DER HIM MEL LA CHT! DIE ERDE JU BILIERET - Donnerstag, 28. April 2022 Evang. Kirche Trogen (AR)

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DER HIM
MEL LA
CHT! DIE                      3

ERDE JU
BILIERET
 Donnerstag, 28. April 2022
 Evang. Kirche Trogen (AR)

 Kantate BWV 31
HINWEISE
 ZU DEN KA
NTATEN KON
ZERTEN

 Abfolge                        Preise                            Details

 17.30–18.15 Uhr,               Einzeleintritt                    Das Abendprogramm steht
 evang. Kirche Trogen (AR)      Werkeinführung                    jeweils ab 2 Wochen vor dem
 musikalisch-theologische       CHF 40.– (inkl. Imbiss)           entsprechenden Konzert-
 Werkeinführung                 Jugendliche ab 12 Jahren und      termin online zur Verfügung.
 mit Rudolf Lutz &              Studenten / KulturLegi CHF 20.–   www.bachstiftung.ch
 Pfr. Niklaus Peter
                                Einzeleintritt Konzert            Generalprobe
 im Anschluss                   Kat. A CHF 60.–                   Die Generalprobe ist bis auf
 kleiner Imbiss & Getränke      Kat. B CHF 50.–                   Weiteres nicht öffentlich.
                                Jugendliche ab 12 Jahren und
 19 Uhr,                        Studenten / KulturLegi CHF 20.–   Programm-/Besetzungs-
 evang. Kirche Trogen (AR)      Kat. C CHF 10.–                   änderungen vorbehalten.
 erste Aufführung der Kantate
 im Anschluss                   Kinder bis 12 Jahre
 Reflexion über Kantatentext:   alle Veranstaltungen /
 Christine Blanken              Kategorien CHF 10.–
 im Anschluss
 zweite Aufführung der          Gruppenrabatte
 Kantate                        auf Anfrage
BWV 31
DER HIM                                                                                         1
MEL LA                                               «Der Himmel lacht! Die Erde jubilieret»
CHT! DIE                                             Kantate für den Ostersonntag

ERDE JU                                              für Sopran, Tenor und Bass
                                                     Vokalensemble, Trompete I–III,
BILIERET                                             Pauke, Oboe, Taille,
                                                     Streicher und Basso continuo

  Solisten                                           Orchester der J. S. Bach-Stiftung

  Sopran                    Julia Doyle              Violine               Renate Steinmann**
  Tenor                     Florian Sievers                                Monika Baer
  Bass                      Stephan MacLeod                                Claire Foltzer
                                                                           Elisabeth Kohler
  Chor der J. S. Bach-Stiftung                                             Olivia Schenkel
                                                                           Petra Melicharek
  Sopran                    Lia Andres                                     Salome Zimmermann
                            Maria Deger              Viola                 Susanna Hefti
                            Stephanie Pfeffer                              Matthias Jäggi
                            Simone Schwark                                 Stella Mahrenholz
                            Susanne Seitter          Violoncello           Martin Zeller
                            Noëmi Sohn Nad                                 Magdalena Reisser
                            Noëmi Tran-Rediger       Violone               Guisella Massa
                            Alexa Vogel              Oboe                  Katharina Arfken
                            Anna Walker              Trompete              Lukasz Gothszalk
  Alt                       Anne Bierwirth                                 Matthew Sadler
                            Nanora Büttiker                                Alexander Samawicz
                            Antonia Frey             Pauke                 Inez Ellmann
                            Francisca Näf            Fagott                Susann Landert
                            Lea Pfister-Scherer      Cembalo               Thomas Leininger
  Tenor                     Zacharie Fogal           Orgel                 Nicola Cumer
                            Achim Glatz
                            Tiago Oliveira
                            Christian Rathgeber
                                                     Leitung
  Bass                      Jean-Christophe Groffe
                            Fabrice Hayoz            Rudolf Lutz
                            Serafin Heusser
                            Philippe Rayot*
                            Tobias Wicky

