Der Raum als "dritter Pädagoge". Schularchitektur und Lernkultur - PH-FR 13.06.2012

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Der Raum als "dritter Pädagoge". Schularchitektur und Lernkultur - PH-FR 13.06.2012
Der Raum als „dritter Pädagoge“.
  Schularchitektur und Lernkultur

Prof. Dr. Alfred Holzbrecher   PH-FR   13.06.2012
Der Raum als "dritter Pädagoge". Schularchitektur und Lernkultur - PH-FR 13.06.2012
Lernumgebung
1. Gleichaltrige / soziale Beziehungen
2. Lehrperson / Gestaltung der Lernaufgaben,
   der Zeitstruktur/Rhythmisierung, der
   Beziehungskultur („soziale Skulptur“)…
3. Raum (Klassenraum, Schulgebäude im
   Stadtviertel)
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Architektur =
materialisierter
Ausdruck
zeitspezifischer
sozialer Beziehungen
/ Körpererfahrungen
im sozialen Raum /
Herrschaftsstrukturen
/ gesellschaftliche
Konzepte des
menschlichen
Zusammenlebens
Der Raum als "dritter Pädagoge". Schularchitektur und Lernkultur - PH-FR 13.06.2012
Peter Hübner (Architekt)
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Räume haben
(Aus)Wirkungen
        Peter Hübner (Architekt)
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„Pädagogische Architektur“
Unter Pädagogischer Architektur verstehen wir
• eine bauliche Form, die ihre Organisation und gestalterische
  Kraft aus einer pädagogischen Konzeption heraus entwickelt
• eine Pädagogik, die sich die Räume, in und mit denen sie
  arbeitet, zu eigen macht und sie einbezieht
• ein Prozess, der die am Lernen und Lehren Beteiligten befähigt,
  die Formen des Lernen und Lehrens mit zu gestalten.
  In Schulen, in denen Pädagogische Architektur realisiert wird,
  kommt es zu einer engen Zusammenarbeit von Pädagogik und
  Architektur. Mit anderen Worten: die Architektur ist ebenso ein
  Teil der pädagogischen Konzeption wie pädagogische
  Zielsetzungen Teil der architektonischen Überlegungen sind. Die
  architektonische Gestalt sollte die bestmögliche Unterstützung
  von pädagogischen Leitlinien sein.       (montag-stiftungen.de)
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Kriterien für
„Pädagogische Architektur“
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Die Architektur steht im Dialog
       mit der Umgebung,
       mit der Landschaft,
       mit dem Dorf/der Stadt.
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Die einzelnen Räume und deren Gestaltung
sowie das Raumensemble
spiegeln das pädagogische Profil der Institution.
Der Raum als "dritter Pädagoge". Schularchitektur und Lernkultur - PH-FR 13.06.2012
Die Räume unterstützen
ein dynamisches pädagogisches Konzept.

Sie sind in einem hohen Maße inszenierbar
und können entsprechend
den jeweiligen pädagogischen Notwendigkeiten
bespielt werden.
Die Architektur sichert Räume
für überschaubare Lerngemeinschaften.
Einzel-, Gruppen- und Gemeinschaftsaktivitäten finden
die notwendigen Räume.
Die einzelnen Räume
stehen miteinander in Kommunikation
und ergeben als Ganzes ein in sich logisches Gefüge.

Die Bedeutung der Kommunikation
zwischen den einzelnen Teilen
spiegelt sich in der
Gestaltung der Verbindungen.
Die Art der Gestaltung
und die verwendeten Materialien
„wertschätzen“ den Menschen.

Licht und Farbe sind
als wichtige Gestaltungselemente eingesetzt.
Akustik, Luft und Raumklima sind berücksichtigt.
Die Räume besitzen
eine eigene Identität und Individualität.

Sie haben ein Ambiente
das umhüllt und gleichzeitig frei lässt.
Welche Schule /
welches Lehren und Lernen wollen wir?

Welche Lernumgebung / Architektur
unterstützt dies?
„Fraktale Schule“
„Fraktale Schule“
„Fraktale Schule“
„Fraktale Schule“
Qualitätskriterien
             („fraktale Schule“/Herford)
• Wir wollen in Herford bis zum Sommer 2007 sämtliche
  Grundschulen zu ganztägig genutzten Lern- und
  Lebensräumen umgestalten, in denen Kinder mit
  unterschiedlichen Lernvoraussetzungen und verschiedener
  Herkunft unter multiprofessioneller Anleitung ihren
  Entdeckungsdrang ausleben und ihre Wissbegierde
  befriedigen können.
• Durch zunehmend selbstgesteuertes Lernen und Spielen sollen
  die Kinder zu selbstbewussten kooperationswilligen und
  verantwortungsbereiten Persönlichkeiten heranreifen, die den
  Anforderungen unserer Gesellschaft gewachsen sind.
Qualitätskriterien
               („fraktale Schule“/Herford)
• I. In der Schule findet jedes einzelne Kind einen Lern-, Lebens-,
  Bewegungs- und Entfaltungsraum vor, der seine
  Persönlichkeitsentwicklung fördert. Das pädagogische Personal und
  die weiteren Arbeitskräfte finden Arbeitsplätze vor, die ihre
  verantwortungsvolle Arbeit erleichtern.

