Die vergessene Krise Gesundheitspolitik in Südafrika und der Umgang mit HIV - Michaela Braun - Konrad-Adenauer-Stiftung

 
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Die vergessene Krise Gesundheitspolitik in Südafrika und der Umgang mit HIV - Michaela Braun - Konrad-Adenauer-Stiftung
Quelle: © Antony Njuguna, Reuters.

                                                            Globale Gesundheit

                                         Die vergessene Krise
                                         Gesundheitspolitik in Südafrika und der Umgang mit H
                                                                                            ­ IV

                                                              Michaela Braun

                                     ­

                                                                                                   43
Die vergessene Krise Gesundheitspolitik in Südafrika und der Umgang mit HIV - Michaela Braun - Konrad-Adenauer-Stiftung
HIV zählt zu den verheerendsten Pandemien unserer Zeit.
 Südafrika – das Land, in dem ein Fünftel aller weltweiten
­HIV-Fälle zu finden ist – konnte mittlerweile Fortschritte
 erzielen. Doch dies könnte sich ändern, wenn nicht möglichst
 alle H
      ­ IV-positiven Einwohner konsequent antiretrovirale
 Medikamente einnehmen, riskantes Verhalten zu- und das
 Problembewusstsein in der Bevölkerung abnimmt. Erste
 Anzeichen hierfür gibt es bereits.

36,9 Millionen Menschen leben derzeit weltweit             fünf Kontinenten verbreitet, wobei das östliche
 mit dem „Humanen Immunschwäche-Virus“                     und südliche Afrika zwischen Mitte der 1990er
(­HIV) und 35,4 Millionen sind bisher an den Fol-          und Mitte der 2000er Jahre zum Epizentrum
 gen von H­ IV und A ­ IDS gestorben.1 Dies stellt die     wurden. Durch gezielte Aufklärungskampag-
 globale Entwicklungspolitik vor eine große Her-           nen und frühzeitige Verbreitung von Kondo-
 ausforderung. H ­ IV/­AIDS hat nicht nur desaströse       men sowie antiretroviraler Medikamente an die
Auswirkungen für die erkrankten Individuen und            Bevölkerung gelang es einigen Schwellenländern
 betroffenen Gemeinschaften, sondern ist auch              wie Botswana, Namibia und Brasilien bereits ab
 eine Bedrohung für die politische und wirtschaft-         Mitte der 1990er Jahre erste Erfolge im Rück-
 liche Stabilität, Sicherheit und Entwicklung eines        gang von ­AIDS-Toten sowie von Neuinfektionen
Landes.2 Das HI-Virus schädigt die körpereigenen           zu erzielen.4 Die internationale Gemeinschaft
Abwehrkräfte, indem es Immunzellen zerstört.               setzte es sich 2016 in den Sustainable Develop­
 Unbehandelt wird ­HIV zum Acquired Immuno­                ment Goals zum Ziel, die Ausbreitung der Pande-
 deficiency Syndrome (­AIDS), wobei der Körper             mie bis 2030 vollständig einzudämmen.5 Dieses
 eindringende Bakterien (z. B. Tuberkuloseerreger),        Ziel ist ambitioniert, denn die Prävention und
Pilze oder Viren nicht mehr bekämpfen kann. Das           Behandlung von ­HIV ist für Nationen weltweit
Virus wird durch verschiedene Körperflüssigkei-            nach wie vor eine Herausforderung. Die beson-
 ten übertragen. So kann es bei ungeschütztem              ders unter dem HIV-Virus leidende Region ist
 Geschlechtsverkehr, Blut-zu-Blut-Kontakt (z. B.           Subsahara-Afrika, wo 25,7 Millionen Menschen
 durch infiziertes Spritzbesteck bei Drogeninjek-         ­HIV-positiv sind.6 Allein in Südafrika, dem Land
 tionen) und Mutter-Kind-Übertragung (Schwan-              mit der höchsten H ­ IV-Rate, sind 20,6 Prozent der
 gerschaft, Geburt, Stillen) zu ­HIV-Infektionen           Bevölkerung zwischen 15 und 49 Jahren an H     ­ IV
 kommen. H  ­ IV ist nicht heilbar, doch seit der Ver-     erkrankt. Insgesamt sind 7,9 Millionen Menschen
 breitung antiretroviraler Medikamente (­ARVs)             in Süd­afrika infiziert.7 Rund ein Drittel hiervon
 behandelbar. Diese reduzieren die Viruskonzen-            hat noch immer keinen Zugang zu antiretrovira-
 tration im Blut und verringern das Risiko, dass           len Medikamenten und die Zahl der jährlichen
 sich eine ­HIV-Infektion zu ­AIDS weiterentwi-            Neuinfektionen liegt bei 275.000. Jedes Jahr ster-
 ckelt. ­ARVs erhöhen die Lebenserwartung von              ben in Südafrika zwischen 89.000 und 110.000
­HIV-positiven Patienten deutlich, können jedoch           Menschen an Folgeerkrankungen von ­HIV und
 schwere Nebenwirkungen haben und müssen ein             ­AIDS, wobei damit verbunden Tuberkulose
 Leben lang eingenommen werden. 3                         (­TBC) eine der häufigsten Todesursachen ist.8

Über erste Fälle von ­HIV/­AIDS wurde Anfang der         Südafrika gehört zu den Ländern mit dem
1980er Jahre in den ­USA, Europa und afrikani-           höchsten Entwicklungsstand und Pro-Kopf-Ein-
schen Ländern berichtet. Bis Mitte des genann-           kommen in Afrika und verfügt über eines der
ten Jahrzehnts hatte sich die Krankheit auf allen        fortschrittlichsten Gesundheitswesen des

