DIE ROLLE MEINES LEBENS - Diana Langes-Swarovski
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DIE PRÄSIDENTIN DIE ROLLE MEINES LEBENS Sie ist hier der Boss: Wattens-Präsidentin Diana Langes Swarovski über Loyalität, das Underdog-Image, Ziele, den Wacker-Abstieg und die erste Frau auf einer Trainerbank in der Bundesliga. TEXT: MARKUS GEISLER, FOTOS: CHRISTOF BIRBAUMER 30 BUNDESLIGA-JOURNAL #1 2019/2020 BUNDESLIGA-JOURNAL #1 2019/2020 31
DIE PRÄSIDENTIN DIE PRÄSIDENTIN hoffe, dass alles gut angenommen wird und D wir dieses speziellen Wattener Flair, den „TAGE, AN DENEN ES wir hier immer hatten, auch ins Tivoli brin- gen können. KEINEN FUßBALL GIBT, Mit Ihrem unternehmerischen Know- how: Wie kann man für eine landes- SIND FÜR MICH weite Begeisterung sorgen? Jetzt kommt mein Lieblingswort ins UNERFÜLLT.“ Spiel: mit Herzblut! Ich glaube, wenn man hinter einer Sache mit ganzer Seele steht, dann steckt das auch an. Dann ist es echt. DIANA LANGES-SWAROVSKI Und damit werden wir die Leute hoffent- lich begeistern können. Sie haben den Klub umbenannt in schon gegeben, Momente in denen ich ihm für ihn das Beste ist, aber jetzt starten wir WSG Swarovski Tirol. Welche Über- sage: Nimm doch nicht alles so auseinan- erst einmal gemeinsam in eine neue Ära. legung steckt dahinter? der. Aber das ist seine Arbeitsweise. Und Wir sind die Kleinen, die Underdogs, am Ende des Tages gibt der Erfolg seiner Zu Beginn dieser Ära kann Wattens das Dorf – das Dorf, das jetzt in der Bun- Arbeitsweise recht. das heimische Gernot-Langes-Sta- desliga spielt und dort Tirol repräsentiert. dion nicht nutzen und muss nach Inns- Das möchte ich stellvertretend für alle Ti- Denkbar, dass Sie ihn im Falle einer bruck ausweichen. Wie groß ist dieser roler tun, für alle Dörfer, für alle Täler, wo- Bundesliga-Journal: Sie sind seit Niederlagenserie trotzdem feuern Nachteil? bei natürlich jeder Fan entscheiden kann, 2013 Präsidentin in Wattens. Erle- würden? Oder hat er so etwas wie Ganz ehrlich: Ich weiß noch gar nicht so von welchem Verein er Fan ist und bleibt. ben Sie vor Ihrer ersten Bundesliga- eine Jobgarantie? genau, was da jetzt auf uns zukommt. Saison gerade die spannendsten Im Moment gibt es keinen Grund, darü- Kommen 50 oder 5.000 Fans zu unseren In gewisser Weise profitieren sie vom Tage Ihrer Amtszeit? ber nachzudenken. (lacht). Er hat schon Heimspielen? Es gibt ein paar Wattener, Abstieg von Wacker. Sie hatten aber Diana Langes-Swarovski: Das kann ich manche Niederlage überlebt. Es gibt für nie- die sagen: Ins Tivoli, das muss ja nicht sein. auch lange ein Abo bei Wacker. . . so nicht sagen. Jede Periode war extrem manden auf der Welt eine Jobgarantie, jeder Dafür fühlen sich wiederum andere ange- … bis auf die letzten sechs Jahre eigent- spannend. Jeder Gegner, jeder Bewerb hat die Wahl, beruflich zu entscheiden, was sprochen durch unseren neuen Namen. Ich lich immer. wird von uns mit ganz viel Respekt behan- delt. Natürlich ist jetzt alles eine Nummer größer, auch was die Summen angeht, wir arbeiten jetzt mit Vollprofis. Aber vom Gefühl her ist es genauso aufregend wie in den letzten Jahren. Gibt es Spiele, auf die Sie sich besonders freuen? Worauf ich mich wirklich speziell freue: Wenn