Journal of Health Monitoring - Diabetes-Surveillance in Deutschland SPECIAL ISSUE 3 - RKI

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JUNI 2018   GESUNDHEITSBERICHTERSTATTUNG DES BUNDES
SPECIAL ISSUE
             3     GEMEINSAM GETRAGEN VON RKI UND DESTATIS

                   Journal of Health Monitoring

                   Diabetes-Surveillance in Deutschland

                                                             1
Journal of Health Monitoring    Inhaltsverzeichnis

                                                 Diabetes-Surveillance in Deutschland

                                              3 Concepts & Methods Diabetes-Surveillance in
                                                Deutschland – Auswahl und Definition von
                                                Indikatoren
                                             23 Focus Erste Ergebnisse der Studie „Krankheits­
                                                wissen und Informationsbedarfe – Diabetes
                                                mellitus (2017)“

Journal
 JournalofofHealth
             HealthMonitoring
                    Monitoring2018
                               20183(S3)
                                    3(1)                                                         2
Journal of Health Monitoring         Diabetes-Surveillance in Deutschland – Auswahl und Definition von Indikatoren                               CONCEPTS & METHODS

Journal of Health Monitoring · 2018 3(S3)
DOI 10.17886/RKI-GBE-2018-061
                                                           Diabetes-Surveillance in Deutschland – Auswahl und Definition
Robert Koch-Institut, Berlin
                                                           von Indikatoren
Lars Gabrys1, Christin Heidemann1,
Christian Schmidt1, Jens Baumert1, Andrea Teti2,
Yong Du1, Rebecca Paprott1, Thomas Ziese1,                 Abstract
Winfried Banzer3, Michael Böhme4,
Brigitte Borrmann5, Reinhard Busse6,
                                                           Vor dem Hintergrund einer hohen Anzahl Betroffener und der damit verbundenen gesundheitspolitischen Bedeutung
Michael Freitag7, Bernd Hagen8, Reinhard Holl9,            wurde am Beispiel Diabetes mellitus mit dem Aufbau einer Public-Health-Surveillance am Robert Koch-Institut
Andrea Icks10, 11, 12,, Matthias Kaltheuner13,
Klaus Koch14, Stefanie Kümmel15, Joseph Kuhn16,
                                                           (RKI) begonnen. Für eine nachhaltige und vergleichbare Datenlage und zur Etablierung effizienter Surveillance-
Oliver Kuß17, Gunter Laux18, Ingrid Schubert19,            Strukturen wurde zunächst ein Set relevanter Indikatoren für die Diabetes-Surveillance definiert. Basierend auf
Joachim Szecsenyi18, Til Uebel20,
Daniela Zahn21, Christa Scheidt-Nave1
                                                           umfangreichen Literaturrecherchen und anhand eines strukturierten Konsensusprozesses entstand ein abgestimmtes
                                                           Indikatorenset, bestehend aus 30 Kern- und 10 Zusatzindikatoren. Diese können den folgenden vier Handlungsfeldern
1
   Robert Koch-Institut, Berlin
2
   Universität Vechta                                      zugeordnet werden: (1) Diabetes-Risiko reduzieren, (2) Diabetes-Früherkennung und Behandlung verbessern,
3
   Goethe-Universität Frankfurt                            (3) Diabetes-Komplikationen reduzieren, (4) Krankheitslast und Krankheitskosten senken. Neben den Primärdaten
4
   Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg,
   Stuttgart                                               des RKI-Gesundheitsmonitorings sollen zukünftig auch Ergebnisse aus verfügbaren Sekundärdatenquellen in die
5
   Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen,           Diabetes-Surveillance mit einfließen. Hierzu müssen die teilweise noch existierenden Barrieren bei der Nutzung
   Bochum
6
   Technische Universität Berlin                           vorhandener Datenquellen abgebaut sowie bestehende Datenlücken geschlossen werden. Perspektivisch soll das
7
   Carl von Ossietzky Universität, Oldenburg               Indikatorenset kontinuierlich angepasst und auf weitere chronische Erkrankungen mit hoher Public-Health-Relevanz
8
   Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in
   Deutschland, Köln                                       übertragen werden.
9
   Universität Ulm
10
   Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
11
   Deutsches Diabetes-Zentrum Düsseldorf                      PUBLIC HEALTH · SURVEILLANCE · DIABETES MELLITUS · INDIKATOREN · NCD
12
   Deutsches Zentrum für Diabetesforschung,
   Neuherberg
13
   Institut der niedergelassenen Diabetologen,
   Leverkusen
                                                           1. Einleitung                                                         und nicht mehr allein auf Infektionskrankheiten fokus-
14
   Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im                                                                               siert. Die Prävention von chronischen, nichtübertrag­
   Gesundheitswesen, Köln
15
   Institut für angewandte Qualitätsförderung und
                                                           Public-Health-Surveillance beschreibt die systematische               baren Krankheiten (noncommunicable diseases, NCD)
   Forschung im Gesundheitswesen GmbH, Göttingen           Erhebung und Analyse von gesundheitsrelevanten Daten                  und die Versorgung Betroffener zählt inzwischen welt-
16
   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebens-
   mittelsicherheit, Oberschleißheim
                                                           für eine zeitnahe Bereitstellung von Informationen, die               weit zu den großen gesundheitlichen Herausforderun-
17
   Deutsches Diabetes-Zentrum, Leibniz-Zentrum für         als wichtige Entscheidungsgrundlage für die verschie-                 gen des 21. Jahrhunderts [5–7]. Im Global Action Plan
   Diabetes-Forschung an der Heinrich-Heine-Universität
   Düsseldorf
                                                           denen (gesundheits-)politischen Akteure dienen, um                    2013 – 2020 der Weltgesundheitsorganisation (WHO)
18
   Universitätsklinikum Heidelberg                         den Schutz und die Stärkung der Gesundheit in der                     zur Prävention und Kontrolle von NCD werden hierzu
19
   Universität zu Köln
20
   Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin, Berlin
                                                           Bevölkerung zu gewährleisten [1–3]. Surveillance ist                  konkrete Ziele formuliert, da Erkrankungen wie Herz-
21
   Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln     damit eine der zentralen Aufgaben von Public Health [4]               Kreislauf-Erkrankungen, Krebserkrankungen, chronische

                                                                                                                                                                              3
Journal of Health Monitoring   Diabetes-Surveillance in Deutschland – Auswahl und Definition von Indikatoren                                  CONCEPTS & METHODS

                                          Lungenerkrankungen und Diabetes mellitus [8] mittler-                 Bedeutung des Typ-2-Diabetes lässt oft vergessen, dass
                                          weile nicht nur in wohlhabenden Ländern, sondern auch                 auch die ursächlich völlig unterschiedliche und viel sel-
                                          in Ländern mit niedrigem und mittlerem Bruttosozial-                  tener auftretende Autoimmunerkrankung Typ-1-Diabetes
                                          produkt stark zu vorzeitiger Sterblichkeit beitragen.                 von hoher Public-Health-Relevanz ist. Diese Erkrankung
                                              Weltweit ist insbesondere Diabetes mellitus zuneh-                tritt zumeist schon im Kindes- oder Jugendalter auf,
                                          mend zu einem ernsten Problem für die Gesundheits-                    erfordert eine lebenslange Insulinersatzbehandlung und
                                          systeme geworden [9–11]. Im Vordergrund steht dabei                   hat dementsprechend weitreichende Folgen für die
                                          aufgrund der Häufigkeit des Auftretens und des hohen                  Betroffenen. Zudem ist über die letzte Dekade weltweit
                                          Präventionspotenzials der Typ-2-Diabetes. Zu den                      ein bislang ungeklärter Anstieg der Neuerkrankungsra-
                                          bekannten beeinflussbaren Risikofaktoren für Typ-2-                   ten des Typ-1-Diabetes zu beobachten [20, 21].
                                          Diabetes zählen insbesondere Adipositas, Bewegungs-                       In Deutschland sind Daten des Robert Koch-Instituts
                                          mangel, ungünstige Ernährung, Rauchen, Stress und                     (RKI) zufolge schätzungsweise 6,7 Millionen Erwachsene
                                          soziale Benachteiligung [12]. Der Beitrag umweltasso­                 von einem diagnostizierten oder unerkannten Diabetes
                                          ziierter und psychosozialer Faktoren zum Auftreten von                betroffen [22, 23]. Die Daten des RKI zeigen ebenfalls,
                                          Typ-2-Diabetes ist bislang nur teilweise verstanden                   dass derzeit etwa jeder fünfte Diabetesfall unerkannt ist;
                                          [13, 14]. Dies gilt ebenso für das komplexe Zusammen-                 dabei ist der Anteil unerkannter Fälle seit Ende der 1990er
                                          spiel zwischen genetischen und erworbenen Risikofak-                  Jahre deutlich zurückgegangen [23]. Diabetes mellitus
                                          toren über den gesamten Lebensverlauf. Vorgeburtliche                 ist trotz verbesserter Früherkennung und Behandlung
                                          und frühkindliche Prägungen von Stoffwechselabläufen                  nach wie vor für einen Teil der Betroffenen mit schwer-
                                          auf der Grundlage epigenetischer Mechanismen könn-                    wiegenden Komplikationen verbunden, die über Schä-
                                          ten hier einen Einfluss haben [15]. Eine besondere Rolle              digungen der kleinen und großen Blutgefäße sowie des
                                          spielt in diesem Zusammenhang unter Umständen der                     peripheren und autonomen Nervensystems verursacht
                                          Schwangerschafts- oder Gestationsdiabetes (GDM), der                  werden. Zu den häufig auftretenden Komplikationen von
                                          sich zwar nach der Schwangerschaft in der Regel zurück-               Diabetes mellitus zählen Herzinsuffizienz, Herzinfarkt
                                          bildet, jedoch mit einem erhöhten Risiko für Schwanger-               und Schlaganfall, das diabetische Fußsyndrom und
                                          schaftskomplikationen assoziiert ist und das Risiko für               Amputationen der unteren Extremitäten, diabetische
                                          Mutter und Kind erhöht, später an Typ-2-Diabetes zu                   Augenerkrankungen und Erblindung, Niereninsuffizienz
                                          erkranken [16–18].                                                    und Dialysepflichtigkeit sowie die diabetische Neuro­
                                              Hervorzuheben ist, dass beeinflussbare Risikofakto-               pathie. Zudem erhöht eine Diabetes­erkrankung das
                                          ren für Typ-2-Diabetes auch für die Entstehung anderer                Risiko für Schwangerschaftskomplikationen [24] sowie
                                          wichtiger nichtübertragbarer Krankheiten von zentraler                für Depressionen und möglicherweise für Demenz­
                                          Bedeutung sind [5, 19]. Die hohe sozioökonomische                     erkrankungen [25] und ist mit einem erhöhten Risiko für

