"Wie verändert die Corona-Pandemie die Arbeitswelt für Frauen?" Aktuelle Herausforderungen und mögliche Perspektiven - Vortrag zum Internationalen ...

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"Wie verändert die Corona-Pandemie die Arbeitswelt für Frauen?" Aktuelle Herausforderungen und mögliche Perspektiven - Vortrag zum Internationalen ...
Weltfrauentag 2021

         „Wie verändert die Corona-Pandemie die
                 Arbeitswelt für Frauen?“
        Aktuelle Herausforderungen und mögliche
                       Perspektiven

                     Vortrag zum Internationalen Frauentag
                              Koblenz, 08.03.2021

                                                             Simone Boers,
                                                              TBS gGmbH

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"Wie verändert die Corona-Pandemie die Arbeitswelt für Frauen?" Aktuelle Herausforderungen und mögliche Perspektiven - Vortrag zum Internationalen ...
Weltfrauentag 2021

                     Corona: eine Krise der Frauen

Krisen verstärken alle existierenden Ungleichheiten. Dies trifft auch auf
die durch COVID-19 ausgelöste Krise zu. Frauen und Mädchen zählen
in allen Gesellschaften zu benachteiligten Gruppen und sind aus
diesem Grund von der Pandemie und ihren Folgen besonders hart
betroffen.

Dies führt zu unmittelbaren gesundheitlichen, wie auch zu
längerfristigen ökonomischen Folgen. Zudem sind Krisenzeiten für
Frauen besonders gefährlich, da sie schlechter vor häuslicher und
sexualisierter Gewalt geschützt sind.

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"Wie verändert die Corona-Pandemie die Arbeitswelt für Frauen?" Aktuelle Herausforderungen und mögliche Perspektiven - Vortrag zum Internationalen ...
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                     Corona: eine Krise der Frauen

Warum trifft es Frauen besonders hart?
Frauen arbeiten vermehrt in systemrelevanten und
zugleich unterbezahlten Berufen.
- Einkommenseinbußen durch Freistellung, Kurzarbeit und
   Arbeitslosigkeit
- Übernahme des überwiegenden Teils der Haus- und Familienarbeit
   bei Reduzierung der Arbeitszeit
- Erhöhtes Infektionsrisiko bei der Arbeit in systemrelevanten Berufen

Vielfach wird vom sogenannten Brennglas gesprochen: Bestehende
strukturelle Ungleichheiten zwischen Frauen und Männer werden
durch die Pandemie noch deutlicher sichtbar.

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"Wie verändert die Corona-Pandemie die Arbeitswelt für Frauen?" Aktuelle Herausforderungen und mögliche Perspektiven - Vortrag zum Internationalen ...
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                     Gesundheitliche Folgen
-   Weltweit: 70 % des Personals in sozialen und Pflegeberufen sind
    Frauen.
-   außerdem leisten sie im Schnitt dreimal so viel unbezahlte
    Sorgearbeit wie Männer.
-   Frauen kümmern sich vermehrt um Kranke, sei es beruflich oder
    unbezahlt innerhalb der Familie: sind dem Virus stärker ausgesetzt
    und tragen hohes Infektionsrisiko

-   zusätzlich bringt diese Pflegebürde
    sowie Mehrfachbelastung durch
    Arbeit, Hausarbeit, „Homeschooling“
    und Kinderbetreuung auch
    erhebliche psychische Belastungen
    mit sich

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                     Ökonomische Folgen
-   Durch die Corona-Pandemie wird die klassische Rollenverteilung
    weiter zementiert.
     - Viele Frauen sind durch die zusätzliche Aufgabenlast
        unbezahlter Arbeit nicht mehr in der Lage, in vollem Umfang
        ihrer bezahlten Arbeit nachzugehen, was unmittelbar und
        langfristig erhebliche ökonomische Konsequenzen hat und
        haben wird.
-   Die ersten Entlassungswellen im Zuge der COVID-19 Pandemie
    betrafen vor allem Sektoren, in denen Frauen überrepräsentiert sind
    wie Einzelhandel, Gastgewerbe und Tourismus.
     - Nach Pandemien und Krisen brauchen Frauen meist erheblich
        länger, um in Erwerbstätigkeit zurückzufinden, als Männer. Dies
        zeichnet sich auch in der Corona-Pandemie ab.

