DER INTEGRIERTE KERNOBSTBAU RICHTLINIEN 2019 - Agrios

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DER INTEGRIERTE KERNOBSTBAU RICHTLINIEN 2019 - Agrios
DER INTEGRIERTE
KERNOBSTBAU
RICHTLINIEN 2019
DER INTEGRIERTE KERNOBSTBAU RICHTLINIEN 2019 - Agrios
Integrierte Produktion im Anbau

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DER INTEGRIERTE KERNOBSTBAU RICHTLINIEN 2019 - Agrios
RICHTLINIEN
FÜR DEN
INTEGRIERTEN
KERNOBSTBAU 2019

29. Auflage
Herausgeber: AGRIOS - Arbeitsgruppe für den integrierten Obstanbau in Südtirol
Haus des Apfels, Jakobistraße 1A, I-39018 Terlan (BZ)
DER INTEGRIERTE KERNOBSTBAU RICHTLINIEN 2019 - Agrios
AUS DEM INHALT
Was ist und was will der integrierte Obstbau?.............................................................S. 7

INTEGRIERTE PRODUKTION IM ANBAU
Fachlich geschulte und umweltbewusste Produzenten......................................... S. 10
Ökologische Ausgleichsflächen und Pflege des Umfeldes der Obstanlage...... S. 10
Überlegungen zur Erstellung von Neuanlagen.......................................................... S. 11
Düngung.................................................................................................................................. S. 12
Pflanzenstärkungsmittel.................................................................................................... S. 18
Pflege des Baumstreifens und der Fahrgasse............................................................. S. 19
Bewässerung.......................................................................................................................... S. 20
Baumerziehung und Fruchtqualität.............................................................................. S. 23
Integrierter Pflanzenschutz.............................................................................................. S. 24
Lagerung und Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln........................................ S. 30
Bienenschutz.......................................................................................................................... S. 36

WARE AUS IP IN DEN VERARBEITUNGS- BZW.
VERMARKTUNGSBETRIEBEN
Anlieferung an den Verarbeitungs- bzw. Vermarktungsbetrieb........................... S. 40
Behandlung und Lagerung des Obstes im Vermarktungsbetrieb....................... S. 40
Sortieren und Verpacken.................................................................................................... S. 41
Kennzeichnung und Aufmachung von Ware aus integriertem Anbau.............. S. 42
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UMSETZUNG UND ANWENDUNG
DER INTEGRIERTEN PRODUKTION
Teilnahme ............................................................................................................................... S. 44
Abmeldungen ....................................................................................................................... S. 44
Durchführung der integrierten Produktion ................................................................ S. 45
Betriebsheft ........................................................................................................................... S. 46

KONTROLLEN UND SANKTIONEN IN
DER INTEGRIERTEN PRODUKTION
Kontrollumfang .................................................................................................................... S. 50
Inhalt der Kontrollen .......................................................................................................... S. 50
Ergebnis der Kontrollen ..................................................................................................... S. 51
Sanktionen für landwirtschaftliche Betriebe............................................................. S. 51
Sanktionen für Lagerhäuser............................................................................................. S. 54

ANHANG ZU DEN RICHTLINIEN FÜR DIE INTEGRIERTE PRODUKTION
Nationale Richtlinien für die integrierte Produktion 2018-2019 ........................ S. 57
Wirkstoffverzeichnis für den integrierten Kernobstbau 2019 ............................. S. 69
Düngemittelverzeichnis .................................................................................................... S. 83
Ökologische Maßnahmen ................................................................................................ S. 90

Herausgeber und Organisationen, welche die AGRIOS bilden ............................ S. 94

                 Diese Richtlinien bestehen einerseits aus technischen Empfehlungen
                 und andererseits aus verbindlichen Auflagen, die für eine Zertifizierung
                 erfüllt werden müssen. Für eine eindeutige Unterscheidung sind letz-
                 tere in roter Schrift gedruckt und werden zusätzlich durch ein rotes
                 Rufezeichen hervorgehoben.

                 Die AGRIOS schlägt den Obstbauern in den einzelnen Kapiteln verschie-
                 dene ökologische Pflegemaßnahmen vor. Diese sind in blauer Schrift
                 gedruckt und durch ein blaues Häkchen gekennzeichnet.
DER INTEGRIERTE KERNOBSTBAU RICHTLINIEN 2019 - Agrios
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WAS IST UND WAS WILL
DER INTEGRIERTE OBSTBAU?
Unter integrierter Produktion versteht    auf die Obstanlage und die Umwelt
man ein landwirtschaftliches Produk-      auswirken. Jedem Bauer, der sich für
tionssystem für Lebensmittel, bei dem     den integrierten Obstbau entscheidet,
natürliche Ressourcen geschont und        ist es ein Anliegen, möglichst viele die-
Hilfsmittel wie Dünger und Pflan-         ser ökologischen Maßnahmen in die
zenschutzmittel bedacht eingesetzt        Tat umzusetzen.
werden. Es ist eine naturnahe und
nachhaltige Anbauweise, bei welcher                In jedem Anbaujahr müssen
der Schutz der menschlichen Gesund-                im Betrieb wahlweise mindes-
heit und der Umwelt im Vordergrund                 tens zwei Maßnahmen ver-
stehen. Der Einsatz chemisch-synthe-      wirklicht werden. Die jeweils durchge-
tischer Mittel wird auf ein Minimum       führten Maßnahmen müssen im
reduziert und die Düngung rationali-      Betriebsheft vermerkt sein.
siert. Natürliche Pflegemaßnahmen
werden bevorzugt, da sich diese positiv

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Integrierte Produktion im Anbau

INTEGRIERTE
PRODUKTION
IM ANBAU

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DER INTEGRIERTE KERNOBSTBAU RICHTLINIEN 2019 - Agrios
Integrierte Produktion im Anbau

       FACHLICH GESCHULTE UND
       UMWELTBEWUSSTE PRODUZENTEN
       Eine gute Fachausbildung und eine po-     det sind. Falls sie Mitglieder einer Er-
       sitive Einstellung des Betriebsleiters    zeugerorganisation sind, muss diese
       zum Schutz der Umwelt und des Kon-        gemäß der EU-Marktordnung für Obst
       sumenten sind wichtige Voraussetzun-      und Gemüse eine Konvention mit die-
       gen für den integrierten Anbau. Daher     ser Beratungsorganisation über die
       macht die AGRIOS ihren Teilnehmern        Fachberatung abgeschlossen haben.
       das Programm anhand von Rundschrei-
       ben und Vorträgen verständlich und        Jeder Betriebsleiter muss alljährlich
       informiert sie über die laufende Ent-     mindestens zwei Stunden pro Hektar
       wicklung im integrierten Obstbau.         angemeldeter Fläche an beruflichen
       Zur Verwirklichung eines seriösen         Weiterbildungsveranstaltungen zu
       IP-Programms sind ferner ein praxisna-    Themen des integrierten Anbaus teil-
       hes Versuchswesen und eine leistungs-     nehmen. Betriebsleiter, die eine Fläche
       fähige Beratung unentbehrlich. Auch       von mehr als 10 Hektar bewirtschaften,
       die für die Obstvermarktung verant-       müssen sich jedes Jahr mindestens 20
       wortlichen Personen müssen Verständ-      Stunden fortbilden. Als Bezugswert für
       nis und Interesse für den integrierten    die Überprüfung wird dabei die jeweils
       Anbau haben und das Programm in           größere Fläche zwischen Netto- und
       ihrem Aufgabenbereich mittragen.          Betriebsbogenfläche (LAFIS-Fläche)
       Produzenten müssen fachkompetent          herangezogen. Die Teilnahme an Wei-
       sein und entweder eine landwirtschaft-    terbildungsveranstaltungen muss in
       liche Fachausbildung oder mindestens      einer Liste aufgezeichnet werden, die
       eine fünfjährige Berufserfahrung mit-     dem Betriebsheft beigelegt werden
       bringen.                                  muss. Da die berufliche Weiterbildung
                                                 eine Voraussetzung für die Erteilung
                 Außerdem müssen sie doku-       der Zertifizierung darstellt, muss die
                 mentieren, dass alle nach den   oben genannte Mindestanzahl an
                 Richtlinien des integrierten    Fortbildungsstunden bereits bei der
       Obstanbaus bewirtschafteten Flächen       Betriebsmappenkontrolle vor der Ernte
       bei einer Beratungsorganisation gemel-    erreicht sein.

