DER INTEGRIERTE KERNOBSTBAU RICHTLINIEN 2020 - Agrios
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RICHTLINIEN FÜR DEN INTEGRIERTEN KERNOBSTBAU 2020 30. Auflage Herausgeber: AGRIOS - Arbeitsgruppe für den integrierten Obstanbau in Südtirol Haus des Apfels, Jakobistraße 1A, I-39018 Terlan (BZ)
AUS DEM INHALT Was ist und was will der integrierte Obstbau?.............................................................S. 7 INTEGRIERTE PRODUKTION IM ANBAU Fachlich geschulte und umweltbewusste Produzenten......................................... S. 10 Ökologische Ausgleichsflächen und Pflege des Umfeldes der Obstanlage...... S. 10 Überlegungen zur Erstellung von Neuanlagen.......................................................... S. 11 Düngung.................................................................................................................................. S. 12 Pflanzenstärkungsmittel und Grundstoffe................................................................. S. 18 Pflege des Baumstreifens und der Fahrgasse............................................................. S. 19 Bewässerung.......................................................................................................................... S. 20 Baumerziehung und Fruchtqualität.............................................................................. S. 23 Integrierter Pflanzenschutz.............................................................................................. S. 24 Lagerung und Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln........................................ S. 30 Bienenschutz.......................................................................................................................... S. 36 WARE AUS IP IN DEN VERARBEITUNGS- BZW. VERMARKTUNGSBETRIEBEN Anlieferung an den Verarbeitungs- bzw. Vermarktungsbetrieb........................... S. 40 Behandlung und Lagerung des Obstes im Vermarktungsbetrieb....................... S. 40 Sortieren und Verpacken.................................................................................................... S. 41 Kennzeichnung und Aufmachung von Ware aus integriertem Anbau.............. S. 42
UMSETZUNG UND ANWENDUNG DER INTEGRIERTEN PRODUKTION Teilnahme ............................................................................................................................... S. 44 Abmeldungen ....................................................................................................................... S. 44 Durchführung der integrierten Produktion ................................................................ S. 45 Betriebsheft ........................................................................................................................... S. 46 KONTROLLEN UND SANKTIONEN IN DER INTEGRIERTEN PRODUKTION Kontrollumfang .................................................................................................................... S. 50 Inhalt der Kontrollen .......................................................................................................... S. 50 Ergebnis der Kontrollen ..................................................................................................... S. 51 Sanktionen für landwirtschaftliche Betriebe............................................................. S. 51 Sanktionen für Lagerhäuser............................................................................................. S. 54 ANHANG ZU DEN RICHTLINIEN FÜR DIE INTEGRIERTE PRODUKTION Nationale Richtlinien für die integrierte Produktion 2019-2020 ........................ S. 57 Wirkstoffverzeichnis für den integrierten Kernobstbau 2020 ............................. S. 69 Düngemittelverzeichnis .................................................................................................... S. 83 Ökologische Maßnahmen ................................................................................................ S. 91 Herausgeber und Organisationen, welche die AGRIOS bilden ............................ S. 94 Diese Richtlinien bestehen einerseits aus technischen Empfehlungen und andererseits aus verbindlichen Auflagen, die für eine Zertifizierung erfüllt werden müssen. Für eine eindeutige Unterscheidung sind letz- tere in roter Schrift gedruckt und werden zusätzlich durch ein rotes Rufezeichen hervorgehoben. Die AGRIOS schlägt den Obstbauern in den einzelnen Kapiteln verschie- dene ökologische Pflegemaßnahmen vor. Diese sind in blauer Schrift gedruckt und durch ein blaues Häkchen gekennzeichnet.
WAS IST UND WAS WILL DER INTEGRIERTE OBSTBAU? Unter integrierter Produktion versteht auf die Obstanlage und die Umwelt man ein landwirtschaftliches Produk- auswirken. Jedem Bauer, der sich für tionssystem für Lebensmittel, bei dem den integrierten Obstbau entscheidet, natürliche Ressourcen geschont und ist es ein Anliegen, möglichst viele die- Hilfsmittel wie Dünger und Pflan- ser ökologischen Maßnahmen in die zenschutzmittel bedacht eingesetzt Tat umzusetzen. werden. Es ist eine naturnahe und nachhaltige Anbauweise, bei welcher In jedem Anbaujahr müssen der Schutz der menschlichen Gesund- im Betrieb wahlweise mindes- heit und der Umwelt im Vordergrund tens zwei Maßnahmen ver- stehen. Der Einsatz chemisch-synthe- wirklicht werden. Die jeweils durchge- tischer Mittel wird auf ein Minimum führten Maßnahmen müssen im reduziert und die Düngung rationali- Betriebsheft vermerkt sein. siert. Natürliche Pflegemaßnahmen werden bevorzugt, da sich diese positiv 7
