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Deutsch-Schweizerische Gesellschaft für Gesundheitspolitik Sektor übergreifende Versorgung multimorbider (älterer) Patienten aus der Perspektive eines Ärztenetzes Felix Huber, mediX zürich 11.7.19
30 Jahre Managed Care in der Schweiz Band 135 der SGGP-Schriftenreihe Managed Care Swiss made Entwicklung, Bedeutung und Perspektiven der koordinierenden Grundversorgung im Schweizer Gesundheitswesen Herausgeber: Eleonore und Jürg Baumberger, Felix Huber, Christian Köpe (Hrsg.) Verlag SGGP, Bern 2019, 360 Seiten ISBN 978-3-85707-135-5 https://www.sggp.ch/index-de.php?frameset=3&page=284
Sektor übergreifende Versorgung in Ärztenetzen Ein paar einleitende Grundsätze: Hausarzt als Koordinator sämtlicher Leistungen Allokation der Leistungserbringung in gut eingespielten Teams auf der tiefstmöglichen Stufe durch die am besten qualifizierten Personen MZVs, Ärztenetze mit Budgetmitverantwortung und Qualitätsvergütung Interprofessionelle Zusammenarbeit, Preferred Providerlisten Schulung und Betreuung von chronisch kranken Patienten durch MPAs und APNs
Grundsätze der hausärztlich koordinierten Versorgung in Ärztenetzen Dreifache Freiwilligkeit: Die Patienten wählen ein für sie attraktives Versicherungsprodukt und erhalten einen Prämienrabatt von 15-20%. Sie wählen auch verbindlich einen Primärarzt Die Hausärzte schliessen sich einem passenden Ärztenetz an und tragen eine Budgetmitverantwortung Die Versicherungen schliessen Verträge mit Ärztenetzen nach Kosten- Nutzen-Kriterien und Produkteerfolgsfaktoren Ärzte, Ärztenetze und Versicherungen haben bei den Verträgen vollständige Vertragsfreiheit Strikte Koordination aller Leistungen durch den gewählten Hausarzt Integration von anderen Leistungserbingergruppen: Nurses, MPA/MPK, Apotheker, Callcenter, ausgewählten Spezialisten (preferred provider)
Erfolgsfaktoren für die hausärztliche koordinierte Versorgung in Ärztenetzen Wer eine komplexe Polymedikationsliste für den Patienten laufend aktualisieren kann bekommt die Rolle des Koordinators Einfache Regeln und Kontrolle für die vor- und nachgelagerte Versorgung Verträge als Voraussetzung für MC, Abgeltung der Einsparungen, Qualität und Innovation Permanenter Prozess der Reflexion und Konsensfindung in den Ärztenetzen Selektion der Ärzte in den Netzen Konsequente Qualitätsarbeit und Qualitätsdokumentation (Zertifizierungen, Qualitätsindikatoren) Interdisziplinäre und interprofessionelle CCM-Programme mit Integration von APN und MPA
Zwei von drei Schweizern wählen ein Prämiensparmodell 1/3 der Bevölkerung hat ein gut strukturiertes hausärztlich koordiniertes Versorgungsmodell gewählt 1/3 wählt ein Listen-, Telemedizin- oder Apothekermodell 1/3 bleibt konventionell versichert Das beste und grösste Experimentierfeld liegt im Bereich der guten hausärztlich koordinierten Versorgung Es sind die einzigen Modelle, die in den letzten 25 Jahren zu risikobereinigten Kosteneinsparungen von 15-20% geführt haben Ihr Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft und wir sollten zuallererst diese Modelle fördern und deren Behinderungen beseitigen
Was macht den so ein Ärztenetz für die Behandlungs- Qualität? Das Beispiel mediX zürich 170 Ärzte treffen sich wöchentlich in einem der 12 Qualitätszirkel Parallel dazu treffen sich etwas tiefer frequent die MPAs in eigenen QZ Über 70 Guidelines werden laufend diskutiert und aktualisiert Die Adhärenz an den Medikamentenkonsens wird in den QZ besprochen Die Praxen liefern ihre Rohdaten in die FIRE-Datenbank Mit den FIRE-Daten erheben wir unsere eigenen Qualitätsindikatoren Alle Praxen und das Netzwerk werden alle drei Jahre EQUAM-zertifiziert Die Patientenzufriedenheit wird in gleicher Frequenz systematisch erfasst Die Mehrheit der Ärzte lässt auch die Performance im Bereich der Behandlung der Diabetiker, Patienten mit Hypertonie oder koronarer Herzkrankheit und die Einhaltung der besten Standards im Bereich der Medikationssicherheit messen. Jährlicher Qualitätsbericht: https://www.medix.ch/media/2017_qb_medix_zuerich_ag.pdf Warum tun sie das?
