Die Bevölkerungsentwicklung in Südhessen bis 2100 - Grundlage für eine langfristige Wasserbedarfsprognose im Rahmen eines Klimafolgen-Projektes
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
FACHBERICHTE Wasserversorgung Die Bevölkerungsentwicklung in Südhessen bis 2100 Grundlage für eine langfristige Wasserbedarfsprognose im Rahmen eines Klimafolgen-Projektes Wasserversorgung, Wasserbedarfsprognose, Klimawandel, Mitigation, Adaption Hermann Mikat, Holger Wagner und Ulrich Roth Das Verbundprojekt „Anpassungsstrategien an Klima- Population development in Southern Hesse until year 2100 trends und Extremwetter und Maßnahmen für ein nach- The joint project “adaptation strategies for climate haltiges Grundwassermanagement“ hat zum Ziel, die trends and extreme weather and steps towards a sus- wasserwirtschaftlichen Auswirkungen des Klimawan- tainable groundwater management” has the objective, dels im Raum Südhessen bis zum Jahr 2100 abzuschät- to estimate the consequences of climate change on zen. Als Grundlage für die hierzu aufzustellende Was- water resources in southern Hessia up to the year 2100. serbedarfsprognose wird eine Bevölkerungsprognose für As a basis for the prognosis of water consumption das Jahr 2100 benötigt. Dazu werden die vorliegenden which is to set up, a prognosis of population is needed. längerfristigen Bevölkerungsprognosen dokumentiert Therefore the available long term population prognoses und bewertet. Aufgrund der erheblichen Bandbreite die- are documented and evaluated. Because of the consid- ser Bevölkerungsprognosen werden für die aufzustel- erable spread of these prognoses corresponding scenar- lende Wasserbedarfsprognose entsprechende Szenarien ios have to be defined as a basis for the prognosis of definiert. water demand. 1. Anlass Umwelt und Geologie (HLUG) in Wiesbaden und die Hessen- Im Rahmen der Klimaforschung hat das Bundesministerium wasser GmbH & Co. KG in Groß Gerau. Untersuchungsgebiet für Bildung und Forschung (BMBF) mit dem Förderschwer- ist das Hessische Ried und der benachbarte Odenwald. Der punkt „klimazwei – Forschung für den Klimaschutz und Untersuchungszeitraum bezieht sich auf das Jahr 2100. Schutz vor Klimawirkung“ anwendungsorientierte Projekte Als Grundlage für die in dem Projekt benötigte Wasserbe- in den Vordergrund der Forschungspolitik gestellt. Damit darfsprognose ist zunächst eine Bevölkerungsprognose für soll die Entwicklung innovativer Technologien und Strate- den Untersuchungsraum bis zum Zieljahr 2100 aufzustellen. gien gefördert werden. Diese Bevölkerungsprognose wurde von Hessenwasser und Die Fördermaßnahme besteht aus den beiden Schwer- dem beauftragten Ingenieurbüro als Vorstudie zur Wasser- punkten Verminderung (Mitigation) und Anpassung (Adap- bedarfsprognose ausgearbeitet und wird hier vorgestellt. tation). Im Rahmen des ersten Schwerpunkts werden Pro- Sie beruht auf vorliegenden Prognosen der Vereinten Natio- jekte mit dem Ziel der Minderung der Treibhausgasemissio- nen (United Nations, UN), der Europäischen Gemeinschaften nen gefördert. Der zweite Schwerpunkt beinhaltet die (European Union, EU), des Statistischen Bundesamtes, des Entwicklung von Anpassungsstrategien an das veränderte Hessischen Statistischen Landesamtes und anderer Stellen. Klima und an Wetterextreme. Ziel des im zweiten Förderschwerpunkt angesiedelten 2. Untersuchungsraum Verbundprojektes „Anpassungsstrategien an Klimatrends Der Untersuchungsraum umfasst das Hessische Ried und und Extremwetter und Maßnahmen für ein nachhaltiges den Odenwald. Diese unmittelbar benachbarten Landschaf- Grundwassermanagement“ ist es zu klären, inwieweit Kli- ten sind hinsichtlich der wasserwirtschaftlichen Strukturen matrends und Extremwetter den Grundwasserhaushalt völlig unterschiedlich. Der Odenwald ist ein Mittelgebirge beeinflussen und in welchem Ausmaß Anpassungsstrate- mit kleinstädtisch/dörflicher Prägung. Die Wasserversor- gien für ein nachhaltiges Grundwassermanagement vor gung erfolgt überwiegend dezentral aus Brunnen und Quel- allem im Rahmen der Trinkwasserversorgung zu entwickeln len, aus denen jeweils einzelne Ortschaften versorgt werden. sind. Verbundstrukturen sind auf benachbarte Ortschaften Partner in diesem Verbundprojekt sind die BGS Umwelt- beschränkt. Hydrogeologisch handelt es sich in der Regel planung GmbH in Darmstadt, das Hessische Landesamt für um Kluftgrundwasserleiter. 182 Februar/März 2009 Wasser Abwasser
