DER HIM MEL LA CHT! DIE ERDE JU BILIERET - Donnerstag, 28. April 2022 Evang. Kirche Trogen (AR)
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DER HIM MEL LA CHT! DIE 3 ERDE JU BILIERET Donnerstag, 28. April 2022 Evang. Kirche Trogen (AR) Kantate BWV 31
HINWEISE ZU DEN KA NTATEN KON ZERTEN Abfolge Preise Details 17.30–18.15 Uhr, Einzeleintritt Das Abendprogramm steht evang. Kirche Trogen (AR) Werkeinführung jeweils ab 2 Wochen vor dem musikalisch-theologische CHF 40.– (inkl. Imbiss) entsprechenden Konzert- Werkeinführung Jugendliche ab 12 Jahren und termin online zur Verfügung. mit Rudolf Lutz & Studenten / KulturLegi CHF 20.– www.bachstiftung.ch Pfr. Niklaus Peter Einzeleintritt Konzert Generalprobe im Anschluss Kat. A CHF 60.– Die Generalprobe ist bis auf kleiner Imbiss & Getränke Kat. B CHF 50.– Weiteres nicht öffentlich. Jugendliche ab 12 Jahren und 19 Uhr, Studenten / KulturLegi CHF 20.– Programm-/Besetzungs- evang. Kirche Trogen (AR) Kat. C CHF 10.– änderungen vorbehalten. erste Aufführung der Kantate im Anschluss Kinder bis 12 Jahre Reflexion über Kantatentext: alle Veranstaltungen / Christine Blanken Kategorien CHF 10.– im Anschluss zweite Aufführung der Gruppenrabatte Kantate auf Anfrage
BWV 31 DER HIM 1 MEL LA «Der Himmel lacht! Die Erde jubilieret» CHT! DIE Kantate für den Ostersonntag ERDE JU für Sopran, Tenor und Bass Vokalensemble, Trompete I–III, BILIERET Pauke, Oboe, Taille, Streicher und Basso continuo Solisten Orchester der J. S. Bach-Stiftung Sopran Julia Doyle Violine Renate Steinmann** Tenor Florian Sievers Monika Baer Bass Stephan MacLeod Claire Foltzer Elisabeth Kohler Chor der J. S. Bach-Stiftung Olivia Schenkel Petra Melicharek Sopran Lia Andres Salome Zimmermann Maria Deger Viola Susanna Hefti Stephanie Pfeffer Matthias Jäggi Simone Schwark Stella Mahrenholz Susanne Seitter Violoncello Martin Zeller Noëmi Sohn Nad Magdalena Reisser Noëmi Tran-Rediger Violone Guisella Massa Alexa Vogel Oboe Katharina Arfken Anna Walker Trompete Lukasz Gothszalk Alt Anne Bierwirth Matthew Sadler Nanora Büttiker Alexander Samawicz Antonia Frey Pauke Inez Ellmann Francisca Näf Fagott Susann Landert Lea Pfister-Scherer Cembalo Thomas Leininger Tenor Zacharie Fogal Orgel Nicola Cumer Achim Glatz Tiago Oliveira Christian Rathgeber Leitung Bass Jean-Christophe Groffe Fabrice Hayoz Rudolf Lutz Serafin Heusser Philippe Rayot* Tobias Wicky * Chorleitungsassistenz ** Konzertmeisterin
Christine Blanken REFL EXION Foto zVg Nach Studienaufenthalten in Göttingen und Wien wurde Christine Blanken 1999 an der Universität Göt- tingen über «Franz Schuberts Oratorium ‹Lazarus› und das Wiener Oratorium zu Beginn des 19. Jahr- hunderts» promoviert. Von 1999–2005 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Johann-Sebas- tian-Bach-Institut Göttingen tätig für den Aufbau einer umfassenden Quellendatenbank. Nach ihrem Wechsel ans Bach-Archiv Leipzig hat sie von 2005– 2011 im Forschungsprojekt Bach-Repertorium mit- gearbeitet, Werke Carl Philipp Emanuel Bachs für die Gesamtausgabe The Complete Works ediert und das zweibändige Kompendium zu den «Bach-Quel- len in Wien und Alt-Österreich» vorgelegt (Leipzi- ger Beiträge zur Bach-Forschung Bd. 10). Seit 2011 leitet sie das Referat Forschung II «Die Bach-Fami- lie», betreut Editionsprojekte sowie das Portal Bach digital. Derzeit bilden das neue Bach-Werke-Ver- zeichnis, die Quellenüberlieferung der Orgelmusik Bachs sowie Bachs Leipziger Textdichter Schwer- punkte ihrer breitgefächerten Forschungsarbeit. Im Nebenberuf ist sie als Kirchenmusikerin in Leipzig tätig.