       ÖKOLOGISCHE AUSGLEICHSFLÄCHEN UND
       PFLEGE DES UMFELDES DER OBSTANLAGE
       Im Sinne des integrierten Anbaues         cher, Trockenmauern, Steinhaufen oder
       schützt und pflegt der Obstbauer auch     Böschungen dienen vielen nützlichen
       das Umfeld seiner Obstanlagen. Sträu-     Tieren als Unterschlupf. Daher dürfen

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Integrierte Produktion im Anbau

diese Bereiche nicht mit Pestiziden               Ökologische Maßnahmen:
(Herbiziden u.a.) behandelt oder abge-            • Teich mit einer Mindestflä-
brannt werden. Die ökologischen Aus-                che von 50 m²
gleichsflächen müssen mindestens 5%               • Hochstammbaum
der gesamten Obstbaufläche betragen.

ÜBERLEGUNGEN ZUR ERSTELLUNG
VON NEUANLAGEN
Bei der Erstellung von Neuanlagen sind    wendet, müssen die gesetzlichen Min-
jene Sorten zu wählen, welche dem         deststandards eingehalten und die
jeweiligen Standort von den natürli-      Herkunft des Ausgangsmaterials do-
chen Voraussetzungen her am besten        kumentiert werden. Die Verwendung
angepasst sind und daher die besten       von Pflanzgut, welches von gentech-
Chancen für regelmäßige Erträge und       nisch veränderten Organismen (GVO)
gute Qualität bieten.                     stammt, ist nicht erlaubt.
                                          Bei der Erstellung von Neuanlagen sind
        Ökologische Maßnahme: Wahl        Pflanzsysteme vorzuziehen, die einen
        einer schorf- bzw. mehltaure-     möglichst geringen Einsatz an Her-
        sistenten Sorte.                  biziden erfordern und eine effiziente
                                          Verteilung der Pflanzenschutzmittel
Bei der Wahl des Pflanzmaterials ist      ermöglichen.
darauf zu achten, dass dieses gesund,     Die Pflanzabstände sind so zu bemes-
virusfrei sowie sorten- und mutan-        sen, dass die gewählte Sorten/Unter-
tenecht (selektioniertes Material) ist.   lagenkombination während der ge-
Im Sinne einer aktiven Feuerbrandvor-     samten Lebensdauer der Anlage ohne
beugung sollte möglichst Pflanzma-        drastische Schnittmaßnahmen oder
terial verwendet werden, welches mit      chemische Wuchshemmstoffe mit dem
dem ZP-b2-Pflanzenpass versehen ist.      zugedachten Standraum auskommt.
                                          Baumhöhe und Baumtiefe sollen so
        Für Neuanlagen muss, falls        bemessen sein, dass Fruchtholz und
        verfügbar, auf zertifiziertes     Früchte auch im Inneren der Krone stets
        Pflanzmaterial zurückgegrif-      genügend Licht erhalten.
fen werden. Sollte derartiges Material
nicht zur Verfügung stehen, muss                   Ökologische Maßnahme: Er-
CAC-Material verwendet werden. Für                 stellung von Neuanlagen im
das verwendete Pflanzgut muss der                  Einzelreihensystem.
EU-Pflanzengesundheitspass in der         Dieses Pflanzsystem gewährleistet eine
Betriebsmappe abgelegt werden. Wird       gute Belichtung der Früchte während
Pflanzgut aus eigener Produktion ver-     der gesamten Vegetationszeit. Die

                                                                                     11
Integrierte Produktion im Anbau

       Einzelreihe erfordert einen geringe-      zu berücksichtigen. Außerdem soll die
       ren Einsatz an Pflanzenschutzmitteln      Bodenbearbeitung dazu beitragen, die
       (insbesondere weniger Herbizide) als      Bodenstruktur und ein vielfältiges Bo-
       Mehrreihensysteme und ermöglicht          denleben zu erhalten und zu fördern
       Alternativen zur chemischen Unkraut-      und Verdichtungen und Staunässe zu
       bekämpfung im Baumbereich.                vermeiden.
                                                 Falls eine Anreicherungs- oder Vorrats-
       Die Bodenvorbereitung vor der Pflan-      düngung notwendig sein sollte, sind
       zung muss so erfolgen, dass die Bo-       die Vorgaben im Kapitel Düngung zu
       denfruchtbarkeit erhalten und, falls      berücksichtigen.
       möglich, verbessert wird. Dabei müssen
       Erosion und Bodenabbau vermieden                  Die chemische Bodenentseu-
       werden. Bodenart, Lage, Erosionsrisi-             chung ist im integrierten
       ko und klimatische Bedingungen sind               Obstbau nicht zugelassen.

       DÜNGUNG
       Ziel der Düngung im integrierten An-      ben Besitzer gehören. Unterscheiden
       bau ist es, den Nährstoffbedarf durch     sich die Grundstücke im Bodenaufbau
       natürliche Kreisläufe zu decken. Die      (Struktur) und im Nährstoffgehalt, sind
       Bodenuntersuchung ist die wichtigs-       entsprechend mehr Bodenanalysen pro
       te Grundlage für die Bemessung der        Betrieb erforderlich. Ein Zusammenmi-
       Düngergaben für Phosphor, Kali, Ma-       schen der Bodenproben von verschie-
       gnesium, Bor und andere Nährstoffe.       denen Grundstücken ist agronomisch
                                                 nicht sinnvoll. Dadurch wird eine Aus-
                  Probenziehung: Zeitabstände    sage für eine gezielte Düngung nicht
                  und Zeitpunkt                  mehr möglich. Nach einer Düngung
                  Für jedes angemeldete Grund-   oder Bodenbearbeitung muss für die
       stück (Auszug aus dem Obstbaukatas-       Entnahme von Bodenproben eine aus-
       ter) ist eine Bodenanalyse vorzulegen.    reichend bemessene Zeitspanne einge-
       Eine Bodenanalyse gilt genau 5 Jahre      halten werden.
       ab dem Ausstellungsdatum.
       Ausnahmen: Betriebe mit mehreren          Blatt- und Fruchtanalysen sind ange-
       Grundstücken, die nachweislich einen      zeigt, um einen Mangel oder einen
       ähnlichen Bodenaufbau und Versor-         Überschuss eines Nährstoffes in der
       gungsgrad aufweisen und gleich be-        Pflanze festzustellen oder Probleme mit
       wirtschaftet werden, brauchen nur         der inneren Fruchtqualität zu klären.
       von einer repräsentativen Fläche eine
       Bodenprobe ziehen. Dies gilt aber nur,
       wenn diese Flächen ein und demsel-

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Integrierte Produktion im Anbau

          Ökologische Maßnahme:           (Grundwasser) jedenfalls zu vermeiden.
         Durchführung von frühen          Klare Hinweise über den Anteil auf-
         Blattanalysen.                   nehmbaren Stickstoffs im Boden gibt
Die frühe Blattanalyse, die in die Zeit   die Nmin-Untersuchung. Daneben kön-
des Triebabschlusses fällt, erlaubt ein   nen auch die Trieblänge, sowie die Farbe
rechtzeitiges Erkennen des Ernäh-         und Größe der Blätter und Früchte für
rungszustandes des Baumes. Bei Un-        eine bedarfsgerechte Bemessung des
gleichgewichten in der Ernährung kann     Stickstoffs herangezogen werden. Zuviel
durch eine Blattdüngung kurzfristig       Stickstoff bedingt eine dunklere, grünere
eine Stabilisierung erreicht werden.      Grundfarbe und weniger Deckfarbe, ein
Langfristig muss die Versorgung der       Zuviel an Kali erhöht die Stippegefahr.
Pflanze aber über die Bodendüngung
reguliert werden.                                   Ökologische Maßnahme:
                                                   Durchführung der Stickstoff-
Die Höhe der Düngergaben richtet                   düngung aufgrund einer
sich nach dem Nährstoffvorrat des Bo-     Nmin-Untersuchung. Mit der Nmin-Metho-
dens und dem Bedarf der Pflanzen. Der     de wird der im Boden vorhandene mi-
standortspezifische Düngerbedarf kann     neralische Stickstoff bestimmt (Nitrat
besonders gut durch die Kombination       und Ammonium). Anhand des Humus-
von Boden- und Blattanalysen ermittelt    gehaltes und der Bodenart wird die Stick-
werden. Überdüngung ist im Interesse      stoffnachlieferung aus der Baumreihe
der Widerstandskraft der Obstbäume,       abgeschätzt und schließlich aus beiden
der Fruchtqualität und der Umwelt         Werten die N-Düngung berechnet.

