DIE FOLGESCHÄDEN DES KLIMAWANDELS IN ÖSTERREICH 2015 - DIMENSIONEN UNSERER ZUKUNFT IN ZEHN BILDERN FÜR ÖSTERREICH

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DIE FOLGESCHÄDEN DES KLIMAWANDELS IN ÖSTERREICH 2015 - DIMENSIONEN UNSERER ZUKUNFT IN ZEHN BILDERN FÜR ÖSTERREICH
sonderheft

2015

Die
Folgeschäden
des
Klimawandels
in Österreich
Dimensionen unserer Zukunft in
zehn Bildern für Österreich

                                 w w w.klimafonds.gv.at
DIE FOLGESCHÄDEN DES KLIMAWANDELS IN ÖSTERREICH 2015 - DIMENSIONEN UNSERER ZUKUNFT IN ZEHN BILDERN FÜR ÖSTERREICH
Inhalt

07   Einleitung

11   Gesundheit

15   Überforderte Abflusssysteme

19   Energieversorgung

23   Verkehr

27   Handel

31   Landwirtschaft

35   Forstwirtschaft

39   Tourismus

43   Katastrophenmanagement

47   Versicherung

50   Literaturverzeichnis

52   Impressum

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DIE FOLGESCHÄDEN DES KLIMAWANDELS IN ÖSTERREICH 2015 - DIMENSIONEN UNSERER ZUKUNFT IN ZEHN BILDERN FÜR ÖSTERREICH
Vorwort

    Welche Schäden bringt der                                  In intensiver Zusammenarbeit haben ForscherInnen
    Klimawandel mit sich?                                      unterschiedlichster Disziplinen diese Fragen bearbei-
                                                               tet. Wenn man WissenschafterInnen fragt, kann man
    Auch wenn diese Frage nicht einfach zu beantworten         sich zunächst keine einfachen Antworten erwarten:
    ist, so muss sich eine verantwortungsvolle Klimapoli-      „Wenn, dann … ist dieses wahrscheinlicher als jenes.“
    tik dieser Herausforderung stellen. Sie muss auch die      Zugegeben, das Thema ist komplex, aber darunter
    Frage stellen, an welche unumkehrbaren Klimaände-          können sich Betroffene wohl schwer etwas vorstellen.
    rungen wir uns anpassen müssen – als BürgerInnen,          Daher wagen sich die ForscherInnen in dieser Bro-
    als Wirtschaftstreibende, Bauern und Bäuerinnen,           schüre auf ein ungewohntes Terrain und skizzieren auf
    BeamtInnen und als PolitikerInnen. Und für welche          Basis ihres Wissens zukünftige Situationen Betroffener
    Schäden und Risiken ist der Klimaschutz die beste          – meist in zwei möglichen, unterschiedlichen Szenari-
    und billigste, ja in vielen Fällen die einzig verfügbare   en. Damit soll die Zukunft greifbarer werden. Zudem
    Versicherung?                                              wird mit solchen Bildern deutlich, wo beobachtendes
                                                               Abwarten am klügsten ist, wo Nichthandeln zum
                                                               nachteiligen Versäumnis wird und wo selbst diese
                                                               Einschätzung unklar bleiben muss.

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DIE FOLGESCHÄDEN DES KLIMAWANDELS IN ÖSTERREICH 2015 - DIMENSIONEN UNSERER ZUKUNFT IN ZEHN BILDERN FÜR ÖSTERREICH
Die Inhalte dieser Broschüre basieren auf:

    K. Steininger, M. König, B. Bednar-Friedl, L. Kranzl, W. Loibl, F. Prettenthaler (eds.);
    Economic Evaluation of Climate Change Impacts: Development of a Cross-Sectoral Framework and Results for Austria,
    Springer, 2015.
                                                                                                                                                                                 Team
    P. Watkissa;
    The Cost of Climate Change in Europe, Chapter 2 in Steininger et al. 2015.
    (a Oxford University)

    H. Formayera, I. Nadeema, I. Andersb;
    Climate Change Scenario: from Climate Model Ensemble to local indicators, Chapter 5 in Steininger et al. 2015.
    (a Institute of Meteorology, BOKU, Vienna. | b Climate Research Section, Division Data|Methods|Modelling, ZAMG)

    H. Mittera, M. Schönharta, I. Meyerb, K. Mechtlerc, E. Schmida, F. Sinabellb, G. Bachnerd, B. Bednar-Friedld;
    Agriculture, Chapter 8 in Steininger et al. 2015.
    (a Universität für Bodenkultur, Wien | b Österreichisches Institut für Wirtschafsforschung | c Agentur für Gesundheit und
    Ernährungssicherheit | d Karl-Franzens Universität Graz | e Umweltbundesamt)                                                Koordination

    M. J. Lexera, R. Jandlb, S. Naberneggc, B. Bednar-Friedlc;
    Forestry, Chapter 9 in Steininger et al. 2015.                                                                              Karl W. Steininger
    (a Universität für Bodenkultur, Wien | b Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) | c Karl-Franzens Universität Graz)         Universität Graz

    K.P Zulka , M. Götzl ;
              a         a

    Ecosystem Services: Pest Control and Pollination, Chapter 10 in Steininger et al. 2015.
    (a Umweltbundesamt)
                                                                                                                                Autorenteam
    W. Haasa, U. Weisza, P. Maiera, F. Scholza;
    Human Health, Chapter 11 in Steininger et al. 2015.
    (a Alpen-Adria Universität Klagenfurt)                                                                                      Willi Haas
    R. Neunteufel , R. Perfler , D. Schwarz , G. Bachner ,B. Bednar-Friedl ;
                  a           a             a             b                  b                                                  Alpen-Adria-Universität Klagenfurt-Wien-Graz
    Water Supply and Sanitation, Chapter 12 in Steininger et al. 2015.
    (a Universität für Bodenkultur, Wien | b Karl-Franzens Universität Graz)
                                                                                                                                Martin König
                                                                                                                                Umweltbundesamt, Wien
    L. Kranzla, G. Totschniga, A. Müllera, G. Bachnerb, B. Bednar-Friedlb;
    Electricity, Chapter 13 in Steininger et al. 2015.                                                                          Michael Pech
                                                                                                                                Climate Change Centre Austria, Graz
    L. Kranzla, M. Hummela, W. Loibla, A. Müllera, I. Schickera, A. Toleikytea, G. Bachnerb, B. Bednar-Friedlb;
    Buildings: Heating and Cooling, Chapter 14 in Steininger et al. 2015.                                                       Franz Prettenthaler
    (a Technische Universität Wien | b Karl-Franzens Universität Graz)                                                          Joanneum Research, Graz

    B. Bednar-Friedla, B. Wolkingera, M. Königb, G. Bachnera, H. Formayerc, I. Offenthalerb, M. Leitnerb;                       Andrea Prutsch
    Transport and Mobility, Chapter 15 in Steininger et al. 2015.                                                               Umweltbundesamt, Wien
    (a Karl-Franzens Universität Graz | b Umweltbundesamt | c Universität für Bodenkultur, Wien)
                                                                                                                                Karl W. Steininger
    H. Urbana, K. Steiningera;                                                                                                  Universität Graz
    Manufacturing and Trade Services, Chapter 16 in Steininger et al.2015
    (a Karl-Franzens Universität Graz)                                                                                          Matthias Themessl
                                                                                                                                Climate Change Centre Austria, Graz
    F. Prettenthalera, D. Kortschakb, S. Hochrainer-Stiglerb, R. Mechlerb,c, H. Urband, K. W.Steiningerd;
    Catastrophy Management, Chapter 18 in Steininger et al. 2015.                                                               Gernot Wagner
    (a Joanneum Research | b IIASA International Institute for Applied Systems Analysis | c Wirtschaftsuniversität Wien |       Environmental Defense Fund, Cambridge, MA, USA
    d Karl-Franzens Universität Graz)
                                                                                                                                Angelika Wolf
    J. Köberla, F. Prettenthalera, S. Naberneggb, Th. Schinkob,
                                                                                                                                Climate Change Centre Austria, Graz
    Tourism, Chapter 19 in Steininger et al. (ed.), Economic Evaluation of Climate Change Impacts: Development of a
    Cross-Sectoral Framework and Results for Austria, Springer (2015).
    (a Joanneum Research | b Karl-Franzens Universität Graz)

4                                                                                                                                                                                   5
Einleitung

                                                                                                                                                                                                                                                      Schäden durch
                                                                                                                                                                                                                                  Wetter, Witterung und Klimawandel
                                                                                                                                Abb. 1

                                                                                                                               Wetterextreme nehmen zu.

