Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und den USA
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Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und den USA Herausgeber: Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung Kaiser-Friedrich-Ring 75 65185 Wiesbaden www.wirtschaft.hessen.de
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und den USA Dr. Claus Bauer Prof. Dr. Johannes Harsche Gergana Petkova Dr. Alexander Werner HA-Report Nr. 974 Wiesbaden 2018
IMPRESSUM HERAUSGEBER Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung BEARBEITUNG HA Hessen Agentur GmbH KONTAKT HA Hessen Agentur GmbH Konradinerallee 9 65189 Wiesbaden Tel +49 611 95017-80 /-85 Fax +49 611 95017-8466 info@hessen-agentur.de VERFASSER Dr. Claus Bauer, Prof. Dr. Johannes Harsche, Gergana Petkova, Dr. Alexander Werner BILDNACHWEIS Flagge USA: ©moonrun – stock.adobe.com STAND November 2018 DRUCK Hessisches Statistisches Landesamt, Wiesbaden AUFLAGE 200 BESTELLUNG Download unter www.hessen-agentur.de/mediathek HINWEISE ZUR VERWENDUNG Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Hessischen Landesregierung herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlbewerbern oder Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum Zwe- cke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Landtags-, Bundestags- und Kommunalwahlen. Miss- bräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlkampfveranstaltungen, an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung. Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevor- stehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Landesre- gierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte. Die genannten Beschränkungen gelten unabhängig davon, wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahl die Druckschrift dem Empfänger zuge- gangen ist. Den Parteien ist es jedoch gestattet, die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden. Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsspezifische Differenzierung von Funktions- bzw. personenbezogenen Bezeichnungen, wie zum Beispiel Teilnehmer / Innen, verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung für beide Geschlechter. Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit Quellenangabe gestattet. Belegexemplar erbeten.
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und den USA Inhalt Seite 1 Einleitung 1 2 Entwicklung und Struktur der US-Volkswirtschaft 2 2.1 Gesamtwirtschaftliche Dimensionen 2 2.2 Außenwirtschaft 12 3 Außenwirtschaftliche Verflechtungen zwischen Hessen und den USA 21 3.1 Außenhandelsbeziehungen 21 3.2 Direktinvestitionsverflechtungen 30 4 Potenziale der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und den USA 37 4.1 Aspekte des Wirtschaftsstandorts USA aus hessischem Blickwinkel 37 4.2 Investitionsbeziehungen zwischen Hessen und den USA – Unternehmensbeispiele 51 5 Zusammenfassung 61 Abbildungsverzeichnis 65 Tabellenverzeichnis 66 Literatur- und Quellenverzeichnis 67 Anhang: Kontaktadressen 71 I
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung 1 Einleitung Die Vereinigten Staaten von Amerika (USA) sind mit über 320 Mio. Einwohnern nach der Volksrepublik (VR) China und Indien das weltweit drittbevölkerungsreichste Land. Mit ei- nem Bruttoinlandsprodukt von über 19 Billionen US-Dollar sind die USA mit Abstand die größte Volkswirtschaft der Welt. Nicht nur in Hinsicht auf die Wirtschaftsleistung, sondern auch in politischer und militärischer Hinsicht sind die USA eine Weltmacht. Zwischen der hessischen und der US-amerikanischen Wirtschaft bestehen seit vielen Jahrzehnten vielfältige und intensive Verbindungen, aus denen wiederum Anknüpfungs- punkte für weitere Geschäfte resultieren. Hessische Unternehmen exportierten im Jahr 2017 Güter im Wert von 7,0 Mrd. Euro in die USA, womit das Land der größte Export- markt hessischer Produkte ist. Im Gegenzug belief sich das Importvolumen auf 8,9 Mrd. Euro, sodass die USA nach der VR China das zweitwichtigste Herkunftsland ausländi- scher Güter in Hessen darstellt. Auch im Hinblick auf die ausländischen Direktinvestitio- nen (FDI) gestalten sich die wechselseitigen Beziehungen zwischen Hessen und den USA äußerst intensiv. Auf Seiten der USA ist allerdings seit rund zwei Jahren eine stärke- re Betonung nationaler Zielsetzungen zu beobachten, die sich u.a. in Strafzöllen auf Im- porte vor allem aus der VR China, aber – in deutlich geringerem Ausmaß – auch aus der EU äußert. Bei einer Fortsetzung dieser restriktiven Politik oder gar einer Eskalation zu einem „Handelskrieg“ können Auswirkungen auf die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und den USA nicht ausgeschlossen werden. Vornehmliches Ziel der vorliegenden Studie, die von der Hessen Agentur im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung erstellt wurde, besteht darin, sowohl die USA als Wirtschaftspartner vorzustellen als auch die Bandbreite der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Hessen und den USA zu präsen- tieren. Die Basis hierfür stellen ausgewählte volkswirtschaftliche Indikatoren dar, die durch Experteneinschätzungen ergänzt werden. Hierzu ist die Studie in fünf Kapitel untergliedert. Kapitel 2 enthält ein anhand ausgewähl- ter Indikatoren erstelltes Kurzporträt der Volkswirtschaft der USA, wobei der Schwerpunkt auf der Wirtschaftsentwicklung sowie auf den außenwirtschaftlichen Beziehungen liegt. In Kapitel 3 erfolgt eine vertiefte Analyse der Handels- und Direktinvestitionsbeziehungen zwischen den USA und Hessen bzw. Deutschland. Kapitel 4 widmet sich den Potenzialen der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und den USA. Bestandteil dieser qualitati- ven Betrachtung sind u.a. Kurzporträts ausgewählter Unternehmen. Im abschließenden Kapitel 5 werden die Untersuchungsergebnisse zusammengefasst. 1