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Die vergessene Krise Gesundheitspolitik in Südafrika und der Umgang mit HIV - Michaela Braun - Konrad-Adenauer-Stiftung
Kontinents. Warum jedoch sind die Infektions-          ­ IV besonders anfällig. Da die Ausbreitung der
                                                       H
krankheiten ­HIV und ­TBC ausgerechnet hier            Epidemie dann zeitgleich mit dem demokrati-
so weit verbreitet? Der vorliegende Beitrag geht       schen Wandel voranschritt, hatte die Regierung
dieser Frage nach, indem er zunächst den histori-      einen Kampf an zwei Fronten zu führen. Dabei
schen Verlauf der Ausbreitung von H   ­ IV in Südaf-   war die erste demokratisch gewählte Regierung
rika sowie einige Aspekte darlegt, die dabei eine      unter Nelson Mandela der Aufgabe nicht gewach-
Rolle spielten. Darauf folgend werden die gegen-       sen, regulierende Interventionen umzusetzen,
wärtige Situation analysiert und Faktoren iden-        die den Ausbruch der Epidemie hätten verhin-
tifiziert, die eine nachhaltige und umfassende         dern können. Dies lag mitunter daran, dass sie
Eindämmung von H    ­ IV in S
                            ­ üdafrika nach wie vor    mit der dringlichen Aufgabe beschäftigt war,
erschweren. Im Anschluss versucht der Beitrag,         eine neue, politisch stabile und nicht-rassisti-
einen Ausblick für ­Südafrika hinsichtlich künf-       sche Gesellschaft aufzubauen. Die Regierungs-
tiger Chancen und Risiken im Kampf gegen die           geschäfte fokussierten sich daher darauf, eine
Infektionskrankheit zu geben und dann Lehren           radikale Umwälzung des Unrechtssystems der
für die globalen Bemühungen zur Eindämmung             Apartheid vorzunehmen hin zu einer Demokra-
von HIV zu ziehen.                                     tie, was einhergehen musste mit umfassenden
                                                       administrativen und systemischen Strukturän-
Der Umgang mit H  ­ IV /­AIDS in                       derungen.
­Südafrika in der Vergangenheit

Die Anfänge der Epidemie                                  Noch bis 2002 leugnete die
                                                          Politik den Zusammenhang
Zu Beginn der ­HIV /­AIDS-Krise in den 1980er
                                                          zwischen HIV und AIDS.
Jahren befand sich Südafrika im Abseits: Obwohl
1982 erste Fälle von ­HIV verzeichnet wurden und
                                                          Eine gezielte Bekämpfung
der Höhepunkt der Epidemie das Land später                des Virus fand nicht statt.
als seine Nachbarländer erreichte, hatten die
Apartheidregierung und auch der seit den ersten
demokratischen Wahlen im Jahre 1994 regie-
rende African National Congress (­ANC) bis Mitte       Regierungsversagen in der H
                                                                                 ­ IV-Politik
der 2000er Jahre keine effektiven Vorkehrungs-         unter Thabo Mbeki
maßnahmen getroffen, sodass sich die Krankheit
unaufhaltsam ausbreitete.9 Während 1990 nur             Mit Amtsantritt des zweiten Staatspräsiden-
0,73 Prozent der Bevölkerung mit ­HIV infiziert         ten seit der demokratischen Transition, Thabo
waren, betrug die Rate 1994 bereits 7,57 Prozent10      Mbeki, nahm die H   ­ IV-Epidemie aufgrund der
und 2005 mit 4,78 Millionen Menschen 10,2 Pro-          desaströs fehlgeleiteten Gesundheitspolitik ein
zent der Bevölkerung.11                                 alarmierendes Ausmaß an. Thabo Mbeki und
                                                        seine Gesundheitsministerin leugneten, dass
Einige der Gründe für die anfängliche                  ­AIDS durch ­HIV verursacht wird, und weigerten
­HIV-Ausbreitung lassen sich zurückführen auf           sich, bis 2002 antiretrovirale Medikamente über
 die schwierigen Ausgangsbedingungen Südafri-           den öffentlichen Gesundheitssektor zugänglich
 kas aufgrund seiner Geschichte, die von einer ras-     zu machen sowie internationale Hilfs­gelder dafür
 sistisch motivierten Politik des Apartheidsystems      anzunehmen. In dieser Zeit gab es nahezu keine
 geprägt war, welche nicht-weiße Bevölkerungs-          auf wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen
 gruppen vor allem auch in Gesundheits- und             basierende und von der Regierung geförderte
 Bildungsfragen benachteiligte. Zudem war (und          Präventions- und Aufklärungsmaßnahmen zur
 ist) in dem Land Arbeitsmigration besonders aus-       HIV-Bekämpfung. Rote Beete, Vitaminprä-
                                                        ­
 geprägt.12 Diese Faktoren machten Südafrika für        parate und traditionelle Medizin wurden von
 eine Verbreitung einer Infektionskrankheit wie         Regierungsseite als Behandlung empfohlen.13

Globale Gesundheit                                                                                    45
Die vergessene Krise Gesundheitspolitik in Südafrika und der Umgang mit HIV - Michaela Braun - Konrad-Adenauer-Stiftung
Stigma HIV: Zivilgesellschaftliche Organisationen setzen sich für einen kostenlosen Zugang zu Medikamenten
ein und führen Aufklärungskampagnen durch, um Vorurteilen entgegenzuwirken. Quelle: © Finbarr O’Reilly,
Reuters.

Dies führte dazu, dass sich in den Jahren von           jährlichen ­HIV-Neuinfektionen auf 550.000
2000 bis 2005, 35.000 Neugeborene bei ihren             anstieg.15 Aufgrund der hohen Infektions- und
­HIV-positiven Müttern ansteckten, 330.000              Todesraten wirkt sich die Epidemie bis heute
 Menschen in Folge von A
                       ­ IDS starben, Millionen         nicht nur negativ auf das individuelle Leben
 Kinder zu Waisen wurden14 und die Anzahl der           von Millionen Südafrikanern, sondern auch auf

