Die Equine Infektiöse Anämie - eine Besprechung aus amtstierärztlicher Sicht - Equinella

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Die Equine Infektiöse Anämie - eine Besprechung aus amtstierärztlicher Sicht - Equinella
Übersichtsarbeiten | Reviews

Die Equine Infektiöse Anämie – eine
Besprechung aus amtstierärztlicher Sicht
U. Zimmerli1, B. Thür2
1 Bundesamt   für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV), Bern;
2 Veterinärdienst, Amt für Verbraucherschutz, Kanton Aargau

Zusammenfassung                                            Equine Infectious Anaemia –                                     https://doi.org/
                                                                                                                           10.17236/sat00232
                                                           a review from an official veterinary
Die Equine Infektiöse Anämie (EIA) ist eine in vielen      perspective                                                     Eingereicht: 11.01.2019
Ländern sporadisch auftretende Viruskrankheit. Seu-                                                                        Angenommen: 16.08.2019

chenausbrüche haben jedoch schwere Konsequenzen:           Equine infectious anaemia (EIA) is a sporadic viral dis-
einerseits müssen infizierte Tiere getötet werden, ande-   ease in many countries. Every single case has, however,
rerseits führen die drei Monate dauernden Sperrmass-       a dramatic impact: infected animals have to be put
nahmen zu Einschränkungen des Pferdeverkehrs, ver-         down, and quarantine restrictions on horse movements
bunden mit hohen wirtschaftlichen Verlusten. In der        lasting three months lead to substantial economic loss-
Schweiz wurde die Meldepflicht 1994 wegen der Rege-        es. In Switzerland, the mandatory notification was in-
lungen für den internationalen Handel eingeführt, mit      troduced in 1994 in order to facilitate international
der „neuen“ Tierseuchenverordnung von 1995 wurde die       traffic. A year later, the “new” Ordinance on epizootics
EIA dann zur „auszurottenden Tierseuche“. Das infi-        of 1995 classified EIA as a “disease to be eradicated”.
zierte Polopferd im Kanton Aargau im Sommer 2017           An infected polo horse in the canton of Argovia in
stellt demzufolge den ersten Tierseuchenfall in der        summer 2017 thus represented Switzerland’s first offi-
Schweiz dar. Er wird zum Anlass genommen, die rele-        cial case. It served as a starting point to review the legal
vanten Vorschriften der EU und der Schweiz zu bespre-      frameworks of the EU and Switzerland. Recent publi-
chen. Neuere Erkenntnisse weisen darauf hin, dass es       cations suggest that there might be some potential to
im Bereich Diagnostik möglicherweise Optimierungs-         optimize the current diagnostic protocols. EIA is trans-
potential gibt. Das EIA-Virus (EIAV) wird durch Blut       mitted by virus-containing blood and blood products.
oder virushaltige Blutprodukte übertragen. Die Ein-        Introductions in previously disease-free regions are
schleppung in freie Gebiete geschieht meistens durch       mostly due to human activities, while blood feeding
den Import von infizierten Pferden oder durch die Ver-     insects as horse flies or other biting flies act as mechan-
wendung von kontaminierten Blutprodukten. Blutsau-         ical vectors only locally within some 100 meters. As
gende Insekten wie Bremsen oder Stechfliegen kommen        before, the new EU Regulations governing animal
lediglich sehr lokal, in einem Radius von höchstens ei-    health do not prescribe national monitoring and con-
nigen 100 m, als mechanische Vektoren in Frage. Wie        trol plans, allowing member states to shape them ac-
bisher wird auch das neue Tiergesundheitsrecht der EU      cording to their particular situation. However, they
nicht vorschreiben, wie die Mitgliedstaaten die nationa-   have to ensure that equids intended for intracommuni-
le Überwachung und Bekämpfung der EIA an ihre je-          ty movements comply with specific guarantees. In this
weilige Situation angepasst gestalten. Sie müssen aber     context, a fine-tuning of current international standards
sicherstellen, dass zum Verbringen bestimmte Equiden       seems conceivable. Mandatory testing preceding each
die dafür festgelegten Anforderungen erfüllen. Diesbe-     movement would not be a proportionate option even
züglich scheint ein Feintuning der aktuell geltenden       for the future. Regardless their final wording, it would
Regelungen möglich, eine obligatorische Laboruntersu-      be a great step for all the actors involved in animal
chung auf EIA vor jedem Verstellen ist aber auch künf-     traffic if it were possible to adopt rules that are accept-
tig nicht vorgesehen. Ungeachtet ihres definitiven In-     ed and uniformly implemented by all competent au-
halts wären von sämtlichen nationalen, regionalen und      thorities at national, regional and local level. However,
lokalen Behörden akzeptierte und einheitlich angewen-      the official system will never be able to guarantee ab-
dete Regeln ein grosser Fortschritt für alle am Tierver-   solute safety. Since there are neither effective vaccines
kehr beteiligten Akteure. Eine absolute Sicherheit wird    nor treatment protocols, it is crucial that all owners,
das amtliche System aber nie gewährleisten können.         stablehands, veterinarians, associations, and organizers
Weil es weder eine wirksame Impfung noch eine Thera-       of horse contests are aware of the disease risks, mini-

Band 161, Heft 11, November 2019, 725–738, © GST | SVS                                                                    SAT | ASMV 11 | 2019   725
Die Equine Infektiöse Anämie - eine Besprechung aus amtstierärztlicher Sicht - Equinella
Übersichtsarbeiten | Reviews

    Die Equine Infektiöse      pie gibt ist es wichtig, dass sich Tierhalterinnen, Betreu-    mizing them as far as possible by adequate biosecurity
   Anämie – eine Bespre­       er, Tierärztinnen, Verbände und Organisatoren von              measures.
     chung aus amtstier­
          ärztlicher Sicht     Sportanlässen der Seuchengefahr bewusst sind, und sie
                                                                                              Keywords: Equine infectious anaemia, biosecurity,
                               durch risikoorientierte Biosicherheitsmassnahmen so-           prevention, policy, animal movements, Switzerland
      U. Zimmerli, B. Thür     weit wie möglich minimieren.

                               Schlüsselwörter: Equine infektiöse Anämie, Biosicherheit,
                               Prävention, Regelungen, Tierverkehr, Schweiz

