Der visuelle Weltenbummler - wordcase.info
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F.C. Gundlach F.C. Gundlach Foto: Esther Haase Der visuelle Weltenbummler Von Sarah Zimmermann Er porträtierte Romy Schneider, stellte als einer der Ersten Sigmar Polke aus und revolutionierte die Foto-Filmentwicklung in Deutschland. F.C. Gundlach ist Sammler, Galerist, Kurator und Stifter. Und: einer der großen Fotografen des 20. Jahrhunderts. Von Kassel aus startete der heute 93-Jährige Ende der 40er- Jahre seine weltweite Karriere und fing in seinen Mode-, Reportage- und Porträtfotografien Lebenswelten und Zeitgeist ein: Wiederaufbau und Wirtschaftswunder, Emanzipation, F.C. Gundlach, vermutlich zur Zeit Rebellion und Rock’n’Roll. seiner Ausbildung in Kassel Bildnachweis 22 23 Casselmag Casselmag
F.C. Gundlach F.C. Gundlach mit Carmen New York 1959 E in geometrisch gemusterter Badean- zug, eine futuristische Sonnenbrille, die Haare streng nach hinten gebunden, der Kopf leicht erhaben. Entstanden ist das Foto der jungen Frau, die in eleganter Coolness unter einem Sonnensegel posiert, 1966 in Griechenland. Bilder wie dieses sind vielfach zu Ikonen der Fotogra- fie-Geschichte geworden. Bis heute zählt F.C. Gundlach zu den bedeutenden Vertretern der experimentellen VON NORDHESSEN IN DIE WELT Geboren wird Franz Christian Gundlach, genannt F.C., am 16. Juli 1926 im nordhessischen Heine- bach. Schon als kleiner Junge experimentiert er mit seiner ersten eigenen Kamera, einer Agfa-Box mit Selbstauslöser, und richtet sich zum Leidwesen der Familie kurzerhand eine Dunkelkammer im hei- mischen Badezimmer ein. Nach dem Krieg hält er an der Fotografie fest. Sein Entschluss, professio- Fotokunst, der mit seinem Stil viele zeitgenössische neller Fotograf zu werden, führt ihn 1947 an die Film- und Fotokünstler*innen beeinflusst hat. In seiner Private Lehranstalt für Moderne Lichtbildkunst über 40-jährigen aktiven Schaffensperiode als Fotograf nach Kassel. Neben seinem Talent verhilft ihm auch veröffentlichte er hunderte Theater-, Film- und Reise- ein Quäntchen Glück zur Aufnahme an der Schule: reportagen, Porträt- und Modestrecken. An der Fülle „Der Schulleiter wollte mich erst rausschmeißen. und Vielfalt der Themen und Motive zeigt sich nicht nur Doch dann gelang mir ein gutes Bild und ich durfte die unbeirrbare Neugierde eines Mannes, der sein Le- bleiben“, verrät er einmal. Zwei Jahre geht er bei Brigitte Bauer, ben der Fotografie verschrieben hat. In geschlossener Rolf-Werner Nehrdich, dem Sohn des Kasseler Por- Op Art-Badeanzug von Sinz Form dokumentiert das Gesamtwerk F.C. Gundlachs trät- und Theaterfotografen Max Nehrdich, in die Vouliagmeni/Griechen- auch fast ein halbes Jahrhundert Zeitgeschichte. Lehre. Der stattet seinen sehr guten Schüler mit dem land 1966 Frank Hermenau 24 Casselmag
