DER INTEGRIERTE KERNOBSTBAU RICHTLINIEN 2020 - Agrios

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DER INTEGRIERTE KERNOBSTBAU RICHTLINIEN 2020 - Agrios
DER INTEGRIERTE
KERNOBSTBAU
RICHTLINIEN 2020
DER INTEGRIERTE KERNOBSTBAU RICHTLINIEN 2020 - Agrios
Integrierte Produktion im Anbau

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DER INTEGRIERTE KERNOBSTBAU RICHTLINIEN 2020 - Agrios
RICHTLINIEN
FÜR DEN
INTEGRIERTEN
KERNOBSTBAU 2020

30. Auflage
Herausgeber: AGRIOS - Arbeitsgruppe für den integrierten Obstanbau in Südtirol
Haus des Apfels, Jakobistraße 1A, I-39018 Terlan (BZ)
DER INTEGRIERTE KERNOBSTBAU RICHTLINIEN 2020 - Agrios
AUS DEM INHALT
Was ist und was will der integrierte Obstbau?.............................................................S. 7

INTEGRIERTE PRODUKTION IM ANBAU
Fachlich geschulte und umweltbewusste Produzenten......................................... S. 10
Ökologische Ausgleichsflächen und Pflege des Umfeldes der Obstanlage...... S. 10
Überlegungen zur Erstellung von Neuanlagen.......................................................... S. 11
Düngung.................................................................................................................................. S. 12
Pflanzenstärkungsmittel und Grundstoffe................................................................. S. 18
Pflege des Baumstreifens und der Fahrgasse............................................................. S. 19
Bewässerung.......................................................................................................................... S. 20
Baumerziehung und Fruchtqualität.............................................................................. S. 23
Integrierter Pflanzenschutz.............................................................................................. S. 24
Lagerung und Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln........................................ S. 30
Bienenschutz.......................................................................................................................... S. 36

WARE AUS IP IN DEN VERARBEITUNGS- BZW.
VERMARKTUNGSBETRIEBEN
Anlieferung an den Verarbeitungs- bzw. Vermarktungsbetrieb........................... S. 40
Behandlung und Lagerung des Obstes im Vermarktungsbetrieb....................... S. 40
Sortieren und Verpacken.................................................................................................... S. 41
Kennzeichnung und Aufmachung von Ware aus integriertem Anbau.............. S. 42
DER INTEGRIERTE KERNOBSTBAU RICHTLINIEN 2020 - Agrios
UMSETZUNG UND ANWENDUNG
DER INTEGRIERTEN PRODUKTION
Teilnahme ............................................................................................................................... S. 44
Abmeldungen ....................................................................................................................... S. 44
Durchführung der integrierten Produktion ................................................................ S. 45
Betriebsheft ........................................................................................................................... S. 46

KONTROLLEN UND SANKTIONEN IN
DER INTEGRIERTEN PRODUKTION
Kontrollumfang .................................................................................................................... S. 50
Inhalt der Kontrollen .......................................................................................................... S. 50
Ergebnis der Kontrollen ..................................................................................................... S. 51
Sanktionen für landwirtschaftliche Betriebe............................................................. S. 51
Sanktionen für Lagerhäuser............................................................................................. S. 54

ANHANG ZU DEN RICHTLINIEN FÜR DIE INTEGRIERTE PRODUKTION
Nationale Richtlinien für die integrierte Produktion 2019-2020 ........................ S. 57
Wirkstoffverzeichnis für den integrierten Kernobstbau 2020 ............................. S. 69
Düngemittelverzeichnis .................................................................................................... S. 83
Ökologische Maßnahmen ................................................................................................ S. 91

Herausgeber und Organisationen, welche die AGRIOS bilden ............................ S. 94

                 Diese Richtlinien bestehen einerseits aus technischen Empfehlungen
                 und andererseits aus verbindlichen Auflagen, die für eine Zertifizierung
                 erfüllt werden müssen. Für eine eindeutige Unterscheidung sind letz-
                 tere in roter Schrift gedruckt und werden zusätzlich durch ein rotes
                 Rufezeichen hervorgehoben.

                 Die AGRIOS schlägt den Obstbauern in den einzelnen Kapiteln verschie-
                 dene ökologische Pflegemaßnahmen vor. Diese sind in blauer Schrift
                 gedruckt und durch ein blaues Häkchen gekennzeichnet.
DER INTEGRIERTE KERNOBSTBAU RICHTLINIEN 2020 - Agrios
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WAS IST UND WAS WILL
DER INTEGRIERTE OBSTBAU?
Unter integrierter Produktion versteht    auf die Obstanlage und die Umwelt
man ein landwirtschaftliches Produk-      auswirken. Jedem Bauer, der sich für
tionssystem für Lebensmittel, bei dem     den integrierten Obstbau entscheidet,
natürliche Ressourcen geschont und        ist es ein Anliegen, möglichst viele die-
Hilfsmittel wie Dünger und Pflan-         ser ökologischen Maßnahmen in die
zenschutzmittel bedacht eingesetzt        Tat umzusetzen.
werden. Es ist eine naturnahe und
nachhaltige Anbauweise, bei welcher                In jedem Anbaujahr müssen
der Schutz der menschlichen Gesund-                im Betrieb wahlweise mindes-
heit und der Umwelt im Vordergrund                 tens zwei Maßnahmen ver-
stehen. Der Einsatz chemisch-synthe-      wirklicht werden. Die jeweils durchge-
tischer Mittel wird auf ein Minimum       führten Maßnahmen müssen im
reduziert und die Düngung rationali-      Betriebsheft vermerkt sein.
siert. Natürliche Pflegemaßnahmen
werden bevorzugt, da sich diese positiv

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Integrierte Produktion im Anbau

INTEGRIERTE
PRODUKTION
IM ANBAU

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DER INTEGRIERTE KERNOBSTBAU RICHTLINIEN 2020 - Agrios
Integrierte Produktion im Anbau

       FACHLICH GESCHULTE UND
       UMWELTBEWUSSTE PRODUZENTEN
       Eine gute Fachausbildung und eine po-     det sind. Falls sie Mitglieder einer Er-
       sitive Einstellung des Betriebsleiters    zeugerorganisation sind, muss diese
       zum Schutz der Umwelt und des Kon-        gemäß der EU-Marktordnung für Obst
       sumenten sind wichtige Voraussetzun-      und Gemüse eine Konvention mit die-
       gen für den integrierten Anbau. Daher     ser Beratungsorganisation über die
       macht die AGRIOS ihren Teilnehmern        Fachberatung abgeschlossen haben.
       das Programm anhand von Rundschrei-
       ben und Vorträgen verständlich und        Jeder Betriebsleiter muss alljährlich
       informiert sie über die laufende Ent-     mindestens zwei Stunden pro Hektar
       wicklung im integrierten Obstbau.         angemeldeter Fläche an beruflichen
       Zur Verwirklichung eines seriösen         Weiterbildungsveranstaltungen zu
       IP-Programms sind ferner ein praxisna-    Themen des integrierten Anbaus teil-
       hes Versuchswesen und eine leistungs-     nehmen. Betriebsleiter, die eine Fläche
       fähige Beratung unentbehrlich. Auch       von mehr als 10 Hektar bewirtschaften,
       die für die Obstvermarktung verant-       müssen sich jedes Jahr mindestens 20
       wortlichen Personen müssen Verständ-      Stunden fortbilden. Als Bezugswert für
       nis und Interesse für den integrierten    die Überprüfung wird dabei die jeweils
       Anbau haben und das Programm in           größere Fläche zwischen Netto- und
       ihrem Aufgabenbereich mittragen.          Betriebsbogenfläche (LAFIS-Fläche)
       Produzenten müssen fachkompetent          herangezogen. Die Teilnahme an Wei-
       sein und entweder eine landwirtschaft-    terbildungsveranstaltungen muss in
       liche Fachausbildung oder mindestens      einer Liste aufgezeichnet werden, die
       eine fünfjährige Berufserfahrung mit-     dem Betriebsheft beigelegt werden
       bringen.                                  muss. Da die berufliche Weiterbildung
                                                 eine Voraussetzung für die Erteilung
                 Außerdem müssen sie doku-       der Zertifizierung darstellt, muss die
                 mentieren, dass alle nach den   oben genannte Mindestanzahl an
                 Richtlinien des integrierten    Fortbildungsstunden bereits bei der
       Obstanbaus bewirtschafteten Flächen       Betriebsmappenkontrolle vor der Ernte
       bei einer Beratungsorganisation gemel-    erreicht sein.

