Der Wegzug des Rotmilans Milvus milvus im Bereich von Westharz und Randecker Maar/Schwäbische Alb
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SEEVÖGEL, Zeitschrift Verein Jordsand, Hamburg 1982 / Sonderband 39 Der Wegzug des Rotmilans Milvus milvus im Bereich von Westharz und Randecker Maar/Schwäbische Alb Von Thomas Meineke und Wulf Gatter 1. Einleitung mehreren Stellen des südwestlichen Harzrandes (Herzberg- Osterode-Wulften, 200-300 m ü. NN), meist frühmorgendli¬ Die Auswertung unserer Zugplanbeobachtungen ergab vor al¬ che Zählungen des sichtbaren Vogelzuggeschehens durchge¬ lem beim Rotmiln so auffällige Unterschiede, daß wir uns zu führt. Zusätzlich wurden einige Daten (16 Beobachtungen mit einer vergleichenden Bearbeitung entschlossen. Damit kann 111 Vögeln) aus dem Gebiet des Seeburger Sees übernom¬ neben einer erstmaligen gründlichen Darstellung des Rotmi¬ men. Aus Zeitgründen konnte oft nur stundenweise gezählt lans im Westharz vor allem eines gezeigt werden: Durch Plan¬ werden. An 66 Tagen wurden zumindest auch Zeitabschnitte beobachtungen des sichtbaren Tagzuges an verschiedenen zwischen 10.00 und 15.00 h erfaßt (Abb. 1). Zur Beantwortung Orten lassen sich bereits mit relativ geringem Aufwand und der Frage nach den Zugwegen erfolgten an einigen Tagen schon nach wenigen Jahren grundsätzliche Ergebnisse erzie¬ gleichzeitige Zählungen an verschiedenen Punkten. Trotz be¬ len, die unsere Ansichten überden Status vieler Arten sehr viel vorzugter Registrierung der nach Verlauf der vorausgegange¬ weiter bringen werden. nen Witterung als optimal eingeschätzten Zugtage, muß eine Beurteilung hier unter dem Vorbehalt der unvollständigen und nicht standardisierten zeitlichen Erfassung gesehen werden. 2. Material und Methodik W. Hessner ist für die rege Mitbeobachtungstätigkeit und Beobachtungspunkte im Westharz: G. Brunken für die Überlassung einiger Daten aus der See- burger-See-Kartei zu danken. An insgesamt 191 Tagen wurden 1978-1980 in den Monaten August bis November im Hochharz (Sonnenberger Moor Randecker Maar/Schwäbische Alb: 800 m, Torfhaus 800 m und Bruchberg 920 m ü. NN) sowie an Der sichtbare Tagzug wird am Randecker Maar während des Wegzuges seit 1961 sporadisch, ab 1967 lückenhaft und seit 1970 lückenlos und ganztägig erfaßt. Die Station ist alljährlich von Mitte Juli bis in die zweite Novemberhälfte besetzt. Topo¬ graphie des Beobachtungsortes sowie die Methodik der unter standardisierten Bedingungen entstehenden Beobachtungen siehe Gatter (1978). Es sei jedoch kurz erwähnt, daß die Be¬ obachtungsstation am nördlichen Steilabfall der Alb liegt, der sich Zugvögeln als 400-500 m hoch aufragendes Hindernis in den Weg stellt. Insofern bestehen durchaus vergleichbare Verhältnisse zu denjenigen am Harz. Den inzwischen über 80 z.T. langjährigen Mitarbeitern sei an dieser Stelle herzlich ge¬ dankt. 3. Beobachtungen und Ergebnisse 3.1. Milanzug und Topographie Der Hochharz wird mit Ausnahme des Brockens und seiner Ausläufer wohl an allen Stellen überflogen. An »guten« Zugta¬ gen erreichen die Rotmilane über die Taleinschnitte von Ra¬ dau, Ecker und Ilse den paßähnlichen Punkt Torfhaus. Sie ha¬ ben dann jeweils meist über 600 m Höhenunterschied über¬ wunden und folgen bei günstiger Thermik den in NO-SW-Rich- tung verlaufenden Höhenrücken von Bruchberg und Acker. Am 28.9.1980 waren es beispielsweise 