Journal of Health Monitoring 2018 3(S3)                                                                                                                          4
Journal of Health Monitoring   Diabetes-Surveillance in Deutschland – Auswahl und Definition von Indikatoren                                CONCEPTS & METHODS

                                             bestimmte Krebserkrankungen assoziiert [26]. Die                      geeigneter Indikatoren eine vorrangige Aufgabe für den
                                             Gesamtsterblichkeit ist bei Erwachsenen mit Diabetes                  Aufbau einer Diabetes-Surveillance in Deutschland [37].
                                             im Vergleich zu gleichaltrigen Personen ohne Diabetes                    In Anlehnung an das nationale Gesundheitsziel
                                             nach wie vor deutlich erhöht, wobei die diabetes-asso-               „Diabetes mellitus Typ 2“ von 2003 [38, 39] wurden vier
                                             ziierte Übersterblichkeit je nach Alter und Geschlecht                Handlungsfelder identifiziert: (1) Diabetesrisiko redu­
                                             unterschiedlich ausgeprägt ist [9, 27, 28].                           zieren, (2) Früherkennung und Behandlung verbessern,
                                                 Vor diesem Hintergrund erklärt sich, dass Diabetes               (3) Diabetes-Komplikationen reduzieren, (4) Krankheits-
                                             mellitus unter den nichtübertragbaren Krankheiten eine                last und Krankheitskosten senken [37]. In der vorliegen-
                                             ganz besondere Rolle einnimmt [19] und als Modell für                 den Arbeit wird das methodische Vorgehen zur Auswahl
                                             den Aufbau einer Public-Health-Surveillance für nicht­                und Definition eines ersten Sets von Indikatoren für die
                                             übertragbare Krankheiten am RKI im Auftrag des Bun-                   Diabetes-Surveillance in Deutschland beschrieben.
Aufgrund der hohen                           desministeriums für Gesundheit ausgewählt wurde.
gesellschaftlichen Relevanz                  Public-Health-Surveillance [19] benötigt ein wissenschaft-            2. Methode
des Diabetes und seiner                      liches Rahmenkonzept mit definierten Zielen und Hand-
Folgen hat das                               lungsfeldern sowie evidenzbasierten und gesundheits­                  Die Auswahl und Definition von gesundheitspolitisch
                                             po­litisch relevanten Kennzahlen (Indikatoren) [29–32]                relevanten Indikatoren für die Diabetes-Surveillance
Robert Koch-Institut mit
                                             sowie eine Integration in bestehende Gesundheitsinfor-                erfolgte in einem mehrstufigen Prozess auf Basis von
dem Aufbau einer                             mationssysteme [33]. Dies fehlt bisher in Deutschland.                zwei unabhängig voneinander durchgeführten Literatur-
Public-Health-Surveillance                   Der Indikatorensatz für die Gesundheitsberichterstat-                 recherchen und eines strukturierten Konsensprozesses
begonnen.                                    tung der Bundesländer [34] beinhaltet zwar standardmä-                unter Einschluss interdisziplinärer Expertengremien auf
                                             ßig Indikatoren zu Krankenhausfällen, Frühberentungen                 nationaler und internationaler Ebene (Annex Tabelle 1).
                                             und Sterbefällen infolge von Diabetes, jedoch wird die-
                                             ses Indikatorenset bisher nicht von allen Bundesländern               2.1 Literaturrecherche
                                             umgesetzt. Einige Bundesländer führen zusätzliche Indi-
                                             katoren, zum Beispiel aus der ambulanten Versorgung.                  Indikatoren zu Diabetes mellitus und nichtübertragbaren
                                             Des Weiteren wurden vereinzelt bundeslandspezifische                  Krankheiten
                                             Diabetes-Berichte veröffentlicht [35]. Ein umfassendes                Im Zeitraum von Januar bis Juni 2016 wurde am RKI eine
                                             Konzept zur Diabetes-Surveillance wird bisher in keinem               selektive Literaturrecherche zu Publikationen und Infor-
                                             Bundesland umgesetzt [36]. Neben einer Sichtung,                      mationssystemen zu Diabetes mellitus und NCD allge-
                                             Bewertung und Zusammenführung verfügbarer Daten-                      mein auf Bevölkerungsebene durchgeführt. Die Suche
                                             quellen ist die Erarbeitung eines entsprechenden                      erstreckte sich zum einen auf aktuelle internationale
                                             wissenschaft­lichen Rahmenkonzeptes mit der Auswahl                   Gesundheitsindikatorensysteme der Organisation für

   Journal of Health Monitoring 2018 3(S3)                                                                                                                        5
Journal of Health Monitoring   Diabetes-Surveillance in Deutschland – Auswahl und Definition von Indikatoren                                CONCEPTS & METHODS