       ÖKOLOGISCHE AUSGLEICHSFLÄCHEN UND
       PFLEGE DES UMFELDES DER OBSTANLAGE
       Im Sinne des integrierten Anbaues         cher, Trockenmauern, Steinhaufen oder
       schützt und pflegt der Obstbauer auch     Böschungen dienen vielen nützlichen Tie-
       das Umfeld seiner Obstanlagen. Sträu-     ren als Unterschlupf. Daher dürfen diese

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Integrierte Produktion im Anbau

Bereiche nicht mit Pflanzenschutzmitteln          Ökologische Maßnahmen:
(Herbiziden u.a.) behandelt oder abge-            • Teich mit einer Mindestfläche
brannt werden. Die ökologischen Aus-                von 50 m²
gleichsflächen müssen mindestens 5%               • Hochstammbaum
der gesamten Obstbaufläche betragen.

ÜBERLEGUNGEN ZUR ERSTELLUNG
VON NEUANLAGEN
Bei der Erstellung von Neuanlagen sind     Für das verwendete Pflanzgut muss
jene Sorten zu wählen, welche dem          der Inhalt des Pflanzenpasses in der
jeweiligen Standort von den natürli-       Betriebsmappe abgelegt und für min-
chen Voraussetzungen her am besten         destens drei Jahre aufbewahrt werden.
angepasst sind und daher die besten        Laut der Verordnung (EU) 2016/2031
Chancen für regelmäßige Erträge und        muss der Pflanzenpass (englisch Plant
gute Qualität bieten.                      Passport) auf der Handelseinheit (ein-
                                           zelner Baum, Bündel, Palette usw.) an-
        Ökologische Maßnahme: Wahl         gebracht werden. Üblicherweise fügen
        einer schorf- bzw. mehltaure-      die Baumschulen die Informationen des
        sistenten Sorte.                   Pflanzenpasses in die Verkaufsunterla-
                                           gen (Transportdokument, Rechnung)
Bei der Wahl des Pflanzmaterials ist       ein. In diesem Fall reicht es aus, diese
darauf zu achten, dass dieses gesund,      Dokumente für mindestens drei Jahre
virusfrei sowie sorten- und mutan-         aufzubewahren, um die von der Pflanzen-
tenecht (selektioniertes Material) ist.    gesundheits-Verordnung vorgesehene
Im Sinne einer aktiven Feuerbrandvor-      Dokumentationspflicht zu erfüllen.
beugung sollte möglichst Pflanzma-         Wird Pflanzgut aus eigener Produktion
terial verwendet werden, welches mit       verwendet, müssen die gesetzlichen
dem PZ-Pflanzenpass ERWIAM (Erwinia        Mindeststandards eingehalten und
amylovora) versehen ist. Diese Kenn-       die Herkunft des Ausgangsmaterials
zeichnung garantiert, dass das Pflanz-     dokumentiert werden.
material in einem Feuerbrand-Schutz-       Die Verwendung von Pflanzgut, wel-
gebiet produziert wurde.                   ches von gentechnisch veränderten
                                           Organismen (GVO) stammt, ist nicht
        Für Neuanlagen muss, falls         erlaubt
        verfügbar, auf zertifiziertes
        Pflanzmaterial zurückgegrif-       Bei der Erstellung von Neuanlagen sind
fen werden. Sollte derartiges Material     Pflanzsysteme vorzuziehen, die einen
nicht zur Verfügung stehen, muss           möglichst geringen Einsatz an Her-
CAC-Material verwendet werden.             biziden erfordern und eine effiziente

                                                                                       11
Integrierte Produktion im Anbau

       Verteilung der Pflanzenschutzmittel       Die Bodenvorbereitung vor der Pflan-
       ermöglichen.                              zung muss so erfolgen, dass die Bo-
       Die Pflanzabstände sind so zu bemes-      denfruchtbarkeit erhalten und, falls
       sen, dass die gewählte Sorten/Unter-      möglich, verbessert wird. Dabei müssen
       lagenkombination während der ge-          Erosion und Bodenabbau vermieden
       samten Lebensdauer der Anlage ohne        werden. Bodenart, Lage, Erosionsrisi-
       drastische Schnittmaßnahmen oder          ko und klimatische Bedingungen sind
       chemische Wuchshemmstoffe mit dem         zu berücksichtigen. Außerdem soll die
       zugedachten Standraum auskommt.           Bodenbearbeitung dazu beitragen, die
       Baumhöhe und Baumtiefe sollen so          Bodenstruktur und ein vielfältiges Bo-
       bemessen sein, dass Fruchtholz und        denleben zu erhalten und zu fördern
       Früchte auch im Inneren der Krone stets   und Verdichtungen und Staunässe zu
       genügend Licht erhalten.                  vermeiden.
                                                 Falls eine Anreicherungs- oder Vorrats-
                Ökologische Maßnahme: Er-        düngung notwendig sein sollte, sind
                stellung von Neuanlagen im       die Vorgaben im Kapitel Düngung zu
                Einzelreihensystem.              berücksichtigen.
       Dieses Pflanzsystem gewährleistet eine
       gute Belichtung der Früchte während                Die chemische Bodenent-
       der gesamten Vegetationszeit. Die                  seuchung ist im integrierten
       Einzelreihe erfordert einen geringe-               Obstbau nicht zugelassen.
       ren Einsatz an Pflanzenschutzmitteln
       (insbesondere weniger Herbizide) als
       Mehrreihensysteme und ermöglicht
       Alternativen zur chemischen Unkraut-
       bekämpfung im Baumbereich.

       DÜNGUNG
       Ziel der Düngung im integrierten An-                 Probenziehung: Zeitabstände
       bau ist es, den Nährstoffbedarf durch                und Zeitpunkt
       natürliche Kreisläufe zu decken. Die                 Für jedes angemeldete Grund-
       Bodenuntersuchung ist die wichtigs-       stück (Auszug aus dem Obstbaukatas-
       te Grundlage für die Bemessung der        ter) ist eine Bodenanalyse vorzulegen.
       Düngergaben für Phosphor, Kali, Ma-       Eine Bodenanalyse gilt genau 5 Jahre
       gnesium, Bor und andere Nährstoffe.       ab dem Ausstellungsdatum.

12
Integrierte Produktion im Anbau

Ausnahmen: Betriebe mit mehreren          eine Stabilisierung erreicht werden.
Grundstücken, die nachweislich einen      Langfristig muss die Versorgung der
ähnlichen Bodenaufbau und Versor-         Pflanze aber über die Bodendüngung
gungsgrad aufweisen und gleich be-        reguliert werden.
wirtschaftet werden, brauchen nur
von einer repräsentativen Fläche eine     Die Höhe der Düngergaben richtet sich
Bodenprobe ziehen. Dies gilt aber nur,    nach dem Nährstoffvorrat des Bodens
wenn diese Flächen ein und demsel-        und dem Bedarf der Pflanzen. Der stand-
ben Besitzer gehören. Unterscheiden       ortspezifische Düngerbedarf kann be-
sich die Grundstücke im Bodenaufbau       sonders gut durch die Kombination von
(Struktur) und im Nährstoffgehalt, sind   Boden- und Blattanalysen ermittelt wer-
entsprechend mehr Bodenanalysen pro       den. Überdüngung ist im Interesse der
Betrieb erforderlich. Ein Zusammenmi-     Widerstandskraft der Obstbäume, der
schen der Bodenproben von verschie-       Fruchtqualität und der Umwelt (Grund-
denen Grundstücken ist agronomisch        wasser) jedenfalls zu vermeiden.
nicht sinnvoll. Dadurch wird eine Aus-    Klare Hinweise über den Anteil auf-
sage für eine gezielte Düngung nicht      nehmbaren Stickstoffs im Boden gibt
mehr möglich. Nach einer Düngung          die Nmin-Untersuchung. Daneben kön-
oder Bodenbearbeitung muss für die        nen auch die Trieblänge, sowie die Farbe
Entnahme von Bodenproben eine aus-        und Größe der Blätter und Früchte für
reichend bemessene Zeitspanne einge-      eine bedarfsgerechte Bemessung des
halten werden.                            Stickstoffs herangezogen werden. Zuviel
                                          Stickstoff bedingt eine dunklere, grünere
Blatt- und Fruchtanalysen sind ange-      Grundfarbe und weniger Deckfarbe, ein
zeigt, um einen Mangel oder einen         Zuviel an Kali erhöht die Stippegefahr.
Überschuss eines Nährstoffes in der
Pflanze festzustellen oder Probleme mit             Ökologische Maßnahme:
der inneren Fruchtqualität zu klären.              Durchführung der Stickstoff-
                                                   düngung aufgrund einer
         Ökologische Maßnahme:            Nmin-Untersuchung. Mit der Nmin-Metho-
         Durchführung von frühen          de wird der im Boden vorhandene mi-
         Blattanalysen.                   neralische Stickstoff bestimmt (Nitrat
Die frühe Blattanalyse, die in die Zeit   und Ammonium). Anhand des Humus-
des Triebabschlusses fällt, erlaubt ein   gehaltes und der Bodenart wird die Stick-
rechtzeitiges Erkennen des Ernäh-         stoffnachlieferung aus der Baumreihe
rungszustandes des Baumes. Bei Un-        abgeschätzt und schließlich aus beiden
gleichgewichten in der Ernährung kann     Werten die N-Düngung berechnet.
durch eine Blattdüngung kurzfristig

