Labordiagnostik bei diabetes meLLitus - Praktische Empfehlungen zur Umsetzung der aktuellen Leitlinien - Synlab
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Labordiagnostik bei Diabetes mellitus Praktische Empfehlungen zur Umsetzung der aktuellen Leitlinien
Labordiagnostik bei Diabetes mellitus Einleitung Diabetes mellitus ist eine Volkskrankheit. Allen Formen des Zwar trifft das Schema „Erwachsen, adipös: Typ2 Diabetes Diabetes mellitus gemeinsam ist die Glukosurie als Folge mellitus“ im Gegensatz zu „Kind, schlank: Typ 1 Diabetes einer Hyperglykämie. Unter dem Krankheitsbild Diabetes mellitus“ oft zu, für eine klare Diagnosestellung ist dieses mellitus werden aber pathophysiologisch sehr unterschiedli- Engramm aber nicht ausreichend. Beispielsweise haben 5 che Krankheitsbilder zusammengefasst1. bis 15 Prozent der Erwachsenen mit der Diagnose „Typ 2 War der Typ 1-Diabetes mellitus bis zur Einführung der Insu- Diabetes mellitus“ einen nicht erkannten autoimmunen (Typ lintherapie im Jahr 1922 ein tödliches Krankheitsbild, so ist 1) Diabetes mellitus7. der Typ 2-Diabetes mellitus als „Wohlstanderkrankung” eine „junge” Diagnose. Aktuelle Schätzungen gehen von einer Neben der Diagnosesicherung eines Diabetes mellitus ist Prävalenzrate des Diabetes mellitus von ca. 6 Millionen in die Zuordnung zum pathophysiologischen Typ wesentlich Deutschland aus, davon 95 % mit Diabetes mellitus Typ 22. für den Krankheitsverlauf und die Art der Behandlung. Eine etwa gleich große Zahl an Menschen hat mutmasslich Dieser Leitfaden beschreibt das Vorgehen bei der Diagnos- einen Diabetes mellitus, der noch nicht erkannt ist. tik des Diabetes mellitus, um rasche Therapieeinleitung und Diabetes mellitus erhöht das Risiko für kardiovaskuläre Risikoreduktion zu gewährleisten. Ereignisse um das Zwei- bis Dreifache. Daher kommt der rechtzeitigen und richtigen Diagnosestellung eine hohe Be- Auf sekundären Diabetes mellitus im Rahmen anderer Vorer- deutung zu. Nationale und internationale Leitlinien geben krankungen (Cystische Fibrose, Eisenspeicherkrankungen klare Diagnosekriterien (Tabelle 1) für Diabetes mellitus in usw.) wird nicht eingegangen werden. allen Altersgruppen vor3,4,5. Basisdiagnostik Tabelle 1. Diagnosekriterien des Diabetes mellitus6 Bei klinischen Symptomen, die den Verdacht eines Dia- Diabetes-Kriterien betes mellitus begründen, schlagen die Praxisleitlinien der • Nüchtern-Plasma-Glukosewert ≥126 mg/dl Deutschen Diabetes Gesellschaft im Rahmen einer Stufen- (7.0 mmol/l) diagnostik zunächst die Bestimmung der Serumglukose, • Gelegenheits-Plasma-Glukosewert ≥200 mg/dl dann des HbA1c und ggf. danach die Durchführung eines (11.1 mmol/l) standardisierten oralen Glukosetoleranztestes (OGT) vor6. • 2h-Plasma-Glukosewert im oralen Glukosetoleranz- Dieses Vorgehen führt im besten Fall zu einer gesicherten test (OGT) ≥200 mg/dl (11.1 mmol/l) Diagnose oder deren Ausschluss. • HbA1c ≥ 6.5 % (48 mmol/mol Hb) Diagnose Wir empfehlen ergänzend zu der Nationalen Versorgung- sleitlinie aufgrund der in Tabelle 2 dargestellten Daten die • Erhöhte Nüchtern-Glukose: 100-125 mg/dl gleichzeitige Bestimmung von Glukose und HbA1c und ab- (5.6-6.9 mmol/l) hängig von den Ergebnissen und der klinischem Situation • Gestörte Glukosetoleranz: 2h-Wert im OGT von einen OGT, auch um einem zeitlichen Verzug vorzubeugen. 140-199mg/dl (7.8-11.0 mmol/l)
Tabelle 2. Diabetesdiagnostik bei 2002 Patienten mit Indikation zur Koronarangiographie aus der Ludwigshafen Risk and Cardiovascular Health (LURIC) - Studie, bei denen anamnestisch kein Diabetes mellitus vorlag. HbA1c (%) Summen Plasmaglukose (mg/dl) < 5.7 5.7 - 6.4 > 6.4 < 100 419 502 74 995 100 -125 235 395 147 777 > 125 21 65 144 230 Summen 675 962 365 2002 Die nationale Versorgungsleitlinie Therapie des Typ 2-Dia- erkannt. Liegt die Plasmaglukose zwischen 100 und 125 betes6 schlägt eine Stufendiagnostik des Diabetes mellitus mg/dl, empfiehlt die Leitlinie eine Lebensstil-Beratung und vor, wobei alternativ zwei „Zugänge“ beschritten werden die Messung des HbA1c erst nach einem Jahr. Die sofortige können. Bestimmung des HbA1c in dieser Gruppe würde indes zur Diagnose Diabetes mellitus bei weiteren 147 Patienten füh- „Zugang“ über das HbA1c: Ein Diabetes mellitus gilt als ren, wodurch die gesamte Diagnoserate wenigstens auf 84 gesichert, wenn das HbA1c über 6.4 Prozent beträgt. Bei Prozent anstiege, allerdings blieben noch 74 Patienten (16 2002 Patienten mit mittlerem bis hohem Gefäßrisiko ohne Prozent) unerkannt (Tabelle 2). bekannten