80 Vögel (Abb. 2a). Fehlen Aufwinde und herrschen zudem noch auf der Hochharzfläche kalte Winde aus östlichen Richtungen vor, wie z. B. während des am 1.11.1980 über ganz Mitteleuropa liegenden kräftigen Hochdruckgebietes, wird der relative Windschatten der nord¬ westlich gelegenen niederen Bereiche genutzt und der eigentliche Hochharz (über 700 m) gemieden (Abb. 2b). Bei starker Bewölkung, die den Hochharz häufig in dichten Ne¬ Abb. 1: Jahreszeitliche Verteilung des Wegzuges im Harz (H) mit bel hüllt, findet praktisch kein Zug statt. Damit läßt sich auch Darstellung der Beobachtungsaktivität. Zählungen bis 10.00 h das in einzelnen Zugperioden stark diskontinuierliche Zugbild = Querstrich, (auch) nach 10.00 h = schwarz. Zum Vergleich erklären. wird dargestellt der Zug am Randecker Maar (RM) 1961-1971, n = 100 (Gatter 1972) und der Zugablauf auf Ähnlich dem Mäusebussard nutzt auch der Rotmilan die Ther- Falsterbo (F) 1949-1951 und 1953, n = 240 (Ulfstrand et al. mikzur Fortbewegung, legt im Gegensatz zu diesem aber auch 1974). Pfeilspitzen geben den Zeitabschnitt an, bis zu dem häufiger weite Strecken im aktiven Flug - dann meist relativ über 50% aller Vögel gezogen sind. niedrig - zurück. Aus der Ferne gesehen erinnern aktiv flie-
40 Wegzug des Rotmilans im Bereich von Westharz und Randecker Maar Abb. 2: Zugwege des Rotmilans über den Hochharz bei Hochdruckla¬ und vermutete (Pfeil mit ?) Einflugwege in den Harz an. Das gen A) mit ausgeprägter und B) ohne Aufwind-Thermik. Dicke Harzmassiv wird durch die 300 m, 700 m und 800 m (grauer Pfeile am nördlichen Harzrand zeigen bek nnte (schwarz) Bereich) Höhenlinie dargestellt.
SEEVOGEL, Zeitschrift Verein Jordsand, Hamburg 1982 / Sonderband 41 gende Rotmilangruppen an das Flugverhalten von Großmö¬ wen. Beim Segelflug lösen sich die Vögel nacheinander ein¬ zeln aus der kreisenden Gesellschaft oder aber ganze Trupps % entfernen sich in mehr oder weniger aufgelöster Linie (vgl. auch Schuster 1951). Einige Male wurden gemeinsam zie¬ hende Rotmilane und Mäusebussarde beobachtet. Der im Randecker Maar-Bereich ONO-WSW verlaufende Steilabfall der Schwäbischen Alb wird von Milanen nicht unbe¬ dingt überflogen. Ein Teil der Vögel kommt aus ONO bereits über die Hochfläche an. Andere, mit stärker nach Süden aus¬ gerichtetem Zug sind gezwungen, den Albsteilrand zu über¬ winden. Eine dritte Gruppe fliegt, zum Teil vom Randecker Maar aus sichtbar, am Steilrand und dessen Fuß entlang. 3.2. Die jahreszeitliche Zugverteilung Überzugbewegungen des Rotmilans im eigentlichen Harz gibt es erst aus jüngster Zeit konkrete Hinweise. Während die Art nach Saxesen (1834) nur selten bis auf den Oberharz kam, ist 3CH sie hier in den letzten Jahren oft zu Gast (Skiba 1971). Beob¬ achtungen in den DDR-Teil des Harzes einfliegender Rotmi¬ lane (z.B. bei llsenburg, Thale und Ballenstedt) veranlaßten Haensel u. König (1974) als erste zur Feststellung, daß die Art 20- den Harz auf dem Zuge überquert. Insgesamt wurden 1978-1980 zwischen dem 19.8. und 29.11. 