DIE UMSTELLUNG AUF TREAT & EXTEND - BEST PRACTICE in der IVOM-Patientenversorgung - VisusVital
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BEST PRACTICE in der IVOM-Patientenversorgung DIE UMSTELLUNG AUF TREAT & EXTEND
Inhalt 1. Ziel des Kompendiums S. 4 2. Vorstellung der Ergebnisse aus dem Best-Practice-Projekt zur IVOM-Patientenversorgung: PRN vs. T&E S. 6 3. Neue Wege gehen: Best Practices bei der Umstellung von PRN auf T&E S. 16 4. Projektplan zur Umstellung von PRN auf T&E S. 24 5. Zusammenfassung S. 26 2 3
1. Ziel des Kompendiums Die stetig ansteigenden Patientenzahlen bringen viele IVOM-Zentren mehr und mehr an ihre Kapazi- In der größten deutschen prospektiven ophthalmologischen Versorgungsstudie OCEAN wurde die tätsgrenzen. Hinzu kommt, dass durch die Corona-bedingten Hygiene- und Abstandsregelungen Behandlung vaskulärer Netzhauterkrankungen mit Ranibizumab im Praxisalltag untersucht. Bei einer sowohl die Kontaktzeiten in Praxis und OP als auch die Anzahl der Patiententermine möglichst ge- Verzögerung des Therapiestarts von über 28 Tagen war der Visusanstieg signifikant schlechter als mit ring gehalten werden sollten. Die neue Situation bringt gerade jetzt viele Zentren dazu, ihre Prozesse einem zeitnahen Beginn (< 14 Tage).6 zu überdenken. Bei einer Therapie nach dem PRN-Schema kann es schwierig sein, eine ausreichende Behandlungs- Hierbei stellen sich viele auch die Frage: „Kann eine Veränderung des Therapieschemas eine positi- intensität und Kontinuität zu erreichen, denn viele Visiten sorgen für eine hohe Behandlungslast für den ve Verbesserung herbeiführen?“ Die Ergebnisse aus der Versorgungsforschung zeigen klare Vorteile Patienten und seine Angehörigen7, zudem erfolgt die Weiterbehandlung immer reaktiv, es wird also bei der Anwendung von Treat & Extend gegenüber PRN (pro re nata) für die Patientenversorgung. immer erst weiterbehandelt, wenn ein Rezidiv aufgetreten ist. Aber wie stellt man die Praxisabläufe konkret auf T&E um? Lanzetta et. al haben in ihrer Übersichtsarbeit 4 Prinzipien eines idealen Behandlungsregimes definiert:8 Mit Hilfe von IVOM-Experten wurden konkrete Best Practices zur Umstellung auf T&E erarbeitet und in diesem Kompendium zusammengefasst. Es bietet Ihnen viele Hilfestellungen und Anleitungen wie • Sehschärfe maximieren und erhalten die Umstellung von PRN auf T&E gelingen kann und welche konkreten Maßnahmen hierzu erforder- • Vorausplanung der Folgebehandlung statt situativer Behandlungsentscheidung lich sind. • Anpassung der Behandlungsintervalle an Patientenbedürfnisse Das Treat & Extend-Behandlungsprinzip • Behandlung bei jeder Kontrollvisite Die intravitreale Therapie mit VEGF-Hemmern hat die Behandlungslast exsudativer und neovaskulä- Das proaktive Treat & Extend-Protokoll (T&E) adressiert alle genannten Prinzipen. Durch die Kom- rer Erkrankungen des Augenhintergrundes wie der neovaskulären altersabhängigen Makuladegene- bination von Kontrolle und Behandlung an einem Tag kann die Behandlungslast für den Patienten ration (nAMD) grundlegend verändert. reduziert werden.7 Zudem werden die Behandlungsintervalle dabei anhand des funktionellen und/oder morphologischen Befunds an den individuellen Therapiebedarf des einzelnen Patienten angepasst. In den Zulassungsstudien der Anti-VEGF-Medikamente wurden mindestens im ersten Behandlungs- Das ermöglicht es, mit möglichst wenig Visiten eine gute Versorgung zu gewährleisten und Rezidive jahr die Injektionen im fixen Intervall durchgeführt. Diese Behandlung führte in den klinischen Studien zu vermeiden. zu sehr guten funktionellen Ergebnissen. Allerdings zeigten frühe Real-World-Studien, dass die Er- gebnisse der Zulassungsstudien in der Praxis nicht erreicht wurden und dass bei der Anti-VEGF- Die 96-Wochen-Ergebnisse der ALTAIR-Studie haben gezeigt, dass mit dem T&E-Schema Visusge- Therapie eine Unterversorgung in verschiedenen Bereichen der Therapie existiert:1 winne erzielt und über 2 Jahre weitestgehend erhalten werden konnten, die vergleichbar mit den Er- gebnissen der Zulassungsstudien sind.9,10 Weiterhin erreichte die Mehrheit der Patienten beim letzten •Z u wenig Anti-VEGF-Injektionen. Die Ergebnisse mehrerer Studien zeigten, dass Patienten erst Besuch ein geplantes Intervall von ≥ 12 Wochen.11 Auch Real-World-Studien mit Aflibercept7,12-14, in dann deutlich von einer Visusverbesserung durch die Therapie profitierten, wenn sie mindestens denen die T&E-Dosierung untersucht wurde, zeigten gute Ergebnisse in der praktischen Anwendung. 7 Injektionen im ersten Behandlungsjahr erhielten.2,3 In der retrospektiven, nicht-interventionellen AURA-Studie bekamen allerdings nur 7,6 % der Patienten im ersten Behandlungsjahr mehr als 7 In- jektionen verabreicht, so konnte der initial durch die Therapie erzielte Visusgewinn nicht aufrecht- erhalten werden. Zudem werden Verlaufskontrollen und vor allem weitere Behandlungen nach der FAZIT Upload-Phase häufig nur sehr unregelmäßig und in zu großen Zeitabständen durchgeführt.2,3 Auch Für ein gutes Behandlungsergebnis muss eine kontinuierliche Behandlung gewährleistet werden. Das die 1-Jahres-Daten der jüngeren PERSEUS-Studie weisen auf deutliche Zusammenhänge zwischen T&E-Protokoll erlaubt gute funktionelle Ergebnisse und kann gleichzeitig die Behandlungslast minimie- unregelmäßiger Behandlung und stärkerem Visusverlust der Patienten hin.4 ren. Durch die individuelle Anpassung der Therapie an den Behandlungsbedarf des Patienten kann sowohl eine Unter- als auch eine Überbehandlung vermieden werden. •D ie Therapieempfehlungen wurden kaum eingehalten. Im Rahmen der PONS-Studie wurde das Ausmaß von Nicht-Adhärenz und Nicht-Persistenz zu einer Anti-VEGF-Behandlung von P atienten mit neovaskulärer altersabhängiger Makuladegeneration (nAMD) in der klinischen Routine in Deutsch- land untersucht. Nicht-Persistenz und Nicht-Adhärenz waren dabei hoch, was nach Ansicht der Au- toren im Vergleich zu randomisierten klinischen Studien zu einem suboptimalen klinischen Ergebnis beitragen kann.5 4 5