Diabetes mellitus würde dies zu einer Diagnose bei 365 von insgesamt 451 Patienten mit Diabetes mellitus Schließlich sei darauf hingewiesen, dass in diesem Kolle- (anhand von HbA1c und Glukose) führen (siehe Tabelle 2), ktiv weitere 167 Patienten (24 Prozent von 618 Patienten es würden so also zunächst 81 Prozent der Diabetiker er- insgesamt) nur durch eine Plasmaglukose von 200 mg/dl fasst. Liegt das HbA1c im Bereich von 5.7 bis 6.4 Prozent, und mehr im OGT als Patienten mit Diabetes mellitus er- empfiehlt die Leitlinie die Messung der Plasmaglukose kannt wurden. Bei klinischem Verdacht ist daher der OGT nüchtern (oder einen OGT). Durch Messung der Plasmaglu- nicht verzichtbar. kose nüchtern würden weitere 65 Patienten diagnostiziert. Der Anteil der identifizierten Diabetiker steigt auf 95 Prozent an. 21 Patienten (5 Prozent) der Patienten mit Diabetes mel- litus werden mit diesem „Zugang“ übersehen. Beim „Zugang“ über die Plasmaglukose fällt die Diagnose- rate noch ungünstiger aus, denn es werden nur 230 der insgesamt 451 (51 Prozent) Patienten mit Diabetes mellitus
Wird die Diagnose eines Diabetes mellitus gestellt, ist allein anhand von HbA1c, Glukose und/oder OGT eine Zuord- nung zur Pathophysiologie und der damit leitliniengerechten, indizierten Therapie nicht möglich. Hierfür sind neben der ausführlichen Anamnese sowie der klinischen Untersuchung weitere labordiagnostische Schritte notwendig, die in Tabelle 3 zusammengefasst sind. Nur in der Zusammenschau der klinischen Präsentation mit den entsprechenden Laborparametern ist eine präzise Zuordnung möglich. Tabelle 3. Rationale Differentialdiagnostik und Therapiebeginn – kurz und knapp Diagnostik Therapiebeginn Diabetes mellitus < 6 Monate Molekulargenetische Diagnostik Primäre Insulintherapie (Nachweis einer Mutation) frühe Sulfonylharnstoff-Therapie erwägen (bei Verdacht auf Mutation von KCNJ11.2, ABCC8 oder UPD 6q248) Diabetes mellitus im Kindesalter Plasmaglukose Primäre Insulintherapie HbA1c Diabetes assoziierte Antikörper ß-Hydroxybutyrat im Serum (Aceton im Urin) Diabetes mellitus im Jugendalter Plasmaglukose Primäre Insulintherapie HbA1c (bei klinischen oder anamnestischen Hinweisen: Diabetes assoziierte Antikörper an Typ 2-Diabetes denken) ß-Hydroxybutyrat im Serum (Aceton im Urin) C-Peptid (nur bei adipösen Patienten) HOMA-IR (nur bei adipösen Patienten) Bei untypischem Verlauf (geringer Insulinbedarf, familiäre Häufung, andere anamnestische Hinweise) Diagnostik hinsichtlich monogenetischer Diabetesformen Ggf. Therapieumstellung nach Ergebnis Diabetes mellitus in der Schwangerschaft OGTT mit 75 g (cave: andere Grenzwerte) Stadiengerechte Therapie des Gestations-Diabetes HbA1c mellitus (GDM) Diabetes assoziierte Antikörper Ausführliche Familienanamnese (“früher, schlanker” Typ Bei Nachweis von zwei oder mehr Diabetes mellitus- 2 Diabetes mellitus, niedriger BMI vor der Schwanger- assoziierten Antikörpern: Insulintherapie schaft, zusammen mit hoher Nüchternglukose und nur geringem Anstieg): ggf. molekulargenetische Diagnostik Bei MODY 2: keine Therapie, Überwachung Diabetes im mellitus im Erwachsenenalter Plasmaglukose ggf. OGT Bei Nachweis von zwei oder mehr Diabetes Antikörpern: HbA1c Insulintherapie C-Peptid ODER bei Antikörpern gegen GAD und niedrigem ß-Hydroxybutyrat im Serum (Aceton im Urin) C-Peptid: Insulintherapie Diabetes mellitus-assoziierte Antikörper HOMA-IR Ausführliche Familienanamnese (“früher, schlanker” Typ Stadiengerechte Therapie des Typ 2 Diabetes mellitus 2 Diabetes): ggf. molekulargenetische Diagnostik
Der diagnostische Weg und die Empfehlungen stellen die terkrankungen kann bei der Zuordnung hilfreich sein, da klinische Erfahrung der Autoren unter Berücksichtigung z.B. mit dem Typ 1 Diabetes mellitus Zöliakie oder Auto- aktueller Leitlinien dar. Diese sind im Einzelfall stets kritisch immunthyreoiditis als Begleiterkrankungen in ca. 10 % der zu prüfen und keinesfalls als feste Handlungsanweisung Fälle gemeinsam auftreten können. zu verstehen. Für die korrekte Bestimmung der einzelnen Parameter ist die entsprechende Präanalytik und Wahl der Laborparameter geeigneten Abnahmemedien zu beachten. Glukose im Urin Klinische Einordnung Die Bestimmung der Uringlukose ist der „Klassiker“ der Dia- betesdiagnostik und wird in der Routinediagnostik z.B. im Ein schlankes Kind oder schlanker Jugendlicher, der sich mit Rahmen der pädiatrischen U-Untersuchungen angewandt. den klassischen Symptomen Polydipsie, Polyurie, Gewich- Da nicht-diabetische Ursachen wie