Bvitg Health IT Trends 2018 - Telekom Healthcare Solutions

 
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bvitg Health IT
Trends
2018
Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

der Bundesverband Gesundheit-IT – bvitg e. V. hat es sich in seiner
„Strategie 2021“ zur Aufgabe gemacht, die aktuellen Trends in der Health-IT
zu scannen, zu bewerten und auch aktiv zu unterstützen. Deshalb haben wir
die besinnliche Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr auch genutzt, um
die zahlreich erschienenen Trends der Experten von A.T. Kearney, Forrester,
Gartner, IDC, ISG, Roland Berger etc. und deren profunde Prognosen über die
wichtigsten Entwicklungen zu scannen und zu sortieren. Herausgekommen
ist eine Zusammenstellung aus 70 Trends, die anschließend von unseren
Geschäftsführern, AG-Leitern und Mitgliedern der AG Marktforschung
gesichtet und bewertet wurde.
Dabei wurden folgende bvitg Top Trends der Health IT identifiziert:

1.   Interoperabilität
2.   Künstliche Intelligenz
3.   IT-Sicherheit
4.   Digitale Transformation
5.   Fokus auf den Patienten
6.   Mobile Health
7.   Telemedizin
8.   EU-Datenschutz-Grundverordnung
9.   Patient Reported Data

Für diese Sonderausgabe haben wir nun Experten aus dem bvitg gebeten,
diese Trends zu bewerten. Wir wünschen gute Unterhaltung bei der Lektüre
und freuen uns auf zahlreiches Feedback!

Ihre „Trüffelschweinchen“

Andreas Kassner             Bernhard Calmer               Natalie Gladkov

                                                                                     3
bvitg Trendreport 2018                                                                                                                                                                                                           1 Interoperabilität

                                                                                                           If you look at the health system in your country, how well prepared is it in
      1                  Interoperabilität                                                                 order to enable secure electronic health information exchange between
                                                                                                           different types of healthcare providers?

                                                                                                           (Mean values: scale from 1 „flop“ to 5 „top“; without „other“ countries; without answer option „other“)

Änderung im § 291d SGB V, Fortführung des Interoperabilitätsverzeich-
nisses vesta, Spezifikation des Akten-Kerndatensatzes durch die gematik:                                   Technical Standards,Total
Auch in 2018 werden Fragen rund um Interoperabilität und Semantik die
Branche auf Trab halten. Welche Rolle spielt dabei der bvitg? Und wo geht
die Reise überhaupt hin? Kim Becker, Projektmanagerin Interoperabilität                                        2.2                 3.4                  3.5                 3.1                  3.3                 3.2                3.6
und Standardisierung im bvitg, befragt hierzu Jens Naumann, Vorstands-
vorsitzender bvitg und Geschäftsführer medatixx GmbH & Co. KG.
                                                                                                             Germany               Austria           Switzerland         Netherlands             Nordics               UK                Spain

Interoperabilität im Gesundheitswesen ist ein weites Feld. In welcher
Form kann der bvitg die Entwicklungen begleiten und unterstützen?                                                                                                                                                    Quelle: HIMSS Analytics (n=367)

                    1       Aufklärung betreiben: Der Begriff der Interoperabilität ist derzeit fast ein
                         Modewort; kommt in jeder Rede zu den Chancen von Gesundheits-IT vor und

                                                                                                           3
                         prophezeit die schöne neue synchronisierte Datenwelt. Hier ist es wichtig,
                         klarzustellen, was Interoperabilität im fachlichen Sinne tatsächlich ist und           Aktiv an Standards mitarbeiten: Eine Vielzahl von Mitglieds-
                         leisten kann – und auch, wo ihre Grenzen sind. Dieses Wissen wird in Politik      unternehmen arbeitet in den international etablierten Standardi-
                         und Selbstverwaltung dringend benötigt, um jetzt die richtigen Weichenstel-       sierungsgremien mit. Immer dann, wenn wir im bvitg erkennen,
                         lungen zu ermöglichen.                                                            dass konkrete Themen der Interoperabilität – derzeit z.B. die

                         2    Auf Bewährtes hinweisen: Noch immer sehen wir, dass Spezifikationen
                                                                                                           Schnittstellen zwischen Klinik- und Praxissystemen inkl. ihren
                                                                                                           Subsystemen und Akten aller Art – im Markt stark thematisiert
                         für Interoperabilität entstehen, die propriertär nur genau für jenen Einsatz-     werden, finden sich betroffene Mitgliedsunternehmen unter dem
                         zweck geeignet sind, den die Protagonisten gerade im Fokus haben. Dabei           organisatorischen und fachlich-koordinierenden Dach des bvitg
                         wird – aus Unwissenheit, aber nicht selten auch machttaktischen Gründen           zusammen, treffen Vereinbarungen zur konkreten Verwendung
                         – ignoriert, dass für die große Mehrheit der Fragestellungen bereits kon-         internationaler Standards und testen die tatsächliche praktische
                         sentierte internationale Standards existieren. Hier sehen wir es als unsere       Kompatibilität ihrer Systeme.
                         Aufgabe, auf die Standardisierungsgremien, wie z.B. HL7 und IHE, und ihren
                         großen Fundus an ausspezifizierten Schnittstellen hinzuweisen. Nur so sind
                         singulär und damit kostenintensiv zu implementierende und zu pflegende
                         proprietäre Schnittstellen zu vermeiden.

4                                                                                                                                                                                                                                                 5
bvitg Trendreport 2018                                                                                                                                                                    1 Interoperabilität

                         Wo muss der Verband intervenieren?                                               Stichwort: Koordination der Prozesse.
                         Und wo gibt es Grenzen für den Verband?                                          Wie siehst du die Entwicklungen rund um die elektronische Patientenakte?

