Gemeinsam die Zukunft gestalten: Das Projekt Swiss Library Service Platform (SLSP) - und ...
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ABI Technik 2017; 37(3): 197–207 Fachbeitrag Iris Capatt und Wolfram Neubauer Gemeinsam die Zukunft gestalten: Das Projekt Swiss Library Service Platform (SLSP) https://doi.org/10.1515/abitech-2017-0043 1 Einführung Zusammenfassung: Vor etwa drei Jahrzehnten wurde der erste Bibliotheksverbund der Schweiz gegründet. Seither Vergleichbar zu den Randbedingungen in anderen Län hat sich im Bereich der wissenschaftlichen Bibliotheken dern, stellt sich auch die Situation der wissenschaftlichen eine stark diversifizierte Verbundlandschaft entwickelt, Bibliotheken in der Schweiz als ein einigermaßen kom deren Sinn und deren Zukunftsfähigkeit seit einigen Jah plexes Gebilde dar. Obwohl das Hochschulwesen des Lan ren intensiv diskutiert wird. Mit dem im Jahr 2015 initiier des mehr oder weniger ausschließlich aus öffentlichen Ein ten nationalen Bibliotheksprojekt Swiss Library Service richtungen besteht, bedeutet dies nicht, dass sich hier ein Platform (SLSP) haben sich Bibliotheken und Hochschul einheitliches Bild hinsichtlich Trägerschaft und/oder Fi einrichtungen des ganzen Landes erstmals gemeinsam nanzierungs- und Governmentstrukturen ergeben würde. zum Ziel gesetzt, der wissenschaftlichen Community ein Insofern unterscheidet sich die Situation in der breites Spektrum an Dienstleistungen zu vermitteln, zu Schweiz nicht wesentlich von der in anderen Ländern. unterstützen und selbst anzubieten. Der vorliegende Bei Ein grundsätzlicher Unterschied zu den Nachbarländern trag blickt zunächst auf die Ausgangslage des Projekts ergibt sich jedoch aus der Kleinteiligkeit der politischen zurück, beschreibt dann die Randbedingungen und die Strukturen, aus der relativ geringen Größe des Landes erreichten Ziele der ersten beiden Projektphasen und gibt als Ganzes sowie aus der Mehrsprachigkeit mit ihren drei anschließend einen Ausblick auf die Realisierung, die für bzw. vier Sprachregionen. Diese wenigen Punkte verdeut die Jahre 2018–2020 vorgesehen ist. lichen somit bereits die komplexen Randbedingungen, unter denen in der Schweiz Hochschulen, wissenschaft Schlüsselwörter: Integriertes Bibliothekssystem (ILS), liche Forschungsinstitutionen und die entsprechenden Service Plattform, Bibliothekskooperation Informationseinrichtungen zu agieren haben. Trotz dieser Ausgangslage hat sich allgemein die Er Abstract: About three decades ago, the first library net kenntnis durchgesetzt, dass die Entwicklung und das work within Switzerland has been founded. Since then a Wohlergehen eines kleinen Landes mit nur wenigen na much diversified network landscape has been developed türlichen Ressourcen ganz entscheidend von seiner In within the domain of scientific libraries. Within the last novationsfähigkeit abhängen. Dies hat im Lauf der Jahre years the relevance and the sustainability of this situation dazu geführt, dass Bildung und Wissenschaft, Forschung has been intensively discussed. In 2015 libraries and other und Entwicklung einen besonderen Stellenwert einneh academic institutions from all over the country initiated men. So liegen beispielsweise die Forschungs- und Ent the national library project Swiss Library Service Platform wicklungsaufwendungen der Schweiz mit etwa 3,4 % des (SLSP), which intends to communicate, to support and to Bruttosozialproduktes (im Jahr 2015) mit Ländern wie Is offer a broad package of information services to the scien rael und Japan an der Weltspitze, wobei etwa zwei Drittel ce community. The present article looks back to the star dieser Aufwendungen von der Privatwirtschaft erbracht ting position of the project, followed by a description of werden; dies ist ebenfalls sehr bemerkenswert. Zu erwäh the basic conditions and the achieved goals of the first two nen ist an dieser Stelle auch, dass die meisten Forschungs project phases. Finally there is an outlook to the realizati institutionen der Schweiz stark international ausgerichtet on, which is intended for the years 2018–2020. sind, was ebenfalls entscheidend zu ihrer hohen Innova tionskraft beigetragen hat. Keywords: Integrated Library System (ILS), Service Plat Wir stellen also an dieser Stelle fest, dass Forschung form, Library Co-operation und Entwicklung in der Schweiz einerseits stark internati onal ausgerichtet sind und sich dem internationalen Wett Bereitgestellt von | ETH-Bibliothek Zürich Angemeldet Heruntergeladen am | 23.01.18 09:05
