DEUTSCHE UND EUROPÄISCHE ENERGIEIMPORTE - Kurzanalyse der deutschen und europäischen Importstruktur sowie Substitutionsmöglichkeiten - EWI

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DEUTSCHE UND EUROPÄISCHE ENERGIEIMPORTE - Kurzanalyse der deutschen und europäischen Importstruktur sowie Substitutionsmöglichkeiten - EWI
DEUTSCHE UND EUROPÄISCHE ENERGIEIMPORTE
Kurzanalyse der deutschen und europäischen Importstruktur sowie
Substitutionsmöglichkeiten
Dr. Lisa Just | Patricia Wild | Fabian Arnold
Energiewirtschaftliches Institut an der Universität zu Köln (EWI) gGmbH   25.03.2022
Zusammenfassung

Vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine rücken Importe fossiler Energieträger und deren Herkunft in den Fokus des öffentlichen und politischen Interesses.
Dabei stehen insbesondere die Fragen im Raum, wie Importstrukturen aussehen und welche potenziellen Substitutionsmöglichkeiten es für Liefermengen gibt. Die
vorliegende Analyse soll einen Überblick darüber geben, woher und in welchem Maße Deutschland und die EU in den vergangen Jahren fossile Energieträger
importiert haben. Zusätzlich werden, basierend auf der Analyse globaler Exportstrukturen, alternative Bezugsquellen diskutiert sowie rohstoffspezifische Aspekte
und Schwierigkeiten in Hinblick auf die Substituierbarkeit von Importmengen beleuchtet. 1

     EU28, 2019                   EU-Erdgasimporte                                                  EU27, 2019                     EU-Erdölimporte
                    ▪ Substituierbarkeit ist beschränkt durch Infrastruktur:                                        ▪ Importe in die EU vor allem per Tanker.
                      Pipelines, LNG-Terminals und Verflüssigungsanlagen.                                  RUS      ▪ Mögliche Bezugsquellen umfassen die USA und die OPEC-
              RUS                                                                                          27%
 QAT 7%       47%
                    ▪ Beim Bezug von zusätzlichen LNG-Mengen steht die EU                                             Staaten. Letztere erhöhen ihre Fördermengen bisher nur
                      insbesondere im Wettbewerb mit dem ostasiatischen Markt.                                IRQ     begrenzt.
                                                                                                               9%
     NOR            ▪ LNG wird zu großen Teilen über Langfristverträge gehandelt,                         NGR       ▪ Die EU importiert neben Rohöl auch Diesel und andere
     28%              was die Möglichkeit kurzfristiger Lieferungen nach Europa                            8%         Mineralölprodukte. Ein großer Teil der Importe stammt aus
                      einschränkt.                                                                                    Russland.

     EU27, 2019                  EU-Steinkohleimporte                                               EU28, 2019                      EU-Uranimporte
                    ▪ Aufgrund der Lieferung per Frachtschiff unterliegt die                                        ▪ Die größten Exporteure von Uran in die EU sind Russland und
                                                                                                          RUS
                      Substituierbarkeit geringen Infrastrukturbeschränkungen.                            20%
                                                                                                                      Kasachstan. Neben der Lieferung von Uran spielt Russland
              RUS
              47%
                    ▪ Alternative Bezugsquellen könnten die Produzenten im                                            auch eine zentrale Rolle bei der Anreicherung von Uran sowie
  AUS                                                                                                         KAZ
  14%
                      Atlantikbecken sein: die USA, Kanada und Kolumbien.                                             der Herstellung von Brennelementen.
                                                                                                              20%
        USA         ▪ Auch eine Steigerung der Importe aus Südafrika und Australien                     NIG         ▪ Uran und Brennstäbe werden über langfristige Lieferverträge
        18%                                                                                             15%
                      wäre ggf. möglich. Bei Lieferungen aus diesen Ländern steht                                     gehandelt. Lieferungen haben lange Vorlaufzeiten. Dies dürfte
                      die EU im stärkeren Wettbewerb mit Asien.                                                       eine kurzfristige Substitution von Liefermengen erschweren.

Eigene Darstellungen basierend auf ACER (2022), Eurostat (2022a), Eurostat (2022b), Eurostat (2022c), Eurostat (2022d) und Euratom (2020).
1 Nicht Teil der Untersuchung ist, inwiefern heimische Rohstoffförderung erhöht und die Rohstoffnachfragen gesenkt werden könnten, bspw. durch die Substitution durch andere Energieträger

oder Verbrauchsreduktion, und welche Fristen für einzelne Substitutionsmöglichkeiten eventuell gelten.

