Die Corona-Pandemie Eine Herausforderung für den Fachdienst Gesundheit - und das ganze Landratsamt - Alb-Donau-Kreis
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Schwerpunkt Corona | Gesundheit Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: 49 | Fachdienstleiter: Marc Bierkamp (kommissarisch) Die Corona-Pandemie Eine Herausforderung für den Fachdienst Gesundheit – und das ganze Landratsamt N och nie in der Geschichte des Landratsamts Alb-Donau-Kreis hat ein Thema, eine Aufgabe die Arbeit der und die Stadt Ulm werden voraus- sichtlich in Ehingen und auf dem Ulmer Messegelände sein. Das Land Monatswechsel Februar/März ein Bürgertelefon für Rat suchende Anru- ferinnen und Anrufer aus dem Alb- Kreisverwaltung so sehr geprägt, wie geht von einem landesweiten Donau-Kreis und dem Stadtkreis Ulm die Bekämpfung des Coronavirus. Die Start der KIZ Mitte Januar 2021 aus. ein. Das Bürgertelefon wurde und wird Arbeit im Fachdienst Gesundheit stand seither situationsangepasst weiter und steht dabei im Mittelpunkt, mit Doch zurück zum Beginn: betrieben. sehr viel Unterstützung durch andere Schon bevor der erste bestätigte Fachdienste der Kreisverwaltung. Coronafall Baden-Württembergs im Erste Fälle in Ulm und im Alb-Donau- Landkreis Göppingen in der zweiten Kreis Deshalb haben wir den Bericht über Februarhälfte 2020 gemeldet wurde, Am 2. März gab es im Stadtkreis Ulm den Fachdienst Gesundheit als Schwer- stand das Gesundheitsamt im Land- einen ersten bestätigten Coronafall. punktthema weit an den Beginn des ratsamt Alb-Donau-Kreis in ständigem Es handelte sich um eine Frau, die zuvor Jahresberichts 2020 gestellt. Austausch mit dem Robert Koch-Institut im Skiurlaub in Südtirol gewesen war und dem Landesgesundheitsamt. und nach dem Erregernachweis auf Das Gesundheitsamt (Fachdienst Um in einem begründeten Verdachtsfall der Infektionsstation des Universitäts- Gesundheit) ist sowohl für den Alb-Do- schnell, angemessen und situations- klinikums Ulm aufgenommen wurde. nau-Kreis, wie für den Stadtkreis Ulm zu- angepasst handeln zu können, hatten ständig, und damit für mehr als 320.000 sich der Fachdienst Gesundheit, Kliniken, Am 4. März wurden auch die ersten Einwohnerinnen und Einwohner. Rettungsdienst und Ärzteschaft in drei Infektionsfälle aus dem Alb- Ulm und im Alb-Donau-Kreis in Donau-Kreis gemeldet, aus Langenau Hohe Dynamik des Geschehens – den Wochen zuvor intensiv auf die und Dornstadt. Auch diese waren intensive Vorbereitungen notwendigen Maßnahmen vorbereitet. Urlaubsrückkehrer. Für alle wurde Zu Beginn des Jahres 2020 war noch Das Landratsamt richtete ab dem häusliche Quarantäne angeordnet. nicht absehbar, welche Dynamik die Pandemie in Deutschland und auch in unserer Region entfalten würde. Das sollte sich dann sehr schnell ändern. Führt man sich vor Augen, wo wir am Jahresende 2020 stehen, wird die Dynamik besonders deutlich. Nachdem Impfstoffe gegen das Coronavirus nun unmittelbar in Aussicht stehen, liefen bei Redaktionsschluss Anfang Dezember zeitgleich die Vorberei- tungen des Landes für die Zentralen Corona-Impfzentren (ZIZ), wie auch für die Kreisimpfzentren (KIZ). Eines der ZIZ des Landes entsteht unter der organisatorischen Regie des DRK, mit Start ab Mitte Dezember, auf dem Ulmer Messegelände. Die Standorte Reges Medieninteresse bei der Pressekonferenz im Haus des Landkreises am 3. März 2020, nach dem ersten für die KIZ für den Alb-Donau-Kreis bestätigten Corona-Fall im Stadtkreis Ulm. Jahresbericht 2020 18