F.C. Gundlach F.C. Gundlach Er war schon immer hoch- Modefotografie völlig neu.“ Auch Regisseur Wim Wen- ders bezeichnet F.C. Gundlach als einen „Visionär der modern und hat sich Sachen ge- Fotografie“ und bewundert seine Hingabe. traut, wie zum Beispiel in Bewegung Im Erforschen von unberührtem fotografischen Terrain spielt F.C. Gundlach mit den Möglichkeiten seines Me- zu fotografieren. Diese Richtung diums – und findet das eigentlich Aufregende in der Re- war in der Modefotografie damals duktion. Er setzt auf wenige, aber ausgefallene Posen der Models, auf sparsames, aber effektvoll eingesetztes völlig neu. Licht. Oft leuchtet er seine Kulissen mit nur einer einzi- gen Lampe aus. Die ästhetische Qualität seiner Bilder nötigen Handwerkszeug aus und bescheinigt ihm hat weniger mit aufwendiger Technik zu tun, sondern „eigene Ideen, großen Fleiß und Ehrgeiz“. mehr mit der Kunstfertigkeit des Fotografen. Als Künst- Nach seinem Abschluss eröffnet er mit einer Mitstu- ler will der sich aber nicht verstanden wissen: „Ich dentin ein eigenes Fotostudio in Heinebach, aber F.C. komme aus dem Journalismus“, sagt F.C.Gundlach. Gundlach will mehr, vor allen Dingen raus aus der „Das Element der Reportage ist oft auch in meinen Provinz. Nach Stationen als Assistent in verschiedenen Modebildern enthalten. Manche könnten tatsächlich Fotostudios zieht es ihn nach Paris, wo ihn die Existen- auch Reportagebilder sein, dabei sind die Modefotos zialist*innen-Szene schwer beeindruckt. Er fotografiert natürlich immer inszeniert.“ Form und Struktur spie- für Haute-Couture-Häuser und erste Magazine und fin- len bei F.C. Gundlach eine große Rolle. Seine Bilder, so det wachsenden Gefallen an der Modefotografie. Paris beiläufig und aus der Hüfte geschossen sie manchmal ist zu dieser Zeit der modische und kulturelle Knoten- wirken, sind streng durchkomponiert und dabei genia- punkt der Welt. Trotzdem verlegt er seinen Lebensmit- lerweise nie vorhersehbar. Nur Realitäten abzubilden telpunkt Anfang der 50er nach Hamburg. Er schätzt die wäre ihm zu langweilig. Er will Geschichten erzählen Nähe zu den großen Verlagshäusern und Redaktionen, und Träume erzeugen. Dieses Bestreben zeigt sich auch mit denen sich erste Kooperationen anbahnen. Als in der Namensgebung seiner früheren Bilder, die mit einem von wenigen Fotografen gelingt es ihm, sich Titeln wie NEUE PERSPEKTIVEN (1957), WIE AUF neben freien Arbeiten regelmäßig feste Aufträge EINEM ANDEREN STERN (1964) oder STRANDSEGLER bei Magazinen zu sichern. Im Nachkriegsdeutschland (1971) versehen sind. floriert die Zeitschriftenproduktion und F.C. Gundlach F.C. Gundlach dokumentiert gesellschaftliche Verän- wird als Bildjournalist von Magazinen wie STERN, derungen, als deren Spiegel und Ausdruck er Mode REVUE und ELEGANTE WELT gebucht. Seine Bilder begreift. Genau diese wechselseitige Beziehung hält sind so gefragt, dass er sie nicht selten unter einem er visuell fest, zum Beispiel bei DEBORAH AUF DER Synonym veröffentlichen lässt, um einer inflationären DÜSE, aufgenommen 1962 in Beirut. Da ist eine junge, Nennung seines Namens entgegenzuwirken. Eine be- elegante Frau und ein stromlinienförmiges, silbern sonders enge und langjährige Zusammenarbeit pflegt glänzendes Flugzeug. Es passt alles zusammen und er mit den Zeitschriften FILM UND FRAU und BRIGITTE, steht alles dafür, wie man sich die frühen 60er vor- für die er hunderte Titelcover und tausende Seiten im gestellt hat: die stilsichere Kleidung, den Aufbruch, redaktionellen Modeteil fotografiert. die Design- und Statussymbole, den Wohlstand, die Eleganz, das neue Selbstbewusstsein. Auch wenn die MODEFOTOGRAFIE Komposition ziemlich dominant ins Bild gerückt wird, F.C. Gundlach fotografiert nicht bloß hübsche Kleidung rückt die Aufmerksamkeit trotzdem