DIE SITUATION IN DEN KITAS & SCHULEN IN NDS AUS SICHT DER FDP-FRAKTION
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DIE SITUATION IN DEN KITAS & SCHULEN
IN NDS AUS SICHT DER FDP-FRAKTION
I. AUSWIRKUNGEN DER PANDEMIE AUF DEN KITA- UND SCHULBETRIEB SEIT MÄRZ 2020
Mitte März reagierte die Politik mit vorgezogenen Ferien für die Kitas und die Schulen auf die stetig steigenden Infek-
tionszahlen. Dieses führte zu einem mehrwöchigen Unterrichts- und Betreuungsausfall. Erst nach und nach wurden bis
zu den Sommerferien einzelne Jahrgänge wieder zur Schule geschickt, häufig nur an einigen Tagen in der Woche. Das
Schuljahr 2019/2020 war damit de facto im März 2020 bereits beendet. Kinderärzte, Kinder- und Jugendpsychologen
und Sozialarbeiter kritisierten die lange Phase der Kita- und Schulschließungen als schädlich für die Entwicklung der
Kinder und Jugendlichen, nicht nur unter Bildungsaspekten, sondern insbesondere aufgrund der mangelnden sozialen
und emotionalen Entwicklungen im Kreis der Freunde und Gleichaltrigen. Aber auch bildungspolitisch waren die langen
Schließungen ein Desaster, da sich Bildungschancen für Kinder und Jugendliche aus sozioökonomisch schwierigen
Verhältnissen massiv verschlechterten. Erst im Laufe des Sommers wurden beispielsweise digitale Endgeräte für sozial
schwächere Schülerinnen und Schüler beschafft. Auch für die Familien war die lange Zeit der heimischen Betreuung und
Bildungsarbeit eine Herausforderung und sorgte für Belastungen bei zahlreichen Familien.
Die sinkenden Infektionszahlen im Sommer führten zu einer Entspannung der Lage bis zu den Herbstferien, so dass
Kitas und Schulen in einen eingeschränkten Normalbetrieb (bspw. fest Gruppen/Kohorten) übergehen konnten. Bereits
vor den Herbstferien, aber insbesondere nach den Herbstferien nahmen auch die Infektionen im Umfeld von Kitas und
Schulen zu, so dass es vermehrt zu Kita-Schließungen und Szenarienwechseln in den Schulen kam. Oftmals fehlten
hier allerdings klare Regeln und Handlungsoptionen für die Schulleiter, so dass Infektionsschutzmaßnahmen erst nach
mehreren Tagen ergriffen werden konnten. Im Zuge der steigenden Infektionszahlen im November und Dezember kam
es zu vorgezogenen Weihnachtsferien bzw. der Freiwilligkeit des Schulbesuchs. Bis Ende November haben die nds. Lan-
desregierung und insbesondere der Kultusminister immer wieder betont, dass von den Kitas und Schulen kein erhöhtes
Infektionsrisiko ausgehe und die Kitas und Schulen pandemiefest seien. Erst Ende November kam es nach einem Koali-
tionskonflikt zu einer Veränderung der Position und zu einem Maßnahmepaket (25 Mio. Euro für zusätzliches Personal,
20 Mio. Euro für Sachmittel). Ebenso wurden aus Haushaltsresten des Wirtschaftsministeriums 30 Mio. Euro zusätzlich
für die Schülerbeförderung zur Verfügung gestellt. Zuvor wurden hierfür auch schon zusätzliche Mittel bereitgestellt.
Als FDP-Fraktion im Landtag Niedersachsen haben wir bereits seit März in mehreren Positionspapieren, Anträgen und
Presseerklärungen von der Landesregierung eingefordert die Schulen pandemiefest zu machen. Von diesen Maßnah-
men wurden nur wenige und diese zu spät umgesetzt.