Wasserversorgung FACHBERICHTE Das Hessische Ried liegt im nordöstlichen Oberrheingra- Hessen mit 2 Varianten bis 2050 und Daten auf Kreisebene ben. Es wird durch die Flüsse Rhein, Main und Neckar sowie bis 2025 enthält [9]. im Osten durch den Odenwald begrenzt. Aus mächtigen 9. Die „Bevölkerungsvorausschätzung für die hessischen Kies- und Sandschichten wird Grundwasser für Trink- und Landkreise und kreisfreien Städte bis 2050“ aus dem Jahr Brauchwasserzwecke sowie für die landwirtschaftliche 2004 der Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft Hes- Beregnung gewonnen. Im Ried liegen neben örtlichen sen mbH (FEH) [10] und die neue Prognose der Hessen Gewinnungsanlagen vor allem große verbundwirksame Agentur GmbH als deren Nachfolgeorganisation aus dem Wasserwerke, die in den Leitungsverbund im Rhein-Main- Jahr 2007 [11]. Raum einspeisen, und aus denen der Raum Wiesbaden/ Frankfurt/Darmstadt zu erheblichen Teilen versorgt wird. Nur die Prognose der UN für 2300 schließt das Jahr 2100 Der Untersuchungsraum liegt im Regierungsbezirk Darm- ein und enthält Zahlenwerte für „Deutschland 2100“. Die stadt (Südhessen) und umfasst im Wesentlichen die Stadt anderen Prognosen beziehen sich überwiegend auf den Darmstadt und die Landkreise Groß-Gerau, Darmstadt-Die- Zeitraum bis 2050 und enthalten je nach Autor und Zielset- burg und Bergstraße sowie den Odenwaldkreis. Versor- zung Angaben für unterschiedliche Räume (z. B. Europa, gungstechnisch angeschlossen sind die Städte Frankfurt am Deutschland, Hessen, Südhessen) sowie in den Prognosen Main und Wiesbaden sowie Teile weiterer Landkreise in der hessischen Institutionen für die kreisfreien Städte und deren Umgebung. Der Untersuchungsraum ist somit je Landkreise. Für Südhessen wurden die Bestandsdaten ab nach Fragestellung unterschiedlich abgegrenzt. Der abzu- 1977, die Daten der genannten Prognosen sowie weitere deckende Wasserbedarf bezieht sich auf ein Gebiet, das weit Prognosen mit kleinräumigen Daten für 2010, 2020 und über den eigentlichen Untersuchungsraum hinausgeht und 2050 gesondert dokumentiert [1]. weite Teile Südhessens umfasst. Für die vorliegende Aufgabenstellung wird eine Bevölke- rungsprognose für Südhessen bzw. die Untersuchungs- 3. Datengrundlagen räume Hessisches Ried und Odenwald für 2100 benötigt. Für den Untersuchungsraum liegen detaillierte Bestands- Ziel ist somit eine Abschätzung der Bevölkerungsentwick- daten sowie verschiedene Bevölkerungsprognosen für 2020, lung bis 2100 auf Grundlage der vorliegenden Prognosen für 2025 und 2050 vor. Diese wurden im Zusammenhang mit 2050 unter Verwendung der Prognose der UN für 2300. der aktuellen Wasserbedarfsprognose der Hessenwasser dokumentiert [1]. Eine Bevölkerungsprognose bis zum Jahr 4. Methodische Grundlagen der verwendeten 2100 für den Regierungsbezirk Darmstadt oder andere klein- Bevölkerungsprognosen räumige Einheiten ist jedoch nicht verfügbar. Die Prognose Die vorliegenden Bevölkerungsprognosen unterscheiden für die vorliegende Fragestellung musste somit aus anderen sich nach Quellen abgeleitet werden. Räumlicher Abgrenzung (Untersuchungsraum, Sie basiert auf folgenden Unterlagen: z. B. Deutschland, Europa, Welt), 1. Die Bevölkerungsprognose der UN für 2300, die Progno- Zeitlicher Abgrenzung (Prognosehorizont, z. B. 2050, sen auf Staatenebene auf einer Datenbasis bis 2000 und 2100, 2300) und Angaben auch für das Zieljahr 2100 enthält [2]. Fragestellung (z. B. Raumnutzung, Ernährung, 2. Die Bevölkerungsprognose der UN für 2050, die Progno- Altersrenten). sen auf Staatenebene auf einer Datenbasis bis 2005 ent- hält [3]. Allen Bevölkerungsprognosen liegen Annahmen für die 3. Die Bevölkerungsvorausschätzung der EU für 2050, die prägenden Faktoren Prognosen auf nationaler Ebene auf einer Datenbasis bis Geburtenrate (Fertilität, fertility) 2004 enthält [4]. Lebenserwartung (life expectancy) bzw. Sterblichkeit 4. Die 10. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung des (mortality) Statistischen Bundesamtes, die eine Prognose für Deutsch- Wanderungen (Migration, migration) land bis 2050 enthält [5]. zugrunde. Prägende Eingangsgrößen wie wirtschaftliche 5. Die 11. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung des Entwicklung, Ernährung, Krankheiten etc. gehen über diese Statistischen Bundesamtes, die ebenfalls eine Prognose Parameter in die Prognosen ein. Die unterschiedlichen für Deutschland bis 2050 enthält [6]. Annahmen in den vorliegenden Prognosen werden in Kapi- 6. Die „Raumordnungsprognose 2020/2050“ des Bundesam- tel 6 beschrieben. tes für Bauwesen und Raumordnung (BBR), die eine Bevöl- Je nach zugrunde gelegten Annahmen ergeben sich im kerungsprognose auf Kreisebene bis 2020 und auf Lan- Ergebnis der Prognoserechnungen Varianten oder Szena- desebene bis 2050 enthält [7]. rien, deren Eintreten für mehr oder weniger wahrscheinlich 7. Der vom Hessischen Landtag veröffentlichte Bericht gehalten wird. Oft wird eine „mittlere“ Variante (bzw. Szena- „Bevölkerung in Hessen 2050“ der Enquetekommission rio) definiert, in deren Nähe die Eintritts-Wahrscheinlichkeit „Demografischer Wandel“ aus dem Jahr 2005, der eine im Rahmen der dargestellten Bandbreiten als relativ hoch Bevölkerungsprognose auf Kreisebene mit 3 Varianten bis eingeschätzt wird. 2050 enthält [8]. Daneben werden oft Modellrechnungen durchgeführt, 8. Die Bevölkerungsprognose des Hessischen Statistischen mit denen bestimmte Fragestellungen untersucht werden, Landesamtes aus dem Jahr 2008, die eine Prognose für z. B. „was wäre, wenn die Geburtenrate konstant bliebe“. Die Februar/März 2009 Wasser Abwasser 183
FACHBERICHTE Wasserversorgung Ergebnisse solcher Modellrechnungen haben oft theoreti- die Kontinente, ausgewählte Regionen und die Staaten für schen Charakter. Beispielsweise hat die UN eine Modellrech- die Jahre 2000, 2050, 2100, 2200 und 2300. nung durchgeführt, nach der die Weltbevölkerung bei welt- Die fünf Szenarien für die weltweite Bevölkerungsent- weit konstanten Geburtenraten bis zum Jahr 2300 auf fast wicklung sind 134 Billionen Menschen anwachsen würde (vgl. Kap. 5.1, Zif- 1. „Medium“ – mit einer Zunahme auf 8,972 Mrd. Menschen fer 5) und damit den Nachweis geführt, dass dieser Ansatz im Jahr 2300 und einem Maximum bei 9,221 Mrd. im auszuschließen ist. Jahr 2075. Die Vielzahl der den unterschiedlichen Bevölkerungsprog- 2. „Zero-Growth“ (Nullwachstum) – mit einer Zunahme auf nosen zugrunde liegenden Annahmen und die daraus resul- 8,323 Mrd. im Jahr 2300 und einem Maximum bei tierenden Varianten im Detail zu beschreiben, würde den 9,221 Mrd. im Jahr 2075. Rahmen des vorliegenden Artikels übersteigen. Dazu wird 3. „High“ – mit einer Zunahme auf 36,444 Mrd. im Jahr 2300. auf die im Literaturverzeichnis aufgeführten Originalquellen 4. „Low“ – mit einer Abnahme auf 2,310 Mrd. im Jahr 2300 verwiesen. und einem Maximum bei 7,529 Mrd. im Jahr 2040. 5. „Constant-Fertility“ (konstante Geburtenrate) – mit einer 5. Vorliegende Bevölkerungsprognosen Zunahme auf 133.591,993 Mrd. im Jahr 2300. 5.1 Prognose der UN für 2300 Mit dem Bericht „World Population to 2300“ [2] hat das Für Deutschland erwarten die UN folgende Entwicklun- Department of Economic and Social Affairs der UN eine Pro- gen (Bild 1): gnose für die weltweite Bevölkerungsentwicklung bis zum Im mittleren Szenario wird eine gemäßigte Entwicklung Jahr 2300 vorgelegt. Die Prognose basiert auf dem Bevölke- von derzeit ca. 82,4 Mio. auf 85,3 Mio. im Jahr 2300 prog- rungsstand des Jahres 2000 (weltweit 6,071 Mrd.) sowie nostiziert. Dabei geht die Einwohnerzahl zunächst auf Annahmen für die einzelnen Staaten. Sie enthält Daten für 73,1 Mio. im Jahr 2100 zurück, um danach wieder anzusteigen. Das Szenario „Nullwachstum“ folgt bis 2100 diesem 300.000 1.000 Einwohner Szenario und bleibt danach konstant. Bestand 1950-2000 Im hohen Szenario ist eine Zunahme auf 284,5 Mio. Mittleres Szenario (Medium) Szenario Nullwachstum (Zero Growth) Einwohner im Jahr 2300 prognostiziert. Für 2100 ist eine 250.000 Hohes Szenario (High) Zahl von 102,9 Mio. ausgewiesen. Niedriges Szenario (Low) Szenario konstante Geburtenrate (Constant-Fertility) Im niedrigen Szenario geht die Einwohnerzahl auf 200.000 Bezugszahl 2005 31,2 Mio. im Jahr 2300 zurück. Für 2100 ist eine Zahl von 52,8 Mio. ausgewiesen. 150.000 Bei einer konstanten Geburtenrate würde die Einwohner- zahl Deutschlands im Jahr 2300 nur noch 3,1 Mio. 100.000 betragen. 5.2 Prognose der UN für 2050 50.000 Mit dem Bericht „World Population Prospects: „The 2004 Revision Population Database“ [3] hat das Department of 0 Economic and Social Affairs der United Nations im Jahr 2005 1950 2000 2050 2100 2150 2200 2250 2300 eine Prognose für die weltweite Bevölkerungsentwicklung Bild 1. Prognose der UN für Deutschland 2300. bis zum Jahr 2050 vorgelegt. Die Prognose basiert auf dem Bevölkerungsstand des Jahres 2005 (weltweit 6,465 Mrd.) 1.000 Einwohner und enthält Daten für die Kontinente, ausgewählte Regio- 92.500 Bestand 1950-2005 nen und die Staaten in 5-Jahres-Schritten bis 2050. Die vier Mittlere Variante (Medium) 90.000 Hohe Variante (High) Varianten sind 87.500 Niedrige Variante (Low) 1. „Medium“ mit einer Zunahme auf weltweit 9,076 Mrd. im Variante konstante Geburtenrate (Constant-Fertility) Bezugszahl 2005 Jahr 2050. 85.000 2. „High“ mit einer Zunahme auf 10,646 Mrd. im Jahr 2050. 82.500 3. „Low“ mit einer Zunahme auf 7,680 Mrd. im Jahr 2050. 80.000 4. „Constant-Fertility“ (konstante Geburtenrate) mit einer Zunahme auf 11,658 Mrd. im Jahr 2050. 77.500 75.000 Für Deutschland werden ausgehend von 82,7 Mio. Ein- 72.500 wohnern im Jahr 2005 für 2050 erwartet (Bild 2): In der mittleren Variante ein Rückgang auf 78,8 Mio. 70.000 Einwohner. 67.500 In der hohen Variante eine Zunahme auf 90,9 Mio. 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020 2030 2040 2050 Einwohner. Bild 2. Prognose der UN für Deutschland 2050. 184 Februar/März 2009 Wasser Abwasser
