöte und Bedürfnisse Arlina Barral. Und davon gibt es viele: Mal bekommt der Migranten gut. Ihr eigener Vater ging eine Zeitlang zum Arbeiten eine der schwangeren Frauen nachts Krämpfe, mal nach Afrika, was die Familie auseinanderriss und sie selbst mit Dis stürzt ein Kind die Treppe hinunter, mal lädt ein kriminierung und Ausgrenzung konfrontierte. Diese einschneidende Spender spontan Säcke voller Reis ab, mal braucht Erfahrung bewegte sie dazu, sich nach dem Betriebswirtschaftsstu ein Flüchtling neue Schuhe, mal rufen die Behörden dium in Manila den Scalabrinianerinnen anzuschließen, die sich auf an und bitten um die Aufnahme eines Notfalls. „In die Arbeit mit Migranten spezialisiert haben. 20 Jahre lang baute sie ganz Mexiko-Stadt gibt es nur 200 Wohnheimplätze im Erzbistum von Mexiko die nationale Migrantenpastoral mit auf. für Migranten“, erläutert Barral. Doch die Nachfrage Sie kennt die Anlaufstellen, die Fallstricke und hat viele persönliche ist groß. Denn die Hauptstadt ist eine Anlaufstelle für Kontakte. Das hilft ihr und den Migranten der Casa Mambré. Seit diejenigen Migranten, die in Lebensgefahr schweben 2020 leitet sie die Unterkunft, in der bis zu 50 Frauen, Männer und sowie politisches oder humanitäres Asyl beantragen. Kinder Unterschlupf finden. Sie werden vom Flüchtlingskommissariat der Verein ten Nationen (UNHCR) oder von den mexikanischen Für Luis aus Kuba ist es fast schon ein zweites Zuhause. Er wurde in Migrationsbehörden an die Casa Mambré überwiesen. seinem Heimatland politisch verfolgt. Sein Weg in die USA endete jäh in der Grenzstadt Tijuana. Dort wurde er Zeuge eines Gewaltver Es sind Kubaner, Haitianer, Mittelamerikaner, Ve brechens, was ihn ins Visier der Drogenkartelle rückte. Traumati nezolaner, aber auch Menschen aus Afrika. Sie alle siert floh er nach Mexiko-Stadt. „Ich verdanke den Schwestern mein haben traumatische Erlebnisse hinter sich, sind oft Leben. Dafür werde ich ihnen für immer dankbar sein“, sagt er. abgemagert oder verletzt von langen Gewaltmärschen. Für einige Monate dürfen sie hier bleiben, um ihre Papiere in Ordnung zu bringen. „Sie sollen sich bei uns wohlfühlen, zur Ruhe kommen und ihr Leben neu ausrichten“, erklärt Barral. In der Casa Mambré bekommen sie dreimal am Tag zu essen und das Nö tigste von Kleidern bis zu Hygieneartikeln. Sie können ihre Wäsche waschen, die Kinder werden unterrichtet, es gibt Brettspiele, Malsachen und eine Tischtennis platte. Mehrmals die Woche kommt ein Arzt vorbei. Eine Sozialarbeiterin und ein Psychologe helfen bei Behördengängen, beim Einleben in Mexiko und beim Bewältigen von Traumata. Schwester Arlina steht einem Team mit knapp einem Dutzend Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor – fast schon ein kleiner Betrieb. In ihrem gläsernen Büro im Zur Ruhe kommen und das Leben neu Erdgeschoss laufen alle Fäden zusammen. Gerade hat ausrichten – in der Casa Mambré muss sie eine Zoom-Konferenz mit einer mexikanischen niemand hungern.
