GESUNDHEITSWESEN SCHWEIZ - FOKUS AUF DIE KERNKOMPETENZEN - WIE SICH MIT OUTSOURCING HUNDERTE MILLIONEN FRANKEN EINSPAREN LASSEN - BEI PWC SCHWEIZ
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www.pwc.ch/gesundheitswesen Gesundheitswesen Schweiz – Fokus auf die Kernkompetenzen Wie sich mit Outsourcing Hunderte Millionen Franken einsparen lassen Unterstützt durch DOSIM Healthcare
Das Wichtigste auf einen Blick 1. 5 % bis 10 % Einsparungen bei den Supportkosten möglich Je nach Bereitschaft für alternative Sourcinglösungen und regulatorischen Restriktionen schätzen wir das Einsparpotenzial bei den Supportkosten auf rund CHF 400 Mio. bis CHF 800 Mio. pro Jahr. Sollte sich die Abneigung gegen Outsourcing im Gesundheitswesen legen, liessen sich jährlich sogar rund CHF 650 Mio. bis CHF 1,3 Mia. sparen. 2. Vorab das Betriebsmodell optimieren Standardisierung, Dokumentation und teils Automatisierung von Prozessen bilden eine Grundvoraussetzung für die Umsetzung neuer Lösungen – unabhängig davon, ob Leistungen selber oder durch Dritte erbracht werden. 3. Umbruch und finanzieller Druck als Chancen nutzen Neue Berufsbilder, neue Technologien oder Neu- und Umbauprojekte bieten grosse Chancen für innovative Betriebsmodelle und optimierte Prozesse. Der zunehmende Wettbewerb spricht zusätzlich dafür, die hauseigenen Strukturen zu überdenken. 4. Keine Patentlösung für das Gesundheitswesen Unterschiedliche Sourcingmodelle eröffnen unterschiedliche Wege. Was für den einen funktioniert, kann andernorts misslingen. Darum braucht es individuelle Lösungen für individuelle Ansprüche. 5. Reinigung und IT auslagern im Trend Das Auslagern von Reinigung und IT wird bereits geprüft und umgesetzt. Weitere Bereiche kommen zunehmend auf das Radar der Gesundheitsversorger. 6. Entscheidungen im Spannungsfeld von Politik und Sozialpartnerschaft Bei Sourcingentscheidungen entsteht ein Spannungsfeld zwischen unternehmerischer Verantwortung, politischen Rahmenbedingungen und Sozialpartnerschaft. 7. Mehr als nur Personalkosten sparen Mit alternativen Sourcingmodellen werden neben den direkten Personalkosten auch weitere Kosten eingespart. Oft können für Material und Overhead 50 % oder mehr zusätzliche Kosten eingespart werden. 2 Gesundheitswesen Schweiz – Fokus auf die Kernkompetenzen
Inhalt Das Wichtigste auf einen Blick 2 Inhalt 3 Vorwort 4 1. Einleitung 5 2. Kernfragen einer Sourcingstrategie 6 3. Ausgangslage 8 4. Betriebsmodell und Leistungsdefinition 12 5. Evaluation von Sourcingmodellen 14 6. Einsparpotenzial von Outsourcing 20 7. Fallbeispiele Reinigung und IT 22 8. Zusammenfassung und Fazit 28 9. Anhang 29 10. Gerne für Sie da 31 Gesundheitswesen Schweiz – Fokus auf die Kernkompetenzen 3
Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser Für aussagekräftige Antworten haben wir eine Online befragung von 268 Führungspersonen von Schweizer Die Leistungserbringer des Schweizer Gesundheitswesens Leistungserbringern durchgeführt und 83 Antworten haben den Auftrag, medizinische und pflegerische Leis erhalten. Zusätzlich haben wir mit rund 30 ausgewählten tungen in der bestmöglichen Qualität zu erbringen. Damit Fachexperten aus Akutsomatik, Psychiatrie, Rehabilitation, das Gesundheitswesen effizient und bezahlbar bleibt, sollen Alters- und Pflegeheimen sowie mit Outsourcingdienst sie dies zum bestmöglichen Preis-Leistungs-Verhältnis tun. leistern persönliche Gespräche geführt. Die Umfrage ist Grundpfeiler für den Erfolg jedes Gesundheitsversorgers ist nicht repräsentativ. Dennoch gestattet sie Ihnen einen das Vertrauen der Patienten. Das erfordert einen klaren umfassenden Einblick in die Potenziale und Tücken einer Fokus auf das Kerngeschäft, also auf die Kernkompetenzen. Sourcingstrategie. Mit der vorliegenden Studie möchten wir aufzeigen, wie Sie Unser besonderes Augenmerk gilt in dieser Publikation den als Leistungserbringer dieses Kerngeschäft noch stärker in nicht-medizinischen Supportleistungen. Über Sourcing den Mittelpunkt rücken. Dabei konzentrieren wir uns auf strategien in den medizinischen Support- oder Querschnitts die folgenden Fragen: funktionen wie Pathologie, Labor oder Radiologie liesse sich eine weitere Publikation mit ähnlichem Umfang • Sind die Betriebsmodelle heute so ausgestaltet, dass verfassen. eine Konzentration auf das Kerngeschäft gewährleistet ist? An dieser Stelle bedanken wir uns herzlich bei allen, die zu dieser Studie beigetragen haben, sei es mit der Teilnahme • Mit welchen alternativen Sourcingmodellen lässt sich an der Umfrage oder als Gesprächspartner. Dank dieser dieser Fokus schärfen? geschätzten Unterstützung können wir unseren Blick auf • Wie offen sind die Schweizer Leistungserbringer das Schweizer Gesundheitswesen immer wieder neu gegenüber alternativen Sourcingmodellen und schärfen und wertvolle Grundlagen für Ihre Meinungs spezialisierten Serviceanbietern? bildung und Entscheidungsfindung schaffen. • Welches Einsparpotenzial im Supportbereich eröffnen diese Modelle? Falls Sie Fragen haben oder ausgewählte Aspekte mit uns besprechen möchten, sind wir gerne für Sie da. Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre. Philip Sommer Patrick Schwendener Leiter Beratung Gesundheitswesen Leiter Deals Gesundheitswesen Brigitte Bieri Paul Sailer Deals Gesundheitswesen Beratung Gesundheitswesen 4 Gesundheitswesen Schweiz – Fokus auf die Kernkompetenzen
1. Einleitung Fokus auf die Kernkompetenzen Damit alternative Sourcingstrategien greifen, muss ein Unternehmen sein Betriebsmodell und seine Prozesse Erfolgreich sind erfahrungsgemäss jene Unternehmen, die kennen und Optimierungsüberlegungen dazu anstellen. sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren. Diese dienen Nur so kann es die Diskussion über verschiedene Formen der Differenzierung gegenüber den Konkurrenten und der Leistungserbringung wie Outsourcing, Co-Sourcing schaffen Wettbewerbsvorteile. Dazu gehört, dass ein oder interne Leistungserbringung führen. Zu einem Unternehmen sein Betriebsmodell immer wieder hinter vollständigen Bild gehören weitere Kriterien wie Wirtschaft fragt: Wie erbringe ich meine Leistungen möglichst effektiv lichkeit, Qualität, Aussenwirkung und andere. Doch die und effizient? Kernkompetenzen sind die Grundlage für die Basis einer strukturierten Sourcingstrategie bildet ein klar Entstehung des Patientennutzens.1 Spitäler müssen also definiertes Betriebsmodell. überlegen, wie sie ihre Kräfte im Kerngeschäft bestmöglich bündeln. «Ich plädiere für einen selektiven Outsourcing – ein kontroverser Begriff Sourcingansatz, der sich immer Der Begriff Outsourcing ist