Wasserversorgung FACHBERICHTE In der niedrigen Variante ein deutlicher Rückgang auf 68,1 Mio. Einwohner. 1.000 Einwohner 90.000 In der Variante „konstante Geburtenrate“ ein Rückgang auf 72 Mio. Einwohner. 85.000 Diese Daten unterscheiden sich zum Teil deutlich von der Prognose für 2300 (Bild 1). 80.000 5.3 Prognosen der EU für Deutschland 2050 In dem Bericht „Langfristige Bevölkerungsvorausschätzun- 75.000 gen auf nationaler Ebene“ [4] hat die EU die Ergebnisse einer Bevölkerungsprojektion für das Jahr 2050 zusammenge- Bestand 2004 70.000 Basisvariante fasst. Die Prognose basiert auf dem Bevölkerungsstand des Hohe Bevölkerungsvariante Niedrige Bevölkerungsvariante Jahres 2004 und enthält sieben Varianten für die Bevölke- Bevölkerungsvariante mit jüngerem Profil 65.000 rungsentwicklung in den Mitgliedsstaaten bis 2050 mit Zwi- Bevölkerungsvariante mit älterem Profil Hohe Fruchtbarkeitsvariante schenwerten für 2010 und 2030 (Bild 3). Variante ohne Wanderungen Ausgehend von einem Bestand von 82,532 Mio. Einwoh- 60.000 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050 nern im Jahr 2004 sind für Deutschland bis 2050 im Wesent- lichen folgende Trend-Szenarien dargestellt: Bild 3. Prognose der EU für Deutschland 2050. In der Basisvariante eine Abnahme auf 74,642 Mio. Einwohner. In der hohen Variante eine Zunahme auf 89,943 Mio. 1.000 Einwohner 87.500 Variante 1-W1 Einwohner. Untergrenze der mittleren Bev. 85.000 Variante 1-W2 In der niedrigen Variante eine Abnahme auf 63,412 Mio. Obergrenze der mittleren Bev. 82.500 Variante 2-W1 Einwohner. Variante 2-W2 80.000 Variante 3-W1 Variante 3-W2 5.4 Prognosen auf Bundesebene für 2050 77.500 relativ "junge" Bevölkerung Variante 4-W1 Auf Bundesebene liegen folgende Prognosen für das Jahr 75.000 Variante 4-W2 2050 vor: 72.500 Variante 5-W1 Die 10. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung des 70.000 Variante 5-W2 Variante 6-W1 Statistischen Bundesamtes (2003, Datenbasis 2001) [5]. relativ "alte" Bevölkerung 67.500 Variante 6-W2 Die 11. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung des Modellrechnung G1-L1-W3 65.000 Statistischen Bundesamtes (2006, Datenbasis 2005) [6]. Modellrechnung G1-L1-W0 Die Prognose des Bundesamtes für Bauwesen und Raum- 62.500 Modellrechnung GR-L1-W1 Bezugszahl 2005 ordnung (BBR, 2006, Datenbasis 2001), die auch Angaben 60.000 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050 für die Bundesländer enthält [7]. Bild 4. Prognose des Statistischen Bundesamtes für Die ältere Prognose des Statistischen Bundesamtes 2050 (11. koordinierte Bevölkerungsvorausberech- enthielt neun Varianten, denen einheitlich eine konstante nung). Geburtenrate von 1,4 Kindern pro Frau zugrunde lag. Variiert wurden hier lediglich Lebenserwartung und Wanderungs- salden. Einwohner Die neuere Prognose des Statistischen Bundesamtes ent- 6.250.000 hält zwölf Varianten und drei Modellrechnungen (Bild 4), denen verschiedene Annahmen für Geburtenrate, Lebenser- 6.000.000 wartung und Wanderungssaldo zugrunde liegen (vgl. Kap. 6). Dabei stellen die Varianten 1-W1 und 1-W2 die Unter- und Obergrenze der „mittleren“ Bevölkerungsentwicklung dar. 5.750.000 Die Prognose des BBR dient der Politikberatung der Bun- desregierung in Bezug auf die künftige Nutzung des Rau- mes. Sie entspricht mit einem Wert von 77,3 Mio. für 2050 5.500.000 etwa der in Bild 4 dargestellten Variante 3-W2 des Statisti- Bestand 2000 bis 2006 schen Bundesamtes, beruht jedoch auf anderen Annahmen. Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung 2006 5.250.000 Statistisches Landesamt 2008, Variante 2 Statistisches Landesamt 2008, Variante 1 5.5 Prognosen für Hessen 2050 Hessen Agentur 2007 Für Hessen liegen drei aktuelle Prognosen für 2050 vor Bezugszahl 2005 5.000.000 (Bild 5): 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050 Die neue Prognose des Hessischen Statistischen Landesamtes mit 2 Varianten für 2050 [9], Bild 5. Prognosen für Hessen 2050. Februar/März 2009 Wasser Abwasser 185
