Der tropische Regenwald - Praxis-Handreichung für Projekte mit Kindern von 4 bis 6 Jahren - Friedenskreis Halle eV
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Der tr De op tro ische pis Reg Re en ge nwwald aldPraxis-Handreichung für Projekte mit Kindern von 4 bis 6 Jahren
Inhaltsverzeichnis Warum ein Projekt „tropischer Regenwald“ im Vorschulalter?............................................................4 Rahmenbedingungen ....................................................................................................................................5 Vorbereitungen / Projektablauf und Durchführung ...........................................................................6 Material-Teil..................................................................................................................................................... 15 Bewegungsfantasiereise – Wir reisen nach Guyana ........................................................................ 16 Bastelanleitung Regenwald-Foto-Stabpuppen ................................................................................. 18 Geräuschespiel tropischer Regenwald ................................................................................................ 19 Liste der empfehlenswerten Obst- und Gemüsesorten sowie Genussmittel ........................ 20 Die Geschichte von Kandida ..................................................................................................................... 21 Vergleich des Lebens von Kandida mit dem der Kita-Kinder ...................................................... 25 Backen von Maniokfladen ......................................................................................................................... 27 Regenwald-Bananen-Massage ................................................................................................................ 28 Wir reisen mit Bico, Die Geschichte einer Banane ................................................................................................................... 29 dem Tukan, in den tropischen Regenwald – Produkte aus dem Tropenwald in unserem Alltag............................................................................ 33 Kasper und das verschwundene Papier Puppentheaterstück....................................................... 39 Papierherstellung mit Hilfe von Symbolgegenständen.................................................................. 45 Einleitung Literatur und Medien .................................................................................................................................. 47 „Weit weg von uns, auf der anderen Seite der Erde, lebt der kleine Tukan Bico mit seinen Eltern in einem wunderschönen Wald. Dort gibt es Bäume, die sind so groß wie Hochhäuser; in ihren Kronen tummeln sich Affen, Schlangen, Nasenbären, Faultiere und Vögel. IMPRESSUM: Auf den Ästen und Stämmen der Bäume wachsen bunte Pflanzen, Herausgeber: Friedenskreis Halle e. V. | Große Klausstraße 11 | 06108 Halle und auf dem Waldboden wimmelt es vor Insekten. Völlig ruhig ist Telefon 0345 27 98 07 59 | www.friedenskreis-halle.de | 2013 es dort eigentlich nie. Besonders nach langen Regenfällen ertönt ein Der tropische Regenwald – Handreichung für Projekte mit Kindern von 4 bis 6 Jahren. Ulrike Eichstädt Orchester von Tierstimmen.“ Diese Handreichung wird vom Friedenskreis Halle gegen eine Schutzgebühr in Höhe von 5 EUR abgegeben. (aus: „Bicos großer Tag“ von Thomas Hax-Schoppenhorst und Heiko Sakurai) Autorin: Ulrike Eichstädt, Diplom-Biologin und Erzieherin aus Halle, arbeitet seit 12 Jahren als Bildungsreferen- tin für Globales Lernen und Umweltbildung, zunächst beim Eine-Welt-Haus Halle e. V. und seit 2010 beim Frie- Tropischer Regenwald, Dschungel – für viele von uns haben diese Worte einen be- denskreis Halle e. V. Bei ihren Bildungsprojekten in Schulen und Kindertagesstätten liegt ihr besonders das Thema „Tropischer Regenwald“ und die Verbindung zu unserem Alltag am Herzen. sonderen Klang. Wir denken an wilde Tiere, sehen bunte Pflanzen, schmecken exo- tische Früchte und riechen feucht-warme Luft, aber der tropische Regenwald er- Lektorat: Kathrin Wibbe, Melanie Engelke scheint uns so fern und fast unerreichbar. Doch ist er wirklich nur „auf der anderen Layout: Stephan Arnold Seite der Erde“? Wir trinken Kaffee, bestreichen unsere Brote mit Schokoladenmus, Illustrationen: Stephan Arnold / www.arnolddesign.de, Lucie Göpfert, Redshinestudio / Shutterstock.com, lieben Bananen, sitzen gerne bei Kerzenschein, knabbern Cashewnüsse, und nicht Nikiparonak / Shutterstock.com selten stammt unser Toilettenpapier aus den tropischen Regenwäldern. Druck: printzipia.de Ein Teil des tropischen Regenwaldes hat also schon den Weg zu uns gefunden Wir bedanken uns für die Unterstützung bei: Heidehof-Stiftung, Stiftung Nord-Süd-Brücken, Brot für die Welt – Evan- und gehört zu unserem Lebensalltag und dem unserer Kinder, auch wenn es uns gelischer Entwicklungsdienst, Evangelische Kirche Mitteldeutschlands, Ministerium für Wissenschaft und Arbeit des Landes Sachsen-Anhalt nicht immer bewusst ist. Ziel unseres Projektes ist, die Kinder altersgemäß mit dem tropischen Regenwald Dieses Werk bzw. Inhalt ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung bekannt zu machen. Dabei sollen seine Schönheit und Besonderheit, aber auch - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz. seine Gefährdung und seine Verflechtung mit dem Lebensalltag der Kinder aufge- zeigt werden. Das Bildungsangebot „Mit dem Tukan Bico in den Tropischen Regenwald reisen“ wird vom Friedenskreis Halle e.V. angeboten und kann in Halle und in der Region angefragt werden unter: eichstaedt@friedenskreis-halle.de 2 3