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und den USA 2 Entwicklung und Struktur der US-Volkswirtschaft 2.1 Gesamtwirtschaftliche Dimensionen Bevölkerungsstruktur und -entwicklung Die USA sind gemessen an der flächenmäßigen Ausdehnung nach Russland und nahezu gleichauf mit Kanada das drittgrößte Land der Welt und mehr als doppelt so groß wie die EU (vgl. Tabelle 1). Die Zahl der Einwohner liegt bei 326 Mio. gegenüber 513 Mio. Ein- wohnern in der EU, womit die USA nach der VR China und Indien – allerdings mit weitem Abstand – das drittbevölkerungsreichste Land sind. Die USA weisen eine geringe Bevöl- kerungsdichte von nur 36 Einwohnern pro Quadratkilometer auf. Im Vergleich hierzu sind die EU mit 121 und Deutschland mit 237 Einwohnern pro Quadratkilometer deutlich dich- ter besiedelt. Allerdings ist die Bevölkerung stark in urbanen Zentren mit einer hohen Be- völkerungsdichte konzentriert: 82 % aller Menschen in den USA leben in urbanen Räu- men. Die entsprechenden Werte für Deutschland und die EU liegen trotz der höheren Einwohnerdichte mit 77 % bzw. 75 % niedriger. Tabelle 1: Gebiet und Bevölkerung der USA im Vergleich zu EU, Deutschland und Hessen USA EU Deutschland Hessen* Landesfläche in km2 9.831.510 4.383.564 357.380 21.115 Bevölkerung in 1.000 Einwohner 2017 325,7 Mio. 512,5 Mio. 82,7 Mio. 6,2 Mio. Bevölkerungsdichte in Einwohner je km2 2017 36 121 237 296 Urbanisierungsgrad in % 2017 82,1 75,4 77,3 k.A. Bevölkerungsveränderung 2017 gegenüber 0,71 0,24 0,42 0,49 2016 in % Bevölkerungsprognose 2030 354,7 Mio. k.A. 82,2 Mio. 6,4 Mio. Alter (Median) 2015 37,6 k.A. 45,9 44,0 Anteil der Alterskohorte 0 bis unter 15 Jahre 18,9 15,4 13,1 13,8 an der Bevölkerung 2017 in % Anteil der Alterskohorte 15 bis unter 65 Jahre 65,7 64,8 65,5 65,7 an der Bevölkerung 2017 in % Anteil der Alterskohorte 65 Jahre und älter an 15,4 19,8 21,5 20,5 der Bevölkerung 2017 in % * Die Angaben für Hessen können aufgrund methodischer Unterschiede nur eingeschränkt mit den aus internationalen Daten- quellen stammenden Werten für die USA, die EU und Deutschland verglichen werden. Quelle: Weltbank, Hessisches Statistisches Landesamt, Hessen Agentur, UN Population Division, Berechnungen der Hessen Agentur. Die Bevölkerung der USA wächst vergleichsweise stark: Im Jahr 2017 betrug die Wachs- tumsrate 0,71 % gegenüber dem Vorjahr und lag damit klar höher als in Deutschland (+0,42 %) und in der EU (+0,24 %). Auch langfristig wird für die USA ein deutlicher Bevöl- kerungszuwachs prognostiziert – die Bevölkerung dürfte bis 2030 auf knapp 355 Mio. 2
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Einwohner steigen. Zurückzuführen ist diese Entwicklung auch auf die Vielzahl junger Menschen in den USA – das Medianalter fällt mit 37,6 Jahren um mehr als acht Jahre niedriger aus als in Deutschland. Bemerkbar macht sich dieses bedeutende demographi- sche Charakteristikum ebenfalls bei der Verteilung der Bevölkerung nach Altersklassen. Während sowohl in der USA als auch in der EU und in Deutschland der Anteil der 15 bis 64 Jährigen – auch als Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter bezeichnet – bei 65 bis 66 % liegt, ist der Anteil der Kinder und Jugendlichen der Altersgruppe bis einschließlich 14 Jahren in den USA mit 19 % höher als in der EU (15 %) und Deutschland mit 13 %. Wirtschaftsentwicklung und -struktur Die USA sind mit Abstand die größte Volkswirtschaft weltweit. Für das Jahr 2017 wird das nominale BIP der USA mit 17,2 Billionen Euro angegeben, womit das der EU um knapp 2 Billionen Euro übertroffen wird (vgl. Tabelle 2). Auf Deutschland entfällt mit einem BIP von 3,3 Billionen Euro ein Anteil von über 21 % des gesamten BIP in der EU. Hessen er- zielt mit 279 Mrd. Euro 8,6 % des BIP in Deutschland. Das BIP je Einwohner liegt in den USA mit 52.700 Euro noch höher als in Hessen (44.800 Euro), welches wiederum sowohl den bundesweiten Wert von 39.400 Euro als auch den EU-Durchschnitt von 29.800 Euro übertrifft. Die Wachstumsraten lagen in allen vier betrachteten Wirtschaftsräumen auf ei- nem ähnlichen Niveau – in Hessen und Deutschland wuchs das BIP im Jahr 2017 um 2,2 % gegenüber dem Vorjahr, in den USA um 2,3 % und in der EU um 2,4 %. Tabelle 2: Wirtschaftsleistung der USA im Vergleich zu EU, Deutschland und Hessen USA EU Deutschland Hessen BIP zu laufenden Preisen in Mrd. Euro 2017 17.164 15.294 3.255 279 BIP je Einwohner zu laufenden Preisen in Euro 2017 52.697 29.844 39.364 44.804 Veränderungsrate des BIP in Euro 2,3 2,4 2,2 2,2 zu konstanten Preisen 2017 gegenüber 2016 in % Quelle: Weltbank, Deutsche Bundesbank, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. Den hohen Verstädterungsgrad in den USA veranschaulicht Abbildung 1, die die Metropol- regionen als wirtschaftliche und gesellschaftliche Zentren wiedergibt. Im Folgenden wer- den – nicht zuletzt aus Gründen der Datenverfügbarkeit – ganz überwiegend aggregierte Wirtschaftsdaten für die USA ausgewertet. Es ist aber zu beachten, dass sich die USA aufgrund ihrer Ausdehnung, der vielfältigen naturräumlichen Gegebenheiten und der un- gleichen Bevölkerungsverteilung aus wirtschaftlich sehr unterschiedlichen Regionen zu- sammensetzt. Die wirtschaftlich stärksten Metropolregionen (dunkelblau) liegen an der Westküste insbesondere in Kalifornien im Süden um die Städte San Francisco, San José und Los Angeles und im Norden in der Region um Seattle und Portland. An der Ostküste erreicht im Norden die Region um New York, Philadelphia und Washington die höchsten BIP-Werte. Im Süden wird auch in Florida (Miami und Orlando) ein hohes BIP erzielt. 3
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und den USA Abbildung 1: Bruttoinlandsprodukt in den Metropolregionen der USA Quelle: www.bea.gov. Der Blick auf das langfristige Wirtschaftswachstum der USA – zunächst nominal – in Ab- bildung 2 zeigt, dass das BIP zwischen 2000 und 2017 um 89 % von 10,3 Billionen US- Dollar auf 19,3 Billionen US-Dollar zulegte. Über den gesamten Zeitraum hinweg kam es nur 2009 im Zuge der weltweiten Rezession zu einem Rückgang des BIP um 2,0 %. Abbildung 2: Bruttoinlandsprodukt in den USA 2000 bis 2017 (in Mrd. US-Dollar zu laufenden Preisen) in Mrd. US-Dollar 20.000 16.000 12.000 8.000 4.000 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Quelle: Weltbank. 4