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1ERFOLGE
Forderung FDP-Fraktion Quelle und Datum der Forderung Quelle und Datum der Umsetzung
durch das Ministerium
Schulschließung 12.03.2020 PI 13.03.2020
Rundverfügung 4/2020 Schließung der
Schulen
Präsenzunterricht für 14.04.2020 Positionspapier 16.04.2020
Abschlussklassen "Rückkehr zum normalen Schulbetrieb" Kultusminister Wiederaufnahme
Schulbetrieb – LPK
Private Betreuung von bis zu 5 23.04.2020 PI 05.05.2020 Verordnung zur Änderung
Kindern erlauben der Niedersächsischen Verordnung zum
Schutz vor Neuinfektionen mit dem Coro-
na-Virus
Wiederaufnahme Präsenzunterricht 25.03.2020 PI 16.04.2020 Sprechzettel Kultusminister
(Plan) 13.04.2020 Positionspapier "Rückkehr Wiederaufnahme Schulbetrieb – LPK
zum normalen Schulbetrieb"
Lehrkräfte testen 10.08.2020 Positionspapier 10.09.2020 PI + 02.09.2020 Unterrich-
tung des Ausschusses für Haushalt und
Finanzen
Träger der frühkindlichen Bildung sowie Schule pandemiefest machen Für Schulen im „Schutzpaket Corona"
die Schulträger organisatorisch und Entschließungsantrag FDP 23.06.2020 am 17.11.2020
finanziell bei der Beschaffung von Drucksache 18/6811
Schutzmaterial und Desinfektionsmittel zu
unterstützen
Bei hohen Infektionszahlen zum Ende der 10.08.2020 22.10.2020 PK; für die Zeit nach den
Sommerferien: Mund-Nase-Schutzes Positionspapier Testen, Eingrenzen, Vor- Herbstferien
auch während des Unterrichts ab Jahr- bereiten, Forschen
gang 5
Förderprogramm für baulichen Maßnah- Dicke Luft in Niedersachsens Klassenzim- Für Schulen im „Schutzpaket Corona"
men hinsichtlich der Lüftung der Räum- mern und Schulbussen am 17.11.2020
lichkeiten für Schulen Entschließungsantrag FDP 08.09.2020
Drucksache 18/7352
Anschaffung von CO2-Ampeln, gegebe- Dicke Luft in Niedersachsens Klassenzim- Für Schulen im „Schutzpaket Corona"
nenfalls Luftfilteranlagen oder UV-Licht- mern und Schulbussen am 17.11.2020
Installationen für Schulen /Kitas Entschließungsantrag FDP 08.09.2020
Drucksache 18/7352
Mittel zur Schülerbeförderung erhöhen Dicke Luft in Niedersachsens Klassenzim- PI 12.11.2020
= Mehr Abstand in den Schulbussen er- mern und Schulbussen
möglichen Entschließungsantrag FDP 08.09.2020
Drucksache 18/7352
Sobald es in der Schule oder Kita zu 13.11.2020 Positionspapier Schulen und Im MPK Beschluss vom 25.11.2020 Um-
einem positiven Befund kommt, muss das Kitas pandemiefest machen - Verunsiche- setzung im NDS noch nicht klar.
gesamte Umfeld kurzfristig mit Schnell- rung beenden
tests geprüft werden.
Distanzlernen am 21.12. und 22.12.2020 13.11.2020 Positionspapier Schulen und 26.11.2020 Elternbrief, allerdings kein
Kitas pandemiefest machen - Verunsiche- Distanzlernen sondern Ferientage mit
rung beenden Notbetreuung
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2Vielen unserer Forderungen der letzten Monate wurde bisher aber nicht entsprochen: FEHLT NOCH
Forderung FDP-Fraktion Quelle und Datum der Forderung
sofortige Aussetzung der Elternbeiträge für Krippen; Übernahme 20.03.2020 PI
der Ausfälle vom Land
eine gute Raumbelüftung sollte sichergestellt sein 3.04.2020 Positionspapier
"Rückkehr zum normalen Schulbetrieb"
NIEDERSACHSEN-KOLLEGIUM / Tutorials und digitale Lern- 13.04.2020 Positionspapier "Rückkehr zum normalen Schul-
inhalte zentral produzieren betrieb"
Abschlussprüfungen in den 9. und 10. Klassen durch mündli- 13.04.2020 Positionspapier "Rückkehr zum normalen Schul-
che Prüfungen ersetzen betrieb"
Verlängerung des Schuljahres bis zu den Herbstferien 2020 13.04.2020 Positionspapier "Rückkehr zum normalen Schul-