häufig negativ aufgeladen. Er nach der Unternehmensstrategie wird nicht selten mit Kostenreduktion, Stellenabbau, Kompetenz- und Kontrollverlust gleichgestellt. Dies kommt zu richten hat.» teilweise daher, weil Outsourcing in der Vergangenheit Markus Lüdi, Co-Direktor Unterstützungs häufig erst bei der Restrukturierung erfolgte. Die funktionen Insel Gruppe AG Auslagerung von Leistungen wurde als letzte Möglichkeit der kurzfristigen Kostenreduktion gesehen. Bei Outsourcing handelt es sich grundsätzlich um eine Bei der Nutzung von alternativen Sourcingstrategien Verkürzung der Wertschöpfungskette besteht das Hauptziel darin, seine Kräfte zu bündeln und oder Leistungstiefe des Unternehmens und damit um die Leistungen ausserhalb der eigenen Kernkompetenzen von Konzentration auf die Kernprozesse und -kompetenzen. spezialisierten Serviceanbietern zu beziehen. So kann das Unternehmen im besten Fall sowohl die Qualität der Kern- und Supportprozesse steigern als auch die Kosten Wirtschaftlichkeit – nur ein Grund für senken. alternative Sourcingmodelle Natürlich spielt wie bei jeder unternehmerischen Entscheidung die Wirtschaftlichkeit eine Schlüsselrolle. Wichtig erscheint uns aber der Gesamtkontext. Es geht nicht um reine Kosteneinsparungen, sondern um eine Konzentration innerhalb der gesamten Wertschöpfungs kette, also auch um Qualitätssteigerung. Ein weiterer Grund für alternative Sourcingstrategien ist die Erhöhung der Flexibilität in der Leistungserbringung, zum Beispiel durch eine flexible Abdeckung von Belastungsspitzen und geringere Investitionskosten. 1 In Anlehnung an Prahalad, C.K. und Hamel, G. (1990): The Core Competence of the Corporation, Harvard Business Review, S. 79–91 Gesundheitswesen Schweiz – Fokus auf die Kernkompetenzen 5
2. Kernfragen einer Sourcingstrategie Mit der vorliegenden Publikation erhalten Sie einen Leitfaden zu einem optimierten Betriebsmodell für nicht- medizinische Supportleistungen und zur Sourcingstrategie mit auf den Weg. Wir zeigen Ihnen Chancen, Risiken, Herausforderungen und Lösungsansätze auf. Für das Erarbeiten einer passenden Sourcingstrategie orientieren wir uns inhaltlich an drei Kernfragen. Abbildung 1: Die Kernfragen beim Erarbeiten einer Sourcingstrategie «Welche Support- «Wie werden die «Wer soll die leistungen erbringen Supportleistungen Supportleistungen wir heute?» künftig erbracht?» erbringen?» Supportprozesse Betriebsmodell Lösungen Medizinisch: Pflichtenheft Kriterien - Apotheke - Was? - Labor - Wie? - Soziale Dienste - Wann? Interne - Forschung und Lehre - Welchen Nutzen? Leistungs- Qualität - Patientendisposition erbringung Nicht-medizinisch: - Finanzen Steuerung - HR - Legal Co- - IT-Services Sourcing - Facility Management Verantwortung (Reinigung, Logistik, Instandhaltung etc.) Umsetzung - Hotellerie Outsourcing Kosten Kapitel 3: Ausgangslage Kapitel 4: Kapitel 5: Evaluation Betriebsmodell von Sourcingmodellen und Leistungsdefinition Kapitel 3 präsentiert die Ausgangslage. Hier erläutern wir In Kapitel 5 beschreiben wir die alternativen Sourcing jene Supportleistungen, die im Rahmen von Sourcing- modelle. Wir legen deren Nutzen, Einsparpotenzial sowie strategien infrage kommen. Wir widmen uns der aktuellen Chancen und Risiken dar. Situation bei Schweizer Spitälern und anderen Leistungs erbringern. Zudem zeigen wir auf, in welchen Bereichen In Kapitel 6 zeigen wir anhand von zwei Fallbeispielen die Umfrageteilnehmer Optimierungspotenzial vermuten. aus der Gebäudereinigung und IT auf, wie sich Outsourcing konkret realisieren lässt. Zudem diskutieren wir in einem In Kapitel 4 gehen wir auf Überlegungen zum Betriebs Exkurs die Rolle von Politik und Sozialpartnern. modell ein. Dazu gehören die Voraussetzungen seitens der Leistungserbringer, die für eine fundierte Sourcingstrategie In Kapitel 7 fassen wir unsere Erkenntnisse zusammen gegeben sein sollten. und ziehen ein Fazit. 6 Gesundheitswesen Schweiz – Fokus auf die Kernkompetenzen
So verwenden wir die Begriffe Die Begriffsdefinitionen zum Thema Outsourcing werden in der Theorie und Praxis nicht immer klar getrennt. Wir verwenden in dieser Studie die folgenden Begriffsdefinitionen. Sourcing Überbegriff für die strategischen Möglichkeiten des internen und externen Leistungsbezugs bzw. der Leistungserbringung. Interne Supportleistungen werden gebündelt und optimiert intern erbracht und intern verrechnet. Leistungserbringung Auch möglich als Tochtergesellschaft durch Auslagerung einer bisher intern erbrachten Leistung in eine eigene Rechtspersönlichkeit im teilweisen oder vollständigen Eigentum des Leistungserbringers. Co-Sourcing Institutionsübergreifende, partnerschaftliche Auslagerung von Leistungen in ein gemeinsames Profit- oder Cost-Center. Dies kann z. B. in Form einer Tochtergesellschaft oder eines Joint Ventures erfolgen. Im Rahmen einer Co-Sourcingstrategie ist auch eine Leistungserbringung für Dritte möglich. Outsourcing Bezug von Fremdleistung, d. h. Auslagerung von Unternehmensaufgaben an externe (spezialisierte) Dienstleister. Die vertragliche Organisation erfolgt oft über sogenannte Service Level Agreements (SLA), die Dauer, Frequenz und Qualität eines wiederkehrenden Dienstleistungskatalogs festlegen. Kernprozess Tätigkeit, durch die sich ein Unternehmen von anderen differenziert und den grössten Teil der Einnahmen generiert. Supportprozess Unterstützungsleistungen zur effizienten Erbringung des Kernprozesses, zum Beispiel die Administration in einem Spital. Der Supportprozess beeinflusst den Kundennutzen lediglich indirekt. Gesundheitswesen Schweiz – Fokus auf die Kernkompetenzen 7