                                                                                      13
Integrierte Produktion im Anbau

               Die Ausbringung von Dünger                  die Ausbringung ist deshalb nur im Zeit-
               ist im Zeitraum vom 1. Dezem-               raum nach der Ernte bis 30. November
               ber bis Ende Februar verboten,              und ab 1. März bis Blühende erlaubt.
       ebenso die Ausbringung auf gefrorene,               Über Wirtschaftsdünger dürfen jährlich
       schneebedeckte, wassergesättigte und                im Durchschnitt 85 kg Stickstoff pro
       überschwemmte Böden. Zu natürlichen                 Hektar ausgebracht werden.
       Wasserläufen und künstlichen Abzugs-
       gräben ist ein Mindestabstand von 5                 NÄHRSTOFFENTZUG
       m einzuhalten, zu natürlichen Seen ein              (RICHTWERTE)
       Mindestabstand von 10 m.                            In der folgenden Tabelle ist der jährliche
       Wirtschaftsdünger (z.B. Stallmist, Jau-             Entzug an Hauptnährstoffen (kg/ha) im
       che, Gülle) dürfen nicht mit den für                Apfelanbau bei verschiedenen Erträgen
       den menschlichen Verzehr bestimmten                 angeführt:
       Produkten in direkten Kontakt kommen,

                                              Nährstoffentzug (kg/ha) bei einem Ertrag von
        Nährstoff
                                                 40 t/ha              60 t/ha             80 t/ha
        Stickstoff (N)                               16                  24                   32
        Phosphor (P2O5)                              11                  16                   21
        Kalium (K2O)                                 57                  85                  113
        Kalzium (CaO)                                3,2                 4,8                 6,5
        Magnesium (MgO)                              3,4                 5,1                 6,8
        Bor (B)                                   0,112                 0,18                0,24
       Quelle: Versuchszentrum Laimburg

                  Die Düngegaben werden auf Basis der nachfolgenden Parameter
                  bemessen.

       Stickstoffdüngung

                                                                                     > 2. Jahr Ertrag (t/ha)
               Stickstoffzufuhr               1. Jahr         2. Jahr
                                                                               < 32         32−48            >48

               Stickstoff kg/ha                 40              80              50            80             110

        Falls Bodenverbesserer im laufenden Jahr eingebracht werden, wird der Stickstoff zu 30%
        berechnet.*
        * Für die Bodenverbesserer (Stallmist, Kompost) ist es wichtig die Mineralisierungsprozesse zu berücksichtigen,
        denen die organische Masse unterliegt. Beispiel: Stallmist als länger wirkender Bodenverbesserer im mehrjährigen
        Zyklus ausgebracht: Bei einer Nährstoffmenge von 170 kg N, 102 kg P2O5 und 238 kg K2O pro Hektar werden im
        ersten Jahr circa 30% dieser Mengen, also 51 kg N, 31 kg P2O5 und 71 kg K2O verfügbar.

14
Integrierte Produktion im Anbau

          Stickstoffmenge, welche der Standardmenge in Abhängigkeit von den jeweils
          zutreffenden Bedingungen hinzugefügt (+) werden kann:

Bei geringer Versorgung mit organischer Masse                           + 20 kg/ha

Bei geringem Wachstum                                                   + 20 kg/ha

Bei Niederschlagsüberschuss                                             + 15 kg/ha

          Stickstoffmenge, welche von der Standardmenge in Abhängigkeit von den jeweils
          zutreffenden Bedingungen abzuziehen (-) ist:

Bei hoher Versorgung mit organischer Masse                              - 20 kg/ha

Bei Zufuhr von Bodenverbesserern im vorhergehenden Jahr                 - 20 kg/ha

Bei übermäßigem Wachstum                                                - 20 kg/ha

          In jedem Fall liegt die zulässige Höchstzufuhr für Stickstoff bei 140 kg/ha/Jahr.

                                                                                                15
Integrierte Produktion im Anbau

       Um die Auswaschverluste so gering wie möglich zu halten und die größtmögliche
       Wirksamkeit der Düngung zu erreichen, ist es erforderlich, den Stickstoff während
       der Phasen des größten Bedarfes auszubringen und bei hohen Mengen auf meh-
       rere Gaben aufzuteilen. Eine Aufteilung der Stickstoffzufuhr ist bindend, falls die
       auszubringende Menge größer als 60 kg/ha ist.

       Phosphordüngung

                                                                         > 2. Jahr Ertrag (t/ha)
               Versorgung
                                        1. Jahr      2. Jahr
               mit Phosphor
                                                                   48
                    A+B
                                                                    45            55           65
             (Geringe Versorgung)
                      C
                                          15           40           30            40           50
            (Normale Versorgung)
                    D+E
                                                                    25            35           45
              (Hohe Versorgung)

       Menge an P2O5, welche der Standardmenge hinzugefügt (+) werden kann:

        Bei geringer Versorgung mit organischer Masse                               + 10 kg/ha

        Bei Böden mit hohem Aktivkalk                                               + 20 kg/ha

       Vor der Pflanzung und während der Erziehungsphase:
       • Für die Klassen A+B ohne Anreicherungsdüngung vor der Pflanzung max. 65 kg/
         ha/Jahr für 5 aufeinanderfolgende Jahre.
       • In jedem Fall, auch wenn eine Anreicherungs- oder Vorratsdüngung durchge-
         führt wird, ist es nicht gestattet, mehr als 250 kg/ha P2O5 pro Jahr zuzuführen.

       Die pro Jahr notwendigen Mengen können auch zusammengelegt und nur jedes
       zweite oder dritte Jahr ausgebracht werden.

16
Integrierte Produktion im Anbau

           Kaliumdüngung

       Versorgung                                                        > 2. Jahr Ertrag (t/ha)
                                    1. Jahr        2. Jahr
       mit Kalium
                                                                  < 32          32−48             >48
           A+B
                                                                   115           150              185
    (Geringe Versorgung)
             C
                                      20             90            55             90              125
   (Normale Versorgung)
           D+E
                                                                   15             50              85
     (Hohe Versorgung)

           Menge an K2O, welche von der Standardmenge abzuziehen (-) ist:

Bei Zufuhr von Bodenverbesserern                                                       - 30 kg/ha

           Vor der Pflanzung und während der Erziehungsphase:
           • Für die Klassen A+B ohne Anreicherungsdüngung vor der Pflanzung max. 180
             kg/ha/Jahr für 5 aufeinanderfolgende Jahre.
           • In jedem Fall, auch wenn eine Anreicherungs- oder Vorratsdüngung durchge-
             führt wird, ist es nicht gestattet, mehr als 300 kg/ha K2O pro Jahr zuzuführen.

           Magnesium und Bor
           Nährstoffbedarf in kg/ha bei einem Ertrag von 60 t/ha, festgelegt auf der Basis
           einer Bodenanalyse.

     Versorgungsklasse                               MgO                                  Bor

             A+B                                     30−50                              0,7−1,4
      (Geringe Versorgung)
                 C
                                                     20−30                              0,5−0,7
     (Normale Versorgung)
              D+E
                                                     0−20                                0-0,5
       (Hohe Versorgung)
                             Quelle: Labor des Versuchszentrums Laimburg (BZ)

                     Im Betriebsheft sind die effektiv ausgebrachten Düngermengen festzu-
                     halten.

                                                                                                            17
Integrierte Produktion im Anbau

       Routine-Spritzungen mit Blatt-Volldüngern bringen in gut versorgten Obstanlagen
       keine wirtschaftlichen Vorteile. Sie sind daher abzulehnen. Eine Überversorgung
       über das Blatt kann Qualitätsprobleme an den Früchten hervorrufen.