  * Chorleitungsassistenz                            ** Konzertmeisterin
Christine Blanken
REFL
EXION

                                                          Foto zVg
        Nach Studienaufenthalten in Göttingen und Wien
        wurde Christine Blanken 1999 an der Universität Göt-
        tingen über «Franz Schuberts Oratorium ‹Lazarus›
        und das Wiener Oratorium zu Beginn des 19. Jahr-
        hunderts» promoviert. Von 1999–2005 war sie als
        wissenschaftliche Mitarbeiterin am Johann-Sebas-
        tian-Bach-Institut Göttingen tätig für den Aufbau
        einer umfassenden Quellendatenbank. Nach ihrem
        Wechsel ans Bach-Archiv Leipzig hat sie von 2005–
        2011 im Forschungsprojekt Bach-Repertorium mit-
        gearbeitet, Werke Carl Philipp Emanuel Bachs für
        die Gesamtausgabe The Complete Works ediert und
        das zweibändige Kompendium zu den «Bach-Quel-
        len in Wien und Alt-Österreich» vorgelegt (Leipzi-
        ger Beiträge zur Bach-Forschung Bd. 10). Seit 2011
        leitet sie das Referat Forschung II «Die Bach-Fami-
        lie», betreut Editionsprojekte sowie das Portal Bach
        digital. Derzeit bilden das neue Bach-Werke-Ver-
        zeichnis, die Quellenüberlieferung der Orgelmusik
        Bachs sowie Bachs Leipziger Textdichter Schwer-
        punkte ihrer breitgefächerten Forschungsarbeit. Im
        Nebenberuf ist sie als Kirchenmusikerin in Leipzig
        tätig.
Julia Doyle, Sopran
SOLI                                                                                3
STEN

                                                              Foto Louise O‘Dwyer
       Geboren und aufgewachsen in Lancaster, studierte
       Julia Doyle Sozial- und Politikwissenschaften und er-
       hielt ein Chorstipendium in Cambridge. Ihr professi-
       onelles Debüt als Sängerin gab sie mit dem King’s
       Consort und der Britten Sinfonia / Polyphony, mit
       denen sie weiterhin enge Beziehungen pflegt. Seit-
       dem ist sie auf der ganzen Welt aufgetreten und hat
       sich als Spezialistin für das Barockrepertoire etabliert.
          Sie hat mit Dirigenten wie Bernius, Gardiner, Herre-
       weghe, Norrington, Noseda, Pinnock u.v.m. gearbei-
       tet. Zu den Höhepunkten zählen Auftritte mit der BBC
       Philharmonic, dem Royal Philharmonic, The King‘s
       Consort, dem Orchestra of the Age of Enlightenment,
       The Sixteen, der Netherlands Bach Society, dem
       Bayerischen Rundfunk, dem Kammerchor Stuttgart,
       dem Australian Chamber Orchestra, B‘Rock, der J. S.
       Bach-Stiftung, Music of the Baroque und vielen mehr.
          Zu den jüngsten Engagements gehören Mozart in
       Toronto, Vivaldi im Concertgebouw, im Schloss Ver-
       sailles und im Theater an der Wien, «Aci, Galatea e
       Polifemo» bei den Händel-Festspielen in Halle, Auf-
       nahmen der Johannespassion mit der J. S. Bach-Stif-
       tung, Europatourneen mit The Monteverdi Choir and
       Orchestra, eine Tournee und Aufnahme mit dem Rias-
       Kammerchor, Konzerte und Liederabende in Malta,
       Grossbritannien und Schottland.
          www.juliadoylesoprano.com
Florian Sievers, Tenor
4