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Da das nominale BIP-Wachstum aufgrund von Preisveränderungen nur eingeschränkt Rückschlüsse auf das reale Wachstum einer Volkswirtschaft zulässt, wird anhand Abbil- dung 3 auch das preisbereinigte Wachstum in den Blick genommen. Aus den preisberei- nigten Werten geht hervor, dass die Rezession bereits mit einem BIP-Rückgang im Jahr 2008 von 0,3 % begann und sich 2009 (-2,8 %) fortsetzte. Seit 2010 liegen die realen Wachstumsraten der USA zwischen 1,5 % und 2,9 %. Damit ist das Wirtschaftswachstum in den USA insgesamt gesehen dynamischer verlaufen als in Deutschland, das zum einen im Jahr 2009 eine deutlich stärkere Rezession erfuhr (-5,6 %) – worauf allerdings auch die anschließende Erholung in 2010 und 2011 kräftiger ausfiel – und zum anderen von 2012 bis 2015 geringere Wachstumsraten aufwies. Am aktuellen Rand liegen die Zu- wachsraten mit 1,5 % in den USA und 1,9 % in Deutschland im Jahr 2016 bzw. mit 2,3 % in den USA und 2,2 % in Deutschland im Jahr 2017 auf einem ähnlichen Niveau. Abbildung 3: Jährliche Veränderungsraten (in %) des Bruttoinlandsprodukts (in US-Dollar zu konstan- ten Preisen) in den USA und Deutschland 2000 bis 2017 in % USA Deutschland 6,0 4,0 2,0 0,0 -2,0 -4,0 -6,0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Quelle: Weltbank. Für das laufende Jahr 2018 wird mit einem BIP-Plus von 2,9 % in den USA eine ausge- sprochen günstige Entwicklung erwartet – zum Vergleich: In Deutschland wird das Wirt- schaftswachstum auf 1,9 % geschätzt. Auch aufgrund einer sehr guten Lage am Arbeits- markt ist der Private Konsum eine bedeutende Stütze der derzeitigen Konjunktur in den USA. Günstig wirkt sich ebenfalls eine deutliche Ausweitung der Investitionsaktivitäten aus. Diese Entwicklung wird durch eine Ende 2017 verabschiedete Steuerreform begüns- tigt, die zu einer deutlich geringeren Steuerbelastung der Unternehmen – z.B. sank der Unternehmenssteuersatz von 35 % auf 21 % und es wurde teils eine direkte Abschrei- bung neu angeschaffter Vermögenswerte eingeführt – und über repatriierte Auslandsge- winne zu einer höheren Ausstattung der Unternehmen mit Investitionsmitteln führte. In- vestitionsimpulse liefern zudem die weiterhin niedrigen Zinsen, wobei jedoch der Leitzins durch die US-Notenbank bei zunehmender Inflation erhöht werden könnte. Die derzeitige Entwicklung des Außenbeitrags wirkt sich ebenfalls positiv auf das BIP-Wachstum aus, 5
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und den USA denn die Energieimporte sind zurückgegangen. Schließlich wird auch aufgrund einer Ausweitung der Öffentlichen Ausgaben ein positiver Wachstumseffekt erwartet. Obwohl die Prognose für das Wachstum des BIP für das Jahr 2019 ebenfalls relativ hoch ist, liegt der erwartete Zuwachs unterhalb dem des Jahres 2018 und wurde zuletzt von 2,7 % auf 2,5 % nach unten korrigiert (Deutschland 1,9 %). Negativ auf die Prognose wirken sich die Eingriffe in den internationalen Handel der USA aus – insbesondere der Handelskonflikt mit der VR China und die dabei angekündigten Zölle im Umfang von rund 200 Mrd. US- Dollar auf chinesische Importe in die USA.1 Das nominale BIP pro Einwohner dient als Indikator für den Wohlstand eines Landes. Die USA haben eines der höchsten BIP pro Einwohner weltweit. Es nahm zwischen 2000 und 2017 um 63 % von 36.500 auf 59.500 US-Dollar zu und liegt damit über den gesamten Zeitraum hinweg deutlich über den Vergleichswerten in Deutschland, wo das BIP pro Einwohner von 23.700 auf 44.500 US-Dollar gestiegen ist. Der Zuwachs fiel in Deutsch- land mit 88 % etwas größer als in den USA aus (vgl. Abbildung 4). Abbildung 4: Bruttoinlandsprodukt je Einwohner in den USA und Deutschland 2000 bis 2017 (in US-Dollar zu laufenden Preisen) in US-Dollar USA Deutschland 70.000 60.000 50.000 40.000 30.000 20.000 10.000 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Quelle: Weltbank. Bei einer Betrachtung des nominalen BIP ist jedoch zu berücksichtigen, dass Wechsel- kurseffekte den Vergleich zwischen Ländern stark beeinflussen und auch Preisverände- rungen im Zeitablauf auf die Entwicklung des BIP einwirken. Wird daher ergänzend das BIP pro Einwohner in Kaufkraftparitäten (KKP) – d.h. in konstanten US-Dollar des Jahres 2011 – zu Grunde gelegt, verringert sich der Rückstand Deutschlands auf die USA im Jahr 2017 von 15.000 US-Dollar (nominal) auf 9.000 US-Dollar (KKP). Das Wachstum des BIP pro Einwohner zwischen 2000 und 2017 unter Berücksichtigung der Kaufkraft- parität, das näherungsweise auch als reales Wachstum bezeichnet werden kann, liegt mit 1 Vgl. GTAI (2018a), GTAI (2018b) S. 48-49, Internationaler Währungsfonds (2018), S. 14. 6
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung 18 % in den USA und 23 % in Deutschland deutlich niedriger als die nominalen Zuwächse (63 %, 89 %). Nachfolgend wird die Entwicklung des Wechselkurses zwischen US-Dollar und Euro be- trachtet, die einen beträchtlichen Einfluss auf das in nominalen US-Dollar dargestellte BIP pro Einwohner in Deutschland – z.B. den deutlichen Rückgang im Jahr 2015 – hat. Zwi- schen 2000 und 2008 nahm der Wert des Euro gegenüber dem US-Dollar sukzessive um insgesamt 59 % zu (vgl. Abbildung 5). Während im Jahr 2000 der mittlere jährliche Wech- selkurs bei 0,92 US-Dollar pro Euro lag, erhielt man 2008 im Mittel 1,47 US-Dollar für ei- nen Euro. Danach ging der Wert bis 2017 auf 1,13 US-Dollar zurück, d.h. der Euro werte- te gegenüber dem US-Dollar ab. Die Entwicklung des Wechselkurses ist ein wichtiger volkswirtschaftlicher Indikator und von großer Bedeutung für international tätige Unter- nehmen. Ein hoher Wert des Euro vergünstigt in Deutschland den Import von Waren aus anderen Ländern. Umgekehrt wird die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen auf den weltweiten Absatzmärkten geschwächt, da sich Exporte verteuern. Neben diesen Effekten auf internationale wirtschaftliche Verflechtungen hat die Entwicklung des Wech- selkurses auch erheblichen Einfluss auf internationale Vergleiche volkswirtschaftlicher Kennziffern. So ging das BIP pro Einwohner in 2015 – gemessen in US-Dollar – in Deutschland deutlich zurück (vgl. Abbildung 4), obwohl in Kaufkraftparitäten betrachtet ein Anstieg um 0,9 % vorlag. Diese Diskrepanz beruht auf dem deutlichen Rückgang des mittleren jährlichen Wechselkurses um 16,5 % von 1,33 US-Dollar pro Euro in 2014 auf 1,11 US-Dollar pro Euro in 2015. Abbildung 5: Wechselkurs (US-Dollar pro Euro) sowie jährliche Veränderungsrate des Wechselkurses 2000 bis 2017 (in %) in US-Dollar Wechselkurs Veränderung des Wechselkurses gegenüber dem Vorjahr pro Euro 1,6 100% 1,4 75% 1,2 1,0 50% 0,8 19,6% 0,6 5,6% 10,0% 9,2% 7,3% 5,0% 25% 0,0% 0,9% -5,2% -5,0% 3,4% 0,0% -0,2% 2,1% 0,4 -3,0% -7,7% -16,5% 0% 0,2 0,0 -25% 2001 2002 2004 2005 2008 2011 2012 2014 2015 2017 2000 2003 2006 2007 2009 2010 2013 2016 Quelle: Deutsche Bundesbank. Von 2000 bis 2008 lag die Inflationsrate der USA klar über der in Deutschland (vgl. Abbil- dung 6). Im Zuge der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise kam es 2009 kurzzeitig zu einem Rückgang der Konsumentenpreise um 0,4 %. Die Expansion der US-Wirtschaft in 7
