Alle guten Dinge in Zeiten von Corona entstehen dadurch, dass ein Mensch mehr tut, als er muss - Das Jahr 2020 - Caritas Darmstadt
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Das Jahr 2020 Caritasverband Darmstadt e. V. Alle guten Dinge in Zeiten von Corona entstehen dadurch, dass ein Mensch mehr tut, als er muss 1
Inhalt 4 Vorwort 6 Frühberatungsstelle 8 Erziehungsberatung 10 Kinder- und Jugendhilfe 12 Schwangerschaftsberatung 14 Allgemeine Lebensberatung 16 Gemeinwesenarbeit 18 Migrationsdienst 20 Psychosoziales Zentrum für Geflüchtete - PZGS 22 Suchthilfe 24 Psychische Hilfe 26 Ambulante Pflege 28 Stationäre Altenhilfe 30 Unsere Aktion: Wir Füreinander 32 Wir sagen Danke 33 Zahlen, Daten, Fakten 34 Caritas-Kampagne 2020 36 Tipps in Zeiten von Corona 40 Vielfalt beim Caritasverband 42 Leistungen und Hilfeangebote 44 Neues vom Aufsichtsrat 46 Spenden und Stiftungen 47 Impressum 3
Vorwort Liebe Leserinnen und Leser, in diesem Jahresbericht halten wir einen Rückblick auf eines für die meisten von uns wohl außerge- wöhnlichsten Jahre. Seit März 2020 stellt ein Virus die Arbeit von uns allen, ja unser gesamtes Leben, vor besondere Herausforderungen. So war 2020 ken sind wir bei den Familien der verstorbenen im Rückblick ein Jahr, das uns allen viel abverlangt Bewohnerinnen und Bewohner. In diesen schweren hat. Während andere Branchen zeitweise komplett Monaten hat unser Verband im guten Miteinander schließen mussten, galt es bei uns, neue Ideen von zusammengestanden, sich gegenseitig unterstützt heute auf morgen zu entwickeln. Jeder Fachbe- und gemeinsam der Krise die Stirn geboten. Mein reich hatte seine eigenen Herausforderungen und besonderer Dank geht an alle unsere Mitarbeiten- alle Einrichtungen und Dienststellen mussten neue den, sie haben in diesen schwierigen Zeiten eng Konzepte erarbeiten. Der Kreativität sind und waren zusammengearbeitet und große Herausforderun- kaum Grenzen gesetzt und es war beeindruckend, gen gemeistert und Caritas, sprich Nächstenliebe, was alles initiiert wurde, um in Zeiten des gebotenen gelebt. Ich danke auch allen von Herzen, die mit Abstandes dennoch Kontakt und Nähe zu halten. uns in diesem schwierigen Jahr vernetzt waren und Als Corona trotz aller Schutzkonzepte zwei unserer uns in unserer Arbeit unterstützt haben. Altenpflegeeinrichtungen erreichte, spürten auch So auch die vielen ehrenamtlich engagierten Men- 4 wir die Machtlosigkeit gegen das Virus. In Gedan- schen, die unseren Verband mit ihren Talenten,
ihrer Zeit, ihrer Nächstenliebe unterstützen. Sie ha- gagement mitunter schwieriger oder schrecken ben sich in Zeiten von Corona oftmals neue Wege Menschen ganz ab. Dagegen setzte die Caritas einfallen lassen müssen, um trotz Abstandsregel mit dem Motto der Jahreskampagne 2020 „Sei gut und Kontaktbeschränkung den Kontakt zu den Men- Mensch!“ ein Zeichen. schen zu halten, die sie mit ihrem ehrenamtlichen Im vorliegenden Jahresbericht informieren wir Sie Engagement unterstützen. Rund 400 Frauen und daher auch über die Vielzahl und Vielfalt an En- Männer sind es, die ehrenamtlich in vielen unserer gagement in unserem Verband und sagen allen Einrichtungen und Dienststellen helfen, weitere 400 dafür herzlich Danke. Es ist sehr berührend, was engagieren sich im Flüchtlingskreis und über tau- mit einem Hand-in-Hand-Arbeiten von Haupt- und send sind in der Gemeindecaritas aktiv. Die Zuwen- Ehrenamt alles möglich ist. dung zum Nächsten verdient Bewunderung. Sie ist Wir haben in diesem Jahr gemeinsam so unglaub- ein großartiger Beitrag zum gesellschaftlichen Zu- lich vieles gut zusammen geschafft. Wir haben uns sammenhalt und Miteinander. Unsere Gesellschaft gut geschlagen und sehen uns gewappnet für das, braucht die guten und hilfsbereiten Menschen un- was noch vor uns liegt. bedingt, sie sind unverzichtbar. Lassen Sie uns so weitermachen! Nicht mehr hinnehmbar ist es, wenn sowohl Mitar- beitende als auch Ehrenamtliche statt Anerkennung auf Diffamierung als „Gutmenschen“ stoßen, wenn hilfsbereite und tolerante Menschen als dumm, naiv und weltfremd dargestellt werden. Die Verunglimp- Ihre Stefanie Rhein fungen in den sozialen Netzwerken als Gutmensch, Caritasdirektorin verbunden mit dem Vorwurf einer Weltfremdheit oder die Tatsache, sich für gesellschaftliches En- gagement rechtfertigen zu müssen, machen En- 5
Frühberatung Doppeltes Handicap Auch in den Frühberatungsstellen war das alles beeinflussende Thema im Jahr 2020 die Corona- pandemie. Mit der Pandemie wurden wir vor her- ausfordernde Situationen und Entscheidungen ge- stellt. Es gab viele Fragen, die sehr schnell geklärt werden mussten: Können wir weiterarbeiten und wenn ja, wie? Ein Covid-Fall ist im näheren Umfeld aufgetaucht…was ist zu tun? Es gab viele neue An- forderungen, wie z. B. die Erstellung eines ausge- feilten Hygienekonzeptes, stündliche Desinfektion der benutzten Spielmaterialien, Organisieren von Telefon- und Videoberatungen der Eltern oder Vi- deotherapie für die Frühförderkinder. Von Anfang an war in dieser Krise für uns hand- In den Caritas Frühberatungsstellen wurden im Jahr lungsleitend: Wir wollen weitestmöglich da sein! 2020 insgesamt 490 Kinder mit Behinderungen und Denn gerade Kinder mit Behinderung und Entwick- Entwicklungsverzögerungen von der Geburt bis zur lungsauffälligkeiten brauchen eine Tagesstruktur Einschulung versorgt. Das komplette Angebot der und soziale Teilhabe. Zu fünft bei schlechtem Wet- interdisziplinären Frühförderung gibt es mittlerweile ter, mit einem verhaltensauffälligen oder behinder- an fünf Standorten. Über die Frühberatungsstellen in ten Kind auf 45 Quadratmetern, bedeuten Stress für Darmstadt, Pfungstadt, Dieburg, Groß-Umstadt und Eltern und Kind. Besonders für mehrfachbelastete Reinheim ist eine dezentrale Versorgung der Stadt Familien ist die Tagesbetreuung in Kita oder Schule Darmstadt und des Landkreises Darmstadt-Dieburg eine wichtige, stabilisierende Unterstützung. Wenn 6 gesichert. dieses soziale Netz wegfällt, wird es eng. An vielen