                         Der bvitg interveniert stets dann, wenn neue proprietäre Spezifikationen für     Günter Grass würde sagen: „Ein weites Feld...“ Kaum ein Thema erzeugt der-
                         in den Standardisierungsgremien bereits gelöste Fragestellungen entstehen        zeit mehr Phantasie bei fast allen Beteiligten – je nach Rolle im System sind
                         und in den deutschen Markt eingeführt werden sollen oder wenn Spezifika-         dies wirtschaftliche, versorgungsrelevante oder marktpositionserhaltende
                         tionen dafür verwendet werden, um eigene wirtschaftliche oder Machtinter-        und -erweiternde Phantasien.
                         essen der spezifizierenden Stellen zu verfolgen. Spezifikationen für Interope-
                         rabilität müssen stets politisch neutral, frei und für jeden offen zugänglich    Das SGB V definiert eindeutig den Rechtsanspruch der Patienten auf eine
                         und handwerklich auf dem Stand der Wissenschaft sein; nur dann ist eine          Akte und die Bereitstellung ihrer Behandlungsdaten durch Kliniken und
                         flächendeckende Etablierung überhaupt erst möglich.                              Ärzte. Derzeit arbeiten viele Institutionen und Unternehmen an entsprechen-
                                                                                                          den Lösungen – fast alle untereinander nicht koordiniert, mit eigenen, nicht
                         Die Grenzen unserer Verbandsarbeit ergeben sich aus unserer Satzung              selten proprietären Definitionen zu Sematik, Syntax, Kryptisierung, Signatur
                         und dem Selbstverständnis eines Industrieverbandes: Wir werden weder             und Übertragungsweg zwischen Klinik- und Praxissoftware inklusive ihrer
                         bvitg-eigene Produkte oder Standards entwickeln noch wollen und können           Subsysteme einerseits und den Aktenanwendungen andererseits. Auch hier
                         wir im Namen unserer Mitglieder verbindliche Zusagen darüber abgeben,            werden die im Gesetz verankerten koordinierenden Aktivitäten der gematik
                         ob, wann und zu welchen Konditionen sie Funktionen in ihren Produkten            überholt von Einzelprojekten – insbesondere großer gesetzlicher Kassen,
                         umsetzen.                                                                        aber auch privater Krankenversicherer.

                         Vor weniger als einem Jahr wurde vesta eingeführt: Wie bewertest du den          Eine „Normierung von oben“ scheint hier dringend geboten. Anderenfalls
                         aktuellen Stand?                                                                 werden die Ärztinnen und Ärzte in den Kliniken und Praxen und ihre Mitar-
                                                                                                          beiterinnen und Mitarbeiter eine für sie unüberschaubare Welt von kassen-,
                         Eine fundierte Bewertung des Nutzens von vesta fällt zum heutigen Zeit-          indikations- und vielleicht noch regionsspezifischen Akten zu befüllen und
                         punkt schwer. Der grundsätzliche Ansatz, dass es ein verbindliches Ver-          zu lesen haben, die aufgrund ihrer unsinnigen Heterogenität keine Chance
                         zeichnis von Spezifikationen gibt, auf deren Verwendung man sich im deut-        auf wirkliche Etablierung im Versorgungsalltag bekommen wird.
                         schen Gesundheitssystem geeinigt hat, ist gut und richtig. Ob die Regeln
                         und Prozesse, nach denen Spezifikationen Eingang ins vesta erhalten, wirk-
                         lich zielführend sind, vermag ich heute nicht abschließend zu bewerten.
                         Es ist unsere Hoffnung, dass sich hier ein tatsächlich praktisch nutzbares
                         Register mit hoher Verbindlichkeit und auf Basis internationaler Standards
                         etabliert. Wir sind als Verband bereit, unseren Beitrag dazu zu leisten; die
                         primäre Verantwortung aber liegt bei der gematik.

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bvitg Trendreport 2018                                                                                                                                                                   2 Künstliche Intelligenz

      2                  Künstliche Intelligenz
                                                                                                                                                         Natual
                                                                                                                                                        Language

                                                                                                                          Autonomous
                                                                                                                           Solutions
Ob in fiktiven Unterhaltungsfilmen oder als gegenwärtiges Buzzword von
Beratungsunternehmen: Künstliche Intelligenz (KI) ist in aller Munde. So                                                                   Machine
schätzt IDC Germany, dass ab 2021 in 20 % aller Anwendungsfälle im
                                                                                                                                           Learning                Computer Vision
Gesundheitswesen auf KI-Technologien zurückgegriffen wird. Ein mög-
licher Einsatzbereich für KI wäre u.a. die Radiologie. Was das für das
                                                                                                                                Smart
Gesundheitswesen bedeutet, erläutert Andreas Kassner, stellvertretender                                                        Robotics
Vorstand des bvitg und Strategy & Innovation Manager 3M Health Infor-                                                                                Virtual
mation Systems.                                                                                                                                      Agents
                                                                                                                                                                                     Quelle: McKinsey

