Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und den USA

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Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und den USA
Hessisches Ministerium für Wirtschaft,
                                         Energie, Verkehr und Landesentwicklung

                                         Wirtschaftsbeziehungen zwischen
                                         Hessen und den USA

Herausgeber:

Hessisches Ministerium für Wirtschaft,
Energie, Verkehr und Landesentwicklung

Kaiser-Friedrich-Ring 75
65185 Wiesbaden

www.wirtschaft.hessen.de
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und den USA
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und den USA
Wirtschaftsbeziehungen zwischen
Hessen und den USA

                          Dr. Claus Bauer
                          Prof. Dr. Johannes Harsche
                          Gergana Petkova
                          Dr. Alexander Werner

                          HA-Report Nr. 974
                          Wiesbaden 2018
IMPRESSUM

HERAUSGEBER
Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung

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65189 Wiesbaden
Tel +49 611 95017-80 /-85
Fax +49 611 95017-8466
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VERFASSER
Dr. Claus Bauer, Prof. Dr. Johannes Harsche, Gergana Petkova, Dr. Alexander Werner

BILDNACHWEIS
Flagge USA: ©moonrun – stock.adobe.com

STAND
November 2018

DRUCK
Hessisches Statistisches Landesamt, Wiesbaden

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200

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und den USA

Inhalt                                                                                                  Seite

1        Einleitung                                                                                            1

2        Entwicklung und Struktur der US-Volkswirtschaft                                                       2

         2.1   Gesamtwirtschaftliche Dimensionen                                                               2

         2.2   Außenwirtschaft                                                                               12

3        Außenwirtschaftliche Verflechtungen zwischen Hessen und den USA                                     21
         3.1   Außenhandelsbeziehungen                                                                       21

         3.2   Direktinvestitionsverflechtungen                                                              30

4        Potenziale der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und den USA                                   37

         4.1   Aspekte des Wirtschaftsstandorts USA aus hessischem Blickwinkel                               37
         4.2   Investitionsbeziehungen zwischen Hessen und den USA –
               Unternehmensbeispiele                                                                         51

5        Zusammenfassung                                                                                     61

Abbildungsverzeichnis                                                                                        65

Tabellenverzeichnis                                                                                          66

Literatur- und Quellenverzeichnis                                                                            67

Anhang: Kontaktadressen                                                                                      71

                                                                                                                I
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

1    Einleitung

Die Vereinigten Staaten von Amerika (USA) sind mit über 320 Mio. Einwohnern nach der
Volksrepublik (VR) China und Indien das weltweit drittbevölkerungsreichste Land. Mit ei-
nem Bruttoinlandsprodukt von über 19 Billionen US-Dollar sind die USA mit Abstand die
größte Volkswirtschaft der Welt. Nicht nur in Hinsicht auf die Wirtschaftsleistung, sondern
auch in politischer und militärischer Hinsicht sind die USA eine Weltmacht.

Zwischen der hessischen und der US-amerikanischen Wirtschaft bestehen seit vielen
Jahrzehnten vielfältige und intensive Verbindungen, aus denen wiederum Anknüpfungs-
punkte für weitere Geschäfte resultieren. Hessische Unternehmen exportierten im Jahr
2017 Güter im Wert von 7,0 Mrd. Euro in die USA, womit das Land der größte Export-
markt hessischer Produkte ist. Im Gegenzug belief sich das Importvolumen auf 8,9 Mrd.
Euro, sodass die USA nach der VR China das zweitwichtigste Herkunftsland ausländi-
scher Güter in Hessen darstellt. Auch im Hinblick auf die ausländischen Direktinvestitio-
nen (FDI) gestalten sich die wechselseitigen Beziehungen zwischen Hessen und den
USA äußerst intensiv. Auf Seiten der USA ist allerdings seit rund zwei Jahren eine stärke-
re Betonung nationaler Zielsetzungen zu beobachten, die sich u.a. in Strafzöllen auf Im-
porte vor allem aus der VR China, aber – in deutlich geringerem Ausmaß – auch aus der
EU äußert. Bei einer Fortsetzung dieser restriktiven Politik oder gar einer Eskalation zu
einem „Handelskrieg“ können Auswirkungen auf die Wirtschaftsbeziehungen zwischen
Hessen und den USA nicht ausgeschlossen werden.

Vornehmliches Ziel der vorliegenden Studie, die von der Hessen Agentur im Auftrag des
Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung erstellt
wurde, besteht darin, sowohl die USA als Wirtschaftspartner vorzustellen als auch die
Bandbreite der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Hessen und den USA zu präsen-
tieren. Die Basis hierfür stellen ausgewählte volkswirtschaftliche Indikatoren dar, die durch
Experteneinschätzungen ergänzt werden.

Hierzu ist die Studie in fünf Kapitel untergliedert. Kapitel 2 enthält ein anhand ausgewähl-
ter Indikatoren erstelltes Kurzporträt der Volkswirtschaft der USA, wobei der Schwerpunkt
auf der Wirtschaftsentwicklung sowie auf den außenwirtschaftlichen Beziehungen liegt. In
Kapitel 3 erfolgt eine vertiefte Analyse der Handels- und Direktinvestitionsbeziehungen
zwischen den USA und Hessen bzw. Deutschland. Kapitel 4 widmet sich den Potenzialen
der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und den USA. Bestandteil dieser qualitati-
ven Betrachtung sind u.a. Kurzporträts ausgewählter Unternehmen. Im abschließenden
Kapitel 5 werden die Untersuchungsergebnisse zusammengefasst.

                                                                                                               1
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und den USA

2       Entwicklung und Struktur der US-Volkswirtschaft

2.1     Gesamtwirtschaftliche Dimensionen

Bevölkerungsstruktur und -entwicklung
Die USA sind gemessen an der flächenmäßigen Ausdehnung nach Russland und nahezu
gleichauf mit Kanada das drittgrößte Land der Welt und mehr als doppelt so groß wie die
EU (vgl. Tabelle 1). Die Zahl der Einwohner liegt bei 326 Mio. gegenüber 513 Mio. Ein-
wohnern in der EU, womit die USA nach der VR China und Indien – allerdings mit weitem
Abstand – das drittbevölkerungsreichste Land sind. Die USA weisen eine geringe Bevöl-
kerungsdichte von nur 36 Einwohnern pro Quadratkilometer auf. Im Vergleich hierzu sind
die EU mit 121 und Deutschland mit 237 Einwohnern pro Quadratkilometer deutlich dich-
ter besiedelt. Allerdings ist die Bevölkerung stark in urbanen Zentren mit einer hohen Be-
völkerungsdichte konzentriert: 82 % aller Menschen in den USA leben in urbanen Räu-
men. Die entsprechenden Werte für Deutschland und die EU liegen trotz der höheren
Einwohnerdichte mit 77 % bzw. 75 % niedriger.

Tabelle 1: Gebiet und Bevölkerung der USA im Vergleich zu EU, Deutschland und Hessen

                                                       USA                EU             Deutschland            Hessen*

 Landesfläche in km2                                 9.831.510         4.383.564            357.380              21.115
 Bevölkerung in 1.000 Einwohner 2017                 325,7 Mio.       512,5 Mio.           82,7 Mio.            6,2 Mio.
 Bevölkerungsdichte in Einwohner je km2 2017                 36              121                237                 296
 Urbanisierungsgrad in % 2017                             82,1              75,4               77,3                 k.A.
 Bevölkerungsveränderung 2017 gegenüber
                                                          0,71              0,24               0,42                0,49
 2016 in %
Bevölkerungsprognose 2030                            354,7 Mio.              k.A.          82,2 Mio.            6,4 Mio.
Alter (Median) 2015                                       37,6               k.A.              45,9                44,0
Anteil der Alterskohorte 0 bis unter 15 Jahre
                                                          18,9              15,4               13,1                13,8
an der Bevölkerung 2017 in %
 Anteil der Alterskohorte 15 bis unter 65 Jahre
                                                          65,7              64,8               65,5                65,7
 an der Bevölkerung 2017 in %
 Anteil der Alterskohorte 65 Jahre und älter an
                                                          15,4              19,8               21,5                20,5
 der Bevölkerung 2017 in %
* Die Angaben für Hessen können aufgrund methodischer Unterschiede nur eingeschränkt mit den aus internationalen Daten-
  quellen stammenden Werten für die USA, die EU und Deutschland verglichen werden.
Quelle: Weltbank, Hessisches Statistisches Landesamt, Hessen Agentur, UN Population Division, Berechnungen der Hessen
        Agentur.