unser komplettes Stadion in grün- weiß erscheint, und das wird gegen Rapid der Fall sein. Das wird eine tolle Kulisse. geben, auf dieser wichti- den letzten 12 Monaten Aber glauben Sie mir, ich bin vor jedem gen Position irgendwas zu än- freue ich mich, wenn wir da Spiel aufgeregt, habe immer diese Vor- dern. Ich stehe als Präsidentin zu eine erfrischende Ausnahme bilden. freude. Das wird auch nicht weniger im 100 Prozent hinter den Leuten, die hier Laufe der Zeit, im Gegenteil. Entschei- arbeiten. Thomas und ich sind zusam- Was macht Silberberger, der zuvor in dend sind die 90 Minuten, die im Zentrum men durch viele Höhen und Tiefen ge- Kufstein auch schon sechs Jahre im des Stadions passieren. gangen. Amt war, aus, als Typ wie als Trainer? Er ist extrem strukturiert, überlegt und Seit sie den Klub vor sechs Jahren Mehr Höhen als Tiefen. äußert offen seine Gedanken. Das schätze übernommen haben, ist Thomas Sil- Stimmt. Aber Loyalität ist sehr selten ich! Als Trainer ist er Spitzenklasse, er berberger Trainer. Die durchschnitt- geworden heutzutage. Und es ist nicht nur arbeitet sehr genau und akribisch. Bevor er liche Überlebensdauer liegt bei deut- der Trainer, sondern auch der Sportdirek- eine Entscheidung fällt, schaut er sich die lich unter zwei Jahren. Warum kann tor (Anm. Stefan Köck), der immer noch Dinge 20-Mal an. er alle Statistiken sprengen? da ist. Loyalität ist für mich persönlich Er hat den Verein und mich persönlich eine ganz wichtige Eigenschaft. Ange- Manchmal zu genau? nie enttäuscht. Es hat nie einen Grund ge- sichts der vielen Trainerwechsel allein in (lacht) Ja, solche Momente hat es auch 32 BUNDESLIGA-JOURNAL #1 2019/2020 BUNDESLIGA-JOURNAL #1 2019/2020 33
DIE PRÄSIDENTIN DIE PRÄSIDENTIN Mit welchen Gefühlen haben sie den Aber die Zeit drängt, Sie wollten nach Ziel eines jeden Aufsteigers ist es, Zu Ihrem Image gehört, dass Sie an- Abstieg des direkten Konkurrenten einem Jahr wieder aus dem Innsbru- nicht abzusteigen. Sie meinten vor geblich nie schlecht gelaunt sind. verfolgt? cker Exil zurückkehren. kurzem: Wir wollen es langsam Stimmt das? Und was kann Sie den- Mit einem lachenden und einem wei- Dass es das nicht spielt, wissen wir mitt- angehen. Das passt doch gar nicht noch in Rage bringen? nenden Auge. Als WSG-Präsidentin habe lerweile leider. Wie es ausschaut, werden zu Ihnen. . . Ich bin schon von Haus aus ein positiver ich meinen Erfolg geschafft, den ich errei- wir zwei Jahre in Innsbruck spielen, so rea- (lacht) Ich kann auf der einen Seite sehr Mensch. Wütend werde ich, wenn jemand chen wollte. Ich kenne und schätze aber listisch müssen wir sein. dynamisch sein, auf der anderen aber auch Vorurteile hat oder bewusst falsche Aussa- viele Menschen aus den Wacker-Reihen gechillt und realistisch. Ich gehe das Aben- gen macht. Dann werde ich richtig bös. und hätte gerne ein Duell auf Augenhöhe Sie haben immer Ihre Tiroler Wurzeln teuer Bundesliga demütig an. Jetzt geht es gehabt. Ein Derby wäre großartig gewe- betont, wollen ein Verein für alle Ti- darum, sich jeden Schritt ganz genau zu Gerechtigkeitsfanatikerin? sen. Ich hätte es gut gefunden, wenn wir roler sein. Was macht für Sie persön- überlegen, auf diesem Niveau wollen wir