                         Studien sprechen bereits heute von       duktivitätssteigerungen bis zu 40 %,   Papierprozessen, der Terminplanung     voranalysiert und erst dann ein
                         Effizienzverbesserungen durch die        was zu signifikanten Ressourcen-       und der Abrechnung wieder. So          Radiologe auf das Bild schaut.
                         KI in Höhe von 0,5-2 % am gesam-         verlagerungen und Freiräumen für       werden in Krankenkassen im Rah-
                         ten     Bruttowirtschaftprodukt     in   die Patientenversorgung führen         men der Dunkelverarbeitung bis         Das Machine Learning analysiert
                         Industrieländern. Insbesondere das       würde.                                 zu 40 % der Krankenhausfälle voll-     bereits heute die Daten von Millionen
                         Gesundheitswesen bietet mit seinen                                              automatisch analysiert und bezahlt.    von Patientenakten, um Vorhersa-
                         enormen, für Menschen nicht mehr         Anwendungen wie IBM Watson in          Nur bei MDK-Auffälligkeit und bei      gen über Gesundheitsrisiken in der
                         zu verarbeitenden Datenmengen            der Krebsforschung und Google          komplexen Fällen muss die Sach-        Population zu identifizieren und für
                         bei der Dokumentation, in Bilddaten,     Flu Trends zur Grippevorhersage        bearbeitung noch eingreifen. In eine   den einzelnen Patienten herunterzu-
                         epidemiologischen Statistiken und        sind jedoch von gestern. Heutige       ähnliche Richtung geht die KI in der   brechen.
                         verteilten Kenntnissen über Krank-       KI-Lösungen kommen ohne viel           radiologischen Diagnostik. Schon
                         heitsverläufe, ein ideales Terrain für   Tamtam daher und integrieren sich      heute kann die KI Lendenwirbelfrak-    Einen Pferdefuß gibt es bei der KI: es
                         die KI. Experten erwarten daher für      geschmeidig in den Arbeitsablauf       turen oder Lungenembolien identi-      gibt sie erst mit hohem Digitalisie-
                         die Zukunft einen hohen Einfluss auf     seiner Anwender.                       fizieren oder die Zählung von Ent-     rungsgrad und mittels Interoperabi-
                         die Arbeitswelt in den Gesundheits-                                             zündungsherden       automatisieren.   lität. Hier kann die Politik ansetzen.“
                         einrichtungen. McKinsey spricht in       Bereits heute finden sich erste        Es zeichnet sich ab, dass in Zukunft
                         einzelnen Berufszweigen von Pro-         Ansätze in der Beschleunigung von      zuerst ein Computer die Aufnahmen

8                                                                                                                                                                                                              9
bvitg Trendreport 2018                                                                                                                                                                 3 IT-Sicherheit

                                                                                                Gab es in Ihrem Haus schon einmal einen Hackerangriff?
      3                  IT-Sicherheit
                                                                                                (% der Nennungen)

                                                                                                                                                             Ja

Trotz „Wannacry“ & Co. hatten es bislang IT-Verantwortliche häufig schwer,
                                                                                                                                  Nein                      64%
Security-Investitionen gegenüber der Geschäftsleitung zu rechtfertigen.
                                                                                                                                36%
Laut der Trendvorhersage von ISG Research Deutschland wird sich das
ändern und die Budgets in den kommenden Jahren voraussichtlich im
zweistelligen Prozentbereich steigen. Die aktuelle Lage und die kommen-
den Herausforderungen für klinische Gesundheitseinrichtungen kommen-                            Welche Gegenmaßnahmen wurden eingeleitet?
tiert Dr. Bernd Schütze, Senior Experte Medical Data Security (Telekom
                                                                                                (% der Nennungen)
Healthcare Solutions):
                                                                                                                           Verschärfung der
                                                                                                                                                                                  98%
                                                                                                                       Firewall-Absicherung

                                                                                                                    Ausarbeitung Notfallplan                        75%
„Die Bedrohungslage bzgl. Cyberangriffe ist       wirkungen zwischen den niedriger und den
für deutsche Krankenhäuser nur schwer ein-        höher bewehrten Sanktionen existieren, so                    Schulungen von Mitarbeitern                         73%
zuschätzen. Einerseits fehlen verlässliche        dass augenscheinlich mit dem niedrigeren                          Begrenzung des Zugriffs
                                                                                                                         auf externe Inhalte                      69%
Zahlen, da in Deutschland im Gegensatz            Bußgeld bewehrte Datenschutzverstöße
                                                                                                         Effizientere / Bessere Behandlung
zu anderen Ländern keine Meldepflicht für         durchaus auch mit dem höheren Bußgeld         Aufstockung von Personal in der IT-Abteilung    31%
Sicherheitsvorfälle existiert. Andererseits ist   geahndet werden können. Die Höhe der
aufgrund von mangelndem Budget in deut-           Bußgelder und die Unvorhersehbarkeit der                                                                                Quelle: Roland Berger (n=500)

schen Krankenhäusern häufig der Stand             Auslegung des Art. 83 DS-GVO verschärfen
der Technik nicht eingehalten. Intrusion          damit deutlich die wirtschaftlichen Risiken
Detection Systeme oder Honeypots finden           für die Unternehmen, so dass die einschlä-    Risikomanagements sein muss. Entspre-          Wirksamkeit der getroffenen Maßnahmen
sich beispielsweise kaum im Einsatz, so           gigen handelsrechtlichen und gesellschafts-   chende risikosteuernde Prozesse müssen         regelmäßig überprüft, bewertet und evalu-
dass man selbst bei einer Meldepflicht nicht      rechtlichen Regelungen (z.B. § 91 Abs. 2      etabliert werden, um ein Haftungsrisiko für    iert werden. Kurz: Die DS-GVO fordert von
wüsste, ob Sicherheitsvorfälle überhaupt          AktG, § 43 Abs. 2 GmbHG i.V.m. 289 Abs. 1     die Geschäftsführung zu minimieren.            der Krankenhaus-Geschäftsleitung die Ein-
bemerkt würden, die gemeldeten Zahlen             HGB) durch die Geschäftsleitung zu berück-                                                   führung eines IT-Sicherheitsmanagement-
also überhaupt aussagekräftig wären.              sichtigen sind und vom Wirtschaftsprüfer      Bezogen auf die IT-Sicherheit fordert Art.     systems, und die Verantwortung dafür, die
                                                  überwacht werden (müssen).                    32 DS-GVO eine dem Stand der Technik           organisatorischen Rahmenbedingungen für
Die Bußgeldrisiken der DS-GVO fordern ein                                                       entsprechende    Sicherheits-Infrastruktur,    die Einführung und den Einsatz – inkl. eines
Umdenken. Einerseits können selbst die            Für die Geschäftsführung bedeutet dies        welche die klassischen Ziele von IT-Sicher-    ausreichenden Budgets – zu schaffen, liegt
„niedrigen“ Bußgelder eine Millionenhöhe          u.a., dass Datenschutz im Unternehmen         heitsmaßnahmen adressiert und deren            primär nicht mehr bei der IT-Abteilung, son-
betragen, andererseits können Wechsel-            Bestandteil des unternehmensinternen          Erreichung sicherstellt. Zudem muss die        dern ist Aufgabe der Geschäftsführung.“
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      4                  Digitale Transformation                                               Welche der folgenden digitalen Angebote werden bereits
                                                                                               in Ihrem Krankenhaus/Ihrer Praxis eingesetzt?
                                                                                               (% der Nennungen)