                                                                                                                                                                                       Hitze, Dürre, Hochwasser, Hagel, Sturm – global            wieder ein amtliches Schadensregister für alle wetter-
                                                                                                                                                                                       warming entwickelt sich immer mehr zum global              bedingten Schadensereignisse fordern. Schäden in den
                                                                                                                                                                                       weirding (engl. für Durcheinander). Die Extreme            Bereichen Land- und Forstwirtschaft oder Gesundheit,
                                                                                                                                                                                       nehmen zu und die damit verbundenen Schäden sind           an Energie-, Wasser- und Verkehrsinfrastrukturen,
                                                                                                                                                                                       schon heute beträchtlich. Sowohl der Klimawandel als       Industrieanlagen, Gebäuden, etc. müssten einheitlich
                                                                                                                                                                                       auch der sozioökonomische Strukturwandel erzwin-           und systematisch erfasst werden, damit künftig eine
                                                                                                                                                                                       gen schon jetzt eine Anpassung an den Wandel. Nur          solide Datengrundlage zur Verfügung steht. Abb. 2
                                                                                                                                                                                       so können hohe Schäden künftig gemildert werden.
                                                                                                                                                                                                                                                  Sie wusste, dass die indirekten Folgeeffekte dieser
    1200                                                                                                                                                                               Die Leiterin der Abteilung Risikoanalyse beugte sich       Schäden oft noch weitaus größer waren als die reinen
                                                                                                                              3670 Millionen EUR Gesamtschaden.
                                                                                                                              Anteil des Augusthochwassers 2002:                       über Tabellen und Diagramme. Seit über 30 Jahren           Reparatur- und Instandsetzungskosten, die in den Ta-
                                                                                                                              3545 Millionen EUR.
    1000                                                                                                                                                                               hatte sie mit Schadenszahlen zu tun, aber die Aus-         bellen und Grafiken aufgelistet waren. Und wenn sie
                     geschätzte nicht versicherte Schäden (in Mio. EUR)                                                                                                                wertung der Zahlen für das letzte Jahrzehnt hatte          in der Abteilung jetzt über die nötige Umsetzung von
                     geschätzte versicherte Schäden (in Mio. EUR)
                                                                                                                                                                                       alle KollegInnen in der Abteilung geschockt: Die           Anpassungsmaßnahmen und Investitionen sprachen,
     800
                                                                                                                                                                                       jährlichen Kosten wetterbedingter Extremereignisse         ging es längst nicht nur um Schäden, die konkret
                                                                                                                                                                                       in Österreich waren von jährlich durchschnittlich 97       durch bestimmte Schadensereignisse fassbar und in
     600
                                                                                                                                                                                       Millionen EUR in den 80er-Jahren über 127 Millio-          EUR-Zahlen darstellbar waren.
                                                                                                                                                                                       nen EUR in den 90er-Jahren auf jetzt 706 Millionen
     400                                                                                                                                                                               EUR in den Jahren 2001–2010 gestiegen. Die Zahlen          Laut neuer Studien waren Wetterschwankungen und
                                                                                                                                                                                       waren inflationsbereinigt, d. h. die Preissteigerung war   -anomalien (also plötzliche Kälte- oder Schlecht-
     200                                                                                                                                                                               nicht die Ursache für den Anstieg.                         wettereinbrüche) für Kosten bis zu zehn Milliarden
                                                                                                                                                                                                                                                  EUR pro Jahr in Österreich verantwortlich. Derartige
                                                                                                                                                                                       Diese hohen Schadenssummen sind durch große                Ereignisse hatte es aber schon immer gegeben: Unge-
       0
           1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
                                                                                                                                                                                       Ereignisse entstanden – kleine und mittlere Ereignisse     wöhnlich trockene Sommer, Spätfröste, eine verregne-
                                                                                                                                                                                       fehlten in den Zahlen weitgehend. Welche Schadens-         te Sommersaison oder schneearme Winter waren nicht
    Abb. 2
                                                                                                                                                                                       ausmaße haben wohl diese Ereignisse verursacht?            unbedingt eine Folge des Klimawandels. Entscheidend
    Schadensentwicklung in Österreich                                                                                                                                                  Welchen Multiplikationsfaktor würden vollständige          war aber die wissenschaftlich fundierte Sorge, dass
                                                                                                                                                                                       Schadenszahlen ergeben? Keiner wusste es. Sie würde        diese Schwankungen künftig noch zunehmen würden.

6                                                                                                                                                                                                                                                                                                     7
Einleitung

Daneben entstanden in den letzten drei Jahrzehnten        der hohen Wahrscheinlichkeit von mehr Wetter- und         Klimaschutzes getroffen würden. Letztere würden         strächtigen Ereignisse künftig stattfinden würden.
auch immer wieder Kosten durch globale Ereignisse         Witterungsextremen und einem stetigen Anstieg der         allerdings erst langfristig Wirkung zeitigen.           Bei einigen – Hitzewellen etwa – wussten sie bereits
und Entwicklungen, die etwa zu starken Preisschwan-       Werteexposition Anlass zur Sorge.                                                                                 genug, um zu handeln bzw. um vor allem die großen
kungen und somit indirekten Kosten in Österreich                                                                    Die ForscherInnen sprachen von einem jetzt schon        Städte auf ihren Handlungsbedarf aufmerksam zu
führten: Die Dürren in Nord- und Südamerika,              Und was sie und ihre KollegInnen besonders nervös         starken und weiter zunehmenden Anpassungsdefizit.       machen. Hier befasste man sich bereits ernsthaft mit
Afrika, Osteuropa und Australien sowie die hohe           machte, war die Frage, welche Schäden der Klima-          Die Herausforderungen würden immer größer wer-          den Folgen häufigerer Hitzesommer und begann mit
Nachfrage aus China und anderen stark wachsen-            wandel Österreich noch zusätzlich zufügen würde.          den. Auch international war unisono der Ruf nach        der Erstellung entsprechender Maßnahmenpläne.
den Volkswirtschaften – wo die Rohstoffnachfrage          Obwohl die WissenschaftlerInnen nur einen Teil der        einem möglichst frühen Start von Anpassungsprozes-
bisweilen durch witterungsbedingte Einbrüche bei den      Klimafolgen modellieren und abschätzen konnten,           sen zu hören. Frühes Intervenieren, so hieß es beim     Einen ersten Rahmen für Anpassungsmaßnahmen gab
eigenen Ernten stark anwuchs – hatten mittlerweile        waren sie zu dem Schluss gelangt, dass sowohl der         Weltklimarat IPCC und im so genannten Stern-Report      es ja bereits, seit im Herbst 2012 die österreichische
durch den globalen Markt für landwirtschaftliche          Klimawandel als auch der fortschreitende sozioökono-      der britischen Regierung, könne die Kosten des Klima-   Strategie zur Anpassung an den Klimawandel be-
Rohstoffe die Preise stark ansteigen lassen. Die Tatsa-   mische Strukturwandel dem Land zusätzliche Kosten         wandels eindämmen.                                      schlossen worden war.
che, dass immer mehr landwirtschaftliche Rohstoffe        aufbürden würde. Es war demnach auch klar, dass der                                                               Die vorliegenden Schadenszahlen und die von den
zur Energiequelle der Industrieländer wurden und          horrende Anstieg der Schadenszahlen über die letzten                                                              ForscherInnen dargestellten künftigen Auswirkungen
außerdem noch zur heißen Spekulationsware an der          30 Jahre nur zu einem Teil auf den Klimawandel            Wovon kann man ausgehen?                                des Klimawandels ließen jetzt keinen Zweifel mehr
Chicagoer Börse mutierten, tat ihr übriges. Der FAO-      zurückzuführen war.                                       Was ist noch unsicher?                                  zu: Sie mussten den Handlungsrahmen der österrei-
Nahrungsmittel-preisindex las sich zumindest in den                                                                                                                         chischen Klimawandelanpassungsstrategie rasch mit
letzten zehn Jahren eher wie eine Fieberkurve.            Ein gutes Stück war dadurch verursacht, dass immer        Die Leiterin der Abteilung Risikoanalyse schaute sich   Leben füllen. Aber wo sollten sie starten? Die Scha-
                                                          mehr und immer größere Werte den zunehmenden              die Auswertungen der Einzelereignisse in Österreich     denszahlen waren kaum zuzuordnen, d. h. man konn-
Dass bereits seit Jahrzehnten die Zahl der Umwelt-        Wetterkapriolen ausgesetzt wurden. Zusätzlich ent-        an: Die teuersten Einzelereignisse waren die Hoch-      te nicht genau sagen, wie sich die Schäden etwa auf
und Klimaflüchtlinge stark zugenommen hat, hatte          wickelten sich Bevölkerung und Landnutzung in eine        wässer, dann folgten die großen Stürme. Die meisten     Ernteverluste, Schäden an Gebäuden oder sonstiger
ebenfalls Effekte auf Österreich.Wie stark würden die     immer schadensträchtigere Richtung: Zum Beispiel          Todesopfer hatte die Hitzewelle 2003 gefordert; im      Infrastruktur aufteilten. Die Ergebnisse aus bisherigen
Flüchtlingsströme zunehmen, wenn weite Landstriche        gab es immer mehr teuer bebaute Flächen und zum           kleineren Maßstab waren vor allem Hangrutschun-         Forschungsprojekten ließen sich kaum in klare Hand-
in subtropischen Breiten unbewohnbar würden? Eine         Teil schlecht angepasste forst- und landwirtschaftliche   gen, Muren, Felsstürze und Lawinen sehr schadens-       lungsanweisungen für die Politik übersetzen.
weitere Unsicherheit, die sich derzeit noch nicht in      Nutzungen; außerdem dicht bebaute Stadtviertel, die       trächtig – in EUR und auch in Menschenleben.
den Szenarien zur Kostenabschätzung des Klimawan-         bei künftigen Hitzewellen besonders leiden würden.        Massenbewegungen unterbrachen auch oft lange            Es war an der Zeit, dass jedes einzelne Aktivitätsfeld
dels widerspiegelte.                                      Dazu die globale Verflechtung: Import/Exportbe-           den Bahn- und Straßenverkehr. Die Nassschneefälle       der österreichischen Anpassungsstrategie noch einmal
                                                          ziehungen mit Ländern, die oft noch anfälliger für        Anfang Februar 2014 hatten gezeigt, dass auch die       genau unter die Lupe genommen wird. Sie mussten ein
                                                          Folgen des Klimawandels sind als Österreich, wür-         Energieinfrastrukturen anfällig waren – längere und     Gefühl dafür bekommen, wie sich anteilig der Klima-
Die Schadensbilanz – oder: das Anpassungsde-              den künftig verstärkt auf die heimische Wirtschaft        großräumige Stromausfälle können zudem extrem           wandel auswirkte. Ansätze für eine Vergleichbarkeit
fizit ist heute schon signifikant                         durchschlagen. Das Resultat: Österreich würde nicht       teuer werden.                                           mussten her, die auch gewisse Prioritätensetzungen
                                                          nur stärker betroffen sein durch mehr und intensi-                                                                ermöglichten.
Die Lehre aus den vorliegenden Schadenszahlen: Ös-        vere meteorologische Schadensereignisse, es würde         Aber wie sollten sie mit den Unsicherheiten umgehen     Im Folgenden wird in zehn Bildern auf die Ergebnisse
terreich war und ist auf das derzeitige Klima und die     diesen Ereignissen gegenüber auch immer empfind-          – gerade in Bezug auf das Auftreten von Extremereig-    genau dieser Untersuchung zurückgegriffen.
rasche Abfolge von extremen Jahren noch gar nicht         licher, wenn keine Gegenmaßnahmen im Sinne der            nissen? Um sich optimal anpassen zu können, müssten
eingestellt. Daher gibt der Blick in die Zukunft mit      Anpassung (kurz- und mittelfristig) und des globalen      sie genau wissen, wie, wann und wo diese schaden-