2. Vorstellung der Ergebnisse aus dem Best-Practice-Projekt zur IVOM-Patientenversorgung: PRN vs. T&E Im Rahmen eines bundesweiten Projekts „Best Practice in der IVOM-Patientenversorgung“ wurden In den Ergebnissen zeigte sich, dass in den Zentren, in denen die Patienten nach dem T&E-Schema über 40 ophthalmochirurgische Zentren auditiert, Kennzahlen zur IVOM-Patientenversorgung erhoben behandelt worden sind, signifikant mehr Injektionen pro Patient im ersten Behandlungsjahr erfolgten. und die dort praktizierten IVOM-Prozesse analysiert. Ein Großteil der Ergebnisse wurde bereits in Kapi- Der Mittelwert der PRN-Zentren liegt bei 7,3 IVOM pro Patient im ersten Behandlungsjahr (Abb. 1), tel 3 des ersten Teils des Kompendiums dargestellt und erläutert (siehe Kompendium Teil 1, Kapitel 3). wohingegen der Mittelwert der T&E-Zentren bei 8,5 IVOM pro Patient im ersten Behandlungsjahr liegt (Abb. 2). Betrachtet wurden hierbei ausschließlich Patienten mit der Diagnose „nAMD“, die mit VEGF- Im Folgenden werden die Ergebnisse der Audits in Hinblick auf die Anwendung des Therapieschemas Hemmern behandelt wurden. Auffallend hierbei ist, dass auch das Minimum der T&E-Zentren mit 7,2 (PRN = Pro Re Nata vs. T&E = Treat and Extend) herausgestellt: So zeigten sich in der Analyse der nur knapp unter dem Mittelwert der PRN-Zentren liegt. Daten in einigen Bereichen klare Unterschiede in Abhängigkeit von dem praktizierten Therapieschema. Die höhere Anzahl an IVOM pro Patient in den T&E-Zentren könnte sich durch verschiedene Faktoren bzw. Kennzahlen erklären, die im Folgenden beschrieben und erläutert werden. Signifikant mehr IVOM pro Patient im ersten Behandlungsjahr bei T&E IVOM pro Patient pro Jahr Therapieschema = PRN Soll-Ist-Abweichung in den T&E-Zentren mit 5,1 Tagen deutlich unter dem 12 Mittelwert der PRN-Zentren 11 10 Soll-Ist-Abweichung Injektionstermin 9 7,3 Anzahl IVOM pro Jahr Therapieschema = PRN 8 16 7 7,3 IVOM / 14 Soll-Ist-Abweichung in Tagen 6 Patient / Jahr 5 12 4 Min: 4,3 Max: 8,8 10 6,8 3 Tage 2 8 6,8 Min: 2,8 1 6 Max: 15,4 0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 4 Stichprobennummer (Zentrum) 2 Abbildung 1 0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 IVOM pro Patient pro Jahr Stichprobennummer (Zentrum) Therapieschema = T&E 12 Abbildung 3 11 10 Soll-Ist-Abweichung Injektionstermin 9 Anzahl IVOM pro Jahr 8,5 8,5 Therapieschema = T&E 8 16 7 IVOM / 14 Soll-Ist-Abweichung in Tagen 6 Patient / Jahr 5 12 4 Min: 7,2 Max: 9,6 10 5,1 3 Tage 2 8 Min: 1,2 1 6 Max: 10,5 0 5,1 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 4 Stichprobennummer (Zentrum) 2 Abbildung 2 0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 Stichprobennummer (Zentrum) Abbildung 4 6 7
Soll-Ist-Abweichung Injektionstermin zwischen Re-Indikation und 1. IVOM der jeweiligen 3er-Serie 150 Soll-Ist-Abweichung in Tagen 125 18,0 Neben der absoluten Anzahl an Injektionen pro Patient im ersten Behandlungsjahr wurden auch die 100 Tage durchgeführten Behandlungsintervalle näher untersucht: Hierbei erfolgte ein Abgleich zwischen dem 75 ärztlich indizierten Therapieintervall (bei PRN beispielsweise „3 Injektionen im Abstand von 4 Wochen“, Soll-Ist-Abweichung zwischen also SOLL = 28 Tage bzw. bei T&E „nächste Injektion in 6 Wochen“, also SOLL = 42 Tage) und dem tat- 50 Re-Indikation und 1. IVOM einer Serie sächlich durchgeführten Therapie-Intervall (IST). Hierbei zeigte sich eine geringere Soll-Ist-Abweichung bei den T&E-Zentren (Mittelwert bei 5,1 Tagen Abweichung, Abb. 4) als bei den PRN-Zentren (MW bei 25 18,0 6,8 Tagen Abweichung, Abb. 3). Besonders auffallend zeigte sich die Soll-Ist-Abweichung bei den PRN- 0 Zentren bei näherer Betrachtung der Abweichungen innerhalb einer durchgeführten 3er-Serie. 0 100 200 300 400 500 Stichprobennummer Deutliche PRN-Lücke nachweisbar Abbildung 5 Den nebenstehenden Grafiken kann deutlich entnommen werden, dass die Soll-Ist-Abweichung zwi- schen der Re-Indikation und der ersten Injektion einer jeweiligen 3er-Serie im Durchschnitt bei 18,0 Soll-Ist-Abweichung Injektionstermin Tagen liegt (Abb. 5). Außerdem wird in der Grafik eine sehr hohe Streuung der Ergebnisse sichtbar. zwischen 1. und 2. IVOM der jeweiligen 3er-Serie Die Soll-Ist-Abweichung der darauffolgenden Injektionen der jeweiligen 3er-Serie ist dann mit 3,7 Tage 150 Abweichung zwischen 1. und 2. Injektion (Abb. 6) und 3,4 Tage Abweichung zwischen der 2. und 3. Soll-Ist-Abweichung in Tagen 125 Injektion (Abb. 7) deutlich geringer. Auch ist in den beiden genannten Grafiken die Streuung deutlich 3,7 geringer und es liegen deutlich mehr Punkte auf oder nahe der Null-Linie. 100 Tage Dieses Phänomen zeigt sich sehr häufig bei der Anwendung eines PRN-Schemas und wird als „PRN- 75 Gap“ bezeichnet. In der Regel wird ein PRN-Schema als 2-Stop-Strategie durchgeführt. Hierbei erfolgt Soll-Ist-Abweichung zwischen 50 1. und 2. IVOM einer Serie die OCT-Kontrolle an einem anderen Tag als die Injektion selbst. In der Regel soll 4 Wochen nach der letzten Injektion einer 3er-Serie eine OCT-Kontrolle durchgeführt werden. Ergibt diese nun einen 25 weiterhin aktiven CNV-Befund, wird in den meisten Fällen eine weitere 3er-Serie Injektionen im Ab- 0 3,7 stand von 4 Wochen (Soll 28 Tage) indiziert. Die erste Injektion der neuen 3er-Serie müsste bei einer 0 100 200 300 400 500 1-Stop-Strategie eigentlich am gleichen Tag stattfinden, um das Therapieintervall von 28 Tagen zur Stichprobennummer letzten Injektion weiter aufrecht zu halten. Dies ist im Praxisalltag aber praktisch kaum möglich. Durch die Anwendung des reaktiven Therapieschemas kommt es bei den Patienten also immer wieder zu der Situation, dass der Arzt „spontan“ freie OP-Ressourcen benötigt. Diese stehen den Zentren aber Abbildung 6 oftmals nicht zur Verfügung, weil die kurzfristig verfügbaren OP-Ressourcen ausgeschöpft sind oder das Medikament erst patientenbezogen bestellt werden muss. Soll-Ist-Abweichung Injektionstermin zwischen 2. und 3. IVOM der jeweiligen 3er-Serie Unter Berücksichtigung dieses „PRN-Gaps“ bekommt die Soll-Ist-Abweichung der PRN-Zentren (über 150 alle Injektionen gemittelt 6,8 Tage, Abb. 3) eine völlig neue Bedeutung. Besonders bei Stellung der Re- Soll-Ist-Abweichung in Tagen 125 Indikation ist ein massiver Therapieverzug und somit eine deutlich messbare Diskontinuität in der Ver- 3,4 sorgung der Patienten zu beobachten. Durch die Soll-Ist-Abweichung von 18 Tagen zwischen der Re- 100 Tage Indikation und der ersten IVOM einer jeweiligen 3er-Serie kommt es zur Ausweitung des angestrebten Behandlungsintervalls von über 50 Prozent (Soll beträgt 28 Tage nach vorheriger Behandlung, Ist liegt 75 Soll-Ist-Abweichung zwischen bei 46 Tagen nach vorheriger Behandlung). Dieser messbare Therapieverzug kann einen deutlichen 50 2. und 3. IVOM einer Serie negativen Einfluss auf das Therapieergebnis (Visusverlauf, Netzhautdicke) der Patienten nehmen. 25 0 3,4 0 100 200 300 400 500 Stichprobennummer Abbildung 7 8 9
