Diabetes mellitus und Psychosomatik

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Diabetes mellitus und Psychosomatik
Fachinformation Psychosomatische Medizin
                                                                                 Wir mobilisieren Kräfte
Integrierte Therapiekonzepte der Rehaklinik Glotterbad

 7. Diabetes mellitus
    und Psychosomatik
       Ganzheitliches Konzept zur Behandlung von
       Patientinnen und Patienten mit Diabetes
       mellitus und psychischen Erkrankungen

Diabetes mellitus und psychische Erkrankungen begünstigen
sich gegenseitig und sind mit einem deutlich erhöhten Risiko
zur Entwicklung von Folgeschäden und Komplikationen sowie                       entscheidende verantwortli-
                                                                                che Rolle in der Diabetesbe-
Chronifizierung und Verlust an Lebensqualität verbunden. Um                     handlung zu (self-empower-
                                                                                ment). Behandlungseckpfeiler
dieser Entwicklung entgegenzuwirken, ist ein integriertes, die                  sind Selbstmanagement und
                                                                                Therapietreue unter beson-
somatischen und psychosozialen Aspekte berücksichtigendes                       derer Berücksichtigung der
                                                                                Arzt-Patienten-Beziehung.
Therapieangebot erforderlich.                                                   Damit Patienten Eigenverant-
                                                                                wortung übernehmen können,
                                                                                benötigen sie eine umfassen-
       Der Diabetes mellitus ist eine komplexe chronische de Unterstützung seitens der Behandler in medi-
       Erkrankung des Kohlenhydrat- und Fettstoffwech-    zinisch-diabetologischer, psychoedukativer aber
       sels, die epidemieartig weltweit zunimmt und zu    auch psycho- und soziotherapeutischer Hinsicht.
       massiven gesundheitlichen Beeinträchtigungen       Häufig finden sich komorbide Störungen im Sinne
       und Belastungen der Betroffenen führen kann. Die   einer Depression, Angst- oder Essstörung, die für
       Prognose und der Verlauf können durch Verände-     den Verlauf und die Behandlung des Diabetes er-
       rungen des Lebensstils und des Krankheitsverhal-   hebliche Risiken darstellen. Ursache des Diabetes
       tens entscheidend positiv beeinflusst werden. Aus  mellitus ist in der Regel eine genetisch determi-
       diesem Grunde kommt dem Patienten selbst eine      nierte Störung der Insulinwirkung an den Zielzellen
Diabetes mellitus und Psychosomatik
Das Programm und seine Komponenten

                                                                            fenen nicht erreicht. Die     Diagnose                                             __Stärkung der Selbstwirksamkeit und individu­
                                                                            Gründe für diese Diskre-                                                             ellen, wie familiären Ressourcen.
                                                                            panz liegen insbesondere      Grundlage jeder Behandlung von Patienten mit         __Reduktion von diabetes- und psychischen ko-
                                                                            in einer relativ geringen     Diabetes mellitus ist die umfassende bio-psycho-       morbiditätsbezogenen Symptomen, Reduktion
                                                                            Therapietreue von Dia-        soziale Untersuchung und Diagnostik:                   der Gesundheitsrisiken durch Verhaltensmodi-
                                                                            betikern, verbunden mit       __Biografische Anamnese unter besonderer               fikation und Optimierung der medikamentösen
                                                                            häufigen Störungen der          Berücksichtigung des „life events“ Diabetes          und nicht medikamentösen Therapie.
                                                                            Arzt-Patienten-Beziehung        mellitus, der Folgeschäden, der bisherigen the-    __Erarbeitung eines realitätsbezogenen Konzeptes
                                                                            unter anderem durch die         rapeutischen Bemühungen und des individuellen        zur weiteren ambulanten Versorgung.
                                                                            fehlende Einbeziehung des       Krankheitserlebens                                 __Einbeziehung der Familienangehörigen in die
                                                                            individuellen und familiä-    __Gründliche Diagnostik und Differenzialdiagnostik     Schulungskonzepte und Verhaltensmodifikatio-
                                                                            ren Lebenskontextes der         begleitender Angst- und Essstörungen sowie de-       nen.