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und den USA der Erholungsphase 2010 und 2011 ging mit einer entsprechenden Zunahme der Inflati- onsrate einher, die auch im weiteren Verlauf zumeist über der Rate der Preissteigerung in Deutschland lag. Abbildung 6: Jährliche Inflationsrate in den USA und Deutschland 2000 bis 2017 (in %) in % USA Deutschland 4,0 3,0 2,0 1,0 0,0 -1,0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Quelle: Weltbank. Sektorale Wirtschaftsstruktur Obwohl die USA und Deutschland anhand des Indikators BIP pro Einwohner gleicherma- ßen den höchstentwickelten Volkswirtschaften der Welt zuzuordnen sind, weist die sek- torale Struktur der Wirtschaft einige Unterschiede auf (vgl. Abbildung 7). Land- und Forst- wirtschaft, Fischerei sowie Bergbau und Versorgung liegen mit Anteilen von zusammen rund 4 % an der Bruttowertschöpfung des Jahres 2016 in beiden Staaten auf einem ähn- lich niedrigen Niveau. Das Baugewerbe erreicht in den USA mit 4 % einen etwas kleine- ren Anteil als in Deutschland (6 %). Hingegen ist der Anteil des Verarbeitenden Gewerbes in Deutschland mit 27 % mehr als doppelt so hoch wie in den USA (12 %). Im Gegenzug entfallen auf den gesamten Dienstleistungsbereich in den USA 80 % der Bruttowertschöp- fung – in Deutschland hingegen nur 63 %. Der Dienstleistungssektor setzt sich aus den drei Teilsegmenten Handel, Gaststätten, Hotels (USA: 15 %, Deutschland: 14 %), Trans- port, Lagerei, Kommunikation (USA: 10 %, Deutschland: 11 %) und den sogenannten Sonstigen Dienstleistungen (USA: 55 %, Deutschland: 39 %) zusammen. Die Anteile der Teilbereiche dieser Sonstigen Dienstleistungen liegen unisono über den Vergleichswerten für Deutschland – dies gilt z.B. für den Finanz- und Versicherungssektor, für die Unter- nehmensdienstleister, aber auch für den Öffentlichen Sektor, was insbesondere auf den deutlich höheren Anteil der Öffentlichen Verwaltung (vor allem auf Ebene der Bundesstaa- ten) und des Verteidigungshaushalts zurückzuführen ist. 8
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Abbildung 7: Sektorale Struktur der Bruttowertschöpfung in den USA und Deutschland 2016 (Anteile in %, Bruttowertschöpfung in Euro zu laufenden Preisen) USA Deutschland Legende 1,0% 0,7% 1,0% Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 3,2% 3,3% 3,2% 11,7% 11,7% 26,9% Bergbau und Versorgung Verarbeitendes Gewerbe 4,3% 4,3% 39,0% Baugewerbe 55,4% 14,8% 14,8% 55,4% Handel, Gaststätten, Hotels 5,6% Transport, Lagerei, Kommunikation 9,7% 10,9% 13,5% Sonstige Dienstleistungen (u.a. 9,7% Finanzsektor, öffentlicher Sektor) Quelle: UN Statistics Division. Arbeitsmarkt Aktuell ist die Beschäftigungssituation sowohl am US-Arbeitsmarkt als auch in Deutsch- land ausgesprochen günstig. Die Arbeitslosenquote hat sich – nach teils massiven Unter- schieden im Zeitraum von 2000 bis 2013 – in den letzten Jahren zwischen USA und Deutschland weitgehend angeglichen (vgl. Abbildung 8). Die Arbeitslosenquote2 lag 2017 in den USA bei 4,4 % und in Deutschland bei 3,8 %. Während sich die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise auf den deutschen Arbeitsmarkt kaum ausgewirkt hat – von 2007 bis 2010 ging die Arbeitslosenquote sogar von 8,7 % auf 7,0 % zurück –, stieg die Quote in den USA von 4,6 % auf 9,6 %. Hingegen war in den Jahren zuvor die Arbeitslosenquote in Deutschland teils erheblich höher als in den USA. Die günstige Beschäftigungssituation in den USA geht aus Unternehmenssicht mit einer Arbeitskräfteknappheit einher. Dies kann auch für hessische Unternehmen mit Beschäftigten etwa in Tochtergesellschaften in den USA Herausforderungen mit sich bringen. Einige der deutschen Unternehmen vor Ort setzen daher in der Nachwuchsrekrutierung auf Elemente des deutschen Berufsausbil- dungssystems, was z.B. durch die deutsch-amerikanische Auslandshandelskammer un- terstützt wird.3 2 Definiert als Anteil der Arbeitssuchenden an der Erwerbsbevölkerung gemäß Konzept der International Labour Organization ILO. 3 Vgl. GTAI (2018c) S. 1-2. 9
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und den USA Abbildung 8: Arbeitslosenquote (in %) in den USA und in Deutschland 2000 bis 2017 in % USA Deutschland 12,0 10,0 8,0 6,0 4,0 2,0 0,0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Quelle: Weltbank. Standortfaktoren und Rahmenbedingungen Um das Bild zu der volkswirtschaftlichen Lage in den USA zu vervollständigen, ist über die vorstehend betrachteten ökonomischen Kennziffern hinaus der Blick auf Indikatoren zu weiteren Standortfaktoren und Rahmenbedingungen lohnend, die verschiedene Ein- flussgrößen zusammenfassen und einzelne Staaten in Rankings miteinander vergleichen. Die weltwirtschaftlich herausragende Stellung der USA spiegelt sich auch in diesen Indi- katoren wider. Zahlreiche Indikatoren berücksichtigen nicht nur Output-Größen, sondern bewerten auch Standortfaktoren (d.h. Input-Größen), wodurch eine Einschätzung des administrativen, politischen und rechtlichen Umfelds wirtschaftlicher Aktivitäten ermöglicht wird. Innerhalb dieses Themenfeldes ist z.B. der von der Weltbank konzipierte „Ease of Doing Business“- Index, der sich aus mehreren Teilindizes zusammensetzt, ein häufig herangezogenes Bewertungssystem (vgl. Tabelle 3). Die USA konnten sich gegenüber dem Vorjahr um zwei Plätze verbessern und liegen im Gesamtindex 2018 auf Rang 6 von insgesamt 190 betrachteten Staaten. Nur Neuseeland, Singapur, Dänemark, die Republik Korea und Hongkong werden besser bewertet. Zum Vergleich: Deutschland belegt Rang 20. Hin- sichtlich der Teilindizes weisen die USA deutliche Unterschiede bei den Platzierungen auf. Hervorzuheben sind die TOP-Platzierungen in den Kategorien Getting Credit (Rang 2), Resolving Insolvency (Rang 3) und Enforcing Contracts (Rang 16). Aus der günstigen Bewertung bei diesen drei Indikatoren, die verschiedene rechtliche Aspekte in den Blick nehmen, lässt sich ableiten, dass das Justizsystem der USA im Hinblick auf die Anforde- rungen der Wirtschaft als besonders geeignet eingeschätzt wird. In den Kategorien Deal- ing with Construction Permits, Paying Taxes, und Trading Across Borders liegen die USA jeweils auf Rang 36. Nur einen Rang schwächer sind die USA in der Kategorie Regis- tering Property platziert. Auch in den Kategorien Protecting Minority Investors mit Rang 42 10
