Die intratympanale Therapie von Innenohrerkrankungen - Opus4

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Die intratympanale Therapie von Innenohrerkrankungen - Opus4
WENN DAS OHR STREIKT

Die intratympanale Therapie von Innenohrerkrankungen
Guido Mühlmeiera, Matthias Tischa

Zusammenfassung                                                       Hörsturztherapie
Für die Therapie von Erkrankungen des Innenohres,
                                                                      Für die Therapie von Hörstürzen und/oder akutem Tin­
wie z. B. Hörsturz, Tinnitus oder Lärmtrauma sowie von
                                                                      nitus existieren bis heute keine gut validierten Daten. Die
vestibulären Funktionsstörungen existieren bis heute
                                                                      Behandlung folgt deshalb einem Pragmatismus, der auf
überwiegend keine standardisierten Therapieansätze
                                                                      die antiinflammatorische und antiödematöse Wirkung der
mit hinreichender Evidenz. Überwiegend werden durch­
                                                                      angewandten Arzneimittel abzielt.
blutungsfördernde und entzündungshemmende Mittel
                                                                      Hörsturz und Tinnitus sind Erkrankungen, die mit einer
systemisch eingesetzt, was hohe Blutspiegel erfordert
                                                                      wesentlichen Einschränkung der Lebensqualität einher­
und mit unerwünschten Wirkungen einhergehen kann.
                                                                      gehen, wobei gemäß der aktuellen AWMF-Leitlinie 017–
Die intratympanale Therapie spielt hier nicht nur als
                                                                      010 „Hörsturz (akuter idiopathischer sensorineuraler
ultima ratio, sondern auch als primärer Behandlungs­
                                                                      Hörverlust)“ [1] akuter Tinnitus aus therapeutischer Sicht
ansatz eine zunehmende Rolle und wird in diesem Bei­
                                                                      als Hörsturzäquivalent zu betrachten ist, was grundsätz­
trag vorgestellt.
                                                                      lich einen Behandlungsversuch rechtfertigt. Ein Hörsturz
Schlüsselwörter: Tinnitus, Hörsturz, Schwindel, Innen­
                                                                      ist – auch unter prognostischen Gesichtspunkten – kein
ohr, intratympanale Therapie, Vestibularorgan
                                                                      Notfall, der sofort therapiert werden muss. Es handelt
Keywords: tinnitus, hearing loss, vertigo, inner ear,
                                                                      sich um ein akutes Krankheitsbild, welches optimal inner­
intratympanic therapy, vestibular organ
                                                                      halb der ersten 72 Stunden behandelt werden sollte.
                                                                      Aus Behandlungsdaten von Lärmtraumata resultiert die
                                                                      Empfehlung, Steroide frühzeitig und hoch dosiert einzu­
Einleitung
                                                                      setzen, beispielsweise als Infusionen an 3 aufeinander
                                                                      folgenden Tagen unter Zusatz von je 250 mg Prednisolon­
Das menschliche Innenohr ist ein komplexes, hoch sen­
                                                                      äquivalent. In den letzten Jahren werden auch höher
sibles Organ und besteht aus zwei wesentlichen Kom­
                                                                      dosierte orale Administrationen beobachtet, ohne dass
partimenten: dem Vestibularorgan für das periphere
                                                                      hierfür validierte Daten zur Wirksamkeit vorliegen.
Gleichgewichtsempfinden und der Cochlea als Höror­
                                                                      Bei ungenügendem Erfolg der systemischen Therapie
gan. Akute Innenohrerkrankungen sind häufig; hierzu
                                                                      oder Kontraindikationen gegen systemisch eingesetzte
zählen Lärmtraumata, Hörstürze, Tinnitus, Gleichge­
                                                                      Steroide sollten dem Betroffenen lokale, intratympanal
wichtsausfälle und Attackenschwindel.
                                                                      applizierte Medikamentengaben empfohlen werden.
Für die medikamantöse Therapie ist das Innenohr ent­
                                                                      Kontraindikationen gegen eine systemische Steroid-The­
weder systemisch auf transoralem und intravenösem
                                                                      rapie bestehen u. a. bei Diabetes mellitus, arterieller
Weg oder lokal über einen intratympanalen Zugang zu
                                                                      Hypertonie, Depressionen, Schizophrenie, Magen-Darm-
erreichen. Dabei ermöglicht der lokale Zugang unter Ver­
                                                                      Ulzera, Glaukom und chronischen Infektionen. Durch die
meidung systemischer unerwünschter Wirkungen einen
                                                                      hoch dosierte systemische Steroidgabe können Hyper­
höheren Medikamentenspiegel im Zielorgan als bei ora­
                                                                      glykämie mit Diabetes-Induktion, hypertensive Krisen,
ler oder parenteraler Anwendung.
                                                                      depressive oder schizoide Schübe sowie avaskuläre
a Bundeswehrkrankenhaus Ulm, Klinik V – Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde,   Nekrosen ausgelöst werden [8]. Hier bietet die intratym­
 Kopf- und Hals-Chirurgie                                             panale Therapie eine Alternative.

