Ich habe Diabetes Informationen zur Betreuung von Kindern mit Diabetes in der Schule - Für Eltern und Lehrkräfte
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Ich habe Diabetes Informationen zur Betreuung von Kindern mit Diabetes in der Schule Für Eltern und Lehrkräfte
Start!
Verständlich und kompakt: In dieser Broschüre erfahren Lehrper-
sonen und Eltern die wichtigsten Aspekte zum Umgang mit Dia-
betes in der Schule.
Ein Kind mit Diabetes in der Klasse -
geht das gut? Lehrpersonen fühlen sich
gelegentlich überfordert durch Kinder,
die aufgrund ihres Diabetes Insulin sprit-
zen und Blutzucker messen müssen.
Das muss nicht sein: Die folgenden Sei-
ten helfen, sich auf solche Situationen
vorzubereiten.
Inhaltsverzeichnis
1. Was ist Diabetes?
2. Was bedeutet Diabetes im Alltag?
3. Was ist eine Unterzuckerung?
4. Wie wird eine Unterzuckerung behandelt?
5. Was ist beim Sport zu beachten?
6. Umgang mit Ausflügen und Schulreisen1
1. Was ist Diabetes?
Diabetes ist eine Stoffwechselstörung. Eine Spezialbehandlung - abgesehen
Dabei produziert der Körper zuwenig vom Messen und Essen - ist im Nor-
oder kein Insulin mehr. Ohne Insulin malfall weder nötig noch sinnvoll. Im
gerät der Blutzucker ausser Kontrolle. Gegenteil: Die Kinder sind froh, wenn
Das führt dazu, dass die aufgenomme- ihr Diabetes und die Behandlung ein
ne Nahrung nicht richtig in Energie ganz normaler Teil des Alltags werden
umgewandelt werden kann. und sie nicht ständig einen Sonderfall
darstellen.
Kinder mit Typ1-Diabetes benötigen
deshalb lebenslang Insulin. Es wird, Übrigens:
genau abgestimmt auf ihr Essen,
mehrmals täglich gespritzt oder über
eine Insulinpumpe abgegeben. Damit
sie wissen, wie viel Insulin nötig ist, Diabetes ist weder anste-
messen Diabetiker mehrmals täglich ckend noch wird er durch
ihren Blutzucker mit einem kleinen
Messgerät.
falsche Ernährung ausge-
löst.
Bei Kindern mit Diabetes Auch wenn Diabetes umgangssprach-
sind drei Dinge wichtig: lich oft „Zuckerkrankheit“ genannt
wird, sind Zucker oder Süssigkeiten
Das Essen, das Blutzucker- nicht der Auslöser. Das Wort Zucker
Messen und das Insulin. bezieht sich auf den Blutzucker, also
die Glukose im Blut.
Wichtig: Bei einem (sehr) hohen Blut-
Die Handhabung des Blutzucker- zucker versucht der Körper diesen
Messgeräts und des Insulin-Pens ist über die Nieren und damit den Urin
schnell erlernt und wird im Schulalter auszuscheiden. Es kann also sein,
von den Kindern selbst übernommen. dass ein Kind mit Diabetes wegen des
temporär hohen Blutzuckers öfters zur
Wenn die Behandlung stimmt, sind Toilette muss.
Kinder mit Diabetes genau so belast-
bar wie normale Kinder auch. Das gilt
auch für den Sportunterricht.2
2. Was bedeutet Diabetes im Alltag?
Kinder mit Diabetes benehmen sich Geschieht dies nicht, besteht die Ge-
im Alltag genau gleich wie nichtdiabe- fahr einer Unterzuckerung, da im Ver-
tische Kinder. Sie unterscheiden sich hältnis zum Essen womöglich zuviel
von ihren Altersgenossen lediglich in Insulin gespritzt wird.
der Notwendigkeit, regelmässig den
Blutzucker zu messen, kontrolliert zu Geburtstage
essen und Insulin zu spritzen. Dazu Geburtstage oder andere Anlässe mit
brauchen einige, aber längst nicht Kuchen, Süssigkeiten oder Süssgeträn-
alle, gelegentlich Unterstützung. ken (Cola, Fruchtsäfte) sind manchmal
nicht eingeplant. Ein kurzes Telefonat
Für Kindergärtnerinnen und Lehrper- mit einem Elternteil hilft im Zweifels-
sonen ist es sehr vorteilhaft zu wissen, fall immer weiter.
