DEUTSCHE UND EUROPÄISCHE ENERGIEIMPORTE - Kurzanalyse der deutschen und europäischen Importstruktur sowie Substitutionsmöglichkeiten - EWI
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DEUTSCHE UND EUROPÄISCHE ENERGIEIMPORTE Kurzanalyse der deutschen und europäischen Importstruktur sowie Substitutionsmöglichkeiten Dr. Lisa Just | Patricia Wild | Fabian Arnold Energiewirtschaftliches Institut an der Universität zu Köln (EWI) gGmbH 25.03.2022
Zusammenfassung Vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine rücken Importe fossiler Energieträger und deren Herkunft in den Fokus des öffentlichen und politischen Interesses. Dabei stehen insbesondere die Fragen im Raum, wie Importstrukturen aussehen und welche potenziellen Substitutionsmöglichkeiten es für Liefermengen gibt. Die vorliegende Analyse soll einen Überblick darüber geben, woher und in welchem Maße Deutschland und die EU in den vergangen Jahren fossile Energieträger importiert haben. Zusätzlich werden, basierend auf der Analyse globaler Exportstrukturen, alternative Bezugsquellen diskutiert sowie rohstoffspezifische Aspekte und Schwierigkeiten in Hinblick auf die Substituierbarkeit von Importmengen beleuchtet. 1 EU28, 2019 EU-Erdgasimporte EU27, 2019 EU-Erdölimporte ▪ Substituierbarkeit ist beschränkt durch Infrastruktur: ▪ Importe in die EU vor allem per Tanker. Pipelines, LNG-Terminals und Verflüssigungsanlagen. RUS ▪ Mögliche Bezugsquellen umfassen die USA und die OPEC- RUS 27% QAT 7% 47% ▪ Beim Bezug von zusätzlichen LNG-Mengen steht die EU Staaten. Letztere erhöhen ihre Fördermengen bisher nur insbesondere im Wettbewerb mit dem ostasiatischen Markt. IRQ begrenzt. 9% NOR ▪ LNG wird zu großen Teilen über Langfristverträge gehandelt, NGR ▪ Die EU importiert neben Rohöl auch Diesel und andere 28% was die Möglichkeit kurzfristiger Lieferungen nach Europa 8% Mineralölprodukte. Ein großer Teil der Importe stammt aus einschränkt. Russland. EU27, 2019 EU-Steinkohleimporte EU28, 2019 EU-Uranimporte ▪ Aufgrund der Lieferung per Frachtschiff unterliegt die ▪ Die größten Exporteure von Uran in die EU sind Russland und RUS Substituierbarkeit geringen Infrastrukturbeschränkungen. 20% Kasachstan. Neben der Lieferung von Uran spielt Russland RUS 47% ▪ Alternative Bezugsquellen könnten die Produzenten im auch eine zentrale Rolle bei der Anreicherung von Uran sowie AUS KAZ 14% Atlantikbecken sein: die USA, Kanada und Kolumbien. der Herstellung von Brennelementen. 20% USA ▪ Auch eine Steigerung der Importe aus Südafrika und Australien NIG ▪ Uran und Brennstäbe werden über langfristige Lieferverträge 18% 15% wäre ggf. möglich. Bei Lieferungen aus diesen Ländern steht gehandelt. Lieferungen haben lange Vorlaufzeiten. Dies dürfte die EU im stärkeren Wettbewerb mit Asien. eine kurzfristige Substitution von Liefermengen erschweren. Eigene Darstellungen basierend auf ACER (2022), Eurostat (2022a), Eurostat (2022b), Eurostat (2022c), Eurostat (2022d) und Euratom (2020). 1 Nicht Teil der Untersuchung ist, inwiefern heimische Rohstoffförderung erhöht und die Rohstoffnachfragen gesenkt werden könnten, bspw. durch die Substitution durch andere Energieträger oder Verbrauchsreduktion, und welche Fristen für einzelne Substitutionsmöglichkeiten eventuell gelten. © EWI 2022 2
