Die digitale Objektdokumentation und Teilnahme an Online-Portalen an deutschen Museen

 
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Die digitale Objektdokumentation und Teilnahme an Online-Portalen an deutschen Museen
Die digitale Objektdokumentation und Teilnahme an
     Online-Portalen an deutschen Museen

                                     Stephanie Götsch und Chiara Marchini –
                                     (Fachstelle Museum der Deutschen Digitalen Bibliothek, Institut für Museumsforschung, Berlin)

                                     Die digitale Transformation verändert die Rolle     zurückgreifen und diese als Grundlage nutzen.3
                                     sowie das Selbstverständnis der Museen. Die tra-    Seit 2018 formuliert die Working Group for Di-
                                     ditionellen Aufgaben der Museen – Sammeln,          gital Strategy Development auf internationaler
                                     Bewahren, Ausstellen bzw. Vermitteln – werden       Ebene Empfehlungen für die Erarbeitung von
                                     um digitale Möglichkeiten ergänzt. So können        Digitalstrategien auf der Basis von Best-Practice-­
                                     etwa Museumsobjekte und das dazu gesammelte         Analysen.4
                                     Wissen in Form von Objektinformationen, Bil-           Bei der bewussten Auseinandersetzung mit
                                     dern, Audio- und Videodateien über das Inter-       dem digitalen Wandel – etwa durch die Erarbei-
                                     net zugänglich und nutzbar gemacht werden. Im       tung einer auf die Bedarfe des eigenen Hauses
                                     Zuge der Digitalisierung zeichnet sich daher eine   zugeschnittenen digitalen Strategie – entsteht für
                                     Ausweitung vom Museumsobjekt selbst hin zu          die Museen die Chance, eine nachhaltige Wir-
                                     Informationen über das Objekt ab.1                  kung der neuen Gestaltungsräume zu erzielen.5
                                        Zuletzt haben die Auswirkungen der Coro-         Während eine schriftliche Anleitung zur Doku-
                                     na-Pandemie gezeigt, wie wichtig es ist, im In-     mentation in Form einer Dokumentationsricht-
                                     ternet Präsenz zu zeigen. Während deutsche Mu-      linie an Museen vorausgesetzt wird,6 sind digitale
                                     seen ihre Türen für die Besucher*innen schließen    Strategien und die Einordnung der Dokumenta-
                                     mussten, wurde der digitale Raum zu einer will-     tion innerhalb der Gesamtstrategie eines Muse-
                                     kommenen Alternative, um die Angebote des           ums in vielen Häusern im Begriff zu entstehen.
                                     Museums virtuell fortzuführen. Neben vielfa-           Die Deutsche Digitale Bibliothek (DDB) un-
                                     chen Angeboten in den sozialen Medien bietet        terhält mehrere Fachstellen, die auf die spezifi-
                                     das Internet den Museen alternative Präsentati-     schen Anforderungen der Datenpartner gezielt
                                     onsmöglichkeiten für ihre Sammlungsobjekte:2        eingehen können. Die Fachstelle Museum berät
                                     virtuelle Ausstellungen oder die Präsentation der   und unterstützt Museen bei ihrem Vorhaben,
                                     Sammlung mittels einer Online-Datenbank – auf       die eigenen digitalisierten Sammlungsobjekte im
                                     den eigenen Museumswebsites oder in Onli-           spartenübergreifenden Portal der DDB zu veröf-
                                     ne-Portalen (siehe Abb. 1).                         fentlichen. Bei der Weiterentwicklung der DDB
                                        Die digitale Dokumentation steht im Zentrum      vertritt die Fachstelle auf Basis ihrer Kenntnis
                                     der digitalen Transformation an Museen – diese      von Datenstrukturen und Arbeitsverfahren von
                                     Ansicht wird von der Working Group for Digital      Museen deren Interessen. Die Fachstelle möchte
                                     Strategy Development des internationalen ICOM-      Museen in die Lage versetzen, sich so umfang-
                                     Komitees für Dokumentation (CIDOC) vertreten.       reich wie möglich an der DDB zu beteiligen.
                                     Alle Aufgabenbereiche des Museums können po-           Um dieses Ziel zu erreichen, ist es unbedingt
                                     tenziell auf die wissenschaftliche Doku­mentation   erforderlich, mit den Partnerinstitutionen im
                                                                                         ständigen Austausch über die Bedürfnisse und
         Abb. 1: Online-Präsenz                                                          Erwartungen zu sein, die sie in Bezug auf die
       von Museen in Deutsch-
                                                                                         Online-Publikation ihrer Sammlungsbestände
         land aus Patricia Rahe-
       mipour & Kathrin Grotz                                                            haben. Zu diesen Themen werden regelmäßig
       (Hg.): Museumsstatistik                                                           Gespräche mit Datenpartnern geführt.7 Absicht
        im Quadrat 2018, Berlin                                                          dieses Beitrags ist es, Einblicke in die aktuelle Ar-
      2020, https://www.smb.
           museum/fileadmin/                                                             beitspraxis der Museen in Bezug auf die digita-
             website/Institute/                                                          lisierte Dokumentation und Online-Publikation
                   Institut_fuer_                                                        der Sammlungsbestände zu geben. Welche Ziele
           Museumsforschung/
                 Publikationen/                                                          verfolgen Museen bei der Digitalisierung ihrer
     Materialien/Sonderhefte/                                                            Bestände und der Veröffentlichung in Online-
            mat-Sonderheft_6_                                                            Sammlungen und Portalen wie der Deutschen
            Museumsstatistik_
                      digital_.pdf
                                                                                         Digitalen Bibliothek (DDB) oder der Europeana?
                 [letzter Zugriff:                                                       Wie kann die Fachstelle Museum der DDB diese
                      10.07.2020]                                                        Ziele unterstützen? Diesen Fragen soll der Bei-

20    AKMB-news 1 – 2/2020, Jahrgang 26
Die digitale Objektdokumentation und Teilnahme an Online-Portalen an deutschen Museen
D ie D eutsche D igitale B ibliothek – O nline -P ortal für M useen