14 Paraguay Der Brückenbauer der Bañados ADVENIAT-PROJEKTPARTNER RICARDO GONZÁLEZ TEXT: ANNE HERRBERG; FOTOS: OLIVER SCHMIEG In kaum einem Land Südamerikas ist die soziale Ungleichheit so extrem wie in Paraguay. In der Hauptstadt Asunción liegen die Armenviertel direkt hinter dem Präsidentenpalast. Dort, wo der Fluss Río Paraguay regel mäßig alles überflutet. Ricardo González von der Sozialpastoral kämpft für ein würdiges Leben im Trockenen. „Bis hierhin stieg das Wasser.“ Ricardo González Der 61-Jährige leitete bis ins vergangene Jahr die zeigt auf den aufgeplatzten Putz, der von der Haus Sozialpastoral von Asunción. Er kann sich nicht erin wand blättert. Eine gelbliche Linie zieht sich entlang nern, wie viele Überschwemmungen er bereits erlebt der einstöckigen Ziegelbauten an der abschüssigen hat. Finanziell vom Lateinamerika-Hilfswerk A dveniat Hauptstraße von La Chacarita. Je weiter es abwärts unterstützt, war die Sozialpastoral jedes Mal zur geht, umso höher die Linie an den Mauern. Ganz un- Stelle: mit Booten zur Evakuierung, Notunterkünften, ten in der Senke sind nur noch Ziegelreste zu sehen, trockenen Decken und einem warmen Eintopf. Auf Unkraut überwuchert eine einsame Kloschüssel, diese Strukturen konnte auch in der Corona-Pandemie dazwischen ein Stuhlbein, ein Tischgerippe, Sperr- zurückgegriffen werden: „Uns war klar, dass der Hun Unten und rechts: holz. 2019 mussten 70.000 Menschen wegen der ger schnell das größte Problem werden würde“, sagt Ricardo González auf seinem Weg Überschwemmungen aus den Bañados evakuiert Ricardo González. „Die meisten Menschen hier haben durch die Bañados. werden. Bañados, „Gebadete“ – so heißen die Armen- keine feste Jobs, sie arbeiten informell, als Straßenver viertel von Asunción, die sich, wie La Chacarita, im käufer, Autoaufpasser, Putzfrauen.“ Durch den Lock Rechte Seite: Die Schwemmland, direkt am Ufer des Río Paraguay aus- down haben sie ihre täglichen Einnahmen verloren. Mitarbeiterinnen in den Suppenkü breiten. Zuletzt kam das Wasser im Februar 2021. „Die Keine Arbeit, kein Geld, kein Essen. Die Sozialpastoral chen sorgen dafür, Menschen leben mit der Gewissheit, regelmäßig das richtete gemeinsam mit den Pfarrgemeinden mehr als dass Familien Wenige, das sie haben, in den Fluten zu verlieren“, 70 Suppenküchen ein, die 23.000 Portionen pro Tag wenigstens eine warme Mahlzeit pro sagt Ricardo González. „Doch wo sollen sie hin? – auslieferten. „So konnten wir den Familien zumindest Tag bekommen. Das macht einen so wütend!“ eine warme Mahlzeit am Tag garantieren.“
15 Doch es geht nicht nur um Unterstützung im Notfall: Die Erfahrung mit der paraguayischen Bürokratie sollte ihm oft Ricardo González setzt sich mit den Bewohnern dafür helfen. Gleich bei seinem ersten Projekt unterstützte er die Legalisie ein, dass es in Asunción irgendwann keine „Bañados“ rung von Landrechten für 1.000 Familien in Asunción. Denn eines mehr gibt. Dafür, dass diese Überschwemmungs-Ka der zentralen Probleme in Paraguay ist, dass sich mehr als 80 Prozent tastrophen endlich ein Ende haben. Es ist ein Kampf des verfügbaren Landes in den Händen der drei einflussreichsten gegen bürokratische Mühlen und korrupte Strukturen. Prozent befindet. Ein Erbe der langen Stroessner-Diktatur. „Der Auch Ricardo, mit seiner zurückhaltenden Art, wurde politischen Elite in Paraguay fehlt jede Ethik. Und das Schlimmste: anfangs skeptisch beäugt. Doch bald wurde klar: Das Es herrscht bis heute Straflosigkeit“, kritisiert González. Knapp 40 ist einer, der nicht lockerlässt, für den der Einsatz Prozent der Menschen leben unterhalb der Armutsgrenze, daran hat für soziale Gerechtigkeit kein Marketingspruch ist, auch das hohe Wirtschaftswachstum der letzten Jahre nichts verän sondern Lebensmotto. „Veränderung“, sagt er, „kann dert. Im Gegenteil: Die Corona-Pandemie hat die Lage verschärft. nur von unten, von den Menschen selbst angestoßen werden.