wie die Diabetesbehandlung funktio-
niert. Dazu ist es notwendig, den Zu- Essen tauschen
sammenhang zwischen Essen, Insulin Kinder tauschen gerne Essen und Ge-
und Blutzucker-Messen zu kennen. tränke. Kinder mit Diabetes sollten
aber nur ihr vorgesehenes Essen zu
sich nehmen, da sonst die Insulin-Do-
Essen sierung nicht mehr stimmt.
Kinder mit Diabetes machen keine
spezielle Diät. Sie essen dasselbe wie
die anderen Kinder auch, müssen aber
die Nahrungsmittel, die Kohlenhyd-
rate beinhalten, gesondert abwiegen.
Grundsätzlich ist ein gesundes und
ausgewogenes Essen am Sinnvollsten.
Vorsicht ist geboten bei Süssigkeiten:
Der hohe Zuckeranteil (zum Beispiel
beim Geburtstagskuchen) kann den
Blutzucker stark nach oben treiben.
Bei kleineren Kindern ist es wichtig,
dass sie die von den Eltern zuvor ab-
gewogenen Nahrungsmittel „gemäss
Fahrplan“ essen können. Beispiel Blutzucker-Messgerät3
Auch bei Kindern wird zunehmend
Blutzucker-Messen die Insulin-Pumpe eingesetzt. Bei der
Pumpe wird aus einem Reservoir kon-
stant Insulin abgegeben. Über einen
Kinder mit Diabetes müssen regel- Schlauch und einen Katheter gelangt
mässig ihren Blutzucker messen. Zum das Insulin in den Körper.
Messen wird ein kleines Gerät mit Das entspricht am ehesten der Insuli-
Teststreifen verwendet. Meist können nabgabe, wie sie bei einem nichtdiabe-
schon jüngere Kinder damit umgehen. tischen Menschen funktioniert.
Es ist aber günstig, wenn auch die
Lehrperson die nötigen Handgriffe be- Es liegt in der Verantwortung der El-
herrscht und bei der Interpretation der tern, der Lehrperson die Pumpe oder
gemessenen Werte helfen kann. den Pen in groben Zügen zu erklären
und zu besprechen, wie in bestimmten
Das Blutzucker-Messen ist vergleich- Situationen optimalerweise vorgegan-
bar mit einem Blick auf die Uhr: Man gen werden sollte. Die Eltern dürfen
will wissen, wo man steht. Ist der Wert die Diabtesbehandlung des Kindes
zu tief, muss das Kind etwas essen. nicht einfach an die Lehrperson dele-
Dies muss auch während des Unter- gieren, sondern müssen dafür besorgt
richts möglich sein, um eine Unterzu- sein, dass eine telefonische Bespre-
ckerung zu vermeiden (siehe Seite 6). chung mit der Lehrperson bei Unklar-
heiten jederzeit möglich ist.
Insulin spritzen Die Pumpe kann für den Sport entkop-
pelt werden. Die Kinder wissen selbst,
Insulin wird meist nach einem fest- wie das funktioniert. Lehrpersonen
gelegten Rhythmus gespritzt, der auf sollten sich das wenigstens einmal
den Tagesverlauf mit den verschiede- demonstrieren lassen und die Pumpe
nen Mahlzeiten abgestimmt ist. Es während der Lektion beaufsichtigen.
gibt drei verschiedene Systeme:
• Insulin-Spritze
• Insulin-Pen (eine Art Stift)
• Insulin-Pumpe
Beispiel Insulin-Pumpe
Beispiel Insulin-Pen4
3. Was ist eine Unterzuckerung?
Bei einer Unterzuckerung (Hypoglykä- • Es wurde zuviel Insulin gespritzt.
mie oder kurz Hypo) hat das Kind zu- Insulin senkt den Blutzucker.
wenig Glukose im Blut. Unbehandelt Eine zu hohe Dosis (bei wenig
führt dies im ungünstigsten Fall zu Nahrungs- bzw. Energiezufuhr)
einer Ohnmacht mit Krampfanfall. Das senkt den Blutzucker zu stark.