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Gesundheit

                                                                                                                                                  Heißere Sommer
                                                                                                                                bedeuten höhere Gesundheitsrisiken
                                                   Abb. 1

                                                   Hitzestress kann vor allem bei
                                                   älteren Menschen zu Herz-Kreislauf-
                                                   versagen führen.

                                                                                         Als sich die Wohnung im dicht bebauten Stadtzent-       Physiologisch bedeuten ungewohnt hohe Tempera-
                                                                                         rum im Sommer des Jahres 2003 wieder über 40 °C         turen einen besonderen Hitzestress, der vor allem
                                                                                         erwärmte, wusste Josefine S., dass dies ein weiterer    bei älteren Personen zu Atemwegserkrankungen und
                                                                                         anstrengender Hitzetag wird. Die Temperaturen dieses    Herz-Kreislaufversagen bis hin zum Tod führen kann.
                                                                                         Sommers lagen im Mittel 3-5 °C über den Werten          Im Sommer 2003 waren etwa 5% der österreichischen
                                                                                         vergangener Sommer. Entsprechend der bis ins 18.        Bevölkerung, also 400.000 Menschen über 65, in den
     Anzahl der Hitzetage
                                                                                         Jahrhundert zurückreichenden Aufzeichnungen zweier      urbanen Zentren besonders betroffen. Während der
                                          Heute   2030
        ‹5
                                                                                         Messstellen, Kremsmünster und Wien, brach dieser        beiden Hitzewellen im Jahr 2003 starben 350 ältere
        5.1 - 10                                                                         überaus warme Sommer den bisherigen Hitzerekord         Personen. Diese gehören zu den 12,6% zusätzlicher
        10.1 - 15                                                                        von 1811.                                               Todesfälle, die sich aufgrund statistischer Analysen
        15.1 - 20
                                                                                                                                                 der Hitzewelle zurechnen lassen.
        20.1 - 25
        25.1 - 30                                                                        Der heißeste Tag dieses Sommers war der 13. August.
        30.1 - 35                                                                        Dieser war in der Mitte der zweiten der beiden unmit-   Mehr Hitzetage durch Klimawandel
        35.1 - 40                                                                        telbar aufeinanderfolgenden Hitzewellen.
        40.1 - 50
                                                                                         Unter einer Hitzewelle ist eine Serie von zusammen-     Klimamodelle, die aufgrund von Beobachtungen der
        › 50
                                          2050    2085                                   hängenden, besonders belastenden Hitzetagen zu          Vergangenheit Entwicklungen in die Zukunft fort-
                                                                                         verstehen, an denen die an Messstellen gemessenen       schreiben, lassen eine kräftige Zunahme der Hitzetage
                                                                                         Tageshöchstwerte über 30 °C liegen und die Nacht-       erwarten. Doch aufgrund des Klimawandels muss
                                                                                         temperaturen nicht unter 25 °C sinken. Wohnungen,       kritisch hinterfragt werden, ob sich die ursprünglich
                                                                                         die im dicht verbauten Wohngebiet ohne kühlenden        angenommenen Wahrscheinlichkeiten der Wiederkehr
                                                                                         Grünraum, guter Belüftungsmöglichkeit und Beschat-      aufrecht erhalten lassen.
                                                                                         tung in sogenannten städtischen Wärmeinseln liegen,     Die Hitzewelle 2003 war ein 200-jähriger Extremfall.
     Abb. 2
                                                                                         können allerdings über den gesamten Tagesverlauf        In der Wissenschaft gilt es allerdings als eher unwahr-
     Hitzetage-Szenario für Österreich.                                                  im Vergleich zu den Messstellen etwa 3-4 °C höhere      scheinlich, dass wieder 200 Jahre bis zu einer Wieder-
                                                                                         Temperaturen aufweisen.                                 holung vergehen werden.

10                                                                                                                                                                                                    11
Gesundheit