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung sowie Getting Electricity und Starting a Business (jeweils Rang 49) rangieren die USA im oberen Drittel der 190 betrachteten Länder weltweit. Tabelle 3: Platzierung der USA im „Ease of Doing Business“-Ranking der Weltbank 2017 und 2018 Verbesserung (+) bzw. Rang in 2017 Rang in 2018 Index Verschlechterung (-) (von 190) (von 190) Rang 2017 / 2018 Gesamtindex 8 6 +2 Teilindizes: Starting a Business 51 49 +2 Dealing with Construction Permits 39 36 +3 Getting Electricity 36 49 - 13 Registering Property 36 37 -1 Getting Credit 2 2 ±0 Protecting Minority Investors 41 42 -1 Paying Taxes 36 36 ±0 Trading Across Borders 35 36 -1 Enforcing Contracts 20 16 +4 Resolving Insolvency 5 3 +2 Quelle: Weltbank (2017), Weltbank (2018). Weitere Indikatorensysteme zu wirtschaftlichen Standorteigenschaften sind der vom World Economic Forum publizierte „Global Competitive Index“ und der von der The Heri- tage Foundation entwickelte „Index of Economic Freedom“ (vgl. Tabelle 4). Die USA bele- gen im aktuellen „Global Competitiveness Index“ nach der Schweiz Rang 2, womit sie Singapur gegenüber dem vorhergehenden Ranking vom zweiten auf den dritten Platz verwiesen haben. Es folgen die Niederlande und Deutschland auf den Rängen vier und fünf. Einen Platz gegenüber der Vorjahresuntersuchung verloren haben die USA dagegen beim Ranking des „Index of Economic Freedom“, in dem sie aktuell Rang 18 belegen. Die ersten fünf Plätzen dieser Rangliste belegen Hongkong, Singapur, Neuseeland, Schweiz und Australien. Deutschland konnte lediglich Platz 25 erreichen. Gegenüber den auf wirtschaftliche Aspekte fokussierten o.g. Rankings verfolgt der „Hu- man Development Index“ (HDI), der im Zusammenhang mit dem UN Development Pro- gramm steht, einen breiteren Ansatz. Im HDI werden insbesondere die Aspekte Wirt- schaftskraft, Bildung und Lebenserwartung thematisiert. Die USA belegen in diesem Ran- king aktuell knapp hinter dem Nachbarland Kanada Platz 13. Gegenüber dem Vorjahr, als die USA gleichauf mit Kanada auf dem geteilten zwölften Rang lagen, ist dies nur eine geringfügige Verschlechterung. Die ersten fünf Plätze im HDI nehmen Norwegen, Schweiz, Australien, Irland und Deutschland ein. 11
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und den USA Tabelle 4: Platzierung der USA in unterschiedlichen Rankings in Hinblick auf politische, administrative und rechtliche Rahmenbedingungen Verbesserung (+) bzw. Rang / Bewertung Rang / Bewertung Index Verschlechterung (-) im Vorjahr aktuell Rang 2016 – 2017 2017 – 2018 Global Competitiveness Index Ranking 3 (von 138) 2 (von 137) +1 (World Economic Forum) 2017 2018 Index of Economic Freedom 17 (von 180) 18 (von 180) -1 (The Heritage Foundation) 2016 2017 Human Development Index 12 (von 188) 13 (von 189) -1 (UN Development Program) Quelle: World Economic Forum, The Heritage Foundation, UN Development Program. 2.2 Außenwirtschaft Internationale Handelsbeziehungen Die Entwicklung der langfristigen Handelsbeziehungen der USA sowohl weltweit als auch mit Deutschland kann Abbildung 9 entnommen werden.4 Zwischen 1991, d.h. kurz nach der Wiedervereinigung Deutschlands, und 2017 stieg der nominale Export der USA welt- weit um 267 % von 422 Mrd. US-Dollar auf 1.546 Mrd. US-Dollar. Die Ausfuhr nach Deutschland entwickelte sich weniger dynamisch, sodass der Anteil Deutschlands an der gesamten Ausfuhr der USA von 5,0 % in 1991 auf 3,5 % in 2017 zurückging. Der nominale Import der USA ist im gleichen Zeitraum noch wesentlich stärker als der Export gestiegen. Seit 1991 legte die Einfuhr um 373 % zu und lag in 2017 bei 2.407 Mrd. US-Dollar. Im Gegensatz zur sinkenden relativen Bedeutung Deutschlands als Absatz- markt für die US-amerikanische Wirtschaft blieb der Anteil Deutschlands am US-Import vergleichsweise stabil: 1991 lag dieser bei 5,3 %, erreichte in 2010 mit 4,3 % den Tiefst- stand im Berichtszeitraum und belief sich 2017 auf 5,0 %. 4 Bei der Betrachtung der internationalen Handelsbeziehungen werden nicht die Daten zum Export und Import des Statistischen Bundesamtes genutzt (vgl. hierzu im Detail Kapitel 3.1), sondern die harmonisierten, internationalen Daten in Mio. US-Dollar (no- minal) der UN-Comtrade Datenbank. 12
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Abbildung 9: Export und Import der USA sowie der jeweilige Anteil Deutschlands 1991 bis 2017 in Mio. US-Dollar Exporte weltweit Anteil Deutschland in % 3.000.000 6,0 2.500.000 5,0 2.000.000 4,0 1.500.000 3,0 1.000.000 2,0 500.000 1,0 0 0,0 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 in Mio. US-Dollar Importe weltweit Anteil Deutschland in % 3.000.000 6,0 2.500.000 5,0 2.000.000 4,0 1.500.000 3,0 1.000.000 2,0 500.000 1,0 0 0,0 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Quelle: UN Comtrade, Berechnungen der Hessen Agentur. Die Diskrepanz zwischen Export und Import – was keineswegs nur für die Beziehungen zwischen den USA und Deutschland der Fall ist – wird vom derzeitigen US-Präsidenten Trump immer wieder kritisiert. Zu beachten ist allerdings, dass es sich nur um eine Bilanz des Außenhandels mit Waren handelt. Um die (umfassendere) Leistungsbilanz zu erhal- ten, müssten zudem der grenzüberschreitende Handel mit Dienstleistungen, dessen Er- fassung nicht erst in Zeiten der Digitalisierung zum Teil außerordentlich schwierig ist, so- wie der Saldo der so genannten Primär- und Sekundäreinkommen einbezogen werden. Doch nicht nur die Datenqualität, sondern auch die Sinnhaftigkeit der Interpretation bilate- raler Leistungsbilanzsalden an sich kann durchaus kritisch gesehen werden.5 Da auf Bundesländerebene, d.h. auch für Hessen, bereits für eine Abbildung des grenzüber- schreitenden Dienstleistungshandels jegliche Datenbasis fehlt, wird diese Diskussion in der vorliegenden Studie nicht weiter verfolgt. 5 Vgl. hierzu ausführlich Helaba (2017). 13
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und den USA Mit einem Anteil von 3,5 % am Export der USA bzw. einem Volumen von 53 Mrd. US- Dollar nimmt Deutschland Rang 6 unter den wichtigsten Exportdestinationen ein (vgl. Ab- bildung 10). Die wichtigsten Zielländer sind die Nachbarn Kanada und Mexiko, die ge- meinsam mit den USA im Rahmen von NAFTA (North American Free Trade Agreement) 1994 eine regionale Freihandelszone errichtet haben – über deren zukünftige Gestaltung derzeit verhandelt wird. In Richtung Kanada wurden in 2017 Waren im Wert von 282 Mrd. US-Dollar und nach Mexiko für 243 Mrd. US-Dollar exportiert. Die VR China (130 Mrd. US-Dollar) liegt auf Rang 3 unter den Exportdestinationen der USA. Unter den Herkunftsländern nimmt Deutschland mit einem Anteil von 5,0 % bzw. einem Volumen von 120 Mrd. US-Dollar Rang 5 ein. Wie beim Export – allerdings in umgekehr- ter Reihenfolge – haben die VR China (526 Mrd. US-Dollar), Mexiko (317 Mrd. US-Dollar) und Kanada mit 306 Mrd. US-Dollar