198 Fachbeitrag I. Capatt und W. Neubauer, Gemeinsam die Zukunft gestalten bewerb stellen, dass jedoch andererseits die staatlichen Studien- und Bildungsbibliotheken, unterschiedlichste Wissenschaftsinstitutionen nach wie vor vom Föderalis Typen von Spezialbibliotheken, Behördenbibliotheken mus und den damit verbundenen politischen Randbedin usw. Die Hochschulbibliotheken versorgen die jeweilige gungen entscheidend geprägt werden. Diese wiederum Trägerinstitution bzw. deren Mitglieder mit relevanten sind wesentlich von breiter Diskussion und kooperativen Informationen, haben jedoch in der Schweiz nicht selten Entscheidungsprozessen bestimmt. noch weitere Funktionen zu erfüllen.4 Die von der Biblio thek der ETH Zürich5 ausgeübte Doppelfunktion geht noch einmal in eine etwas andere Richtung, da sie einmal als 2 D as Hochschulsystem der Universitätsbibliothek fungiert und gleichzeitig als nati onales Zentrum für naturwissenschaftlich-technische In Schweiz und seine Bibliotheken formation als faktisch landesweite Einrichtung wirkt. Die Bibliotheken der Fachhochschulen bzw. Pädagogischen Die Hochschulen der Schweiz sind, wie bereits erwähnt, Hochschulen sind, wie die Trägereinrichtungen selbst, mehr oder weniger ausschließlich in öffentlicher Hand.1 sehr heterogen. Hier gibt es größere, gut organisierte In So existieren gegenwärtig 10 kantonale, teilweise fach formationseinrichtungen mit umfangreichen und wissen lich fokussierte Universitäten, 2 Technische Universitäten schaftlich relevanten Beständen, ebenso wie kleine und als Einrichtungen der Schweizer Eidgenossenschaft (des kleinste Bibliotheken, die nicht immer die kritische Masse „Bundes“), 8 kantonale bzw. interkantonale Fachhoch einer professionell strukturierten wissenschaftlichen Bi schulen sowie 14 Pädagogische Hochschulen.2 bliothek erreichen. An dieser Stelle besonders zu erwähnen ist die seit Die im Jahr 1895 gegründete Schweizerische National dem Jahr 2015 auf Basis eines Bundesgesetzes eingerich bibliothek6 ist als die nationale Gedächtnisinstitution für tete neue Rektorenkonferenz („swissuniversities“) der das Sammeln, das Aufbewahren und die Bereitstellung Schweizer Hochschulen, deren Aufgabe u. a. in der Inte aller Publikationen mit Bezug zur Schweiz zuständig und ressensvertretung auf nationaler und internationaler Ebe hat ihren Sitz in Bern. ne besteht. Darüber hinaus nimmt swissuniversities auch Neben den eigentlichen wissenschaftlichen Biblio subsidiäre Aufgaben im Rahmen von Förderprojekten und theken existieren eine Reihe von Koordinationsorganen -programmen des Bundes wahr. und Serviceinstitutionen für diese Einrichtungen, die Forschungsförderung findet in der Schweiz auf unter allerdings keiner zentral organisierten Leitungsstruktur schiedlichsten Ebenen statt, doch ist der Schweizerische folgen. Es gibt Einrichtungen, die auf Basis formaler in Nationalfonds (SNF)3 der bedeutendste Akteur zur Unter terkantonaler Verträge zusammenarbeiten,7 es gibt biblio stützung von Wissenschaft, Forschung und Lehre. In die thekarische Vereine,8 es gibt national geförderte Projekte,9 sem Kontext ist allerdings die Information wichtig, dass und es gibt alle Arten von halboffiziellen bzw. informellen, wissenschaftliche Bibliotheken und Informationseinrich andererseits jedoch auch verbindlichen Kooperations tungen durch die Programme des SNF im Regelfall nicht strukturen.10 gefördert werden können, da Infrastrukturförderung nicht zum Förderportfolio gehört. 4 Als Beispiele sind hier zu erwähnen: Die Bibliothek der Universi Alle Schweizer Hochschulen betreiben naturgemäß tät Lausanne (Bibliothèque Cantonale et Universitaire, https://www. auch entsprechende Informationseinrichtungen, die von bcu-lausanne.ch) oder die Zentralbibliothek Zürich (Kantons-, Stadt- One-Person-Libraries bis hin zu großen Universalbibli und Universitätsbibliothek Zürich, https://www.zb.uzh.ch). otheken mit mehreren Hundert Mitarbeitenden reichen. 5 Vgl. hierzu: https://www.library.ethz.ch. Daneben gibt es eine größere Zahl anderer Bibliotheks 6 Vgl. hierzu: https://www.nb.admin.ch. typen, wie (wissenschaftliche) Kantonsbibliotheken, sog. 7 Hierzu gehört beispielsweise der Westschweizer Bibliotheksver bund RERO (https://www.rero.ch). 8 Zu erwähnen ist hier der sog. Informationsverbund Deutsch 1 Detailangaben zur Situation der Hochschulen der Schweiz finden schweiz; eine koordinierte Zusammenarbeit von vier autonomen Bi sich bei Benitz, S., W. Neubauer. „Die Hochschulbibliotheken in der bliotheksverbünden (https://www.informationsverbund.ch). Schweiz.“ In Bibliothek, Forschung und Praxis 33,3 (2009): 315–327, 9 Das vermutlich umfassendste Bibliotheksprojekt der Schweiz bis hier 317–318. Die dort skizzierten Angaben sind mit geringen Ände zur Initiierung von SLSP war das Förderprogramm E-lib.ch, unter rungen nach wie vor relevant. dessen Dach eine Reihe von bibliothekarisch bedeutsamen Teilpro 2 Detailangaben zum übergeordneten Koordinationsorgan „swiss jekten abgewickelt wurden. Das Projekt ist mittlerweile abgeschlos universities“ sowie zu den dort vertretenen Hochschulen finden sich sen (https://www.e-lib.ch). unter: https://www.swissuniversities.ch. 10 Hierunter lässt sich etwa das Konsortium Schweizer Hochschul 3 Vgl. hierzu: https://www.snf.ch. bibliotheken subsumieren. Die operativen Aufgaben dieses Projektes Bereitgestellt von | ETH-Bibliothek Zürich Angemeldet Heruntergeladen am | 23.01.18 09:05