                                                                                      13
Integrierte Produktion im Anbau

               Die Ausbringung von Dünger                  die Ausbringung ist deshalb nur im Zeit-
               ist im Zeitraum vom 1. Dezem-               raum nach der Ernte bis 30. November
               ber bis Ende Februar verboten,              und ab 1. März bis Blühende erlaubt.
       ebenso die Ausbringung auf gefrorene,               Über Wirtschaftsdünger dürfen jährlich
       schneebedeckte, wassergesättigte und                im Durchschnitt 85 kg Stickstoff pro
       überschwemmte Böden. Zu natürlichen                 Hektar ausgebracht werden.
       Wasserläufen und künstlichen Abzugs-
       gräben ist ein Mindestabstand von 5                 NÄHRSTOFFENTZUG
       m einzuhalten, zu natürlichen Seen ein              (RICHTWERTE)
       Mindestabstand von 10 m.                            In der folgenden Tabelle ist der jährliche
       Wirtschaftsdünger (z.B. Stallmist, Jau-             Entzug an Hauptnährstoffen (kg/ha) im
       che, Gülle) dürfen nicht mit den für                Apfelanbau bei verschiedenen Erträgen
       den menschlichen Verzehr bestimmten                 angeführt:
       Produkten in direkten Kontakt kommen,

                                              Nährstoffentzug (kg/ha) bei einem Ertrag von
        Nährstoff
                                                 40 t/ha              60 t/ha             80 t/ha
        Stickstoff (N)                               16                  24                   32
        Phosphor (P2O5)                              11                  16                   21
        Kalium (K2O)                                 57                  85                  113
        Kalzium (CaO)                                3,2                 4,8                 6,5
        Magnesium (MgO)                              3,4                 5,1                 6,8
        Bor (B)                                   0,112                 0,18                0,24
       Quelle: Versuchszentrum Laimburg

                  Die Düngegaben werden auf Basis der nachfolgenden Parameter
                  bemessen.

       Stickstoffdüngung

                                                                                     > 2. Jahr Ertrag (t/ha)
               Stickstoffzufuhr               1. Jahr         2. Jahr
                                                                               < 32         32−48            >48

               Stickstoff kg/ha                 40              80              50            80             110

        Falls Bodenverbesserer im laufenden Jahr eingebracht werden, wird der Stickstoff zu 30%
        berechnet.*
        * Für die Bodenverbesserer (Stallmist, Kompost) ist es wichtig die Mineralisierungsprozesse zu berücksichtigen,
        denen die organische Masse unterliegt. Beispiel: Stallmist als länger wirkender Bodenverbesserer im mehrjährigen
        Zyklus ausgebracht: Bei einer Nährstoffmenge von 170 kg N, 102 kg P2O5 und 238 kg K2O pro Hektar werden im
        ersten Jahr circa 30% dieser Mengen, also 51 kg N, 31 kg P2O5 und 71 kg K2O verfügbar.

14
Integrierte Produktion im Anbau

          Stickstoffmenge, welche der Standardmenge in Abhängigkeit von den jeweils
          zutreffenden Bedingungen hinzugefügt (+) werden kann:

Bei geringer Versorgung mit organischer Masse                           + 20 kg/ha

Bei geringem Wachstum                                                   + 20 kg/ha

Bei Niederschlagsüberschuss                                             + 15 kg/ha

          Stickstoffmenge, welche von der Standardmenge in Abhängigkeit von den jeweils
          zutreffenden Bedingungen abzuziehen (-) ist:

Bei hoher Versorgung mit organischer Masse                              - 20 kg/ha

Bei Zufuhr von Bodenverbesserern im vorhergehenden Jahr                 - 20 kg/ha

Bei übermäßigem Wachstum                                                - 20 kg/ha

          In jedem Fall liegt die zulässige Höchstzufuhr für Stickstoff bei 140 kg/ha/Jahr.

                                                                                                15
Integrierte Produktion im Anbau

       Um die Auswaschverluste so gering wie möglich zu halten und die größtmögliche
       Wirksamkeit der Düngung zu erreichen, ist es erforderlich, den Stickstoff während
       der Phasen des größten Bedarfes auszubringen und bei hohen Mengen auf meh-
       rere Gaben aufzuteilen. Eine Aufteilung der Stickstoffzufuhr ist bindend, falls die
       auszubringende Menge größer als 60 kg/ha ist. Zwischen zwei Stickstoffgaben
       muss in diesem Fall ein Mindestabstand von drei Wochen liegen.

       Phosphordüngung

                                                                         > 2. Jahr Ertrag (t/ha)
               Versorgung
                                        1. Jahr      2. Jahr
               mit Phosphor
                                                                   48
                    A+B
                                                                    45            55           65
             (Geringe Versorgung)
                      C
                                          15           40           30            40           50
            (Normale Versorgung)
                    D+E
                                                                    25            35           45
              (Hohe Versorgung)

       Menge an P2O5, welche der Standardmenge hinzugefügt (+) werden kann:

        Bei geringer Versorgung mit organischer Masse                               + 10 kg/ha

        Bei Böden mit hohem Aktivkalk                                               + 20 kg/ha

       Vor der Pflanzung und während der Erziehungsphase:
       • Für die Klassen A+B ohne Anreicherungsdüngung vor der Pflanzung max. 65 kg/
         ha/Jahr für 5 aufeinanderfolgende Jahre.
       • In jedem Fall, auch wenn eine Anreicherungs- oder Vorratsdüngung durchge-
         führt wird, ist es nicht gestattet, mehr als 250 kg/ha P2O5 pro Jahr zuzuführen.

       Die pro Jahr notwendigen Mengen können auch zusammengelegt und nur jedes
       zweite oder dritte Jahr ausgebracht werden.

16
Integrierte Produktion im Anbau

           Kaliumdüngung

       Versorgung                                                        > 2. Jahr Ertrag (t/ha)
                                    1. Jahr        2. Jahr
       mit Kalium
                                                                  < 32          32−48             >48
           A+B
                                                                   115           150              185
    (Geringe Versorgung)
             C
                                      20             90            55             90              125
   (Normale Versorgung)
           D+E
                                                                   15             50              85
     (Hohe Versorgung)

           Menge an K2O, welche von der Standardmenge abzuziehen (-) ist:

Bei Zufuhr von Bodenverbesserern                                                       - 30 kg/ha

           Vor der Pflanzung und während der Erziehungsphase:
           • Für die Klassen A+B ohne Anreicherungsdüngung vor der Pflanzung max. 180
             kg/ha/Jahr für 5 aufeinanderfolgende Jahre.
           • In jedem Fall, auch wenn eine Anreicherungs- oder Vorratsdüngung durchge-
             führt wird, ist es nicht gestattet, mehr als 300 kg/ha K2O pro Jahr zuzuführen.

           Magnesium und Bor
           Nährstoffbedarf in kg/ha bei einem Ertrag von 60 t/ha, festgelegt auf der Basis
           einer Bodenanalyse.