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                     Ökonomische Folgen
-   Frauen arbeiten weltweit zu einem großen Teil im informellen Sektor
    und in prekären Beschäftigungsverhältnissen.
     - Sie sind deshalb häufig nicht krankenversichert und können
        einen Verdienstausfall nicht abfedern. So können sie nicht mehr
        für sich und ihre Familie aufkommen.
     - Allein in Europa haben im ersten Monat der Pandemie informell
        beschäftigte Arbeiterinnen 70% ihres Einkommens verloren.
-   Selbst wenn Schulen und Arbeitsplätze nicht geschlossen sind, wird
    es für viele Frauen immer schwieriger ihre Pflegebürde und
    Bildung/Beruf zu vereinen – mit erheblichen finanziellen
    Langzeitfolgen:
     - Es ist mit großer Sicherheit davon auszugehen, dass der
        Gender Poverty Gap als Folge der Pandemie noch weiter
        auseinandergehen wird.

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                       Folgen auf dem Arbeitsmarkt

Was bedeutet die Krise mittelfristig für die Gleichstellung von Frauen und
Männern auf dem Arbeitsmarkt und für die Verteilung der Sorgearbeit?

• Zwischen März und August 2020 ist der Bestand an Arbeitslosen bei
  den Männern um 23,7 Prozent und bei den Frauen um 30,4 Prozent
  gestiegen.
• ABER: Saisonale Schwankungen und Vorjahrestrends müssen mit
  einbezogen werden
   sowohl in absoluten als auch in relativen Zahlen wurden Männer
  krisenbedingt etwas häufiger arbeitslos
        Allerdings umfasst diese Statistik nur die Beschäftigten, die sich arbeitslos gemeldet
        haben, und das sind eher diejenigen, die Ansprüche auf Arbeitslosengeld haben.
        Minijobber*innen, – zum großen Teil Frauen – melden sich eher nicht arbeitslos.
        Das heißt: Die Arbeitslosenstatistik erfasst nicht alle Beschäftigten, die in der Krise
        ihren Job verloren haben.
                              Quelle: https://www.wsi.de/de/blog-17857-was-bedeutet-die-corona-pandemie-fur-die-gleichstellung-
                              zwischen-mann-und-frau-28569.htm;
                              siehe auch WSI-Gleichstellungsreport 2021: https://www.boeckler.de/pdf/p_wsi_report_64_2021.pdf;
                              Zugriff 01.03.2021
                                                                                                                         7
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                         Folgen auf dem Arbeitsmarkt
•      Frauen reduzierten im April 2020 häufiger ihre Arbeitszeit, um Kinder
       zu betreuen, und waren häufiger freigestellt als Männer.
•      Wer keinen Anspruch auf Notbetreuung hatte und keine Möglichkeit,
       von zu Hause aus zu arbeiten, war gezwungen, seine oder ihre
       Arbeitszeit zu reduzieren oder die Erwerbstätigkeit gar komplett
       einzustellen.
•      Dass es sich hierbei meist um die Frau handelte, war in vielen
       Familien wohl auch eine rationale bzw. finanzielle Entscheidung,
       denn oftmals hat der Mann das höhere Einkommen.

                             Quelle: https://www.wsi.de/de/blog-17857-was-bedeutet-die-corona-pandemie-fur-die-gleichstellung-
                             zwischen-mann-und-frau-28569.htm;
                             siehe auch WSI-Gleichstellungsreport 2021: https://www.boeckler.de/pdf/p_wsi_report_64_2021.pdf;
                             Zugriff 01.03.2021
                                                                                                                        8
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                        Folgen auf dem Arbeitsmarkt
Waren also Frauen auf dem Arbeitsmarkt stärker durch die Corona-Krise
betroffen als Männer?