und ein sich anschließendes verkürztes Schuljahr 2020/2021 betrieb"
Mit mehr Halbtagsbetreuung in festen Gruppen insgesamt Mai 2020 Positionspapier
mehr Kindern ein Betreuungsangebot machen zu können "AUSSTIEG AUS DER NOT(Betreuung)"
Geld für Personalaufstockung in Kita und Krippe Mai 2020 Positionspapier "AUSSTIEG AUS DER NOT(Betreu-
ung)"
Kitaträger sollen die in den Sommerferien üblichen Schließ- 29.05.2020 PI
zeiten von mehreren Wochen zu überdenken
Digitalpädagoge 29.06.2020
Kitagruppen sollen temporär auch andere geeignete Räume Schule pandemiefest machen
nutzen können Entschließungsantrag FDP 23.06.2020 Drucksache 18/6811
landesweiten Teststrategie in Kita und Krippe Schule pandemiefest machen
Entschließungsantrag FDP 23.06.2020 Drucksache 18/6811
Sommerschulen (Sommer-Zeugnis, Noten anrechenbar, Über- Schule pandemiefest machen
stundenvergütung für Lehrkräfte, Studierenden einsetzen, Nut- Entschließungsantrag FDP 23.06.2020 Drucksache 18/6811
zung der Schulgebäude, zentrale, niedersächsische, virtuelle
Sommerschule)
digitale Endgeräte als Lernmittel anerkennen Schule pandemiefest machen
Entschließungsantrag FDP 23.06.2020 Drucksache 18/6811
im Schulgebäude Arbeitsplätze/Lernorte für den digitalen Schule pandemiefest machen
Unterricht einrichten Entschließungsantrag FDP 23.06.2020 Drucksache 18/6811
eine bundesweite Akkreditierungsstelle für digitalen Lernange- Schule pandemiefest machen
bote und -plattformen im Rahmen der DSGVO einrichten Entschließungsantrag FDP 23.06.2020 Drucksache 18/6811
Liste der besonders empfehlenswerten digitalen Lernangebote Schule pandemiefest machen
Entschließungsantrag FDP 23.06.2020 Drucksache 18/6811
Abiturienten und Abschlussklassen des Schuljahres Schule pandemiefest machen
2020/2021 auf freiwilliger Basis in den Herbst- und Osterfe- Entschließungsantrag FDP 23.06.2020 Drucksache 18/6811
rien Unterricht anbieten
Erhöhung von Wochenstunden in den Prüfungsfächern für die Schule pandemiefest machen
Schülerinnen und Schüler zulasten der nicht als Prüfungs-fach Entschließungsantrag FDP 23.06.2020 Drucksache 18/6811
gewählten Fächer
Teilnahme an den freiwilligen Angeboten in den Abitur- und Schule pandemiefest machen
Abschlusszeugnissen ausweisbar machen Entschließungsantrag FDP 23.06.2020 Drucksache 18/6811
Verlängerung der Bewerbungsfrist an den Hochschulen im Jahr Schule pandemiefest machen
2021 Entschließungsantrag FDP 23.06.2020 Drucksache 18/6811
landesweite Teststrategie für Kitas und Schulen 10.08.2020 Positions- papier Testen, Eingrenzen,
Vorbereiten, Forschen
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3Weitere unserer Forderungen der letzten Monate wurde bisher auch noch nicht entsprochen:
Forderung FDP-Fraktion Quelle und Datum der Forderung
Flexibler Beginn des Schuljahres: für Schüler und Lehrer 14 Tage 10.08.2020
nach Urlaubsrückkehr oder nach negativem Testergebnis
Förderprogramm für Kindertagesstätten und Tagespflegestellen Positionspapier Testen, Eingrenzen, Vorbereiten, Forschen
prüfen
Räume und Sitzplätze so herrichten, dass Klausuren ohne Dicke Luft in Niedersachsens Klassenzimmern und Schulbussen
Maske geschrieben werden können.
Sobald es in der Schule oder Kita zu einem positiven Befund Entschließungsantrag FDP 08.09.2020 Drucksache 18/7352
kommt, muss das gesamte Umfeld kurzfristig mit Schnelltests
geprüft werden.
Lehrkräfte sollen die Möglichkeit erhalten, sich regelmäßig mit
Schnelltests auf eine Infektion testen zu lassen.