                               Einleitung                                                     geplant. Obligatorische aktive Überwachungsprogram-
                                                                                              me oder Vorschriften zum Testen von Pferden vor jedem
                               Die Equine infektiöse Anämie (EIA) oder ansteckende            Verstellen sind aber auch künftig nicht vorgesehen.
                               Blutarmut der Einhufer ist eine Viruserkrankung der
                               Equiden, welche als akute Erkrankung zu hohem Fieber,
                               Muskelschwäche und plötzlichen Todesfällen führen              Die Krankheit und ihre Übertragung
                               kann. Sie kann aber auch chronisch verlaufen und mit
                               einer Anämie, Abmagerung und Leistungsdepres­sion              Erstmals soll Lignée die Krankheit in der Haute-Marne
                               einhergehen. Am häufigsten ist aber die klinisch inap-         als „anémie, hydrohémie, cachexie aqueuse du cheval“ be-
                               parente Form 20, 45, 52, 60.                                   schrieben haben81. Steck, W. zitiert 1946: „1904 zeigten
                                                                                              Vallée und Carré, dass die Krankheit durch Serum übertragen
                               EIA-Seuchenausbrüche sind in vielen Europäischen               werden kann, das man durch Filtration bakterienfrei gemacht
                               Ländern seltene Ereignisse. Das ist zwar grundsätzlich         hat. 1936 teilte Balozet, dem wir viele experimentelle Studien
                               erfreulich, der Aufrechterhaltung des „Gefahrenbe-             über die Krankheit verdanken, mit, dass das Virus zwischen
                               wusstseins“ aber nicht förderlich. Im Einzelfall wiegen        18 und 50 μm messe. Es wäre demnach etwa 2–5 Mal grösser
                               jedoch die Konsequenzen schwer: einerseits müssen              als das Virus der Maul- und Klauenseuche“ 78. Der Erreger,
                               infizierte Tiere getötet werden, andererseits führen die       ein equines Lentivirus, gehört zur Familie der Retrovi-
                               mindestens drei Monate dauernden Sperrmassnahmen               ren. Das Genom dieses RNA Virus wird durch Reverse
                               zu grossen Einschränkungen des Pferdeverkehrs, ver-            Transkription in eine Provirale DNA umgeschrieben
                               bunden mit grossen wirtschaftlichen Verlusten. Es bleibt       und ins Wirtsgenom eingebaut und führt zu einer le-
                               deshalb sehr wichtig, dass alle Beteiligten durch eigene       benslangen Persistenz in weissen Blutzellen45. Empfäng-
                               Massnahmen dazu beitragen, die Einschleppung des               lich sind allein Equiden, wobei Esel offenbar kaum
                               EIA-Virus (EIAV) zu verhindern.                                klinisch erkranken44. Für Menschen ist die Krankheit
                                                                                              ungefährlich. Auf eine ausführliche Darstellung der
                               In der Schweiz soll die Krankheit „bis in die 1970-er“         vielfältigen Merkmale der Krankheit und ihrer Mani-
                               Jahre endemisch vorgekommen sein51. Als am 1.1.1994            festation wird hier verzichtet, es gibt darüber zahlreiche
                               die Meldepflicht eingeführt wurde27, war sie offenbar          Publikationen3, 18, 41, 45, 51, 53, 60, 63. Für diesen Beitrag seien
                               ohne staatliche Programme bereits ausgerottet worden.          hier nur einige wichtige Merkmale hervorgehoben: ein-
                               Über die frühere Verbreitung und deren Verlauf gibt es         mal infizierte Pferde bleiben lebenslänglich potentielle
                               kaum Aufzeichnungen. Das gilt auch für den „letzten            Infektionsquellen, selbst wenn sie – oft nach einer ini-
                               Fall 1991 in der Pferdeklinik der Universität Bern bei einem   tialen Phase mit klinischen Symptomen – während Jah-
                               aus Frankreich importierten Pferd“, der in Publikationen       ren stumme Träger ohne relevante Virämietiter bleiben
                               erwähnt wird60. Bis 2017 entsprach das auch dem beim           können. Eine Reaktivierung durch immunsupprimie-
                               Internationalen Tierseuchenamt OIE hinterlegten „of-           rende Behandlungen wurde kürzlich bei Maultieren
                               fiziellen Status“ der Schweiz. Das infizierte Pferd im         experimentell dokumentiert38.
                               Kanton Aargau im Sommer 2017 stellt somit den ersten
                               EIA-Tierseuchenfall in der Schweiz dar. Er wird zum            Die Übertragung erfolgt praktisch ausschliesslich über
                               Anlass genommen, die rechtlichen Vorschriften der EU           virushaltiges Blut oder Blutprodukte. Auf sehr lokaler
                               und der Schweiz zu besprechen. In Brüssel wird gegen-          Ebene (im Umkreis von wenigen 100 m) können blut­
                               wärtig über „delegierte Rechtsakte“ zum neuen Tier­            saugende Insekten wie Bremsen oder Stechfliegen dabei
                               gesundheitsrecht der EU nach der Verordnung EU                 eine Rolle spielen46, 55, 59; daher stammt wohl die Be-
                               2016/42913 diskutiert, in welchen u.a. die künftigen           zeichnung „Swamp Fever“. Auch die intrauterine Über-
                               Regelungen zum (grenzüberschreitenden) Verbringen              tragung scheint möglich. Samen und auch Milch werden
                               von Pferden festgelegt werden sollen. Gewisse Anpas-           ebenfalls als potentielle Gefahr eingestuft. Ob blutende
                               sungen gegenüber den nach der Richtlinie 2009/156/             Verletzungen im Hinblick auf eine direkte Übertragung
                               EG10 geltenden Regelungen sind in diesem Rahmen                (z.B. beim Natursprung) auch ein Risiko darstellen,

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scheint nicht dokumentiert. All diese Übertragungswe-                siko dar, auch die experimentelle Übertragung ist ohne             Die Equine Infektiöse
ge sind aber, mindestens für sporadische Einschleppun-               weiteres möglich 22, 40, 43, 54, 83. Im Hinblick auf eine Impf-    Anämie – eine Bespre­
                                                                                                                                        chung aus amtstier­
gen in freie Gebiete, in der Praxis nicht von Bedeutung.             stoffentwicklung wurden in der Vergangenheit diverse               ärztlicher Sicht
Für mehr Informationen und Referenzen dazu wird                      Ansätze geprüft45. Für den Einsatz in der Praxis gibt es
deshalb auf die Literatur verwiesen18, 22, 23, 48, 50, 56, 82. Oft   aber aktuell keine Vakzine. Ob es dafür überhaupt einen            U. Zimmerli, B. Thür

sind nur ein einziges oder wenige Pferde im Bestand                  Einsatzbereich und einen Markt gäbe, erscheint aus
infiziert. Eine seltene Ausnahme mit „explosivem Ver-                heutiger Sicht fraglich.
lauf “ bildete die anlässlich eines Ausbruchs in Irland im
Jahre 2006 dokumentierte Infektion von 14 Stuten und
zwei Fohlen in einem Zeitraum von 12 Stunden. Als                    Diagnostik
Übertragungsweg wurde ein virushaltiges Aerosol ver-
mutet, das beim Hochdruckreinigen von 20 Litern Blut                 Die Erfassung von latent infizierten Tieren ist eine Vo-
entstanden sei, die eine sehr schwer erkranke Stute ver-             raussetzung für die Überwachung und Bekämpfung der
loren hatte67, 77 zitiert aus 82.                                    EIA. Unter Verweis auf die Erstbeschreibung durch Lo-
                                                                     ginoff63 hat Steck77 die Assoziation zwischen infizierten
In vielen Fällen sind aber Seuchenfälle (in nicht-ende-              Pferden und solchen mit mehr als 50 petechialen
mischen Gebieten) „menschengemacht“. Importe von                     ­Zungenblutungen „statistisch“ dokumentiert. Wissen-
lebenden Equiden aus Endemiegebieten, von Blutpro-                    schaftlich-akribisch wurde dann nach EIA-typischen
dukten, aber auch Bluttransfusionen von nicht geteste-                Blutveränderungen und serologischen Methoden ge-
ten Spendern haben dabei in der Vergangenheit eine                    forscht74, 75, 79. Zu Beginn der 1970er Jahre setzte sich der
Rolle gespielt5, 6, 19. Die Einträge über illegale Importe            Agargel-Immundiffusionstest (AGID) nach Coggins als
können Jahre zurückliegen, was die Ausbruchsuntersu-                  die bis heute geltende Standardmethode durch 20, 42.
chungen erschwert49. Weitere Beispiele findet man z.B.                ­Saxer schrieb darüber 1976, dass 15–45 Tage nach der
in den OIE-Meldungen, oder über Portale wie Pro-                       Infektion erscheinende (und „nachher ständig vorhande-
Med-mail 24. Aktuell wird dort u.a. über eine Häufung                  ne“ ) Antikörper mit dieser „unrichtigerweise als Reaktion
von Fällen in den USA im Segment der «racing quarter                   von Coggins“ bezeichneten Methode einfach und zuver-
horses» berichtet. Die Verwendung von nicht-sterilen                 lässig nachgewiesen werden können75. Neuere Untersu-
Kanülen oder Instrumenten stellt diesbezüglich ein Ri-                 chungen zeigten aber, dass ELISA-Methoden Antikör-

Tabelle 1: Equine Infektiöse Anämie (EIA) -Testmethoden, ihre Sensitivität, Spezifität und wichtigsten Einsatzgebiete
Antikörpernachweis: Antikörper sind ab 3–4 Wochen nach der Infektion nachweisbar, danach lebenslang. Auch bei klinisch inapparenten Tieren
zuverläs­sige Aussage über den Infektionsstatus.