© EWI 2022                                                                                                                                                                                   2
Erdgas
Die größten Exporteure von Erdgas in die EU sind Russland und Norwegen

 EU-Erdgasimporte nach Herkunft, 2019                                    ▪   Die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU)1 haben 20192 ca. 423
                                                                             Milliarden Kubikmeter Erdgas (Pipeline-gebunden plus LNG) importiert.
                                                                             Davon stammten 47% aus Russland und 28% aus Norwegen. Während
                                                                             russische Exporte die Einfuhren per Pipeline dominierten (57%), existierte
                                                                             bei LNG-Importen eine größere Auswahl an Exporteuren. 34% der LNG-
                                                                             Importe kamen 2019 aus Katar (ACER, 2022).

                                                                         ▪   2019 machten LNG-Importe 23% der Erdgasimporte in die EU aus (ACER,
                                                                             2022).

                                                                         ▪   In Deutschland wurden 2020 97% des verbrauchten Erdgases importiert
                                                                             (BMWK, 2022). Die Hauptherkunftsländer für Erdgasimporte nach
                                                                             Deutschland waren Russland, Norwegen und die Niederlande.

                                                                     1 Hier: EU28 inkl. dem Vereinigten Königreich (EU-27: ca. 15 EJ).
                                                                     2 Aufgrund der gravierenden und teilweise temporären Verschiebungen an den
                                                                     internationalen Rohstoffmärkten im Jahr 2020 als Folge der Corona-Pandemie greifen wir,
Eigene Darstellung basierend auf ACER (2022) und Eurostat (2022a).   wenn Daten für das Jahr 2021 nicht verfügbar sind, auf Daten für das Jahr 2019 zurück.
EU28 inkl. dem Vereinigten Königreich.                               Entwicklungen im Jahr 2020 werden an relevanten Stellen diskutiert.

© EWI 2022                                                                                                                                                     3
Erdgas
Die wichtigsten Exporteure von LNG sind Australien, Katar und die USA

 Globale LNG-Exporte nach Herkunftsland, 2019/2020 Wenn bestehende Erdgas-Liefermengen substituiert werden sollen, muss zwischen Pipeline-
                                                              gebundenem Erdgas und LNG unterschieden werden:
                   Papua- Sonstige
                                                              ▪   Pipeline-Importe:
                 Neuguinea 9%
 Trinidad            2%            2020          Australien       − Eine Erhöhung bestehender Pipeline-Importe ist durch verfügbare Pipelinekapazitäten
              Oman
& Tobago                                           22%              beschränkt. Über die neue Pipeline-Verbindung zwischen Norwegen und Polen, die im
                3%
    3%                                                              Winter 2022/2023 fertiggestellt werden soll, könnten zusätzliche Gasmengen in die EU
                                   2019
       Algerien                                                     importiert werden.
          3%
                                                              ▪   LNG-Importe:
 Indonesien
     3%                                                           − Die Erhöhung von LNG-Importen ist ebenfalls durch die verfügbare Infrastruktur begrenzt.
                                2019: 19,4 EJ1                      In der EU befinden sich 21 große LNG-Terminals mit einer Regasifizierungskapazität1 von
      Nigeria                   2020: 19,5 EJ1                      ca. 6,3 EJ pro Jahr (GLE, 2022). In den vergangenen Jahren wurden diese Kapazitäten
        6%
                                                                    durchschnittlich zu 40-50% ausgelastet. Demgegenüber ist die Verflüssigungskapazität der
                                                                    Exporteure nahezu vollständig ausgelastet, weswegen Exporte kurzfristig nur begrenzt
       Malaysia                                      Katar          erhöht werden können (IEA, 2020). Mittelfristig könnten LNG-Kapazitäten sowohl auf
         7%                                          22%            Seiten der Exporteure als auch Importeure ausgebaut werden.
                                                                  − Die wichtigsten Exporteure von LNG sind Australien, Katar und die USA. Ca. 24% der
                Russland                                            globalen LNG-Exporte gehen bereits nach Europa (BP, 2021).
                  8%                                              − Die EU steht bei LNG-Importen insbesondere im Wettbewerb mit Ostasien. Die größten
                                       USA
                                       13%                          LNG-Importeure sind Japan (21%) und China (18%) (BP, 2021). Dabei wird ein großer Teil
                                                                    der globalen LNG-Lieferungen über Langfristverträge abgewickelt, was die Möglichkeit
Eigene Darstellung basierend auf BP (2021).
1Annahme: 40 MJ/m3.                                                 kurzfristiger Lieferungen nach Europa einschränkt.
                                                                     1 Um Erdgas per Tanker zu transportieren, wird es durch Verflüssigungskapazitäten verflüssigt (LNG). Nach
© EWI 2022                                                                                                                                                                     4
                                                                     dem Transport wird das LNG durch Regasifizierungskapazitäten in einen gasförmigen Zustand
                                                                     zurückversetzt, damit es in das Gasnetz eingespeist werden kann.
Steinkohle
Die größten Exporteure von Steinkohle in die EU sind Russland, die USA und Australien