                                             wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung                           Als Ausschlusskriterien wurden definiert: (1) Indika-
                                             (OECD), der Europäischen Union (European Commu-                       toren zu seltenen Formen von Diabetes mellitus,
                                             nity Health Indicators and Monitoring, ECHI) und der                  (2) Indikatoren, die sich ausschließlich auf besondere
                                             Weltgesundheitsorganisation (WHO) [30, 32, 40]. Zum                   Zielgruppen beziehen (z. B. Patientinnen und Patienten
                                             anderen wurde gezielt nach indikatorengestützten wis-                 mit bestimmten Begleiterkrankungen), (3) Indikatoren,
                                             senschaftlichen Publikationen, Berichten und Online-                  die sich nicht auf das deutsche Gesundheitssystem über-
                                             Informationssystemen zum Thema Diabetes mellitus                      tragen lassen.
                                             und NCD innerhalb der OECD-Mitgliedsstaaten gesucht.
                                             Die Suche wurde ohne zeitliche Einschränkung durch-                   Versorgungsindikatoren zu Typ-2-Diabetes
                                             geführt, jedoch auf Publikationen und Informationen                   Mit Fokus auf Typ-2-Diabetes und Versorgungsqualität
                                             in deutscher oder englischer Sprache begrenzt. Für                    wurde im Rahmen eines wissenschaftlichen Kooperati-
Surveillance-Systeme                         Deutschland wurden zusätzlich indikatorengestützte                    onsprojektes zur Diabetes-Surveillance [46] zusätzlich
benötigen evidenzbasierte                    Berichte und Publikationen zum Thema Diabetes mel­                    eine systematische Literaturrecherche unter Federfüh-
und konsentierte                             litus auf Bundeslandebene über die Arbeitsgruppe                      rung des Instituts für angewandte Qualitätsförderung
Indikatoren.                                 Gesundheits­berichterstattung, Prävention, Rehabilitati-              und Forschung im Gesundheitswesen GmbH (aQua) in
                                             on und Sozialmedizin der Arbeitsgemeinschaft der                      Göttingen durchgeführt.
                                             Obersten Landesgesundheitsbehörden (AOLG) identi-                        Diese Recherche erfolgte in den Literaturdatenban-
                                             fiziert. Zudem lag ein erster Vorschlag für ein Indikato-             ken Embase, Medline und Cochrane Library sowie in den
                                             renset von einer Expertenarbeitsgruppe aus Baden-                     Indikatorendatenbanken der US-amerikanischen Agency
                                             Württemberg vor [41]. Ebenso erfolgte eine Durchsicht                 for Healthcare Research and Quality (AHRQ) und des
                                             aktueller nationaler und ausgewählter internationaler                 britischen Health and Social Care Information Centre
                                             Behandlungs- beziehungsweise Versorgungsleitlinien                    (HSCIC). Darüber hinaus wurde bei weiteren internati-
                                             zum Diabetes mellitus [42, 43] und zur Prävention                     onalen Institutionen und Agenturen, die Indikatoren
                                             kardiovaskulärer Erkrankungen [44] sowie der Qualitäts-               entwickelt, zusammengestellt oder herausgegeben
                                             ziele für die Disease-Management-Programme (DMP)                      haben, recherchiert. Um den deutschen Versorgungs-
                                             zu Typ-1- und Typ-2-Diabetes [45].                                    kontext zu berücksichtigen, wurden die Nationalen Ver-
                                                 Als Einschlusskriterien für Indikatoren wurden defi-              sorgungsLeitlinien (NVL) zu Diabetes per teilautomati-
                                             niert: (1) Indikatoren zu Typ-1-Diabetes, Typ-2-Diabetes              sierter Textsuche durchsucht [43].
                                             sowie Schwangerschaftsdiabetes, (2) Indikatoren mit                      Folgende Einschlusskriterien wurden definiert:
                                             Bezug zu einem der vier definierten Handlungsfelder der               (1) Indikatoren mit Bezug auf Erwachsene mit Typ-2-
                                             Diabetes-Surveillance in Deutschland, (3) Indikatoren                 Diabetes, (2) Indikatoren mit Definition in deutscher
                                             mit Definitionen in deutscher oder englischer Sprache.                oder englischer Sprache.

   Journal of Health Monitoring 2018 3(S3)                                                                                                                        6
Journal of Health Monitoring   Diabetes-Surveillance in Deutschland – Auswahl und Definition von Indikatoren                                   CONCEPTS & METHODS

                                             Als Ausschlusskriterien wurden definiert: (1) Indika-              Die Ergebnisse dieser Vorbewertung wurden im Vorfeld
                                          toren, die sich nicht auf das deutsche Gesundheitssys-                zu einem internationalen wissenschaftlichen Workshop
                                          tem übertragen lassen, (2) Indikatoren ohne klare Defi-               am RKI im Juli 2016 aufbereitet und im Rahmen des
                                          nition von Zähler und Nenner, (3) Indikatoren, die sich               Workshops diskutiert und finalisiert [37, 47].
                                          ausschließlich auf Versorgungsaspekte von Diabetes bei                   Im nächsten Schritt erfolgte die Bewertung der
                                          bestimmten Bevölkerungsgruppen (z. B. Afroamerika-                    gesundheitspolitischen Relevanz der ausgewählten Indi-
                                          nerinnen/Afroamerikaner in den USA) beziehen.                         katoren für eine Diabetes-Surveillance in Deutschland.
                                                                                                                Die Basis dafür bildete ein zweistufiges Delphi-Verfah-
                                          2.2 Auswahl und Bewertung der Indikatoren                             ren. Dieses wurde in Anlehnung an das Vorgehen der
                                                                                                                durch die EU finanzierten und initiierten Joint Action on
                                          Alle durch die beschriebene Suchstrategie identifizierten             Chronic Diseases [48] und an die RAND/UCLA Appro-
                                          Indikatoren wurden durch die Arbeitsgruppe Diabetes-                  priateness Method (RAM) [49] entwickelt.
                                          Surveillance am RKI gesichtet und um Indikatoren zu                      In der ersten Stufe wurden die 20 Mitglieder des wis-
                                          den folgenden Themenbereichen ergänzt: Dia­betes-                     senschaftlichen Beirats der Diabetes-Surveillance (Annex
                                          Risiko-Test, Rehabilitationsmaßnahmen und -leistungen,                Tabelle 1b) gebeten, alle Indikatoren hinsichtlich ihrer
                                          Patientenzufriedenheit, vermeidbare Krankenhausauf-                   gesundheitspolitischen Relevanz schriftlich auf einer
                                          enthalte, Screeningmaßnahmen (Gestationsdiabetes),                    9-stufigen Skala zu bewerten. Hierzu erhielten alle Beirats-
                                          Krankheitslast.                                                       mitglieder eine entsprechende Bewertungsvorlage per
                                             Zur Sicherstellung der internationalen Anschlussfä-                E-Mail, welche im Anschluss an das RKI gesandt werden
                                          higkeit erfolgte zunächst in einem ersten Schritt eine                sollte. Zusätzlich gab es die Möglichkeit, weitere Kommen-
                                          strukturierte Bewertung der durch das RKI recherchier-                tare zur Eindeutigkeit, gesundheitspolitischen Beeinfluss-
                                          ten Indikatoren durch ein national und international                  barkeit und internationalen Vergleichbarkeit der Indikatoren
                                          besetztes Expertengremium (Annex Tabelle 1a) ein-                     abzugeben. 13 Bewertungsbögen wurden zurückgesandt,
                                          schließlich einer schriftlichen Bewertung der Relevanz                dies entspricht einer Rücklaufquote von 65 %. Im Folgenden
                                          für eine Nationale Diabetes-Surveillance. Hierzu erhiel-              wurden alle Bewertungsbögen ausgewertet und die Ergeb-
                                          ten alle Mitglieder des externen Expertengremiums                     nisse für jeden Indikator zusammengefasst:
                                          (n = 35) eine Bewertungsvorlage per E-Mail, welche für                „„ Indikatoren wurden als hoch relevant eingestuft,
                                          jeden Indikator ein Feld zur Einstufung der Relevanz                     wenn mindestens 75 % der Bewertungen in der obers-
                                          (essenziell, wichtig, zusätzlich, unwichtig) sowie ein Feld              ten Klasse (7 – 9) lagen.
                                          für Kommentare vorgab. 17 Bewertungsbögen wurden                      „„ Indikatoren wurden als relevant eingestuft, wenn zwi-
                                          an die Arbeitsgruppe Diabetes-Surveillance zurückge-                     schen 50 % und weniger als 75 % der Bewertungen in
                                          sandt. Dies entspricht einer Rücklaufquote von 49 %.                     der obersten Klasse (7 – 9) lagen.

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Journal of Health Monitoring   Diabetes-Surveillance in Deutschland – Auswahl und Definition von Indikatoren                                 CONCEPTS & METHODS