PRN Aus diesen Ergebnissen lässt sich ein klarer Vorteil des T&E-Schemas ableiten. Bei konsequenter Umsetzung eines T&E-Schemas kann es lediglich bei der ersten Injektion zu der Situation kommen, dass kurzfristig OP-Ressourcen benötigt werden. Im weiteren Therapieverlauf werden die Injektionen Prozesszeit mit einem Minimum-Vorlauf von 4 Wochen (28 Tagen) geplant, sodass auch alle hierfür benötigten Konservativ Durchlaufzeit Ressourcen mit dem genannten zeitlichen Vorlauf zur Verfügung gestellt werden können. Nähere Aus- („Makula-Sprechstunde“) führungen zu diesem logistischen Vorteil folgen in Kapitel 3 dieses Kompendiums. Wartezeit Gesamt- Geringere Behandlungslast für Patienten und Angehörige bei T&E Durchlaufzeit Das T&E-Schema wird in den überwiegenden Zentren als 1-Stop-Strategie umgesetzt. Dies bedeutet, dass bei den Patienten sowohl die OCT-Kontrolle (zur Festlegung des weiteren Behandlungsintervalls), Prozesszeit als auch die Injektion am selben Behandlungstag durchgeführt werden. In Folge dessen müssen die OP-Tag Durchlaufzeit Patienten nur einmal pro Behandlungszyklus in das jeweilige Zentrum kommen und benötigen ggf. auch nur einmal eine Begleitperson (unberücksichtigt hierbei sind die postoperativen Kontrollen zum Wartezeit Endophthalmitis-Ausschluss). Ein PRN-Schema wird in den meisten Zentren als 2-Stop-Strategie umgesetzt. Dies bedeutet, dass die Durchführung der OCT-Kontrolle und die Durchführung der Injektion bei Re-Indikationsstellung an zwei unterschiedlichen Behandlungstagen erfolgen und der Patient somit (ggf. mit Begleitperson) 2 Stop zweimal ins Zentrum kommen muss. Neben der daraus oftmals resultierenden Behandlungsverzöge- rung (PRN-Gap) kommt also hinzu, dass der Patient bei PRN einen deutlich höheren Gesamtaufwand für die Therapie aufbringen muss (Abb. 8). T&E Prozesszeit Konservativ („Makula-Sprechstunde“) Durchlaufzeit Wartezeit Gesamt- Durchlaufzeit Prozesszeit OP-Tag Durchlaufzeit Wartezeit 1 Stop Abbildung 8 10 11
Gesamtdurchlaufzeit bei T&E deutlich geringer als bei PRN Im Ergebnis zeigt sich eine deutlich geringere Gesamtdurchlaufzeit bei den T&E-Zentren (MW bei 73 Minuten, Abb. 9) im Vergleich zu den PRN-Zentren (MW bei 120 Minuten, Abb. 10). Die Patienten Gesamtdurchlauf PRN haben bei der Anwendung von T&E also nicht nur eine geringere Behandlungslast durch die Reduk- 400 tion der Behandlungstermine von zwei Terminen auf einen Termin, sondern an diesem einen Termin zusätzlich einen messbar geringeren zeitlichen Aufwand als in der zeitlichen Addition von zwei Ter- Durchlaufzeit PRN (in Min.) minen, die im Rahmen eines PRN-Schemas entsgehen. 300 2:00 Die deutlich geringere Gesamtdurchlaufzeit bei den T&E-Zentren kann wie folgt begründet werden: Stunden 200 Durch die Ankopplung des OP-Prozesses (Injektion) an den konservativen Prozessteil (OCT-Kon- Min: 0:31 Max: 5:38 trolle), müssen beide Praxisbereiche effizient miteinander synchronisiert werden. Sowohl ein Pa- 100 119,6 tientenstau vor dem OP (und hieraus resultierend lange Wartezeiten für die Patienten und überfüllte Wartezimmer) als auch ein Leerlauf im OP müssen vermieden werden. Um beide Bereiche zeit- lich aufeinander abzustimmen und die Prozesse effektiv und effizient planen zu können, ist in den 0 meisten Zentren eine sogenannte Spezialsprechstunde eingerichtet worden. Durch diese Spezial- 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 sprechstunde entsteht eine zeitliche, personelle und ggf. räumliche Entkopplung der benötigten Stichprobennummer (Zentrum) Ressourcen. Besonders bei den größeren IVOM-Zentren ist ein zunehmender Trend zu beobachten, Abbildung 9 dass mehr und mehr autarke „Makula-Zentren“ entstehen, in denen dann ausschließlich die Maku- la-Patienten betreut werden. Die negativen Wechselwirkungen mit anderen, parallel verlaufenden Gesamtdurchlauf T&E Prozessen, entfallen hierdurch. 400 Übersicht Spezialsprechstunde für IVOM-Patienten Durchlaufzeit T&E (in Min.) 300 18 1:13 PRN T&E Stunden 16 200 Min: 0:41 14 Max: 2:08 100 12 73,3 Anzahl Zentren 10 0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 8 Stichprobennummer (Zentrum) 6 Abbildung 10 4 Um beide Therapieschemata hinsichtlich der für den Patienten entstehenden Behandlungslast ver- gleichbar zu machen, wurden im Projekt bei den PRN-Zentren die Durchlaufzeiten am Tag der 2 Re-Indikationsstellung (OCT-Kontrolle) und die Durchlaufzeit am OP-Tag (Injektion) addiert (= Ge- samtdurchlaufzeit – s. Abb. 8). Nahezu alle PRN-Zentren haben den Prozess als 2-Stop-Variante 0 durchgeführt. Spezialsprechstunde nein ja nein ja Abbildung 11 12 13
Mittelwert Prozesszeit konservative Sprechstunde 17 In den meisten T&E-Zentren ist daher sowohl die Voruntersuchung als auch das OCT und die Minuten Zusammenfassend können folgende Aussagen getroffen werden: ärztliche Ressource für die IVOM-Patienten geblockt und wird in Zeiten der „Makulasprechstun- de“ ausschließlich durch die IVOM-Patienten in Anspruch genommen. Wie der obenstehenden • Signifikant höhere Anzahl IVOM pro Patient im ersten Behandlungsjahr bei den T&E-Zentren Grafik entnommen werden kann, existiert in den meisten PRN-Zentren eine solche Spezialsprech- • Konsequentere Definition und Einhaltung der Soll-Intervalle bei den T&E-Zentren. Hierdurch konti- stunde (und somit keine Separierung der benötigten Ressourcen) nicht (Abb. 11). Oftmals kommt nuierlichere Therapie. es durch die sehr inhomogene Sprechstundenstruktur mit parallel verlaufenden Prozessen zu 13 Wechselwirkungen und hieraus resultierend zu längeren Wartezeiten für die Patienten und instabi- Minuten • Deutliche PRN-Gap bei den PRN-Zentren nachweisbar Diskontinuität und ggf. Unterversorgung leren Prozessen (Abb. 12 und 13). in der Therapie • Geringere Behandlungslast für Patienten und Begleitpersonen im Rahmen eines T&E-Schemas: Mittelwert Wartezeit konservative Sprechstunde Bei PRN meist zwei Besuche für Diagnostik und Therapie, bei T&E meist nur ein Besuch für Diagnostik und Therapie. Außerdem: Deutlich geringere Gesamtdurchlaufzeit bei den T&E-Zentren 58 0 2 4 6 8 10 12 14• Spezialsprechstunden 16 18 Minuten oftmals nur in den T&E-Zentren eingerichtet, da hier die zeitliche Mittelwert Prozesszeit konservative SprechstundeSynchronisierung von Praxis und OP notwendig ist ohne Spezialsprechstunde • In Zentren mit Spezialsprechstunde ist die Wartezeit geringer und der Prozess verläuft stabiler 33 (und ist17 somit vom Praxismanagement besser planbar) Minuten mit Spezialsprechstunde Minuten 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 Abbildung 12 ohne Spezialsprechstunde 13 Minuten mit Spezialsprechstunde Standardabweichung Durchlaufzeit konservativ 27 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 Minuten ohne Spezialsprechstunde 15 Minuten mit Spezialsprechstunde 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 Abbildung 13 ohne Spezialsprechstunde mit Spezialsprechstunde 14 15