Warum ein Projekt „tropischer Regenwald“ Rahmenbedingungen im Vorschulalter? „Der tropische Regenwald“ ist ein konkreter Projektvorschlag für die Bildungsarbeit im Kindergarten. Das Projekt kann je nach Bedürfnissen und Interessen der Erzieherinnen Kindertagesstätten sind Bildungseinrichtungen. In den jeweiligen Bildungsprogrammen und Erzieher und nach Gegebenheiten in der Einrichtung angepasst werden. Die zeitli- der einzelnen Bundesländer für den Elementarbereich finden sich Themen wie Vielfalt und chen Vorgaben sind als Richtwerte zu verstehen und können individuell je nach Gruppe Aneignung der Welt sowie Umweltbildung wieder. und Gegebenheiten variiert werden. Alle Bildungsprozesse wurzeln in der frühen Kindheit, so auch Globales Lernen und Der Tukan Bico begleitet die Kinder als Sinnbild für den tropischen Regenwald durch Bildung für nachhaltige Entwicklung. Die globalen Ereignisse und Zusammenhänge der das ganze Projekt. Anstelle von Bico kann auch jedes andere Regenwaldtier verwendet große weiten Welt sind längst in den lokalen Lebenswelten der Kinder, ihrer Familien werden. und ihrer Nachbarschaften angekommen. Menschen aus aller Welt mit unterschiedlichen Diese Broschüre richtet sich sowohl an Erzieherinnen und Erzieher wie auch an Multi- Sprachen leben in Deutschland. Kunstgegenstände, Musik, Kleidung, Obst, Gemüse und plikatorinnen und Multiplikatoren. Mit Hilfe der vorliegenden Materialien soll ermöglicht Gewürze aus vielen Ländern gehören seit Langem zum Alltag. Und dies gilt nicht nur für werden, Projekte zu der Thematik „tropischer Regenwald“ in der Kita durchzuführen. Kinder, die in großen Städten leben. Es gibt also genügend Anknüpfungspunkte, um die nahe Welt der Kinder mit der „fernen“ Welt zu verbinden (Preissing in FRIES et al., 2010). Kinder im Vorschulalter sind offen, neugierig und begeisterungsfähig. Das Projekt Zielgruppe: knüpft unmittelbar an die Alltagserfahrungen und -gegenstände im Leben der Kinder an. • Kinder im Alter von 4 bis 6 Jahren Mit allen Sinnen lernen die Kinder zunächst den tropischen Regenwald als Biotop und Le- bensraum für Pflanzen und Tiere in seiner Vielfalt kennen. Einsatzmöglichkeiten: In einem zweiten Abschnitt erfahren die Kinder, wie andere Kinder im tropischen Re- genwald Südamerikas leben und welche Anknüpfungspunkte an das eigene Leben und • im Kindergarten und mit Gruppen der (außerschulischen) Bildungsarbeit die eigenen Erfahrungen bestehen. Wir möchten dazu beitragen, dass klischeehafte Bil- der überdacht werden, die wir vielfach über Menschen aus dem tropischen Regenwald Zahl der TeilnehmerInnen: in unseren Köpfen haben. Unser Anliegen ist es, unseren Kindern auf spielerische Weise vermitteln, dass Kinder im tropischen Regenwald teilweise mit anderen Lebenssituationen • Kindergartengruppe (möglichst nicht mehr als 24 Kinder) konfrontiert sind, aber dass sie über Fähigkeiten verfügen und dass sie genauso lachen und spielen können. Zeitumfang: Zudem beschäftigen sich die Kita-Kinder am Beispiel der Banane mit dem Weg ei- nes Regenwaldproduktes bis zu uns in den Supermarkt. Den Kindern wird nahegebracht, • Einkauf und Vorbereitungen: 2–5 Stunden wie Bananen wachsen und geerntet werden und dass sie einen sehr langen Weg zurück- • Durchführung: 5 x 40–90 Minuten (5 Vormittage). Diese Zeit ist individuell anpassbar. legen müssen, um bei uns gegessen zu werden. • Zu diesem Thema kann auch über einen längeren Zeitraum ein Projekt gestaltet werden. In einem weiteren Abschnitt wird die Zerstörung des Lebensraumes tropischer Regen- wald beispielhaft anhand des Papiers bzw. des Zellstoffes thematisiert; hierzu dient ein Voraussetzungen für MultiplikatorInnen/ErzieherInnen: Puppentheater. Handlungsmöglichkeiten werden den Kindern aufgezeigt und gemeinsam • Grundkenntnisse zum tropischen Regenwald besprochen. Die Papierherstellung aus Altpapier wird mit dem Prozess des Papierschöp- • Erfahrungen in der pädagogischen Arbeit im Elementarbereich fens praktisch von jedem Kind selbst nachvollzogen. • Lust auf spielerische Vermittlung von Inhalten und Puppentheater 4 5
Vorbereitungen Phase / Inhalt / Zeitdauer Ablauf Material Es empfiehlt sich, bereits vor Projektbeginn die Kinder auf die Thematiken „Wald“ und „tropischer Regenwald“ einzustimmen. Hierzu ist das gemeinsame Lesen von Sachbü- 1. Tag chern zu dem Thema (siehe Literaturliste hinten in dieser Handreichung) oder auch von altersgerechten, themenbezogenen Geschichten sehr geeignet. Man kann auch gemein- Begrüßung Wir begrüßen die Kinder. Die ReferentInnen • Handpuppe Tukan sam mit den Kindern in der Bibliothek nach Büchern zum Thema suchen (siehe Literatur- und die Kinder stellen sich ggf. vor. (oder ein anderes liste am Ende dieser Broschüre). 5 min Wir fragen die Kinder, ob sie wissen, was wir Regenwaldtier) Ebenfalls empfehlenswert vor Beginn des Projektes sind ein Ausflug in den Wald heute und die kommenden Tage gemeinsam oder wenigstens in den Park sowie ein Besuch des Tropenhauses eines Zoos oder eines machen werden und erläutern es ihnen bei Be- Botanischen Gartens. Manche Zoos bieten auch thematische Führungen für Kinder zum darf. Durch die Vorbereitung in der Kita sind Thema tropischer Regenwald an. die Kinder aber in der Regel bereits mit der Günstig ist auch ein Elternabend in der Kita, bei dem das Projekt vorgestellt wird. Thematik vertraut. Damit kann man auch möglichen (und bisweilen tatsächlich auftretenden) Ängsten Unser Tukan wird vorgestellt. und Vorbehalten der Eltern gegenüber dem Projekt begegnen. Wir sitzen dabei – wie bei allen Gesprächen Eine weitere Möglichkeit ist, mit den Kindern Regenwaldtiere in Büchern oder auch mit den Kindern – entweder im Stuhlkreis oder im Zoo anzusehen. Wir benutzen in unserem Projekt selbst gebastelte „Regenwald-Foto- auch im Kreis auf dem Boden. Stabpuppen“ (siehe Bauanleitung im Materialteil). Diese Stabpuppen sollten vor Projekt- beginn angefertigt werden. Die Stabpuppen zeigen wir vor einem Regenwaldbild, das ge- Beginn der Wir schauen gemeinsam auf der Weltkarte • Weltkarte oder meinsam mit den Kindern im Vorfeld gestaltet oder gemalt wird. Als Alternative kann man Reise nach (oder auf einem Globus, falls einer im Kinder- Globus ( je nach- auch ein grünes Tuch als Hintergrund verwenden. Guyana garten vorhanden ist und auch genutzt wird), dem, womit die Unmittelbar vor Projektbeginn müssen die Früchte und Gewürze besorgt werden, die wo der Amazonas-Regenwald und Guyana lie- Kinder bereits für das Projekt benötigt werden. Kakaoschoten und -bohnen erhält man mitunter bei 5 min gen. Wir überlegen mit den Kindern, wie wir vertraut sind) Schokoladenherstellern vor Ort. Alle anderen Früchte, Gewürze und Genussmittel sind dort hinkommen können. Wir suchen auf der in der Regel in einem herkömmlichen Lebensmittelmarkt erhältlich. Maniok, Maniokmehl, Karte auch Deutschland. Yamswurzel sowie einige andere weniger bekannte Früchte und Gemüse findet man zum Beispiel in speziellen asiatischen Gemüseläden. Reise nach Wir lesen den Text „Bewegungsfanasiereise“. • Stühle oder Für eine authentische und anregende Atmosphäre sorgt, wenn der Gruppenraum mit Guyana Wir bitten die Kinder, auf Grundlage ihrer Er- Sitzkissen den Kindern gemeinsam gestaltet wird. Hierzu liefert insbesondere das Buch „Regenwald fahrungen und ihres Wissens aus Stühlen oder • langes Seil und Dschungelwelt“ von Pit Budde und Josephine Kronfli zahlreiche Anregungen. 