Mithilfe von Big Data wichtige Erkenntnisse für die medizinische
Forschunggewinnen oder mit dem Einsatz von Robotik in der Rehabilita-

                                                                                                                                                                      h
                                                                                                                                                                   sc
                                                                                                                                                                 au

                                                                                                                                                                te
                                                                                                                                                               de
tion Patienten zu mehr Lebensqualität verhelfen: Allzu gern werden solche

                                                                                                                                                              ng

                                                                                                                                                              st
                                                                                                                                                               n

                                                                                                                                                             ak
                                                                                                                                                            un
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                                                                                                                     D

                                                                                                                                                           Au
                                                                                                                                                           ru

                                                                                                                                                     ng e
                                                                                                                  fC

                                                                                                                                                          en

                                                                                                                                                 hu ch
                                                                                                             se s-

                                                                                                                                                         st
                                                                                                              l n

                                                                                                                                                        ba

                                                                                                                                                 lic ür
                                                                                                                                                ke zi

                                                                                                                                                        n
                                                                                                            ai tio
                                                                                                           is ng

                                                                                                                                                       nt
                                                                                                               au

                                                                                                                                                      ch

                                                                                                                                             ac is
                                                                                                                                             er so

                                                                                                                                                     he
                                                                                                                                             ch f
Aussagen unter dem Schlagwort „Digitale Transformation“ eingeordnet.

                                                                                                                                                     in

                                                                                                                                                   tie
                                                                                                         -M ka

                                                                                                                                          fa in

                                                                                                                                           w in
                                                                                                        bn hu

                                                                                                                                                   re
                                                                                                                                                  re

                                                                                                                                         zw in

                                                                                                                                       n diz

                                                                                                                                        er iz
                                                                                                     r E ni

                                                                                                                                               Sp

                                                                                                                                               Pa
                                                                                                                                    ve
                                                                                                     ge c

                                                                                                                                               d
                                                                                                                                     et e
                                                                                                   er rsu

                                                                                                   pe mu

                                                                                                                              rm -

                                                                                                                                    de e

                                                                                                                                    Üb me
                                                                                                                                    N itt

                                                                                                                                            e-

                                                                                                                                            e-
                                                                                                                                  in
                                                                                                                            Te ne

                                                                                                                                          m
Digitale Transformation bedeutet aber nicht nur Verbesserungen, sondern

                                                                                                                                        lin

                                                                                                                                        lin
                                                                                                                                        ftr
                                                                                                      te

                                                                                                      m

                                                                                                                                       le

                                                                                                                                       le
                                                                                                                               li
                                                                                                                            On

                                                                                                                                    On

                                                                                                                                    On
                                                                                                   Un

                                                                                                                                    Au
                                                                                                   Ko

                                                                                                                                    Te

                                                                                                                                    Te
zeichnet erhebliche Veränderungen auf, die an den Gewohnheiten „kratzen“,
                                                                                               93%
deren Auswirkungen häufig nicht absehbar sind und deren Möglichkeiten
oft die Vorstellungskraft übersteigen. Doch wie können Beteiligte vom
Angehen eines solchen Change-Prozesses überzeugt werden? Martina
Götz, stellvertretende Leiterin AG Marktforschung und Leitung Marketing-
Kommunikation Agfa HealthCare GmbH, und Winfried Post, Mitglied im
bvitg-Vorstand und Vorsitzender der Geschäftsführung von Agfa Health-
Care GmbH, zeigen mit Blick auf klinische Anwender Ansätze auf.                                                 50%
                                                                                                            43%
                                                                                                   37%                                        39%

                                                                                                                                   30%
Schauen wir uns den Klinikbereich näher          Einige Kliniklenker befürchten sogar, dass
                                                                                                                        20%
an: da sich die Digitalisierung in nahezu alle   – wenn ihre Kliniken nicht umgehend mit
Prozesse der Gesundheitsversorgung im            einer umfassenden Digitalisierung begin-                                                       12%
                                                                                                                      10%                                     9%       10%
                                                                                                                                         7%
Krankenhausbereich und auf die Interaktion       nen – diese in absehbarer Zeit von großen                                                            4% 3%     3%          3%
der Kliniken mit den Beteiligten des Gesund-     Internetkonzernen übernommen werden
heitswesens auswirkt, erstellen immer mehr       könnten.
                                                                                                            @
Kliniken bzw. Klinikgruppen ihre Digitalisie-
rungsstrategie. Welche immense Wichtig-          Soweit muss es nicht kommen: die Lösung
                                                                                                  Krankenhausärzte    Niedergelassene Ärzte
keit die Digitalisierung für Krankenhäuser       liegt in einer klaren Digitalisierungsstra-
bereits darstellt, wird daran deutlich, dass     tegie sowie im Bewusstseinswandel der
                                                                                                                                                                 Quelle: Hartmannbund/Bitkom (n=440)
sehr viele Geschäftsführer der Kliniken diese    Angestellten im Krankenhaus. Vor jeglicher
Thematik zur Chefsache erklärt haben.            Definition und Umsetzung einer Digitalisie-