“ Immer mehr Menschen drängen in die Hauptstadt, besetzen dort leerstehende Flächen, weil sie auf dem Land keine Überlebens González ist selbst in armen Verhältnissen aufge chancen mehr sehen. „Es war ein zähes Ringen“, erinnert sich der wachsen. Sein Vater starb, als er zwei Jahre alt war. Die einstige Buchhalter an die Legalisierung der Besetzung. Nach wie vor Mutter, eine Lehrerin auf dem Land, zog die sieben ist die Vergabe der Landtitel nicht abgeschlossen. Doch der Name der Kinder alleine groß. „Während die Nachbarskinder Sozialpastoral hat Gewicht. So gelang es, die Behörden zu konkreten auf dem Feld aushelfen mussten, schickte unsere Zusagen zu bewegen und das Vertrauen der Familien zu gewinnen. Mutter uns immer zur Schule“, erinnert sich Ricardo „Ich sehe mich als eine Art Brücke“, sagt González, „als Vermittler González. „Ihre Überzeugung: Wir können die Armut zwischen zwei Welten, die sich oft misstrauen – aber Großes errei überwinden mit Bildung, Arbeit, Ehrlichkeit und chen können, wenn sie zusammenarbeiten.“ Solidarität.“ Mit 14 wurde er Katechet in der Kirchen gemeinde. Sein Traum: irgendwann für die Erzdiözese González träumt von einem sozialen Modellprojekt. Gemeinsam arbeiten zu können. Der erfüllte sich über Umwege. mit den Pfarrgemeinden der Bañados plant die Sozialpastoral eine González studierte zunächst Rechnungswesen und urbane Revolution: Das Schwemmland soll aufgeschüttet werden wurde Buchhalter. „Vielen meiner Kunden ging es und ein Viertel mit sozialem Wohnraum, Gastronomie und privaten in erster Linie darum, Steuern zu hinterziehen. Ich Büroräumen entstehen. Die Stadtverwaltung ist mit im Boot. Auch sollte Dinge tun, die gegen alles verstießen, woran ich die Weltbank will das Projekt der neuen „Franja Costera“ (Küsten glaube.“ Er bewarb sich bei der Sozialpastoral, die bald streifen) unterstützen. Warum er sich nach wie vor in den Bañados merkte: Noch besser als mit Zahlen geht González mit engagiert, trotz seiner Pensionierung? Er schmunzelt: „Ich habe noch Menschen um. zu viel Energie zum Aufhören.“
16 Info Weihnachten feiern Liebe pastorale Mitarbeiterinnen, liebe Lehrerinnen und Lehrer, liebe Eltern und Großeltern, für den Advent und das Weihnachtsfest 2021 möchte Adveniat Ihnen wieder mit einer Weihnachtsgeschichte und einem dazu entwickelten Krippenaufsteller Anregungen für die Gestaltung dieser besonderen Zeit geben. Das Thema der Adveniat-Weihnachtsaktion 2021 ist „ÜberLeben in der Stadt“. Dazu haben wir drei aufeinander abgestimmte Bausteine für Kinder entwickelt: Krippenaufsteller und Weihnachtsgeschichte Der Künstler Carlos Lima aus Bogotá, Kolumbien, hat den diesjährigen Krippenaufsteller (Seite 18) zu unserer Weihnachtsgeschichte (Seite 19) gestaltet. Er eignet sich zum Ausmalen mit Kindern – zu Hause, in der Schule oder im Rahmen eines Kindergottesdienstes. Bestellung unter → www.adveniat.de/material Von einem Kind ausgemalt, ist er ein schönes Geschenk an die Eltern, Großeltern, Verwandten und Freunde. Stellen Sie den ausgemalten Krippenaufsteller auf und zünden ein Teelicht davor an. Bei Blick auf das Kerzenlicht lesen Sie den Kindern unsere Weihnachtsgeschichte vor. Kinder-Krippenfeier Im dritten Baustein bieten wir Ihnen wieder eine Kinder-Krippenfeier an, die auf die Weihnachtsgeschichte Bezug nimmt. Diese finden Sie in unserem Heft „Spirituelle Impulse“ → www.adveniat.de/material Sicherlich gibt es in Ihrer Gemeinde, in Ihrer Schule oder in Ihrer Familie Kinder, die bei dem Krippenspiel mitwirken möchten. Wir wünschen Ihnen beim Einüben und Aufführen viel Freude. Elemente für den Unterricht In der adventlichen und vorweihnachtlichen Zeit bietet Adveniat an, sich auch im Schulunterricht mit