Integrierte Produktion im Anbau FACHLICH GESCHULTE UND UMWELTBEWUSSTE PRODUZENTEN Eine gute Fachausbildung und eine po- det sind. Falls sie Mitglieder einer Er- sitive Einstellung des Betriebsleiters zeugerorganisation sind, muss diese zum Schutz der Umwelt und des Kon- gemäß der EU-Marktordnung für Obst sumenten sind wichtige Voraussetzun- und Gemüse eine Konvention mit die- gen für den integrierten Anbau. Daher ser Beratungsorganisation über die macht die AGRIOS ihren Teilnehmern Fachberatung abgeschlossen haben. das Programm anhand von Rundschrei- ben und Vorträgen verständlich und Jeder Betriebsleiter muss alljährlich informiert sie über die laufende Ent- mindestens zwei Stunden pro Hektar wicklung im integrierten Obstbau. angemeldeter Fläche an beruflichen Zur Verwirklichung eines seriösen Weiterbildungsveranstaltungen zu IP-Programms sind ferner ein praxisna- Themen des integrierten Anbaus teil- hes Versuchswesen und eine leistungs- nehmen. Betriebsleiter, die eine Fläche fähige Beratung unentbehrlich. Auch von mehr als 10 Hektar bewirtschaften, die für die Obstvermarktung verant- müssen sich jedes Jahr mindestens 20 wortlichen Personen müssen Verständ- Stunden fortbilden. Als Bezugswert für nis und Interesse für den integrierten die Überprüfung wird dabei die jeweils Anbau haben und das Programm in größere Fläche zwischen Netto- und ihrem Aufgabenbereich mittragen. Betriebsbogenfläche (LAFIS-Fläche) Produzenten müssen fachkompetent herangezogen. Die Teilnahme an Wei- sein und entweder eine landwirtschaft- terbildungsveranstaltungen muss in liche Fachausbildung oder mindestens einer Liste aufgezeichnet werden, die eine fünfjährige Berufserfahrung mit- dem Betriebsheft beigelegt werden bringen. muss. Da die berufliche Weiterbildung eine Voraussetzung für die Erteilung Außerdem müssen sie doku- der Zertifizierung darstellt, muss die mentieren, dass alle nach den oben genannte Mindestanzahl an Richtlinien des integrierten Fortbildungsstunden bereits bei der Obstanbaus bewirtschafteten Flächen Betriebsmappenkontrolle vor der Ernte bei einer Beratungsorganisation gemel- erreicht sein. ÖKOLOGISCHE AUSGLEICHSFLÄCHEN UND PFLEGE DES UMFELDES DER OBSTANLAGE Im Sinne des integrierten Anbaues cher, Trockenmauern, Steinhaufen oder schützt und pflegt der Obstbauer auch Böschungen dienen vielen nützlichen Tie- das Umfeld seiner Obstanlagen. Sträu- ren als Unterschlupf. Daher dürfen diese 10
Integrierte Produktion im Anbau Bereiche nicht mit Pflanzenschutzmitteln Ökologische Maßnahmen: (Herbiziden u.a.) behandelt oder abge- • Teich mit einer Mindestfläche brannt werden. Die ökologischen Aus- von 50 m² gleichsflächen müssen mindestens 5% • Hochstammbaum der gesamten Obstbaufläche betragen. ÜBERLEGUNGEN ZUR ERSTELLUNG VON NEUANLAGEN Bei der Erstellung von Neuanlagen sind Für das verwendete Pflanzgut muss jene Sorten zu wählen, welche dem der Inhalt des Pflanzenpasses in der jeweiligen Standort von den natürli- Betriebsmappe abgelegt und für min- chen Voraussetzungen her am besten destens drei Jahre aufbewahrt werden. angepasst sind und daher die besten Laut der Verordnung (EU) 2016/2031 Chancen für regelmäßige Erträge und muss der Pflanzenpass (englisch Plant gute Qualität bieten. Passport) auf der Handelseinheit (ein- zelner Baum, Bündel, Palette usw.) an- Ökologische Maßnahme: Wahl gebracht werden. Üblicherweise fügen einer schorf- bzw. mehltaure- die Baumschulen die Informationen des sistenten Sorte. Pflanzenpasses in die Verkaufsunterla- gen (Transportdokument, Rechnung) Bei der Wahl des Pflanzmaterials ist ein. In diesem Fall reicht es aus, diese darauf zu achten, dass dieses gesund, Dokumente für mindestens drei Jahre virusfrei sowie sorten- und mutan- aufzubewahren, um die von der Pflanzen- tenecht (selektioniertes Material) ist. gesundheits-Verordnung vorgesehene Im Sinne einer aktiven Feuerbrandvor- Dokumentationspflicht zu erfüllen. beugung sollte möglichst Pflanzma- Wird Pflanzgut aus eigener Produktion terial verwendet werden, welches mit verwendet, müssen die gesetzlichen dem PZ-Pflanzenpass ERWIAM (Erwinia Mindeststandards eingehalten und amylovora) versehen ist. Diese Kenn- die Herkunft des Ausgangsmaterials zeichnung garantiert, dass das Pflanz- dokumentiert werden. material in einem Feuerbrand-Schutz- Die Verwendung von Pflanzgut, wel- gebiet produziert wurde. ches von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) stammt, ist nicht Für Neuanlagen muss, falls erlaubt verfügbar, auf zertifiziertes Pflanzmaterial zurückgegrif- Bei der Erstellung von Neuanlagen sind fen werden. Sollte derartiges Material Pflanzsysteme vorzuziehen, die einen nicht zur Verfügung stehen, muss möglichst geringen Einsatz an Her- CAC-Material verwendet werden. biziden erfordern und eine effiziente 11
Integrierte Produktion im Anbau Verteilung der Pflanzenschutzmittel Die Bodenvorbereitung vor der Pflan- ermöglichen. zung muss so erfolgen, dass die Bo- Die Pflanzabstände sind so zu bemes- denfruchtbarkeit erhalten und, falls sen, dass die gewählte Sorten/Unter- möglich, verbessert wird. Dabei müssen lagenkombination während der ge- Erosion und Bodenabbau vermieden samten Lebensdauer der Anlage ohne werden. Bodenart, Lage, Erosionsrisi- drastische Schnittmaßnahmen oder ko und klimatische Bedingungen sind chemische Wuchshemmstoffe mit dem zu berücksichtigen. Außerdem soll die zugedachten Standraum auskommt. Bodenbearbeitung dazu beitragen, die Baumhöhe und Baumtiefe sollen so Bodenstruktur und ein vielfältiges Bo- bemessen sein, dass Fruchtholz und denleben zu erhalten und zu fördern Früchte auch im Inneren der Krone stets und Verdichtungen und Staunässe zu genügend Licht erhalten. vermeiden. Falls eine Anreicherungs- oder Vorrats- Ökologische Maßnahme: Er- düngung notwendig sein sollte, sind stellung von Neuanlagen im die Vorgaben im Kapitel Düngung zu Einzelreihensystem. berücksichtigen. Dieses Pflanzsystem gewährleistet eine gute Belichtung der Früchte während Die chemische Bodenent- der gesamten Vegetationszeit. Die seuchung ist im integrierten Einzelreihe erfordert einen geringe- Obstbau nicht zugelassen. ren Einsatz an Pflanzenschutzmitteln (insbesondere weniger Herbizide) als Mehrreihensysteme und ermöglicht Alternativen zur chemischen Unkraut- bekämpfung im Baumbereich. DÜNGUNG Ziel der Düngung im integrierten An- Probenziehung: Zeitabstände bau ist es, den Nährstoffbedarf durch und Zeitpunkt natürliche Kreisläufe zu decken. Die Für jedes angemeldete Grund- Bodenuntersuchung ist die wichtigs- stück (Auszug aus dem Obstbaukatas- te Grundlage für die Bemessung der ter) ist eine Bodenanalyse vorzulegen. Düngergaben für Phosphor, Kali, Ma- Eine Bodenanalyse gilt genau 5 Jahre gnesium, Bor und andere Nährstoffe. ab dem Ausstellungsdatum. 12