                                                                            Betroffenen in die Behand-      pressiver Störungen und Zwangsstörungen (u. a.     __Reintegration in das soziale und berufliche Um-
                                                                            lung. Andere Ursachen für       Becksches Depressionsinventar, SCL90 sowie           feld, Förderung einer umfassenden Teilhabe im
                                                                            diese Schwierigkeiten in        Fragebögen zu psychischen Begleiterkrankun-          beruflichen und gesellschaftlichen Kontext.
                                                                            der Krankheitsbewältigung       gen bzw. Krankheitsakzeptanz (PAID))               __Vermittlung von ambulanten Unterstützungs-
                                                                            (Coping) sind eine unzurei-   __Körperliche Untersuchung                             möglichkeiten, wie Diabetologen, diabetes­
                                                                            chende Wissensvermittlung     __Umfassende laborchemische Untersuchungen             erfahrenen Psychotherapeuten, Selbsthilfe-
und /oder Insulinsekretionsstörung verbunden mit     und Schulung und/oder häufig nicht diagnostizier-      unter besonderer Berücksichtigung der diabet-        gruppen, Diabetessportgruppen und beruflichen
Übergewicht, ungesunder, fettreicher Ernährung       te psychische Begleit- bzw. Folgeerkrankungen          esspezifischen Marker und Prognoseindikatoren        Integrationsangeboten.
und Bewegungsmangel (Diabetes mellitus Typ 2)        wie Depressionen (doppelt so häufig bei Diabeti-     __Apparative Untersuchungen wie EKG, Belas-
oder eine verminderte Produktion des Insulins        kern auftretend wie in der Normalbevölkerung),         tungs-EKG, Langzeit-EKG, 24-h-RR, Echokardio-
in der Bauchspeicheldrüse durch autoimmune           Angststörungen (besonders Phobien vor dem              graphie, Doppelsonographie der Gefäße, abdo-
Zerstörung der insulinproduzierenden Inselzellen     Blutzuckermessen, dem Insulinspritzen oder auch        minelle Sonographie, Schlafapnoescreening,
(Diabetes mellitus Typ 1).                           vor Unterzuckerungen und Folgeschäden) oder            Lungenfunktion, augenärztliche- und neurologi-
                                                     Essstörungen (Bulimie u./o. Insulin-Purging ge-        sche Untersuchungen
Akute Komplikationen können durch massiv             häuft bei Typ-1-Diabetikern, Binge-eating-disor-     __Sozialmedizinische Anamnese: Beeinträchtigung
erhöhte oder therapiebedingt erniedrigte Blut-       der bei meist übergewichtigen Typ-2-Diabetikern).      von körperlichen und psychischen Funktionen,
zuckerwerte auftreten. Langfristig unzureichen-      25 % aller Patienten mit Diabetes mellitus leiden      von Aktivität und Teilhabe im privaten und be-
de Stoffwechselkontrollen führen zu schweren         an einer depressiven Störung bzw. Patienten mit        ruflichen Kontext, Leistungen zur Teilhabe am
Folgeschäden an verschiedenen Organen wie Herz,      einer depressiven Erkrankung haben ein um 60           Arbeitsleben (LTA), GdB, MdE, Rentenantrag etc.            Die „bio-psycho-soziale“ Medizin in der
Gefäßen, Augen, Nieren, Nerven etc. mit deutlich     % erhöhtes Risiko an einem Diabetes mellitus zu                                                                   Rehaklinik Glotterbad
erhöhter Morbidität, verminderter Lebensqualität     erkranken. Ursächlich für diese hohe Koinzidenz      Therapieziele
und Reduzierung der Lebenserwartung um durch-        sind ein ungesünderer Lebensstil, ein problema-                                                                   Körperliche und seelische Lebensvorgänge sind in uns
schnittlich 14 Jahre sowie erheblichen Krankheits-   tisches Krankheitsselbstbehandlungsverhalten         Die Therapieziele und die Planung der Behand-                untrennbar miteinander verbunden. Dennoch hat die
folgekosten.                                         und neuroendokrinologische Veränderungen,            lung werden mit dem Patienten gemeinsam unter                Medizin – durchaus erfolgreich – Modelle entwickelt,
Seit dem 2. Weltkrieg hat die Zahl der Diabetiker    Depressionen sind mit fast allen medizinischen       Berücksichtigung der somatischen, psychischen                diese Lebensbereiche künstlich zu trennen: Einer
in Deutschland von ca. 600 000 auf 8 Millionen       und psychosozialen Outcome Parametern negativ        und sozialen Befunde sowie der individuellen Er-             „Körpermedizin ohne Seele“ (somatische Medizin) steht
zugenommen mit weiter steigender Tendenz. Das        assoziiert, u. a. mit Hyperglykämie, mikro- und      wartungen des Patienten besprochen und indivi-               eine „Seelenmedizin ohne Körper“ (Psychotherapie)
heißt, für ein/en im Jahr 2000 geborenes Mädchen     makrovaskulären Komplikationen sowie einer           duell festgelegt.                                            gegenüber.