 Steinkohleimporte in die EU und Deutschland                                          ▪     In der EU1 wurden 2019 ca. 65 Mio. t Steinkohle gefördert. Die Förderung ist
 nach Herkunft, 2019                                                                        insgesamt rückläufig und betrug 2020 ca. 56,5 Mio. t. 2019 wurden ca. 116,5
                                                                                            Mio. t Steinkohle importiert. Das entspricht einem Anteil der Importe am
 100%                                             3%                                        Verbrauch von ca. 65%. (Eurostat, 2022b)
                     8%
                     2%                           5%
   90%               3%                                                               ▪     Der größte Exporteur von Steinkohle in EU 2019 war Russland (47%), gefolgt
                     8%                          16%
   80%                                                                                      von den USA (18%) und Australien (14%). (Eurostat, 2022d)
                                                                        Russland
   70%               14%
                                                                        USA           ▪     2021 wurden ca. 32,4 Mio. t Steinkohle nach Deutschland eingeführt. 57%
                                                 16%
                                                                                            der Steinkohleimporte 2021 kamen aus Russland. Weitere wichtige
   60%                                                                  Australien
                     18%                                                                    Lieferländer umfassen Australien (16%), die USA (16%) und Kolumbien (5%).
   50%                                                                  Kolumbien           Die heimische Förderung von Steinkohle wurde in Deutschland 2018
                                                                        Südafrika           eingestellt. (Destatis, 2022)
   40%
                                                                        Kanada
   30%                                           57%                    Sonstige
                     47%
   20%

   10%

    0%
                  EU, 2019               Deutschland, 2021
Eigene Darstellung basierend auf Eurostat (2022d), BMWK (2022) und Destatis (2022).
EU27, Stand 2022.                                                                     1   Hier: EU27, Stand 2022.

© EWI 2022                                                                                                                                                                 5
Steinkohle
Die größten Exporteure von Steinkohle sind Australien, Indonesien und Russland

 Globale Steinkohleexporte nach Herkunftsland, 2019/2020                                ▪   Steinkohle wird international vor allem über den Seeweg gehandelt. Daher ist der
                                                                                            Bezug von Steinkohle aus alternativen Bezugsquellen (neben der Verfügbarkeit von
                                  Sonstige                                                  Transportkapazitäten, z.B. Schiene und Schiff) vor allem durch die Verfügbarkeit
                    Mongolei        5%                                                      von Steinkohle auf dem Weltmarkt bzw. die Zahlungsbereitschaft für diese
              Kanada 2%
                3%                                                                          Kohlemengen beschränkt.
                                          2020
        Südafrika                                               Australien
           5%                                                                           ▪   Australien war 2019 mit einem Anteil von 29% an den weltweiten Exporten 2 der
                                          2019                    29%
                                                                                            größte Lieferant, gefolgt von Indonesien (25%) und Russland (17%). Weitere,
      Kolumbien
         5%                                                                                 insbesondere für den Kohlehandel im Atlantik-Becken3 relevante Exporteure sind die
                                                                                            USA, Kolumbien, Südafrika (je 5%) und Kanada (3%).(BP, 2021)

        USA                                                                             ▪   Für die Substitution von Liefermengen in die EU kommen aufgrund der kürzeren
                                 2019: 33,8 EJ1
        5%                                                                                  Lieferwege zunächst die Produzenten des Atlantik-Beckens in Frage: die USA,
                                 2020: 31,8 EJ1
                                                                                            Kolumbien und Kanada.

