Die Apotheke der Zukunft - Höferlin & Höferlin

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Die Apotheke der Zukunft - Höferlin & Höferlin
Apotheken-Special
F a c h b e i t r a g

                        Die Apotheke der Zukunft
                        Apotheken müssen sich auf bestimmte Zielgruppen fokussieren. So bleiben sie am Markt erfolgreich.
                        Von Michael W. Höferlin

                        E
                               ine gute Idee lässt sich auf Dauer       die Banken immer mehr Sicherheiten for-       Wenn diese und gegebenenfalls noch eine
                               nicht verhindern!, sind die motivie-     dern, ehe sie einer Finanzierung zustimmen,   Reihe anderer Fragen ehrlich und selbstkri-
                               renden Worte eines Vertriebsleiters,     machen den kleineren Apothekern zu schaf-     tisch beantwortet sind, dann kann auf Basis
                        der zu begründen versucht, warum eine           fen. Wie kann also der Erfolg einer Apothe-   dieser Erhebung eine Strategie für die Zu-
                        Selbstständigkeit nicht einfach über Bord       ke auch in Zukunft sichergestellt werden?     kunft aufgebaut werden.

                                                                                                                      Differenzierung und Positionierung

                                                                                                                      Diese analytische Fragestellung dient der
                                                                                                                      Klärung, welche Modelle es gibt, die eine
                                                                                                                      deutliche Differenzierung und Positionie-
                                                                                                                      rung der Apotheke in einem definierten
                                                                                                                      Umfeld ermöglichen. Es seien hier nur
                                                                                                                      zwei grundlegende Richtungen erwähnt,
                                                                                                                      die keinesfalls als allgemeingültige Mo-
                                                                                                                      delle herhalten sollen und können. Letzt-
                                                                                                                      endlich geht nämlich die genaue Zielset-
                                                                                                                      zung immer mit der Persönlichkeit des
                                                                                                                      Betreibers einher. Auch die strategische
                                                                                                                      Ausrichtung der Mitarbeiter spielt dabei
                                                                                                                      eine Rolle.

                                                                                                                      Die Meinungen, die Wünsche und Per-
                                                                                                                      spektiven der Mitarbeiter sind im Übrigen
                                                                                                                      ein Pool, den es mit einzubeziehen gilt.
                                                                                                                      Schließlich soll und muss die zu erarbei-
                                                                                                                      tende Marktstrategie von allen Protagonis-
                                                                                                                      ten mitgetragen und mitgelebt werden. Hier
                                                                                                                      sitzen sozusagen alle in einem Boot. Nur
                                                                                                                      gemeinsam kann man in die gleiche Rich-
                        geworfen werden sollte. Solch ein Satz bleibt   Analytische Fragestellung                     tung rudern und gesetzte Ziel erreichen.
                        nicht ohne Nachwirkung. Vielmehr gibt er                                                      Apropos: Seien wir einmal ehrlich, dieser
                        Kraft. Kraft, die jemand braucht, um sich       Was ist gefragt, um in der Zukunft ein pro-   Prozess ist nichts Einmaliges. Vielmehr
                        klar zu machen, dass der einmal eingeschla-     fitables Geschäftsmodell zu verwirklichen?    läuft er beständig weiter. Er ist nie statisch,
                        gene Weg nicht in die Tristesse führt. Konse-   Folgende Fragen sollte sich jeder Apothe-     sondern in höchstem Maße dynamisch!
                        quent weitergehen heißt es dann. Vielleicht     ker stellen, bevor er anfängt, überhaupt
                        die Situation aus einer anderen Perspektive     über neue Konzepte zu philosophieren:         Aus marketingstrategischer Sicht sollte je-
                        betrachten. Dabei sind solche zweifelnden       • Wie ist meine Kundschaft strukturiert?      der Apotheker gelegentlich auf die andere
                        Vorbehalte nicht ohne Grund. Auch Apo-             (Alter, Berufe, soziale Schichten etc.)    Straßenseite gehen, um die Außenwirkung
                        theker zweifeln. Heute mehr denn je! Denn       • Weshalb kommen meine Kunden in mei-         seines Geschäftes zu überprüfen. Der per-
                        angesichts immer neuer Restriktionen des           ne Apotheke? Gibt es „meine“ Kunden?       spektivische Wechsel bringt eine Vielzahl
                        Gesetzgebers wissen viele nicht, wohin sie      • Wo liegen die Schwerpunkte meiner           an Aufschlüssen, die sich dann in Team-
                        der Weg führt. Erwartet werden eine längst         direkten Wettbewerber?                     gesprächen, Brainstorming-Wochenenden
                        überfällige Betriebsordnung, deren Anpas-       • Wie viel Rezeptumsatz generiere ich mit     oder anderen gemeinsamen Aktionen mit
                        sung schon seit vielen Jahren versprochen          den Ärzten in der näheren Umgebung?        daraus entstehenden Ideen und Ansätzen
                        wird und die immer kreativeren Versuche         • Würde ich als Kunde gerne in meine          hervorragend kombinieren lassen. Nur auf
                        von Konzernen, die Kettenbildung durchzu-          eigene Apotheke gehen?                     diese Art und Weise kann durch gemeinsame
                        setzen. Wo bleibt da die regionale, vom Inha-   • Was unterscheidet mich von meinen           Bemühungen ein nachhaltiger Erfolg reali-
                        ber geführte Apotheke? Gerade die Aspekte,         Wettbewerbern?                             siert werden. Wie sich so etwas in der Praxis
                        dass Investitionen schwieriger werden und       • Auf welchen Gebieten bin ich Spezialist?    darstellt, zeigen zwei beispielhafte Modelle.