                                                         Foto Anne Hornemann
    Der in Hamburg geborene Tenor Florian Sievers stu-
    dierte bei Berthold Schmid in Leipzig und schloss sein
    Gesangsstudium 2021 im Meisterklassenexamen
    mit Auszeichnung ab. Seit seinem Debüt als Evan-
    gelist in Bachs «Matthäuspassion» unter Jordi Savall
    in Paris und Barcelona (2019) ist er auf internationa-
    len Bühnen als Solist gefragt.
       Anfang 2022 verkörperte er die Hauptrolle des Jan
    van Leyden in der Uraufführung der Oper «J. S. Bach-
    The Apocalypse» in Den Haag, die zum hundertjäh-
    rigen Bestehen der Nederlandse Bachvereniging in
    Kooperation mit Opera2Day produziert wurde. Für 2024
    ist eine umfangreiche Wiederaufnahme geplant.
       Eine enge Zusammenarbeit verbindet Florian Sie-
    vers mit Künstlern wie Frieder Bernius (Musikpodi-
    um Stuttgart), Lionel Meunier (Vox Luminis), And-
    reas Reize (Thomanerchor Leipzig) und Wolfgang
    Katschner (Lautten Compagney).
       Regelmässige Einspielungen dokumentieren sein
    vielseitiges Schaffen. 2022/23 erscheinen unter seiner
    Beteiligung u. a. Aufnahmen mit Werken von Haydn
    und Schubert (Frieder Bernius) und die Welterstein-
    spielung der zeitgenössischen Oper «Der Schuhu und
    die fliegende Prinzessin» von Udo Zimmermann
    (Diego Martín-Etxebarría/Oper Chemnitz) auf CD.
       Seine ersten musikalischen Erfahrungen sammelte
    Florian Sievers als Knabensopran bei den Chorknaben
    Uetersen. Nach dem Abitur studierte er zunächst
    Schulmusik in Lübeck.
       www.floriansievers.com
Stephan MacLeod, Bass
                                                                              5

                                                     Foto Jacques Philippet
Stephan MacLeod wurde in Genf geboren und stu-
dierte Gesang in seiner Heimatstadt, in Köln und
dann in Lausanne. Seine Konzerttätigkeit begann
während seines Studiums in Deutschland mit einer
fruchtbaren Zusammenarbeit mit Reinhard Goebel
und Musica Antiqua Köln. Seitdem konzertiert er
regelmässig und weltweit mit Dirigenten wie Leon-
hardt, Herreweghe, Savall, Suzuki, Kuijken, Corboz,
Brüggen, Kossenko, Pierlot, Luks, Harding, Junghänel,
Rademann, Pichon, Van Immerseel, Coin, Rilling,
Van Nevel, Lutz oder Bernius. Er ist Gründer und
Dirigent des Ensembles Gli Angeli Genève, das jedes
Jahr etwa dreissig Konzerte in der ganzen Welt gibt.
Er dirigiert regelmässig andere Ensembles (OSR,
Philharmonie Zuidnederland, Nederlandse Bach-
vereniging usw.), und mehr als 95 CDs, von denen
viele von der Kritik gelobt wurden, dokumentieren
seine Arbeit. Seit 2013 ist er Professor für Gesang an
der Haute Ecole de Musique de Lausanne.
Chor & Orchester der J. S. Bach-Stiftung
CHOR, OR
CHESTER
& MUSIKA
LISCHER
LEITER