die ersten drei Ränge inne. Abbildung 10: TOP10 der Handelspartner der USA 2017 (in Mio. US-Dollar) Export Import Kanada 282.243 China, Volksrepublik 526.022 Mexiko 243.314 Mexiko 317.207 China, Volksrepublik 129.894 Kanada 305.879 Japan 67.602 Japan 139.797 Vereinigtes Königreich 56.244 Deutschland 119.991 Deutschland 53.498 Korea, Republik 73.449 Korea, Republik 48.326 Vereinigtes Königreich 53.950 Niederlande 41.503 Italien 51.353 China, Hongkong 39.922 Indien 50.573 Brasilien 37.221 Frankreich 50.036 in Mio. US-Dollar in Mio. US-Dollar Quelle: UN Comtrade. Abbildung 11 gibt die wichtigsten Warengruppen der US-Ausfuhr sowohl weltweit als auch speziell im Außenhandel mit Deutschland an. Die größte Warengruppe mit 163 Mrd. Euro bzw. 8,5 Mrd. Euro ist jeweils die Restgruppe Besondere Warenverkehrsvorgänge und Waren, über deren Zusammensetzung leider keine Aussagen getroffen werden können. Es folgen Straßenfahrzeuge mit einem Exportwert von 126 Mrd. US-Dollar weltweit bzw. 7 Mrd. Euro nach Deutschland sowie die Warengruppe Elektrische Maschinen, Apparate, Geräte mit 119 Mrd. US-Dollar weltweit und knapp 5 Mrd. US-Dollar nach Deutschland. Hinsichtlich des Exports nach Deutschland sind weitere relevante Warengruppen Mess-, Prüf- und Kontrollinstrumente (4 Mrd. US-Dollar) sowie medizinische und pharmazeuti- sche Erzeugnisse (3 Mrd. US-Dollar). Hingegen spielen Erdöl und Erdölerzeugnisse, die beim Export der USA weltweit mit 106 Mrd. US-Dollar auf Rang 4 der Warengruppen lie- 14
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung gen, für die Ausfuhr nach Deutschland kaum eine Rolle – Deutschland deckt seinen Erd- öl- und auch Erdgasbedarf zu großen Teilen durch Importe aus Russland und Norwegen. Abbildung 11: TOP10 der bedeutendsten Warengruppen* des Exports aus den USA weltweit und nach Deutschland 2017 (in Mio. US-Dollar) Export weltweit Besondere Warenverkehrsvorgänge und Waren 163.424 Straßenfahrzeuge 125.737 Elektrische Maschinen, Apparate, Geräte 119.311 Erdöl, Erdölerzeugnisse und verwandte Waren 105.997 Verschiedene bearbeitete Waren 72.846 Sonstige Maschinen, Apparate und Geräte 68.905 Mess-, Prüf- und Kontrollinstrumente 60.236 Nachrichtentechnik; Bild- und Tongeräte 52.993 Arbeitsmaschinen für besondere Zwecke 51.512 Medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse 49.564 0 40.000 80.000 120.000 160.000 200.000 in Mio. US-Dollar Export nach Deutschland Besondere Warenverkehrsvorgänge und Waren 8.500 Straßenfahrzeuge 7.205 Elektrische Maschinen, Apparate, Geräte 4.520 Mess-, Prüf- und Kontrollinstrumente 4.040 Medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse 3.145 Sonstige Maschinen, Apparate und Geräte 2.824 Verschiedene bearbeitete Waren 2.411 Sontige Chemische Erzeugnisse und Waren 2.081 Arbeitsmaschinen für besondere Zwecke 1.545 Kraftmaschinen und Kraftmaschinenausrüstungen 1.376 0 4.000 8.000 12.000 16.000 20.000 in Mio. US-Dollar * Warengruppen abgegrenzt nach Standard International Trade Classification SITC. Quelle: UN Comtrade. Deutschland – mit einem Anteil von 3,5 % an der Ausfuhr der USA insgesamt – erreicht innerhalb der zehn bedeutendsten Warengruppen meist überdurchschnittliche Anteile. Vor allem bei Mess-, Prüf-, Kontrollinstrumenten (6,7 %), sonstigen chemischen Erzeugnissen (6,4 %) sowie medizinischen und pharmazeutischen Produkten (6,3 %) kommt Deutsch- land für US-Unternehmen eine überproportionale Bedeutung als Zielland zu. Auch außer- halb der – gemessen am Exportvolumen der USA – TOP10 Warengruppen erreicht Deutschland als Absatzmarkt teils überproportionale Bedeutung, insbesondere bei foto- grafischen Apparaten und optischen Waren (0,7 Mrd. Euro) mit einem Anteil von 8 %. 15
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und den USA Abbildung 12: TOP10 der bedeutendsten Warengruppen* des Imports in die USA weltweit und aus Deutschland 2017 (in Mio. US-Dollar) Import weltweit Straßenfahrzeuge 290.920 Erdöl, Erdölerzeugnisse und verwandte Waren 189.607 Elektrische Maschinen, Apparate, Geräte 179.551 Nachrichtentechnik; Bild- und Tongeräte 169.654 Büromaschinen und Datenverarbeitungsmaschinen 125.532 Verschiedene bearbeitete Waren 124.966 Sonstige Maschinen, Apparate und Geräte 100.905 Medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse 100.103 Bekleidung und Bekleidungszubehör 91.279 Besondere Warenverkehrsvorgänge und Waren 91.142 0 100.000 200.000 300.000 400.000 in Mio. US-Dollar Import aus Deutschland Straßenfahrzeuge 26.877 Medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse 12.282 Sonstige Maschinen, Apparate und Geräte 10.299 Elektrische Maschinen, Apparate, Geräte 8.209 Arbeitsmaschinen für besondere Zwecke 7.143 Kraftmaschinen und Kraftmaschinenausrüstungen 6.521 Mess-, Prüf- und Kontrollinstrumente 6.217 Besondere Warenverkehrsvorgänge und Waren 6.050 Verschiedene bearbeitete Waren 3.649 Andere Beförderungsmittel 3.422 0 10.000 20.000 30.000 40.000 in Mio. US-Dollar * Warengruppen abgegrenzt nach Standard International Trade Classification SITC. Quelle: UN Comtrade. Die bedeutendsten Waren beim Import in die USA sind sowohl weltweit (291 Mrd. US- Dollar) als auch aus Deutschland (27 Mrd. US-Dollar) mit deutlichem Abstand Straßen- fahrzeuge (vgl. Abbildung 12).6 Während in weltweiter Betrachtung auf Rang zwei der Im- port von Erdöl bzw. Erdölerzeugnissen (190 Mrd. US-Dollar) folgt, sind es aus Deutsch- land medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse (12 Mrd. US-Dollar) – von denen ein beachtlicher Teil aus Hessen stammen dürfte.7 Weitere wichtige Warengruppen des Im- ports der USA aus Deutschland sind diverse Maschinenbauerzeugnisse – die Restgruppe Sonstige Maschinen, Apparate und Geräte (10 Mrd. US-Dollar), Elektrische Maschinen, 6 Mehrfach hat US-Präsident Trump diese hohen Importe kritisiert – und dabei auch Deutschland explizit genannt – und u.a. Strafzölle für alle Importe von Autos aus der EU angedroht. 7 Dieser Aspekt wird bei der Betrachtung der Außenhandelsbeziehungen Hessens zu den USA in Kapitel 3.1 ausführlich behandelt. 16