Integrierte Produktion im Anbau Ausnahmen: Betriebe mit mehreren eine Stabilisierung erreicht werden. Grundstücken, die nachweislich einen Langfristig muss die Versorgung der ähnlichen Bodenaufbau und Versor- Pflanze aber über die Bodendüngung gungsgrad aufweisen und gleich be- reguliert werden. wirtschaftet werden, brauchen nur von einer repräsentativen Fläche eine Die Höhe der Düngergaben richtet sich Bodenprobe ziehen. Dies gilt aber nur, nach dem Nährstoffvorrat des Bodens wenn diese Flächen ein und demsel- und dem Bedarf der Pflanzen. Der stand- ben Besitzer gehören. Unterscheiden ortspezifische Düngerbedarf kann be- sich die Grundstücke im Bodenaufbau sonders gut durch die Kombination von (Struktur) und im Nährstoffgehalt, sind Boden- und Blattanalysen ermittelt wer- entsprechend mehr Bodenanalysen pro den. Überdüngung ist im Interesse der Betrieb erforderlich. Ein Zusammenmi- Widerstandskraft der Obstbäume, der schen der Bodenproben von verschie- Fruchtqualität und der Umwelt (Grund- denen Grundstücken ist agronomisch wasser) jedenfalls zu vermeiden. nicht sinnvoll. Dadurch wird eine Aus- Klare Hinweise über den Anteil auf- sage für eine gezielte Düngung nicht nehmbaren Stickstoffs im Boden gibt mehr möglich. Nach einer Düngung die Nmin-Untersuchung. Daneben kön- oder Bodenbearbeitung muss für die nen auch die Trieblänge, sowie die Farbe Entnahme von Bodenproben eine aus- und Größe der Blätter und Früchte für reichend bemessene Zeitspanne einge- eine bedarfsgerechte Bemessung des halten werden. Stickstoffs herangezogen werden. Zuviel Stickstoff bedingt eine dunklere, grünere Blatt- und Fruchtanalysen sind ange- Grundfarbe und weniger Deckfarbe, ein zeigt, um einen Mangel oder einen Zuviel an Kali erhöht die Stippegefahr. Überschuss eines Nährstoffes in der Pflanze festzustellen oder Probleme mit Ökologische Maßnahme: der inneren Fruchtqualität zu klären. Durchführung der Stickstoff- düngung aufgrund einer Ökologische Maßnahme: Nmin-Untersuchung. Mit der Nmin-Metho- Durchführung von frühen de wird der im Boden vorhandene mi- Blattanalysen. neralische Stickstoff bestimmt (Nitrat Die frühe Blattanalyse, die in die Zeit und Ammonium). Anhand des Humus- des Triebabschlusses fällt, erlaubt ein gehaltes und der Bodenart wird die Stick- rechtzeitiges Erkennen des Ernäh- stoffnachlieferung aus der Baumreihe rungszustandes des Baumes. Bei Un- abgeschätzt und schließlich aus beiden gleichgewichten in der Ernährung kann Werten die N-Düngung berechnet. durch eine Blattdüngung kurzfristig 13
Integrierte Produktion im Anbau Die Ausbringung von Dünger die Ausbringung ist deshalb nur im Zeit- ist im Zeitraum vom 1. Dezem- raum nach der Ernte bis 30. November ber bis Ende Februar verboten, und ab 1. März bis Blühende erlaubt. ebenso die Ausbringung auf gefrorene, Über Wirtschaftsdünger dürfen jährlich schneebedeckte, wassergesättigte und im Durchschnitt 85 kg Stickstoff pro überschwemmte Böden. Zu natürlichen Hektar ausgebracht werden. Wasserläufen und künstlichen Abzugs- gräben ist ein Mindestabstand von 5 NÄHRSTOFFENTZUG m einzuhalten, zu natürlichen Seen ein (RICHTWERTE) Mindestabstand von 10 m. In der folgenden Tabelle ist der jährliche Wirtschaftsdünger (z.B. Stallmist, Jau- Entzug an Hauptnährstoffen (kg/ha) im che, Gülle) dürfen nicht mit den für Apfelanbau bei verschiedenen Erträgen den menschlichen Verzehr bestimmten angeführt: Produkten in direkten Kontakt kommen, Nährstoffentzug (kg/ha) bei einem Ertrag von Nährstoff 40 t/ha 60 t/ha 80 t/ha Stickstoff (N) 16 24 32 Phosphor (P2O5) 11 16 21 Kalium (K2O) 57 85 113 Kalzium (CaO) 3,2 4,8 6,5 Magnesium (MgO) 3,4 5,1 6,8 Bor (B) 0,112 0,18 0,24 Quelle: Versuchszentrum Laimburg Die Düngegaben werden auf Basis der nachfolgenden Parameter bemessen. Stickstoffdüngung > 2. Jahr Ertrag (t/ha) Stickstoffzufuhr 1. Jahr 2. Jahr < 32 32−48 >48 Stickstoff kg/ha 40 80 50 80 110 Falls Bodenverbesserer im laufenden Jahr eingebracht werden, wird der Stickstoff zu 30% berechnet.* * Für die Bodenverbesserer (Stallmist, Kompost) ist es wichtig die Mineralisierungsprozesse zu berücksichtigen, denen die organische Masse unterliegt. Beispiel: Stallmist als länger wirkender Bodenverbesserer im mehrjährigen Zyklus ausgebracht: Bei einer Nährstoffmenge von 170 kg N, 102 kg P2O5 und 238 kg K2O pro Hektar werden im ersten Jahr circa 30% dieser Mengen, also 51 kg N, 31 kg P2O5 und 71 kg K2O verfügbar. 14
Integrierte Produktion im Anbau Stickstoffmenge, welche der Standardmenge in Abhängigkeit von den jeweils zutreffenden Bedingungen hinzugefügt (+) werden kann: Bei geringer Versorgung mit organischer Masse + 20 kg/ha Bei geringem Wachstum + 20 kg/ha Bei Niederschlagsüberschuss + 15 kg/ha Stickstoffmenge, welche von der Standardmenge in Abhängigkeit von den jeweils zutreffenden Bedingungen abzuziehen (-) ist: Bei hoher Versorgung mit organischer Masse - 20 kg/ha Bei Zufuhr von Bodenverbesserern im vorhergehenden Jahr - 20 kg/ha Bei übermäßigem Wachstum - 20 kg/ha In jedem Fall liegt die zulässige Höchstzufuhr für Stickstoff bei 140 kg/ha/Jahr. 15
Integrierte Produktion im Anbau Um die Auswaschverluste so gering wie möglich zu halten und die größtmögliche Wirksamkeit der Düngung zu erreichen, ist es erforderlich, den Stickstoff während der Phasen des größten Bedarfes auszubringen und bei hohen Mengen auf meh- rere Gaben aufzuteilen. Eine Aufteilung der Stickstoffzufuhr ist bindend, falls die auszubringende Menge größer als 60 kg/ha ist. Zwischen zwei Stickstoffgaben muss in diesem Fall ein Mindestabstand von drei Wochen liegen. Phosphordüngung > 2. Jahr Ertrag (t/ha) Versorgung 1. Jahr 2. Jahr mit Phosphor 48 A+B 45 55 65 (Geringe Versorgung) C 15 40 30 40 50 (Normale Versorgung) D+E 25 35 45 (Hohe Versorgung) Menge an P2O5, welche der Standardmenge hinzugefügt (+) werden kann: Bei geringer Versorgung mit organischer Masse + 10 kg/ha Bei Böden mit hohem Aktivkalk + 20 kg/ha Vor der Pflanzung und während der Erziehungsphase: • Für die Klassen A+B ohne Anreicherungsdüngung vor der Pflanzung max. 65 kg/ ha/Jahr für 5 aufeinanderfolgende Jahre. • In jedem Fall, auch wenn eine Anreicherungs- oder Vorratsdüngung durchge- führt wird, ist es nicht gestattet, mehr als 250 kg/ha P2O5 pro Jahr zuzuführen. Die pro Jahr notwendigen Mengen können auch zusammengelegt und nur jedes zweite oder dritte Jahr ausgebracht werden. 16