                   Die nachfolgenden Düngemit-      Die im Anhang angeführten Dünger
                   tel dürfen im integrierten An-   dürfen im integrierten Anbau einge-
                   bau nicht eingesetzt werden:     setzt werden. Die aktuelle Liste wird
       •   Dünger, welche weder der EG-Dün-         auf der Homepage der AGRIOS veröf-
           gemittelverordnung (Nr. 2003/2003)       fentlicht.
           noch der nationalen Düngemittel-
           verordnung (Decreto legislativo del      Klärschlämme und Müllkomposte sind
           29 aprile 2010, n. 75) entsprechen.      ebenso wie Dünger, die toxische oder
       •   Dünger, welche als Ausgangsma-           bodenbelastende Beistoffe enthalten
           terial bestimmte tierische Abfälle       oder hygienische Bedenken aufwerfen,
           (Fleischmehl, Fleischreste, Fischmehl,   im integrierten Obstbau nicht zuge-
           Knochenmehl, Blutmehl, Blut, Gelati-     lassen.
           ne, Tierepithelien, Häute oder Leder)
           enthalten.                               Alle Geräte zur Ausbringung von Dünge-
       •   Dünger, die mehr als 0,001g/kg Per-      mitteln müssen für den jeweiligen Ein-
           chlorate enthalten.                      satz geeignet sein und in einem guten
       •   Blatt- und Fertigationsdünger, wel-      Zustand gehalten werden. Dies beinhal-
           che die nachfolgend angeführten          tet neben einer regelmäßigen Wartung
           Höchstwerte für Aminoalkohole            auch eine jährliche Überprüfung und
           überschreiten:                           Einstellung, um sicherzustellen, dass
           - Morpholin 0,01 g/kg                    auch tatsächlich die gewünschten Dün-
           - Diethanolamin 0,01 g/kg                germengen ausgebracht werden. Diese
           - Triethanolamin 0,01 g/kg               Wartungsarbeiten müssen in einem
           - Monoethanolamin 0,1 g/kg.              Wartungsplan aufgezeichnet werden,
       •   Düngemittel mit einem Borgehalt von      der dem Betriebsheft beigelegt werden
           mehr als 0,1%, die Natriumborat oder     muss.
           Borsäure enthalten.

       PFLANZENSTÄRKUNGSMITTEL
       Die im Anhang 2 des Ministerialdekrets Nr. 6793 vom 18.07.2018 gelisteten Pflan-
       zenstärkungsmittel können eingesetzt werden.

18
Integrierte Produktion im Anbau

PFLEGE DES BAUMSTREIFENS
UND DER FAHRGASSE
In wüchsigen Ertragsanlagen ist es        Die maschinelle Bearbeitung des
sinnvoll, den Baumstreifen ganzjährig     Baumstreifens ist ebenfalls eine um-
begrünen zu lassen und mit der Fahr-      weltfreundliche Lösung. In starkwach-
gasse mitzumulchen oder rund um           senden Ertragsanlagen sollten keine
die Baumstämme auszumähen. Eine           Herbizide eingesetzt werden.
Begrünung vor der Ernte vermindert
das Stickstoffangebot und fördert die               Ökologische Maßnahme:
Fruchtqualität bei gleichzeitiger Ver-              Ganzjährige Begrünung der
minderung der Nitrat-Restmengen am                  Baumstreifen bzw. Verzicht
Ende der Vegetationsperiode. Ideal ist    auf Herbizide.
die Begrünung und damit Bedeckung         Soweit es der Baumwuchs und die
des Baumstreifens mit niedrigen und       natürliche Stickstoffnachlieferung zu-
flachwurzelnden Kräutern, die nicht in    lassen, sollen die Ertragsanlagen ganz-
Konkurrenz mit den Obstbäumen treten.     jährig (Fahrgasse und Baumstreifen)
Das Abdecken des Baumstreifens mit        begrünt bleiben. Dies führt zur Bindung
Rindenkompost hält den Boden feucht,      von Stickstoff, was vor allem in wüch-
unterdrückt den Graswuchs und ver-        sigen Anlagen von Vorteil ist.
mindert die Erosion und ist deshalb als
günstig zu beurteilen. Diese Maßnahme              Bei Einzelreihen soll der mit
kann aber die Ansiedlung und Vermeh-               Herbiziden behandelte Baum-
rung von Feldmäusen begünstigen.                   streifen nicht mehr als 70 cm

                                                                                     19
Integrierte Produktion im Anbau

       betragen, darf aber maximal ein Drittel   In den Maikäfer-Befallszonen, wo Bo-
       des Reihenabstandes einnehmen. Bei        dennetze gegen diesen Schädling aus-
       Mehrreihen ist eine Behandlung nur        gelegt werden, ist zur Verhinderung
       für die von den Bäumen abgedeckte         des Reifungsfraßes ein ganzflächiger
       Fläche zulässig. Die maximale Breite      Einsatz von Herbiziden erlaubt.
       des Herbizidstreifens ergibt sich aus
       dem Abstand der beiden Randreihen         Die Anzahl der Mulchgänge zur Pflege
       zuzüglich von jeweils 35 cm auf den       der Fahrgasse ist den Gegebenheiten
       Außenseiten, immer gemessen vom           der Obstanlage (Baumwachstum, Bo-
       Baumstamm.                                denart, Wasserhaushalt) anzupassen.
                                                 Bei starkem Wachstum der Bäume
       Seit dem 26.11.2018 ist für alle Her-     und feuchter Witterung genügen 3−4
       bizidgeräte eine Funktionskontrolle       Durchgänge/Jahr. Eine geringere Anzahl
       gesetzlich vorgeschrieben. Für eine       an Mulchgängen fördert die Artenviel-
       Verminderung der Abdrift auf Nicht-       falt an Kräutern und Gräsern.
       Ziel-Flächen empfiehlt die AGRIOS, nur
       noch Herbizidgeräte mit Abdeckung zu             Werden bienengefährliche
       verwenden und eventuell noch fehlen-            Präparate gespritzt, müssen
       de Abschirmungen nachzurüsten.                  blühende Kräuter vorher
                                                 abgemäht werden.

       BEWÄSSERUNG
       Die Bewässerung dient zur Abdeckung       und Alternariabefall durch lange Blatt-
       des Wasserbedarfes der Kultur. Dadurch    nässe und Abwaschverluste gefördert
       soll ein ausreichender Wuchs der Pflan-   werden. Die Wassergaben sollen des-
       ze und der Früchte sowie deren Quali-     halb den tatsächlichen Erfordernissen
       tätsausbildung sichergestellt werden.     entsprechen.
       Sowohl eine Unter- als auch Überver-
       sorgung mit Wasser ist zu vermeiden.              Ökologische Maßnahme: Kon-
       Zu hohe Wassergaben verursachen                   trolle der Bodenfeuchtigkeit
       Wasserverluste sowie Nährstoffaus-                mittels Tensiometer oder an-
       waschungen und können die Entwick-        derer Bodenfeuchte-Messgeräte.
       lung von Schadorganismen fördern. Im
       Spätsommer kann dies auch zu man-         Die Wassergaben richten sich nach dem
       gelhafter Holzausreife führen, wodurch    Niederschlags-Defizit sowie dem Was-
       die Gefahr von Winterfrostschäden bei     serhalte-Vermögen (Feldkapazität) und
       empfindlichen Sorten ansteigt.            der Tiefgründigkeit des Bodens.
       Durch übertriebenes Beregnen im Som-      Falls technisch möglich, wird der Ein-
       mer kann schließlich auch der Schorf-     satz der Fertigation empfohlen. Da-

20
Integrierte Produktion im Anbau

                            21
Integrierte Produktion im Anbau

       durch können die Wirksamkeit der Dün-          Angabe von Bewässerungsbeginn
       ger und des ausgebrachten Wassers              und -ende.
       gesteigert und die Auswaschverluste         Falls die Bewässerung gemeinschaft-
       verringert werden.                          lich oder über Konsortien durchgeführt
                                                   wird, können die oben genannten Da-
               Für jedes Grundstück des Be-        ten von diesen Körperschaften zur Ver-
               triebes müssen folgende Da-         fügung gestellt werden.
               ten im Betriebsheft aufge-
       zeichnet werden:                            2) Regendaten:
                                                   Diese können über die Ablesung von
       1) Bewässerungsdatum und -menge:            Regenmessgeräten, über Wetterstati-
       • Überkronenberegnung: Datum und            onen oder die Zur-Verfügung-Stellung
         Menge für jede einzelne Wassergabe.       von Daten über Wetterdienste erhalten
         Die ausgebrachte Wassermenge wird         werden. Betriebe mit einer Betriebs-
         wie folgt ermittelt:                      fläche von weniger als einem Hektar
         - über das Ablesen des Regenmessers,      und Betriebe mit Tropfbewässerung
         - über das Ablesen des Zählers an         sind von der Aufzeichnung dieser Da-
           der Wasserzuleitung der einzelnen       ten befreit.
           Grundstücke,
         - über die Berechnung der pro Stun-       3) Bewässerungsmenge:
           de ausgebrachten Wassermenge            Der Betrieb muss bei jeder Bewässe-
           multipliziert mit der Einschaltdauer.   rungsgabe in Abhängigkeit von der Bo-
       • Tropfbewässerung: Bewässerungs-           denart die nachfolgend angeführten
         menge für den gesamten Kulturzyk-         Maximalmengen einhalten:
         lus (oder kürzere Zeitspannen) unter