bzw. Jungen besteht bis zum 80. Lebensjahr die       deutlich erhöhten Sterblichkeit. Da die optimierte   __Entwicklung einer tragfähigen therapeutischen              Psychosomatische Medizin als „bio-psycho-soziale“
Wahrscheinlichkeit von 39 bzw. 33 %, an einem        Einstellung des Diabetes mellitus ein hohes Maß      __Beziehung.                                                 Medizin, wie sie in der Rehaklinik Glotterbad angewandt
Diabetes mellitus zu erkranken.                      an Kontrolle und Disziplin erfordert, kommt es be-   __Erarbeitung eines gemeinsamen bio-psycho-so-               wird, versteht sich als Gegengewicht zu diesem vor-
                                                     sonders bei entsprechender Disposition zu einem        zialen Verständnisses der diabetischen Stoff-              herrschenden Dualismus. Sie erforscht und behandelt
Trotz zunehmenden Verständnisses der kom-            unüberwindbar erscheinenden Ambivalenz-Kon-            wechselerkrankung und deren Auswirkung auf                 die vielfältigen und lebendigen Wechselwirkungen zwi-
plexen Stoffwechselstörung und immer dif-            flikt zwischen dem Bedürfnis nach Autonomie und        die Lebensgestaltung sowie die sozialen Inter-             schen körperlichen, seelischen und sozialen Lebens-
ferenzierteren verhaltensmodifizierenden,            Kontrolle einerseits und Abhängigkeitserleben          aktionen und evtl. psychosomatischen und/oder              und Krankheitsaspekten. Wichtigstes Therapieziel ist
medikamentösen und auch operativen Be-               sowie einer erschwerten Individuation und Selbst-      somatischen Begleiterkrankungen.                           dabei die Förderung der Autonomie der Patientinnen
handlungsmöglichkeiten (Adipositas­chirurgie,        bestimmung andererseits, mit Auswirkungen auf        __Vermittlung von störungsspezifischen Kenntnis-             und Patienten durch Aktivierung ihrer eigenen Lebens-
Pankreas- und Inselzelltransplantation), werden      den privaten-, familiären-, aber auch beruflichen      sen und Möglichkeiten, diese in das individuelle           und Bewältigungsressourcen, der Selbstheilungskräfte
die Therapieziele von der Mehrheit der Betrof-       Lebenskontext.                                         und familiäre Lebenskonzept zu integrieren.                und Selbsthilfemöglichkeiten.
