Die Faszination Poker: Spielanreize und Suchtgefahren
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Die Faszination Poker: Spielanreize und Suchtgefahren Vortragsreihe 2009: Von Börsenhelden, Pokerstars und Lottoträumern – Glücksspiele im gesellschaftlichen Kontext Dipl.-Psych. Tobias Hayer, Universität Bremen Landesstelle Glücksspielsucht in Bayern / Bayerische Akademie für Suchtfragen in Forschung und Praxis BAS e.V. Würzburg, 07. Juli 2009
Poker – Spielmöglichkeiten im Überblick Die bekannteste Pokervariante ist Texas Hold‘em Unter den Spielformaten sind Turniere von Cash-Games zu unterscheiden LEGALE und ILLEGALE Spielmöglichkeiten • Staatlich konzessionierte Angebote in terrestrischen Spielbanken • Selbstorganisierte, nicht-öffentliche Pokerrunden (z.B. Homegames) • Angebote von privaten Veranstaltern als Unterhaltungsspiele • Online-Angebote im Trainingsmodus → Spielen um Spielgeld • Kommerzielle Angebote von privaten Veranstaltern, die Auflagen nicht erfüllen • Kommerzielle Online-Angebote → Spielen um Echtgeld Dipl.-Psych. Tobias Hayer Universität Bremen
Aktuelle Gerichtsurteile – Auszüge OVG Berlin-Brandenburg, Beschluss vom 20.04.2009 – OVG 1 S 203.08 „Das Pokerspiel ist ein überwiegend von nicht steuerbaren Zufallselementen abhängiges Glücksspiel; an diesem Charakter ändert sich auch nichts dadurch, wenn es im Rahmen eines Turniers gespielt wird. Öffentliche Pokerturniere sind nur unter der Voraussetzung zulässig, dass kein Einsatz geleistet wird“. VG Halle, Beschluss vom 27.02.2009 – 3 B NN/09 HAL, ZfWG 2009, S. 152 Ls. „Das Pokerturnier ist erlaubt, wenn zuvor sämtliche als Preise vorgesehene Gegenstände von der Veranstalterin bei der Stadt zur Aufbewahrung übergeben werden. Außerdem muss eine buchhalterisch genaue Abrechnung samt Belegen über die Kosten des Pokerturniers zur Überprüfung vorgelegt werden“. VG Trier, Urteil vom 03.02.2009 – 1 K 592/08.TR, ZfWG 2009, S. 66 ff. „Die Veranstaltung von Pokerturnieren, in denen nur Sachpreise mit geringem Wert (hier: im Wert von höchstens 60,00 €) als Gewinne ausgeschrieben werden und bei denen von den Teilnehmern anstelle eines Einsatzes, der in die Gewinne fließt, lediglich ein Unkostenbeitrag (hier: 15 €) erhoben wird, unterliegt dem gewerblichen Spielrecht und nicht dem Glücksspielstaatsvertrag“. Dipl.-Psych. Tobias Hayer Universität Bremen
Popularität des Pokerspiels in Deutschland Meyer & Hayer (2008) Nach Schätzungen der German Poker Players Association (GPPA) spielen etwa zwei Millionen Bundesbürger Poker, der Deutsche Poker Bund (DPB) geht von ungefähr einer Million Pokerspieler aus. Die Repräsentativbefragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) beziffert die 12-Monats-Prävalenz beim Pokern auf 4,2%. Eine weitere Bevölkerungsstudie weist knapp über 200.000 Spieler aus, die sich in den vergangenen 12 Monaten an Kartenspielen im Internet beteiligt haben (Bühringer et al., 2007). Nach einer Umfrage von forsa mit mehr als 1.000 repräsentativ ausgewählten Bundesbürgern (Datenerhebung im Juni 2008) gelten rund 2,2 Millionen Deutsche als Online-Zocker und davon 430.000 Personen als Internet- Pokerspieler. Dipl.-Psych. Tobias Hayer Universität Bremen