                   Bodenart                          Millimeter                        m³/ha

                Leichter Boden                           35                             350

                Mittlerer Boden                          45                             450

                Schwerer Boden                           55                             550

       Die Frostberegnung unterliegt nicht         von Undichtigkeiten, Reduzierung der
       den oben genannten Vorschriften.            Wassermenge pro Bewässerungsgabe
                                                   usw. Wo es möglich ist, soll die Tropfbe-
       Alle Möglichkeiten für eine effiziente      wässerung bevorzugt werden.
       und verlustfreie Nutzung der Wasser-
       ressourcen sollen ausgeschöpft werden,                 Ökologische Maßnahme:
       z.B. Bewässerung bei Nacht, Reparatur                  Verwendung der Tropfbewäs-
                                                              serung.

22
Integrierte Produktion im Anbau

Wasserqualität                          über die Wasserqualität. Auf Anfrage
Die für den Obstanbau zur Verfügung     wird die entsprechende Dokumentation
stehenden Wasserressourcen werden       vom Amt zur Verfügung gestellt.
seit 1997 vom Amt für Gewässernut-
zung der Autonomen Provinz Bozen                Abwasser darf in keinem Fall
- Südtirol in einem Überwachungspro-            zur Bewässerung verwendet
gramm regelmäßig untersucht. Diese              werden.
Untersuchungen geben Aufschluss

BAUMERZIEHUNG UND FRUCHTQUALITÄT
Anzustreben ist ein jährlicher Trieb-   sind für den wirtschaftlichen Erfolg im
zuwachs von 20−30 cm. Bei stärkerem     Erwerbsobstbau unerlässlich. Daher
Triebwachstum ist mit geeigneten        soll der Obstbauer stets versuchen,
Maßnahmen (Umstellung des Win-          mit umweltverträglichen Maßnah-
terschnitts, Verminderung der Stick-    men die Fruchtqualität (Fruchtgröße,
stoffdüngung, Verminderung der          Farbe, Geschmack, innere Qualität,
Bewässerung, Wurzelschnitt und Be-      Haltbarkeit und hygienische Qualität)
grünung des Baumstreifens) eine Be-     zu verbessern. Bei vielen Apfelsorten
ruhigung des Wachstums anzustreben.     ist die chemische Fruchtausdünnung
Regelmäßige Ernten von guter Qualität   notwendig (zur Mittelwahl siehe An-

                                                                                   23
Integrierte Produktion im Anbau

       hang). Überzählige, kleine, berostete,    berelline und Benziladenin zugelassen.
       deformierte oder sonst wie beschädigte    Synthetische Präparate, welche die Rei-
       Früchte von Hand auszudünnen, ist         fe beschleunigen oder verzögern oder
       eine besonders wirksame qualitäts-        die Fruchtfarbe fördern sollen, sind zu
       steigernde Maßnahme.                      diesem Zweck nicht zulässig.

                Zur Verminderung der Frucht-              Ökologische Maßnahme: me-
                berostung sind im integrierten            chanische Ausdünnung mit
                Obstbau lediglich Kaolin, Gib-            dem Fadengerät.

       INTEGRIERTER PFLANZENSCHUTZ
       A) VORBEUGUNG                              u.a. nützliche Tiere. Dasselbe gilt für
       Das gesamte Anbauprogramm ist so           Steinhügel, Holzstöße, Rohre, Reisig-
       auszurichten, dass die Obstbäume ihre      haufen und ähnliche Schlupfwinkel.
       natürliche Widerstandskraft gegen
       Krankheiten und Schädlinge bewah-         • Um Greifvögel (Mäusebussarde,
       ren und so möglichst wenig zusätzliche      Turmfalken, Eulen, Steinkäuze u.a.)
       Spritzungen erforderlich sind. Bäume        anzulocken, sollte man in den Obst-
       mit zu starkem Triebwachstum sind           anlagen über die Bäume reichende
       beispielsweise besonders anfällig für       Sitzstangen aufstellen. Greifvögel
       Schorf, Mehltau, Blattläuse, Spinnmil-      säubern die Obstanlagen von Feld-
       ben und Fruchtschalenwickler.               mäusen.

       Integrierter Pflanzenschutz bedeutet      • Insektenfressende Vögel (Kohlmeise,
       ferner, die natürlichen Gegenspieler        Blaumeise, Wendehals, Gartenrot-
       von Pflanzenschädlingen zu schonen          schwanz, Feldsperling, Wiedehopf
       und zu fördern. Im Interesse eines na-      u.a.) sammeln besonders während
       türlichen Artenschutzes und zur Förde-      der Brutzeit zahlreiche Raupen (Frost-
       rung der Ansiedlung und des Verbleibes      spanner, Eulenraupen, Glasflügler
       von Nützlingen in den Obstanlagen           und Wickler). Es wird empfohlen,
       empfehlen wir folgende Maßnahmen:           Nistkästen mit einem Einflugloch von
                                                   32 mm und 45 oder 55 mm in den
       • Am Rande der Obstanlage sollen He-        Obstanlagen auszuhängen.
         cken und Sträucher als Unterschlupf     • Raubmilben halten, sofern sie aus-
         und Brutplatz zahlreicher Arten be-       reichend geschont werden, mit Hilfe
         lassen werden.                            von Kugelkäfern und Raubwanzen die
       • Trockenmauern sind willkommene            Spinnmilben in den Obstanlagen un-
         Aufenthaltsorte für Mauswiesel, Igel,     ter Kontrolle. Wenn in der Obstanlage
         Spitzmäuse, verschiedene Nattern          noch nicht genügend Raubmilben

24
Integrierte Produktion im Anbau

vorkommen, sollen diese mit Trieb-        • Die von Mehltau oder Blattläusen be-
 büscheln von anderen Obstanlagen           fallenen Triebe sollen abgeschnitten
 eingetragen werden.                        werden. Damit reduziert man den
                                            Befallsdruck und verbessert den Be-
• Mit Stroh oder Holzwolle gefüllte         kämpfungserfolg.
  Töpfe oder Kisten können als Über-
  winterungsquartiere für Florfliegen     • Die Verwirrungstechnik sollte dort
  (Chrysoperla) in den Obstanlagen          eingesetzt werden, wo Apfelwickler,
  ausgehängt werden.                        Pfirsichwickler, Fruchtschalenwick-
                                            ler und Blausieb präsent sind. Bei
         Ökologische Maßnahmen:             niedrigem Befallsdruck erzielt man
         • Errichtung von Nistkästen        eine Senkung der Population und ver-
         in der Anlage zur Ansiedlung       hindert somit die Probleme, die ein
  von Meisen.                               Ansteigen derselben mit sich bringt.
• Errichtung von Sitzstangen für Greif-     Diese biotechnische Methode ermög-
  vögel.                                    licht es, Spritzungen zu vermeiden
• Errichtung von Schlupfwinkeln für         bzw. einzusparen und trägt somit
  Mauswiesel, Igel, Spitzmäuse oder         dazu bei, Resistenzen zu vermeiden
  Nattern.                                  oder wenigstens zu verzögern. Die
• Eintrag von Raubmilben in die Obst-       verwendeten Dispenser sollten, falls
  anlage.                                   möglich, biologisch abbaubar sein.

B) ALTERNATIVE PFLANZEN-                  • Alkoholfallen (8 Stück/ha) sind das
SCHUTZMASSNAHMEN                            wirksamste Mittel zur Bekämpfung
Im integrierten Pflanzenschutz ist al-      des Ungleichen Holzbohrers (Anisan-
ternativen (nicht-chemischen) Mitteln       drus).
und Maßnahmen der Vorzug zu geben.