Die Bevölkerung der USA wächst vergleichsweise stark: Im Jahr 2017 betrug die Wachs-
tumsrate 0,71 % gegenüber dem Vorjahr und lag damit klar höher als in Deutschland
(+0,42 %) und in der EU (+0,24 %). Auch langfristig wird für die USA ein deutlicher Bevöl-
kerungszuwachs prognostiziert – die Bevölkerung dürfte bis 2030 auf knapp 355 Mio.

2
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Einwohner steigen. Zurückzuführen ist diese Entwicklung auch auf die Vielzahl junger
Menschen in den USA – das Medianalter fällt mit 37,6 Jahren um mehr als acht Jahre
niedriger aus als in Deutschland. Bemerkbar macht sich dieses bedeutende demographi-
sche Charakteristikum ebenfalls bei der Verteilung der Bevölkerung nach Altersklassen.
Während sowohl in der USA als auch in der EU und in Deutschland der Anteil der 15 bis
64 Jährigen – auch als Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter bezeichnet – bei 65 bis 66 %
liegt, ist der Anteil der Kinder und Jugendlichen der Altersgruppe bis einschließlich 14
Jahren in den USA mit 19 % höher als in der EU (15 %) und Deutschland mit 13 %.

Wirtschaftsentwicklung und -struktur
Die USA sind mit Abstand die größte Volkswirtschaft weltweit. Für das Jahr 2017 wird das
nominale BIP der USA mit 17,2 Billionen Euro angegeben, womit das der EU um knapp
2 Billionen Euro übertroffen wird (vgl. Tabelle 2). Auf Deutschland entfällt mit einem BIP
von 3,3 Billionen Euro ein Anteil von über 21 % des gesamten BIP in der EU. Hessen er-
zielt mit 279 Mrd. Euro 8,6 % des BIP in Deutschland. Das BIP je Einwohner liegt in den
USA mit 52.700 Euro noch höher als in Hessen (44.800 Euro), welches wiederum sowohl
den bundesweiten Wert von 39.400 Euro als auch den EU-Durchschnitt von 29.800 Euro
übertrifft. Die Wachstumsraten lagen in allen vier betrachteten Wirtschaftsräumen auf ei-
nem ähnlichen Niveau – in Hessen und Deutschland wuchs das BIP im Jahr 2017 um
2,2 % gegenüber dem Vorjahr, in den USA um 2,3 % und in der EU um 2,4 %.

Tabelle 2: Wirtschaftsleistung der USA im Vergleich zu EU, Deutschland und Hessen

                                                          USA                EU            Deutschland           Hessen

 BIP zu laufenden Preisen in Mrd. Euro 2017               17.164           15.294              3.255                279
 BIP je Einwohner zu laufenden Preisen in Euro 2017       52.697           29.844             39.364             44.804
 Veränderungsrate des BIP in Euro
                                                              2,3              2,4                2,2                2,2
 zu konstanten Preisen 2017 gegenüber 2016 in %

Quelle: Weltbank, Deutsche Bundesbank, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

Den hohen Verstädterungsgrad in den USA veranschaulicht Abbildung 1, die die Metropol-
regionen als wirtschaftliche und gesellschaftliche Zentren wiedergibt. Im Folgenden wer-
den – nicht zuletzt aus Gründen der Datenverfügbarkeit – ganz überwiegend aggregierte
Wirtschaftsdaten für die USA ausgewertet. Es ist aber zu beachten, dass sich die USA
aufgrund ihrer Ausdehnung, der vielfältigen naturräumlichen Gegebenheiten und der un-
gleichen Bevölkerungsverteilung aus wirtschaftlich sehr unterschiedlichen Regionen zu-
sammensetzt. Die wirtschaftlich stärksten Metropolregionen (dunkelblau) liegen an der
Westküste insbesondere in Kalifornien im Süden um die Städte San Francisco, San José
und Los Angeles und im Norden in der Region um Seattle und Portland. An der Ostküste
erreicht im Norden die Region um New York, Philadelphia und Washington die höchsten
BIP-Werte. Im Süden wird auch in Florida (Miami und Orlando) ein hohes BIP erzielt.

                                                                                                                             3
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und den USA

Abbildung 1: Bruttoinlandsprodukt in den Metropolregionen der USA

    Quelle: www.bea.gov.

Der Blick auf das langfristige Wirtschaftswachstum der USA – zunächst nominal – in Ab-
bildung 2 zeigt, dass das BIP zwischen 2000 und 2017 um 89 % von 10,3 Billionen US-
Dollar auf 19,3 Billionen US-Dollar zulegte. Über den gesamten Zeitraum hinweg kam es
nur 2009 im Zuge der weltweiten Rezession zu einem Rückgang des BIP um 2,0 %.

Abbildung 2: Bruttoinlandsprodukt in den USA 2000 bis 2017 (in Mrd. US-Dollar zu laufenden Preisen)

     in Mrd. US-Dollar

     20.000

     16.000

     12.000

      8.000

      4.000

           0
                 2000

                         2001

                                2002

                                       2003

                                              2004

                                                     2005

                                                            2006

                                                                   2007

                                                                          2008

                                                                                 2009

                                                                                        2010

                                                                                               2011

                                                                                                      2012

                                                                                                             2013

                                                                                                                    2014

                                                                                                                           2015

                                                                                                                                  2016

                                                                                                                                         2017

 Quelle: Weltbank.

4
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Da das nominale BIP-Wachstum aufgrund von Preisveränderungen nur eingeschränkt
Rückschlüsse auf das reale Wachstum einer Volkswirtschaft zulässt, wird anhand Abbil-
dung 3 auch das preisbereinigte Wachstum in den Blick genommen. Aus den preisberei-
nigten Werten geht hervor, dass die Rezession bereits mit einem BIP-Rückgang im Jahr
2008 von 0,3 % begann und sich 2009 (-2,8 %) fortsetzte. Seit 2010 liegen die realen
Wachstumsraten der USA zwischen 1,5 % und 2,9 %. Damit ist das Wirtschaftswachstum
in den USA insgesamt gesehen dynamischer verlaufen als in Deutschland, das zum einen
im Jahr 2009 eine deutlich stärkere Rezession erfuhr (-5,6 %) – worauf allerdings auch
die anschließende Erholung in 2010 und 2011 kräftiger ausfiel – und zum anderen von
2012 bis 2015 geringere Wachstumsraten aufwies. Am aktuellen Rand liegen die Zu-
wachsraten mit 1,5 % in den USA und 1,9 % in Deutschland im Jahr 2016 bzw. mit 2,3 %
in den USA und 2,2 % in Deutschland im Jahr 2017 auf einem ähnlichen Niveau.

Abbildung 3: Jährliche Veränderungsraten (in %) des Bruttoinlandsprodukts (in US-Dollar zu konstan-
             ten Preisen) in den USA und Deutschland 2000 bis 2017

 in %                                                     USA      Deutschland
  6,0

  4,0

  2,0

  0,0

  -2,0

  -4,0

  -6,0
         2000

                2001

                       2002

                              2003

                                     2004

                                            2005

                                                   2006

                                                          2007

                                                                 2008

                                                                        2009

                                                                               2010

                                                                                      2011

                                                                                             2012

                                                                                                    2013

                                                                                                           2014

                                                                                                                  2015

                                                                                                                         2016

                                                                                                                                2017
Quelle: Weltbank.

Für das laufende Jahr 2018 wird mit einem BIP-Plus von 2,9 % in den USA eine ausge-
sprochen günstige Entwicklung erwartet – zum Vergleich: In Deutschland wird das Wirt-
schaftswachstum auf 1,9 % geschätzt. Auch aufgrund einer sehr guten Lage am Arbeits-
markt ist der Private Konsum eine bedeutende Stütze der derzeitigen Konjunktur in den
USA. Günstig wirkt sich ebenfalls eine deutliche Ausweitung der Investitionsaktivitäten
aus. Diese Entwicklung wird durch eine Ende 2017 verabschiedete Steuerreform begüns-
tigt, die zu einer deutlich geringeren Steuerbelastung der Unternehmen – z.B. sank der
Unternehmenssteuersatz von 35 % auf 21 % und es wurde teils eine direkte Abschrei-
bung neu angeschaffter Vermögenswerte eingeführt – und über repatriierte Auslandsge-
winne zu einer höheren Ausstattung der Unternehmen mit Investitionsmitteln führte. In-
vestitionsimpulse liefern zudem die weiterhin niedrigen Zinsen, wobei jedoch der Leitzins
durch die US-Notenbank bei zunehmender Inflation erhöht werden könnte. Die derzeitige
Entwicklung des Außenbeitrags wirkt sich ebenfalls positiv auf das BIP-Wachstum aus,