   Chor & Orchester der J. S. Bach-Stiftung wurden 2006 von Rudolf Lutz gegründet, um
   das gesamteVokalwerk von J. S. Bach gemäss Auftrag der J. S. Bach-Stiftung aufzufüh-
   ren und zu dokumentieren. Das Ensemble besteht aus Berufsmusikerinnen und
   -musikern, die in der historischen Aufführungspraxis zu Hause sind und diese un-
   dogmatisch in den Dienst einer modernen, vitalen Interpretation stellen. Das Or-
   chester verfügt über zwei verschiedene Stammbesetzungen, die je nach Erfordernis
   der Werke ergänzt werden. Dessen Konzertmeisterinnen sind Renate Steinmann
   und Eva Borhi. Der Chor wird von einer flexiblen Besetzung bis zu vierzig Personen
   gebildet, wobei einzelne Sängerinnen und Sänger auch immer wieder die Chance
   bekommen, solistische Aufgaben zu übernehmen. Seit seiner Gründung erarbeitet das
   Ensemble im Monatsrhythmus das gesamte Vokalwerk von Bach. Diese kontinuier-
   liche Arbeit unter der Leitung von Rudolf Lutz hat das Ensemble zusammenwachsen
   und reifen lassen. Heute verfügt es über einen homogenen, aber facettenreichen
   Klang und eine grosse Erfahrung in der Interpretation von Bach. Über Bach hinaus
   gehören Werke anderer Stilrichtungen (u. a. religiöse und symphonische Werke von
   Händel, Haydn und Beethoven) zum Repertoire des Ensembles. Chor & Orchester
   der J. S. Bach-Stiftung sind mittlerweile ein national und international gefragtes
   Ensemble und treten in wichtigen Bach-Stätten und Konzerthäusern Europas auf.
      Rudolf Lutz (St. Gallen, *1951) ist ein Musiker singulärer Befähigungen als Pianist,
   Organist, Cembalist, Komponist, Dirigent und Improvisator. Nach langjähriger Tätig-
   keit als Improvisationsdozent an der Schola Cantorum Basiliensis und als Organist in
   der Stadtkirche St.Laurenzen in St.Gallen widmet sich Rudolf Lutz heute internationalen
   Konzertengagements und Meisterkursen in Europa, Amerika und Asien. Seine interdis-
   ziplinäre Erfahrung machte ihn zum prädestinierten musikalischen Leiter der Gesamt-
   aufführung von Bachs Vokalwerk, des gigantischen Projekts der J. S. Bach-Stiftung
   St.Gallen. Für sein Lebenswerk wurde Rudolf Lutz u.a. mit dem Kulturpreis des Kantons
   St.Gallen (2006) und mit dem STAB-Preis der Stiftung für Abendländische Ethik und Kul-
   tur (2015) sowie dem Schweizer Musikpreis (2019) geehrt. Seit 2016 ist Rudolf Lutz Mitglied
   des Direktoriums der Neuen Bach-Gesellschaft e.V. Leipzig. Im April 2021 wurde Lutz
   die Ehrendoktorwürde der Theologischen Fakultät der Universität Zürich verliehen.
BWV 31
KANT                                                     7
ATENT   «Der Himmel lacht! Die Erde jubilieret»
EXT     Kantate für den Ostersonntag
        Erste Aufführung
        21. April 1715, Weimar
        Textdichter
        Salomo Franck (Sätze 2–8)
        Nikolaus Herman (Satz 9)

        1. Sonata

        2. Chor
        Der Himmel lacht! Die Erde jubilieret
        und was sie trägt in ihrem Schoß.
        Der Schöpfer lebt! der Höchste triumphieret
        und ist von Todesbanden los.
        Der sich das Grab zur Ruh erlesen,
        der Heiligste kann nicht verwesen.

        3. Rezitativ — Bass
        Erwünschter Tag! Sei, Seele, wieder froh!
        Das A und O,
        der erst und auch der letzte,
        den unsre schwere Schuld
        in Todeskerker setzte,
        ist nun gerissen aus der Not!
        Der Herr war tot,
        und sieh, er lebet wieder!
        Lebt unser Haupt, so leben auch die Glieder!
        Der Herr hat in der Hand
        des Todes und der Höllen Schlüssel!
        Der sein Gewand
        blutrot bespritzt in seinen bittern Leiden,
        will heute sich mit Schmuck und Ehren kleiden.
4. Arie — Bass
8   Fürst des Lebens, starker Streiter,
    Fürst des Lebens, hochgelobter Gottessohn!
       hebet dich des Kreuzes Leiter
       auf den höchsten Ehrenthron?
       Wird, was dich zuvor gebunden,
       nun dein Schmuck und Edelstein?
       Müssen deine Purpurwunden
       deiner Klarheit Strahlen sein?