Gesundheit | Schwerpunkt Corona Die Zusammenarbeit zwischen dem Landratsamt als Gesundheitsbehörde und den Ortspolizeibehörden hatte sich im Frühjahr schnell gut eingespielt, auch dank eines regelmäßigen Informationsaustausches. Darüber hinaus übernehmen die Städte und Gemeinden im Wege der Amtshilfe Teile der Kontaktpersonen- Nachverfolgung. So kümmert sich das Gesundheitsamt im Landratsamt um die Kontaktpersonen-Nachverfolgung bei Ausbrüchen in Pflegeheimen, Anfang März 2020 (noch ohne die später eingeführte Maskenpflicht): Der Krisenstab des Landratsamts trifft Schulen, Kitas, Kliniken oder Einrich- sich unter Vorsitz des Ersten Landesbeamten Markus Möller (2.v.r.) tungen für Menschen mit Behinde- rungen. Bei einzelnen Coronafällen Anfang März wurde im Landratsamt Zusammenarbeit mit Städten und übernimmt diese Aufgabe die jeweilige ein Krisenstab aus den verschiedenen Gemeinden Ortspolizeibehörde der Wohnsitzge- Fachdiensten der Kreisverwaltung meinde. Diese Aufgabenteilung läuft unter der Leitung des Ersten Landes- Mitentscheidend für eine effektive auch aktuell weiter. beamten Markus Möller eingerichtet. Pandemiebekämpfung war von Anfang an auch die Zusammenarbeit mit Der Krisenstab unterstützte das den Städten und Gemeinden im Alb- Gesundheitsamt und koordinierte Maß- Donau-Kreis. Bei der In-Quarantäne- nahmen für den Bevölkerungsschutz. setzung (schriftliche Anordnung der Außerdem half er bei der Sicherstellung Isolierung und später der Entisolierung) eines abgestimmten Vorgehens auf von Personen, die an Corona erkrankt allen Ebenen der Verwaltung unter sind, nehmen sie einen gewichtigen Teil Einschluss der Stadt Ulm. Vertreter der der Infektionsschutzmaßnahmen wahr. Stadt Ulm, von Feuerwehr und Kata strophenschutz waren im Krisenstab mit anwesend. Am 17. März schlossen die Dienst- stellen der Kreisverwaltung für den öffentlichen Publikumsverkehr. Die Dienststellen sind seither per Telefon, E-Mail und Post erreichbar sowie für Kundinnen und Kunden mit vorheriger Terminvereinbarung. So konnte beispielsweise die KFZ-Zulassungsstelle über die ganzen Monate hinweg Telefonkonferenz zwischen Landrat Heiner Scheffold und den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern ihren Service aufrechterhalten. (links Bernd Mangold, Bürgermeister von Berghülen und Kreisverbandsvorsitzender des Gemeindetags). Jahresbericht 2020 19
Schwerpunkt Corona | Gesundheit Zusammenarbeit der Akteure in der Pandemiebekämpfung Ebenso bedeutsam war von Beginn an die Zusammenarbeit mit der Kreisärz- teschaft, den Kliniken und dem DRK. Aus dem im Frühjahr 2020 regelmäßig bei Landrat Heiner Scheffold tagenden Runden Tisch ging zum Beispiel das Klinik-Dashboard für die Region hervor (siehe dazu den entsprechenden Abschnitt). Gleiches gilt für die von der Kassenärztlichen Vereinigung betriebe- nen Drive-In-Stationen für Coronatests in Ulm und Ehingen. Erste Vorbereitun- gen für die Einrichtung der Stationen hatte der Krisenstab im Landratsamt bereits vorher auf den Weg gebracht. Das DRK-Testmobil vor dem Landratsamtsgebäude in Ulm. dem Landratsamt Alb-Donau-Kreis Schutzausrüstung anfänglich schwer unter der Gesamtleitung von Andreas zu bekommen Rost, dem regionalen Pandemiebeauf- Angesichts der weltweit hohen