Für Qualität mehr bezahlen? - Tagung Qualitätsmedizin Schweiz: Ist ein teures Gesundheitswesen immer besser? - Schweizerische Gesellschaft ...
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Gesundheitspolitik 8. Tagung Qualitätsmedizin Schweiz: Ist ein teures Gesundheitswesen immer besser? Für Qualität mehr bezahlen? Das Schweizer Gesundheitswesen wird immer teurer. Aber: Bedeutet teurer auch immer besser? Und sind Patienten und Versicherer bereit, für Qualität laufend steigende Kosten in Kauf zu nehmen? – Ein span- nender Spagat zwischen hohem medizinischem Standard und belastenden Kosten. Wie dieser Spagat gelingen kann, wurde vor Kurzem mit Verantwortlichen im Gesundheitswesen eingehend diskutiert. Experten aus verschiedenen Bereichen des Viele Verpflichtungen, steigende chen der Kassen. Darüber hinaus besteht ein Gesundheitswesens analysierten die Verän- Ansprüche Tarifschutz. Er umfasst Pflichtleistungen und derungen in den Versorgungsstrukturen: Zusatzversicherung. Es darf keine Doppelfinan- Betten werden abgebaut, Spitäler geschlos- Wolfram Strüwe, Leiter Gesundheitspolitik zierung geben. sen oder zusammengelegt, stationäre Leis- Helsana, ging auf ein wichtiges Thema der Ange- tungen verstärkt in den ambulanten Bereich botsdifferenzierung von Versicherungsleistun- Medizinische Pflichtleistungen können eigentlich verlagert und der Leistungsumfang der Spi- gen ein und sprach «Über die Zusatzversiche- nicht mehr über das VVG finanziert werden, wenn täler immer häufiger in Frage gestellt. Welche rung». Seit 1996 müssen alle Ansprüche, die der Tarifschutz beachtet wird. So wären Quer- Auswirkungen ergeben sich aus diesen über das KVG hinaus gehen, abgesichert wer- subventionierung vom VVG in das KVG beendet, Trends für die Qualität? den. So lautet das unbedingte Leistungsverspre- dieses Vorgehen wirkt aber weiterhin fort. 68 clinicum 4-19
Gesundheitspolitik 2012 wurde der stationäre Bereich durch die che Kriterien einzuführen.» So besteht eine neue Spitalfinanzierung DRG klar definiert. Bis Liste mit sechs ambulant durchzuführenden dahin existierten keine transparenten Leistun- Eingriffen. Das grösste Verlagerungspotenzial Für die Agenda: Die Plattform gen; jetzt sind sie eindeutig definiert und ver- zeigt sich bei Knie-Eingriffen, was rund 33 000 Qualitätsmedizin lädt 2020 gleichbar. Fällen mit einem Einsparvolumen von 90 Mio. zur 9. Jahrestagung ein Franken entspricht. Das weiter Positive: Es ent- Heute sind steigende Schadensquoten und sta- steht keine Zusatzbelastung für die Versicherer. Termin und Ort: gnierende Prämien zu beobachten. Die redu- 28. Mai 2020 im Kursaal Bern zierten Kantonsanteile setzen die Versicherer Die Grundsätze des Bundes sehen Folgendes Diskussionsthema: unter Druck. Das Einbett-Zimmer hat bereits in vor: Mehr Qualität mit weniger Spitälern? vielen Spitälern als Standard Einzug gehalten. Versorgungsnahe Versorgung oder Bünde- Dadurch besteht keine Notwendigkeit mehr für – Liste von primär ambulant durchzuführenden lung von Ärzten, Spitalpflege und Gross- eine Zusatzversicherung, um diesen Komfort- einfachen Eingriffen mit relevantem Verlage- geräten anspruch ausüben zu können. Immer deutlicher rungspotenzial (später ausbaubar) stellt sich daher die Frage: Was ist noch eine – Liste mit Kriterien für eine stationäre Durch- Details unter qualitaetsmedizin.ch messbare Mehrleistung? Weshalb sollen sich führung zwecks Vereinfachung der administ- Menschen noch zusatzversichern? – Strüwe: rativen Prozesse zwischen Leistungserbringer «Das wissen die Ärzte zum Teil selbst nicht. Die und Versicherer FINMA übt ebenfalls viel Druck im VVG-Bereich – Monitoring und Evaluation aus. Wir stellen eine Stagnation bei den Kunden Stärkere Eigeninitiative oder mehr fest, neue Zusatzleistungen müssen gefunden Stefan Otto wies auf ein wichtiges Detail hin: Regulierung? werden. Und wie sieht es bei speziell auszuar- «Die Umsetzung dieser Liste in die Praxis wird beitenden Modellen