Kindern beobachten wir, dass sie motorisch unruhi- on verschiedenster Fachbereiche in der Begleitung ger werden, die Konzentrationsfähigkeit nachlässt, von Familien in veränderten Lebenssituationen und die Sprache undeutlicher wird, das Einhalten von massiven Lebenskrisen. Regeln wieder schwerer fällt. Beobachtungen, die Wir bleiben dran. Wir halten Kontakt. Mit wöchentli- wir auch nach langen Ferien machen – jetzt aber chen Angeboten bei uns in den Einrichtungen, über mit unabsehbarem Ende. Wir machen uns Sorgen Hausbesuche, per Telefon, per Video-Termin. Wo um Kinder und Familien, die nun sozial isoliert sind. die Technik nicht vorhanden ist, werden Spielma- Welche Entwicklungsauswirkungen wird das auf terialien auch mal per Post verschickt oder vorbei- diese Kinder haben? gebracht. Das „Gute im Schlechten“ ist die Erfahrung von Was sind die Auswirkungen der Pandemie im sozi- Krisentauglichkeit in unseren Frühförderstellen. alen Bereich? Was muss aufgefangen werden? Wo Am Anfang gab es Verunsicherung und Ängste bei muss genauer hingeschaut werden? Wo braucht es Mitarbeitenden und Familien. Aber nach dem ersten neue und ergänzende Hilfen? Das sind Fragen, die Schrecken zunehmend auch sehr viel Kreativität, sicher nicht nur uns in der Frühförderung beschäfti- Tatkraft, Mut und wohlwollendes Miteinander. gen. Wir bleiben dran! Gemeinsam! Das schönste Ergebnis: Die Rückmeldung der Fa- milien! „Wir sind so froh, dass ihr weiterhin aufhabt!! Jutta Sudheimer Der Termin in der Frühberatungsstelle ist aktuell un- ser einziger Außentermin. Wir freuen uns jede Wo- che darauf!“, so das motivierende Feedback einer Mutter zur Systemrelevanz. Interdisziplinäre Frühförderung im Caritasverband Darmstadt zeichnet sich schon immer aus durch Flexibilität, Kreativität, Vernetzung und Koordinati- 7
50 Jahre Erziehungsberatung, ein Jahr Corona! Zugänglichkeit jedweder Angebote im Internet. Damit verbunden bei Jugendlichen der Drang zu Selbstop- timierung, aber auch das Mobbing in den sozialen Netzwerken. Hinzu kommen kindliche Belastungen als Folge von Trennung und Scheidung, Kinderar- mut, die vielfältigen Sorgen von Alleinerziehenden und der bei Eltern besonders in der Mittelschicht an- zutreffende Ruf nach schulischen Höchstleistungen – mit allen bekannten Folgen für die physische und psychische Gesundheit der Heranwachsenden. Ein neues Projektkind ist am Horizont aufgetaucht, den Markterfordernissen angepasst, intelligent, erfolg- reich, durchsetzungsfähig und konsumfreudig. 2020 besteht die Beratungsstelle für Eltern, Kinder Die Corona-Krise mit ihren schrecklichen Folgen und Jugendliche im Kreis Bergstraße seit 50 Jahren. könnte hier erneut einen Wendepunkt einleiten, hin Nach den relativ „ruhigen“ Jahren bis Ende des zu mehr Rücksichtnahme, Solidarität und Verständ- letzten Jahrhunderts sind mit Beginn des neuen nis untereinander, und die Aufmerksamkeit wieder Jahrhunderts eine Reihe neuer Probleme dazuge- vermehrt auf die psychische Vulnerabilität von Kin- kommen, die auch in der Erziehungsberatung eine dern lenken, ganz ähnlich, wie vor 50 Jahren die zunehmend große Rolle spielen. Der Einzug digitaler Achtung der grundlegenden Bedürfnisse von Kindern 8 Welten bereits ins Kinderzimmer, die permanente ihren Anfang nahm. (vgl. Koch 2020)
Die Hauptgründe unsere Hilfeangebote 2020 in Anspruch zu nehmen waren: 50 Jahre Erziehungsberatung des Caritasverbandes 1. Allgemeine Fragen zur Erziehung und der Ent- Darmstadt im Kreis Bergstraße zu feiern war in 2020 wicklung der Kinder nicht möglich. Die akademische Feier, mit der die 2. Beratung in familiären Krisensituationen, Tren- Arbeit der Beratungsstelle in den letzten 50 Jahren nung der Eltern, Tod oder andere existenzielle gewürdigt werden sollte, entfiel. Wir planen jedoch Veränderungen den Fachtag, bei dem wir uns mit veränderten Fa- 3. Beratung von hochstrittigen Eltern, die getrennt milienformen und den damit verbundenen Aufgaben leben oder geschieden sind in der Erziehung auseinandersetzen wollen, in 2021 4. Beratung und Supervision von pädagogischen nachzuholen. Nachdem in den letzten fünf Jahren Mitarbeiterinnen in Kita und Schule viele langjährige Mitarbeiter*innen und in 2020 mit 5. Fragen zum Kinderschutz und zur Kindeswohl Winfried Herr auch der verdiente Dienststellenleiter gefährdung in den Ruhestand getreten sind, arbeitet ein neues Team von multiprofessionellen Mitarbeiter*innen in Durch die Corona Pandemie haben die Anfragen der Beratungsstelle. Dies erfordert zum einen die zu unseren Hilfeangeboten zugenommen. Was vor bisherigen Angebote in der gleichen Qualität fortzu- Corona nicht gut war, wurde durch Corona nicht führen und abzusichern und zum anderen, die Ar- besser. beitsabläufe zu reflektieren und eine Neujustierung der bisherigen Arbeit und Angebote vorzunehmen. Eike Wiesner 9
Kinder- und Jugendhilfe Die Auswirkungen der Pandemie mit Schließungen In der Fachberatung Kindertagespflege waren Haus- und vor allem den Kontaktbeschränkungen waren besuche, Gesprächskreise und andere persönliche und sind in vielerlei Hinsicht ein sehr einschneiden- Begegnungen mit den Kindertagespflegepersonen des Erlebnis in allen Bereichen der Kinder- und Ju- so gut wie gar nicht vorhanden. Die Vermittlungs- gendhilfe. Für die Bewohner*innen in unseren statio- anfragen nach einem Betreuungsplatz bei einer Ta- nären Wohngruppen hieß es, ihre sozialen Kontakte gesmutter/-vater waren nur in den Zeiten des ersten nicht mehr in der gewohnten Form aufrecht erhalten Lockdowns weniger, danach wieder ungebremst. zu können. Junge Menschen, die schon ohne Co- Nach Anlaufschwierigkeiten kamen mehr und mehr rona mit einer anderen Normalität leben, als das in digitale Formate zum Zuge. Das ersetzt den per- einer durchschnittlichen Familie der Fall wäre, sind in sönlichen Kontakt, das Zwischenmenschliche und besonderer Weise noch abgehängter gewesen. Vor die Begegnungen nur unzureichend. Alternativen in allem, was die schulischen und beruflichen Perspek- den Beratungen können neben den Telefonaten auch tiven angeht, war und ist das Gefühl, nicht vorwärts „Walk + Talk“ Formate oder Spielplatztreffen sein, die zu kommen, sehr präsent. Perspektiven, die sich vor bei günstigen Temperaturen umgesetzt werden. der Pandemie eröffnet hatten, wie z. B. Praktika, ver- liefen im Sand. Homeschooling mit Schüler*innen, Die Mitarbeiter*innen der Kinder- und Jugendhilfe ha- die auf Grund ihrer bisher erlebten Biografie oftmals ben in der Pandemie mit den genannten Auswirkun- Motivationsschwierigkeiten und schulische Defizite gen ihr ohnehin großes Engagement in ganz beson- haben, war und ist eine große Aufgabe. Geduld, Ver- derer Weise eingebracht und dafür Sorge getragen, ständnis und eine gute digitale Infrastruktur können dass die Dienste aufrechterhalten werden konnten. 10 dabei helfen, diese Herausforderung zu bewältigen.