Kann man so sagen. ein, zwei Jahre beide in der Bundesliga ge- lich das Label „Tirol“ aus? uns keine Fehltritte leisten. Wir möchten spielt hätten und sich auf dem Rasen ent- Die Echtheit, die Herzenswärme, die schließlich da oben bleiben! Deswegen Und wenn Sie Ihren Klub während schieden hätte, wer der beste Verein in Ti- Lebenslust. Ich denke, das sind die drei kümmere ich mich auch von A bis Z um al- eines Spiels ungerecht behandelt rol ist. Konkurrenz belebt nicht nur das wichtigsten Punkte, in die man vieles an- les im Verein, vom Catering bis zum Ti- wähnen. . . Geschäft, sondern auch den Sport! dere einbeziehen kann. Bei uns gilt noch cketverkauf. Es ist nicht so, dass ich nur . . . kann ich auch schon mal schreien, die Handschlagqualität, die Menschen ha- die Außendarstellung übernehme. Ich aber es muss immer im Rahmen bleiben. Das Gernot-Langes-Stadion wird ben eine tolle Einstellung. Das spürt man schaue in jedes Detail. Persönlich beleidigend wird es bei mir nie umgebaut und adaptiert. auch im Verein. werden, da bin ich sehr beherrscht. Dann Wie schauen die Pläne aus? Auch ins Sportliche? sage ich mir: Hey, du bist die Präsidentin, Wir fangen im Oktober mit der Sanie- Im Kader gibt es einige Tiroler. Ist das Unter anderem auch. Ich habe vollstes handle auch so. Aber innerlich wütend zu rung der Plätze an. Die alten Tribünen, die etwas, auf das Sie bei aller Globali- Vertrauen in mein Team, weiß aber selbst werden ist doch menschlich, oder? unter Denkmalschutz stehen, werden sa- sierung Wert legen? immer, was gerade passiert. Oft müssen niert, genauso die Kabinen. Alles andere Ja, durchaus, das finde ich wichtig. Die wir gemeinsam eine Entscheidung treffen. Sie werden oft als Role Model herge- wie Rasenheizung oder Überdachung ist Frage, ob es einen Wattens-Kader ohne Ti- Wenn es einen guten Spieler gibt, der ein nommen, als Frau, die sich in der ver- derweil auf Eis gelegt, die Gemeinde ist roler geben könnte, wird sich bei uns nie bisschen teuer ist, muss ich am Ende des meintlichen Männerdomäne Fußball noch nicht so weit. stellen. Tages den Daumen heben oder senken. durchgesetzt hat. Nehmen Sie das an oder nervt es auch manchmal? Ich finde es wunderbar, dass ich andere damit inspiriere. Wenn Sie mich als Role Model bezeichnen, freut mich das unge- mein, das ist schon was Besonderes. Was ich hier mache, mache ich mit Hingabe, ich habe hier die Rolle meines Lebens ge- funden. Wenn man etwas mit so viel Lei- denschaft lebt wie ich mein Amt als Präsi- dentin, ist das vielleicht automatisch an- ICH KANN SEHR steckend. Tage, an denen es keinen Fuß- ball gibt, sind für mich unerfüllt. DYNAMISCH Wäre es aus Ihrer Sicht denkbar, dass SEIN, AUF DER es eine Frau als Trainerin in die Bun- desliga schafft? Irene Fuhrmann zum ANDEREN ABER Beispiel hat die UEFA Pro-Lizenz. Wenn man Talent hat, kann man alles AUCH schaffen, egal ob Mann oder Frau. Was zählt ist Kompetenz. Absolut denkbar, GECHILLT & dass eine Frau wie Irene mal eine Bundesli- ga-Mannschaft coacht. Ich drücke die REALISTISCH. Daumen... ICH GEHE DAS ABENTEUER BUNDESLIGA DEMÜTIG AN.“ 34 BUNDESLIGA-JOURNAL #1 2019/2020 BUNDESLIGA-JOURNAL #1 2019/2020 35
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