Barriopedro und seine ForscherInnen-Gruppe argu-         angestiegen. Während diese Gruppe 2011 noch 1,5            urbanen Zentren, in denen Hitzewellen zu besonders        Mögliche Auswirkungen und gangbare Auswege
mentieren beispielsweise aufgrund von Modellexperi-      Millionen Menschen waren, sind dies 2050 bereits 2,6       hohem Hitzestress führen. Zusätzlich haben Jahre
menten, dass die Wahrscheinlichkeit von sogenannten      Millionen. Das Gesundheitsrisiko für einen einzelnen       nur schwachen Wirtschaftswachstums die finanzielle        Hitzetage werden jedenfalls deutlich zunehmen. Die
„Mega-Hitzewellen“ in den nächsten 40 Jahren um          Menschen an einem einzelnen Hitzetag zu sterben, hat       Situation vieler älterer Menschen angespannt. Die         Zunahme führt bereits bei einer Trendfortschreibung
den Faktor 5-10 steigen wird.                            sich geringfügig reduziert, da die Zahl der klimatisier-   Wohnqualität ist leicht gesunken, Hitzetage sind für      zu hohen Opferzahlen. Je stärker sich die extremen
                                                         ten Räume bei diesen älteren Menschen um etwa 10%          eine breitere Gruppe dadurch gesundheitlich noch          Hitzetage entwickeln, umso wahrscheinlicher sind
Vorhersagen über die Zukunft sind immer unsicher.        höher liegt als noch zu Beginn des Jahrhunderts.           belastender. Gleichzeitig hat sich auch aufgrund ange-    neue (auch unerwartete) Auswirkungen und Phäno-
Das bedeutet aber nicht, dass wir nichts wissen. Wir                                                                spannter staatlicher Haushaltsbudgets durch schwa-        mene. Dies ist vor allem die Ausweitung von älteren
können zwischen robusteren und eher unsicheren Vor-      Vor allem durch den Anstieg der Hitzetage und der          ches Wirtschaftswachstum und der größeren Zahl der        Personen auf bis dato noch wenig betroffene vulnera-
hersagen unterscheiden. So scheinen demografische        wachsenden Zahl älterer Personen, aber auch unter          älteren Personen die medizinische Versorgung für den      ble Gruppen. Damit ist zusätzlich zu Todesfällen mit
Entwicklung, Urbanisierung und Entwicklung der           der Annahme fehlender abgestimmter staatlicher             Einzelnen verschlechtert.                                 einem verstärkten Auftreten von hitzebedingten Er-
Durchschnittstemperaturen für WissenschaftlerInnen       Anpassungsmaßnahmen, sterben in dieser Zukunfts-                                                                     krankungen zu rechnen, die Kosten für medizinische
vertrauenswürdig und sind weitgehend unumstritten.       vorstellung in einem durchschnittlichen Jahr um 2050       Während in einem durchschnittlichen Sommer vor            Versorgung und Arbeitsausfälle nach sich ziehen. Dies
Andere Aspekte wie die Wahrscheinlichkeit von „Me-       etwa 1.000 ältere Menschen. Diese Abschätzung er-          allem ältere Personen betroffen sind, steigt angesichts   betrifft das Gesundheitssystem und die dieses finan-
ga-Hitzewellen“ sind hingegen unsicherer. Ein Weg        folgt unter der Annahme, dass Grünräume in Städten         der neuen Temperaturrekorde eines besonders heißen        zierenden Stellen wie Versicherungen, die Länder und
mit diesen Unsicherheiten umzugehen ist, mögliche        unter erhöhtem Aufwand gepflegt werden müssen, um          Jahres das Risiko auch für andere vulnerable Grup-        den Bund sowie die Wirtschaft bzw. Unternehmen.
Entwicklungen für verschiedene Szenarien abzuschät-      eine ähnlich temperaturabschwächende Wirkung wie           pen deutlich an. Hitzestress ist auch für Kleinkinder,
zen. Entsprechend beschreiben wir zum Explorieren        in der Vergangenheit zu erzielen.                          chronisch Kranke oder Personen nach einem Kranken-        Die Frage ist nun, ob die Hitzetage eines Sommers im
künftiger heißer Sommer das Jahr 2050 in zwei Vari-                                                                 hausaufenthalt eine gefährliche Zusatzbelastung.          Jahr 2050 für ältere Menschen wie Josefine S. noch
anten: Einmal als Ergebnis einer Trendfortschreibung                                                                                                                          belastender werden. Dies hängt neben Veränderungen
und einmal als Ergebnis extremerer, aber durchaus        Die große Hitze – oder wie ein Jahr um 2050                Dadurch sind die Todeszahlen gestiegen. Es werden         des Klimas und der sozioökonomischen Situation da-
möglicher Entwicklungen.                                 auch aussehen könnte                                       etwa 6.000 Todesfälle von älteren Personen sowie          von ab, ob gezielte Anpassungsmaßnahmen getroffen
                                                                                                                    chronisch Kranken verzeichnet. Aber es geht nicht         werden. Beispielsweise, ob für vulnerable Gruppen in
                                                         Was Österreich an Hitzewellen rund um 2050 erlebt,         nur um Todesfälle. Der gestiegene Hitzestress macht       besonders anfälligen Wohn- oder Arbeitssituationen
Ein durchschnittlicher Sommer im Jahr 2050               haben WissenschafterInnen erst für 2070 vorherge-          das Leben für alle anstrengender. SchülerInnen und        Vorkehrungen getroffen werden. Adäquate Maßnah-
                                                         sagt. In einem besonders heißen Jahr sind sowohl           LehrerInnen verlangen nach Hitzeferien, weil die          men dafür sind die Entschärfung von Wärmeinseln
Wir schreiben das Jahr 2050: Eine ältere Dame erhält     auftretende Höchsttemperaturen als auch das Ausmaß         Konzentrationsfähigkeit bei Hitze stark abnimmt.          durch mehr Grünraum in dicht bebauten Gebieten,
eine Hitzewarnung. In diesem Jahr werden derartige       der Temperaturschwankungen extrem geworden. Die-           Andere Berufsgruppen mit hohen Arbeitsplatztem-           verbesserte Durchlüftung und Beschattung von leicht
Warnungen ungefähr zwei- bis dreimal so oft wie          se Schwankungen sind besonders belastend, weil sich        peraturen schließen sich dieser Forderung an. Vorbe-      überhitzenden Wohnräumen und eine zielgruppen-
noch um 2010 gemeldet. So muss in Wien in einem          weder der Körper so rasch umstellen kann noch der          lastete Personen aller Altersgruppen mit schlechtem       nahe Information vor dem Auftreten von Hitzewellen.
durchschnittlichen Jahr mit 22 Hitzetagen gerech-        Mensch einfach sein gewohntes Verhalten so schnell         Gesundheitszustand leiden besonders. Die Lebensqua-       Das Risiko, durch Hitze zu erkranken oder zu sterben,
net werden; 2003-11 waren es noch zehn. Auch im          ändert.                                                    lität aller ist bei anhaltender Hitze deutlich gesenkt.   ist also in den nächsten Jahren durch vorkehrende
Tiroler Oberland sind bereits zehn Hitzetage pro Jahr                                                               Zudem kämpfen sowohl der Rettungsdienst als auch          Anpassung durchaus gestaltbar – und entschiedener
zu verzeichnen; 2003-11 waren es noch drei. Die Zahl     Die Gruppe der 65-jährigen und älteren Menschen            die Spitäler an Hitzetagen mit extremen Spitzenbe-        Klimaschutz könnte das Risiko großer Hitzewellen
der besonders gefährdeten Menschen, der Personen im      ist auf fast drei Millionen angestiegen. Immer mehr        lastungen. Die Versorgungsqualität kann dabei nicht       deutlich verringern.
Alter von 65 Jahren oder älter, ist mittlerweile stark   dieser besonders gefährdeten Menschen leben in             durchgehend gewährleistet werden.

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Überforderte Abflusssysteme

                                                                                    Überforderte Abflusssysteme
                                                                Steigende Überflutungsrisiken in urbanen Räumen
                              Abb. 1

                              Überflutete Industrieanlage.

                                                                                     Der 17. Juli 2010 bescherte Innsbruck ein heftiges Un-
                              Abb. 2
                                                                                     wetter. Innerhalb von 30 Minuten fielen mit kleinräu-
                                                                                     migen Unterschieden 1,4–3,4 cm Regen und Hagel.
                              Überschwemmung der historischen
                              Altstadt in Innsbruck, 2010.                           Diese 14–34 Liter pro Quadratmeter Niederschlag
                                                                                     mussten über Oberflächenabflüsse und Kanäle aus der
                                                                                     Stadt abfließen. Abgefallenes Laub sowie der Hagel
                                                                                     verstopften allerdings Gullies und Einläufe. Die Folge
                                                                                     war eine Überschwemmung der historischen Altstadt,
                                                                                     in der sich das Wasser bis zu 60 cm Höhe aufstaute.
                                                                                     Auch in östlichen Stadtteilen standen Straßen und
                                                                                     Bürgersteige mit bis zu 40 cm unter Wasser. Die größ-
                                                                                     ten Schäden wurden im Stadtzentrum verzeichnet, wo
                                                                                     Wasser in Gebäude und Keller eintrat. Unter anderem
                                                                                     war die Bibliothek des Tiroler Landesmuseums vom
                                                                                     Wassereinbruch betroffen. Jasper-Tönnis et al. 2014, Klimatag

                                                                                     Bereits in den letzten beiden Jahrzehnten führten
                                                                                     Extremwetterereignisse zu Schäden an der Wasser-
                                                                                     ver- und -entsorgung, die Folgeschäden an baulichen
                                                                                     Einrichtungen verursachten. Hier zwei Beispiele: Das
                                                                                     für Innsbruck beschriebene Ereignis im Juli 2010
                                                                                     verursachte im gesamten Bundesland Tirol sowie der