                                               „„   Indikatoren wurden mit mittlerer Relevanz eingestuft,            gremium vorgenommen (Annex Tabelle 1c). Die Bewer-
                                                    wenn mindestens 50 % der Bewertungen in der mitt-                tung der Indikatoren erfolgte ebenfalls über ein
                                                    leren Klasse (4 – 6) lagen.                                      zweistufiges Delphi-Verfahren mit Fokus auf Versor-
                                               „„   Indikatoren wurden als niedrig relevant eingestuft,              gungsqualität bei Typ-2-Diabetes. Grundlage bildete
                                                    wenn mindestens 50 % der Bewertungen in der                      eine vom aQua-Institut adaptierte Variante der
                                                    untersten Klasse (1 – 3) lagen (Abbildung 1).                    RAND-UCLA-Methode [49, 50]. Die Relevanzbewertung
                                                                                                                     basierte dabei ebenfalls auf der in Abbildung 1 beschrie-
                                                                                                                     benen 9-stufigen Skala. Beide Stufen des Bewertungs-
                                                                                                                     verfahrens wurden schriftlich und anonym durchge-
                                                    1       2      3   4      5       6      7      8      9         führt. Sie umfassten eine Online-Bewertung und eine
                             Abbildung 1                                                                             Bewertung, die bei einem persönlichen Treffen im
Bewertungsschema zur Indikatorenauswahl
                                                        Niedrig            Mittlere          Hoch relevant,          Anschluss an eine Diskussion der Ergebnisse der
                und Relevanzbewertung
                      Eigene Darstellung
                                                        relevant           Relevanz            relevant              Online-Bewertung vorgenommen wurde.
                                                                                                                        Für die abschließende Auswahl von Indikatoren wur-
                                                   In der zweiten Stufe des Delphi-Verfahrens wurden                 den die Bewertungsergebnisse der beschriebenen Such-
                                               die Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats zu einem                strategien am RKI abgeglichen. In die Endauswahl
                                               Treffen nach Berlin eingeladen. An dem Treffen im März                gelangten zunächst Indikatoren aus beiden Indikato-
                                               2017 nahmen 16 Beiratsmitglieder teil, dies entspricht                rensets, sofern sie als hoch relevant oder relevant
                                               einer Teilnahmequote von 80 %. Die Ergebnisse der ers-                bewertet worden waren. Indikatoren mit mittlerer oder
                                               ten Bewertungsrunde wurden allen teilnehmenden Bei-                   niedriger Relevanzbewertung wurden nicht weiter
                                               ratsmitgliedern im Rahmen des Treffens präsentiert. Es                berücksichtigt. Weiterhin wurden Indikatoren des
                                               bestand die Möglichkeit, für jeden Indikator offene Fra-              Kooperationsprojekts zu spezifischen Versorgungs­
                                               gen oder Unklarheiten in der Definition zu diskutieren                aspekten (z. B. Amputation ohne Gefäßprozeduren,
                                               beziehungsweise zu klären. Nach erfolgter Diskussion                  Major­amputation ohne Zweitmeinung) ausgeschlos-
                                               wurden alle Beiratsmitglieder gebeten, jeden Indikator                sen. Die verbleibenden Indikatoren wurden nach fol-
                                               erneut hinsichtlich der Relevanz für die Diabetes-                    genden Kriterien in Kernindikatoren und Zusatzindika-
                                               Surveillance schriftlich und anonym zu bewerten. Das                  toren für die Diabetes-Surveillance in Deutschland auf
                                               Format der Bewertungsbögen und die Auswertungs­                       Bevölkerungsebene eingeteilt:
                                               kriterien waren identisch mit der ersten Bewertungsstufe.
                                                   Eine Bewertung der Indikatoren des Kooperations-
                                               projekts zur Versorgung bei Typ-2-Diabetes wurde in
                                               einem separaten Schritt durch ein eigenes Experten-

     Journal of Health Monitoring 2018 3(S3)                                                                                                                         8
Journal of Health Monitoring   Diabetes-Surveillance in Deutschland – Auswahl und Definition von Indikatoren                     CONCEPTS & METHODS

                                          Kernindikatoren:                                                      3. Ergebnisse
                                          „„ Hoch relevant bewertete Indikatoren, unabhängig
                                             davon, ob sie als Indikatoren für die Versorgung von    Über die dargestellte Suchstrategie zu etablierten Dia-
                                             Typ-2-Diabetes klassifiziert waren.                     betes- beziehungsweise NCD-Berichtssystemen wurden
                                          „„ Relevant bewertete Indikatoren, die zusätzlich als rele-zunächst insgesamt 32 Indikatoren beziehungsweise
                                             vant für die Versorgung von Typ-2-Diabetes klassifi-    Indikatorengruppen identifiziert. Zusätzlich wurden
                                             ziert waren.                                            13 Indikatoren zu weiteren, bisher unzureichend abge-
                                          „„ Relevant bewertete Indikatoren für die Versorgung       bildeten Themenbereichen aufgenommen. Daraus ent-
                                             von Typ-2-Diabetes mit klarem Bezug zur Diabetes-       stand ein erstes Indikatorenset mit 45 Indikatoren.
                                             Surveillance auf Bevölkerungsebene, die bisher nicht       Im Verlauf des strukturierten Konsensprozesses wur-
                                             im Indikatorenset der Arbeitsgruppe Diabetes-           den in der ersten Bewertungsrunde zunächst 18 Indika-
                                             Surveillance enthalten waren.                           toren als „essenziell“, 14 Indikatoren als „wichtig“ und
                                                                                                     acht Indikatoren als „zusätzlich“ durch das internatio-
                                          Zusatzindikatoren:                                         nale Expertengremium bewertet. Bei fünf Indikatoren
                                          „„ Relevant bewertete Indikatoren, die jedoch nicht als    war die Bewertung aufgrund einer heterogenen Experten­
                                              Indikatoren für die Versorgung von Typ-2-Diabetes      einschätzung uneinheitlich. Kein Indikator wurde als
                                              identifiziert wurden.                                 „unwichtig“ klassifiziert. Zusätzlich wurden vier weitere
                                                                                                     Indikatoren durch Mitglieder des wissenschaftlichen
                                              Für die abschließende Konsensrunde wurden die ein- Beirats der Diabetes-Surveillance vorgeschlagen (Präva-
                                          zelnen Indikatoren in Anlehnung an das ECHI-Schema         lenz GDM, Frühberentung, Häufigkeit schwerer Hypo­
                                          [51] nach folgenden Aspekten aufbereitet: Operatio-­­ glykämien, Informationsbedarf) und aus dem Indikator
                                          n­alisierung (Definition, Bezugspopulation), verfügbare „Umweltfaktoren“ wurden drei separate Indikatoren
                                          Stratifizierungsvariablen (z. B. Alter, Geschlecht, sozi- (Verkehrsbelastung, Walkability und soziale Deprivation)
                                          oökonomischer Status), Datenverfügbarkeit, Art und         gebildet. Damit umfasste das Indikatorenset 51 Indika-
                                          Periodizität geeigneter Datenquellen, wissenschaftlicher toren. In dem sich anschließenden nationalen zweistu-
                                          Hintergrund, Referenzen, Kommentare zu Besonderhei- figen Delphi-Verfahren wurden 18 Indikatoren als hoch
                                          ten im Zusammenhang mit der Definition oder Nutzung. relevant, 18 Indikatoren als relevant und 15 Indikatoren
                                          Außerdem wurden sie einem der vorab in Anlehnung an        mit mittlerer Relevanz bewertet. Kein Indikator wurde
                                          das nationale Gesundheitsziel „Diabetes mellitus Typ 2“ als niedrig relevant bewertet.
                                          von 2003 [38, 39] definierten vier Handlungsfelder zuge-
                                          ordnet.

Journal of Health Monitoring 2018 3(S3)                                                                                                             9
Journal of Health Monitoring   Diabetes-Surveillance in Deutschland – Auswahl und Definition von Indikatoren                                              CONCEPTS & METHODS

                                          3.1 Abschließende Indikatorenauswahl                                         Im letzten Schritt des Verfahrens erfolgte ein
                                                                                                                    Abgleich der verbliebenen 36 Indikatoren mit den
                                          In die Endauswahl kamen alle Indikatoren, die mit hoch                    Ergebnissen des Kooperationsprojekts zu versor-
                                          relevant (n = 18) oder relevant (n = 18) bewertet worden                  gungsrelevanten Indikatoren bei Typ-2-Diabetes. Es
                                          waren. Ausgeschlossen wurden somit die 15 Indikatoren,                    wurden daraufhin zusätzlich vier Indikatoren zu rele-
                                          die mit mittlerer Relevanz bewertet wurden.                               vanten Aspekten der diabetischen Versorgung in das

                                                lndikatorenrecherche
                                           – Surveillance Diabetes/NCD –

                                          Literaturrecherche: 32 Indikatoren
                                                                                           Indikatoren zu nationalen Besonderheiten
                                                                                           bzw. ergänzenden Themengebieten (n=13)
                                          Aufbereitetes lndikatorenset für
                                          internationale Bewertung: 45 Indikatoren

                                          Bewertung:
                                          Internationales Expertengremium
                                          18 Indikatoren – essenziell
                                          14 Indikatoren – wichtig                                                                                      Wiss. Kooperationsprojekt
                                           8 Indikatoren – ergänzend                                                                               –   Versorgungsindikatoren T2D –
                                           0 Indikatoren – unwichtig
                                           5 Indikatoren – uneinheitlich
                                                                                           lndikatorenvorschläge Wiss. Beirat (n= 4)
                                                                                           Ausdifferenzierung Indikator                            Literatur- und Datenbankrecherche:
                                                                                           Umweltfaktoren (n= 2)                                   3.498 Indikatoren
                                          51 Indikatoren