    5. Rezitativ — Tenor
    So stehe dann, du gottergebne Seele,
    mit Christo geistlich auf!
    Tritt an den neuen Lebenslauf!
    Auf! von den toten Werken!
    Laß, daß dein Heiland in dir lebt,
    an deinem Leben merken!
    Der Weinstock, der jetzt blüht,
    trägt keine tote Reben!
    Der Lebensbaum läßt seine Zweige leben!
    Ein Christe flieht
    ganz eilend von dem Grabe!
    Er läßt den Stein,
    er läßt das Tuch der Sünden
    dahinten
    und will mit Christo lebend sein!

    6. Arie — Tenor
    Adam muß in uns verwesen,
    soll der neue Mensch genesen,
    der nach Gott geschaffen ist!
    Du mußt geistlich auferstehen
    und aus Sündengräbern gehen,
    wenn du Christi Gliedmaß bist.
7. Rezitativ — Sopran
Weil dann das Haupt sein Glied
natürlich nach sich zieht,
                                         9
so kann mich nichts von Jesu scheiden.
Muß ich mit Christo leiden,
so werd ich auch nach dieser Zeit
mit Christo wieder auferstehen
zur Ehr und Herrlichkeit
und Gott in meinem Fleische sehen!

8. Arie — Sopran
Letzte Stunde, brich herein,
mir die Augen zuzudrücken!
Laß mich Jesu Freudenschein
und sein helles Licht erblicken!
Laß mich Engeln ähnlich sein!
Letzte Stunde, brich herein!

9. Choral
So fahr ich hin zu Jesu Christ,
mein Arm tu ich ausstrecken;
so schlaf ich ein und ruhe fein;
kein Mensch kann mich aufwecken
denn Jesus Christus, Gottes Sohn,
der wird die Himmelstür auftun,
mich führn zum ewgen Leben.
Kantatentext und Vertonung
 EINF
ÜHR     Die 1715 in Weimar komponierte und von Bach später
UNG     mehrfach neu eingerichtete Osterkantate BWV 31 steht
        auf charakteristische Weise zwischen den Zeiten und
        Stilen. Der Text ist – inklusive des dort vorgeschlagenen
        Schlusschorals «So fahr ich hin zu Jesus Christ» von
        Nikolaus Herman (1560) – dem «Evangelischen An-
        dachts-Opfer» (1715) des Weimarer Hofdichters Salomo
        Franck entnommen, der ja für Bachs dortige Kantaten
        vielfach anregende Vorlagen lieferte. Die fünfstimmige
        Chor- und Ensemblebesetzung, die Dominanz präg-
        nanter Continuoformeln und ihre ebenso kompakten
        wie auch im Tempo kontrastreichen Satzanlagen wur-
        zeln im geistlichen Concertieren des 17. Jahrhunderts
        und im Orgelstil von Bachs Jugend. Zugleich eignet ihr
        eine kantable Opulenz, die auf Bachs Leipziger Kanta-
        ten vorausweist. Mit dem kraftvollen Auftritt der er-
        öffnenden Sonata verleiht Bach dem Auferstehungs-
        geschehen heraldischen Glanz, dem sich die befreit
        jubelnden Vokalstimmen anschliessen. Berührender
        Höhepunkt ist die oboenbegleitete Sopranarie «Letzte
        Stunde, brich herein», deren inwendiger Glanz von
        der obligaten Trompete des Schlusschorals transzen-
        diert wird – als würde Bach als der personifizierte
        «Gott der Musik» den verwandelten Adamskindern
        höchstselbst «die Himmelstür auftun». Bachs bereits
        meisterliche und dennoch unverkennbar gattungsfri-
        sche Komposition verleiht Francks komplexer Sprach-
        theologie eine Satz für Satz einleuchtende Prägnanz,
        in der auch die Freude des langjährigen Hoforganisten
        an seiner neuen kirchenmusikalischen Aufgabe greif-
        bar wird.