                                                                                                                                       5
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und den USA

denn die Energieimporte sind zurückgegangen. Schließlich wird auch aufgrund einer
Ausweitung der Öffentlichen Ausgaben ein positiver Wachstumseffekt erwartet. Obwohl
die Prognose für das Wachstum des BIP für das Jahr 2019 ebenfalls relativ hoch ist, liegt
der erwartete Zuwachs unterhalb dem des Jahres 2018 und wurde zuletzt von 2,7 % auf
2,5 % nach unten korrigiert (Deutschland 1,9 %). Negativ auf die Prognose wirken sich die
Eingriffe in den internationalen Handel der USA aus – insbesondere der Handelskonflikt
mit der VR China und die dabei angekündigten Zölle im Umfang von rund 200 Mrd. US-
Dollar auf chinesische Importe in die USA.1

Das nominale BIP pro Einwohner dient als Indikator für den Wohlstand eines Landes. Die
USA haben eines der höchsten BIP pro Einwohner weltweit. Es nahm zwischen 2000 und
2017 um 63 % von 36.500 auf 59.500 US-Dollar zu und liegt damit über den gesamten
Zeitraum hinweg deutlich über den Vergleichswerten in Deutschland, wo das BIP pro
Einwohner von 23.700 auf 44.500 US-Dollar gestiegen ist. Der Zuwachs fiel in Deutsch-
land mit 88 % etwas größer als in den USA aus (vgl. Abbildung 4).

Abbildung 4: Bruttoinlandsprodukt je Einwohner in den USA und Deutschland 2000 bis 2017
             (in US-Dollar zu laufenden Preisen)

    in US-Dollar                                                    USA     Deutschland
    70.000
    60.000
    50.000
    40.000
    30.000
    20.000
    10.000
          0
                   2000

                          2001

                                 2002

                                        2003

                                               2004

                                                      2005

                                                             2006

                                                                     2007

                                                                            2008

                                                                                   2009

                                                                                          2010

                                                                                                 2011

                                                                                                        2012

                                                                                                               2013

                                                                                                                      2014

                                                                                                                             2015

                                                                                                                                    2016

                                                                                                                                           2017

Quelle: Weltbank.

Bei einer Betrachtung des nominalen BIP ist jedoch zu berücksichtigen, dass Wechsel-
kurseffekte den Vergleich zwischen Ländern stark beeinflussen und auch Preisverände-
rungen im Zeitablauf auf die Entwicklung des BIP einwirken. Wird daher ergänzend das
BIP pro Einwohner in Kaufkraftparitäten (KKP) – d.h. in konstanten US-Dollar des Jahres
2011 – zu Grunde gelegt, verringert sich der Rückstand Deutschlands auf die USA im
Jahr 2017 von 15.000 US-Dollar (nominal) auf 9.000 US-Dollar (KKP). Das Wachstum
des BIP pro Einwohner zwischen 2000 und 2017 unter Berücksichtigung der Kaufkraft-
parität, das näherungsweise auch als reales Wachstum bezeichnet werden kann, liegt mit

1     Vgl. GTAI (2018a), GTAI (2018b) S. 48-49, Internationaler Währungsfonds (2018), S. 14.

6
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

18 % in den USA und 23 % in Deutschland deutlich niedriger als die nominalen Zuwächse
(63 %, 89 %).

Nachfolgend wird die Entwicklung des Wechselkurses zwischen US-Dollar und Euro be-
trachtet, die einen beträchtlichen Einfluss auf das in nominalen US-Dollar dargestellte BIP
pro Einwohner in Deutschland – z.B. den deutlichen Rückgang im Jahr 2015 – hat. Zwi-
schen 2000 und 2008 nahm der Wert des Euro gegenüber dem US-Dollar sukzessive um
insgesamt 59 % zu (vgl. Abbildung 5). Während im Jahr 2000 der mittlere jährliche Wech-
selkurs bei 0,92 US-Dollar pro Euro lag, erhielt man 2008 im Mittel 1,47 US-Dollar für ei-
nen Euro. Danach ging der Wert bis 2017 auf 1,13 US-Dollar zurück, d.h. der Euro werte-
te gegenüber dem US-Dollar ab. Die Entwicklung des Wechselkurses ist ein wichtiger
volkswirtschaftlicher Indikator und von großer Bedeutung für international tätige Unter-
nehmen. Ein hoher Wert des Euro vergünstigt in Deutschland den Import von Waren aus
anderen Ländern. Umgekehrt wird die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen
auf den weltweiten Absatzmärkten geschwächt, da sich Exporte verteuern. Neben diesen
Effekten auf internationale wirtschaftliche Verflechtungen hat die Entwicklung des Wech-
selkurses auch erheblichen Einfluss auf internationale Vergleiche volkswirtschaftlicher
Kennziffern. So ging das BIP pro Einwohner in 2015 – gemessen in US-Dollar – in
Deutschland deutlich zurück (vgl. Abbildung 4), obwohl in Kaufkraftparitäten betrachtet ein
Anstieg um 0,9 % vorlag. Diese Diskrepanz beruht auf dem deutlichen Rückgang des
mittleren jährlichen Wechselkurses um 16,5 % von 1,33 US-Dollar pro Euro in 2014 auf
1,11 US-Dollar pro Euro in 2015.

Abbildung 5: Wechselkurs (US-Dollar pro Euro) sowie jährliche Veränderungsrate des Wechselkurses
             2000 bis 2017 (in %)

 in US-Dollar                     Wechselkurs                  Veränderung des Wechselkurses gegenüber dem Vorjahr
 pro Euro
  1,6                                                                                                                                             100%
  1,4
                                                                                                                                                  75%
  1,2
  1,0                                                                                                                                             50%
  0,8                            19,6%
  0,6                    5,6%            10,0%                 9,2% 7,3%                     5,0%                                                 25%
                                                 0,0% 0,9%                    -5,2% -5,0%                   3,4% 0,0%              -0,2% 2,1%
  0,4            -3,0%                                                                              -7,7%
                                                                                                                          -16,5%                  0%
  0,2
  0,0                                                                                                                                             -25%
                  2001

                          2002

                                          2004

                                                 2005

                                                                       2008

                                                                                             2011

                                                                                                     2012

                                                                                                                   2014

                                                                                                                           2015

                                                                                                                                           2017
          2000

                                  2003

                                                        2006

                                                                2007

                                                                               2009

                                                                                      2010

                                                                                                            2013

                                                                                                                                    2016

Quelle: Deutsche Bundesbank.

Von 2000 bis 2008 lag die Inflationsrate der USA klar über der in Deutschland (vgl. Abbil-
dung 6). Im Zuge der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise kam es 2009 kurzzeitig zu
einem Rückgang der Konsumentenpreise um 0,4 %. Die Expansion der US-Wirtschaft in

                                                                                                                                                         7
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und den USA

der Erholungsphase 2010 und 2011 ging mit einer entsprechenden Zunahme der Inflati-
onsrate einher, die auch im weiteren Verlauf zumeist über der Rate der Preissteigerung in
Deutschland lag.

Abbildung 6: Jährliche Inflationsrate in den USA und Deutschland 2000 bis 2017 (in %)

      in %
                                                              USA      Deutschland
      4,0

      3,0

      2,0

      1,0

      0,0

     -1,0
             2000

                    2001

                           2002

                                  2003

                                         2004

                                                2005

                                                       2006

                                                              2007

                                                                     2008

                                                                            2009

                                                                                   2010

                                                                                          2011

                                                                                                 2012

                                                                                                        2013

                                                                                                               2014

                                                                                                                      2015

                                                                                                                             2016

                                                                                                                                    2017
    Quelle: Weltbank.

Sektorale Wirtschaftsstruktur
Obwohl die USA und Deutschland anhand des Indikators BIP pro Einwohner gleicherma-
ßen den höchstentwickelten Volkswirtschaften der Welt zuzuordnen sind, weist die sek-
torale Struktur der Wirtschaft einige Unterschiede auf (vgl. Abbildung 7). Land- und Forst-
wirtschaft, Fischerei sowie Bergbau und Versorgung liegen mit Anteilen von zusammen
rund 4 % an der Bruttowertschöpfung des Jahres 2016 in beiden Staaten auf einem ähn-
lich niedrigen Niveau. Das Baugewerbe erreicht in den USA mit 4 % einen etwas kleine-
ren Anteil als in Deutschland (6 %). Hingegen ist der Anteil des Verarbeitenden Gewerbes
in Deutschland mit 27 % mehr als doppelt so hoch wie in den USA (12 %). Im Gegenzug
entfallen auf den gesamten Dienstleistungsbereich in den USA 80 % der Bruttowertschöp-
fung – in Deutschland hingegen nur 63 %. Der Dienstleistungssektor setzt sich aus den
drei Teilsegmenten Handel, Gaststätten, Hotels (USA: 15 %, Deutschland: 14 %), Trans-
port, Lagerei, Kommunikation (USA: 10 %, Deutschland: 11 %) und den sogenannten
Sonstigen Dienstleistungen (USA: 55 %, Deutschland: 39 %) zusammen. Die Anteile der
Teilbereiche dieser Sonstigen Dienstleistungen liegen unisono über den Vergleichswerten
für Deutschland – dies gilt z.B. für den Finanz- und Versicherungssektor, für die Unter-
nehmensdienstleister, aber auch für den Öffentlichen Sektor, was insbesondere auf den
deutlich höheren Anteil der Öffentlichen Verwaltung (vor allem auf Ebene der Bundesstaa-
ten) und des Verteidigungshaushalts zurückzuführen ist.