Diabetes mellitus und Psychosomatik
Multimodales stationäres Therapiekonzept                                                                   Mit der Diabeteserkrankung assoziierte Angststörungen sind mit ver-
                                                                                                                  haltenstherapeutischen, direkt am Problem ansetzenden und neue Be-
       Unter Berücksichtigung der aktuellen Studienlage zur Behandlung von                                        wältigungsmöglichkeiten erschließenden Interventionen behandelbar.
       depressiven Patienten mit Diabetes mellitus gelten grundsätzlich die in                                    Bei aufgrund von frühen Entwicklungsdefiziten oder Selbstwertstörun-
       der Behandlung der Depression bei Patienten ohne Diabetes mellitus                                         gen in der Persönlichkeit verwurzelten Ängsten sind tiefenpsycholo-
       evaluierten Therapieverfahren. Daneben müssen aber diabetesspezifi-                                        gisch-fundierte Therapieverfahren indiziert. Essstörungen stellen bei
       sche Belastungen berücksichtigt werden.                                                                    Patienten mit Diabetes mellitus ein erhebliches Problem dar, da sie mit
       Kognitive Verhaltenstherapie, psychodynamisch orientierte supportive                                       besonders schlechter Stoffwechseleinstellung, frühzeitiger Entwick-
       Psychotherapie, individualisierte Diabetesschulung und körperliches                                        lung von Folgeschäden und deutlich erhöhter Mortalität einhergehen.
       Training sind nachhaltig wirksame Therapieelemente zur Reduktion                                           Therapiestudien haben gezeigt, dass vorwiegend psychoedukative
       der depressiven Symptomatik, Stärkung der Selbstbehandlungskom-                                            Angebote keine bzw. nur unzureichende Effekte auf die Essstörung
       petenzen, Aktivierung von Ressourcen im Alltag und Verbesserung des                                        und die Stoffwechselkontrolle hatten. Demgegenüber kann durch ein
       diabetischen Stoffwechsels und der Komponenten des Metabolischen                                           multimodales stationäres Therapieangebot eine deutliche Besserung
       Syndroms.                                                                                                  der Essstörungssymptomatik, des Insulin-Purgings und der Stoffwech-
                                                                                                                  selkontrolle nachgewiesen werden.

                                                                                                                  Die Komplexität der erforderlichen multimodalen-psychotherapeu-
                                                                                                                  tischen Interventionen bei Patienten mit Diabetes mellitus und einer
Multimodales stationäres Therapiekonzept bei Diabetes                                                             psychosomatischen Komorbidität implizieren die Notwendigkeit eines
                                                                                                                  primär psychosomatisch ausgerichteten Behandlungsangebotes mit
 Basiskurs Angst                     Individualisierte strukturierte        Gyrokinesis®                          zusätzlicher diabetologischer Expertise.
                                     Diabetesschulung und Ernährungs-       Nordic Walking                        Unter Berücksichtigung der obengenannten störungsspezifischen
                                     beratung                               Medizinische Trainingstherapie        Therapiemodalitäten, des diabetischen Krankheitsstadiums, der soma-
                                                                            Ausdauerlauftraining, Gymnastik       tischen und psychischen Begleiterkrankungen und der psychosozialen
 Basiskurs Depressionen              Gesundheitsbasiskurs                   Schwimmen, Aquajogging                Situation des Patienten werden in der Rehaklinik Glotterbad individuel-
                                                                                                                  le zielorientierte Therapiebausteine zusammengestellt.
 Stressbewältigung                   Basiskurs Diabetes, Hypertonieg-
                                     ruppe, Fettstoffwechselstörungs-
                                                                                                                  Mögliche, diesen Therapieanforderungen entsprechende Therapie-
                                     gruppe
                                                                                                                  bausteine, sind – neben einzel- und gruppenpsychotherapeutischen
 Entspannungsverfahren               Übungsgruppe Essstörungen              Medizinisch-beruflich-orientierte     Angeboten – psychoedukative und bewältigungsorientierte Gruppen
                                                                            ­Reha (MBOR)                          sowie kreative und niederschwellige bewegungstherapeutische Ange-
 Kunsttherapie                       Lehrküche                               Sozialberatung/Sozialtherapie        bote, ergänzt durch das exemplarische Ernährungsangebot nach den
 Konzentrative Bewegungstherapie                                             Infogruppe zu Leistungen der Teil-   Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE).