                                                                                                                                                   ▶ Ausschluss Dubletten (n= 2.613)
                                          Delphi-Verfahren: Wiss. Beirat                                                                             Ausschlusskriterien (n= 368)
                                          18 Indikatoren – hoch relevant
                                          18 Indikatoren – relevant
                                                                                                                                                   ▶ Aufbereitetes lndikatorenset für
                                          15 Indikatoren – mittlere Relevanz                                                                         Expertenkonsens: 101 Indikatoren
                                           0 Indikatoren – nicht relevant
                                                                                                                                                   ▶ Als relevant für eine Diabetes-
                                                                                           Indikatoren mittlerer Relevanz (n=15)                     Surveillance bewertete Indikatoren:
                                                                                                                                                     70 Indikatoren
                                          Als hoch relevant bzw. relevant
                                          bewertete Indikatoren: 36 Indikatoren
                                                                                                                                                   Abgleich mit lndikatorenrecherche
                                                                                          Übernahme in lndikatorenset: 4 Indikatoren               (Surveillance Diabetes/NCD)
                         Abbildung 2
                                           lndikatorenset für die Diabetes-
Flowchart zur Indikatorenauswahl der         Surveillance: 40 Indikatoren
                Diabetes-Surveillance                 30 Kernindikatoren
                   Eigene Darstellung                10 Zusatzindikatoren
                                                                                                                                       NCD: noncommunicable diseases, T2D: Typ-2-Diabetes

Journal of Health Monitoring 2018 3(S3)                                                                                                                                        10
Journal of Health Monitoring   Diabetes-Surveillance in Deutschland – Auswahl und Definition von Indikatoren                                         CONCEPTS & METHODS

                                                   Indikatorenset der Diabetes-Surveillance mit aufge-                   fassende Darstellung zur Anzahl der im Verlauf des
                                                   nommen (Alter bei Diagnose, Nierenersatztherapie,                     Auswahlprozesses identifizierten Indikatoren ist in dem
                                                   diabetische Neuropathie, diabetisches Fußsyndrom).                    Flowchart schrittweise dargestellt (Abbildung 2).
                                                   Ebenso wurden Kern- und Zusatzindikatoren anhand                         Im Ergebnis entstand ein Indikatorenset, be­s te-
                                                   der beschriebenen Kriterien definiert. Eine zusammen-                 hend aus 30 Kern- und 10 Zusatzindikatoren bezie-

                                                   (1) Diabetes-Risiko reduzieren                                       (2) Diabetes-Früherkennung und Behandlung verbessern
                                                   Kernindikatoren                                                      Kernindikatoren
                                                     Diabetes-Inzidenz                                                    Prävalenz bekannter Diabetes
                                                     Prävalenz Gestationsdiabetes                                         Prävalenz unerkannter Diabetes
                                                     Übergewicht/Adipositas                                              Teilnahmequote Disease-Management-Programme
                                                     Körperliche Aktivität                                                Qualitätszielerreichung Disease-Management-Programme
   Mittels mehrstufigem                              Rauchen                                                              Versorgungsqualität Typ-2-Diabetes
   Konsensusverfahren wurden                         Soziale Deprivation                                                  Behandlungsprofile
                                                                                                                          Gesundheitsbezogene Lebensqualität
   30 Kern- und 10 Zusatz­                                                                                                Screening Gestationsdiabetes
   indikatoren für eine                                                                                                   Alter bei Diagnose
   Surveillance konsentiert                        Zusatzindikatoren                                                    Zusatzindikatoren
                                                     Prädiabetes                                                          Check-up 35
   und vier Handlungsfeldern                         Zuckerhaltige Getränke                                               Patientenzufriedenheit
   zugeordnet.                                       Absolutes Diabetes-Risiko
                                                     Kontextfaktoren
                                                   (3) Diabetes-Komplikationen reduzieren                               (4) Krankheitslast und Krankheitskosten senken
                                                   Kernindikatoren                                                      Kernindikatoren
                                                     Depression/Depressivität                                             Direkte Kosten
                                                     Kardiovaskuläre Erkrankungen                                         Hospitalisierungsrate
                                                     Diabetische Augenerkrankung                                          Erwerbsminderungsrente
                                                     Diabetische Nephropathie                                             Mortalität
                                                     Nierenersatztherapie                                                 Verlorene Lebensjahre
                                                     Diabetische (Poly-)Neuropathie                                       Gesunde Lebensjahre
                                                     Diabetisches Fußsyndrom
                                                     Diabetesbedingte Amputationen
                                     Tabelle 1       Häufigkeit schwerer Hypoglykämien
           Themenbereiche für Indikatoren der      Zusatzindikatoren                                                    Zusatzindikatoren
Diabetes-Surveillance in vier Handlungsfeldern       Risiko kardiovaskuläres Ereignis                                    In Einschränkung verbrachte Lebensjahre
                             Eigene Darstellung      Schwangerschaftskomplikationen                                      Disability-adjusted life years (DALYs)

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Journal of Health Monitoring   Diabetes-Surveillance in Deutschland – Auswahl und Definition von Indikatoren                                 CONCEPTS & METHODS

                                          hungsweise Indikatorengruppen in den vier                             Alter, sozioökonomischem Status und regionaler Glie-
                                          be­schriebenen Handlungsfeldern, welches dem Wissen-                  derung. Letzteres ist auch als Schnittstelle zur Unter-
                                          schaftlichen Beirat vorgelegt und in der Folge einstim-               stützung der Gesundheitsberichterstattung in den Bun-
                                          mig konsentiert wurde (Tabelle 1). Das vollständig                    desländern zu sehen.
                                          aufbereitete Indikatorenset inklusive der Operationa­                     In Deutschland liegt bereits eine Fülle an Daten vor,
                                          lisierung der Einzelindikatoren steht über die Internet-              die prinzipiell genutzt werden könnten. In dem beschrie-
                                          seiten des RKI zur Verfügung (www.rki.de/diabsurv). Die               benen, konsentierten Indikatorenset werden je nach Ver-
                                          der Indikatorenauswahl zugrundeliegende detaillierte                  fügbarkeit verschiedene Datenquellen zur Berechnung
                                          Bewertung aller Einzel­indikatoren sowie die Einordnung               der Indikatoren aufgeführt, da jede Datenquelle ihre spe-
                                          in Kern- und Zusatz­indikatoren kann dem Anhang                       zifischen Vor- und Nachteile besitzt. So bieten die Pri-
                                          entnommen werden (Annex Tabelle 2).                                   märdaten der RKI-Gesundheitssurveys die Möglichkeit,
                                              In Abhängigkeit von der Datengrundlage wird nach                  stratifizierte Analysen anhand des sozioökonomischen
                                          Möglichkeit eine Unterscheidung zwischen den Diabe-                   Status und weiterer individueller Merkmale durchzufüh-
                                          tes-Typen vorgenommen, ebenso erfolgt in Abhängigkeit                 ren sowie mittels verfügbarer Laborwerte auch die Häu-
                                          von der Datenlage eine Stratifizierung nach Alter,                    figkeit des unerkannten Diabetes in der Bevölkerung
                                          Geschlecht, sozialer Lage, Bildung und Region.                        abzuschätzen. Ebenso werden Informationen zu ver-
                                                                                                                schiedenen Risikofaktoren erfasst, auf deren Grundlage
                                          4. Diskussion und Ausblick                                            etablierte Risikomodelle Vorhersagen zur zukünftigen
                                                                                                                Entwicklung eines Typ-2-Diabetes erlauben [52]. Zudem
                                          Das vorliegende Indikatorenset für die Diabetes-Surveil-              sind bevölkerungsrepräsentative Einschätzungen zur
                                          lance in Deutschland soll dazu dienen, zukünftig Infor-               Lebensqualität und zu funktionellen Einschränkungen
                                          mationen zu Diabetes mellitus in Deutschland engma-                   im Vergleich von Erwachsenen mit und ohne Diabetes
                                          schig, vergleichbar und dauerhaft zu erheben. Dies                    mellitus, zur Diabetes-Komorbidität [53] und zu ausge-
                                          schafft eine wesentliche Grundlage für die Diabetes-                  wählten Indikatoren der Versorgungsqualität bei Erwach-
                                          Surveillance, die eine zeitnahe und zusammenhängen-                   senen mit Diabetes mellitus möglich [54]. Vorteile von
                                          de Darstellung von Krankheitsgeschehen, Präventions-                  Sekundärdatenquellen sind insbesondere die meist
                                          potenzial und Versorgungsbedarf gewährleisten soll. Die               hohen Fallzahlen, eine regelmäßige Verfügbarkeit und
                                          epidemiologische Entwicklung der Krankheitshäufigkeit                 die Vermeidung von Verzerrungen durch Nicht-Teil-
                                          wird ebenso berücksichtigt wie die Entwicklung von                    nahme. So ermöglichen beispielsweise Daten der Gesetz-
                                          bekannten und größtenteils beeinflussbaren Risikofak-                 lichen Krankenversicherung (GKV) oder der Kassenärzt-
                                          toren, von Krankheitsfolgen und Versorgungsqualität.                  lichen Vereinigungen (KVen) zeitnahe, periodisch
                                          Wesentlich ist dabei eine Betrachtung nach Geschlecht,                wiederkehrende Einschätzungen zur Entwicklung von