nicht zwangsläufig an schönen Menschen. Zwar arbeitet er mit Mode und von dem Kleid ab, es steht als Brücke zum Zeitgeist. Models, beides setzt er allerdings sehr ungewöhnlich in Szene. Auf der Basis früher Experimente entwickelt REPORTAGE- UND PORTRÄTFOTOGRAFIE er eine unverwechselbare, innovative Bildsprache, die Es ist nicht ganz unwahrscheinlich, dass F.C. Gundlachs in der bis dato von realistisch-gegenständlicher Natur lebenslange unbändige Reiselust auch auf seine Erleb- geprägten Fotografiegeschichte im wahrsten Sinne aus nisse in der Kriegsgefangenschaft zurückzuführen ist, dem Rahmen fällt. Seine Bilder sind künstlerischer, während der er auf engstem Raum zusammengepfercht mutiger und abstrakter. Keine öden Posen, kein stei- mit anderen Soldaten um sein Leben kämpfte. Damals fes Lächeln, keine immer wieder gleich ausgeleuch- träumte er davon, 40 Jahre alt zu werden. Verwun- teten, müden Kulissen. „Er ist einfach unglaublich dung, Rippenfellentzündung, Tuberkulose. Tatsächlich visionär“, sagt Esther Haase, vielfach ausgezeichnete überlebt F.C. Gundlach all dies nur knapp. Angetrieben Fotografin und enge Freundin F.C. Gundlachs. „Er war von der Sehnsucht nach Freiheit und der Suche nach schon immer hochmodern und hat zum Beispiel in Be- neuen, ungewöhnlichen Schauplätzen fliegt er ab Mitte wegung fotografiert. Diese Richtung war damals in der der 50er um die Welt. Ein Exklusiv-Vertrag mit der 26 27 Casselmag Casselmag
F.C. Gundlach F.C. Gundlach Gitta Schilling, Kleid von Jean Patou Paris 1962 „Strandsegler“ „Neue Perspektiven“, St. Peter Ording 1971 Köstum von S & E – Uli Richter, Berlin 1957 28 29 Casselmag Casselmag
F.C. Gundlach Lufthansa, durch den er in Meilen bezahlt wird, spielt damals erst etablierte. Seine Porträts entstehen auf dem umtriebigen Fotografen in die Karten und macht der Grundlage genauester Beobachtung, sensibler es möglich, hunderte Fotografien on location zu reali- Kommunikation und einem geradezu psychologischen sieren. Nach ersten Werbeaufnahmen für die Lufthan- Gespür für die Eigenschaften, Liebenswürdigkeiten sa begleitet und dokumentiert er die Eröffnungsflüge. und Schrullen der Person. F.C. Gundlach selbst ist Während dieser Aufträge erkundet er auch auf eigene überzeugt: „Nicht die Kamera ist wichtig, sondern der Faust Land und Leute und kehrt oft Jahre später mit Mensch dahinter.“ Ihm Models und zu fotografierender Mode zurück. Die Rou- geht es um echte Begeg- tenauswahl ist eng durchgetaktet, in welchen Flieger er Nicht die Kamera nungen und kein Chichi. ein- und in welchem Land er aussteigen wird, erfährt „Er ist ein richtiger Gentle- er manchmal quasi erst auf dem Rollfeld: Paris, Berlin, ist wichtig, sondern man“, sagt Esther Haase. die USA, Ägypten, Vorderer Orient, Persien, Thailand, Kambodscha, Hongkong, Mittel- und Südamerika. der Mensch dahinter. „Sein guter Style zeigt sich in seiner ganzen Art, F.C. Gundlach rückt weniger politische oder kritische wie er mit Menschen um- Themen in den Fokus. Er setzt Menschen in Beziehung geht. Er ist gerade und aufrichtig, unheimlich höflich, zu ihrer Umgebung, im Kontext von Design, Kunst, Kul- niemals banal oder ausfallend. Er hat einfach wahre tur und Natur. Mal sind es spektakuläre Motive, mal Größe!