FACHBERICHTE Wasserversorgung die neue Prognose der Hessen Agentur GmbH für 2050 Einwohner und danach einen vergleichsweise gemäßigten [11] und Rückgang auf 5,86 Mio. im Jahr 2050 aus. die Prognose des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR) [7]. 5.6 Prognosen für Südhessen 2025 und 2050 Die einzige aktuelle Prognose für Südhessen bis 2050 wurde Mit den Prognosen des Statistischen Landesamtes (2007) durch die Hessen Agentur aufgestellt [11]. Diese weist für und der Hessen Agentur (2008) wurden Prognosen aus den den Zeitraum bis 2020 noch eine leichte Zunahme von 3,773 Jahren 2004 und 2005 aktualisiert: Mio. Einwohner im Jahr 2006 auf 3,857 Mio. und danach Der vom Hessischen Landtag veröffentlichte Bericht einen Rückgang auf 3,65 Mio. aus (Bild 6). „Bevölkerung in Hessen 2050“ der Enquetekommission Der Vergleich der Bilder 5 und 6 (Hessen und Südhessen) „Demografischer Wandel“ [8] mit drei Varianten. zeigt, dass für die Teilregion Südhessen eine erheblich güns- Die Bevölkerungsvorausschätzung der Forschungs- und tigere Entwicklung erwartet wird als für Hessen insgesamt. Entwicklungsgesellschaft Hessen mbH (FEH) [10]. Die Hessen Agentur rechnet in ihren aktuellen Gutachten für den Zeitraum 2006 bis 2050 für Südhessen mit einer Bevöl- Die beiden letztgenannten Prognosen sind in Bild 5 nicht kerungsabnahme um nur 3,2 %, für Mittelhessen dagegen dargestellt, werden aber als Bewertungsgrundlage für die um 15,7 % und für Nordhessen um 21,6 % [11]. Detailbetrachtung für Südhessen mit herangezogen (vgl. Die aktuelle Prognose des Statistischen Landesamtes ent- Kap. 5.6). hält für Südhessen nur Daten für den mittelfristigen Zeit- Die neuen Prognosen [9, 11] basieren auf der 11. regiona- raum bis 2025. Für eine Abschätzung des längerfristigen lisierten Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Trends sind in Bild 6 daher zusätzlich gestrichelt die Progno- Bundesamtes [6] (vgl. Kap. 5.4) und auf einem Bestand von sen der Enquetekommission aus dem Jahr 2005 [8] und der 6,075 Mio. Einwohnern am 31.12.2006. Das Statistische Lan- FEH aus dem Jahr 2004 [10] dargestellt, die auch den Zeit- desamt rechnet in seiner Variante 2 kurzfristig noch mit einer raum bis 2050 abdecken. Es wird deutlich, dass die neuen leichten Bevölkerungszunahme bis 2010. Mittel- und lang- mittelfristigen Prognosen etwa den Bereich zwischen der fristig wird in beiden Varianten ein mehr oder weniger deut- FEH-Prognose und der Mittleren Variante der Enquete- licher Bevölkerungsrückgang auf 5,145 Mio. Einwohner in kommission abdecken, während deren Obere und Untere Variante 1 bzw. 5,463 Mio. in Variante 2 erwartet. Die Prog- Variante jeweils höher bzw. niedriger lagen. nose der Hessen Agentur entspricht mit einem Endwert von 5,518 Mio. Einwohnern weitgehend der Variante 2 des Statis- 5.7 Gegenüberstellung der Prognosen tischen Landesamtes. Bild 7 zeigt die Bandbreiten der in den vorangegangenen Gegenüber den früheren Prognosen [8, 10] wird nunmehr Kapiteln dargestellten Prognosen. Die prozentualen Verän- für die ländlichen Regionen ein stärkerer Bevölkerungsrück- derungen sind darin (unabhängig von der Basis der jewei- gang erwartet, während die großen Städte zumindest mit- ligen Prognose) einheitlich auf den Bestand 2005 bezogen, telfristig noch Bevölkerungszunahmen erwarten können. der in den Bildern 1 bis 6 jeweils als Bezugspunkt eingetra- Insofern wurde in Hessen bei den Bevölkerungsprognosen gen ist. Die Prognosen beziehen sich jeweils auf das Jahr ein planerischer Paradigmenwechsel berücksichtigt, der sich 2050, nur ganz links sind die Daten der UN für 2100 (Auszug auch in den aktuellen Rahmenwerken der Regionalplanung aus der Prognose für 2300) dargestellt – aufgrund der aus wiederfindet. dem längeren Zeitraum resultierenden Prognose-Unsicher- Die Prognose des BBR liegt höher als die Prognosen der heiten mit entsprechend größerer Bandbreite. hessischen Institutionen und weist für den Zeitraum bis Zunächst fällt auf, dass die UN für Deutschland im Jahr 2010 noch eine Bevölkerungszunahme auf knapp 6,15 Mio. 2050 wesentlich höhere Einwohnerzahlen erwartet als das Statistische Bundesamt. Die Mittlere Variante der UN weist gegenüber 2005 einen Rückgang um 4,5 % aus. Dagegen Einwohner 3.900.000 sind in den Prognosen des Statistischen Bundesamtes Rück- gänge um 8,9 % bzw. in der neuesten Prognose sogar 13,4 % 3.800.000 (Mittelwert von Unter- und Obergrenze, vgl. Bild 4) ausge- 3.700.000 wiesen. Auch die Randwerte der Bandbreiten liegen vor allem in der neuesten Prognose des Statistischen Bundes- 3.600.000 amtes deutlich unter denen der UN. Die Prognose der