3. Neue Wege gehen: Best Practices bei der Umstellung von PRN auf T&E Für fast alle Situationen im Leben lassen sich mehr oder weniger treffende Redensarten und Sprich- am gleichen Tag injiziert werden. Das ist aufgrund verschiedener Vorgaben des Praxismanagements wörter finden. „Never change a running system“ argumentieren die Befürworter des Status quo. Aber praktisch aber meist nicht möglich. Nun entsteht ein Termindruck mit schlechter Vorausplanbarkeit und trifft diese Redensart auch in Hinblick auf die kompromisslose Beibehaltung eines bestimmten Sche- infolgedessen eine Diskontinuität in der Behandlung (siehe Kapitel 2, Abb. 3 und 4). mas bei der IVOM-Patientenversorgung zu, während sich zahlreiche Rahmenbedingungen für eine op- timale Patientenversorgung ändern? Läuft das System wirklich so gut, dass ein Blick über den PRN- Tellerrand nicht zumindest erwägenswert ist? Und gilt inzwischen nicht viel mehr das Zitat von Henry 3. Weniger Termine in der Praxis / Klinik – geringere Behandlungslast Ford „Wer immer tut, was er schon immer getan hat, bekommt auch immer das, was er schon hat“? In den meisten deutschen augenchirurgischen Zentren wird ein PRN-Schema als „2-Stop-Strategie“ durchgeführt. An einem Tag erfolgt die Ermittlung des bestkorrigierten Visus sowie die OCT-Durchfüh- Die Treat-and-Extend-Posologie setzt sich in immer mehr opthalmochirurgischen Zentren als Stan- rung und -Befundung. An einem weiteren Tag findet (bei entsprechender Indikation zur (Re-) Injektion dard-Therapieschema durch. Die Befürworter von T&E führen hierbei eine Reihe von Gründen auf: dann die IVOM statt. Dieses „2-Stop-Vorgehen“ bedeutet, dass der Patient (und ggf. seine Begleit- person) an zwei Tagen einen Zentrumsbesuch planen und durchführen muss. Ein T&E-Schema wird Vorteile für die Patienten: praktisch immer als „1-Stop-Strategie“ durchgeführt: Der Patient kommt zu Diagnostik und Therapie nur einmal in das Augenzentrum. Hierdurch entsteht für Patient (und ggf. Begleitperson) eine geringere Behandlungslast. Neben der Vermeidung eines zweiten Besuchstages zeigen die Ergebnisse des Pro- Weniger jekts „Best Practices in der IVOM-Patientenversorgung“ (s. Kapitel 2, Grafik 9 und 10) im T&E-Schema Bessere Besseres Geringerer aber auch eine kürzere Gesamtdurchlaufzeit für Diagnostik und Therapie als in PRN-Regimen. Die Kontinuier Termine – Vorausplan Krankheits- und psychologi- Behandlungslast wird hierdurch weiter verringert. Eine möglichst geringe Behandlungslast kann zur lichere geringere barkeit Therapie scher Verbesserung der Therapieadhärenz des Patienten beitragen. Daher kann vermutet werden, dass ein Therapie Behandlungs- der Termine verständnis Druck T&E-Schema auf diesem Wege auch zu einer besseren Therapietreue des Patienten und damit zu last besseren funktionellen Ergebnissen beitragen kann. 4. Besseres Krankheits- und Therapieverständnis 1. Kontinuierlichere Therapie nach Empfehlung der Fachgesellschaften Zahlreiche Augenärzte, die bereits auf ein T&E-Schema umgestellt haben, geben an, dass Krankheit Die Ergebnisse des Projekts „Best Practices in der IVOM-Patientenversorgung“ (s. Kapitel 2) zeigen, und Therapie dem Patienten gegenüber einfacher vermittelt werden können. Der Patient weiß, dass dass die Soll-Ist-Abweichung der Injektionstermine innerhalb eines T&E-Schemas geringer ist als in- es sich bei der IVOM-Therapie um eine Dauertherapie handelt. Er weiß, dass zu seinem Termin im nerhalb eines PRN-Schemas. Innerhalb eines PRN-Regimes kommt es bei 3er-Serien vor allem vor Zentrum in jedem Fall Diagnostik und Therapie durchgeführt werden. Der Sachverhalt „Wenn das OCT der ersten Injektion einer Serie zu erheblichen zeitlichen Verzögerungen (siehe Kapitel 2, Abb. 5-7). gut ist, können wir das Intervall verlängern und erst später injizieren“ sei den Patienten sehr gut vermit- Dies resultiert häufig in einer Unterbehandlung (weniger IVOM/Patient im ersten Behandlungsjahr in telbar. Viele Augenärzte geben außerdem an, dass die Therapietreue der Patienten besser sei, wenn PRN-Schemata im Vergleich zu T&E-Schemata – siehe Kapitel 2, Abb. 1 und 2) sowie zu einer diskon- diese wissen, dass ein Termin zu Diagnostik und Therapie (1-Stop bei T&E) vereinbart wurde, als wenn tinuierlichen Behandlung. Eine adäquate Therapie hinsichtlich der Anzahl der Injektionen sowie deren „nur ein Termin zur Kontrolle“ (Diagnostik-Tag bei PRN) vereinbart wurde. kontinuierlicher Gabe ist jedoch ein entscheidender Faktor für die bestmögliche Visusentwicklung. Legt man die Ergebnisse des Projekts „Best Practices in der IVOM-Patientenversorgung“ zu Grunde, 5. Geringerer psychologischer Druck für Patienten kann also davon ausgegangen werden, dass die Anwendung eines T&E-Schemas unter Real-Life-Be- dingungen zu einer besseren Visusentwicklung der Patienten beitragen kann. Zahlreiche Patienten äußern einen erhöhten psychologischen Druck, wenn sie die Befundung des OCT im Rahmen eines PRN-Schemas abwarten („Ist es noch feucht? Muss wieder gespritzt wer- den?“). Dieser Druck sei im Rahmen eines T&E-Schemas deutlich geringer. Viele Patienten äußern 2. Bessere Vorausplanbarkeit der Diagnostik-/Injektions-Termine hierzu sinngemäß „Ich weiß ja, dass ich regelmäßig gespritzt werden muss. Wenn sich der Befund Innerhalb eines T&E-Schemas erhält der Patient am Tag der letzten Upload-Spritze ein OCT. Aus die- verbessert, kann das Intervall verlängert werden. Das ist dann doch eine positive Nachricht.“. sem ergibt sich bereits am Injektionstag das Intervall bis zur nächsten Injektion. Somit kann der nächste Kontroll- und Injektionstermin mindestens 4 Wochen im Voraus vergeben werden (bei Verlängerung des Intervalls sogar entsprechend länger). In einem klassischen PRN-Schema erfolgt die OCT-Kontrolle 4 Wochen nach der letzten Upload-Injektion (bzw. 4 Wochen nach der dritten Injektion einer 3er-Serie). Zeigt das OCT nun einen weiterhin aktiven, therapiebedürftigen Befund, müsste – strenggenommen – 16 17