770 ziehende Rotmilane beobachtet (Abb.1). Einem ersten 10- Höhepunkt Ende September/Anfang Oktober folgt ein zweites ausgeprägtes Maximum Ende Oktober/Anfang November. Allein am 1.11.1980 zählte Hessner 211 Rotmilane bei Wulf¬ ten, aber auch schon 1978 wurde am gleichen Datum eine Ta¬ gessumme von 59 Vögeln bei Herzberg festgestellt. Als Median ergibt sich der 26.10., unter Ausklammerung des 20-, außerordentlich hohen Wertes vom 1.11.1980 der 8.10. Am J3andecker Maar ist der Durchzug bei Beginn der Beobach¬ tungen um Mitte Juli schon im Gang (Tab.1), ohne im August an Stärke zunehmen. Von 270 Durchzüglern entfallen 17 auf den Juli und 25 auf August, 111 auf September und 107 auf den 10- Oktober. Von ganz wenigen Vögeln abgesehen ist der Zug um die Mitte des Oktobers abgeschlossen. Im November/Dezember folgen nur noch wenige, zum Teil als Schneeflüchter. Der edianwert fällt auf den 28. September (Gatter 1972). Abb. 3: Tageszeitliche Verteilung ziehender Rotmilane. F = Fal- Tabelle 1: Monatliche Verteilung ziehender Rotmilane am sterbo (n=240), H = Harz (n=322), RM = Randecker Maar Randecker Maar (RM) (1970-1980) und vom Harz (n=100). Pfeilspitzen geben den Zeitabschnitt an, bis zu dem über 50% aller Vögel gezogen sind. (1978-1980). Juli August Sept. Okt. Nov. Dezember über 60% aller gezählten Rotmilane (Abb. 4) und die größten 25 111 4 RM Verbände umfaßten 61 und mehrmals 40 Vögel. Im Gegensatz 17 107 ? 17 138 324 291 Harz zu diesen Truppgrößen zeichnet sich der Zug am Randecker Maar deutlich als Randgeschehen mit völlig anderem Sozial¬ verhalten ab. 84% der »Trupps« sind Einzelvögel (Harz 47%). 3.3. Das tageszeitliche Zugmuster 65% der Rotmilane ziehen allein. Truppgrößen von mehr als 5 kommen hier praktisch nicht vor (Abb. 4). In Anbetracht des hohen Anteils thermikunabhängiger Strek- kenflüge ist ein relativ breit angelegtes Zugmuster zu erwarten, das über dasjenige der reinen Thermiksegler, wie Mäusebus¬ 3.5. Quantitative Stellung des Rotmilans innerhalb des sard, hinausgeht. Im Westharz wie am Randecker Maar setzt Greifvogelzuges der Zug zeitig nach 7 bzw. 6 Uhr ein und steigt im Harz nahezu kontinuierlich bis gegen 14 Uhr an. Der tageszeitlich stärkste Um die extremen Unterschiede zwischen den beiden Orten Zug wurde hier zwischen 11.00 und 14.00 Uhr registriert deutlich zu machen, wollen wir die Daten mit zwei häufigen Greifvogelarten vergleichen, deren Zug am Harz ebenfalls in (s.Abb.3). Über 35% aller Vögel zogen allein zwischen 13.00 den Erfassungszeitraum fällt. Im Vergleich zu den Zahlen von und 14.00 Uhr. Danach ziehen hier kaum mehr Milane. Am Turmfalke, Falco tinnunculus und Mäusebussard, Buteo bu- Randecker Maar ist die Kurve weitaus flacher (Abb. 3). In kei¬ ner Stunde ziehen mehr als 18%. Das Verteilungsmuster am teo, zeigt sich die unterschiedliche Stellung des Rotmilans an Randecker Maar ähnelt damit demjenigen vom Schweizer Col beiden Orten wiederum deutlich. Im Bereich des Harzes stellte de Bretolet (beide Milanarten n = 52, Thiollay 1967) und zeigt er 1978 unter diesen drei Arten einen Anteil von 31,9%, 1979 damit eine völlig andere Verteilung als im Harz. 43,7% und 1980 sogar von 70,8% (bedingt durch den außer¬ ordentlichen Zugtag am 1.11., s.o.). Mit im Mittel 48,8% ist der Rotmilan unter den durchziehenden 3.4. Intraspezifisches Sozialverhalten Greifvögeln hier die deutlich dominierende Art. Im Harz kommen zu über 45% einzelne oder kleine Gruppen Im Gegensatz dazu hat der Rotmilan am Randecker Maar mit mit maximal 4 Milanen zur Beobachtung. Größere Verbände 3,24% im Durchschnitt der Jahre 1968-1980 nur einen ganz (ab 20 Individuen) stellen aber zusammen einen Anteil von geringen Anteil am Zuggeschehen der Greifvögel (Tab.2).
