Vitiligo als Folge physikalischer oder - FKHPLVFKHU EHUXÀLFKHU SRVLWLRQ
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Originalarbeit Dermatologie in Beruf und Umwelt, Jahrgang 59, Nr. 1/2011, S. 14–20 Original paper Vitiligo als Folge physikalischer oder 1 2 1 Abteilung klinische Sozialmedizin, Berufs- und Umweltdermatologie, Universitätsklinikum, Ruprecht-Karls Universität Heidelberg, 2Abteilung für klinische und experimentelle Berufsdermatologie, Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der DGUV, Institut der Ruhr- Universität Bochum (IPA) Schlüsselwörter Vitiligo als Folge physikalischer oder ! "- durch den Arbeitsunfall verursacht angese- # ! ! "- Wir berichten von zwei Versicherungs- hen. $ ! - fällen, bei denen es um die Frage der Aner- % & kennung einer Vitiligo als Berufserkrankung ! '#''# # ! bzw. Folge eines Arbeitsunfalles ging. In Fall Vitiligo - effect of physical or chemical p-tert.- 1 kam es bei einer Krankenschwester nach '## Verbrühung zu einer Vitiligo, die über viele We report two cases of vitiligo and dis- Jahre progredient verlief und schließlich zu cuss the question of considering vitiligo as Key words einer generalisierten Vitiligo führte. Nach- a work related disease and considering the ( # - dem diese Vitiligo zunächst von der Unfall- disease as a consequence of an occupational ! )# ! - versicherung mit Bescheid aus dem Jahre injury, respectively chemical exposure to ! # 1984 als Unfallfolge nach Verbrennung ohne butylhydroxytoluole. In Case 1 a nurse had * ' ! '# '- Minderung der Erwerbsfähigkeit in renten- a scalding injury during her work. She de- '# ! ++ berechtigtem Grade anerkannt worden war, veloped depigmentations and a vitiligo. The '## wurde jetzt ein Verschlimmerungsantrag ge- vitiligo was recognized as the consequence stellt und eine MdE von 20% vorgeschlagen. of the work related injury without compen- In Fall 2 handelt es sich um einen 26-jährigen sation. In the following years the patient de- Abkürzungen: Versicherten, der sich mit Depigmentierun- veloped a generalized vitiligo. Therefore it , / '#''+ gen im Bereich der Akren (Hand- und Fuß- was proposed to consider an aggravation of luol(2,6-Di-tert.-butyl- rücken, Unterarme), Stirn, Unterbauch Ingu- this work related disease with a compensa- :+'##; tion of 20% pension. In Case 2 a 26 year old ptBP = p-tert.-Butyl- man developed spotted depigmentations at # Anwendung der superkritischen Fluidex- the hands and feet, forearms, forehead and
"# # # '# 15 Gutachtenfälle Jahren eine generalisierte Vitiligo vor. Ne- benbefundlich besteht seit vielen Jahren eine Fall 1: B.W. weiblich, 58 Jahre Psoriasis vulgaris und seit einigen Jahren Die heute 58-jährige Versicherte erlitt eine Rosacea teleangiektatika im Gesicht. vor 28 Jahren einen schweren Arbeitsunfall: Zusätzlich würde neben der Psoriasis vul- damals verbrühte sie sich Kopf, Gesicht, garis und der Rosacea ein zur Zeit nicht be- Oberkörper und linken Arm mit heißem handlungsbedürftiger M. Basedow bestehen. Tee in Ausübung ihres Berufs als Kranken- Die Versicherte berichtet, vor allen Din- schwester. Es resultierte eine I- bis II-gradi- gen in den Sommermonaten sehr stark unter ge Verbrühung des Gesichtes, des Hals und der Vitiligo zu leiden. Wenn immer sie an der Brust. Die Versicherte musste stationär die Sonne geht, habe sie Probleme mit der behandelt werden, es kam anschließend zu- Sonne. Diese würde dann wie Nadelstiche nächst zur Abheilung