DIE GRÜNDUNG DER DHL DELIVERY - UNVERMEIDBAR ODER UNVERANTWORTLICH? - Geht es um die wirtschaftliche Absicherung der Post oder um die Renditegier ...
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kreativ · kompetent · konsequent Baden-Württemberg DIE GRÜNDUNG DER DHL DELIVERY UNVERMEIDBAR ODER UNVERANTWORTLICH? Geht es um die wirtschaftliche Absicherung der Post oder um die Renditegier des Postvorstandes?
Die Profitgier ist das Kernproblem! Arnold Püschel, Landesfachbereichsleiter Im Februar 2008 wurde Frank Appel Vorstandsvorsitzender der Deutschen Post DHL. Seit dieser Zeit nehmen die Verteilungskämp- fe zwischen Beschäftigten und Postvorstand zu. In der Tarifrunde 2008 wurde die Verlängerung der Arbeitszeit ohne Lohnausgleich zur Abwehr be- haupteter Wettbewerbsnachteile gefordert. Im Jahre 2009 wurde der Sanierungsfall BRIEF ausgerufen. Wenn, so die damalige Behauptung, die Beschäftigten keinen Verzicht üben, schreibe die Post spätestens im Jahre 2012 rote Zahlen. Die Beschäftigten haben die unverschämten Forderun- gen des Vorstandes stets mit Solidarität und Entschlossenheit zurückgewiesen. Dennoch erwirtschaftet die Post nach wie vor Mrd.-Gewinne. Sie erzielt jedes Jahr Gewinnmargen, die auch im Wettbewerbsvergleich überaus vorzeigbar sind. Trotz dieser soliden Finanzkennzahlen hat die Post im Januar 2015 erneut eine Einsparungsdebatte gegen die Beschäftigten losgetreten. Die Postler, so die aktu- elle Behauptung, verdie- nen im Wettbewerbsver- gleich zu viel. Als Lösung wird die Zerschlagung der Zustellung und ein massi- ver Einkommensklau pro- pagiert. Auf Hochglanz- folien werden erneut Fakten verdreht, Halb- wahrheiten und Nebelar- gumente verbreitet. Un- erwähnt bleibt jedoch das Kernproblem. Und dies liegt nicht in der Lohnhö- he der Postler, sondern in der Renditegier des Post- vorstandes. TRICKSEN, TÄUSCHEN, TARNEN – nach wie vor die Parade- disziplin der Post- manager.
Die Löhne der Post sind im Wettbewerbsvergleich zu hoch. Das Lohnniveau der Post basiert auf der enormen Profitabili- tät und Produktivität. Diese Faktoren stehen wiederum in einer Abhängigkeit zur Arbeitsbelastung sowie zum Engagement der Postbeschäftigten. Umsatz, Gewinn und Rendite der Post liegen deutlich über dem Branchenniveau. Deshalb ist auch ein über dem Branchenniveau liegendes Lohnniveau gerechtfertigt und „normal“. Diese „Normalität“ ist in anderen Branchen auch üblich. So liegt z.B. der Hausta- rifvertrag von VW auch deutlich über dem Lohnniveau des maßgeblichen Bran- chentarifvertrages der IGM. Bei VW, bei der Post und in vielen anderen großen Unternehmen gibt es seit Jahrzehnten spezielle Haustarifverträge. Das jeweilige Lohnniveau liegt dabei jeweils nennenswert über dem jeweiligen Branchentarif- vertrag. Abstrakte und aus dem Zusammenhang gerissene Zahlenvergleiche hel- fen nicht weiter. Das Lohnniveau der Post liegt seit ewigen Zeiten über dem Branchenni- veau; dies gilt im Übrigen auch für das Gewinn- und Renditeniveau der Post. Deshalb muss sich kein Postler für sein Einkommen recht- fertigen, denn eine industrieübliche Ar- beitsbelastung er- fordert auch eine faire Bezahlung.
Wir schaffen neue Arbeitsplätze, die Resonanz bestätigt uns. Die Post schafft bei der DHL Delivery keinen einzigen neuen Arbeits- platz. Sie zerschlägt vielmehr die vorhandenen Strukturen in der Paketzustellung und verlagert diese Arbeitsplätze von der Post AG unmittelbar zur DHL Delivery GmbH. In den nächsten 5 Jahren sollen so bis zu 10.000 Arbeitsplätze „neu entstehen“. Die Annahme, dass diese Vorgehensweise keine Folgewirkung auf die weiteren Betriebsbereiche der Post hat, wäre fahr- lässig. Für die Besetzung dieser Arbeitsplätze werden die befristet Beschäftigten der Post AG vorrangig angesprochen. Sie erhalten das Angebot, freiwillig zur DHL De- livery GmbH zu verschlechterten Bedingungen zu wechseln oder sich arbeitslos zu melden. In Ermangelung anderer Alternativen erfolgt in der Regel die Annahme des Arbeitsplatzangebotes. Dies als erfolgreiche Resonanz hochzujubeln, ist men- schenverachtend. Ausnutzung von Abhängigkeiten bzw. politische Geiselnahme sind wohl die treffenderen Vokabeln.