10–15 min Kissen ein Flugzeug zu bauen. Die ErzieherIn- • CD mit Regenwald- nen und wir werden nur bei Problemen unter- geräuschen stützend tätig. • Text „Bewegungs- Projektablauf und Durchführung Gemeinsam setzen wir uns in das Flugzeug und fliegen nach Guyana als spielerische Reise. fantasiereise“ Seite 16 Die Tabelle auf den folgenden Seiten zeigt die Planung und den Ablauf des Projektes in Nach der Landung im Amazonas-Regenwald den einzelnen Phasen mit den dafür benötigten Materialien. Die Tabelle soll dabei helfen, steigen wir aus dem Flugzeug und in einen die Inhalte und den Ablauf nachzuvollziehen und mit der eigenen Gruppe umzusetzen. Bus, der uns vom Flughafen zum Hafen (zum Die Zeitangaben sind variabel und an die Gruppe anzupassen. Fluss) bringt. Den Bus simulieren wir durch ein Seil, das Erklärung der Zeichen in der Tabelle: wir um die gesamte Gruppe herumlegen (äu- ßere Kinder halten das Seil mit fest). Mit der Das Material befindet sich im Materialteil der Broschüre. ganzen Gruppe laufen (fahren) wir dann als Im Literaturverzeichnis der Broschüre findet sich die genaue Literaturangabe. Bus durch die Hauptstadt Georgetown. Am Hafen steigen wir aus dem Bus aus und Die Bilder befinden sich auf der beigefügten CD oder können als pdf-Datei steigen in ein Schiff. aus dem Internet heruntergeladen werden. Dieses formen wir auch wieder aus Stühlen, Kissen oder Matten. Wir reisen nun gemeinsam auf dem Fluss und beobachten andere Schiffe, Tiere usw.Im Hintergrund hören wir dabei Re- genwald-Geräusche (siehe Geräusche-CD von Gabriele Trinkl). 6 7
Tierbeobach- Die Kinder sitzen noch im Schiff. Eine Referen- • Bilder von Regen Größe und Wir sprechen im Stuhlkreis mit den Kindern • evtl. Bild eines tung tin sitzt oder steht am Rand der Gruppe vor waldtieren Dicke von Re- über große Regenwaldbäume. Dazu verglei- Hochhauses dem Regenwaldbild, das wir im Vorfeld ge- (möglichst in Form genwaldbäu- chen wir heimische Bäume, Hochhäuser (so- • Stockwerkbild vom 15 min staltet haben, oder vor einem grünen Tuch. Sie einfacher Stabpup men weit sie den Kindern bekannt sind) und große Regenwald holt nacheinander verschiedene als Stabpup- pen – siehe Bastel Regenwaldbäume miteinander, da sich die Kin- pen gestaltete Tiere des Regenwaldes hervor. anleitung) 5–10 min der unter absoluten Zahlen nicht so viel vor- Die Tiere werden gezeigt, die Kinder benen- Seite 18 stellen können. nen sie und erzählen, was sie über diese Tiere Um die Dicke eines großen Regenwaldbau- wissen. Wir ergänzen und unterstützen. • Regenwald- mes zu ermessen, fassen sich neun Kinder an Dies alles geschieht im Frage-Antwort-Spiel Plakat (auf Stoff den Händen, und die anderen Kinder gehen mit den Kindern, wobei immer wieder an das oder Papier) herum und zählen. (Hier kann man die Kinder angeknüpft wird, was den Kindern bekannt ist gleich zwei Mal zählen lassen: beim Abzählen (Zoobesuche, Bücher etc.). und beim Herumlaufen.) Vergleich von Wir setzen uns nun wieder gemeinsam in den • jeweils ein Bild vom Kennenlernen In einem Korb o. Ä. haben wir, zugedeckt mit • Früchte, Gewür- heimischen Stuhl- zw. Sitzkreis. europäischen Misch von Früchten, einem Tuch, verschiedene tropische und heimi- ze, Gemüse und Wäldern und Zunächst fragen wir die Kinder, wer von ih- wald mit Laub- und Gemüse, Ge- sche Früchte, Gemüse, Gewürze und Genuss- Genussmittel ent tropischen nen schon einmal oder mehrmals in einem Nadelbäumen im würzen und mittel. sprechend der Liste Regenwäldern Wald (hier zu Hause) war und lassen sie den Sommer und im Genussmitteln Jeweils einem Kind werden (natürlich nur, Seite 20 Wald beschreiben. Winter aus dem wenn es möchte) die Augen verbunden, und es 5–10 min Anhand von vier Bildern (zwei von einem • jeweils ein Bild vom tropischen Re- bekommt etwas aus dem Korb in die Hand ge- • Korb oder Kiste heimischen Wald, jeweils eins im Sommer und tropischen Regen- genwald legt. • Tuch zum Verbinden eins im Winter; zwei von einem tropischen Re- wald bei Sonne und Wir legen vorab die Regeln für dieses Spiel der Augen, genwald, jeweils bei Sonne und bei Regen) bei Regen (idealer- 20 min fest: nichts verraten und möglichst still sein, da- • Tuch zum Zudecken klären wir gemeinsam wichtige Unterschiede weise sollten die mit das jeweilige Kind sich konzentrieren kann. der Früchte, Gewürze zwischen heimischen Wäldern und tropischen Bilder Zeichnungen Das Kind mit den verbundenen Augen rät nun, u.s.w. Regenwäldern. Dabei lassen wir die Kinder zu- sein, damit für die ggf. wird das Tuch gelöst, und es kann schauen, nächst die Bilder ordnen, und zwar im Hinblick Kinder Wesentliches welche Frucht oder was sonst es bekommen hat. darauf, welche Bilder zusammengehören könn- gut erkennbar ist; Anschließend wird mit allen Kindern geklärt, ten. siehe Angelika Ho- ob diese Frucht bzw. dieses Gemüse, Genuss- Wir gehen im Gespräch auf Laub- und Na- fer, mittel oder Gewürz bei uns wächst (hier wieder delbäume in unseren Wäldern und den Laub- Schatzkammer zurückgreifen auf Erfahrungen der Kinder mit fall im Herbst ein, besprechen die Jahreszei- Regenwald, S. 17.) einem Garten o. Ä.) oder aus dem Gebiet der ten (und knüpfen dabei an Bekanntes an) und Tropenwälder kommt. können dann daraufkommen, dass in den tro- Die Dinge werden dann in der Mitte des pischen Regenwäldern Jahreszeiten in diesem Kreises für alle deutlich sichtbar entsprechend Sinne nicht existieren und dass es zwar Tro- zugeordnet. ckenzeiten gibt, aber keine eigentlichen Jah- reszeiten. Schneiden Die vorher betrachteten und befühlten Früch- • Teller oder Brett- und Kosten te und Gemüse werden von den Kindern selbst chen für jedes Kind Regenwald- Wir erzählen den Kindern eine Geräusche- • Anleitung der Früchte geschnitten (wir unterstützen beim Schälen • kindgerechtes Geräusche- Geschichte und gemeinsam ahmen wir Geräuschespiel und Vorbereiten), auf Teller gelegt und an- Messer für jedes Spiel verschiedene Regenwaldgeräusche nach. Seite 19 30 min schließend gemeinsam gekostet. Kind Die Kinder sitzen dabei im Kreis. Kinder schneiden sehr gerne selbst Obst • größere Teller 10 min Wir achten darauf, dass nach jedem Geräusch und setzen sich auf diese Weise noch einmal • scharfe Messer für zunächst einmal wieder Stille und Konzentra mit dem Kennengelernten auseinander. ReferentInnen/Er- tion in der Gruppe einkehren, damit alle Kinder Wir achten hier besonders darauf, dass alle zieherInnen zum hören können, was wir sagen und zeigen. Kinder möglichst entsprechend ihren Fähig Vorbereiten der keiten mit den Früchten arbeiten können. Früchte 8 9