                                                                                                             Abb. 2: Interaktive
                                                                                                             Kulturland­karte der DDB,
                                                                                                             Ansicht der registrierten
                                                                                                             Museen, https://www.
                                                                                                             deutsche-digitale-biblio-
                                                                                                             thek.de/about-us/
                                                                                                             institutions#map].
                                                                                                             https://www.deutsche-
                                                                                                             digitale-bibliothek.de/
                                                                                                             organization/R7K5YPO
                                                                                                             MO6QRPENPN6PZBNSG
                                                                                                             2WOUTHBB
                                                                                                             [letzter Zugriff:
                                                                                                             10.07.2020]

trag nachgehen und zunächst einen Überblick                Um die sparten- und fachspezifischen Kompe-
über die aktuellen Angebote der DDB für Mu-             tenzen der Einrichtungen bei Ausbau und Weiter­
seen gewähren.                                          entwicklung der DDB unmittelbar einfließen zu
                                                        lassen, wurden im Jahr 2013 Fachstellen etabliert,
Die DDB als zentraler Einstiegspunkt zum                die sich folgenden Sparten widmen: Archiv, Bi-
digitalisierten und digitalen Kulturerbe                bliothek, Denkmalpflege, Mediathek-Film, Me-
Deutschlands                                            diathek Foto/Ton, Museum. Als Schnittstelle
Mit der Gründung der Deutschen Digitalen Bi-            zwischen den Partnerinstitutionen und der DDB
bliothek wurde eine zentrale Wissensplattform           verantworten sie einerseits die konzeptionelle Ar-
geschaffen, die es Gedächtnisinstitutionen er-          beit bei der Vorbereitung der Datenlieferungen,
möglicht, ihre digitalen Angebote der Öffentlich-       andererseits vertreten sie die fachspezifischen
keit zugänglich zu machen und dabei virtuell zu         Perspektiven und bringen diese aktiv in die DDB      Abb. 3 a: DDB-Objekt-
vernetzen (siehe Abb. 2).8                              ein. In den eigenen Fach-Communities sorgen sie      seite: Hannah Höchs
                                                                                                             Adressbuch, https://
   Gegründet wurde die DDB als Kooperations-            für eine möglichst hohe Akzeptanz der DDB.           www.deutsche-digitale-
vorhaben von Bund, Ländern und Kommunen.                   Es befinden sich bereits mehrere Millionen        bibliothek.de/item/35
Getragen wird die DDB von einem Kompetenz-              Nachweise von Objekten aus Kultur- und Wis-          GLUHFMVTDZFB7KON
netzwerk aus mittlerweile 14 Kultur- und Wis-           senseinrichtungen in Deutschland im Portal der       6WFHV4QW7KNNPU
                                                                                                             [letzter Zugriff:
senseinrichtungen. Darüber hinaus ist die DDB           DDB. Archivalien, Bücher, Gemälde, Tondoku-          10.07.2020]
der nationale Aggregator – also sammelnder und          mente, Skulpturen, Filme u. v. a. m. lassen sich
                                                                                                             Abb. 3 b: Hannah Höchs
vermittelnder Dienst – für das europäische Kul-         über eine facettierte Suche gezielt finden (siehe    Adressbuch. © Keine;
turportal Europeana.                                    Abb. 3a und 3b). Erklärtes Ziel der DDB ist es,      Repro: Berlinische Galerie

                                                                                               AKMB-news 1 – 2/2020, Jahrgang 26          21
Die digitale Objektdokumentation und Teilnahme an Online-Portalen an deutschen Museen
D ie D eutsche D igitale B ibliothek – O nline -P ortal für M useen

                                  jeder interessierten Person über das Online-Por-    partnern seit Ende 2019 ein kostenloser Service
                                  tal Zugang zum kulturellen und wissenschaft-        angeboten, der es ihnen ermöglicht, Objektinfor-
                                  lichen Erbe Deutschlands zu bieten. Dabei ver-      mationen und digitale Reproduktionen wie Bil-
                                  steht sich die DDB als agiler Wissenspool, der      der, Ton- oder Videodateien sowie 3-D-Objekte
                                  als Ressource für die Arbeit im Museum, in der      in einer virtuellen Ausstellung zu arrangieren
                                  Forschung und in der Lehre entscheidend ge-         und damit thematisch zusammenhängend zu
                                  nutzt werden kann.9 Die einzelnen Bestände der      präsentieren.
                                  liefernden Institutionen werden miteinander
                                  vernetzt, d. h. die Kulturdaten aus Bibliotheken,   Warum widmen sich Museen der digitalen
                                  Archiven und Museen werden durch semanti-           Erschließung und Online-Veröffentlichung
                                  sche Vernetzung kontextualisiert. Werden Kul-       ihrer Sammlungsobjekte?
                                  turdaten mit eindeutigen Identifikatoren bspw.      Die wissenschaftliche Erschließung der Samm-
                                  der Gemeinsamen Normdatei (sogenannten              lungsbestände ist die Kernaufgabe von Museen.
                                  GND-IDs) angereichert, können diese zur Bil-        Wie von Volker Rodekamp, ehemaliger Präsi-
                                  dung von Knotenpunkten im Portal der DDB            dent des Deutschen Museumsbundes, auf den
                                  genutzt werden. Objekte aus unterschiedlichen       Punkt gebracht, ist sie „das Handwerkszeug für
                                  Sparten können durch eine personen- oder ins-       alle Museumsmitarbeiter – sowohl für die interne
                                  titutionenbezogene Suche zusammengeführt und        Arbeit des Museums als auch für die Informatio-
                                  strukturiert recherchiert werden (siehe Abb. 4      nen über seine Bestände für die Öffentlichkeit.
                                  und 5). Darüber hinaus öffnet die DDB ihren         (…) Die Dokumentation im Museum umfasst
                                  Wissenspool über eine Programmierschnittstelle      die Eingangsdokumentation, die Inventarisie-
                                  – Application Programming Interface (kurz API)      rung sowie die wissenschaftliche Katalogisierung
                                  – für vielfältige Möglichkeiten der Nachnutzung     und Erschließung“10 – wobei in diesem Beitrag
                                  durch alle interessierten Benutzer*innen von den    hauptsächlich Letzteres angesprochen wird, also
                                  in der DDB vorgehaltenen, mit offenen Lizenzen      das Zusammentragen solcher Informationen, die
                                  versehenen Kulturdaten.                             sich auch an die Öffentlichkeit richten.
                                     Neben den zahlreichen Angeboten rund um             Dokumentation und Veröffentlichung sind
                                  das Suchportal unterstützt die DDB Kulturer-        eng miteinander verknüpft. In den vom Deut-
                                  beeinrichtungen bei ihrem Vorhaben, virtu-          schen Museumsbund und ICOM Deutschland
                                  elle Ausstellungen selbst zu kuratieren. Mit der    herausgegebenen „Standards für Museen“ heißt
                                  Entwicklung von DDBstudio wird den Daten-           es, dass zur Forschung, deren Basis die wissen-

     Abb. 4: DDB-Personen­
         seite: Hannah Höch,
     https://www.deutsche-
      digitale-bibliothek.de/
       person/gnd/118551833
              [letzter Zugriff:
                  10.07.2020]