Der Pokerboom und seine Auswüchse ¾ Vernetzung staatlicher und privater Anbieter (z.B. European Poker Tour) ¾ Verzahnung von Trainings- und Echtgeld-Websites ¾ Vermarktung als Entertainment (z.B. Pokerturniere mit Prominenten) ¾ Übertragungen von Pokerturnieren im Sportfernsehen ¾ Etablierung von Poker-Ligen ¾ Verkauf von Pokerutensilien ¾ Eröffnung von Pokerschulen/Gründung von Pokerverbänden ¾ Internetdomain „poker.de“: Verkauf für 695.000 Euro ¾ Poker via Mobiltelefon ¾ ... ¾ Pokerspieler in Suchtberatungs-/Suchtbehandlungseinrichtungen Dipl.-Psych. Tobias Hayer Universität Bremen
Texas Hold‘em – Spielregeln ¾ Es wird nicht gegen die Bank, sondern gegen andere Spieler gespielt. ¾ Nach dem Erhalt von 2 verdeckten Karten kann ein Spieler passen („fold“), mitgehen („call“) oder erhöhen („raise“). ¾ Wenn mindestens zwei Spieler mitgegangen sind, legt der Kartengeber zunächst 3 Karten offen auf den Tisch („Flop“). Diese Gemeinschaftskarten gehören allen Spielern. ¾ Nun haben alle Spieler die Möglichkeit, zu schieben („check“) oder einen Betrag zu setzen („bet“). ¾ Haben alle Spieler ausgeglichen, wird eine weitere Gemeinschaftskarte offen auf den Tisch gelegt („Turn Card“). ¾ Nach einer weiteren Einsatzrunde wird die letzte Karte („River Card“) aufgedeckt. ¾ Gewinner einer Runde ist der Spieler mit dem höchsten Blatt, bestehend aus 5 Karten (das beste Blatt aus den eigenen Karten und den Gemeinschaftskarten). Dipl.-Psych. Tobias Hayer Universität Bremen
Poker – Rangreihe der Blätter - High Card: Höchste Karte im Blatt: z.B. König - Pärchen: 2 Karten der gleichen Wertigkeit : z.B. 7, 7 - 2 Pärchen: Kombination von zwei Zwillingen: z.B. Ass, Ass, König, König - Drilling: 3 Karten der gleichen Wertigkeit: z.B. 10,10,10 - Straight: 5 Karten in einer Reihe: z.B. 4, 5, 6, 7, 8 - Flush: 5 Karten der gleichen Farbe: z.B. 4, 6, 9, Dame, Ass von Herz - Full House: Kombination von einem Drilling und einem Paar: z.B. 6, 6, 6, Bube, Bube - Vierling: 4 Karten der gleichen Wertigkeit: z.B. vier Buben - Straight Flush: 5 Karten der gleichen Farbe in einer Reihe: z.B. 8, 9, 10, Bube, Dame von Pik - Royal Flush: Ass, König, Dame, Bube und 10 einer Farbe Dipl.-Psych. Tobias Hayer Universität Bremen
Siegertypen und Vorbilder WSOP 2007 Jerry Yang gewann als Sieger des Hauptturniers 8,25 Mio. $ bei einem Einsatz von 225 $ ... Jerry Yang ist Psychologe und Sozialarbeiter ... Dipl.-Psych. Tobias Hayer Universität Bremen
Tischkameras und Vermarktung im TV Dipl.-Psych. Tobias Hayer Universität Bremen
Poker im Internet – Kundenbindung Dipl.-Psych. Tobias Hayer Universität Bremen
Poker im Internet – Ausgewählte Problemfelder Dipl.-Psych. Tobias Hayer Universität Bremen
Poker im Internet – Suchtgefahren Hayer, Bachmann & Meyer (2005); Meyer & Hayer (2008) Verfügbarkeit (24/7) Demo-Seiten Wettbewerbs- Extensive Ereignisdichte charakter Vermarktung Anonymität Heroisierung Fast-Gewinne Bargeldloser Kontrollillusion Zahlungsverkehr Dipl.-Psych. Tobias Hayer Universität Bremen
Exkurs: Möglichkeiten des Geldtransfers im Internet - Banküberweisungen/Schecks → langsam, umständlich - Kreditkarten (z.B. VISA, MasterCard) → Standardmethode der Bezahlung im Internet - Wertkartensysteme (z.B. paysafecard) → elektronische Zahlungsmittel, die nach dem Prepaid-System funktionieren → paysafecards sind in über 110.000 Verkaufsstellen in ganz Europa zu erwerben (in Deutschland: Drogeriemärkte, Tankstellen, Lottoannahmestellen etc.) - Online-Bezahldienste (z.B. NETeller, PayPal, moneybookers) → „elektronische Brieftaschen“ bzw. „e-Wallets“ → Voraussetzung ist eine individuelle Registrierung Dipl.-Psych. Tobias Hayer Universität Bremen