42 Wegzug des Rotmilans im Bereich von Westharz und Randecker Maar °/ /o 1972 und Abb. 1) kurz nach demjenigen von Falsterbo (Ulf¬ strand et al. 1974) und 10 bzw. 30 Tage früher als im Harz. Der dort in der zweiten Oktoberhälfte und noch im November statt¬ findende starke Zug deutet sich am Randecker Maar nicht ein¬ mal an. Der zeitigere Zug schwedischer Vögel hat durchaus Parallelen, da viele nordische Populationen durch Raffung jah¬ resperiodischer Vorgänge zu einem zeitigen Wegzug befähigt sind (Gatter 1977). Da der Einzug ins Winterquartier Anfang November bereits weitgehend abgeschlossen sein dürfte (Glutz et al. 1971), handelt es sich bei den im Harzbereich noch im Oktober/No¬ vember durchziehenden Milanen möglicherweise um Vögel, die in Mitteleuropa überwintern. Im Gegensatz dazu ist zu er¬ warten, daß solche Zugbewegungen am Randecker Maar und anderen süddeutschen Punkten nicht stattfinden. Bei dem hier fast fehlenden Hinterland an Brutgebiet (siehe Brutverbreitung bei Glutz et al. 1971) werden die wenigen Überwinterer ihre Wintergebiete gezielt aufsuchen und das Randecker Maar da¬ bei gar nicht berühren. Ähnlich ist die Situation in Falsterbo. Die Zieher innerhalb der kleinen südschwedischen Population ver¬ lassen Schweden relativ zeitig. Die Überwinterer bleiben öst¬ lich von Falsterbo (Ulfstrand 1970) und werden deshalb dort nicht beobachtet. Während dort ziehende Milane nach Anfang Oktober zu den Seltenheiten gehörten (Ulfstrand 1970), scheinen solche Nachweise Ende Oktober/Anfang November neuerdings zumindest etwas häufiger vorzukommen (Roos 1977, 1977 a, 1979). Sehr hohe Siedlungsdichten (ä 3 P./100 qkm) erreicht der Rotmilan in einem ca. 500 km langen und bis zu 200 km breiten Gebiet, das sich in Verlängerung der oberrheinischen Tief¬ ebene in nordöstlicher Richtung bis zur mecklenburgischen Seenplatte erstreckt (vgl. Abb. 5). Innerhalb dieser mitteleuro¬ päischen Hauptbrutverbreitung findet sich die größte Be¬ standsdichte mit z.T. über 7 P./100 qkm und insgesamt über 600 Paaren um den Harz (Haensel u. König 1974, Wodner 1975, Peters 1979, Fiscfier 1980). Im nordöstlichen Harzvor¬ land wurden z. B. 1978 und 1979 in einem nur ca. 13 qkm gro¬ ßen Waldgebiet (Hakel) 108 bzw. 136 (!) besetzte Horste fest¬ Abb. 4: Häufigkeit der Truppgrößen (Kurve) und Verteilung der jewei¬ gestellt (Stubbe u. Matthes in Ortlieb 1980). Der selbst fast ligen Gesamtsumme ziehender Rotmilane bezogen auf die Truppgrößen (Säulendiagramm). RM = Randecker aar, H unbesiedelte Harz liegt also mitten im Zentrum des mitteleuro¬ = Harz. päischen Rotmilanbestandes. Demgegenüber brüten in Baden-Württemberg auf 36000 qkm Tabelle 2: Prozentualer Anteil des Rotmilans am Zug der nur 170-210 Paare (Hölzinger et al. 1970). Nach Verteilung häufigen Greifvögel Turmfalke und Mäusebussard der Ringfunde (Glutz et al. 1971, Hillerich 1978 u.a.) er¬ am Randecker Maar (RM) und vom Harz. streckt sich das Winterquartier des Rotmilans in Südfrankreich Jahr Prozent RM Prozent Harz und auf der iberischen Halbinsel in SW-NO-Richtung und in der Verlängerung des Hauptbrutgebietes in Mitteleuropa. 1968 4,6 Hauptwegzugrichtung und Längsausdehnung des mitteleuro¬ 1969 1,9 päischen Brutgebietes decken sich also in etwa. Im nordwestli¬ 1970 2,3 chen, östlichen und südlichen Europa werden Rotmilane daher 1971 2,1 _ auf dem Wegzug auch nur in geringer Zahl oder überhaupt 1972 4,6 nicht beobachtet. Auf diese Weise werden auch die hohen 1973 1,3 Zugzahlen mit Gesellschaften von über 30 Individuen im nörd¬ 1974 2,3 lichen Harzvorland, Südniedersachsen, Nordost-Thüringen 1975 3,0 und Hessen verständlich (vgl. Abb. 5). 