22   AKMB-news 1 – 2/2020, Jahrgang 26
Die digitale Objektdokumentation und Teilnahme an Online-Portalen an deutschen Museen
D ie D eutsche D igitale B ibliothek – O nline -P ortal für M useen

schaftliche Dokumentation darstellt, die Ver-           die vorher im Internet auf unterschiedlichen „Di-
öffentlichung der Resultate gehört. Neben Zeit-         gitalisierungsinseln“ verstreut waren.15
schriften, Büchern oder elektronischen Medien              Die Vorteile für Museen, sich Portalen anzu-
sei der wissenschaftliche Bestandskatalog auch          schließen, liegen dabei auf der Hand: größere
eine Publikationsmöglichkeit.11                         Reichweite; die Chance für die einzelne Institu-
   Infolge der digitalen Transformation erfolgt         tion, auch über die eigene Fachdisziplin und geo-
die Dokumentation im Museum zunehmend di-               grafische Region hinaus wahrgenommen zu wer-
gital. Sowohl den Anspruch, im Haus für die Mu-         den; die Möglichkeit, die eigenen Objektdaten
seumsmitarbeiter*innen zugänglich zu sein, als          innerhalb eines viel größeren Wissenspools mit
auch die Erwartung, Informationen nach außen            anderen Objektdaten zu verknüpfen und durch-
hin der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen,        suchbar zu machen und somit für die Forschung,
kann die digitale Dokumentation effizienter als         Lehre und Unterhaltung verfügbar zu machen.
traditionelle Formen der Inventarisierung und           Nicht zuletzt kann über die Teilnahme von Mu-
Erschließung erfüllen.12 Dabei gelten für die di-       seen an Portalen neues Wissen von außen an die
gitale Dokumentation weiterhin die etablier-            Museen herangetragen werden.16
ten Erschließungskriterien, ergänzt um weitere             Trotz dieser scheinbaren Evidenz war es uns
Gesichtspunkte, etwa die „Verwendung von                als Fachstelle Museum der DDB wichtig, die
Standard-Datenformaten, Verwendung kontrol-             konkreten Beweggründe zu erfahren, die unsere
lierter Vokabulare, Angaben zu Urheber- und             Datenpartner dazu motivieren, ihre digitale Ob-
Verwertungsrechten, Beachtung von aktuellen             jektdokumentation in Portalen wie der DDB und
technischen Standards“.13                               Europeana zu veröffentlichen.
   Die Digitalisierung von Objektdaten – dazu              Ausgangspunkt für die digitale Erschließung
zählen neben den Erschließungsdaten auch digi-          ist häufig die Verpflichtung, die eigenen Be-
tale Repräsentationen, sei es als Bild-, Text-, Au-     stände zu inventarisieren. So auch am Saarland-
dio-, Video- oder 3-D-Dateien – bietet zusätzlich       museum, wo die digitale Dokumentation bereits
die Möglichkeit, die dazugehörigen Informatio-          seit Anfang der 1990er-Jahre erfolgt, wie Roland
nen in Online-Portalen zusammenzuführen.14              Augustin, wissenschaftlicher Mitarbeiter und
   Portale können regional, überregional, spar-         Leiter der dortigen fotografischen Sammlung
ten- und themenspezifisch wie sparten- und the-         und der wissenschaftlichen Dokumentation,
menübergreifend sein. Sie bieten Einstiegspunkte        berichtete. Das Prozedere ist im Rahmen einer
für eine Recherche und bündeln Informationen,           hausinternen Inventarisierungsverordnung fest-

                                                                                                            Abb. 5: DDB-Institutionen-
                                                                                                            seite: Berlinische Galerie –
                                                                                                            Landesmuseum für Mo-
                                                                                                            derne Kunst, Fotografie
                                                                                                            und Architektur,
                                                                                                            https://www.deutsche-
                                                                                                            digitale-bibliothek.de/
                                                                                                            organization/
                                                                                                            R7K5YPOMO6QRPENPN
                                                                                                            6PZBNSG2WOUTHBB
                                                                                                            [letzter Zugriff:
                                                                                                            10.07.2020]

                                                                                              AKMB-news 1 – 2/2020, Jahrgang 26            23
Die digitale Objektdokumentation und Teilnahme an Online-Portalen an deutschen Museen
D ie D eutsche D igitale B ibliothek – O nline -P ortal für M useen