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Journal of Health Monitoring   Diabetes-Surveillance in Deutschland – Auswahl und Definition von Indikatoren                                  CONCEPTS & METHODS

                                             Krankheitshäufigkeiten des ärztlich diagnostizierten Dia-             (Routine­daten der GKV und der KVen sowie DMP-Doku­
                                             betes mit der Möglichkeit, nach Diabetes-Typen und                    mentationsdaten) ist bislang nicht zufriedenstellend
                                             Regionen zu untergliedern [55, 56]. Einschätzungen zur                gelöst. Mehrheitlich sind diese Datenkörper nur über
                                             Qualität der Versorgung sind sowohl über die Ergebnisse               Forschungskooperationen verfügbar, können jedoch nicht
                                             der laufenden DMP-Analysen [45, 57] als auch über rou-                als regelmäßige Datenquelle im Sinne einer Surveillance
                                             tinemäßig erhobene GKV-Daten zur ambulanten und                       genutzt werden. Es wäre wünschenswert, wenn die beste-
                                             stationären Versorgung möglich [58, 59].                              henden Hürden im weiteren Dialog mit den jeweiligen
                                                 Eine Aufgabe der Diabetes-Surveillance wird es des-               Datenhaltern und Nutzern abgebaut würden. Zusätzlich
                                             halb auch sein, die spezifischen Stärken und Schwächen                ist anzumerken, dass die aus den DMP abgeleiteten Qua-
                                             der unterschiedlichen Datenquellen darzustellen und                   litätsindikatoren einem gewissen zeitlichen Wandel in
                                             Empfehlungen zur Nutzung dieser Daten für eine Über-                  Bezug auf deren Definition und Zielpopulation (Defini-
Für eine zeitnahe                            tragbarkeit auf andere Erkrankungen im Sinne einer                    tion der Zähler-Nenner-Stichprobe) unterworfen sind.
und kontinuierliche                          NCD-Surveillance zu formulieren. Insbesondere durch                       Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass das
Ergebnissynthese müssen                      die vom Deutschen Institut für Medizinische Dokumen-                  beschriebene Konsensverfahren für die Definition von
Daten des bundesweiten                       tation und Information (DIMDI) im Jahr 2014 begonnene                 Indikatorensets geeignet erscheint. Durch die Berufung
                                             Umsetzung der Datentransparenzverordnung (DaTraV)                     eines interdisziplinär besetzten Fachbeirats konnten
Gesundheitsmonitorings
                                             sind mittlerweile Daten aus dem morbiditätsorientierten               sowohl für den Bereich Public Health und Prävention als
des Robert Koch-Instituts                    Risikostrukturausgleich (Morbi-RSA) aller gesetzlichen                auch für die medizinische Versorgung relevante Hand-
und Routinedaten genutzt                     Krankenkassen für die Forschung verfügbar. Mit der Auf-               lungsfelder mit Indikatoren besetzt werden. Die Kombi-
werden.                                      bereitung dieser Daten ist ein wichtiger Schritt hin zu               nation von schriftlichen Online-Bewertungen und Kon-
                                             einer Nutzbarkeit von Routinedaten zum Zweck einer                    sensrunden mit persönlicher Präsenz im Rahmen der
                                             Surveillance erfolgt. Trotz seiner Vollständigkeit bezüg-             halbjährlich stattfindenden Beiratstreffen hat sich als
                                             lich der GKV-Versichertenpopulation ist der Informati-                praktikable und zeitschonende Vorgehensweise erwiesen.
                                             onsgehalt des Datenkörpers gegenwärtig im Wesent­                     Mit dem vorliegenden Indikatorenset wurde erstmals ein
                                             lichen noch auf ambulante und stationäre Diagnosen                    Konzept für ein bundesweites Surveillance-System für
                                             sowie die ambulante Arzneimittelversorgung beschränkt.                eine chronische, nichtübertragbare Krankheit – Diabetes
                                             Zusätzliche Angaben über ambulant erbrachte Leistun-                  mellitus – entwickelt. Im Weiteren werden erste Analy-
                                             gen sowie über Operationen, Prozeduren oder allgemeine                sen mit den neu gewonnenen Indikatoren durchgeführt
                                             Maßnahmen im stationären Bereich sind nicht enthalten.                und Formate der Gesundheitsberichterstattung entwi-
                                             Diese sind jedoch für die Abbildung bestimmter pro­zess­              ckelt, um die Ergebnisse für unterschiedliche Zielgrup-
                                             orientierter Indikatoren notwendig. Der Zugang zu                     pen (z. B. Wissenschaft, Politik, Betroffene, interessierte
                                             Datenquellen, die diese Informationen beinhalten                      Öffentlichkeit) adressatengerecht darzustellen.

   Journal of Health Monitoring 2018 3(S3)                                                                                                                          13
Journal of Health Monitoring   Diabetes-Surveillance in Deutschland – Auswahl und Definition von Indikatoren                                           CONCEPTS & METHODS

                                                 Wie erwähnt, soll die Diabetes-Surveillance perspek-                 Im Ausblick auf eine zukünftige NCD-Surveillance
                                             tivisch als Modell für eine zukünftige NCD-Surveillance               soll, in Anlehnung an das Modell der Schweiz [60], neben
                                             dienen und eine Übertragbarkeit auf andere Krankheiten                der bereits erfolgten Unterteilung von Kern- und Zusat-
                                             geprüft werden. Wichtig ist dabei, dass das Indikatoren-              zindikatoren eine zusätzliche Definition von Leitindika-
                                             set nicht starr festgelegt ist, sondern weiterentwickelt              toren erfolgen. Unter Leitindikatoren werden diejenigen
                                             wird. Dies betrifft beispielsweise Indikatoren zu diabe-              Indikatoren verstanden, die eine übergeordnete Relevanz
                                             tesbezogener Gesundheitskompetenz in der Allgemein-                   für eine NCD-Surveillance haben und eine regelmäßig
                                             bevölkerung und bei Erwachsenen, die bereits an Dia-                  wiederkehrende und zugleich zuverlässige Erfassung im
                                             betes erkrankt sind. Hierzu wurde in enger Kooperation                Kontext noch zu definierender nationaler NCD-Ziele
                                             zwischen dem RKI und der Bundeszentrale für gesund-                   erlauben. Aus dem vorliegenden Indikatorenset könnten
                                             heitliche Aufklärung (BZgA) der bevölkerungsrepräsen-                 die epidemiologischen Kennzahlen der Prävalenz, Inzi-
Das konsentierte                             tative telefonische Befragungssurvey Krankheitswissen                 denz und Mortalität, regelmäßig publizierte Versor-
Indikatorenset soll                          und Informationsbedarfe – Diabetes mellitus bei Erwach-               gungsindikatoren der OECD zu diabetesbedingten
kontinuierlich angepasst                     senen in Deutschland durchgeführt. Auch wird es in                    Amputationen [30] sowie Indikatoren zur Quantifizierung
und das methodische                          Zukunft im Hinblick auf eine NCD-Surveillance entschei-               der Krankheitslast wie beispielsweise Krankheitskosten
                                             dend sein, gesellschafts- und gesundheitspolitische Kon-              oder durch Krankheit verlorene Lebensjahre als Leit­
Vorgehen auf andere
                                             textfaktoren sowie die Umsetzung von Maßnahmen über                   indikatoren dienen.
chronische Erkrankungen                      Indikatoren abzubilden. Darüber hinaus soll das Indika-
übertragen werden.                           torensystem auch im Hinblick auf die Kompatibilität mit
                                                                                                                                                                 Korrespondenzadresse
                                                                                                                                                              Dr. Christa Scheidt-Nave
                                             entstehenden Gesundheitsinformationssystemen auf                                                                      Robert Koch-Institut
                                             der internationalen Ebene (WHO, EU) kontinuierlich                                Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring
                                             weiterentwickelt werden. Dies gilt insbesondere für das                                                           General-Pape-Str. 62–66
                                                                                                                                                                           12101 Berlin
                                             Handlungsfeld 1 (Diabetes-Risiko reduzieren), für das
                                                                                                                                                         E-Mail: Scheidt-NaveC@rki.de
                                             die Indikatorengruppe „Kontextfaktoren“ weiter erschlos-
                                             sen werden muss. Indikatoren der Handlungsfelder 2                                                                             Zitierweise
                                             und 3 (Diabetes-Komplikationen reduzieren, Diabe-                        Gabrys L, Heidemann C, Schmidt C, Baumert J, Teti A et al. (2018)
                                                                                                                     Diabetes-Surveillance in Deutschland – Auswahl und Definition von
                                             tes-Früherkennung und Behandlung verbessern) sind
                                                                                                                                  Indikatoren. Journal of Health Monitoring 3(S3): 3 – 22.
                                             vor dem Hintergrund bestehender Qualitätszielerrei-                                                       DOI 10.17886/RKI-GBE-2018-061
                                             chungskriterien (DMP, St. Vincent-Kriterien) vergleichs-
                                             weise vollständig definiert. Hier ist über die Zeit mit
                                             Anpassungen aufgrund von fortlaufenden Aktualisierun-
                                             gen der vorgegebenen Definitionen zu rechnen.