                                                                                     25
Integrierte Produktion im Anbau

       • Zur Bekämpfung von Glasflüglern eig-     Ziel der integrierten Produktionsweise
         nen sich Saftfallen. Mit Insektiziden    ist es, im Pflanzenschutz alle nicht-che-
         kann man nur die jungen Raupen des       mischen Möglichkeiten auszuschöpfen
         Glasflüglers zufriedenstellend erfas-    und mit einzubeziehen bzw. zu integrie-
         sen. Zudem ist diese Art der Bekämp-     ren. Die Integrierte Produktion ist somit
         fung bei älteren Bäumen technisch        bei konsequenter Durchführung ihrer
         kaum durchführbar. Mit Saftfallen        Grundsätze, von vornherein geeignet,
         kann man einen guten Teil der Falter     Resistenzen von Schadorganismen zu
         abfangen.                                verhindern bzw. zu verzögern.
                                                  Nachfolgend werden die wichtigsten
       • Nützlinge in Massen zu vermehren         Grundregeln eines zielführenden Re-
         und freizulassen (San-José-Schlupfwes-   sistenz-Managements kurz angeführt:
         pe, Blutlaus-Zehrwespe, Trichogramma,
         Raubmilben u.a.) ist gegen verschiede-   • Pflanzenschutzmitteleinsatz redu-
         ne Schädlinge auf Dauer wirksamer als      zieren: Jede Behandlung, die einge-
         die chemische Bekämpfung.                  spart werden kann, wirkt resistenz-
                                                    verzögernd. Wenn eine Behandlung
       • Bäume mit eindeutigen Apfeltrieb-          notwendig wird (Schadensschwellen
         suchtsymptomen sind zu roden.              beachten!), sollen die Wirksubstan-
                                                    zen überlegt und gezielt ausgewählt
                 Ökologische Maßnahmen:             werden. Dies erfordert eine genaue
                 • Einsatz der Verwirrungs-         Kenntnis der Biologie und des Auf-
                 methode gegen Apfelwickler,        tretens des Schaderregers. Die Wahl
         Pfirsichwickler, Fruchtschalenwickler      des richtigen Mittels und Einsatzzeit-
         und Blausieb.                              punktes, die richtige Dosierung und
       • Einsatz von Saftfallen zur Bekämp-         eine gezielte Ausbringung bringen
         fung von Glasflüglern.                     eine optimale Wirkung und ersparen
       • Entfernung von mit Mehltau oder            meist Nachfolgebehandlungen. Ein
         Blattläusen befallenen Trieben.            Insektizideinsatz ist möglichst auf die
       • Einsatz von Bodennetzen in der             Befallsherde zu begrenzen.
         Maikäfer-Befallszone.
                                                  • Dauerbelag vermeiden: Der wirksa-
       C) RESISTENZ-MANAGEMENT                      me Spritzbelag sollte nur so lange
       Resistenzen von Schadorganismen              als unbedingt notwendig in der Um-
       können die Pflanzenschutzarbeit sehr         welt bzw. auf den Bäumen verbleiben.
       schwierig gestalten und zu ernsthaf-         Auch kurzlebige Wirksubstanzen, die
       ten Problemen bei der Regulierung von        in kurzen Intervallen wiederholt aus-
       Schadpopulationen führen. Es sollten         gebracht werden, erzeugen letztend-
       daher alle möglichen Vorkehrungen            lich einen Dauerbelag. Langlebige,
       getroffen werden, eventuellen Resis-         persistente Mittel sollten sparsam
       tenzbildungen entgegenzuwirken. Das          und auf die Schadensperiode abge-

26
Integrierte Produktion im Anbau

 stimmt eingesetzt werden. Aus die-        muss daher mit Einschränkung erfolgen
 sem Grunde ist der Einsatz einiger        (siehe Wirkstoffverzeichnis im Anhang).
 Wirkstoffe auch nur begrenzt erlaubt.
                                           Akarizide sollten durch konsequente
• Einsatz von Alternativen: Dies ist       Schonung von Raubmilben in einem
  eine Grundforderung des integrierten     integrierten Programm nicht notwen-
  Pflanzenschutzes. Dazu gehören zum       dig sein. Ein beschränkter Einsatz dieser
  Beispiel die Verwirrungsmethode, der     Mittel kann zudem die gute Wirkung
  Bacillus thuringiensis, Maikäfernetze,   für jene Fälle erhalten, in denen aus
  Gegenspieler (Raubmilben) usw.           verschiedenen Umständen eine Aka-
                                           rizidbehandlung erforderlich ist.
• Nützlinge schonen und fördern: Nütz-     Ein überlegtes und konsequentes Re-
  linge nehmen einen wichtigen Platz       sistenz-Management steht im Einklang
  im Resistenz-Management ein. Ihre        mit der integrierten Produktion und
  regulierende Wirkung auf Schaderre-      ist Voraussetzung für ihre langfristige
  ger hilft, Behandlungen einzusparen.     Anwendung.
  Unabhängig vom Resistenzgrad und
  -mechanismus der Schädlinge ver-         D) MITTELWAHL
  nichten Nützlinge diese und wirken so    Ziel des integrierten Pflanzenschutzes
  einer Selektion (Auslese) resistenter    ist es, mit möglichst wenig und mög-
  Populationen entgegen.                   lichst umweltverträglichen Pflanzen-
                                           schutzmitteln den wirtschaftlichen
• Wirkstoffe wechseln: Ein überlegter      Erfolg des Betriebes zu sichern.
  Wirkstoffwechsel kann über lange         Chemische Mittel sollten im integrier-
  Zeit hinweg Resistenzbildung ver-        ten Pflanzenschutz nur dann eingesetzt
  zögern. Entscheidend ist dabei al-       werden, wenn es notwendig ist.
  lerdings, dass man tatsächlich den
  Wirkungsmechanismus, also den                     Die Anlagen müssen zu den
  Abtötungsmechanismus wechselt.                    wichtigsten Beobachtungster-
  Die eingesetzten Wirkstoffe sollen da-            minen auf Krankheiten,
  her verschiedenen Wirkstoffgruppen       Schädlinge und Nützlinge kontrolliert
  angehören. Soweit es die Zulassung       werden. Pro Jahr müssen mindestens
  im Programm ermöglicht, wird eine        zwei Kontrollen auf Nützlinge zu ins-
  Wahlmöglichkeit angeboten.               gesamt mindestens vier Stunden pro
                                           Hektar durchgeführt werden. Ende
Resistenz-Management muss begin-           Mai/Anfang Juni muss in den Anlagen
nen, solange die Mittel noch wirken.       der Primärschorfbefall erhoben werden
Nach bisherigen Erkenntnissen sind         (100 Triebe pro Anlage). Pro Hektar an-
manche Wirkstoffe aufgrund ihrer Cha-      gemeldeter Fläche müssen jährlich
rakteristik besonders von Resistenz-       Feldkontrollen im Ausmaß von mindes-
bildung gefährdet. Ihre Anwendung          tens acht Stunden durchgeführt wer-