eine familiäre renale tsabnahme und Abgeschlagenheit, ggf. gar Ketoazidose Glucosurie selten, eine akute tubulo-interstitielle Nephritis vorstellt, sollte zunächst allein Aufgrund der Prävalenz und oder die Gabe einer glukosehaltigen Infusion anamnestisch der damit einhergehenden Wahrscheinlichkeit als Patient mit bekannt sein sollten, ist der Nachweis von Uringlukose im- Typ 1 Diabetes mellitus betrachtet und behandelt werden. mer Anlass, die Diagnostik hinsichtlich eines Diabetes mel- litus weiter zu betreiben. Schwieriger wird die Situation, wenn es sich um einen Pa- tienten mit Übergewicht und vielleicht nicht ganz so dra- Glukosebestimmung im Plasma matischem Krankheitsbeginn handelt. Zwar macht die Die Bestimmung der Plasmaglukose zu diagnostisch- Adipositas einen Typ 2 Diabetes mellitus wahrscheinlich, en Zwecken wird zuverlässig in Ihrem SYNLAB-Labor sie schließt aber einen autoimmunen (Typ 1) oder mono- vorgenommen. Zur Interpretation des Wertes (siehe Tabelle genetischen Diabetes mellitus nicht aus, gerade angesichts 1) ist die Kenntnis des Zeitpunktes (nüchtern, post-pran- der zunehmenden „Hintergrundprävalenz“ von Übergewicht dial, im OGT) notwendig. Zur Diagnostik muss die Blut- und Adipositas in der Bevölkerung. zuckerkonzentration mit präzisen, ringversuchstauglichen Methoden bestimmt werden. Als Probenmaterialien werden Ein Typ 2 Diabetes mellitus tritt in der Regel erst mit dem zumeist kapilläres Vollblut, venöses Vollblut und venöses Beginn der Pubertät und der damit einhergehenden vorhan- Plasma eingesetzt. In den roten Blutkörperchen ist der Glu- denen Insulinresistenz auf. Die Diagnose eines „präpuber- kosegehalt niedriger als im Plasma. Die Glukose im venösen tären Typ 2 Diabetes mellitus“ sollte immer kritisch hinter- Plasma ist daher rund 10 Prozent höher als im venösen Voll- fragt werden, insbesondere da es in Deutschland in den blut. Kapilläres Vollblut verhält sich ähnlich wie venöses Voll- letzten 10 Jahren trotz manch gegenteiliger populärmedial- blut. Die Diagnosekriterien in Tabelle 1 beziehen sich auf die er Verlautbarung keinen Anstieg der Rate an Typ 2 Diabetes Plasmaglukose! bei Jugendlichen gab10,11. Die Geräte zur Blutzuckerselbstkontrolle (point of care, Im Erwachsenenalter ist der Typ 2 Diabetes mellitus die POCT) dürfen für diagnostische Zwecke nicht eingesetzt mit Abstand häufigste neu gestellte Diagnose. Beson- werden. Sie sind in der Regel für kapilläres oder venöses dere Aufmerksamkeit erfordert aber immer ein schlanker Vollblut geeignet. Im Vollblut fällt die Glukose als Folge der Habitus, eine sehr rasche Progredienz der Erkrankung mit Glykolyse in Erythrozyten nach der Blutentnahme ab. Es ist starkem Gewichtsverlust, eine familiäre Häufung ohne Adi- daher mit falsch niedrigen Ergebnissen zu rechnen (nicht positas oder ein sehr rasches Versagen oraler Antidiabetika. jedoch falsch hohen), wenn nicht sofort zentrifugiert wird. Ein Screening auf metabolische oder autoimmune Beglei- Der Abfall der Glukose kann gehemmt werden durch Zusatz
von Glykolysehemmstoffen. Auch im früher gebräuchlichen Tabelle 4. Bewertung des OGT mit 50 g bei Schwangeren NaF-Röhrchen kommt es bis zur kompletten Glykolyse- (nach 1h) Hemmung zu einem gewissen Abbau von Glukose (Abfall Bewertung mg/dl mmol/l bis 6 % in der ersten Stunde). Zur Stabilisierung der Glu- kose werden daher heute NaF/Citrat-Puffer-Röhrchen ver- Unauffällig < 134 < 7.5 wendet. Graubereich, 75g g 135 -200 7.5 - 11.1 OGT durchführen Oraler Glukosetoleranztest (OGT) Diabetes mellitus > 200 > 11.1 Der orale Glukosetoleranztest ist ein standardisiertes Ver- fahren und galt lange als der „GOLD-Standard“ der Diabe- tesdiagnostik, das HbA1c als diagnostisches Kriterium ist erst seit kurzem Bestandteil der Leitlinien. Tabelle 5. Bewertung des OGT mit 75 g bei Schwangeren: Ein Überschreiten des Grenzwertes stellt die Diagnose Eine definierte Menge Glukose (1,75 mg/kg Körpergewicht, “Gestationsdiabetes” max. 75 g) wird dabei dem morgendlich nüchternen (8-12 mg/dl mmol/l Stunden Karenz von Nahrung und Nikotin nachdem zuvor mindestens drei Tage kohlenhydratreich gegessen wurde) Nüchtern < 92 < 5.1 Patienten zu trinken gegeben (250-300 ml, industrielle Lö- 1h 180 10.0 sungen erhältlich) und die Glukose aus dem venösem Plasma 2h > 153 > 8.5 zu den Zeitpunkten 0 und 120 min bestimmt (siehe Tab 1)12. HbA1c Bei allen Schwangeren, bei deinen kein Diabetes mellitus Das glykierte Hämoglobin ist sowohl Teil der diagnostischen bekannt ist, soll zwischen den Schwangerschaftswochen