3. Mehr Terminmöglichkeiten / mehr Patienten je Zeiteinheit behandelbar Vorteile für Mitarbeiter und Unternehmensleitung: Im Rahmen einer „1-Stop-T&E-Strategie“ erfolgt eine Ressourceneinsparung mindestens an der An- Über die bereits oben genannten Vorteile für die Patienten, die zweifelsfrei auch Vorteile für die Mit- meldung und meist auch in der Voruntersuchung. Aufgrund der verkürzten Durchlaufzeiten im Rah- arbeiter darstellen, ergeben sich im Rahmen eines T&E-Schemas folgende weiteren Vorteile für die men eines T&E-Prozesses werden im Vergleich zu einem PRN-Prozess außerdem weitere personelle, Mitarbeiter des ophthalmochirurgischen Zentrums: räumliche und zeitliche Ressourcen eingespart. Diese können an anderer Stelle (zusätzliche IVOM-Pa- tienten) gewinnbringend eingesetzt werden. Eine Prozessgestaltung nach dem T&E-Schema bringt also viele Vorteile mit sich, von denen Patien- OpImale Standardisierung Vereinfachte Mehr ten, Mitarbeiter und Unternehmensleitung gleichermaßen profitieren. der Prozesse Ressourcenplanung Terminmöglichkeiten 1. Optimale Standardisierung der Prozesse Umstellungshindernisse bei der Einführung von T&E (verbesserte Prozesseffizienz und -stabilität) Obwohl viele Augenärztinnen und -ärzte medizinisch-fachlich von der Einführung eines T&E-Schemas Der gesamte IVOM-Workflow besteht aus einem konservativen Prozessteil (Visus cc, OCT, FdMy, überzeugt sind, werden bei der praktischen Umsetzung oftmals logistische und/oder inhaltliche Nach- Therapieplanung) und einem chirurgischen Prozessteil (Vorbereitung auf die OP, Desinfektion, IVOM- teile gesehen. Hierbei werden folgende (vermeintlichen) Umstellungshindernisse vermehrt genannt: Injektion). Im Rahmen eines klassischen PRN-Schemas mit „2-Stop-Strategie“ muss der Prozess auf zwei Tage (Sprechstunden, Terminarten) aufgeteilt werden. Im Rahmen eines 1-Stop-T&E-Schemas Erschwerte Räumliche Großer Anteil werden beide Prozessteile unmittelbar nacheinander an einem Tag durchgeführt. Dies erleichtert die Gefahr der Kommunikation Trennung von zugewiesener Prozessplanung deutlich und verringert mögliche, negative Wechselwirkungen mit parallel verlaufen- Überbehandlung gegenüber Praxis und OP Patienten den Prozessen und Terminarten. Der IVOM-Prozess kann optimal standardisiert ablaufen. Dies hat Patienten positive Auswirkungen auf die Prozesseffizienz sowie auf die Prozessstabilität (geringe Standardabwei- chung der Gesamtdurchlaufzeiten). Eine verbesserte Prozessstabilität hat wiederum zur Folge, dass die Termin- und Slotplanung einfacher und deutlich verlässlicher für Patienten und Mitarbeiter durch- Im Folgenden wird auf die oben genannten, vermeintlichen Umstellungshindernisse detailliert einge- geführt werden kann. gangen und aufgezeigt, wie mit diesen umgegangen werden kann. 2. Vereinfachte Ressourcenplanung 1. Räumliche Trennung von Praxis und OP und damit „lange Wege“ für die Patienten Durch die „1-Stop-Strategie“ bei T&E entfällt (im Gegensatz zu einer „2-Stop-Strategie“ bei PRN- Schemata) ein zusätzlicher Patientenkontakt an der Anmeldung und ggf. auch in der Voruntersuchung Nicht selten sind Praxis und OP eines Augenzentrums räumlich getrennt. Diese Tatsache wird oft als (s. Abb. 8). Gerade diese Prozessstationen stellen oftmals ein Nadelöhr im IVOM-Workflow dar. Dem- Umsetzungshindernis für ein T&E-Schema aufgeführt, weil der konservative und der chirurgische Teil nach bringt ein T&E-Workflow quantitative Vorteile für den Ressourceneinsatz in der Praxis mit sich. des T&E-Prozesses nicht an einem Ort durchgeführt werden könne. Hierdurch würde die Behand- Da der „1-Stop-T&E-Prozess“ meist im Rahmen einer Spezialsprechstunde durchgeführt wird, werden lungslast der Patienten erhöht. negative Wechselwirkungen mit parallel verlaufenden Prozessen minimiert. Der Ressourceneinsatz (Personal, Räume, Zeit) kann sehr exakt kalkuliert und geplant werden, da durch die hohe Standardi- Dem kann jedoch entgegen gehalten werden, dass auch in diesem Fall die Behandlungslast im Rah- sierung und die verbesserte Prozessstabilität sehr gute Prozessvorhersagen möglich sind. men eines PRN-Prozesses mindestens genauso hoch ist: Da der PRN-Prozess praktisch immer als 2-Stop-Strategie durchgeführt wird (ein Besuchstag für die (Re-)Indikationsstellung, ein weiterer Be- suchstag für die Injektion), ist die Behandlungslast durch die zweimalige Anreise für Patienten und ggf. Begleitpersonen mindestens genauso groß. 18 19
So könnte ein T&E-Schema auch als 2-Stop-Strategie durchgeführt werden. Hierbei könnte zeitnah T&E als 1-Stop-Strategie an zwei geografischen Orten vor der geplanten Injektion die Durchführung der OCT-Untersuchung vorgeschaltet werden. Diese er- mittelt ja erst das Intervall der übernächsten, und nicht das der unmittelbar bevorstehenden Injektion. Nach Durchführung des OCT in der Praxis wechselt der PaIent räumlich zum OP-Zentrum Verglichen mit der üblicherweise praktizierten 2-Stop-Strategie im Rahmen eines PRN-Schemas ent- steht somit kein Nachteil in Bezug auf die Behandlungslast, während aber die anderen Vorteile eines T&E-Schemas voll zum Tragen kommen. Dies könnte aber auch an einem Tag, jedoch an zwei geografischen Orten durchgeführt werden. Tag 1 Konservativer Teil Chirurgischer Teil Nachdem der Patient in der Praxis den konservativen Prozessteil durchlaufen hat, wechselt er räum- lich zur Durchführung der Injektion in das OP-Zentrum. Hierbei ist ein zwischen beiden Standorten und Praxis OP Prozessteilen gut abgestimmtes Termin- und Slotmanagement nötig. Da der IVOM-Prozess jedoch sehr gut standardisierbar (und damit zeitlich planbar) ist, stellt diese Abstimmung (auch unter Berück- sichtigung einer Wechselzeit des Patienten zwischen beiden Standorten) keine allzu große Heraus- forderung für das Praxismanagement dar. Der räumliche Wechsel zwischen beiden Standorten kann OCT vom Patienten und ggf. seiner Begleitperson selbständig organisiert und durchgeführt oder durch entsprechende Service-Angebote des Zentrums