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Die intratympanale Therapie von Innenohrerkrankungen - Opus4
HALS-NASEN-OHREN-HEILKUNDE

Intratympanale Therapie                                      schallzuführender Raum und die Scala tympani als
                                                             schallabführender Raum mit Perilymphe gefüllt. Dazwi­
Intratympanale Therapie – eine Erfolgsgeschichte             schen liegt der mit Endolymphe gefüllte Ductus cochlea­
Die Anfänge der intratympanalen Therapie reichen für         ris, der mit dem Corti-Organ die Zellen des Hörsinnes­
die Behandlung von Morbus Menière rund 30 Jahre zu­          organs beinhaltet.
rück, ihr Einsatz zur Therapie von Hörstürzen erfolgte
erstmals vor etwa 25 Jahren. Zur Anwendung kommen            Injektionsabläufe
Glukokortikosteroide, da entsprechende Rezeptoren an         Verwendet werden unterschiedliche Steroide, weltweit
vielen Stellen des Innenohrs exprimiert werden. Im post­     am häufigsten Dexamethason. Dieses hängt mit einer
traumatischen Stoffwechsel besteht im Corti-Organ eine       guten Verfügbarkeit in portionsgerechten Ampullen, einer
überschießende Aktivierung von intrazellulärem Stress,       sicheren Anwendbarkeit und einem guten Patientenkom­
der sich nach Induktion von Transkriptionsfaktoren (z. B.    fort nach der Injektion zusammen. Die in Deutschland
nuclear factor-κ B, kurz: NFκB) durch Produktion inflam­     übliche Konzentration liegt bei 4 mg/ml, wobei mit einer
matorischer Zytokine und Stressproteine auswirkt [2].        Lösung, die 8 mg/ml enthält, noch bessere Ergebnisse
Eine transitorische Aktivierung resultiert in einer Remis­   erzielt werden konnten. Alternativ kommen Methylpred­
sion, während starke und/oder länger anhaltende Akti­        nisolon (32 mg/ml) und Prednisolon (100 mg/ml) mit be­
vierungen zu irreversiblen Haarzellschäden und damit         züglich der Hörverbesserung vergleichbaren Ergebnis­
zu persistierendem Hörverlust führen können.                 sen zur Anwendung. Letztere verursachen jedoch beim
                                                             Patienten nach der Injektion häufig ein Brennen, das bis
Konzept der intratympanalen Injektion                        zu 2 h anhält [6].
Um das Innenohr zu erreichen, ist ein Zugang über den        Die Intervalle zwischen den Injektionen liegen bei
äußeren Gehörgang durch das Trommelfell in die Pau­          1–7 Tage und sollten für eine Injektionsserie von 3 In­
kenhöhle erforderlich (siehe Abbildung 1). Die dort appli­   jektionen eine Gesamtdauer von 10 Tagen nicht über­
zierte Medikamentenlösung diffundiert durch die Rund­        schreiten. Abhängig vom Schweregrad der Innenohr­
fenstermembran, das ovale Fenster und Knochenspalten         schädigung kann es indiziert sein, deutlich mehr als 3
in das Innenohr. Dieses ist nach außen durch Membra­         Injektionen pro Behandlungsfall durchzuführen.
nen gesichert, deren Permeabilität für den jeweiligen
Wirkstoff durch Substanzen wie Hyaluronsäure, Strepto­       Injektionstechnik
lyson-O oder Dimethylsulfoxid (DMSO) gesteigert wer­         Die einzelne Injektion erfolgt in Seitenlage – mit dem
den kann [9]. Dabei sind 3 Schichten zu überwinden: die      betroffenen Ohr nach oben zeigend – unter vorheriger
Mittelohrschleimhaut, die Bindegewebsfasern der Mem­         Sprühanästhesie des Trommelfells. Das Entfernen des
bran und das Epithel des Labyrinths. Man geht davon          Lokalanästhetikums muss vor der Injektion vollständig
aus, dass der Hauptanteil der Resorption über die Rund­      erfolgen, da Überstände sonst gerne ins Mittelohr laufen
fenstermembran läuft, da das ovale Fenster wesentlich        und dort eine Labyrinthanästhesie mit heftigem Schwin­
durch die Stapesfußplatte ausgefüllt ist und diese wie­      del, Übelkeit und Erbrechen hervorrufen können. Bei der
derum mit einem bandartigen Apparat, dem Ligamentum          Entfernung der Injektionskanüle ist darauf zu achten,
anulare, nach seitlich am Promontorium befestigt ist.        dass bei Anwendung eines Ohrsaugers im Ohr kurzzeitig
Zwischenzeitlich konnte in MRT-Studien gezeigt werden,       Lautstärken von bis zu 110 dB entstehen können.
dass diese Route vergleichbar für Medikamente passier­       Die Injektion erfolgt in der Nähe des Umbo vom Hammer,
bar ist [4].                                                 bevorzugt im Übergang des hinteren oberen zum hinte­
Im Innenohr finden sich zwei voneinander getrennte Flüs­     ren unteren Quadranten (siehe Abbildung 2B). Je nach
sigkeitsräume, die mit Perilymphe bzw. Endolymphe ge­        Zugänglichkeit und Lage des Trommelfells in der Ebene
füllt sind. In der Cochlea sind die Scala vestibuli als      kann eine zusätzliche höher gelegene Perforation zur