Erdgas Die größten Exporteure von Erdgas in die EU sind Russland und Norwegen EU-Erdgasimporte nach Herkunft, 2019 ▪ Die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU)1 haben 20192 ca. 423 Milliarden Kubikmeter Erdgas (Pipeline-gebunden plus LNG) importiert. Davon stammten 47% aus Russland und 28% aus Norwegen. Während russische Exporte die Einfuhren per Pipeline dominierten (57%), existierte bei LNG-Importen eine größere Auswahl an Exporteuren. 34% der LNG- Importe kamen 2019 aus Katar (ACER, 2022). ▪ 2019 machten LNG-Importe 23% der Erdgasimporte in die EU aus (ACER, 2022). ▪ In Deutschland wurden 2020 97% des verbrauchten Erdgases importiert (BMWK, 2022). Die Hauptherkunftsländer für Erdgasimporte nach Deutschland waren Russland, Norwegen und die Niederlande. 1 Hier: EU28 inkl. dem Vereinigten Königreich (EU-27: ca. 15 EJ). 2 Aufgrund der gravierenden und teilweise temporären Verschiebungen an den internationalen Rohstoffmärkten im Jahr 2020 als Folge der Corona-Pandemie greifen wir, Eigene Darstellung basierend auf ACER (2022) und Eurostat (2022a). wenn Daten für das Jahr 2021 nicht verfügbar sind, auf Daten für das Jahr 2019 zurück. EU28 inkl. dem Vereinigten Königreich. Entwicklungen im Jahr 2020 werden an relevanten Stellen diskutiert. © EWI 2022 3
Erdgas Die wichtigsten Exporteure von LNG sind Australien, Katar und die USA Globale LNG-Exporte nach Herkunftsland, 2019/2020 Wenn bestehende Erdgas-Liefermengen substituiert werden sollen, muss zwischen Pipeline- gebundenem Erdgas und LNG unterschieden werden: Papua- Sonstige ▪ Pipeline-Importe: Neuguinea 9% Trinidad 2% 2020 Australien − Eine Erhöhung bestehender Pipeline-Importe ist durch verfügbare Pipelinekapazitäten Oman & Tobago 22% beschränkt. Über die neue Pipeline-Verbindung zwischen Norwegen und Polen, die im 3% 3% Winter 2022/2023 fertiggestellt werden soll, könnten zusätzliche Gasmengen in die EU 2019 Algerien importiert werden. 3% ▪ LNG-Importe: Indonesien 3% − Die Erhöhung von LNG-Importen ist ebenfalls durch die verfügbare Infrastruktur begrenzt. 2019: 19,4 EJ1 In der EU befinden sich 21 große LNG-Terminals mit einer Regasifizierungskapazität1 von Nigeria 2020: 19,5 EJ1 ca. 6,3 EJ pro Jahr (GLE, 2022). In den vergangenen Jahren wurden diese Kapazitäten 6% durchschnittlich zu 40-50% ausgelastet. Demgegenüber ist die Verflüssigungskapazität der Exporteure nahezu vollständig ausgelastet, weswegen Exporte kurzfristig nur begrenzt Malaysia Katar erhöht werden können (IEA, 2020). Mittelfristig könnten LNG-Kapazitäten sowohl auf 7% 22% Seiten der Exporteure als auch Importeure ausgebaut werden. − Die wichtigsten Exporteure von LNG sind Australien, Katar und die USA. Ca. 24% der Russland globalen LNG-Exporte gehen bereits nach Europa (BP, 2021). 8% − Die EU steht bei LNG-Importen insbesondere im Wettbewerb mit Ostasien. Die größten USA 13% LNG-Importeure sind Japan (21%) und China (18%) (BP, 2021). Dabei wird ein großer Teil der globalen LNG-Lieferungen über Langfristverträge abgewickelt, was die Möglichkeit Eigene Darstellung basierend auf BP (2021). 1Annahme: 40 MJ/m3. kurzfristiger Lieferungen nach Europa einschränkt. 1 Um Erdgas per Tanker zu transportieren, wird es durch Verflüssigungskapazitäten verflüssigt (LNG). Nach © EWI 2022 4 dem Transport wird das LNG durch Regasifizierungskapazitäten in einen gasförmigen Zustand zurückversetzt, damit es in das Gasnetz eingespeist werden kann.