Integrierte Produktion im Anbau Kaliumdüngung Versorgung > 2. Jahr Ertrag (t/ha) 1. Jahr 2. Jahr mit Kalium < 32 32−48 >48 A+B 115 150 185 (Geringe Versorgung) C 20 90 55 90 125 (Normale Versorgung) D+E 15 50 85 (Hohe Versorgung) Menge an K2O, welche von der Standardmenge abzuziehen (-) ist: Bei Zufuhr von Bodenverbesserern - 30 kg/ha Vor der Pflanzung und während der Erziehungsphase: • Für die Klassen A+B ohne Anreicherungsdüngung vor der Pflanzung max. 180 kg/ha/Jahr für 5 aufeinanderfolgende Jahre. • In jedem Fall, auch wenn eine Anreicherungs- oder Vorratsdüngung durchge- führt wird, ist es nicht gestattet, mehr als 300 kg/ha K2O pro Jahr zuzuführen. Magnesium und Bor Nährstoffbedarf in kg/ha bei einem Ertrag von 60 t/ha, festgelegt auf der Basis einer Bodenanalyse. Versorgungsklasse MgO Bor A+B 30−50 0,7−1,4 (Geringe Versorgung) C 20−30 0,5−0,7 (Normale Versorgung) D+E 0−20 0-0,5 (Hohe Versorgung) Quelle: Labor des Versuchszentrums Laimburg (BZ) Im Betriebsheft sind die effektiv ausgebrachten Düngermengen festzu- halten. 17
Integrierte Produktion im Anbau Routine-Spritzungen mit Blatt-Volldüngern bringen in gut versorgten Obstanlagen keine wirtschaftlichen Vorteile. Sie sind daher abzulehnen. Eine Überversorgung über das Blatt kann Qualitätsprobleme an den Früchten hervorrufen. Die nachfolgenden Düngemit- Die im Anhang angeführten Dünger tel dürfen im integrierten An- dürfen im integrierten Anbau einge- bau nicht eingesetzt werden: setzt werden. Die aktuelle Liste wird • Dünger, welche weder der EG-Dün- auf der Homepage der AGRIOS veröf- gemittelverordnung (Nr. 2003/2003) fentlicht. noch der nationalen Düngemittel- verordnung (Decreto legislativo del Klärschlämme und Müllkomposte sind 29 aprile 2010, n. 75) entsprechen. ebenso wie Dünger, die toxische oder • Dünger, welche als Ausgangsma- bodenbelastende Beistoffe enthalten terial bestimmte tierische Abfälle oder hygienische Bedenken aufwerfen, (Fleischmehl, Fleischreste, Fischmehl, im integrierten Obstbau nicht zuge- Knochenmehl, Blutmehl, Blut, Gelati- lassen. ne, Tierepithelien, Häute oder Leder) enthalten. Alle Geräte zur Ausbringung von Dünge- • Dünger, die mehr als 0,001g/kg Per- mitteln müssen für den jeweiligen Ein- chlorate enthalten. satz geeignet sein und in einem guten • Blatt- und Fertigationsdünger, wel- Zustand gehalten werden. Dies beinhal- che die nachfolgend angeführten tet neben einer regelmäßigen Wartung Höchstwerte für Aminoalkohole auch eine jährliche Überprüfung und überschreiten: Einstellung, um sicherzustellen, dass - Morpholin 0,01 g/kg auch tatsächlich die gewünschten Dün- - Diethanolamin 0,01 g/kg germengen ausgebracht werden. Diese - Triethanolamin 0,01 g/kg Wartungsarbeiten müssen in einem - Monoethanolamin 0,1 g/kg. Wartungsplan aufgezeichnet werden, • Düngemittel mit einem Borgehalt von der dem Betriebsheft beigelegt werden mehr als 0,1%, die Natriumborat oder muss. Borsäure enthalten. PFLANZENSTÄRKUNGSMITTEL UND GRUNDSTOFFE Die im Anhang 2 des Ministerialdekrets Nr. 6793 vom 18.07.2018 gelisteten Pflanzenstärkungsmittel (Corroboranti potenziatori delle difese delle piante) sowie die Grundstoffe (Sostanze di base) gemäß Artikel 23 der Verordnung (EG) Nr. 1107/2009 vom 21.10.2009 können eingesetzt werden. 18
Integrierte Produktion im Anbau PFLEGE DES BAUMSTREIFENS UND DER FAHRGASSE In wüchsigen Ertragsanlagen ist es Die maschinelle Bearbeitung des sinnvoll, den Baumstreifen ganzjährig Baumstreifens ist ebenfalls eine um- begrünen zu lassen und mit der Fahr- weltfreundliche Lösung. In starkwach- gasse mitzumulchen oder rund um senden Ertragsanlagen sollten keine die Baumstämme auszumähen. Eine Herbizide eingesetzt werden. Begrünung vor der Ernte vermindert das Stickstoffangebot und fördert die Ökologische Maßnahme: Fruchtqualität bei gleichzeitiger Ver- Ganzjährige Begrünung der minderung der Nitrat-Restmengen am Baumstreifen bzw. Verzicht Ende der Vegetationsperiode. Ideal ist auf Herbizide. die Begrünung und damit Bedeckung Soweit es der Baumwuchs und die des Baumstreifens mit niedrigen und natürliche Stickstoffnachlieferung zu- flachwurzelnden Kräutern, die nicht in lassen, sollen die Ertragsanlagen ganz- Konkurrenz mit den Obstbäumen treten. jährig (Fahrgasse und Baumstreifen) Das Abdecken des Baumstreifens mit begrünt bleiben. Dies führt zur Bindung Rindenkompost hält den Boden feucht, von Stickstoff, was vor allem in wüch- unterdrückt den Graswuchs und ver- sigen Anlagen von Vorteil ist. mindert die Erosion und ist deshalb als günstig zu beurteilen. Diese Maßnahme Bei Einzelreihen soll der mit kann aber die Ansiedlung und Vermeh- Herbiziden behandelte Baum- rung von Feldmäusen begünstigen. streifen nicht mehr als 70 cm 19
Integrierte Produktion im Anbau betragen, darf aber maximal ein Drittel In den Maikäfer-Befallszonen, wo Bo- des Reihenabstandes einnehmen. Bei dennetze gegen diesen Schädling aus- Mehrreihen ist eine Behandlung nur gelegt werden, ist zur Verhinderung für die von den Bäumen abgedeckte des Reifungsfraßes ein ganzflächiger Fläche zulässig. Die maximale Breite Einsatz von Herbiziden erlaubt. des Herbizidstreifens ergibt sich aus dem Abstand der beiden Randreihen Die Anzahl der Mulchgänge zur Pflege zuzüglich von jeweils 35 cm auf den der Fahrgasse ist den Gegebenheiten Außenseiten, immer gemessen vom der Obstanlage (Baumwachstum, Bo- Baumstamm. denart, Wasserhaushalt) anzupassen. Bei starkem Wachstum der Bäume Seit dem 26.11.2018 ist für alle Her- und feuchter Witterung genügen 3−4 bizidgeräte eine Funktionskontrolle Durchgänge/Jahr. Eine geringere Anzahl gesetzlich vorgeschrieben. Für eine an Mulchgängen fördert die Artenviel- Verminderung der Abdrift auf Nicht- falt an Kräutern und Gräsern. Ziel-Flächen empfiehlt die AGRIOS, nur noch Herbizidgeräte mit Abdeckung zu Werden bienengefährliche verwenden und eventuell noch fehlen- Präparate gespritzt, müssen de Abschirmungen nachzurüsten. blühende Kräuter vorher abgemäht werden. BEWÄSSERUNG Die Bewässerung dient zur Abdeckung und Alternariabefall durch lange Blatt- des Wasserbedarfes der Kultur. Dadurch nässe und Abwaschverluste gefördert soll ein ausreichender Wuchs der Pflan- werden. Die Wassergaben sollen des- ze und der Früchte sowie deren Quali- halb den tatsächlichen Erfordernissen tätsausbildung sichergestellt werden. entsprechen. Sowohl eine Unter- als auch Überver- sorgung mit Wasser ist zu vermeiden. Ökologische Maßnahme: Kon- Zu hohe Wassergaben verursachen trolle der Bodenfeuchtigkeit Wasserverluste sowie Nährstoffaus- mittels Tensiometer oder an- waschungen und können die Entwick- derer Bodenfeuchte-Messgeräte. lung von Schadorganismen fördern. Im Spätsommer kann dies auch zu man- Die Wassergaben richten sich nach dem gelhafter Holzausreife führen, wodurch Niederschlags-Defizit sowie dem Was- die Gefahr von Winterfrostschäden bei serhalte-Vermögen (Feldkapazität) und empfindlichen Sorten ansteigt. der Tiefgründigkeit des Bodens. Durch übertriebenes Beregnen im Som- Falls technisch möglich, wird der Einsatz mer kann schließlich auch der Schorf- der Fertigation empfohlen. Dadurch kön- 20