I. Capatt und W. Neubauer, Gemeinsam die Zukunft gestalten Fachbeitrag 199 3 Die Verbundlandschaft innerhalb ist Virtua der Firma Innovative Interfaces in Betrieb. Im der Schweiz Jahr 2015 gab allerdings der Kanton Waadt seinen Ausstieg aus dem RERO-Verbund bekannt, und die Bibliothek der Universität Lausanne betreibt seit diesem Jahr für alle Bi So diversifiziert die Bibliothekstypen innerhalb der bliotheken des Kantons Waadt den Verbund Renouvaud.14 Schweiz sind, so unterschiedlich sind auch die vorhan Eine weitere Einzellösung wird gegenwärtig an der denen Kooperationsstrukturen. Betrachtet man die heu Nationalbibliothek in Bern entwickelt, die sich nach tige Verbundlandschaft der wissenschaftlichen Biblio einem entsprechenden Auswahlverfahren ebenfalls für theken in der Schweiz, so fällt auf, dass diese keinem das Produkt Alma der Firma Ex Libris entschieden hat. erkennbaren Muster folgt: Die jeweiligen Bibliotheks Bereits mit dem Aufkommen der mehr oder weniger verbünde sind weder eindeutig nach Sprachregion oder integrierten Bibliothekssysteme ab Mitte bis Ende der nach Bibliothekstypus differenziert. Vielmehr besteht ein 1990er Jahre entwickelte sich vor allem in der deutsch Nebeneinander unterschiedlich strukturierter Verbünde, sprachigen Schweiz eine rege Diskussion dahingehend, die teilweise ähnliche Dienstleistungsportfolios bieten, ob und wie weit die Zusammenarbeit der einzelnen Bi andererseits jedoch organisatorisch ganz unterschiedlich bliotheken etwa beim Betrieb eines Bibliothekssystems aufgebaut sind. oder im Bereich Medienkatalogisierung reichen sollte. Die Die Diskussion über den Sinn und die Zukunftsfä bereits eingangs erwähnten föderalen politischen Struk higkeit dieser Netzwerk- bzw. Verbundstrukturen ist al turen und die unterschiedlichen Interessen der einzelnen lerdings vermutlich so alt wie die regionalen Verbünde Hochschulen bzw. Bibliotheken haben jedoch dazu ge selbst, im Falle des Bibliotheksverbundes NEBIS also etwa führt, dass sich die Verbundlandschaft der Schweiz heute 30 Jahre. Dieser Verbund ist gegenwärtig der größte in der als sehr heterogen darstellt. Abbildung 1 verdeutlicht die Schweiz und ist organisatorisch in die ETH-Bibliothek in gegenwärtige Situation, die dadurch charakterisiert ist, Zürich eingebunden: Das Netzwerk von Bibliotheken und dass neben den beiden großen Verbünden NEBIS und Informationsstellen in der Schweiz (NEBIS)11 ist der einzig RERO im Bereich der wissenschaftlichen Bibliotheken mehrsprachige Verbund der Schweiz und umfasst gegen mindestens noch drei oder vier weitere Verbundstruk wärtig etwa 150 Bibliotheken aus allen Landesteilen. turen existieren.15 Das Faktum, dass daneben auch unter Der NEBIS-Verbund wiederum ist Teil des überge schiedliche Softwareprodukte zum Einsatz kommen, hat ordneten Informationsverbundes Deutschschweiz IDS,12 ebenfalls nicht zu einer engeren Kooperation der einzel der als Verein konstituiert ist. Diesem gehören noch drei nen Verbundstrukturen beigetragen. weitere universitäre Verbünde aus der deutschsprachigen Trotz dieser, aus gesamtschweizerischer Sicht eher Schweiz an (Basel-Bern, Luzern und St. Gallen), wobei unbefriedigenden Situation, konnte zumindest am Bi alle vier Teilverbünde auf lokaler Ebene autonom agieren. bliotheksstandort Zürich in den letzten Jahren eine be Zum Einsatz kommt in allen Fällen das Softwareprodukt merkenswerte Integration zweier Bibliotheksverbünde Aleph der Firma Ex Libris. realisiert werden. Mit dem im Jahr 2013 abgeschlossenen In der französischsprachigen Schweiz haben sich bis Projekt INUIT16 wurden die Bibliotheksverbünde NEBIS her die meisten Bibliotheken dem Réseau Romand RERO und der „Informationsverbund der Universität Zürich“ (Réseau des bibliothèques de Suisse occidentale)13 ange zum grössten Bibliotheksverbund der Schweiz zusam schlossen. In diesem Kontext ist zu beachten, dass dieser mengeführt. Im Verlauf der Realisierung dieses Projektes Bibliotheksverbund nicht nur wissenschaftliche, sondern konnten einmal wertvolle Erkenntnisse bei der Migration auch allgemein öffentliche und Schulbibliotheken um und Dedublierung großer Datenmengen gewonnen wer fasst. RERO wird von den Kantonen Genf, Freiburg, Neuen den. Eine ebenfalls wichtige Erfahrung war darüber hi burg, Jura, Wallis und Waadt als Träger der beteiligten Bi naus, wie die Zusammenarbeit einer größeren Anzahl von bliotheken getragen und finanziert. Als Softwareprodukt 14 Vgl. hierzu: http://www.bcu-lausanne.ch/renouvaud. Zum Ein werden von der Bibliothek der ETH Zürich durchgeführt, alle an satz kommt das Bibliothekssystem ALMA der Firma Ex Libris. deren Hochschulbibliotheken der Schweiz sind jedoch durch un 15 An dieser Stelle sollte ergänzend darauf hingewiesen werden, terschiedliche Gremien und Entscheidungsprozesse eingebunden. dass auch auf der Ebene von Kantons- und Gemeindebibliotheken Eine rechtsverbindliche Organisationsstruktur im klassischen Sinn entsprechende Verbundstrukturen existieren, wodurch das Gesamt existiert nicht (vgl. hierzu: https://www.consortium.ch). bild weiter verkompliziert wird. Vgl. hierzu beispielsweise : https:// 11 https://www.nebis.ch. www.bvsga.ch/VerbundSG/default.aspx#Start1 und http://www.bi 12 Vgl. hierzu Anm. 8. bliotheken-gr.ch/VerbundGR/default.aspx#Start1. 13 https://www.rero.ch. 16 Vgl. hierzu: http://blogs.ethz.ch/inuit/. Bereitgestellt von | ETH-Bibliothek Zürich Angemeldet Heruntergeladen am | 23.01.18 09:05