 Test                              Sensititivtät/Spezifität                                         Einsatzgebiet
 Coggins-Test (AGID)               In Einzelfällen Test erst (bis zu) 90 Tage nach Infektion        Nachtestung von ELISA positiven Resultaten. Aufwändi-
                                   positiv . Falsch negative Resultate möglich. Reaktion ist        ger als der ELISA,
                                   nicht immer einfach beurteilbar. Positive Reaktion zuver-        In vielen Fällen für den internationalen Handel (noch)
                                   lässig (spezifischer Test).                                      explizit vorgeschrieben. Referenztest des OIE.
 ELISA                             Sensitiver als AGID, Antikörper nach der Infektion z.T.          Guter Screening- Test. Kommerzielle Testkits verfügbar,
                                   auch früher nachweisbar. Positive Reaktionen können              wenig aufwändig.
                                   falsch positiv sein, weshalb ggf. eine Nachuntersuchung          Für den Internationalen Handel nicht in allen Fällen an-
                                   mit einem spezifischeren Test nötig ist. Negative ELISA-         erkannt, für Importe in die EU neu seit Oktober 2018 als
                                   Resultate sind aber sehr zuverlässig.                            Routinemethode zugelassen.
 Immunoblot                        Erfasst die Antikörper sensitiv und ist gleichzeitig sehr        Bestätigungstest für ELISA positive und gleichzeitig AGID
                                   spezifisch, d.h. sowohl die positive, wie auch die negative      negative Proben. Keine kommerziellen Tests erhältlich,
                                   Reaktion ist sehr zuverlässig.                                   aufwändig in der Herstellung, bleibt deshalb spezialisier-
                                                                                                    ten Labors vorbehalten. Guter Referenztest, vom OIE da-
                                                                                                    für noch nicht anerkannt.

Virusnachweis: Am lebenden Tier nur möglich, wenn Virus im Blut zirkuliert (virämische Phasen). Bei klinisch inapparenten Trägern zum Teil kein Virus
im Blut nachweisbar, keine zuverlässige Aussage über Infektionsstatus. Falsch negative Resultate möglich. Für Exportuntersuchungen oder die Suche
nach infizierten Tieren (z.B. im Seuchenfall) deshalb nicht geeignet.

 Test                              Sensititivtät/Spezifität                                         Einsatzgebiet
 PCR/RT-PCR                        Nachweis des Virus- oder Provirusgenoms. Hohe Emp-               Bei klinisch kranken Tieren Virusnachweis im Blut. Bei
                                   findlichkeit für passenden Virusstamm. Wegen hoher               toten Tieren Genomnachweis in lymphatischen Organen.
                                   ­Variabilität der EIA-Viren können unter Umständen nicht         Als Grundlage zur Genomsequenzierung (epidemiologi-
                                    alle Virusstämme erkannt werden.                                sche Abklärungen).
 Virusanzucht auf Zellkultur       Erfasst nur vermehrungsfähiges Virus.                            Anzucht der Viren auf Pferdeleukozytenkulturen, Metho­
                                                                                                    de sehr aufwändig und nur in spezialisierten Labors
                                                                                                    durchführbar. Für Routinediagnostik nicht geeignet. Für
                                                                                                    Forschungszwecke.

Band 161, Heft 11, November 2019, 725–738, © GST | SVS                                                                                 SAT | ASMV 11 | 2019    727
Übersichtsarbeiten | Reviews

    Die Equine Infektiöse      per noch sensitiver, und teilweise auch früher               2009/156/EG ohne TRACES-Meldung während maxi-
   Anämie – eine Bespre­       nachweisen können als der Coggins1, 68. Da der ELISA         mal 10 Tagen „frei im Veterinärraum EU-Schweiz rei-
     chung aus amtstier­
          ärztlicher Sicht     aber falsch positive Resultate aufweisen kann, müssen        sen“9, 34. Die Originalvorlage in der Richtlinie sieht
                               diese mit einem spezifischeren Testverfahren bestätigt       demzufolge auch keine Angaben zu „Herkunfts- und
      U. Zimmerli, B. Thür     werden. Der dafür heute eingesetzte Coggins kann je-         Bestimmungsort“ vor. Diese Angaben wurden (ohne
                               doch bei Pferden (und noch häufiger bei Maultieren)          Rechtsgrundlage und dem Zweck der Regelung wider-
                               auch falsch negativ ausfallen. Tatsächlich können auch       sprechend) hinzugefügt, als die Vorgängerversion des
                               „Coggins-negative“ Pferde nicht mit absoluter Sicherheit     Dokuments (Anhang B der Richtlinie 90/426/EWG)
                               als Quelle für eine EIA-Übertragung ausgeschlossen           „TRACES-tauglich“ gemacht werden musste, damit es
                               werden66. Die Zuverlässigkeit von Bestätigungsuntersu-       (gemäss Angaben in den Release Notes zur TRACES-
                               chungen lässt sich jedoch weiter steigern, wenn zusätz-      Version 2.1) „keine technischen Hindernisse gibt für
                               liche Methoden wie der Immunoblot mit einbezogen             Mitgliedstaaten, die eine TRACES-Meldung dennoch
                               werden51, 57, 69, 76. Die Polymerase Chain Reaction (PCR)    wünschen“. Die von der „neuen Equidenpassverord-
                               zum Nachweis von proviralen Virusgenomsequenzen              nung“ (EU) 2015/26212 seit dem 1. Juli 2016 für sämtli-
                               oder die Reverse Transkription Polymerase Chain Re-          che Mitgliedstaaten verbindliche „zentrale Datenbank“
                               action (RT-PCR) zum Nachweis der viralen RNA kön-            dient der Erfassung von Informationen über die Identi-
                               nen für spezifische Fragestellungen nützlich sein, die       fikation, den Pass und den Status „Nutztier/Heimtier“
                               serologischen Methoden aktuell aber nicht ersetzen.          sowie der Todes-, Verlust- oder Schlachtdaten. Anderen
                               Zum einen kann die hohe Genomvariabilität der zirku-         Mitgliedstaaten ist ein Zugang zu gewähren. Das stellt,
                               lierenden Virusstämme eine Detektion durch eine PCR          in Anbetracht der verfolgten Ziele aus den Bereichen
                               bzw. RT-PCR erschweren45, 49, 57, 62, 80. Zum anderen ist    Tierzucht, Tiergesundheit, Lebensmittelsicherheit und
                               die Viruslast im Blut, gerade bei inapparent infizierten     teilweise auch Tierschutz, eine Herausforderung dar
                               Tieren, zum Teil sehr gering, sodass das Virusgenom          (siehe dazu die „Erwägungen“ der Verordnung). In
                               nicht immer in Blutproben detektiert werden kann45. Es       Deutschland gibt es beispielsweise zirka 65 Pferdepässe
                               wurden aber in seltenen Fällen auch Pferde beschrieben,      ausstellende Organisationen, im Vereinigten Königreich
                               die während mindestens zwei Jahren „antikörpernega-          sind es über 80. Für die Schweiz gibt es aktuell 29 vom
                               tiv“ blieben, nachdem in ihrem Blut mittels PCR              Bundesamt für Landwirtschaft „anerkannte passausstel-
                               EIAV-spezifische Nukleinsäuresequenzen nachgewiesen          lende Stellen“ (15 davon sind ausländische Zuchtorga-
                               worden waren71. Die gängigsten EIA-Testmethoden              nisationen – Stand 03.04.2019).
                               und wichtigsten Einsatzgebiete sind in Tabelle 1 darge-
                               stellt.                                                      Das neue Tiergesundheitsrecht der EU [Verordnung
                                                                                            (EU) 2016/429]13 erwähnt die EIA im Erwägungsgrund
                                                                                            (40) als Muster für eine Seuche „gegen die Maßnahmen
                               Tiergesundheitsrecht                                         getroffen werden müssen, um ihre Ausbreitung infolge eines
                                                                                            Eingangs in die Union oder von Verbringungen zwischen den
                               Regelungen in der EU (Tabelle 2)                             Mitgliedstaaten zu verhindern“ – was auch dem Fokus der
                               Die Richtlinie 90/426/EWG8 musste von den Mitglied-          bisherigen Regelungen entspricht. Für die Seuchenprä-
                               staaten bis zum 1.1.1992 in nationales Recht umgesetzt       vention und -bekämpfung auf EU-Ebene gelten deshalb
                               werden. Sie führte die Anzeigepflicht ein. Für das inner-    die Regelungen nach Art. 9 Abs. 1 Bst. b) der Ver­
                               gemeinschaftlichen Verbringen bestimmte Tiere müssen         ordnung. Sie wird ab dem 21. April 2021 gelten und
                               ab diesem Datum aus Betrieben stammen, in denen              delegiert an die EU-Kommission die Aufgabe, zu zahl-
                               nach Ausmerzung der von EIA befallenen Equiden „sich         reichen Aspekten detaillierte „Delegierte“ und Durch-
                               bei den übrigen Tieren auf zwei Coggins-Tests in einem Ab-   führungsrechtsakte zu erarbeiten16. Für das Verbringen
                               stand von drei Monaten ein negativer Befund ergeben hat“.    von Pferden werden gegenüber der aktuellen Regelung
                               Dieser Wortlaut steht (einschliesslich der Testmethode)      (Richtlinie 2009/156/EWG) sowohl gewisse Verschär-
                               auch noch in der aktuell gültigen Version der „Nachfol-      fungen, als auch Erleichterungen diskutiert. So könnten
                               gerichtlinie“ 2009/156/EG10. Seit 2004 müssen EIA-Fäl-       z.B. Pferde, die – in Anlehnung an das Konzept der
                               le nach der Richtlinie 82/894/EWG über die Mitteilun-        „High health, high performance horses“21 – „sowieso
                               gen von Viehseuchen in der Gemeinschaft, auch der            regelmässig tierärztlich betreut werden“, künftig mit der
                               Kommission und den anderen Mitgliedstaaten gemeldet          gleichen amtlichen Bescheinigung neu während maxi-
                               werden. Für Equiden aus Rumänien gelten gemäss Be-           mal 30 Tagen beliebig oft „verbracht“ werden. Zur Ge-
                               schluss der Kommission 2010/346/EU11 besondere               währleistung der Nachverfolgbarkeit müsste vor der
                               Massnahmen zum Schutz vor der EIA.                           Abreise in TRACES eine Meldung für den (letzten)
                                                                                            „Bestimmungsort nach 30 Tagen“ erfasst werden. Als
                               Registrierte Equiden können mit einer „Gesundheitsat-        Auflage für die Erleichterungen wären u.a. periodische
                               testation zum Pferdepass“ nach Anhang II der Richtlinie      EIA-Labortests denkbar. Pferde aus Drittstaaten müssen