Aus unserer Sicht ist es fahrlässig, dass in der Schule nur noch 13.11.2020 Positionspapier Schulen und Kitas pandemiefest
Sitznachbarn als Kontaktpersonen gewertet werden, diese nur machen - Verunsicherung beenden
noch bei Symptomen getestet werden und dann auch nicht
offiziell in Quarantäne geschickt werden, sondern ins „Dis-
tanzlernen“
Schulleiter in Absprache mit dem Schulvorstand kurzfristig 13.11.2020 Positionspapier Schulen und Kitas pandemiefest
selbst Entscheidungen treffen können, die sie für die Gefahren- machen - Verunsicherung beenden
abwehr für erforderlich halten
kurzfristiges Distanzlernen für Klassen, Jahrgänge oder die 13.11.2020 Positionspapier Schulen und Kitas pandemiefest
gesamte Schule zur Klärung von Infektionsfällen soll möglich machen - Verunsicherung beenden
machen
Sportunterricht weiter ermöglichen 13.11.2020 Positionspapier Schulen und Kitas pandemiefest
machen - Verunsicherung beenden
Geld für Personalaufstockungen in Kitas 13.11.2020 Positionspapier Schulen und Kitas pandemiefest
machen - Verunsicherung beenden
II. EINSCHÄTZUNG DER AKTUELLEN SITUATION
Die Bewertung der aktuellen Situation muss insbesondere aufgrund der Kriterien Gesundheitsschutz, Bildungschancen
und soziale Entwicklung erfolgen:
GESUNDHEITS-
SCHUTZ
BILDUNGS- SOZIALE
CHANCEN ENTWICK-
LUNG
Unser Ziel muss sein unter diesen Kriterien eine zielführende, längerfristige Abwägung zu treffen, die für die Schulen
auch Planungssicherheit schafft.
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4Nach den Weihnachtsferien war/ist die Situation aufgrund der mangelnden Tests über die Feiertage schwierig einzu-
schätzen. Dennoch lagen/liegen die Infektionszahlen in Niedersachsen durchschnittlich bei einer 7-Tage-Inzidenz von
100. Eine Inzidenz die vor den Weihnachtsferien keine Auswirkung auf den Schulbetrieb gehabt hätte mit der Ausnah-
me, dass ein Szenarienwechsel in Szenario B hätte vorgenommen werden müssen, wenn es zu einer Infektionsschutz-
maßnahme durch das öGA für die Schule gekommen wäre.
Aus unserer Sicht wäre es daher vertretbar gewesen in den Schulbetrieb nach Szenario B (Wechselmodell) zu starten,
anstatt nur mit den Grundschulen im Szenario B zu starten, die Abschlussklassen in die Schulen zu holen und für alle
anderen Jahrgänge Distanzlernen anzuordnen.
Mit dem Wechselmodell hätten wir einen durchgehenden Kontakt zwischen den Schülerinnen und Schülern und den
Lehrkräften erreicht, die Möglichkeit geschaffen in der Schule Abstand zu halten, den ÖPNV entlastet. Der gestrige
Schulstart hat gezeigt, dass das Distanzlernen nach wie vor nicht flächendeckend gleich gut funktioniert. Darunter leiden
insbesondere die Bildungschancen der Schülerinnen und Schüler und die Gleichwertigkeit der Abschlussvoraussetzun-
gen. Mit der Entscheidung das Szenario B flächendeckend bis zu den Osterferien durchzuführen hätte man den Schü-
lern, Eltern und Lehrkräften eine Planungssicherheit geben können, die dazu geführt hätte, dass man langfristig planen
kann.
Zudem hätte man den Zeitraum bis zu den Osterferien nutzen können die Schulen endlich wirklich pandemiefest zu
machen.
III. SCHULEN PANDEMIEFEST MACHEN
Niedersachsen darf nicht erneut Zeit verlieren die Schulen pandemiefest zu machen. Nach 10 Monaten Pandemie und
den ersten Impfzahlen ist klar, dass die Pandemie auch noch im Kita- und Schuljahr 2021/2022 fortbestehen wird.
Daher müssen notwendige Schutzmaßnahmen er-griffen werden, um einen sicheren Schulbetrieb zu ermöglichen. Zahl-
reiche dieser Investitionen werden auch über die Pandemie hinauswirken. So werden bpsw. Luftfilter oder Lüftungsan-
lagen dazu führen, dass auch weniger Erkältungs- und Grippeviren in der Raumluft der Klassenzimmer vorhanden sein
wird. Der Fortschritt in der digitalen Bildung kann Deutschlands Schulen endlich in die Gegenwart führen. Alternative
Lernräume könnten Grundlage für eine Kinder- und Jugendförderung im Sozialraum darstellen.