Wo können Menschen in unserem Fachbereich ehrenamtlich mitanpacken? Die ehrenamtlichen Mitglieder des Fördervereins „Haus des Lebens“ in Viernheim unterstützen die Kinder- und Jugendhilfe des Caritasverbandes vor allem in Viernheim. Die Mutter-Kind-Einrichtung und die ambulante Jugendhilfe können unbürokratisch dort mit Unterstützung rechnen, wo Hilfe dringend benötigt wird. In den stationären Wohngruppen ist der Einsatz von Ehrenamtlichen vor allem in der schulischen Begleitung, wie z. B. beim Nachhilfeun- terricht von besonderer Bedeutung. Kirstin Reiniger Kinder- und Jugendhilfe: ►Stationäre Jugendwohngruppe Guballahaus/ Darmstadt ►Mutter-Kind-Einrichtung Mörlenbach ►Fachberatung Kindertagespflege im Kreis Berg- straße ►Haus des Lebens Viernheim 11
Schwangerschaftsberatung und Netzwerk Leben Angebote im Corona-Jahr Das Jahr 2020 begann wie gewohnt mit den per- noch mit max. fünf Personen/Raum mit jeweils drei sönlichen Beratungen und Gruppenangeboten in Familien stattfinden. Ab November in Einzelspazier- den Netzwerk Leben Projekten. Ab dem 12.3. des gängen, ab Dezember wurde langsam auf Online vergangenen Jahres wurden alle Gruppen ge- Angebote umgestellt, was technisch bei den Bera- schlossen und die Beratungen zunächst nur noch tungsstellen und den Klienten*innen nur schwer um- telefonisch durchgeführt. Dies führte zu längeren zusetzen war. Das Familienzentrum Heppenheim Wartezeiten sowie einem höheren Arbeitsaufwand wurde am 29.9.2020 mit einem Pressegespräch gerade wenn es um Antragstellung von Bundestif- und Babycafé eröffnet. Am letzten Dienstag im Mo- tungsmitteln für die Schwangerschafts- und Ba- nat wurde im Rahmen des Baby Cafés auch eine byausstattung oder für Elterngeld oder Kindergeld Hebammensprechstunde durch eine Hebamme der ging. Die Unterlagen für die Antragsstellungen Frühen Hilfen Kreis Bergstraße angeboten. Durch mussten oft mehrmals hin und hergeschickt wer- die Corona-Pandemie wurde das Angebot jedoch den. Die Portokosten gingen deutlich in die Höhe. schlecht angenommen und im Oktober vorüberge- Zum Glück konnten wir die face-to-face Beratung hend wieder eingestellt. Im Februar 2021 wurde es wieder in speziell eingerichteten Beratungszim- wieder online eröffnet. Die Online Cafés laufen bis mern anbieten. Auch bei Behördenkontakten muss- heute, aber nur mit deutlich geringerer Resonanz te unterstützt werden, was sich als sehr mühsam als die Vor-Ort-Angebote. Die Argumente sind: die gestaltete, gerade wenn die Menschen nicht so gut fehlende Nähe und unpersönlichere Möglichkeiten deutsch sprechen und lesen konnten. Ab Juni konn- in Kontakt zu treten. Einige Eltern möchten nicht, te das Café an der Bergstraße unter Einhaltung der dass ihre Kinder so früh mit den digitalen Medien 12 aktuellen Corona-Richtlinien als Babycafé to go nur in Kontakt kommen. Das Spielen und Kennenlernen
der Kinder untereinander fehlen komplett. In der fe schreiben oder Telefonate führen, was zu Verzö- Zeit, als die Gruppenangebote im Sommer geöffnet gerungen führte. Ein Vorteil der Pandemie war, dass waren, stellte sich heraus, dass einige Kinder viel nun die Notwendigkeit für eine digitale Ausstattung mehr Berührungsängste hatten, da sie den Kontakt der einzelnen Stellen ein viel stärkeres Gewicht zu anderen Kindern monatelang nicht hatten. Bei bekam. Durch zusätzliche digitale Anschaffungen finanziell benachteiligten Familien sind die techni- können Gruppenangebote, Beratungen und Infor- schen Voraussetzungen sehr schlecht. Alle hoffen mationen von und an die Familien in Zukunft virtuell auf die Öffnung der Vor-Ort-Angebote. Die Ange- stattfinden. bote in der sexuellen Bildung, die in den Sprach- kursen und Cafés stattfinden sollten, mussten alle Angelika Oberheim ausfallen. Die Verzahnung der niedrigschwelligen Angebote, wie den Cafés und der Beratungsar- beit war durch die nicht mehr stattfindenden Vor- Ort-Gruppen so hoch, dass die schnelle Hilfe nicht mehr gewährleistet sein konnte. Viele Behörden hatten ihren Präsenzbetrieb geschlossen und die Mitarbeiter*innen waren nur noch, wenn überhaupt, per Telefon oder Mail zu erreichen. Die Menschen konnten nicht, wie vorher, einfach dorthin geschickt werden, um schnelle Unterstützung zu bekommen. Die Berater*innen mussten häufiger Mails und Brie- 13
ben am Existenzminimum zurechtkommen mussten. Allgemeine Beratung hatte dann oft den Zweck, diese Menschen aufzubauen, ihnen Unterstützungsmöglichkeiten auf- Lebensberatung zuzeigen, um an ihrer Situation nicht zu verzweifeln. Hinter den Zahlen, die Sie auf Seite 33 lesen, be- Das Jahresthema „Sei gut, Mensch!“ war für die He- finden sich immer Einzelschicksale: Menschen, die rausforderungen des vergangenen Jahres sehr vo- ungeplant ihren Arbeitsplatz verlieren; Alleinerzie- rausschauend gewählt, obwohl bei der Festlegung hende, die verzweifelt fragen, wie sie ihre Kinder nicht absehbar war, wie stark die Corona-Pandemie durchbringen sollen; Kinder, die spüren, dass sie unser Leben auch in im Beratungsalltag beeinflussen mit Altersgleichen oft nicht mithalten können und würde. sich verschämt zurückziehen; ältere Menschen, die Auch in diesen Zeiten anwaltschaftlich für Benachtei- sich scheuen, Grundsicherung in Anspruch zu neh- ligte zu denken und einzutreten, war ein wertvolles men, da sie dachten, die durch lange Arbeit erzielte Instrumentarium für viele Betroffene. Alterssicherung würde ausreichen. Weil uns Solidarität und Empathie ein Herzensanlie- Diese Sorgen und Krisen münden dann oft in ei- gen ist, haben wir es über weite Strecken geschafft, nem Gefühl der Perspektivlosigkeit. Hier aktiv zu persönliche Beratung unter strengen Hygienemaß- werden, Menschen in Not zu unterstützen, ist eine nahmen anzubieten. Das war für die Mitarbeitenden der zentralen Aufgaben der Allgemeinen Lebensbe- der Allgemeinen Lebensberatung (ALB) oft eine gro- ratung. Wenn die Mitarbeitenden der ALB dann als ße Herausforderung. Viele der Klient*innen in der „Gutmenschen“ erlebt werden, ist dies ein Ansporn, ALB verfügen nicht über die technischen Vorausset- für Menschen, die gesellschaftlich Benachteiligte zungen, um digitale Angebote in Anspruch zu neh- sind, einzutreten. men. Viele Menschen, die den Weg zu uns fanden, 14 traf es unvermittelt, dass sie plötzlich mit einem Le- Martin Fraune