2. Tag 3. Tag Begrüßung Wir sitzen wieder im Kreis. Wir begrüßen die • Gegenstände vom Begrüßung Wir begrüßen die Kinder wieder im Stuhlkreis • Lied auf CD und Anknüp- Kinder und fragen, was sie von dem Erlebten Vortag (z. B. Maniok, und Wieder- und singen zum Tagesbeginn gemeinsam „Hinter uns fen an Vortag des vergangenen Projekttages noch wissen Kakaoschote o. ä.) holung noch einmal das Lied „Hinter uns die Berge“. die Berge“ und woran sie sich erinnern können. Wir korri- Wir knüpfen im Gespräch wiederum an den 5 min gieren nicht, sondern lassen die Kinder einfach 10 min zweiten Projekttag an. erzählen. • CD-Player Regenwald- Wir erinnern uns noch einmal an die Regen- Herstellung Bereits am ersten Projekttag haben die Kinder • Maniokmehl tier- waldtiere und spielen diese gemeinsam mit von Maniok- den Maniok als wichtige Stärkepflanze der Tro- (in asiatischen Lä- Pantomime allen Kindern pantomimisch nach. Dabei können fladen pen kennengelernt. Wir stellen nun gemein- den wir auf wesentliche Eigenschaften eingehen. sam kleine Fladen aus Maniokmehl her. Lebensmittelläden 10 min 60 min Zunächst kneten wir den Teig; hierbei bie- erhältlich), interaktiver Mit Hilfe von Bildern (PPT-Präsentation) • Beamer tet es sich an, das Wiegen und Abmessen von • Weizenmehl Vortrag „Wie erzählen wir die Geschichte von Kandida, • Laptop Mengen und Flüssigkeiten einzubauen, da dies • Wasser lebt Kandida einem Mädchen im Amazonas-Regenwald. • ggf. Geschichte viele Kinder im Vorschulalter sehr interessiert. • Öl in Guyana?“ Dabei werden durch Fragen immer wieder ausgedruckt Anschließend kann sich jedes Kind die Fla- • Marmelade oder 10 min Rückschlüsse auf eigene Erfahrungen der Seite 21 den durch Flachklopfen mit der Handfläche anderer Brotauf- Kinder gezogen. oder der Faust selbst herstellen. strich Die kleinen Fladen werden in Öl gebraten • Schüssel und gemeinsam gegessen. • Messbecher oder Vergleich des Mittels kleiner Bilder vergleichen wir gemein- • kleine Bilder zum Waage Lebensallta- sam mit den Kindern Kandidas Lebensalltag Alltagsleben • Bratpfanne ges von Kan- und ihren eigenen. Dabei werden vor allem (Geeignet sind ein- • Bratenwender dida mit dem Gemeinsamkeiten betrachtet, aber auch Be- fache Zeichnungen • Kochgelegenheit der Kinder sonderheiten. oder Cartoons; man • Rezept zur Herstel- Die Bilder werden auf dem Boden entspre- kann aber auch lung von Maniok- 10 min chend ihrer Zuordnung ausgelegt. symbolhaft Gegen- fladen stände benutzen.) Seite 27 Seite 25 Regen- Die Kinder sitzen hintereinander auf Stühlen Regenwald-Bananen- Regenwald- Wir hören das Lied „Hinter uns die Berge“ des • Lied auf CD wald-Massage oder Kissen im Kreis, sodass sie mit den Hän- Massage lied und Aus- Liedermachers Unmada Manfred Kindel. An- „Hinter uns den jeweils den Rücken des davorsitzenden Seite 28 einander- schließend lernen wir den Refrain des Liedes die Berge“ 10 min Kindes erreichen können. Die Referentin setzt setzung mit mit Bewegungen dazu. sich ebenfalls mit in den Kreis. Sprachen Außerdem sprechen wir mit den Kindern Gemeinsam führen wir die Massage durch, über die Sprache, in der das Lied gesungen • CD-Player sodass im Optimalfall jedes Kind eine Rücken- 10 min wird, und über ihre eigenen Erfahrungen mit massage bekommt und einem anderen Kind anderen Sprachen. eine Rückenmassage schenkt. selbst etwas Je nach Bedarf und Vorabsprachen basteln wir herstellen mit den Kindern etwas. Das können Traumfän- ger, Sorgenpüppchen oder auch andere Dinge 20–30 min mit Bezug zum Tropenwald sein. Dadurch kom men wir mit den Kindern intensiver ins Gespräch und tun etwas gemeinsam. Die Kinder können außerdem ein selbst hergestelltes Erinnerungs- stück mit nach Hause nehmen. 10 11
Geschichte Mit Hilfe von Bildern und einer Geschichte ler- • Geschichte einer 4. Tag einer Banane nen die Kinder den Weg der Banane von Bra- Banane als Text kennenlernen silien bis zu uns in den Laden kennen. The- (siehe Anhang) Papier- Wir spielen den Kindern das Puppentheater • Text zum matisiert wird dabei, wie Bananen auf den und dazu passende Puppen „Kasper und das verschwundene Papier“ vor. Puppentheater 10 min Plantagen wachsen, wie Bananen geerntet wer- Bilder theater In diesem interaktiven Stück geht es um die • Requisiten und den, wie sie zu uns transportiert werden, dass • Beamer Bedeutung des Papiers im Alltag, um die Her- Puppen zum Anbau der Bananen Pestizide verwendet • helle Projektions 20 min kunft des Zellstoffes und um Recyclingpapier. (siehe Anlage werden und der Regenwald für den Anbau ge- fläche an der Wand Der Blaue Engel als wichtigstes und zuverläs- „Puppentheater“) rodet wird. • Bilder zur Bananen- sigstes Symbol für umweltfreundliches Papier Seite 39 Wir erzählen die Geschichte interaktiv, d. h. produktion als Datei wird gezeigt und den Kindern erklärt. zunächst fragen wir die Kinder, was sie auf den • Alternativ kann man Bildern sehen, knüpfen an ihre Erfahrungen an den Kindern auch Papier Gemeinsam zerreißen wir alte Zeitungen, die • 2 Eimer und erst dann erklären wir die Bilder. die ausgedruckten schöpfen vor- die Kinder mitgebracht haben, in kleine Stücke • Wasser Bilder zeigen. bereiten: und weichen diese anschließend in Wasser ein. • alte Zeitungen Zeitungen (Pro Kind ist ca. zerreißen eine Zeitung ausrei- Geschichte Mit den Bildern aus der Bananengeschichte • ausgedruckte Bilder und chend; möglichst einer Banane wiederholen wir die Geschichte. zur Bananen einweichen keine Illustrierten gemeinsam Wir legen alle Bilder in die Mitte und bitten geschichte und kein Hochglanz wiederholen die Kinder, die Bilder in die richtige Reihenfol- 30 min papier verwenden.) ge zu bringen und jeweils auch zu erläutern, 15 min was auf dem jeweiligen Bild zu sehen ist. Dabei 5. Tag achten wir darauf, dass alle Kinder einbezogen werden. Papier- Mit Hilfe von Symbolgegenständen visualisie- • Symbolgegen herstellung ren wir mit den Kindern die Papierherstellung stände zur Papier- weitere Mit Hilfe einer kleinen „Schatzkiste“ mit Regen • Schatzkiste kennenlernen aus Bäumen und aus Altpapier. herstellung „Schätze“ waldprodukten machen wir die Kinder auf wei- • Gummistiefel oder Wir legen gemeinsam die Symbolgegen- • Erläuterungen zur aus dem tere Schätze aus den Tropenwäldern aufmerk- anderer Gegenstand 15 min stände im Kreis in die richtige Reihenfolge und Papierherstellung Tropenwald sam. aus Gummi besprechen die einzelnen Herstellungsschrit- (siehe Anhang) kennenlernen Wir holen jeweils geheimnisvoll einen • Aluminiumfolie te mit den Kindern. Auch hier gilt das Prinzip, Seite 45 „Schatz“ aus der Kiste und thematisieren die • Papiertaschentücher dass die Kinder aktiv einbezogen werden und 15 min Herkunft des Produktes sowie die Auswirkung (nicht Recycling) wir