Warum tun sie das? Weil sie stolz sind auf ihre clinical excellence Weil sie sich dem Vergleich stellen und Benchmarks setzen wollen Weil sie ihre gute Qualität den Patienten zeigen wollen Weil die Qualiät vergütungsrelevant ist Weil sie nachweisen wollen, dass eine kostenbewusste Medizin auch zu einer besseren Behandlungsqualität führt
Qualitätsrating der Netze durch Versicherungen
Jüngste Entwicklungen Aufbau netzeigner grosser Gruppenpraxen (MVZ) mit multidisziplinären Angeboten zur Sicherstellung der ärztlichen Grundversorgung mediX wird zur gesamtschweizerischen Dachmarke mit Angeboten in allen Regionen, auch in der Westschweiz und im Tessin mit über 700 Ärztinnen und Ärzten Neue Versicherungsprodukte mit der Kombination von Telemedizin und Hausarztmodell
mediX zürich und die Partnernetze Zürich - Aargau Luzern
Warum haben wir vor 20 Jahren die EQUAM- Stiftung gegründet? − Wenn die Mittel begrenzt sind, müssen sie sorgfältig eingesetzt werden. Erst durch begrenzte Ressourcen wird die Qualitätsfrage aktiv gestellt. − Bereits die Einführung der ersten HMOs (Kasseneigene Gruppenpraxen) in den frühen 90er Jahren wurde bezüglich Qualität breit evaluiert. − Budgetmitverantwortung in Ärztenetzen wurde von mediX erstmals 1998 richtig umgesetzt. − 1998 hatten wir neben selektiven hochstrukturierten Netzen wie mediX viele flächendeckende Netze ohne Einsparungsziel und kasseneigene Praxisketten mit mässig motivierten Ärzten (die Praxis der Kasse verkaufen und mehr verdienen). − Mit den EQUAM Zertifikaten wollten wir (innovative Netze) uns von den unbeweglichen Netzen unterscheiden.
Potential der Qualitätszertifizierungen − EQUAM hatte von Anfang an den Anspruch, die qualitativen Vorteile der hausärztlich koordinierten Versorgung zu dokumentieren (Dokumentation des qualitativen Mehrwertes in Ärztenetzen). − Entsprechend hat EQUAM nie ein Basiszertifikat angestrebt, sondern Benchmarks gesetzt. − Die EQUAM Standards haben die gut strukturierten Netze in ihrer Qualitätsentwicklung unterstützt und stellen heute den «state of the art» in der ambulanten Medizin dar. − Die hausärztlich koordinierte Versorgung liefert in allen Versorgungs- forschungsstudien die besseren Resultate. − Für die laufende Weiterentwicklung der ambulanten Versorgungsqualität braucht es einen Qualitätswettbewerb. − Die Begrenztheit der Ressourcen fördert die Qualitätsarbeit und braucht gleichzeitig die Qualitätsdokumentation.