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Überforderte Abflusssysteme

Steiermark insgesamt 310 Millionen Euro Schaden.        Extremereignisse, wie sie sich um 2050                   durch die Überflutung die für das Funktionieren erfor-     Derartige, meist lokale Ereignisse könnten sich in
Im Mai des gleichen Jahres hatten heftige Regengüsse    ereignen könnten                                         derliche Biomasse aus den Klärbecken ausgewaschen          unregelmäßigen Abständen mit unterschiedlicher
in Wien mit 5,6 cm Niederschlag in der Stunde schwe-                                                             wurde. Bis zur neuerlichen Inbetriebnahme können           Intensität ereignen. Das Auftreten aller drei Ereignisse
re Schäden an Gebäuden, Straßen und Brücken im          Ereignis 1                                               mehrere Wochen vergehen. Zwischenzeitlich muss das         innerhalb ein und desselben Jahres rund um 2050 ist
Ausmaß von 810 Millionen Euro angerichtet. Dies ist     Die Familie Karl in der Südsteiermark erhält wie alle    Abwasser ohne Klärung in den Innzubringer einge-           jedenfalls nicht auszuschließen.
aus den Aufzeichnungen der Münchner Rückversiche-       Einwohner einen Aufruf der Bezirkshauptmannschaft:       leitet werden. Die BewohnerInnen werden ersucht,
rung zu entnehmen. Im Schnitt mussten in den letzten    sparsamer Umgang mit Wasser, um den Wasserver-           den Wasserverbrauch auf ein Minimum zu reduzieren
beiden Jahrzehnten Schäden von 16 Millionen Euro        brauch gering zu halten (keine Gartenbewässerung         und auf die Verwendung von Wasch- und Spülmitteln          Mögliche Auswirkungen und gangbare Auswege
pro Jahr alleine an der Wasserver- und -entsorgung      und Autowäsche, sparsamer Gebrauch der WC-Spül-          weitgehend zu verzichten.
ohne Berücksichtigung von Folgeschäden in Kauf          taste, kurzes Duschen, Vermeiden von Vollbädern).                                                                   Auch ohne Klimawandel sind bis Mitte des Jahrhun-
genommen werden.                                        Wie letztes Jahr hat es diesen Sommer bereits über       Ereignis 3                                                 derts beträchtliche Investitionen für die Wasserver-
                                                        zwei Monate nicht mehr geregnet. Die Wasserversor-       Heute Morgen herrschte Chaos in der Schule der             und -entsorgung erforderlich. Durch den Klimawandel
Oft unerwartet heftige Regenereignisse und darauf       gung stößt an ihre Grenzen. Neben der Wasserknapp-       oberösterreichischen Kleinstadt. Zwei Drittel der          werden sich diese um zumindest 10% erhöhen (auf-
folgende Überflutungen überfordern das Kanalsystem      heit sind auch die steigenden Nitratwerte ein Problem.   SchülerInnen und ein Großteil der LehrerInnen              summiert bis 2050 sind dies zumindest 170 Millionen
vor allem in urbanen Räumen und führen wiederum         Da die Grundwasserspiegel sinken und die natürlichen     mussten bereits vor dem Tritt auf den Gehsteig ihren       EUR). Die tatsächlichen Kosten dürften jedoch höher
zu Schäden an Gebäuden bzw. lagernden Waren wie         Wasservorräte stark abnehmen, verschlechtert sich bei    gewohnten Schulweg abbrechen. Heftiger Regen der           liegen, da nur ein Teil der möglichen Folgeschäden
z. B. Archivbeständen. Überflutungen gefährden aber     gleichbleibenden Nitrateinträgen und aufgrund der ge-    vergangenen Nacht hatte Straßen und Gehsteige im           des Klimawandels von den Expertinnen und Experten
auch die Wasserqualität, beispielsweise durch Ölaus-    ringeren Verdünnung die Wasserqualität. Daher wird       Stadtzentrum bis zu 60 cm unter Wasser gesetzt – und       quantifiziert werden konnte.
tritte von aus der Verankerung gerissenen Heizöltanks   die Wasserversorgung per Tankwagen erwogen.              das im April. Während SchülerInnen eher erfreut re-
oder durch die Ausspülung von Altlasten.                                                                         agierten, bedeutete das Ereignis erhöhten Stress für die   Um den möglichen Auswirkungen zu begegnen, wird
                                                        Ereignis 2                                               LehrerInnen, die ihrer Aufsichtspflicht in verringerter    eine systematischere Abschätzung der lokalen Scha-
                                                        Starke Regenfälle im Innviertel haben Wasserlei-         Zahl in zusammengefassten Klassen nachkommen               densrisiken erforderlich sein. Die notwendigen Verbes-
Klimawandel strapaziert verstärkt die                   tungen beschädigt und die Kläranlage überflutet.         mussten. An Unterricht war nicht zu denken. Für den        serungsmaßnahmen bei der Ver- und Entsorgung
Wasserver- und -entsorgung                              Oberflächenwasser wurde durch aus der Veranke-           örtlichen Bauhof und die freiwillige Feuerwehr musste      werden jedoch sowohl Wasser- wie auch Abwasserge-
                                                        rung gerissenen Heizöltanks und durch weggespülte        in Windeseile ein Krisenstab und ein Notfallplan           bühren verteuern. Gleichzeitig können aber mögliche
Veränderungen des Klimas, wie sie von Klimamodel-       undichte Chemikaliengebinde verschmutzt. Derartiges      ausgearbeitet werden. Zunächst musste ein Plan für         Schäden und Einschränkungen bei Extremereignissen
len vorhergesagt werden, führen zu einer Verlage-       Oberflächenwasser unbekannter Wasserqualität tritt       den Abfluss der Wassermassen aus den tiefer gelege-        nur reduziert, nicht aber ausgeschlossen werden. Da-
rung des Regenfalls vom Sommer in den Winter und        in das Leitungssystem ein und vermischt sich mit dem     nen Bereichen des Stadtzentrums erarbeitet werden.         her wird eine laufende und schrittweise Verbesserung
zu mehr trockenen Tagen bzw. länger anhaltenden         überprüften Wasser des lokalen Wasserverbandes.          In das Kanalsystem eingespülte Schlamm hatte sich          von Frühwarnsystemen notwendig sein, wobei hier
Trockenperioden im Sommer. Die Wasserversorgung         Für die vom betroffenen Wasserverband versorgten         in den Rohren abgesetzt und diese manchenorts ganz         zutrifft, dass umso lokaler und kürzer die Ereignisse
muss daher mit Wasserverknappungen rechnen. Auch        BewohnerInnen bedeutet dies, dass die Trinkwas-          verschlossen. Spezialgeräte aus benachbarten Städ-         sind, desto geringer die Prognosesicherheit. Klima-
das Wasserentsorgungssystem wird von der Aufnah-        serqualität aus dem Wasserhahn nicht gewährleistet       ten mussten recherchiert und angefordert werden.           schutz, sprich eine Absenkung der Treibhausgasemis-
me des Abwassers bis zur Einleitung in Gewässer         werden kann. Die BewohnerInnen sind aufgerufen,          Die Wiederherstellung eines vollfunktionsfähigen           sionen, ist auch hier die beste Risikominimierung.
verstärkt strapaziert. Kanäle und Kläranlagen müssen    Mineralwasser aus dem Geschäft zu kaufen, bis            Kanalsystems kann mehrere Monate dauern. Die Feu-
vermehrt in kurzer Zeit stark erhöhte Abwassermen-      Wasser in Tanks bereitgestellt wird. Zudem musste        erwehr erstellte einen Plan zur schrittweisen Sicherung
gen aufnehmen.                                          die Kläranlage außer Betrieb genommen werden, da         von Gebäuden und zum Auspumpen von Kellern.

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Energieversorgung

                                                                               Klimabedingter Anstieg der sommerlichen
                                                                        Spitzenlasten und Extremereignisse strapazieren
                    Abb. 1

                    Reperaturarbeiten an einem
                    Gebäudekühlsystem.
                                                                              die Versorgungssicherheit des Stromnetzes

                                                        Im Sommer 2006 musste der Sprecher der „Wien              wird das Stromnetz in Österreich in Zukunft vor
                                                        Energie“, Robert Grüneis, seinen Kunden erklären,         große Herausforderungen gestellt – zumindest dann,
                                                        warum es am frühen Abend des 24. Juli in drei Wie-        wenn man sich auf die zu erwartende Temperaturstei-
                                                        ner Bezirken zu einem Stromausfall von bis zu zwei        gerung nicht entsprechend vorbereitet.
                                                        Stunden gekommen war. Betroffen vom Blackout
                                                        waren rund 500 Haushalte. Schuld an dem Ausfall           Durch wärmere Winter sinkt der Energieverbrauch
                                                        waren ein paar durch die Hitze geschmolzene Strom-        laut COIN-Studie für den Zeitraum zwischen 2036
                                                        kabel. Dieser Vorfall zeigt, wie sensibel das Stromnetz   und 2065 zwar um 5.800 Gigawattstunden pro Jahr,
                    Abb. 2
                                                        und damit auch die Gewährleistung einer sicheren          was in etwa dem derzeitigen jährlichen Tiroler Lan-
                    Eisregen und Nassschneedeposition
                                                        Stromversorgung sind.                                     desverbrauch entspricht, jedoch werden zunehmende
                    in Kärnten und Osttirol.
                    Februar 2014                                                                                  Hitzewellen im Sommer Energiespitzenlasten zum
                                                        Der Stromausfall in Wien im Juli 2006 erfolgte wäh-       Kühlen von Gebäuden hervorrufen (470 Gigawatt-
                                                        rend einer Hitzewelle von 16 aufeinander folgenden        stunden pro Jahr) und so die Stromversorgung vor
                                                        Tropennächten, in denen die Temperatur nicht unter        Probleme stellen. Schon jetzt sorgen Klimaanlagen für
                                                        20 °C gefallen war. Zusätzlich gab es in diesem Monat     Spitzenlasten im heimischen Stromnetz. Während der
                                                        in Wien 17 Tage mit Höchsttemperaturen über 30 °C.        Hitzewelle im Juli 2013 stieg der Energieverbrauch
                                                        Der Gehsteig hatte sich während dieser Zeit so stark      dadurch allein in der Steiermark zum Beispiel um bis
                                                        aufgeheizt, dass die darunterliegenden Stromkabel zu      zu vier Prozent. Urs Harnik, Sprecher der Energie
                                                        schmelzen begannen. 2010 wiederholte sich der Vor-        Steiermark, bringt es auf den Punkt: „Wenn man es
                                                        fall an einer anderen Stelle in Wien: Diesmal waren       umlegen würde: 30.000 Haushalte brauchen gleich
                                                        4.200 Haushalte ohne Strom.                               viel Strom wie alle Klimaanlagen in der Steiermark,
                                                                                                                  das ist also absolut ein starker Faktor.“

                                                        Erhöhte Spitzenlasten durch heißere Sommer                Vermehrte Spitzenlasten können auch im gesamteu-
                                                                                                                  ropäischen Kontext zu einem ernsten Problem für die
                                                        Beispiele wie diese zeigen, dass die Stromversorgung      Stromnetze werden, da der europäische Strommarkt
                                                        immer öfter am sogenannten „seidenen Faden“ hängt.        stark verflochten ist. Welche Auswirkungen diese
                                                        Geht es nach den Prognosen der KlimaforscherInnen,        Verflechtungen haben können, zeigt ein großräu-