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bvitg Trendreport 2018                                                                                                                                                5 Fokus auf den Patienten

rungsstrategie in einer Klinik ist eine präzise
                                                                                                     5         Fokus auf den Patienten
Bestandsaufnahme aller Prozesse, Leistun-
gen und Kommunikationswege durchzu-               Leistungserbringern die Kommunikation
führen – denn die Daten müssen digitali-          sowie die Qualität der Behandlung maßgeb-
siert zur Verfügung stehen. Ferner sind die       lich verbessert.
Prozesse sowie Services zu digitalisieren.                                                       Elektronische Patientenakten (ePA) sind keineswegs die Krönung von
Erst danach sind die Technologieplattfor-         Die Gesundheits-IT-Anbieter sind gefragt,      eHealth, wie es manchmal beschrieben wird. Sie sind vielmehr das Kern-
men auszuwählen.                                  geeignete, Nutzen stiftende und auf die        stück der Digitalisierung und Vernetzung im Gesundheitswesen, auf dem
                                                  Beteiligten zugeschnittene IT-Lösungen her-    fast alle Anwendungen sinnvoll aufbauen müssen. Vernetzung ist schließ-
Es gibt sehr viele, oftmals banale Anwen-         zustellen und anzubieten. Die Anwender im      lich kein Selbstzweck, sondern dient dazu, den Versorgungsprozess um
dungsfälle, die mit IT-Unterstützung die klini-   Krankenhaus werden mitziehen, wenn sie         den Patienten herum aufbauen zu können und ihn in allen Phasen in
schen Prozesse vereinfachen, das ärztliche        sehen, dass sie nichts zu verlieren, sondern   den Mittelpunkt der Bemühungen zu stellen. Es geht erstens darum, den
und pflegerische Personal entlasten und           nur zu gewinnen haben. Die eigentlichen        Bürgern ein bestmögliches und auf sie zugeschnittenes Versorgungsan-
die Patientenzufriedenheit verbessern. So         Treiber der Digitalisierung werden zudem       gebot machen zu können, welches mit den zunehmend global verfügbaren,
können beispielsweise die Gehwege einer           die Patienten sein, die von ihrer inaktiven    digitalen Angeboten mithalten kann und zweitens darum, diese Versorgung
Stationsschwester stark reduziert werden,         Rolle in die weit aktivere, treibende Rolle    dauerhaft finanzierbar zu halten. Die ePA leistet einen entscheidenden
wenn die Patienten per Smartphone-App             transformieren, ein Trend, der sich weiter     Beitrag dazu, den Bürger zu ermächtigen und gleichzeitig die zur Verfü-
direkt mit dem Krankenhausinformations- verstärken wird.                                         gung stehenden Mittel bestmöglich einsetzen zu können. 39 Mrd. Euro
system kommunizieren kön-                                                                        hebbares Effizienzpotenzial durch den konsequenten Einsatz von eHealth:
                                   Patienten können schon von              zu Hause im
                                  ”
nen. Über ein Patientenportal                                                                    Dies errechnete in einer Studie im vergangenen Jahr PwC Strategy&.
ist es für ein Krankenhaus
außerdem möglich, schon
                                   Krankenhaus »einchecken«.
                                                                          “                      Warum ein neuer Fokus auf den Patienten unumgänglich ist, bewerten
                                                                                                 gemeinsam Uwe Eibich, bvitg-Finanzvorstand und Vorstand Central
vor dem OP-Termin Aufklärungsbögen und                                                           Europe CompuGroup Medical Deutschland AG, sowie Oliver Bruzek, Chief
sonstige Informationen zur Operation mit                                                         Communication Officer CompuGroup Medical SE.
den Patienten auszutauschen. Ähnlich wie
auf Flughäfen können sich Patienten dann                                                         Mit eHealth wird bei weitem nicht nur eine Modernisierung der Kommunika-
schon von zu Hause im Krankenhaus „ein-                                                          tion im Gesundheitswesen verbunden, sondern – neben anderen Aspekten
checken“. Die eigentliche Patientenauf-                                                          – auch eine Neuausrichtung der Versorgungsprozesse, bei dem der Patient
nahme verläuft entsprechend effizienter für                                                      mehr im Mittelpunkt steht, als bisher. Dafür gibt es drei gute Gründe:
die Patienten und die Kliniken. So wird die
Patientenbindung an die Klinik gesteigert.
Ebenso werden durch Verfahren des inter-
operablen Datenaustausches mit anderen

14                                                                                                                                                                                          15
bvitg Trendreport 2018                                                                                                                                                                                   5 Fokus auf den Patienten

                                               2    Eine verbesserte
                                                                                                Was spricht für die elektronische Patientenakte?