   Journal of Health Monitoring 2018 3(S3)                                                                                                                                    14
Journal of Health Monitoring   Diabetes-Surveillance in Deutschland – Auswahl und Definition von Indikatoren                                                 CONCEPTS & METHODS

                                          Förderungshinweis                                                           9.   Heidemann C, Scheidt-Nave C (2017) Prävalenz, Inzidenz und
                                                                                                                           Mortalität von Diabetes mellitus bei Erwachsenen in Deutsch-
                                          Das Projekt „Aufbau einer Nationalen Diabetes-Surveil-                           land – Bestandsaufnahme zur Diabetes-Surveillance. Journal of
                                          lance am Robert Koch-Institut“ wird gefördert durch das                          Health Monitoring 2(3):105-129.
                                          Bundesministerium für Gesundheit, Förderkennzeichen:                             https://edoc.rki.de/handle/176904/2781 (Stand: 28.05.2018)

                                          GE 2015 03 23.                                                              10. Jacobs E, Hoyer A, Brinks R et al. (2017) Healthcare costs of Type
                                                                                                                          2 diabetes in Germany. Diabet Med 34(6):855-861
                                                                                                                      11. Statistisches Bundesamt (2017) Krankheitskosten 2015. Fachserie
                                          Interessenkonflikt                                                              12 Reihe 7.2.1. Destatis, Wiesbaden
                                          Joachim Szecsenyi ist Geschäftsführer und Mitbegrün-
                                                                                                                      12. Ley SH, Ardisson Korat AV, Sun Q et al. (2016) Contribution of
                                          der des aQua-Institus. Für die übrigen Koautorinnen und                         the Nurses’ Health Studies to uncovering risk factors for type 2
                                          Koautoren sowie für sich gibt die korrespondierende                             diabetes: diet, lifestyle, biomarkers, and genetics. Am J Public
                                                                                                                          Health 106(9):1624-1630
                                          Autorin an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
                                                                                                                      13. Balti EV, Echouffo-Tcheugui JB, Yako YY et al. (2014) Air pollution
                                                                                                                          and risk of type 2 diabetes mellitus: a systematic review and
                                                                                                                          meta-analysis. Diabetes Res Clin Pract 106(2):161-172
                                          Literatur                                                                   14. Hackett RA, Steptoe A (2017) Type 2 diabetes mellitus and psy-
                                                                                                                          chological stress – a modifiable risk factor. Nat Rev Endocrinol
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                                                                                                                      15. Barrès R, Zierath JR (2016) The role of diet and exercise in the
                                          2.   Centers for Disease Control and Prevention (2012) CDC´s Vision             transgenerational epigenetic landscape of T2DM. Nat Rev Endo-
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                                               (61(Suppl; July 27)):1-40
                                                                                                                      16. Bellamy L, Casas JP, Hingorani AD et al. (2009) Type 2 diabetes
                                          3.   World Health Organization (2015) Integrated surveillance of non-
                                               communicable diseases (iNCD). WHO, Copenhagen                              mellitus after gestational diabetes: a systematic review and
                                                                                                                          meta-analysis. The Lancet 373(9677):1773-1779
                                          4.   World Health Organization (2018) The 10 Essential Public Health
                                               Operations.                                                            17. Rayanagoudar G, Hashi AA, Zamora J et al. (2016) Quantification
                                               www.euro.who.int/en/health-topics/Health-systems/pub-                      of the type 2 diabetes risk in women with gestational diabetes: a
                                               lic-health-services/policy/the-10-essential-public-health-operations       systematic review and meta-analysis of 95,750 women. Diabeto-
                                               (Stand: 16.02.2018)                                                        logia 59(7):1403-1411
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                                               WHO, Geneva                                                                tational diabetes mellitus and long-term consequences for moth-
                                                                                                                          er and offspring: a view from Denmark. Diabetologia 59(7):1396-
                                          6.   Choi BC (2012) The past, present, and future of public health sur-         1399
                                               veillance. Scientifica (Cairo) 2012:875253
                                                                                                                      19. World Health Organization (2005) Preventing Chronic Diseases.
                                          7.   Ebrahim S (2011) Surveillance and monitoring: a vital investment
                                                                                                                          A Vital Investment: WHO Global Report. WHO, Geneva
                                               for the changing burdens of disease. Int J Epidemiol 40(5):1139-
                                               1143                                                                   20. Bendas A, Rothe U, Kiess W et al. (2015) Trends in incidence
                                          8.   Bommer C, Heesemann E, Sagalova V et al. (2017) The global                 rates during 1999 – 2008 and prevalence in 2008 of childhood
                                               economic burden of diabetes in adults aged 20 – 79 years: a cost-          type 1 diabetes mellitus in Germany – model-based national esti-
                                               of-illness study. Lancet Diabetes Endocrinol 5(6):423-430                  mates. PLoS One 10(7):e0132716

Journal of Health Monitoring 2018 3(S3)                                                                                                                                           15
Journal of Health Monitoring   Diabetes-Surveillance in Deutschland – Auswahl und Definition von Indikatoren                                               CONCEPTS & METHODS