                            gelegt worden. Die Online-Veröffentlichung ei-        Online-Katalogs der Sammlung einherging. Bei
                            nes Teils der Sammlung geschieht dort wiederum        der Aufbereitung und Präsentation der Daten auf
                            erst seit wenigen Jahren durch die Teilnahme am       der Museumswebsite arbeiten die Sammlungsdi-
                            kunsthistorischen Portal Bildindex.17 Diese Op-       gitalisierung und der Bereich Marketing eng zu-
                            tion wurde statt einer kostspieligen eigenen On-      sammen; dies ist ein Beispiel für abteilungsüber-
                            line-Sammlungspräsentation gewählt. Das Saar-         greifende Arbeitsweisen, die am Landesmuseum
                            landmuseum hat sich zudem für eine Teilnahme          gebildet worden sind. Neben der „Sammlung on-
                            an der DDB und Europeana entschieden, um der          line“ mit mehr als 20.000 Objekten beteiligt sich
                            eigenen wertvollen Kunstsammlung eine größere         das Landesmuseum am regionalen Portal LEO
                            Plattform zu bieten und in einen Austausch mit        -BW, an der DDB sowie an Fachportalen. 2016
                            den europäischen Nachbarländern zu treten, da         wurde die digitale Museumspraxis als fester Be-
                            das Museum selbst abseits der großen Verkehrs-        reich im Haus etabliert; 2020 entsteht eine eigene
                            wege in Deutschland liegt.                            digitale Abteilung.
                               Ein häufig genannter Grund für die Online-            Alle befragten Museumsmitarbeiter*innen
                            Veröffentlichung der Objektdokumentation ist          nannten die Erleichterung der hausinternen
                            die Überwindung räumlicher Einschränkungen.           Arbeitsprozesse als wichtige Motivation für die
                            So kann durch das Online-Stellen der Objekt­          Digitalisierung der Sammlungen. Die digitale
                            informationen auch ein viel größerer Teil der         Dokumentation dient als Grundlage für verschie-
                            Sammlung präsentiert werden, als es die eigenen       dene Arbeitsprozesse. Dabei ist es wichtig, dass
                            Ausstellungsräume erlauben. In manchen Fällen         möglichst viele Mitarbeiter*innen Zugriff auf die
                            bietet die Online-Präsentation der Sammlung           Daten haben. So können neben Sammlungskura-
                            aufgrund finanzieller Engpässe die einzige Mög-       tor*innen etwa Registrar*innen, Mitarbeiter*in-
                            lichkeit, die eigene Sammlung in großen Teilen        nen der Verwaltung sowie des Bereichs Öffent-
                            der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.              lichkeitsarbeit am selben Datenpool arbeiten, bei
                               Das Theatermuseum Düsseldorf verfügt zur-          Bedarf mit unterschiedlichen Berechtigungen.
                            zeit über keine Dauerausstellung. Hier bietet die     In kleineren Häusern mit einem viel kleineren
                            Teilnahme am städtischen Verbundportal d:kult,        Mitarbeiterteam, wie dem Volkskunde- und
                            das über eine eigene Objektpräsentation im In-        Freilichtmuseum Roscheider Hof, dient die Da-
                            ternet verfügt – d:kult online – die Möglichkeit,     tenbank ebenfalls als Ausgangspunkt für die viel-
                            sichtbar zu bleiben.18 Da d:kult als Aggregator für   fältigen musealen Aufgaben von der Vermittlung
                            die DDB fungiert, hat sich das Museum bereits         bis hin zur (Online-)Kommunikation und zum
                            sehr früh bei der Deutschen Digitalen Bibliothek      Marketing.
                            beteiligt, wie Margret Schild, für die Bibliothek
                            des Museums und die Koordination der digita-          Arbeitsschritte bei der digitalen Erschließung
                            len Sammlungsdokumentation zuständig, uns             und Online-Veröffentlichung
                            mitgeteilt hat. Ein Vorteil der Beteiligung an der    Die Gespräche mit unseren Datenpartnern ha-
                            DDB liegt für das Theatermuseum auch darin,           ben gezeigt, dass die Museen sich die digitale
                            dass das Museum zwar regional sammelt, dass           Transformation zunutze machen, indem sie die
                            die Theaterschaffenden jedoch oftmals weit über       analoge Dokumentation mittels Eingangsbuch
                            die Region hinaus tätig sind und somit eine über-     und Karteikartensystem zugunsten einer elekt-
                            regionale Präsentation sehr sinnvoll ist.             ronischen Inventarisierung unter Einsatz einer
                               Spannend ist es, wenn die Sammlungsdigita-         Datenbank teilweise oder ganz umstellen. Diese
                            lisierung – in Form der digitalen Erschließung        Umstellung ist jedoch mit vielen Herausforde-
                            und der Herstellung digitaler Abbildungen der         rungen verbunden. Es schließt sich die Frage an,
                            Sammlungsobjekte – in andere Aufgabenbereiche         welche Arbeitsschritte definiert werden, um die
                            eines Hauses hineinreicht und dadurch die digi-       Sammlungserschließung zu digitalisieren und
                            tale Transformation antreibt. So ist es am Lan-       anschließend zu veröffentlichen?
                            desmuseum Württemberg geschehen, wo Noreen               Das Deutsche Hygiene-Museum Dresden
                            Klingspor, Koordinatorin für digitale Museum-         nutzt bei der Inventarisierung und Erschließung
                            spraxis, dieses Aufgabenfeld als eine der „Keim-      seit 1994 eine elektronische Datenbank. Im Ge-
                            zellen“ für die Digitalisierung im ganzen Museum      spräch mit Sylke Schäfer und Manuel Voytech,
                            beschreibt. Mitte der 2000er-Jahre wurde am           Mitarbeiter*innen der Sammlung, wurde deut-
                            Landesmuseum damit begonnen, die Sammlung             lich, dass eine der Triebfedern für die Präsen-
                            in Datenbanken digital zu erfassen und Objekte        tation in einer Online-Datenbank der Wunsch
                            im hauseigenen Fotoatelier zu digitalisieren. Ein     nach einer effizienteren Bearbeitung externer
                            großer Sprung erfolgte mit dem Relaunch der           Anfragen zu den Sammlungsobjekten war: An-
                            Museumswebsite 2012 – zeitgleich zum 150. Ju-         statt die Kopie der entsprechenden Karteikarte
                            biläum des Hauses – mit dem das Angebot eines         per Post zu verschicken, ist es interessierten Per-

24   AKMB-news 1 – 2/2020, Jahrgang 26
Die digitale Objektdokumentation und Teilnahme an Online-Portalen an deutschen Museen
D ie D eutsche D igitale B ibliothek – O nline -P ortal für M useen