                                               Kommunikation                                    Frage: Ich befürworte die elektronische Patientenakte, Grund:

                                               Die Bürger leben heute in einer digitalen Welt
                                               und kommunizieren in beinahe allen Berei-
                                               chen digital. Das erwarten sie, zurecht, auch

1
                                               im Gesundheitswesen. Sie haben einen             Flexibler Zugriff durch zentrale Speicherung                                                                                  38%
                                                                                                                        / besserer Austausch
   Eine bessere                                Anspruch und gleichsam das Verlangen
                                                                                                         Zeitersparnis / geringerer Aufwand                                                            27%
Gesundheitsversorgung                          nach verbesserter Information über ihren
Die Fortschritte in medizinischer Diagnostik                                                                                 Vereinfachung                           9%
                                                   Auf Augenhöhe mit den Ärzten
                                               ”
und Therapie erlauben heute eine viel indi-

                                                                        “
                                                                                                                                                                    8%
viduellere Behandlung der Patienten. Wurde         kommunizieren.                                                    Zusätzliche Sicherheit

früher eine Krankheit mehr oder weniger                                                                  Effizientere / Bessere Behandlung                     6%
schematisch behandelt, so stehen heute         eigenen Gesundheitszustand und wollen
                                                                                                                           Kostenersparnis               3%
z.B. oftmals auch schon Informationen zur      auf Augenhöhe mit ihren Ärzten kommuni-
genetischen Disposition des Patienten zur      zieren. Nur so wird es ihnen möglich, besser             Ist allgemein besser (unspezifiziert)            3%
Verfügung. Die Behandlung kann also unter      mitzuwirken, wenn es um die Vermeidung
                                                                                                                                Transparenz          2%
Berücksichtigung genauerer Rahmenbedin-        von Krankheiten oder eine erfolgreiche The-
gungen und auf den jeweils einzelnen Men-      rapie geht. Kommunikation muss umfas-                           Fortschrittlicher / zeitgemäß        1%
schen besser abgestimmt werden. Dazu ist       send, schnell und sicher möglich sein zwi-                                Einschränkung:             1%
es notwendig, dass einerseits die dazu not-    schen allen Ärzten und dem Patienten.                  Datenschutz muss gewährleistet sein

wendigen patientenindividuellen Informa-                                                                                          Sonstiges          2%

                                               3
tionen beim behandelnden Arzt zeitgerecht                                                                                                                 4%
                                                                                                                              Keine Angabe
und vollständig vorliegen, andererseits zum          Eine verbesserte Finanzierung
gleichen Zeitpunkt auch die weltweit dazu      Sinnvolle eHealth Anwendungen – mit der                                                          0         5          10      15        20         25        30        35            40

existierenden medizinischen Kenntnisse für     elektronischen Patientenakte als Herzstück
jeden einzelnen Behandler verfügbar sind.      – schaffen die Voraussetzung für mehr Effi-
Das kann nur sinnvolle und gute Gesund-        zienz in der gesundheitlichen Versorgung.         Basis: Befragte, die die elektronische Patientenakte befürworten, N=600 (Offene Frage, kategorisiert, Mehrfachnennungen möglich)

heits-IT leisten.                              Das macht das Beispiel vermiedener Erkran-
                                               kungen und Hospitalisierungen durch eine
                                               verbesserte Arzneimitteltherapiesicherheit
                                               allein schon anschaulich deutlich.                                                                                                                                          Quelle: PwC

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bvitg Trendreport 2018                                                                                                                                                                                                  6 Mobile Health

      6                  Mobile Health

                                                                                                                                                                                     e Auspräg
Während man früher mit dem Mobiltelefon nur telefonieren und Textnach-
                                                                                                           Gesundheitspolitische Treiber                                   z i fisch                   un
richten verschicken konnte, ist mit dem Smartphone heutzutage nahezu                                                                                                   p e           D i g i t a l        g
                                                                                                           Zulassung                                                 S          vo n               H ea en
alles möglich, wie z.B. per App Krankheiten wie Tinnitus behandeln oder
                                                                                                           Interoperabilität
                                                                                                                                                                                                       lth
Herzrhythmusstörungen erkennen. Die einfache Nutzbarkeit der intel-
                                                                                                           Finanzierung
ligenten Alltagsbegleiter lässt medizinische Anwender davon träumen,                                       Akzeptanz
dass auch im Arbeitsalltag die Nutzung mobiler Anwendungen alltäglich
wird. Doch wie steht es grundsätzlich um die Einbindung von mHealth                                                                                        iz   in                     nected Health
                                                                                                           Kulturelle Treiber                           ed                         C on
in Deutschland? Sebastian Zilch, bvitg-Geschäftsführer, gibt hierzu eine

                                                                                                                                             Telem
                                                                                                           Patient Empowerment
Einschätzung ab:                                                                                                                                                                               Mob
                                                                                                                                                                                                     ile Health
                                                                                                           E-Patient
                                                                                                           Health Literacy
                                                                                                           Social Media                                                                                       h Ap ps
                                                                                                                                                          alth Rec                                         alt
                                                                                                                                                        He

                                                                                                                                                                                                      He
                                                                                                           Patient Empowerment                                                                p ps
                                                                                                                                                                                         lA

                                                                                                                                                                     or
                                                                                                                                           Electronic
                         „Über 100.000 Gesundheits-Apps          prellt regelrecht innovative Entwick-

                                                                                                                                                                       d
                                                                                                           E-Patient

                                                                                                                                                                                Medica
                         – teils Freeware, teils kostenpflich-   lungen, die in der Folge im Ausland
                                                                                                           Information Therapy
                         tig – stehen in den jeweiligen Stores   entwickelt und vertrieben werden.         Quantified Self
                         zum Download bereit. Ein Großteil       Die Plattform Joblift hat festgestellt,
                         der Angebote bezieht sich auf Life-     dass sich Start-ups im deutschen
                         style-Produkte, also zum Beispiel       Gesundheitsmarkt aufgrund der             Technologische Treiber
                         Schrittzähler. Gesundheits-Apps, die    regulatorischen Rahmenbedingun-           Ambient Assisted Living

                         es bislang in die deutsche Regelver-    gen weniger disruptiv entwickeln.         Internet of Things

                         sorgung geschafft haben und deren       Das Ergebnis: 2017 entstanden in          Wearables
                                                                                                           Big Data
                         Kosten von einzelnen Kassen über-       Frankreich ein Viertel mehr Stellen in
                                                                                                           Smart Devices
                         nommen werden, lassen sich dage-        Healthcare Start-ups als in Deutsch-
                                                                                                           Cloud Computing
                         gen an zwei Händen abzählen. Der        land, in UK sogar mehr als doppelt
                         Deutsche Gesundheitsmarkt ver-          so viele (120 %).                                                                                                                        Quelle: Bertelsmann Stiftung