Engagement wie zeitintensiv die Patenschaft gewünscht ist, wird bei Familien-Patenschaften gemeinsam mit den Beteiligten besprochen. Wich- Elternsein ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Daher tig ist ein vertrauensvolles und partnerschaftliches bietet der Caritasverband Darmstadt drei Familien- Verhältnis zwischen Familie und Patin oder Pate! patenprojekte an, die dazu beitragen, dass Eltern Willkommen sind alle interessierten großen und mit diesen Anforderungen nicht alleine sind. Die kleinen Menschen - Religionszugehörigkeit und ehrenamtlichen Pat*innen stehen den frischgeba- Staatsangehörigkeit spielen bei Pat*innen, Eltern ckenen Eltern zur Seite. und Kindern keine Rolle. Im Dekanat Darmstadt engagieren sich die Ehren- „KiM“ und „Guter Start ins Leben“ werden gefördert amtlichen beim Projekt „KiM – Kinder im Mittel- und finanziert durch den Caritasverband Darmstadt punkt“, im Landkreis Darmstadt-Dieburg richtet sich e. V. und die Initiative Netzwerk Leben des Bistums das Projekt „Guter Start ins Leben“ an werdende Mainz. und junge Familien und in Erbach werden Schwan- „KiWi“ wird finanziert und getragen vom Odenwald- gere und Familien im Alltag durch „KiWi - Kinder kreis, dem Caritasverband Darmstadt e. V., der In- Willkommen“ unterstützt, begleitet und entlastet. itiative Netzwerk Leben und der Mary Anne Kübel Stiftung. Alle ehrenamtlichen Familienpat*innen eint, dass sie Familien zur Seite stehen und begleiten, wenn Claudia Betzholz diese sich aus unterschiedlichen Gründen eine Unterstützung benötigen. Durch einen Schulungs- kurs gehen die Familienpat*innen gut vorbereitet zu den Eltern und den jungen Kindern. In welchen Bereichen die Familienpat*innen unterstützen und
Gemeinwesenarbeit mut und Ausgrenzung betroffen oder bedroht sind, als ein zentraler Ort der Integration über weite Zeit- räume in mehreren Kleingruppen mit festen Betreu- Die anhaltende Coronakrise stellt die Gemeinwe- er*innen offengehalten. Der persönliche Kontaktwar senarbeit mit ihren Quartierseinrichtungen vor eine und ist für die Kinder sehr wichtig. Auch der inter- große Herausforderung. Ansprache, Hilfestellung nationale Frauentreff traf sich in Kleingruppen wei- und Beteiligung für die Menschen im Quartier konn- ter, damit sich Teilnehmerinnen gegenseitig stützen ten nicht mehr ohne Einschränkungen angeboten und der räumlichen Enge in den Erstwohnhäusern werden. Darmstadts zumindest für kurze Zeit entfliehen Beteiligung ist in den persönlichen Beteiligungs- konnten. formen eingeübt, doch den digitalen Formaten als Sowohl die Lebens- und Existenzsicherungsbe- Ersatz standen große Hürden gegenüber. Neue ratung als auch die Begleitung von Familien über Formen wurden erprobt, mit dem Wissen, dass di- die Dotterzeitgutscheine blieben im persönlichen gitale Ausstattung und Umgangskenntnis in Bevöl- Kontakt für Hilfesuchende offen, da entweder eine kerungsschichten, die von Armut und Ausgrenzung persönliche Ansprache nötig war oder die Digital- betroffen oder bedroht sind, weniger vorzufinden ressourcen fehlten. sind. Digitale Angebote wurden parallel erprobt. Arbeits- Daher fanden auch Telefon-, Plakat-, Wäschelei- gruppen, wie z. B. die Hausaufgabenhilfe, fanden nen-, Postkarten- und Briefaktionen statt. Regelmä- ihren Umgang damit. Das Treffen unter dem Weih- ßig wurden Fensterkonzerte im Quartier gespielt. nachtsbaum in Eberstadt wurde digital mit großem Aber auch unsere Einrichtungen blieben unter Erfolg durchgeführt. Einhaltung von Schutzkonzepten für Gruppen und Die Netzwerkarbeit und die Kooperationen im Quar- für hilfebedürftige Besucher*innen offen. So wurde tier wurden weiter verstärkt und auch digital weiter- 16 z. B. die Hausaufgabenhilfe für Kinder die von Ar- geführt.
Ein kleines Projekt mit großer Wirkung ist z. B. die „Weihnachtsaktion“. Das Gemeinschaftshaus wurde vor Weihnachten von der Inhaberin eines Friseursalons angefragt, eine Wunschbaumaktion zu machen, um Kindern aus dem Pallaswiesen-/Mornewegviertel Wünsche zu erfüllen Die Mitarbeiterinnen waren sofort von der Idee angetan und begannen mit der Umset- zung. Die Kinder und Jugendlichen zwischen sechs und fünfzehn Jahren konnten sich ein Geschenk bis Ehrenamt 30 Euro zu Weihnachten wünschen. „Ich wünsche mir…“ so begannen die handge- schriebenen Wunschzettel der Kinder aus dem Ge- Ehrenamtliches Engagement ist eine der tragenden meinschaftshaus. Säulen in der Gemeinwesenarbeit. Die Inhaberin des Friseursalons hängte die 70 Bürger*innen können sich in vielen Arbeitsgruppen Wünsche anonym an den Weihnachtsbaum in ih- thematisch einbringen. Auch können sie ehrenamt- rem Salon. Die Kund*innen konnten sich einen Ge- liche Mitbürger*innen in ihrer Alltagsbewältigung schenkewunsch aussuchen und ihn erfüllen. In der unterstützen, z. B. in unserer Seniorengruppe oder Woche vor Weihnachten wurden, aufgrund der Co- in unserer Hausaufgabenhilfe. rona-Situation, die Geschenke vom Nikolaus an die Kinder und Jugendlichen an der Tür übergeben. Als Dankeschön hatten die Kinder viele Bilder gemalt und gebastelt und der Salonbesitzerin übergeben. Horst Miltenberger 17
Migrationsdienst Der Migrationsdienst ist auch Anbieter von Frauen- integrationskursen. Mit Blick auf diese Kurse wurde – bedingt durch das Aussetzen des Präsenzunter- Auswirkungen von Corona richtes wegen der Corona-Pandemie – geprüft, in- Im Jahr 2020 ist der Anteil der Menschen, die eine wieweit Medienkompetenzen der Kursteilnehmerin- Beratung im Migrationsdienst in Anspruch genom- nen gestärkt werden und Onlineangebote für diese men haben, insgesamt angestiegen. In vielen Fäl- Zielgruppe infrage kommen könnten. Eine große len war eine durchgehende face-to-face Beratung Herausforderung stellten hierbei die technischen Vo- notwendig und wurde von den Mitarbeitenden in der raussetzungen und die Betreuung der Kinder dar. Migrationsberatung für Erwachsene (MBE) unter Für die Koordinationsstelle Asyl und Ehrenamt als Beachtung eines strengen Hygiene- und Schutzkon- dritte Säule im Migrationsdienst stellte sich die Situ- zeptes aufrechterhalten. Gleichzeitig wurde damit ation so dar, dass viele Einrichtungen und Angebote, begonnen, alternative Beratungsformen zur per- die von ehrenamtlichen Helferkreisen getragen wur- sönlichen Beratung anzubieten. Die Mitarbeitenden den, wie z. B. Sprachkurse, Offene Treffs und Begeg- der MBE haben eine Schulung zur Online-Beratung nungsangebote, aufgrund der Pandemie schließen absolviert und diese auch angeboten. Die Probleme mussten. der Hilfesuchenden waren keine andern als vor der Auch die Spiel- und Lernorte für benachteiligte Kin- Corona Pandemie. Am häufigsten an die Beratenden der an den Schulen konnten nur in eingeschränktem herangetragen wurden folgende Themen: Aufent- Umfang durchgeführt werden. haltsrechtliche Angelegenheiten, Familiennachzug, Resümee ist, dass die Integrationsprozesse für Men- Anfragen nach Integrationskursen, Wohnungssuche, schen mit Migrationshintergrund und Fluchtgeschich- familiäre Problemlagen wie z. B. Schwangerschaften te durch die Coronapandemie in 2020 gravierend in prekären Lebenssituationen, Trennungen, Proble- erschwert wurden. 18 me im Umgang mit Ämtern.