200 Fachbeitrag I. Capatt und W. Neubauer, Gemeinsam die Zukunft gestalten Abb. 1: Die gegenwärtige Verbundlandschaft der Schweiz Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verschiedener Institu dest deutschschweizerische) Hochschulbibliotheken bil tionen sinnvoll und zielorientiert gestaltet werden kann. det. So gab es bereits kurz nach Abschluss des Projektes Ein nicht vorhersehbares Ergebnis des Projektes INUIT erste konkrete Interessensbekundungen von Hoch INUIT war zudem der sich während der Realisierungspha schulbibliotheken hinsichtlich einer Aufnahme in NEBIS. se entwickelnde Ansatz, die dort gemachten Erfahrungen Parallel hierzu erfolgte der erwähnte Austritt der BCU in eine neue, weit größere Projektidee zu überführen. So Lausanne aus dem Bibliotheksverbund RERO, was auch wurde an dieser Stelle der Gedanke entwickelt, ob es nicht dort der Diskussion über die weitere Zukunft dieses Netz möglich und sinnvoll sein könnte, ein Integrationsprojekt werkes erheblichen Schwung verlieh. für alle Bibliotheksverbünde der Schweiz zu entwickeln Neben diesen regionalen und/oder nationalen Rand und damit das Konstrukt NEBIS bzw. ein weiterentwi bedingungen gibt es naturgemäß auch eine Reihe wei ckeltes NEBIS auf die nationale Ebene zu übertragen. terer, ganz grundsätzlicher Aspekte, die vor allem die zukünftigen Aufgaben und Möglichkeiten wissenschaft licher Hochschulbibliotheken betreffen. Zu erwähnen 4 S wiss Library Service Platform sind hier in erster Linie die rasanten Entwicklungen des Informations- und Wissensmanagements, wo in rascher (SLSP): Die Idee Folge neue Handlungsfelder entstehen, auf denen Hoch schulbibliotheken Innovationangebote machen müssen.17 Das Projekt SLSP ist das umfassendste Bibliotheksprojekt, Hierzu sind natürlich entsprechende professionelle Kom das bisher in der Bibliotheksgeschichte der Schweiz ini tiiert werden konnte. In seinen Grundüberlegungen geht SLSP einmal zurück auf die erfolgreiche Integration des 17 Vgl. hierzu: Oesterheld, Ch. Von dezentralen Bibliotheksverbün- Informationsverbundes der Universität Zürich mit dem Bi den zur nationalen Dienstleistungsplattform. – Vortrag, gehalten auf bliotheksverbund NEBIS, die letztlich den Ausgangspunkt dem 106. Deutschen Bibliothekartag in Frankfurt a. Main. Frankfurt für eine Ausweitung dieses Ansatzes auf weitere (zumin a. M. 2017, Folie 3. Bereitgestellt von | ETH-Bibliothek Zürich Angemeldet Heruntergeladen am | 23.01.18 09:05
I. Capatt und W. Neubauer, Gemeinsam die Zukunft gestalten Fachbeitrag 201 petenzen ebenso notwendig, wie die Entwicklung sinn Serviceportfolio von SLSP voller technischer und organisatorischer Lösungen. Basic/immediate Services: Ergänzend zu diesen Punkten müssen darüber hinaus Hierzu gehören Services, die zum Zeitpunkt der Betrieb Wege gefunden werden, wie die Bibliotheken in ihren Rou saufnahme von SLSP implementiert sein müssen. Zu tineprozessen dauerhaft entlastet werden können, um auf dieser Gruppe gehören all diejenigen Dienstleistungen, diese Weise diejenigen Personalressourcen freizuspielen, die für Bibliotheken der primären Zielgruppe von Be die für die Erarbeitung neuer, zielgruppenspezifischer ginn an notwendig sind und somit das Basispaket bil Serviceangebote unabdingbar sind. Hier rückt dann die den. Die Mehrzahl dieser Services ist mit dem zentralen Frage in den Vordergrund, wie dieser Transformations Bibliotheksverwaltungssystem verbunden. prozess durch den Einsatz von Bibliothekssystemen der neuen Generation unterstützt werden kann. Optional/immediate Services: Für die spezifische Situation in der Schweiz lässt sich In diese Gruppe gehören modular angebotene Services, also festhalten, dass ab dem Jahr 2013 mehr oder weniger die zum Zeitpunkt der Betriebsaufnahme von SLSP im allen Stakeholdern klar wurde, dass jetzt eine günstige plementiert sein müssen. Diese Dienstleistungen wer Gelegenheit sein könnte, über die heterogene Verbund den nicht von allen Kunden bezogen, sind jedoch für landschaft des Landes nachzudenken und eine gemein einige von Beginn an notwendig. same Anstrengung hinsichtlich einer sehr viel stärkeren Basic/future Services: Integration zu unternehmen. Hierzu setzten sich Bibli Hier handelt es sich um für die Zukunft wünschens othekarinnen und Bibliothekare von 10 Institutionen18 werte Services, die jedoch für die Aufbauphase von zusammen und erarbeiteten unter Federführung der SLSP keine Priorität haben. Diese Dienstleistungen ETH-Bibliothek einen Förderantrag zur Einreichung beim werden zu einem späteren Zeitpunkt ins Basispaket der nationalen Förderprogramm SUK P-2.19 Generelles Ziel SLSP aufgenommen. des Antrages war der Aufbau einer zentralen Serviceplatt form für die ganze Schweiz, allerdings mit klarem Fokus Optional/future Serivces: auf die Bereiche Wissenschaft, Forschung und Entwick Bei diesen Dienstleistungen handelt es sich um in der lung. Bereits von Beginn an war allen Beteiligten klar, Zukunft denkbare Services, die modular angeboten dass der Schwerpunkt aller Bemühungen auf den beiden und nicht von allen Kunden bezogen werden. Elementen Kundenorientierung (Wer sind die Kunden Verwaltungsservices: und was erwarten sie?) und Dienstleistungsorientierung Diese Gruppe von Services ist für die Administration (Welches Serviceportfolio sollte angeboten werden?) lie und den Betrieb von SLSP notwendig und wird von al gen sollte. len Zielgruppen/Kunden automatisch bezogen. Ebenfalls bereits in der Frühphase stimmten alle