• II. Arbeitsplätze, Lernräume, Bewegungsräume und Spielflächen
  sind in funktionaler Hinsicht so gestaltet sowie von den Nutzern
  selbst so gestaltbar, dass sie die soziale Begegnung und
  Verständigung in Klein- und Großgruppen unterstützten und die
  Gesundheit der Kinder und des Schulpersonals fördern.

• III. Die Räume sind so angeordnet und ausgestattet, dass sich
  dezentrale Reviere und Zonen bilden lassen, die von Lehrerteams
  bzw. Schülergruppen in Eigenverantwortung ausgestaltet und
  gepflegt werden können.
Qualitätskriterien
              („fraktale Schule“/Herford)
• IV. Die ästhetische Gestaltung der Räume berücksichtigt die
  Bedürfnisse der Kinder und des Schulpersonals, lässt eine
  klare Gestaltungslinie erkennen, fördert das Gefühl und das
  Urteilsvermögen für Formen und Farben und schafft eine
  Wohlfühlatmosphäre.

• V. Die Umgestaltung von Schulräumen bietet vielfältige
  Möglichkeiten der Partizipation und der curricularen
  Anknüpfung in einem lebensweltbezogenen Unterricht. Die
  Teilhabe der Lernenden, Lehrenden und Erziehenden am
  Umgestaltungsprozess erhöht nicht nur die Akzeptanz für die
  Umgestaltungsmaßnahme, sondern stärkt zugleich die soziale
  Verantwortung.
Metamorphose einer Schule
  Grundschule Welsberg
      ein Projekt des Schulverbundes Pustertal
   mit Unterstützung des Pädagogischen Instituts
               und in Zusammenarbeit
  mit den Institut für Architektur der UNI Innsbruck

              Josef Watschinger
Freiluftatelier

                   Multifunktionales
                   Atelier

                  Medien-,              Garderobe
                  Musik- u.
                  Sitzungsraum
                                       Garderobe
Lernwerkstatt
„Herzstück der Schule“
Asymmetrisch gestaltete Räume,
die in der Fläche nicht rasterfähig sind,
versetzen den Menschen in ein besonderes
Spannungsverhältnis.
Sie regen Phantasie und Aktivität an,
beleben den Organismus und erzeugen
innere Wachheit.

Ein Raum, der sich zum Fenster hin öffnet oder verengt,
schafft eine aktive Wohlbefindlichkeit und eine
besondere Erlebnisqualität.

Im ersten Fall entsteht Weite,
im zweiten eine nach außen hin sich abschließende Geborgenheit.
Merkmale der Lernlandschaften
  Offenheit:
         - Jede Klasse lässt sich zur Lernwerkstatt hin öffnen (2 Türen pro Klassenraum).

         - Von jeder Klasse gibt es eine Sichtverbindung zur Lernwerkstatt und
         umgekehrt.

  Flexibilität
         - Die Lernwerkstatt lässt sich gliedern (durch flexibles Mobiliar).

         - In den Klassenräumen und Lernwerkstätten gibt es Medieninseln mit einer
         zeitgemäßen technologischen Ausstattung

         - Jede Lernwerkstatt verfügt über eine interaktive (mobile)Tafel.

         - Die Klassenräume u. die Lernwerkstätten sind mit flexiblem Mobiliar und
           mit einem flexiblen Tafelsystem ausgestattet.

  - Die Bibliothek ist in die Lernwerkstätten integriert.