Konkret fordern wir weiterhin:
• die Anschaffung von Luftfilteranlagen, Schutzwänden & FFP2-Masken für alle Angestellten in Schulen & Kitas,
• eine zentrale Digitalisierung der Lerninhalte,
• mehr Geld für die Schülerbeförderung,
• eine Teststrategie für Schulen und Kitas,
• die Bereitstellung von digitalen Endgeräten für sozial Schwächere,
• die Einrichtung von alternativen Arbeitsplätzen/Lernorten für den digitalen Unterricht in den Schulgebäuden,
• ein verlässlicher Stufenplan und eine nachhaltig Corona Strategie für den Bildungsbereich.
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5Die für Schulen vorgeschlagenen Maßnahmen gelten auch für die Kindertagesstätten, die Tagespflege und das dazugehö-
rige Personal.
Insbesondere Luftfilter- und Belüftungsanlagen, klare Regeln für Szenarienwechsel, Handlungsmöglichkeiten für Schulleiter
und die Digitalisierung der Bildung sind wichtige Bausteine:
A. LUFTFILTER- UND BELÜFTUNGSANLAGEN
Insbesondere hinsichtlich der Luftfilteranlagen lehnt die Landesregierung den Einsatz weiterhin ab und verweist auf das
Lüftungskonzept 20-5-20. In der Praxis sorgt dieses Modell zu vielen Diskussionen und Auseinandersetzungen. Luftfilteran-
lagen reinigen die Raumluft und es ist auf einen hohen Luftaustausch pro Stunde zu achten, damit ausreichend Aerosole aus
der Luft gefiltert werden. Die Anlagen haben allerdings keine Auswirkung auf die CO² Konzentration in der Raumluft. Daher
kann auf ein Lüften in den Pausen nicht verzichtet werden.
Mittlerweile gibt es an einigen Schulen (mit wissenschaftlicher Begleitung) auch Systeme, die mit typischen Badezimmer-
lüftern einen kontinuierlichen Luftaustausch im Klassenzimmer sicherstellen und dauerhaft einen ausreichenden Luftaustausch
sicherstellen.
Weitere Informationen und Verweise auf Studien sind am Ende dieser Ausführungen beigefügt.
B. SZENARIEN UND HANDLUNGSMÖGLICHKEITEN
In den letzten Wochen und Monaten hat sich gezeigt, dass den Schulleitern oftmals Möglichkeiten
fehlen Infektionsschutzmaßnahmen zu ergreifen, wenn beispielsweise die örtlichen Gesundheitsämter überfordert sind. Wir
fordern daher, dass Schulleiter in Absprache mit dem Schulvorstand kurzfristig selbst Entscheidungen treffen können, die sie
für die Gefahrenabwehr für erforderlich halten - beispielsweise eine Maskenpflicht ab Schuljahr 5 im Unterricht unter einem
Inzidenzwert von 50 oder den Wechsel ab einem Inzidenzwert von 50 in Szenario B auch ohne angeordnete Infektions-
schutzmaßnahmen des örtlichen Gesundheitsamtes oder den Wechsel in Szenario C ab einem Inzidenzwert von über 150
unter Sicherstellung der Voraussetzungen für Distanzlernen. Auch kurzfristiges Distanzlernen für Klassen, Jahrgänge oder die
gesamte Schule zur Klärung von Infektionsfällen soll möglich gemacht werden. Hierfür wollen wir den Schulleitern auch eine
gesetzliche Möglichkeit einräumen.
C. DIGITALISIERUNG
Die Digitalisierung in den Schulen muss weiter vorangetrieben werden. Auch 10 Monate nach den ersten Schulschließungen
fehlt ein landesweit einheitliches Konzept. Wir erwarten, dass die Inhalte der Kerncurricula zentral digital aufbereitet wer-
den, so dass Lehrkräfte auf fertige digitale Unterrichtseinheiten zurückgreifen können. Nicht jede Lehrkraft in Niedersachsen
muss alles neu erfinden. Zudem wollen wir, dass diese Unterrichtseinheiten auch den Schülerinnen und Schülern zur Verfü-
gung gestellt werden, um ein individuelles Nacharbeiten zu ermöglichen. So kann auch verpasster Lernstoff nachgearbeitet
werden.