“ mehr oder minder triviale Szenen des Alltags, die er Kollege*innen, Freund*innen und Prominenz aus mit der Kamera festhält: Hafen- und Markttreiben, Mode, Film, Kunst und Musik: Sängerin Zarah Lean- Möbelpacker und Passanten, ein verliebtes Pärchen der, Fotograf Martin Kippenberger, Schauspielerin in einer innigen Umarmung, Winter- und Waldland- Hildegard Knef, Filmregisseur Jean-Luc Godard – F.C. schaften, leergefegte Straßen bei Nacht. Reisen sind Gundlach bekommt nahezu die komplette intellektuelle für ihn eine nie versiegende Quelle der Inspiration und Elite vor die Linse. „Fortune“ und Timing fallen dabei der Fotograf, der sich einmal freimütig als „Sammler- glücklicherweise recht oft zusammen: Für das Porträt typ“ bezeichnete, sammelt: besondere Perspektiven, des Schauspielers Cary Grant hatte sich der Foto- sinnliche Eindrücke, Fotografien von zeitloser Ästhetik. graf ursprünglich ein ganz anderes Setting überlegt. Seine Faszination für Architektur zeigt sich in Aufnah- Aus Zeitnot disponiert er spontan um und knipst den men von Häuserzeilen, Treppenhäusern, Interieurs Schauspieler in höchst lässiger Pose nach einem und moderner Gartengestaltung. Mit dem befreunde- gemeinsamen Einkauf auf dem Parkplatz des Kem- ten Architekten Oscar Niemeyer bereist er Brasilien, pinski-Hotels in Berlin. Weltberühmt ist auch eine fotografiert dessen Wohnhaus in einem Vorort Rio de Aufnahme von Romy Schneider von 1961, auf der sich Janeiros und die von Niemeyer entworfene Planstadt die unter der Bürde ihrer „Sissi“-Rolle leidende Schau- Brasília. In Hongkong entsteht eine Reportage über spielerin in ästhetischer Verletzbarkeit zeigt. Für das eine britische Kolonialstadt an der chinesischen Küste. Shooting ziehen sich die Schauspielerin, ein Assistent Im Herzen von Kambodscha lichtet er die historische und F.C. Gundlach selbst in dessen Atelier zurück. Tempelanlage Angkor Wat ab. In diesem geschützten Rahmen lässt sich die scheue Atemberaubende Kulissen findet er immer wieder auch Schauspielerin sehr nah und ganz ohne Make-Up für seine Modestrecken: über den Dächern von Man- hatten, auf einem Gleisbett in Hamburg, in der keni- anischen Wüste. Er habe in seiner Arbeit immer groß Sie hat gleich dutzend- und „in Doppelseiten“ gedacht, so F.C. Gundlach. Was er mit dieser visionären Haltung anstellen konnte, zeigt weise Abzüge bestellt. Und das Beispiel seines wohl berühmtesten Bildes VOR irgendwann habe ich gedacht: DEN CHEOPSPYRAMIDEN (1966): Im Profil zu sehen sind zwei Frauen mit Badekappen, die etwas oder je- Jetzt müssen wir aber auch mal manden in der Ferne fixieren. Im Hintergrund erheben eine Rechnung schreiben! sich die Pyramiden von Gizeh. Einmal mehr zeigt das Bild die große Sachkenntnis des Fotografen und seinen präzisen Blick für ausgefallene Motive, irre Perspekti- ablichten – eine Seltenheit. „Die ganze Tragik dieses ven und geometrische Formen. Menschen ist da schon drin“, kommentierte er selbst Dieselbe Intensität findet sich auch in seinen zahl- das berühmte Foto einmal. Romy Schneider selbst habe reichen Portraits. F.C. Gundlach gilt als begnadeter die Aufnahmen sehr gemocht. „Sie hat gleich dutzend- Porträtist und schafft eine bemerkenswerte Nähe und weise Abzüge bestellt. Und irgendwann habe ich ge- Intimität zu den abgelichteten Personen, eine Ästhe- dacht: Jetzt müssen wir aber auch mal eine Rechnung tik, die sich ebenso wie die dazugehörigen Magazine schreiben!“ 30 31 Casselmag Casselmag