728     SAT | ASMV 11 | 2019                                                                   Band 161, Heft 11, November 2019, 725–738, © GST | SVS
Übersichtsarbeiten | Reviews

Tabelle 2: Import und Export Regelungen von Equiden betreffend der Equinen Infektiösen Anämie (EIA) in der Europäischen Union (EU)

 Erlass                             Gegenstand                     EIA                                Verbringen / Einfuhr
 Equidenpassverordnung (EU)         Mikrochip, Pass, natio-                                           Voraussetzungen für das Verbringen von Equiden
 2015/262                           nale Datenbank (Heim- /                                           zwischen Mitgliedstaaten, und für die Einfuhr aus
                                    Nutztier)                                                         Drittländern
 Richtlinie 2009/156/EG             Verbringen (zwischen Mit-      Anzeigepflicht national (bereits   Verbringen zwischen Mitgliedstaaten / amtliche
 (löste Richtlinie 90/426/EWG ab)   gliedstaaten) und Einfuhr      in Richtlinie 90/426/EWG)          Bescheinigung / TRACES-Meldung:
                                    von Equiden                                                       bei infektiöser Anämie muss die Sperre so lange
                                                                                                      dauern, bis – nachdem die befallenen Tiere ausge-
                                                                                                      merzt worden sind – sich bei den übrigen Tieren auf
                                                                                                      zwei Coggins-Tests in einem Abstand von drei Mo-
                                                                                                      naten ein negativer Befund ergeben hat
                                                                                                      Registrierte Equiden: „Anhang II“, 10 Tage gültig für
                                                                                                      multiples Verbringen, keine TRACES-Meldung (wird
                                                                                                      vielerorts trotzdem verlangt!)
                                                                                                      Nicht registrierte Equiden (Schlachtequiden in
                                                                                                      jedem Fall): „Anhang III“, 10 Tage gültig für einmali-
                                                                                                      ges Verbringen, TRACES-Meldung
 Richtlinie 82/894/EWG              Mitteilung von Viehseu-        ab 2004: Meldung EIA-Fälle auch an die EU-Kommission und die anderen Mitglied-
                                    chen in der Gemeinschaft.      staaten
 Beschluss 2010/346/EU              Schutzmassnahmen Equi-         EIA-Schutzmassnahmen Equiden aus Rumänien (Überwachung, Bekämpfung, Ver-
                                    den aus Rumänien               bringungsverbote mit definierten Ausnahmen). Von der Schweiz übernommen in einer
                                                                   „Verordnung vom BLV“.
 Entwurf Delegierte Verordnung      Verbringen von Landtieren      (Stand Februar 2019): EIA-Massnahmen wie bisher aber mit Fokus „Schutz vor Ver-
 zur Verordnung (EU) 2016/429       (ab 21. April 2021)            schleppung“ durch Tierverkehr
 (Verbringen von Landtieren und                                    Verbringen zwischen Mitgliedstaaten / amtliche Bescheinigung / TRACES-Meldung:
 Bruteiern)                                                        Equiden mit „besonderem Gesundheitsstatus“: amtliche Bescheinigung 30 Tage gül-
                                                                   tig für multiples Verbringen, TRACES-Meldung (nur) für den „letzten“ Bestimmungs-
                                                                   ort [CAVE: diese Option findet man nicht mehr in der Version „Public Feedback“ vom
                                                                   24.6.2019! (https://tinyurl.com/y5np28ga)]
 Durchführungsverordnung (EU)       Einfuhr Equiden (und           53 Drittländer sind für mindestens eine «Art des Eingangs» mit einer «Kategorie von
 2018/659                           „Zuchtmaterial“) aus Dritt-    Equiden» gelistet, viele davon regionalisiert (die Schweiz mit Fussnotenverweis auf
 https://tinyurl.com/y4k8yy7g       ländern.                       die bilat. Abkommen). Es werden 7 «Länderstatusgruppen» unterschieden, aus wel-
                                    Anforderungen und Ver-         chen für eine unterschiedliche „Palette von Seuchen“ Garantien verlangt werden. Die
                                    fahrensbestimmungen,           Zeugnismuster sind sehr umfangreich, jeweils ergänzt mit einer «Erklärung des Besit-
                                    auch zur Identifikation        zers / der verantwortlichen Person».
                                    usw.                           Test im Herkunftsland, Coggins oder ELISA (ausser für Pferde aus Island, das als
                                                                   „EIA-frei“ anerkannt wird)
                                                                   .. bei Ansteckender Blutarmut der Einhufer nachdem die infizierten Tiere geschlachtet
                                                                   wurden bis zum Zeitpunkt, an dem bei den verbleibenden Equiden in dem Betrieb bei
                                                                   einem Agargel-Immunodiffusionstest (AGID- oder Coggins-Test) anhand von zwei im
                                                                   Abstand von 3 Monaten entnommenen Blutproben ein negativer Befund erzielt wurde“
                                                                   Amtliche Bescheinigung / TRACES-Meldung: das jeweils zutreffende „Drittlandein-
                                                                   fuhrzeugnis“; grenztierärztliche Kontrolle; danach TRACES-Meldung von der Grenz-
                                                                   kontrollstelle zur für den Bestimmungsort zuständigen Behörde
 Verordnung (EG) 1/2005             Tierschutz beim Transport      Anforderungen an die Zulassung Transporteur, Ausbildung, Transportdokumentation
                                                                   usw.
                                                                   CAVE: welche Pferdetransporte zu den „wirtschaftlichen Tätigkeiten“ gehören, wird
                                                                   sehr unterschiedlich ausgelegt