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Integrierte Produktion im Anbau nen die Wirksamkeit der Dünger und des rungsbeginn und -ende. ausgebrachten Wassers gesteigert und Falls die Bewässerung gemeinschaft- die Auswaschverluste verringert werden. lich oder über Konsortien durchgeführt wird, können die oben genannten Da- Für jedes Grundstück des Be- ten von diesen Körperschaften zur Ver- triebes müssen folgende Da- fügung gestellt werden. ten im Betriebsheft aufge- zeichnet werden: 2) Regendaten: Diese können über die Ablesung von 1) Bewässerungsdatum und -menge: Regenmessgeräten, über Wetterstati- • Oberkronenberegnung: Datum und onen oder die Zur-Verfügung-Stellung Menge für jede einzelne Wassergabe. von Daten über Wetterdienste erhalten Die ausgebrachte Wassermenge wird werden. Betriebe mit einer Betriebsflä- wie folgt ermittelt: che von weniger als einem Hektar und - über das Ablesen des Regenmessers, Betriebe mit Tropfbewässerung und - über das Ablesen des Zählers an der Was- Mikrojet sind von der Aufzeichnung serzuleitung der einzelnen Grundstücke, dieser Daten befreit. - über die Berechnung der pro Stun- de ausgebrachten Wassermenge 3) Bewässerungsmenge: multipliziert mit der Einschaltdauer. Der Betrieb muss bei jeder Wassergabe • Tropfbewässerung und Mikrojet: Be- über die Oberkronenberegnung in Ab- wässerungsmenge für den gesamten hängigkeit von der Bodenart die nach- Kulturzyklus (oder kürzere Zeitspan- folgend angeführten Maximalmengen nen) unter Angabe von Bewässe- einhalten: Bodenart Einteilung Millimeter m³/ha Sand schwach lehmiger Sand schluffiger Sand leicht 35 350 mittel lehmiger Sand stark lehmiger Sand sandiger Schluff sandiger Lehm mittel 45 450 toniger Schluff schluffiger Lehm toniger Lehm schwer 55 550 Ton Die Bodenart laut Bodenanalyse kann im Betriebsheft eingetragen werden. Falls dort keine Bodenart angeführt wird, ist die Maximalmenge für leichte Böden einzuhalten. 22
Integrierte Produktion im Anbau Die Frostberegnung unterliegt nicht Wasserqualität den oben genannten Vorschriften. Die für den Obstanbau zur Verfügung stehenden Wasserressourcen werden Alle Möglichkeiten für eine effiziente seit 1997 vom Amt für Gewässernut- und verlustfreie Nutzung der Wasser- zung der Autonomen Provinz Bozen ressourcen sollen ausgeschöpft werden, - Südtirol in einem Überwachungspro- z.B. Bewässerung bei Nacht, Reparatur gramm regelmäßig untersucht. Diese von Undichtigkeiten, Reduzierung der Untersuchungen geben Aufschluss Wassermenge pro Bewässerungsgabe über die Wasserqualität. Auf Anfrage usw. Wo es möglich ist, soll die Tropfbe- wird die entsprechende Dokumentation wässerung bevorzugt werden. vom Amt zur Verfügung gestellt. Ökologische Maßnahme: Abwasser darf in keinem Fall Verwendung der Tropfbewäs- zur Bewässerung verwendet serung. werden. BAUMERZIEHUNG UND FRUCHTQUALITÄT Anzustreben ist ein jährlicher Trieb- notwendig (zur Mittelwahl siehe An- zuwachs von 20−30 cm. Bei stärkerem hang). Überzählige, kleine, berostete, Triebwachstum ist mit geeigneten deformierte oder sonst wie beschädigte Maßnahmen (Umstellung des Win- Früchte von Hand auszudünnen, ist terschnitts, Verminderung der Stick- eine besonders wirksame qualitäts- stoffdüngung, Verminderung der steigernde Maßnahme. Bewässerung, Wurzelschnitt und Be- grünung des Baumstreifens) eine Be- Zur Verminderung der Frucht- ruhigung des Wachstums anzustreben. berostung sind im integrierten Regelmäßige Ernten von guter Qualität Obstbau lediglich Kaolin, Gib- sind für den wirtschaftlichen Erfolg im berelline und Benziladenin zugelassen. Erwerbsobstbau unerlässlich. Daher Synthetische Präparate, welche die Rei- soll der Obstbauer stets versuchen, fe beschleunigen oder verzögern oder mit umweltverträglichen Maßnah- die Fruchtfarbe fördern sollen, sind zu men die Fruchtqualität (Fruchtgröße, diesem Zweck nicht zulässig. Farbe, Geschmack, innere Qualität, Haltbarkeit und hygienische Qualität) Ökologische Maßnahme: me- zu verbessern. Bei vielen Apfelsorten chanische Ausdünnung mit ist die chemische Fruchtausdünnung dem Fadengerät. 23
Integrierte Produktion im Anbau INTEGRIERTER PFLANZENSCHUTZ A) VORBEUGUNG Das gesamte Anbauprogramm ist so • Insektenfressende Vögel (Kohlmeise, auszurichten, dass die Obstbäume ihre Blaumeise, Wendehals, Gartenrot- natürliche Widerstandskraft gegen schwanz, Feldsperling, Wiedehopf Krankheiten und Schädlinge bewah- u.a.) sammeln besonders während ren und so möglichst wenig zusätzliche der Brutzeit zahlreiche Raupen (Frost- Spritzungen erforderlich sind. Bäume spanner, Eulenraupen, Glasflügler mit zu starkem Triebwachstum sind und Wickler). Es wird empfohlen, beispielsweise besonders anfällig für Nistkästen mit einem Einflugloch von Schorf, Mehltau, Blattläuse, Spinnmil- 32 mm und 45 oder 55 mm in den ben und Fruchtschalenwickler. Obstanlagen auszuhängen. Integrierter Pflanzenschutz bedeutet • Raubmilben halten, sofern sie aus- ferner, die natürlichen Gegenspieler reichend geschont werden, mit Hilfe von Pflanzenschädlingen zu schonen von Kugelkäfern und Raubwanzen die und zu fördern. Im Interesse eines na- Spinnmilben in den Obstanlagen un- türlichen Artenschutzes und zur Förde- ter Kontrolle. Wenn in der Obstanlage rung der Ansiedlung und des Verbleibes noch nicht genügend Raubmilben von Nützlingen in den Obstanlagen vorkommen, sollen diese mit Trieb- empfehlen wir folgende Maßnahmen: büscheln von anderen Obstanlagen eingetragen werden. • Am Rande der Obstanlage sollen He- cken und Sträucher als Unterschlupf • Mit Stroh oder Holzwolle gefüllte und Brutplatz zahlreicher Arten be- Töpfe oder Kisten können als Über- lassen werden. winterungsquartiere für Florfliegen (Chrysoperla) in den Obstanlagen • Trockenmauern sind willkommene ausgehängt werden. Aufenthaltsorte für Mauswiesel, Igel, Spitzmäuse, verschiedene Nattern Ökologische Maßnahmen: u.a. nützliche Tiere. Dasselbe gilt für • Errichtung von Nistkästen in Steinhügel, Holzstöße, Rohre, Reisig- der Anlage zur Ansiedlung haufen und ähnliche Schlupfwinkel. von Meisen. • Errichtung von Sitzstangen für Greif- • Um Greifvögel (Mäusebussarde, Turm- vögel. falken, Eulen, Steinkäuze u.a.) anzulo- • Errichtung von Schlupfwinkeln für cken, sollte man in den Obstanlagen Mauswiesel, Igel, Spitzmäuse oder über die Bäume reichende Sitzstan- Nattern. gen aufstellen. Greifvögel säubern die • Eintrag von Raubmilben in die Obst- Obstanlagen von Feldmäusen. anlage. 24