                                                                                          Abb. 1: (A) Zugangsweg zur
                                                                                          intratympanalen Injektion, (B)
                                                                                          präferierte Punktionslokalisation

 WMM 2022 – 66(8)                                                                                                    275
Die intratympanale Therapie von Innenohrerkrankungen - Opus4
HALS-NASEN-OHREN-HEILKUNDE

 Entlüftung hilfreich sein. Bei empfindlichen Patienten       Weiterentwicklungen der intratympanalen Therapie
 kann hierdurch ein druckbedingter Schwindel vermieden
 werden.                                                      Wirksam auch bei nicht erfolgreicher Primärtherapie
 Injiziert werden 0,3 bis 0,4 ml der Steroidlösung, die im    In den letzten Jahren wurden zahlreiche Daten publiziert,
 Vorfeld während der Einwirkzeit des Lokalanästhetikums       aus denen hervorgeht, dass die primäre intratympanale
 in der Hand oder der Achselhöhle des Patienten ange­         Therapie im Ergebnis mit den intravenösen Therapien
 wärmt werden. Für die Injektion sind mittlerweile neben      vergleichbar ist und auch bei nicht erfolgreicher Primär­
 den ursprünglich verwendeten langen Kanülen mit 0,5          therapie bei etwa 80 % der Betroffenen einen positiven
 bis 0,6 mm Durchmesser bereits vorgebogene, vorne            Einfluss auf das Hörvermögen aufweist [3]. Eigene Daten
 verjüngte Kanülen mit 0,3 mm Durchmesser kommerziell         an Patienten mit pantonalem Hörsturz bestätigen, dass
 erhältlich (siehe Abbildung 2). Nach der Injektion bleibt    selbst in dieser Situation mit schlechter Prognose bei
 der Patient für 20–30 min in der Seitenlage (v. a. des       zügig eingeleiteter und konsequent durchgeführter intra­
­Kopfes) ruhig liegen, ohne dabei zu sprechen oder zu         tympanaler Therapie mit ggf. erhöhter Anzahl an Injek­
 kauen [5].                                                   tionen eine komplette Remission möglich ist [6]. Bei einer
 Nach dem Aufrichten kann der Patient den Überstand           fortgeschrittenen akuten Hörstörung bis hin zur akuten
 des applizierten Medikaments aus dem Gehörgang he­           Ertaubung ist das simultane Vorgehen auf systemischem
 rauslaufen lassen. Der im Mittelohr verbleibende Rest        und lokalem Weg mit sehr eng gehaltenen Injektions­
 fließt innerhalb von bis zu 2 h über die Tuba Eustachii in   abständen zu empfehlen. Unter Umständen ist in dieser
 den Pharynx ab und verursacht typischerweise einen           Situation auch eine Tympanoskopie mit Einbringen eines
 bitteren Geschmack. Vor dem Führen eines Kraftfahr­          Medikamententrägers in das Mittelohr indiziert, der mit
 zeugs ist insbesondere nach der ersten Injektion das         einer Steroidlösung getränkt wird und so zur kontinuier­
 Gleichgewichtsempfinden des Patienten zu überprüfen.         lichen Abgabe des Medikaments beiträgt.
 Ferner wird dieser angewiesen, das Eintreten von Was­
 ser oder anderen Flüssigkeiten in den Gehörgang für          Neue Substanzen
 24 h nach der Injektion zu meiden, damit sich in der Zwi­    NMDA-Rezeptor-Antagonisten
 schenzeit die Perforation im Trommelfell verschließen        Neuere Entwicklungen haben die Wirksamkeit der intra­
 kann. Über mehrere Tage offenbleibende Perforationen         tympanalen Anwendung anderer Substanzen gezeigt. Im
 sind selten, müssen jedoch vor Beginn der nächsten In­       Bundeswehrkrankenhaus (BwKrhs) Ulm wurde unter
 jektion mikroskopisch und ggf. tympanometrisch ausge­        wesentlicher Beteiligung des Autorenteams dieses Bei­
 schlossen werden.                                            trags die Sicherheit und Wirksamkeit eines NMDA1-Re­
 Bei Einhaltung der beschriebenen Standards ist das Ver­
 fahren der intratympanalen Injektion auch aus eigenen        1   NMDA-Rezeptor: Ionenkanäle in der Zellmembran, die durch die Ligan­
                                                                  denbindung mit Glutamat aktiviert werden. NMDA steht für N-Methyl-
 Erfahrungen von über 15 Jahren äußerst komplikations­
                                                                  D-Aspartat, welches natürlicherweise nicht im Organismus vorkommt,
 arm.                                                             im Experiment aber den gleichen Effekt wie Glutamat zeigt.