EU für Deutschland 2050 hat eine grö- 3.500.000 ßere Bandbreite als die anderen Prognosen. Dabei entspricht Bestand 2000 bis 2006 der untere Wert mit –23,1 % etwa der neuesten Prognose 3.400.000 Enquetekommission 2005, Obere Variante Enquetekommission 2005, Mittlere Variante des Statistischen Bundesamtes (–24,2 %), der obere Wert 3.300.000 Enquetekommission 2005, Untere Variante liegt mit +9,1 % gegenüber +4,4 % jedoch deutlich höher. Statistisches Landesamt 2008, Variante 2 Statistisches Landesamt 2008, Variante 1 Mittelwert und Basisvariante der EU liegen ebenfalls deut- 3.200.000 FEH / Hessen Agentur 2004 Hessen Agentur 2007 lich über den aktuellen Daten des Statistischen Bundesam- Bezugszahl 2005 tes [6] und sind mit denen der UN vergleichbar. 3.100.000 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050 Für Hessen und Südhessen sind in Bild 7 sowohl die Bild 6. Prognosen für Südhessen 2025 und 2050. aktuellen Prognosen für 2050 als auch deren Vorgänger- 186 Februar/März 2009 Wasser Abwasser
Wasserversorgung FACHBERICHTE Veränderung gegenüber 2005 in Prozent 30% Maximum 24,8% Minimum 20% Mittelwert Mittlere Variante 10% 10,3% 9,1% 4,4% 0% -0,2% -1,4% -2,7% -3,9% -3,4% -4,5% -6,1% -4,5% -7,5% -8,5% -9,5% -8,9% -8,4% -9,8% -8,9% -10% -11,4% -9,3% -10,9% -9,8% -13,4% -15,5% -17,4% -16,8% -16,8% -18,7% -20% -23,1% -24,2% -30% -36,0% -40% Hessen Agentur Deutschland 2005-2050 Deutschland 2004-2050 Deutschland 2000-2100 (Auszug Prognose 2300) Statistisches Bundesamt: Statistisches Bundesamt: Enquetekommission / FEH Deutschland 2001-2050 Deutschland 2005-2050 Enquetekommission / FEH / Statistisches Landesamt / HA 2006-2050 Südhessen (10. Berechnung, 2003) (11. Berechnung, 2006) 2002/2003-2050 BBR, 2002 -2050 2002/2003-2050 UN 2005: Südhessen 2006-2050 EU: UN: Hessen Hessen BBR Bild 7. Bandbreiten der vorliegenden Prognosen für Deutschland, Hessen und Südhessen. werke dargestellt. Für Hessen decken die Bandbreiten einen ist eine Geburtenrate über 2,0 erforderlich. Geburtenraten Bereich zwischen einem leichten Rückgang um etwa 3 bis deutlich über 2,0 bedeuten Wachstum, Geburtenraten unter 4 % und einem deutlichen Rückgang um etwa 15 bis 17 % 2,0 Schrumpfung. In Deutschland liegt die Geburtenrate ab. Für Südhessen ist in den älteren Prognosen eine Band- derzeit unter 1,4. Die UN erwarten für Europa minimale Ferti- breite zwischen +/- 0 und -17 % dargestellt. Die aktuelle litätsraten im Zeitraum zwischen 1990 bis 2010 [3]. Danach Prognose der Hessen Agentur weist einen leichten Rück- wird ein langsamer Anstieg auf bestandserhaltende Werte gang um 3,4 % aus. leicht über 2,0 erwartet. Die von den UN erwartete Entwick- Alle vorliegenden Prognosen sind für sich genommen lung in Deutschland zeigt Bild 8. fachlich fundiert und liefern in Abhängigkeit von den Die EU [4] geht davon aus, dass die Geburtenrate in Ost- zugrunde gelegten Fragestellungen bzw. Zielrichtungen und Mitteleuropa im kommenden Jahrzehnt gering bleiben sowie den hierfür festgelegten Annahmen nachvollziehbare und dann wieder steigen wird. Auf Grundlage dieser Ergebnisse. Die Entwicklungen der zugrunde liegenden Ein- Annahme wurden drei Varianten definiert, die als Basis-, gangsparameter Geburtenrate, Lebenserwartung und Wan- hohe und niedrige Variante bezeichnet werden (Kap. 5.3 und derungssaldo hängen von vielen regionalen wie auch globa- Bild 3). Der Basisvariante liegt für Deutschland eine leichte len Rahmenbedingungen ab, sind daher nicht exakt prog- nostizierbar und unterliegen somit einer entsprechenden 2,25 Geburtenrate in Deutschland Varianz (vgl. Kap. 6). Daraus ergibt sich zwangsläufig eine 2,160 Bandbreite von Varianten und Szenarien, die auch in der hier 2,064 2,061 2,059 2,058 2,058 benötigten Abschätzung der Bevölkerungsentwicklung bis 2,00 1,900 2100 zumindest weitgehend berücksichtigt werden muss (vgl. Kap. 7). Geburtenrate (Kinder pro Frau) 1,75 6. Zugrunde liegende Annahmen Allen Bevölkerungsprognosen liegen Annahmen für die drei 1,50 prägenden Faktoren Geburtenrate (Fertilität, fertility), 1,350 Lebenserwartung (life expectancy) bzw. Sterblichkeit 1,25 (mortality), Wanderungen (Migration, migration) zugrunde. Die Lebenserwartung hat dabei den geringsten 1,00 1950-1955 2000-2005 2050-2055 2100-2105 2150-2155 2200-2205 2205-2255 2295-2300 Einfluss auf das Ergebnis der Prognose. Die Geburtenrate wird angegeben in Geburten je Frau. Zur Bestandserhaltung Bild 8. Geburtenrate in Deutschland, 1950 bis 2300. Februar/März 2009 Wasser Abwasser 187