Steinkohle Die größten Exporteure von Steinkohle in die EU sind Russland, die USA und Australien Steinkohleimporte in die EU und Deutschland ▪ In der EU1 wurden 2019 ca. 65 Mio. t Steinkohle gefördert. Die Förderung ist nach Herkunft, 2019 insgesamt rückläufig und betrug 2020 ca. 56,5 Mio. t. 2019 wurden ca. 116,5 Mio. t Steinkohle importiert. Das entspricht einem Anteil der Importe am 100% 3% Verbrauch von ca. 65%. (Eurostat, 2022b) 8% 2% 5% 90% 3% ▪ Der größte Exporteur von Steinkohle in EU 2019 war Russland (47%), gefolgt 8% 16% 80% von den USA (18%) und Australien (14%). (Eurostat, 2022d) Russland 70% 14% USA ▪ 2021 wurden ca. 32,4 Mio. t Steinkohle nach Deutschland eingeführt. 57% 16% der Steinkohleimporte 2021 kamen aus Russland. Weitere wichtige 60% Australien 18% Lieferländer umfassen Australien (16%), die USA (16%) und Kolumbien (5%). 50% Kolumbien Die heimische Förderung von Steinkohle wurde in Deutschland 2018 Südafrika eingestellt. (Destatis, 2022) 40% Kanada 30% 57% Sonstige 47% 20% 10% 0% EU, 2019 Deutschland, 2021 Eigene Darstellung basierend auf Eurostat (2022d), BMWK (2022) und Destatis (2022). EU27, Stand 2022. 1 Hier: EU27, Stand 2022. © EWI 2022 5
Steinkohle Die größten Exporteure von Steinkohle sind Australien, Indonesien und Russland Globale Steinkohleexporte nach Herkunftsland, 2019/2020 ▪ Steinkohle wird international vor allem über den Seeweg gehandelt. Daher ist der Bezug von Steinkohle aus alternativen Bezugsquellen (neben der Verfügbarkeit von Sonstige Transportkapazitäten, z.B. Schiene und Schiff) vor allem durch die Verfügbarkeit Mongolei 5% von Steinkohle auf dem Weltmarkt bzw. die Zahlungsbereitschaft für diese Kanada 2% 3% Kohlemengen beschränkt. 2020 Südafrika Australien 5% ▪ Australien war 2019 mit einem Anteil von 29% an den weltweiten Exporten 2 der 2019 29% größte Lieferant, gefolgt von Indonesien (25%) und Russland (17%). Weitere, Kolumbien 5% insbesondere für den Kohlehandel im Atlantik-Becken3 relevante Exporteure sind die USA, Kolumbien, Südafrika (je 5%) und Kanada (3%).(BP, 2021) USA ▪ Für die Substitution von Liefermengen in die EU kommen aufgrund der kürzeren 2019: 33,8 EJ1 5% Lieferwege zunächst die Produzenten des Atlantik-Beckens in Frage: die USA, 2020: 31,8 EJ1 Kolumbien und Kanada. ▪ Bei zusätzlicher Beschaffung aus Südafrika, traditionell ein Swing-Supplier zwischen dem Atlantik-Becken und dem asiatisch-pazifischen Raum, steht die EU im stärkeren Russland Wettbewerb mit Asien. Gleiches gilt für die Beschaffung aus Australien. 18% Indonesien ▪ Indonesische Kohle hat einen niedrigeren Energiegehalt. Der Transport über weite 27% Strecken ist daher pro Energieeinheit deutlich teurer, weswegen Kohle aus Indonesien eher innerhalb des asiatisch-pazifischen Raums exportiert wird. Eigene Darstellung basierend auf BP (2021). 1 Aufgrund der Heterogenität von Steinkohle ist eine Umrechnung von Energie- in 2 Bezogen auf Energieeinheiten. Gewichteinheiten nicht ohne weiteres möglich. Für Steinkohleimporte nach 3 ImKohlehandel kann zwischen dem atlantischen Becken mit seinen Anrainerstaaten in Nord-, Deutschland 2021 gibt Destatis (2022) einen mittleren Heizwert von 27,6 PJ/Mio. t an. Mittel- und Südamerika, Europa und Afrika sowie dem pazifischen Becken unterschieden werden. © EWI 2022 6