Ehrenamt eines strengen Hygiene- und Schutzkonzeptes teilweise weitergeführt werden. Wegen wiederholter Das bürgerschaftliche Engagement ist zu einer sehr Lernnunterbrechungen im Präsenzunterricht beka- wichtigen Ressource für eine gelingende Integration men die Ehrenamtlichen hier eine wichtige Bedeu- für Menschen mit Migrationshintergrund geworden. tung, um Lernlücken aufzufangen. Das Tätigkeitsfeld der ehrenamtlich Aktiven in den Viele Gruppenangebote, die von Ehrenamtlichen Helferkreisen für Menschen mit Fluchtgeschichte durchgeführt werden, wie z. B. der Internationale hat sich von der Nothilfe zur Integrationsarbeit in Familiennachmittag, müssen leider bis auf weiteres Städten und Gemeinden gewandelt. Die Ehrenamt- ruhen. lichen sind bemüht, bei der Ausgestaltung kommu- naler Integrationskonzepte mitzuwirken. Cornelia Tigges-Schwering Sie kümmern sich um passenden Wohnraum, um die Integration in den Arbeitsmarkt, die Ausbildung, den Familiennachzug und abgelehnte Asylbe- scheide. Sie begleiten die geflüchteten Menschen zu Behörden und helfen bürokratische Hürden zu überwinden. Erschwert wurden diese wertvollen Integrationsprozesse durch die Corona-Pandemie. Viele Angebote, die von Ehrenamtlichen durchge- führt werden, mussten entfallen. Lernunterstützende Hilfen für Kinder in den Lern- und Spielorten an den Schulen oder für Teilneh- merinnen aus den Integrationskursen durch ehren- amtliche Lernpat*innen konnten unter Beachtung 19
PZGS schnell wieder seine Räumlichkeiten zur Beratung mit persönlichem Kontakt. Strenge Sicherheitsmaß- nahmen und ein konsequentes Hygienekonzept be- stimmen seitdem den Beratungsalltag. Die Schutz- maßnahmen werden von unseren Besucher*innen gerne angenommen. Es herrscht Konsens über die Notwendigkeit, sich und andere zu schützen. Seit Beginn der Pandemie hat sich der Alltag vie- ler Geflüchteter auf dramatische Weise verändert. Besonders diejenigen, die in Gemeinschaftsunter- Psychosoziales Zentrum künften leben müssen, leben in Angst vor der er- für Geflüchtete höhten Ansteckungsgefahr. Gleichzeitig leiden sie unter den Restriktionen zur Pandemiebekämpfung. Die beengten Unterbringungsräume, das Teilen Als der erste Lockdown im März 2020 begann, wa- eines Zimmers mit einem anderen Menschen, der ren alle sehr verunsichert. Von offizieller Seite wur- nicht unbedingt zur Familie gehört oder mit dem de die Schließung der Beratungsdienste empfohlen. die Bewohner*innen befreundet sind, die fehlenden Beratungen sollten nur telefonisch oder über Mail- Ausweichmöglichkeiten, fehlende Privatsphäre, um kontakte erfolgen. Schnell wurde klar, dass die Be- sich virtuell zu treffen oder auszutauschen, manch- ratung von traumatisierten geflüchteten Menschen mal auch die mangelnden Möglichkeiten ein WLAN auf diese Weise nur sehr unbefriedigend erfolgen kostenfrei zu nutzen. Das sind nur einige Beispie- kann. Die eingerichtete Telefonhotline wurde nicht le für quälende Umstände, die dazu führen, dass gut angenommen. Aus diesem Grund öffnete das Menschen einen „Lagerkoller“ kriegen und sich ihr 20 Psychosoziale Zentrum für Geflüchtete Südhessen psychischer Zustand verschlechtert.
Die Auswirkungen sind in der Beratung zu spüren. Glücklicherweise ist es dem Team des Psychoso- zialen Zentrums gelungen, auch durch die baldige Rückkkehr zur face-to-face-Beratung 479 Men- schen zu beraten. Niedergeschlagenheit, Depres- sionen, belastende Erinnerungen, Schlafstörungen, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen waren die Themen, die die Hilfesuchenden bedrückten. Maria-Antonia Estol 21
Suchthilfe in Zeiten von Corona ders unter Vereinsamung leiden, in ihren Wohnun- gen. Gleichzeitig wurden Gruppenangebote in Tele- Eine Sucht entsteht oft aus dem Versuch, widrige fon- und Videokonferenzen durchgeführt, wenn die Lebensbedingungen leichter erträglicher zu ma- Infektionslage dies notwendig machte oder von den chen: Durch den Konsum von Suchtmitteln wird Klient*innen gewünscht wurde. Auch Selbsthilfe- Social Distancing als weniger einsam empfunden, gruppen, die sich nicht mehr vor Ort treffen konnten, das Homeschooling ist weniger nervenaufreibend, blieben auf diese Weise in Kontakt. Deutlich mehr die Existenzängste aufgrund der verlorenen Ar- Menschen als in den Vorjahren nutzen 2020 die beitsstelle fühlen sich kaum noch belastend an. Online-Beratung bei Fragen zu Suchtproblemen. Die Kehrseite zeigt sich dagegen zeitversetzt: Aus In unseren stationären und ganztägig-ambulanten Social Distancing kann Isolation werden, das Ho- Einrichtungen wurden umfangreiche Sicherheits- meschooling aufgegeben und die Arbeitslosigkeit in vorkehrungen, wie eine eigene Aufnahmeabteilung guten Perspektivlosigkeit münden. „Sei gut, Mensch!“ propagierte die Caritas-Kampag- und regelmäßige Testungen implementiert, um den anwesenden Patient*innen einen bestmöglichen morgen ne 2020. Und was normalerweise so einfach klingt, stellten die Pandemie-Monate auf eine harte Probe: Schutz und dennoch wirksame Therapien zu er- möglichen. lieber Ist es besser, im direkten Kontakt persönlich zu be- raten oder schütze ich Klient*innen und mich selbst Die Corona-Krise hat die Suchthilfelandschaft spür- bar geprägt. Bekannte Strukturen mussten zeitnah Tag durch Telefontermine lieber vor einer möglichen Ansteckung? Die Mitarbeitenden der ambulanten und ohne Erfolgsgarantie auf unbestimmte Zeit durch neue Verhaltensweisen ersetzt werden. Er- fahrungen, die viele abstinent gewordene Klient*in- Suchthilfe haben in weiten Teilen die Beratung im face-to-face-Kontakt angeboten. In der Eingliede- nen schon gemacht haben. rungshilfe besuchten Mitarbeitende Menschen mit chronischen Suchterkrankungen, welche beson-
Ehrenamt Erfahrung eine Suchterkrankung durch vorhandene Hilfsangebote zu überwinden können sie Betroffene Im Suchthilfebereich engagieren sich viele Men- in besonderer Weise erreichen und ihnen den Weg schen ehrenamtlich: Sie organisieren Selbsthil- erleichtern, selbst Hilfe in Anspruch zu nehmen. fegruppen und ermöglichen Betroffenen und An- Dadurch werden viele Chancen zur Beratung und gehörigen ganz praktische und auf persönlicher Behandlung von Menschen mit Suchtproblemen Erfahrung basierende Hilfe zur Selbsthilfe. verbessert, bevor das Suchtproblem durch weitere Auf eine weitere Form der Beteiligung setzt das ernsthafte Folgeschäden unübersehbar wird. Lotsennetzwerk Rhein-Main: Seit 2015 lassen sich ehemalige Suchtkranke zu Lots*innen ausbilden, Matthias Häring um Menschen in Allgemeinkrankenhäusern mit dem . Verdacht auf eine Suchterkrankung anzusprechen und in weiterführende Hilfen zu vermitteln. Denn L ot s ennet z w er k häufig wird eine Suchterkrankung nicht erkannt Rhein- oder aufgrund fehlender Ressourcen nicht ange- sprochen, wenn die Ursache für die Einweisung ...ein guten ein gebrochenes Bein, eine geschädigte Leber oder Depressionen sind. Um Kontakt zu den Be- Netz morgendas troffenen zu bekommen, den sie annehmen kön- auffängt lieber nen und gleichzeitig hilfreich ist, bieten Lotsinnen und hält Tag und Lotsen persönliche Gespräche bzw. ihre Un- terstützung an. Diese Lots*innen sind Menschen aus Selbsthilfegruppen, die sich speziell für diese Tätigkeit haben schulen lassen. Mit ihrer eigenen 23