der Hauterscheinun- auf der Haut empfunden und es käme gleich gen. In der Folge traten jedoch im Bereich zu Rötungen. Sie leide sehr darunter, dass sie der verbrühten Körperbezirke ausgeprägte deswegen nicht alles mitmachen könne. Ihr Depigmentierungen auf. Etwa 8 Monate Mann sei aber diesbezüglich sehr verständ- nach dem Unfallereignis wird von dem be- nisvoll. Wenn immer möglich, versucht sie, handelnden Internisten beschrieben, dass die Sonne zu meiden. Wenn sie an die Sonne sich die Verbrennungsbezirke im Sinne einer geht, wendet sie Lichtschutzmittel mit sehr Vitiligo verändert hätten. Auch von Seiten hohem Lichtschutzfaktor 50 an. Etwa 10 des Chirurgen, der die Erstversorgung als Jahre nach dem Unfall sei sie dann “komplett D-Arzt vorgenommen hatte, wurde in der weiß” gewesen und hätte überhaupt keine Folgezeit beschrieben, dass sich innerhalb Pigmentierung mehr. der verbrühten Bezirke eine ausgeprägte De- Aufgrund der inzwischen generalisierten pigmentierung entwickelt hat, die nach An- Vitiligo wird der Antrag auf eine wesentliche gaben der Versicherten weiter zunahm. Erst Verschlechterung der Folgen des Arbeitsun- etwa 9 Monate nach dem Verbrühungsunfall falles gestellt und eine MdE von 20% vorge- wird die Diagnose “Vitiligo” dermatologisch schlagen. bestätigt. Es wird beschrieben, dass die Vi- tiligoherde im Bereich der abgeheilten Ver- brühung eine deutliche Rötung aufwiesen im Fall 2: P.B. männlich, 26 Jahre Gegensatz zu den übrigen Vitiligoherden an Der 26-jährige Versicherte stellte sich anderen Lokalistaionen. Es träten auch nach 2008 mit Depigmentierungen im Bereich der dem Unfallereignis neue Vitiligoherde auf, Akren (Hand- und Fußrücken, Unterarme), die unabhängig von dem Verbrühungsscha- Stirn, Unterbauch Inguinal und Genital vor. den seien. Erstmalig habe er die Hauterscheinungen im In einem Gutachten nach Aktenlage (No- Jahre 2006 bemerkt. Hier sei es während ei- vember 1983), etwa 23 Monate nach dem nes Urlaubs in Schweden zu einem Sonnen- Unfallereignis, kommt der dermatologische brand im Bereich der Stirn gekommen. Wei- Gutachter zu der Schlussfolgerung, dass die tere Hauterscheinungen seien entweder zu Verbrühungsverletzung im Januar 1983 die dieser Zeit schon vorhanden gewesen oder Vitiligo ausgelöst haben könnte, ist aller- !"# $ dings der Auffassung, dass durch die Folgen sich im Bereich des Genitals, der Hand- und des Unfalls die MdE um 0% gemindert sei. Fußrücken sowie der Unterarme. Die Unfallversicherung erkennt daraufhin Ein dermatologischer Therapieversuch 1984 die Vitiligo als Unfallfolge nach Ver- mit Carotaben (carotinoidhaltige) Kapseln brennung ohne Minderung der Erwerbsfä- habe keine Besserung erbracht. Der Versicher- higkeit in rentenberechtigtem Grade an. te beurteilt seine Hauterscheinungen eher als In der Folgezeit schreitet die Vitiligo fortschreitend. fort und verläuft progredient. Sie zeigt da- Im Rahmen seiner Tätigkeit von 2004 bei den typischen, wenn auch schweren aber & '**+ / - dennoch eigendynamischen Verlauf dieser zenmatrices unter Anwendung der superkri- als Autoimmunerkrankung einzustufenden tischen Fluidextraktion extrahiert und diese Hauterkrankung. Inzwischen liegt seit vielen mittels HPLC quantitativ bestimmt. Hierbei