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sämtliche Sphären der Gesellschaft aus. Der             erzielte Südafrika seit 2009 Erfolge in der
fragile Gesundheitssektor ist durch das erhöhte        ­ IV-Politik. Heute verfügt das Land über das
                                                       H
Patientenaufkommen überbeansprucht und die              weltweit größte, durch ein öffentliches Gesund-
Wirtschaft hat massiv unter dem Ausfall qualifi-        heitssystem finanzierte Behandlungspro-
zierter Arbeitskräfte gelitten.16                       gramm mit A  ­ RVs, welches vorsieht, dass alle
                                                       ­HIV-Infizierten sofort nach positivem Tester-
Erste Erfolge                                           gebnis eine Therapie erhalten. Die Regierung
                                                        orientiert die Präventions- und Behandlungs-
Dass es zu einer Wende in der H    ­ IV-Politik kam,    maßnahmen dabei an nationalen Fünf-Jah-
ist vor allem zivilgesellschaftlichen Akteuren zu       res-Plänen, die vom South African National ­AIDS
verdanken, die Druck auf die Regierung ausüb-           Council (­SANAC), bestehend aus Vertretern von
ten. Ab spätestens 1998 war bekannt, dass die          Regierung, Wissenschaft, ­NROs, Gewerkschaf-
Verabreichung antiretroviraler Medikamente              ten, Kirchen und Privatwirtschaft, entwickelt
an Personen mit H    ­ IV die Ansteckungsgefahr         werden. Zudem haben sich in den letzten zehn
bei Geburt und Stillen für Neugeborene immens          Jahren die vom Staat zur Verfügung gestellten
verringert, die Lebenserwartung von Infizierten         Mittel für ­HIV-Programme verdreifacht20 und
erhöht und das Risiko einer Ansteckung beim             beliefen sich 2016/2017 auf 22,1 Milliarden
Geschlechtsverkehr reduziert. Auch wenn es             Rand (etwa 1,38 Milliarden Euro).21 Doch diese
damit bereits theoretisch eine Behandlungs­            Bemühungen reichen nicht aus, um die komple-
methode gab, so waren die Medikamente nur               xen Herausforderungen der H    ­ IV-Epidemie zu
über den privaten Erwerb zugänglich – und               bewältigen. Bisher fehlen effektive Strategien zur
damit für die Mehrheit der Bevölkerung in              Implementierung der Programme. Systemische
Südafrika unerschwinglich. Zivilgesellschaft-           politische Fehler, Korruption und mangelnde
liche Organisationen wie die Treatment Action          Effizienz beim Einsatz der Gelder behindern die
Campaign (­TAC) setzten sich für den kosten-            vollständige Eindämmung ebenso wie Schwierig-
losen Zugang von ­ARVs über den öffentlichen            keiten dabei, nachhaltige Verhaltensänderungen
Gesundheitssektor ein, mobilisierten die Öffent-        in der Bevölkerung zu erwirken.
lichkeit, gingen gerichtlich gegen Pharma­
unternehmen vor und erwirkten eine Senkung
der Bezugspreise sowie den Zugang zu kosten-              Trotz der sinkenden Neu­
günstigen Generika. Durch eine Klage gegen die            infektionsrate wird Südafrika
südafrikanische Regierung beim Verfassungs-
                                                          voraussichtlich nur das erste
gericht erreichten sie, dass A ­ RVs ab 2002 bei
besonders schweren Krankheitsverläufen über
                                                          der „90-90-90-Ziele“ von
den staatlichen Gesundheitssektor zumindest               UNAIDS bis 2020 erreichen.
an ausgewählten Orten kostenlos an Patien-
ten vergeben wurden.17 Weitere Akteure, die
zum Umdenken der A      ­ NC-Regierung beitrugen,
waren die südafrikanischen Medien, die das             Aktuelle Herausforderungen
Regierungsverhalten anprangerten, sowie pri-
vatwirtschaftliche Unternehmen wie Anglo Ame­           Nach wie vor hat Südafrika Schwierigkeiten,
rican, ­BMW, Volkswagen, sowie der staatliche            alle H
                                                              ­ IV-positiven Menschen zu erreichen und
Strommonopolist E   ­ SKOM, die H ­ IV-Programme         langfristig zu behandeln. Die Anzahl H
                                                                                              ­ IV- und
und antiretrovirale Medikamente für ihre Mitar-        ­AIDS-bedingter Todesfälle hat sich seit 2004
beiter bereitstellten.18                                 zwar mehr als halbiert und die Anzahl der
                                                         jährlichen Neuinfektionen ging um ein Drittel
Mit dem Rücktritt Mbekis 2007 und insbe-                 zurück.22 Dennoch kann Südafrika voraussicht-
sondere seit der ersten Amtszeit des ehemali-            lich nur das erste der „90-90-90-Ziele“ von
gen Gesundheitsministers Aaron Motsoaledi19             ­UNAIDS bis 2020 erreichen.23 Derzeit erhalten

Globale Gesundheit                                                                                     47
ca. 4,4 Millionen Menschen eine ­ARV-Therapie.24     Faktoren für die anhaltende
 Allerdings entspricht dies lediglich 56 Prozent      ­HIV-Epidemie in Südafrika
 aller ­HIV-positiven Menschen im Land. Nur bei
 ca. 43 Prozent aller ­HIV-Positiven konnte bisher    Das Problembewusstsein in Medien
 erreicht werden, dass sich das Virus unter der       und Gesellschaft schwindet
 Nachweisgrenze befindet.25 Damit ist die Gefahr
 lange nicht gebannt: Die Anzahl der Menschen,         Nach wie vor gibt es in Südafrika gravierende
 die mit dem HI-Virus infiziert sind, erhöht sich      Wissenslücken über ­AIDS und darüber, wie man
 kontinuierlich, was auf die verlängerte Lebens-        sich schützen kann. Selbst bei Personen, die
 erwartung durch ­ARVs zurückzuführen ist. Das          vermeintlich aufgeklärt sind, scheint die Wahr-
 Risiko, dass diese Menschen andere anstecken,          nehmung des persönlichen Risikos, das mit einer
 ist nur dann eingedämmt, solange sie sich kon-       Ansteckung einhergeht, abgenommen zu haben.
 sequent in Behandlung befinden. Sowohl die            Immer häufiger kommt es zu sexuell riskantem
 Behandlung von T  ­ BC als auch von ­HIV erfordern   Verhalten, was die weite Verbreitung von unge-
 jedoch eine große Eigenverantwortung und Dis-          schütztem Geschlechtsverkehr und die Anzahl
 ziplin des Patienten. Doch hier gibt es noch große     an Teenager-Schwangerschaften bestätigen.29
 Lücken. Viele kehren nach einer ­HIV-Diagnose         Es scheint sich eine Art „­HIV-Müdigkeit“ ein-
 nicht für die lebenslange Therapie zurück oder         zuschleichen, die sich auch in einer – seit dem
 nehmen die Medikamente nicht regelmäßig ein.          Einlenken der Regierung in der ­HIV-Politik –
­TBC-Fälle wiederum bleiben oft lange unent-            veränderten Medienberichterstattung nieder-
 deckt, da eine Diagnose schwer zu stellen ist,         schlägt. Berichte konzentrieren sich mittlerweile
 und erfordern eine Behandlung von sechs bis 24         vorwiegend darauf, erzielte Erfolge in der
 Monaten.26                                            ­HIV-Eindämmung und Nebenwirkungen von
                                                      ­ARVs hervorzuheben, anstatt die weiterhin große
                                                        Gefahr, die von der Epidemie ausgeht, zu beto-
     Seit einigen Jahren scheint sich                   nen und so das Bewusstsein in der Bevölkerung
     eine „HIV-Müdigkeit“ im Land                       weiter zu schärfen.30
     einzuschleichen. Die Gefahr
                                                      Soziale Verstärker wirken als
     sei fast gebannt, so propagieren                 Treiber der ­HIV-Ausbreitung
     die Medien.
                                                      Eine weitere Herausforderung im Kampf gegen
                                                      ­HIV ist, dass es sich nicht nur um ein medizini-
                                                       sches Problem handelt, sondern sozioökonomi-
Nach wie vor infizieren sich täglich bis zu 750        sche und kulturelle Faktoren ebenfalls eine Rolle
 Menschen in Südafrika mit H ­ IV und die Anzahl       spielen. Eine Verhaltensänderung zu erwirken
 der Todesfälle durch T  ­ BC bleibt hoch.27 Die       erweist sich daher als schwierig. Die Verbreitung
­HIV-Infektionsrate in bestimmten Bevölke-             von H­ IV variiert stark je nach Alter, Geschlecht,
 rungsgruppen ist besonders besorgniserregend:        Wohnort, sozioökonomischem Status, Bildungs-
Ein Drittel aller Neuinfektionen betrifft Frauen       grad und persönlichen Überzeugungen.31 Stu-
 im Alter von 15 bis 24 Jahren. Weitere Risiko-        dien belegen einen Zusammenhang zwischen
 gruppen, die hohe H  ­ IV-Raten aufweisen, sind       der Verbreitung der Epidemie und sozioöko-
 u. a. Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter, sowie         nomischen Faktoren wie Armut und Ungleich-
 nicht-heterosexuelle Personen. Migranten und          heit. Südafrika gilt als eines der Länder mit der
 illegale Einwanderer, Kinder (v. a. Waisen) sowie     höchsten Ungleichheit weltweit. 45 Prozent der
 Menschen in informellen Siedlungen gelten als         Bevölkerung leben von maximal zwei US-Dol-
 besonders verwundbar.28 Doch welche Gründe            lar pro Tag.32 Die Auswirkungen schlagen sich
 gibt es für die Behandlungslücken und Neuinfek-       besonders im Gesundheitsbereich nieder. So
 tionen in Südafrika?                                  sind arme und schwarze Bevölkerungsgruppen