Value durch integrierte Versorgung/Managed Care in der Schweiz - Beispiele Retrospektive Kohortenstudie mit Routinedaten (Helsana) Patienten mit Diabetes mellitus (N=12'563), Herz-Kreislauf- Erkrankungen (N=71'778) und Asthma/COPD (N=17'498) (ATC Code, ICD-10) Mind. 18 Jahre Durchgängig versichert 2012-2013, 2012 als Basisjahr Grundversicherte (OKP) mit und ohne Managed Care Modell Definition MC als "echtes" MC-Modell mit Steuerungswirkung: Hausarzt-/HMO-Modell mit Budgetmitverantwortung Huber CA Imt J Integr Care .2016 Jan-Mar; 16(1): 11
Effekt von MC auf Diagnose-bezogene Hospitalisationen im Folgejahr (2013) Diabetes mellitus Kardiovaskuläre Erkrankungen Asthma/COPD Charakteristika Odds Ratio 95%-CI Odds Ratio 96%-CI Odds Ratio 95%-CI Geschlecht Frauen 0.79*** 0.75*** 0.64*** Altersgruppen (Jahre) 45-54 1.49*** 2.26*** 1.99*** 55-64 1.90*** 3.42*** 4.31*** 65-74 2.47*** 5.11*** 6.54*** 75-84 3.57*** 7.25*** 7.15*** ≥85 5.11*** 10.45*** 9.19*** Managed Care 0.87*** 0.92*** 0.95 Franchise Hoch (< CHF 500) 0.89*** 0.79*** 0.56*** Chronic Disease Score Level 2 1.33 1.25*** 1.15 Level 3 1.66** 1.49*** 1.51** Level 4 2.33*** 2.02*** 1.93*** Level 5 3.51*** 2.92*** 3.05*** Huber CA Imt J Integr Care .2016 Jan-Mar; 16(1): 11
Effekt von MC auf Total-Kosten im Folgejahr (2013) Diabetes mellitus Kardiovaskuläre Erkrankungen Asthma/COPD Charakteristika Estimate (CHF) 95%-CI Estimate (CHF) 96%-CI Estimate (CHF) 95%-CI Geschlecht Frauen -669.1*** -412.2*** 284.0*** Altersgruppen (Jahre) 45-54 -769.7** 213.4** 220.4** 55-64 -84.5 431.2*** 1'127.3*** 65-74 740.1** 1'242.4*** 1'942.7*** 75-84 1'850.8*** 2'300.5*** 2'655.6*** ≥85 3'379.8*** 3'499.8*** 3'368.2*** Managed Care -777.8*** -441.3*** -217.9*** Franchise Hoch (< CHF 500) -344.2 -1'051.0*** -1'266.0*** Chronic Disease Score Level 2 642.2** 861.4*** 1'054.1*** Level 3 2'189.6*** 2'019.8*** 1'855.1*** Level 4 3'750.8*** 4'405.9*** 4'820.9*** Level 5 10'022.8*** 11'260.3*** 11'960.6*** Huber CA Imt J Integr Care .2016 Jan-Mar; 16(1): 11
…und evidenzbasierter… Untersuchung der Wirkung von koordinierter Resultate Grundversorgung mit Kostenmitverantwortung: OR 1.17 (p
Clin Ther. 2019 Jan;41(1):107-117
Medication Adherence Clin Ther. 2019 Jan;41(1):107-117
Gesamtmortalität im MC um 35% reduziert Clin Ther. 2019 Jan;41(1):107-117
Fazit Die Sektor übergreifende Versorgung multimorbider (älterer) Patienten wird in der Schweiz am besten in gut strukturierten Hausarztnetzen umgesetzt Die optimierte Koordination sämtlicher Leistungen durch sorgfältige ausgewählte und kontinuierlich weitergebildete Hausärzte bringt die besten Resultate bezüglich Qualität und Kosten: 35% Mortalitätsreduktion nach Myokardinfarkt, 10% weniger Hospitalisationen bei chronisch Kranken, Kosteneinsparungen von über 20% Konsequentes Primärarztsystem mit Anordnungskompetenz, tiefere Prämien für die Versicherten Rating der Ärztenetze durch die Versicherer bezüglich Qualität und Kosteneffizienz Interprofessionelle und interdisziplinäre Teams in house oder im Netzwerk
Je mehr Hausärzte desto tiefere Mortalität Data from 3142 US counties mortality from 2005 to 2015 against changes in primary care and specialist physician supply from 2005 to 2015. Every 10 additional primary care physicians per 100 000 population was associated with a 51.5-day increase in life expectancy (95% CI, 29.5-73.5 days; 0.2% increase) increase in 10 specialist physicians per 100 000 population corresponded to a 19.2-day increase (95% CI, 7.0-31.3 days)
Vorschlag für die 16. Konsultation der DSGG Sicherstellung der medizinischen Grundversorgung
Dr. med. Felix Huber Facharzt für Allgemeine Medizin FMH Medizinischer Leiter mediX zürich, Präsident mediX schweiz mediX Praxis Altstetten Hohlstrasse 556 8048 Zürich +41 44 365 30 30Formatvorlage des Untertitelmasters durch Klicken bearbeiten felix.huber@medix.ch www.medix.ch www.medixblog.ch www.medix.ch
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