Die Bezahlung bei der DHL Delivery ist gleich. Die Post propagiert, dass die ehemals befristet Beschäftigten der Post AG bei der DHL Delivery GmbH den gleichen Einstiegslohn wie bei der Post erhalten sollen. Dies soll erforderlichenfalls durch eine freiwillig und jederzeit verrechenbare Prämie gewährleistet werden. Auch die Arbeitsbedingungen sollen nicht verschlechtert werden. Konzentriert man den Ein- kommensvergleich auf die dauerhaft einklagbaren tarifvertraglichen Regelungen, so drohen den Beschäftigten bundesweit allein mit Blick auf den Stundenlohn Absen- kungen von bis zu rund 20 Prozent. In Baden-Württemberg ergibt sich ein differen- ziertes Bild. Der Tarifbereich Speditionen und Logistik Württemberg/Nordbaden sieht aufgrund eines Ergänzungstarifvertrages beim Stundenlohn einen Zuschlag von 25 % vor. Hier ein Ausschnitt aus den tarifvertraglichen Regelungen (Stand März 2015): Sped-Log Deutsche Post AG Sped-Log Südbaden Württemberg/Nordbaden Wochenarbeitszeit 38,5 38 38 11,78 € – 15,37 € 13,91 € Stundenlohn 12,99 € (je nach Gruppenstufe) 3,48 € (Zuschlag 25 %) = 17,39 € 441,72 € – 490,80 € 441,72 € – 490,80 € Urlaubsgeld 332,34 € (16,36 pro Tag) (16,36 pro Tag) 13. Monatsentgelt / 1.970,49 € – 2.572,60 € 536,86 € - 843,63 € 310 € – 490 € Jahressonderzahlung (je nach Gruppenstufe) (je nach Betriebszugehörigkeit) (je nach Betriebszugehörigkeit) Durchschnitt variables Entgelt 1.600,00 € pro Jahr Nein Nein Samstagszulage 10 % 0% 0% Rationalisierungsschutztarifvertrag Ja Nein Nein Altersteilzeit/Zeitwertkonten Ja Nein Nein Ausschluss betriebsbed. Kündigun- Ja Nein Nein gen und Änderungskündigungen Vorsatz / grobe Fahrlässigkeit; bei grober Fahrlässigkeit: auf Haftung Vorsatz / grobe Fahrlässigkeit nach den Gesetzesregelungen max. 3 Bruttomonatsentgelte beschränkt Die Deutsche Post will Personalkosten einsparen, nicht erhöhen. Wer angesichts die- ser Gegenüberstellung von gleichen Arbeits- und Entgeltbedingungen spricht, kennt die Fakten nicht oder will die Leute für dumm verkaufen. Bezieht man weitere Re- gelungsbereiche wie 13. Monatsentgelt, variables Entgelt, Rationalisierungsschutz oder die Schutzverträge (Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen etc.) ein, wer- den die Unterschiede noch bedeutsamer. Im Rahmen der Rechtschutzberatung haben uns einige befristet Beschäftigte, die in die Regionalgesellschaften wechseln sollen, ihre neuen Arbeitsverträge vorgelegt. Aus diesen ist bereits jetzt ersichtlich, dass u.a. durch pauschale Mehrarbeit bzw. Übernahme zusätzlicher Leistungen tarifvertragliche Regelungen der Speditions- und Logistikbranche in Baden-Württemberg unterlaufen werden sollen.
Die Post begeht keine Tarifflucht. Richtig ist, dass bei der DHL Delivery GmbH die jeweils gültigen Flä- chentarifverträge des Speditions- und Logistikbereiches zur Anwen- dung kommen sollen. Insofern handelt es sich im Wortsinne nicht um eine Flucht aus einem tarifgebundenen in ein tarifloses Arbeits- verhältnis. Aber die durch nichts zu rechtfertigende Zerschlagung der Paketzustel- lung erfolgt ausschließlich mit dem Ziel, den Regelungen des Haustarifvertrages der Post AG zu entfliehen. Diese Situation wird noch durch einen eklatanten Vertragsbruch verschärft. Die Post hat mit ver.di bis zum 31.12.2015 einen Vertrag geschlossen, wonach nur 990 Paket- zustellbezirke aus dem Bereich der Deutschen Post AG ausgegliedert werden dürfen. Für den Bereich der Briefzustellung wurde die 100%ige Eigenzustellung vereinbart. Selbst in wirtschaftlichen Notfällen hätte die Zahl von 990 nicht ohne Einvernehmen mit ver.di erhöht werden dürfen. Entgegen der Behauptung von Führungskräften, fällt die Ausgliederung der Paketzustellbezirke an die Konzerntochter der DHL Deli- very GmbH auch unter die begrenzte Fremdvergabequote. Für diese Sicherung der Eigenzustellung haben die Beschäftigten ebenfalls bis zum 31.12.2015 auf tarifvertragliche Regelungen verzichtet. Dies betrifft z. B. den Ver- zicht auf arbeitsfreie Tage, auf Überstundenzuschläge und auf Teile der bezahlten Kurzpausen. Ein Arbeitgeber, der Vertragsbruch begeht, stellt sich selbst ins Abseits.