Lateinamerika, den Menschen dieses Subkontinents, ihren Freuden und Leiden, den Alltagsschwierigkeiten und großen gesellschaft- lichen Herausforderungen auseinander zu setzen. Das kann im Geschichts-, Geografie-, Spanisch- und/oder Reli- gionsunterricht geschehen. In dem Materialangebot zur Adveniat-Weihnachtsaktion 2021 geht es um das Thema „ÜberLeben in der Stadt“ mit konkreten Beispielen aus Mexiko, Paraguay und Brasilien. Ein Team erfahrener Lehrerin- nen und Lehrer stellt Ihnen Elemente vor, mit denen Sie einen interessanten und anregenden Unterricht – besonders für die Klassen 8, 9 und 10 – gestalten können. Zugleich möchten diese Elemente eine Einladung sein auch mit Eltern, Geschwistern, Freundinnen und Freunden ins Gespräch zu kommen und eine solidarisch tätige Gemeinschaft auf zubauen. → www.adveniat.de/unterrichtsmaterial
17 So kommt die Weihnachtskollekte in Ihrer Gemeinde an Ohne die Gelder der Adveniat-Weihnachtskollekte können viele Projekte in Lateinamerika nicht umgesetzt werden. Ohne die Hilfe und Unterstützung der Verantwortlichen in Gemeinde und Verband kommt die Kollekte nicht zu den Menschen. Deshalb stellen wir Ihnen hier eine kurze Checkliste vor. Sie soll helfen, die Kollekte zu organisie- ren, damit arme und bedürftige Menschen in Lateinamerika und der Karibik unsere weihnachtliche Solidarität erfahren können. Vor dem 1. Advent Im Advent 2021 → Planen Sie einen Artikel zur Adveniat-Weihnachtsaktion in → Weisen Sie in Ihren Advents-Veranstaltungen und digitalen Ihrem Weihnachtsbrief. Angeboten auf Adveniat hin. → Legen Sie die Spendentüten für die Adveniat-Kollekte → Gestalten Sie die Adventsfeiern in Ihrer Gemeinde/ Ihrem Pfarrbrief bei und verteilen Sie diesen in die Einrichtung mit Anregungen aus den Spirituellen Haushalte. Falls Sie keine Pfarrbriefe in die Haushalte Impulsen und der Adveniat-Toolbox auf verteilen: Sprechen Sie Freiwillige in Ihren Gemeinden → www.adveniat.de/toolbox oder Verbänden an, die die Spendentüten zu den Men → Nutzen Sie die Anregungen zu Früh- und Spätschichten schen nach Hause bringen und in deren Briefkästen aus den Spirituellen Impulsen. einwerfen – dies lässt sich gut mit einem Weihnachts gruß verbinden. → Nutzen Sie für Ihren Pfarr- oder Rundbrief den Adveniat Vielen Dank für Ihre Pfarrbriefmantel und inhaltliche Angebote speziell für Unterstützung! Pfarrbriefe auf → www.adveniat.de/material Zum 3. Adventssonntag (12.12.2021) Zum 1. Adventssonntag (28.11.2021) → Verlesen Sie den Aufruf der deutschen Bischöfe, oder → Hängen Sie die Aktionsplakate von Adveniat in Ihren spielen Sie diesen bei Online-Gottesdiensten digital ein. Kirchen und Schaukästen aus. → Weisen Sie auf die über den Pfarrbrief verteilten Spen → Stellen Sie ein Hinweisschild (Aktionsplakat DIN A4) dentüten noch einmal hin und legen Sie zusätzlich am Opferstock auf. weitere Spendentüten aus. Bestellung über → Legen Sie Adveniat-Infos am Schriftenstand aus und → www.adveniat.de/material weisen Sie auf Ihrer Internetseite und Ihren Präsenzen in Falls es keinen Pfarrbrief an alle Haushalte gibt, senden den sozialen Medien auf Adveniat hin. Nutzen Sie dazu Sie den Weihnachtsgruß Ihrer Gemeinde gemeinsam mit entsprechende Angebote auf → www.adveniat.de der Spendentüte in alle Haushalte. → Gestalten Sie den Gemeindegottesdienst am 3. Advents sonntag mit Beiträgen aus den Spirituellen Impulsen. Spende in die Tüte geben! abtrennen und mit der Coupon für Spendenquittung – bitte Vorname, Name Meine Spende pende zu Weihnachten hilft … Straße, Haus-Nr. Heiligabend und 1. Weihnachtstag (24./25.12.2021) € Betrag at.de/spenden PLZ, Ort → Laden Sie In allen Gottesdiensten und Krippenfeiern zur HILFE DIE ANKOMM T! Adveniat-Kollekte ein. MMT AN en in Deutschland Seit mehr als 60 Jahren teilen die Mensch SPENDE ihre Weihnachtsgaben mit den