Kind muss deswegen schnell etwas Es-
sen oder ein zuckerhaltiges Getränk zu • Körperliche Anstrengung, zum
sich nehmen. Beispiel Sport: Durch viel Bewe-
gung wird mehr Energie (Zucker)
verbrannt. Der Blutzucker sinkt
Wie erkenne ich eine Unterzuckerung?
schneller als gewohnt.
Eine Unterzuckerung kann rasch oder
langsam entstehen. Kinder können
ganz unterschiedliche Hypoglykämie-
Symptome aufweisen, die zudem von
Situation zu Situation variieren. Dazu
gehören:
• Schwitzen und Blässe
• Starke Müdigkeit
• Schwäche, Zittern
• Heisshunger
• Konzentrationsschwächen
• Aggressives oder albernes Verhal-
ten
• Ungewöhnliche Emotionalität
• Sehstörungen
Wie entsteht die Unterzuckerung?
Es gibt verschiedene Gründe für eine
Unterzuckerung.
• Das Kind hat zuwenig gegessen.
Der Blutzucker sinkt, da vom Darm
nach der Verdauung zu wenig Zu-
cker ins Blut nachgeführt wird.5
4. Wie wird eine Unterzuckerung be-
handelt?
Bei einer Unterzuckerung als erstes Bei einer Unterzuckerung kann es sein,
schnell wirksame Kohlenhydrate ver- dass das Kind die Nahrung verweigert.
Verständnisvolles, aber bestimmtes
abreichen. Zum Beispiel: Auftreten ist dann gefragt.
• ein Glas Coca-Cola, Citro, Rivella Die Symptome sollten innerhalb von
(kein Light!) 10 bis 15 Minuten abklingen. Das
• ein Glas Orangensaft, Apfelsaft Kind darf in einer solchen Situation
• Traubenzucker nie alleine nach Hause geschickt wer-
• aufgelöster Würfelzucker den. Warten Sie als Lehrperson unbe-
dingt, bis sich der Blutzucker normali-
siert hat. Messen Sie dazu nach 10-15
Minuten nochmals den Blutzucker.
Kinder mit Diabetes soll-
ten immer Traubenzucker
mit dabei haben für den
Notfall.
Mit Vorteil bewahrt auch die zustän-
dige Lehrperson eine Packung Trau-
benzucker im Klassenzimmer und der
Turnhalle auf.6
Was tun bei einer schweren Un-
terzuckerung?
Wenn eine Unterzuckerung nicht sofort
erkannt oder nicht darauf reagiert wird,
kann es zu einer schweren Unterzucke-
rung mit Bewusstlosigkeit kommen.
In diese Situation dürfen Sie dem Lassen Sie das Kind nicht alleine
Kind keinesfalls Flüssigkeit oder fes- und bleiben Sie ruhig. Der Notarzt
te Nahrung in den Mund geben, auch wird sich schnell und kompetent
kein Traubenzucker! Es droht Ersti- um das Kind kümmern. Auch eine
ckungsgefahr. schwere Unterzuckerung hinterlässt
keine bleibenden Schäden.
1) Ruhe bewahren. Rufen Sie falls Zusätzliche Massnahmen nach
möglich Hilfe. Wunsch der Eltern:
...................................................
2) Sichern Sie die Atemwege
durch eine stabile Seitenlage (Be- ...................................................
wusstlosigkeitslage).
...................................................
3) Rufen Sie den Notarzt unter
144 oder die Rega unter 1414.
4) Rufen Sie die Eltern des Kindes
an und befolgen Sie notierte An-
weisungen, sofern vorhanden.
Nach Absprache mit den Eltern und
dem betreuenden Arzt kann in der
Schule ein Hypokit aufbewahrt wer-
den.Namen und Da-
ten des Kindes
7
für schnelle
Hilfe einfüllen.
Falls ein Blutzucker-Wert von unter
.......................................................
zeigt bei einer Unterzuckerung meist vorliegt, sollte das Kind
folgende Symptome:
..............
etwas zu essen zu sich nehmen, und
zwar am besten
.......................................................