Erdöl Die größten Exporteure von Erdöl in die EU sind Russland und die MENA-Staaten Erdölimporte in die EU (2019) und Deutschland (2021) ▪ In der EU1 wurden 2019 19,7 Mio. t Erdöl gefördert (Eurostat, 2022b). nach Herkunft Darüber hinaus wurden 2019 ca. 504 Mio. t Erdöl importiert (Eurostat, 100% 2022c). 9% 90% Russland 24% 5% Irak ▪ Zahlreiche Staaten liefern Erdöl in die EU. Dabei wurde 2019 der größte 80% 5% Anteil aus Russland importiert (27%). Russland und sonstige GUS-Staaten2 5% Nigeria 70% 9% deckten 2019 ca. 39% der Erdöl-Importe Europas. Weitere wichtige 6% Saudi-Arabien Lieferländer sind die MENA-Staaten3 (28%). Im Vergleich zu 2019 stieg der 60% 7% 12% Kasachstan Anteil der USA an den EU-Erdöl-Importen von 5% auf 8% in 2020, während die 7% Norwegen 50% Exporte Libyens in die EU deutlich gesunken sind (Eurostat, 2022c). 8% 10% Libyen 40% 8% 10% USA ▪ Deutschland importierte 2021 81 Mio.t Erdöl. Davon wurden 34% durch 9% UK Lieferungen aus Russland gedeckt. Weitere wichtige Lieferanten umfassten 30% die USA (12%), Kasachstan (10%), Norwegen (10%) und das Vereinigte Aserbaidschan 20% Königreich (9%) (BAFA, 2022). 34% Algerien 27% 10% Mexiko 0% Sonstige EU, 2019 Deutschland, 2021 Eigene Darstellung basierend auf Eurostat (2022b), Eurostat (2022c) und BAFA (2022). Herkunftsländer, die für die EU einzeln aufgeführt sind, können für Deutschland in 1 Hier: EU27, Stand 2022. 2 Gemeinschaft Unabhängiger Staaten: Hier bspw. Russland, Kasachstan und Aserbaidschan. Sonstige subsumiert sein. 3 Staaten in Nahost und Nordafrika: Hier bspw. der Irak, Saudi-Arabien, Libyen und Algerien. EU27, Stand 2022. © EWI 2022 7
Erdöl Die größten Exporteure von Erdöl sind die OPEC-Staaten, Russland und Kanada Globale Erdölexporte nach Herkunftsland, 2019/2020 ▪ Erdöl wird international sowohl über den Seeweg als auch via Pipelines gehandelt. Der größere Teil der Rohöl-Importe in die EU wird über den Seeweg geliefert Sonstige (Bruegel, 2022). Daher ist der Bezug von Erdöl aus alternativen Bezugsquellen Nordafrika 8% 2% Saudi-Arabien (neben der Verfügbarkeit von Tankern) vor allem durch die Verfügbarkeit von Mexiko 2020 17% Ölmengen auf dem Weltmarkt, bzw. die Zahlungsbereitschaft für diese Ölmengen, 3% beschränkt. Kuwait 2019 ▪ Es gibt viele erdölexportierende Staaten. Saudi-Arabien ist der weltweit größte 5% Erdölexporteur (17%), gefolgt von Russland (12%), den Staaten Westafrikas (10%) Naher Osten und Kanada (9%) (BP, 2021). 