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Energieversorgung

miger Stromausfall in Italien im September 2003.          IT-Security, Rettung, Feuerwehr, Medizin und Medien      Verfügbarkeit von Strom abhängig. Besonders kritisch      milder Temperaturen stark geheizt, in den heißen
Die Ausgangslage: Italien musste aufgrund der             im Bundesministerium für Inneres, um gemeinsam           bei langfristigen Stromausfällen über 72 Stunden ist      Sommermonaten dann wiederum gekühlt werden.
Niedrigstände der Wasserpegel in den italienischen        Strategien zu erarbeiten. „Mit normalen Maßnah-          der Betrieb von Krankenhäusern: Hier sind die Not-        Verbunden damit ist natürlich auch ein finanzieller
Flüssen nach wochenlanger Dürre viele thermische          men im Krisenmanagement ist so eine Situation nicht      stromaggregate auf rund drei Tage ausgelegt, danach       Mehraufwand durch erhöhte Stromkosten. Da in
Kraftwerke herunterfahren, da das Wasser hier zum         zu bewältigen“, erklärte Harald Felgenhauer vom          kann der Betrieb nur bei entsprechender Dieselzufuhr      diesen Wohnungen meist Menschen leben, denen oh-
Kühlen genutzt wird. Als Folge war Italien stark auf      „Systemic Foresight Institute“, das mit internationa-    weitergeführt werden. Selbige ist in vielen Fällen kri-   nehin nur ein geringes Haushaltsbudget zur Verfügung
Stromimporte aus Mittel- und Nordeuropa ange-             len Organisationen im Bereich Zukunftsanalyse und        tisch, da die gängigen Tank- und Zapfanlagen nur mit      steht, stehen sie vor finanziellen Herausforderungen.
wiesen. Die zum Teil durch die Schweiz führenden          Risikomanagement zusammenarbeitet und Strategien         elektrischen Pumpen zu betreiben sind.
Höchstspannungsübertragungsleitungen (380 kV)             für Notfälle entwickelt.
waren oftmals überlastet. So auch am 28. September,                                                                Um die Versorgungsicherheit mit Strom aufrecht zu         Zeit zu handeln
als eine starke Gewitterfront mit zahlreichen Blitz-      Tatsächlich werden die Folgen eines großflächigen        erhalten, werden hohe Investitionskosten in das heimi-
einschlägen über die Alpen zog und zu Kurzschlüssen       Stromausfalls, der länger als einen Tag anhält, von      sche Stromnetz nötig sein, um vor allem Spitzenlasten     Möglichkeiten und Strategien, sich auf diese veränder-
führte. Durch einen Kaskadeneffekt kam es zum             vielen Menschen unterschätzt. Nach fünf bis acht         abzudecken. Im Gegensatz zur Abnahme des Gesamt-          ten Bedingungen einzustellen und somit die potenziel-
schlimmsten Stromausfall in Italien seit 70 Jahren, als   Stunden fällt die Kommunikation über das Festnetz-       energieverbrauchs prognostizieren Wissenschaftler-        len Risiken des Klimawandels für den Energie- und
56 Millionen ItalienerInnen für einige Stunden ohne       telefon weg, das Mobilfunknetz fällt bereits nach 30     Innen, dass der Strombedarf in Österreich bis 2050        Stromsektor abzufedern, gibt es heute schon: Inves-
Strom auskommen mussten. In vielen Landesteilen           bis 120 Minuten aus. Computerbasierte Dienstleis-        um ca. 50 Prozent steigen wird. Was die Stabilität der    tition in flexible Kraftwerke, Stromlastmanagement
dauerte der Stromausfall sogar mehrere Tage. Dieses       tungen wie Bargeldbehebung fallen weitgehend aus.        Stromversorgung und die Strompreise aber weitaus          mit Hilfe neuer Technologien (z. B. Smart Meter), die
Ereignis 2003 schwappte nicht auf Österreich über,        Menschen bleiben in Aufzügen stecken oder sitzen in      mehr beeinflussen könnte als der Jahresstromver-          Absicherung besonders versorgungskritischer Einrich-
jedoch wird das Eintreffen einer solchen Ereignisse-      öffentlichen Verkehrsmitteln wie Zug, U-Bahn oder        brauch, ist die zeitliche Verschiebung von Strompro-      tungen mit netzunabhängigen Inselanlagen unter Ein-
quenz durch die vermehrt zu erwartenden Dürre- und        Straßenbahn fest. Ohne funktionierendes Verkehrsleit-    duktion und -nachfrage: Unter der Annahme eines           bindung erneuerbarer Energien (z. B. Photovoltaik),
Hitzesommer weitaus wahrscheinlicher.                     system ist auch der private Verkehr durch eine hohe      moderaten Klimawandels würden laut Berechnungen           Gebäudeisolierung sowie Beschattung und vermehrter
                                                          Unfallwahrscheinlichkeit stark betroffen.                der COIN-Forschungsgruppe zusätzlich 160 Milli-           Grünraum in dicht verbauten Siedlungsräumen zur
                                                          Bereits nach 24 Stunden beginnt das Kanalsystem zu       onen Euro an Investitionen für zusätzliche flexible       Minderung des Kühlbedarfs bei Hitzewellen. Gleich-
Vermehrte Stromausfälle in Zukunft?                       kippen und es dauert in Folge mindestens sieben Tage,    Kraftwerke anfallen, um die Abdeckung der Spitzen-        zeitig sollte bei all diesen Maßnahmen bedacht wer-
                                                          bis die Kläranlagen wieder voll funktionsfähig sind.     lasten im Sommer zu sichern.                              den, dass diese Anpassungsmaßnahmen die Treibhaus-
Neben Spitzenlasten können Extremwetterereignisse         Das heißt: Es besteht massive Seuchengefahr, Wasser                                                                gasemissionen nicht erhöhen, sondern absenken.
wie Hochwasser, Stürme oder Schnee- und Eislast zu        aus stehenden Gewässern sollte nicht mehr getrun-
gravierenden Beschädigungen an der Elektrizitätsinf-      ken werden. Auch das Versorgungssystem bricht            Zusätzliche Kosten für die VerbraucherInnen?              Klimaschutz bleibt ein vorrangiges Ziel, um die Fol-
rastruktur mit weitreichenden Ausfällen und enormen       relativ rasch zusammen, da es kaum mehr Lager                                                                      gen des Klimawandels abzuschwächen. Eine einfache
Reparaturkosten führen.                                   gibt, sondern alles „just in time“ in die Supermärkte    Derzeit gehen ExpertInnen noch eher von einer             Lösung wird es für so ein komplexes Problem nicht
                                                          transportiert wird. 800.000 österreichische Milchkühe    Entlastung für die privaten Verbraucher aus: Die          geben. ExpertInnen sind sich jedoch einig: Es ist Zeit
Doch was könnte in Zukunft tatsächlich drohen,            müssen möglicherweise notgeschlachtet werden, wenn       Heizkostenersparnisse für fossile Brennstoffe dürften     zu handeln und entsprechende Maßnahmen sind von
wenn es durch Spitzenlasten und Extremwetterschä-         sie nicht per Hand gemolken werden können. Ohne          zumindest bis 2050 über den zusätzlichen Stromkos-        der Politik zu treffen. Rechtzeitiges Handeln reduziert
den auch in Österreich zu flächendeckenden Strom-         Strom verdirbt auch das Glashaus-Gemüse, speziell an     ten für Kühlung liegen. Für Menschen in schlecht          das Schadensrisiko.
ausfällen kommt? 2013 tagten zu diesem Thema rund         Hitzetagen. Fast alle Lebensbereiche sowie wirtschaft-   isolierten Wohnungen sieht dies jedoch anders aus.
200 Personen aus den Bereichen Katastrophenschutz,        liche Aktivitäten sind bereits in hohem Maße von der     Im Winter müssen diese Wohnungen trotz relativ

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Verkehr

                                                                                          Schäden an Verkehrsinfrastruktur
                                                                                             und Verkehrsunterbrechungen
          Abb. 1

          Hangrutschung durch
          Starkniederschlag in disponiertem
          Gelände im Mühlkreis.

                                              Hangrutschungen, Muren, Unterspülungen, Stra-           tion des Landes betrugen die Schäden an der Infra-
          Abb. 2
                                              ßenbelagsschäden durch Temperaturschwankungen           struktur insgesamt rund 55 Millionen Euro, allein
          Absperrung des
                                              – meteorologische Ereignisse machen in Europa schon     die Verkehrsinfrastruktur schlug dabei mit rund 37
          Hochwassergebiets.
                                              heute bis zu 50 Prozent der Straßenerhaltungskos-       Millionen Euro zu Buche. Im ganzen Land war zudem
                                              ten aus. Ein weiter wachsendes Straßenverkehrsnetz      der Bahnverkehr zum Erliegen gekommen, da die
                                              wird die absoluten Schadenskosten spürbar erhöhen,      Stromversorgung unterbrochen war. Auch die wichti-
                                              der Klimawandel sorgt v. a. durch vermehrte Star-       ge Arlbergstrecke und damit die Bahnverbindung zwi-
                                              kregenereignisse für zusätzliche Aufwände. Da das       schen Tirol und Vorarlberg wurde unterbrochen. Die
                                              Verkehrsnetz eine wesentliche Voraussetzung des         Rheintalautobahn A14 war abschnittsweise gesperrt
                                              modernen Wirtschaftens darstellt, sind auch Unterbre-   und ebenso zahlreiche Landesstraßen unpassierbar.
                                              chungen kostenintensiv.                                 Die meisten Schäden wurden durch Überflutungen,
                                                                                                      Unterspülungen und Hangrutschungen ausgelöst.
                                              Der 24. August 2005 war der fünfte Tag in Folge,
                                              an dem es im Westen Österreichs in Strömen regne-       Etliche Brückenpfeiler wurden durch sogenannte Kol-
                                              te. Zwar waren heftige Sommerniederschläge nichts       ke (das sind Wasserstrudel, die am Grund stark erosiv
                                              Besonderes, aber der August 2005 stellte doch die       wirken können) geschädigt und mussten aufwendig
                                              vergangenen Ereignisse in den Schatten.                 saniert werden.
                                              Am 22. August lagen die Tagesniederschläge in           Zusätzlich zu diesen direkten Schäden kamen jedoch
                                              Vorarlberg zwischen 80 und 250 mm und über die          weit teurere indirekte Folgekosten durch die Tatsa-
                                              gesamten fünf Tage war die Verkehrsinfrastruktur        che, dass Menschen und Waren nicht von A nach B
                                              massiv geschädigt worden: Laut Ereignisdokumenta-       gelangten.