  - Es gibt Lesenischen mit Büchern zum Schmökern.
Die innere Architektur entwickelt sich an der äußeren und zugleich wird die
äußere durch die innere beeinflusst. (J. Moroder/H. Hambrusch)
Eine Schule begibt sich auf den Weg:
  Neuordnung des Schulzentrums
             Wesseling
     Pädagogische Potenzialanalyse
Bestandsaufnahme
                           Leitfragen

• Wie werden die vorhandenen Räume pädagogisch „angeeignet“?
  Welche vorhandenen Raumreserven bleiben ungenutzt?
• Wo werden durch vorgegebene räumliche Rahmenbedingungen
  pädagogische Prozesse befördert / behindert / verhindert?
• Welche Rahmenbedingungen sind bauseitig, welche
  ausstattungsseitig aktuell fixiert?
• Welche Veränderungen sind mit „Bordmitteln“ zu bewerkstelligen,
  welche bedürfen einer umfangreichen Investitionsplanung?
• Welche pädagogischen „Weichen“ sind im Blick auf die
  mittelfristige Raumbedarfsplanung zu stellen?
Bestandsaufnahme
            Schritte

1.   Begehung der Schule
2.   Unterrichtsbesuche
3.   Dokumentenstudium
4.   Interviews
5.   Rückmeldung
Pädagogische „Weichen“

1. In welchen Sozialformen soll das Lernen der Schülerinnen
   und Schüler organisiert werden?
2. Welches Verständnis von Lernen soll zu Grunde gelegt
   werden?
3. Wie soll die Zusammenarbeit der Lehrer organisiert
   werden?
4. Wie soll die Einheit der Schule definiert werden?
5. Welche Beziehung soll die Schule zu ihrem kommunalen
   Umfeld entwickeln?
Pädagogische „Weichen“ I
                   Sozialformen des Lernens?

A Klassenverband
  Alle sollen gleichzeitig das Gleiche lernen.

   Räumliche Konsequenz
   „Schuhkartonarchitektur“

B Wechselnde soziale Lernformationen
  Allein – zu zweit – in der kleinen Gruppe – in der großen Gruppe
  – mit der ganzen Schule

   Räumliche Konsequenz
   Teiloffene Räume, Nischen, Bibliothek u.a.
Pädagogische „Weichen“ II
                   Verständnis von Lernen?

A Lernen wird verstanden als kognitive Wissensvermittlung durch
  den Lehrer.

  Räumliche Konsequenz
  Optimierung der Instruktionsräume

B Lernen wird verstanden als die aktive selbstständige Aneignung
  mit allen Sinnen durch den Schüler. Bewegen – Spielen –
  Verweilen sind genauso wichtig wie „Lernen“ .

  Räumliche Konsequenz
  Werkstätten, Hochwertige Aufenthaltsbereiche, Sport- und
  Spielflächen, Nischen zum Nichtstun, Cafeteria, Theaterbühne,
Pädagogische „Weichen“ III
                Zusammenarbeit der Lehrer?

A „Einzelkämpfer“.

  Räumliche Konsequenz
  Zentrales Lehrerzimmer

B Teamorganisation
  Klassenlehrertandem – Jahrgangsteam - Fachteam

  Räumliche Konsequenz
  Dezentrale Lehrerstützpunkte ergänzt durch individuelle
  Arbeitsplätze + großer multifunktionaler Konferenzraum
Pädagogische „Weichen“ IV
                      Einheit der Schule?

A Zentral
  Räumliche Konsequenz:
  Betonung der gemeinsamen Mitte, Kurze Wege, (Modell
  „Kloster“)

B Dezentral
  Altersstufengliederung, Jahrgangsgliederung, „Schule in der
  Schule“
  Räumliche Konsequenz: Betonung der teilautonomen
  Subzentren, deutliche „Revier“-grenzen, Modell „Dorf“
  Problem: Aufteilung von dezentralen und zentralen Funktionen
  (Fachräume, Verwaltung, Mensa, Cafeteria, Schulhof, ….)?
Pädagogische „Weichen“ V
                 Beziehung zur Umgebung?

A Eigenwelt

  Räumliche Konsequenz
  Betonung der Außengrenze, Orientierung nach Innen

B Öffnung

  Räumliche Konsequenz:
  Verlagerung zentraler Funktionen, die eine gemeinsame
  Nutzung erlauben , in den Randbereich (Aula, Bibliothek,
  Werkstätten, Spielplatz, Sportanlagen, Mensa etc.)
Literatur & WebTipps
• Josef Watschinger, Josef Kühebacher (Hg.),
  Schularchitektur und neue Lernkultur, Bern 2007
• Jeanette Böhme (Hg.) Schularchitektur im
  interdisziplinären Diskurs, Wiesbaden 2009
• Rotraut Walden, Simone Borrelbach, Schulen der
  Zukunft. Gestaltungsvorschläge der
  Architekturpsychologie, Heidelberg 2006
• Peter Hübner, Kinder bauen ihre Schule: Evangelische
  Gesamtschule Gelsenkirchen, (Ed. Axel Menges) 2005
• www.fraktale-schule.de
• www.adz-netzwerk.de/Peter-Huebner-Materialien-zur-
  Schularchitektur.php
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