5% Russland ▪ Die Ölexporte der OPEC-Staaten haben einen Anteil von rund 40% an den global 2019: 2.266 Mio.t 12% Süd- und gehandelten Ölprodukten. Die OPEC-Staaten verfügen über freie Mittelamerika 2020: 2.109 Mio.t Produktionskapazität (EIA, 2022), die kurzfristig hochgefahren werden könnte 6% (z.B. in Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten). Im Februar 2022 einigten sich die OPEC+ (inkl. Russland) allerdings auf einen mäßigen Anstieg ihrer Vereinigte Produktionsmengen im März 2022 (FT, 2022). Arabische Westafrika Emirate 10% ▪ Zusätzlich zur generellen Verfügbarkeit von Erdöl auf dem Weltmarkt spielt auch 7% die Frage eine Rolle, ob Öl mit ähnlichen Eigenschaften wie das zu ersetzende Öl USA verfügbar ist und wie flexibel europäische Verbraucher (z.B. Raffinerien) auf 7% Kanada veränderte Öleigenschaften reagieren können (Bruegel, 2022). Irak 8% 9% Eigene Darstellung basierend auf BP (2021). © EWI 2022 8
Diesel und andere Mineralölprodukte Die wichtigsten Exporteure von Diesel in die EU sind Russland und Saudi-Arabien Import von Diesel und Gasölen sowie anderen ▪ Kraftstoffe und weitere verarbeitete Mineralölprodukte für den Verbrauch in der EU Mineralölprodukten in die EU nach Herkunft, 2019 werden sowohl in der EU in Raffinerien hergestellt (basierend auf Rohöl) als auch 100% importiert. 90% 17% ▪ Der Import von Dieselbrennstoffen ist aufgrund des breiten Einsatz sowohl bei 3% Nutzfahrzeugen als auch bei PKW relevant. 2019 wurden ca. 55 Mio. t Diesel und 80% 38% 7% Russland Gasöle1 in die EU2 importiert. 38% der Diesel- und Gasöle-Importe stammten aus 70% 7% Saudi-Arabien Russland (2020 lag der Anteil bei 44%). Weitere große Exporteure in die EU waren 2019 10% USA Saudi-Arabien (18%) und die USA (10%). Bei anderen Mineralölprodukten lag der Anteil 60% 7% Indien Russlands an den EU-Importen bei 28%. Weitere wichtige Lieferanten waren Saudi- 50% 7% Arabien (7%), die USA (7%), Norwegen (7%) und der Irak (7%) (Eurostat, 2022c). 18% 6% UK 40% 7% Norwegen ▪ Deutschland importierte 2019 ca. 19,9 Mio. t Diesel und Gasöle 1. Die importierten 30% 7% Irak Mengen stammten dabei zu 63% aus den Niederlanden und Belgien. Beide Länder Sonstige verfügen über große Raffineriekapazitäten. Ca. 25% der deutschen Diesel und Gasöle- 20% 38% Importe stammten aus Russland (IEA, 2022)3. 28% 10% ▪ Neben der Verfügbarkeit nationaler Produktionskapazitäten4 könnte für die Substitution 0% von Liefermengen die Eigentümerstruktur der Produktionsanlagen von Bedeutung sein. Diesel und Gasöle Andere Mineralölprodukte In Deutschland hält beispielsweise der russische Staatskonzern Rosneft nach eigenen Angaben ca. 12% an der gesamten jährlichen Verarbeitungskapazität (Rosneft, 2022). Eigene Darstellung basierend auf Eurostat (2022c). „Diesel und Gasöle“ (gas/diesel oil) umfasst Dieselbrennstoffe zur Nutzung bpsw. 1 Definition links. in Fahrzeugen und Schiffen, leichtes Heizöl für Industrieanwendungen sowie 2 Hier: EU27, Stand 2022. 3 Davon waren laut (BMWK, 2022) ca.15,9 Mio. t Dieselkraftstoffe. schwere Gasöle für die chemische Industrie. 4 Vgl. IW (2022) für weiterführende Informationen. EU27, Stand 2022. © EWI 2022 9