F.C. Gundlach F.C. Gundlach „Cary Grant. Ein Star geht zum Ball“ Berlin 1960 Jean-Luc Godard stellt „Außer Atem“ vor XI. Berlinale 1961 32 33 Casselmag Casselmag
F.C. Gundlach F.C. Gundlach DER UNTERNEHMER Unterstützt wird er durch die von ihm gegründete F.C. Gundlach ist nicht nur Fotograf, sondern auch STIFTUNG F.C. GUNDLACH, die neben seinem eigenen ein erfolgreicher Geschäftsmann. 1967 gründet er die Werk und seiner Sammlung weitere Archivalien, wie CREATIVE COLOR GMBH, vier Jahre später den PRO- Nachlässe anderer Fotograf*innen und größere Konvo- FESSIONAL PHOTO SERVICE. Inspiriert von seinen lute, betreut. „Nicht immer geht es dabei um monetä- zahlreichen USA-Aufenthalten, macht er in Deutsch- re, sondern in hohem Maße um kulturelle Werte“, sagt land das scheinbar Unmögliche möglich: blitzschnelle Sebastian Lux, seit 2010 Geschäftsführer der Stiftung. Print-Verfahren, bei denen die Abzüge innerhalb weniger „In unserer Stiftungsarbeit wertschätzen und fördern Tage auf dem Tisch liegen. Die Medienstadt Hamburg wir die Fotografie als Medium.“ Noch heute ist die Stif- brummt, Fotograf*innen aus der ganzen Welt stehen bei tung in der alten Hamburger Stadtvilla zu Hause, in F.C. Gundlach und seiner innovativen Farb- und Studio- der F.C. Gundlach selbst lange lebte. „Es waren kurze technologie Schlange. Sogar Irving Penn ist Kunde. Viele Wege von den Räumen der Stiftung im Souterrain bis Jahre ist das Studio im Medienbunker an der Feldstra- in den ersten Stock zu seiner Wohnung“, erzählt Lux. ße das Mekka der Szene. „F.C. als Fotopersönlichkeit „Ein bisschen waren wir für ihn wie eine erweiterte Fa- war und ist einfach wichtig, weil er einen bedeutenden milie. Das war nicht immer einfach, zumeist aber war Grundstein für die Akzeptanz und Wahrnehmung der diese räumliche Nähe praktisch, weil wir viele Dinge Fotografie in Hamburg und auch über Hamburg hin- unkompliziert abstimmen konnten.“ Der Kunsthistori- aus gelegt hat“, erzählt Siegfried Sander. Der Galerist ker und Ausstellungsmacher erinnert sich noch gut an und Kunsthändler, der in Kassel fünf Jahre mit Joseph seine erste Begegnung mit F.C. Gundlach vor über 20 Beuys am Documenta-Projekt 7000 EICHEN arbeitete Jahren: „Damals machte ich als Student ein Praktikum und mittlerweile eine Galerie in Hamburg betreibt, und hatte eigentlich noch gar nichts zu sagen!“, erzählt lernte F.C. Gundlach vor vielen Jahren kennen und er und lacht. „Die Begegnung war sehr beeindruckend schätzen. „Er ist schon eine Erscheinung und Eminenz, für mich. Er hatte gar keinen Dünkel, hat mir ganz auf- wahnsinnig informiert und gebildet.“ In den 70ern kehrt merksam zugehört und viele meiner Ideen umgesetzt. F.C. Gundlach nach Kassel zurück, um an der HbK, der Wie man Rahmen wählt und Bilder hängt, wie man Be- heutigen Kunsthochschule, als freier Dozent in der von ziehungen zwischen Bildern herstellt, wie man Fotobü- Floris M. Neusüss begründeten HOCHSCHULGALERIE cher konzipiert – das habe ich alles von F.C. Gundlach FOTOFORUM KASSEL zu lehren. gelernt.