im Herkunftsland vor dem Versand, mit negativem Er-               „Verbringen“ ist die Tötung positiver Tiere in den Nie-
gebnis, auf EIA untersucht werden. Die seit dem 1. Ok-            derlanden fakultativ, mit einer „lebenslänglichen Qua-
tober 2018 geltende Verordnung (EU) 2018/65914 sieht              rantänehaltung“ als Alternative81. Das Gleiche sehen
für Tests vor dem Versand neben dem AGID (nach Cog-               auch die US-Regelungen vor, die für die Aufhebung der
gins) neu alternativ „einen ELISA-Test“ vor (für die              Quarantäne (nach der Entfernung infizierter Pferde)
Massnahmen im Herkunftsbestand nach der „Schlach-                 übrigens eine Frist von lediglich 60 Tagen für die nega-
tung“ von infizierten Tieren sind aber nach wie vor „zwei         tiven Nachuntersuchungen vorschreiben35. In Kanada
negative Coggins im Abstand von 3 Monaten“ amtlich zu             scheinen gar 45 Tage zu genügen 2, 7.
bestätigen). Einzig für Pferde aus Island wird alternativ
zu den Tests vor dem Versand die Bestätigung der amt-             Ein zentrales Element des neuen Tiergesundheitsrechts
lich anerkannten Seuchenfreiheit akzeptiert. In man-              ist der «Schutz vor biologischen Gefahren“ (Englisch
chen Mitgliedstaaten (z.B. Deutschland, Frankreich,               „Biosecurtiy“). Man findet den Begriff in der Verord-
Italien, Belgien) gibt es nationale Regelungen zur EIA.           nung (EU) 2016/42913 weit über fünfzig Mal. In Arti-
Abweichend vom Wortlaut der EU-Vorschriften für das               kel 10 (Zuständigkeiten) und Artikel 11 (Kenntnisse)

Band 161, Heft 11, November 2019, 725–738, © GST | SVS                                                                          SAT | ASMV 11 | 2019      729
Übersichtsarbeiten | Reviews

    Die Equine Infektiöse      wird die Verantwortung der Tierhalter (die unter den          men mit Rumänien von 1964 EIA-Garantien vorgesehen
   Anämie – eine Bespre­       Begriff „Unternehmer“ fallen) hervorgehoben.                  wurden 26. Aus Sicht der aktuellen Diskussionen in­
     chung aus amtstier­
          ärztlicher Sicht                                                                   teressant ist auch die gemäss Artikel 8 vorgesehene
                               Regelungen in der Schweiz                                     ­Ausnahme für „Renn- und Concourspferde“, die ohne
      U. Zimmerli, B. Thür     Mit der Änderung vom 23. November 1993 wurde die              tierärztliche Zeugnisse direkt ab Grenze an den Veran-
                               EIA als „Meldepflichtige Tierkrankheit“ in die Tierseuchen-   staltungsort einreisen (und auf dem gleichen Weg nach
                               verordnung vom 15. Dezember 1967 aufgenommen 27.              Beendigung des Rennens oder Concours in das Ur-
                               In der Zusatzbotschaft I zur EWR-Botschaft wird sie           sprungsland zurückkehren) durften, wenn sie von einer
                               den Seuchen zugeordnet, die „in der Schweiz nicht vor-        durch die zuständige Pferdesportorganisation ausgestell-
                               kommen oder keine besondere Rolle spielen, jedoch im inter-   ten Legitimationskarte (mit festgelegten Angaben) be-
                               nationalen Tierverkehr von Bedeutung sein können“ 25. Im      gleitet waren.
                               gleichen Dokument wird auch die Änderung des Tier-
                               seuchengesetzes vom 1. Juli 1966 erläutert, welche die        Auf Basis der bilateralen Abkommen gelten im Verkehr
                               Basis für die bis heute geltende Definition und Katego-       mit Mitgliedstaaten und für Einfuhren aus Drittstaaten
                               risierung von Tierseuchen geschaffen hat. Diese Krite-        die EU-Regelungen (siehe Tabelle 2) eins zu eins30. Da
                               rien wurden dann in der ab dem 1. September 1995              die Schweiz Änderungen des EU-Rechts nicht „dyna-
                               geltenden neuen Tierseuchenverordnung (TSV) umge-             misch“ übernimmt, gelten (z.B. von der Richtlinie
                               setzt, welche die EIA seither als „auszurottende Seuche“      2009/156/EG10 ) formal jeweils die in den Anhängen der
                               einstuft 28. Die aktuell geltenden Regelungen stehen in       EDAV-EU-EDI32 und EDAV-DS-EDI33 aufgeführten
                               Artikel 204–206 der aktuellen TSV29. Die wichtigsten          Fassungen. In der Praxis werden jedoch die in der EU
                               Elemente sind eine Sperre ersten Grades über den Be-          „aktuellen“ (ggf. in TRACES abgebildeten) Fassungen
                               stand, das Ausmerzen von infizierten Tieren, und das          der Dokumente verwendet. Eine Verordnung des BLV31
                               Errichten einer Sperrzone von 1 km Radius, mit zwei           verbietet seit dem 1. Oktober 2010 die Einfuhr von Pfer-
                               negativen Laboruntersuchungen aller dort gehaltenen           den aus Rumänien. Sie sieht aber Ausnahmen nach den
                               Equiden im Abstand von mindestens 90 Tagen.                   im Beschluss der Kommission 2010/346/EU11 festgeleg-
                                                                                             ten Kriterien vor. Die „Äquivalenz“ gemäss bilateralen
                               Die Bedeutung des internationalen Tierverkehrs wird           Abkommen30 wird allein von den Vertragspartnern an-
                               dadurch unterstrichen, dass bereits im Veterinärabkom-        erkannt. Demzufolge gelten von der EU oder einzelnen

                               Abbildung 1: Länder, die 2017 Equine Infektiöse Anämie (EIA) Fälle an die Weltorganisation von Tiergesundheit (OIE) gemel-
                               det haben

730     SAT | ASMV 11 | 2019                                                                     Band 161, Heft 11, November 2019, 725–738, © GST | SVS
Übersichtsarbeiten | Reviews

Mitgliedstaaten mit Drittstaaten vereinbarte Ausfuhr-         Tabelle 3: Meldungen von Equinen Infektiösen Anämie (EIA) Fällen an das EU Animal
zeugnisse nicht automatisch für Exporte aus der               Disease Notification System (ADNS)

Schweiz.                                                       Land                      2010      2014       2015         2016     2017          2018
                                                               BELGIEN                     7
Die geltenden Vorschriften über die Kennzeichnung              KROATIEN                    13        3          3                     2            2
und Registrierung von Equiden in der Schweiz stehen
                                                               FRANKREICH                  7         1          1                     1            3
in den Artikeln 15a–15f der TSV. Seit dem 1. Januar 2012
                                                               DEUTSCHLAND                 27                   2                     14           1
müssen Eigentümer der Tierverkehrsdatenbank u.a. je-
                                                               GRIECHENLAND                1                                1                      1
des Verstellen von Equiden für einen Zeitraum von
                                                               UNGARN                      8         6          7           4         3            3
mindestens 30 Tagen melden 29. Diese Erfassung der
Pferdestandorte „in Intervallen von 30 Tagen“ entspricht       ITALIEN                    132        2

dem, was (gemäss aktuellen Entwürfen) künftig in der           RUMÄNIEN                    2        891       579          307       210          110