Integrierte Produktion im Anbau B) ALTERNATIVE PFLANZEN- • Alkoholfallen (8 Stück/ha) sind das SCHUTZMASSNAHMEN wirksamste Mittel zur Bekämpfung Im integrierten Pflanzenschutz ist al- des Ungleichen Holzbohrers (Anisan- ternativen (nicht-chemischen) Mitteln drus). und Maßnahmen der Vorzug zu geben. • Zur Bekämpfung von Glasflüglern eig- • Die von Mehltau oder Blattläusen be- nen sich Saftfallen. Mit Insektiziden fallenen Triebe sollen abgeschnitten kann man nur die jungen Raupen des werden. Damit reduziert man den Glasflüglers zufriedenstellend erfas- Befallsdruck und verbessert den Be- sen. Zudem ist diese Art der Bekämp- kämpfungserfolg. fung bei älteren Bäumen technisch kaum durchführbar. Mit Saftfallen • Die Verwirrungstechnik sollte dort kann man einen guten Teil der Falter eingesetzt werden, wo Apfelwickler, abfangen. Pfirsichwickler, Fruchtschalenwick- ler und Blausieb präsent sind. Bei • Nützlinge in Massen zu vermehren niedrigem Befallsdruck erzielt man und freizulassen (San-José-Schlupfwes- eine Senkung der Population und ver- pe, Blutlaus-Zehrwespe, Trichogramma, hindert somit die Probleme, die ein Raubmilben u.a.) ist gegen verschiede- Ansteigen derselben mit sich bringt. ne Schädlinge auf Dauer wirksamer als Diese biotechnische Methode ermög- die chemische Bekämpfung. licht es, Spritzungen zu vermeiden bzw. einzusparen und trägt somit • Bäume mit eindeutigen Apfeltrieb- dazu bei, Resistenzen zu vermeiden suchtsymptomen sind zu roden. oder wenigstens zu verzögern. Die verwendeten Dispenser sollten, falls möglich, biologisch abbaubar sein. 25
Integrierte Produktion im Anbau Ökologische Maßnahmen: beachten!), sollen die Wirksubstan- • Einsatz der Verwirrungsme- zen überlegt und gezielt ausgewählt thode gegen Apfelwickler, werden. Dies erfordert eine genaue Pfirsichwickler, Fruchtschalenwickler Kenntnis der Biologie und des Auf- und Blausieb. tretens des Schaderregers. Die Wahl • Einsatz von Saftfallen zur Bekämp- des richtigen Mittels und Einsatzzeit- fung von Glasflüglern. punktes, die richtige Dosierung und • Einsatz von Fallen für den Massenfang eine gezielte Ausbringung bringen von Gartenlaubkäfern eine optimale Wirkung und ersparen • Entfernung von mit Mehltau oder meist Nachfolgebehandlungen. Ein Blattläusen befallenen Trieben. Insektizideinsatz ist möglichst auf die • Einsatz von Bodennetzen in der Befallsherde zu begrenzen. Maikäfer-Befallszone. • Dauerbelag vermeiden: Der wirksa- C) RESISTENZ-MANAGEMENT me Spritzbelag sollte nur so lange Resistenzen von Schadorganismen als unbedingt notwendig in der Um- können die Pflanzenschutzarbeit sehr welt bzw. auf den Bäumen verbleiben. schwierig gestalten und zu ernsthaf- Auch kurzlebige Wirksubstanzen, die ten Problemen bei der Regulierung von in kurzen Intervallen wiederholt aus- Schadpopulationen führen. Es sollten gebracht werden, erzeugen letztend- daher alle möglichen Vorkehrungen lich einen Dauerbelag. Langlebige, getroffen werden, eventuellen Resis- persistente Mittel sollten sparsam tenzbildungen entgegenzuwirken. Das und auf die Schadensperiode abge- Ziel der integrierten Produktionsweise stimmt eingesetzt werden. Aus die- ist es, im Pflanzenschutz alle nicht-che- sem Grunde ist der Einsatz einiger mischen Möglichkeiten auszuschöpfen Wirkstoffe auch nur begrenzt erlaubt. und mit einzubeziehen bzw. zu integrie- ren. Die Integrierte Produktion ist somit • Einsatz von Alternativen: Dies ist bei konsequenter Durchführung ihrer eine Grundforderung des integrierten Grundsätze, von vornherein geeignet, Pflanzenschutzes. Dazu gehören zum Resistenzen von Schadorganismen zu Beispiel die Verwirrungsmethode, der verhindern bzw. zu verzögern. Bacillus thuringiensis, Maikäfernetze, Nachfolgend werden die wichtigsten Gegenspieler (Raubmilben) usw. Grundregeln eines zielführenden Re- sistenz-Managements kurz angeführt: • Nützlinge schonen und fördern: Nütz- linge nehmen einen wichtigen Platz • Pflanzenschutzmitteleinsatz redu- im Resistenz-Management ein. Ihre zieren: Jede Behandlung, die einge- regulierende Wirkung auf Schaderre- spart werden kann, wirkt resistenz- ger hilft, Behandlungen einzusparen. verzögernd. Wenn eine Behandlung Unabhängig vom Resistenzgrad und notwendig wird (Schadensschwellen -mechanismus der Schädlinge ver- 26
Integrierte Produktion im Anbau nichten Nützlinge diese und wirken so D) MITTELWAHL einer Selektion (Auslese) resistenter Ziel des integrierten Pflanzenschutzes Populationen entgegen. ist es, mit möglichst wenig und mög- lichst umweltverträglichen Pflanzen- • Wirkstoffe wechseln: Ein überlegter schutzmitteln den wirtschaftlichen Wirkstoffwechsel kann über lange Erfolg des Betriebes zu sichern. Zeit hinweg Resistenzbildung ver- Chemische Mittel sollten im integrier- zögern. Entscheidend ist dabei al- ten Pflanzenschutz nur dann eingesetzt lerdings, dass man tatsächlich den werden, wenn es notwendig ist. Wirkungsmechanismus, also den Abtötungsmechanismus wechselt. Die Anlagen müssen zu den Die eingesetzten Wirkstoffe sollen da- wichtigsten Beobachtungster- her verschiedenen Wirkstoffgruppen minen auf Krankheiten, angehören. Soweit es die Zulassung Schädlinge und Nützlinge kontrolliert im Programm ermöglicht, wird eine werden. Pro Jahr müssen mindestens Wahlmöglichkeit angeboten. zwei Kontrollen auf Nützlinge zu ins- gesamt mindestens vier Stunden pro Resistenz-Management muss begin- Hektar durchgeführt werden. Ende nen, solange die Mittel noch wirken. Mai/Anfang Juni muss in den Anlagen Nach bisherigen Erkenntnissen sind der Primärschorfbefall erhoben werden manche Wirkstoffe aufgrund ihrer