     Versorgungsklasse                               MgO                                  Bor

             A+B                                     30−50                              0,7−1,4
      (Geringe Versorgung)
                 C
                                                     20−30                              0,5−0,7
     (Normale Versorgung)
              D+E
                                                     0−20                                0-0,5
       (Hohe Versorgung)
                             Quelle: Labor des Versuchszentrums Laimburg (BZ)

                     Im Betriebsheft sind die effektiv ausgebrachten Düngermengen festzu-
                     halten.

                                                                                                            17
Integrierte Produktion im Anbau

       Routine-Spritzungen mit Blatt-Volldüngern bringen in gut versorgten Obstanlagen
       keine wirtschaftlichen Vorteile. Sie sind daher abzulehnen. Eine Überversorgung
       über das Blatt kann Qualitätsprobleme an den Früchten hervorrufen.

                   Die nachfolgenden Düngemit-      Die im Anhang angeführten Dünger
                   tel dürfen im integrierten An-   dürfen im integrierten Anbau einge-
                   bau nicht eingesetzt werden:     setzt werden. Die aktuelle Liste wird
       •   Dünger, welche weder der EG-Dün-         auf der Homepage der AGRIOS veröf-
           gemittelverordnung (Nr. 2003/2003)       fentlicht.
           noch der nationalen Düngemittel-
           verordnung (Decreto legislativo del      Klärschlämme und Müllkomposte sind
           29 aprile 2010, n. 75) entsprechen.      ebenso wie Dünger, die toxische oder
       •   Dünger, welche als Ausgangsma-           bodenbelastende Beistoffe enthalten
           terial bestimmte tierische Abfälle       oder hygienische Bedenken aufwerfen,
           (Fleischmehl, Fleischreste, Fischmehl,   im integrierten Obstbau nicht zuge-
           Knochenmehl, Blutmehl, Blut, Gelati-     lassen.
           ne, Tierepithelien, Häute oder Leder)
           enthalten.                               Alle Geräte zur Ausbringung von Dünge-
       •   Dünger, die mehr als 0,001g/kg Per-      mitteln müssen für den jeweiligen Ein-
           chlorate enthalten.                      satz geeignet sein und in einem guten
       •   Blatt- und Fertigationsdünger, wel-      Zustand gehalten werden. Dies beinhal-
           che die nachfolgend angeführten          tet neben einer regelmäßigen Wartung
           Höchstwerte für Aminoalkohole            auch eine jährliche Überprüfung und
           überschreiten:                           Einstellung, um sicherzustellen, dass
           - Morpholin 0,01 g/kg                    auch tatsächlich die gewünschten Dün-
           - Diethanolamin 0,01 g/kg                germengen ausgebracht werden. Diese
           - Triethanolamin 0,01 g/kg               Wartungsarbeiten müssen in einem
           - Monoethanolamin 0,1 g/kg.              Wartungsplan aufgezeichnet werden,
       •   Düngemittel mit einem Borgehalt von      der dem Betriebsheft beigelegt werden
           mehr als 0,1%, die Natriumborat oder     muss.
           Borsäure enthalten.

       PFLANZENSTÄRKUNGSMITTEL UND
       GRUNDSTOFFE
       Die im Anhang 2 des Ministerialdekrets Nr. 6793 vom 18.07.2018 gelisteten
       Pflanzenstärkungsmittel (Corroboranti potenziatori delle difese delle piante)
       sowie die Grundstoffe (Sostanze di base) gemäß Artikel 23 der Verordnung (EG)
       Nr. 1107/2009 vom 21.10.2009 können eingesetzt werden.

18
Integrierte Produktion im Anbau

PFLEGE DES BAUMSTREIFENS
UND DER FAHRGASSE
In wüchsigen Ertragsanlagen ist es        Die maschinelle Bearbeitung des
sinnvoll, den Baumstreifen ganzjährig     Baumstreifens ist ebenfalls eine um-
begrünen zu lassen und mit der Fahr-      weltfreundliche Lösung. In starkwach-
gasse mitzumulchen oder rund um           senden Ertragsanlagen sollten keine
die Baumstämme auszumähen. Eine           Herbizide eingesetzt werden.
Begrünung vor der Ernte vermindert
das Stickstoffangebot und fördert die               Ökologische Maßnahme:
Fruchtqualität bei gleichzeitiger Ver-              Ganzjährige Begrünung der
minderung der Nitrat-Restmengen am                  Baumstreifen bzw. Verzicht
Ende der Vegetationsperiode. Ideal ist    auf Herbizide.
die Begrünung und damit Bedeckung         Soweit es der Baumwuchs und die
des Baumstreifens mit niedrigen und       natürliche Stickstoffnachlieferung zu-
flachwurzelnden Kräutern, die nicht in    lassen, sollen die Ertragsanlagen ganz-
Konkurrenz mit den Obstbäumen treten.     jährig (Fahrgasse und Baumstreifen)
Das Abdecken des Baumstreifens mit        begrünt bleiben. Dies führt zur Bindung
Rindenkompost hält den Boden feucht,      von Stickstoff, was vor allem in wüch-
unterdrückt den Graswuchs und ver-        sigen Anlagen von Vorteil ist.
mindert die Erosion und ist deshalb als
günstig zu beurteilen. Diese Maßnahme              Bei Einzelreihen soll der mit
kann aber die Ansiedlung und Vermeh-               Herbiziden behandelte Baum-
rung von Feldmäusen begünstigen.                   streifen nicht mehr als 70 cm

                                                                                     19
Integrierte Produktion im Anbau

       betragen, darf aber maximal ein Drittel   In den Maikäfer-Befallszonen, wo Bo-
       des Reihenabstandes einnehmen. Bei        dennetze gegen diesen Schädling aus-
       Mehrreihen ist eine Behandlung nur        gelegt werden, ist zur Verhinderung
       für die von den Bäumen abgedeckte         des Reifungsfraßes ein ganzflächiger
       Fläche zulässig. Die maximale Breite      Einsatz von Herbiziden erlaubt.
       des Herbizidstreifens ergibt sich aus
       dem Abstand der beiden Randreihen         Die Anzahl der Mulchgänge zur Pflege
       zuzüglich von jeweils 35 cm auf den       der Fahrgasse ist den Gegebenheiten
       Außenseiten, immer gemessen vom           der Obstanlage (Baumwachstum, Bo-
       Baumstamm.                                denart, Wasserhaushalt) anzupassen.
                                                 Bei starkem Wachstum der Bäume
       Seit dem 26.11.2018 ist für alle Her-     und feuchter Witterung genügen 3−4
       bizidgeräte eine Funktionskontrolle       Durchgänge/Jahr. Eine geringere Anzahl
       gesetzlich vorgeschrieben. Für eine       an Mulchgängen fördert die Artenviel-
       Verminderung der Abdrift auf Nicht-       falt an Kräutern und Gräsern.
       Ziel-Flächen empfiehlt die AGRIOS, nur
       noch Herbizidgeräte mit Abdeckung zu             Werden bienengefährliche
       verwenden und eventuell noch fehlen-            Präparate gespritzt, müssen
       de Abschirmungen nachzurüsten.                  blühende Kräuter vorher
                                                 abgemäht werden.