Nach- tragten der KVBW. Für die Infrastruktur frage nach medizinischer Schutzaus- der Drive-In-Stationen, wie beispiels- rüstung, wie FFP2-Masken, bestanden weise Container, Ausschilderungen anfänglich erhebliche Lieferschwierig- und Sicherheitspersonal, sorgten das keiten, sowohl auf Seiten des Landes, Landratsamt bzw. die Städte Ulm wie auch – im Rahmen ihrer Eigen- und Ehingen. Die Stationen wurden verantwortung – bei den Kassenärzt- bis in den Juni hinein betrieben und lichen Vereinigungen. anschließend durch das Angebot der Corona-Schwerpunktpraxen ersetzt, das Drive-In-Station in Ehingen; bei der Vorstellung der durch die KVBW auch in Ulm und im Corona-Testabläufe für die Medien im März 2020. Alb-Donau-Kreis auf- und ausgebaut wurde. Corona-Teststationen der Ärzteschaft Außerdem gab es bereits zuvor das An den Standorten Ehingen (Festplatz „Test-Mobil“: Damit wurden vorrangig am Stadion) und Ulm (Messegelände/ Personen in häuslicher Isolierung Volksfestplatz) nahmen am 20. März angefahren, die nicht mobil waren und 2020 zwei Abstrichstationen für Corona- deshalb nicht zu einer Drive-In-Station Tests den Betrieb auf. Dies war eine fahren konnten. gemeinschaftliche Aktion von Kreis- ärzteschaft, DRK, der Kassenärztlichen Beim Landratsamt wird Persönliche Vereinigung (KVBW), dem Gesund- Schutzausrüstung an medizinische und pflegerische heitsnetz Süd, in Abstimmung mit Einrichtungen ausgegeben (Frühjahr 2020). Jahresbericht 2020 20
Gesundheit | Schwerpunkt Corona Der Landkreis konnte dann am 3. April Was wir brauchen, sind Herz und Verstand: Kliniken in der Region schließen sich 2020 beginnen, erste Lieferungen des Herz, um solidarisch, verantwortungs- zu regionalem Netzwerk zusammen Landes an persönlicher Schutzausrüs- bewusst und mitfühlend miteinander Anfang April 2020 war es soweit: tung (PSA) für medizinisches Personal umzugehen, um sozial zu handeln, auch Die Kliniken in Ulm, im Alb-Donau-Kreis zu verteilen. Einen Teil davon ging wenn wir bei unseren sozialen Kontakten und im Landkreis Neu-Ulm hatten ein zunächst an die Kliniken im Alb-Donau- auf Abstand gehen. Und wir brauchen gut funktionierendes regionales Netz- Kreis. Die Abgabe des dringend Verstand, um die richtigen Entscheidungen werk aufgebaut, um ihre vorhandenen erwarteten Materials an medizinische zu treffen, um angemessen und mit Kapazitäten während der Coronavirus- und pflegerische Einrichtungen Augenmaß zu handeln. Vergessen wir nie: Pandemie bestmöglich zu nutzen. erfolgte wenige Tage später durch die Wir sind eine Gemeinschaft, in der jedes Kreisverwaltung. Im weiteren Verlauf Leben zählt! Wir versichern Ihnen: Unser Ziel war, die Behandlungskapazitäten des Frühjahrs entspannte sich die Staat wird auch weiterhin funktionieren. klinikübergreifend zu erfassen und Versorgungssituation bei der Schutz- Die Versorgung der Bevölkerung ist sicher- zu koordinieren. Dies geschieht bis ausrüstung. gestellt. Die Region verfügt über eine heute mit einer Übersichtsplattform, gesundheitliche Versorgung auf höchstem einem sogenannten Dashboard, das Kurz vor dem strengen Lockdown im Niveau. (…) Wir versprechen Ihnen: täglich aktualisiert wird. Als Klinikum Frühjahr Unsere Verwaltungen werden weiterhin der Maximalversorgung für die Region Zu Beginn des ersten Lockdowns am ihren Beitrag zur Bewältigung der Krise koordiniert das Universitätsklinikum 21. März