Stakeholder dahingehend überein, dass der erste Schritt beim konkreten Aufbau einer Serviceplattform, praktisch das Grundelement aller weiteren Aktivitäten, die Einfüh rung eines Bibliothekssystems der neuen Generation sein 5 D ie Vision für SLSP und die sollte, wodurch die heterogene Verbundlandschaft einen Konzeptionsphase beträchtlichen Integrationsschub erhalten würde. Im Verlauf der zweiten Hälfte des Jahres 2014 wurden 18 Hierbei handelte es sich um folgende Institutionen: ETH-Bibli alle Ideen, Vorschläge und Diskussionsbeiträge aus den othek, Bibliothèque Cantonale et Universitaire de Fribourg, Haupt genannten Einrichtungen zusammengefasst und mün bibliothek der Universität Zürich, Haute Ecole de Gestion Genève deten schließlich im Februar 2015 in einen Förderantrag (HES-SO), Informationsverbund Deutschschweiz e. V., Réseau des bei swissuniversities, der die Vision einer nationalen bibliothèques de Suisse occidentale (RERO), Universitätsbibliothek Basel, Universitätsbibliothek Bern und Zentralbibliothek Zürich. Dienstleistungsplattform für wissenschaftliche Infor 19 Das Förderprogramm SUK P-2 (Wissenschaftliche Information: mationen formulierte und die für die Erreichung dieser Zugang, Verarbeitung und Speicherung) von swissuniversities (vgl. Vision notwendigen Prozesse, personellen und finanzi Anm. 2) sollte einen wesentlichen Beitrag zur Bündelung der An ellen Ressourcen und technischen Randbedingungen vor- strengungen der Hochschulen bei der Bereitstellung und Verarbei stellte. tung von wissenschaftlich relevanten Informationen leisten. Durch die Vergabe von Fördermitteln für einschlägige Projektvorschläge Der gesamte Projektablauf sollte sich in drei wesent und Projektrealisierungen sollte hier ein Aufbruch in eine optimierte liche Teilabschnitte gliedern (vgl. Abb. 2): Konzeptions Landschaft für wissenschaftliche Information erreicht werden. phase (August 2015 bis Februar 2017), Aufbauphase (März Bereitgestellt von | ETH-Bibliothek Zürich Angemeldet Heruntergeladen am | 23.01.18 09:05
202 Fachbeitrag I. Capatt und W. Neubauer, Gemeinsam die Zukunft gestalten Abb. 2: Roadmap für den Gesamtprojektzeitraum 2017 bis Februar 2018) und Realisierungsphase (März 2018 folio das mehrsprachige Umfeld adäquat berücksichtigen bis Dezember 2020). müssen, da dies einen entscheidenden Erfolgsfaktor für Wie bereits erwähnt, geht die Vision von SLSP als das gesamte Projekt darstellt. Serviceplattform von einem grundsätzlich zentralen An Die konkreten Ziele der ersten Phase des Projektes satz aus, was jedoch dezentrale Elemente (wie etwa Lo SLSP lassen sich folgendermaßen skizzieren: kalredaktionen für Normdaten) nicht grundsätzlich aus –– Entwicklung eines Serviceportfolios, das sich deut schließt. Auch ist beispielsweise denkbar, dass SLSP von lich an den Bedürfnissen der relevanten Kunden bzw. dezentraler Seite betriebene Serviceapplikationen (wie Kundengruppen orientiert, etwa bisher dezentral betriebene Datenserver) auf natio –– Entwicklung einer sinnvollen Organisationsstruktur naler Ebene „vermarktet“. für die Plattform, einschließlich einer Konzeption hin Ebenfalls bereits angesprochen wurde im Antrag sichtlich Governance, Führung und Betrieb, die grundsätzliche Möglichkeit, durch den Betrieb einer –– Erarbeitung einer technischen Machbarkeitsstudie gemeinsamen, einheitlichen IT-Lösung für die gesamte und Konzeption der informationstechnischen Archi Schweiz Synergien freizusetzen. Arbeiten, die gegenwärtig tektur der zukünftigen IT-Lösung, redundant an vielen Stellen mehr oder weniger gleich ge –– Entwicklung von Vorstellungen hinsichtlich der Fi leistet werden, können nun zentral an einer Stelle erledigt nanzierung der Plattform und ihre Darstellung in werden. Hierdurch besteht zumindest die Möglichkeit, Form eines Businessplanes, vor Ort die dadurch eingesparten Ressourcen anderweitig –– Detaillierte Planung der weiteren Phasen des Pro einzusetzen und auf lokaler Ebene das Angebot an inno jektes, Erarbeitung von Plänen zur angemessenen vativen und stärker kundenorientierten Dienstleistungen Kommunikation und zum Stakeholdermanagement. auszubauen. Naturgemäß war darüber hinaus von Anfang klar, Die konkrete Realisierung des Projektes SLSP orientiert dass sowohl die technische Realisierung, als auch ent sich prinzipiell an den im Projektführungssystem Her sprechende Lösungen für Governance und Serviceport Bereitgestellt von | ETH-Bibliothek Zürich Angemeldet Heruntergeladen am | 23.01.18 09:05