                            POS-Ladenbau n 4 • 2009
Die Apotheke der Zukunft - Höferlin & Höferlin
Die Familienapotheke

       Sie ist in prädestinierter Lage im Bereich
       der Nahversorgung von Neubaugebieten mit
       einem hohen Anteil von jungen Familien an-
       zusiedeln. Optimal ist das Umfeld, wenn ent-
       weder ein Kinderarzt oder ein kleines Ärzte-
       zentrum ansässig sind. Natürlich richtet sich
       das Angebot im Freiwahlbereich gezielt auf
       diese Zielgruppe und versucht, das Ange-
       bot der Discounter nicht zu kopieren, aber
       doch sinnvoll zu ergänzen und zu erweitern.

      Die Räumlichkeiten müssen attraktiv und
      ansprechend sein. Gewünscht wird kein
      übertriebenes Design. Ein sicherer Kinder-
      bereich gehört dazu. Denn sobald Mutter
      oder Vater beraten werden, sollte dem un-
      beaufsichtigten Kind nichts passieren. Ein
      Kinderbereich in der Nähe der Tür mit der
                                                                                 Ein zentraler Wartebereich verschafft dem Kunden einen
      Option, dass das Kind womöglich nach
                                                                                 guten Überblick. Er bietet Distanz zu den Handverkäufen.
      draußen krabbelt, wäre ein architektonischer
      Fehlgriff. Ein „riesiges“ Spielangebot ist
      nicht so entscheidend. Es reicht in aller Re- mit Büchern und eine Kiste mit Holzspiel- Was heißen soll: Das Kind sollte die Spiel-
       gel, wenn eine Tafel mit Kreidestiften und zeug oder Spielsteinen zur Verfügung stehen. sachen nicht verschlucken können und die
PF_POS Magnetbuchstaben,   eine kleine 08.07.2009
        Ladenbau_0409.qxp:Print          Malfläche Auch  hier
                                                     13:41    ist der
                                                            Uhr       Sicherheitsaspekt
                                                                   Seite  1             wichtig. Kreide muss ungiftig sein. Unmöglich ist in

                                                                                                                                     Anzeige

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                                                                                                                             www.project-floors.com
Die Apotheke der Zukunft - Höferlin & Höferlin
Apotheken-Special
F a c h b e i t r a g

                        einer Apotheke die Installation von elektro-     ein gewisses Potenzial im Bereich des Ein-       che Produkte den Alltag, wie beispielsweise
                        nischen Spielen, Gameboys etc. Dies führt in     kommens oder des Vermögens erkennen              die Kooperation mit einem Telefonladen.
                        der Regel dazu, dass die Kinder die Apotheke     lässt, stellt sich nun die Frage: Wie ist es     Dieser sollte in seinem Angebotsspektrum
                        nicht mehr verlassen möchten und ein bislang     möglich, diese Zielgruppe zu aktivieren?         Telefone mit großen Displays anbieten. Aber
                                                                                                                          auch die Organisation von Reisen bietet die
                                                                                                                          Möglichkeit der Kundengewinnung. In Zu-
                                                                                                                          sammenarbeit mit dem örtlichen Reisever-
                                                                                                                          anstalter können diese auf die Gesundheit
                                                                                                                          und das Wohlbefinden dieser Kundengruppe
                                                                                                                          ausgerichtet sein. Die Angebotsvielfalt kann
                                                                                                                          natürlich auch noch ausgeweitet werden.