                                                                                       27
Integrierte Produktion im Anbau

       den. Als Bezugswert für die Überprü-        Spritzungen mit diesen Mitteln ein
       fung wird dabei die jeweils größere         längerer Abstand gehalten bzw. mit
       Fläche zwischen Netto- und Betriebs-        anderen Fungiziden abgewechselt wer-
       bogenfläche (LAFIS-Fläche) herangezo-       den.
       gen. Die Kontrollen und die Ergebnisse
       der Auszählungen müssen im Betriebs-        Sobald Spritzungen gegen Spinnmil-
       heft vermerkt werden. Da die oben           ben notwendig sind, ist das biologi-
       genannte Mindestanzahl an Auszäh-           sche Gleichgewicht zwischen diesen
       lungen eine Voraussetzung für die Er-       Schädlingen und deren Gegenspielern
       teilung der Zertifizierung darstellt,       gestört. Hier ist die Anwendung von
       muss sie bereits bei der Betriebsmap-       Dithiocarbamaten und anderen nicht
       penkontrolle vor der Ernte erreicht sein.   nützlingsschonenden Pflanzenschutz-
                                                   mitteln einzuschränken. Dadurch
       Von den gesetzlich zugelassenen Pflan-      kann die Entwicklung der Spinnmil-
       zenschutzmitteln sind jene zu bevor-        ben-Feinde (Raubmilben, Kugelkäfer,
       zugen, die                                  Raubwanzen u.a.) gefördert werden.
                                                   In Obstanlagen, in denen selektive
       • den Anwender und die in der Obst-         Schädlingsbekämpfungsmittel zur An-
         anlage arbeitenden Personen nicht         wendung gelangen, können Nützlinge
         gefährden,                                überleben und aktiv werden.
       • den Schädling unter die Toleranz-
         schwelle drücken, die Nützlinge und                  Im AGRIOS-Programm 2019
         andere Tierarten aber schonen,                      sind nur jene Wirkstoffe (mit
       • die Umwelt (Boden, Wasser, Luft) we-                entsprechender Einschrän-
         nig belasten und                          kung) erlaubt, die in den nationalen
       • wenig Rückstände auf Obst und in          Richtlinien 2018−2019 bzw. im Wirk-
         der Umwelt hinterlassen.                  stoffverzeichnis für den integrierten
                                                   Kernobstbau 2019 angeführt sind. Alle
       Pflanzenschutzmittel mit einer niedri-      dort nicht angeführten Wirkstoffe sind
       geren Einstufung in Bezug auf die Ge-       im AGRIOS-Programm 2019 nicht er-
       sundheitsgefährdung des Anwenders           laubt, sofern sie nicht im Laufe des
       sind zu bevorzugen, falls es für den-       Jahres zugelassen werden. Eine Anwen-
       selben Wirkstoff auch Formulierungen        dung von nicht erlaubten Wirkstoffen
       mit besonders kritischen H-Sätzen gibt.     bzw. der Nachweis derselben mittels
                                                   Rückstandsanalysen führt zur Nicht-Er-
              Zum Schutz der Raubmilben            teilung bzw. zum Entzug der Zertifizie-
              sind diesbezüglich schädliche        rung für die entsprechenden Anlagen
              Fungizide zu meiden. Daher           bzw. den gesamten Betrieb. Die
       dürfen Dithiocarbamate insgesamt            Nicht-Erteilung bzw. der Entzug der
       maximal 5-mal pro Jahr eingesetzt           Zertifizierung für das betroffene Grund-
       werden. Ferner muss zwischen den            stück erfolgt auch, wenn Pflanzen-

28
Integrierte Produktion im Anbau

schutzmittel eingesetzt werden, die in                Ökologische Maßnahme: Aus-
Italien für die jeweilige Kulturart nicht             bringung von Pheromonfallen
zugelassen sind.                                      und regelmäßige Kontrolle der
                                            Falterfänge.
Mittel für den biologischen Obstbau         Die Pheromonfalle bietet die Möglichkeit,
Im integrierten Kernobstbau dürfen          den Flugverlauf wichtiger Schadschmet-
alle Wirkstoffe verwendet werden, die       terlinge (z.B. Apfelwickler, Pfirsichwickler,
im Anhang II der Verordnung (EG) Nr.        Fruchtschalenwickler) zu verfolgen. Eine
889/2008 zum biologischen Anbau auf-        korrekte Interpretation aller maßgebli-
gelistet und in Italien zugelassen sind.    chen Daten (Flughöhepunkt und Flug-
                                            dauer, Witterung, Eiablage) kann zur Ent-
Aufbrauchen von Restbeständen               scheidungshilfe über die Notwendigkeit
Restbestände von Pflanzenschutz-            einer Bekämpfungsmaßnahme dienen.
mitteln, welche im letzten Jahr noch        Da die verschiedenen Fallen eine un-
im IP-Programm zugelassen waren,            terschiedliche Fangfähigkeit besitzen,
dürfen aufgebraucht werden. Diese           sollte sich der Betriebsleiter bei auftre-
Ausnahmeregelung gilt nur für jene          tenden Interpretationsschwierigkeiten
Pflanzenschutzmittelmengen, welche          an den Fachmann wenden.
sich beim Inkrafttreten der neuen Richt-
linien bereits im Lager befanden und        E) PFLANZENSCHUTZMITTEL-
ordnungsgemäß in den Bestandslisten         AUFWANDMENGE PRO
aufgezeichnet wurden. Die Regelung gilt     HA UND JAHR
natürlich nicht für jene Pflanzenschutz-    Die Höhe des Pflanzenschutzmittelein-
mittel, die keine Zulassung mehr haben.     trags in eine Obstanlage pro ha und
                                            Jahr wird von 3 Faktoren bestimmt:
Einschränkungen der Etiketten
Anwendungsbestimmungen auf den              • Dosierung: Grundsätzlich ist beim
Etiketten von Pflanzenschutzmitteln           Einsatz von Pflanzenschutzmitteln
müssen immer eingehalten werden.              immer die geringste Dosis zu wählen,
                                              die ausreicht, um den Schädlingsbe-
Befruchtersorten                              fall unter die wirtschaftlich relevante
Falls in einer Anlage einzelne Bäume als      Schadensschwelle zu drücken. Die
Befruchtersorte stehen, die bei Pflan-        100%-ige Abtötung eines Schädlings
zenschutzmittelanwendungen mit                anzustreben, liegt nicht im Sinne des
der Hauptsorte mitbehandelt werden            integrierten Pflanzenschutzes. Das ist
müssen, gelten für diese dieselben Ein-       relativ teuer, fördert das Aufkommen
schränkungen wie für die Hauptsorte.          von resistenten Stämmen und scha-
                                              det der Umwelt mehr als notwendig.

                                                                                            29
Integrierte Produktion im Anbau

       • Der Spritzbrühe-Aufwand pro ha           Hinweise zu den Eingreifschwellen
         ändert sich je nach Pflanzsystem,        bei den verschiedenen Schädlingen
         Baumhöhe und Brühekonzentrati-           werden im „Leitfaden zum integrier-
         on. Bei Normalkonzentration sollte       ten Pflanzenschutz“ des Südtiroler
         er im Einzelreihensystem 500l/ha/m       Beratungsringes für Obst- und Wein-
         Baumhöhe nicht überschreiten. Beim       bau gegeben.
         Feinsprühen mit höherer Konzentra-
         tion ist der Brüheaufwand entspre-               Ein Pflanzenschutzmittelein-
         chend zu senken.                                 satz gegen Apfelwickler, Frucht-
                                                          schalenwickler und Pfirsich-
       • Die Anzahl der Spritzungen pro          wickler darf erst nach dem Erreichen
         Jahr muss stets durch den Schäd-        der im Anhang angeführten Schadens-
         lingsbesatz (Toleranzschwelle), den     schwellen erfolgen. Das Überschreiten
         Witterungsverlauf (z.B. bei Schorf)     der Schadensschwelle ist durch ent-
         bzw. durch den zu erwartenden Er-       sprechende Auszählungen im Betriebs-
         tragsausfall (wirtschaftliche Scha-     heft zu dokumentieren.
         densschwelle) gerechtfertigt sein.

       LAGERUNG UND AUSBRINGUNG VON
       PFLANZENSCHUTZMITTELN

       SACHGEMÄSSE AUFBEWAHRUNG,                 gelung versehen sein und der Zugang
       AUSBRINGUNG UND ENTSOR-                   darf nicht über andere Öffnungen (z.B.
       GUNG VON PFLANZENSCHUTZ-                  Fenster) möglich sein. Während das
       MITTELN                                   Lager offen ist, darf es nicht unbeauf-
                Das Pflanzenschutzmittellager    sichtigt bleiben.
                kann entweder aus einem ei-      Das Lager muss so beschaffen sein,
                genen Raum, aus einem durch      dass verschüttete oder ausgelaufene
       ein Metallgitter oder einen Metallzaun    Pflanzenschutzmittel ohne Gefahr
       abgegrenzten Bereich oder aus einem       einer Kontamination der Umwelt
       Pflanzenschutzmittelschrank bestehen.     aufgefangen werden können. Die ent-
       Der Zutritt oder Zugriff zum Lager ist    sprechende Auffangvorrichtung muss
       ausschließlich den beruflichen Anwen-     gewährleisten, dass Pflanzenschutzmit-
       dern von Pflanzenschutzmitteln gestat-    tel, Waschwasser oder Pflanzenschutz-
       tet. An der Außenseite des Lagers oder    mittelabfälle nicht in die Umwelt, die
       des Schrankes müssen die entsprechen-     Gewässer oder das Kanalisationsnetz
       den Gefahrenhinweise mit Notfallnum-      gelangen.
       mer angebracht werden. Die Tür zum        Im Lager muss ein ausreichender
       Lager muss mit einer Sicherheitsverrie-   Luftaustausch gewährleistet sein. Um