Online-Poker und die Industrie Dipl.-Psych. Tobias Hayer Universität Bremen
Pokersites – Das Beispiel „FullTilt Poker“ Dipl.-Psych. Tobias Hayer Universität Bremen
Pokersites – Das Beispiel „Everestpoker“ Dipl.-Psych. Tobias Hayer Universität Bremen
Poker-Bots Dipl.-Psych. Tobias Hayer Universität Bremen
... Aus Sicht eines Pokerdozenten ... Interviewauszug mit Thomas Dellbusch, Seminarleiter bei Rhinepoker RP-online vom 05.09.2007 „Pokern ist nicht suchtfördernd. Im Gegenteil: Um möglichst lange spielen zu können, muss der Spieler lernen, seine Karten in 80 Prozent der Fälle zu passen. Ein Spielsüchtiger möchte aber nicht passen, sonst wird ihm das Spiel zu langweilig. Somit passiert folgendes: Entweder er verliert rasend schnell sein Geld und kann nicht mehr mitspielen oder er begreift, dass man Geduld braucht, um dabei zu bleiben. Sprich: Beim Poker muss er seinen Spielzwang zügeln. Und das wäre der erste Weg zur Heilung [...] Das Thema „Spielsucht“ würde sich von alleine erledigen, wenn anerkannt wird, dass Poker ein Gedulds- und Geschicklichkeitsspiel und kein Glücksspiel ist. Wer Poker für sich entdeckt, sucht die analytische, intellektuelle Herausforderung. Das beweisen der große Absatz von taktischen Pokerbüchern, ausgebuchte Seminare und zahlreiche Diskussionen in Internetforen. Solange die Leute aber glauben, Pokern hänge überwiegend vom Glück ab, verirren sich Spielsüchtige auch an Pokertische“ Dipl.-Psych. Tobias Hayer Universität Bremen
Reaktionen auf einen eigenen Internetbeitrag „Schon krass, dass Leute behaupten Poker wäre nur Glück. Ich behaupte dann auch mal was: Diese sind keine Winningplayer“. „Muss 2 Sachen loswerden. Pokern ist auf keinen Fall ein reines Glückspiel. Oder glaubst du, es gibt Leute, die machen im Monat 50 Stacks, nur weil sie einfach Glück im Leben haben? Aber man muss auch sagen, es gibt sicherlich Leute, die von dem Spiel genauso abhängig werden, und ihr ganzes Geld verspielen. Und den Leuten muss wohl oder übel aufgezeigt werden, dass sie ihr Leben wieder in die Hand nehmen sollen“. „Standard Poker ist Glücksspiel und macht deswegen süchtig? Müll. Online Poker ist kein Glücksspiel mit Geschicklichkeitsfaktor. Online Poker mit Glücksspielseiten zu vergleichen, wie z.B.ein Online-Casino, ist eine bodenlose Frechheit und zeigt die erbarmungslose Ahnungslosigkeit solcher Möchtegern-Professoren oder für was auch immer die sich halten“. Ja, aber alle Welt will den Leuten verklickern, das Poker eben kein Glücksspiel ist, sondern eben ein Spiel, das man mit Skill schlagen kann - was eben Unsinn ist. Der Pokerboom wäre geringer, wenn eben mal klar und deutlich zur Sprache kommen würde, dass Poker eben ein reines Glücksspiel ist“. Dipl.-Psych. Tobias Hayer Universität Bremen
... Fiktion und Wirklichkeit ... Dipl.-Psych. Tobias Hayer Universität Bremen