48                                                                         Auslandsinformationen 2|2019
besonders von Infektionskrankheiten wie ­TBC        bei und stiftete Verwirrung, was sich bis heute
und ­HIV betroffen. Die ­HIV-Infektionsrate ist     negativ auf den Erfolg von Aufklärungsmaßnah-
mit 16,6 Prozent in der schwarzen Bevölkerung       men auswirkt.
am höchsten (5,3 Prozent Coloureds, 0,8 Prozent
Inder/Asiaten, 1,1 Prozent Weiße).33                Das staatliche Gesundheitssystem ist überfordert

Weitere strukturelle Aspekte und soziale Normen       Die im nationalen Plan entworfenen H   ­ IV- und
begünstigen die Verbreitung von H ­ IV insbeson-    ­TBC-Programme werden von den Gesundheits-
dere in den urbanen Townships sowie struktur-         behörden in den Provinzen koordiniert und vor-
schwachen ländlichen Gebieten. Hierzu gehören         wiegend in staatlichen allgemeinmedizinischen
Alkohol- und Drogenmissbrauch, hohe Arbeitslo-        Einrichtungen auf Kommunalebene sowie in
sigkeit, kaputte Familienstrukturen sowie patri­      Gemeindezentren und durch Nichtregierungs-
archalisch geprägte Rollenbilder und Gewalt.          organisationen ausgeführt. Sie stehen der Bevöl-
Dabei verzeichnet Südafrika weltweit mit die          kerung kostenlos zur Verfügung. Das zuständige
meisten Fälle von Vergewaltigungen sowie sexu-        Gesundheitspersonal setzt sich vor allem aus
eller Gewalt gegen Frauen. Sexuell riskante Ver-      Krankenschwestern und Gemeindehelfern
haltensweisen wie Promiskuität und Polygamie          zusammen.38 Damit bilden die öffentlichen Ein-
sind zudem weit verbreitet und wurden selbst          richtungen das Fundament für die Eindämmung
vom ehemaligen Staatspräsidenten Jacob Zuma           von Infektionskrankheiten. Doch diese, wie der
vorgelebt.34 Außerdem sind Sexualbeziehungen          staatliche Gesundheitssektor insgesamt, stehen
geläufig, in denen ein großer Altersunterschied       seit Jahren in der Kritik und leiden massiv unter
besteht und die von asymmetrischen Machtver-          dem Mangel an ausreichendem und qualifizier-
hältnissen zwischen den Partnern sowie finanzi-       tem Personal, Medikamenten und technischer
ellen Abhängigkeiten geprägt sind. So infizieren      Ausstattung.39 Die Wartezeiten für Patienten
sich häufig junge Mädchen bei älteren Männern,        können lange ausfallen und ­ARVs sowie Verhü-
die oftmals kein Kondom benutzen wollen, aber         tungsmittel sind oft monatelang vergriffen. Qua-
auf deren finanzielle Unterstützung eben diese        lität und Anzahl sowohl der Einrichtungen als
Mädchen angewiesen sind.35                            auch des Gesundheitspersonals variieren stark
                                                      je nach geografischer Lage.40 Studien aus Süd-
Mythen um H­ IV und A
                    ­ IDS stiften                     afrika belegen, dass sich einige Patienten nicht
Verwirrung und behindern Aufklärung                   ausreichend aufgeklärt und teils vom Gesund-
                                                      heitspersonal schlecht behandelt fühlen.41 Diese
Wie andere Länder Afrikas ist auch Südafrika          Schwächen des staatlichen Gesundheitssystems
teils konservativ sowie religiös geprägt und der      beeinträchtigen den Erfolg der Programme zur
Glaube an traditionelle Medizin ist mancher-          Eindämmung der Infektionskrankheiten, da sie
orts noch verbreitet. Noch immer ranken sich          dazu führen, dass viele ­HIV-positive oder an
Mythen um die H   ­ IV-Behandlung und -Präven-       ­TBC erkrankte Menschen die Behandlung abbre-
tion. Geläufige Ideen sind zum Beispiel, dass Sex     chen.42
mit Jungfrauen A ­ IDS heilen könne, bestimmte
Blutgruppen immun gegen den Virus seien oder         Schlechte Regierungsführung und mangelhafte
dass Duschen nach dem Sex gegen H   ­ IV schütze    Umsetzung geplanter Maßnahmen beeinträchtigen
(eine Aussage des ehemaligen südafrikanischen       ­HIV-Programme
Präsidenten Jacob Zuma).36 Die Stigmatisierung
Betroffener ist nach wie vor präsent. Zugleich      Dass die ­HIV-Epidemie in Südafrika ein sol-
stehen einige Südafrikaner antiretroviralen         ches Ausmaß erreichen konnte und es weiterhin
Medikamenten weiterhin skeptisch gegenüber.37       Behandlungslücken sowie eine hohe Rate an
Insbesondere die desaströse und widersprüchli-      Neuinfektionen gibt, liegt auch an der schlechten
che ­HIV-Propaganda der Regierungsvertreter in      Regierungsführung des ­ANC. Zwar hat die Par-
der Vergangenheit trug nachhaltig zu Misstrauen     tei nach A
                                                             ­ IDS-Leugnung und Versäumnissen in