“ Mit der Gründung der PPS GALERIE F.C. GUNDLACH, einer der ersten Fotogalerien in Deutschland, belebt EIN LEBEN FÜR DIE FOTOGRAFIE er 1976 die fotografische Szene auf ein Neues. In mehr Im Juli 2019 ist F.C. Gundlach 93 Jahre alt geworden. als 100 Einzelausstellungen zeigt er die Werke inter- Dem Umgang mit der eigenen Vergänglichkeit kann nationaler Fotografinnen und Fotografen wie Richard man sich auf vielfältige Weise nähern, F.C. Gundlach Avedon, Robert Mapplethorpe, Martin Kippenberger und tut es auf eine pragmatische Art, ohne falschen Kitsch Nan Goldin. Längst ist er auch für seine kuratorische oder Sentimentalität: „Wir verdrängen ja gern den Handschrift berühmt. „Er ist sehr genau in dem, was er Tod. Aber er gehört nun einmal dazu. Ich habe mich macht“, sagt Esther Haase. „Ich war später mit ihm bei etwas intensiver mit Sepulkralkultur beschäftigt und einer meiner Hängungen und habe mitgekriegt, wie oft entschieden: Ich will bestimmen, was passiert. Das was von rechts nach links geschoben wird. Alles muss Ende des Lebens, das wollte ich gerne mitgestalten.“ seinen Platz haben. Alles unterliegt seiner Ästhetik.“ Schon vor Jahren ließ er sich auf dem Ohlsdorfer Ende der 80er legt F.C. Gundlach die Kamera aus der Friedhof in Hamburg ein oberirdisches Grab, einen Hand, kommt aber nicht los von seiner Muse, der Fo- Kubus aus Beton, errichten. Eine Ruhestätte „mit tografie. Er organisiert Ausstellungen und Symposien, einer schönen Aussicht“ wünschte sich F.C. Gundlach, unterrichtet an der Hochschule der Bildenden Künste gebaut aus einem Werkstoff von heute. Statt seines Berlin und initiiert 1999 die erste TRIENNALE DER Namens ziert sein berühmtes Badekappen-Motiv das PHOTOGRAPHIE in Hamburg, ein seither bestehendes Mausoleum – als Fotogravur, die in einem speziellen Fotofestival von internationalem Renommee. 2003 wird Verfahren in Beton gegossen wurde. Interviews möch- er Gründungsdirektor des Hauses der Photographie in te der Vielgereiste, der mittlerweile wieder in Ham- den Hamburger Deichtorhallen. Als leidenschaftlicher burg lebt, keine mehr geben. Mitreden, wenn es um Sammler hegt und pflegt er außerdem mit nimmermü- seine Passion, die Fotografie, geht, schon. Im Sommer STIFTUNG F. C. GUNDLACH dem Enthusiasmus seine beachtliche Sammlung fotogra- erst war er Teil des Kuratorenteams der Ausstellung Parkallee 33 fischer Arbeiten, die er über Jahrzehnte aufgebaut hat. GENERATION GUNDLACH, die noch bis Mitte Novem- 20144 Hamburg Eine Mammutaufgabe, die viel Zeit und Energie erfor- ber zu sehen ist. Die Retrospektive zeigt einen span- www.fcgundlach.de dert, denn, so stellt F.C. Gundlach einmal treffend fest: nenden Querschnitt seines Gesamtwerkes aus mehr „Eine Sammlung ohne Konzept ist eine Ansammlung.“ als vier Dekaden. 34 35 Casselmag Casselmag
F.C. Gundlach Abendklein von Manguin Paris 1952 Open Eyes. Open Minds. We create the finest quality hand-made eyewear for those who value individuality over conformity. GENERATION GUNDLACH – Prägende Werke des Meisters der Modefotografie F. C. Gundlach Noch bis 16. November 2019 Elbschloss Residenz Hamburg FOTOGRAFIE IN DER WEIMARER REPUBLIK Noch bis 19. Januar 2020 LVR-Landes-Museum Bonn DAS BILD DES MENSCHEN IN DER PHOTOGRAPHIE Dauerleihgabe im Haus der Photographie der Hamburger Deichtorhallen www.deichtorhallen.de 37 WETZEL OPTIK • Obere Königsstraße 28 • 34117 Kassel • Tel. 0561 21859 • www.optik-wetzel.de Casselmag
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