für den ambulanten Bereich nicht vom BAG definiert oder überprüft – das ist Im Zentrum der Diskussionen steht häufig die aus oder generell bei der freien Arztwahl?» Aufgabe der Tarifpartner. Verschiedene Parame- staatliche Qualitätsförderung. «So wenig wie ter werden aber kontrolliert. Darunter fallen möglich, aber so viel wie nötig», meinte dazu Überversorgung stoppen Monitoring/Evaluation, Kosten, Qualität, admi- Dr.med. Michael Vetter, Gesundheitsdirektion nistrative Prozesse und natürlich die tatsächli- Zürich, in seinem Referat «Qualität in der Spital- Zusatzversicherte sind wiederum für Ärzte che Verlagerung von stationär zu ambulant.» planung». Sinnvoll sei eine Fokussierung auf die lukrativ, die der Versuchung, Mehrleistungen Qualität, nicht auf die Kosten. Die Patienten sol- zu verordnen, nicht widerstehen können. So Ein grösserer Bericht über das Erreichte wird in len sich bei den Spitälern der Spitalliste auf eine erhalten VVG-PrämienzahlerInnen 20 % mehr zwei Jahren erwartet. Das wird auch der Zeit- gute Qualität verlassen können. Knie-Arthroskopien als Allgemeinversicherte; punkt sein, an dem eine Entscheidung zu fällen Ähnliches ist bei Koronarangiographien fest- sein wird, ob die Liste der sechs ambulant Die Entwicklung bleibt allerdings nicht stehen. stellbar. Belegärzte sind Treiber für die statio- durchzuführenden Eingriffe noch erweitert wird Standen bisher Struktur- und Prozessanforde- näre Durchführung von eigentlich ambulanten oder nicht. rungen im Vordergrund, dominieren neu die Leistungen – «das ist statistisch nachweisbar», Indikations- und Ergebnisqualität. Diese beiden betonte Strüwe. Auswirkungen auf die Spitalplanung Elemente werden über ein Jahr mit Fragebögen erfasst. Es besteht eine enge Zusammenarbeit Gegensteuern ist angebracht. Deshalb hat die Bernhard Schütz, Gesundheitsdirektion Zürich, mit der Fachgesellschaft Swiss orthopaedics. Helsana 24 Parameter für die Qualitätsmessung beleuchtete die künftige Spitalplanung: Wie sieht Dabei werden Mindestfallzahlen, Fachartikel, im ambulanten Bereich entwickelt. Im stationä- die Zukunft in der Schweiz aus? – Bedeutungs- Tumorboard, Kennzahlen und Audits behandelt. ren Bereich könnte nach Meinung Strüwes auch voll für ihn ist die Tatsache, dass es für eine fai- Die Umsetzung der Ergebnisse erfolgt über die durch den ANQ mehr gemessen werden. re Partie klare Rahmenbedingungen und eine Fachgesellschaften oder über Zertifizierungen. Weiterentwicklung des seit 2012 aufgebauten «Ambulant vor stationär» – DRG-Systems brauche. Als Vorgehen für die Spi- Zukünftig sollen weitere Fach- und Leistungs- richtig umgesetzt? talplanung 2022 sieht er daher ein kritisches bereiche erfasst werden, z.B. Wirbelsäulenchir- Überprüfen von Planungsgrundlagen, Bewer- urgie, Viszeralchirurgie und Internisten. Vetter: Von der Verlagerung von Eingriffen in den ambu- bungsverfahren und Festsetzung der Spitalliste. «Erfreulich ist, dass schon jetzt weitere Fach- lanten Spitalbereich versprechen sich Experten Als hauptsächliche Kriterien nannte er ein pati- gesellschaften auf die GD Zürich zukommen und viel, insbesondere Kostenvorteile. Dr. med. Ste- entengerechtes Versorgungssystem in Einklang teilnehmen wollen.» fan Otto vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) mit der unternehmerischen Freiheit der Spitäler. ging diesem Anspruch auf den Grund. Seine Daher wurde folgendes Ziel formuliert: Es soll eine erste Feststellung: «Wir machen es immer einer Die zu meisternden Herausforderungen sind Qualitätskontrolle für alle Fachbereiche entste- Seite nicht recht.» alles andere als klein, gilt es doch, die demo- hen. Ein Excellence Label und weitere Zertifikate graphische Entwicklung, das daraus resultieren- für Operateure sollen eingeführt werden. Künftig Bekanntlich gibt es etliche tarifliche Fehlanreize. de Kostenwachstum, veränderte gesellschaft- dürfen nur noch Operateure mit diesem Label in Es bestehen auch noch zu wenige Strukturen liche Bedürfnisse sowie den medizinischen einem Züricher Spital der Spitalliste operieren. für die Durchführung ambulanter Leistungen. Fortschritt und die fortschreitende Digitalisie- Eine Besprechung der laufenden Ergebnisse die- Otto: «Unser Ziel heisst, patientengerechte, res- rung nicht zu vergessen. Mehr denn je sei ein ser Entwicklung und entsprechende Publika sourcenschonende und schweizweit einheitli- Qualitätsaustausch wertvoll. tionen einzelner Daten sind in Vorbereitung. clinicum 4-19 69