        Weitere Hinweise finden sich auf der Innenseite –
        aufgeklappt können sie gleichzeitig mit dem Kantaten-
        text gelesen werden.
Musikalisch-theologische Anmerkungen
ANMER
KUNGEN                                       von Dr. Anselm Hartinger und Pfr. Dr. Niklaus Peter

1. Sonata Mit drei Trompeten und Pauken sowie             Generalbassbegleitung, um sich als inspirierter Glau-
jeweils fünfstimmigen Streichern und Holzbläsern          bensstreiter in Szene setzen zu können.
mobilisiert Bach zu diesem Hochfest eine die Mög-
lichkeiten der Weimarer Hofmusik ausreizende Maxi-        5. Rezitativ Das Rezitativ wendet sich zum geist-
malbesetzung. Indem sich das dreichörige Konzer-          lich-ethischen Nachvollzug der gläubigen Seele:
tieren aus der einleitenden Unisono-Fanfare erst          Mit Christus solle sie auch auferstehen, das neue
herausschält, wird das österliche Geschehen als neue      Leben beginnen, alle Werkgerechtigkeit meiden,
Schöpfung und damit als Urgrund allen christli-           man solle merken, dass Christus in ihr lebe, und solle
chen Lebens erkennbar.                                    entsprechend Frucht bringen. Kurz: Ein Christ lasse
                                                          den Tod hinter sich, er wolle mit Christus leben.
2. Chor Das Libretto für diese Osterkantate aus der
Feder des Weimarer Hofpoeten Salomo Franck be-            6. Arie Mit barocker Drastik folgt die Moral: Der alte
ginnt mit dem Lachen des Himmels und dem Jubel            Mensch, Adam, müsse «verwesen», soll der «neue
der Erde über die göttlich-österliche Überwindung         Mensch genesen», er müsse als Ebenbild «geistlich
des Todes und setzt auf ein starkes Wortbild: Gott        auferstehen», als Teil der Körperschaft Christi (der
(der Dreieinige) – der sich in Jesus «das Grab zur        Kirche) «Sündengräber» verlassen. Die geigerisch
Ruh erlesen» – kann als «Heiligster» «nicht verwe-        munteren Zweierbindungen des Streicherritornells
sen». Mit diesem abwechslungsreichen Chor brin-           machen förmlich Mut und Lust, diese den Menschen
gen sich nun auch die Singstimmen inhaltlich er-          nahezu überfordernde Wandlung als beflügelnde
klärend («der Schöpfer lebt») in den Osterjubel ein,      Lebensaufgabe anzugehen.
wobei zwischen den wuchtigen Rufen auch leicht-
füssige Imitationen und Adagio-Momente ihren              7. Rezitativ Das Sopranrezitativ verstärkt diese ver-
Raum bekommen.                                            innerlichende Deutung der Passion und Auferste-
                                                          hung Jesu – das Mitleiden mit Jesus führe zur Mit-
3. Rezitativ Franck bietet keine Paraphrase des Evan-     auferstehung, zu Ehre und Herrlichkeit.
gelientextes Mk. 16, 1–8, vielmehr legt er ein dich-
tes Netz von biblischen Bezügen, um das Osterge-          8. Arie In der Arie wird die Aneignung zu einem Ster-
schehen zu umschreiben: Christus als Anfänger             belied, das von Gewissheit, Trost und Zuversicht
und Vollender (Apk. 1, 11), als Gottesknecht (Jes. 53),   zeugt: Die Zeile «Letzte Stunde, brich herein» wird
der die Sünde trägt, Christus als Gestorbener und         am Schluss wiederholt. Nach all den auftrumpfenden
ewig Lebender, der den Todes- und Höllenschlüssel         Akkordbrechungen der Kantate gibt Bach hier im
in der Hand hat (Apk. 1, 18), dessen blutbespritztes      Gedenken an die eigene Todesstunde und unterstützt
Gewand (Jes. 63) jetzt zum Ehren- und Festkleid           von einer in Leipzig der Oboe d‘amore übertrage-
wird (Ps. 8, 6) – eine symbolisch verdichtete Oster-      nen Solopartie zurückgenommener Demut Raum.
theologie. Bachs beständige Tempowechsel und              Zusätzlichen Trost gewährt die wortlos hinzutreten-
seine lebendige Handhabung barocker Affektfor-            de Choralmelodie «Wenn mein Stündlein vorhanden
meln heben den Umschlag von Tod und Trauer in             ist» – als alle Sterblichen einschliessendes Gebet
Leben und Freude fast überdeutlich hervor.                sinnhaft dem Unisono sämtlicher Streicher übertragen.