 (KBT)                                                                       habe am Arbeitsleben                 Der Behandlungsverlauf erfolgt unter regelmäßiger Überprüfung und
 Funktionelle Entspannung (FE)                                               Belastungserprobungen                ggf. Korrektur der Behandlungsziele durch den zuständigen psycho-
 Musiktherapie                                                               Stufenweise Wiedereingliederung      therapeutisch qualifizierten Stationsarzt, unterstützt durch ein mul-
                                                                             Arbeitsplatzkonfliktgruppe           tiprofessionales Team, mit diabetologischer, psychotherapeutischer,
 Paar- und Familiengespräche         Buffetbetreuung
                                                                                                                  ernährungs- und bewegungstherapeutischer Kompetenz.
Diabetes mellitus und Psychosomatik
Kasuistik

           Entwicklungsprozess von Herrn M.                  störungsübergreifenden Selbstbeurteilungsver-                           keit stärkende Therapieangebote. Daneben wurde       Patient wieder an seinen Arbeitsplatz zurückzu-
                                                             fahren wie dem Beck-Depressions-Inventar (BDI),                         nach vorhandenen oder reaktivierbaren Ressour-       kehren, so wird eine stufenweise Wiedereingliede-
Anamnese Herr M., ein zum Erstaufnahmezeitpunkt 54-jäh-      der Symptom Checkliste von Derogatis (SCL-90                            cen geschaut und der Patient ermutigt, diese         rung nach dem Ende der Rehabilitationsmaßnah-
         riger Ingenieur, berichtet im Aufnahmegespräch      R) und dem diabetesbezogenen Belastungsscore                            für sich zu nutzen. Zunehmend aktiver konnte         me mit dem Arbeitgeber und dem Kostenträger
         über Antriebsmangel, Niedergeschlagenheit,          (PAID) ergaben sich Hinweise für eine mittel- bis                       der Patient am Behandlungsverlauf teilnehmen         vereinbart. Aufgrund der weiter bestehenden
         Konzentrationsstörungen, innere Unruhe, Gereizt-    schwergradige depressive Störung, eine hohe Be-                         und die sozialen Angebote des stationären Zu-        Belastungsfaktoren und dem fortgeschrittenen
         heit, früher auch Suizidgedanken und ausgeprägte    einträchtigung durch psychische und körperliche                         sammenlebens nutzen. In den psychoedukativen         Chronifizierungsgrad der Erkrankungen, wird
         Schlafstörungen mit nächtlichen Albträumen und      Symptomatik sowie hohe emotionale Belastun-                             Gruppen, insbesondere im Gesundheitsbasiskurs        unsererseits zur dauerhaften Stabilisierung und
         Panikattacken. Bei näherem Befragen nach den        gen durch die diabetische Erkrankung und deren                          und dem Diabeteskurs gelang es ihm neben der         Aufrechterhaltung seiner psycho-physischen
         angstinduzierenden Träumen erzählt der Patient,     Behandlungserfordernisse.                                               Aktualisierung diabetesspezifischen Wissens,         Restleistungsfähigkeit bezüglich der familiären
         sichtlich erregt, von sich ihm manchmal auch                                                                                eine konstruktive Auseinandersetzung mit den         aber auch beruflichen Anforderungen ein vorge-
         tagsüber aufdrängenden unkontrollierbaren Erin-     Auf dem Boden der obengenannten Symptoma-          Diagnose             körperlichen Erkrankungen und in deren Folge ein     zogenes erneutes psychosomatisch-diabetologi-
         nerungen an Folterungen während seiner Inhaf-       tik, der Biografie der klinischen Befunderhe-                           verändertes Copingverhalten zu etablieren. In den    sches Rehabilitationsverfahren in 1 bis 2 Jahren
         tierung in der ehemaligen DDR wegen versuchter      bung sowie der psychometrischen Testverfahren                           handlungsorientierten Therapieangeboten wie          empfohlen.