                                                                                        ▪   Bei zusätzlicher Beschaffung aus Südafrika, traditionell ein Swing-Supplier zwischen
                                                                                            dem Atlantik-Becken und dem asiatisch-pazifischen Raum, steht die EU im stärkeren
         Russland                                                                           Wettbewerb mit Asien. Gleiches gilt für die Beschaffung aus Australien.
           18%
                                                          Indonesien                    ▪   Indonesische Kohle hat einen niedrigeren Energiegehalt. Der Transport über weite
                                                             27%                            Strecken ist daher pro Energieeinheit deutlich teurer, weswegen Kohle aus
                                                                                            Indonesien eher innerhalb des asiatisch-pazifischen Raums exportiert wird.
Eigene Darstellung basierend auf BP (2021).
1 Aufgrund der Heterogenität von Steinkohle ist eine Umrechnung von Energie- in                2 Bezogen auf Energieeinheiten.
Gewichteinheiten nicht ohne weiteres möglich. Für Steinkohleimporte nach                       3 ImKohlehandel kann zwischen dem atlantischen Becken mit seinen Anrainerstaaten in Nord-,
Deutschland 2021 gibt Destatis (2022) einen mittleren Heizwert von 27,6 PJ/Mio. t an.          Mittel- und Südamerika, Europa und Afrika sowie dem pazifischen Becken unterschieden werden.

© EWI 2022                                                                                                                                                                                6
Erdöl
Die größten Exporteure von Erdöl in die EU sind Russland und die MENA-Staaten
 Erdölimporte in die EU (2019) und Deutschland (2021)
                                                                                           ▪   In der EU1 wurden 2019 19,7 Mio. t Erdöl gefördert (Eurostat, 2022b).
 nach Herkunft                                                                                 Darüber hinaus wurden 2019 ca. 504 Mio. t Erdöl importiert (Eurostat,
100%                                                                                           2022c).
                     9%
 90%                                                                       Russland
                                                    24%
                     5%                                                    Irak            ▪   Zahlreiche Staaten liefern Erdöl in die EU. Dabei wurde 2019 der größte
 80%                 5%                                                                        Anteil aus Russland importiert (27%). Russland und sonstige GUS-Staaten2
                     5%                                                    Nigeria
 70%                                                 9%                                        deckten 2019 ca. 39% der Erdöl-Importe Europas. Weitere wichtige
                     6%                                                    Saudi-Arabien
                                                                                               Lieferländer sind die MENA-Staaten3 (28%). Im Vergleich zu 2019 stieg der
 60%                 7%                             12%                    Kasachstan          Anteil der USA an den EU-Erdöl-Importen von 5% auf 8% in 2020, während die
                     7%                                                    Norwegen
 50%                                                                                           Exporte Libyens in die EU deutlich gesunken sind (Eurostat, 2022c).
                     8%                             10%
                                                                           Libyen
 40%                 8%                             10%                    USA             ▪   Deutschland importierte 2021 81 Mio.t Erdöl. Davon wurden 34% durch
                     9%                                                    UK                  Lieferungen aus Russland gedeckt. Weitere wichtige Lieferanten umfassten
 30%
                                                                                               die USA (12%), Kasachstan (10%), Norwegen (10%) und das Vereinigte
                                                                           Aserbaidschan
 20%                                                                                           Königreich (9%) (BAFA, 2022).
                                                    34%                    Algerien
                     27%
 10%                                                                       Mexiko
  0%                                                                       Sonstige
                  EU, 2019                  Deutschland, 2021

Eigene Darstellung basierend auf Eurostat (2022b), Eurostat (2022c) und BAFA (2022).
Herkunftsländer, die für die EU einzeln aufgeführt sind, können für Deutschland in         1 Hier: EU27, Stand 2022.
                                                                                           2 Gemeinschaft  Unabhängiger Staaten: Hier bspw. Russland, Kasachstan und Aserbaidschan.
Sonstige subsumiert sein.
                                                                                           3 Staaten in Nahost und Nordafrika: Hier bspw. der Irak, Saudi-Arabien, Libyen und Algerien.
EU27, Stand 2022.

© EWI 2022                                                                                                                                                                                7
Erdöl
 Die größten Exporteure von Erdöl sind die OPEC-Staaten, Russland und Kanada