3. Ausgangslage 3.1 Veränderungen nutzen Bauprojekte als Anstoss Trends führen zu höheren Anforderungen an Effizienz Die Schweizer Spitallandschaft gleicht ganz wörtlich einer grossen Baustelle: Investitionen im zweistelligen und Qualität von Supportprozessen Milliardenbereich sind in Planung oder bereits umgesetzt, Das Schweizer Gesundheitswesen wandelt sich schon seit um die in die Jahre gekommene Spitalinfrastruktur zu geraumer Zeit. Trends wie ambulant vor stationär, die ersetzen oder zu erneuern.3 Die Neu- und Umbauprojekte Veränderung der Tarifstrukturen (Tarifeingriff bei den stellen die Leistungserbringer im Schweizer Gesundheits ambulanten Leistungen, einheitliche Finanzierung u. a.) wesen vor namhafte Herausforderungen. Damit sie richtig oder die steigenden Patientenansprüche und -bedürfnisse bauen und später wirtschaftlich produzieren können, erhöhen die Anforderungen an die Kern- und Support sollten sie eine an den Kernkompetenzen ausgerichtete prozesse. Dabei professionalisieren sich die Support langfristige Strategie entwickeln. Bauprojekte stellen daher leistungen: Hier werden zusätzliche strategische Kompeten einen idealen Moment dar, mit althergebrachten Betriebs zen geschaffen (z. B. strategisches HR, Digitalisierungs modellen abzuschliessen. strategie). Gleichzeitig werden die operativen Support funktionen effizienter gestaltet, etwa durch das Bündeln interner Supportleistungen, die Steigerung der Qualität, die Verkürzung der Durchlaufzeit oder deren kosten «Im Moment der Veränderung günstigere Erbringung. innerhalb der Organisation Eine Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte muss Outsourcing in den Wissenschaften (ZHAW) aus dem Jahr 2011 führt das damals geringe Interesse der Leistungserbringer an entsprechenden Bereichen Outsourcingstrategien für Supportprozesse darauf zurück, geprüft werden. Hier ergeben sich dass der finanzielle Druck auf die Spitalfinanzierung damals noch weniger spürbar war.2 Parallel zum anhal Möglichkeiten, die Erbringung tenden Preis- und Margendruck ist die Wichtigkeit der Optimierung von nicht-medizinischen Supportleistungen von Supportleistungen zu über die letzten Jahre deutlich gestiegen. optimieren.» Ursula Schaufelberger, Direktorin Personal und «Im Rahmen des Baus der neuen Betriebe Psychiatriezentrum Münsingen AG (PZM) Gebäudeeinheiten müssen die Neben baulichen Aktivitäten können auch Verselbständi Prozesse sowieso geplant und gungen, Zusammenschlüsse oder andere organisatorische definiert werden, unabhängig Veränderungen Anlass bieten, das aktuelle Betriebsmodell zu hinterfragen. In den meisten Fällen wird in solchen davon, ob diese intern oder extern Situationen grundlegend diskutiert, ob das Betriebsmodell erfolgreich und wirtschaftlich ist. erbracht werden.» Dr. Peter Eichenberger, Direktor St. Claraspital AG 2 Hofer, S. und Rohrer, M. (2011): Outsourcing of Facility Services in Swiss Hospitals 3 Vgl. PwC (2016): Spitalbauten und ihre Zukunft 8 Gesundheitswesen Schweiz – Fokus auf die Kernkompetenzen
3.2 Nicht-medizinische Supportleistungen im Überblick Die Supportprozesse im Gesundheitswesen lassen sich in medizinische und nicht-medizinische Dienstleistungen unterteilen.4 In Anlehnung an die Gliederung gemäss dem Leistungskatalog für nicht-medizinische Supportleistungen in Spitälern (LekaS) konzentrieren wir uns auf die nicht- medizinischen Supportprozesse: Abbildung 2: Unser Schwerpunkt in dieser Studie liegt bei den nicht-medizinischen Supportprozessen Vorbetreuung Aufnahme Diagnostik Operation/ Behandlung Austritt Nachbetreuung Intervention Kernprozesse Facility Management Sterilgut- (Gebäudeverwaltung Empfang und Gebäudereinigung versorgung und IT-Services OP-Management/ Wäscherei inkl. technischer Telefonie und Raumpflege Support am -Logistik Gebäude) Patienten- Wäsche- und HR Services Finanzen Codierung transport Mahlzeitenver- Gastronomie (intern und teilung (interne extern) Logistik) Nicht-medizinische Supportprozesse Abbildung 3: Das Thema Outsourcing ist kurz- und mittelfristig aktuell 3.3 Outsourcing ist vorwiegend ein strategisches Aktualitätsthema Ist das Thema Outsourcing ein strategisches Thema? Insgesamt sind sich die Fachexperten einig, dass durch eine bessere Planung und Organisation der Supportleistungen effizientere Lösungen für die Leistungserbringer möglich wären. Für rund 60 % der befragten Leistungserbringer ist 37.5 % 8.8 % 12.5 % Outsourcing auch ein aktuelles Thema oder wird es in den nächsten drei Jahren werden. Ist ein aktuelles In den nächsten In den nächsten Interessanterweise sehen viele Leistungserbringer in ihren Thema 1 bis 3 Jahren 12 Monaten internen Prozessen klare Optimierungsmöglichkeiten. ein Thema ein Thema Deshalb ziehen sie die vorgelagerte, interne Optimierung einem Outsourcing oft vor – auch, um eine grundlegende Anpassung der Prozesse mit externen Schnittstellen zu vermeiden. Allerdings scheint die Prüfung einer Auslagerung 20.0 % 21.2 % von Supportprozessen meist interne Optimierungsprojekte auszulösen. Das heisst, das Potenzial von Outsourcing kann als Argument dienen, die interne Leistungserbringung zu optimieren. Längerfristig Outsourcing ist bei ein Thema uns nicht relevant 4 Gerber, N. (2014): Leistungszuordnungsmodell für nicht-medizinische Supportleistungen in Spitälern (LemoS), ZHAW Gesundheitswesen Schweiz – Fokus auf die Kernkompetenzen 9
3.4 Der Status quo von Outsourcing Abbildung 4: Leistungen, die derzeit extern bezogen werden Bereits ausgelagert Wäscherei ist vielerorts ausgelagert Wäscherei 29.9 % Über 30 % der Umfrageteilnehmer geben an, heute bereits die Wäscherei ausgelagert zu haben. Das ist nachvoll IT-Services (Support, Betrieb, Wartung) 21.9 % ziehbar, da es sich bei der Dienstleistung der Wäscherei um einen klar abgrenzbaren, standardisierten Prozess handelt, Gebäudereinigung und Raumpflege 11.7 % der keine direkte Interaktion mit dem medizinischen Patiententransport Kernprozess erfordert. (intern und extern) 10.2 % Grosses Potenzial bei Facility Management, Andere 5.8 % Gebäudereinigung und IT Facility Mgmt (Gebäude- verwaltung inkl. technischer 5.1 % Support am Gebäude) Im Gegenzug dazu erkennen die Umfrageteilnehmer ein beträchtliches Potenzial für die Bereiche Facility Manage Codierung 4.4 % ment (Gebäudeverwaltung inklusive technischer Support Finanzen (Rechnungs- wesen, Controlling) 3.6 % am Gebäude), Gebäudereinigung und Raumpflege sowie IT. In diesen Disziplinen erachten sie ein Outsourcing als HR-Services (Lohnbuchhaltung, etc.) 3.6 % realistisch und sinnvoll, sei es als Voll- oder Teilauslagerung. Eine detailliertere Betrachtung dieses Potenzials erfolgt in Empfang und Telefonie 1.5 % Kapitel 7. An dieser Stelle so viel: Diese Bereiche liessen Wäsche- und sich signifikant optimieren, die Betriebsmodelle sind Mahlzeitenverteilung 1.5 % jedoch häufig nicht ausreichend strukturiert. (interne Logistik) Gastronomie 0.7 % Facility Management: integrierte statt spezialisierte Anbieter Abbildung 5: Supportleistungen, die in Zukunft verstärkt ausgelagert werden Das Facility Management weist einen klar definierbaren Umfang auf, hat mit dem Patienten wenig zu tun und In Zukunft verstärkt braucht nur wenig Flexibilität. Damit ist es für ein ausgelagerte Leistungen Outsourcing prädestiniert. 15 % aller Umfrageteilnehmer Facility Management (Gebäude- sehen darin ein ungenutztes Outsourcingpotenzial. Für die verwaltung inkl. technischer 15.1 % Instandhaltung und kleine Reparaturarbeiten, die Pflege Support am Gebäude) des Spitalareals sowie Schliess- und Sicherheitsdienste sind IT-Services (Support, 15.1 % heute im Unterschied zu anderen nicht-medizinischen Betrieb, Wartung) Supportleistungen vor allem integrierte Anbieter tätig. Diese Gebäudereinigung 14.5 % stellen eine hohe Leistungsqualität und -sicherheit bei und Raumpflege gleichzeitig geringem Managementaufwand sicher und Wäscherei 12.2 % profitieren von Erfahrungen aus anderen Industriebereichen. Wäsche- und Zudem kann meist nur ein solcher integrierter Anbieter die Mahlzeitenverteilung 9.9 % nötige Abdeckung rund um die Uhr bei gleichzeitiger (interne Logistik) Kostenreduktion gewährleisten. Patiententransport (intern und extern) 8.7 % Codierung 5.8 % Gastronomie 5.2 % HR-Services (Lohnbuchhaltung, etc.) 5.2 % Empfang und Telefonie 4.1 % Finanzen (Rechnungs- wesen, Controlling) 2.9 % Andere 1.2 % 10 Gesundheitswesen Schweiz – Fokus auf die Kernkompetenzen