Die Ausstattung von sozial Schwächeren Schülerinnen und Schülern mit digitalen Endgeräten muss weiter gehen und dauer-
haft gesichert werden, da mit jedem neuen Schuljahr neue Schüler hinzukommen und nicht ausgeschlossen werden kann,
dass die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie dazu führen, dass weitere Schülerinnen und Schüler anspruchsbe-
rechtigt werden.
Wir wollen den Abfluss der Mittel aus dem Digitalpakt beschleunigen. Hierzu soll das Geld direkt an die Schulen durch-
geleitet werden, so dass diese die vorhandenen Mittel frei für die Digitalisierung verwenden können. Auch über die Mittel
für die Anschaffung der Dienstlaptops für Lehrkräfte und die Folgekosten gibt es zwischen Bund, Ländern und Kommunen
Auseinandersetzungen. Wir wollen jeder Lehrkraft in Niedersachsen eine monatliche Zulage von ca. 30 Euro aus den zu-
sätzlichen Digitalpaktmitteln zur Verfügung stellen. Über einen Abschreibungszeitraum von jeweils 3 Jahren wäre damit eine
dauerhafte Refinanzierung sichergestellt.
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6IV. WAS KOMMT NACH CORONA?
Schon heute ist klar, der Unterrichtsausfall der letzten Monate wirkt sich auf alle Schülerinnen und Schüler und deren Bil-
dungschancen aus. Die Antwort kann und darf nicht sein die Ansprüche und Bildungsstandards für die kommenden Jahr-
gänge abzusenken. Vielmehr benötigen wir einen Plan, wie die versäumten Inhalte aufgearbeitet werden können.
Hierfür muss der Ganztag genutzt werden und die Lehrkräfte benötigen eine Entlastung um sich besser individualisiert um
die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler kümmern zu können. Grundlage dafür ist, dass zum einen die Unterrichtsver-
sorgung nachhaltig auf über 100 Prozent gesteigert wird und allen angehenden Lehrkräften eine Einstellungsgarantie in
Niedersachsen gegeben wird. Diese zusätzlichen Lehrkräfte führen zu einer Entlastung im System, die dafür genutzt werden
kann im Ganztag Unterrichtsinhalte nachzuarbeiten und die Kinder in den nächsten Jahren zusätzlich zu fördern. Auch kann
so eine Reserve geschaffen werden, um Unterrichtsausfall zu verhindern. Die letzten Monate haben bewiesen, dass diese
Reserve dringend benötigt wird. Auch sollten die Ganztagsmittel erhöht werden, um mit zusätzlichem Personal ohne Lehr-
befähigung Aufgaben im Ganztag zu übernehmen, um Lehrerstunden freizuräumen.
Auch die oben beschriebene Digitalisierung der Unterrichtsinhalte kann dazu führen, dass die Schülerinnen und Schüler ver-
säumte Unterrichtsinhalte nacharbeiten können.
Das Ziel muss sein, dass die Kinder in der Folge der Pandemie keine Bildungschancen verlieren.
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7REAKTION AUF DAS MERKBLATT
„Mobile Luftfilteranlagen in Klassenräumen – eine sinnvolle Ergänzung zur Lüftung?“
des Niedersächsischen Landesgesundheitsamtes
Kritikpunkte des Merkblatts an mobilen Luftfiltern
> Mögliche Antworten darauf (basierend auf einer Studie)
• Luftfilter müssen Luftfilter der Qualitätsstufe HEPA 13 bzw. 14 haben.
> HEPA 13 besagt eine Filterung zu > 99,95%, HEPA 14 zu > 99,995 %. Mindestens HEPA 13 Filter sind üblicherweise im
Lieferumfang enthalten.
• Es braucht eine „regelmäßige Wartung der Anlage (…) (Wichtig: Regelmäßiger Filterwechsel und Durchführung des
Filterwechsels unter der Einstufung potentiell infektiöses Material)“
> Laut Hersteller warnen die Geräte rechtzeitig, wenn Filter gewechselt werden müssen. Ein Hersteller gibt 24 Monate Lauf-
zeit pro Filter an (ein neuer Filter kostet rund 50€). Eine Studie gibt nach einem Test des Filters die Einschätzung ab: „should
be operational for many months“ . Eine Verlängerung der Lebenszeit der HEPA Filter kann außerdem durch das Einsetzen
von zusätzlichen Aktivkohlefiltern vor die HEPA Filter erreicht werden.