Globale Gesundheit                                                                                 49
der ­HIV-Politik inzwischen in Zusammenarbeit            Planung und Koordinierung zwischen Landes-,
 mit der Zivilbevölkerung gute Maßnahmen und              Provinz- und Kommunalregierung sowie zwi-
 Gesetze zur Bekämpfung von ­HIV entwickelt,              schen Ministerien und Behörden, aber zusätz-
 jedoch wurden diese bislang nicht effizient umge-        lich auch eine inkonsequente Implementierung
 setzt.43 Weiterhin versäumt es die Regierung bis         von Richtlinien und Verfahrensweisen dazu bei,
 heute, das öffentliche Gesundheits­wesen als             dass Ziele der nationalen Strategiepläne teil-
Basis für eine effektive Implementierung der              weise nicht erreicht wurden.48 Damit hemmen
­HIV-Programme durch ausreichend Budget, Per-             systemische Hindernisse in Form von Ineffizi-
 sonal, und Infrastruktur zu stärken.44                   enz, Korruption und Missmanagement, die sich
                                                          in einigen Bereichen südafrikanischer Politik
Dies liegt einerseits an schlechter Haushaltsfüh-
 rung und Planung der Finanzen: Der Staat stellt
12,19 Prozent seines Haushaltsetats für Gesund-
 heit zur Verfügung45 und die Pro-Kopf-Ausga-
 ben im Gesundheitsbereich sind hinsichtlich
 der ­Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation
(WHO) für Schwellenländer vergleichsweise
 hoch.46 Dennoch weist der staatliche Gesund-
 heitssektor erhebliche Defizite auf, eine effek-
 tive Reform blieb bisher aus und das Budget
 reicht nicht, um genügend qualifiziertes Per-
 sonal zu beschäftigen und eine adäquate Aus-
 stattung zu garantieren. Um bessere Ergebnisse
 zu erzielen, müsste die Regierung die vorhan-
 denen Gelder daher effizienter einsetzen. Dies
 führt andererseits zu einem weiteren Faktor, der
 die Regierungserfolge des A ­ NC beeinträchtigt:
Besonders in den Jahren unter Präsident Jacob
 Zuma erreichten die Fälle von Korruption und
 politischer Patronage innerhalb der Regierungs-
 partei Rekordmaße. Steuer­gelder, die z. B. für
­HIV-Programme vorgesehen waren, wurden für
 die eigene Bereicherung des Parteikaders und
 damit verbundenen Unternehmen verwendet.
Von diesem Nepotismus blieb auch der staat-
 liche Gesundheitssektor nicht verschont: Das
 öffentliche Gesundheitssystem wurde syste-
 matisch ausgehöhlt, was sich unmittelbar auf
 den Erfolg von H ­ IV- und T ­ BC-Programmen
 auswirkte.47 Weiterhin trugen mangelhafte

              HIV-Mythen: Der Glaube an traditionelle
              Medizin ist in Südafrika weit verbreitet.
              Noch immer ranken sich Mythen um die
              HIV-Behandlung und -Prävention, dass
              beispielsweise Sex mit Jungfrauen AIDS
              heilen könne. Quelle: © Rogan Ward,
              Reuters.

50                                                                           Auslandsinformationen 2|2019
finden, bis heute nachhaltige und signifikante    Regierung konsequent dafür sorgen, dass Gelder
Entwicklungsfortschritte.                         für ­HIV-Programme ihrem ursprünglich ange-
                                                  dachten Zweck zugutekommen, es ist auch eine
Ausblick für Südafrika                            bessere Koordination zwischen den einzelnen
                                                  Regierungs- und Verwaltungsebenen sowie eine
Die Zukunft der ­HIV-Eindämmung hängt in Süd-     konsequente Umsetzung und Überwachung der
afrika von guter Regierungsführung und klarem     theoretisch sinnvollen politischen Maßnahmen
Vorgehen gegen Korruption ab. Hier steht die      nötig. Besonders auf Provinz- und Distriktebene
Gesundheitspolitik für die generell defizitäre    fehlt es hierfür jedoch an Kapazitäten. Dabei
Regierungsleistung des A
                       ­ NC. Nicht nur muss die   könnte S­ ANAC – die mit der Konzipierung von