EU für das Verbringen von „regelmässig tierärztlich be-        VEREINIGTES                 3
                                                               KONIGREICH
treute Equiden“ in TRACES erfasst werden müsste.
                                                               SLOWAKEI                                                     2                      2
                                                               BULGARIEN                                                              1

Verbreitung und Überwachung                                    NIEDERLANDE                                                            1
                                                               SPANIEN                                                                2
Die EIA kommt bei bei Haus- und Wildequiden in zahl-           SCHWEIZ                                                                1
reichen Ländern Europas, Nord- und Südamerikas, Asi-           MAZEDONIEN                                                             2
ens und auch in Australien vor (Abbildung 1, Tabelle 3).       TOTAL                      200       903       592          314       237          122
Da es nur in wenigen Ländern aktive Überwachungs-
programme oder gar Ausrottungspläne gibt, sind die
Informationen lückenhaft. Ausser Island wird von der          4%, so sank er auf unter 0.1% der über 10 Millionen
EU für den internationalen Pferdeverkehr kein Land als        zwischen 2007 und 2012 durchgeführten Tests. Bezogen
„EIA-frei“ anerkannt. In Rumänien hat sich die Situa-         auf einen Bestand von rund 4 Millionen Equiden be-
tion kontinuierlich verbessert, weshalb aktuell über eine     deutet dieses intensive Testregime (rein rechnerisch) die
Regionalisierung der EU-Schutzmassnahmen diskutiert           jährliche Untersuchung von gegen 40% der Tiere, was
wird. Ergaben im Jahr 2010 noch 0.53% von mehreren            für die Pferdehalter Kosten von zirka $650,000 pro ent-
hunderttausend Tests ein positives Ergebnis, so sind es       deckten Fall verursacht. Es stellt sich deshalb die Frage,
2019 nur noch 0.03%. Im gleichen Zeitraum hat auch            ob diese Mittel künftig nicht effizienter und zielgerich-
der Equidenbestand um über 50% abgenommen15. In               teter eingesetzt werden könnten36, 37, 58. Auch in Kanada
Italien gibt es seit über 10 Jahren obligatorische Unter-     werden EIA-Fälle systematisch erfasst und bekämpft7.
suchungsprogramme. Im Jahr 2007 fielen bei den Pfer-          In der Schweiz wurde anhand von 666 ausnahmslos
den – mit grossen regionalen Unterschieden – noch             negativ getesteten importierten und einheimischen Pfer-
0.21% der (knapp 222’000) Tests positiv aus; 2012 waren       den 2009 nachgewiesen, dass die allenfalls verpasste
es nur noch 0.04%. Im gleichen Zeitraum fiel die Prä-         Prävalenz 2008 mit einer Sicherheit von 95% noch ma-
valenz bei den getesteten Maultieren von 10.27% auf           ximal 0.5% betrug61. Auch wenn es keine staatlichen
2.08% 51. Heute haben die Regionen zur risikoorientie-        Überwachungsprogramme gibt, werden doch jedes Jahr
ren Gestaltung ihrer nach wie vor obligatorischen Über-       einige hundert Pferde aus verschiedenen Gründen un-
wachungspläne wieder mehr Flexibilität17, 72, 73. In Frank-   tersucht (Tabelle 4). Die 1036 im Jahr 2017 durchgeführ-
reich sank die Zahl der positiven Reaktionen bei jährlich     ten Tests schliessen die Untersuchungen im Rahmen des
etwa 15’000 Tests von 27 im Jahr 2012 auf einen einzigen      Seuchenfalls ein.
im Jahr 20154. In Griechenland erwiesen sich 4.5% (von
7’872) zwischen 2001 und 2008 getesteten Serumproben
als antikörperpositiv65. Eine Publikation aus Serbien         Der Erste EIA-Tierseuchenfall in
dokumentiert 0.17% positive Resultate bei über Zehn-          der Schweiz im Sommer 2017
tausend von 1994 bis 2013 untersuchten Pferden84. In
Spanien wurden sämtliche im Rahmen einer Studie von           Gegen Ende Juni 2017 hat der Deutsche Poloverband
2011–2013 untersuchten Spanischen Vollblutpferde ne-          die Swiss Polo Association (SPA) darüber informiert,
gativ getestet47. Auch in Australien ist die EIA gebiets-     dass es in Deutschland mehrere EIAV-infizierte Polo­
weise auf tiefem Niveau endemisch3. Das gleiche gilt für      pferde entdeckt worden sind. Daraufhin begannen ei-
südamerikanische Länder wie Argentinien und Brasili-          nige Schweizer Clubs, ihre Pferde im Rahmen von Ei-
en1, 70, 85. Stark verbessert hat sich die Situation in den   genkontrollmassnahmen zu testen. So wurde am 4. Juli
USA. Betrug der Anteil positiver Resultate in den breit       das infizierte Pferd im Kanton Aargau entdeckt. Die
angelegten AGID-Untersuchungen 1972 noch gegen                amtliche Nachuntersuchung bestätigte am 7. Juli den

Band 161, Heft 11, November 2019, 725–738, © GST | SVS                                                                     SAT | ASMV 11 | 2019        731
Übersichtsarbeiten | Reviews

    Die Equine Infektiöse      Tabelle 4: Equine Infektiöse Anämie (EIA) Untersuchungen mittels Serologie in der Schweiz mit Untersuchungsgründen
   Anämie – eine Bespre-       (Auszüge Labordatenbank ALIS)
     chung aus amtstier­
          ärztlicher Sicht      Jahr          Anzahl Untersuchungen                                   Untersuchungsgrund
                                            (in Klammern EIA-positive)
                                                                               Verdacht       Gesundheitscheck            Import         Tierverkehr
      U. Zimmerl, B. Thür
                                2014                    649 (0)                    7                    65                   9               568
                                2015                    633 (0)                    6                    76                   1               550
                                2016                    539 (0)                   45                    21                   1               472
                                2017                   1036 (*3)                  98                    20                   0               918
                                2018                    597 (0)                    73                   16                   0               508

                               * ein serologisch positives Tier, welches 3× untersucht worden ist (EIA-Fall Kanton Aargau) Equiden Schweiz: am 31.5.2019
                               waren bei der Tierverkehrsdatenbank TVD 125’338 Equiden registriert (45.7% davon als „Heimtiere“)