Kriterien für den Diabetes mellitus (Tabelle 1) wie auch Ver- 24 und 27+6 ein allgemeines Screening auf Diabetes melli- laufsparameter in der Therapie. Da die Bindung der Glu- tus mit 50 g Glukose (nach Mutterschaftsrichtlinie zu Lasten kose an das Hämoglobin A nicht-enzymatisch stattfindet, der gesetzlichen Krankenkassen) durchgeführt werden. Der gibt der Wert eine Aussage über den mittleren Blutglukose- Test kann unabhängig von Tageszeit und Fasten gemacht wert der letzten 6-12 Wochen wider (je nach Überlebenszeit werden, Messzeitpunkt ist hier nach einer Stunde. Die Bew- der Erythrozyten). Auch wenn die SI-Einheit mmol/mol Hb ertung ist in Tabelle 4 dargestellt. Ein Wert im „Graubereich“ aufgrund der IFCC-Standardisierung inzwischen die empf- beim „50 g Screening“ sollte zu einem OGT nach obigen ohlene Darstellung des Paramters ist, ist doch in großen Standard mit 75 g führen. Teilen der Welt weiterhin der Prozentwert gebräuchlich. Ein deutlich erhöhter HbA1c-Wert (> 6.5 % / 48 mmol/mol Hb) Bei Schwangeren mit hohem Diabetesrisiko sollte nach der kann als beweisend für einen Diabetes mellitus angesehen Leitlinie der Deutschen Diabetes Gesellschaft gleich der werden, da transiente Hyperglykämien nicht zu einer so 75g-OGT erfolgen, um Doppeltestungen zu vermeiden. deutlichen Erhöhung führen. Bei Hämoglobinopathien oder Allerdings gelten für Schwangere andere Grenzwerte, die in anderen Gründen für eine veränderte Erythrozytenlebens- Tabelle 5 dargestellt sind. zeit ist der HbA1c-Wert nur eingeschränkt beurteilbar.
C-Peptid ß-Hydroxybutyrat im Serum/ Aceton im Urin C-Peptid wird bei der Sekretion des Insulins aus dem Pro- Ketonkörper wie ß-Hydroxybutyrat (BHB) oder Aceton sind insulin abgespalten und entsteht in äquimolarer Menge Surrogatparameter der Lipolyse und zeigen somit entweder wie Insulin. Es ist biochemisch weniger aktiv und wird viel einen Fastenzustand oder einen absoluten Insulinmangel langsamer abgebaut als Insulin. Es ist ein guter Indikator an, da unter Insulinwirkung die Lipolyse gehemmt wird. für die tatsächliche Rate der Insulinsekretion. Ein erniedrig- ter oder ein nicht stimulierbarer C-Peptid-Spiegel spricht Da es sich beim Typ 1 Diabetes um einen absoluten Insulin- für eine ß-Zelldysfunktion, die beim Typ 1 Diabetes mit mangel handelt, kann der Nachweis deutlich erhöhter Spie- Diagnosestellung, beim Typ 2 Diabetes erst nach langem gel von BHB einen auf Typ 1 Diabetes hinweisen. Krankheitsverlauf auftritt, nämlich wenn die ß-Zellen „er- schöpft“ sind. Außer der POCT-Bestimmung von BHB im Serum stehen die laborchemische Bestimmung im NaF-Plasma und die Die Bestimmung des C-Peptids ist sinnvoll, wenn die Anam- semiquantitative Bestimmung von Urin-Aceton im sin- nese und der Habitus nicht eindeutig sind (schwere Keto- gulären oder Kombitest zur Verfügung. azidose und schlanker Patient ist ohnehin hochsuggestiv für Typ 1-Diabetes). Weitere Einzelheiten finden sich in Tabelle 3. Bei kohlenhydratarmer Diät („low Carb“) sind ebenfalls deu- tlich erhöhte Ketonkörper nachzuweisen, hier ist dieser Pa- HOMA-IR (Homeostasis Model Assessment)14 rameter zur Differenzierung nicht geeignet. Die Berechnung des HOMA-Index, in den Insulin- und Glu- kosespiegel vom gleichen Zeitpunkt eingehen, dient der Ab- Diabetes mellitus-assoziierte Antikörper schätzung der Insulinresistenz: Zur Unterscheidung der beiden „Hauptformen“ des Diabe- HOMA-Index = Insulin (nüchtern, µU/ml) x Blutzucker tes mellitus sind Bestimmungen der Diabetes assoziierten (nüchtern, mg/dl) / 405 (22.5 bei mmol/l). Die Beurteilung Antikörper (Tabelle 7) hilfreich. Obwohl es sich bei der „In- zeigt Tabelle 6. sulitis“ der Langerhans’schen Inseln mit Destruktion der ß- Zellen um eine T-lymphozytäre Infiltration handelt15, können Tabelle 6. Beurteilung des HOMA-Index aus Insulin- und beim autoimmunen Diabetes mit diesem Prozess assozi- Glukosekonzentration ierte Autoantikörper nachgewiesen werden16. ≤ normal Tabelle 7. Diabetes mellitus-assoziierte Antikörper > 2 Hinweise auf eine Insulinresistenz • Inselzell-Antikörper (ICA) > 3 Insulinresistenz wahrscheinlich • Insulinauto-Antikörper (IAA) In Zweifelsfällen (siehe oben), zum Beispiel dann, wenn eine • Glutamatdecarboxylase-Antikörper (GADA) Bestimmung des nüchternen C-Peptids erfolgt, empfiehlt • Tyrosinphosphatase-Antikörper IA-2- (IA2A) sich die simultane Berechnung des HOMA-IR durch Mes- sung des nüchternen Insulins (insbesondere bei adipösen/ • Zink-Transporter-8-Antikörper (ZnT-8A) übergewichtigen Patienten).