Gesundheitspolitik Ein Blick über den Gartenzaun Patienten müssen direkt in die richtige Klinik annähernd gleich, obwohl in Costa Rica viel weni- gebracht werden. Strukturprobleme schwächen ger für die Gesundheit ausgegeben wird.» Qualität ist nichts spezifisch Schweizerisches, allerdings die Versorgung und auch potenzielle es ist ein internationaler Effort. Man kann gegen- Zentren. Ein Herzzentrum in Berlin müsste Deutlich argumentierte Muheim: «Unter Kosten- seitig voneinander lernen. Dieser Auffassung ist eigentlich alle Berliner Herzinfarkte erhalten. Es überlegungen nimmt unser Interesse an Qualität Prof.Dr.med. Thomas Mansky, TU-Berlin, der wäre dann bestens ausgerüstet und böte erfah- zu. Erst durch begrenzte Ressourcen wird die «Kosten, Qualität, Strukturen – Wie sieht es bei renes Personal. Eine Zentralisierung wäre hier Qualitätsfrage aktiv gestellt. Eine Verbesserung den Nachbarn aus?» präsentierte. Mindestfall- vorteilhaft. Mansky: «Generell wären Beschrän- der Qualität ist nicht garantiert, wenn mehr aus- zahlen, gerade aktuell und bei uns eifrig disku- kungen auf wenige, schlagkräftige Zentren sinn- gegeben wird und einem Kosten egal sind. tiert, waren ein Aspekt: «Ich weiss gar nicht, wie voll, denn Fachkräfte fehlen sowieso und könn- Umgekehrt ist es einfach, Kosten zu reduzieren, man überhaupt auf die Idee kommen kann, bloss ten hier gebündelt werden. Wer exzellente wenn einem Qualität egal ist. Aber Qualität ist fünf Thorax-OPs pro Jahr durchzuführen.» Der Medizin will, muss die Kräfte bündeln, d.h. sie uns nicht egal.» Zusammenhang zwischen Mindestmengen und zentralisieren.» Outcome-Qualität sei doch international schon Als Lösung sieht er: «Die koordinierte Grundver- lange bewiesen – nicht nur in Bezug auf den In Deutschland wird eine qualitätsbezogene sorgung ist bedeutungsvoll. Eine langfristige, Operateur, sondern genauso wichtig in Bezug Vergütung geplant, die USA sind schon weiter. Patienten-zentrierte und medizinisch-koordi- auf das Team. Eine Wiederaufnahme innerhalb von 30 Tagen nierte Betreuung ist qualitativ und prognostisch heisst dort 3 % Abzüge von der Vergütung. hochwertiger und finanziell effizienter als eine Mansky erläuterte die verschiedenen Sanktio- Allerdings sei das Meldeverhalten sehr unter- rein Patienten- oder Dienstleister-getriebene nen in Deutschland bei Nichteinhaltung von schiedlich und könne leicht manipuliert werden. Versorgung. Relevante Elemente sind hier Haus- Qualitätsstandards: Qualitätsabschläge auf die Infektionen würden einfach nicht kodiert: «Medi- arztmedizin, Gatekeeping, Kostenmitverantwor- DRGs, bei viermaliger Auffälligkeit Herausnahme zinisch elastische Indikationen sind ein echtes tung, Anreize für Qualität und Evidence-ba- aus dem Krankenhausplan – man muss aller- Problem.» sed-Medicine.» dings drei Jahre hintereinander auffällig sein. Die spontane Reaktion Manskys dazu: «Wer so oft Spitalschliessungen können ein Hausärzte gehören weiterhin zu den auffällig ist, muss schon wegen Dummheit vom Qualitätsaufbau sein wichtigsten Playern Krankenhausplan gestrichen werden.» «Eine grosse Strukturreform ist notwendig. Dazu Einmal mehr zeige sich auch die wichtige Rol- Strukturprobleme dürfen niemanden gehört auch die Schliessung von Häusern. Dies le der ambulanten Grundversorger. Es sei mög- benachteiligen ist kein Sozialabbau, sondern ein Qualitätsauf- lich, dass der Hausarzt die Patienten durch das bau», brachte es Dr.med. Leander