I. Capatt und W. Neubauer, Gemeinsam die Zukunft gestalten Fachbeitrag 203 Abb. 3: Übersicht über die relevanten Arbeitspakete der Konzeptionsphase von SLSP mes20 definierten Projektschritten. Hierbei wird das Ge beitet, so dass an dieser Stelle nur die wichtigsten genannt samtprojekt in einzelne Arbeitsschritte, die Arbeitspakete, werden sollen:23 unterteilt, die dann teils sequentiell, teils parallel abge –– Identifikation von Kunden und Kundengruppen, arbeitet werden. Jedes Arbeitspaket wiederum gliedert –– Lancierung und Bewertung eine Umfrage bei allen re sich in einzelne Sub-Arbeitspakete, die sog. Lieferobjekte. levanten Stakeholdern hinsichtlich der Serviceanfor In der Konzeptionsphase wurden insgesamt 46 dieser derungen an SLSP, Lieferobjekte schwerpunktmässig in den Arbeitspaketen –– Entwicklung einer Servicematrix, „Dienstleistungen und Geschäftsmodell“, „Organisation –– Definition von Varianten für eine sinnvolle Governan und Governance“ sowie „Prozesse und IT-Anforderungen“ ce-Struktur, (vgl. hierzu Abb. 3) bearbeitet.21 –– Übersicht über den Markt für relevante Bibliothekssy Während der etwa 18 Monate dauernden Konzeptpha steme, 22 se wurde eine Vielzahl von einzelnen Ergebnissen erar –– Entwicklung erster Varianten für eine mögliche Syste marchitektur, –– Planung der weiteren Teilphasen des Gesamtpro jektes SLSP, –– erste Varianten eines Businessplanes, 20 Bei Hermes handelt es sich um ein Projektführungsinstrument, –– Ausarbeitung und Einreichung eines weiteren För das etwa seit 1975 in immer wieder neuen Versionen in der Bundes derantrags (für Phase 2). verwaltung der Schweiz im Einsatz und für IT-Projekte verbindlich ist. Vgl. hierzu: http://www.hermes.admin.ch/onlinepublikation/ Zu all diesen Themen wurden umfangreiche Abklärungen index.xhtml. und Ausarbeiten erstellt und in ihren wesentlichen As 21 Jede Arbeitsgruppe umfasste etwa 8–12 Mitglieder aus allen Tei len des Landes sowie aus unterschiedlichen Bibliothekstypen. Ins pekten dem zuständigen Entscheidungsgremium von gesamt waren etwa 60 Bibliothekarinnen und Bibliothekare an der SLSP (in diesem Falle ist dies das sog. Steuerungsgremi Konzeptionsphase beteiligt, die zusammengenommen etwa 1 700 um; vgl. hierzu Abb. 4) zur Diskussion bzw. zur Entschei Personentage einbrachten. Der größte Teil der in den entsendenden dung vorgelegt. Institutionen anfallenden Kosten wurde von diesen übernommen; Wie bereits erwähnt, standen die beiden Aspekte Kun lediglich ein geringer Anteil wurde den Institutionen aus dem Pro den- bzw. Dienstleistungsorientierung von Anfang an im jekt zurückerstattet. Jeder einzelne Service wurde in einem eigenen Lieferobjekt detailliert beschrieben, was vor allem auch für eine Ko Mittelpunkt des Projektes, so dass hier noch eine etwas stenzuweisung sehr hilfreich sein wird. 22 An dieser Stelle sollte man berücksichtigen, dass sich die ein zelnen Projektphasen in der Realität natürlich nicht eindeutig von 23 Die wichtigsten Ergebnisse finden sich unter folgender Adresse: einander abgrenzen lassen. Die monatsscharfe Abgrenzung dient https://blogs.ethz.ch/slsp/a-propos-du-projet/. Der dort genannte primär der Antragstellung. Zwischenbericht ist nicht veröffentlicht. Bereitgestellt von | ETH-Bibliothek Zürich Angemeldet Heruntergeladen am | 23.01.18 09:05
204 Fachbeitrag I. Capatt und W. Neubauer, Gemeinsam die Zukunft gestalten Abb. 4: Organigramm weitergehende Diskussion angezeigt ist. Alle über die hinaus selbst anbietet (Marketingfunktion).25 Um über Serviceplattform angebotenen Dienstleistungen wurden haupt kundenspezifische Dienstleistungen bestimmen zu letztlich durch eine umfangreiche Bedarfserhebung bei können, ist eine Definition der Kundengruppen notwen den bibliothekarischen Stakeholdern (vgl. hierzu Abb. 5) dig, die natürlich nicht zu detailliert ausfallen sollte. Im innerhalb der Schweiz ermittelt. Alle Services sollen Fall von SLSP wurden in einem Beteiligungsmodell drei grundsätzlich allen Kundengruppen angeboten werden, Kundengruppen definiert: Dies sind einmal die „Besitzer“ wobei die optionalen Angebote einen ausreichend groß der Plattform, die in den Aufbau der Plattform investiert en Kundenkreis abdecken müssen. Alle Dienstleistungen haben, über die strategische Ausrichtung entscheiden müssen finanziell selbsttragend sein, Quersubventionen und selbstverständlich gleichzeitig Servicenehmer, also sollen möglichst ausgeschlossen sein. Auf diese Weise Kunden sind. Die zweite Gruppe umfasst diejenigen In bleibt die Modularität des Angebotes flexibel, und die stitutionen, die das sog. Basispaket beziehen (vgl. Abb. 4) Kostentransparenz auf Produktebene bleibt erhalten. Das und hierfür jährliche Grundbeiträge leisten. Zusätzliche Gesamtpaket des Serviceportfolios lässt sich so auf die In Services werden gesondert bezahlt. Die dritte Gruppe sind teressen und finanziellen Möglichkeiten der unterschied Institutionen, die lediglich optionale Services in Anspruch lichen Kundengruppen ausrichten.24 nehmen und hierfür auf Produktbasis bezahlen. Zur Frage, warum der Dienstleistungsaspekt eindeutig im Vordergrund steht, ist an dieser Stelle der Hinweis an gebracht, dass SLSP mehr sein wird als ein klassischer Bi bliotheksverbund. Es geht in diesem Fall also nicht „nur“ 6 Die Aufbauphase um den Betrieb eines Bibliothekssystems, sondern es Seit März 2017 läuft die zweite Phase des Projektes SLSP, geht um eine umfassend angelegte Serviceplattform, die die sog. Aufbauphase, in der wiederum einige für den ein breites Spektrum an Dienstleistungen vermittelt (Bro Projekterfolg wesentliche Arbeitspakete zur Bearbeitung kerfunktion), unterstützt (Supportfunktion) und darüber anstehen. Zur Finanzierung dieses Projektschrittes wurde im Kontext der Konzeptionsphase wiederum ein entspre 24 Vgl. hierzu Oesterheld 2017, Folien 6 und 7. 25 Vgl. hierzu Oesterheld 2017, Folie 7. Bereitgestellt von | ETH-Bibliothek Zürich Angemeldet Heruntergeladen am | 23.01.18 09:05