16 kam es regelmäßig zum Einsatz des Antioxi- Die Krankheit kann in jedem Lebensalter dationsmittels BHT (Butylhydroxytoluol). auftreten. Eine Vitiligo kommt gehäuft as- Für Extraktionen wurden geringe Mengen soziiert mit anderen Erkrankungen vor, bei des Analysematerials eingewogen. Zu die- denen ebenfalls autoimmunologische Pro- sem Analysematerial wurde ca. 1 – 2% zuvor zesse als ursächlich diskutiert werden. Ent- abgewogenes BHT als Antioxidationsmittel sprechend einer kürzlich publizierten Über- hinzugegeben. BHT wurde in Größenord- sichtsarbeit wird eine eindeutige Assoziation nungen bis zu 20 g gemörsert. Hier Feststel- von Vitiligo mit Schilddrüsenerkrankungen lung, dass kurze Expositionen der Atmungs- unterschiedlicher Genese gefunden [10]. organe durch Dämpfe oder Stäube erfolgten, Als mögliche auslösende Faktoren sind auch z.B. beim Zerreiben der Substanz im Mörser. schwere psychische Traumen wie Verlust Zur Exposition der Haut sei es nach unmit- von nahestehenden Personen sowie hormo- telbarem Umgang mit der Reinsubstanz un- nelle Veränderungen angeschuldigt worden. ter anderem beim Einwiegen und Mörsern Über das Krankheitsbild der Vitiligo und oder auch durch den unmittelbaren Kontakt deren unbekannte Ätiologie sind sich alle zu organischen Lösungsmitteln, in denen bisher in die Begutachtung des vorliegenden BHT bis zu 1% gelöst war, gekommen. Zeit- Versicherungsfalls involvierten Dermatolo- lich gesehen seien die Expositionen eher gen einig. Es handelt sich um den derzeitigen kurz gewesen (Mörsern, Einwiegen, Auswa- wissenschaftlichen Erkenntnistand, wie er schen des Mörsers: geschätzte 15 – 20 min., der nationalen und internationalen Literatur je nach Probenumfang jedoch mehrmals am zu entnehmen ist. Tag). Bis 2006 habe Herr B. regelmäßig Ar- Abzugrenzen von der idiopathischen Vi- beiten unter Einsatz von BHT ausgeführt. tiligo ist eine durch Kontakt mit bestimmten Seit Auftreten der Erkrankung hat der Ver- chemischen Stoffen (z.B. p-tert.-Buthlphenol sicherte den Einsatz der Substanz minimiert (ptBP) ausgelöste lokale Depigmentierung bzw. führt er unbedingt notwendige Arbeiten mit BHT nur unter höchst möglichen Schutz- (Leukoderm) aber auch systemische Depig- maßnahmen durch. mentierung mit vitiligoartiger Verteilung). Entsprechend einer Stellungnahme des Eine solche Vitiligo – wenn sie denn durch Gesundheitsamtes Baden-Württemberg zur pt-BP ausgelöst wurde) – kann unter der Zif- ;
"# # # '# 17 symmetrisch an Handrücken, Fußrücken, im muss man sagen, dass sich selbst bei einer Genitalbereich, perioral und periokulär auf. generalisierten Vitiligo keine wesentlichen In dem hier zu beurteilenden Versiche- Einschränkungen auf dem allgemeinen Ar- rungsfall (Fall 1) liegt eindeutig eine so- beitsmarkt ergeben würde und somit auch genannte idiopathische Vitiligo vor. Das keine messbare MdE vorliegen dürfte. Das klinische Bild sowie der Verlauf sind dafür bedeutet nicht, dass nicht ein erheblicher \"> #$" - individueller Leidensdruck besteht und dass gressiv, so liegt auch bei Fall 1 inzwischen die Vitiligoerkrankung für die Versicherte eine generalisierte Vitiligo vor. Eine durch eine schwere Belastungssituation darstellt. chemische Substanzen ausgelöste systemi- Dies ist auch in der Literatur gut belegt und sche Vitiligo kann ebenso wie eine auf die die psychische Beeinträchtigung kann in so- verbrühten Hautstellen begrenzte Hypo- und zialer Isolation bis hin zum versuchten oder Depigmentierung ausgeschlossen werden. erfolgten Suizid enden. Kontrovers wird von den Gutachtern des Fall 1 die Frage diskutiert, ob das jetzt vor- liegende Krankheitsbild einer generalisierten Fall 2: Auslösung durch chemische Vitiligo durch den Verbrühungsunfall verur- Substanzen sacht worden ist. Allerdings kann ein solcher Seit Jahrzehnten wird in der Literatur vermuteter Zusammenhang, wie dies auch von Gutachtern zum Ausdruck gebracht wur- vitiligoartiger symmetrischer Depigmentie- de, derzeit nicht mit gesichertem dermatolo- - gischem Wissen belegt werden. Obwohl die len, insbesondere bei Kontakt mit p-tert.