Julia Doyle, Sopran SOLI 3 STEN Foto Louise O‘Dwyer Geboren und aufgewachsen in Lancaster, studierte Julia Doyle Sozial- und Politikwissenschaften und er- hielt ein Chorstipendium in Cambridge. Ihr professi- onelles Debüt als Sängerin gab sie mit dem King’s Consort und der Britten Sinfonia / Polyphony, mit denen sie weiterhin enge Beziehungen pflegt. Seit- dem ist sie auf der ganzen Welt aufgetreten und hat sich als Spezialistin für das Barockrepertoire etabliert. Sie hat mit Dirigenten wie Bernius, Gardiner, Herre- weghe, Norrington, Noseda, Pinnock u.v.m. gearbei- tet. Zu den Höhepunkten zählen Auftritte mit der BBC Philharmonic, dem Royal Philharmonic, The King‘s Consort, dem Orchestra of the Age of Enlightenment, The Sixteen, der Netherlands Bach Society, dem Bayerischen Rundfunk, dem Kammerchor Stuttgart, dem Australian Chamber Orchestra, B‘Rock, der J. S. Bach-Stiftung, Music of the Baroque und vielen mehr. Zu den jüngsten Engagements gehören Mozart in Toronto, Vivaldi im Concertgebouw, im Schloss Ver- sailles und im Theater an der Wien, «Aci, Galatea e Polifemo» bei den Händel-Festspielen in Halle, Auf- nahmen der Johannespassion mit der J. S. Bach-Stif- tung, Europatourneen mit The Monteverdi Choir and Orchestra, eine Tournee und Aufnahme mit dem Rias- Kammerchor, Konzerte und Liederabende in Malta, Grossbritannien und Schottland. www.juliadoylesoprano.com
Florian Sievers, Tenor 4 Foto Anne Hornemann Der in Hamburg geborene Tenor Florian Sievers stu- dierte bei Berthold Schmid in Leipzig und schloss sein Gesangsstudium 2021 im Meisterklassenexamen mit Auszeichnung ab. Seit seinem Debüt als Evan- gelist in Bachs «Matthäuspassion» unter Jordi Savall in Paris und Barcelona (2019) ist er auf internationa- len Bühnen als Solist gefragt. Anfang 2022 verkörperte er die Hauptrolle des Jan van Leyden in der Uraufführung der Oper «J. S. Bach- The Apocalypse» in Den Haag, die zum hundertjäh- rigen Bestehen der Nederlandse Bachvereniging in Kooperation mit Opera2Day produziert wurde. Für 2024 ist eine umfangreiche Wiederaufnahme geplant. Eine enge Zusammenarbeit verbindet Florian Sie- vers mit Künstlern wie Frieder Bernius (Musikpodi- um Stuttgart), Lionel Meunier (Vox Luminis), And- reas Reize (Thomanerchor Leipzig) und Wolfgang Katschner (Lautten Compagney). Regelmässige Einspielungen dokumentieren sein vielseitiges Schaffen. 2022/23 erscheinen unter seiner Beteiligung u. a. Aufnahmen mit Werken von Haydn und Schubert (Frieder Bernius) und die Welterstein- spielung der zeitgenössischen Oper «Der Schuhu und die fliegende Prinzessin» von Udo Zimmermann (Diego Martín-Etxebarría/Oper Chemnitz) auf CD. Seine ersten musikalischen Erfahrungen sammelte Florian Sievers als Knabensopran bei den Chorknaben Uetersen. Nach dem Abitur studierte er zunächst Schulmusik in Lübeck. www.floriansievers.com