sonen bereits seit 1999 möglich, die Online-Da-         seinen Aufgaben der Beratung, Unterstützung
tenbank des Hygiene-Museums selbstständig               und Koordinierung von Digitalisierungsprojek-
zu durchsuchen. Die Sammlung umfasst 68.000             ten in Berlin fungiert digiS als Aggregator für die
Objekte. Mittlerweile sind ca. 41.000 Objekte on-       DDB, der digitale Medieninhalte sammelt, sie
line verfügbar. Auch wenn die digitale Erfassung        aufbereitet und für die Veröffentlichung in Por-
schon seit mehr als 20 Jahren alltägliche Praxis        talen wie der DDB und Europeana an die Fach-
ist, werden für die tiefergreifende wissenschaft-       stelle Museum weitergibt.
liche Erschließung der Bestände zusätzliche                In den meisten Fällen stellen fehlende finanzi-
finanzielle wie auch personelle Ressourcen be-          elle Ressourcen die größte Herausforderung vor
nötigt. Gefördert durch das Bundesministerium           allem für mittlere und kleine Museen dar. Häufig
für Bildung und Forschung wurden im Rahmen              kann nicht einmal eine Inventarisierungssoft-
des Digitalisierungsprojekts des Fotobestandes          ware angeschafft werden. Viele Museen behel-
Gläserne Figuren Standards für die weitere digi-        fen sich mit gängigen Datenbanksystemen oder
tale Bestandserschließung erarbeitet.19 Welche          einfachsten Tabellen. Diese Lösungen reichen oft
digitalen Bildformate eignen sich für die Online-­      nicht über die Grenzen des eigenen Museums hi-
Präsentation? Bei wem liegen Urheber- und Per-          naus, sodass die anschließende Veröffentlichung
sönlichkeitsrechte? Können die digitalisierten          der Erschließungsinformationen in Portalen wie
Fotografien möglichst frei zugänglich gemacht           der DDB nicht automatisiert erfolgen kann.
und mit einer Creative-Commons-Lizenz verse-               Um die eigenen Bestände online zu präsen-
hen werden? Wie kann die Langzeitarchivierung           tieren, ist für viele Museen deshalb die Zusam-
sicher gelingen? Auf der Suche nach Antworten           menarbeit mit Aggregatoren von entscheiden-
waren verschiedene Handreichungen entschei-             der Bedeutung. Für die Teilnahme an der DDB
dend.20 Um diesen Fragen zu begegnen, war               ist die eigene Online-Präsentation der Objekte
nicht nur die Literaturrecherche aufschlussreich,       nämlich eine Voraussetzung, damit von den
sondern auch der Austausch mit anderen Insti-           Objektseiten der DDB auf eine Objektseite beim
tutionen wie den Staatlichen Kunstsammlungen            Datenpartner zurückverlinkt werden kann; Ag-
Dresden und die Evaluierung von Online-Samm-            gregatoren können diese Aufgabe für die Museen
lungen anderer Häuser.                                  übernehmen, indem sie eine Online-Präsenta-
   In der Berlinischen Galerie – Landesmuseum           tion der Objekte zur Verfügung stellen.
für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur              Neben regional agierenden Aggregatoren
findet die digitale Erschließung der Sammlung           wie digiS, gibt es auch überregionale Initiativen
ebenfalls seit den 1990er-Jahren statt. Im Rah-         wie zum Beispiel museum-digital, das aus der
men des mit EFRE-Mitteln (Europäischer Fonds            Zusammenarbeit von regionalen Museumsver-
für regionale Entwicklung) unterstützten Pro-           bänden entstanden ist. Zunächst entwickelt, um
jekts MUDISA, welches 2013 startete, konnten            Museen, die keine eigene Online-Präsenz haben,
Bestände erstmalig umfassend online zugäng-             zu ermöglichen, in Portalen sichtbar zu werden,
lich gemacht und das Know-how sowie die In-             kann museum-digital auch für die Inventarisie-
frastruktur für die Umsetzung weiterer Digitali-        rung eingesetzt werden, da viele – insbesondere
sierungsvorhaben geschaffen werden. Im Zuge             kleine Museen – noch über keinerlei Software für
der Erarbeitung einer digitalen Strategie wurde         die Erschließung ihrer Sammlungen verfügten
eine Position geschaffen, die als Schnittstelle         und verfügen.21
zwischen den Abteilungen Sammlung, Kommu-                  Das Freilichtmuseum Roscheider Hof in Konz,
nikation und IT fungiert. Christin Griesheim,           Rheinland-Pfalz, dessen Kern aus einem Kloster-
die diese Position innehat, machte im Gespräch          gut des Benediktinerklosters St. Matthias besteht,
deutlich, dass mit dem digitalen Sammlungsma-           nutzt bei der digitalen Inventarisierung seiner
nagement perspektivisch das Ziel verfolgt wird,         Bestände die Plattform museum-digital. Der Vor-
die Erschließungsdaten sowie die Digitalisate           sitzende des Museumsvereins Helge Klaus Rieder
möglichst vollständig und frei zugänglich zu            koordiniert die Erschließung der Sammlungsob-
veröffentlichen, um dem wachsenden Anspruch             jekte. Im Gespräch verwies er auf die Vorteile bei
der Öffentlichkeit nach kultureller Teilhabe ge-        der Zusammenarbeit mit museum-digital. Diese
recht werden zu können. Trotz dieser tief grei-         Plattform ermöglicht es auch mit den ehrenamt-
fenden Maßnahmen kann die digitale Erfassung            lich tätigen Mitarbeiter*innen kollaborativ und
und Digitalisierung der Sammlungsbestände               flexibel zu arbeiten. Neben der Inventarisierung
größtenteils nur über drittmittelgeförderte             erfolgt gleichzeitig auch die Verschlagwortung
Projekte erfolgen. In Zusammenarbeit mit dem            der Bestände mittels Verlinkungen zur Gemein-
Forschungs- und Kompetenzzentrum Digitali-              samen Normdatei, Wikipedia und anderen Quel-
sierung Berlin (digiS) konnten bereits wichtige         len. Nicht nur in Zeiten der Corona-Pandemie
Digitalisierungsprojekte realisiert werden. Neben       und der damit verbundenen Kontaktbeschrän-