- #$ - Butylphenol (BK Nr. 1314, Anlage 1 der nisch epidemiologische und experimentelle BKV) hingewiesen. Neben dem Auftreten Untersuchungen zur Ätiologie gibt, konnte von Hautveränderungen gibt es ebenfalls Be- ein solcher vermuteter Zusammenhang bis- richte über durch para-tertiäres Butylphenol her nicht überzeugend nachgewiesen oder auftretende Veränderungen im Sinne einer beschrieben werden. Anders ist dies bezüg- Hepatosplenomegalie und Schilddrüsenver- lich einer Assoziation mit Schilddrüsener- änderungen [3]. Die Depigmentierungen, krankungen unterschiedlicher Genese. Im die bei para-tertiärem Butylphenol auftreten Fall 1 liegt eine solche Erkrankung vor, es können, lassen sich – wenn es sich um eine wurde ein M. Basedow diagnostiziert. Auch Generalisierung handelt – nicht von einer der bisherige Verlauf der Vitiligoerkran- sog. idiopathischen Vitiligo unterscheiden. kung in Fall 1 spricht für eine idiopathische So können z.B. die klassischen genitalen Vitiligo, die vermutlich auch ohne das Un- Veränderungen (perianal und Genitalbereich, fallereignis aufgetreten wäre. Insbesondere wie diese bei dem Versicherten auch vor- spricht dafür auch die Tatsache, dass inzwi- kommen) nicht als Unterscheidungskriteri- schen eine generalisierte Vitiligo eingetreten um herangezogen werden. Dies gilt auch für ist. Die Tatsache, dass in Fall 1 in der Fa- den potenziellen Nachweis von Autoantikör- milienanamnese keine Vitiligo bekannt ist, pern gegen Schilddrüsen- und Parietalzellen spricht nicht gegen eine idiopathische Auslö- des Magens [4, 11]. sung, da sich nur bei 30 – 45% der Patienten ` { " ; $ _ = X @ heutigem wissenschaftlichen Erkenntnis- durch Gummihandschuhe, die in einer Ger- stand muss man auch davon ausgehen, dass berei getragen wurden und Monobenzylether in dem hier zu beurteilenden Versicherungs- des Hydrochinons enthielten, sind seit über fall die Verbrühung nicht als “Conditio sine 65 Jahren bekannt und wurden erstmalig von qua non” der jetzt bestehenden generalisier- Oliver und Mitarbeiter [9] berichtet. Die vi- ten Vitiligo angesehen werden kann. Mit an- tiligoähnlichen Hauterscheinungen wurden deren Worten, auch ohne das Unfallereignis nicht nur am Ort des Kontaktes diagnosti- wäre die Versicherte vermutlich an der Viti- ziert, sondern kamen auch an anderen Kör- ligo erkrankt. perstellen vor. In dem ersten Gutachten zu Fall 1 wurde Die chemischen Substanzen, die eine eine MdE von 0% vorgeschlagen. In der Tat Depigmentierung auslösen können, sind Ca-
18 thechole und Phenole, bei den Phenolen vor Applikation zu toxischen Schädigungen der allem diejenigen, deren Gruppen in Parapo- Melanozyten führen können. Ein immunolo- sition stehen. In den letzten Jahrzehnten hat gischer Mechanismus wird ebenfalls disku- es sich herausgestellt, dass vor allem subs- tiert [6]. tituierte Phenole, insbesondere bei topischer @ % & AC E& GHJ Hauptgruppe CAS No. Technische Anwendung Phenole / Toluole ++ '## LM; L@+,''+ 98-54-4 A + Q & $ R #R :+ '# &#; ,## ) < + C '#''# # L,; LTRU+++ 128-37-0 - dukte u. Schmierstoffe 3,5-Di-tert.-butylcatechol 1020-31-1 ,## ) ]& Chinone ,' 123-31-9 C#R M#' R AR QC ,## ) R < # - & ,_ ,''# 150-76-5 j & % # ) A'# ,''# 622-62-8 &