Die Bestimmung der IAA ist nur VOR dem Beginn einer In- Ein negatives Ergebnis der Antikörper-Testung macht einen sulintherapie sinnvoll, da die Substitution rekombinant her- Typ 1 Diabetes eher unwahrscheinlich. Der Nachweis eines gestellter Insuline zu erhöhten Titern führen kann. einzelnen Diabetes mellitus-assoziierten Antikörpers bei nur milder Klinik ist kein hinreichender Beweis für einen Typ 1 Der Nachweis von zwei oder mehreren dieser Antikörper Diabetes. Da die Anzahl der Antikörper (insbesondere bei sichert die Diagnose „Diabetes mellitus Typ 1“, da neueste noch nicht bestehenden Symptomen) von prognostischer Empfehlungen das Vorhandensein von zwei oder mehr Bedeutung sein kann, deren Vorkommen aber heterogen Autoantikörpern bereits als einen beweisend für Typ 1 Dia- ist, ist es lege artis alle 5 Antikörper zu bestimmen. betes mellitus in einem frühen Stadium bezeichnen. Eine Stadieneinteilung des Typ 1 Diabetes mellitus zeigt Tabelle 8. Grundlage für diese Einteilung sind Untersuchungen, die eine nahezu hundertprozentige Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung eines Typ 1 Diabetes mellitus bei frühem Vorlie- gen von zwei oder mehr Autoantikörpern zeigen. Tabelle 8. Stadien des Typ 1 Diabetes mellitus (adaptiert nach17) Stadium 1 Stadium 2 Stadium 3 Klinik • Autoimmunität • Autoimmunität • Neu manifestierte Hyper- • Normoglykämie • Dysglykämie glykämie • Präsymptomatisch • Präsymptomatisch • Symptomatisch Diagnosekriterien • Multiple Autoantikörper • Multiple Autoantikörper • Klinische Symptome • Keine gestörte Glukose- • Dysglykämie • Diabetes nach Leitlinien- toleranz oder Nüchtern- • HbA1c erhöht aber < 6.5 kriterien glukose % (47 mmol/mol Hb) Bei Manifestation eines Diabetes mellitus im Kindes- und Therapiebeginn bei zunächst nicht eindeutiger Jugendalter werden in 85 - 90 % der Fälle Antikörper Diagnose nachgewiesen, von dem verbliebenen Zehntel lässt sich die Hälfte (ca. 5 % der Gesamtheit) derzeit sicher anderen Auch ohne abschließende Diagnose kann im Einzelfall im In- Diabetesformen (vor allem monogenetische, nur ca. 0.03 teresse des Patienten die Therapie begonnen werden. Die Prozent Typ 2 Diabetes) zuordnen, so dass ca. 5 Prozent Art der Behandlung sollte sich hier primär nach der Stoff- der Diabetesfälle derzeit als Antikörper-negativer Typ 1 Dia- wechselsituation des Patienten richten. Eine schwere Stoff- betes betrachtet werden. wechselentgleisung mit metabolischer (Keto-)Azidose, die Insbesondere auch im Erwachsenenalter ist die Bestim- beim Typ 2 Diabetes zwar selten, aber dennoch möglich mung dieser Antikörper bei nicht oder wenig übergewichti- ist, erfordert ebenso eine ausreichende, gewichtsadaptierte gen Menschen ein wichtiger Parameter zur Differenzierung Insulintherapie wie die diabetische Ketoazidose beim Typ zwischen „LADA“ (Late Autoimmune Diabetes in Adult- 1 Diabetes. Für die Weiterführung der Therapie kann dann hood“) und möglichen anderen Diabetesformen. die erneute Einbeziehung der Anamnese und der weiteren Laborparameter (siehe Tabelle 3) sinnvoll sein.
Beim Vorliegen eines singulären Diabetes mellitus-as- Weiterführende Diagnostik bei nicht klassischer soziierten Antikörpers stellt sich die Frage der klinischen Diagnose Präsentation des Patienten (Polydispie, Polyurie, Gewich- tsverlust ?), denn für einen Typ 1 Diabetes ist dieses kein LADA (Late Autoimmune Diabetes in Adulthood) hinreichender Beweis. Bestand aber in der letzten Zeit eine Einem zunächst klinisch als Typ 2 eingestufter Diabetes katabole Stoffwechsellage (Bestimmung von ß-Hydroxyb- mellitus kann ein langsam progredienter autoimmuner Dia- utrytat) mit Gewichtsverlust, ist an einen Insulinmangel zu betes mellitus, der „Late Autoimmune Diabetes in Adult- denken (C-Peptid-Bestimmung !) und eine Insulintherapie hood“ (LADA) zugrunde liegen. Typisch ist dann ein eher einzuleiten. junges Lebensalter (35-50 Jahre), ein eher schlanker Habi- Bei gleichleibendem Gewicht oder gar Zunahme und er- tus sowie ein rasches Versagen oraler Antidiabetika. In der höhten Insulinspiegeln bzw. HOMA-IR und klinischen Hin- Familienanamnese könnten ähnliche Fälle oder Fälle mit Typ weisen auf einen Typ 2 Diabetes sollte zunächst eine Insu- 1 Diabetes bekannt sein. Bei Verdacht auf LADA kann eine lintherapie vermieden werden (sofern der Blutzuckerwert es Bestimmung des C-Peptids, das in späteren Stadien der Er- zulässt). krankung erniedrigt ist, sowie die Bestimmung der Diabetes In der Nationalen Versorgungsleitlinie für Typ 2 Diabetes assoziierten Antikörper