• Nein, aber gemessen an anderen Krisen waren die Auswirkungen auf
  Frauen diesmal größer:
   - Denn frühere Wirtschaftskrisen berührten vor allem
     männerdominierte Sektoren.
   - Aufgrund der weitreichenden Beschränkungen zum Schutz der
     Gesundheit traf die aktuelle Krise aber auch Branchen, in denen
     viele Frauen arbeiten, wie zum Beispiel die Gastronomie oder die
     Tourismusbranche. Somit hat die Corona-Krise für Frauen stärkere
     Folgen als vorherige Krisen.

                            Quelle: https://www.wsi.de/de/blog-17857-was-bedeutet-die-corona-pandemie-fur-die-gleichstellung-
                            zwischen-mann-und-frau-28569.htm;
                            siehe auch WSI-Gleichstellungsreport 2021: https://www.boeckler.de/pdf/p_wsi_report_64_2021.pdf;
                            Zugriff 01.03.2021
                                                                                                                       9
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            Fortschritt oder Re-Traditionalisierung
                   von Geschlechterrollen?
- Kinderbetreuung bereits vor der Krise nicht gleich verteilt: Nur sechs
  Prozent der Männer, aber 62 Prozent der Frauen geben an, den
  überwiegenden Teil der Sorgearbeit übernommen zu haben.
 die traditionellen Geschlechtermuster wurden schon vor der Krise
  gelebt
- (weiterer) Rückfall in klassische Geschlechterrollen lässt sich vor
  allem unter denjenigen beobachten, die die Kinderbetreuung vor
  Corona unter sich in etwa gleich aufgeteilt hatten:
   - Nur noch ungefähr zwei Drittel von Befragten dieser Gruppe gibt
       im April 2020 an, die Kinderbetreuung auch weiterhin in etwa
       gleich verteilt zu haben.
   - Stattdessen übernahmen in diesem Monat wieder vermehrt
       die Frauen die Kinderbetreuung.
                      Quelle: https://www.wsi.de/de/blog-17857-was-bedeutet-die-corona-pandemie-fur-die-gleichstellung-
                      zwischen-mann-und-frau-28569.htm;
                      siehe auch WSI-Gleichstellungsreport 2021: https://www.boeckler.de/pdf/p_wsi_report_64_2021.pdf;
                      Zugriff 01.03.2021
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            Fortschritt oder Re-Traditionalisierung
                   von Geschlechterrollen?
-   Solange die institutionelle Kinderbetreuung vorhanden ist, teilen
    sich Paare die Sorgearbeit offenbar fair auf.
-   Sobald die Betreuungsmöglichkeiten aber nicht mehr gegeben sind
    und die Kinderbetreuung mit einer stärkeren beruflichen
    Einschränkung einhergeht, fallen sie schnell in traditionelle Muster
    zurück.
-   Dies ist teilweise auch ökonomischen Überlegungen geschuldet,
    weil Paares es sich nicht leisten können, auf das meist höhere
    Gehalt des Mannes zu verzichten.
-   Erste Befunde deuten darauf hin, dass es hier tatsächlich einen
    Rückfall in traditionelle Rollenmuster gegeben hat der auch
    mindestens mittelfristig anhalten wird.

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            Fortschritt oder Re-Traditionalisierung
                   von Geschlechterrollen?
Zusammenfassend lässt sich festhalten:
- die Corona-Krise birgt die Gefahr einer Re-Traditionalisierung.
- Mit der Kita- und Schulöffnung bei gleichbleibendem Infektionsrisiko
  und damit einhergehender Prävention, die einschließt, dass Kinder
  auch bei nur milden Krankheitssymptomen zu Hause bleiben sollen,
  kann sich diese traditionelle Aufteilung von Paaren weiter
  verfestigen, wenn es vorwiegend die Mutter ist, die die
  Kinderkrankentage nimmt.
- Zudem drohen Frauen durch vermehrte Abwesenheiten im Beruf
  negative Folgen für ihre berufliche Entwicklung.

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                  Und „nach“ Corona?
          Welche Tendenzen zeichnen sich ab?
         Welche Forderungen lassen sich ableiten?