wandten sich die Landräte leisten. (…) Ulm die Kooperation. Dessen Ärztlicher Heiner Scheffold (Alb-Donau-Kreis), Direktor und Vorstandsvorsitzender, Thorsten Freudenberger (Landkreis Insbesondere danken wir in diesen Tagen Professor Dr. Udo X. Kaisers, und Land- Neu-Ulm) sowie die Oberbürgermeister den haupt- und ehrenamtlichen Kräften rat Heiner Scheffold (Alb-Donau-Kreis) von Ulm und Neu-Ulm, Gunter Czisch in unseren Blaulichtorganisationen sowie hoben die besondere Bedeutung dieser und Gerold Noerenberg in einem allen Beschäftigten in den Betrieben, die regionalen und grenzüberschreitenden gemeinsamen Appell via Tagespresse an derzeit unsere Grundversorgung sichern. Kooperation hervor. die Öffentlichkeit. Daraus einige Zitate: Dafür ein herzliches Dankeschön!“ „ ‚Es ist ernst‘ – dieser Einschätzung der Bundeskanzlerin zur Corona-Krise ist nichts hinzuzufügen. Darum gelten in Baden-Württemberg und Bayern seit heute weitreichende Ausgangsbeschrän- kungen. Die Verbote werden uns alle mit einer Wucht treffen, wie die allermeisten von uns es bisher noch nie erlebt haben. Für einen demokratischen Rechtsstaat ist dieser Eingriff in die Bewegungsfreiheit Foto: Universitätsklinik Ulm die Ultima Ratio, ein letzter Lösungsweg, um die von dem Coronavirus ausgehende Gefahr einzugrenzen. Jetzt müssen sich alle, wirklich alle von uns daran halten. Es kommt nun auch auf Sie ganz persön- lich an! (…) Die Universitätsklinik Ulm koordiniert das regionale Klinik-Dashboard. Jahresbericht 2020 21
Schwerpunkt Corona | Gesundheit An dem Projekt beteiligen sich, neben Um die Versorgung der Covid-19- Hinzu kommen befristet Beschäftigte, dem Universitätsklinikum Ulm, das BWK Patientinnen und -Patienten weiter zu Beschäftigte des Landes und 10 Ulm, das Alb-Donau-Klinikum mit sei- verbessern, wurde auch den Rettungs- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für nen Standorten Blaubeuren, Ehingen diensten Zugriff auf das gemeinsame das Kontaktpersonenmanagement. und Langenau, die RKU, die Agaplesion Dashboard ermöglicht. Auf diese Das ständige Personal des Gesund- Bethesda Klinik Ulm sowie die Kliniken Weise haben die Rettungsteams einen heitsdienstes im Landratsamt wurde der Kreisspitalstiftung Weißenhorn in Überblick darüber, welche Klinik wie gegenüber dem Jahresbeginn 2020 Neu-Ulm und Weißenhorn. viele Kapazitäten für Patienten frei hat. in etwa verdoppelt. Das Dashboard bildet eine gemeinsame Diese Form der regionalen Zusam- Ergänzend hinzu kommt ein Personal- Kapazitäten-Liste ab, die zeigt, in menarbeit erleichtert somit nicht nur Stufenkonzept, mit dessen Hilfe welcher Klinik zum jeweiligen Zeitpunkt die Arbeit der einzelnen Kliniken, Beschäftigte aus anderen Bereichen wie viele Covid-19-Patientinnen sondern unterstützt auch die Arbeit der Kreisverwaltung abgezogen und -Patienten auf den Normal- und der Rettungsdienste in hohem Maße. werden können, um den Fachdienst Intensivstationen versorgt werden. Der Leitende Ärztliche Direktor und Gesundheit personell weiter zu Hier kann außerdem abgelesen werden, Vorstandsvorsitzende des Universi- verstärken. wie viele freie Betten auf diesen tätsklinikums Ulm, Professor Dr. Udo Stationen für Betroffene zur Verfügung X. Kaisers, betonte: „Unser regionales Dieses Konzept ermöglicht es, je stehen. Auf diese Weise können Netzwerk und das gemeinsame nach Infektionsgeschehen flexibel und