lediglich ergänzen. des Bananenanbaus auf den tropischen Regen- • Orangensaft wald. Bei den Produkten handelt es sich u.a. • Frühstücksbrettchen Papierschöp- Wir pürieren gemeinsam die am Tag zuvor zer- • eingeweichte um Gummistiefel (Kautschuk), Aluminiumfolie, aus Tropenholz fen vorberei- rissenen und eingeweichten Papierschnipsel. Papierschnipsel eine Packung Orangensaft, Papiertaschentücher • Kerze ten: Papier Die Kinder sitzen oder stehen dafür im Kreis • Fingermalfarbe und eine Schokolade. Dabei greifen wir im • Schokolade schnipsel und können helfen. • Pürierstab Gespräch immer wieder auf den Kindern (Erläuterungen pürieren und Eine Möglichkeit ist auch, den Papierbrei zu • Kelle bereits Bekanntes zurück. zu den Regenwald ggf. färben färben, da eine Bleiche nicht sinnvoll ist. Zum • evtl. abwischbare Die Schokolade verbleibt dann als „richtiger produkten siehe Färben kann man Fingermalfarben oder auch Unterlage ( je nach Schatz“ in der Gruppe. Anhang „Produkte 20 min Pflanzenfarben verwenden. Untergrund) aus dem Tropenwald Beim Färben können wiederum alle Kinder in in unserem Alltag“) das Rühren einbezogen werden. Seite 33 12 13
Papier Wir schöpfen Papier. Diesen Prozess führen • 2 Schöpfrahmen A4 schöpfen wir immer mit jeweils zwei Kindern gleichzei- • 2 Kellen tig durch. Eine Person übernimmt dabei den • sehr viele Zeitungen 60 min Schöpfprozess und eine zweite das sogenann- (mindestens 4–5 pro te Abgautschen. Kind) Wir nutzen A4-Schöpfrahmen, möglich sind • gepresste Pflanzen aber auch noch kleinere Schöpfrahmen. Der (optional) Schöpfprozess wird mit Kellen durchgeführt, • Gautschtücher Material-Teil da oft nur Eimer zur Verfügung stehen und da (Hierfür reichen dies für die Kinder leichter selbst zu handha- dünne Spültücher.) ben ist als das Schöpfen mit dem Schöpfsieb • Wanne zum Ablau- als Ganzes. Gepresste Pflanzen können vor fen des Wassers aus dem Schöpfen auf das Sieb gelegt werden. dem Schöpfrahmen Die fertig geschöpften Papiere werden noch- mals auf trockene Zeitungen an einen ruhigen, warmen Platz zum Trocknen gelegt. Zu beachten ist, dass bei diesem Projektteil nur mit maximal vier Kindern gleichzeitig gear- beitet werden kann, sodass die anderen Kinder in dieser Zeit betreut werden müssen! Projektab- Nachdem alle Kinder Papier geschöpft haben, • nach Möglichkeit schluss werten wir das Gesamtprojekt im Stuhl- oder kleine Mappe für je- Sitzkreis aus. Hierzu können alle Kinder in des Kind mit kleinen 10 min Form eines „Blitzlichtes“ ihre Meinung äußern. Aufgaben oder Bil- Schön ist es, wenn die Kinder eine Mappe dern zum Projekt mit kleinen, altersgerechten Aufgaben oder • Tukan (oder ande- Bildern zum Projekt bekommen, die sie mit res Symbol für das nach Hause nehmen können. Damit erhalten Projekt) zur Verab- auch die Eltern einen Überblick über das Projekt schiedung und die vermittelten Inhalte. 14 15
Bewegungsfantasiereise – Endlich leuchten die Anschnallzeichen wie- der auf: Wir befinden uns im Landeanflug. Unser Reiseführer bringt uns zu einem klei- nen Motorboot, das schwankend am Pier Wir reisen nach Guyana Die Erde kommt näher, die Bäume und Häuser werden wieder groß. Mit einem liegt. Der Motor wird angeworfen – unsere Reise über den Essequibo beginnt. Ruck setzt das Flugzeug auf und rollt bis zu (Kinder setzen sich auf Stühle oder auf Kis- seiner Halteposition. sen längs wie im Boot.) Wir sind in Guyana, in Georgetown, ange- Wir fahren in Richtung Surama, einem klei- kommen. Die Gangway wird herangefahren nen Dorf am Ufer eines der Nebenflüsse des Kinder auf der Weltkarte Guyana und Ama- Wir dürfen an Bord gehen. Wir zeigen dem und wir steigen aus. Es ist sehr heiß, wie im Essequibo. Surama ist unsere Ausgangssta- zonas suchen lassen. Flugbegleiter unsere Bordkarte und gehen Tropenhaus. tion, von der wir den Regenwald erkunden durch einen langen Gang zum Flugzeug. Fliegen – ist schon mal jemand geflogen? möchten. Das Boot schaukelt leicht. Begeg- Wir verstauen unser Handgepäck und set- Unsere Reise ist aber noch nicht zu Ende. (Kinder formen mit Stühlen ein Flugzeug nen wir anderen Booten, winken wir und zen uns auf unsere Plätze. (Bus mit Seil formen, Kinder steigen [Sitzreihen] und setzen sich. Ein Kind ist der rufen laut: „Hello, everything ok?“ in den Bus ein.) (Alle winken.) Flugkapitän.) Über Lautsprecher begrüßt uns der Flug kapitän. Wir fahren mit einem Bus zum Hafen am Der Zug hält vor dem Flughafengebäude. Am Ufer sehen wir undurchdringliches Grün Fluss. Der Bus ist voll, die Menschen sitzen vorbeiziehen, aber auch Dörfer aus Holzhüt- Wir steigen aus und gehen hinein. Drinnen Dann rollt das Flugzeug los, stoppt an der und stehen dicht gedrängt. An unsere Oh- ten, vor denen Kinder spielen. Oft ist der herrscht großes Gedränge: Da sind Famili- Startbahn, denn dort müssen wir noch auf ren klingen fremdländische Töne, doch wir Regenwald gerodet, und wir erkennen Mais en, Leute mit schwarzen Aktenkoffern und die Starterlaubnis warten. Die Flugbeglei- können auch English hören, die Landesspra- und Bananenstauden. viele Menschen, die eine fremde Sprache terin erklärt, wie man die Schwimmwesten che, die offiziell in Guyana gesprochen wird. sprechen. Wir sehen uns um. Es gibt Roll- anzieht und wo die Notausgänge sind. Plötzlich ruft der Kapitän: „Caiman!“, und treppen, Geschäfte, eine Bank, Restaurants Wir kommen verschwitzt am Hafen an und Dann kommt die Ansage: „Bitte anschnal- zeigt ins Wasser: Ein Krokodil schlängelt und sogar einen Friseur. Stimmengewirr steigen aus dem Bus. Vor uns sehen wir den len, die Tische hochklappen und die Sitze sich durch den Fluss. und Lautsprecheransagen sind zu hören. Essequibo, den Fluss, der ganz Guyana Auf einer großen Anzeigetafel stehen die gerade stellen.