18                                                                                                                                                                                                                                  19
bvitg Trendreport 2018                                                                                                                                                      7 Telemedizin

                                           Einen wichtigen Faktor stellt auch die
                                           Finanzierung der digitalen Durchdringung           7          Telemedizin
                                           des Gesundheitssystems dar. Medizinische
                                           Einrichtungen im stationären wie auch im
                                           ambulanten Kontext müssen dazu in die
Bereits 2016 wurde in der vom Bundes- Lage versetzt werden, notwendige Investitio-        Ob Ärztenotstand im ländlichen Raum oder Behandlungsnotfälle an
gesundheitsministerium beauftragen CHA- nen zu tätigen. Auch der Ausbau der digitalen     entlegenen Orten: Neue Technologien bieten Lösungen für zahlreiche
RISMHA-Studie ein hoher Bedarf an ein- Infrastruktur wie die flächendeckende Ver-         Herausforderungen im Gesundheitswesen, indem sie es ermöglichen,
heitlichen    Nutzenbewertungsprozessen sorgung mit 5G-Netzen muss aktiv und kon-         dass für die Behandlung relevante Informationen stets zur Verfügung
von mHealth-Lösungen identifiziert. Damit sequent vorangetrieben werden. Schnelle         gestellt werden können. Trotzdem werden Videosprechstunden & Co.
erstattungsfähige Innovationen verstärkt Datenübertragung ist die Grundvorausset-         kritisch gesehen. Besonders die Leistungserbringer führen in diesem
und schneller ins Gesundheitssystem zung einer erfolgreichen Digitalisierung des          Kontext gerne das Fernbehandlungsverbot an. Warum aber genau jetzt
gelangen können, brauchen Entwickler und Gesundheitssystems, sowohl in der Stadt          der richtige Zeitpunkt für einen Wandel ist, erläutern die bvitg-Politik-
Anwender Planungssicherheit und Klarheit als auch auf dem Land. Nicht zuletzt wird        Referenten Jessica Weiss und Chris Berger.
über die anstehenden Entwicklungen in der es eine Herausforderung sein, die Vielfalt an
Gesundheitsversorgung, zu Aspekten des Lösungen in bestehenden Prozesse zu inte-
Datenschutzes, der Haftung und der Ein- grieren. Zum einen betrifft dies technische                      „Die Digitalisierung ist eine der größ-   sind Fernbehandlungen in Deutsch-
ordnung von Apps als mögliche Medizin- Voraussetzungen (Stichwort: Interoperabili-                       ten Herausforderung des Gesund-           land ohne vorherigen persönlichen
produkte. Die Ausgestaltung eines eHealth- tät), aber auch die Frage nach dem Umgang                     heitswesens in den nächsten               Kontakt zwischen Arzt und Patient
Zielbilds muss dringend die Nutzung von mit selbst erhobenen Daten bzw. von anderen                      Jahren“, konstatiert die Bundesre-        untersagt.
mHealth-Anwendungen einschließen, um Ärzten erhobene Daten im Versorgungsall-                            gierung im Koalitionsvertrag und
auch in Deutschland ein innovationsfreund- tag. Sicher ist, dass Apps und Smartphones                    verspricht zugleich, dass Einschrän-
                                                                                                                                                       Von Telemedizin profitieren
liches Umfeld zu schaffen. Dabei müssen uns noch lange begleiten und gestärkt aus
auch die Erkenntnisse, Aktivitäten und der Alltagserfahrung eine stärkere Rolle
                                                                                                         kungen bei der Fernbehandlung auf
                                                                                                         den Prüfstand gestellt werden. Für
                                                                                                                                                   ”   nicht nur chronisch Kranke.
                                                                                                                                                                                            “
Erfahrungen der Kommission und anderer in der Versorgung einnehmen werden.                               Patienten ist dies Anlass zum Auf-
europäischer Länder berücksichtigt werden. Die Potenziale in mobilen Anwendun-                           atmen, schließlich würde eine             Von Telemedizin profitieren nicht
                                           gen liegen in der direkten und persönli-                      Lockerung des Fernbehandlungs-            nur chronisch Kranke, wie Diabe-
                                                               chen niederschwelligen                    verbots endlich ein neues Zeitalter       tes-Patienten, die regelmäßig Rück-
          Sicher ist, dass Apps und Smartphones Kommunikation sowie in
         ”
                                                                                                         einläuten: das der Digitalisierung im     sprache mit ihrem Fach- sowie
          uns noch lange begleiten.
                                         “                     der enormen Leistung
                                                               der Smartphones, die
                                                                                                         Gesundheitswesen, dass sich nicht
                                                                                                         nur auf städtische Ballungszentren
                                                                                                                                                   Hausarzt halten müssen, sondern
                                                                                                                                                   auch Berufstätige mit Kindern sowie
                                           auch für medizinische Anwendungen gerüs-                      konzentriert, sondern auch den länd-      Patienten, die einen unverhältnis-
                                             tet sind. Daher gehört mHealth zu unserer                   lichen Raum am technologischen            mäßig langen Anfahrtsweg in Kauf
                                             Sammlung an Trends.“                                        Fortschritt teilhaben lässt. Derzeit      nehmen müssen. Hausärztliche

20                                                                                                                                                                                    21
bvitg Trendreport 2018                                                                                                                                                                                 7 Telemedizin

 Videosprechstunde:
 Es würden eine Videosprechstunde mit ihrem Arzt nutzen wollen...