Gleichstellung ausbauen und sichern durch kurz- und langfristige
Maßnahmen
• Flexibilisierung von Arbeitszeit : Anpassung von Arbeitsort und
   Arbeitszeit ermöglichen und regeln
     Arbeitszeitmodelle, die es Frauen und Männern gleichermaßen
      ermöglichen, Familienarbeit zu übernehmen und erwerbstätig
      zu sein.
• Neue Arbeits(platz)konzepte:
  technologischen Wandel
  diskriminierungsfrei gestalten

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                  Und „nach“ Corona?
          Welche Tendenzen zeichnen sich ab?
         Welche Forderungen lassen sich ableiten?
Vorschläge für eine geschlechtergerechte Überwindung der Krise

• ressortübergreifende Gleichstellungsstrategie als
  Querschnittsaufgabe im Regierungshandeln verankern

• Erwerbsleben– Strukturelle Benachteiligungen endlich
  überwinden Überwindung der Entgeltlücke durch eine Neugestaltung des
    Einkommensteuerrechts; damit sich aus krisenbedingten Entgeltersatzleistungen
    keine weiteren strukturellen Benachteiligungen ergeben; soziale Absicherung aller
    Beschäftigungsverhältnisse ab der ersten Arbeitsstunde

• Systemrelevante Berufe verdienen auch nach der Krise mehr als
  Anerkennung
                                    Aus: DGB Arbeitspapier vom 26. Juni 2020 über https://frauen.dgb.de/
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                  Und „nach“ Corona?
          Welche Tendenzen zeichnen sich ab?
         Welche Forderungen lassen sich ableiten?

Vorschläge für eine geschlechtergerechte Überwindung der Krise

• Der Vergrößerung des Gender Care Gap (Sorgelücke) wirksam
  entgegentreten!
    Partnerschaftlichkeit muss durch zusätzliche Anreize gefördert werden.

• Ausbau öffentliche Infrastruktur / Betreuungseinrichtungen

• Führung teilen / Parität herstellen

                                    Aus: DGB Arbeitspapier vom 26. Juni 2020 über https://frauen.dgb.de/
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      Charta der Grundrechte der Europäischen Union

Artikel 31: Gerechte und angemessene Arbeitsbedingungen

      (1) Jede Arbeitnehmerin und jeder Arbeitnehmer hat das Recht
          auf gesunde, sichere und würdige Arbeitsbedingungen.
      (2) Jede Arbeitnehmerin und jeder Arbeitnehmer hat das Recht
          auf eine Begrenzung der Höchstarbeitszeit,
          auf tägliche und wöchentliche Ruhezeiten
          sowie auf bezahlten Jahresurlaub

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     https://www.anyworkingmom.com/du-haettest-doch-bloss-fragen-muessen/
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                                                                            Mental Load in Bildern

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     https://www.anyworkingmom.com/du-haettest-doch-bloss-fragen-muessen/
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                     Mental Load – was ist das?

 • Damit das Familien- oder Paarleben klappt, müssen neben den
   sichtbaren Aufgaben im Alltagsleben sehr viele unsichtbare
   Aufgaben mitgedacht werden.

 • Diese Aufgaben werden oft nicht explizit genannt, werden jedoch
   nebenher identifiziert, geplant und dann erledigt. Neben
   tatsächlichen ToDos, bringen diese Aufgaben nochmal ein nicht
   unbeträchtliches Eigengewicht in die Gesamtsumme aller
   sichtbaren Aufgaben.

 • Die eigentliche Belastung ist dabei, verantwortlich für alles zu sein.
   Eine Verantwortung, die in den allermeisten Fällen den Frauen
   zukommt. Diese Belastung kann so schwerwiegend sein, dass sie
   zu burnoutähnlichen Symptomen führt.

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       Danke für‘s Zuhören!

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                             Kontaktdaten

                         TBS gGmbH Rheinland-Pfalz

                              Simone Boers
                            Kaiserstraße 26-30
                               55116 Mainz

                     Telefon Verwaltung: 06131-28835-0
                       Fax Verwaltung: 06131-226102

                        Telefon direkt: 06136-9548491
                             Mobil: 0171-3012393

                       E-Mail: simone.boers@tbs-rlp.de
                                www.tbs-rlp.de

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