                                                                                                    Abb. 2: (A) Material für die
                                                                                                    intratympanale Injektion; (B)
                                                                                                    vergrößerte Darstellung der
                                                                                                    Kanülenspitze mit Verjüngung
                                                                                                    zur Schonung des Trommelfells
                                                                                                    und zum Schutz vor Berührung
                                                                                                    der Rundfenstermembran bei der
                                                                                                    Injektion

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zeptor-Antagonisten zur Behandlung von akutem Tinni­          Fazit
tus erforscht [5, 10]. Die Substanz enthält eine Mischung
unter Beimengung eines Ketamin-Abkömmlings und wird           Zusammenfassend handelt es sich bei der intratympa­
im Regelfall dreimal im Abstand weniger Tage appliziert.      nalen Injektionstherapie um ein effektives, komplikations­
Entscheidend für die Wirksamkeit ist der Nachweis der         armes und für den Patienten gut verträgliches, modernes
cochleären Schädigung durch den Entstehungsmecha­             Therapieverfahren, das in den meisten HNO-Kliniken und
nismus. Dies bedeutet eine sehr gute Wirksamkeit bei          in einigen ambulanten Einrichtungen angeboten wird. Sie
lärminduziertem Tinnitus, während Hörstürze in Verbin­        bietet Patienten eine wertvolle Zusatzchance, wenn die
dung mit Tinnitus offenbar inhomogene pathologische           „klassische“ Therapie erfolglos bleibt.
Veränderungen auslösen. Bei der Beurteilung der Wirk­         Wichtig sind gute Aufklärung und adäquate Vorbereitung
samkeit ist der zentrale Speichereffekt des Tinnitus im       des Patienten, der bei Erwähnung des Verfahrens zu­
Hörgedächtnis zu beachten, der bei einigen Patienten          nächst oft ängstlich reagiert, nach erfolgter Therapie
bereits sehr kurzfristig auftritt und nach Beginn der Wirk­   unter guter ärztlicher Führung und Anleitung jedoch ent­
samkeit im Innenohr etwa 3 Wochen benötigt, um den            spannt und mit Motivation den Heilungsprozess angehen
Ton aus dem Gedächtnis loszulassen.                           kann.