Globale Gesundheit                                                                            51
­ IV-Programmen beauftragte multisektorale
H                                                    Doch insbesondere in den letzten zehn Jahren
Landesinstitution – effizient mitwirken, wenn        wurden in Südafrika aussichtsreiche Projekte
ihre Strukturen in den Provinzen verbessert wür-     initiiert. Hierzu gehört die partizipative Ent-
den.49 Die internationale Entwicklungszusam-         wicklung nationaler Strategiepläne durch die
menarbeit könnte hier einen Beitrag zur Stärkung     Regierung und ein Expertengremium – basierend
der lokalen Regierung und Verwaltung, Planung        auf internationalen wissenschaftlich fundierten
und Budgetierung leisten. Weiterhin ist das          Erkenntnissen. Aussichtsreich ist der Ansatz,
Engagement einer aktiven Zivilgesellschaft sowie     neben staatlichen Gesundheitseinrichtungen
der Medien nötig, die Regierungsverantwortli-        auch Gemeindezentren, zivilgesellschaftliche
chen bei Missmanagement zur Rechenschaft zu          Organisationen sowie H­ IV-Betroffene als Helfer
ziehen und dafür zu sorgen, dass H  ­ IV weiterhin   und die Gemeinden vor Ort direkt in die Umset-
oben auf der Agenda steht. Chancen bestehen          zung von ­HIV-Programmen einzubeziehen.
u. a. darin, einen stärkeren Austausch zwischen      Dadurch sollen bisher nicht erreichte Personen
öffentlichem und privatem Gesundheitssektor zu       angesprochen, durch das Nachfassen eine dau-
fördern sowie das Gesundheitssystem zu refor-        erhafte Behandlung gesichert und letztlich Tabus
mieren.50 Die Hoffnungen Südafrikas liegen           abgebaut werden.52 Um nachhaltige Erfolge zu
hierbei auch auf dem neuen Gesundheitsminister       erzielen, müssen solche Pläne jedoch mit kon-
Zweli Mkhize, der seit 29. Mai 2019 dieses Amt       kreten Implementierungsstrategien und der
bekleidet. Herausforderungen werden die anhal-       Zuteilung von Verantwortungen auf allen Regie-
tend hohe Urbanisierung sowie die Anzahl an          rungs- und Behördenebenen einhergehen.53 Eine
Migranten und illegalen Einwanderern darstel-        adäquate Finanzierung muss so erfolgen, dass
len, die in Südafrika kostenlos staatliche Behand-   staatliche Einrichtungen flächendeckend mit
lungsprogramme erhalten und insbesondere             ausreichend antiretroviralen Medikamenten
Gesundheitseinrichtungen in Metro­polregionen        und Präventionsmitteln, technischer Ausrüstung
zusätzlich belasten.51 Um langfristig noch weni-     und geschultem Personal ausgestattet sind und
ger auf internationale Hilfsgelder angewiesen        über hinreichend Kapazitäten für Dokumenta-
zu sein, wird Südafrika weitere Möglichkeiten        tion, Nachfassen und Beobachtung der ­HIV-Fälle
finden müssen, seine Programme stärker durch         verfügen.54
inländische Mittel zu finanzieren und die Gelder
effizienter einzusetzen.                             Zielgruppengerechte ­HIV-Programme
                                                     und flankierende Maßnahmen
Lehren aus Südafrika für den                         fördern Verhaltensänderung
globalen Kampf gegen H­ IV
                                                     Um eine dauerhafte Eindämmung und Ver-
Um die Verbreitung von H ­ IV zu stoppen, müssen     haltensänderung zu erwirken, ist eine Kombi-
möglichst alle H
               ­ IV-positiven Menschen eine Dia-     nation aus Maßnahmen erforderlich, die den
gnose erhalten und sich dauerhaft behandeln las-     sozioökonomischen Kontext, in dem sich die
sen. Zudem muss eine umfassende Aufklärung           Krankheit verbreitet, adressiert. Makroökono-
erreicht werden. Am Beispiel Südafrika lassen        mische, gesundheits- und sozialpolitische Stra-
sich Lehren für die ­HIV-Bekämpfung ziehen, die      tegien müssen auf Armutsbekämpfung abzielen,
im globalen entwicklungspolitischen Kontext zu       den Zugang zu Gesundheitsversorgung sichern
beachten sind.                                       und Aufklärung über gesunde Lebensführung
                                                     umfassen. Zudem müssen sie Interventionen
Die Eindämmung von H  ­ IV ist eine                  zur Bekämpfung von Gewalt, sowie den Abbau
gesamtgesellschaftliche Verantwortung                patriarchalischer Männlichkeitsbilder und ein
                                                     Vorgehen gegen die Diskriminierung Betroffener
Der späte Aufbau der medizinischen Versorgung        enthalten. Eine wichtige Aufgabe in den interna-
für ­HIV-Betroffene ist eines der größten Ver-       tionalen Bemühungen wird es auch künftig sein,
säumnisse der südafrikanischen A ­ IDS-Politik.      bisher nicht erreichte Personen sowie besonders