  Globale Erdölexporte nach Herkunftsland, 2019/2020                               ▪   Erdöl wird international sowohl über den Seeweg als auch via Pipelines gehandelt.
                                                                                       Der größere Teil der Rohöl-Importe in die EU wird über den Seeweg geliefert
                                  Sonstige                                             (Bruegel, 2022). Daher ist der Bezug von Erdöl aus alternativen Bezugsquellen
                   Nordafrika
                                     8%
                      2%                                Saudi-Arabien                  (neben der Verfügbarkeit von Tankern) vor allem durch die Verfügbarkeit von
              Mexiko                           2020          17%                       Ölmengen auf dem Weltmarkt, bzw. die Zahlungsbereitschaft für diese Ölmengen,
                3%                                                                     beschränkt.
         Kuwait                                2019
                                                                                   ▪   Es gibt viele erdölexportierende Staaten. Saudi-Arabien ist der weltweit größte
           5%
                                                                                       Erdölexporteur (17%), gefolgt von Russland (12%), den Staaten Westafrikas (10%)
  Naher Osten                                                                          und Kanada (9%) (BP, 2021).
      5%                                                                Russland
                                                                                   ▪   Die Ölexporte der OPEC-Staaten haben einen Anteil von rund 40% an den global
                                 2019: 2.266 Mio.t                        12%
  Süd- und                                                                             gehandelten Ölprodukten. Die OPEC-Staaten verfügen über freie
Mittelamerika                    2020: 2.109 Mio.t                                     Produktionskapazität (EIA, 2022), die kurzfristig hochgefahren werden könnte
      6%                                                                               (z.B. in Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten). Im Februar 2022
                                                                                       einigten sich die OPEC+ (inkl. Russland) allerdings auf einen mäßigen Anstieg ihrer
      Vereinigte                                                                       Produktionsmengen im März 2022 (FT, 2022).
      Arabische                                                    Westafrika
       Emirate                                                        10%          ▪   Zusätzlich zur generellen Verfügbarkeit von Erdöl auf dem Weltmarkt spielt auch
         7%                                                                            die Frage eine Rolle, ob Öl mit ähnlichen Eigenschaften wie das zu ersetzende Öl
                      USA                                                              verfügbar ist und wie flexibel europäische Verbraucher (z.B. Raffinerien) auf
                      7%                              Kanada                           veränderte Öleigenschaften reagieren können (Bruegel, 2022).
                                  Irak
                                   8%                   9%
 Eigene Darstellung basierend auf BP (2021).

 © EWI 2022                                                                                                                                                                  8
Diesel und andere Mineralölprodukte
Die wichtigsten Exporteure von Diesel in die EU sind Russland und Saudi-Arabien

 Import von Diesel und Gasölen sowie anderen                                       ▪   Kraftstoffe und weitere verarbeitete Mineralölprodukte für den Verbrauch in der EU
 Mineralölprodukten in die EU nach Herkunft, 2019                                      werden sowohl in der EU in Raffinerien hergestellt (basierend auf Rohöl) als auch
100%                                                                                   importiert.

  90%              17%                                                             ▪   Der Import von Dieselbrennstoffen ist aufgrund des breiten Einsatz sowohl bei
                    3%                                                                 Nutzfahrzeugen als auch bei PKW relevant. 2019 wurden ca. 55 Mio. t Diesel und
  80%                                         38%
                    7%                                           Russland              Gasöle1 in die EU2 importiert. 38% der Diesel- und Gasöle-Importe stammten aus
  70%               7%                                           Saudi-Arabien         Russland (2020 lag der Anteil bei 44%). Weitere große Exporteure in die EU waren 2019
                   10%                                           USA                   Saudi-Arabien (18%) und die USA (10%). Bei anderen Mineralölprodukten lag der Anteil
  60%                                         7%
                                                                 Indien                Russlands an den EU-Importen bei 28%. Weitere wichtige Lieferanten waren Saudi-
  50%                                         7%                                       Arabien (7%), die USA (7%), Norwegen (7%) und der Irak (7%) (Eurostat, 2022c).
                   18%                        6%                 UK
  40%                                         7%                 Norwegen          ▪   Deutschland importierte 2019 ca. 19,9 Mio. t Diesel und Gasöle 1. Die importierten
  30%                                         7%                 Irak                  Mengen stammten dabei zu 63% aus den Niederlanden und Belgien. Beide Länder
                                                                 Sonstige              verfügen über große Raffineriekapazitäten. Ca. 25% der deutschen Diesel und Gasöle-
  20%              38%                                                                 Importe stammten aus Russland (IEA, 2022)3.
                                              28%
  10%
                                                                                   ▪   Neben der Verfügbarkeit nationaler Produktionskapazitäten4 könnte für die Substitution
   0%
                                                                                       von Liefermengen die Eigentümerstruktur der Produktionsanlagen von Bedeutung sein.
             Diesel und Gasöle Andere Mineralölprodukte
                                                                                       In Deutschland hält beispielsweise der russische Staatskonzern Rosneft nach eigenen
                                                                                       Angaben ca. 12% an der gesamten jährlichen Verarbeitungskapazität (Rosneft, 2022).
Eigene Darstellung basierend auf Eurostat (2022c).
„Diesel und Gasöle“ (gas/diesel oil) umfasst Dieselbrennstoffe zur Nutzung bpsw.             1 Definition links.
in Fahrzeugen und Schiffen, leichtes Heizöl für Industrieanwendungen sowie                   2 Hier: EU27, Stand 2022.
                                                                                             3 Davon waren laut (BMWK, 2022) ca.15,9 Mio. t Dieselkraftstoffe.
schwere Gasöle für die chemische Industrie.
                                                                                             4 Vgl. IW (2022) für weiterführende Informationen.
EU27, Stand 2022.