                                                                                                AKMB-news 1 – 2/2020, Jahrgang 26   25
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                            kungen wird dank des browserbasierten Zugangs         zu einem verbesserten Kommunikationsfluss
                            zu museum-digital die Erschließung auch vom           und zu einer insgesamt höheren Wertschätzung
                            Homeoffice aus möglich.                               der Dokumentationsarbeit auf allen Mitarbeiter­
                               Steffen Krestin, Leiter der Stadtgeschichtli-      ebenen geführt hat. Ebenfalls positiv schätzte
                            chen Sammlungen des Stadtmuseums und -ar-             Christin Griesheim von der Berlinischen Gale-
                            chivs Cottbus, betont als ehemaliges Mitglied der     rie die transparente Einbeziehung der Mitarbei-
                            Fachgruppe Dokumentation des Deutschen Mu-            ter*innen unterschiedlicher Abteilungen sowie
                            seumsbundes, dass bei dem Übergang von der            den Austausch mit anderen Institutionen zum
                            klassischen Museumsdokumentation zu einer di-         Thema digitale Erschließung und Veröffentli-
                            gitalen Erschließung die Karteikarte immer noch       chung, um Inselpositionen sowohl innerhalb
                            gebraucht wird. Am Stadtmuseum Cottbus kann           als auch außerhalb des Hauses zu überwinden,
                            der Digitalisierungsprozess angesichts fehlender      ein. Ähnlich bewertete das Theatermuseum
                            finanzieller und zeitlicher Ressourcen nur spora-     Düsseldorf die enge Zusammenarbeit mit den
                            disch stattfinden. Bei der digitalen Zugänglich-      anderen Häusern aus dem städtischen d:kult-
                            machung der Sammlungsbestände ist es unbe-            Verbund als Bereicherung, da die Häuser ver-
                            dingt erforderlich, dass die Mitarbeiter*innen für    gleichbaren Herausforderungen begegnen und
                            einen versierten Umgang mit den nötigen techni-       gemeinsam an Lösungen gearbeitet werden kann.
                            schen Mitteln, wie etwa einer Inventarisierungs-      Etwa die Erarbeitung einer digitalen Strategie
                            software, geschult werden. Die Entscheidung, die      wird als gemeinsames Projekt verfolgt.
                            Plattform museum-digital zur Veröffentlichung            Das Saarlandmuseum betont die neuen Er-
                            der Sammlungsbestände zu nutzen, wurde durch          kenntnisse, die sich für das Haus durch die Dar-
                            den Museumsverband Brandenburg initiiert.             stellung der eigenen Bestände in der Deutschen
                            Da museum-digital als Aggregator für die DDB          Digitalen Bibliothek ergeben. Erst die Zusam-
                            fungiert, war es möglich, die dort veröffentlichten   menführung der Objektdaten ermöglicht es,
                            Bestände inzwischen auch im Portal der DDB            inhaltliche Kontinuitäten zwischen den zwei
                            und der Europeana zu präsentieren.                    Sammlungsbereichen des Museums zu erken-
                                                                                  nen, die vor Ort strukturell stark voneinander
                            Wie bewerten Museen ihre Teilnahme an                 getrennt seien – die Alte Sammlung und die Mo-
                            Online-Portalen und was bietet die DDB an?            derne Galerie. Ebenfalls positiv sei die Resonanz
                            Laut dem Leitfaden „Standards für Museen“ ge-         der Besucher*innen, die während der Corona-
                            hört zur Bewertung der Forschungsarbeit an Mu-        Zeit über Social Media auf die Sammlung im
                            seen, deren Grundlage die Objektdokumentation         Portal Bildindex aufmerksam gemacht werden
                            ist und deren Publikation ein wichtiges Resultat      konnten.
                            darstellt, „die Begutachtung der Resultate und           Neben der Frage nach Bewertung der bisheri-
                            die Evaluation der erzielten Leistungen. Je nach      gen Online-Veröffentlichung in Portalen wurden
                            Größe des Museums werden unterschiedliche             die Interviewten bei den Partnerinstitutionen
                            Formen der Evaluierung genutzt.“22 Evaluieren         auch nach ihren Wünschen und Erwartungen
                            im Kulturbereich dient der Analyse und kann           an Portale für die Zukunft befragt. Es wurde ge-
                            u. a. Empfehlungen darüber beinhalten, wie ein        äußert, an Entscheidungen über die Darstellung
                            Vorhaben mit Blick auf die gesteckten Ziele an-       der Erschließungsinformationen, etwa durch
                            gepasst und weiterentwickelt werden kann.23 Im        die Mitbestimmung der Feldnamen auf den Ob-
                            Rahmen der Gespräche mit einzelnen Datenpart-         jektseiten der DDB, teilhaben zu können. Auch
                            nern wurde danach gefragt, ob die bisherigen,         wurde der Wunsch nach verschiedenen, intui-
                            z. T. langjährigen Erfahrungen der Teilnahme          tiven Einstiegsmöglichkeiten, etwa anhand von
                            an Portalen von den Museen selbst evaluiert           thematischen und sammlungsbezogenen Samm-
                            werden und, falls ja, anhand welcher Kriterien.24     lungen, geäußert. Stärker wünschten sich die
                            Die befragten Museen führen bisher keine sys-         befragten Museumsmitarbeiter*innen, dass die
                            tematische Evaluation ihrer Teilnahme an Onli-        Portale neue Nutzungsszenarien entwickeln, die
                            ne-Portalen durch. Dennoch wird die Teilnahme         sowohl informativ als auch unterhaltsam sind.
                            – gemessen an den Beweggründen für ihre Betei-        Es solle nicht nur um die Abbildung von Infor-
                            ligung – durchgehend als sinnvoll eingeschätzt.       mationen gehen, sondern auch darum, diese zu
                               Zunächst gaben unsere Ansprechpartner*in-          kontextualisieren. Speziell wurde der Bedarf an
                            nen Auskünfte darüber, wie sie die Prozesse, die      Angeboten für das Erstellen und Veröffentlichen
                            im Zuge der digitalen Transformation an ihren         von Online-Ausstellungen zum Ausdruck ge-
                            Häusern eingeführt worden sind, bewerten. Ro-         bracht, die über DDBstudio seit 2019 verfügbar
                            land Augustin vom Saarlandmuseum begrüßte             sind.
                            die Tatsache, dass die abteilungsübergreifende           Wie in der Strategie 2015 – 2020 festgehalten,
                            Zusammenarbeit an der Sammlungsdatenbank              plant die DDB, ihre Angebote künftig – insbe-