Arbeitsmittel. Hauptaufgabe war und ist, an den Klient*innen „dran“ zu bleiben. Denn Menschen mit Gemeindepsychiatrie: psychischen Erkrankungen sind vom Ausbruch des Coronavirus und den von der Politik verordneten Beschränkungen im sozialen Miteinander beson- ders betroffen. Durch die oft jahrelange Einnah- me von Medikamenten oder Suchtmitteln und auf Grund ihrer Begleiterkrankungen zählen sie zur Risikogruppe. Die wachsenden Unsicherheiten und Die Gemeindepsychiatrischen Zentren des Caritas- Kontaktbeschränkungen gefährden die für sie müh- verbandes Darmstadt unterstützen, betreuen und sam erarbeiteten seelischen und sozialen Struktu- begleiten wohnortnah psychisch kranke Erwach- ren. sene mit Fachdiensten und offenen ambulanten Während des Lockdowns und der Wochen der Angeboten. In den Zentren gibt es Beratungsan- Schließung der Tagesstätten hielten die Mitarbei- gebote, offene Freizeitangebote, die Möglichkeit, tenden der Gemeindepsychiatrischen Zentren den stundenweise zu arbeiten, sowie Wohnangebote. Kontakt zu den Klient*innen mit neu entwickelten Die Menschen, die hierherkommen, werden profes- Hilfsangeboten. Ob Telefonat, Hausbesuch mit sionell unterstützt und haben einen Ort, an dem sie Abstand, Post mit Infos zu Corona, Tipps für ein sich mit anderen treffen und austauschen können. Bewegungsprogramm zu Hause oder Quiz zum Es sind Orte mit offenen Türen für die Menschen. Zeitvertreib. Mit viel Energie wurde die schwierige Als Corona kam und die offenen Türen unserer Ge- Situation angegangen, um die psychisch kranken meindepsychiatrischen Zentren zugehen mussten, Menschen weiterhin in ihrem Sozialraum zu beglei- wurde das Telefon und der Kontakt über die „Neu- ten und Hilfen zur Verfügung zu stellen. 24 en Medien“ für alle Mitarbeitende die wichtigsten Auch wenn nach dem Lockdown die Tagesstätten
in den Gemeindepsychiatrischen Zentren mit einem starke zivilgesellschaftliche Organisationen, die da- umfassenden Hygienekonzept wieder Schritt für rauf drängen, dass der Mensch bei politischen Ent- Schritt öffnen konnten, sehen die Mitarbeitenden scheidungen im Mittelpunkt steht. Zum Glück gibt die lange Dauer der Einschränkungen kritisch. So es viele gute Menschen, die den Zusammenhalt haben die Kinder psychisch kranker Eltern weniger stärken. Sei gut, Mensch! Kontakte nach außen. Damit gibt es auch weniger In der Darmstädter Tagesstätte wechselten sich Menschen um sie herum, die hinschauen und sie- vor Corona seit 30 Jahren ehrenamtlich engagierte wenn nötig in schwierigen Situationen unterstützen Menschen im Alter von unter 50 bis über 80 Jahren können. Gelang es meist noch sehr gut, den Kon- ab, um jeweils zu zweit den Samstagstreff anzubie- takt zu den bekannten Klient*innen zu halten, so ha- ten. Trotz der unterschiedlichen Berufe (Taxifahrer, ben alle Zentren erfahren, dass zu Anfang der Krise Sozialpädagogin, Psychologin, Kauffrau, Verwal- weniger Menschen den Kontakt neu gesucht haben. tungsangestellte, Techniker, Sachbearbeiter) eint Dabei sind gerade in Zeiten von Corona enge und alle das Interesse, den psychisch kranken Men- verlässliche Beziehungen wichtiger denn je. schen eine Alternative zum oftmals einsamen Wo- chenende anzubieten. „Sei gut, Mensch“. Das Motto des Deutschen Die Ehrenamtlichen freuen sich auf die Gemein- Caritasverbandes bringt auf den Punkt, was Mit- schaft mit den psychisch kranken Menschen. Die menschlichkeit ausmacht. Menschen sind im Laufe Geselligkeit tue ihnen gut. Über 20 Männer und ihres Lebens immer wieder auf Hilfe angewiesen, in Frauen nutzten all die Jahre das wöchentliche An- Krisen und schwierigen Situationen. Wer Solidarität gebot. Wenn es wieder angeboten werden kann, lebt und danach handelt, verändert nicht nur das sind neue Besucher*innen ebenso herzlich willkom- Leben eines Menschen, er bewegt weit mehr. men wie Ehrenamtliche, die das Team verstärken. Unsere Gesellschaft braucht das Engagement ih- Monika Horneff rer Bürgerinnen und Bürger, ihre Perspektiven und 25
Abstand statt Nähe - als diese wichtigen Utensilien wieder ausreichend zur Verfügung standen. Pflege Das oberste Gebot jedoch, Abstand halten, ist im in Zeiten von Corona Bereich der Pflege besonders schwer umzusetzen, die doch eigentlich von Nähe geprägt ist. So vermis- sen die Pflegebedürftigen den aufmunternden Hän- Das Coronavirus stellte im letzten Jahr das Leben dedruck oder die Umarmung. Selbst das Lächeln ist aller auf den Kopf, doch die oftmals hochbetagten hinter der Maske versteckt. Gerade für Menschen und vorerkrankten Pflegebedürftigen und ihre Ange- mit Demenz ist es besonders schwer, wenn Mimik hörigen drückten nochmals ganz besondere Sorgen und Zuneigung nicht zu erkennen sind. Doch bei al- und Nöte. Daher liefen anfangs die Telefone in al- ler Vorsicht, beim Waschen oder bei der Wundver- len Dienststellen heiß. Manche Angehörigen hatten sorgung ist die Regel „zwei Meter Abstand halten“ in Sorge, dass der Pflegedienst nicht mehr kommt, an- der Pflege einfach nicht einzuhalten. Da braucht es dere wiederum hatten Angst vor einer Ansteckung viel Einfühlungsvermögen und ein sehr gewissen- und sagten die Besuche ab. haftes Vorgehen bei der körpernahen Versorgung Für die Teams war dies alles eine Extremsituati- der Klient*innen. on. Viele Mitarbeitende sind selbst nicht mehr die 2672 Klient*innen werden durch die sieben ambu- Jüngsten, und doch waren sie weiterhin jeden Tag lanten Pflegedienste versorgt, manche mehrmals für die Menschen da, die mehr denn je auf sie ange- täglich. Um die Pflegequalität zu gewährleisten wiesen waren und auf sie warteten. Da kamen die braucht es genügend Personal. Es könnten noch anfänglichen Probleme, nicht genügend Schutzaus- mehr Anfragen erfüllt werden, wenn mehr Personal rüstung zu haben, noch erschwerend hinzu. Offen zur Verfügung stünde. Wer diesen wichtigen Job und ehrlich wurde dies mit den Klient*innen und gerne bei der Caritas ausüben möchte, ist beim Ca- 26 Angehörigen besprochen und alle waren erleichtert, ritasverband Darmstadt herzlich willkommen.