Die unbefristeten Beschäftigten der Post AG bleiben von der Neuerung unberührt. Wer dies behauptet, kann auch behaupten, dass die Erde eine Scheibe ist. Wenn der Postvorstand mit seinen Zerschlagungsplänen durchkommt, wird die Post zergliedert. Nach der Paketzustellung folgt die Brief-/Verbundzustellung, folgen die Verteilzentren, folgt der Fahrerbereich. Zusätzlich werden dann auch die Rechte der Be- schäftigten der Post AG in Frage gestellt. Sei es der Besitzstand, der Schutz vor Beendigungs- oder Änderungskündigungen oder die Länge der Arbeitszeit. Die „Preise“ für die Fortschreibung von Schutzregelungen werden dann immer unverschämter. Versetzungen in Folge des Verlustes des ei- genen Arbeitsplatzes auf Grund der Zergliederungen werden immer zahlreicher, denn „billig hat Vorrang“. Dies unterstreicht, dass die Auseinandersetzung um die Zerschlagung der Paketzustellung grund- sätzliche Bedeutung hat. Geht es nach dem Wil- len des Postvorstandes, sollen die Postler jetzt die Zeche der Privatisie- rung bezahlen. Dagegen haben sich Beschäftigte, Betriebsräte und ver.di seit mehr als 20 Jah- ren mit Solidarität, Ent- schlossenheit und mit Erfolg gewehrt. Deshalb ist es erneut notwendig, dass die Postler Solidari- tät praktizieren und sich dem vom Arbeitgeber gewollten Konflikt stel- len.
Ann-Christin Haffner Elke Crippen Frank Schamschula NL Karlsruhe NL Göppingen NL Ravensburg „Die Gewinne „Seit langer dieses Unter- Zeit leidet die nehmens Qualität in der werden tagtäg- Zustellung unter lich von den der extrem ho- Beschäftigten hen Befristungs- erwirtschaftet, da klingt es quote. Die Kunden nehmen „Es ist an der Zeit, dem wie Hohn, wenn man diesen das sehr wohl wahr. Mit der Arbeitgeber zu zeigen, dass Menschen zur Finanzierung Gründung der Regionalgesell- wir seine Märchen nicht mehr der Gewinnziele die Löhne schaften (DHL Delivery ‚NL’ hören, geschweige denn mit- senken will. Wir sind die Post GmbH) will der Konzern seine spielen möchten! Wir sind und wir werden kämpfen, um Gewinnversprechen auf dem jederzeit kampfbereit!“ zu verhindern, dass man uns Rücken der Beschäftigten zerschlägt.“ erreichen. Das Vorgehen lässt Werner Siebler Raum für Spekulation. Ich NL Freiburg denke, mit ver.di werden wir „Die Post macht die richtige Antwort darauf Milliarden- finden.“ gewinne. Der Aktienkurs hat Sven Tröndle sich innerhalb NL Stuttgart von drei Jahren verdreifacht. „Für die Verlängerung der Schutzverträge bis Steigende Gewinne, steigende zum 31.12.2015 haben wir auf tarifvertragliche Vorstandsbezüge und eine Regelungen, wie z. B. auf Teile der bezahlten steigende Dividende für Akti- Kurzpausen oder arbeitsfreie Tage, verzichtet. onäre. Bei den Beschäftigten, Trotzdem bricht der Arbeitgeber den Schutzver- die Tag und Nacht arbeiten, trag zum ‚Ausschluss der Fremdvergabe in der soll gespart werden. Das Zustellung’. Das zeigt mal wieder die fehlende Wertschätzung können wir uns nicht gefallen des Arbeitgebers gegenüber den Beschäftigten. Das Ende lassen.“ der Fahnenstange ist endgültig erreicht! Wir brauchen alle Kolleginnen und Kollegen, um uns gegen diese Profitgier zu wehren!“ NICHT MIT UNS V.i.S.d.P.: Arnold Püschel, ver.di – FB 10, Theodor-Heuss-Str. 2 / Haus 1, 70174 Stuttgart Zerschlagung-und-Abzocke_120x80mm.indd 1 26.02.2015 17:51:06 www.psl-bawue.verdi.de
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