Exkurs Psychiatrie und Rehabilitation In Psychiatrien und Rehabilitationseinrichtungen liegen In der Psychiatrie können gewisse Argumente auch gegen die durchschnittlichen Verweildauern deutlich über jenen alternative Sourcingmodelle sprechen. Manche Einrich der Akutsomatik. Zudem gilt der Patientenkontakt – auch tungen bieten in Bereichen wie der Wäscherei oder der jener des nicht-medizinischen Personals – als Teil der Arealpflege geschützte Arbeitsplätze an. Ein Outsourcing Leistungserbringung und als Erfolgsfaktor für die könnte einen negativen Einfluss auf die Patienten Genesung, stärker noch als in der Akutsomatik. Während behandlung haben, wenn der betroffene Supportbereich des Aufenthalts ergänzen Gespräche mit Mitarbeitern der als Bestandteil des Behandlungskonzeptes gilt. Supportleistungen die rein medizinische Behandlung. Durch den täglichen Kontakt entsteht ein Vertrauens verhältnis, das sich teilweise durch Sprache, Nationalität «Geschützte Arbeitsplätze spielen oder Bildungshintergrund festigt. in einigen Supportprozessen Im Weiteren müssen Mitarbeiter von Supportleistungen in psychiatrischen und Rehabilitationseinrichtungen eine wichtige Rolle und sind bei erweiterte, über die eigentliche Supportleistung Outsourcingüberlegungen im hinausgehende Anforderungen erfüllen. Sie sollen das medizinische Fachpersonal in ausserordentlichen Fällen Gesamtkontext zu eruieren.» unterstützen, etwa im Sicherheitsdienst auf der Thomas Nuspel, Direktor Dienste und Betriebe geschlossenen Psychiatrie oder bei der Reinigung von Flächen in Rehabilitationszentren mit sitzenden Patienten. Universitäre Psychiatrische Dienste Bern (UPD) Wegen der Bedeutung des Patientenkontakts, der erhöhten Die aktuelle Ausgangslage und die jeweiligen Rahmen Personalanforderungen und tendenziell langen bedingungen sind bei der Entwicklung von Sourcing Einarbeitungszeiten gehört eine möglichst geringe strategien zu berücksichtigen. Die Verantwortungsträger Fluktuation der Supportmitarbeiter zu den Erfolgsfaktoren sind daher gut beraten, mit einer ganzheitlichen für Qualität, Wirtschaftlichkeit und Flexibilität. Leistungs Perspektive zu entscheiden. vereinbarungen – ob interne oder externe – sollten diesem Umstand Rechnung tragen. Patientennähe lässt sich bei einer externen Leistungserbringung zum Beispiel durch eine genaue Prozessdefinition und -beschreibung begünstigen. Gesundheitswesen Schweiz – Fokus auf die Kernkompetenzen 11
4. Betriebsmodell und Leistungsdefinition 4.1 Vor der Sourcingentscheidung das 4.2 Transparenz als Basis für die Betriebsmodell optimieren Optimierung Die Ausrichtung des Betriebsmodells für die nicht- Oft haben die Leistungserbringer keine Klarheit über die medizinischen Supportleistungen orientiert sich am Funktionsweise der eigenen Betriebsmodelle und Prozesse. Kerngeschäft. Die Gesundheitsversorger sollten ihre Darum können sie diese teilweise nicht neutral bewerten Supportleistungen so planen und organisieren, dass diese und gezielt anpassen, etwa mithilfe neuer Sourcing das Kerngeschäft stärken. Je durchdachter eine Sourcing strategien. Auch ein aussagekräftiger Vergleich von Kosten strategie ist, desto besser trägt sie zum nachhaltigen Erfolg und Qualität ist nur möglich, wenn die Prozesse eindeutig bei. Mit einer Sourcingstrategie sollten die Leistungs definiert, dokumentiert und umgesetzt sind. erbringer im Wesentlichen diese Fragen beantworten: • Welche Supportleistungen brauchen wir in welcher «Erst wenn man sich über die Qualität? • Wie wollen wir diese Leistungen erbringen? Prozesse und Steuerungsmöglich • Wann wollen wir sie erbringen? keiten im Klaren ist und gewähr • Welchen Nutzen bringt die Lösung den Patienten und leistet bleibt, dass die Prozesshoheit anderen Anspruchsgruppen? • Wer erbringt die Supportleistungen? intern verbleibt, kann ein Vergleich Um klare Antworten zu finden, sind die einzelnen Support zwischen Shared Service Centers prozesse eindeutig und nachvollziehbar zu definieren. In und externen Partnern erfolgen. unseren Gesprächen kam zum Ausdruck, dass alternative Sourcingmodelle dann abgelehnt werden, wenn interne Sonst werden Äpfel mit Birnen Prozesse zu wenig klar definiert sind und somit keine eindeutigen Pflichtenhefte für die Supportprozesse verglichen.» bestehen. Ein Beispiel: Ist nicht geregelt, welche Aufgaben Dr. Daniel Liedtke, COO Hirslanden AG von Mitarbeitern in der Raumreinigung über die eigent liche Tätigkeit hinaus wahrgenommen werden (von Patientengesprächen über das Auffüllen von Vorräten und Ein Leistungserbringer sollte in einem ersten Schritt das einfachen logistischen Tätigkeiten bis hin zur eigene Betriebsmodell detailliert dokumentieren und Unterstützung bei der Essensausgabe), lässt sich auch ein Pflichtenhefte für sämtliche Supportleistungen aufsetzen. Outsourcing nur schwer erfolgreich durchführen. Eine Dabei kann er sich an einem vordefinierten Leistungskatalog exakte Aufnahme der bestehenden Prozesse ist die orientieren, wie er beispielsweise von der ZHAW für nicht- Voraussetzung für Standardisierungen, Optimierungen medizinische Supportleistungen in Spitälern5 entwickelt oder Automatisierungen und stellt eine Grundbedingung wurde. Das bietet sich auch für eine mögliche spätere für eine erfolgreiche Sourcingstrategie dar. Auslagerung oder interne Leistungsverrechnung an. «Ein Industrialisierungsentscheid ist vor einer Make- or Buy- Decision zu treffen» Dr. Luca Stäger, CEO Tertianum AG 5 Gerber, N. und Läuppi, V. (2014): Leistungskatalog für nicht-medizinische Supportleistungen in Spitälern (LekaS), ZHAW 12 Gesundheitswesen Schweiz – Fokus auf die Kernkompetenzen