                                                                                                                          Barrierefreiheit und Sitzmöglichkeiten

                                                                                                                          Schließlich wird das optimierte Angebot
                                                                                                                          durch die Räumlichkeiten ergänzt. „Machen
                                                                                                                          Sie es dem Kunden leicht und bequem und er
                                                                                                                          wird es Ihnen danken“, heißt hier der Aufruf
                                                                                                                          an den Apotheker. Keine Frage – die Bar-
                                                                                                                          rierefreiheit ist obligatorisch. Das fängt bei
                                                                                                                          den Eingangstüren an, die sich automatisch
                                                                                                                          öffnen und den Benutzern von Rollatoren,
                                                                                                                          Rollstühlen, Gehhilfen etc. einen problem-
                                                                                                                          losen Zugang ermöglichen. Ein gut geplanter
                                                                                                                          Wartebereich mit Informationsmaterial an
                                                                                                                          strategisch richtiger Stelle ist ebenfalls Gold
                                                                                                                          wert. Die präzise Beratung durch das Apo-
                                                                                                                          thekenpersonal gehört idealerweise dazu.
                                                                                                                          Außerdem müssen die Sitzmöglichkeiten
                                                                                                                          leicht erhöht sein, weil ältere Menschen so
                                                                                                                          wieder leichter aufstehen können. Der Ru-
                                                                                                                          hebereich kann so weit ausgebaut werden,
                                                                                                                          dass hier ständig Aktionen stattfinden, die
                             Kompakter Einzelhandverkaufsbereich mit rund angeordnetem                                    den Kundennutzen transparent machen und
                             Sichtwahlbereich gestattet nur den Zutritt eines Kunden.                                     vor allem auch die klare Differenzierung
                                                                                                                          zum Discounter dokumentieren. Eine mo-
                        angenehmer Besuch endet im Kinderschrei-         Natürlich spiegelt sich das in erster Linie im   bile Sitzmöglichkeit beim Handverkauf, die
                        Konzert. Dann sind die Eltern genervt und        Produktportfolio wider. Produkte, die dem        Möglichkeit, die Gehhilfe sicher zu plat-
                        werden diese Apotheke nicht mehr betreten.       Wohlbefinden und der körperlichen Fitness        zieren, breite Taschenablagen sowie keine
                                                                         dienen, Kosmetika speziell für diese Ziel-       scharfen Kanten, um die Gefahr der Verlet-
                        Die Apotheke 55 plus                             gruppe, eine Ernährungsberatung oder die         zung zu minimieren, optimieren den Raum.
                                                                         Organisation von Seniorensport, der medi-        Auch wenn sich all das nach Kleinigkeiten
                        Das Thema „Demographischer Wandel“ ist           zinisch durch die Apotheke begleitet wird,       anhört, ergeben sie dennoch in ihrer Summe
                        derzeit omnipräsent und jeder Marketinggu-       ergänzen den Dienstleistungsgedanken einer       ein Gesamtbild und führen dazu, die Apo-
                        ru hat die Zielgruppe der Silver Ager für sich   Apotheke. Darüber hinaus erleichtern man-        theke in ihrer Alleinstellung zu präsentieren.
                        entdeckt. Das Lockmittel heißt in vielen Fäl-
                        len Geld. Es ist nämlich anzunehmen, dass
                        sich diese Altersgruppe gerne etwas gönnt.         n Der Autor
                        Dennoch ist in der Realität das Potenzial
                        manchmal überbewertet. Ohne vorherige
                                                                           Michael W. Höferlin
                        Analyse der Stadtteil- oder Landstruktur kann
                        oftmals der Erfolg ausbleiben, weil nicht alle
                        Senioren über eine üppige Rente verfügen.          ist diplomierter Innenarchitekt. Er hat sich auf die Gebiete
                        So können sie sich die entsprechenden Pro-         Konzeptplanung für Apotheken und Beleuchtungstechnik
                        dukte oder Dienstleistungen kaum leisten.          spezialisiert.
                        Davon ausgehend, dass die Apotheke in
                        einem Quartier mit vorwiegend älterer Be-
                        völkerung liegt und die Marktuntersuchung