                                          21. Mayer-Davis EJ, Lawrence JM, Dabelea D et al. (2017) Incidence        33. Kroll M, Phalkey RK, Kraas F (2015) Challenges to the surveil-
                                              trends of type 1 and type 2 diabetes among youths, 2002 – 2012.           lance of non-communicable diseases--a review of selected
                                              N Engl J Med 376(15):1419-1429                                            approaches. BMC Public Health 15:1243
                                          22. Heidemann C, Du Y, Schubert I et al. (2013) Prävalenz und zeitli-     34. Arbeitsgemeinschaft der Obersten Landesgesundheitsbehörden
                                              che Entwicklung des bekannten Diabetes mellitus: Ergebnisse               (AOLG) (2003) Indikatorensatz für die Gesundheitsberichterstat-
                                              der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1).             tung der Länder. 3. neu bearbeitete Fassung. Ministerium für
                                              Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz                   Gesundheit, Soziales, Frauen und Familie des Landes Nord-
                                              56(5-6):668-677.                                                          rhein-Westfalen, Bielefeld
                                              https://edoc.rki.de/handle/176904/1486 (Stand: 28.05.2018)
                                                                                                                    35. Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und
                                          23. Heidemann C, Du Y, Paprott R et al. (2016) Temporal changes in            Senioren Baden-Württemberg (2015) Diabetes mellitus Typ 2 und
                                              the prevalence of diagnosed diabetes, undiagnosed diabetes and            Schwangerschaftsdiabetes – Maßnahmenplan zur Umsetzung
                                              prediabetes: findings from the German Health Interview and                des Gesundheitsziels „Diabetes mellitus Typ 2 Risiko senken und
                                              Examination Surveys in 1997-1999 and 2008-2011. Diabet Med                Folgen reduzieren“ auf Landesebene Baden-Württemberg. Sozial-
                                              33(10):1406-1414
                                                                                                                        ministerium Baden-Württemberg, Stuttgart
                                          24. Beyerlein A, Von Kries R, Hummel M et al. (2010) Improvement
                                              in pregnancy–related outcomes in the offspring of diabetic moth-      36. Gabrys L, Heidemann C, Teti A et al. (2017) Regionalisierung der
                                              ers in Bavaria, Germany, during 1987 – 2007. Diabet Med                   Gesundheitsberichterstattung am Beispiel Diabetes-Surveillance.
                                              27(12):1379-1384                                                          Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz
                                                                                                                        60(10):1147-1152
                                          25. Kulzer B, Albus C, Herpertz S et al. (2013) Psychosoziales und
                                              Diabetes (Teil 1) S2-Leitlinie Psychosoziales und Diabetes – Lang-    37. Gabrys L, Schmidt C, Heidemann C et al. (2017) Diabetes-Sur-
                                              fassung. Diabetologie und Stoffwechsel 8(03):198-242                      veillance in Deutschland – Hintergrund, Konzept, Ausblick. Jour-
                                                                                                                        nal of Health Monitoring 2(1):91-104.
                                          26. Tsilidis KK, Kasimis JC, Lopez DS et al. (2015) Type 2 diabetes           https://edoc.rki.de/handle/176904/2586 (Stand: 28.05.2018)
                                              and cancer: umbrella review of meta-analyses of observational
                                              studies. BMJ 350:g7607                                                38. Brenner G, Altenhofen L, Knoepnadel J et al. (2003) Nationale
                                                                                                                        Gesundheitsziele: Diabetes mellitus Typ 2 als Zielbereich. Bundes-
                                          27. Jacobs E, Hoyer A, Brinks R et al. (2017) Burden of Mortality             gesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz 46(2):134-143
                                              Attributable to Diagnosed Diabetes: A Nationwide Analysis
                                              Based on Claims Data From 65 Million People in Germany. Dia-          39. Nationale Gesundheitsziele (2003) Diabetes mellitus Typ 2:
                                              betes Care 40(12):1703-1709                                               Erkrankungsrisiko senken, Erkrankte früh erkennen und behandeln.
                                                                                                                        www.gesundheitsziele.de (Stand: 15.05.2018)
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                                              al health monitoring in Germany. BMJ Open Diabetes Res Care               core health indicators. WHO, Geneva
                                              5(1):e000451
                                                                                                                    41. Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg (2013) Bericht der
                                          29. Mattke S, Epstein AM, Leatherman S (2006) The OECD health                 Expertenarbeitsgruppe Indikatoren zum Diabetes mellitus Typ 2.
                                              care quality indicators project: history and background. Int J Qual       LGA Baden-Württemberg, Stuttgart
                                              Health Care 18(Suppl 1):1-4
                                                                                                                    42. American Diabetes Association (2012) Executive summary:
                                          30. OECD (2017) Health at a Glance 2017: OECD Indicators. OECD                Standards of medical care in diabetes--2012. Diabetes Care 35
                                              Publishing, Paris                                                         (Suppl 1):S4-S10
                                          31. Arah OA, Westert GP, Hurst J et al. (2006) A conceptual frame-        43. Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung
                                              work for the OECD health care quality indicators project. Int J           (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizini-
                                              Qual Health Care 18(Suppl 1):5-13
                                                                                                                        schen Fachgesellschaften (AWMF) (2013) Nationale Versor-
                                          32. Verschuuren M, Gissler M, Kilpeläinen K et al. (2013) Public              gungsLeitlinie Therapie des Typ-2-Diabetes – Langfassung, 1. Auf-
                                              health indicators for the EU: the joint action for ECHIM (Euro­           lage. Version 4, zuletzt geändert: November 2014.
                                              pean Community Health Indicators & Monitoring). Arch Public               https://www.leitlinien.de/nvl/diabetes/therapie
                                              Health 71(1):12-12                                                        (Stand: 15.05.2018)

Journal of Health Monitoring 2018 3(S3)                                                                                                                                        16
Journal of Health Monitoring   Diabetes-Surveillance in Deutschland – Auswahl und Definition von Indikatoren                                               CONCEPTS & METHODS

                                          44. Piepoli MF, Hoes AW, Agewall S et al. (2016) 2016 European             53. Du Y, Heidemann C, Gößwald A et al. (2013) Prevalence and
                                              Guidelines on cardiovascular disease prevention in clinical prac-          comorbidity of diabetes mellitus among non-institutionalized
                                              tice: The Sixth Joint Task Force of the European Society of Cardi-         older adults in Germany-results of the national telephone health
                                              ology and Other Societies on Cardiovascular Disease Prevention             interview survey ‘German Health Update (GEDA)’ 2009. BMC
                                              in Clinical Practice (constituted by representatives of 10 societies       Public Health 13(1):166
                                              and by invited experts). Developed with the special contribution
                                                                                                                     54. Du Y, Heidemann C, Schaffrath Rosario A et al. (2015) Changes
                                              of the European Association for Cardiovascular Prevention &
                                                                                                                         in diabetes care indicators: findings from German National
                                              Rehabilitation (EACPR). Eur Heart J 37(29):2315-2381
                                                                                                                         Health Interview and Examination Surveys 1997 – 1999 and
                                          45. Hagen B, Groos S, Kretschmann J et al. (2015) Qualitätssiche-              2008 – 2011. BMJ Open Diabetes Research & Care 3(1):e000135
                                              rungsbericht 2014. Disease-Management-Programme in Nord-
                                                                                                                     55. Tamayo T, Brinks R, Hoyer A et al. (2016) The Prevalence and
                                              rhein. Nordrheinische Gemeinsame Einrichtung Disease-
                                                                                                                         Incidence of Diabetes in Germany. Dtsch Arztebl Int 113(11):177-
                                              Management-Programme GbR, Düsseldorf
                                                                                                                         182
                                          46. Schmidt C, Bätzing-Feigenbaum J, Bestmann A et al. (2017) Inte-
                                                                                                                     56. Goffrier B, Schulz M, Bätzing-Feigenbaum J (2017) Administrati-
                                              gration von Sekundärdaten in die Nationale Diabetes-Surveil-
                                                                                                                         ve Prävalenzen und Inzidenzen des Diabetes mellitus von 2009
                                              lance: Hintergrund, Ziele und Ergebnisse des Sekundärdat-
                                                                                                                         bis 2015. Versorgungsatlas. Zentralinstitut der kassenärztlichen
                                              en-Workshops am Robert Koch-Institut. Bundesgesundheitsbl
                                                                                                                         Vereinigung (Zi), Berlin
                                              Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz 60(6):656-661
                                                                                                                     57. Gross S, Kretschmann J, Macare C et al. (2016) Qualitätsbericht
                                          47. Teti A, Gabrys L, Ziese T et al. (2017) Proceedings of the Interna-
                                                                                                                         2015. Disease-Management-Programme in Nordrhein. Nordrhei-
                                              tional Workshop ‘Development of a National Diabetes Surveil-
                                                                                                                         nische Gemeinsame Einrichtung Disease-Management-Program-
                                              lance System in Germany – Core Indicators and Conceptual
                                                                                                                         me GbR, Düsseldorf
                                              Framework’. BMC Proceedings 11(3):3
                                                                                                                     58. Kröger K, Berg C, Santosa F et al. (2017) Lower limb amputation in
                                          48. Garcia-Armesto S, Vicente-Edo M, Estupinan-Romero F et al.
                                                                                                                         Germany – an analysis of data from the German Federal Statistical
                                              (2016) European consensus for the assessment of good prac­
                                                                                                                         Office between 2005 and 2014. Dtsch Arztebl Int (114):130-136
                                              tices on Diabetes. CHRODIS.
                                              http://chrodis.eu/outcomes-results (Stand: 17.05.2018)                 59. Pollmanns J, Romano PS, Weyermann M et al. (2017) Impact of
                                                                                                                         Disease Prevalence Adjustment on Hospitalization Rates for
                                          49. Fitch K, Bernstein SJ, Aguilar MD et al. (2001) The RAND/UCLA
                                                                                                                         Chronic Ambulatory Care–Sensitive Conditions in Germany.
                                              appropriateness method user's manual. RAND Corporation, San-
                                                                                                                         Health Serv Res 53(2):1180-1202
                                              ta Monica CA (USA)
                                                                                                                     60. Bundesamt für Gesundheit in der Schweiz (2017) Indikatoren-Set
                                          50. AQUA (2015) Allgemeine Methoden im Rahmen der sektoren-
                                                                                                                         für das Monitoring-System NCD. Ergänzendes Dokument zur
                                              übergreifenden Qualitätssicherung im Gesundheitswesen nach §
                                                                                                                         Nationalen Strategie Prävention nichtübertragbarer Krankheiten –
                                              137a SGB V Version 4.0 (Stand: 17. Februar 2015). AQUA - Institut
                                                                                                                         2017 – 2024. Bundesamt für Gesundheit, Bern
                                              für Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen
                                              GmbH, Göttingen
                                          51. Verschuuren M, Achterberg P, Gijsen R et al. (2012) ECHI Indica-
                                              tor Develpment and Documentation – Joint Action for ECHIM
                                              Final Report Part II. Bilthoven, Netherlands
                                          52. Paprott R, Mühlenbruch K, Mensink GBM et al. (2016) Validation
                                              of the German Diabetes Risk Score among the general adult pop-
                                              ulation: findings from the German Health Interview and Exami-
                                              nation Surveys. BMJ Open Diabetes Res Care 4(1):e000280

Journal of Health Monitoring 2018 3(S3)                                                                                                                                         17
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