I. Capatt und W. Neubauer, Gemeinsam die Zukunft gestalten Fachbeitrag 205 Abb. 5: Servicematrix von SLSP chender Förderantrag gestellt, der abermals genehmigt Benutzung), die für die Aufbauphase ebenfalls neu zu wurde und der den Zeitraum bis einschließlich Febru sammengestellt wurden. Mitglieder dieser Arbeitsgruppen ar 2018 abdecken wird. Die wesentlichen inhaltlichen sind einschlägige Spezialisten aus den beteiligten Institu Schwerpunkte sind jetzt die Definition einer sinnvollen tionen (vgl. hierzu Abb. 6). Governancestruktur, die Ausschreibung für ein Biblio thekssystem der neuen Generation und die Entwicklung eines definitiven Businessplanes, der die realen Kosten für die Realisierungsphase festlegt. Darüber hinaus müssen bereits in diesem Zeitraum wesentliche Vorarbeiten für die Implementierung des neuen Bibliothekssystems und für die Migration der „Altdaten“ aus den laufenden Verbund systemen in die neue Applikation erledigt werden. Von ganz besonderer Bedeutung ist in diesem Kontext die Fra ge von gemeinsamen, landesweit geltenden Normen und Standards, da hier in einem mehrsprachigen Land nahelie genderweise eine Vielzahl von Einzelfragen zu klären sind. Um diese Aufgaben auch problemgerecht lösen zu können, wurde die für die Konzeptionsphase relevante Abb. 6: Bibliothekarische Arbeitsgruppen der Aufbauphase von SLSP Projektstruktur leicht abgewandelt. Die bisher tätigen Teilprojekte wurden aufgegeben,26 und es wurde ein sog. Im laufenden Projektzeitraum (Aufbauphase) wurden Kernteam ins Leben gerufen, in dem alle beteiligten Insti bisher folgende für den Projektfortgang wesentliche Ent tutionen durch ihre Bibliotheksdirektorinnen oder -direk scheidungen getroffen: toren vertreten sind. In diesem Gremium finden alle für –– Für die konkrete Realisierungsphase sowie für den den Projekterfolg notwendigen bibliothekarischen Diskus Routinebetrieb der Serviceplattform nach dem Jahr sionen statt, vor allem auch die Abnahme der Ergebnisse 2021 wurde eine SLSP AG gegründet, deren Aktionäre von drei Arbeitsgruppen (Metadaten, Datenmigration und 15 Hochschulen27 der Schweiz sind. 26 Die dort angesiedelten Arbeitspakete waren weitgehend erfolg 27 Berner Fachhochschule, ETH Zürich, Fachhochschule Ost reich abgearbeitet. schweiz, Haute Ecole Spécialisée de Suisse occidentale Genève, Uni Bereitgestellt von | ETH-Bibliothek Zürich Angemeldet Heruntergeladen am | 23.01.18 09:05
206 Fachbeitrag I. Capatt und W. Neubauer, Gemeinsam die Zukunft gestalten –– Das Gründungskapital der AG beträgt 520 000 Schwei 7 Projektrealisierung und Betrieb zer Franken, wobei sich die Gesamtsumme auf elf sog. große (= 40 000 Schweizer Franken) und vier sog. der Plattform kleine (= 20 000 Schweizer Franken) Aktienpakete Die konkrete Realisierung des Projektes SLSP ist naturge verteilt. Das Führungsgremium der SLSP AG, der Ver mäß von zwei wesentlichen Faktoren bestimmt. Dies ist waltungsrat,28 besteht aus acht Mitgliedern, die von einmal die Bereitstellung der notwendigen finanziellen der Versammlung der Aktionäre gewählt werden. Ressourcen, die auf zwei Quellen beruhen. Die Planungen –– Der Anforderungskatalog für die Ausschreibung eines gehen einmal von einem erheblichen Beitrag des bereits neuen Bibliothekssystems wurde durch mehrere bi genannten Förderprogramms P-5 aus und basieren des bliothekarische Arbeitsgruppen unter Mithilfe ein Weiteren auf einem ebenfalls beträchtlichen Finanzpa schlägiger Spezialisten in den ersten Monaten dieses ket der Aktionäre, also der beteiligten Hochschulen. Über Jahres erarbeitet und in Form einer WTO-Ausschrei die gesamte Realisierungsphase betrachtet entfallen die bung29 lanciert. Die konkrete Bewertung und Auswahl notwendigen Aufwendungen im Wesentlichen auf das in wird aller Voraussicht nach im August dieses Jahres Ausschreibung befindliche Softwareprodukt auf der einen erfolgen; die zu erwartenden Vertragsverhandlungen und auf die für den Plattformaufbau notwendigen Spezia werden dann voraussichtlich im Herbst 2017 stattfin listen aus dem Bibliotheks- bzw. IT-Bereich auf der ande den. ren Seite. Diese Situation bedeutet, dass zum gegenwär –– Die drei genannten Arbeitsgruppen, deren Ergebnisse tigen Zeitpunkt hinsichtlich des Gesamtbudgets für die im Lauf dieses Jahres vorliegen müssen, wurden ein Realisierung der weiteren Planungen noch keine exakten gesetzt, damit diese in die Arbeiten der Realisierungs Aussagen möglich sind, also von Annahmen ausgegangen phase einfließen können. werden muss. In jedem Fall wird der auf die Aktionäre entfallende Ebenfalls im laufenden Jahr wird ein Businessplan für die Kostenanteil in Form von rückzahlbaren Darlehen gelei Projektrealisierung in den Jahren 2018–2020 vorliegen, stet werden, deren Höhe in Abhängigkeit vom jeweiligen sowie eine konkrete Planung hinsichtlich der ab dem Jahr Aktienpaket berechnet wird. Die Details dieser Berech 2021 zu erwartenden Betriebsphase. Der hierfür notwen nungen werden im Herbst dieses Jahres vorliegen. dige Förderantrag ist ebenfalls ein wichtiges Element der Ein in diesem Zusammenhang nicht triviales Problem Arbeiten im Jahr 2017. Darüber hinaus ist es notwendig, ist auch die Rekrutierung der für den Plattformaufbau erste konkrete Schritte für