Ein einheitlicher Leistungskatalog wird vom Schweizer In kleineren Betrieben ist es üblich, dass Supportmit Gesundheitswesen jedoch nicht durchgängig angewendet. arbeiter bereichsübergreifend arbeiten. So hilft das Darum existiert auch keine landesweite Benennung, Reinigungspersonal am Mittag in der Kantine aus, oder Definition und Abgrenzung einzelner Leistungspakete. Das der hauseigene Elektriker mäht im Sommer den Rasen. erschwert es, eindeutige und vergleichbare Dienstleistungs Obwohl diese Flexibilität gewisse Vorteile birgt, erschwert vereinbarungen (Service Level Agreements, SLA) zu sie die exakte Pflichtenhefterstellung und damit die definieren, Prozesse institutionsübergreifend zu beschreiben vergleichbare Erfassung, Verrechnung und Kontrolle der und ein zweckmässiges Benchmarking zu entwickeln. Kosten. Eine Abgrenzung der Leistungspakete mit genauer Prozess Eine detaillierte Dokumentation von Supportprozessen dokumentation ist zentral. Ansonsten ist nicht sicherge wirkt sich ausserdem auf die Durchsetzungs- und stellt, dass der komplette Leistungsumfang in den Verein Reaktionszeiten aus. Gerade bei kurzfristigen barungen enthalten ist. Das kann zur Folge haben, dass die Anpassungen lassen sich diese minimieren. Sind Qualität aufgrund fehlender Prozessschritte abnimmt oder Aufgaben nicht detailliert geregelt, werden sie nicht mehr sich die Kosten durch Zusatzarbeiten erhöhen. Ein gutes durchwegs erfüllt; es entstehen ein Kontrollverlust und Beispiel sind die Blumen für Patienten: Bei zahlreichen eine ungewollte Abhängigkeit von externen oder internen Leistungserbringern übernehmen die Reinigungskräfte die Leistungserbringern. Pflege der Blumen – und diese beeinflussen die Patienten zufriedenheit wesentlich. Somit ist die Aufgabe, die nicht im Kernauftrag der Reinigungskraft liegt, ein wesentlicher Faktor für den Leistungserbringer. Gesundheitswesen Schweiz – Fokus auf die Kernkompetenzen 13
5. Evaluation von Sourcingmodellen Neben der Definition und Beschreibung des Betriebsmodells Outsourcingstrategien eine Chance für ihr Geschäftsmodell; wird durch die Beurteilung der Sourcingmodelle ein Meilen bei den kleineren Instituten ist es rund die Hälfte. Einig sind stein auf dem Weg zur erfolgreichen Sourcingstrategie gelegt. sich die Befragten darin, dass eine solche Zusammenarbeit Wir unterscheiden zwischen den folgenden Stufen der nur als Partnerschaft auf Augenhöhe funktioniert. Leistungserbringung: Kleinere Institutionen zeigen sich demnach zurückhalten a. Interne Leistungserbringung: innerbetriebliche der gegenüber der externen Leistungserbringung. Das liegt Eigenleistung. Der Leistungserbringer kann diese auch zum einen in der persönlicheren Beziehung zwischen über eine Tochtergesellschaft abwickeln und dadurch Unternehmensleitung und Supportmitarbeitern begründet. das Kern- vom Supportgeschäft organisatorisch trennen Zum anderen erachten manche Entscheidungsträger von b. Co-Sourcing: Partnerschaft und Kooperation mit kleineren Institutionen Outsourcing als wenig praktikabel, weiteren Leistungserbringern oder Leistungserbringung da die Supportmitarbeiter etliche Aufgaben ausserhalb des für Dritte auslagerbaren Aufgabenfelds übernehmen. c. Outsourcing: Bezug von Fremdleistung von einem Drittpartner Die Sourcingmodelle lassen sich auf Basis der detaillierten Leistungsdefinition und deren Kostenerfassung miteinan der vergleichen. Die Wahl eines Modells sollte dabei nicht 5.1 Überlegungen bei der Auswahl eines von Wirtschaftlichkeitsüberlegungen dominiert werden, Sourcingmodells sondern von der Qualität, Flexibilität, Realisierbarkeit und den Steuerungsmöglichkeiten. Je grösser die Institution, desto eher erkennt sie das Potenzial von Outsourcing Während die Umfrageteilnehmer grosses Vertrauen in ihre «Offenheit gegenüber Outsourcing eigenen Prozesse und Mitarbeiter haben, sind sie gegenüber muss im Kopf der Führung Kooperationen mit anderen Leistungserbringern und vor allem gegenüber Drittanbietern skeptisch. Trotzdem sehen beginnen.» fast 80 % der Leistungserbringer mit mehr als 250 Betten in René Künzli, Leiter Dienste Schweizer Paraplegiker-Zentrum Abbildung 6: Einschätzung des Einsparpotenzials gemäss Umfrage 47.7 % mehr als 250 Betten zwischen 100 und 250 Betten 38.3 % weniger als 100 Betten 32.5 % 30.0 % 25.9 % 25.7 % 21.6 % 22.1 % 15.3 % 10.4 % 7.1 % 8.3 % 4.1 % 3.3 % 2.8 % Kein 0–5 % 5–10 % 10–20 % >20 % Potenzial 14 Gesundheitswesen Schweiz – Fokus auf die Kernkompetenzen
Skalierbarkeit und hoher Investitionsbedarf spricht in Zukunft wenige Anbieter eine optimale IT-Infrastruktur für Outsourcing für Spitäler entwickeln, die in der Schweiz aufgrund der Qualitäts- und Kostenverbesserungen flächendeckend über Die Wahl des Sourcingmodells bedingt die Betrachtung von zahlreiche Leistungserbringer ausgeweitet wird (mehr dazu drei Einflussfaktoren: im Kapitel 7.2). 1. Patientennähe: Je näher die Leistungen beim Patienten Der Investitionsbedarf – gerade für die Infrastruktur – ist stattfinden, desto eher werden sie durch eigene zentral: Werden Leistungen durch Dritte erbracht, fallen die Mitarbeiter erbracht. Infrastrukturausgaben nicht mehr intern, sondern in der Regel extern an. Es findet eine Kostenverschiebung statt: Die 2. Skalierbarkeit: Je höher die Skalierbarkeit der Investititionskosten werden zu operativen Betriebskosten. auszulagernden Leistungen ist, desto eher findet eine Die frei werdenden Mittel kann der Leistungserbringer Vergabe an einen Dritten statt. entweder anderweitig verwenden, oder sein externer Finanzierungsbedarf sinkt. Für ein Spital kann es durchaus 3. Investitionsbedarf: Je höher der Investitionsbedarf für relevant sein, ob es die Infrastruktur beispielsweise für eine eine bestimmte Aufgabe ist, desto grösser wird der neue Wäscherei mitfinanzieren muss oder nicht. Immerhin Anreiz, diese und die entsprechende finanzielle verändern sich dadurch zum Beispiel gewisse Belastung einem Dritten zu überlassen. Beurteilungskennzahlen von Banken («Covenants»). Neben der Kapitalbindung spielen weitere Infrastruktur Abbildung 7: Einfluss von Patientennähe, Skalierbarkeit und Investitionsbedarf auf die Wahl des Sourcingmodells überlegungen in den Entscheidungsprozess rein: Nur eine Infrastruktur, die optimierte Betriebsabläufe zulässt, erlaubt höchstmögliche Qualität und Effizienz bei der Leistungserstellung. So kann es etwa aufgrund von Platzmangel sinnvoll sein, gewisse Supportleistungen hoch auszulagern und die frei werdenden Flächen anders oder als Outsourcing strategische Reserven für das Kerngeschäft zu nutzen. Investitionsbedarf tief 5.2 Welche Lösung ist die richtige? Co-Sourcing Pa Die Wahl des richtigen Sourcingmodells hängt von vielen t ie n