         Staatsflucht. Die Symptomatik war vor 6 Jahren      stellten wir auf der Grundlage des ICD 10 folgende                      Malen und Werken konnte er innere imaginative,
         im Rahmen einer koronaren Bypassoperation           behandlungsrelevante Diagnosen: Rezidivie-                              stabilisierende Ressourcenbilder aktiv gestalten.
         bei koronarer 3-Gefäßerkrankung erstmalig in        rende depressive Störung, zzt. schwergradige                            Auf Wunsch des Patienten erfolgte eine auswärti-
         diesem Ausmaß bewusst aufgetreten. An kardi-        Episode auf dem Boden einer Posttraumatischen                           ge umfassende angiologische Untersuchung und
         ovaskulären Risikofaktoren besteht ein Metabo-      Belastungsstörung. Weitere Diagnosen sind ein                           Terminierung einer PTCA zur Rekanalisierung
         lisches Syndrom mit einer Adipositas Grad 1, ein    Metabolisches Syndrom mit dekompensiertem                               der verschlossenen Beinarterien. Die bisherige               Die Rehaklinik Glotterbad
         inzwischen insulinbedürftiger Diabetes mellitus     Diabetes mellitus Typ 2 und gravierenden, mittel-                       antidiabetische Medikation mit fixen Mischinsulin-
         Typ 2, eine Fettstoffwechselstörung, eine Arte-     fristig vital bedrohlichen Folgeschäden. Nach der                       gaben wurde auf eine intensivierte konventionelle            Die Rehaklinik Glotterbad ist eine moderne, bestens
         rielle Hypertonie, eine Nephropathie Stadium Ia     „Internationalen Klassifikation der Funktionsfä-                        Insulintherapie umgestellt, die es dem Patienten             ausgestattete Klinik am Rande des Glottertals, nahe bei
         sowie ein früherer Nikotinkonsum. Insbesondere      higkeit, Behinderung und Gesundheit“ (ICF), die                         erlaubt, flexibel seine Mahlzeiten zu gestalten              Freiburg. 170 komfortable Einzelzimmer (einige davon
         die Antriebslosigkeit sowie die innere Unruhe und   eine Beschreibung des funktionalen Gesundheits-                         und auch so wieder mehr Lebensqualität zu                    stehen als Zwei-Bett-Zimmer für Paare zur Verfügung)
         die Parasuizidalität haben dazu geführt, dass der   zustandes, der Behinderung, der sozialen Beein-                         gewinnen. Die entsprechend dem hohen HbA1c                   präsentieren sich in moderner Ausstattung mit Dusche/
         Patient seit Jahren kaum noch Stoffwechselkont-     trächtigung und der relevanten Umgebungsfakto-                          bei Aufnahme deutlich erhöhten Blutzucker- und               WC, Telefon und kostenlosem TV, fast alle mit Balkon.
         rollen durchführt und es zu einer Dekompensation    ren einer Person erfasst, bestehen bei Aufnahme                         Blutfettwerte normalisierten sich allmählich. Dem            In der Klinik gibt es umfassende Therapien und Frei-
         der diabetischen Stoffwechsellage (HbA1c 11 %)      des Patienten in die Rehaklinik Glotterbad fol-                         Patienten gelang es mit der multiprofessionel-               zeiteinrichtungen (u. a. Schwimmbad, Saunalandschaft,
         gekommen ist. Körperliche Aktivitäten wie Fahr-     gende zumindest mittelgradige Einschränkungen                           len Unterstützung seinen Lebensstil in Richtung              Sport). Die Klinik liegt sehr ruhig in einer parkähnlichen
         radfahren, das früher für ihn eine wesentliche      an Aktivität und Teilhabe: Fähigkeit zur Selbst-                        auf einen achtsameren Umgang mit den eigenen                 Anlage.