Muheim, mediX System steure: «Je mehr Hausärzte, desto nied- Jede Versorgung sollte adäquate Strukturen Zürich, auf den Punkt. Er präsentierte «Wie gehen riger die Mortalität, das belegt eine Studie aus erhalten. Der Referent zeigte das am Beispiel Kostendruck und Qualitätsanspruch schon heu- den USA.» der Notfallversorgung für Herzinfarkte in Berlin: te zusammen?» – «Mehr Geld bedeutet nicht Die Erreichbarkeit eines Katheterplatzes müss- immer bessere Qualität. Das zeigt das Beispiel Auch im ambulanten Bereich ist eine Qualitäts- te in weniger als 90 Minuten möglich sein. Die Costa Rica vs. USA – die Lebenserwartung ist zertifizierung (EQUAM) möglich. Es gibt eine 70 clinicum 4-19
Gesundheitspolitik grosse Datenquelle für Auswertungen und Peer-Re- views. Mit diesem Modell sind in der Schweiz im Ergeb- nis weniger Hospitalisationen möglich und trotzdem erfolgt eine leitliniengerechte Behandlung der Patienten ohne invasive Versorgung. Muheim: «Der Wert des Haus- arztes ist viel grösser als rein tarifarisch.» Wesentliche Vorteile attestiert er der besseren Koordi- nation und fordert eine klare Arbeitsteilung im ambu- lant-elektiven Sektor: Die Grundversorgung triagiert und koordiniert, das Spital führt aus. Ebenfalls vorteilhaft wäre Kooperation anstatt Konkurrenzierung durch Spitalam- bulatorien zum Vermeiden von Interessenkonflikten, mangelhafter Kontinuität, ungenügender Kostenmitver- antwortung oder Überversorgung. Erforderlich sei ferner ein enger Kontakt mit dem zuständigen Hausarzt. Haben wir eine Über- oder F ehlversorgung? Darüber sprach Prof.Dr.med. Christoph A. Meier, Ärzt- licher Direktor Universitätsspital Basel: «Was wir hier machen, ist medizinisch und ökonomisch schlecht. Die Erklärungen für steigende Gesundheitskosten sind oft zu banal. Die Kosten entstehen in den letzten zwei Lebensjahren, egal ob man 80 oder 50 Jahre alt wird.» – Aktuell werden drei Mal mehr Herzkatheter ohne Stents in Basel eingesetzt als in Genf: «Da hört der Spass auf – das birgt schliesslich auch Risiken.» Trotzdem möchte die Bevölkerung keine Zentralisierung, was die Abstimmungen bezüglich Zusammenlegungen und Schliessungen in Basel und in Affoltern gezeigt haben. «Das lässt einen resignieren. Es wird ganz viel Geld ausgegeben (z.B. Onkologie), ohne den Mehrwert zu kennen (z.B. Robotereinsatz). Beim Beinbruch weiss Wetrok KeyCar man ganz genau, was zu tun ist. Wir müssen aber an die Grauzonen-Medizin ran – Statine, Mammographien, PSA- Sicherheit im individuellen Kleid Tests, Chemotherapien usw.», forderte Meier. Sie wünschen sich einen Reinigungswagen, der sicher und optisch ansprechend ist? Dann ist der abschliessbare Wetrok Outcome-basierte Finanzierung KeyCar die ideale Lösung. «Wieviel Medizin braucht der Mensch?» heisst die ent- Sicherheit für Passanten scheidende Frage. «Wir müssen auf die Werte und Prä- Der gesamte Reinigungswagen ist komplett abschliessbar – mit ferenzen der Patienten eingehen. Und hier ist die Kom- einem einzigen Schlüssel. Unbefugte werden so optimal vor dem munikation elementar.» Meier trat für einen Fokus auf Zugriff auf die Reinigungschemie geschützt. relevante Qualitätsmerkmale ein – dafür reiche die Mes- sung der Patientenzufriedenheit nicht aus. «’The cost of Ihr persönliches Design satisfaction’ zeigt, dass Spitäler, welche die Wünsche Ob Logo, Bild oder Botschaft – beim Aussen-Design haben Sie der Patienten erfüllten (Röntgen, Blutuntersuchungen) die Wahl. Entscheiden Sie sich für eines von 20 Motiven oder zwar bei der Patientenzufriedenheit am besten abschnei- verpassen Sie dem KeyCar einen individuellen Anstrich. den, aber andererseits die höchste Mortalitätsrate haben. So könnte Ihr Outcome-Qualität sei das massgebende Kriterium. Und KeyCar aussehen: eine Outcome- basierte Bezahlung wäre anstelle einer Volumen-basierten wünschenswert. www.wetrok.com Weitere Informationen www.qualitaetsmedizin.ch clinicum 4-19 71
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