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Apparate und Geräte (8 Mrd. US-Dollar), Arbeitsmaschinen für besondere Zwecke (7 Mrd. US-Dollar) sowie Kraftmaschinen und Kraftmaschinenausrüstungen (7 Mrd. US-Dollar). Unter den TOP10 der Importwarengruppen der USA hat Deutschland als Herkunftsland teils erheblich überproportionale Bedeutung. Insgesamt gesehen liegt der Anteil Deutsch- lands am Import der USA bei 5,0 %; bei Arbeitsmaschinen für besondere Zwecke (13,9 %), Straßenfahrzeugen (12,3 %), Mess-, Prüf- und Kontrollinstrumenten (10,8 %) und sonstigen Maschinen, Apparaten und Geräten (10,2 %) erreicht Deutschland beson- ders hohe Anteile. Direktinvestitionsverflechtungen Neben dem Außenhandel bilden auch grenzüberschreitende Investitionen einen wichtigen Bestandteil der Wirtschaftsbeziehungen zu den USA. Ausländische Direktinvestitionen bzw. Foreign Direct Investments (FDI) dienen dabei vielfältigen Zwecken (vgl. Kap. 3.2). Die Analysegrundlage bilden im Folgenden die FDI-Daten der UNCTAD.8 Die UNCTAD verweist hinsichtlich der Methodik auf internationale Vereinbarungen und Vorgaben zur FDI-Erfassung insbesondere durch den Internationalen Währungsfonds und die OECD, an denen sich auch die FDI-Statistik der Deutschen Bundesbank orientiert. Allerdings be- stehen nach Angaben der UNCTAD zwischen den nationalen Angaben von mehr als 200 Ländern dennoch zum Teil methodische Differenzen, wodurch eine Vergleichbarkeit nicht vollständig gewährleistet ist. Da zudem die nachfolgenden Angaben zu den FDI als nomi- nale Werte in US-Dollar vorliegen, sind Wechselkurs- und Inflationseffekte bei der Inter- pretation der Entwicklung zu beachten. Die USA halten bereits seit vielen Jahren den größten FDI-Bestand weltweit. Umgekehrt sind die USA – als weltweit bedeutendste Volkswirtschaft – auch ein attraktives Zielland für Investitionen aus aller Welt, sodass in den USA selbst ebenfalls der höchste Bestand an Investitionen aus dem Ausland verortet ist. Im Jahr 2016 lag der Bestand an FDI aus den USA weltweit bei 6,4 Billionen US-Dollar und damit um 137 % höher als im Jahr 2000 (vgl. obere Hälfte der Abbildung 13). Damit wurde ein neuer Höchststand erreicht – und dies trotz des starken Rückgangs im Zuge der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2008, als der Bestand um mehr als 40 % gegenüber dem Vorjahr regelrecht ein- brach. 8 United Nations Conference on Trade and Development. 17
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und den USA Abbildung 13: Direktinvestitionsbeziehungen (FDI) der USA weltweit (in Mrd. US-Dollar) FDI aus den USA weltweit in Mrd. US-Dollar 7.000 6.000 5.000 4.000 3.000 2.000 1.000 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Wichtigste Zielländer für FDI aus den USA 2012 Rang Land FDI Anteil 1 Niederlande 645,1 14,5% 2 Vereinigtes Königreich 597,8 13,4% 3 Luxemburg 383,6 8,6% 12 Deutschland 121,2 2,7% FDI in den USA aus der Welt in Mrd. US-Dollar 7.000 6.000 5.000 4.000 3.000 2.000 1.000 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Wichtigste Herkunftsländer für FDI in den USA 2012 Rang Land FDI Anteil 1 Vereinigtes Königreich 486,8 18,4% 2 Japan 308,3 11,6% 3 Niederlande 274,9 10,4% 8 Deutschland 199,0 7,5% Quelle: UNCTADstat. Die bedeutendsten Zielländer für Direktinvestitionen US-amerikanischer Unternehmen – die aktuellen Werte beziehen sich abweichend zum Gesamtvolumen auf das Jahr 2012 – sind die Niederlande (14,5 %), das Vereinigte Königreich (13,4 %) und Luxemburg (8,6 %). 18
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Deutschland liegt mit einem Anteil von 2,7 % auf Rang 12. Hierbei ist allerdings zu beach- ten, dass es sich insbesondere bei den Niederlanden und Luxemburg um beliebte Hol- dingstandorte handelt, d.h. dort ist z.B. der Sitz der Europazentrale eines US-Unter- nehmens, die die Beteiligungen an den jeweiligen Landesgesellschaften in anderen euro- päischen Staaten hält. Dieser Aspekt der US-amerikanischen Direktinvestitionen wird bei der Betrachtung Hessens in Kapitel 3.2 nochmals aufgegriffen. Auch die FDI in den USA haben im Jahr 2016 einen neuen Höchststand mit ebenfalls 6,4 Billionen US-Dollar erreicht (vgl. untere Hälfte der Abbildung 13). Nachdem der FDI- Bestand in den USA im Jahr 2008 um rund 30 % zurückgegangen ist, wurden seitdem in nahezu allen Jahren hohe Zuwachsraten erreicht. Insgesamt liegt der nominale FDI- Bestand in den USA in 2016 rund 130 % über dem Wert des Jahres 2000. Die wichtigsten Herkunftsländer (2012) sind das Vereinigte Königreich (18,4 %), Japan (11,6 %) und die Niederlande (10,4 %). Auf Rang 8 folgt Deutschland mit einem Anteil von 7,5 % am ge- samten Bestand von FDI in den USA. Nach aktuellen Angaben der GTAI9 sind in 2016 die wichtigsten Herkunftsländer ebenfalls das Vereinigte Königreich (14,9 %) und Japan (11,3 %) gefolgt von Luxemburg (11,2 %). Deutschland liegt gemäß GTAI im Jahr 2016 mit 7,8 % auf Rang 7. Die o.g. Angaben zum FDI-Bestand spiegeln sich in der FDI-Markets-Datenbank10 wider: Für die USA sind im gesamten verfügbaren Zeitraum Anfang 2003 bis August 2018 über 45.000 Projekte weltweit erfasst – mehr als doppelt so viele wie aus den beiden folgenden Ländern Vereinigtes Königreich und Deutschland mit je knapp 18.000 grenzüberschrei- tenden Investitionsprojekten. In der umgekehrten Richtung sind über 19.000 Projekte in den USA erfasst, gefolgt vom Vereinigten Königreich mit knapp 13.000 und Deutschland mit mehr als 10.000. Eine Auswertung der FDI-Markets-Datenbank liefert zusätzliche Er- kenntnisse zu den FDI-Beziehungen der USA weltweit, da in dieser Datenbank zwar nicht die aggregierte FDI-Summe wiedergegeben wird, aber detaillierte Angaben zu einzelnen Investitionsprojekten der Unternehmen erfasst werden. So können z.B. Rückschlüsse auf die sektorale und regionale Verteilung der Investitionsprojekte gezogen werden. Gemessen an der Anzahl der Investitionsprojekte im Ausland belegen die großen US- Software- und Internetkonzerne die vordersten Plätze. Dementsprechend sind die meisten Investitionsprojekte von US-amerikanischen Unternehmen im Ausland dem Bereich Soft- ware und IT-Dienstleistungen zuzuordnen. Es folgen Unternehmensdienstleistungen, Kommunikationstechnologien und der Finanzsektor. Der Blick auf die wichtigsten Städte unterstreicht die Bedeutung des Silicon Valleys bzw. der leistungsfähigen kalifonischen Wirtschaft als Herkunftsregion von US-Unternehmen, die im Ausland investieren: Mit San 9 Vgl. GTAI (2018d). 10 Die FDI-Markets-Datenbank der Financial Times erfasst grenzüberschreitende „greenfield investments“, d.h. neue Investitionen und Erweiterungsinvestitionen, aber weder Übernahmen noch Fusionen. Zu beachten ist, dass die Daten auf Ankündigungen der Unternehmen basieren. 19