Stephan MacLeod, Bass 5 Foto Jacques Philippet Stephan MacLeod wurde in Genf geboren und stu- dierte Gesang in seiner Heimatstadt, in Köln und dann in Lausanne. Seine Konzerttätigkeit begann während seines Studiums in Deutschland mit einer fruchtbaren Zusammenarbeit mit Reinhard Goebel und Musica Antiqua Köln. Seitdem konzertiert er regelmässig und weltweit mit Dirigenten wie Leon- hardt, Herreweghe, Savall, Suzuki, Kuijken, Corboz, Brüggen, Kossenko, Pierlot, Luks, Harding, Junghänel, Rademann, Pichon, Van Immerseel, Coin, Rilling, Van Nevel, Lutz oder Bernius. Er ist Gründer und Dirigent des Ensembles Gli Angeli Genève, das jedes Jahr etwa dreissig Konzerte in der ganzen Welt gibt. Er dirigiert regelmässig andere Ensembles (OSR, Philharmonie Zuidnederland, Nederlandse Bach- vereniging usw.), und mehr als 95 CDs, von denen viele von der Kritik gelobt wurden, dokumentieren seine Arbeit. Seit 2013 ist er Professor für Gesang an der Haute Ecole de Musique de Lausanne.
Chor & Orchester der J. S. Bach-Stiftung CHOR, OR CHESTER & MUSIKA LISCHER LEITER Chor & Orchester der J. S. Bach-Stiftung wurden 2006 von Rudolf Lutz gegründet, um das gesamteVokalwerk von J. S. Bach gemäss Auftrag der J. S. Bach-Stiftung aufzufüh- ren und zu dokumentieren. Das Ensemble besteht aus Berufsmusikerinnen und -musikern, die in der historischen Aufführungspraxis zu Hause sind und diese un- dogmatisch in den Dienst einer modernen, vitalen Interpretation stellen. Das Or- chester verfügt über zwei verschiedene Stammbesetzungen, die je nach Erfordernis der Werke ergänzt werden. Dessen Konzertmeisterinnen sind Renate Steinmann und Eva Borhi. Der Chor wird von einer flexiblen Besetzung bis zu vierzig Personen gebildet, wobei einzelne Sängerinnen und Sänger auch immer wieder die Chance bekommen, solistische Aufgaben zu übernehmen. Seit seiner Gründung erarbeitet das Ensemble im Monatsrhythmus das gesamte Vokalwerk von Bach. Diese kontinuier- liche Arbeit unter der Leitung von Rudolf Lutz hat das Ensemble zusammenwachsen und reifen lassen. Heute verfügt es über einen homogenen, aber facettenreichen Klang und eine grosse Erfahrung in der Interpretation von Bach. Über Bach hinaus gehören Werke anderer Stilrichtungen (u. a. religiöse und symphonische Werke von Händel, Haydn und Beethoven) zum Repertoire des Ensembles. Chor & Orchester der J. S. Bach-Stiftung sind mittlerweile ein national und international gefragtes Ensemble und treten in wichtigen Bach-Stätten und Konzerthäusern Europas auf. Rudolf Lutz (St. Gallen, *1951) ist ein Musiker singulärer Befähigungen als Pianist, Organist, Cembalist, Komponist, Dirigent und Improvisator. Nach langjähriger Tätig- keit als Improvisationsdozent an der Schola Cantorum Basiliensis und als Organist in der Stadtkirche St.Laurenzen in St.Gallen widmet sich Rudolf Lutz heute internationalen Konzertengagements und Meisterkursen in Europa, Amerika und Asien. Seine interdis- ziplinäre Erfahrung machte ihn zum prädestinierten musikalischen Leiter der Gesamt- aufführung von Bachs Vokalwerk, des gigantischen Projekts der J. S. Bach-Stiftung St.Gallen. Für sein Lebenswerk wurde Rudolf Lutz u.a. mit dem Kulturpreis des Kantons St.Gallen (2006) und mit dem STAB-Preis der Stiftung für Abendländische Ethik und Kul- tur (2015) sowie dem Schweizer Musikpreis (2019) geehrt. Seit 2016 ist Rudolf Lutz Mitglied des Direktoriums der Neuen Bach-Gesellschaft e.V. Leipzig. Im April 2021 wurde Lutz die Ehrendoktorwürde der Theologischen Fakultät der Universität Zürich verliehen.