       BEWÄSSERUNG
       Die Bewässerung dient zur Abdeckung       und Alternariabefall durch lange Blatt-
       des Wasserbedarfes der Kultur. Dadurch    nässe und Abwaschverluste gefördert
       soll ein ausreichender Wuchs der Pflan-   werden. Die Wassergaben sollen des-
       ze und der Früchte sowie deren Quali-     halb den tatsächlichen Erfordernissen
       tätsausbildung sichergestellt werden.     entsprechen.
       Sowohl eine Unter- als auch Überver-
       sorgung mit Wasser ist zu vermeiden.              Ökologische Maßnahme: Kon-
       Zu hohe Wassergaben verursachen                   trolle der Bodenfeuchtigkeit
       Wasserverluste sowie Nährstoffaus-                mittels Tensiometer oder an-
       waschungen und können die Entwick-        derer Bodenfeuchte-Messgeräte.
       lung von Schadorganismen fördern. Im
       Spätsommer kann dies auch zu man-         Die Wassergaben richten sich nach dem
       gelhafter Holzausreife führen, wodurch    Niederschlags-Defizit sowie dem Was-
       die Gefahr von Winterfrostschäden bei     serhalte-Vermögen (Feldkapazität) und
       empfindlichen Sorten ansteigt.            der Tiefgründigkeit des Bodens.
       Durch übertriebenes Beregnen im Som-      Falls technisch möglich, wird der Einsatz
       mer kann schließlich auch der Schorf-     der Fertigation empfohlen. Dadurch kön-

20
Integrierte Produktion im Anbau

                            21
Integrierte Produktion im Anbau

       nen die Wirksamkeit der Dünger und des             rungsbeginn und -ende.
       ausgebrachten Wassers gesteigert und            Falls die Bewässerung gemeinschaft-
       die Auswaschverluste verringert werden.         lich oder über Konsortien durchgeführt
                                                       wird, können die oben genannten Da-
               Für jedes Grundstück des Be-            ten von diesen Körperschaften zur Ver-
               triebes müssen folgende Da-             fügung gestellt werden.
               ten im Betriebsheft aufge-
       zeichnet werden:                                2) Regendaten:
                                                       Diese können über die Ablesung von
       1) Bewässerungsdatum und -menge:                Regenmessgeräten, über Wetterstati-
       • Oberkronenberegnung: Datum und                onen oder die Zur-Verfügung-Stellung
         Menge für jede einzelne Wassergabe.           von Daten über Wetterdienste erhalten
         Die ausgebrachte Wassermenge wird             werden. Betriebe mit einer Betriebsflä-
         wie folgt ermittelt:                          che von weniger als einem Hektar und
         - über das Ablesen des Regenmessers,          Betriebe mit Tropfbewässerung und
         - über das Ablesen des Zählers an der Was-    Mikrojet sind von der Aufzeichnung
           serzuleitung der einzelnen Grundstücke,     dieser Daten befreit.
         - über die Berechnung der pro Stun-
           de ausgebrachten Wassermenge                3) Bewässerungsmenge:
           multipliziert mit der Einschaltdauer.       Der Betrieb muss bei jeder Wassergabe
       • Tropfbewässerung und Mikrojet: Be-            über die Oberkronenberegnung in Ab-
         wässerungsmenge für den gesamten              hängigkeit von der Bodenart die nach-
         Kulturzyklus (oder kürzere Zeitspan-          folgend angeführten Maximalmengen
         nen) unter Angabe von Bewässe-                einhalten:

        Bodenart                          Einteilung         Millimeter          m³/ha
        Sand
        schwach lehmiger Sand
        schluffiger Sand
                                            leicht               35               350
        mittel lehmiger Sand
        stark lehmiger Sand
        sandiger Schluff
        sandiger Lehm
                                            mittel               45               450
        toniger Schluff
        schluffiger Lehm
        toniger Lehm                       schwer                55               550
        Ton

       Die Bodenart laut Bodenanalyse kann im Betriebsheft eingetragen werden. Falls dort
       keine Bodenart angeführt wird, ist die Maximalmenge für leichte Böden einzuhalten.
22
Integrierte Produktion im Anbau

Die Frostberegnung unterliegt nicht         Wasserqualität
den oben genannten Vorschriften.            Die für den Obstanbau zur Verfügung
                                            stehenden Wasserressourcen werden
Alle Möglichkeiten für eine effiziente      seit 1997 vom Amt für Gewässernut-
und verlustfreie Nutzung der Wasser-        zung der Autonomen Provinz Bozen
ressourcen sollen ausgeschöpft werden,      - Südtirol in einem Überwachungspro-
z.B. Bewässerung bei Nacht, Reparatur       gramm regelmäßig untersucht. Diese
von Undichtigkeiten, Reduzierung der        Untersuchungen geben Aufschluss
Wassermenge pro Bewässerungsgabe            über die Wasserqualität. Auf Anfrage
usw. Wo es möglich ist, soll die Tropfbe-   wird die entsprechende Dokumentation
wässerung bevorzugt werden.                 vom Amt zur Verfügung gestellt.

         Ökologische Maßnahme:                       Abwasser darf in keinem Fall
         Verwendung der Tropfbewäs-                  zur Bewässerung verwendet
         serung.                                     werden.

BAUMERZIEHUNG UND FRUCHTQUALITÄT
Anzustreben ist ein jährlicher Trieb-       notwendig (zur Mittelwahl siehe An-
zuwachs von 20−30 cm. Bei stärkerem         hang). Überzählige, kleine, berostete,
Triebwachstum ist mit geeigneten            deformierte oder sonst wie beschädigte
Maßnahmen (Umstellung des Win-              Früchte von Hand auszudünnen, ist
terschnitts, Verminderung der Stick-        eine besonders wirksame qualitäts-
stoffdüngung, Verminderung der              steigernde Maßnahme.
Bewässerung, Wurzelschnitt und Be-
grünung des Baumstreifens) eine Be-                  Zur Verminderung der Frucht-
ruhigung des Wachstums anzustreben.                  berostung sind im integrierten
Regelmäßige Ernten von guter Qualität                Obstbau lediglich Kaolin, Gib-
sind für den wirtschaftlichen Erfolg im     berelline und Benziladenin zugelassen.
Erwerbsobstbau unerlässlich. Daher          Synthetische Präparate, welche die Rei-
soll der Obstbauer stets versuchen,         fe beschleunigen oder verzögern oder
mit umweltverträglichen Maßnah-             die Fruchtfarbe fördern sollen, sind zu
men die Fruchtqualität (Fruchtgröße,        diesem Zweck nicht zulässig.
Farbe, Geschmack, innere Qualität,
Haltbarkeit und hygienische Qualität)               Ökologische Maßnahme: me-
zu verbessern. Bei vielen Apfelsorten               chanische Ausdünnung mit
ist die chemische Fruchtausdünnung                  dem Fadengerät.

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Integrierte Produktion im Anbau

       INTEGRIERTER PFLANZENSCHUTZ
       A) VORBEUGUNG
       Das gesamte Anbauprogramm ist so            • Insektenfressende Vögel (Kohlmeise,
       auszurichten, dass die Obstbäume ihre         Blaumeise, Wendehals, Gartenrot-
       natürliche Widerstandskraft gegen             schwanz, Feldsperling, Wiedehopf
       Krankheiten und Schädlinge bewah-             u.a.) sammeln besonders während
       ren und so möglichst wenig zusätzliche        der Brutzeit zahlreiche Raupen (Frost-
       Spritzungen erforderlich sind. Bäume          spanner, Eulenraupen, Glasflügler
       mit zu starkem Triebwachstum sind             und Wickler). Es wird empfohlen,
       beispielsweise besonders anfällig für         Nistkästen mit einem Einflugloch von
       Schorf, Mehltau, Blattläuse, Spinnmil-        32 mm und 45 oder 55 mm in den
       ben und Fruchtschalenwickler.                 Obstanlagen auszuhängen.

       Integrierter Pflanzenschutz bedeutet        • Raubmilben halten, sofern sie aus-
       ferner, die natürlichen Gegenspieler          reichend geschont werden, mit Hilfe
       von Pflanzenschädlingen zu schonen            von Kugelkäfern und Raubwanzen die
       und zu fördern. Im Interesse eines na-        Spinnmilben in den Obstanlagen un-
       türlichen Artenschutzes und zur Förde-        ter Kontrolle. Wenn in der Obstanlage
       rung der Ansiedlung und des Verbleibes        noch nicht genügend Raubmilben
       von Nützlingen in den Obstanlagen             vorkommen, sollen diese mit Trieb-
       empfehlen wir folgende Maßnahmen:             büscheln von anderen Obstanlagen
                                                     eingetragen werden.
       • Am Rande der Obstanlage sollen He-
         cken und Sträucher als Unterschlupf       • Mit Stroh oder Holzwolle gefüllte
         und Brutplatz zahlreicher Arten be-         Töpfe oder Kisten können als Über-
         lassen werden.                              winterungsquartiere für Florfliegen
                                                     (Chrysoperla) in den Obstanlagen
       • Trockenmauern sind willkommene              ausgehängt werden.
         Aufenthaltsorte für Mauswiesel, Igel,
         Spitzmäuse, verschiedene Nattern                   Ökologische Maßnahmen:
         u.a. nützliche Tiere. Dasselbe gilt für            • Errichtung von Nistkästen in
         Steinhügel, Holzstöße, Rohre, Reisig-                der Anlage zur Ansiedlung
         haufen und ähnliche Schlupfwinkel.          von Meisen.
                                                   • Errichtung von Sitzstangen für Greif-
       • Um Greifvögel (Mäusebussarde, Turm-         vögel.
         falken, Eulen, Steinkäuze u.a.) anzulo-   • Errichtung von Schlupfwinkeln für
         cken, sollte man in den Obstanlagen         Mauswiesel, Igel, Spitzmäuse oder
         über die Bäume reichende Sitzstan-          Nattern.
         gen aufstellen. Greifvögel säubern die    • Eintrag von Raubmilben in die Obst-
         Obstanlagen von Feldmäusen.                 anlage.