> Beim Filterwechsel und der Entsorgung der Alt-Filter sollten Infektionsschutzrichtlinien analog zur Handhabung von Ab-
fällen etwa in Test-Centern zu befolgt werden.
•Die Filter in den Geräten müssen gegen „Manipulation durch nicht befugte Personen“ gesichert sein.
> Das Abschließen der Räume und sowie die allgemeinen Zugangsbeschränkungen für schulfremde Personen sollten die
Sicherheit gewährleisten. Es sein denn, die LReg kommt zu einer vollkommen anderen Sicherheitseinschätzung an ihren
Schulen...
• Die Aufstellung muss durch „fachlich qualifizierte Lüftungstechniker“ erfolgen.
> Es handelt sich um haushaltsübliche Geräte zur Selbstinstallation. Das Aufstellen anhand der Bedienungsanleitungen sollte
dem (technischen) Personal des Schulträgers zumutbar sein.
• Es darf keine Zugerscheinungen geben.
> Die Abluft der Filter wird i.d.R. nach oben abgelenkt, nicht zur Seite. Kein Studienteilnehmer beklagte Probleme im Zu-
sammenhang mit Zugluft.
• Die Luftwechselrate des Gerätes muss „das Mehrfache des Raumvolumens“ betragen.
> Das in der Studie genutzte Klassenzimmer verfügte über eine typische Grundfläche von 50,9m² und war für 27 Schü-
ler sowie einen Lehrer ausgerichtet. Das Raumvolumen betrug 186,4m³. Am getesteten Luftfilter wurden Luftwechsel von
365,2m³/h gemessen. Dies entspricht einer Luftwechselrate von 196% des Raumvolumens pro Stunde. Höhere Luftwech-
selraten können durch den Einsatz mehrerer Filter erreicht werden. Darüber hinaus sind auch Geräte mit einem höheren
Luftdurchsatz verfügbar.
• Die Lautstärke beim Betrieb der Anlage darf in Schulen die Vorgaben der technischen Vorschrift von max. 35 dB nicht
übersteigen.
> Die Richtlinie zum Geräuschpegel in Schulen von 35 dB stimmt. Der Geräuschpegel der getesteten Luftfilter lag (je nach
Modus) bei 39-54 dB. Der Richtwert von 35 dB erscheint im Gesamtkontext diskutabel. Gemeinhin wird in „In typischen
Unterrichtssituationen“ ein Geräuschpegel ca. 70–75 dB angenommen. In der Studie mit den Luftfiltern gaben 85% der
Schüler „kein“ oder „gar kein“ subjektives akustisches Störempfinden durch die Filter an.
• Der Raum muss weiterhin „regelmäßig und regelgerecht“ belüftet werden.
> Die Luftfilter haben keinen Einfluss auf die CO² Konzentration im Klassenzimmer (Grenzwert 2000 ppm). In der Studie
mit 27 Schülern stieg die CO² Konzentration von ca. 750 ppm im leeren Raum mit Anwesenheit der Schüler um 48 ppm
pro Minute an, sodass rein rechnerisch nach 26 Minuten ohne Lüften der Grenzwert erreicht wurde. Bei geöffneten Fenstern
wurde eine Reduzierung des CO² Anteils von 70 ppm pro Minute festgestellt. Bei geschlossenen Fenstern wurden in der
Unterrichtspraxis auch Werte von ca. 2800 ppm erreicht. Diese Abweichung von theoretischen Grenzwerten erscheint auch
gerade angesichts der Handhabung in früheren Wintern als üblich.
1 https://www.philips.de/c-p/AC2887_10/series-2000-luftreiniger, https://www.philips.de/c-p/FY2422_30/2000-series-nano-protect-filter
2 https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.10.02.20205633v3.full#T1, Punkt 3.5
3 https://www.download.p4c.philips.com/files/a/ac2887_10/ac2887_10_dfu_deu.pdf?_ga=2.119047690.200340809.1610708199-1029976404.1610708199
4 https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.10.02.20205633v3.full#T1, Punkt 3.4
5 https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.10.02.20205633v3.full#T1, Table I
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