BWV 31 KANT 7 ATENT «Der Himmel lacht! Die Erde jubilieret» EXT Kantate für den Ostersonntag Erste Aufführung 21. April 1715, Weimar Textdichter Salomo Franck (Sätze 2–8) Nikolaus Herman (Satz 9) 1. Sonata 2. Chor Der Himmel lacht! Die Erde jubilieret und was sie trägt in ihrem Schoß. Der Schöpfer lebt! der Höchste triumphieret und ist von Todesbanden los. Der sich das Grab zur Ruh erlesen, der Heiligste kann nicht verwesen. 3. Rezitativ — Bass Erwünschter Tag! Sei, Seele, wieder froh! Das A und O, der erst und auch der letzte, den unsre schwere Schuld in Todeskerker setzte, ist nun gerissen aus der Not! Der Herr war tot, und sieh, er lebet wieder! Lebt unser Haupt, so leben auch die Glieder! Der Herr hat in der Hand des Todes und der Höllen Schlüssel! Der sein Gewand blutrot bespritzt in seinen bittern Leiden, will heute sich mit Schmuck und Ehren kleiden.
4. Arie — Bass 8 Fürst des Lebens, starker Streiter, Fürst des Lebens, hochgelobter Gottessohn! hebet dich des Kreuzes Leiter auf den höchsten Ehrenthron? Wird, was dich zuvor gebunden, nun dein Schmuck und Edelstein? Müssen deine Purpurwunden deiner Klarheit Strahlen sein? 5. Rezitativ — Tenor So stehe dann, du gottergebne Seele, mit Christo geistlich auf! Tritt an den neuen Lebenslauf! Auf! von den toten Werken! Laß, daß dein Heiland in dir lebt, an deinem Leben merken! Der Weinstock, der jetzt blüht, trägt keine tote Reben! Der Lebensbaum läßt seine Zweige leben! Ein Christe flieht ganz eilend von dem Grabe! Er läßt den Stein, er läßt das Tuch der Sünden dahinten und will mit Christo lebend sein! 6. Arie — Tenor Adam muß in uns verwesen, soll der neue Mensch genesen, der nach Gott geschaffen ist! Du mußt geistlich auferstehen und aus Sündengräbern gehen, wenn du Christi Gliedmaß bist.
7. Rezitativ — Sopran Weil dann das Haupt sein Glied natürlich nach sich zieht, 9 so kann mich nichts von Jesu scheiden. Muß ich mit Christo leiden, so werd ich auch nach dieser Zeit mit Christo wieder auferstehen zur Ehr und Herrlichkeit und Gott in meinem Fleische sehen! 8. Arie — Sopran Letzte Stunde, brich herein, mir die Augen zuzudrücken! Laß mich Jesu Freudenschein und sein helles Licht erblicken! Laß mich Engeln ähnlich sein! Letzte Stunde, brich herein! 9. Choral So fahr ich hin zu Jesu Christ, mein Arm tu ich ausstrecken; so schlaf ich ein und ruhe fein; kein Mensch kann mich aufwecken denn Jesus Christus, Gottes Sohn, der wird die Himmelstür auftun, mich führn zum ewgen Leben.