24
Integrierte Produktion im Anbau

B) ALTERNATIVE PFLANZEN-                 • Alkoholfallen (8 Stück/ha) sind das
SCHUTZMASSNAHMEN                           wirksamste Mittel zur Bekämpfung
Im integrierten Pflanzenschutz ist al-     des Ungleichen Holzbohrers (Anisan-
ternativen (nicht-chemischen) Mitteln      drus).
und Maßnahmen der Vorzug zu geben.
                                         • Zur Bekämpfung von Glasflüglern eig-
• Die von Mehltau oder Blattläusen be-     nen sich Saftfallen. Mit Insektiziden
  fallenen Triebe sollen abgeschnitten     kann man nur die jungen Raupen des
  werden. Damit reduziert man den          Glasflüglers zufriedenstellend erfas-
  Befallsdruck und verbessert den Be-      sen. Zudem ist diese Art der Bekämp-
  kämpfungserfolg.                         fung bei älteren Bäumen technisch
                                           kaum durchführbar. Mit Saftfallen
• Die Verwirrungstechnik sollte dort       kann man einen guten Teil der Falter
  eingesetzt werden, wo Apfelwickler,      abfangen.
  Pfirsichwickler, Fruchtschalenwick-
  ler und Blausieb präsent sind. Bei     • Nützlinge in Massen zu vermehren
  niedrigem Befallsdruck erzielt man       und freizulassen (San-José-Schlupfwes-
  eine Senkung der Population und ver-     pe, Blutlaus-Zehrwespe, Trichogramma,
  hindert somit die Probleme, die ein      Raubmilben u.a.) ist gegen verschiede-
  Ansteigen derselben mit sich bringt.     ne Schädlinge auf Dauer wirksamer als
  Diese biotechnische Methode ermög-       die chemische Bekämpfung.
  licht es, Spritzungen zu vermeiden
  bzw. einzusparen und trägt somit       • Bäume mit eindeutigen Apfeltrieb-
  dazu bei, Resistenzen zu vermeiden       suchtsymptomen sind zu roden.
  oder wenigstens zu verzögern. Die
  verwendeten Dispenser sollten, falls
  möglich, biologisch abbaubar sein.

                                                                                     25
Integrierte Produktion im Anbau

                   Ökologische Maßnahmen:           beachten!), sollen die Wirksubstan-
                   • Einsatz der Verwirrungsme-     zen überlegt und gezielt ausgewählt
                     thode gegen Apfelwickler,      werden. Dies erfordert eine genaue
           Pfirsichwickler, Fruchtschalenwickler    Kenntnis der Biologie und des Auf-
           und Blausieb.                            tretens des Schaderregers. Die Wahl
       •   Einsatz von Saftfallen zur Bekämp-       des richtigen Mittels und Einsatzzeit-
           fung von Glasflüglern.                   punktes, die richtige Dosierung und
       •   Einsatz von Fallen für den Massenfang    eine gezielte Ausbringung bringen
           von Gartenlaubkäfern                     eine optimale Wirkung und ersparen
       •   Entfernung von mit Mehltau oder          meist Nachfolgebehandlungen. Ein
           Blattläusen befallenen Trieben.          Insektizideinsatz ist möglichst auf die
       •   Einsatz von Bodennetzen in der           Befallsherde zu begrenzen.
           Maikäfer-Befallszone.
                                                   • Dauerbelag vermeiden: Der wirksa-
       C) RESISTENZ-MANAGEMENT                       me Spritzbelag sollte nur so lange
       Resistenzen von Schadorganismen               als unbedingt notwendig in der Um-
       können die Pflanzenschutzarbeit sehr          welt bzw. auf den Bäumen verbleiben.
       schwierig gestalten und zu ernsthaf-          Auch kurzlebige Wirksubstanzen, die
       ten Problemen bei der Regulierung von         in kurzen Intervallen wiederholt aus-
       Schadpopulationen führen. Es sollten          gebracht werden, erzeugen letztend-
       daher alle möglichen Vorkehrungen             lich einen Dauerbelag. Langlebige,
       getroffen werden, eventuellen Resis-          persistente Mittel sollten sparsam
       tenzbildungen entgegenzuwirken. Das           und auf die Schadensperiode abge-
       Ziel der integrierten Produktionsweise        stimmt eingesetzt werden. Aus die-
       ist es, im Pflanzenschutz alle nicht-che-     sem Grunde ist der Einsatz einiger
       mischen Möglichkeiten auszuschöpfen           Wirkstoffe auch nur begrenzt erlaubt.
       und mit einzubeziehen bzw. zu integrie-
       ren. Die Integrierte Produktion ist somit   • Einsatz von Alternativen: Dies ist
       bei konsequenter Durchführung ihrer           eine Grundforderung des integrierten
       Grundsätze, von vornherein geeignet,          Pflanzenschutzes. Dazu gehören zum
       Resistenzen von Schadorganismen zu            Beispiel die Verwirrungsmethode, der
       verhindern bzw. zu verzögern.                 Bacillus thuringiensis, Maikäfernetze,
       Nachfolgend werden die wichtigsten            Gegenspieler (Raubmilben) usw.
       Grundregeln eines zielführenden Re-
       sistenz-Managements kurz angeführt:         • Nützlinge schonen und fördern: Nütz-
                                                     linge nehmen einen wichtigen Platz
       • Pflanzenschutzmitteleinsatz redu-           im Resistenz-Management ein. Ihre
         zieren: Jede Behandlung, die einge-         regulierende Wirkung auf Schaderre-
         spart werden kann, wirkt resistenz-         ger hilft, Behandlungen einzusparen.
         verzögernd. Wenn eine Behandlung            Unabhängig vom Resistenzgrad und
         notwendig wird (Schadensschwellen           -mechanismus der Schädlinge ver-

26
Integrierte Produktion im Anbau

 nichten Nützlinge diese und wirken so      D) MITTELWAHL
 einer Selektion (Auslese) resistenter      Ziel des integrierten Pflanzenschutzes
 Populationen entgegen.                     ist es, mit möglichst wenig und mög-
                                            lichst umweltverträglichen Pflanzen-
• Wirkstoffe wechseln: Ein überlegter       schutzmitteln den wirtschaftlichen
  Wirkstoffwechsel kann über lange          Erfolg des Betriebes zu sichern.
  Zeit hinweg Resistenzbildung ver-         Chemische Mittel sollten im integrier-
  zögern. Entscheidend ist dabei al-        ten Pflanzenschutz nur dann eingesetzt
  lerdings, dass man tatsächlich den        werden, wenn es notwendig ist.
  Wirkungsmechanismus, also den
  Abtötungsmechanismus wechselt.                     Die Anlagen müssen zu den
  Die eingesetzten Wirkstoffe sollen da-             wichtigsten Beobachtungster-
  her verschiedenen Wirkstoffgruppen                 minen auf Krankheiten,
  angehören. Soweit es die Zulassung        Schädlinge und Nützlinge kontrolliert
  im Programm ermöglicht, wird eine         werden. Pro Jahr müssen mindestens
  Wahlmöglichkeit angeboten.                zwei Kontrollen auf Nützlinge zu ins-
                                            gesamt mindestens vier Stunden pro
Resistenz-Management muss begin-            Hektar durchgeführt werden. Ende
nen, solange die Mittel noch wirken.        Mai/Anfang Juni muss in den Anlagen
Nach bisherigen Erkenntnissen sind          der Primärschorfbefall erhoben werden
manche Wirkstoffe aufgrund ihrer Cha-       (100 Triebe pro Anlage). Pro Hektar an-
rakteristik besonders von Resistenz-        gemeldeter Fläche müssen jährlich
bildung gefährdet. Ihre Anwendung           Feldkontrollen im Ausmaß von mindes-
muss daher mit Einschränkung erfolgen       tens acht Stunden durchgeführt wer-
(siehe Wirkstoffverzeichnis im Anhang).     den. Als Bezugswert für die Überprü-
                                            fung wird dabei die jeweils größere
Akarizide sollten durch konsequente         Fläche zwischen Netto- und Betriebs-
Schonung von Raubmilben in einem            bogenfläche (LAFIS-Fläche) herangezo-
integrierten Programm nicht notwen-         gen. Die Kontrollen und die Ergebnisse
dig sein. Ein beschränkter Einsatz dieser   der Auszählungen müssen im Betriebs-
Mittel kann zudem die gute Wirkung          heft vermerkt werden. Da die oben
für jene Fälle erhalten, in denen aus       genannte Mindestanzahl an Auszäh-
verschiedenen Umständen eine Aka-           lungen eine Voraussetzung für die Er-
rizidbehandlung erforderlich ist.           teilung der Zertifizierung darstellt,
Ein überlegtes und konsequentes Re-         muss sie bereits bei der Betriebsmap-
sistenz-Management steht im Einklang        penkontrolle vor der Ernte erreicht sein.
mit der integrierten Produktion und
ist Voraussetzung für ihre langfristige
Anwendung.