unterstützt werden. Hierbei sind z. B. persönliche Begleitungen und Shuttle-Services denkbar (rechtliche Rahmenbedingungen beachten), wie sie von vielen Augenzentren bereits sehr erfolgreich durchgeführt werden. Der IVOM-Prozess ist gut standardisierbar und somit zeitlich ideal planbar! Bei einer ausreichend hohen Anzahl an IVOM lohnt sich auch die Anschaffung eines weiteren Geräts Zwischen beiden Standorten gut abgestimmtes Termin- und Slotmanagement ist existentiell! zur Visusbestimmung (i. d. R. Autorefraktor mit integrierter Möglichkeit zur Visusbestimmung) sowie eines weiteren OCT für den OP-Standort. Auch wenn die Anschaffungskosten für diese Geräte nicht unerheblich sind, amortisieren sich diese betriebswirtschaftlich (bei einer entsprechend hohen Anzahl an IVOM) meist relativ schnell. Dann ist die Durchführung des gesamten T&E-Prozesses am OP- Standort möglich. Hieraus ergeben sich viele Vorteile für die Praxislogistik, die um ein wesentliches 2. Großer Anteil zugewiesener Patienten und eine damit Patientenaufkommen entlastet wird. erschwerte Workflowplanung Mit Zuweisern können Wege diskutiert werden, wie das T&E Behandlungsschema gemeinsam um- T&E als 2-Stop-Strategie setzbar ist. Hierbei ist eine detaillierte Absprache des Workflows zwischen zuweisenden Augenarzt und chirurgischem Zentrum entscheidend. Oftmals wird seitens des chirurgischen Zentrums einge- Durchführung des OCTs in der Praxis einige Tage vor der geplanten InjekIon wendet, dass eine individuelle Absprache mit einer so großen Anzahl an Zuweisern in der Realität nicht möglich sei. Bei der praktischen Umsetzung kann deshalb im ersten Schritt sehr gut das Pareto- Prinzip (80-20-Regel) angewendet werden: Meist sind 20% der zuweisenden Augenärzte für 80% der überwiesenen IVOM verantwortlich. Deshalb reicht es im ersten Schritt völlig aus, mit diesen 20% Zu- Tag 1 Tag 2 weisern für beide Seiten verbindliche Workflow-Absprachen zu treffen. Viele zuweisenden Augenärzte sind dankbar, wenn das chirurgische Zentrum auf sie zukommt, die medizinischen und logistischen Konservativer Teil Chirurgischer Teil Vorteile eines T&E-Schemas vorstellt und individuelle Workflow-Vereinbarungen mit den Zuweisern Praxis OP trifft. Hierbei gibt es in der Verteilung der Rollen und Aufgaben kein richtig oder falsch, sondern es sind vielmehr die jeweiligen Bedürfnisse der Patienten, des zuweisenden Augenarztes und des chirurgi- OCT schen Zentrums aufeinander abzustimmen. Zahlreiche zuweisende Augenärzte möchten das OCT selbst in ihrer Praxis durchführen und den Befund dann mit dem Operateur besprechen. Dies ist auch im Rahmen eines T&E-Schemas mit 2-Stop-Strategie problemlos möglich (vergleichbar mit der 2-Stop-Strategie bei räumlicher Trennung von Praxis und OP, die bereits oben beschrieben ist). Der Patient geht wenige Tage vor der geplanten Injektion zu seinem konservativen Augenarzt. Dort wird Keine größere Behandlungslast als im PRN-Schema (2-Stop-Strategie) die OCT-Untersuchung durchgeführt. Zur Erinnerung: Das Ergebnis dieser Untersuchung ist nicht für Vorteile eines T&E-Schemas kommen voll zum Tragen. den Zeitpunkt der wenige Tage später stattfindenden (und bereits lange vorher schon terminierten) 20 21
Injektion entscheidend, sondern für die Intervall-Festlegung zur übernächsten Injektion. Das Ergebnis Zahlreiche Augenärzte, die von einem PRN-Schema auf ein T&E-Schema umgestellt haben, erläutern, der beim Zuweiser durchgeführten OCT-Untersuchung kann zur Abstimmung mit dem OP-Zentrum dass die Kommunikation hinsichtlich der Umstellung gegenüber dem Patienten unproblematisch ver- auf verschiedenen Wegen dorthin gelangen. Es besteht kein zeitlicher Druck, da das Ergebnis – wie lief. Man habe dem Patienten in laienverständlicher Sprache kommuniziert, dass man das Therapie- oben beschrieben – erst für die Intervallfestlegung der übernächsten Injektion maßgeblich wichtig ist. Schema anpasse, um nunmehr proaktiv zu handeln. Man wolle „dem Befund nicht mehr hinterherlau- fen“, sondern wolle „vorausschauend ein individuelles Therapieintervall ermitteln, in dem ein erneutes Größere IVOM-Zentren arbeiten zum sicheren Datenaustausch über Server-Portale mit zuweisenden Rezidiv mit höherer Wahrscheinlichkeit vermieden werden kann“. Augenärzten zusammen. So lassen sich professionell Bild- und Textdaten in beide Richtungen aus- tauschen. Hiervon profitieren OP-Zentrum, zuweisender Augenarzt und Patienten gleichermaßen. Da die Umstellung von einem PRN- auf ein T&E-Schema mit einer besseren terminlichen Planbarkeit (s. Ausführungen oben) für den Patienten und ggf. seine Begleitperson einhergeht, ist die Akzeptanz der Umstellung bei Patienten und Angehörigen sehr groß. 3. Gefahr der Überbehandlung Für einige Augenchirurgen scheint das T&E-Konzept insofern ungewohnt, als dass ggf. auch bei „tro- ckenem Befund“ (unter gleichzeitiger Intervall-Verlängerung) injiziert wird. In diesem Zusammenhang wird dann gelegentlich aufgeführt, dass bei Anwendung des T&E-Schemas insbesondere bei aktuell inaktiven CNV eine Überbehandlung drohe. Befürworter des T&E-Schemas argumentieren hingegen, dass man im Rahmen eines PRN-Schemas eigentlich immer „hinterherlaufe“, da ja nur dann injiziert wird, wenn eine CNV mit Aktivitätszeichen vorliege. Wird dann im Rahmen eines 2-Stop-PRN-Sche- mas bei einer OCT-Kontrolle ein aktiver Befund diagnostiziert und die Indikation zur Re-Injektion ge- stellt, kommt es meist zu einer weiteren Verzögerung der Therapie (zur „PRN-Lücke s. auch Kapitel 2). Eine kontinuierliche, bedarfsgerechte Therapie ist spätestens dann nicht mehr sichergestellt. Dies ist beim T&E-Schema anders: Die OCT-Kontrolle, die in der Regel im Rahmen einer 1-Stop-Stra- tegie am gleichen Tag wie die Injektion durchgeführt wird, beeinflusst nicht das ob und den Zeitpunkt der nächsten (i. d. R. am gleichen Tag stattfindenden) Injektion, sondern den Zeitpunkt der übernächs- ten Injektion. Diese kann dann durch das OP-Zentrum rechtzeitig (mit mindestens 4-wöchigem Vorlauf) terminiert werden. So kann eine kontinuierliche Therapie sichergestellt werden. 