"# # # '# 19 H % &R Y - da es chemische Substanzen gibt, die zwar ## ^ E& GHJ Depigmentierungen bei Tieren hervorrufen q / v ! / R w / ^ )- können, dies jedoch nicht beim Menschen verursachen [2]. Beim BHT (CAS No. 128- 37-0), womit der Versicherte Kontakt hatte, Hauptgruppe Leukoderm Leukoderm handelt es sich um ein substituiertes Toluol und Vitiligo Phenole / Toluole (Syn: butyliertes Hydroxytoluol), das als ++ '## LM; L@+,''+:+ + + Antioxidanz in Nahrungsmitteln und kos- '# &#; metischen Produkten eine weite Verbreitung '#''# # L,; LTRU+++ '#+:+ Lq; 0 gefunden hat. Beim Butylhydroxytoluol ''# #; (BHT) gibt es zwar 2 Kasuistiken einer lo- '## LM,;LHRH’+'#+ 0 0 L:+'#+W++ '##;; kalen (nicht systemischen!) Depigmentie- ++ A'## L@R@+'#'##; + - rung [12], experimentelle Untersuchungen :+ '## L+Z#; + 0 konnten aber zeigen, dass dies sich nicht re- + ['## + 0 produzieren ließ [1, 4, 11]. Die Berichte, die + M'## + 0 sich auf eine depigmentierende Wirkung des + ('## + 0 Antioxidanz BHT bezogen, lassen sich auf +M'## + 0 die Fallberichte von Vollum [12] eingrenzen. HRW+++ '## + 0 Hier berichtete Vollum von zwei Schwarzen :+,'''#+HRW+++ '## 0 0 } ~ `"" X Catechole p-tert.- Butylcatechol + 0 die eine Hypopigmentierung nach Behand- p- Isopropylcatechol + 0 lung mit einer Polyethylenfolie, die über eine T+'## 0 0 Kortisonsalbe angewandt wurde, entwickel- 3-Isopropylcatechol 0 0 ten. Das Areal der Depigmentierung war auf T+ '#+U+'## 0 0 den Bereich der Folienabdeckung begrenzt. 3,5- Diisopropylcatechol 0 0 Die Analysen der Folie zeigten den Gehalt 3-tert.-Butyl-5methylcatechol 0 0 von Butylhydroxytoluol (BHT), das als An- 3,5-Di-tert.-butylcatechol 0 0 tioxidanz beigefügt war. Man nahm an, dass 4-tert.-Octylcatechol 0 0 dies der Grund für die Depigmentierung sein Chinone ,' + - könnte. In den darauf folgenden Jahren gab ,''# + + es keinerlei neuen Berichte über das Auf- ,''# + + treten eine Hypo- oder Depigmentierung ,' &'# + - durch BHT. Zur Klärung, ob tatsächlich eine Andere Depigmentierung durch BHT möglich sein @RHR:+'' &# + 0 könnte, führten Maibach und Mitarbeiter [8] '# L[+LH+'#;+ - + - eine Studie am Menschen durch. Hier wur- '#; de BHT okklusiv über 60 Tage angewandt, '# 0 0 ++ '###'& + 0 ohne dass es zu entsprechenden lokalen De- pigmentierungen gekommen war. Über BHT gibt es zudem keine Berichte Im Gegensatz dazu führen Hydrochino- einer systemischen Vitiligo, wie dies bei dem ne nur zu leichten Depigmentierungen und Versicherten mit Auftreten von klassischen keinerlei systemischen Veränderungen und Genitalbefunden der Fall ist. werden in der Dermatologie zur Behandlung > / #$ ! kosmetischen Industrie eingesetzt. In kosme- ähnlichen Hauterscheinungen angewandt tischen Formulierungen ist das Antioxidanz [5]. in Konzentrationen zwischen 0,0002% – > - 0,5% eingesetzt. BHT dringt durch die Haut gelösten chemisch bedingten Vitiligo gestellt ein, wird aber nur zu einem geringen Pro- wird, muss klar sein, ob der Kontakt zu ei- zentsatz resorbiert [7]. Obwohl BHT in den ner solchen Substanz überhaupt gegeben letzten Jahrzehnten diese weite Verbreitung war (Tab. 1 und 2). Außerdem muss eine gefunden hat, gibt es keinerlei aktuelle Be- kritische Wertung erfolgen, welche als de- richte über eine dadurch induzierten Depig- pigmentierend bekannte Substanz vorliegt, mentierung.