individuellen Faktoren und Voraussetzungen ab. Das zeigt ten nä h Interne auch unsere Umfrage: Grundsätzlich können sich viele e Leistungserbringung Umfrageteilnehmer ein partnerschaftlich organisiertes tief hoch Skalierbarkeit Outsourcing gemeinsam mit einem Leistungserbringer aus dem Gesundheitswesen vorstellen. Die direkte Auslagerung an einen klassischen Outsourcinganbieter wird aktuell noch selten als Variante genannt. Die Patientennähe spielt für die Wahl des Sourcingmodells eine Schlüsselrolle. Je näher eine Leistung beim Patienten Abbildung 8: Rangliste der Sourcingmodelle erfolgt, desto stärker bevorzugen Leistungserbringer eine interne Lösung. Zum einen möchten sie dadurch die spezifischen Qualitätsanforderungen sicherstellen. Zum 1 anderen soll durch die Betriebszusammengehörigkeit das Image gestärkt werden. Diese Dimension dürfte jedoch bei 2 einer durchgeplanten Prozesslandschaft und 3 entsprechenden vertraglichen Vereinbarungen mit externen Partnern weniger ausschlaggebend sein. 4 Joint Venture Gemeinsame Eigenständige Klassische Bei der Wahl eines Sourcingmodells ist eine hohe Tochter- Auslagerung Tochter- Outsourcing- Skalierbarkeit der betroffenen Leistungen massgebend. unternehmen mit Partner im gesellschaft partner Gesundheitswesen Diese entscheidet über die Attraktivität auf der Angebots an klassischen seite. Die Skalierbarkeit beeinflusst direkt das Preisgefüge Outsourcing- und die erwartete Preisentwicklung. Der Bereich der IT dienstleister weist zum Beispiel eine hohe Skalierbarkeit auf. So könnten Gesundheitswesen Schweiz – Fokus auf die Kernkompetenzen 15
Bemerkenswert ist auch, dass die Auslagerung in eine gewisse Nähe zu den Leistungserbringern auf, stehen aber Tochtergesellschaft trotz hoher Kontrolle deutlich weniger doch in einem klareren Auftragsverhältnis und können die in Betracht gezogen wird. Eine mögliche Erklärung dafür Leistungen meist günstiger erbringen. Diese Organisations liegt im Aufwand der Auslagerung sowie im erhofften form eignet sich insbesondere dann, wenn die Leistungen externen Wissen über die Supportleistungen, das durch der Tochtergesellschaft später anderen Institutionen einen spezialisierten externen Partner eingebracht werden angeboten werden. Gerade für grössere Institutionen kann kann. Möglicherweise behindern auch politische Rahmen sie bei einer Branchenkonsolidierung von Bedeutung sein, bedingungen diese Lösung; zum Beispiel dann, wenn die da sich neue Betriebe deutlich schneller integrieren lassen. Gründung einer neuen Gesellschaft nicht eindeutig in der Kompetenz des Leistungserbringers liegt. 5.4 Co-Sourcing Aus unseren Gesprächen wurde deutlich, dass als Erstes für Für spezifische Supportleistungen im Gesundheitswesen einfache, repetitive und gut abgrenzbare Leistungen scheint das Co-Sourcing attraktiv. Denn hier findet eine alternative Sourcingmodelle evaluiert werden. Dadurch Auslagerung ohne Verlust der Unabhängigkeit statt. Zwei lässt sich die Akzeptanz für externe Leistungserbringer oder mehrere Partnerunternehmen gründen eine Tochter innerhalb des Unternehmens steigern. Bei positiven gesellschaft oder ein Joint Venture, das die Dienstleistungen Erfahrungen kann der Leistungserbringer weitere speziali für die Partnerunternehmen erbringt. Co-Sourcing ist nicht sierte Supportbereiche bzw. Serviceanbieter prüfen. neu. Dennoch wird es im Schweizer Gesundheitswesen nur selten umgesetzt. Dafür gibt es im Wesentlichen zwei 5.3 Interne Leistungserbringung als Gründe: Erstens kann der Konkurrenzgedanke von oft in Sprungbrett derselben Region tätigen Gesundheitsversorger eine Standardisierung und Kooperation erschweren. Viele Aktuell erbringt nach wie vor ein Grossteil der Institutionen Institutionen meinen, dass sich ihre Art oder Qualität der der Umfrageteilnehmer den Hauptteil der nicht-medizi Leistungserbringung nicht mit derjenigen anderer nischen Supportleistungen selber, also mit angestellten Unternehmen des Gesundheitswesens vereinen lässt. Mitarbeitern und in der hauseigenen Infrastruktur. Für Zweitens hemmen der Föderalismus und die unterschied diese Lösungen entscheiden sie sich häufig nicht aus einem lichen Kantonseigner eine wirkungsvolle Zusammenarbeit. bewussten Kosten-Nutzen-Vergleich mit anderen Sourcing Kosteneinsparungen wären zwar erwünscht. Allerdings modellen. Als Hauptgründe für die betriebsinterne wollen die involvierten Vertreter der öffentlichen Hand Leistungserbringung nennen die Umfrageteilnehmer die einen möglichen Abbau von Arbeitsplätzen oder deren Nähe der Dienstleistung zum Patienten, die hohe Flexibilität ausserregionale Auslagerung nicht hinnehmen. und direkte Durchgriffskraft sowie einen Mangel an passenden Partnern. Zudem scheinen vor allem grössere Zudem scheint die richtige Auswahl des Kooperations Betriebe beim Erbringen von Supportleistungen effizienter partners und im weiteren Verlauf die inhaltliche und geworden zu sein. Sie nutzen gewisse Standardisierungs rechtliche Ausgestaltung der Kooperation (inklusive potenziale und Skaleneffekte und können nicht-medizi Entscheidungsfreiheiten für den eigenen Betrieb) viele nische Supportleistungen intern wohl zu einem ähnlichen Leistungserbringer von diesem Sourcingmodell abzuhalten. Preis-Leistungs-Verhältnis erbringen wie externe Anbieter. Es gibt jedoch erwähnenswerte Vorhaben, wie das Projekt Dabei wägen sie intern möglicherweise leicht höhere Kosten des gemeinsamen Logistikzentrums «UCP-Plexus» vom gegen die zusätzlichen Managementkapazitäten in der Centre Hospitalier Universitaire Vaudois (CHUV) und vom Zusammenarbeit mit externen Partnern ab – vor allem in Genfer Unispital HUG zeigt, dessen Inbetriebnahme im der Transformationsphase. Verlauf von 2018 geplant ist.6 Auslagerung an eine Tochtergesellschaft als Vorstufe Als spezielle Form der internen Leistungserbringung gilt die Auslagerung an eine Tochtergesellschaft. Einige Leistungserbringer greifen auf diese Organisationsform zurück. Die Mitarbeiter werden in betriebsexterne Servicegesellschaften übertragen. Dadurch weisen sie eine 6 CHUV (2018): UCP-PLEXUS. 16 Gesundheitswesen Schweiz – Fokus auf die Kernkompetenzen