8
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Abbildung 7: Sektorale Struktur der Bruttowertschöpfung in den USA und Deutschland 2016
             (Anteile in %, Bruttowertschöpfung in Euro zu laufenden Preisen)

                  USA                                     Deutschland                                   Legende

                  1,0%                                        0,7%                                        1,0%
                                                                                            Land- und Forstwirtschaft, Fischerei
                         3,2%                                        3,3%                                        3,2%
                                                                                                                           11,7%
                                  11,7%                                      26,9%          Bergbau und Versorgung

                                                                                            Verarbeitendes Gewerbe           4,3%
                                     4,3%

                                                39,0%                                       Baugewerbe
    55,4%                                                                                                              14,8%
                                  14,8%                                                55,4%
                                                                                           Handel, Gaststätten, Hotels

                                                                                5,6%        Transport, Lagerei, Kommunikation

                                  9,7%            10,9%                 13,5%               Sonstige Dienstleistungen (u.a. 9,7%
                                                                                            Finanzsektor, öffentlicher Sektor)

Quelle: UN Statistics Division.

Arbeitsmarkt
Aktuell ist die Beschäftigungssituation sowohl am US-Arbeitsmarkt als auch in Deutsch-
land ausgesprochen günstig. Die Arbeitslosenquote hat sich – nach teils massiven Unter-
schieden im Zeitraum von 2000 bis 2013 – in den letzten Jahren zwischen USA und
Deutschland weitgehend angeglichen (vgl. Abbildung 8). Die Arbeitslosenquote2 lag 2017
in den USA bei 4,4 % und in Deutschland bei 3,8 %. Während sich die weltweite Finanz-
und Wirtschaftskrise auf den deutschen Arbeitsmarkt kaum ausgewirkt hat – von 2007 bis
2010 ging die Arbeitslosenquote sogar von 8,7 % auf 7,0 % zurück –, stieg die Quote in
den USA von 4,6 % auf 9,6 %. Hingegen war in den Jahren zuvor die Arbeitslosenquote
in Deutschland teils erheblich höher als in den USA. Die günstige Beschäftigungssituation
in den USA geht aus Unternehmenssicht mit einer Arbeitskräfteknappheit einher. Dies
kann auch für hessische Unternehmen mit Beschäftigten etwa in Tochtergesellschaften in
den USA Herausforderungen mit sich bringen. Einige der deutschen Unternehmen vor Ort
setzen daher in der Nachwuchsrekrutierung auf Elemente des deutschen Berufsausbil-
dungssystems, was z.B. durch die deutsch-amerikanische Auslandshandelskammer un-
terstützt wird.3

2   Definiert als Anteil der Arbeitssuchenden an der Erwerbsbevölkerung gemäß Konzept der International Labour Organization ILO.
3   Vgl. GTAI (2018c) S. 1-2.

                                                                                                                                    9
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und den USA

Abbildung 8: Arbeitslosenquote (in %) in den USA und in Deutschland 2000 bis 2017

     in %
                                                             USA      Deutschland
     12,0

     10,0

      8,0

      6,0

      4,0

      2,0

      0,0
            2000

                   2001

                          2002

                                 2003

                                        2004

                                               2005

                                                      2006

                                                             2007

                                                                    2008

                                                                           2009

                                                                                  2010

                                                                                         2011

                                                                                                2012

                                                                                                       2013

                                                                                                              2014

                                                                                                                     2015

                                                                                                                            2016

                                                                                                                                   2017
Quelle: Weltbank.

Standortfaktoren und Rahmenbedingungen
Um das Bild zu der volkswirtschaftlichen Lage in den USA zu vervollständigen, ist über
die vorstehend betrachteten ökonomischen Kennziffern hinaus der Blick auf Indikatoren
zu weiteren Standortfaktoren und Rahmenbedingungen lohnend, die verschiedene Ein-
flussgrößen zusammenfassen und einzelne Staaten in Rankings miteinander vergleichen.
Die weltwirtschaftlich herausragende Stellung der USA spiegelt sich auch in diesen Indi-
katoren wider.

Zahlreiche Indikatoren berücksichtigen nicht nur Output-Größen, sondern bewerten auch
Standortfaktoren (d.h. Input-Größen), wodurch eine Einschätzung des administrativen,
politischen und rechtlichen Umfelds wirtschaftlicher Aktivitäten ermöglicht wird. Innerhalb
dieses Themenfeldes ist z.B. der von der Weltbank konzipierte „Ease of Doing Business“-
Index, der sich aus mehreren Teilindizes zusammensetzt, ein häufig herangezogenes
Bewertungssystem (vgl. Tabelle 3). Die USA konnten sich gegenüber dem Vorjahr um
zwei Plätze verbessern und liegen im Gesamtindex 2018 auf Rang 6 von insgesamt 190
betrachteten Staaten. Nur Neuseeland, Singapur, Dänemark, die Republik Korea und
Hongkong werden besser bewertet. Zum Vergleich: Deutschland belegt Rang 20. Hin-
sichtlich der Teilindizes weisen die USA deutliche Unterschiede bei den Platzierungen
auf. Hervorzuheben sind die TOP-Platzierungen in den Kategorien Getting Credit (Rang 2),
Resolving Insolvency (Rang 3) und Enforcing Contracts (Rang 16). Aus der günstigen
Bewertung bei diesen drei Indikatoren, die verschiedene rechtliche Aspekte in den Blick
nehmen, lässt sich ableiten, dass das Justizsystem der USA im Hinblick auf die Anforde-
rungen der Wirtschaft als besonders geeignet eingeschätzt wird. In den Kategorien Deal-
ing with Construction Permits, Paying Taxes, und Trading Across Borders liegen die USA
jeweils auf Rang 36. Nur einen Rang schwächer sind die USA in der Kategorie Regis-
tering Property platziert. Auch in den Kategorien Protecting Minority Investors mit Rang 42

10
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

sowie Getting Electricity und Starting a Business (jeweils Rang 49) rangieren die USA im
oberen Drittel der 190 betrachteten Länder weltweit.

Tabelle 3: Platzierung der USA im „Ease of Doing Business“-Ranking der Weltbank 2017 und 2018

                                                                                               Verbesserung (+) bzw.
                                            Rang in 2017            Rang in 2018
Index                                                                                           Verschlechterung (-)
                                             (von 190)               (von 190)
                                                                                                 Rang 2017 / 2018

  Gesamtindex                                     8                        6                             +2

  Teilindizes:
   Starting a Business                           51                       49                             +2
   Dealing with Construction Permits             39                       36                             +3
   Getting Electricity                           36                       49                             - 13
   Registering Property                          36                       37                             -1
   Getting Credit                                 2                        2                             ±0
   Protecting Minority Investors                 41                       42                             -1
   Paying Taxes                                  36                       36                             ±0
   Trading Across Borders                        35                       36                             -1
   Enforcing Contracts                           20                       16                             +4
   Resolving Insolvency                           5                        3                             +2

Quelle: Weltbank (2017), Weltbank (2018).

Weitere Indikatorensysteme zu wirtschaftlichen Standorteigenschaften sind der vom
World Economic Forum publizierte „Global Competitive Index“ und der von der The Heri-
tage Foundation entwickelte „Index of Economic Freedom“ (vgl. Tabelle 4). Die USA bele-
gen im aktuellen „Global Competitiveness Index“ nach der Schweiz Rang 2, womit sie
Singapur gegenüber dem vorhergehenden Ranking vom zweiten auf den dritten Platz
verwiesen haben. Es folgen die Niederlande und Deutschland auf den Rängen vier und
fünf. Einen Platz gegenüber der Vorjahresuntersuchung verloren haben die USA dagegen
beim Ranking des „Index of Economic Freedom“, in dem sie aktuell Rang 18 belegen. Die
ersten fünf Plätzen dieser Rangliste belegen Hongkong, Singapur, Neuseeland, Schweiz
und Australien. Deutschland konnte lediglich Platz 25 erreichen.