FACHBERICHTE Wasserversorgung 2,25 Geburtenrate in Deutschland Annahmen in Bezug auf die Geburtenrate rechnet als die deutschen Stellen. Als Folge davon ergeben sich in den Pro- gnosen der deutschen Stellen in fast allen Varianten stärkere Bestand 1990-2004 2,00 Stat. BA, 11. koordinierte, Modell GR Rückgänge (Bild 4 bis 6), die den Eindruck eines anhalten- Stat. BA, 11. koordinierte, G2 EU, Basisvariante den Schrumpfungsprozesses erwecken. Stat. BA, 10. koordinierte In Bezug auf die Lebenserwartung erwarten alle Progno- 1,75 Stat. BA, 11. koordinierte, G1 Stat. BA, 11. koordinierte, G3 sen einen mehr oder weniger deutlichen Anstieg, langfristig auf Werte über 100 Jahre. Wanderungsbewegungen sind 1,50 grundsätzlich nicht oder kaum prognostizierbar. Den Prog- nosen liegen deshalb unterschiedliche Annahmen zugrunde, 1,25 die aus den Wanderungssalden der Vergangenheit abgelei- tet sind (Bild 10). Die Migration hat in den Prognosen der deutschen Stellen eine höhere Bedeutung als in der langfris- 1,00 tigen Prognose der UN. Insofern findet ein gewisser Aus- 1990 2000 2010 2020 2030 2040 2050 gleich für die meist ungünstigeren Annahmen in Bezug auf Bild 9. Geburtenrate in Deutschland, 1990 bis 2050. die Geburtenrate statt. Jährliches Wanderungssaldo (Tausend) 7. Bevölkerungsprognose für Südhessen 2100 Bestand 1990-2004 EU, Basisvariante 500 Für das Jahr 2100 liegen keine Bevölkerungsprognosen für Stat. BA, 10. koordinierte, W3 Stat. BA, 10. koordinierte, W2 450 Stat. BA, 10. koordinierte, W1 Stat. BA, 11. koordinierte, Modell W3 die Bundesländer oder kleinere räumliche Einheiten vor. Stat. BA, 11. koordinierte, W2 Stat. BA, 11. koordinierte, W1 Zahlenwerte für Deutschland 2100 enthält nur die Prognose 400 Stat. BA, 11. koordinierte, Modell W0 BBR (Mittelwerte) der UN für 2300 (Bild 1). Bei der Übertragung auf Südhessen 350 ist zu beachten: 300 Die Prognosen der deutschen Stellen und der EU erwarten für Deutschland einen wesentlich stärkeren Bevölkerungs- 250 rückgang als die UN. 200 Die erwartete Entwicklung für Hessen insgesamt ent- 150 spricht etwa dem Bundesdurchschnitt. 100 Für Südhessen wird eine günstigere Entwicklung erwartet als für Nord- und Mittelhessen; das BBR erwartet für Süd- 50 hessen bis 2020 sogar eine deutlich überdurchschnittliche 0 Entwicklung. 1990 2000 2010 2020 2030 2040 2050 Die aktuellen Prognosen weisen für Südhessen relativ Bild 10. Migration nach Deutschland, 1994 bis 2050. gemäßigte Entwicklungen aus. Bild 11 zeigt die daraus abgeleiteten Szenarien für Süd- Zunahme auf 1,45 Geburten pro Frau zugrunde (Bild 9). In hessen, wie sie der aufzustellenden Wasserbedarfsprognose der älteren Prognose des Statistischen Bundesamtes [5] ist zugrunde gelegt werden. Ausgehend von 3,78 Mio. Einwoh- bis 2010 ein leichter Anstieg der Geburtenrate von derzeit nern im Jahr 2005 ergeben sich demnach für 2100 Einwoh- unter 1,4 auf 1,40 zugrunde gelegt, die dann bis 2050 kon- nerzahlen von rd. 4,72 Mio. als Oberer Wert, 3,48 Mio. als stant bleibt. In der jüngeren Prognose des Statistischen Mittlerer Wert und 2,46 Mio. als Unterer Wert. Bundesamtes [6] sind ausgehend von einer aktuellen Gebur- Dem liegen folgende Annahmen zugrunde (vgl. Bild 7): tenrate von rund 1,4 vier verschiedene Annahmen berück- Das obere Szenario entspricht mit einer Zunahme um sichtigt (Bild 9): 25 % der Prognose der UN für Deutschland (hohes Szena- In den Varianten 1 und 2 und zwei Modellrechnungen rio). Es liegt deutlich über den Prognosen der deutschen eine ab 2006 annähernd konstante Geburtenrate von 1,40 Stellen. (G1). Das untere Szenario entspricht mit einer Abnahme um In den Varianten 3 und 4 ein leichter Anstieg auf 1,6 bis rund 35 % der Prognose der UN für Deutschland (niedri- 2025 und danach konstant (G2). ges Szenario). Da es für 2050 die Untere Variante der In den Varianten 5 und 6 ein linearer Rückgang von derzeit Enquetekommission des Hessischen Landtags gerade mit 1,4 auf 1,2 bis 2050 (G3). einschließt, ist die so nach unten festgelegte Bandbreite In der dritten Modellrechnung ein starker Anstieg auf 2,1 bis 2100 vertretbar. bis 2010 und danach bis 2050 konstant (GR). Das mittlere Szenario ist mit einem Rückgang um 8 % aus dem mittleren Szenario der UN abgeleitet, das für Deutsch- Das BBR [7] rechnet bis 2020 je nach Bevölkerungsstruktur land einen Rückgang um 8,5 % ausweist. Berücksichtigt ist mit unterschiedlichen Entwicklungen in den kreisfreien damit eine etwas günstigere Entwicklung in Südhessen. Städten und Landkreisen und schreibt diese Zahlen dann bis Der Rückgang um 4 % bis 2050 entspricht ziemlich genau 2050 als konstant fort. Zusammenfassend ist festzustellen, der aktuellen Prognose der Hessen Agentur, die gegen- dass die UN für Deutschland mit wesentlich günstigeren über 2005 einen Rückgang um knapp 4 % erwartet. 188 Februar/März 2009 Wasser Abwasser