Cha- (100 Triebe pro Anlage). Pro Hektar an- rakteristik besonders von Resistenz- gemeldeter Fläche müssen jährlich bildung gefährdet. Ihre Anwendung Feldkontrollen im Ausmaß von mindes- muss daher mit Einschränkung erfolgen tens acht Stunden durchgeführt wer- (siehe Wirkstoffverzeichnis im Anhang). den. Als Bezugswert für die Überprü- fung wird dabei die jeweils größere Akarizide sollten durch konsequente Fläche zwischen Netto- und Betriebs- Schonung von Raubmilben in einem bogenfläche (LAFIS-Fläche) herangezo- integrierten Programm nicht notwen- gen. Die Kontrollen und die Ergebnisse dig sein. Ein beschränkter Einsatz dieser der Auszählungen müssen im Betriebs- Mittel kann zudem die gute Wirkung heft vermerkt werden. Da die oben für jene Fälle erhalten, in denen aus genannte Mindestanzahl an Auszäh- verschiedenen Umständen eine Aka- lungen eine Voraussetzung für die Er- rizidbehandlung erforderlich ist. teilung der Zertifizierung darstellt, Ein überlegtes und konsequentes Re- muss sie bereits bei der Betriebsmap- sistenz-Management steht im Einklang penkontrolle vor der Ernte erreicht sein. mit der integrierten Produktion und ist Voraussetzung für ihre langfristige Anwendung. 27
Integrierte Produktion im Anbau Von den gesetzlich zugelassenen Pflan- ben-Feinde (Raubmilben, Kugelkäfer, zenschutzmitteln sind jene zu bevor- Raubwanzen u.a.) gefördert werden. zugen, die In Obstanlagen, in denen selektive • den Anwender und die in der Obst- Schädlingsbekämpfungsmittel zur An- anlage arbeitenden Personen nicht wendung gelangen, können Nützlinge gefährden, überleben und aktiv werden. • den Schädling unter die Toleranz- schwelle drücken, die Nützlinge und Im AGRIOS-Programm 2020 andere Tierarten aber schonen, sind nur jene Wirkstoffe (mit • die Umwelt (Boden, Wasser, Luft) we- entsprechender Einschrän- nig belasten und kung) erlaubt, die in den nationalen • wenig Rückstände auf Obst und in Richtlinien 2019−2020 bzw. im Wirk- der Umwelt hinterlassen. stoffverzeichnis für den integrierten Kernobstbau 2020 angeführt sind. Alle Pflanzenschutzmittel mit einer niedri- dort nicht angeführten Wirkstoffe sind geren Einstufung in Bezug auf die Ge- im AGRIOS-Programm 2020 nicht er- sundheitsgefährdung des Anwenders laubt, sofern sie nicht im Laufe des sind zu bevorzugen, falls es für den- Jahres zugelassen werden. Eine Anwen- selben Wirkstoff auch Formulierungen dung von nicht erlaubten Wirkstoffen mit besonders kritischen H-Sätzen gibt. bzw. der Nachweis derselben mittels Rückstandsanalysen führt zur Nicht-Er- Zum Schutz der Raubmilben teilung bzw. zum Entzug der Zertifizie- sind diesbezüglich schädliche rung für die entsprechenden Anlagen Fungizide zu meiden. Daher bzw. den gesamten Betrieb. Die dürfen Dithiocarbamate insgesamt Nicht-Erteilung bzw. der Entzug der maximal 5-mal pro Jahr eingesetzt Zertifizierung für das betroffene Grund- werden. Ferner muss zwischen den stück erfolgt auch, wenn Pflanzen- Spritzungen mit diesen Mitteln ein schutzmittel eingesetzt werden, die in längerer Abstand gehalten bzw. mit Italien für die jeweilige Kulturart nicht anderen Fungiziden abgewechselt wer- zugelassen sind. den. Mittel für den biologischen Obstbau Sobald Spritzungen gegen Spinnmil- Im integrierten Kernobstbau dürfen ben notwendig sind, ist das biologi- alle Wirkstoffe verwendet werden, die sche Gleichgewicht zwischen diesen im Anhang II der Verordnung (EG) Nr. Schädlingen und deren Gegenspielern 889/2008 zum biologischen Anbau auf- gestört. Hier ist die Anwendung von gelistet und in Italien zugelassen sind. Dithiocarbamaten und anderen nicht nützlingsschonenden Pflanzenschutz- Aufbrauchen von Restbeständen mitteln einzuschränken. Dadurch Restbestände von Pflanzenschutz- kann die Entwicklung der Spinnmil- mitteln, welche im letzten Jahr noch 28
Integrierte Produktion im Anbau im IP-Programm zugelassen waren, tiger Schadschmetterlinge (z.B. Apfel- dürfen aufgebraucht werden. Diese wickler, Pfirsichwickler, Fruchtschalen- Ausnahmeregelung gilt nur für jene wickler) zu verfolgen. Eine korrekte Pflanzenschutzmittelmengen, welche Interpretation aller maßgeblichen Da- sich beim Inkrafttreten der neuen Richt- ten (Flughöhepunkt und Flugdauer, linien bereits im Lager befanden und Witterung, Eiablage) kann zur Entschei- ordnungsgemäß in den Bestandslisten dungshilfe über die Notwendigkeit aufgezeichnet wurden. Die Regelung gilt einer Bekämpfungsmaßnahme dienen. natürlich nicht für jene Pflanzenschutz- Da die verschiedenen Fallen eine un- mittel, die keine Zulassung mehr haben. terschiedliche Fangfähigkeit besitzen, sollte sich der Betriebsleiter bei auftre- Restbestände von Pflanzen- tenden Interpretationsschwierigkeiten schutzmitteln mit dem Wirk- an den Fachmann wenden. stoff Quinoxyfen dürfen 2020 nicht aufgebraucht werden. E) PFLANZENSCHUTZMITTEL- AUFWANDMENGE PRO Einschränkungen der Etiketten HA UND JAHR Anwendungsbestimmungen auf den Die Höhe des Pflanzenschutzmittelein- Etiketten von Pflanzenschutzmitteln trags in eine Obstanlage pro ha und müssen immer eingehalten werden. Jahr wird von 3 Faktoren bestimmt: Befruchtersorten • Dosierung: Grundsätzlich ist beim Falls in einer Anlage einzelne Bäume als Einsatz von Pflanzenschutzmitteln Befruchtersorte stehen, die bei Pflan- immer die geringste Dosis zu wählen, zenschutzmittelanwendungen mit die ausreicht, um den Schädlingsbe- der Hauptsorte mitbehandelt werden fall unter die wirtschaftlich relevante müssen, gelten für diese dieselben Ein- Schadensschwelle zu drücken. Die schränkungen wie für die Hauptsorte. 100%-ige Abtötung eines Schädlings anzustreben, liegt nicht im Sinne des Ökologische Maßnahme: Aus- integrierten Pflanzenschutzes. Das ist bringung von Pheromonfallen relativ teuer, fördert das Aufkommen und regelmäßige Kontrolle der von resistenten Stämmen und scha- Falterfänge. Die Pheromonfalle bietet det der Umwelt mehr als notwendig. die Möglichkeit, den Flugverlauf wich- 29