Aus der Sicht eines Betroffenen – Teil 1 www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php/topic,284.0.html vom 23.06.2007 „Ich bin ein wenig verzweifelt. Ich habe vor gut einem Jahr angefangen Poker zu spielen. Erst nur auf Spielgeld-Seiten. Irgendwann bin ich auf einer Seite gelandet, die auch das Spielen um echtes Geld anbietet, und ich dachte mir: ‚Probier’s doch einfach mal!‘ Zuerst habe ich 50 Euro eingezahlt, damit ich den angepriesenen Bonus bekommen kann, doch das Geld war schneller weg, als ich gucken konnte [...]. Ich habe irgendwann den Bonus von 50 Euro bekommen, doch leider waren da schon knapp 500 Euro verspielt. So fing leider alles an, und ich zahlte immer mehr ein. Mittlerweile bin ich auch auf einer zweiten Seite angemeldet. Ich habe meine Kreditkarte derzeit mit insgesamt knapp 5.000 Euro belastet, und ich weiß nicht mehr weiter. Ich verdiene nicht viel, da ich noch Student bin, und ich weiß leider auch nicht, wie ich das abbezahlen soll [...]. Meine Freundin und meine Eltern wissen nichts davon, und dass soll auch so bleiben. Ich will da irgendwie wieder raus aus den Schulden. In letzter Zeit spiele ich auch nur, um mit einem größeren Gewinn die Schulden auszugleichen. Ich weiß, dass das dumm ist, aber es packt mich immer wieder.“ Dipl.-Psych. Tobias Hayer Universität Bremen
Aus der Sicht eines Betroffenen – Teil 2 www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php/topic,670.0.html vom 24.06.2009 „Ich habe vor ca. 2 Jahren angefangen zu Pokern. Zuerst nur offline mit Freunden und ohne Geld. Dann um kleine Beträge aber immer nur aus Spaß. Vor einem Jahr begann ich, Online-Poker zu entdecken und spielte ausschließlich Freerolls. Als Bwin dann auch Poker anbot, habe ich zum ersten Mal online Cash Game gespielt, da ich vorher oft Sportwetten bei Bwin abgeschlossen habe [...]. Ich würde meinen Verlust auf ca 1.500€ schätzen. Das Geld hatte ich selbst verdient und gespart. Im Moment ist es am Schlimmsten: Ich habe Schulden. 400€ von 2 Gläubigern. Ich habe quasi KEIN Einkommen, da ich zur Zeit kein Taschengeld bekomme und neben dem Abitur nur wenig Zeit für Arbeit habe. In der Schule läuft‘s auch nicht besonders gut - ich lerne zu wenig und sehe wie alles den Bach runter geht. Ich habe schätzungsweise 20 Stunden pro Woche gepokert. Manchmal, meist direkt nachdem ich verliere, werde ich mir bewusst über die Sucht. In anderen Momenten denke ich dann wieder, es ist meine einzige Chance und ich muss mich einfach zusammenreißen [...]. Ich weiss nicht, was ich tun soll. Meine Gedanken werden immer kranker - ich krieg schon die Idee, das Geld illegal zu beschaffen. Nach außen hin merkt keiner, dass ich ein echtes Problem habe“. Dipl.-Psych. Tobias Hayer Universität Bremen
Beschaffungskriminalität ... http://www.abendzeitung.de/muenchen/103877 Prozess: Pech beim Poker - Sonnenstudio überfallen „Das ist der!“ – flüsterte die Kassiererin Karin B. (20, Identität geändert) zu ihrem Freund, als Andre P. (18) am 5. 10. 2008, gegen 21.40 Uhr, das Sonnenstudio „Planet Sun“ an der Humboldtstraße betrat. Sie hatte Andre P., der seit Montag wegen Raubes vor der Münchner Jugendkammer sitzt, wiedererkannt. Denn Andre P. hatte bereits am 27.9.2008 mit einem mitgeführten Messer das Sonnenstudio überfallen, rund 500 Euro geraubt [....]