Wasserversorgung FACHBERICHTE Die Entwicklung im Zeitraum 2005 bis 2100 wird nähe- Einwohner 5.000.000 rungsweise linear angesetzt. Vor dem Hintergrund der +25% unvermeidlichen Unsicherheit der Prognose und der Unter- 4.500.000 schiedlichkeit der zugrunde liegenden Quellen wäre jede Ausgangswert 2005 weitere Präzisierung (z.B. im zeitlichen Verlauf ) reine Speku- 4.000.000 lation. Aus dem gleichen Grund wird keine weitere Differen- zierung für die Landkreise und kreisfreien Städte vorgenom- men. Der aufzustellenden Wasserbedarfsprognose werden 3.500.000 -8% also einheitlich die oben genannten Szenarien zugrunde Bestandsdaten 1977 bis 2006 gelegt. Enquetekommission 2005, Obere Variante 3.000.000 Enquetekommission 2005, Mittlere Variante Abschließend ist zu bemerken, dass es unwahrscheinlich Enquetekommission 2005, Untere Variante Statistisches Landesamt 2008, Variante 1 ist, dass in Deutschland eine Entwicklung eintritt, die sich Statistisches Landesamt 2008, Variante 1 2.500.000 Hessen Agentur 2007 völlig von der Entwicklung weltweit bzw. in Europa abkop- Prognose 2100: Oberer Wert -35% Prognose 2100: Mittlerer Wert pelt. Die UN erwarten in ihrem mittleren Szenario weltweit Prognose 2100: Unterer Wert 2.000.000 eine Bevölkerungszunahme auf maximal etwa 9,2 Mrd. Men- 1975 2000 2025 2050 2075 2100 schen im Jahr 2075 [2]. Einflussfaktoren, die die Entwicklung in Deutschland mitbestimmen werden, sind die bereits im Bild 11. Bevölkerungsprognose für Südhessen 2100. Bestand hohe Bevölkerungsdichte einerseits, die hoch ent- wickelte Infrastruktur und die günstigen Lebensbedingun- gen andererseits. Damit ist eine gemäßigte Bevölkerungs- [8] Hessischer Landtag (Hrsg.): Enquetekommission „Demografischer entwicklung wahrscheinlicher als eine starke Zunahme oder Wandel“: Bevölkerung in Hessen 2050. Hessisches Statistisches Landesamt, Wiesbaden, 2005. ein starker Rückgang. [9] Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen 2050. Für die aufzustellende Wasserbedarfsprognose wird in Wiesbaden, 2008. dem nächsten Schritt die langfristige Entwicklung des Pro- [10] Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft Hessen mbH: Bevölke- Kopf-Bedarfs abgeschätzt. Die entsprechenden Szenarien rungsvorausschätzung für die hessischen Landkreise und kreis- freien Städte bis 2050. Wiesbaden, 2004. werden auf Grundlage umfassender Recherchen voraus- [11] Hessen Agentur GmbH: Bevölkerungsvorausschätzung für die hes- sichtlich erhebliche Bandbreiten abdecken, um den bis 2100 sischen Landkreise und kreisfreien Städte. Wiesbaden, 2008. zu erwartenden bzw. denkbaren Entwicklungen Rechnung zu tragen. Die eigentliche Wasserbedarfsprognose wird 21.01.2008 dann aus der Überlagerung von Bevölkerungsentwicklung Eingereicht: 05.12.2008 Korrektur: und Pro-Kopf-Bedarf abgeleitet. tachtet -Verfahren begu Im Peer-Review Literatur Autoren [1] Herber, W., Wagner, H. und Roth, U.: Die demografische Entwicklung als Grundlage für den Regionalen Wasserbedarfsnachweis der Hessenwasser GmbH & Co. KG. GWF-Wasser/Abwasser 148 (2007) Dr. rer. nat. Hermann Mikat Nr. 10, S. 684–690. E-Mail: Hermann.Mikat@hessenwasser.de | [2] United Nations, DESA, Population Division, World Population in Hessenwasser GmbH & Co. KG | 2300 (ESA/P/WR.187), forthcoming. New York 2004. http://www. un.org/esa/population/publications/longrange2/WorldPop- Taunusstraße 100 | D-64521 Groß-Gerau 2300final.pdf [3] United Nations, DESA, Population Division, World Population Pros- Dipl.-Geol. Holger Wagner pects: The 2004 Revision Population Database. New York 2005. http://esa.un.org/unpp Holger.Wagner@hessenwasser.de | [4] Europäische Gemeinschaft, Eurostat: Langfristige Bevölkerungsvo- Hessenwasser GmbH & Co. KG | rausschätzungen auf nationaler Ebene. Luxemburg, Februar 2006. Taunusstraße 100 | D-64521 Groß-Gerau [5] Statistisches Bundesamt: Bevölkerung Deutschlands bis 2050 – 10. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung. Wiesbaden, 2003. Dr.-Ing. Ulrich Roth [6] Statistisches Bundesamt: Bevölkerung Deutschlands bis 2050 – 11. Beratender Ingenieur | koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung. Wiesbaden, 2006. E-Mail: Dr.Roth-BadEms@t-online.de | [7] Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (Hrsg.): Raumord- nungsprognose 2020/2050. Berichte des BBR, Heft 23, Bonn 2006. Auf der Hardt 33 | D-56130 Bad Ems Dazu Daten-CD (Ausgabe 2006). Februar/März 2009 Wasser Abwasser 189
Sie können auch lesen