         Ressource war, ist aufgrund einer Claudicatio       behauptung, zu Flexibilität und Umstellung, zu                          emotionalen und somatischen Bedürfnissen zu
         intermittens Symptomatik nicht mehr bzw. nur        Spontanaktivitäten, zu außerberuflichen Aktivitä-                       verändern. Die moderaten bewegungstherapeu-                  __Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtung
         noch sehr eingeschränkt möglich.                    ten und zur Durchhaltefähigkeit.                                        tischen Angebote hatten zur Stärkung seiner                    nach § 107 Abs. 2 S V
         In der biografischen Anamnese berichtet der                                                                                 Selbstwirksamkeit und seines Selbstbewusstseins              __Durchführung von stationären und ambulanten
         Patient von einer unauffälligen Kindheit, einer     Unter Berücksichtigung der Therapiewünsche sei- Therapie                beigetragen, insbesondere das Nordic Walking                   medizinischen Rehabilitations-und Vorsorgebehand-
         großen Enttäuschung in seiner 1. Ehe sowie einer    tens des Patienten erarbeiteten wir ein multimo-                        entwickelte sich zu einer bedeutsamen Ressour-                 lungen sowie Anschluss-Heilbehandlungen
         haltgebenden Beziehung zu seiner 2. Ehefrau,        dales, störungsübergreifendes Therapiekonzept                           ce, die er auch gemeinsam mit seiner Ehefrau
         die den Patienten auch zur jetzigen Rehabilitati-   mit einzel- und gruppentherapeutischen Anteilen.                        nutzen konnte.                                               Für Kassenpatienten:
         on begleitet. Beruflich ist der Patient in seinem   Im Sinne eines bio-psycho-sozialen Krankheits-                                                                                       __ Die Rehaklinik Glotterbad hat einen Versorgungsver-
         Ausbildungsberuf seit 10 Jahren in einem gro-       modells wurden die Zusammenhänge zwischen                     Verlauf   Sowohl die Besserung der depressiven und trau-                 trag mit den Krankenkassen nach § 111 SGB V sowie
         ßen Elektrounternehmen tätig. Infolge von wirt-     den traumatischen Erfahrungen in der ehemali-                           maspezifischen Symptomatik als auch die Ver-                   Kur- und Spezialeinrichtung nach § 559 RVO
         schaftsbedingtem Stellenabbau ist es zu einer       gen DDR, deren Reaktivierung durch die Kontroll-                        besserung der somatisch-technischen Befunde
         Arbeitsverdichtung gekommen, die bei gleichzei-     verlustgefühle induzierende koronare Bypass-OP,                         und Beschwerden stärkten sein Selbstwirksam-                 Für Privatversicherte bzw. Selbstzahler:
         tiger Einschränkung der eigenen Leistungsfä-        den depressiven und traumaspezifischen Sympto-                          keitserleben und die Motivation zur dauerhaften              __Erfüllung der Voraussetzungen nach § 4 Abs. 4 MB/
         higkeit durch die psychophysischen Belastungen,     men sowie der dadurch bedingten negativen psy-                          Implementierung der als hilfreich erlebten Ver-                KK (medizinisch notwendige, akutstationäre Kranken-
         den Patienten zunehmend überfordert hat und         cho-physischen Beeinflussung des Metabolischen                          haltensänderungen in seinen Alltag und zu einer                hausbehandlungen)
         schlussendlich zur Arbeitsunfähigkeit seit 6 Mo-    Syndroms erarbeitet. Im Vordergrund standen                             weiteren ambulanten traumazentrierte Psycho-                 __Erfüllung der Voraussetzungen für Rehabilitation/
         naten geführt hat. In den störungsbezogenen und     zunächst stabilisierende und die Selbstwirksam-                         therapie. In der Sozialberatung wünscht sich der               Kuren nach § 4 Abs. 5 MB/KK
Diabetes mellitus und Psychosomatik
Integrierte Therapiekonzepte
         der Rehaklinik Glotterbad
         Die Rehaklinik Glotterbad arbeitet nach einem
         ganzheitlichen Therapiekonzept. Will „bio-psy-
         cho-soziale“ Medizin mehr sein als die bloße
         Addition unterschiedlicher medizinischer Fach-
         richtungen, Therapiemodelle und Menschenbilder,
         so bedarf es eines integrativen Therapiekonzeptes
         als Voraussetzung für eine „Integrierte Medizin“.
         Mindestens sechs verschiedene Integrations­
         ebenen sind dabei zu unterscheiden:
         1. Integration von somatischer Medizin, psycho-
            therapeutischer Medizin und Sozialarbeit bzw.