22                                                                                                                                                       23
Verkehr

Blick in die Zukunft: Wie entwickelt sich das               Ein Fazit dieser Entwicklung war, dass man aus             18 Millionen EUR. Bei Ereignissen wie den österreich-    bei den verschiedenen Verkehrsträgern sowie für die
Straßennetz?                                                heutiger Sicht den öffentlichen Nah- und Fernverkehr       weiten Augusthochwässern 2002 und 2005 reichen           Binnenschifffahrt kürzere Vereisungsperioden bzw.
                                                            stärker hätte ausbauen müssen, um den Ausbaudruck          die Schadenskosten allerdings bis weit in dreistellige   eisfreie Winter auf der Donau. Das Wettergeschehen
Am Verkehrsministerium war man sich der Tatsache            auf die Straßeninfrastruktur seitens des jährlich stetig   Millionenbeträge.                                        hat natürlich auch Einfluss auf die Verkehrssicherheit:
bewusst, dass man in den letzten Jahrzehnten trotz          wachsenden Individualverkehrs (von rund 122 Mrd.                                                                    Beispiele dafür sind sowohl die negativen Winterbe-
Einsparungen das Straßennetz doch kontinuierlich            Personen-km 2010 auf jetzt – 2042 – rund 155 Mrd.          Makroökonomisch profitiert von Reparatur und             dingungen (Eis- und Schneeglätte) als auch die durch
weiter ausgebaut hatte – um weitere gut 12.000 km in        Personen-km) zu verringern. Das war nicht konse-           Instandsetzung die Baubranche. Gesamtwirtschaftlich      Klimamodelle nicht prognostizierbaren Nebelbedin-
den letzten 30 Jahren auf nun fast 127.000 Strecken-        quent geschehen und so wurden gerade großräumige           muss jedoch das hier zusätzlich nötige Investment        gungen oder Hagelniederschläge.
kilometer. Dies hatte einerseits zur Folge, dass sich die   Ereignisse, die auch die Umfahrungsstraßen und             an anderen Stellen eingespart werden, die gesamt-
Zahl der Ausweichrouten insgesamt erhöhte und die           Ausweichrouten blockierten, zu echten Kostenfallen:        wirtschaftlichen Auswirkungen sind allein dadurch
Zeitverluste bei Streckenunterbrechungen und daraus         Sowohl die direkten Kosten durch Instandsetzung            schon negativ. Wenn man hierzu noch die Serviceun-       Zur Abmilderung der Schäden jetzt und
folgenden Umfahrungen sich bei punktuellen Einzeler-        waren enorm als auch die indirekten Folgekosten aus        terbrechungen nimmt, sprich die Unterbrechung von        in der Zukunft
eignissen meist in Grenzen hielten. Natürlich gab es        Zeitverlust, Unterbrechung von Zuliefererketten etc.       Personenmobilität und Frachttransport, dann können
immer noch die bekannten „Arterienverbindungen“                                                                        die gesamtwirtschaftlichen Verluste noch viel stärker    Besonders wesentlich sind aus heutiger Sicht ein
(wie z. B. die Felbertauernstraße/LB108, die Pinzgauer      Zudem hatte sich herausgestellt, dass die Starknieder-     steigen – und zwar bei allen auslösenden Ereignis-       klimaangepasstes Straßennetz und ein Ausbau
Straße/LB311, die Murtal Straße/LB96 oder die Enn-          schläge in allen Jahreszeiten zunahmen. Die Regen-         sen mit der Dauer der Unterbrechungszeiten, weil         öffentlicher Verkehrsmittel, um den Bau unnötiger
stal Straße/B320), deren Unterbrechung regelmäßig           fälle wurden zwar seltener, dafür aber intensiver. Die     Menschen nichtzu ihren Arbeitsplätzen gelangen und       zusätzlicher Straßenkilometer zu vermeiden. Hier
enorme Zeitverluste mit sich brachte.                       Klimamodelle aus den 2010er-Jahren hatten deren            Zulieferprodukte nicht rechtzeitig für die Produktion    gehen Klimaschutz und Klimawandelanpassung Hand
                                                            Frequenz, Stärke und Dauer weitgehend richtig vor-         angeliefert werden (das betrifft insbesondere just-in-   in Hand: Weniger, aber dafür klimasichere Straßen
Andererseits musste man der Tatsache ins Auge sehen,        ausgesagt. Der als „Kitt“ wirkende und im Zuge der         time-Produktion und weniger die klassische Lagerhal-     (sprich: die etwa nicht verschüttet oder geschädigt
dass bei solch großräumigen Ereignissen wie einem           Erwärmung sehr stark zurückgewichene Permafrost            tung).                                                   werden durch Wetterereignisse) und weniger Individu-
massiven und über viele Tage stationären Adriatief die      ließ die Zahl der Felsstürze vor allem bei abrupt stei-                                                             alverkehrsabhängigkeit reduzieren gleichzeitig CO2-
direkten Schäden an der ausgebauten Verkehrsinfra-          genden Frühjahrstemperaturen im alpinen Raum stark         Neben dem hier dargestellten Schwerpunkt einer           Emissionen wie auch das Schandenspotenzial an dem
struktur enorm waren.                                       steigen. Außerdem wirkten sich die längeren som-           Extremniederschlagsperiode gibt es weitere viel-         Klimawandel ausgesetzten Straßeninfrastrukturen und
                                                            merlichen Dürreperioden negativ auf die vor Erosion        fältige meteorologische Auslöser für Verkehrsun-         die Kosten durch Abnutzung. Verkehrsinfrastrukturen
In den 2010er-Jahren hatte man intensiv darüber dis-        schützende Vegetationsdecke aus, was Hangrutschun-         terbrechungen: Hitzewellen bzw. abrupt steigende         haben meistens eine Lebensdauer über 2050 hinaus
kutiert, ob nicht ein gebremstes Kilometer-Wachstum         gen und Vermurungen weiter Vorschub leistete.              Frühjahrstemperaturen mit Schäden am Straßenbelag        und ihre Gefährdung durch Extremereignisse ab der
der Verkehrsnetze geboten gewesen wäre, um die                                                                         (insbesondere Betonplattenabschnitte auf Autobahnen      Jahrhundertmitte wird ohne Klimaschutzmaßnahmen
Instandhaltungskosten zu senken. Das hätte allerdings                                                                  waren in den letzten Jahren davon schon betroffen),      in jedem Fall höher sein als mit konsequentem Klima-
einige, auch unbequeme Entscheidungen nach sich             Die Folgeeffekte zerstörter Straßen                        lokale Gewitter, die oft zu Sturmschäden v. a. durch     schutz – hierzulande und weltweit.
gezogen: Die Zugänglichkeit zu abgelegenen Orten                                                                       Windwurf (umgestürzte Bäume) führen, sowie Nass-
oder Tälern wäre eingeschränkt worden, da deren             Wesentlich bei der Kostenabschätzung von Verkehrs-         schneefall, Eisauflage und atlantische Sturmtiefs mit
immer wieder durch Massenbewegungen und Unter-              infrastrukturschäden ist deren Reparatur und Instand-      ähnlichen Schadensbildern. Für letztere ist allerdings
spülungen blockierte Zufahrtsstraßen zur Dispositi-         setzung. Diese sind gerade bei Hangrutschungen, Un-        kein klares Signal für die nächsten Jahrzehnte ables-
on gestanden wären. Eine teilweise Absiedlung aus           terspülungen oder Felsstürzen sehr kostenintensiv und      bar. Mögliche positive Auswirkungen sind geringere
einigen Hochtälern wäre die Folge gewesen.                  liegen nach COIN-Hochrechnungen bei jährlich rund          winterliche Schneeräumungs- und Enteisungskosten

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Handel

                                                                                                                                                                      Hitze reduziert die Produktivität von
                                                                                                                                                                   Arbeitskräften in Fertigung und Handel
                                                                                       Abb. 1

                                                                                       Wenn es in den Mittagsstunden zu heiß
                                                                                       ist, um draußen zu arbeiten, müs-
                                                                                       sen neue Arbeitszeitmodelle erdacht
                                                                                       werden.

