Diagnostisches und therapeutisches Angebot an der KJPP Freiburg - Monica Biscaldi-Schäfer
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Diagnostisches und therapeutisches Angebot an der KJPP Freiburg Monica Biscaldi-Schäfer Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter
Leitfaden Autismusdiagnostik Screening (MBAS/FSK) Klinischer Verdacht (Anamnese, Psychopathologischer Befund) Screening positiv oder klinischer Verdacht Spezifische Anamnese/Freiburger Autismus Inventar (FAI) Nein Differenzialdiagnostik positiv? Ja Basisdiagnostik („Goldstandard“): Funktionsdiagnostik: IQ (z. B. HAWIK IV, CFT-20, K-ABC) ADOS-G ICF ADI-R
KJPP Behandlung und sozialorganisatorische Maßnahmen Ambulante oder teilstationäre Behandlung Sicherung der Diagnose Entscheidung über therapeutisches Setting Therapeutische Intervention (Elterberatung/-Training, Medikation, Verhaltenstherapie, Sozialkompetenztraining) Vollstationäre Behandlung bei Selbst- und Fremdaggressivität Krisenintervention in der Regel bei älteren Kindern und Jugendlichen Empfehlung Jugendhilfemaßnahmen (Heilpädagogik, Autismus-Therapie- Zentrum, Schulbegleitung, Tagesgruppe, Wohngruppe) Seelische Behinderung Mehrfachbehinderung (seelisch, geistig, eventuell körperlich) Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter
KJPP Behandlung Berücksichtigung des individuellen Entwicklungsstandes Berücksichtigung der Ressourcen des Kindes und der Familie Einbeziehung der Eltern /Bezugspersonen -> Psychoedukation und Elterntraining (Triple P-Stepping Stones-modifiziert, FETASS) Sozialkompetenztraining (TOMTASS) Verhaltenstherapeutischer Ansatz Je früher die Behandlung beginnt, desto besser die Ergebnisse Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter
Entwicklung von spezifischen Fördermaßnahmen: Autismusspezifische Besonderheiten • Besonderheiten in der Wahrnehmungs- und Informationsverarbeitung: Fokussierung auf Details, Lenken der Aufmerksamkeit auf für Menschen ohne ASD irrelevante Aspekte Visualisierung wichtig • Sprachliche Besonderheiten: Schwierigkeiten mit dem Verstehen von Ironie, bildlicher Sprache, Redewendungen, verschachtelte Sätze, dahinterliegenden Absichten klare deutliche eindeutige Sprache • Viele Durchgänge führen zum Transfer • Zugang zu sich selbst und zum Innenleben anderer erschwert (Theory of Mind) nichts implizit voraussetzen • Andere Verstärker • Unflexibilität Vorhersehbarkeit, maximale Verlässlichkeit / Verbindlichkeit des Therapeuten • Vernetzungsarbeit: Kostenträger, Jugendhilfeeinrichtungen, besondere Schulen, Berufsförderungseinrichtungen, ATZ, Jugendamt M. Pschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter
FETASS: Theoretischer Hintergrund • Freiburger Elterntraining für Eltern von Kindern mit Autismus- Spektrum- Störungen (FETASS) • Eigene Entwicklung (Bettina Brehm, Judith Schill, Monica Biscaldi-Schäfer) • Die vermittelten Erziehungsstrategien basieren auf verhaltenstherapeutischen und lerntheoretischen Prinzipien. • Die vermittelten Erziehungsstrategien sind angelehnt an evaluierte autismusspezifische therapeutische Ansätze: -„Applied Behaviour Analysis“ (ABA - Therapieansatz, Lovaas,1981) -TEACCH (Häußler, 2008) - Triple P Stepping Stones (Sanders, 2003) Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter
FETASS: Übergeordnete Ziele des Elterntrainings •Verbesserung der Anpassungsleistung von Kindern mit Autismus- Spektrum- Störungen und Reduktion der Symptomatik • Verbesserung der Lebensqualität der Eltern und der Kinder, Reduktion des Stresserlebens der Familien •Besonderheiten bei der Elternarbeit: Breiter Phänotyp (Erscheinungsbild) der ASS (genetische Komponente) – Subklinische Formen der ICD-10/DSM-IV-TR Beschreibungen finden sich auch in der Allgemeinbevölkerung /Bailey et al., 1998; Bölte, 2004), häufig zu finden bei Verwandten von Patienten mit ASS – Verwandte von ASS zeigen (im Vgl. zu anderen Verhaltensstörungen) auch häufiger andere psychiatrische Störungen (Piven, 1999; Palmer, 1999) – Auch in neuropsychologischen Untersuchungen Evidenz für • Stärkere Verarbeitung von Details • Ähnliche neuropsychologische Veränderungen (Baron-Cohen & Hammer, 1997) Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter
FETASS: Konkrete Ziele des Elterntrainings • in strukturierter Form, Informationen über Autismus Spektrum Störungen zu geben • Alltagsabläufe zu Hause neu zu strukturieren • Verhaltenstherapeutische Lernprinzipien vermitteln und mit den Eltern einzuüben ( angemessenes Verhalten fördern und unangemessenes Verhalten reduzieren) • Strategien im Umgang mit autismusspezifischen Problembereichen zu vermitteln • Methodenkompetenzen vermitteln („Handwerkszeug“ für systematisches Vorgehen bei Problemverhaltensweisen) Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter
Rahmenbedingungen des FETASS: • 8 Sitzungen, 1 x wöchentlich, geschlossene Gruppe • Dauer der Sitzungen: 90 min. • 4 - 6 Eltern möglichst als Elternpaare von Kindern mit Autismus Spektrum Störungen (hoch-funktional) im Alter von 5-12;11 Jahren • 2 Therapeuten pro Gruppe • Wechsel zwischen Folienpräsentationen, Elterndiskussion und -austausch, mündliche und schriftliche Übungen im Handout, Rollenspiele, Hausaufgabenbesprechungen Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter
Alltags- Verhaltenstherapeutische Umgang mit autismusspezifischen Psychoedukation struktu- Lernprinzipien Problemverhaltensweisen rierung Sitzung 1 Sitzung 2 Sitzung 3 Sitzung 4 Sitzung 5 Sitzung 6 Sitzung 7 Sitzung 8 • Besonderheit • Strategien zur • Positive • Wegweiser für • Umgang mit • Ursachen von • Negative • Systematische en von Alltagsstruktu- Verstärkung Verhaltensbeo- kritische besonderen Autismusspek- Verstärkung Kindern mit rierung bachtung Situationen Problemfeldern trumstörungen • Verstärkerpläne • Shaping ASS • Umgang mit (z.B. Defizite im • Individuelle • Ressourcen- • Aufrechterhal- • Förderung • Rückwärts- tende Faktoren Eskalationen Blickkontakt, Zielfestlegung übung zur unerklärliche des lernen entfernen Selbstfürsorge Gefühlsausbrüche, Beziehungs- • Generalisierung • An soziale Veränderungs- aufbaus • Negative Regeln erinnern ängste, Konsequenzen • Theory of Mind Sonderinteressen) einüben • Löschung • Klare Anwei- sungen geben • Auszeiten einsetzen Zeit Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter
TOMTASS Freiburger soziales Kompetenztraining mit Schwerpunkt Theory of Mind für Kinder und Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Störungen Mirjam Paschke-Müller, Monica Biscaldi, Reinhold Rauh, Christian Fleischhaker, Eberhard Schulz)
Interventionsmöglichkeiten bei Autismus • TEACCH (Schopler): Visualisierung und Strukturierung • ABA (Lovaas): Verhaltensweisen in kleine Einzelschritte unterteilen, operante Konditionierung • Medikamentöse Therapie zur Behandlung von Symptombereichen und Komorbiditäten (stereotypes und aggressives Verhalten, Hyperaktivität, Angst- und Zwangssymptome) • Training der ToM und des sozialen Verständnisses: FEFA (Bölte et al.), The Transporters (Golan et al.), Social Stories (Gray et al.) • Soziales Kompetenztraining (SKT) M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter
Was gibt es bereits für Manuale? M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter
Warum ein neues Training? SKT wird bei Menschen mit Autismus zunehmend häufiger als therapeutische Intervention eingesetzt Es gibt bereits einige Programme, aber: deren Manuale sind oft wenig konkret Programme bleiben an vielen Stellen oberflächlich sind oft ungenügend evaluiert zeigen keinen Transfer in den Alltag der Kinder Deshalb: Entwicklung eines eigenen Trainingskonzepts dabei jedoch Anlehnung an die bestehenden Programme M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter
Warum ein ToM-Training? Schwerpunktsetzung auf Theory of Mind (ToM) Dies ist darin begründet, dass eine ToM ein wesentlicher Bestandteil der Fähigkeit zur Intersubjektivität darstellt, die wiederum Grundvoraussetzung für sozial kompetentes Verhalten ist. Training dieser „Basis-Fähigkeiten“ + Sozialkompetenztraining Transfer möglich (?) M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter
Entwicklung des Trainings • 2007 Konzept • 2008 erste Staffel beginnt • Nach vielen Durchgängen, Evaluationen und Adaptionen: • 2011 Manual erschien im Hausverlag • 2012 Manual erschien im Springer-Verlag M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter
Grundsätze des Therapieprogramms • Gezieltes Training von ToM • Erlernen von Basisfertigkeiten mit anschließendem gezielten Transfer in alltägliche Situationen (Generalisierung) • Verhaltenstherapeutische Prinzipien (Verstärkung von erwünschten Verhaltensweisen, z.B. Tokensystem, Gruppenregeln, etc.) • Visualisierung der Inhalte • Eindeutige und einfache Sprache • Starke Einbindung der Eltern und des Umfelds (z.B. durch Elternabende und Hausaufgaben) • Positive Gruppenatmosphäre zur sozialen Motivation • Konkretisierung des Abstrakten M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter
Globale Ziele – 1- • Verbesserung der Kommunikation / Interaktion innerhalb der Gruppe – Kontaktaufnahme – Einhaltung von Gruppenregeln – Verständnis von sozialen Regeln – Aktive Teilnahme an Gruppeninteraktionen – Verbesserung der Fähigkeit sich in andere hineinzuversetzen, der Empathie sowie der sozialen Wahrnehmung – Selbstwahrnehmung fördern – Positive soziale Erfahrungen ermöglichen M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter
Globale Ziele – 2- • Verbesserung von unangemessenen, starren, unflexiblen oder problematischen Verhaltensweisen – Ritualisiertes Verhalten abbauen – Beharren auf bestimmten Abläufen vermindern – Flexibilität – Förderung der Aufmerksamkeit • Verbesserung der Interaktionsfähigkeit im Alltag – Kontakte zu Gleichaltrigen – Familiäre Situation – Schulisches Umfeld – Selbstständigkeit fördern M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter
Rahmenbedingungen • 24 Gruppenstunden, einmal wöchentlich • Dauer: 75 Min (mit 5 Minuten Pause) • 3 Elternabende • Indiv. Vor- und Nachgespräche mit den Kindern und den Eltern • 2 Versionen: Kindergruppe: 7-12 Jahre Jugendlichengruppe: 12-18 Jahre • 4 bis 6 Teilnehmende pro Gruppe • 2 Therapeuten pro Gruppe M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter
Methodische Umsetzung • Begrüßungsrunde mit Stimmungsbild • Gruppenspiele • Gruppengespräche • Gemeinsame Aktivitäten • Rollenspiele • Hausaufgaben • Übungen im freien Feld • Pause • Abschlussrunde M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter
Module M. Paschke-.Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter
Prä-Evaluation Post-Evaluation 24 Gruppenstunden Nach- treffen Aufbaustufe Basisstufe Motivationsstufe Vorgespräche Nachgespräche Gruppenstunde: 1 2 7 12 15 22 24 1. Eltern- 2. Eltern- 3. Eltern- abend abend abend M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter
Animated Theory of Mind Test (AToM 1.0, Schaller & Rauh, 2011) • Multidimensionaler Test zur Erfassung der Fähigkeit dargestellte Emotionen zu kategorisieren und Überzeugungen bzw. (falsche) Annahmen anderer zu erkennen • Präsentation zweier Folgen der Serie „Shaun das Schaf“ („Hitzefrei“, „Wer ist die Mami“) • Nonverbale, voneinander unabhängige Folgen • Unterbrechung, Audio-Aufnahme der verbalen Antworten • Auswertung der Antworten in richtig/falsch
Reinhold Rauh & Ulrich Max Schaller
AToM: Fragen zum gezeigten Videoausschnitt Fragen zu Begrün- ToM-Fragen 1. ToM-Fragen 2. Realitäts- Distrak- fazialem Affekt dungs- Ord. Ord. frage torfrage frage Welchen Warum zeigt Was denkt der Was denkt Warum Zum Beispiel: Gesichtsaus- er diesen Bauer, weshalb Shaun, was der verschwindet Waren druck zeigt der Gesichtsausd die Sonne Bauer denkt, die Sonne Rettungs- Bauer? ruck? verschwindet? weshalb die tatsächlich? ringe an der Sonne Mauer zu verschwindet? sehen? Richtig: wütend, Richtig: Richtig: Weil Richtig: Er Richtig: Weil -Aufmerk- zornig, Weil er sich Wolken sie denkt, dass der die Schafe sie samkeit verärgert... nicht mehr verdecken… Bauer denkt, verdecken/ -Wahrneh- sonnen dass Wolken sich davor mung von kann... sie verdecken schieben… Details im Hintergrund
Das Freiburger Autismus Projekt: Monica Biscaldi-Schäfer, Reinhold Rauh, Ulrich Max Schaller, Mirjam Paschke-Müller, Bettina Brehm, Katja Schneider-Momm, Christian Fleischhaker, die Doktoranden/innen und Hilfskräfte unserer Abteilung, unsere einzigartige Patienten Schaller, Rauh, Klein, Müller, Biscaldi
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