4. Arie Die Bassarie spricht den Gottessohn direkt        9. Choral Abgeschlossen wird diese Osterkantate
an, feiert ihn als Fürst des Lebens, als Kämpfer und      mit der letzten Strophe des Sterbeliedes «Wenn mein
ergänzt mit rhetorischen Fragen die leidensmystische      Stündlein vorhanden ist» von Nikolaus Herman,
Deutung des Geschehens: das Kreuz, ob es nicht            das von der Gewissheit getragen ist, dieser Schlaf
zur Himmelsleiter, die Fesseln zum Schmuck, die           werde durch die Himmelstüre zum ewigen Leben füh-
Purpurwunden zu verklärenden Strahlen geworden            ren. Choralsatz und obligate Oberstimme ergänzen
seien? Von einem punktierten Fanfarenmotiv unab-          sich zu einem zugleich strahlenden wie verinner-
lässig angetrieben, benötigt der Singbass nur diese       lichten Beschluss.
J. S.
  BACH
STIFT
UNG
       Die nächsten Konzerte und Veranstaltungen im Überblick
       29. April          Evang. Kirche Trogen           AR   Kantatenkonzert BWV 41
       13. Mai            Evang. Kirche Teufen           AR   Kantatenkonzert BWV 11
       14. Mai            Evang. Kirchgem‘haus, Teufen   AR   Après-Bach-Matinée
       14. Juni           Thomaskirche Leipzig           DE   Mit Bach in Leipzig
       23. Juni           Würth-Haus, Rorschach          SG   Kantatenkonzert BWV 211
       24. Juni           Würth-Haus, Rorschach          SG   Kantaten BWV 203 und 209
       17. – 21. August   St. Gallen-Appenzellerland     CH   Appenzeller Bachtage

                                          Rudolf Lutz
                                                                           abatt
                                                                Frühbucherr hale:
                                                                Gesamtpausc
                                                                       395.–
                              Masaaki Suzuki
                              Masato Suzuki
                                                                                      495.–
                                                                    ab 1.06.2022:
           Chor & Orchester
           der J. S. Bach-Stiftung

                                     Carmina Quartett
                                                              17. – 21. August 2022
                                                              ‹licht und dunkel›

           Peter Sloterdijk
                                                              www.bachtage.ch

                                                              Schweiz – St. Gallen – Appenzellerland

       Weitere Konzerte und Informationen entnehmen Sie bitte unserer Webseite:
       www.bachstiftung.ch → Konzertkalender Programm-/Besetzungsänderungen vorbehalten.

  J. S. Bach St. Gallen AG | Postfach 328 | 9004 St.Gallen (Schweiz) | Telefon +41 (0)71 242 16 61
                           info@bachstiftung.ch | www.bachstiftung.ch
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