20 { $ $ Mitteilungen (s. Internetauftritt des Gesund- heitsforums Baden-Württemberg) das BHT noch in einer Liste bekannter Chemikalien, die eine Berufsvitiligo auslösen könnten. Die genauere Literaturrecherche zeigt jedoch, dass dies nach neueren Untersuchungen nicht der Fall ist. Die Anerkennung einer BK wurde nicht empfohlen. Literatur [1] Bentley-Phillips B, Bayles MA. Butylated hy- droxytoluene as a skin lightener. Arch Dermatol. 1974; 109: 216-217. [2] Broding HC, Monse C, Brüning T, Fartasch M. { = ^ Kann Butylhydroxytoluol ähnlich dem p-tert.-Bu- tylphenol eine Vitiligo auslösen? Hautarzt. 2011; 62: 209-214. [3] Budde J, Stary A. Haut- und Systemerkrankungen "^ \" - nol. Dermatosen. 1988; 36 (Heft 1): 17-19. [4] Fisher AA. Contact leukoderma (vitiligo). Hyper- pigmentation and discolorations due to contac- tants. In Contact dermatitis: Chapter 38. Philadel- phia: 1986; Lea & Febiger. [5] Kligman AM, Willis I. A new formula for depig- menting human skin. Arch Dermatol. 1975; 111: 40-48. [6] Kroll TM, Bommiasamy H, Boissy RE, Hernandez C, Nickoloff BJ, Mestril R, Caroline Le Poole I. 4-Tertiary butyl phenol exposure sensitizes hu- man melanocytes to dendritic cell-mediated kill- ing: relevance to vitiligo. J Invest Dermatol. 2005; 124: 798-806. [7] Lanigan RS, Yamarik TA. Final report on the safety assessment of BHT. Int J Toxicol. 2002; 21 (Suppl. 2): 19-94. [8] Maibach HI, Gellin G, Ring M. Is the antioxidant butylated hydroxytoluene a depigmenting agent in man? Contact Dermat. 1975; 296: 6 [9] Oliver EA, Schwartz L, Warren LH. Occupatio- nal leukoderma. J Am Med Ass. 1939; 113: 927 Schallreuter KU, Salem MM: Vitiligo: Was ist neu? Hautarzt. 2010; 61: 578-585. [10] Schallreuter KU, Salem MM. Vitiligo: Was ist neu?. Hautarzt. 2010; 61: 578-585. [11] Stevenson CJ. Occupational vitiligo: clinical and epidemiological aspects. Br J Dermatol. 1981; 105 (Suppl 21): 51-56. [12] Vollum DI. Hypomelanosis from an antioxidant in " \ \ $!> 1971; 104: 70- 72. Prof. Dr. Thomas L. Diepgen Universitätsklinikum Heidelberg Klinische Sozialmedizin, Berufs- und Umweltdermatologie Thibaut Str. 3 D-69115 Heidelberg E-mail: thomas_diepgen@ med.uni-heidelberg.de
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