Integrierte Produktion im Anbau • Der Spritzbrühe-Aufwand pro ha Hinweise zu den Eingreifschwellen ändert sich je nach Pflanzsystem, bei den verschiedenen Schädlingen Baumhöhe und Brühekonzentrati- werden im „Leitfaden zum integrier- on. Bei Normalkonzentration sollte ten Pflanzenschutz“ des Südtiroler er im Einzelreihensystem 500l/ha/m Beratungsringes für Obst- und Wein- Baumhöhe nicht überschreiten. Beim bau gegeben. Feinsprühen mit höherer Konzentra- tion ist der Brüheaufwand entspre- Ein Pflanzenschutzmittelein- chend zu senken. satz gegen Apfelwickler, Frucht- schalenwickler und Pfirsich- • Die Anzahl der Spritzungen pro wickler darf erst nach dem Erreichen Jahr muss stets durch den Schäd- der im Anhang angeführten Schadens- lingsbesatz (Toleranzschwelle), den schwellen erfolgen. Das Überschreiten Witterungsverlauf (z.B. bei Schorf) der Schadensschwelle ist durch ent- bzw. durch den zu erwartenden Er- sprechende Auszählungen im Betriebs- tragsausfall (wirtschaftliche Scha- heft zu dokumentieren. densschwelle) gerechtfertigt sein. LAGERUNG UND AUSBRINGUNG VON PFLANZENSCHUTZMITTELN SACHGEMÄSSE AUFBEWAHRUNG, gelung versehen sein und der Zugang AUSBRINGUNG UND ENTSOR- darf nicht über andere Öffnungen (z.B. GUNG VON PFLANZENSCHUTZ- Fenster) möglich sein. Während das MITTELN Lager offen ist, darf es nicht unbeauf- Das Pflanzenschutzmittellager sichtigt bleiben. kann entweder aus einem ei- Das Lager muss so beschaffen sein, genen Raum, aus einem durch dass verschüttete oder ausgelaufene ein Metallgitter oder einen Metallzaun Pflanzenschutzmittel ohne Gefahr abgegrenzten Bereich oder aus einem einer Kontamination der Umwelt Pflanzenschutzmittelschrank bestehen. aufgefangen werden können. Die ent- Der Zutritt oder Zugriff zum Lager ist sprechende Auffangvorrichtung muss ausschließlich den beruflichen Anwen- gewährleisten, dass Pflanzenschutzmit- dern von Pflanzenschutzmitteln gestat- tel, Waschwasser oder Pflanzenschutz- tet. An der Außenseite des Lagers oder mittelabfälle nicht in die Umwelt, die des Schrankes müssen die entsprechen- Gewässer oder das Kanalisationsnetz den Gefahrenhinweise mit Notfallnum- gelangen. mer angebracht werden. Die Tür zum Im Lager muss ein ausreichender Lager muss mit einer Sicherheitsverrie- Luftaustausch gewährleistet sein. Um 30
Integrierte Produktion im Anbau das Eindringen von Tieren zu verhin- Vor Beginn der Pflanzenschutzmittel- dern, müssen die Lüftungsöffnungen saison muss eine Liste über den vorhan- mit Gittern versehen sein. Das Lager denen Pflanzenschutzmittelbestand muss trocken, sowie vor Regen und erstellt und dem Betriebsheft beigelegt Sonnenlicht geschützt sein. Die Pflan- werden. zenschutzmittel dürfen nicht extremen Temperatureinflüssen ausgesetzt sein. Während der Zubereitung der Spritz- Die Regale müssen aus nicht absorbie- brühe muss immer eine geeignete rendem Material bestehen und dürfen Schutzkleidung getragen werden. keine scharfen Kanten aufweisen. Holz- Wenn der Spritzbrühebedarf genau regale können mit wasserabweisender berechnet und das Sprühgerät richtig Schutzfarbe versiegelt werden. kalibriert wurde, sollte es eigentlich keine Spritzbrühereste geben. Sollten Alle Pflanzenschutzmittel (dazu ge- trotzdem Restmengen übrig bleiben, hören auch die Herbizide) müssen in müssen diese verdünnt und zusammen ihren Originalverpackungen mit intak- mit dem Spülwasser in den bereits be- ten und leserlichen Etiketten gelagert handelten Anlagen versprüht werden. werden. Feste Formulierungen müssen Der Obstbauer ist verpflichtet, leere immer oberhalb von flüssigen Pflanzen- Spritzmittelpackungen und Pflanzen- schutzmitteln gelagert werden. Dünge- schutzmittelreste nach den geltenden mittel wie z.B. Blattdünger, welche in Regelungen und anhand der im Land Mischung mit Pflanzenschutzmitteln bestehenden Möglichkeiten zu ent- ausgebracht werden, können im Pflan- sorgen. zenschutzmittellager aufbewahrt wer- den. Bodendünger hingegen müssen AUSBRINGUNGSTECHNIK getrennt von Pflanzenschutzmitteln ge- Vor dem ersten Einsatz des neuen lagert werden. Zeitlich befristet dürfen Sprühgerätes ist der Brüheausstoß auf auch Pflanzenschutzmittelabfälle wie die Obstanlagen (Pflanzsystem, Baum- z.B. leere Verpackungen, abgelaufene höhe) des Betriebes abzustimmen. oder nicht mehr verwendbare Produkte Eine umweltschonende Spritztechnik gelagert werden. Sie müssen getrennt ist unverzichtbare Voraussetzung für von den Pflanzenschutzmitteln in ei- den integrierten Obstbau. nem entsprechend gekennzeichneten Sprüher mit Querstromgebläse bzw. Bereich aufbewahrt werden. mit der Vorrichtung zur Rückführung Zum Dosieren der Pflanzenschutzmittel der abdriftenden Spritzbrühe (Tun- müssen Waage und Messzylinder vor- nelsprüher) verursachen die geringste handen sein. Nach dem Gebrauch sind Abdrift von Pflanzenschutzmitteln in diese zu reinigen und im Lager aufzube- die Umwelt. wahren. Im Pflanzenschutzmittellager Um eine unnütze Abdrift von Spritz- dürfen keine Lebens- und Futtermittel brühe in Boden und Luft zu vermeiden, untergebracht werden. müssen alle Düsen des Sprühers ge- 31
Integrierte Produktion im Anbau nau auf die Laubwand der Obstbäume Die Sprühgeräte müssen in zielen. Düsen, welche über oder unter einem guten Zustand gehal- die Laubwand spritzen, sind unbedingt ten und jährlich gewartet und vorher zu schließen. eingestellt werden, um eine genaue Ausbringung der gewünschten Menge Um Abdrift auf angrenzende zu gewährleisten. Die durchgeführten Flächen zu vermeiden, ist eine Wartungsarbeiten (Einstellungen, Re- genaue Anpassung des Luft- paraturen, Austausch von Verschleiß- volumens und der Luftgeschwindigkeit teilen) sind in einen Wartungsplan des Sprühgerätes an die Charakteristi- einzutragen, der dem Betriebsheft bei- ka der Anlagen notwendig. Diese Ein- gelegt werden muss. Alle Betriebe sind stellungen müssen mindestens einmal verpflichtet, wenigstens alle 5 Jahre ihr pro Jahr nach der Blüte in den Ertrags- Sprühgerät von einer anerkannten Prüf- anlagen vorgenommen werden. Die stelle überprüfen zu lassen. durchgeführten Einstellungsmaßnah- Im integrierten Anbau dürfen Pflanzen- men müssen aufgezeichnet werden, schutzmaßnahmen nur mit Sprühge- die entsprechende Dokumentation räten durchgeführt werden, die in den muss dem Betriebsheft beigelegt wer- vergangenen 5 Jahren einer Kontrolle den. unterzogen wurden. Für die Teilnahme am AGRIOS-Pro- Durch den Einsatz von Injektorflach- gramm muss ein Sprühgerät mit strahldüsen lässt sich eine deutliche abdriftmindernder Sprühtechnik mit Abdriftminderung erreichen. mindestens folgender Ausstattung verwendet werden: 32
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