1976 1,4 1977 Diese Situation läßt sich bis in den Anfang des letzten Jahrhun¬ 6,3 1978 8,0 31,9 derts zurückverfolgen. Schon Naumann (1822) schreibt (Kö¬ 1979 1,5 then in Anhalt betreffend): »Er ziehet selten einzeln, mehren- 43,7 1980 2,8 70,8 teils in kleinen, oft aber auch in großen Gesellschaften zu fünf¬ zig bis hundert Stücken«. Auch im Herzogtum Braunschweig 1968-1980 (x) 3,24 48,8 trat der »Tagzugvogel« bereits »in größeren Gesellschaften bis zu 30-50 Stück auf«, wie Blasius (1896) zu berichten weiß. Durch seine Lage im Randbereich der Brutverbreitung und 4. Diskussion durch das in Herkunftsrichtung der Wegzieher nur dünn oder Die Verteilung des vergleichsweise wesentlich geringen Zug¬ nicht besiedelte Hinterland (Glutz et. al. 1971) ist der Rotmilan geschehens in Falsterbo (Ulfstrand et al. 1974 u. Abb.1) am Randecker Maar selten. Dies drückt sich auch im intraspe¬ zeigt, daß der Hauptzug dort 2 bis 4 Wochen (Median = 23.9.). zifischen Sozialverhalten aus. So liegt die durchschnittliche früher als im Westharz stattfindet. Zugspitzen liegen in Süd¬ Truppgröße am Randecker Maar bei 1,3, am Harz dagegen bei schweden Anfang und Ende September. Größere Überein¬ 10,4 Vögeln. stimmung ergibt sich beim Vergleich mit den Zugdaten des Der Rotmilan zieht also entsprechend seiner eng umgrenzten nordöstlichen Harzvorlandes (Haensel u. König 1974). Hier Verbreitung und der genau in südwestlicher Verlängerung ge¬ liegt der Median in der 2. Oktoberdekade. Am Randecker Maar legenen Winterquartiere in relativ schmaler Front oder wie es liegt der Medianwert in den letzten Septembertagen (Gatter Wattel(1980) ausdrückt »on small scale« über Europa.
SEEVOGEL, Zeitschrift Verein Jordsand, Hamburg 1982 / Sonderband 43 5. Zusammenfassung 6. Summary Der Vergleich von Tagzugbeobachtungen am Westharz und Observation of the visible migration of the Red Kite (Milvus mil- am Randecker Maar ergab beim Rotmilan erhebliche Unter¬ vus) in the Harz Mountains (Southern Lower Saxony) and in the schiede. Randecker Maar (Swabian Alb) has shown considerable dif- Der jahres- und tagesperiodische Ablauf des Wegzugs wird ferences. dargestellt. The annual and the diurnal phenology of the visible autumn Wesentliche Unterschiede im jahreszeitlichen Ablauf zwischen passage is presented. Randecker Maar und Falsterbo einerseits und Harz anderer¬ Important differences in the annual migration pattem are re¬ seits werden auf das unterschiedlich große Hinterland an Brut¬ lated to the different dimensions of the hinterlands of breeding areal zurückgeführt. areas at the Randecker Maar and Falsterbo (Sweden) on the Extreme quantitative Unterschiede zeigen, daß der Harz im one hand and the Harz Mountains on the other hand. Zentrum, das Randecker Maar an der Peripherie des Zug¬ The large quantitative differences demonstrate that the Harz geschehens liegt. Mountains are located in the centre of the migration area while Der Wegzug des Rotmilans über Europa spielt sich aufgrund the Randecker Maar is located at the periphery. seiner Brutverbreitungsschwerpunkte und der Lage des The passage of the Red Kite through Europe is restricted on a Winterareals im wesentlichen auf einem eng umgrenzten Ge¬ limited area by the main breeding distribution in Central Europe biet ab. Als Folge dieser Faktoren wird der Breitfrontzug dieser and the main location of wintering at the Iberian Peninsula. In Art quantitativ gesehen zur Schmalfront. consequence the migration to the wintering area takes place in Mit der Arbeit soll gezeigt werden, daß sich durch planmäßige terms of numbers on a small scale. Beobachtung des sichtbaren Tagzugs an verschiedenen Orten This paper points out that important basic results can be ob- schon nach kurzer Zeit grundsätzliche Ergebnisse erzielen tained by short-time observations of the visible bird migration at lassen. different places.