52                                                                       Auslandsinformationen 2|2019
verwundbare Bevölkerungs- und Risikogruppen            1    Vgl. ­UNAIDS 2018: Factsheet World A      ­ IDS Day
zu adressieren und Verhaltensmuster zu durch-               2018, in: http://bit.ly/2W6pAok [18.02.2019].
                                                       2    Vgl. Braun, Daniela 2018: Unsichtbare Gegner.
brechen, die es wahrscheinlicher machen, dass
                                                            Warum Viren und Bakterien ein Thema für die
sich ­HIV in einer Gesellschaft ausbreitet.55               Sicherheitspolitik sind, in: Auslandsinformatio-
                                                            nen 2/2018, S. 67 f., in: https://bit.ly/2­HTFOx8
Präventionskampagnen wirken am besten, wenn                 [03.06.2019].
                                                       3    Vgl. Böxkes, Peter 2017: H ­ IV / A
                                                                                              ­ IDS in Südafrika,
sie den Individuen verständlich vermitteln, wel-
                                                            S. 18 – 26, 02/2017, in: http://bit.ly/2UNeu7M
che Auswirkungen eine Ansteckung mit ­HIV                   [18.02.2019].
auf ihr eigenes Leben hat, und Schutzmittel            4    Vgl. Wogart, Jan Peter et al. 2008: A  ­ IDS, Access to
wie männliche und weibliche Kondome, Prä-                   Medicines and the different Roles of the Brazilian
                                                            and South African Governments in Global Health
expositionsprophylaxe (PreP) und Mikrobizide
                                                            Governance, S. 17, 09/2009, in: http://bit.ly/2TXsOx3
(z. B. antiretrovirale Vaginalgels zur Vorbeu-              [18.02.2019].
gung) möglichst überall kostenfrei zugänglich          5    Vgl. Vereinte Nationen: Sustainable Development
sind. Außerdem sollten freiwillige, medizinisch             Goals Knowledge Platform, in: http://bit.ly/2FoNvtV
                                                            [18.02.2019].
korrekt ausgeführte männliche Beschneidun-
                                                       6    Vgl. ­UNAIDS 2018, N. 1.
gen – die das Risiko der Übertragung von ­HIV          7    Vgl. Human Sciences Research Council (­HSRC)
beim Geschlechtsverkehr von Frau zu Mann                    2018: The Fifth South African National H     ­ IV Preva-
deutlich verringern – kostenlos über das staat-             lence, Incidence, Behaviour and Communication
                                                            Survey, 2017. ­HIV Impact Assessment Summary,
liche Gesundheitssystem durchgeführt werden.
                                                            07/2017, in: http://bit.ly/2Hx9EZ2 [18.02.2019].
Es muss sichergestellt werden, dass sich jeder              Je nach Quelle weichen die H   ­ IV-Statistiken leicht
Mensch mit wenig Aufwand über H   ­ IV informie-            voneinander ab. Wenn nicht anders gekennzeichnet,
ren kann. Dabei müssen die Programme ziel-                  wird sich hier auf U­ NAIDS und H   ­ SRC bezogen.
                                                            Weitere südafrikanische Quellen finden sich
gruppengerecht ausgerichtet und die Aufklärung
                                                            unter Stats SA (in: http://bit.ly/2­HILJFo) sowie
dazu über passende Kommunikationskanäle ver-                dem Thembisa Modell (in: http://bit.ly/2Cu­LWZl)
breitet werden.                                             [18.02.2019].
                                                       8    Vgl. Spotlight 2018: The numbers: H    ­ IV and TB in
                                                            South Africa, 04.07.2018, in: http://bit.ly/2WeaT2W
Test-, Beratungs- und Behandlungsangebote
                                                            [18.02.2019].
erreichen umso mehr Menschen, je unmittel-             9    Vgl. Shisana, Olive et al. 2014: South Africa’s Res-
barer sie in Orten des Alltags integriert sind,             ponse to the H ­ IV and ­AIDS Epidemics, in: H  ­ SRC
z. B. am Arbeitsplatz, in den lokalen Gesund-               2014: State of the Nation – South Africa 1994 – 2014,
                                                            S. 347.
heitszentren, Freizeiteinrichtungen sowie durch
                                                       10   Vgl. Grundlingh, Louis 2009: Challenges and Obst-
automatisierte Medikamentenausgaben, telefo-                acles in early HIV and AIDS Education in South
nische und onlinebasierte Beratungsstellen und              Africa 1989 – 1994, in: Historia 54: 1, S. 239 – 241.
Apps. Die Verbindung verschiedener Programme           11   Vgl. South African Institute of Race Relations 2018:
                                                            South Africa Survey 2019, Johannesburg, S. 676.
(­HIV-Programme in der Mutter-Kind-Vorsorge
                                                       12   Zum einen kamen unter anderem Personen aus be-
und als Teil der Standard-Vorsorgeuntersu-                  nachbarten afrikanischen Ländern nach Südafrika,
chungen, Co-Diagnosen von ­TBC und ­HIV,                    um dort zeitweise (z. B. im Bergbau) zu arbeiten.
Sexualkunde und Sozialisierung bzgl. Geschlech-             Zum anderen machten es die Apartheidstrukturen
                                                            für nicht-weiße Bevölkerungsgruppen erforderlich,
terbilder an Schulen) kann zu einer höheren Nut-
                                                            weite Strecken zu ihren Arbeitsplätzen zurückzule-
zungsrate sowie zu einem effizienterem Einsatz              gen und teils zeitweise getrennt von ihren Familien
von Ressourcen führen.56                                    zu leben.
                                                       13   Vgl. Cullinan, Kerry / Thom, Anso (Hrsg.) 2009:
                                                            The Virus, Vitamins and Vegetables: The South
                                                            African ­HIV / AIDS Mystery, Auckland Park.
Michaela Braun ist Trainee im Auslandsbüro Südafrika   14   Vgl. Delobelle, Peter 2013: The Health System in
der Konrad-Adenauer-Stiftung.                               South Africa: Historical Perspectives and Current
                                                            Challenges, in: Wolhuter, Charl (Hrsg.): South
                                                            Africa in Focus, Hauppauge, NY, S. 160.