den Aufbau der Geschäftsstelle notwendigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die na von SLSP zu unternehmen, die ja möglichst reibungslos heliegenderweise weitgehend aus den bestehenden Bi in den ersten Monaten des Jahres 2018 in Betrieb gehen bliotheksverbünden kommen müssen. Hier ist darüber soll. Zu erwähnen sind an dieser Stelle Fragen nach dem hinaus zu berücksichtigen, dass die Frage nach der Dau Gehaltssystem, der rechtlichen Stellung der zukünftigen er des Weiterbetriebes der bestehenden Anwendungen, Mitarbeitenden, Fragen der Altersversorgung, oder die möglicherweise auch des Parallelbetriebes, eine zusätz wichtige Frage nach dem Standort der Serviceeinrichtung. liche Schwierigkeit für die Übergangsphase darstellt. Ent sprechende Lösungsvorschläge werden in der angespro chenen AG Migration erarbeitet. versità della Svizzera italiana, Universitäten Basel, Bern, Freiburg, Über den eigentlichen Betrieb der Plattform SLSP ab Genf, St. Gallen und Zürich, Zentralbibliothek Zürich, Zentral- und dem Jahr 2021 sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt naturge Hochschulbibliothek Luzern, Zürcher Hochschule der Angewandten Wissenschaften, Zürcher Hochschule der Künste. mäß nur wenig verbindliche Aussagen möglich. In jedem 28 Es wurde bewusst eine Rechtsform aus der Geschäftswelt ge Fall werden die Betriebskosten für den Routinebetrieb zu wählt, um auf diese Weise für den Geschäftsbetrieb der Plattform 100 Prozent von den Nutzern erbracht werden müssen, da möglichst große Flexibilität zu haben. Der Verwaltungsrat einer AG in von einer Weiterförderung über ein nationales Förderpro der Schweiz ist im Gegensatz zur Situation in Deutschland nicht nur gramm nicht auszugehen ist. Hinsichtlich der Höhe der als Aufsichtsorgan tätig, sondern übernimmt auch die Oberleitung Betriebsaufwendungen gehen die Planungen etwa von der Gesellschaft. Für die Wahl eines Mitgliedes des Verwaltungsrates ist ein Aktienkapital von 80 000 Schweizer Franken notwendig. der Summe aus, die heute für den Betrieb der unterschied 29 Die Ausschreibung erfolgte unter der Bezeichnung „EvaLIS. lichen Verbünde in der Schweiz aufgebracht werden muss. Evaluation of a New Library System“ über die entsprechende Platt Die Realkosten für die heutigen Verbünde sind allerdings form für das öffentliche Beschaffungswesen der Schweiz Anfang nur schwer zu ermitteln, da man davon ausgehen muss, Juni 2017. Vgl. hierzu: https://www.simap.ch/shabforms/COMMON/ dass in erheblichem Umfang versteckte Overheadkosten search/searchresult.jsf. Bereitgestellt von | ETH-Bibliothek Zürich Angemeldet Heruntergeladen am | 23.01.18 09:05
I. Capatt und W. Neubauer, Gemeinsam die Zukunft gestalten Fachbeitrag 207 anfallen. Somit kann man mit einem gewissen Optimis Der konkrete Erfolg der Serviceplattform wird ganz mus davon ausgehen, dass die Kosten für den Betrieb von wesentlich von den Hochschulbibliotheken der Schweiz SLSP niedriger sind, als die kumulierten Kosten heute. selbst abhängen und von deren Bereitschaft, aktiv an der Ausgestaltung des Serviceportfolios mitzuwirken. Der Start des Routinebetriebes zu Beginn des Jahres 2021 ist 8 SLSP: Ein Blick in die Zukunft somit nur der erste Schritt in der Weiterentwicklung des wissenschaftlichen Bibliothekswesens der Schweiz. Das Bibliotheksprojekt SLSP ist das erste Bibliothekspro jekt der Schweiz, in dessen Konzeption und Realisierung alle Landesteile eingebunden sind. Auch in früheren Autoreninformationen Jahren gab es landesweit konzipierte Kooperationsak tivitäten,30 doch basierten diese Projekte meist auf der Iris Capatt Initiative einer einzelnen Bibliothek, bei der weitere Ein Swiss Library Service Platform richtungen eingeladen waren, mitzumachen. Insofern c/o ETH Zürich, ETH-Bibliothek Rämistrasse 101 ist SLSP für die Schweizer Bibliothekslandschaft eine 8092 Zürich, Schweiz Besonderheit, und es wird sich weisen, ob die einzelnen iris.capatt@library.ethz.ch Institutionen über den gemeinsamen Betrieb eines Biblio orcid.org/0000-0001-5093-9831 thekssystems hinaus ihre Partikularinteressen zurückstel len können und werden. SLSP bietet jedoch erstmals eine landesweite Plattform, um möglicherweise neue, eher Dr. Wolfram Neubauer forschungsnahe Services (etwa Forschungsinformations Swiss Library Service Platform systeme, Data Curation, Forschungsdatenrepositories) c/o ETH Zürich, ETH-Bibliothek Rämistrasse 101 über eine zentrale Plattform anzubieten. Daneben bietet 8092 Zürich, Schweiz eine zentrale bibliothekarische Serviceplattform selbst wolfram.neubauer@library.ethz.ch verständlich die Gelegenheit, auch klassische bibliothe orcid.org/0000-0002-7999-3054 karische Arbeiten ebenfalls zentralisiert zu betreiben. Er wähnt werden sollen hier lediglich die Redaktion und die Pflege national eingesetzter Normen und Standards, die Möglichkeit der zentralen Medienerschließung, oder die Einführung eines nationalen Identity Managements. 30 Ein gutes Beispiel für ein solches Projekt ist das Konsortium der Schweizer Hochschulbibliotheken. Vgl. hierzu: http://www.consorti um.ch/. Bereitgestellt von | ETH-Bibliothek Zürich Angemeldet Heruntergeladen am | 23.01.18 09:05
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