“ durchfließt. Dann kommen wir in Surama an. Wir stei- Abflugzeiten der Flugzeuge. (Alle Kinder schnallen sich an.) gen aus dem Boot und gehen noch ein Die Motoren und Triebwerke werden sehr Stück das Ufer herauf, bevor wir unsere Un- Wir gehen in die Abflughalle, suchen unse- laut. terkunft erreichen. Um uns herum sehen ren Schalter, an dem wir unser Gepäck ab- wir hohe Bäume und Holzhütten mit klei- geben und unsere Flugscheine bekommen Das Flugzeug rollt über Startbahn. Die Trieb- nen Gärten. Die Luft riecht nach Holzfeuer können. Dort – Schalter 25 ist für unseren werke heulen auf, das Flugzeug wird immer und feuchter, warmer Erde. Es ist sehr heiß. Flug LH 3412 zuständig. Wir geben am schneller, hebt schließlich vom Boden ab. Schalter unser Gepäck auf. Von dort wird es Wir werden in unsere Sitze gedrückt. mit einem Fließband weiterbefördert und (Alle imitieren gemeinsam Flugzeuggeräu- zum Flugzeug gebracht. sche.) Nun müssen wir noch durch die Pass- und Wir fliegen. Wir sehen aus dem Fenster, das Handgepäckkontrolle. Unsere Rucksäcke Flugzeug gewinnt an Höhe. Die Bäume, die werden durch einen kleinen Tunnel ge- Häuser und die Straßen sehen aus wie in schoben. Auf einem Bildschirm kann man einer Spielzeuglandschaft. Wir fliegen eine sehen, was drin ist. So wird dafür gesorgt, Kurve. Kurze Zeit später sehen wir unter uns dass niemand etwas Gefährliches mit ins schneebedeckte Berge, die Alpen. Dann se- Flugzeug nimmt. hen wir Wasser, den Atlantischen Ozean. Nun warten wir in der Wartehalle, bis unser Nachdem wir wieder Festland erreicht ha- Flug aufgerufen wird. Endlich ist es soweit: ben, ist es grün unter uns: Das ist der Re- „Achtung! Fluggäste gebucht auf LH 3412 genwald. Wenn man genau hinschaut, sieht mit dem Ziel Georgetown, Guyana, bitte man Baumriesen, die fast bis zum Flugzeug zum Flugsteig 34 kommen. Attention plea- reichen. Unterbrochen wird das Grün von se, passengers booked on flight LH 3412, blau-grau-braunen Bändern – das sind please come to gate 34.” Flüsse, die den Regenwald durchziehen. 16 17
Bastelanleitung Geräuschespiel Regenwald-Foto-Stabpuppen tropischer Regenwald Material: • Holzstäbe oder auch Schaschlikspieße Begleittext: Geräuscheimitationen der Kinder: • Klebeband • Fotos von Regenwald-Tieren, in A4-Format ausgedruckt Wir gehen in den tropischen Regenwald. fröhliches Pfeifen (Optional – manche • Laminiergerät und A4-Laminierfolien Vorschulkinder können bereits pfeifen.) Der Wind streicht durch die Bäume. Alle Kinder reiben die Hände. Bau: Wir hören Papageien. „Ara, Ara“ 1. Die Fotos werden zunächst ausgeschnitten und dann laminiert. Wir hören Zikaden. scharfes, stimmhaftes Tsss, Tsss 2. Die überschüssige Laminierfolie wird abgeschnitten. Schlangen zischen. Zsch, Zsch 3. Mit Klebeband werden nun die Fotos an den Holzstäben oder Schaschlikspießen Ein Jaguar faucht. Chrrr befestigt – und schon sind die Stabpuppen fertig! Plötzlich schauen wir nach oben. Der Himmel ist ganz dunkel geworden. Ein Gewitter kommt auf. Die ersten Tropfen fallen in die Hände klatschen (ggf. im Kreis zunehmend) Ein dicker Regen prasselt vom Himmel. klatschen, stampfen 2 3 Schnell hört der Regen wieder auf. Nur noch einzelne Tropfen klatschen auf die Blätter. langsam klatschen (gelegentlich) 1 Es ist wieder ruhig. Nur der Wind streicht leise durch die Bäume. Hände reiben Wir nähern uns dem Dorf und hören ein Knistern. Dort brennt bereits das Feuer und das Essen wird gekocht. mit Zapfen oder kleinen Ästen knacken Optional kann man beim Einsetzen des Gewitterregens die Kinder nacheinander im Kreis anschauen und jedes angeschaute Kind beginnt zu klatschen. Das ist eine gute Konzent- rationsübung. Genauso kann der Regen auch wieder beendet werden. Es handelt sich hier nur um einen Vorschlag für ein Geräuschespiel: Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. (Das Spiel basiert auf der Idee von SchülerInnen einer Grundschule, veröffentlicht bei „Eine Welt in der Schule“– www.weltinderschule.uni-bremen.de.) Beispiele für Tiere: • Tukan • Jaguar • Fledermaus • Flussdelfin • Pfeilgiftfrosch • Fischotter • Papagei • Morphofalter • Tapir • Blattschneiderameise • Vogelspinne • … • Ameisenbär • Totenkopfäffchen 18 19
Liste der empfehlenswerten Obst- und Die Geschichte von Kandida Gemüsesorten sowie Genussmittel Hallo, ich bin Kandida. Ich lebe im Amazonas- Regenwald in Guyana in Südamerika. Auf dem In der Liste sind auch regionale bzw. einheimische Früchte, Gemüse und Gewürze ent- Bild sitze ich zwischen meinen besten Freundin- halten, da wir das Projekt zusätzlich dazu nutzen, das Wissen der Kinder über einheimi- nen Maria und Laura. sche Produkte zu ergänzen. Die Liste ist natürlich erweiterbar und individuell anpassbar. Guyana liegt ganz im Norden von Südamerika. Unsere Nachbarstaaten sind Venezuela, Surinam • Bananen • Kokosnuss • Kakaobohnen und mög- und Brasilien. • Mango • Sternfrucht lichst eine Kakaoschote • Avocado • Drachenfrucht • Zimtpulver • Papaya • Limetten • Zimtrinde Ich wohne in dem Dorf Surama mitten im Regen • Maniok • Erdnüsse • Vanilleschoten wald. Auf der Luftaufnahme kann man die einzel • Süßkartoffel • Kaffeebohnen und • Pfefferkörner nen Häuser und die Wege gut erkennen. Um un- • Yamswurzel gemahlener Kaffee • Muskatnuss sere Häuser sind nur wenige Bäume, da wir Felder • Physalis • Kakaopulver •… angelegt haben und unsere Tiere dort weiden. • Ananas Im Hintergrund seht ihr unser Zentrum. Dort ist die Schule, und auf dem Platz feiern wir unsere Dorffeste. Auch findet dort einmal in der Woche Außerdem: unser Markt statt. • Äpfel und/oder Birnen • Petersilie In unserem Dorf wohnen ungefähr 200 Men- • Möhren • Sellerie schen. Der Fluss ist ein gutes Stück entfernt, damit • Gurken • Rote Beete er bei Hochwasser nicht unsere Häuser gefährdet. • Kartoffeln • Spinat • Tomaten • Oregano Hier wohne ich mit meiner Familie – mit meiner • Haselnüsse • Majoran Mama, meinem Papa, meinem Opa, meiner Oma • Walnüsse • … und meinen beiden Geschwistern. Meine Schwes- ter Lynn ist schon groß, und mein kleiner Bruder Paulo ist drei Jahre alt. Manchmal helfe ich meiner Mutter, indem ich auf Paulo aufpasse. Jetzt sind wir in unserer Schule. In unsere Schule gehen die Kinder von der ersten bis zur vierten Klasse gemeinsam, d. h. wir werden zusammen in einem Raum unterrichtet. Eine weiterführende Schule gibt es leider nicht bei uns im Dorf. Dafür müssen wir nach Bartica fahren, einer Stadt, die von unserem Dorf eine Tagesreise mit dem Boot entfernt ist. Wir wohnen dann die ganze Woche über in einem Internat. Meine Schwester Lynn wohnt schon im Internat, und wir sehen uns leider nur am Wochenende und in den Ferien. In der Schule lernen wir das Alphabet in Makushi – das ist unsere eigentliche Sprache – und in Englisch. Englisch ist die Amtssprache in Guayana. In Guyana gibt es sehr viele un- terschiedliche Sprachen, da ist es schon gut, wenn man Englisch kann. Denn schon im Internat (das hat meine Schwester mir erzählt) sind Kinder aus unterschiedlichen Regio- nen zusammen. Auf Englisch können sich aber alle miteinander unterhalten. Wir tragen in Guyana Schuluniformen. 20 21