Gegenüber den auf wirtschaftliche Aspekte fokussierten o.g. Rankings verfolgt der „Hu-
man Development Index“ (HDI), der im Zusammenhang mit dem UN Development Pro-
gramm steht, einen breiteren Ansatz. Im HDI werden insbesondere die Aspekte Wirt-
schaftskraft, Bildung und Lebenserwartung thematisiert. Die USA belegen in diesem Ran-
king aktuell knapp hinter dem Nachbarland Kanada Platz 13. Gegenüber dem Vorjahr, als
die USA gleichauf mit Kanada auf dem geteilten zwölften Rang lagen, ist dies nur eine
geringfügige Verschlechterung. Die ersten fünf Plätze im HDI nehmen Norwegen,
Schweiz, Australien, Irland und Deutschland ein.

                                                                                                                           11
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und den USA

Tabelle 4: Platzierung der USA in unterschiedlichen Rankings in Hinblick auf politische,
           administrative und rechtliche Rahmenbedingungen

                                                                                                              Verbesserung (+) bzw.
                                                       Rang / Bewertung             Rang / Bewertung
    Index                                                                                                      Verschlechterung (-)
                                                          im Vorjahr                     aktuell
                                                                                                                      Rang

                                                          2016 – 2017                  2017 – 2018
    Global Competitiveness Index Ranking
                                                           3 (von 138)                 2 (von 137)                     +1
    (World Economic Forum)
                                                                2017                        2018
    Index of Economic Freedom
                                                          17 (von 180)                18 (von 180)                     -1
    (The Heritage Foundation)
                                                                2016                        2017
    Human Development Index
                                                          12 (von 188)                13 (von 189)                     -1
    (UN Development Program)

Quelle: World Economic Forum, The Heritage Foundation, UN Development Program.

2.2         Außenwirtschaft

Internationale Handelsbeziehungen
Die Entwicklung der langfristigen Handelsbeziehungen der USA sowohl weltweit als auch
mit Deutschland kann Abbildung 9 entnommen werden.4 Zwischen 1991, d.h. kurz nach
der Wiedervereinigung Deutschlands, und 2017 stieg der nominale Export der USA welt-
weit um 267 % von 422 Mrd. US-Dollar auf 1.546 Mrd. US-Dollar. Die Ausfuhr nach
Deutschland entwickelte sich weniger dynamisch, sodass der Anteil Deutschlands an der
gesamten Ausfuhr der USA von 5,0 % in 1991 auf 3,5 % in 2017 zurückging.

Der nominale Import der USA ist im gleichen Zeitraum noch wesentlich stärker als der
Export gestiegen. Seit 1991 legte die Einfuhr um 373 % zu und lag in 2017 bei 2.407 Mrd.
US-Dollar. Im Gegensatz zur sinkenden relativen Bedeutung Deutschlands als Absatz-
markt für die US-amerikanische Wirtschaft blieb der Anteil Deutschlands am US-Import
vergleichsweise stabil: 1991 lag dieser bei 5,3 %, erreichte in 2010 mit 4,3 % den Tiefst-
stand im Berichtszeitraum und belief sich 2017 auf 5,0 %.

4     Bei der Betrachtung der internationalen Handelsbeziehungen werden nicht die Daten zum Export und Import des Statistischen
      Bundesamtes genutzt (vgl. hierzu im Detail Kapitel 3.1), sondern die harmonisierten, internationalen Daten in Mio. US-Dollar (no-
      minal) der UN-Comtrade Datenbank.

12
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Abbildung 9: Export und Import der USA sowie der jeweilige Anteil Deutschlands 1991 bis 2017

    in Mio. US-Dollar                                                    Exporte weltweit                            Anteil Deutschland                                                                       in %
    3.000.000                                                                                                                                                                                                  6,0
    2.500.000                                                                                                                                                                                                  5,0
    2.000.000                                                                                                                                                                                                  4,0
    1.500.000                                                                                                                                                                                                  3,0
    1.000.000                                                                                                                                                                                                  2,0
      500.000                                                                                                                                                                                                  1,0
             0                                                                                                                                                                                                 0,0
                 1991
                        1992
                               1993
                                      1994
                                             1995
                                                    1996
                                                           1997
                                                                  1998
                                                                         1999
                                                                                2000
                                                                                       2001
                                                                                              2002
                                                                                                     2003
                                                                                                            2004
                                                                                                                   2005
                                                                                                                          2006
                                                                                                                                 2007
                                                                                                                                        2008
                                                                                                                                               2009
                                                                                                                                                      2010
                                                                                                                                                             2011
                                                                                                                                                                    2012
                                                                                                                                                                           2013
                                                                                                                                                                                  2014
                                                                                                                                                                                         2015
                                                                                                                                                                                                2016
                                                                                                                                                                                                       2017
    in Mio. US-Dollar                                                    Importe weltweit                            Anteil Deutschland                                                                       in %
    3.000.000                                                                                                                                                                                                  6,0
    2.500.000                                                                                                                                                                                                  5,0
    2.000.000                                                                                                                                                                                                  4,0
    1.500.000                                                                                                                                                                                                  3,0
    1.000.000                                                                                                                                                                                                  2,0
      500.000                                                                                                                                                                                                  1,0
             0                                                                                                                                                                                                 0,0
                 1991
                        1992
                               1993
                                      1994
                                             1995
                                                    1996
                                                           1997
                                                                  1998
                                                                         1999
                                                                                2000
                                                                                       2001
                                                                                              2002
                                                                                                     2003
                                                                                                            2004
                                                                                                                   2005
                                                                                                                          2006
                                                                                                                                 2007
                                                                                                                                        2008
                                                                                                                                               2009
                                                                                                                                                      2010
                                                                                                                                                             2011
                                                                                                                                                                    2012
                                                                                                                                                                           2013
                                                                                                                                                                                  2014
                                                                                                                                                                                         2015
                                                                                                                                                                                                2016
                                                                                                                                                                                                       2017
Quelle: UN Comtrade, Berechnungen der Hessen Agentur.

Die Diskrepanz zwischen Export und Import – was keineswegs nur für die Beziehungen
zwischen den USA und Deutschland der Fall ist – wird vom derzeitigen US-Präsidenten
Trump immer wieder kritisiert. Zu beachten ist allerdings, dass es sich nur um eine Bilanz
des Außenhandels mit Waren handelt. Um die (umfassendere) Leistungsbilanz zu erhal-
ten, müssten zudem der grenzüberschreitende Handel mit Dienstleistungen, dessen Er-
fassung nicht erst in Zeiten der Digitalisierung zum Teil außerordentlich schwierig ist, so-
wie der Saldo der so genannten Primär- und Sekundäreinkommen einbezogen werden.
Doch nicht nur die Datenqualität, sondern auch die Sinnhaftigkeit der Interpretation bilate-
raler Leistungsbilanzsalden an sich kann durchaus kritisch gesehen werden.5 Da auf
Bundesländerebene, d.h. auch für Hessen, bereits für eine Abbildung des grenzüber-
schreitenden Dienstleistungshandels jegliche Datenbasis fehlt, wird diese Diskussion in
der vorliegenden Studie nicht weiter verfolgt.

5      Vgl. hierzu ausführlich Helaba (2017).

                                                                                                                                                                                                                 13
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und den USA

Mit einem Anteil von 3,5 % am Export der USA bzw. einem Volumen von 53 Mrd. US-
Dollar nimmt Deutschland Rang 6 unter den wichtigsten Exportdestinationen ein (vgl. Ab-
bildung 10). Die wichtigsten Zielländer sind die Nachbarn Kanada und Mexiko, die ge-
meinsam mit den USA im Rahmen von NAFTA (North American Free Trade Agreement)
1994 eine regionale Freihandelszone errichtet haben – über deren zukünftige Gestaltung
derzeit verhandelt wird. In Richtung Kanada wurden in 2017 Waren im Wert von 282 Mrd.
US-Dollar und nach Mexiko für 243 Mrd. US-Dollar exportiert. Die VR China (130 Mrd.
US-Dollar) liegt auf Rang 3 unter den Exportdestinationen der USA.

Unter den Herkunftsländern nimmt Deutschland mit einem Anteil von 5,0 % bzw. einem
Volumen von 120 Mrd. US-Dollar Rang 5 ein. Wie beim Export – allerdings in umgekehr-
ter Reihenfolge – haben die VR China (526 Mrd. US-Dollar), Mexiko (317 Mrd. US-Dollar)
und Kanada mit 306 Mrd. US-Dollar die ersten drei Ränge inne.