.......................................................
....................................................... Telefonnummer der Eltern:
....................................................... .......................................................
5. Was ist beim Sport zu beachten?
Kinder mit Diabetes sollten selbstver- Zu beachten:
ständlich am Schulsport teilnehmen.
Durch die Muskelaktivität verbren-
• Vor dem Sport sollte stets der
nen die Kids allerdings mehr Energie
Blutzucker gemessen werden. Zur
als gewöhnlich. Der Blutzucker sinkt
Sicherheit empfiehlt es sich, auch
schneller, das Risiko einer Unterzu-
mal in einer Pause zu messen.
ckerung steigt. Zudem sorgen Spiele
für Ablenkung, das Kind nimmt mög-
• Bei geplanten längeren Aktivitäten
liche Symptome weniger wahr.
können Eltern und Kind sich ent-
sprechend vorbereiten, zum Bei-
spiel Essen mitbringen (etwa beim
Sporttag, Turnier, etc.).
Sport sorgt für ein ra-
scheres Absinken des • Alle Lehrkräfte sollten bezüglich
des Kindes mit Diabetes informiert
Blutzuckers. Die Gefahr sein. Traubenzucker und Telefon-
einer Unterzuckerung nummern für den Notfall bereit
ist höher. zu halten ist ein Muss. Dies gilt in
besonderem Masse auch für den
Schwimmunterricht.8 6. Ausflüge und Schulreisen Auf Schulreisen und während Klas- senlagern sind die Kinder häufig zum ersten mal länger weg von zuhause. Es empfiehlt sich deshalb, alle Unsi- cherheiten VOR der Fahrt anzuspre- chen. Ob ein Elternteil des Kindes mit Diabetes mitfährt, hängt von der Selbstständigkeit ab, mit der das Kind den Diabetes behandelt. Es sollte aber wenn möglich eher die Ausnahme als die Regel sein. Vorbereitet sein Klassenlager sind häufig nicht in der Nähe von Städten und eher etwas abgelegen. Für längere Ausflüge und Schulreisen muss deshalb die nötige Ausrüstung bereit sein: Blutzucker- Messgerät, Teststreifen, Diabetesta- gebuch, Insulin, Traubenzucker und geeignetes Essen. Auch bei Wande- rungen gilt: Körperliche Anstrengung senkt den Blutzucker. Ein kurzer Test schafft Gewissenheit. Übrigens: Der Diabetologe oder die Diabetesfachberaterin gibt gerne Aus- kunft bei Unklarheiten.
Ziel!
Wir bedanken uns herzlich für die tatkräftige
Mitarbeit bei Diabetologen, Diabetesberaterin-
nen, betroffenen Eltern, Kindergärtnerinnen und
Lehrkräften, die mit ihrem Wissen und ihren
Erfahrungen diese Broschüre möglich gemacht
haben. Im Speziellen:
Dr. Michael Steigert, Leitender Arzt Kinderendokrinologie / Kinderdiabetologie Kantonsspital Chur
Dr. Paolo Tonella, Oberarzt Kinderspital des Luzerner Kantonsspitals
Susanne Mäder, Diabetesfachberaterin am Ostschweizer Kinderspital in St. Gallen
Claudia Maurer, Mutter eines Kindes mit Typ 1-Diabetes
Raphael Kirchhofer, Primarlehrer in Freienbach
Patricia Keller, Kindergärtnerin und Diabetikerin
Walter Bechtiger, Leiter Bayer Diabetes Care
Mit besonderem Dank an die Kinder mit Typ1-Diabetes, deren gemalte Bilder diese Broschüre
auflockern. Die Bilder entstanden an einem Malnachmittag 2011.
Diese Broschüre ist ein Produkt von Bayer Dia-
betes Care. Sie wurde speziell für den Einsatz
an Schulen entwickelt und kann zusammen mit
einem Merkblatt und einem Traubenzucker-Not-
fallset über Bayer bestellt werden:
Bayer (Schweiz) AG www.bayerdiabetes.ch
Diabetes Care info@bayerdiabetes.ch
Grubenstrasse 6 Tel: 044 465 83 55
8045 ZürichSie können auch lesen