26   AKMB-news 1 – 2/2020, Jahrgang 26
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sondere auch für spezifische Zielgruppen – aus-         Ressourcen, ihre Bestände für die Präsentation
zubauen und weiterzuentwickeln. Fachcom-                auf Plattformen und die Weitergabe an Portale
munities sollen als Multiplikator*innen gezielt         wie die DDB aufzubereiten.27
angesprochen und eingebunden werden, etwa im               Weiterhin haben unsere Gesprächspartner*in-
Bildungsbereich.25 Mit der 2019 – 2020 erfolgten,       nen betont, dass die Klärung von Urheberrechten
breit angelegten Nutzerumfrage der DDB wurde            arbeitsintensiv ist. Den technischen Möglichkei-
eine Grundlage hierfür geschaffen.                      ten der Zugänglichmachung des digitalen und
                                                        digitalisierten Kulturerbes steht die Klärung der
Fazit                                                   Frage nach der rechtlichen Zulässigkeit gegen-
Wie die Gespräche mit Datenpartnern gezeigt             über. Das in Deutschland geltende Urheberrecht
haben, sind es vielfältige und doch vergleichbare       hat zur Folge, dass ein Großteil der Objekte des
Motivationen, die die Museen zu einer Teil-             20. und 21. Jahrhunderts nicht kostenfrei für die
nahme bei der DDB bewegen.                              Öffentlichkeit in Online-Portalen zugänglich ge-
   Aufbauend auf einer zunehmend professiona-           macht werden kann. In einem Positionspapier
lisierten und umfassenden digitalen Objektdoku-         des Vorstandes des Deutschen Museumsbundes
mentation, wird der Weg in Online-Portale wie           sowie der Fachgruppe Dokumentation wird die
die DDB gewählt, um geografische und räumliche          Problematik geschildert und ein Lösungsvor-
Begrenzungen zu überwinden. Gleichzeitig wird           schlag zugunsten einer rechtlich zulässigen On-
die Anbindung an eine überregionale, europäi-           line-Stellung der Bildressourcen durch Kultur-
sche Kultur- und Wissenslandschaft angestrebt.          erbeeinrichtungen aufgezeigt.28 Handreichungen
So sollen Informationen, die das jeweilige Mu-          und Best-Practice-Analysen zur Rechteklärung
seum aus der eigenen Forschung heraus zur Ver-          können zwar eine Unterstützung bieten, reichen
fügung stellen kann, möglichst weit gestreut wer-       aber nicht aus. Der Zusammenschluss in Ver-
den. Die Teilnahme an Portalen dient auch dazu,         bünden kann einen hilfreichen Rahmen für einen
die eigenen Besucher*innen anzusprechen. Der            institutionenübergreifenden Austausch zu recht-
Mehrwert von Online-Portalen als Ressource,             lichen Fragen sowie Fragen zu Arbeitsabläufen
die die eigenen analogen und digitalen Angebote         und Richtlinien zur Digitalisierung und Erschlie-
für das lokale Publikum ergänzen können, ist im         ßung bilden.
Zuge der durch die Corona-Pandemie erzwunge-               Die Bewertung der Teilnahme an der DDB fiel
nen Schließung der Museen in Deutschland im             in den Gesprächen durchweg positiv aus, wobei
Frühjahr 2020 besonders deutlich geworden.              die Online-Veröffentlichung in Portalen bei den
   Die der digitalen Erschließung und Online-           Ansprechpartnern bis jetzt noch nicht Gegen-
Veröffentlichung in Portalen zugrunde liegen-           stand systematischer Evaluationen gewesen ist.
den Beweggründe wachsen oftmals aus den                    Die Datenpartner brachten ihren Wunsch
Verpflichtungen der Museen heraus, wie der zur          nach zusätzlichen Einstiegsmöglichkeiten in die
Inventarisierung und der Aufgabe der öffentli-          Daten, etwa die Möglichkeit, die Daten anhand
chen Zugänglichmachung.26 Die Arbeitsschritte           thematischer Sammlungen zu sortieren, zum
hinsichtlich der digitalen Objektdokumentation          Ausdruck. Ferner äußerten sie den Wunsch nach
sind – so sehen es die Standards für Museen vor         Teilhabe, etwa bei der Frage, welche Informa-
– in der Regel im Rahmen hausinterner Inven-            tionsfelder bei der Darstellung der Informatio-
tarisierungsrichtilinien festgelegt. Anders verhält     nen zum Einsatz kommen. Schließlich brachten
es sich mit der Online-Veröffentlichung; diese          die Partner ihren Wunsch nach der Möglichkeit
Aufgabe und die damit verbundenen Ziele und             einer stärkeren Kontextualisierung neben der
Arbeitsschritte, sind in vielen Häusern noch im         ausschließlichen Wiedergabe der Objektinfor-
Begriff, schriftlich festgehalten zu werden, etwa       mationen und -repräsentationen zum Ausdruck.
im Rahmen digitaler Strategien.                         Das neue Ausstellungstool DDBstudio wurde
   Um die zuvor definierten Ziele zu erreichen,         als willkommenes, attraktives Angebot in dieser
werden von den Museen je nach Ausgangssi-               Richtung bewertet.
tuation unterschiedliche Maßnahmen ergriffen.              Auch in Zukunft wird die Fachstelle Museum
Was die Gespräche mit Datenpartnern gemein              der DDB ihrer Aufgabe nachgehen, die Arbeits-
haben, ist die Bewertung der fehlenden finan-           weisen der Museen zu verfolgen und ihre Bedürf-
ziellen Ressourcen als eine der größten Heraus-         nisse nachzuvollziehen. Dabei liegt der Fokus auf
forderungen. Viele Museen sind auf Förderung            der digitalen Erschließung und der Online-Ver-
angewiesen, um ihre Sammlungsbestände in der            öffentlichung von musealen Erschließungsdaten.
Tiefe zu erschließen, um sie anschließend zu di-        Darüber hinaus nimmt die Fachstelle weiterhin
gitalisieren und online zur Verfügung zu stellen.       die Aufgabe wahr, die Perspektive der Museen in
Die Zusammenarbeit mit Aggregatoren bietet              die Weiterentwicklung der DDB einzubringen.
den Museen die Möglichkeit, trotz mangelnder            Auf diese Weise kann die Fachstelle die Museen

                                                                                              AKMB-news 1 – 2/2020, Jahrgang 26   27
D ie D eutsche D igitale B ibliothek – O nline -P ortal für M useen