Abbildung 10: TOP10 der Handelspartner der USA 2017 (in Mio. US-Dollar)

                             Export                                                            Import

                 Kanada                       282.243                 China, Volksrepublik                              526.022
                  Mexiko                  243.314                                   Mexiko                    317.207
     China, Volksrepublik           129.894                                        Kanada                     305.879
                  Japan         67.602                                              Japan           139.797
  Vereinigtes Königreich        56.244                                        Deutschland           119.991
            Deutschland        53.498                                      Korea, Republik       73.449
         Korea, Republik       48.326                                Vereinigtes Königreich     53.950
             Niederlande       41.503                                                Italien    51.353
        China, Hongkong        39.922                                               Indien      50.573
                Brasilien      37.221                                           Frankreich      50.036
                                                 in Mio. US-Dollar                                             in Mio. US-Dollar

 Quelle: UN Comtrade.

Abbildung 11 gibt die wichtigsten Warengruppen der US-Ausfuhr sowohl weltweit als auch
speziell im Außenhandel mit Deutschland an. Die größte Warengruppe mit 163 Mrd. Euro
bzw. 8,5 Mrd. Euro ist jeweils die Restgruppe Besondere Warenverkehrsvorgänge und
Waren, über deren Zusammensetzung leider keine Aussagen getroffen werden können.
Es folgen Straßenfahrzeuge mit einem Exportwert von 126 Mrd. US-Dollar weltweit bzw.
7 Mrd. Euro nach Deutschland sowie die Warengruppe Elektrische Maschinen, Apparate,
Geräte mit 119 Mrd. US-Dollar weltweit und knapp 5 Mrd. US-Dollar nach Deutschland.
Hinsichtlich des Exports nach Deutschland sind weitere relevante Warengruppen Mess-,
Prüf- und Kontrollinstrumente (4 Mrd. US-Dollar) sowie medizinische und pharmazeuti-
sche Erzeugnisse (3 Mrd. US-Dollar). Hingegen spielen Erdöl und Erdölerzeugnisse, die
beim Export der USA weltweit mit 106 Mrd. US-Dollar auf Rang 4 der Warengruppen lie-

14
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

gen, für die Ausfuhr nach Deutschland kaum eine Rolle – Deutschland deckt seinen Erd-
öl- und auch Erdgasbedarf zu großen Teilen durch Importe aus Russland und Norwegen.

Abbildung 11: TOP10 der bedeutendsten Warengruppen* des Exports aus den USA weltweit und nach
              Deutschland 2017 (in Mio. US-Dollar)

                                                        Export weltweit

            Besondere Warenverkehrsvorgänge und Waren                                                                  163.424
                                          Straßenfahrzeuge                                                  125.737
                   Elektrische Maschinen, Apparate, Geräte                                                119.311
             Erdöl, Erdölerzeugnisse und verwandte Waren                                              105.997
                            Verschiedene bearbeitete Waren                              72.846
                 Sonstige Maschinen, Apparate und Geräte                               68.905
                       Mess-, Prüf- und Kontrollinstrumente                         60.236
                    Nachrichtentechnik; Bild- und Tongeräte                      52.993
                   Arbeitsmaschinen für besondere Zwecke                         51.512
            Medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse                        49.564
                                                              0        40.000       80.000        120.000       160.000     200.000
                                                                                                                    in Mio. US-Dollar

                                                  Export nach Deutschland

            Besondere Warenverkehrsvorgänge und Waren                                         8.500
                                         Straßenfahrzeuge                                 7.205
                  Elektrische Maschinen, Apparate, Geräte                       4.520
                       Mess-, Prüf- und Kontrollinstrumente                   4.040
           Medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse                    3.145
                 Sonstige Maschinen, Apparate und Geräte                 2.824
                           Verschiedene bearbeitete Waren               2.411
                Sontige Chemische Erzeugnisse und Waren                2.081
                  Arbeitsmaschinen für besondere Zwecke              1.545
          Kraftmaschinen und Kraftmaschinenausrüstungen              1.376
                                                              0         4.000           8.000         12.000     16.000      20.000
                                                                                                                    in Mio. US-Dollar

* Warengruppen abgegrenzt nach Standard International Trade Classification SITC.
Quelle: UN Comtrade.

Deutschland – mit einem Anteil von 3,5 % an der Ausfuhr der USA insgesamt – erreicht
innerhalb der zehn bedeutendsten Warengruppen meist überdurchschnittliche Anteile. Vor
allem bei Mess-, Prüf-, Kontrollinstrumenten (6,7 %), sonstigen chemischen Erzeugnissen
(6,4 %) sowie medizinischen und pharmazeutischen Produkten (6,3 %) kommt Deutsch-
land für US-Unternehmen eine überproportionale Bedeutung als Zielland zu. Auch außer-
halb der – gemessen am Exportvolumen der USA – TOP10 Warengruppen erreicht
Deutschland als Absatzmarkt teils überproportionale Bedeutung, insbesondere bei foto-
grafischen Apparaten und optischen Waren (0,7 Mrd. Euro) mit einem Anteil von 8 %.

                                                                                                                                    15
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und den USA

Abbildung 12: TOP10 der bedeutendsten Warengruppen* des Imports in die USA weltweit und aus
              Deutschland 2017 (in Mio. US-Dollar)

                                                            Import weltweit

                                              Straßenfahrzeuge                                                 290.920
                 Erdöl, Erdölerzeugnisse und verwandte Waren                                     189.607
                      Elektrische Maschinen, Apparate, Geräte                                  179.551
                        Nachrichtentechnik; Bild- und Tongeräte                               169.654
             Büromaschinen und Datenverarbeitungsmaschinen                             125.532
                               Verschiedene bearbeitete Waren                          124.966
                    Sonstige Maschinen, Apparate und Geräte                        100.905
               Medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse                        100.103
                           Bekleidung und Bekleidungszubehör                      91.279
                Besondere Warenverkehrsvorgänge und Waren                         91.142
                                                                  0           100.000       200.000        300.000        400.000
                                                                                                                  in Mio. US-Dollar

                                                       Import aus Deutschland

                                            Straßenfahrzeuge                                                26.877
               Medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse                           12.282
                     Sonstige Maschinen, Apparate und Geräte                       10.299
                      Elektrische Maschinen, Apparate, Geräte                   8.209
                      Arbeitsmaschinen für besondere Zwecke                   7.143
              Kraftmaschinen und Kraftmaschinenausrüstungen                  6.521
                          Mess-, Prüf- und Kontrollinstrumente              6.217
                Besondere Warenverkehrsvorgänge und Waren                   6.050
                               Verschiedene bearbeitete Waren           3.649
                                    Andere Beförderungsmittel           3.422
                                                                  0            10.000          20.000       30.000         40.000
                                                                                                                  in Mio. US-Dollar

    * Warengruppen abgegrenzt nach Standard International Trade Classification SITC.
    Quelle: UN Comtrade.

Die bedeutendsten Waren beim Import in die USA sind sowohl weltweit (291 Mrd. US-
Dollar) als auch aus Deutschland (27 Mrd. US-Dollar) mit deutlichem Abstand Straßen-
fahrzeuge (vgl. Abbildung 12).6 Während in weltweiter Betrachtung auf Rang zwei der Im-
port von Erdöl bzw. Erdölerzeugnissen (190 Mrd. US-Dollar) folgt, sind es aus Deutsch-
land medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse (12 Mrd. US-Dollar) – von denen ein
beachtlicher Teil aus Hessen stammen dürfte.7 Weitere wichtige Warengruppen des Im-
ports der USA aus Deutschland sind diverse Maschinenbauerzeugnisse – die Restgruppe
Sonstige Maschinen, Apparate und Geräte (10 Mrd. US-Dollar), Elektrische Maschinen,

6     Mehrfach hat US-Präsident Trump diese hohen Importe kritisiert – und dabei auch Deutschland explizit genannt – und u.a.
      Strafzölle für alle Importe von Autos aus der EU angedroht.
7     Dieser Aspekt wird bei der Betrachtung der Außenhandelsbeziehungen Hessens zu den USA in Kapitel 3.1 ausführlich behandelt.

16
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Apparate und Geräte (8 Mrd. US-Dollar), Arbeitsmaschinen für besondere Zwecke (7 Mrd.
US-Dollar) sowie Kraftmaschinen und Kraftmaschinenausrüstungen (7 Mrd. US-Dollar).
Unter den TOP10 der Importwarengruppen der USA hat Deutschland als Herkunftsland
teils erheblich überproportionale Bedeutung. Insgesamt gesehen liegt der Anteil Deutsch-
lands am Import der USA bei 5,0 %; bei Arbeitsmaschinen für besondere Zwecke
(13,9 %), Straßenfahrzeugen (12,3 %), Mess-, Prüf- und Kontrollinstrumenten (10,8 %)
und sonstigen Maschinen, Apparaten und Geräten (10,2 %) erreicht Deutschland beson-
ders hohe Anteile.