Kantatentext und Vertonung EINF ÜHR Die 1715 in Weimar komponierte und von Bach später UNG mehrfach neu eingerichtete Osterkantate BWV 31 steht auf charakteristische Weise zwischen den Zeiten und Stilen. Der Text ist – inklusive des dort vorgeschlagenen Schlusschorals «So fahr ich hin zu Jesus Christ» von Nikolaus Herman (1560) – dem «Evangelischen An- dachts-Opfer» (1715) des Weimarer Hofdichters Salomo Franck entnommen, der ja für Bachs dortige Kantaten vielfach anregende Vorlagen lieferte. Die fünfstimmige Chor- und Ensemblebesetzung, die Dominanz präg- nanter Continuoformeln und ihre ebenso kompakten wie auch im Tempo kontrastreichen Satzanlagen wur- zeln im geistlichen Concertieren des 17. Jahrhunderts und im Orgelstil von Bachs Jugend. Zugleich eignet ihr eine kantable Opulenz, die auf Bachs Leipziger Kanta- ten vorausweist. Mit dem kraftvollen Auftritt der er- öffnenden Sonata verleiht Bach dem Auferstehungs- geschehen heraldischen Glanz, dem sich die befreit jubelnden Vokalstimmen anschliessen. Berührender Höhepunkt ist die oboenbegleitete Sopranarie «Letzte Stunde, brich herein», deren inwendiger Glanz von der obligaten Trompete des Schlusschorals transzen- diert wird – als würde Bach als der personifizierte «Gott der Musik» den verwandelten Adamskindern höchstselbst «die Himmelstür auftun». Bachs bereits meisterliche und dennoch unverkennbar gattungsfri- sche Komposition verleiht Francks komplexer Sprach- theologie eine Satz für Satz einleuchtende Prägnanz, in der auch die Freude des langjährigen Hoforganisten an seiner neuen kirchenmusikalischen Aufgabe greif- bar wird. Weitere Hinweise finden sich auf der Innenseite – aufgeklappt können sie gleichzeitig mit dem Kantaten- text gelesen werden.
Musikalisch-theologische Anmerkungen ANMER KUNGEN von Dr. Anselm Hartinger und Pfr. Dr. Niklaus Peter 1. Sonata Mit drei Trompeten und Pauken sowie Generalbassbegleitung, um sich als inspirierter Glau- jeweils fünfstimmigen Streichern und Holzbläsern bensstreiter in Szene setzen zu können. mobilisiert Bach zu diesem Hochfest eine die Mög- lichkeiten der Weimarer Hofmusik ausreizende Maxi- 5. Rezitativ Das Rezitativ wendet sich zum geist- malbesetzung. Indem sich das dreichörige Konzer- lich-ethischen Nachvollzug der gläubigen Seele: tieren aus der einleitenden Unisono-Fanfare erst Mit Christus solle sie auch auferstehen, das neue herausschält, wird das österliche Geschehen als neue Leben beginnen, alle Werkgerechtigkeit meiden, Schöpfung und damit als Urgrund allen christli- man solle merken, dass Christus in ihr lebe, und solle chen Lebens erkennbar. entsprechend Frucht bringen. Kurz: Ein Christ lasse den Tod hinter sich, er wolle mit Christus leben. 2. Chor Das Libretto für diese Osterkantate aus der Feder des Weimarer Hofpoeten Salomo Franck be- 6. Arie Mit barocker Drastik folgt die Moral: Der alte ginnt mit dem Lachen des Himmels und dem Jubel Mensch, Adam, müsse «verwesen», soll der «neue der Erde über die göttlich-österliche Überwindung Mensch genesen», er müsse als Ebenbild «geistlich des Todes und setzt auf ein starkes Wortbild: Gott auferstehen», als Teil der Körperschaft Christi (der (der Dreieinige) – der sich in Jesus «das Grab zur Kirche) «Sündengräber» verlassen. Die geigerisch Ruh erlesen» – kann als «Heiligster» «nicht verwe- munteren Zweierbindungen des Streicherritornells sen». Mit diesem abwechslungsreichen Chor brin- machen förmlich Mut und Lust, diese den Menschen gen sich nun auch die Singstimmen inhaltlich er- nahezu überfordernde Wandlung als beflügelnde