Globale Gesundheit                                                                                               53
15 Vgl. Statistics South Africa 2015: Millennium                     32 Vgl. Mayosi, Bongani et al. 2014: Health and Health
      Development Goals 6: Combat H        ­ IV / ­AIDS, malaria          Care in South Africa, in: The New England Journal
      and other diseases, S. 10, in: http://bit.ly/2CtgbzM                of Medicine 371, S. 1344 – 1353, 02.10.2014, in:
   [18.02.2019].                                                          http://bit.ly/2FhK079 [18.02.2019].
16 Vgl. Ostheimer, Andrea 2004: Auswirkungen der                     33 Vgl. ­HSRC 2018, N. 7.
    ­HIV / ­AIDS-Epidemie auf Südafrikas Wirtschaft,                 34 Vgl. Venter, Francois et al. 2011: Health in Africa,
     ­KAS-Länderbericht, 06/2004, in: http://bit.ly/                      in: Mbeki, Moeletsi (Hrsg.): Advocates for Change,
   2­HMJAJ3 [07.03.2019].                                                Johannesburg, S. 148 – 152.
17 Vgl. Burchardt, Marian 2017: Demokratisierung,                    35 Vgl. Shisana 2014, N. 9, S. 350, 355.
   Transnationalisierung und Klientelismus, in: De la                36 	­BBC News 2006: SA’s Zuma ‚showered to avoid
      Fontaine, Dana et al. (Hrsg.): Das politische System               ­HIV‘, 05.04.2006, in: https://bbc.in/2­HSRz7a
      Südafrikas, Wiesbaden, S. 19 – 24.                                 [25.03.2019].
18 Vgl. Wogart et al. 2008, N. 4, S. 21 f.                           37 Vgl. Furlong 2018, N. 27.
19 Motsoaledi war der südafrikanische Gesundheits-                   38 Vgl. ­SANAC 2017, N. 21.
      minister von 2009 bis 2019 und ist seit 29.05.2019             39 Vgl. Amnesty International: South Africa 2017/2018,
   Minister für Home Affairs (Innere Angelegenheiten).                    in: http://bit.ly/2JocqSd [18.02.2019].
20 Vgl. Blecher, Mark et al. 2016: H     ­ IV and ­AIDS Finan-       40 Vgl. McIntyre, Di / Ataguba, John 2014: Access to
      cing in South Africa: sustainability and fiscal space,             Quality Health Care in South Africa: Is the health
      in: Health Systems Trust: The State of Health in                    sector contributing to addressing the inequality
      South Africa 2016, S. 214, in: http://bit.ly/2TR39Gz                challenge?, in: http://bit.ly/2FhIkdR [18.02.2019].
   [18.02.2019].                                                     41 Vgl. Bernstein, Ann (Hrsg.) 2011: Reforming Health­-
21 Die Gesamtkosten der im strategischen Plan ent-                        care in South Africa. What Role for the private Sector?,
      worfenen Programme belaufen sich bis 2021 auf                      Center for Development and Enterprise: C          ­ DE Re-
   207 Mrd. Rand (ca. 12,7 Mrd. Euro). Vgl. South African                 search 18, S. 7 – 17, 11/2011, in: http://bit.ly/2We6yAa
   National A   ­ IDS Council (­SANAC) 2017: South                       [20.05.2019].
   Africa’s National Strategic Plan for H      ­ IV, TB and          42 Vgl. Simelela, N. P. / Venter, W. D. F. 2014: A brief
      ­STIs 2017 – 2022, S. 38, in: http://bit.ly/2FoqNSt                 history of South Africa’s response to A     ­ IDS, in: The
   [18.02.2019].                                                          South African Medical Journal 104: 3, S. 250 f.,
22 Vgl. Spotlight 2018, N. 8.                                            03/2014, in: http://bit.ly/2­CDNgcL [18.02.2019].
23 Diese lauten: 90 Prozent aller Menschen mit H             ­ IV    43 Vgl. Chibango, Conrad 2013: South Africa’s H          ­ IV and
      sollen eine Diagnose bekommen haben. 90 Prozent                   ­AIDS Policy and Legislation, in: Greener Journal of
      davon sollen eine antiretrovirale Therapie machen.                 Medical Sciences 3: 6, S. 248.
   90 Prozent der Menschen unter einer H            ­ IV-Therapie    44 Vgl. Coovadia, Hoosen et al. 2009: The Health and
      sollen eine Virusbelastung unterhalb der Nach-                     Health System of South Africa: Historical Roots of
      weisgrenze haben. Vgl. Low, Marcus 2018: Is South                  Current Public Health Challenges, in: The Lancet
   Africa on track to meet N    ­ SP targets? Daily Maverick,            374: 9692, S. 830 ff.
   30.11.2018, in: http://bit.ly/2WcP5nY [18.02.2019].               45 Vgl. National Treasury Republic of South Africa
24 Vgl. Spotlight 2018, N. 8.                                            2019: Budget Review 2019, S 8, 20.02.2019, in:
25 Berechnung basierend auf 7,9 Millionen H           ­ IV-Fällen.        http://bit.ly/2Cs­TGLn [17.03.2019].
   Vgl. ­UNAIDS: Country factsheets. South Africa / 2017,            46 Vgl. Bernstein 2011, N. 41, S. 7 – 17.
      Data, in: http://bit.ly/2Y8quTq [18.02.2019].                  47 Vgl. Yawa, Anela 2018: Time to make A         ­ IDS political
26 Vgl. Furlong, Ashleigh 2018: H     ­ IV treatment pro-                 again, Spotlight, 24.07.2018, in: http://bit.ly/2Jq15B4
      gramme doing well but long way to go, GroundUp,                    [18.02.2019].
   26.06.2018, in: http://bit.ly/2UHm­EOF [18.02.2019].              48 Vgl. Scrubb, Victoria 2011: Political Systems and
27 Berechnung basierend auf 275.000 jährlichen                           Health Inequity, in: The Journal of Global Health,
   Neuinfektionen, vgl. Spotlight 2018, N. 8.                            01.04.2011, in: http://bit.ly/2uf3bJL [18.02.2019].
28 Vgl. ­SANAC 2017, N. 21, S. 23.                                   49 Vgl. ­UNAIDS 2015, N. 32, S. 168.
29 Vgl. Hopkins, Kathryn et al. 2018: Will the current               50 Es bestehen eklatante Qualitätsunterschiede
   National Strategic Plan enable South Africa to                         zwischen dem sehr gut ausgestatteten privaten
      end ­AIDS, Tuberculosis and Sexually Transmitted                   Gesundheitssektor, der insbesondere von der Min-
   Infections by 2022?, in: Southern African Journal of                   derheit der Bevölkerung in Anspruch genommen
   ­HIV Medicine 19: 1, 04.10.2018, in: http://bit.ly/                    wird, die sich private Krankenversicherungen leis-
   2UKor5T [18.02.2019].                                                  ten kann, und dem extrem schwachen und durch
30 Vgl. Heywood, Mark 2012: Not ‚the End of A             ­ IDS‘ –        Steuern finanzierten staatlichen Gesundheitssektor.
   Moving from Quantity to Quality in Order to                            Seit 2011 existieren Pläne für eine ‚Nationale Kran-
      Sustain the Results of Global A   ­ IDS activism, Polity,           kenversicherung‘ und eine Reform des öffentlichen
   29.11.2012, in: http://bit.ly/2Frwq2B [18.02.2019].                   Gesundheitssystems. Deren umfassende Umset-
31 Vgl. ­UNAIDS 2015: ­MDG 6: 15 years, 15 Lessons of                     zung blieb bisher aus.
    Hope from the A   ­ IDS Response, S. 168, in: http://bit.ly/     51 Vgl. Mayosi et al. 2014, N. 33, S. 1344.
   2­TLP268 [18.02.2019].

54                                                                                              Auslandsinformationen 2|2019
52 Vgl. Zewdie, Debrework 2003: Summary of Lessons
   Learned from Implementation of the Multi-Country
   HIV/AIDS Program (MAP), 01.07.2003, Weltbank,
   in: http://bit.ly/2TjCjm3 [18.02.2019].
53 Vgl. Davis, Rebecca 2017: H   ­ IV & TB: New Govern-
   ment Plan raises Concerns over Practicalities and
   Politics, Daily Maverick, 11.04.2017, in: http://bit.ly/
   2Ffc5vS [18.02.2019].
54 Vgl. Gray, Glenda 2016: H  ­ IV, ­AIDS, and 90-90-90,
   The Conversation, 12.07.2016, in: http://bit.ly/2ui5v2M
   [18.02.2019].
55 Vgl. Scott, Vera et al. 2017: Addressing social
   Determinants of Health in South Africa, in: Health
   Systems Trust: The State of Health in South
   Africa 2017, S. 77 – 88, in: http://bit.ly/2TlqOu5
   [18.02.2019].
56 Vgl. ­UNAIDS 2015, N. 32, S. 59.

Globale Gesundheit                                            55
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