. Andre P. ist bereits einschlägig vorbestraft. Gewaltdelikte. Die Jugendfürsorge kümmerte sich um ihn. Er nahm bis Mai 2008 20 Monate an dem Philadelphia-Projekt teil. In den USA werden Jugendliche, die bei uns keine Therapiemöglichkeiten mehr haben, erzogen und ausgebildet. Als Andre P. wieder nach München kam, bekam er wegen seiner Mittleren Reife sofort eine Lehrstelle als Hotelfachmann. Aber die Spielsucht war sein Verhängnis. Er verlor rund 4000 Euro bei Pokerrunden. „Die setzten mich unter Druck“, so Andre P. Nach seiner Schilderung habe ihm Karin B. das Geld freiwillig gegeben: „Ich hatte ihr nur das Messer in meinem Hosenbund gezeigt. Sie sagte noch, geh’ jetzt. Ich muss die Polizei holen.“ Die Version nimmt ihm aber der Richter nicht ab. Der Prozess dauert an. Dipl.-Psych. Tobias Hayer Universität Bremen
... und weitere „Kollateralschäden“ http://www.acemag.net vom 06.05.2009 Mann begeht Selbstmord nach Pokerpartie Ein unglaublicher Zwischenfall ereignete sich vor kurzem in einem Casino in Tampa Bay, Florida. Ein 57 jähriger Mann kaufte sich mit dem Maximal Buy In von 1,000 Dollar in eine 5/10 Partie Texas Hold Em ein. Nachdem es den ganzen Abend über ganz gut für ihn gelaufen war, gelang es ihm seinen Stack zu verdoppeln und er hätte eigentlich mit einem schönen Gewinn das Casino verlassen können. Doch wie so oft wendete sich das Glück, bevor man die Notbremse ziehen kann und so verlor er in einem beeindruckenden 4,000 Dollar Pot seinen gesamten Stack. Augenzeugenberichten zu Folge machte der Mann daraufhin einen sehr geschockten und am Boden zerstörten Eindruck. Wortlos verließ er das Casino, um vor der Türe auf seine Freunde, die sich noch im Casino befanden, zu warten. Da sie eine zeitlang nicht kamen, rief er sie an und bat, sie mögen sich doch zu ihm vor die Türe gesellen. Als sie dieser Aufforderung nachkamen, ersuchte er sie, doch bitte ein Foto von ihm mit ihrer Handycam zu machen. Seine Freunde dachten sich nichts weiter dabei und kamen dieser Bitte ebenfalls nach. Dann wurde das Ganze jedoch tragisch und bizarr zu gleich. Denn der 57 Jährige meinte daraufhin nämlich: “This is the last picture anyone will ever take of me!“ Zog eine Waffe und schoss sich selbst in die Brust. Die sofort hinzu gezogenen Notfall Sanitäter konnten nur mehr den Tod des armen Spielers feststellen. Dipl.-Psych. Tobias Hayer Universität Bremen
Glücksspielrisiko Bühringer et al. (2007) Glücksspielgruppen bzw. Risiko für pathologisches Risiko für problematisches ausgewählte Glücksspiele Spielverhalten (n = 14) Spielverhalten (n = 21) Lotto 0,1% 0,1% Sportwetten (offline) 1,9% 3,9% Sportwetten (im Internet) 2,0% 1,3% Kleines Spiel 6,7% 4,9% Großes Spiel 1,4% 1,8% Internetkartenspiele 7,0% 11,5% Geldspielautomaten 5,1% 3,6% Dipl.-Psych. Tobias Hayer Universität Bremen
Monitoring zum Glücksspielverhalten BZgA (2008) - Computer-Assisted Telephone Interviewing (RR = 63,3%) Methode - Datenerhebung in 2007 - n = 10,001 zufällig ausgewählte Personen (16-65 Jahre) Stichprobe - Grundgesamtheit: deutschsprachige WB in Haushalten mit Festnetzanschluss - 4,2% haben in den letzten 12 Monaten um Geld gepokert 7,2% der Männer, 1,2% der Frauen Spielerfahrung 3,8% privat, 0,6% im Internet, 0,5% in der Spielbank 9,3% der Minderjährigen 27,6% der Männer im Alter von 18-20 Jahren (höchster Wert) - Anteil mit Pokererfahrung Unauffällige Spieler: 7,0% Glücksspielrisiko Auffällige Spieler: 12,4% Problemspieler: 25,7% Dipl.-Psych. Tobias Hayer Universität Bremen