5.5 Vielseitige Chancen nutzen Eine Auslagerung soll zu einer Qualitätssteigerung führen. Immerhin bedeutet ein Outsourcing grundsätzlich, dass Trotz der erwähnten Skepsis braucht es eine objektive Sicht Supportprozesse neu zu Kernprozessen (des Outsourcing auf Chancen und Risiken, um das bestmögliche Sourcing partners) werden. Entsprechend ist dieser Anspruch modell zu finden. Unabhängig von der Grösse der befragten nachvollziehbar und gerechtfertigt. Institution wird ein Outsourcing hauptsächlich von der Erwartung einer Qualitätssteigerung und erhöhter Flexibi Einige Umfrageteilnehmer nennen das Plus an Flexibilität lität getrieben. Finanzielle Einsparungen, die Reduktion des in Zusammenhang mit unregelmässig anfallenden oder Investitionsbedarfs und ein verbessertes Kosten-Nutzen- saisonalen Arbeiten. Dazu gehört zum Beispiel der hohe Verhältnis sind meist sekundär, jedoch nicht unwesentlich. Mitarbeiterbedarf in den Stosszeiten der Verpflegung und Nur für Alters- und Pflegeheime gehören finanzielle Essensausgabe. Diese Ansicht stellen wir vor allem bei Einsparungen zu den Hauptgründen für eine Outsourcing kleinen Leistungserbringern fest, die Mitarbeiter in strategie. Obwohl in der öffentlichen Wahrnehmung einzelnen Supportleistungen nicht komplett auslasten Outsourcing gerne mit Kostensenkung oder sogar Lohn können oder in gewissen Bereichen eine Unterbesetzung dumping gleichgesetzt wird, versteht es die Mehrheit der aufweisen. Ein weiteres Beispiel für hohe saisonale Leistungserbringer nicht in erster Linie als Sparmassnahme. Schwankungen ist der Sicherheitsdienst. Hier können die Leistungserbringer spezifische Verträge mit externen Dienstleistern aushandeln. Diese können zur Überbrü ckung temporärer Engpässe auf einen Mitarbeiterpool zurückgreifen und ohne grossen Managementaufwand bei «Flexibilität, Qualität und geringerer Besetzung oder Urlaubsvertretungen eine 24-Stunden-Abdeckung sicherstellen. Ist auf den externen höherer Fokus der Management Dienstleister Verlass, so bietet das sowohl dem kleinen als auch dem grösseren Leistungserbringer einen enormen Attention auf das Kerngeschäft Mehrwert. stehen im Vordergrund bei Mit Outsourcing lässt sich wie erwähnt die Kapitalbindung Outsourcing.» minimieren und so die Betriebskosten optimieren. Hohe Investitionen werden direkt vom Outsourcingpartner Dr. Luca Stäger, CEO Tertianum AG getragen und müssen nicht mehr über eigene Projekte (mit)finanziert werden. Bei Outsourcing kann der Leistungserbringer zudem durch Ausschreibungen und Referenzofferten die Kräfte des Wettbewerbs nutzen und seine Kosten in regelmässigen Abbildung 9: Die fünf Topchancen von Outsourcing gemäss Umfrage Abständen weiter optimieren. Zudem kann der Leistungs erbringer bei der Überarbeitung der internen Prozesse von Anreizmechanismen Gebrauch machen, damit sich die Bessere Qualität 25.7 % Mitarbeiter mit dem Thema Outsourcing auseinander setzen und vergleichen können. Durch den transparenten Höhere Flexibilität 24.8 % Vergleich mit externen Anbietern lassen sich auch die Optimierung Betriebskosten internen Kosten senken. vs. Investitionskosten 10.4 % Finanzielle Einsparungen 10.4 % Outsourcingpartner sollten ihren Auftraggebern neue Besseres Kosten- Möglichkeiten aufzeigen, wie diese sich gegenüber anderen Nutzen-Verhältnis/Synergien 7.7 % Leistungserbringern differenzieren können. Dazu eignen sich Ideen ausserhalb des regulären Leistungsangebots der Supportleistungen wie eine Abwechslung in der Menüwahl oder neue Lösungen für elektronische Patientendossiers. Gesundheitswesen Schweiz – Fokus auf die Kernkompetenzen 17
5.6 Risiken richtig einschätzen Abbildung 10: Die fünf Toprisiken von Outsourcing gemäss Umfrage Die Umfrageteilnehmer werten mögliche Kontroll- oder Kontrollverlust/Abhängigkeit 18.5 % Qualitätsverluste als Hauptrisiken einer Auslagerung. Im Weiteren stellen das Ausbleiben finanzieller Einsparungen Qualitätsverlust 17.1 % bzw. die Angst vor unerwarteten Folgekosten und der Keine finanziellen Vorteile mögliche Wissensverlust die meistgenannten Gefahren dar. bzw. Folgekosten 15.8 % Kleinere Unterschiede zeichnen sich bei den Unter kategorien (Trägerschaften bzw. Art der Leistungs Interner Wissensverlust 13.5 % erbringung) ab. Bei personellen Konsequenzen ist die Beurteilung je nach Eigentümerverhältnissen unter Arbeitsplatzverluste 9.9 % schiedlich: Für private Träger ist der Verlust von Arbeits plätzen ein weniger gewichtiger Hinderungsgrund als für öffentliche Häuser. Bei Psychiatrien ist der Qualitätsverlust das Hauptrisiko. Abbildung 11: Die Toprisiken von Outsourcing nach Leistungserbringer Bei Alters- und Pflegeheimen sowie Rehabilitationskliniken dominiert die Angst vor versteckten Mehrkosten und der Reduktion von Arbeitsplätzen. Politische Hürden oder Akutsomatik regulatorische Einschränkungen erachtet nur ein geringer Anteil der Umfrageteilnehmer als Hinderungsgrund. Das Kontrollverlust/Abhängigkeit 20.5 % erstaunt, da in gewissen Regionen gesetzliche Einschrän Qualitätsverlust 16.7 % kungen bestehen (zum Beispiel das Spitalgesetz in Basel- Stadt). In der Regel werden Arbeitsplätze geschützt bzw. subventioniert, oder die Mitarbeiter sind einem Gesamt arbeitsvertrag (GAV) unterstellt (vgl. Kapitel 7, Exkurs). Psychiatrie Die Qualität ist entscheidend Qualitätsverlust 25.0 % Abhängigkeiten von anderen Prozessen, Kontroll- und Kontrollverlust/Abhängigkeit 16.7 % Wissensverlust gelten als grösste Hindernisse auf dem Weg zum passenden Outsourcingmodell für nicht-medizinische Supportbereiche. Auf ausgelagerte Leistungen ist kein direkter Zugriff möglich. Auch allfällige Konventionalstrafen von SLA kompensieren einen Schaden manchmal nur Rehabilitation ungenügend. Reaktionsfähigkeit und -zeit werden in einem Keine finanziellen Vorteile bzw. Folgekosten 18.5 % Outsourcingmodell als eingeschränkt oder langsamer wahrgenommen, allerdings mit sehr unterschiedlicher Kontrollverlust/Abhängigkeit 18.5 % Einschätzung. Alters- und Pflegeheime Arbeitsplatzverluste 18.5 % Keine finanziellen Vorteile bzw. Folgekosten 18.5 % 18 Gesundheitswesen Schweiz – Fokus auf die Kernkompetenzen