Apoptose-Hemmer, Dexamthason-Gel, Kontrastmittel              Literatur
Eine weitere Neuentwicklung ist die Anwendung eines
                                                              1.  DGHNO-KHC: Leitlinie Hörsturz (Akuter idiopathischer sensorineu­
Apoptosehemmers zur Behandlung von lärminduziertem
                                                                  raler Hörverlust) vom 31.01.2014. ,
weist vielversprechende Ergebnisse auf.                           letzter Aufruf 12. Mai 2022.
                                                              2. Khan M, Szczepek AJ, Haupt H, Olze H, Mazurek B: Expression of
                                                                  the proinflammatory cytokines in cochlear explant cultures: influen­
Bereits in Phase III ist die gel-basierte Formulierung ei­        ce of normoxia and hypoxia. Neurosci Lett 2010; 479(3): 249–252.
nes Dexamethason enthaltenden Präparats, das zu einer         3. Kim YH, Park KT, Choi BY, Park MH, Lee JH, Oh SH, Chang SO:
                                                                  Early combination treatment with intratympanic steroid injection in
längeren Standzeit des Wirkstoffs im Mittelohr und damit
                                                                  severe to profound sudden sensorineural hearing loss improves
zu prolongierter Medikamenteneinwirkung auf das Innen­            speech discrimination performance. Eur Arch Otorhinolaryngol 2012;
ohr führt.                                                        269(10): 2173–2178.
                                                              4. Lobo D, Tuñón M, Villarreal I, Brea B, García-Berrocal JR: Intratym­
Die Gabe von Kontrastmitteln auf intratympanalem Zu­
                                                                  panic gadolinium magnetic resonance imaging supports the role of
gangsweg ist ein aktuell noch experimentelles Verfahren           endolymphatic hydrops in the pathogenesis of immune-mediated
zur Verbesserung der MRT-Diagnostik des Morbus                    inner-ear disease. J Laryngol Otol 2018; 132(6): 554–559.
                                                              5. Muehlmeier G, Biesinger E, Maier H: Safety of intratympanic injection
­Menière [4].
                                                                  of AM-101 in patients with acute inner ear tinnitus. Audiol Neurootol
                                                                  2011; 16(6): 388–397.
Intratympanale Therapie bei Morbus Menière                    6. Mühlmeier G, Maier S, Maier M, Maier H: Intratympanale Injektions­
                                                                  therapie bei therapierefraktärem Hörsturz – eine sichere Therapie­
Ursprüngliche, sehr lange zurück liegende, intratympa­
                                                                  option zur Sekundärtherapie. HNO 2015; 63(10): 698–700.
nale Anwendungen von Medikamenten betreffen die oto­          7. Patel M: Intratympanic corticosteroids in Meniere’s disease: A mini-
toxische Substanz Gentamycin, einem zur Gruppe der                review. J Otol 2017; 12(3): 117–124.
                                                              8. Rohrmeier C, Koemm N, Babilas P, Prahs P, Strutz J, Buettner R:
Aminoglykoside zählenden Antibiotikum. Der hohe Lei­
                                                                  Sudden sensorineural hearing loss: systemic steroid therapy and
densdruck von Patienten mit häufigen und heftigen                 the risk of glucocorticoid-induced hyperglycemia, Eur Arch Otorhin­
­Attacken eines Morbus Menière führte zur lokalen Appli­          olaryngol 2013; 270(4): 1255–1261.
                                                              9. Shibata SB, Cortez SR, Wiler JA, Swiderski DL, Raphael Y: Hyalu­
 kation dieser Substanz mit dem Ziel einer Herabsetzung
                                                                  ronic acid enhances gene delivery into the cochlea. Hum Gene Ther
 der Gleichgewichtsempfindung auf dem betroffenen Ohr             2012; 23(3): 302–310.
 – unter Inkaufnahme einer parallel induzierten Hör­          10. Van de Heyning P, Muehlmeier G, Cox T, Lisowska G, Maier H, Mo­
 minderung.                                                       rawski K, Meyer T: Efficacy and Safety of AM-101 in the Treatment
                                                                  of Acute Inner Ear Tinnitus – A Double-Blind, Randomised, Place­
                                                                  bo-Controlled Phase II Study. Otol Neurotol 2014; 35(4): 589–597.
Aktuelle Studien belegen eine gute Wirksamkeit durch
eine dreimalige intratympanale Steroidgabe bei Morbus         Manuskriptdaten

Menière [7], die theoretisch nahezu beliebig oft wieder­      Zitierweise
holt werden kann. Lässt sich hierdurch keine suffiziente      Mühlmeier G, Tisch M: Die intratympanale Therapie von Innenohrer­
                                                              krankungen. WMM 2022; 66(8): 274-277.
Reduktion von Anzahl und Schweregrad der Schwindel­
attacken erzielen, wird neben der Saccotomie als ope­         DOI: https://doi.org/10.48701/opus4-30
rativem Eingriff auch die einmalige, hoch dosierte Appli­
kation von Gentamycin in einer Konzentration von              Für die Verfasser
                                                              Oberfeldarzt Dr. Guido Mühlmeier
mindestens 40 mg/ml durchgeführt. Durch dieses Appli­
                                                              Bundeswehrkrankenhaus Ulm
kationsregime gelingt es bei den meisten Patienten, eine      Klinik V – Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie
Schwächung des vestibulären Empfindens unter weit­            Oberer Eselsberg 40, 89081 Ulm
                                                              E-Mail: guidomuehlmeier@bundeswehr.org
gehender Schonung der Cochlea zu erreichen.

 WMM 2022 – 66(8)                                                                                                               277
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