Wir Kinder lernen bei Jean, einer Frau aus unse- Maniok enthält einen bitter schmeckenden Gift- rem Dorf, die Tänze und Lieder unseres Volkes, der stoff und muss deshalb gekocht, gedämpft oder Makushi. Wir führen sie gerne zu Dorffesten auf. geröstet werden. Dadurch wird der Giftstoff zer- Gerade studieren wir einen neuen Tanz ein. stört und der Maniok kann unbedenklich geges- sen werden. Wir Mädchen lernen, Wolle zu spinnen und Kör- Wir backen aus dem gerösteten Maniokmehl am be aus Schilf zu flechten. Jean zeigt uns außerdem liebsten Maniokfladen, wie ihr sie hier im Bild seht. viele Heilpflanzen, die im Regenwald wachsen, Die Fladen sind unser Brot. Allerdings schmieren und erklärt uns, wie man sie nutzen kann. wir keine Butter darauf und belegen sie auch nicht mit Wurst oder Käse, sondern rollen Gemüse oder Fleischmischungen darin ein. Gekocht, geröstet und gebacken wird bei uns mit offenem Feuer. Stromleitungen gibt es in unserem Dorf nicht. Aber einige Familien haben Die Jungen lernen, mit Holz zu arbeiten und Bögen Stromgeneratoren, mit denen sie Strom erzeugen zu bauen. Wir stellen sehr viel aus Holz her, z. B. können. Der wird dann aber nicht zum Kochen, sondern für Licht, Radio und Fernseher unsere Häuser, Kanus, Tröge, Eimer und Teller. Auch benutzt. Wir haben keinen Generator, doch ich kann zu meinem Onkel gehen, wenn ich Fische werden mit Pfeil und Bogen gefangen. Das mal fernsehen möchte. Dann schmeißt er den Generator an. lernen die Jungen bei uns schon mit fünf Jahren. Wasser zum Kochen, Trinken und Waschen holen wir aus einem Brunnen hinter unse- rem Haus. Der Brunnen hat sogar eine elektrische Pumpe, die mit Sonnenenergie funktio niert. Wir müssen also das Wasser nicht selbst hochpumpen. Wir gehen mit Opa und Oma in unseren Garten. Das ist mein Onkel. Er kann sehr gut Körbe aus Die gefiederte Pflanze ist die Maniokpflanze. Sie Palmblättern flechten. Auch das lernen wir Kinder. wächst fast ohne Zutun. Papa erntet Bananen. Wir haben eine kleine Bana- Meine Mutter erntet auf unserem Feld Maniokk- nenplantage und verkaufen die Bananen auf dem nollen, die essen wir sehr viel. Maniok ist mit euren Markt. Die werden dann von Geschäftsleuten aus Kartoffeln zu vergleichen. Er hat einen sehr hohen der Stadt aufgekauft und in den Städten verkauft. Stärkegehalt und ist damit unser Energielieferant. Auf der Bananenplantage wachsen aber nicht nur Bananen, sondern auch andere Dinge wie Tomaten, Chillis, Paprika, Ananas und Melonen. Hier hilft die ganze Familie mit. Ich hacke Unkraut und bin für die Tomaten verantwortlich, d. h. ich säe sie aus, pflege sie, bis sie groß sind, und ernte die Tomaten. Falls ich mehr ernte, als wir zu Hause brau- chen, verkaufe ich sie auf dem Markt. 22 23
Einige Familien im Dorf haben auch Kühe. Die Kühe werden aber nicht gemolken, denn die Vergleich des Lebens von Kandida mit Milch ist für die Kälber. Wir haben einen Hund, drei Schweine und etliche Hühner. dem der Kita-Kinder Im Folgenden wird beispielhaft der Vergleich des Lebens von Kandida mit dem der Kita- Kinder dargestellt. Es ist möglich, die Symbolgegenstände durch verschiedene Spielge- genstände der Kinder zu ersetzen. Bei der Auswahl der Symbolgegenstände kann man die Kinder und ihre Ideen mit einbeziehen. Die Liste ist beliebig erweiterbar und soll nur Ein Junge bei uns im Dorf hält sich sogar einen Anregungen bieten, wie man so einen Vergleich durchführen kann. Papagei als Haustier. Direkt bei uns im Dorf sehen wir selten Papageien, Affen oder andere Wildtiere. Doch wenn ich mit meinem Vater längere Ausflü- ge in den Regenwald unternehme, dann treffen Kandida Gemeinsamkeiten Kinder in der Kita wir noch auf einige Wildtiere. Ball spielen Wir schlafen in Hängematten. Das ist bequem und luftig. Wenn wir Verwandte in einem anderen Dorf oder in der Stadt besuchen, kann ich meine mit Pfeil und Hängematte einfach mitnehmen. Bogen schießen Garten Wir Kinder klettern gerne auf Bäume. Am Fluss steht ein Baum sehr praktisch: Man kann von eini- gen Ästen aus direkt ins Wasser springen. Wir baden gerne im Fluss; um dahinzukommen, muss man allerdings ein Stückchen laufen. Wir spielen außerdem Verstecken, Fußball und Fangen. den Eltern helfen Wenn wir etwas aus dem nächsten größeren Dorf oder aus der Stadt benötigen, fahren wir mit dem Wasser vom Fluss holen Wasser aus dem Schiff. Hier bei uns im Regenwald gibt es nicht Wasserhahn benutzen so viele Straßen, aber man kann sehr gut auf den Flüssen fahren. Auch wir Kinder lernen schon, ein Boot zu steuern. Mein Onkel hat mir versprochen, mit mir zusammen mein eigenes Kanu zu bauen. in der Hängematte schlafen im Bett schlafen Alle Bilder wurden aus der CD-ROM „Lebenswelt Regenwald“, Amazonas-Kanada- Initiative 2004 entnommen. Mit freundlicher Genehmigung der Eerepami-Regenwald stiftung. 24 25
Backen von Maniokfladen Zutaten: • 500 g Maniokmehl (erhältlich in Läden mit asiatischen Lebensmitteln, mögliche Aufschriften sind: „Cassava“ oder „Manioca“) • 500 g Weizenmehl • ca. 500 ml Wasser • Pflanzenöl (zum Braten) auf einem Herd kochen • Marmelade oder andere Brotaufstriche auf offenem Feuer kochen Außerdem wird benötigt: • Schüssel • Waage oder Messbecher • Bratpfanne • Bratenwender • Kochgelegenheit Haustiere haben Zubereitung: Mehl und Maniokmehl werden vermischt. Dann wird Wasser hinzugegeben; bei der Zuga be des Wassers vorsichtig verfahren. Der entstehende Teig wird geknetet, bis er fest und gut formbar ist. (Sollte der Teig zu trocken sein, vorsichtig Wasser hinzufügen.) Der Teig wird zu kleinen Kugeln geformt (ca. 3–4 cm im Durchmesser). Diese können die Kinder auf dem sauberen Tisch mit der Handfläche zu kleinen Fladen klopfen. (Man kann natürlich auch Nudelhölzer benutzen, aber es geht auch sehr gut mit der Hand). Die Fladen werden in heißem Öl auf beiden Seiten gebraten, bis sie goldbraun sind, ein Boot steuern mit dem Fahrrad fahren und noch warm mit Marmelade oder einem anderen Brotaufstrich gegessen. in die Schule gehen Strom von der Sonne für die Strom aus der Wasserpumpe benutzen Leitung benutzen 26 27