Paradoxerweise erwarten viele Unternehmen durch das ein möglicher Wissensverlust ausserhalb der eigentlichen Auslagern bestimmter Dienstleistungen eine Qualitäts Kernkompetenzen sein darf. Das Betreiben eines Geschäfts steigerung und fürchten gleichzeitig einen Qualitätsverlust. modells mit externen Supportleistungen bringt im Möglicherweise sind die Erwartungen an einen auf wenige Gegenzug neues Wissen. In einer sich konsolidierenden Teilleistungen spezialisierten Anbieter höher als an die Branche kann dieses zunehmend wegweisend sein. internen Leistungserbringer. In allen Antworten steht die Qualität über allen Kriterien. Unabhängig vom gewählten Sourcingmodell sollte ein Unternehmen nie seine Prozesshoheit abgeben. Es sollte ausführende Arbeiten und deren Steuerung trennen. Die Prozesshoheit reduziert den Wissensverlust, erhöht die «Qualität ist auch bei den Support Reaktionsfähigkeit und mindert die Abhängigkeit vom externen Dienstleister. Dieser Zusammenhang sei am leistungen wichtig – sonst ist die Beispiel einer Wäscherei kurz illustriert (vgl. Box). beste Kernkompetenz nichts wert!» Markus Rüdisüli, CEO Klinik Meissenberg AG Beispiel Wäscherei: Wäschereien sind in vielen Gesundheitsunternehmen ausgelagert. In der Vertragsausgestaltung steht die Leistungsdefinition im 5.7 Herausforderungen aktiv angehen Zentrum. Zum Beispiel ist wesentlich, ob die Verteilung der Berufs- und Flachwäsche auf die jeweiligen Wie aufgezeigt, werden Kontrollverlust und Qualitäts Kliniken im Leistungsumfang des externen Partners einbussen von den Umfrageteilnehmern als Hauptrisiken enthalten ist oder nicht. Die Verteilung der Wäsche in von Outsourcing genannt. Diese beiden Risiken sind eng den Kliniken benötigt Personal und Zeit. Sind diese miteinander verknüpft: Sobald Leistungen nicht mehr in der Leistungen nicht Teil der Vereinbarung, entsteht eine eigenen Verantwortung liegen, steigt das Abhängigkeits weitere Schnittstelle und macht eventuell zusätzliches gefühl – und damit das Empfinden, die Qualität der internes Personal nötig. Darum sind die Definition und Leistung nicht mehr beeinflussen zu können. die Dokumentation der Leistungspakete, Qualitäts ansprüche, Kosten und Verantwortlichkeiten absolut zentral. Die Entscheidungshoheit über die Prozesse «Die Prozesshoheit muss zu jedem muss dabei beim Management des Leistungserbringers verbleiben. Zeitpunkt intern liegen. Der Betrieb von Leistungen lässt sich Mancher Leistungserbringer fürchtet beim Outsourcing als sowohl intern als auch über eine Folge Arbeitsplatzverluste. Derartigen Gefahren kann er begegnen, indem er mit seinem Outsourcingpartner Drittpartei erbringen.» vereinbart, dass dieser im Idealfall und im Sinne der Cédric Bossart, Direktor Clinique Bois-Cerf Glaubwürdigkeit sämtliche betroffenen Mitarbeiter für zwei bis drei Jahre zu denselben Konditionen übernimmt. Solche Abmachungen sind ebenfalls schriftlich Nicht ausgeschöpfte finanzielle Einsparungen und festzuhalten. potenzielle Folgekosten werden als weitere Knackpunkte genannt. Diesen Risiken kann ein Unternehmen begegnen, Aus der finanziellen Perspektive sollte der Leistungs indem es detaillierte Pflichtenhefte erstellt, klare erbringer bei der Wahl des Sourcingmodells Gleiches mit Eskalationsmechanismen definiert und umfassende Gleichem vergleichen. Zum Beispiel zählen zu einer Verträge aufsetzt. umfassenden Betrachtung der Kosten nicht nur die reinen Stundenkosten für Mitarbeiter, sondern auch Weiter Als weitere Herausforderung gilt ein möglicher Wissens bildungskosten, Kosten für Qualitätsmanagement, verlust. Der Leistungserbringer muss sich fragen, wie hoch Verbesserungsprozesse, Material und vieles mehr. Gesundheitswesen Schweiz – Fokus auf die Kernkompetenzen 19
6. Einsparpotenzial von Outsourcing Unsere Studie zeigt, dass Outsourcing nicht nur aus Personalkosten: Für die Kategorien Akutsomatik, finanziellen Gründen als vorteilhaft gilt. Den qualitativen Psychiatrie, Rehabilitation und Langzeitpflege wurden die Aspekten wird eine mindestens ebenso grosse Bedeutung vom BFS ausgewiesenen Totalkosten (reduziert um eine beigemessen. Deshalb wird das Thema nicht nur als aktuell, kalkulatorische EBITDAR-Marge) mit einer bereichs sondern auch als strategisch wichtig gesehen. spezifischen Unterteilung in Personalkosten und Sachkosten aufgeteilt. Dafür haben wir unsere jährliche Studie zur finanziellen Gesundheit der Schweizer Spitäler8 «Grundsätzlich ist Outsourcing hinzugezogen. Anschliessend haben wir bei den Personal kosten wiederum pro Kategorie den Anteil des medi immer ein Thema, wobei es stets zinischen Personals herausgerechnet. Der Anteil der Personalkosten der Supportleistungen in der Akutsomatik auch darum geht, dass es neben und Psychiatrie liegt bei 20 %, derjenige für die Rehabili qualitativen Verbesserungen auch tation und Alters- und Pflegeheime bei geschätzten 30 %. Dadurch beläuft sich der Personalkostenblock der Support finanziell lohnenswert ist – was leistungen für die vier Kategorien auf rund CHF 6,2 Mia. meiner Erfahrung nach mittel- Sachkosten: Auch hier haben wir den Anteil des medizi bis langfristig bei den wenigsten nischen Bedarfs eliminiert, da dieser den Kernleistungen zuzuordnen ist und wir uns ausschliesslich auf die unter Themen der Fall ist.» stützenden Prozesse beschränkt haben. Während der medizinische Bedarf in der Langzeitpflege und Psychiatrie Dr. Till Hornung, CEO Kliniken Valens bei unter 5 % der Gesamtkosten liegt, ist er in der Akut somatik bei rund 16 % anzusetzen. Der gesamte Sachkosten Einsparungen von Milliarden möglich? block nach Abzug des medizinischen Bedarfs beläuft sich gemäss unseren Berechnungen auf jährlich rund CHF 7,1 Mia. Für die geschätzte Prognose des jährlichen Einsparpotenzials Der Medianwert des Einsparpotenzials bei sämtlichen durch Outsourcingstrategien in den Supportdienstleistungen Supportkosten liegt bei 5 %. Dieser Wert erscheint uns relativ von Schweizer Akutspitälern, Psychiatrien, Rehabilitations- tief und dürfte zusätzlich nach unten verzerrt sein. Denn und Langzeitpflegeeinrichtungen haben wir einen Top- zahlreiche Umfrageteilnehmer zeigen sich zurückhaltend und down-Ansatz gewählt. Auf Basis der Gesundheitskosten 2016 unterschätzen möglicherweise das effektive Einsparpotenzial. des Bundesamts für Statistik (BFS)7 haben wir die Kosten In den Einzelinterviews haben einige Leistungserbringer, die jener Behandlungen aufsummiert, die in den Kategorien sich aktiv mit Outsourcinglösungen beschäftigen, jährliche Akutsomatik, Psychiatrie, Rehabilitation und Langzeitpflege Verbesserungen von bis zu 10 % oder mehr angedeutet. durch unsere Studie abgedeckt werden. Von den Berechnungen ausgeschlossen haben wir die in den BFS- Daten separat ausgewiesenen Managed-Care-Behandlungen und die häusliche Langzeitpflege, da wir keine Anbieter aus dieser Kategorie befragt haben. Die gesamten Kosten für die untersuchten Kategorien belaufen sich für 2016 auf rund CHF 40,6 Mia. Davon haben wir eine kalkulatorische EBITDAR-Marge von 10 % abge zogen. Daraus resultieren reine Personal- und Sachauf wendungen von rund CHF 36,6 Mia. Da diese Kosten sämtliche Personal- und Sachkosten umfassen, errechnet sich der Anteil der Kernprozesse wie folgt: 7 Bundesamt für Statistik (2017): Ausgaben für das Gesundheitswesen 8 PwC (2017): Schweizer Spitäler: So gesund waren die Finanzen 2016 (und frühere Ausgaben dieser Reihe) 20 Gesundheitswesen Schweiz – Fokus auf die Kernkompetenzen
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