richtungsweisend sein. Beim LADA wird die Insulintherapie erst nach Ausschöpfung anderer ist auch der Nachweis singulärer GAD-Antikörper möglich. Therapieoptionen als Ergänzung an dritter Stelle (nach ora- Beim LADA scheint sich ein frühzeitiger Therapiebeginn mit len oder subcutanen Antidiabetika) bzw. als intensivierte In- Insulin protektiv auf die ß-Zellen auszuwirken22. sulintherapie an vierter und letzter Stelle empfohlen. Monogenetische Formen des Diabetes mellitus („Maturity Onset Diabetes of the Young“, MODY) Tabelle 9. Mögliche Anamnestische Hinweise auf einen Typ Ein klinisch manifester, phänotypischer Typ 1 Diabetes (In- 2 Diabetes (gekürzt nach 20) sulinmangel, nicht-adipös) ohne den Nachweis Diabetes mellitus-assoziierter Antikörper wird in den gängigen Klas- Anamnese: sifikationen oft als „Diabetes mellitus Typ 1b“ bezeichnet. Übergewicht, hoher Blutdruck, Fettstoffwechselstörungen, Zeichnen sich bei solchen Patienten im Behandlungsver- Infektneigung – insbesondere Entzündungen der Haut, lauf untypische Muster, wie z.B. ein ungewöhnlich niedriges Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Schwäche, geringe körperliche Aktivität, Medikamenteneinnahme (z.B. Glucocorticoide), HbA1c, niedriger Insulinbedarf (< 0,5 Einheiten/kg KG/Tag Rauchen, Depression, Geburt von Kindern > 4 000 g ein Jahr nach Diagnose), kaum fluktuierende Blutzuckerw- erte oder eine positive Familienanamnese mit untypischen Familienanamnese: Verläufen oder „frühem Typ 2-Diabetes“ ab, ist stets differ- Diabetes mellitus, Übergewicht, Bluthochdruck, Fettstoff- wechselstörungen, Herzinfarkt, Schlaganfall, frühe Sterblich- entialdiagnostisch an eine monogenetische Diabetesform keit, Amputationen („maturity onset diabetes of the young“, MODY) zu denken. Gemeinsames Merkmal dieser Erkrankung sind genetisch bedingte Störungen der Insulinsekretion oder –freisetzung. Bei Verdacht auf MODY empfiehlt sich eine molekluargene- tische Untersuchung. Die häufigsten MODY-Gene sind in Tabelle 10 zusammengefasst.
Tabelle 10. Die MODY-Gene, modifiziert nach24 Häufigkeit (%)* Gen Manifestatation Klinik Therapie Ausgeprägte Hypergly- Jugendliche, MODY 1 5 - 10 HNF 4A kämie, normale Nieren- Sulfonylharnstoff junge Erwachsene schwelle Milde Hyperglykämie, MODY 2 10 - 20 GCK Von Geburt an Keine oder diätetisch oft Zufallsbefund Ausgeprägte Hypergly- Jugendliche, Repaglinid/ MODY 3 60 -70 HNF1A kämie, niedrige Nieren- junge Erwachsene Sulfonylharnstoff schwelle MODY 4 1 -2 PDX1 Junge Erwachsene Milde Hyperglykämie Insulin Ausgeprägte Hyperglykä- MODY 5 3-9 HNF 1B Erwachsene mie, Fehlbildungen Nieren, Insulin Harnwege, Genitalien Milder klinischer Verlauf MODY 6
Neonataler Diabetes mellitus Möglichkeiten der Früherkennung und Jeder Diabetes mellitus, der vor einem Lebensalter von 6 Prävention Monaten auftritt, wird als neonataler Diabetes mellitus be- zeichnet. Bis zum Beweis des Gegenteils muss von einer Typ 1 Diabetes genetischen oder syndromalen Diabetesform ausgegangen In den Leitlinien wird ein generelles Screening auf Typ1 Dia- werden. Bei den häufigsten Formen des neonatalen Dia- betes mellitus nicht empfohlen. betes mellitus, die nicht das Insulingen betreffen, kann eine Derzeit werden in groß angelegten, populationsbezogenen Therapie mit Sulfonylharnstoffen erfolgen, andernfalls ist Screening-Studien Früherkennungsuntersuchungen für den eine Insulintherapie erforderlich. Typ 1 Diabetes durchgeführt. In Niedersachsen und in Bay- ern wird mittels einer EDTA-Probe nach Autoantikörpern ge- Risikoprofile und häufige Begleiterkrankungen sucht, in Sachsen, Bayern und Niedersachsen erfolgt eine beachten! HLA-Typisierung aus der Trockenblutkarte im Rahmen des Neugeborenen-Screenings bei der U2-Vorsorgeuntersu- Aufgrund des erhöhten vaskulären Risikos bei Diabetes mel- chung. Da Diabetes assoziierte Antikörper auch transient litus sollen anlässlich der Diagnose eines Diabetes mellitus vorkommen können, sollten diese Screening-Untersuchun- alle anderen Risikofaktoren für Gefäßerkrankungen evaluiert gen aktuell nur in betreuten Studienumgebungen erfolgen. werden, bzw. deren Therapie intensiviert werden. Diese gewährleisten bei positivem Ergebnis eine enge An- Nikotinkarenz sollte unbedingt strikt eingehalten werden. bindung der Familie an ärztliche Betreuung, Folgeuntersuc- Zur Erkennung eines endogenen Risikos für Gefäßverän- hungen und psychologische Begleitung. derungen sollten Bestimmungen der Serumlipide und Lipo- Kindern mit einer Disposition oder prädiabetischen Autoim- proteine (LDL-Cholesterin, HDL-Cholesterin, Triglyzeride, munität können aktuell Interventionsstudien (www.typ1dia- Lipoprotein (a)) sowie der Harnsäure erfolgen, um diese betes-verhindern.de, www.gppad.org) angeboten werden, Risikofaktoren ebenfalls therapeutisch beeinflussen zu kön- die nicht an das Screening gebunden sind. nen. Bei bestehendem Diabetes mellitus gelten niedrigere Wenn Eltern die Teilnahme an einer solchen Studie erwägen, Grenzwerte und Therapieziele! Eine Blutdruckkontrolle, ggf. kann die o.g. Diagnostik (Bestimmung der Diabetes-asso- 24h-RR-Messung, zur Abklärung eines möglichen Hyper- ziierten Antikörper, HLA-Typisierung) auch ohne klinische tonus, sowie die Erfassung des peripheren und zentralen Zeichen sinnvoll sein. Gefäßstatus zur Erhebung eines Ausgangsbefundes, ggf. durch Kardio-/Angiologen, sind wichtig. Typ 2 Diabetes Für Erwachsene gibt es die Möglichkeit, ein individuelles Folgeerkrankungen beachten und verhindern! Risiko des einzelnen Patienten abzuschätzen. Hierfür gibt es z.B. vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Um mögliche Folgeerkrankungen des Diabetes mellitus bzw. den DRT: „Deutscher Diabetes-Risiko-Test®, http://drs.dife. deren Frühformen zeitig zu erkennen, sind jährliche Kontrol- de). Ausgehend vom Ergebnis können die Bestimmung des len von Blutdruck (art. Hypertonie als Folge- oder Beglei- HbA1c oder ein oraler Glukosetoleranztest indiziert sein. terkrankung), augenärztliche Beurteilung der Retina (Diabe- Präventionsmöglichkeiten können u.a. ausreichende Bewe- tische Retinopathie), Urinuntersuchungen auf Mikroalbumin gung sowie die bedarfsgerechte Energiezufuhr sein. (diabetische Nephropathie), die Erhebung des Gefäßstatus (Angiopathie), des Nervenstatus (diabetische Neuropathie) Andere Diabetesformen und die Inspektion der Füße (Endorganschäden, diabe- Bei bekanntem monogenetischem Diabetes mellitus sollte tischer Fuß bei bestehender Neuro- oder Mikroangiopathie) unter Hinzuziehung einer humangenetischen Expertise eine nötig. Zur Sicherstellung der regelmäßigen Erhebung der Diagnostik weiterer Angehöriger erwogen werden. Nach Risikoparameter bieten die gesetzlichen Krankenkassen einem Gestationsdiabetes ist leitliniengerecht stets eine das strukturierte „Disease Management Programm“ für Typ Nachsorge u.a. mit erneutem OGT bei Insulinfreiheit durch- 1 und Typ 2 Diabetes an. zuführen.
Anhang: Hinweise zur Abrechnung Für die in diesem Artikel genannten labordiagnostischen Parameter gelten die im Folgenden zusammenfassend dar- gestellten Abrechnungsbedingungen. Tabelle 11. Abrechnungsziffern je Parameter* Parameter EBM-GOP GOÄ-Ziffer Nur berechnungsfähig, wenn die La- Nur berechnungsfähig bei Erbringung boruntersuchung direkt beim Patienten 32025 in der Arztpraxis des Vertragsarztes, 3514 […] oder in den eigenen Praxisräumen der die Untersuchung veranlasst hat. […] erfolgt. Quantitative Bestimmung […], auch 32057 mittels trägergebundener (vorportio- 3560 Glukose nierter) Reagenzien. Example Diagramm, 15 pt (Serum, Plasma) Bei jeder verwendeten Methode und Im Zusammenhang mit der Erbringung aus jedem Material (Blut, Urin) berech- 32881 der Gebührenordnungsposition 01732 nungsfähig. (Gesundheitsuntersuchung) Glukosebestimmung (Screening zum 01812 Gestationsdiabetes nach 01777) Glukose im Urin 32057 s.o. 3560 s.o. Blutzuckertagesprofile und Blutzucker- belastungstests, z. B. oraler Glukosetoleranz-Test, sind 3611 Blutzuckertagesprofil oder Glukoseto- Oraler Glukose-toleranz- 32057 entsprechend der Anzahl durchge- oder leranztest (viermalige Bestimmung von test - OGT führter Glukosebestimmungen mit 3613 Glukose) Mehrfachansatz der GOP 32057 zu berechnen. Quantitative Bestimmung, Glykierte HbA1c 32094 3561 Glykierte Hämoglobine (HbA1c) Hämoglobine C-Peptid, Quantitative Bestimmung C-Peptid 32365 4046 C-Peptid mittels Immunoassay Insulin, Quantitative Bestimmung mit- Insulin 32359 4025 Insulin tels Immunoassay HOMA-Index Rechenwert ohne Abrechnung 3815. H2 Langerhans-Inseln (ICA) Antikörper gegen Inselzellen, z. B. ICA, qualitative Immunfluoreszenz-Untersu- Inselzell-Antikörper (ICA) 32500 Glutaminsäuredecarboxylase-Antikör- chung (bis zu zwei Titerstufen) per (GADA) quantitative Immunfluoreszenz-Unter- 3842 suchung (mehr als zwei Titerstufen) Antikörper gegen Insulin, Untersu- Insulinauto-Antikörper 32501 Insulin-Antikörper 3898 chung auf Antikörper mittels Ligan- (IAA) denassay Antikörper gegen Inselzellen, z. B. ICA, Glutamat-Decarboxylase- Untersuchung auf Antikörper mittels 32500 Glutaminsäuredecarboxylase-Antikör- 3877 -Antikörper(GADA) Ligandenassay per (GADA) Antikörper gegen Inselzellen, z. B. ICA, Tyrosinphosphatase-Anti- Untersuchung auf Antikörper mittels 32500 Glutaminsäuredecarboxylase-Antikör- 3877 körper IA-2- (IA2A) Ligandenassay per (GADA)