klärend («der Schöpfer lebt») in den Osterjubel ein, Lebensaufgabe anzugehen. wobei zwischen den wuchtigen Rufen auch leicht- füssige Imitationen und Adagio-Momente ihren 7. Rezitativ Das Sopranrezitativ verstärkt diese ver- Raum bekommen. innerlichende Deutung der Passion und Auferste- hung Jesu – das Mitleiden mit Jesus führe zur Mit- 3. Rezitativ Franck bietet keine Paraphrase des Evan- auferstehung, zu Ehre und Herrlichkeit. gelientextes Mk. 16, 1–8, vielmehr legt er ein dich- tes Netz von biblischen Bezügen, um das Osterge- 8. Arie In der Arie wird die Aneignung zu einem Ster- schehen zu umschreiben: Christus als Anfänger belied, das von Gewissheit, Trost und Zuversicht und Vollender (Apk. 1, 11), als Gottesknecht (Jes. 53), zeugt: Die Zeile «Letzte Stunde, brich herein» wird der die Sünde trägt, Christus als Gestorbener und am Schluss wiederholt. Nach all den auftrumpfenden ewig Lebender, der den Todes- und Höllenschlüssel Akkordbrechungen der Kantate gibt Bach hier im in der Hand hat (Apk. 1, 18), dessen blutbespritztes Gedenken an die eigene Todesstunde und unterstützt Gewand (Jes. 63) jetzt zum Ehren- und Festkleid von einer in Leipzig der Oboe d‘amore übertrage- wird (Ps. 8, 6) – eine symbolisch verdichtete Oster- nen Solopartie zurückgenommener Demut Raum. theologie. Bachs beständige Tempowechsel und Zusätzlichen Trost gewährt die wortlos hinzutreten- seine lebendige Handhabung barocker Affektfor- de Choralmelodie «Wenn mein Stündlein vorhanden meln heben den Umschlag von Tod und Trauer in ist» – als alle Sterblichen einschliessendes Gebet Leben und Freude fast überdeutlich hervor. sinnhaft dem Unisono sämtlicher Streicher übertragen. 4. Arie Die Bassarie spricht den Gottessohn direkt 9. Choral Abgeschlossen wird diese Osterkantate an, feiert ihn als Fürst des Lebens, als Kämpfer und mit der letzten Strophe des Sterbeliedes «Wenn mein ergänzt mit rhetorischen Fragen die leidensmystische Stündlein vorhanden ist» von Nikolaus Herman, Deutung des Geschehens: das Kreuz, ob es nicht das von der Gewissheit getragen ist, dieser Schlaf zur Himmelsleiter, die Fesseln zum Schmuck, die werde durch die Himmelstüre zum ewigen Leben füh- Purpurwunden zu verklärenden Strahlen geworden ren. Choralsatz und obligate Oberstimme ergänzen seien? Von einem punktierten Fanfarenmotiv unab- sich zu einem zugleich strahlenden wie verinner- lässig angetrieben, benötigt der Singbass nur diese lichten Beschluss.
J. S. BACH STIFT UNG Die nächsten Konzerte und Veranstaltungen im Überblick 29. April Evang. Kirche Trogen AR Kantatenkonzert BWV 41 13. Mai Evang. Kirche Teufen AR Kantatenkonzert BWV 11 14. Mai Evang. Kirchgem‘haus, Teufen AR Après-Bach-Matinée 14. Juni Thomaskirche Leipzig DE Mit Bach in Leipzig 23. Juni Würth-Haus, Rorschach SG Kantatenkonzert BWV 211 24. Juni Würth-Haus, Rorschach SG Kantaten BWV 203 und 209 17. – 21. August St. Gallen-Appenzellerland CH Appenzeller Bachtage Rudolf Lutz abatt Frühbucherr hale: Gesamtpausc 395.– Masaaki Suzuki Masato Suzuki 495.– ab 1.06.2022: Chor & Orchester der J. S. Bach-Stiftung Carmina Quartett 17. – 21. August 2022 ‹licht und dunkel› Peter Sloterdijk www.bachtage.ch Schweiz – St. Gallen – Appenzellerland Weitere Konzerte und Informationen entnehmen Sie bitte unserer Webseite: www.bachstiftung.ch → Konzertkalender Programm-/Besetzungsänderungen vorbehalten. J. S. Bach St. Gallen AG | Postfach 328 | 9004 St.Gallen (Schweiz) | Telefon +41 (0)71 242 16 61 info@bachstiftung.ch | www.bachstiftung.ch
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