                               ersten Seuchenfall in der Schweiz. Das kantonale Vete-        gehalten wurde. Aufzeichnungen über tierärztliche Be-
                               rinäramt verfügte die nach Artikel 204–206 TSV29 vor-         handlungen deuten darauf hin, dass es in den Folgejah-
                               gesehenen Massnahmen. Die Sperre über den Seuchen-            ren an Turnieren in den Niederlanden und in Deutsch-
                               betrieb und alle Equidenhaltungen im Umkreis von              land teilgenommen hat. Im Jahr 2013 stand es erstmals
                               1 km wurde am 5. Oktober aufgehoben, nachdem alle             für einige Zeit im Kanton Aargau, 2014 wurde es aus
                               72 dort gehaltenen Equiden in der zweiten Untersu-            Südtirol definitiv in die Schweiz importiert. Dank der
                               chung, 90 Tage nach der Ausmerzung des verseuchten            Aufzeichnungen in den Verzollungsdokumenten konn-
                               Pferdes, negativ getestet worden waren. Ein für Mitte         te ein gleichzeitig eingeführtes Pferd identifiziert, in der
                               August geplantes Poloturnier konnte, trotz der Sperr-         Tierverkehrsdatenbank lokalisiert und negativ getestet
                               massnahmen und ausschliesslich mit den vor Ort ste-           werden. Es erfolgten zwischen 2014 und 2017 in der
                               henden Pferden, durchgeführt werden.                          Schweiz eine Reihe von Besitzer- und Standortwechsel,
                                                                                             mit mehreren Aufenthalten auf Winterweiden in Süd-
                               Die Abklärung der Vorgeschichte und möglicher Kon-            deutschland.
                               takte des infizierten, aber klinisch gesunden und normal
                               leistungsfähigen Pferdes (Abbildung 2) erwies sich als        Die vor der Euthanasie an der Klinik für Pferdemedizin
                               schwierig. Geboren ist es 2004 möglicherweise in Ar-          der Universität Zürich durchgeführte klinische Unter-
                               gentinien. Nach dem Import nach Europa erhielt es 2010        suchung war unauffällig. Anlässlich der pathologisch-
                               einen Pass in Belgien, wo es wahrscheinlich bis 2012          anatomischen Untersuchung am Institut für Veterinär-
                                                                                             pathologie wurden lediglich einige petechiale Blutun-
                                                                                             gen im Kolon festgestellt. Histologisch fiel eine ausge-
                                                                                             prägte Hämosiderose im Knochenmark auf, mit
                                                                                             positiver Eisen-Färbung. Das Friedrich-Loeffler-Institut
                                                                                             (FLI, Riems) wies Virusgenom in Probematerial von
                                                                                             Niere und Milz nach, nicht aber in Blut, Lunge, Leber
                                                                                             und Lymphknoten. Die Sequenzierung ergab eine hohe
                                                                                             Übereinstimmung mit Stämmen von Fällen bei Polo­
                                                                                             pferden in Deutschland. Die im Rahmen der Aus-
                                                                                             bruchsuntersuchung in der Schweiz und in mehreren
                                                                                             EU-Ländern veranlassten Abklärungen ergaben keinen
                                                                                             Hinweis darauf, dass vom infizierten Pferd jemals EIAV
                                                                                             an weitere Equiden übertragen worden ist. Eine voll-
                                                                                             ständige Abklärung von Tierbewegungen und mögli-
                                                                                             chen Kontaktpferden über mehrere Jahre war unter den
                                                                                             aktuell für den Pferdeverkehr geltenden Vorschriften
                                                                                             nicht möglich. Die Swiss Polo Association hat ihre
                                                                                             Mitglieder deshalb aufgefordert, sämtliche Polopferde
                                                                                             zu testen. Alle angeschlossenen Clubs (siehe www.
                                                                                             spa-swisspolo.ch) haben die Massnahme umgesetzt.
                                                                                             Das BLV erhielt vom Verbandspräsidenten jeweils
Abbildung 2: Im Jahre 2017 wurde im Rahmen einer Eigenkontrolle der erste Equine             nachgeführte Listen der Pferde und Testergebnisse. Mit
Infektiöse Anämie (EIA) Tierseuchenfall der Schweiz bei einem Pferd entdeckt. Die            schlussendlich gegen 300 negativ getesteten Polopfer-
­A bbildung zeigt das „klinisch gesunde“ Pferd aus dem Kanton Aargau, welches über
 ­verschiedene Länder 2014 in die Schweiz importiert wurde.                                  den kann von keinem hohen Abdeckungsgrad ausge-
                                                                                             gangen werden.

732     SAT | ASMV 11 | 2019                                                                     Band 161, Heft 11, November 2019, 725–738, © GST | SVS
Übersichtsarbeiten | Reviews

Weg und Zeitpunkt der Infektion des Aargauer Falles         es aber auch künftig unverhältnismässig, vor jedem Ver-      Die Equine Infektiöse
werden wohl nie mit Sicherheit geklärt werden können.       bringen einen amtlichen bestätigt negativen Labortest        Anämie – eine Bespre­
                                                                                                                         chung aus amtstier­
Auf der Grundlage der vorliegenden Puzzleteile scheint      zu verlangen. Der aktuell in Brüssel diskutierte Ansatz      ärztlicher Sicht
aber die Hypothese plausibel, dass das Pferd „vor Jahren“   der erleichterten Reisebestimmungen für Pferde, die
und damit vor der Einfuhr in die Schweiz infiziert wur-     „sowieso regelmässig tierärztlich betreut werden“, eröff-    U. Zimmerli, B. Thür

de, und dass diesbezüglich ein Zusammenhang mit             net Möglichkeiten für differenzierte Lösungen. So
weiteren EIA-Fällen in Deutschland und ev. weiteren         könnten Pferde, die „oft reisen“, z.B. künftig periodisch
EU-Ländern besteht.                                         auf EIA untersucht werden (statt wie bisher „ab und zu
                                                            für die Teilnahme an bestimmten Veranstaltungen“).
                                                            Ein grosser Fortschritt wären in jedem Fall Regelungen,
Fazit und Ausblick                                          die von den Behörden überall akzeptiert und einheitlich
                                                            angewendet würden. Die vielen nationalen und regio-
Die EIA kommt in vielen Ländern „auf tiefem Niveau“         nalen Regimes erschweren heute allen am Pferdeverkehr
endemisch vor, z.T. regional und/oder beschränkt auf        Beteiligten den Alltag. Es lohnt sich deshalb, die im
gewisse Segmente der Equidenpopulationen. Aufgrund          Einzelfall geltenden Anforderungen bei den am Bestim-
der guten Seuchenlage und der „überschaubar struktu-        mungsort zuständigen Veterinärbehörden im Voraus
rierten“ Equidenbestände in der Schweiz ist und bleibt      abzuklären. Das staatliche System wird nie eine hun-
die Einstufung als „auszurottende Seuche“ richtig. Die-     dertprozentige Sicherheit gewährleisten können. Wenn
ses hochgesteckte Bekämpfungsziel ist aber nicht über-      seine Grenzen aber klar und transparent abgesteckt sind,
all sinnvoll und umsetzbar39, weshalb auch die Be-          erleichtert dies den Unternehmern die Analyse und
schränkung der EU-Regelungen auf Massnahmen zur             Kontrolle der „eigenen Risiken“ durch adäquate Bio­
Verhinderung der Ausbreitung durch den Tierverkehr          sicherheitsmassnahmen. Im Zentrum steht auch da der
korrekt erscheint. Im 2013 verabschiedeten Kapitel 2.5.6    Tierverkehr, ein besonderes Augenmerk ist aber auch
des OIE Terrestrial Manual wird eine Inkubationszeit        auf jegliche Form der Verwendung von Blut- und Blut-
von „bis zu drei Monaten“ festgehalten, und dass (posi-     produkten zu richten.
tive) ELISA-Ergebnisse durch einen Coggins bestätigt
werden müssen 20. Neuere Erfahrungen aus Ländern mit
grossen Untersuchungskampagnen (wie Italien, USA,           Dank
aber auch Rumänien oder Argentinien) weisen aber da-
rauf hin, dass es noch sensitivere und spezifischere Un-    Wir danken Hanspeter Meier, Ruth Hauser und Fran-
tersuchungsprotokolle gibt, wie z.B. die kombinierte        ziska Remy-Wohlfender, die uns bei der Suche nach
Verwendung von ELISA, Coggins und Immunoblot45, 71.         Informationen zum „letzten Fall von 1991“ geholfen
Es muss deshalb geklärt werden, ob der optimale Einsatz     haben. Bedanken möchten wir uns auch bei allen Kol-
der vorhandenen Instrumente – unter Wahrung der Zu-         leginnen und Kollegen bei Bund und Kantonen, die bei
verlässigkeit – nicht eine Verkürzung der „90-Tage Inku-    der Aufarbeitung des EIA-Falles 2017 mitgeholfen ha-
bationsfrist“ erlauben würde. In Einklang mit einer         ben. Dank auch an Angelika Schoster für die klinischen
Anpassung der internationalen Standards müssten dann        Untersuchung des Poloponys und Saskia Keller für die
ggf. auch nationale Regelungen und Zeugnismuster an-        pathologischen Abklärungen, sowie Patricia König vom
gepasst werden. Solange darin explizit „ein negativer       FLI, Insel Riems (D) für die fachliche Beratung betref-
Coggins“ bestätigt werden muss, gibt es für die zertifi-    fend EIA und den Virusnachweis. Dem Präsidenten der
zierenden amtlichen Tierärztinnen und Tierärzte keinen      Swiss Polo Association, Herrn Martin Luginbühl, dan-
Spielraum für Alternativen. Wegen der Konsequenzen          ken wir für die konstruktive und transparente Zusam-
für die infizierten Equiden und den langen und folge-       menarbeit zwischen Branche und Behörden. Michael
schweren Sperrmassnahmen bleiben Massnahmen zur             Binggeli hat für uns freundlicherweise die Karte in Ab-
Verhinderung der Verbreitung der EIA sehr wichtig. Für      bildung 1 erstellt, und die Datenbankabfragen für die
Pferdebewegungen im Veterinärraum EU-Schweiz wäre           Tabellen durchgeführt.