Direktinvestitionsverflechtungen

Neben dem Außenhandel bilden auch grenzüberschreitende Investitionen einen wichtigen
Bestandteil der Wirtschaftsbeziehungen zu den USA. Ausländische Direktinvestitionen
bzw. Foreign Direct Investments (FDI) dienen dabei vielfältigen Zwecken (vgl. Kap. 3.2).
Die Analysegrundlage bilden im Folgenden die FDI-Daten der UNCTAD.8 Die UNCTAD
verweist hinsichtlich der Methodik auf internationale Vereinbarungen und Vorgaben zur
FDI-Erfassung insbesondere durch den Internationalen Währungsfonds und die OECD,
an denen sich auch die FDI-Statistik der Deutschen Bundesbank orientiert. Allerdings be-
stehen nach Angaben der UNCTAD zwischen den nationalen Angaben von mehr als 200
Ländern dennoch zum Teil methodische Differenzen, wodurch eine Vergleichbarkeit nicht
vollständig gewährleistet ist. Da zudem die nachfolgenden Angaben zu den FDI als nomi-
nale Werte in US-Dollar vorliegen, sind Wechselkurs- und Inflationseffekte bei der Inter-
pretation der Entwicklung zu beachten.

Die USA halten bereits seit vielen Jahren den größten FDI-Bestand weltweit. Umgekehrt
sind die USA – als weltweit bedeutendste Volkswirtschaft – auch ein attraktives Zielland
für Investitionen aus aller Welt, sodass in den USA selbst ebenfalls der höchste Bestand
an Investitionen aus dem Ausland verortet ist. Im Jahr 2016 lag der Bestand an FDI aus
den USA weltweit bei 6,4 Billionen US-Dollar und damit um 137 % höher als im Jahr 2000
(vgl. obere Hälfte der Abbildung 13). Damit wurde ein neuer Höchststand erreicht – und
dies trotz des starken Rückgangs im Zuge der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise im
Jahr 2008, als der Bestand um mehr als 40 % gegenüber dem Vorjahr regelrecht ein-
brach.

8   United Nations Conference on Trade and Development.

                                                                                                                          17
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und den USA

Abbildung 13: Direktinvestitionsbeziehungen (FDI) der USA weltweit (in Mrd. US-Dollar)

                                                             FDI aus den USA weltweit

     in Mrd. US-Dollar
        7.000
        6.000
        5.000
        4.000
        3.000
        2.000
        1.000
            0
                     2000

                            2001

                                   2002

                                          2003

                                                   2004

                                                          2005

                                                                 2006

                                                                        2007

                                                                               2008

                                                                                      2009

                                                                                               2010

                                                                                                      2011

                                                                                                             2012

                                                                                                                    2013

                                                                                                                           2014

                                                                                                                                   2015

                                                                                                                                           2016
                                                 Wichtigste Zielländer für FDI aus den USA 2012
             Rang                          Land                                              FDI                                  Anteil
                1                          Niederlande                                       645,1                                14,5%
                2                          Vereinigtes Königreich                            597,8                                13,4%
                3                          Luxemburg                                         383,6                                8,6%
                12                         Deutschland                                       121,2                                2,7%
                                                           FDI in den USA aus der Welt

     in Mrd. US-Dollar
        7.000
        6.000
        5.000
        4.000
        3.000
        2.000
        1.000
            0
                     2000

                            2001

                                   2002

                                          2003

                                                   2004

                                                          2005

                                                                 2006

                                                                        2007

                                                                               2008

                                                                                      2009

                                                                                               2010

                                                                                                      2011

                                                                                                             2012

                                                                                                                    2013

                                                                                                                           2014

                                                                                                                                   2015

                                                                                                                                           2016

                                            Wichtigste Herkunftsländer für FDI in den USA 2012
             Rang                          Land                                              FDI                                  Anteil
                1                          Vereinigtes Königreich                            486,8                                18,4%
                2                          Japan                                             308,3                                11,6%
                3                          Niederlande                                       274,9                                10,4%
                8                          Deutschland                                       199,0                                7,5%

Quelle: UNCTADstat.

Die bedeutendsten Zielländer für Direktinvestitionen US-amerikanischer Unternehmen –
die aktuellen Werte beziehen sich abweichend zum Gesamtvolumen auf das Jahr 2012 –
sind die Niederlande (14,5 %), das Vereinigte Königreich (13,4 %) und Luxemburg (8,6 %).

18
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Deutschland liegt mit einem Anteil von 2,7 % auf Rang 12. Hierbei ist allerdings zu beach-
ten, dass es sich insbesondere bei den Niederlanden und Luxemburg um beliebte Hol-
dingstandorte handelt, d.h. dort ist z.B. der Sitz der Europazentrale eines US-Unter-
nehmens, die die Beteiligungen an den jeweiligen Landesgesellschaften in anderen euro-
päischen Staaten hält. Dieser Aspekt der US-amerikanischen Direktinvestitionen wird bei
der Betrachtung Hessens in Kapitel 3.2 nochmals aufgegriffen.

Auch die FDI in den USA haben im Jahr 2016 einen neuen Höchststand mit ebenfalls
6,4 Billionen US-Dollar erreicht (vgl. untere Hälfte der Abbildung 13). Nachdem der FDI-
Bestand in den USA im Jahr 2008 um rund 30 % zurückgegangen ist, wurden seitdem in
nahezu allen Jahren hohe Zuwachsraten erreicht. Insgesamt liegt der nominale FDI-
Bestand in den USA in 2016 rund 130 % über dem Wert des Jahres 2000. Die wichtigsten
Herkunftsländer (2012) sind das Vereinigte Königreich (18,4 %), Japan (11,6 %) und die
Niederlande (10,4 %). Auf Rang 8 folgt Deutschland mit einem Anteil von 7,5 % am ge-
samten Bestand von FDI in den USA. Nach aktuellen Angaben der GTAI9 sind in 2016 die
wichtigsten Herkunftsländer ebenfalls das Vereinigte Königreich (14,9 %) und Japan
(11,3 %) gefolgt von Luxemburg (11,2 %). Deutschland liegt gemäß GTAI im Jahr 2016
mit 7,8 % auf Rang 7.

Die o.g. Angaben zum FDI-Bestand spiegeln sich in der FDI-Markets-Datenbank10 wider:
Für die USA sind im gesamten verfügbaren Zeitraum Anfang 2003 bis August 2018 über
45.000 Projekte weltweit erfasst – mehr als doppelt so viele wie aus den beiden folgenden
Ländern Vereinigtes Königreich und Deutschland mit je knapp 18.000 grenzüberschrei-
tenden Investitionsprojekten. In der umgekehrten Richtung sind über 19.000 Projekte in
den USA erfasst, gefolgt vom Vereinigten Königreich mit knapp 13.000 und Deutschland
mit mehr als 10.000. Eine Auswertung der FDI-Markets-Datenbank liefert zusätzliche Er-
kenntnisse zu den FDI-Beziehungen der USA weltweit, da in dieser Datenbank zwar nicht
die aggregierte FDI-Summe wiedergegeben wird, aber detaillierte Angaben zu einzelnen
Investitionsprojekten der Unternehmen erfasst werden. So können z.B. Rückschlüsse auf
die sektorale und regionale Verteilung der Investitionsprojekte gezogen werden.

Gemessen an der Anzahl der Investitionsprojekte im Ausland belegen die großen US-
Software- und Internetkonzerne die vordersten Plätze. Dementsprechend sind die meisten
Investitionsprojekte von US-amerikanischen Unternehmen im Ausland dem Bereich Soft-
ware und IT-Dienstleistungen zuzuordnen. Es folgen Unternehmensdienstleistungen,
Kommunikationstechnologien und der Finanzsektor. Der Blick auf die wichtigsten Städte
unterstreicht die Bedeutung des Silicon Valleys bzw. der leistungsfähigen kalifonischen
Wirtschaft als Herkunftsregion von US-Unternehmen, die im Ausland investieren: Mit San

9 Vgl. GTAI (2018d).
10 Die FDI-Markets-Datenbank der Financial Times erfasst grenzüberschreitende „greenfield investments“, d.h. neue Investitionen
   und Erweiterungsinvestitionen, aber weder Übernahmen noch Fusionen. Zu beachten ist, dass die Daten auf Ankündigungen der
   Unternehmen basieren.