                                                                                                                               Schon heute weiß man, dass bedingt durch den Klima-       Hitzewelle müsse in die Regelung des sogenannten
                                                                                       Abb. 2
                                                                                                                               wandel in der Sparte „Fertigung und Handel“ in na-        Bauarbeiter-Schlechtwetterentschädigungsgesetz ein-
                                                                                       Bereits ein geringer Anstieg der        her Zukunft die Produktivität der ArbeitnehmerInnen       bezogen werden, übermittelte er 2003 an die zuständi-
                                                                                       Höchsttemperaturen im Sommer
                                                                                       reduziert die Arbeitsleistung der       betroffen sein wird, was in Folge Produktionsverluste     gen Ministerien.
                                                                                       ArbeitnehmerInnen. Produktions-         in Millionenhöhe verursachen könnte. Anpassungen
                                                                                       einbußen sind die Folge.
                                                                                                                               scheinen unausweichlich, Vorbilder hierfür gibt es        Eine Konsequenz der Hitzeperiode 2003 waren neben
                                                                                                                               heute schon in den südlichen Ländern Europas.             der Gesundheitsgefährdung aber auch Produktions-
                                                                                                                                                                                         einbußen. Denn das, was ÖGB-Vize Driemler als
                                                                                                                                                                                         „zusätzliche Belastung“ formulierte, haben Wis-
                                                                                                                               Weitreichende Folgen des Klimawandels für                 senschaftlerInnen im Projekt COIN nachgerechnet:
                                                                                                                               ArbeitnehmerInnen und ArbeitgeberInnen                    Berücksichtigt man Temperatur, Luftfeuchtigkeit,
                                                                                                                                                                                         Windgeschwindigkeit und Sonneneinstrahlung, so
                                                                                                                               Der Aufschrei kam mitten in der Hitzewelle im Jahr        kann man den Einfluss von Hitze auf die Produktivi-
                                                                                                                               2003 vom damaligen Vizepräsidenten des Österreichi-       tät von Arbeitskräften mit Zahlen belegen.
                                                                                                                               schen Gewerkschaftsbundes (ÖGB) und Bundesvorsit-
                                                                                                                               zenden der Gewerkschaft Bau und Holz: „Die Wetter-        Beispielsweise wurde für ArbeiterInnen in der holzver-
                                                                                                                               verhältnisse stellen eine schwere zusätzliche Belastung   arbeitenden Industrie auf diese Weise aufgezeigt, dass
                                                                                                                               und Gesundheitsgefährdung dar“, so Johann Driemer,        ein Anstieg von 27 °C auf 29 °C Außentemperatur die
     1 | Lt. OGB, 20.8.2003
                                                                                                                               der die Politik aufforderte rasch die Arbeitsbedingun-    Arbeitsleistung bereits auf die Hälfte reduzieren kann.
     http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20030820_OTS0038/bauarbeiter-verlangen-ende-der-hitzeschlacht.                     gen für BauarbeiterInnen während Hitzeperioden zu         Die Folge sind Produktionseinbußen und dadurch
                                                                                                                               verbessern.1 Die Gesundheitsgefährdung durch die          wirtschaftliche Schäden.

26                                                                                                                                                                                                                                            27
Handel

Obwohl diese Verluste im Vergleich etwa zu hitze-      hätte die Sparte bei einem moderaten Klimawandel          Gesellschaftliche Veränderungen                          bedeuten. Ein sensibles politisches Thema, das schon
und trockenheitsbedingten Schäden in anderen Spar-     zusätzliche, jährliche Produktionsverluste von 12 Mil-                                                             in wenigen Jahren auf Österreich zukommen wird und
ten – wie etwa in der Landwirtschaft – überschaubar    lionen Euro zu beklagen. 56 Millionen Euro wären es       Über diese errechneten Schäden hinaus könnten die        nach Lösungen verlangt.
sind, zeigen die Prognosen für die Zukunft eine Häu-   bei einem starken Klimawandel.                            Forderungen des Gewerkschafters Driemer aus dem
fung solcher und noch extremerer Situationen, was zu                                                             Jahr 2003 in den betrachteten Zukunftsszenarien          Und das sind noch lange nicht alle Veränderungen,
steigenden Schadenssummen sowie zu weit einschnei-     Von den Folgen eines Temperaturanstiegs wäre nicht        allerdings schon lange nicht mehr ausreichen. Zu         die eine Temperaturerhöhung in der Sparte „Fertigung
denden Veränderungen führen könnte.                    ganz Österreich im selben Maße betroffen. Es gibt         erwarten sind klimabedingte grobe Einschnitte in die     und Handel“ nach sich ziehen würde. Vor allem Büro-
                                                       regionale Unterschiede. Die stärksten Produktivitäts-     Arbeitszeiten und Arbeitsweisen in Österreich – am       tätigkeiten könnten vorwiegend nur mehr in Räumen
                                                       verluste sind in Wien, dem nördlichen und südlichen       ehesten vergleichbar mit jenen, die in südlichen Län-    möglich sein, die durch Klimaanlagen gekühlt werden.
Weniger Produktivität in Zukunft?                      Wiener Umland sowie im Nord- und Mittelbur-               dern derzeit gelten.                                     Eine maximale Raumtemperatur ist im Arbeitsrecht
                                                       genland zu erwarten. An Einzeltagen können die            Dort ist eine verlängerte Mittagspause aufgrund der      derzeit noch nicht verankert. Die sogenannte Arbeits-
Ein Blick in die Zukunft: Der Kranfahrerin Karla K.    Leistungseinbußen bei Außenarbeiten hier bis zu           Hitze in den Sommermonaten fest in der Gesellschaft      stättenrichtlinie sieht eine maximale Raumtemperatur
bieten sich im Sommer 2047 schwere Arbeitsbedin-       80 Prozent erreichen. Die Regionen Sankt Pölten,          verankert. Ein Zukunftsmodell, das bald auch für Ös-     von 26 °C vor. Ein Wert, den man künftig in den
gungen. Seit Wochen sinkt die Tagestemperatur nicht    Linz-Wels, Außerfern, die Oststeiermark und Graz          terreich gelten wird? Für viele ExpertInnen ist dieses   Sommermonaten ohne zusätzliche Kühlung wahr-
unter 30 °C. In der Kanzel ihres Kranes am Gelände     erreichen im gleichen Szenario an einzelnen Tagen         spanische Beispiel ein gangbares Szenario: In vielen     scheinlich nur noch schwer unterschreiten kann.
des Sägewerkes herrschen Temperaturen von 40 °C        Produktivitätsverluste über 60 Prozent. Für die stark     spanischen Unternehmen gibt es in den Sommermo-          Um entsprechende Leistungen von MitarbeiterInnen
und darüber. Aufgrund der Hitze benötigt Karla K.      betroffenen Regionen würde das zugleich einen At-         naten traditionell eine Sommerarbeitszeit, in der die    abrufen zu können und sie keiner Gesundheitsgefähr-
viel mehr Pausen als sonst. Dazu kommt, dass ihre      traktivitätsverlust des Wirtschaftsstandortes bedeuten.   Mittagspause jedoch ganz ausfällt. Da gleichzeitig die   dung auszusetzen, müssen Büroräume entsprechend
Konzentration unter der Hitze extrem leidet – die      Und das ist noch nicht alles. Diese Ergebnisse zeigen     Wochenarbeitszeit leicht reduziert wird (in etwa von     gekühlt werden. Es wird also zu einem starken An-
Gefahr von Fehlern steigt und somit auch das Risiko    nicht das gesamte Bild. Betrachtet man nicht nur den      40 auf 35 Stunden), arbeitet man dann beispielswei-      stieg der Benutzung von Klimaanlagen kommen. Das
für Schäden. Wie Karla K. in der holzverarbeitenden    Sektor „Fertigung und Handel“ alleine, sondern auch       se von 8 bis 15 Uhr durchgehend und hat dann (in         wiederum könnte durch vermehrte Spitzenlasten die
Wirtschaft geht es tausenden ArbeiterInnen, die sich   Folgeeffekte für andere Sektoren, so erhöht sich der      Spanien) den gesamten Nachmittag frei, was natürlich     Stabilität des Stromnetzes gefährden. Auch hier wer-
im Freien aufhalten müssen, in diesem Sommer.          mögliche Schaden für die heimische Volkswirtschaft        auch wiederum für eine Siesta verwendet werden           den wieder Wirkungsketten spürbar, die mit Bedacht
                                                       wesentlich (er vervierfacht sich). Wie ein Zahnrad        kann.                                                    berücksichtigt werden müssen und für die es klare
Zu diesem Szenario gibt es auch aktuelle Kostenab-     greifen die Auswirkungen von einer Sparte in die                                                                   Regelungen seitens des Gesetzes braucht.
schätzungen: Die COIN-WissenschaftlerInnen gehen       andere. Wird nichts unternommen, so ist ein Schaden
für den Zeitraum von 2016 bis 2045 von jährlich        im Sektor „Fertigung und Handel“ auch in anderen          Hitzebeständige Voraussetzungen müssen                   Vieles scheint unsicher in der Zukunft. Doch eines
durchschnittlich zwei Millionen Euro an zusätzlichen   Bereichen, wie etwa Gesundheit, Einzelhandel, Immo-       geschaffen werden                                        darf als gegeben betrachtet werden: Zu Veränderun-
Produktionsverlusten in der Sparte „Fertigung und      bilien oder dem öffentlichen Sektor, spürbar.                                                                      gen, vor allem zu klimatischen, wird es kommen. Die
Handel“ aus. Das alles unter der Annahme einer mo-                                                               Für die im Freien tätigen Wirtschaftszweige etwa wäre    Politik wird aufgefordert sein zu handeln, um Verluste
deraten Temperaturerhöhung. Errechnet wurden aber                                                                jedoch ein anderes Modell wahrscheinlicher: Während      in Grenzen zu halten und die Gesundheit der Arbeiter-
auch die Kosten bei einem starken Klimawandel. Und                                                               des Sommers wird der Beginn der Arbeitszeit um 4         Innen nicht zu gefährden. Die Auswirkungen werden
diese fallen im gleichen Zeitraum mit durchschnitt-                                                              Uhr in der Früh angestrebt, gefolgt von einer Pause      unsere Gesellschaft nachhaltig verändern und prägen.
lich 14 Millionen Euro jährlich weit höher aus. Eine                                                             von 11 bis 16 Uhr und der Fortsetzung der Arbeit
ähnliche Tendenz zeigen die Zahlen für den zweiten                                                               bis 20 Uhr. Das würde natürlich grobe Einschnitte in
Berechnungszeitraum von 2036 bis 2065: Demnach                                                                   die derzeitige gesetzliche Regelung der Arbeitszeiten

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