Regenwald-Bananen-Massage Die Geschichte einer Banane Idee und Text: Ulrike Eichstädt (Die beschriebenen Bananen stammen von einer konventionellen Bananenplantage.) Text: Ulrike Eichstädt und Melanie Engelke Illustrationen: Lucie Göpfert (2012) Stellt Euch vor, ihr seid eine Bananenpflan- Auch eine Schlange kriecht den Bananen- Hallo, ich bin eine Banane. Ich habe einen ze im tropischen Regenwald. Es ist sehr stamm empor. sehr weiten Weg zurückgelegt, bis ich hier warm. Die tropische Sonne scheint heiß. (Hände dachförmig zusammenlegen, mit her gekommen bin. (Hände auf die Schulterblätter legen; even- den zusammengelegten Händen den Rücken tuell reiben, bis ein Wärmegefühl entsteht.) „entlang kriechen“.) Im Bereich der Tropen regnet es oft. Schon Eine kleine Affenherde (Totenkopfäffchen) stehen dunkle Wolken am Himmel. Zu- kommt von einem hohen Baum herunter nächst aber kommt ein Wind auf. Die Bana- und springt durch die Bananenplantage. nenpflanze schwankt im Wind. (Kleine, hüpfende Bewegungen mit den (Sanft ganze Handflächen auf den Rücken Händen auf dem Rücken.) drücken, dann immer stärker, so dass die Kinder und damit die ganze Gruppe in eine Nachts kommen die Fledermäuse und trin- ken den Nektar aus der Bananenblüte. Aber meine Geschichte beginnt eigentlich wiegende Bewegung kommen.) (Leichte Berührungen mit den Fingerspitzen noch viel früher. Es beginnt zu regnen. Die ersten großen auf dem Rücken.) Es war einmal ein wunderschöner Regen Tropfen fallen auf die Blätter der Banane. wald in Brasilien. (Zunächst mit den Fingerspitzen, später Und ein neuer Tag beginnt. Wieder beginnt mit der ganzen Handfläche auf den Rücken die endlose Wanderung der Ameisen von klopfen.) unten nach oben und wieder von oben nach unten. Es regnet stärker und stärker. (Mit den Fingern auf dem Rücken „krabbeln“.) (Schnell und stark mit den Handflächen auf den Rücken klopfen.) Und die Sonne scheint heiß auf unsere Ba- nanenstaude. Doch leider wurde dieser Wald von einer Langsam hört der Regen wieder auf. Nur (Hände wieder auf die Schulterblätter legen, Bananenfirma gekauft. Mit großem Krach noch einzelne Tropfen fallen auf die Blätter. dort liegen lassen, bis es warm wird.) wurden alle Bäume abgesägt, der Waldbo- (Vereinzeltes Klopfen auf den Rücken.) den gerodet und unsere Mutterpflanzen, Alle bedanken sich für die erhaltene Mas- die Bananenpflanzen, angebaut, sodass es Die ersten Tiere wagen sich hervor. Amei- sage. dann … sen laufen von unten nach oben und wie- der von oben nach unten. (Mit den Fingern auf dem Rücken „krabbeln“.) … so aussah: Bananen bis zum Horizont! 28 29
Gleich als unsere Mutterpflanze blühte Oft kamen auch größere Kinder, und sie und uns kleine Bananenfrüchte ansetzte, halfen ebenfalls bei der Ernte von uns. Ihr wurden wir noch an der Staude alle zusam- könnt Euch vorstellen, wie schwer das für men in blaue Säcke gepackt. Und unsere sie gewesen sein muss. Mutterpflanzen waren so hochgezüchtet, dass sie von selbst gar nicht mehr stehen konnten. Sie mussten deshalb von vielen Plastikseilen gehalten werden. Überall um die Plantage herum lagen bereits Berge von Plastikmüll, von den Bananengenera- tionen vor uns. Mit einer langen Seilbahn wurden wir an- Und regelmäßig flog natürlich auch ein schließend quer durch die ganze Planta- Flugzeug über uns rüber, um die richti- ge befördert. Alles in Handarbeit bzw. mit ge Menge Chemikalien auf die Bananen- Muskelkraft. plantage zu sprühen. Kein Tier wagte sich Manche von meinen Freunden, die ich mehr in unsere Nähe. in der Reifekammer getroffen habe, sind Ich hab es gezählt: 40 Mal kam das Flug- auch in großen Körben transportiert wor- zeug, während wir wuchsen. Und wenn es den. geregnet hat – das macht es ja bei uns im Regenwald doch ziemlich oft und manch- mal sehr stark –, dann ist das ganze Gift Nun wurden wir alle mit Messern von un- in Bächen weggeflossen und landete dann seren Stauden abgeschnitten und in ein im nächsten Fluss. Ich habe von meinen Bad geworfen. Da waren auch viele Che- Bananenschwestern am Rande der Plan- mikalien drin, damit wir Bananen gut ge- tage gehört, dass dort die Menschen ihr schützt vor Käfern, Schimmelpilzen und Wasser aus dem Fluss nehmen – das kann anderen Schädlingen die weite Reise nach ich kaum glauben! Deutschland antreten konnten. Leider sind die Chemikalien nicht sehr gesund – nicht Als wir grünen Bananen groß genug waren für die ArbeiterInnen in Brasilien und auch in unseren blauen Säcken, wurden wir ge- nicht für uns, die die Bananen essen. erntet. Das war eine Schinderei für die Ar- beiter, denn wir waren inzwischen sehr schwer. Nach dem mehrmaligen Bad wurden wir in Kisten gepackt – da waren wir immer noch grün. Eine Staude mit uns Bananen wiegt so um die 50 Kilogramm – das ist so schwer wie ein Zementsack oder 50 Packungen Milch. 30 31
Dann wurden wir in der Kiste transportiert, erst mit dem LKW, dann noch viel länger Produkte aus dem Tropenwald mit dem Schiff. Unterwegs war uns immer sehr kalt, denn wir waren ja nicht daran ge- in unserem Alltag wöhnt, in einer Kühlkammer zu sein. Und gelb werden konnten wir so auch nicht. zusammengestellt von Ulrike Eichstädt und Melanie Engelke Die Fahrt dauerte sehr lange. So kamen nähere Informationen: eichstaedt@friedenskreis-halle.de wir über das Meer bis hierher. Stand: März 2013 Immer noch in Kisten verpackt, kamen wir Kakao & Schokolade Paranüsse (in Studentenfutter) wieder in eine Kammer. Doch dort war es Die Kakaoschoten wachsen am Stamm des Paranüsse liegen bei uns häufig auf dem durch das wunderbare Reifegas warm und Kakaobaumes, der im tropischen Regen- Weihnachtsteller. Der seltene, im brasilia- gemütlich. Wir fühlten uns endlich wieder wald kultiviert wird. Die Kakaoschoten ent- nischen Regenwald beheimatete Baum wohl und wurden schnell gelb. Dann wur- halten Samenanlagen, die Kakaobohnen. wird jährlich von „Caboclos“, Sammlern, be- den wir wieder mit einem Auto in einen Die Kakaobohnen besitzen einen hohen sucht, die seine kostbaren Früchte auflesen. Laden gebracht, wo uns fünf Bananen je- Fettanteil, der wesentlicher Bestandteil der Paranussbäume lassen sich nicht in Plan- mand kaufte. Schokolade ist. tagen ziehen. Sie benötigen die Vergesell- schaftung im Urwald. Und wenn ihr mich gegessen habt, dann werft meine Hülle bitte nicht in den Kom- post. Denn da sind allerhand Chemikalien drin, so dass meine Schale für den Kom- post ganz schädlich ist. Die ölhaltigen Samen der Bäume sind nicht Der Kakao stammt ursprünglich aus Süd- nur essbar, sondern es werden auch Öle da- bzw. Mittelamerika. Hauptanbauländer sind raus hergestellt. heute die Elfenbeinküste, Ghana und Brasi- lien. Gummistiefel und Regen bekleidung Kaffee Die meisten Gummistiefel werden aus Poly- Der Kaffee wird im tropisch-feuchten vinylchlorid (PVC) auf Erdölbasis hergestellt. Klima rund um den Äquator angebaut. Da PVC durch ausdünstende Weichmacher Am Kaffeebaum oder Kaffeestrauch schon in der Herstellung, aber wachsen die Kaffeekirschen, deren auch im Gebrauch umwelt- Samen die Kaffeebohnen sind. und gesundheitsschädlich ist, geht der Trend immer mehr zu Gummistiefeln aus dem Natur- produkt Kautschuk, insbeson- dere für Kinder. Naturkautschuk stammt vom Kaut- schukbaum, der als Der Kaffee stammt ursprünglich aus Plantagenbaum in Äthiopien in Afrika. Hauptanbauländer den Tropen wächst. sind Brasilien, Kolumbien, Mexiko und Der Kautschukbaum stammt ursprünglich Äthiopien. aus dem Amazonas-Regenwald, wird nun aber rund um den Äquator in Plantagen angebaut. 32 33
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