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Uran
Die größten Exporteure von Uran in die EU sind Russland und Australien

 Uran-Importe in die EU nach Herkunft, 2019                     ▪   In die EU-Staaten1 wurden 2019 ca. 12.835 t Uran importiert. Nur ca. 2% des verbrauchten
                                                                    Urans werden in der EU gefördert. Die wichtigsten Exporteure in die EU waren 2019
100%                            2%                                  Russland und Kasachstan (je 20%) sowie der Niger und Australien (je 15%). (Euratom, 2020)
                                5%
 90%                                                            ▪   Der deutsche Verbrauch 2020 betrug 1.012 t. Der Bedarf wurde v.a. durch langfristige
                               10%
                                                                    Lieferverträge mit Lieferanten in Kanada, den Niederlanden und aus Lagerbeständen
 80%                                                                gedeckt. (BGR, 2022)
                               12%                 Russland
 70%                                               Kasachstan   ▪   Um Uran zu Brennelementen zu verarbeiten, die dann in Kernkraftwerken eingesetzt
                               15%                                  werden, muss es zunächst angereichert werden. 2020 betrieben drei EU-Staaten
 60%                                               Niger
                                                                    Anreicherungsanlagen: Deutschland, die Niederlande und Frankreich. Damit verfügte die
                                                   Australien       EU über eine Gesamtanreicherungskapazität von 16.600 tSWU2 (Eurostat, 2022e). Der
 50%                           15%
                                                   Kanada           russische Konzern Rosatom verfügte 2018 über 27.654 tSWU Anreicherungskapazitäten,
                                                                    was einem Anteil von 46% der weltweiten Kapazitäten entspricht. (NEA, 2020)
 40%                                               Namibia
                                                                ▪   Aus angereichertem Uran werden im Anschluss Brennelemente hergestellt. Die wichtigsten
 30%                           20%                 Usbekistan
                                                                    Exporteure von Brennelementen waren 2019 Russland (38%), Schweden (24%) und
                                                   Sonstige         Deutschland (12%). (OEC, 2022)
 20%
                                                                ▪   Uran sowie Brennelemente werden in erster Linie über langfristige Lieferverträge
 10%                           20%
                                                                    gehandelt (BGR, 2022). Dieser Umstand sowie Vorlaufzeiten für Anreicherung und die
   0%                                                               Herstellung von Brennelementen dürften die kurzfristige Substitution von Liefermengen
                            EU, 2019                                erschweren.
Eigene Darstellung basierend auf Euratom (2020).                              1   Hier: EU28 inkl. dem Vereinigten Königreich.
EU28 inkl. dem Vereinigten Königreich.                                        2   1 tonne of seperative work unit: Einheit für Urantrennarbeit.

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Literatur

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                                                                          production.
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                                                                          GLE (2022): LNG Import Terminals Map Database February 2022.
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BP (2021): Statistical Review of World Energy, 70th edition.
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Bruegel (2022): Can Europe manage if Russian oil and coal are cut off?.
                                                                          IW (2022): Russlands Bedeutung als Kraftstofflieferant, IW Kurzbericht.
Destatis (2022): Einfuhr von Steinkohle für das Jahr 2021.
                                                                          Johnston (2022): Q&A: How the US and International Oil Markets May Respond to
EIA (2022): What drives crude oil prices: Supply OPEC.                    the Loss of Russian Oil Supplies.

Euratom (2020): Annual Report 2019.                                       NEA (2020): Uranium Enrichment.
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Eurostat (2022b): Complete energy balances , NRG_BAL_C.                   Rosneft (2022): Rosneft Deutschland GmbH.

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KONTAKT
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lisa.just@ewi.uni-koeln.de

+49 (0)221 277 29 313

Energiewirtschaftliches Institut an der Universität zu Köln (EWI) gGmbH
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