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Integrierte Produktion im Anbau

das Eindringen von Tieren zu verhin-       Vor Beginn der Pflanzenschutzmittel-
dern, müssen die Lüftungsöffnungen         saison muss eine Liste über den vorhan-
mit Gittern versehen sein. Das Lager       denen Pflanzenschutzmittelbestand
muss trocken, sowie vor Regen und          erstellt und dem Betriebsheft beigelegt
Sonnenlicht geschützt sein. Die Pflan-     werden.
zenschutzmittel dürfen nicht extremen
Temperatureinflüssen ausgesetzt sein.      Während der Zubereitung der Spritz-
Die Regale müssen aus nicht absorbie-      brühe muss immer eine geeignete
rendem Material bestehen und dürfen        Schutzkleidung getragen werden.
keine scharfen Kanten aufweisen. Holz-     Wenn der Spritzbrühebedarf genau
regale können mit wasserabweisender        berechnet und das Sprühgerät richtig
Schutzfarbe versiegelt werden.             kalibriert wurde, sollte es eigentlich
                                           keine Spritzbrühereste geben. Sollten
Alle Pflanzenschutzmittel (dazu ge-        trotzdem Restmengen übrig bleiben,
hören auch die Herbizide) müssen in        müssen diese verdünnt und zusammen
ihren Originalverpackungen mit intak-      mit dem Spülwasser in den bereits be-
ten und leserlichen Etiketten gelagert     handelten Anlagen versprüht werden.
werden. Feste Formulierungen müssen        Der Obstbauer ist verpflichtet, leere
immer oberhalb von flüssigen Pflanzen-     Spritzmittelpackungen und Pflanzen-
schutzmitteln gelagert werden. Dünge-      schutzmittelreste nach den geltenden
mittel wie z.B. Blattdünger, welche in     Regelungen und anhand der im Land
Mischung mit Pflanzenschutzmitteln         bestehenden Möglichkeiten zu ent-
ausgebracht werden, können im Pflan-       sorgen.
zenschutzmittellager aufbewahrt wer-
den. Bodendünger hingegen müssen           AUSBRINGUNGSTECHNIK
getrennt von Pflanzenschutzmitteln ge-     Vor dem ersten Einsatz des neuen
lagert werden. Zeitlich befristet dürfen   Sprühgerätes ist der Brüheausstoß auf
auch Pflanzenschutzmittelabfälle wie       die Obstanlagen (Pflanzsystem, Baum-
z.B. leere Verpackungen, abgelaufene       höhe) des Betriebes abzustimmen.
oder nicht mehr verwendbare Produkte       Eine umweltschonende Spritztechnik
gelagert werden. Sie müssen getrennt       ist unverzichtbare Voraussetzung für
von den Pflanzenschutzmitteln in ei-       den integrierten Obstbau.
nem entsprechend gekennzeichneten          Sprüher mit Querstromgebläse bzw.
Bereich aufbewahrt werden.                 mit der Vorrichtung zur Rückführung
Zum Dosieren der Pflanzenschutzmittel      der abdriftenden Spritzbrühe (Tun-
müssen Waage und Messzylinder vor-         nelsprüher) verursachen die geringste
handen sein. Nach dem Gebrauch sind        Abdrift von Pflanzenschutzmitteln in
diese zu reinigen und im Lager aufzube-    die Umwelt.
wahren. Im Pflanzenschutzmittellager       Um eine unnütze Abdrift von Spritz-
dürfen keine Lebens- und Futtermittel      brühe in Boden und Luft zu vermeiden,
untergebracht werden.                      müssen alle Düsen des Sprühers ge-

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Integrierte Produktion im Anbau

       nau auf die Laubwand der Obstbäume        einem guten Zustand gehalten und
       zielen. Düsen, welche über oder unter     jährlich gewartet und eingestellt wer-
       die Laubwand spritzen, sind unbedingt     den, um eine genaue Ausbringung der
       vorher zu schließen.                      gewünschten Menge zu gewährleisten.
                                                 Die durchgeführten Wartungsarbeiten
                Um Abdrift auf angrenzende       (Einstellungen, Reparaturen, Austausch
                Flächen zu vermeiden, ist eine   von Verschleißteilen) sind in einen War-
                genaue Anpassung des Luft-       tungsplan einzutragen, der dem Be-
       volumens und der Luftgeschwindigkeit      triebsheft beigelegt werden muss. Alle
       des Sprühgerätes an die Charakteristi-    Betriebe sind verpflichtet, wenigstens
       ka der Anlagen notwendig. Diese Ein-      alle 5 Jahre ihr Sprühgerät von einer
       stellungen müssen mindestens einmal       anerkannten Prüfstelle überprüfen zu
       pro Jahr nach der Blüte in den Ertrags-   lassen.
       anlagen vorgenommen werden. Die           Im integrierten Anbau dürfen Pflanzen-
       durchgeführten Einstellungsmaßnah-        schutzmaßnahmen nur mit Sprühge-
       men müssen aufgezeichnet werden,          räten durchgeführt werden, die in den
       die entsprechende Dokumentation           vergangenen 5 Jahren einer Kontrolle
       muss dem Betriebsheft beigelegt wer-      unterzogen wurden.
       den.                                      Für die Teilnahme am AGRIOS-Pro-
                                                 gramm muss ein Sprühgerät mit
       Durch den Einsatz von Injektorflach-      abdriftmindernder Sprühtechnik mit
       strahldüsen lässt sich eine deutliche     mindestens folgender Ausstattung
       Abdriftminderung erreichen.               verwendet werden:
                                                 • Gebläseaufbau;
                Die Sprühgeräte müssen in        • jeder Düsensatz muss mit luftansau-

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Integrierte Produktion im Anbau

  genden Injektorflachstrahldüsen mit         WARTEZEITEN VOR DER ERNTE
  einem Spritzwinkel von 80° - 90° we-        Die im integrierten Pflanzenschutz
  nigstens an den drei obersten Düsen-        vorgesehenen Sicherheitsabstände
  positionen ausgestattet sein;               zwischen der letzten Behandlung und
• ein automatisch rückspülendes Fil-          der Ernte sind im Anhang aufgeführt.
  tersystem, wobei ein Filtersatz eine        Diese Wartefrist stellt sicher, dass die
  Maschenweite von mindestens 80              gegebenen Versprechen in Hinblick auf
  Mesh haben muss.                            die max. Auslastung des Rückstands-
Diese Ausstattungen müssen durch ein          höchstwertes eingehalten werden kön-
entsprechendes Zertifikat mit vorgege-        nen. Dabei handelt es sich zumeist um
benem Inhalt und, falls erforderlich,         die gesetzliche Karenzzeit der verschie-
eine zusätzliche Erklärung des Produ-         denen Mittel. Der früheste mögliche
zenten belegt werden.                         Erntetermin wird mit Hilfe der folgen-
Das verwendete Sprühgerät muss                den Formel berechnet:
• dem Produzenten selbst,
• dem Betriebsleiter,                         Datum der Behandlung + Karenzzeit +
• einem anderen Produzenten, dessen           1 Tag = erster möglicher Erntetermin
  Betrieb vom selben Betriebsleiter wie
  sein eigener geführt wird,
• einem Verwandten/Verschwägerten
  (bis max. 2. Grades) des Betriebsleiters,
• oder einem Dritten (dokumentiert mit
  Rechnung/Vertrag und gegen Entgelt
  - Maschinenring, Leasinggeber)
gehören.
Falls der Einsatz eines Sprühgerätes
aus nachvollziehbaren Gründen (z.B.
Geländeform) nicht möglich ist, kann
für die Ausbringung von Pflanzen-
schutzmitteln auch ein Schlauchzug
mit Spritzpistole verwendet werden.

        Ökologische Maßnahme: Ver-
        wendung eines Sprühgeräts
        mit Gebläseaufsatz und voll-
ständiger Bestückung mit Injektorflach-
strahldüsen an allen Düsenpositionen.

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