Mensch → Weisen Sie auf die Bedeutung der Adveniat-Kollekte en in Lateinamerika. Die und die Spenden zur Weihnachtskollekte in den Gottesdiensten ypal unter: ent der Arbeit Adveniats. Weihnachtsaktion bilden das Fundam mit den für Lateinamerika hin. Menschen und vor Die Projektpartner Adveniats leben allem den Armen. Blick auf die Armen in den In diesem Jahr richtet Adveniat den der Rückseite: enzt und in Not leben Städten Lateinamerikas, die oft ausgegr 0173 45 müssen. Die Auswirk ungen der Corona-Im Laufe des Januar 2022 / Pandemie haben diese es umso wichtiger, dass die TÜTE Situation verschlimmert. Deshalb ist Adveniat Weihnachtskollekte in den Im nächsten Pfarr- oder Rundbrief Gemeinden gehalten werden htliche Gabe teilen kön- kann und viele Menschen ihre weihnac ro. nen. → Geben Sie das Ergebnis der Adveniat-Kollekte bekannt EINZUG Wir bitten Sie um eine großzügige Spende in die Adveniat Weih- der nachtskollekte. Ob mit der Spenden und nutzen Sie für den Dank an Ihre Gemeinde die tüte, einer Überweisung oder Rückseite. ist ein Hoffnungszeichen Dauerspende – ihre Weihnachtsgabe für viele Menschen in Lateinamerika Dankkarte aus den Adveniat-Materialien oder und Adveniat und seine Spendentüte bitte hier abtrennen sorgen dafür, dass sie ankommt. Partnerinnen und Partner efon 0201 1756-248 niat.de Vergelt’s Gott Adveniat-Vorlagen für den Pfarrbrief auf ÜB ER LE BE N und eine gesegnete Weihnacht! → www.adveniat.de/material ke für Ihre Spende in Weihnachtskollekte! P. Martin Meier SJ Die Tüte für Ihre Weihnachtskollekte 2021 Hauptgeschäftsführer Adveniat
18 Familienseiten ADVENIAT-KRIPPENAUFSTELLER 2021 ÜberLeben in der Stadt Ob Mexiko-Stadt, Lima, Río de Janeiro oder Bogotá; ob aber auch oft weggeworfenes Essen. Mit einem alten Manaus, Quito, Puebla oder Cali: An den Ampeln stehen und bepackten Sack ziehen sie durch die Straßen; Menschen – oft als Familie, um den vorüberfahrenden selbstverständlich helfen die Kinder dabei. Vielleicht Autos IRGENDETWAS anzubieten. Sobald die Ampel rot kommt sogar der Hund noch auf seine Kosten. wird, laufen diese Menschen zu den Autos und bieten Süßigkeiten, Zigaretten, Blumen oder Kugelschreiber Durch die Hochhäuser im Hintergrund drückt Carlos an; andere zeigen akrobatische Zirkuseinheiten auf der Lima, der Künstler aus der Nähe von Bogotá, aus, was Kreuzung oder waschen die Windschutzscheibe des für große Mehrheiten der Bevölkerung das alltägliche Autos. Leben in den größeren Städten des Subkontinents auszeichnet. Es ist mehr ein Überleben! – Ohne Arbeit Meist ist dies die einzige Möglichkeit, wie die Familien oder unterbeschäftigt suchen Abermillionen von Men- etwas für ihren Unterhalt verdienen können. Die Kinder schen ihr Überleben in der informellen Wirtschaft: Es helfen mit, brauchen so nicht alleine zurückgelassen zu ist ein Überleben am Rande des Daseins – ohne Rechte werden – für die Schule fehlt sowieso das Geld. Unter Um und mit Füßen getreten, marginalisiert und ausge ständen kann das Kind auf dem Arm auch etwas Mitleid schlossen. Wo bleibt die Würde dieser Menschen? auslösen, und es kommen ein paar mehr Münzen dazu. Inmitten dieser Wirklichkeit – nicht rechts und nicht Was für die einen nichts mehr bringt und entsorgt wird, links, nicht weit entfernt und nicht versteckt, sondern kann für die anderen das Abendessen sichern. Wie viele mittendrin – wird Gott Mensch. Genau hier geschieht Menschen ziehen in den lateinamerikanischen Städten Menschwerdung und gibt Gott dem Menschen seine zu den Mülltonnen und suchen nach Verwertbarem! – Würde zurück. Welch eine Herausforderung für uns Das kann Papier, Karton, Glas, Plastik und Eisen sein, ist alle! – Frohe Weihnachten! Hier kann der Krippenaufsteller bestellt werden Y www.adveniat.de/material2021
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