            Sozialtherapie und Sozialmedizin.                 Qualifikationen der Rehaklinik Glotterbad
         2. Integration tiefenpsychologischer, systemisch-­
            lösungsorientierter, verhaltenstherapeutischer    __Zertifizierung durch die Deutsche Gesellschaft
            und interpersoneller Psychotherapie.                für Ernährung (DGE): Station Ernährung
                                                              __Standort der Konflikthotline Baden-Württem­-
Unsere Reihe „Integrierte Therapiekonzepte“                     berg e.  V.
                                                              __Modellklinik der Thure von Uexküll-Akademie für
In der Reihe „Integrierte Therapiekonzepte der Reha-            Integrierte Medizin (AIM)
klinik Glotterbad“ stellen wir ausgewählte Therapie-          __Anerkannt als qualifizierte Behandlungsstätte für
konzepte der psychosomatischen Medizin vor. Zurzeit             Psychotraumafolgestörungen bei der DABT
liegen vor:                                                   __Zertifiziert als DBT-Behandlungseinheit nach den
1. Das chronische Schmerzsyndrom                                Richtlinien des Dachverbandes für DBT e.  V. für
2. Die Borderline-Störung                                       Patienten mit Borderline-Störung
3. Traumafolgestörung                                         __Mitglied im Netzwerk Rehabilitation bei Fibromyalgie
4. Arbeitsplatzkonflikte – Mobbing                            Personelle diabetesspezifische Qualifikation:
5. Depressive Störung                                         __Fachärzte für Innere Medizin und Allgemeinme-
6. Angststörung                                                 dizin mit Zusatzqualifikationen Diabetes, Ernäh-
7. Diabetes mellitus und Psychosomatik                          rungsmedizin, Sportmedizin, Psychotherapie
                                                              __Diabetesberater DDG, Ernährungsberater DGE
                                                              __Diabetesassistentin DDG
         3. Integration als Herstellung einer Passung         __Fachpsychologe Diabetes DDG
            zwischen der individuellen Wirklichkeit des
            Patienten (z. B. seinen subjektiven Krankheits-   Rehaklinik Glotterbad
            und Gesundungstheorien sowie individuellen
            Behandlungszielen, Reha-Zielen) und dem da-       Fachklinik für Psychosomatik,
            von unterscheidbaren Krankheits- und Behand-      Psychotherapeutische und Innere Medizin
            lungsmodell der Therapeuten bzw. der Klinik.
         4. Berücksichtigung der Auftragskomplexität          Gehrenstraße 10
            psychosomatischer Rehabilitation, die eine        79286 Glottertal
            spezielle systemische Kompetenz der Thera-
            peuten erfordert.                                 Tel. 07684 809-0
         5. Integration von einerseits individueller Thera-   Fax 07684 809-250
            piezielvereinbarung und individuellem Therapie-   E-Mail info@rehaklinik-glotterbad.de
            plan und andererseits modernen störungsspezi-     Web www.rehaklinik-glotterbad.de
            fischen Therapiekonzepten.
         6. Integration störungsorientierter Therapie­        Chefarzt: Dr. med. Werner Geigges
            ansätze mit einer prinzipiell ressourcenorien-    Kaufmännische Leitung: Ulrich Ehret
                                                                                                                     13 -16 -1107 -1407 | Fotos: Petra Rainer

            tierten Sicht: Die Behandlung zielt wesentlich
            darauf ab, eigene Stärken und Fähigkeiten,        Die Rehaklinik Glotterbad ist Teil des Kompetenz­
            Selbstheilungskräfte und Selbsthilfemöglich­      verbunds Südbaden für Psychosomatische Medizin
            keiten zu aktivieren.                             und Abhängigkeitserkrankungen (PAKS) zusammen
         Diese vielfältigen Integrationsleistungen sind nur   mit zwei weiteren Rehakliniken: Kandertal (Familien­
         denkbar durch eine enge Abstimmung innerhalb         rehabilitation) und Birkenbuck (stationäre Sucht­
         des interdisziplinären Behandlungsteams mithilfe     therapie) sowie einem Psychosomatischen Akutkran-
         eines gemeinsamen Modells Integrierter Medizin.      kenhaus, der Thure von Uexküll Klinik.
Diabetes mellitus und Psychosomatik
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