Ausgewählte Forschungsbefunde - Wood et al. (2007) konnten zeigen, dass 18% der befragten Online-Poker- Spieler (422 Studenten) als Problemspieler gelten. Zu den Prädiktoren problematischen Spielverhaltens zählen negative Gefühlszustände nach dem Spiel, das Angeben einer falschen Geschlechtsidentität während des Spiels sowie die Flucht vor Problemen als Motiv der Spielteilnahme. - Nach Tryggvesson (2007) fällt der Anteil von Personen mit glücksspielbezogenen Problemen in der Gruppe der Internetpokerspieler deutlich (26,8%) bzw. in der Gruppe der Internetglücksspieler (8,1%) noch immer merklich höher aus als in der Gruppe der „klassischen“ Glücksspieler (2,1%). - Erste experimentelle Studien zum Einfluss von Fähigkeiten/Fertigkeiten auf den Spielausgang beim Pokern sind inkonsistent: Während Dedonno und Detterman (2008) Lernfaktoren als spielentscheidend ansehen, gehen Sévigny et al. (2007) davon aus, dass der Faktor Zufall das Spielergebnis maßgeblich bestimmt. Dipl.-Psych. Tobias Hayer Universität Bremen
Befunde aus Großbritannien Kontakte einer Spieler-Hotline/Online-Beratung in 2007 GamCare (2008) Dipl.-Psych. Tobias Hayer Universität Bremen
Glücksspiel(sucht) vs. Poker(sucht) – Unterschiede?! Variable Glücksspiel(sucht) Poker(sucht) männliche junge Erwachsene/ Soziodemographie männlich, mittleres Alter eher höheres Bildungsniveau Flucht vor Problemen/ Primärer Spielanreiz Geldgewinne Emotionsregulation Zeitverlust/soziale Isolation/ Hauptfolgeschaden Geldverlust/Verschuldung Problemspieler können finanziell im Plus sein Negative Gewinnerwartung/ Wettbewerbscharakter Spielstruktur Spiel gegen den Anbieter Spiel gegen Mitspieler Sport, Lifestyle, „vom Unterhaltung mit Gesellschaftliche Attribute Tellerwäscher zum Millionär“ gewissen Risiken Lebenskompetenzerwerb ... ... ... Dipl.-Psych. Tobias Hayer Universität Bremen
... Interpretation der Befunde ... Dipl.-Psych. Tobias Hayer Universität Bremen
Zum Abschluss sieben Hypothesen 9 Poker ist ein Glücksspiel mit Geschicklichkeitsanteil und Suchtpotential. Der Einfluss bestimmter Skills macht sich (erst) auf lange Sicht bemerkbar! 9 Vermarktungsstrategien verschleiern gezielt den Glücksspielcharakter des Pokerspiels und machen suchtpräventive Aktivitäten entsprechend schwierig! 9 Die Einstufung von Poker als Skill-Game würde eine Öffnung der Märkte nach sich ziehen, verbunden mit einer weiteren Zunahme der Spielanreize! 9 Das Gefährdungspotential von Poker im Internet erscheint (besonders) hoch! 9 Zukünftig ist mit einer größeren Anzahl an Pokerspielern im Suchthilfesystem zu rechnen. Zudem unterscheidet sich dieses Klientel in einigen Merkmalen von den typischen Glücksspielsüchtigen! 9 Pokern im Freundeskreis oder um Sachpreise kann vor allem für Jugendliche einen Türöffner für weitere Glücksspielteilnahmen darstellen! 9 Es bedarf weiterer Forschung zu den Auswirkungen des Pokerbooms (typische Konsummustern, Suchtgefahren,Skill-Anteil verschiedener Spielvarianten, Manipulationsmöglichkeiten, ...) Dipl.-Psych. Tobias Hayer Universität Bremen
Vielen Dank für Ihre Teilnahme! Dipl.-Psych. Tobias Hayer Universität Bremen Institut für Psychologie und Kognitionsforschung Grazerstr. 4 28359 Bremen Tel. 0421 218-4333 E-Mail: tobha@uni-bremen.de Web: http://www.tobha.de Dipl.-Psych. Tobias Hayer Universität Bremen
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