4. Erschwerte Kommunikation gegenüber Patienten bei Umstellung des Schemas Einige Augenärzte führen an, dass Sie prinzipiell von den medizinischen und logistischen Vorteilen eines T&E-Schemas überzeugt seien, aber die Herausforderung besteht, dem Patienten den Wechsel vom PRN-Schema auf T&E zu erklären. Die Patienten seien es ja gewohnt, dass man das OCT mit ihnen bespreche und dass nur bei Aktivitätszeichen eine erneute Injektion durchgeführt werde. Nach Umstellung auf ein T&E-Schema sei dies unter Umständen ja aber anders, da selbst bei Inaktivität der CNV (unter gleichzeitiger Verlängerung des Intervalls) injiziert würde. Grundsätzlich gilt: diese Schwierigkeit ergibt sich nur bei Patienten, die sich bereits in einer Therapie befinden. Bei Neubeginn einer Therapie ergibt sich diese Herausforderung nicht. Bei Erst-Indikationen zur IVOM-Therapie kann also primär ein T&E-Schema indiziert und dem Patienten gegenüber ent- sprechend erläutert werden. Hierbei empfiehlt es sich, auch den chronischen Charakter der zugrunde- liegenden Erkrankung herauszustellen, um ein entsprechendes Therapieverständnis beim Patienten zu verbessern („Durch die Injektionen möchten wir den Befund stabil halten. Wir wollen verhindern, dass es wieder zu einem Rezidiv kommt. Wenn die Therapie gut anspricht und der Befund stabil bleibt, können wir die Intervalle bis zur nächsten Injektion schrittweise verlängern.“). 22 23
4. Projektplan zur Umstellung von PRN auf T&E Die Umstellung der Prozesse und Behandlungspfade von PRN auf T&E sollte idealerweise in mehreren 3. OP- und Praxis-Prozess synchronisieren Schritten erfolgen. Nur so können Zentrum und Patienten von den in Kapitel 3 genannten Vorteilen in vollem Umfang profitieren. Zusätzlich zur Einrichtung der genannten Spezialsprechstunde für die IVOM-Patienten ist es in einem weiteren Schritt nötig, den Praxis- und den OP-Prozess miteinander zu synchronisieren. Analog zu den dann eingerichteten Praxis-Strukturen sollten auch im OP zwischen den Injektionen keine anderen 1. Das Team informieren Operationen durchgeführt werden („IVOMs en bloc“). Da der IVOM-Prozess in hohem Maße standar- disiert werden kann, können auch die hierzu benötigten OP-Ressourcen zuverlässig geplant werden. Die Information des Teams und vor allem die Schulung der einzelnen Mitarbeiter stellt den ersten Pro- Hierbei empfiehlt es sich, die IVOMs und somit den T&E-Prozess direkt morgens durchzuführen, da jektschritt der Umstellung dar. Hierbei ist es wichtig, dass alle an den Prozessen beteiligten Mitarbeiter hier sowohl der OP-Start als auch das OP-Ende zuverlässig vorhergesagt und geplant werden kön- (ärztlich und nichtärztlich) über das neue Behandlungsregime informiert werden. Eine erfolgreiche Um- nen. Werden morgens z. B. zuerst Cataract-Operationen durchgeführt, ist das tatsächliche OP-Ende stellung der Prozesse ist in hohem Maße davon abhängig, dass alle Prozessbeteiligten die „Besonder- oft nur schwer planbar, da hier durchaus mehr ungeplante Ereignisse als im IVOM-Prozess auftreten heiten“ der Behandlung nach Treat and Extend verstehen und die damit im Zusammenhang stehen- können. Diese würden dann den geplanten Start der IVOMs nach hinten schieben. Dies hätte zur Fol- den Prozessveränderungen erkennen und nachvollziehen können. Hierzu ist zu empfehlen, je nach ge, dass die im Rahmen des One-Stop-T&E-Prozesses bereits diagnostisch untersuchten IVOM-Pa- Unternehmensgröße, eine Schulung mit dem gesamten Team oder in Kleingruppen durchzuführen. tienten vor dem OP auf die Durchführung der IVOM warten und es zu verlängerten Warte- und somit Neben einer mündlichen Schulung kann den einzelnen Mitarbeitern schriftliches Material zur Nach- verlängerten Durchlaufzeiten kommt. bereitung der erhaltenen Informationen zur Verfügung gestellt werden. Hierbei sollten die vermittelten Informationen der Verarbeitungskapazität der einzelnen Mitarbeitergruppen angepasst werden. Für die nichtärztlichen Mitarbeiter kann hierzu durchaus leichter verständliches Material zusammengestellt 4. Abstimmung mit Zuweisern werden, wohingegen das Material für das ärztliche Personal umfangreicher und mit ergänzenden Stu- dienergebnissen angereichert werden sollte. Wichtig ist, dass alle Prozessbeteiligten schlussendlich Im nächsten Schritt sollte die Abstimmung mit den Zuweisern erfolgen (sofern mit Zuweisern gearbeitet den zukünftigen T&E-Prozess und seine Hintergründe verstehen und im Bedarfsfall, beispielsweise wird). Damit eine erfolgreiche und effiziente Umstellung gelingen kann, empfiehlt es sich, die nach dem bei Fragen der Patienten, verständlich und kompetent reagieren können. Hier gilt das Motto: Wissen Pareto-Prinzip wichtigsten Zuweiser zuerst anzusprechen (20-/80-Regel: 20 % der Zuweiser machen schafft Sicherheit! in der Regel 80% der Zuweisungen aus. Die Hauptzuweiser sollten daher mit Priorität angesprochen werden). Hierbei gilt es dem Zuweiser die medizinischen und logistischen Vorteile des T&E-Schemas zu verdeutlichen und mit diesem gemeinsam einen intersektoralen Prozess durchzusprechen. Wichtig 2. Spezialsprechstunden einrichten ist, dass die erarbeitete Lösung sowohl die Bedürfnisse der Patienten, als auch die Bedürfnisse des Zuweisers und des OP-Zentrums berücksichtigt. Detaillierte Ausführungen, wie ein möglicher Prozess Sowohl im ersten Kompendium „Best Practice in der IVOM-Patientenversorgung“, als auch in Kapitel gemeinsam mit Zuweisern aussehen kann, finden sich in Kapitel 3 dieses Kompendiums. 2 dieses Kompendiums sind die Vorteile von Spezialsprechstunden umfassend erläutert und mit Zah- len und Daten der Versorgungsforschung hinterlegt worden. Durch die Separierung von Ressourcen (personell, räumlich, zeitlich) können im IVOM-Prozess negative Wechselwirkungen mit anderen Pro- 5. Kommunikation mit den Patienten zessen vermindert oder ganz vermieden werden. Dies wirkt sich messbar positiv auf die Stabilität und somit Planbarkeit der IVOM-Prozesse aus. Im letzten Schritt der Umstellung erfolgt dann die Aufklärung der Patienten. Mit der Kommunikation zum Patienten wird auch die praktische Umsetzung der vorher geplanten und abgestimmten Maß- Um den IVOM-Prozess erfolgreich auf Treat & Extend umzustellen, ist die Einrichtung von Spezial- nahmen eingeleitet. Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass die überwiegende Anzahl der Pa- sprechstunden unbedingt empfehlenswert. In den meisten Zentren erfolgen die OCT-Durchführung tienten auf den medizinischen Rat des Arztes vertraut. Zur Förderung der Patienten-Adhärenz ist es und die Durchführung der IVOM am selben Tag. Dies hat zur Folge, dass die Prozesse in der Praxis daher entscheidend wichtig, dass die Patienten die Vorteile und die Merkmale des Treat-and-Extend- und im OP zeitlich ideal aufeinander abgestimmt werden müssen. Andernfalls kann es dazu kommen, Behandlungsregimes verstehen. Das individuell auf den Patienten abgestimmte Therapie-Schema be- dass entweder der OP auf die IVOM-Patienten warten muss (Leerlauf, weil die Patienten in der Praxis wirkt eine deutlich zuverlässigere Planbarkeit für den Patienten und seine Begleitung und wird daher „festhängen“) oder dass die Patienten sich vor dem OP aufstauen (verlängerte Wartezeiten für die in den meisten Fällen sehr gut angenommen und verstanden. Detaillierte Informationen zum Thema Patienten, fehlende Wartekapazitäten vor dem OP-Bereich). Beide Situationen können mit gut ge- „Patientenkommunikation bei T&E“ sind ebenfalls in Kapitel 3 zu finden. planten Spezialsprechstunden vermieden werden. Hierbei ist zu beachten, dass die im konservativen Prozessteil benötigten Ressourcen ausschließlich für die IVOM-Patienten „reserviert“ werden. Dies be- deutet, dass beispielweise das OCT zu diesem Zeitpunkt von keinen anderen Terminarten als denen des IVOM-Prozesses genutzt werden sollte (Reservierung des OCT für IVOM-Patienten). Die realisierte Slot-Frequenz in der Praxis sollte hierbei der realisierten Slot-Frequenz im OP entsprechen bzw. auf diese angepasst werden. Nur so kann ein gleichmäßiger Prozessfluss gewährleistet werden. 24 25
5. Zusammenfassung Die IVOM-Therapie hat sich im letzten Jahrzehnt zur Standardtherapie vieler Netzhaut-Erkrankungen In deutschlandweit durchgeführten Befragungen und Workshops mit IVOM-Anwendern konnten fol- entwickelt. Durch eine adäquate Therapie kann eine ansonsten sehr frustrane Visusprognose nach- gende Vorteile eines T&E-Behandlungsschemas herausgearbeitet werden: haltig verbessert werden. Um ein bestmögliches Ergebnis für den Patienten und seine zukünftige Lebensqualität zu erzielen, sind eine ausreichend dosierte, kontinuierliche Therapie sowie regelmäßige • Kontinuierlichere Therapie nach Empfehlung der Fachgesellschaften Verlaufskontrollen entscheidend für das langfristige Ergebnis. • Bessere Vorausplanbarkeit der Diagnostik-/Injektionstermine Seit klinischer Etablierung der IVOM werden verschiedene Therapieschemata diskutiert und ange- • Weniger Termine in der Praxis/Klinik – geringere Behandlungslast wendet. In Deutschland haben sich die Behandlung nach „Pro re nata (PRN)“- sowie nach „Treat and Extend (T&E)“-Schema durchgesetzt. Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt, dass immer mehr An- • Besseres Krankheits- und Therapieverständnis wender der T&E-Posologie den größeren Patienten-Nutzen zusprechen und diese vorwiegend anwen- • Geringerer psychologischer Druck für Patienten den. Das T&E-Behandlungsschema vereinigt dabei überzeugende Visusergebnisse, eine reduzierte Behandlungslast für Patienten und Angehörige sowie zahlreiche Vorteile für das Praxismanagement in • Optimale Standardisierung der Prozesse (verbesserte Prozesseffizienz und -stabilität) einem ophthalmochirurgischen Zentrum: • Vereinfachte Ressourcenplanung für das Praxismanagement Die 96-Wochen-Ergebnisse der ALTAIR-Studie haben gezeigt, dass mit dem T&E-Schema Visus- gewinne erzielt und über 2 Jahre weitestgehend erhalten werden konnten, die vergleichbar mit den • Mehr Terminmöglichkeiten/mehr Patienten je Zeiteinheit behandelbar Zulassungsstudien der IVOM-Medikamente sind9,10. Weiterhin erreichte die Mehrheit der Patienten beim letzten Besuch ein geplantes Intervall von ≥ 12 Wochen11. Auch Real-World-Studien mit Afliber- cept7,12-14, in denen die T&E-Dosierung untersucht wurde, zeigten sehr gute Ergebnisse in der prak- In der Praxis sehen sich zahlreiche Anwender bei einer angestrebten Umstellung von PRN auf T&E tischen Anwendung. Durch die individuelle Anpassung der Therapie an den Behandlungsbedarf des mit mehreren Umstellungshindernissen konfrontiert. So können vor allem folgende Aspekte einer Patienten kann sowohl eine Unter- als auch eine Überbehandlung vermieden werden. möglichen Umstellung von PRN auf T&E scheinbar widersprechen: In einer deutschlandweit durchgeführten Versorgungsuntersuchung wurden verschiedene IVOM- 1. Räumliche Trennung von Praxis und OP und damit „lange Wege“ für die Patienten Versorgungs- und -Prozesskennzahlen erhoben und statistisch ausgewertet. Auch hierbei ergaben sich zahlreiche Vorteile zugunsten eines T&E-Behandlungsregimes: Die durchschnittliche Anzahl der 2. Großer Anteil zugewiesener Patienten und eine damit einhergehende, durchgeführten IVOM pro Patient im ersten Behandlungsjahr (welche ein Indikator für die medizinisch erschwerte Workflowplanung adäquate Anzahl der verabreichten Injektionen ist) sowie die Soll-Ist-Abweichung der Injektionstermine 3. Gefahr der Überbehandlung (welche ein Indikator für die fachgerechte Kontinuität der Behandlung ist), zeigten bei einem T&E- Schema bessere Ergebnisse als im Rahmen eines PRN-Behandlungsregimes. Auch hinsichtlich der 4. Erschwerte Kommunikation gegenüber Patienten bei Umstellung des Schemas Behandlungslast für Patienten und Angehörige konnten deutliche Vorteile zugunsten des T&E-Sche- mas verifiziert werden: Neben der geringeren Behandlungslast, die sich durch eine One-Stop-Strate- gie im Rahmen eines T&E-Schemas ergibt, wurde in den Zentren, die nach T&E-Schema therapieren, Vielen dieser Umstellungshindernisse kann einfach und effektiv begegnet werden. Somit steht auch eine deutlich kürzere Gesamtdurchlaufzeit verzeichnet als in den Zentren, die nicht nach T&E-Schema im täglichen Praxis- und Klinikbetrieb einer vorrangigen Durchführung des T&E-Behandlungsschemas behandeln. Auch die Wartezeit für die Patienten, war in den Zentren, die eine Spezialsprechstunde nichts entgegen. durchführen (im Wesentlichen waren dies die T&E-Zentren) deutlich geringer als in den Zentren, die keine Spezialsprechstunde durchführen. Hieraus können sich wesentliche Vorteile für die Patienten- Bei der Umstellung von einem PRN- auf ein T&E-Schema kann nach folgendem, sequentiell durch Adhärenz und damit für ein optimiertes Behandlungsergebnis ergeben. zuführenden Projektplan vorgegangen werden: Spezialsprech- OP- und Das Team Abstimmung Kommunikation stunden raxis-Prozess P informieren mit Zuweisern mit Patienten einrichten synchronisieren 26 27
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