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und den USA Francisco, San José, Los Angeles, Palo Alto, Santa Clara, Mountain View, Redwood, Sunnyvale und San Diego ist fast die Hälfte der 20 bedeutendsten Herkunftsstädte in die- ser Region verortet. Die mit großem Abstand bedeutendste Herkunftsstadt ist jedoch New York. Wichtige Zielländer US-amerikanischer Investoren im Ausland – gemessen an der Zahl der Projekte – sind das Vereinigte Königreich, China, Indien und Deutschland auf Rang vier. Es zeigen sich allerdings deutliche Unterschiede hinsichtlich der Projektspezifi- ka: An Produktionsstandorten wie China und Indien werden deutlich mehr Arbeitsplätze pro Projekt geschaffen als im Vereinigten Königreich und in Deutschland. Gemessen an der Zahl der geschaffenen Arbeitsplätze liegt Indien als wichtigstes Zielland US-amerika- nischer Direktinvestitionen vor China und Mexiko. In der umgekehrten Richtung, d.h. ausländische Direktinvestitionen in den USA, sind die bedeutendsten Sektoren in der FDI-Markets-Datenbank ebenfalls Software und IT- Dienstleistungen sowie Unternehmensdienstleistungen. Es folgen Maschinenbau, Finanz- dienstleistungen und Automotive. Die wichtigsten Herkunftsländer sind – wiederum ge- messen an der Zahl der Projekte – das Vereinigte Königreich, Deutschland, Japan, Kana- da und Frankreich. Im Hinblick auf die Zahl der geschaffenen Arbeitsplätze liegt Japan knapp vor Deutschland und dem Vereinigten Königreich. 20
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung 3 Außenwirtschaftliche Verflechtungen zwischen Hessen und den USA Die nachfolgende Analyse der außenwirtschaftlichen Verflechtungen zwischen Hessen und den USA thematisiert den Außenhandel und die Direktinvestitionen. Sowohl hinsicht- lich des Außenhandels als auch der Direktinvestitionen werden zudem die entsprechen- den Vergleichswerte für Deutschland insgesamt herangezogen, um eine bessere Einord- nung der hessischen Wirtschaftsbeziehungen zu den USA in den gesamtwirtschaftlichen Kontext zu ermöglichen.11 3.1 Außenhandelsbeziehungen Die hessische Wirtschaft führte 2017 Güter im Wert von 7,0 Mrd. Euro in die USA aus, was nahezu dem Vorjahresergebnis entspricht.12 Wird die Betrachtung auf die letzten zehn Jahre ausgeweitet (vgl. Abbildung 14), so haben die hessischen Exporte in die USA erheblich zugelegt – zwischen 2010 und 2016 waren hohe, zum Teil zweistellige Zu- wachsraten zu verzeichnen. Interessant ist zudem die Feststellung, dass die Exporte in die USA während der weltweiten Rezession 2008 / 2009 konstant geblieben sind, d.h. eine stabilisierende Wirkung hatten. Dies war auf Bundesebene (-23,9 %) nicht der Fall. Abgesehen von diesem Unterschied zeichnet die Entwicklung der Exporte Deutschlands in die USA ein ähnliches Bild wie aus hessischer Sicht: Mehreren Jahren mit teilweise deutlichen Zuwächsen folgte in den letzten beiden Jahren ein schwächerer Verlauf.13 11 Kapitel 2.2 enthält bereits Informationen zum Außenhandel zwischen Deutschland und den USA sowie über die deutsch- amerikanischen Direktinvestitionsverflechtungen – auf der Basis US-amerikanischer bzw. internationaler Datenquellen. Diese er- lauben eine Einordnung der Beziehungen der USA zu Deutschland in den Kontext der Weltwirtschaft, liefern jedoch keine Infor- mationen zu Hessen. Hessenspezifische Daten stellt die Statistik in Deutschland zur Verfügung, die darüber hinaus naturgemäß ebenfalls Daten zu den Beziehungen zwischen Deutschland und USA anbietet – aus deutschem Blickwinkel. Aus methodischen Gründen weichen die Angaben zu den US-amerikanisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen auf der Grundlage US-amerika- nischer bzw. internationaler Daten in Kapitel 2.2 von den Ausführungen in diesem Kapitel 3 ab. Dies gilt sowohl in gewissem Ma- ße für die Höhe von Ex- und Import sowie Direktinvestitionen als auch für die Darstellung (abweichende Warenklassifikation). 12 Aus methodischer Sicht sind den ausgewerteten Ex- und Importdaten drei Anmerkungen voranzustellen: • Die Angaben beziehen sich auf den Außenhandel mit Gütern, da keine nach Bundesländern differenzierten Daten für den grenzüberschreitenden Dienstleistungsaußenhandel vorliegen. • Bei den Daten für die Berichtsjahre 2017 und 2018 handelt es sich um vorläufige Angaben – sowohl die Höhe der Ex- und Importe als auch die Güterstruktur kann sich durch Nachmeldungen, Korrekturen etc. noch in gewissem Umfang ändern. • Anders als auf Bundesebene werden für die Bundesländer Einfuhr und Ausfuhr nach unterschiedlichen Konzepten veröffent- licht: Erstere nach dem Konzept des Generalhandels, Letztere gemäß dem Erhebungskonzept des Spezialhandels. Damit ist eine Saldierung von Einfuhr und Ausfuhr, d.h. sozusagen die Bildung eines Außenhandelssaldos für Hessen, nicht statthaft. 13 Die Betrachtung der Exportentwicklung in US-Dollar, d.h. unter Berücksichtigung von Wechselkursänderungen, führt aufwertungs- bedingt zu einem etwas flacheren Verlauf, aber nicht zu einem grundsätzlich anderen Bild. 21
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und den USA Abbildung 14: Export Hessens / Deutschlands in die USA 2008 bis 2017 Export Hessens in die USA in Mrd. Euro Export Deutschlands in die USA in Mrd. Euro Jährliche Veränderung in % Jährliche Veränderung in % in Mrd. in Mrd. Euro Euro 7,7 113,7 8 7,2 7,1 7,0 125 106,8111,5 6,2 95,9 5,6 100 87,0 89,3 6 4,8 5,2 73,8 3,8 3,8 75 71,4 54,4 65,6 4 50 2 25 0 0 2017* 2017* in % in % 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 30 25,8 30 20,6 16,8 17,9 18,6 20 20 12,5 8,0 8,0 10,7 6,6 7,4 10 10 2,7 4,4 0 0 -10 -0,1 -0,9 -10 -8,2 -6,1 -20 -20 -30 -30 -23,9 * Angaben für 2017 vorläufig. Quelle: Statistisches Bundesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. Insgesamt gesehen haben die USA als Zielmarkt hessischer bzw. deutscher Exporte im Berichtszeitraum eindeutig an Bedeutung gewonnen, wie aus der Darstellung des jeweili- gen Anteils der USA an der gesamten Ausfuhr hervorgeht (vgl. Abbildung 15). Im Jahr 2017 wurden 11,2 % der hessischen Exporte (Deutschland: 8,7 %) in den USA abgesetzt, im Jahr 2008 waren es lediglich 7,5 % (Deutschland: 7,3 %). Zwischenzeitlich – und zwar 2015 – lag der Exportanteil der USA für Hessen sogar bei 12,8 %, für Deutschland insge- samt bei 9,5 %. Kamen den USA von 1990 bis einschließlich 2008 aus hessischer wie aus deutscher Perspektive jeweils in etwa die gleiche Bedeutung als Exportmarkt zu, so hat sich dies beginnend mit dem Jahr 2009 geändert. In der Konsequenz sind seitdem die USA der wichtigste Exportmarkt für Hessen (vormals Frankreich), für die deutsche Wirt- schaft belegen die USA in der Rangliste der wichtigsten Absatzmärkte den dritten Platz. 22
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