Ehrenamt dazu beitragen, dass Sterben und Tod in der Ge- Die ambulanten Pflegedienste sagen nochmals al- sellschaft nicht verdrängt werden und setzen sich len Firmen und Privatpersonen, die mit Spenden für die moderne Schmerztherapie ein. „Wir respek- zum Überbrücken der schweren Corona-Anfangs- tieren jeden Menschen in seiner Einzigartigkeit, zeit geholfen haben, herzlichen Dank. unabhängig von Religion und Weltanschauung. Wir Seit vielen Jahren bereits wird die Caritas Sozialsta- nehmen uns Zeit, wir hören zu.“ tion Mörlenbach-Weschnitztal ehrenamtlich von der Hospizhilfe Mörlenbach unterstützt. Dies ist eine Claudia Betzholz Gruppe von zur Zeit acht Menschen, die Schwer- kranke und Sterbende in der letzten Lebensphase begleiten sowie deren Angehörige und Freunde un- terstützen. Die Hospizhilfe Mörlenbach versteht sich als er- gänzende Hilfe von Ambulanter Pflege, Kranken- häusern, Altersheimen und Pfarrgemeinden. In ver- schiedenen Seminaren haben sich die ehrenamtlich engagierten Menschen auf diesen Dienst vorberei- tet, um mit den Betroffenen über Ängste, Traurig- keit, Nöte, Zweifel und Hoffnung zu sprechen. Auch die Trauernden finden bei den Ehrenamtlichen Un- terstützung. Die Hospizhilfe will, dass möglichst viele Menschen ihrem Wunsch gemäß zu Hause in vertrauter Umge- bung sterben können. Die Begleiter*innen möchten 27
Stationäre Altenhilfe In „normalen Zeiten“, sprich vor Corona, sind die Funkstille, es gab keine persönlichen Kontakte nach draußen. Die IT hat aber schnell Lösungen präsen- Alten- und Pflegeheime des Caritasverbandes tiert, die von den Bewohner*innen auch genutzt Darmstadt offen, sie leben und atmen. Techniker*in- wurden. Auch die Anteilnahme der Bevölkerung war nen, Therapeut*innen und Besucher*innen gehen sehr groß. Da gab es von den unterschiedlichsten ein und aus, viele Menschen kommen und gehen. Privatpersonen und Firmen herzliche Botschaften, Es ist ein sehr modernes Verständnis von Altenpfle- Hoffnungslichter, kleine Konzerte, Video-Grußbot- ge, welches in unseren Heimen gelebt wird, ange- schaften und auch Spenden, die zum Beispiel die reichert durch die Herzlichkeit der Mitarbeitenden, anfängliche Desinfektionsmittelknappheit zu über- Großen die sich sehr positiv auf die Senior*innen auswirkt. brücken halfen. Doch durch Corona hat sich das Leben in den Hei- Als in Zeiten der Kontaktbeschränkung die Angehö- men drastisch geändert. Plötzlich sind Kontaktsper- rigen und Ehrenamtlichen nicht mehr in die Heime ren und Abstandsgebote allgegenwärtig geworden. kommen durften, wurde auch deutlich, welch große So recht wusste zu Beginn der Krise niemand, was Lücke dadurch entsteht. Die Mitarbeitenden wurden richtig und was falsch ist. mit neuen Aufgaben konfrontiert, bei gleichzeitig So gab es bei der ersten Welle in den Einrichtungen weniger Unterstützung. Die Bewohner*innen benö- zwar Hygienekonzepte. Doch die waren eher auf tigten mehr Zuwendung. So waren die Mitarbeiten- eine Grippewelle ausgerichtet, nicht auf eine Pan- den, zusätzlich zur intensiven Pflege, noch mehr als demie, wie wir sie jetzt haben, auch was die Schutz- Sozial- und Kontaktperson gefragt. Zudem kosteten ausrüstung angeht. Alles, was an Schutzausrüstung die Hygienemaßnahmen und die Schnelltests viel erforderlich gewesen wäre, gab es nicht und war Zeit. Doch bei aller Arbeitsbelastung sind die Rück- auch auf dem Weltmarkt nicht zu bekommen. sichtnahme, das gegenseitige Verständnis und die Da die Bewohner*innen zu dem besonders gefähr- Achtsamkeit der letzten Monate in unseren Häusern 28 deten Personenkreis zählen, herrschte acht Wochen beeindruckend. Benedict Pretnar
sind, engagieren sich die meisten auch danach noch Ehrenamt – gerne weiter. Bei der Fülle und Vielfalt an Projekten finden alle, die Interesse haben sich einzubringen, das was ihnen auch persönlich Spaß macht. eine wichtige Säule der Lebenskultur in unseren Alten-Pflegeheimen Viele Projekte funktionieren durch ein Hand in Hand von Ehrenamt und Hauptamt und ein Miteinander In Zeiten von Corona fehlten sie besonders. Die vie- der verschiedensten Abteilungen. Dieses harmoni- Dank ! len ehrenamtlich engagierten Menschen, die sich in sche Miteinander tut allen gut, dem Team, den Eh- unseren vier stationären Altenhilfeeinrichtungen mit renamtlichen und den Bewohner*innen. ihrer Zeit und ihrem Engagement einbringen. Sei Die Ehrenamtlichen helfen das Leben der Men- es die Cafeteria, der Besuchs- oder Fahrdienst, die schen im Haus positiv zu gestalten. Handarbeitsgruppe oder der Mittagstisch, es gibt in allen Einrichtungen zahlreiche Angebote, bei wel- Claudia Betzholz chen ehrenamtlich engagierte Menschen das Ca- ritas-Team verstärken. „Sie bringen Liebe, Freude und Licht in die Herzen der Menschen“, so brachte es Pfarrer Peter Kern bei einem Ehrenamtstreffen in Bürstadt vor Corona auf den Punkt. Die Menschen freuen sich für andere da zu sein, helfen zu kön- nen und auch Zuspruch und Trost zu schenken. Die Schnittstelle durch die Angehörigen ist bei vielen Ehrenamtlichen der Auslöser, sich im Heim zu en- gagieren. Selbst wenn die Angehörigen verstorben 29
Unsere Aktion: Wir füreinander Um die Dienstgemeinschaft auch in schwierigen Zeiten zu pflegen und anzuerkennen hatten Monika Horneff und Janina Helm die Idee, als Zeichen der Anerkennung und des Miteinanders eine „Wir fürei- nander-Aktion“ zu initiieren. Ein virtuelles Zeichen, eine schöne Karte vom Team, eine kleine Geste, et- was „Süßes oder Saures“ für die Nerven der Mitar- beitenden, die täglich in der Krise für die Menschen da sind... den Ideen, als Zeichen der Anerkennung und des Miteinanders, waren keine Grenzen ge- setzt. Am Motto „Wir füreinander“ sollten wir weiter festhalten, auch nach der Coronakrise, denn unsere Stärke wächst aus unserem Miteinander. Und in der Krise zeigte und zeigt sich einmal mehr, dass wir ein starkes Netzwerk sind und dass die Stärke unseres Verbandes tatsächlich aus dem ganz konkreten Mit- 30 einander erwächst.