Parameter EBM-GOP GOÄ-Ziffer Qualitativer Nachweis und/oder quan- Zink-Transporter-8 Anti- titative Bestimmung von Antikörpern Untersuchung auf Antikörper mittels 32505 3877 körper (ZnT-8A) gegen körpereigene Antigene (Autoan- Ligandenassay tikörper) Postnatale Mutationssuche zum Nachweis oder Ausschluss einer 11513 krankheitsrelevanten oder krankheits- Nukleinsäureisolierung auslösenden konstitutionellen genomi- Amplifikation je Zielsequenz schen Mutation in bis zu 25 Kilobasen Hybridisierung je Zielsequenz kodierender Sequenz einschließlich Sequenzierung je Zielsequenz zugehöriger regulatorischer Sequen- 3920 zen (je vollendete 250 kodierende 3922 MODY („maturity onset Aus methodischen Gründen (Next- Basen, ab der 21. Leistung im KHF 3924 diabetes of the young“) Generation-Sequencing oder Sanger- erfolgt Abwertung auf 271, HW 24.914 3926 Sequenzierung) sind unterschiedliche Punkte im KHF) Ziffernkombinationen und Multipli- Genehmigungspflichtige postnatale katoren je Untersuchungsindikation Mutationssuche, wenn mehr als 25 kb möglich. kodierender Sequenz 11514 ggf. zusätzlich Grundpauschale 11301, o.a. * aufgrund der Methodenabhängigkeit der jeweils durchgeführten Laboruntersuchung sind die genannten Ziffern als Vorschläge zu verstehen. Bei Verwendung anderer Untersuchungsverfahren können teilweise auch abweichende Ziffern zum Tragen kommen. Ausnahmekennziffern Bei gesetzlich versicherten Patientinnen und Patienten mit Diabetes mellitus können im Zusammenhang des Wirtschaftlich- keitsbonus nach GOP 32001 EBM Ausnahmekennziffern angegeben werden, damit die veranlassten Laborkosten keine mindernde Wirkung auf den Bonus haben. Dabei gelten ab 1.4.2018 zwei neue Regelungen. 1. Nur noch bestimmte Leistungen (GOPen) mindern nicht den Bonus, alle anderen Leistungen jedoch schon. 2. Es kann mehr als eine Ausnahmekennziffer angegeben werden, z.B. bei Diabetes mellitus und Niereninsuffizienz. Tabelle 12. Ausnahmekennnummern je Indikation ab 1.4.2018* Budget-neutrale Kennnummer Indikation Leistungstext der budgetneutralen GOPen GOPen 32025 Glukose, Quantitative Bestimmung Glukose, Quantitative Bestimmung auch mittels trägergebun-dener 32057 Manifester (vorportionierter) Reagenzien 32022 Diabetes 32066 Kreatinin (Jaffé-Methode) mellitus 32094 Glykierte Hämoglobine (z. B. HbA1c) 32135 Mikroalbuminurie-Nachweis 32064 Harnsäure 32065 Harnstoff Chronische Nie- 32066 Kreatinin (Jaffé-Methode) reninsuffizienz mit einer 32081 Kalium endogenen 32018 32083 Natrium Kreatinin- Clearance 32197 Harnstoff-, Phosphat- und/oder Calcium-Clearance < 25 ml/min 32237 Gesamteiweiß im Liquor oder Harn 32411 Intaktes Parathormon 32435 Albumin * weitere, in Betracht kommende Kennnummern, vgl. https://institut-ba.de/ba/babeschluesse/2017-12-11_ba412.pdf
Budget-neutrale Kennnummer Indikation Leistungstext der budgetneutralen GOPen GOPen Manifeste 32082 Calcium angeborene 32101 TSH Stoffwechsel- und/oder 32309 Phenylalanin endokrinologi- 32310 Aminosäuren sche Erkran- 32017 32320 fT4 kung (en) bei Kindern 32321 fT3 und Jugendli- chen bis zum 32359 Insulin vollendeten 18. Lebensjahr 32367 Cortisol 32368 17-Hydrox-Progesteron 32370 HGH, STH 32371 IGF-I, SM-C, IGFBP-3 32401 Dihydrotestosteron 32412 ACTH
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Autoren Dr. med. Torben Biester Facharzt für Kinder und Jugendmedizin, Diabetologie, Notfallmedizin, Fachgebundene Humangenetische Beratung, Diabetologie DDG Diabetes-Zentrum für Kinder und Jugendliche AUF DER BULT Janusz-Korczak-Allee 12 30173 Hannover Dr. rer. nat. Jan Rathenberg Leiter Strategische Abrechnung SYNLAB Holding Deutschland GmbH Gubener Straße 39 86156 Augsburg Univ. Prof. Dr. med. Winfried März Facharzt für Laboratoriumsmedizin SYNLAB Akademie Synlab Holding Deutschland GmbH P5, 7 68161 Mannheim 2018a-00-Labordiagnostik_Diabetes_mellitus SYNLAB Holding Deutschland GmbH Gubener Straße 39 86156 Augsburg © SYNLAB Holding Deutschland GmbH Keine Haftung für Irrtümer, Fehler und falsche Preis Germany angaben. Änderungen bleiben vorbehalten. Alle Tel. +49 821 52157-0 Texte, Fotos und Inhalte unterliegen dem Urhe berrecht. Keine Verwendung ohne ausdrückliche Fax +49 821 52157-125 Erlaubnis des Rechteinhabers. www.synlab.de Stand 03/2018
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