                            POS-Ladenbau n 4 • 2009
Die Apotheke der Zukunft - Höferlin & Höferlin
Platz für Diskretion                             möglich und gewünscht ist. Denn eine         ganz passabel, jedoch fehlt ihm der Pfiff.
                                                 Mutter-Kind-Apotheke im Einzugsbereich       Vor 30 Jahren war noch die Schubschrank-
Aber auch größere Auszeichnungsschilder,         von Seniorenheimen wäre eher kontrapro-      anlage der ganze Stolz des Apothekers und
die ein einfacheres Sehen und Erkennen           duktiv. Die Sensibilisierung aufgrund der    stand mit ihren Keramik- oder Moorei-
möglich machen, lassen den Senior länger         vorhandenen Grundlagen ist eine wichtige     chefronten direkt im Blickfeld der Kunden,
in der Apotheke verweilen. Natürlich muss        Voraussetzung für den Erfolg. Nicht immer    heute wünscht man sich ein breites Angebot
der Diskretion in der Apotheke eine große        ist es notwendig, die Apotheke komplett      an Frei- und Sichtwahl, um die notwendigen
Aufmerksamkeit geschenkt werden. Sie             umzubauen, um sie für ein neues Konzept      Zusatzverkäufe zu ermöglichen. Nur was
sollte an vorderster Stelle der Agenda stehen,   fit zu machen. Manchmal genügen kleinere     der Kunde sieht, kann er auch kaufen! Men-
wenn der Apotheker über ein neues Konzept        „kosmetische Operationen“, die den ge-       schen sind nun einmal visuelle Lebewesen
nachdenkt. Letztendlich ist jede Art von Be-     wünschten Effekt bringen. Dazu gehören       und nehmen ca. 85 Prozent aller Eindrücke
ratung ein persönliches Gespräch. Demzu-         z.B. die Installation einer neuen Beleuch-   über die Augen wahr. Und das betrifft in der
folge sollte der Handverkauf die Möglich-        tungsanlage mit sparsamen Leuchtmitteln      Apotheke immer den Weg vom Eingang bis
keit bieten, ein vertrauliches Gespräch zu       und hohem Farbwiedergabeindex oder ganz      zum Handverkauf. Wenn bezahlt ist und der
führen, ohne dass Körperkontakt zwischen         gezielt die Öffnung des Schaufensters, da-   Geldbeutel wieder in der Tasche verschwin-
dem aktuellen und dem nächsten Kunden            mit die Menschen Einblick erhalten und       det, dann ist der Einkauf abgeschlossen und
besteht. Das lässt sich mithilfe einer ge-       die Fernwirkung der Apotheke erhöht wird.    die Chance vertan. Deshalb ist die Waren-
zielten Planung hervorragend verwirklichen.                                                   präsentation auf dem Weg zum Handverkauf
                                                 Produkte im Blickfeld des Kunden             und die Beratung so wichtig. Natürlich führt
Altes entstauben                                                                              das dann zu Überlegungen, ob eine Automa-
                                                 Zugegeben, manchmal hilft auch nur der       tisierung jetzt oder später sinnvoll ist. Egal,
Es gibt noch viele weitere Möglichkeiten,        Gesamtumbau. Das trifft vor allem dann zu,   zu welchem Ergebnis man dabei gelangt.
die Apotheke zu einem Spezialisten für           wenn bereits seit vielen Jahren ein Sanie-   Gut ist stets die Option des späteren Einbaus
ganz unterschiedliche Belange zu ent-            rungsstau zu erkennen ist. Viele Apotheken   eines Kommissionierautomaten. Eine gute
wickeln. Entscheidend ist immer die Er-          wurden vor Jahrzehnten installiert und das   und professionelle Planung wird dies von
kenntnis, was in dem jeweiligen Quartier         damals eingesetzte Material ist zwar noch    vornherein berücksichtigen.                n

                                                                                                                                     Anzeige

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Die Apotheke der Zukunft - Höferlin & Höferlin Die Apotheke der Zukunft - Höferlin & Höferlin
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