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Wir sagen Danke Danke an unsere engagierten Mitarbeitende, die in dieser angespannten Zeit für Menschen da sind, die dringend Hilfe brauchen. Danke an Menschen und Firmen, die unseren Mitarbeiter*innen, Bewoh- ner*innen und Klient*innen durch unterschiedliche Ideen eine Freude machten. Wir erhielten Spenden von selbstgenähtem Mas- ken, Händedesinfektionsmittel, Flächendesinfekti- onsmittel, Handschuhe und Mund-Nasen-Schutz, Leihgaben an Tablets, musikalische Darbietungen für Heimbewohner*innen, Käse- und Apfelku- chen...... 32
Zahlen, Daten, Fakten In den Caritas Frühberatungs- ►2487 Menschen nahmen 2020 stellen wurden im Jahr 2020 insgesamt Suchthilfeangebote in Anspruch. 490 Kinder mit Behinderungen und Entwick- ►479 Menschen lungsverzögerungen von der Geburt bis ►2020 kamen wurden 2020 im PZGS beraten. zur Einschulung versorgt. insgesamt 957 Menschen in die ►2020 Schwangerschaftsberatung. ►2020 nahmen kamen 1122 Menschen in die Allgemeine ►1538 Menschen insgesamt 1032 Menschen aus Lebensberatung. nahmen 2020 die Beratungsan- 40 Nationen die Hilfeangebote der Migra- gebote der Erziehungsberatung in tionsberatung in Anspruch. Anspruch. ►in der Krisenwohnung ►2020 nahmen fand an 138 Tagen im Jahr 2020 insgesamt 968 Menschen das ►Rund 1500 Menschen eine Übernachtung statt. Angebot der Kinder- und Jugendhilfe nahmen die Hilfeangebote unserer in Anspruch. Gemeindepsychiatrie in Anspruch. ►121 Teilnehmer- rinnen mit 34 Kindern aus 27 Nationen nahmen an den Frauenintegrations- ►2020 konnten ►Das Beratungsangbot kursen teil. 418 Teilnehmer*innen die Angebote Frühzeitige Intervention psychische der Netzwerke psychische Gesundheit Gesundheit – ein sequentielles Arbeitsfähig- ►100 Kinder und Seelische Gesundheit leben keitskonzept (FIGA) konnten 100 Perso aus 15 Nationen nahmen die Spiel- nutzen. nen im Jahr 2020 nutzen. und Lernorte in Anspruch. 33
Sei gut, Mensch! – Die Caritas-Kampagne 2020 Viele Menschen sind bereit, anderen Gutes zu tun. Gutes Handeln braucht Freiräume Sie übernehmen Verantwortung für den Nächsten Sich dem Gegenüber zuzuwenden und Gutes zu und die Gemeinschaft, setzen sich für sie ein und tun ist besonders dann möglich, wenn Menschen helfen, wo Unterstützung benötigt wird. Sie sind Freiräume dafür haben. Der Deutsche Caritasver- „Gutmenschen“ im besten Sinne des Wortes. Statt band macht sich in seinen sozialpolitischen Positio- Dank und Anerkennung erfahren viele von ihnen nen deshalb stark dafür, jedoch Häme, Einschüchterungen oder gar Dro- ►solidarisches Handeln zu unterstützen, unter an- hungen. Der Deutsche Caritasverband stellt klar: derem durch Gelegenheiten, bei denen man spürt, Wer sich für die Gesellschaft einsetzt und ande- was man selbst alles bewegen kann, ren Gutes tut, darf nicht verunglimpft werden. Der ►bürgerschaftliches Engagement zu fördern, zum Zusammenhalt in unserer Gesellschaft ist auf das Beispiel durch die Entwicklung passender Angebote solidarische Handeln aller angewiesen. Die Bereit- und eine wertschätzende Anerkennungskultur, schaft, Gutes zu tun, braucht Ermutigung und ver- ►politische Beteiligung zu beleben, indem Zivil- dient Anerkennung. Mit der Aufforderung „Sei gut, courage gestärkt wird und neue Formen der Beteili- Mensch!“ lädt die Caritas ein, aktiv zu werden. Das gung erprobt werden, heißt, Menschen beizustehen, die Unterstützung ►weltweite Solidarität zu festigen, durch das brauchen – sei es durch konkretes Tun oder auch Schaffen von Bewusstsein für die globalen Zusam- auf politischer Ebene. Und es heißt, sich entschie- menhänge und die Unterstützung von Initiativen für den gegen die Herabsetzung und Diffamierung gu- den Erhalt der Schöpfung. ten Handelns zu wehren. 34
Jede und jeder kann etwas tun. Und jede und je- der muss auch etwas tun – ganz gleich, wie groß oder klein der Beitrag sein mag. Denn wir stehen alle in der Verantwortung, das soziale Miteinan- der in unserer Gesellschaft und weltweit zu be- wahren und zu fördern. Die Positionen im Wortlaut finden Sie im Internet unter: www.SeiGutMensch.de/Positionen Diese Inhalte wurden aus dem Flyer der Kampagne des Deutscher Caritasverband e.V. übernommen. Fotorechte: Deutscher Caritasverband (DCV) 35
Tipps „in Zeiten von Corona“ vom Krisendienst Südhessen Viele Menschen sind durch das Corona-Virus sehr verunsichert. Manche fühlen sich von den vielen Informationen überfordert. Der persönliche Austausch fehlt. Die Veränderungen im Alltag, wie zum Beispiel Einschränkungen durch Ausgangsregelungen oder die Absage öffentlicher Veranstaltungen sowie Ängste vor dem, was gerade passiert, können psychische Belastungen verstärken. Der Krisendienst Südhessen hat Anregungen/Fertigkeiten zusammen- gestellt, die zur Unterstützung bei Ängsten, Verunsicherungen und in Stresssituationen angewendet werden können. 1. Umgang mit Stress, Ängsten, negativen Gefühlen Die aktuelle Situation wie z. B. Kurzarbeit, Homeoffice, Kinderbetreuung zu Hause, Isolierung, wenig Außen-/Sozialkontakte…. so annehmen, wie sie ist >“Radikale Akzeptanz“ Das heißt, auch wenn wir die Situation nicht gut finden, die Dinge so annehmen wie sie sind. Akzeptieren, was wir im Moment nicht selbst verändern können. Anzunehmen hilft aus dem negativen Gedankenkreislauf auszusteigen. 36
Entspannung: Auf die Körperhaltung achten, entspannte Körperhaltung einnehmen: Aufrechte Haltung, die Gesichtsmuskulatur entspannen durch sanftes Lächeln. Wichtig! Achten Sie auf Ihren Atem, ruhig und tief ein- und ausatmen. Selbstermutigung: Sätze wie: „Ich kann es aushalten, ich tue das Beste, was ich kann…“ helfen uns, in schwierigen Situationen nicht den Mut zu verlieren. Gebet und Meditation: Wir sind nicht allein. Gott um Kraft Höheres Wesen bitten. um Kraft bitten. Vertrauen, dass die Dinge gelöst werden. Sinngebung: Hilft in einer schwierigen Situation einen tieferen Sinn zu suchen. Das Positive sehen. Werte verändern sich. Zeit für sich nehmen. Aktivitäten: Regelmäßige Bewegung hilft zum Stressabbau - gegen das Grübeln. Dabei achtsam die Natur beobachten, Laufen, Fahrradfahren, …. Ablenken: Gefühle wie Überforderung, Stress oder Sorgen sind in dieser Ausnahmezeit völlig normale Reaktionen. Diese Gefühle anerkennen, sich bewusst machen, dass es aktuell vielen Menschen so geht. Überlegen, was ich mir Gutes tun kann, damit ich mich besser fühle. Hirn-Flick-Flacks: In Krisensituationen können Gedankenreisen helfen sich abzulenken. 37
Angstbewältigung: Entgegengesetztes Denken-Handeln. Bei negativen Gefühlen und oder Ängsten sich selbst beruhigen. Konzentrieren Sie sich auf das, was um Sie herum und in Ihrem Körper wirklich geschieht - nicht auf das, was in Ihrer Vorstellung noch alles geschehen könnte. Negative Gefühle/Angst ersetzen, indem Sie eine angenehme Situation schaffen, die ein angenehmes Gefühl erzeugt. Z. B. Bilder anschauen, die ...... positive Gedanken und Gefühle auslösen. Atemübungen: Durch Atmen sich selbst beruhigen, Stress abbauen: · Den Atem zählen: Ich atme ein, eins - Ich atme aus, eins, usw. bis 10. · Beim Atmen langsam laufen und Ein- und Ausatmung zählen. · Tiefes Einatmen - in den Bauch atmen und den Atem spüren. 2. Alltag positiv gestalten tägliche Routineabläufe durch: · regelmäßige Mahlzeiten, zu festgelegten Zeiten. · auf den Tag-Nacht-Rhythmus achten, morgens aufstehen, abends rechtzeitig ins Bett gehen. · beim Homeoffice oder bei Schularbeiten - ähnliche Zeiten einhalten. · Vermeiden Sie exzessiven Medienkonsum, ständig laufende Nachrichten können Stress verursachen und die Sorgen verstärken. 1-2 mal am Tag Nachrichten hören bzw. sehen. Nur vertrauensvolle Informationsquellen nutzen. Achtung vor Fake News! 38
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