                                                                                        27
Integrierte Produktion im Anbau

       Von den gesetzlich zugelassenen Pflan-    ben-Feinde (Raubmilben, Kugelkäfer,
       zenschutzmitteln sind jene zu bevor-      Raubwanzen u.a.) gefördert werden.
       zugen, die                                In Obstanlagen, in denen selektive
       • den Anwender und die in der Obst-       Schädlingsbekämpfungsmittel zur An-
         anlage arbeitenden Personen nicht       wendung gelangen, können Nützlinge
         gefährden,                              überleben und aktiv werden.
       • den Schädling unter die Toleranz-
         schwelle drücken, die Nützlinge und                Im AGRIOS-Programm 2020
         andere Tierarten aber schonen,                    sind nur jene Wirkstoffe (mit
       • die Umwelt (Boden, Wasser, Luft) we-              entsprechender Einschrän-
         nig belasten und                        kung) erlaubt, die in den nationalen
       • wenig Rückstände auf Obst und in        Richtlinien 2019−2020 bzw. im Wirk-
         der Umwelt hinterlassen.                stoffverzeichnis für den integrierten
                                                 Kernobstbau 2020 angeführt sind. Alle
       Pflanzenschutzmittel mit einer niedri-    dort nicht angeführten Wirkstoffe sind
       geren Einstufung in Bezug auf die Ge-     im AGRIOS-Programm 2020 nicht er-
       sundheitsgefährdung des Anwenders         laubt, sofern sie nicht im Laufe des
       sind zu bevorzugen, falls es für den-     Jahres zugelassen werden. Eine Anwen-
       selben Wirkstoff auch Formulierungen      dung von nicht erlaubten Wirkstoffen
       mit besonders kritischen H-Sätzen gibt.   bzw. der Nachweis derselben mittels
                                                 Rückstandsanalysen führt zur Nicht-Er-
               Zum Schutz der Raubmilben         teilung bzw. zum Entzug der Zertifizie-
               sind diesbezüglich schädliche     rung für die entsprechenden Anlagen
               Fungizide zu meiden. Daher        bzw. den gesamten Betrieb. Die
       dürfen Dithiocarbamate insgesamt          Nicht-Erteilung bzw. der Entzug der
       maximal 5-mal pro Jahr eingesetzt         Zertifizierung für das betroffene Grund-
       werden. Ferner muss zwischen den          stück erfolgt auch, wenn Pflanzen-
       Spritzungen mit diesen Mitteln ein        schutzmittel eingesetzt werden, die in
       längerer Abstand gehalten bzw. mit        Italien für die jeweilige Kulturart nicht
       anderen Fungiziden abgewechselt wer-      zugelassen sind.
       den.
                                                 Mittel für den biologischen Obstbau
       Sobald Spritzungen gegen Spinnmil-        Im integrierten Kernobstbau dürfen
       ben notwendig sind, ist das biologi-      alle Wirkstoffe verwendet werden, die
       sche Gleichgewicht zwischen diesen        im Anhang II der Verordnung (EG) Nr.
       Schädlingen und deren Gegenspielern       889/2008 zum biologischen Anbau auf-
       gestört. Hier ist die Anwendung von       gelistet und in Italien zugelassen sind.
       Dithiocarbamaten und anderen nicht
       nützlingsschonenden Pflanzenschutz-       Aufbrauchen von Restbeständen
       mitteln einzuschränken. Dadurch           Restbestände von Pflanzenschutz-
       kann die Entwicklung der Spinnmil-        mitteln, welche im letzten Jahr noch

28
Integrierte Produktion im Anbau

im IP-Programm zugelassen waren,           tiger Schadschmetterlinge (z.B. Apfel-
dürfen aufgebraucht werden. Diese          wickler, Pfirsichwickler, Fruchtschalen-
Ausnahmeregelung gilt nur für jene         wickler) zu verfolgen. Eine korrekte
Pflanzenschutzmittelmengen, welche         Interpretation aller maßgeblichen Da-
sich beim Inkrafttreten der neuen Richt-   ten (Flughöhepunkt und Flugdauer,
linien bereits im Lager befanden und       Witterung, Eiablage) kann zur Entschei-
ordnungsgemäß in den Bestandslisten        dungshilfe über die Notwendigkeit
aufgezeichnet wurden. Die Regelung gilt    einer Bekämpfungsmaßnahme dienen.
natürlich nicht für jene Pflanzenschutz-   Da die verschiedenen Fallen eine un-
mittel, die keine Zulassung mehr haben.    terschiedliche Fangfähigkeit besitzen,
                                           sollte sich der Betriebsleiter bei auftre-
         Restbestände von Pflanzen-        tenden Interpretationsschwierigkeiten
         schutzmitteln mit dem Wirk-       an den Fachmann wenden.
         stoff Quinoxyfen dürfen 2020
nicht aufgebraucht werden.                 E) PFLANZENSCHUTZMITTEL-
                                           AUFWANDMENGE PRO
Einschränkungen der Etiketten              HA UND JAHR
Anwendungsbestimmungen auf den             Die Höhe des Pflanzenschutzmittelein-
Etiketten von Pflanzenschutzmitteln        trags in eine Obstanlage pro ha und
müssen immer eingehalten werden.           Jahr wird von 3 Faktoren bestimmt:

Befruchtersorten                           • Dosierung: Grundsätzlich ist beim
Falls in einer Anlage einzelne Bäume als     Einsatz von Pflanzenschutzmitteln
Befruchtersorte stehen, die bei Pflan-       immer die geringste Dosis zu wählen,
zenschutzmittelanwendungen mit               die ausreicht, um den Schädlingsbe-
der Hauptsorte mitbehandelt werden           fall unter die wirtschaftlich relevante
müssen, gelten für diese dieselben Ein-      Schadensschwelle zu drücken. Die
schränkungen wie für die Hauptsorte.         100%-ige Abtötung eines Schädlings
                                             anzustreben, liegt nicht im Sinne des
         Ökologische Maßnahme: Aus-          integrierten Pflanzenschutzes. Das ist
         bringung von Pheromonfallen         relativ teuer, fördert das Aufkommen
         und regelmäßige Kontrolle der       von resistenten Stämmen und scha-
Falterfänge. Die Pheromonfalle bietet        det der Umwelt mehr als notwendig.
die Möglichkeit, den Flugverlauf wich-

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Integrierte Produktion im Anbau

       • Der Spritzbrühe-Aufwand pro ha           Hinweise zu den Eingreifschwellen
         ändert sich je nach Pflanzsystem,        bei den verschiedenen Schädlingen
         Baumhöhe und Brühekonzentrati-           werden im „Leitfaden zum integrier-
         on. Bei Normalkonzentration sollte       ten Pflanzenschutz“ des Südtiroler
         er im Einzelreihensystem 500l/ha/m       Beratungsringes für Obst- und Wein-
         Baumhöhe nicht überschreiten. Beim       bau gegeben.
         Feinsprühen mit höherer Konzentra-
         tion ist der Brüheaufwand entspre-               Ein Pflanzenschutzmittelein-
         chend zu senken.                                 satz gegen Apfelwickler, Frucht-
                                                          schalenwickler und Pfirsich-
       • Die Anzahl der Spritzungen pro          wickler darf erst nach dem Erreichen
         Jahr muss stets durch den Schäd-        der im Anhang angeführten Schadens-
         lingsbesatz (Toleranzschwelle), den     schwellen erfolgen. Das Überschreiten
         Witterungsverlauf (z.B. bei Schorf)     der Schadensschwelle ist durch ent-
         bzw. durch den zu erwartenden Er-       sprechende Auszählungen im Betriebs-
         tragsausfall (wirtschaftliche Scha-     heft zu dokumentieren.
         densschwelle) gerechtfertigt sein.