Uran Die größten Exporteure von Uran in die EU sind Russland und Australien Uran-Importe in die EU nach Herkunft, 2019 ▪ In die EU-Staaten1 wurden 2019 ca. 12.835 t Uran importiert. Nur ca. 2% des verbrauchten Urans werden in der EU gefördert. Die wichtigsten Exporteure in die EU waren 2019 100% 2% Russland und Kasachstan (je 20%) sowie der Niger und Australien (je 15%). (Euratom, 2020) 5% 90% ▪ Der deutsche Verbrauch 2020 betrug 1.012 t. Der Bedarf wurde v.a. durch langfristige 10% Lieferverträge mit Lieferanten in Kanada, den Niederlanden und aus Lagerbeständen 80% gedeckt. (BGR, 2022) 12% Russland 70% Kasachstan ▪ Um Uran zu Brennelementen zu verarbeiten, die dann in Kernkraftwerken eingesetzt 15% werden, muss es zunächst angereichert werden. 2020 betrieben drei EU-Staaten 60% Niger Anreicherungsanlagen: Deutschland, die Niederlande und Frankreich. Damit verfügte die Australien EU über eine Gesamtanreicherungskapazität von 16.600 tSWU2 (Eurostat, 2022e). Der 50% 15% Kanada russische Konzern Rosatom verfügte 2018 über 27.654 tSWU Anreicherungskapazitäten, was einem Anteil von 46% der weltweiten Kapazitäten entspricht. (NEA, 2020) 40% Namibia ▪ Aus angereichertem Uran werden im Anschluss Brennelemente hergestellt. Die wichtigsten 30% 20% Usbekistan Exporteure von Brennelementen waren 2019 Russland (38%), Schweden (24%) und Sonstige Deutschland (12%). (OEC, 2022) 20% ▪ Uran sowie Brennelemente werden in erster Linie über langfristige Lieferverträge 10% 20% gehandelt (BGR, 2022). Dieser Umstand sowie Vorlaufzeiten für Anreicherung und die 0% Herstellung von Brennelementen dürften die kurzfristige Substitution von Liefermengen EU, 2019 erschweren. Eigene Darstellung basierend auf Euratom (2020). 1 Hier: EU28 inkl. dem Vereinigten Königreich. EU28 inkl. dem Vereinigten Königreich. 2 1 tonne of seperative work unit: Einheit für Urantrennarbeit. © EWI 2022 10
Literatur ACER (2022): EU and UK gas supply portfolio 2015_2020 bcm_year. Eurostat (2022e): Nuclear energy facilities, NRG_INF_NUC. BAFA (2022): RohölINFO Dezember 2021. FT(2022): Financial Times, Opec and allies agree further gradual increase in oil production. BGR (2022): Energiestudie 2021. GLE (2022): LNG Import Terminals Map Database February 2022. BMWK (2022): Zahlen und Fakten: Energiedaten, Stand 20.01.22. IEA (2020): LNG trade and liquefaction utilisation rate, 2015-2025. BP (2021): Statistical Review of World Energy, 70th edition. IEA (2022): IEA Oil Information Statistics. Bruegel (2022): Can Europe manage if Russian oil and coal are cut off?. IW (2022): Russlands Bedeutung als Kraftstofflieferant, IW Kurzbericht. Destatis (2022): Einfuhr von Steinkohle für das Jahr 2021. Johnston (2022): Q&A: How the US and International Oil Markets May Respond to EIA (2022): What drives crude oil prices: Supply OPEC. the Loss of Russian Oil Supplies. Euratom (2020): Annual Report 2019. NEA (2020): Uranium Enrichment. Eurostat (2022a): Trade by partner country, NRG_TI_GAS. OEC (2022): Export of Fuel elements non-irradiated for nuclear reactors. Eurostat (2022b): Complete energy balances , NRG_BAL_C. Rosneft (2022): Rosneft Deutschland GmbH. Eurostat (2022c): Trade by partner country, NRG_TI_OIL. Eurostat (2022d): Trade by partner country, NRG_TI_SFF. © EWI 2022 11
KONTAKT Dr. Lisa Just lisa.just@ewi.uni-koeln.de +49 (0)221 277 29 313 Energiewirtschaftliches Institut an der Universität zu Köln (EWI) gGmbH
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