                            im täglichen Austausch bei der Veröffentlichung                11. Deutscher Museumsbund e. V. und ICOM-
                            von Objektdaten beraten und begleiten. Die di-                     Deutschland (Hg.), Standards für Museen, Kassel
                                                                                               u. a. 2006, S. 19; www.museumsbund.de/fileadmin/
                            gitale Transformation trägt zweifelsohne zum
                                                                                               geschaefts/dokumente/Leitfaeden_und_anderes/
                            Wandel der Museen bei. Die DDB, vertreten
                                                                                               Standards_fuer_Museen_2006.pdf [letzter Zugriff:
                            durch die Fachstelle Museum, unterstützt sie da-                   09.07.2020].
                            bei und wandelt sich mit ihnen.                                12. Ebd., S. 18; sowie Deutscher Museumsbund e. V.
                                                                                               2011, S. 13 f.
                             1. Vgl. Schweibenz, Werner, Vom traditionellen zum            13. Deutscher Museumsbund e. V. 2011, S. 13.
                                virtuellen Museum. Die Erweiterung des Museums in          14. Ebd., S.14.
                                den digitalen Raum des Internets, Diss. Saarbrücken        15. Euler, Ellen u. a., Kulturportale im Web. Eine Ein­
                                2008, Frankfurt am Main 2008, S. 21.                           führung. In: Euler, Ellen u. a. (Hg.), Handbuch Kul­
                             2. Vgl. Hagedorn-Saupe, Monika und Werner Schwei-                 turportale. Online-Angebote aus Kultur und Wissen­
                                benz, Erschließung, Vernetzung und Access. In:                 schaft, S. 3–11, hier S. 3 f.
                                Klimpel, Paul und Ellen Euler (Hg.), Der Vergan­           16. Dies kann in Form von Kontaktaufnahmen durch
                                genheit eine Zukunft. Kulturelles Erbe in der digita­          Besucher*innen geschehen, vergleichbar mit dem
                                len Welt, Berlin 2015, S. 46–61, hier S. 47 f.                 Crowd- bzw. Expertsourcing; vgl. Hagedorn-Saupe,
                             3. Vortrag von Monika Hagedorn-Saupe und Jan                      Monika und Werner Schweibenz, Erschließung,
                                Behrendt, „Was macht eine gute Digitale Strategie              Vernetzung und Access, S. 56 f.
                                aus?“, CIDOC-Workshop anlässlich der ICOM                  17. Betreiber des Bildindex der Kunst und Architek-
                                Deutschland-Jahrestagung München, 15.11.2019.                  tur ist das Deutsche Dokumentationszentrum für
                             4. Vgl. http://cidoc.mini.icom.museum/working-                    Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg; www.
                                groups/digital-strategy-development/ [letzter Zugriff:         bildindex.de.
                                01.07.2020].                                               18. https://emuseum.duesseldorf.de/objects/viewcollections
                             5. Vgl. Pöllmann, Lorenz und Clara Herrmann, Kul­                 [letzter Zugriff: 09.07.2020].
                                turbetriebe im digitalen Wandel: Grundlagen einer          19. Vgl. Gläserne Figuren in der DDR. Digitalisierung
                                digitalen Strategie. In: dies. (Hg.), Der digitale Kul­        und Erschließung von Tonbändern und Fotogra-
                                turbetrieb. Strategien, Handlungsfelder und Best               fien im Deutschen Hygiene-Museum; https://www.
                                Practices des digitalen Kulturmanagements, Wies-               dhmd.de/sammlung-forschung/forschung/glaeserne-
                                baden 2019, S. 3–36, hier S. 11 f.                             figuren-digitalisierung/ [letzter Zugriff: 09.07.2020].
                             6. Deutscher Museumsbund e. V. (Hg.), Leitfaden für           20. Folgende Publikationen wurden u. a. herangezogen:
                                die Dokumentation von Museumsobjekten – von der                digiS Berlin – Zuse Institute Berlin (Hg.), Handrei­
                                Eingangsdokumentation bis zur wissenschaftlichen               chung: Rechtliche Rahmenbedingungen für Digitali­
                                Erschließung, Berlin 2011, S. 6, https://www.muse­             sierungsprojekte von Gedächtnisinstitutionen, 2017,
                                umsbund.de/wp-content/uploads/2017/03/dmb-do­                  http://dx.doi.org/10.12752/2.0.002.1; Bundesminis­
                                kumentation.pdf [letzter Zugriff: 09.07.2020].                 terium für Bildung und Forschung (Hg.), Open
                             7. Die Gespräche mit unseren Datenpartner*innen,                  Access in Deutschland - Die Strategie des Bundesmi­
                                auf die in diesem Beitrag Bezug genommen wird,                 nisteriums für Bildung und Forschung, 2016, https://
                                haben im Mai und Juni 2020 in Form von Telefon-                www.bmbf.de/upload_filestore/pub/Open_Access_
                                gesprächen und Videokonferenzen stattgefunden.                 in_Deutschland.pdf; digiS – Servicestelle Digitali-
                                Bei unseren Gesprächsteilnehmer*innen möchten                  sierung Berlin, Kooperativ in die digitale Zeit – wie
                                wir uns herzlich für die Einblicke und den Aus-                öffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons
                                tausch bedanken: Dr. Roland Augustin, Saarland-                fördern. Eine Einführung in offene Kulturdaten,
                                museum, Stiftung Saarländischer Kulturbesitz;                  2016, urn:nbn:de:0297-zib-59131, [letzte Zugriffe:
                                Christin Griesheim, Berlinische Galerie – Landes-              09.07.2020].
                                museum für Moderne Kunst, Fotografie und Archi-            21. Dieser Service wird kostenlos angeboten. Siehe
                                tektur; Noreen Klingspor, Landesmuseum Würt-                   Kopp-Sievers, Susanne u. a., museum-digital. Ein
                                temberg; Steffen Krestin, Stadtmuseum Cottbus;                 zivilgesellschaftliches Projekt großer und kleiner Mu­
                                Helge Klaus Rieder, Volkskunde- und Freilicht-                 seen. In: Euler 2015, S. 322–329.
                                museum Roscheider Hof Konz; Sylke Schäfer und              22. Vgl. Deutscher Museumsbund e. V. und ICOM-
                                Manuel Voytech, Stiftung Deutsches Hygiene-Mu-                 Deutschland 2006, S. 19.
                                seum Dresden; Margret Schild, Theatermuseum der            23. Siehe den Leitfaden Migros-Kulturprozent und
                                Landeshauptstadt Düsseldorf.                                   Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia (Hg.),
                             8. Vgl. Stiftung Preußischer Kulturbesitz (Hg.), Deut­            Evaluieren in der Kultur. Warum, was, wann und
                                sche Digitale Bibliothek. Kultur und Wissen online.            wie? 2008, S. 15; https://prohelvetia.ch/app/uploads/
                                Strategie 2020, Berlin 2016, S. 14 f., https://cms.deut­       2016/12/leitfaden_2014_dt_online.pdf [letzter Zu-
                                sche-digitale-bibliothek.de/sites/default/files/media/         griff: 09.07.2020].
                                documents/ddb_strategie_2020_download.pdf [letz-           24. Aspekte, anhand derer Kulturprojekte evaluiert
                                ter Zugriff: 09.07.2020].                                      werden können, können sein: Relevanz, Nachhal-
                             9. Die Angebote der DDB richten sich an verschiedene              tigkeit, Impact, Effektivität, Effizienz; allerdings er-
                                Zielgruppen. Vgl. ebd., S. 22.                                 gibt die Durchführung einer Evaluation nur unter
                            10. Deutscher Museumsbund e. V. 2011, Vorwort.                     bestimmten Voraussetzungen Sinn; ebd. S. 21 f.

28   AKMB-news 1 – 2/2020, Jahrgang 26
D ie D eutsche D igitale B ibliothek – O nline -P ortal für M useen

25. Stiftung Preußischer Kulturbesitz 2016, S. 39.        28. Vgl. Deutscher Museumsbund e. V. (Hg.), Kultu­
26. Vgl. ICOM – Internationaler Museumsrat: ICOM              relles Erbe im Internet sichtbar machen. Museums­
    Schweiz, ICOM Deutschland, ICOM Österreich (Hg.),         objekte und Urheberrecht. Ein Positionspapier des
    Ethische Richtlinien für Museen von ICOM, 2010;           Vorstandes des Deutschen Museumsbundes und der
    http://www.schaeferwittenberg.de/riemer/icom_             Fachgruppe Dokumentation, 2012, https://www.mu­
    ethische_richtlinien_d_2010.pdf [letzter Zugriff:         seumsbund.de/wp-content/uploads/2017/06/positi­
    09.07.2020].                                              onspapier-kulturelles-erbe-im-internet-sichtbar-ma­
27. Eine Übersicht über die Aggregatoren, mit denen           chen-januar-2012.pdf [letzter Zugriff: 09.07.2020].
    die DDB zusammenarbeitet, ist im Datenpartner-
    portal DDBpro zu finden: https://pro.deutsche-di­
    gitale-bibliothek.de/aggregatoren [letzter Zugriff:
    09.07.2020].

                                                                                                     AKMB-news 1 – 2/2020, Jahrgang 26   29
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