44 Wegzug des Rotmilans im Bereich von Westharz und Randecker Maar 7. Literatur Roos, G. (1977a): Sträckräkningar vid Falsterbo hösten 1975. Anser 16: 169-188. Blasius, R. (1896): Die Vögel des Herzogthums Braunschweig Roos, G. (1979): Sträckräkningar vid Falsterbo hösten 1978. - und der angrenzenden Gebiete. Braunschweig. Anser 18: 83-102. Fischer, W. (1980): Zur Situation des Rotmilans. - Falke 27: Saxesen, W. (1834): Von den Thieren und Pflanzen des Harz¬ 86-87. gebirges und von der Jagd. - In: Zimmermann, C.: Das Gatter, W. (1972): Herbstliche Zugplanbeobachtungen an Harzgebirge in besonderer Beziehung auf Natur- und Greifvögeln (Falconiformis) am Randecker Maar, Gewerbskunde. Band 1: 215-278. Darmstadt. Schwäbische Alb. - Anz. orn. Ges. ayern 11: Schuster, L. (1951): Starker Zug des Rotmilans im Herbst 194-209. 1950. - Vogelwelt 72: 54. Gatter, W. (1977): Zug und Jahresperiodik nord- und mittel¬ Skiba, R. (1971): Die Harzer Vogelwelt. 2. Aufl. Clausthal-Zel¬ europäischer Schwarzspechte (Dryocopus martius) - lerfeld. Anz. orn. Ges. Bayern 16: 141-152. Thiollay, J.M. (1967): La migration d automne des rapaces Gatter, W. (1978): Planbeobachtungen des sichtbaren Zugs diurnes aux cols de Cou et Bretolet (III). - Nos Oiseaux am Randecker Maar als Beispiel ornithologisch-ento- 29: 105-126. mologischer Forschung. - Vogelwelt 99: 1-21. Ulfstrand, S. (1970): Die neuzeitliche Überwinterung des Glutz von blotzheim, U., K.M. Bauer u. E. Bezzel (1971): Ro mWans Milvus milvus in Südschweden. -J. Orn. 111: Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Band 4: Falconi- 85-93. formes. Frankfurt a. M. Ulfstrand, S., G. Roos, T. Alerstam u. L. österdahl (1974): Haensel, J. u. H. König (1974): Die Vögel des Nordharzes und Visible Bird Migration at Falsterbo, Sweden. - Var Fa¬ seines Vorlandes. Teil 2. - Naturkdl. Jahrb. Mus. Heine- gelvärld Suppl. 8. anum 9. 96 pp. Wattel, J. (1980): Milvus milvus, Red Kite. - In: Cramp, S.: Hillerich, K. (1978): Ergebnisse aus 20jähriger Planberingung Handbook of the Birds of Europe the Middle East and von Greifvögeln der Beringungsgemeinschaft Roth- North Africa: 36-44. Oxford, London, New York. mann. - Luscinia 43: 187-205. Wodner, D. (1975): Zur Vogelwelt des Eichsfeldes. Sonder¬ Hölzinger, J., B. Kroymann, G. Knötzsch u. K. Westermann ausgabe der Eichsfelder Heimathefte, Heilbad Heiligen¬ (1970): Die Vögel Baden-Württembergs. - Anz. orn. stadt. Ges. Bayern. Sonderheft. Nau ann, J.F. (1820-1844): Ne*urgeschichte der Vögel Deutschlands, nach eigenen Erfahrungen entworfen. Band 1 -12. Leipzig. Ortlieb, R. (1980): Der Rotmilan. Neue Brehm-Bücherei Band Anschrift der Verfasser: 532. Wittenberg Lutherstadt. T. Meineke, Peters, J. (1979): Der gegenwärtige Brutbestand des Rotmi¬ Am Eichelbach, lans (Milvus m. milvus) in Niedersachsen unter beson¬ 3420 Herzberg derer Berücksichtigung des südniedersächsischen Raumes. - Faun. Mitt. Süd-Niedersachsen 2: 37-58. W. Gatter, Roos, G. (1977): Sträckräkningar vid Falsterbo hösten 1974.- Roßgasse 15, Var Fagelvärld 36: 212-228. 7318 Lenningen-Schopfloch.
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