Behandlungskapazitäten für Covid-19- Dashboard ermöglichen uns nun, unsere situationsangepasst reagieren zu Patienten optimal vorbereitet und Kapazitäten bestmöglich an die können. bereitgestellt sowie Patientinnen und Behandlungsbedarfe der an COVID-19 Patienten zielgerichtet zugeführt erkrankten Patientinnen und Patienten Alles in allem kommen wir mit den und verlegt werden. der Region anzupassen, ohne die Neueinstellungen sowie mit dem weiterhin erforderliche Therapie anderer unterstützenden Personal aus dem Landrat Heiner Scheffold sagte zu Erkrankungen dabei zu vernachlässigen.“ Stufenkonzept und dem Bürgertelefon dieser Zusammenarbeit: „Wir sind in auf über 100 Vollzeitäquivalente von unserer Region, was die Kliniken Personalaufstockung und Unterstüt- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, angeht, medizinisch außerordentlich zung durch Personal-Stufenkonzept die im Bedarfsfall in Spitzensituationen gut aufgestellt. Mit dem Dashboard unmittelbar oder mittelbar für den und bei der Ausweitung der Behand- Das Arbeitsvolumen im Fachdienst Fachdienst Gesundheit tätig sein lungskapazitäten denken wir regional, Gesundheit bewegt sich seit Beginn können. stimmen uns ab und ziehen für die der Corona-Pandemie kontinuierlich betroffenen Menschen an einem auf sehr hohem Niveau. Das Landrats Strang. Diese Kooperation endet nicht amt Alb-Donau-Kreis reagierte im an der Landesgrenze.“ späten Frühjahr 2020 mit einem umfas- senden Personalkonzept zur Stärkung des Fachdienstes Gesundheit auf die Dynamik des Pandemiegeschehens und die wachsende Aufgabenfülle. Für den „Corona-Normalbetrieb“ wurde der Öffentliche Gesundheitsdienst im Landratsamt um 19 Dauerstellen auf- gestockt. Jahresbericht 2020 22
Gesundheit | Schwerpunkt Corona Kommissarische Leitung des Gesundheitsamts Überdies hat das Land 2,5 zusätzliche Arztstellen für das Gesundheitsamt im Landratsamt zugesagt. Diese sind N achdem die bisherige Fachdienst- leiterin Dr. Barbara Unger zum September das Landratsamt verlassen derzeit noch nicht vollständig besetzt. hatte, um neue Aufgaben wahrzu- Gerade mit Blick auf die „zweite Welle“, nehmen und der stellvertretende die nach Ende der Schulferien im Fachdienstleiter Dr. Matthias Freuden- September einsetzte, ist diese Perso- mann Ende August in den Ruhestand nalstrategie unbedingt notwendig getreten war, sorgte Landrat Heiner und hilfreich. Scheffold für eine gut funktionierende Interimslösung. Da vom Land bislang nicht im erforder- lichen Umfang Ärzte gestellt werden Bei der Leitung des Gesundheitsamtes konnten, ist das Landratsamt Alb-Donau- bzw. seinem Stellvertreter handelt Kreis ergänzend initiativ geworden es sich um Bedienstete des Landes. und konnte dabei Erfolge verzeichnen: Trotz mehrerer Ausschreibungen So wurden ehemalige Amtsärztinnen konnte das Ministerium für Soziales und Amtsärzte temporär reaktiviert. und Integration noch keine Nachfol- Zudem konnten zeitlich befristet Ärzte gerin oder Nachfolger gewinnen. Ganz kurz mal ohne Maske: vom BAD Gesundheitsvorsorge und Die Bemühungen dauern an. Marc Bierkamp (l.) und Christoph Bauer. Sicherheitstechnik GmbH gewonnen werden. Zur Bewältigung des enormen Arbeits- Landrat Heiner Scheffold entschied aufkommens im Zusammenhang mit deshalb, ab dem 14. September 2020 Darüber hinaus wurden Anfragen der Bekämpfung des Coronavirus war mit Marc Bierkamp