       LAGERUNG UND AUSBRINGUNG VON
       PFLANZENSCHUTZMITTELN

       SACHGEMÄSSE AUFBEWAHRUNG,                 gelung versehen sein und der Zugang
       AUSBRINGUNG UND ENTSOR-                   darf nicht über andere Öffnungen (z.B.
       GUNG VON PFLANZENSCHUTZ-                  Fenster) möglich sein. Während das
       MITTELN                                   Lager offen ist, darf es nicht unbeauf-
                Das Pflanzenschutzmittellager    sichtigt bleiben.
                kann entweder aus einem ei-      Das Lager muss so beschaffen sein,
                genen Raum, aus einem durch      dass verschüttete oder ausgelaufene
       ein Metallgitter oder einen Metallzaun    Pflanzenschutzmittel ohne Gefahr
       abgegrenzten Bereich oder aus einem       einer Kontamination der Umwelt
       Pflanzenschutzmittelschrank bestehen.     aufgefangen werden können. Die ent-
       Der Zutritt oder Zugriff zum Lager ist    sprechende Auffangvorrichtung muss
       ausschließlich den beruflichen Anwen-     gewährleisten, dass Pflanzenschutzmit-
       dern von Pflanzenschutzmitteln gestat-    tel, Waschwasser oder Pflanzenschutz-
       tet. An der Außenseite des Lagers oder    mittelabfälle nicht in die Umwelt, die
       des Schrankes müssen die entsprechen-     Gewässer oder das Kanalisationsnetz
       den Gefahrenhinweise mit Notfallnum-      gelangen.
       mer angebracht werden. Die Tür zum        Im Lager muss ein ausreichender
       Lager muss mit einer Sicherheitsverrie-   Luftaustausch gewährleistet sein. Um

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Integrierte Produktion im Anbau

das Eindringen von Tieren zu verhin-       Vor Beginn der Pflanzenschutzmittel-
dern, müssen die Lüftungsöffnungen         saison muss eine Liste über den vorhan-
mit Gittern versehen sein. Das Lager       denen Pflanzenschutzmittelbestand
muss trocken, sowie vor Regen und          erstellt und dem Betriebsheft beigelegt
Sonnenlicht geschützt sein. Die Pflan-     werden.
zenschutzmittel dürfen nicht extremen
Temperatureinflüssen ausgesetzt sein.      Während der Zubereitung der Spritz-
Die Regale müssen aus nicht absorbie-      brühe muss immer eine geeignete
rendem Material bestehen und dürfen        Schutzkleidung getragen werden.
keine scharfen Kanten aufweisen. Holz-     Wenn der Spritzbrühebedarf genau
regale können mit wasserabweisender        berechnet und das Sprühgerät richtig
Schutzfarbe versiegelt werden.             kalibriert wurde, sollte es eigentlich
                                           keine Spritzbrühereste geben. Sollten
Alle Pflanzenschutzmittel (dazu ge-        trotzdem Restmengen übrig bleiben,
hören auch die Herbizide) müssen in        müssen diese verdünnt und zusammen
ihren Originalverpackungen mit intak-      mit dem Spülwasser in den bereits be-
ten und leserlichen Etiketten gelagert     handelten Anlagen versprüht werden.
werden. Feste Formulierungen müssen        Der Obstbauer ist verpflichtet, leere
immer oberhalb von flüssigen Pflanzen-     Spritzmittelpackungen und Pflanzen-
schutzmitteln gelagert werden. Dünge-      schutzmittelreste nach den geltenden
mittel wie z.B. Blattdünger, welche in     Regelungen und anhand der im Land
Mischung mit Pflanzenschutzmitteln         bestehenden Möglichkeiten zu ent-
ausgebracht werden, können im Pflan-       sorgen.
zenschutzmittellager aufbewahrt wer-
den. Bodendünger hingegen müssen           AUSBRINGUNGSTECHNIK
getrennt von Pflanzenschutzmitteln ge-     Vor dem ersten Einsatz des neuen
lagert werden. Zeitlich befristet dürfen   Sprühgerätes ist der Brüheausstoß auf
auch Pflanzenschutzmittelabfälle wie       die Obstanlagen (Pflanzsystem, Baum-
z.B. leere Verpackungen, abgelaufene       höhe) des Betriebes abzustimmen.
oder nicht mehr verwendbare Produkte       Eine umweltschonende Spritztechnik
gelagert werden. Sie müssen getrennt       ist unverzichtbare Voraussetzung für
von den Pflanzenschutzmitteln in ei-       den integrierten Obstbau.
nem entsprechend gekennzeichneten          Sprüher mit Querstromgebläse bzw.
Bereich aufbewahrt werden.                 mit der Vorrichtung zur Rückführung
Zum Dosieren der Pflanzenschutzmittel      der abdriftenden Spritzbrühe (Tun-
müssen Waage und Messzylinder vor-         nelsprüher) verursachen die geringste
handen sein. Nach dem Gebrauch sind        Abdrift von Pflanzenschutzmitteln in
diese zu reinigen und im Lager aufzube-    die Umwelt.
wahren. Im Pflanzenschutzmittellager       Um eine unnütze Abdrift von Spritz-
dürfen keine Lebens- und Futtermittel      brühe in Boden und Luft zu vermeiden,
untergebracht werden.                      müssen alle Düsen des Sprühers ge-

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Integrierte Produktion im Anbau

       nau auf die Laubwand der Obstbäume                  Die Sprühgeräte müssen in
       zielen. Düsen, welche über oder unter              einem guten Zustand gehal-
       die Laubwand spritzen, sind unbedingt              ten und jährlich gewartet und
       vorher zu schließen.                      eingestellt werden, um eine genaue
                                                 Ausbringung der gewünschten Menge
                Um Abdrift auf angrenzende       zu gewährleisten. Die durchgeführten
                Flächen zu vermeiden, ist eine   Wartungsarbeiten (Einstellungen, Re-
                genaue Anpassung des Luft-       paraturen, Austausch von Verschleiß-
       volumens und der Luftgeschwindigkeit      teilen) sind in einen Wartungsplan
       des Sprühgerätes an die Charakteristi-    einzutragen, der dem Betriebsheft bei-
       ka der Anlagen notwendig. Diese Ein-      gelegt werden muss. Alle Betriebe sind
       stellungen müssen mindestens einmal       verpflichtet, wenigstens alle 5 Jahre ihr
       pro Jahr nach der Blüte in den Ertrags-   Sprühgerät von einer anerkannten Prüf-
       anlagen vorgenommen werden. Die           stelle überprüfen zu lassen.
       durchgeführten Einstellungsmaßnah-        Im integrierten Anbau dürfen Pflanzen-
       men müssen aufgezeichnet werden,          schutzmaßnahmen nur mit Sprühge-
       die entsprechende Dokumentation           räten durchgeführt werden, die in den
       muss dem Betriebsheft beigelegt wer-      vergangenen 5 Jahren einer Kontrolle
       den.                                      unterzogen wurden.
                                                 Für die Teilnahme am AGRIOS-Pro-
       Durch den Einsatz von Injektorflach-      gramm muss ein Sprühgerät mit
       strahldüsen lässt sich eine deutliche     abdriftmindernder Sprühtechnik mit
       Abdriftminderung erreichen.               mindestens folgender Ausstattung
                                                 verwendet werden:

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