                                                                                                                                19
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und den USA

Francisco, San José, Los Angeles, Palo Alto, Santa Clara, Mountain View, Redwood,
Sunnyvale und San Diego ist fast die Hälfte der 20 bedeutendsten Herkunftsstädte in die-
ser Region verortet. Die mit großem Abstand bedeutendste Herkunftsstadt ist jedoch New
York. Wichtige Zielländer US-amerikanischer Investoren im Ausland – gemessen an der
Zahl der Projekte – sind das Vereinigte Königreich, China, Indien und Deutschland auf
Rang vier. Es zeigen sich allerdings deutliche Unterschiede hinsichtlich der Projektspezifi-
ka: An Produktionsstandorten wie China und Indien werden deutlich mehr Arbeitsplätze
pro Projekt geschaffen als im Vereinigten Königreich und in Deutschland. Gemessen an
der Zahl der geschaffenen Arbeitsplätze liegt Indien als wichtigstes Zielland US-amerika-
nischer Direktinvestitionen vor China und Mexiko.

In der umgekehrten Richtung, d.h. ausländische Direktinvestitionen in den USA, sind die
bedeutendsten Sektoren in der FDI-Markets-Datenbank ebenfalls Software und IT-
Dienstleistungen sowie Unternehmensdienstleistungen. Es folgen Maschinenbau, Finanz-
dienstleistungen und Automotive. Die wichtigsten Herkunftsländer sind – wiederum ge-
messen an der Zahl der Projekte – das Vereinigte Königreich, Deutschland, Japan, Kana-
da und Frankreich. Im Hinblick auf die Zahl der geschaffenen Arbeitsplätze liegt Japan
knapp vor Deutschland und dem Vereinigten Königreich.

20
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

3       Außenwirtschaftliche Verflechtungen zwischen Hessen
        und den USA

Die nachfolgende Analyse der außenwirtschaftlichen Verflechtungen zwischen Hessen
und den USA thematisiert den Außenhandel und die Direktinvestitionen. Sowohl hinsicht-
lich des Außenhandels als auch der Direktinvestitionen werden zudem die entsprechen-
den Vergleichswerte für Deutschland insgesamt herangezogen, um eine bessere Einord-
nung der hessischen Wirtschaftsbeziehungen zu den USA in den gesamtwirtschaftlichen
Kontext zu ermöglichen.11

3.1     Außenhandelsbeziehungen

Die hessische Wirtschaft führte 2017 Güter im Wert von 7,0 Mrd. Euro in die USA aus,
was nahezu dem Vorjahresergebnis entspricht.12 Wird die Betrachtung auf die letzten
zehn Jahre ausgeweitet (vgl. Abbildung 14), so haben die hessischen Exporte in die USA
erheblich zugelegt – zwischen 2010 und 2016 waren hohe, zum Teil zweistellige Zu-
wachsraten zu verzeichnen. Interessant ist zudem die Feststellung, dass die Exporte in
die USA während der weltweiten Rezession 2008 / 2009 konstant geblieben sind, d.h.
eine stabilisierende Wirkung hatten. Dies war auf Bundesebene (-23,9 %) nicht der Fall.
Abgesehen von diesem Unterschied zeichnet die Entwicklung der Exporte Deutschlands
in die USA ein ähnliches Bild wie aus hessischer Sicht: Mehreren Jahren mit teilweise
deutlichen Zuwächsen folgte in den letzten beiden Jahren ein schwächerer Verlauf.13

11 Kapitel 2.2 enthält bereits Informationen zum Außenhandel zwischen Deutschland und den USA sowie über die deutsch-
   amerikanischen Direktinvestitionsverflechtungen – auf der Basis US-amerikanischer bzw. internationaler Datenquellen. Diese er-
   lauben eine Einordnung der Beziehungen der USA zu Deutschland in den Kontext der Weltwirtschaft, liefern jedoch keine Infor-
   mationen zu Hessen. Hessenspezifische Daten stellt die Statistik in Deutschland zur Verfügung, die darüber hinaus naturgemäß
   ebenfalls Daten zu den Beziehungen zwischen Deutschland und USA anbietet – aus deutschem Blickwinkel. Aus methodischen
   Gründen weichen die Angaben zu den US-amerikanisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen auf der Grundlage US-amerika-
   nischer bzw. internationaler Daten in Kapitel 2.2 von den Ausführungen in diesem Kapitel 3 ab. Dies gilt sowohl in gewissem Ma-
   ße für die Höhe von Ex- und Import sowie Direktinvestitionen als auch für die Darstellung (abweichende Warenklassifikation).
12 Aus methodischer Sicht sind den ausgewerteten Ex- und Importdaten drei Anmerkungen voranzustellen:
   • Die Angaben beziehen sich auf den Außenhandel mit Gütern, da keine nach Bundesländern differenzierten Daten für den
       grenzüberschreitenden Dienstleistungsaußenhandel vorliegen.
   • Bei den Daten für die Berichtsjahre 2017 und 2018 handelt es sich um vorläufige Angaben – sowohl die Höhe der Ex- und
       Importe als auch die Güterstruktur kann sich durch Nachmeldungen, Korrekturen etc. noch in gewissem Umfang ändern.
   • Anders als auf Bundesebene werden für die Bundesländer Einfuhr und Ausfuhr nach unterschiedlichen Konzepten veröffent-
       licht: Erstere nach dem Konzept des Generalhandels, Letztere gemäß dem Erhebungskonzept des Spezialhandels. Damit ist
       eine Saldierung von Einfuhr und Ausfuhr, d.h. sozusagen die Bildung eines Außenhandelssaldos für Hessen, nicht statthaft.
13 Die Betrachtung der Exportentwicklung in US-Dollar, d.h. unter Berücksichtigung von Wechselkursänderungen, führt aufwertungs-
   bedingt zu einem etwas flacheren Verlauf, aber nicht zu einem grundsätzlich anderen Bild.

                                                                                                                                 21
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und den USA

Abbildung 14: Export Hessens / Deutschlands in die USA 2008 bis 2017

               Export Hessens in die USA in Mrd. Euro                                     Export Deutschlands in die USA in Mrd. Euro
                    Jährliche Veränderung in %                                                    Jährliche Veränderung in %

     in Mrd.                                                                       in Mrd.
      Euro                                                                          Euro
                                                             7,7                                                                             113,7
      8                                                7,2           7,1 7,0       125                                                            106,8111,5
                                               6,2                                                                                 95,9
                                  5,6                                              100                                   87,0 89,3
      6                   4,8 5,2                                                                                73,8
            3,8 3,8                                                                 75 71,4 54,4 65,6
      4
                                                                                    50
      2                                                                             25
      0                                                                              0

                                                                           2017*

                                                                                                                                                           2017*
     in %                                                                          in %
            2008

                   2009

                          2010

                                 2011

                                        2012

                                               2013

                                                      2014

                                                             2015

                                                                    2016

                                                                                          2008

                                                                                                  2009

                                                                                                         2010

                                                                                                                2011

                                                                                                                        2012

                                                                                                                               2013

                                                                                                                                      2014

                                                                                                                                             2015

                                                                                                                                                    2016
     30                   25,8                                                     30                    20,6
                                                      16,8                                                              17,9                 18,6
     20                                                                            20                           12,5
                                 8,0 8,0 10,7                6,6                                                                      7,4
     10                                                                            10                                          2,7                         4,4
      0                                                                             0
     -10           -0,1                                                    -0,9    -10
                                                                    -8,2                                                                            -6,1
     -20                                                                           -20
     -30                                                                           -30           -23,9

 * Angaben für 2017 vorläufig.
 Quelle: Statistisches Bundesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

Insgesamt gesehen haben die USA als Zielmarkt hessischer bzw. deutscher Exporte im
Berichtszeitraum eindeutig an Bedeutung gewonnen, wie aus der Darstellung des jeweili-
gen Anteils der USA an der gesamten Ausfuhr hervorgeht (vgl. Abbildung 15). Im Jahr
2017 wurden 11,2 % der hessischen Exporte (Deutschland: 8,7 %) in den USA abgesetzt,
im Jahr 2008 waren es lediglich 7,5 % (Deutschland: 7,3 %). Zwischenzeitlich – und zwar
2015 – lag der Exportanteil der USA für Hessen sogar bei 12,8 %, für Deutschland insge-
samt bei 9,5 %. Kamen den USA von 1990 bis einschließlich 2008 aus hessischer wie
aus deutscher Perspektive jeweils in etwa die gleiche Bedeutung als Exportmarkt zu, so
hat sich dies beginnend mit dem Jahr 2009 geändert. In der Konsequenz sind seitdem die
USA der wichtigste Exportmarkt für Hessen (vormals Frankreich), für die deutsche Wirt-
schaft belegen die USA in der Rangliste der wichtigsten Absatzmärkte den dritten Platz.

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