Band 161, Heft 11, November 2019, 725–738, © GST | SVS                                                                  SAT | ASMV 11 | 2019    733
Übersichtsarbeiten | Reviews

    Die Equine Infektiöse      L’anémie infectieuse des équidés –                             L’anemia infettiva degli equini – una
   Anämie – eine Bespre­
     chung aus amtstier­
                               une appréciation d’un point de vue                             valutazione dal punto di vista ufficiale
          ärztlicher Sicht     officiel
                                                                                              L’anemia infettiva degli equini (AIE) è una malattia vi-
      U. Zimmerli, B. Thür     L’anémie infectieuse des équidés (AIE) est une maladie         rale che si manifesta sporadicamente in molti Paesi.
                               virale sporadique dans de nombreux pays. Chaque cas            Ogni caso di epizoozia ha tuttavia gravi conseguenze:
                               a pourtant de graves conséquences: les animaux infectés        gli animali infetti devono essere abbattuti, e i sequestri
                               doivent être éliminés, et les interdictions de mouve-          che vietano i movimenti di equidi per tre mesi causano
                               ments d’équidés pendant trois mois causent des pertes          perdite economiche sostanziali. In Svizzera, l’obbligo
                               économiques substantielles. En Suisse, la notification         di notifica è stato introdotto nel 1994 a seguito delle
                               obligatoire a été introduite en 1994 pour faciliter les        regolamentazioni per il commercio internazionale; nel
                               échanges transfrontaliers. En 1995, la «nouvelle» ordon-       1995 con la “nuova” ordinanza sulle epizoozie l’AIE è
                               nance sur les épizooties a ensuite classé l’AIE dans la        stata classificata come epizoozia “da eradicare”. Il caval-
                               catégorie des «épizooties à éradiquer». Le cheval de polo      lo da polo infetto individuato nel Canton Argovia nell’e-
                               infecté, qui a été découvert durant l’été 2017 dans le         state 2017 rappresenta quindi il primo caso ufficiale in
                               canton d’Argovie, représente donc le premier cas officiel      Svizzera. In tale contesto è stata colta l’occasione per
                               d’AIE en Suisse. Il a servi de point de départ pour une        discutere le principali prescrizioni dell’UE e della Sviz-
                               appréciation de la réglementation de l’UE et du droit          zera. Dai recenti studi emerge che probabilmente vi è
                               suisse. Des études récentes indiquent qu‘il existerait un      un potenziale di ottimizzazione nell’ambito della dia-
                               potentiel d’optimisation des protocoles de diagnostic.         gnostica. L’AIE si trasmette tramite il sangue o prodot-
                               L’AIE est transmise par le sang et les produits sanguins       ti a base di sangue che contengono l’agente infettivo.
                               contenant l’agent infectieux. L’introduction de la mala-       L’introduzione in regioni indenni è spesso legata ad
                               die dans une région indemne est souvent liée à des acti-       attività umane. Gli insetti ematofagi, come i tafani e le
                               vités humaines, les insectes hématophages, comme les           mosche cavalline, fungono da vettori meccanici esclu-
                               taons ou les mouches piquantes, peuvent servir de vec-         sivamente a livello locale in un raggio non superando
                               teurs mécaniques au niveau local, dans un rayon ne             alcune centinaia di metri. Come in passato, la nuova
                               dépassant pas quelques centaines de mètres. Comme              regolamentazione UE in materia di salute degli anima-
                               l’actuelle, la nouvelle réglementation de l’UE régissant       li non prescriverà agli Stati membri programmi nazio-
                               la santé animale ne prescrira pas aux États membres une        nali di sorveglianza e di lotta, che quindi possono adat-
                               stratégie nationale de surveillance ou de lutte, qu’ils        tare alla loro situazione particolare. Questi ultimi
                               peuvent en conséquence adapter en fonction de leur             devono tuttavia assicurare che gli equidi destinati agli
                               situation particulière. Ils doivent toutefois assurer que      scambi intracomunitari soddisfino i requisiti prescritti.
                               les équidés destinés aux mouvements intracommunau-             A questo proposito, lievi adeguamenti degli standard
                               taires remplissent des conditions spécifiées. A cet égard,     internazionali sembrano possibili, ma anche in futuro
                               un «ajustage» des normes internationales parait envisa-        non saranno obbligatori esami di laboratorio prima di
                               geable, mais comme c’est déjà le cas actuellement, un          ogni spostamento. Indipendentemente dalla loro for-
                               examen de laboratoire avant tout déplacement ne sera           mulazione definitiva, regolamentazioni accettate e at-
                               pas exigé. Indépendamment de leur formulation finale,          tuate uniformemente da tutte le autorità competenti a
                               des conditions de déplacement d’équidés généralement           livello nazionale, regionale e locale costituirebbero un
                               acceptées et appliquées uniformément par toutes les            grande progresso per tutti gli attori implicati nel traffico
                               autorités compétentes aux échelles nationales, régionales      di animali. Tuttavia, le normative ufficiali non potran-
                               et locales signifieraient un grand progrès pour tous les       no mai garantire una protezione assoluta. Considerando
                               acteurs impliqués dans le trafic d’animaux. Les législa-       il fatto che non esistono né una vaccinazione né una
                               tions ne pourront jamais garantir une sécurité absolue.        terapia effettiva, è indispensabile che i detentori, gli
                               Considérant qu’il n’existe ni vaccination efficace ni          stallieri, i veterinari, le associazioni e gli organizzatori
                               traitement, il est crucial que les détenteurs, palefreniers,   di competizioni siano consapevoli dei rischi sanitari, e
                               vétérinaires, associations et organisateurs de manifesta-      che li arginino per quanto possibile mediante misure di
                               tions équestres soient conscients du danger d’épizootie,       biosicurezza adeguate.
                               et qu’ils le réduisent autant que possible par des mesures
                                                                                              Parole chiave: anemia infettiva degli equini, biosicurezza,
                               de biosécurité adéquates.                                      prevenzione, regolamentazioni, traffico di animali, Svizzera

                               Mots clés: Anémie infectieuse des équidés, biosécurité, pré-
                               vention, réglementation, mouvements d’animaux, Suisse

734     SAT | ASMV 11 | 2019                                                                     Band 161, Heft 11, November 2019, 725–738, © GST | SVS
Übersichtsarbeiten | Reviews

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             BE: le Bulletin Epidémiologique Santé animale -
                                                                     health/regulatory_committee_en
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                                                                     10: Evidence for semen transmission, uncertainty for em-
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Band 161, Heft 11, November 2019, 725–738, © GST | SVS                                                                            SAT | ASMV 11 | 2019    735
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