einen erfahrenen bei der Landesärztekammer gestellt es aber zwingend erforderlich, dass Fachdienstleiter des Landkreises und Bundeswehrärzte in Amtshilfe der Fachdienst bestmöglich weiter- kommissarisch die organisatorische für den Bereich des Gesundheitsamts geführt wird. Leitung des Fachdienstes Gesundheit Alb-Donau-Kreis über das Sozialmi zu übertragen. nisterium beantragt. Außerdem wurde um ärztliche Unterstützung beim Marc Bierkamp verfügt über eine Universitätsklinikum Ulm und beim langjährige Führungserfahrung. Alb-Donau-Klinikum angefragt. Durch die Fachdienstleitung in der Flurneuordnung ist er versiert im Aktuell wird das Personalstufenkonzept Umgang mit verschiedenen Fachleuten umgestellt auf eine „Kernmannschaft“ und Experten. sowie rund 50 Vollzeitäquivalente an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die Im Rahmen einer Abordnung verstärkt in einem rollierenden System eingesetzt das Ministerium für Soziales und Inte- werden. gration die medizinische Kompetenz in der Leitungsebene durch den Leiter des Fachbereichs Gesundheit des Landkreises Heidenheim, Christoph Bauer. Jahresbericht 2020 23
Schwerpunkt Corona | Gesundheit „Zweite Welle“ der Corona-Ausbreitung im Herbst – Infektionsgeschehen diffuser, deutlich mehr Kontaktpersonen N ach einer Beruhigung der Situation ab dem Frühsommer 2020 mit rückläufigen und geringen Infektions- Corona-Infektionszahlen im Alb-Donau-Kreis und im Stadtkreis Ulm (kumuliert), März bis Dezember 2020 zahlen machte sich die viel zitierte 3000 Quelle: Gesundheitsatlas Baden-Württemberg / Landesgesundheitsamt „zweite Welle“ mit stark steigenden Infektionen nach Ende der Schulferien 2500 deutlich bemerkbar, vor allem mit Beginn der kälteren Jahreszeit im Laufe 2000 des Oktobers. 1500 Die „zweite Welle“, der bundesweit ab Anfang November mit einem 1000 „Lockdown light“ begegnet wurde, unterschied sich grundlegend von der ersten im Frühjahr. Für den Fachdienst 500 Gesundheit wurde die Arbeit noch umfangreicher und anspruchsvoller. 0 März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. n Das Infektionsgeschehen ist wesentlich diffuser, es streut mehr – Alb-Donau-Kreis auch in den Städten und Ulm Gemeinden im Landkreis. n Im Frühjahr waren die Infektions- n Pflegeheime, Schulen, Kitas, Corona im Alb-Donau-Kreis und Ulm ketten durch den Lockdown, auch Einrichtungen für Menschen mit ADK Ulm in den Schulen, und die strengen Behinderungen sind deutlich Covid-19 Fälle (kumuliert) 3.458 2.533 Kontaktbeschränkungen limitiert. stärker betroffen. Der Schutz Genesene (kumuliert) 2.856 2.130 Die Zahl der Kontaktpersonen je vulnerabler Gruppen rückte dabei, Todesfälle 81 29 Indexfall (eine an Corona erkrankte gerade mit Blick auf die Pflege- Stand: 17.12.2020 Person) ist in der „zweiten Welle“ heime, noch stärker in den Vorder- deutlich höher. Waren es in der grund des Infektionsschutzes. Zwischenzeitlich waren dort mehr als „ersten Welle“ im Frühjahr vielfach 40 Todesfälle zu beklagen. Dazu muss weniger als zehn, so sind es jetzt oft Das Arbeitspensum im Gesundheitsamt, gesagt werden, dass viele der schwer zwischen 30 bis zu 100 Personen. auch in den Städten und Gemeinden erkrankten Hochbetagten oder ihre (Ortspolizeibehörden) ist dadurch sehr Angehörigen es ablehnten, zur weiteren stark gestiegen, gerade was die Kontakt- Behandlung in ein Krankenhaus zu personen-Nachverfolgung angeht. kommen, sondern in ihrer Einrichtung bleiben wollten. Das Geschehen in den Pflegeheimen rückte auch in den Medien stark in den Das Gesundheitsamt stand ständig Fokus. Im Alb-Donau-Kreis und in Ulm und sehr eng in Kontakt mit den waren Ende November zeitweise 12 betroffenen Heimen, die im Übrigen Pflegeheime durch Coronafälle bei Be- eigene Pandemiepläne vorhalten und wohnern und Mitarbeitenden betroffen. anwenden müssen. Jahresbericht 2020 24
Gesundheit | Schwerpunkt Corona Hilfe von DRK und Bundeswehr Resümee zum Jahresende 2020 und Soldaten der Bundeswehr dar. Corona ist ein Kraftakt. Für die Gesell- Seit dem 23. Oktober 2020 arbeiten schaft als Ganzes, für ihren Zusammen- schichtweise je 12 Bundeswehrange- halt, aber auch für die Mitarbeiterinnen hörige im Landratsamt. und Mitarbeiter im Gesundheitsamt und in der gesamten Kreisverwaltung, Sie sind bei der Isolierung oder Entiso- gleich welche berufliche Qualifikation lierung von Covid-19-Fällen und deren sie haben und an welcher Stelle sie Kontaktpersonen tätig. Die „Kolleginnen in der Pandemiebekämpfung wirken. und Kollegen in Uniform“ gehören Der Verantwortungsdruck für alle ist derzeit fast schon zum vertrauten Bild spürbar. im 2. Stock des Landratsamtsgebäudes. Corona ist aber auch ein „Kraftmacher“. Bundeswehrsoldaten im Landratsamt – Rund 30 Angehörige des DRK unter- Denn es hat sich in den letzten Unterstützung für das Gesundheitsamt. stützen seit dem 21. Oktober im Monaten gezeigt, dass die Synergien Schichtdienst das Gesundheitsamt in in der großen Kreisverwaltung voll zur E ine große Hilfe stellt die Unterstüt- zung durch ehrenamtliche Helferin- nen und Helfer des DRK und Soldatinnen der Kontaktpersonen-Nachverfolgung und bei anderen Aufgaben. Sie erledi- gen das von ihrem DRK-Sitz in Ulm aus. Wirkung kommen. Die Unterstützung des Gesundheitsamts durch Mitarbei- tende aus anderen Fachdiensten des Hauses, die engagierte Arbeit in den „Querschnittsdiensten“, etwa in den Großes Informationsbedürfnis der Bevölkerung Fachdiensten für das Personalwesen, für Finanzen und Liegenschaften, oder für die Kommunikationstechnologie D as Interesse der Bevölkerung an Informationen rund um das Coronavirus ist anhaltend groß. Mit – all das ist weit mehr als das übliche „Tagesgeschäft“. dem Corona-Bürgertelefon des Land- Dass die Pandemie auch in den ratsamts, aktuellen Informationen anderen Fachdiensten deren originäre auf der Webseite oder über die Social Arbeit stark beeinflusst und zu krea- Media-Kanäle des Landratsamts leistet tiven Lösungen zwang, das wird in die Kreisverwaltung ihren Teil für die diesem Jahresbericht deutlich. Für die Informations- und Öffentlichkeitsarbeit. Bürgerinnen und Bürger ist durch die Pandemie noch deutlicher geworden, Das Corona-Dashboard auf der Webseite des Alb- Seit Ende Oktober gehört dazu auch Donau-Kreises stößt auf sehr reges Interesse. wie wichtig das Landratsamt und die ein Corona-Dashboard im Themen- Kommunalverwaltungen der Städte und schwerpunkt Corona auf der Alb-Do- Gemeinden für die Versorgung und nau-Kreis-Webseite (www.alb-donau- den Schutz der Bevölkerung ist. kreis.de). Das ist eine tagesaktuelle interaktive grafische und kartografische Übersicht zu Coronafällen im Alb- Donau-Kreis, seinen 55 Kommunen und in der Stadt Ulm. Jahresbericht 2020 25
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