                                                                                   Ja                                                 Kurzkonsultation, Ausstellung von        vergütungsrelevant gestellt werden.
                                                                                   27%                                                Folgerezepten oder Verlängerung          Auch die Schaffung verbindlicher
                                                                                                                                      einer Arbeitsunfähigkeitsbeschei-        Rechtssicherheit ist für den Aus-
                          Nein, käme derzeit
                            nicht in Frage
                                                                                                                                      nigung: Müssen Betroffene dafür          bau telemedizinische Anwendungen

                              73%                                                                                                     immer in die Arztpraxis kommen?          unabdingbar.

                                                                                                                                                                               Neben der Lockerung des Fern-
                                                                                                                              Oder kann Online-Kommunikation
                                                                                                  Quelle: forsa (n=507)
                                                                                                                          ”   mehr Zeit zuhause und damit auch
                                                                                                                                                                               behandlungsverbots müssen die

                                                                                                                              mehr Lebensqualität ermöglichen?            “    durch das Versäumnis der Politik
                                                                                                                                                                               geschürten Ängste vor „Robote-
                                                                                                                                                                               risierung“ und Datenmissbrauch
                                                                                                                                      Oder kann Online-Kommunikation           abgebaut und Vertrauen in digi-
 Über eine gemeinsame Videosprechstunde besprechen sich der Allgemeinarzt, der in diesem Fall stationär tätige
 Diabetologe und der Diabetespatient zu einer Therapie. Arzt und Paient leben im ländlichen Raum – der Diabetologe                    mehr Zeit zuhause und damit auch         tale Dienste (wieder)hergestellt
 arbeitet in einer weiter entfernten Schwerpunktklinik. Diese Videokonsultation kann abgerechnet werden.                              mehr Lebensqualität ermöglichen?         werden. Die Politik muss nun vor
                                                                                                                                                                               allem Fragen zur Finanzierung und
                                                                                                                                      Gerade im Bereich der ambulanten         Abrechenbarkeit telemedizinischer
       Für wie realistisch halten                 Für wie realistisch halten Sie   Würden Sie diese Versorgungs-
                                                                                                                                      Pflege, die von eklatantem Perso-        Anwendungen klären und finanzielle
         Sie dieses Szenario?                      diese Versorgungslösung?        lösung auch selbst anwenden?                       nalmangel geprägt ist, kann digita-      Anreize für Ärzte schaffen, damit
                                                                                                                                      ler Fortschritt Pflegekräften wieder     diese die digitalen Anwendungen in
Unrealistisch                                Nicht sinnvoll                        Nein                                               mehr qualitative Zeit mit Pflege-        die Behandlungspraxis integrieren.
   20%                                          17%                                19%                                                bedürftigen ermöglichen. Lange           Der Deutsche Ärztetag hat schon
                                                                                                                                      Anfahrtswege außerhalb urbaner           nachgezogen und angekündigt, das
                                                                                                                                      Ballungsgebiete binden oftmals           Verbot vorrausichtlich beim nächs-
                                                                                                                                      unnötig die Arbeitszeit von Fach-        ten Ärztetag im Mai 2018 zu kippen.
                             Realistisch                                Sinnvoll                        Ja, würde ich                 kräften. „Telepflege“ unterstützt ins-   Wir sind gespannt, welche Richtung
                               80%                                      83%                                81%                        besondere strukturarme Regionen;         die Bundesregierung einschlagen
                                                                                                                                      dafür muss sie in die Pflegeversor-      wird.
                                                                                                                                      gung einbezogen, gefördert und

                                                                                                   Quelle: DAK (n=532)

 22                                                                                                                                                                                                               23
bvitg Trendreport 2018                                                                                                                                                       8 EU-Datenschutz-Grundverordnung

      8                  EU-Datenschutz-Grundverordnung

Mit einem Vorlauf von zwei Jahren ist es am 25. Mai 2018 soweit: Die                                   Anteile der Einrichtungen, die bereits Vorbereitungen zur
EU-Datenschutz-Grundverordnung tritt in Kraft – was nicht von allen positiv                            Umsetzung der EU-DSGVO initiiert haben
gesehen wird. Laut einer Thales-Studie fürchten 49 Prozent der befragten
                                                                                                       (nach Größen und Trägerart)
Verbraucher und Führungskräfte in Deutschland, dass die Umsetzung von
Maßnahmen zur Einhaltung der DS-GVO den Geschäftsalltag komplexer
 und bürokratischer machen wird. Wie die Situation im klinischen Sektor
aussieht, kommentiert Christoph Isele (Cerner Health Services Deutschland                              60%              72%          100%           86%         91%          62%                    77%
GmbH), Leiter bvitg-Arbeitsgruppe Datenschutz & IT-Sicherheit:

                                                                                                        bis 199       200 bis 499    Ab 500          privat    öffentlich-   freigemein-             gesamt
                                                                                                        Betten          Betten       Betten                    rechtliche      nützige

                         „Bereits mit der „alten“ Gesetzge-    kenhaus gefordert. Wie bei dem
                                                                                                                                                                                           Quelle: Curacon (n=105)
                         bung braucht jedes Krankenhaus        Qualitätsmanagementsystem ent-
                         einen      Datenschutzbeauftragten,   steht der Aufwand in der initialen
                         ein Verfahrensverzeichnis und ADV     Beschäftigung mit den Themen und
                         Verträge mit den Dienstleistern.      der Etablierung von Prozessen. Ist      Neben diesen Aufgaben müssen auch                  Angehörigen gegenüber restriktiven Schutz-
                         Vielleicht gibt es deshalb kleinere   ein Datenschutzmanagementsys-           gestiegene Anforderungen an die IT-Sicher-         maßnahmen mindestens so wichtig wie die
                         Häuser, die trotz des üppigen Ange-   tem vorhanden, sollte sich der Auf-     heit umgesetzt werden. Die Nutzung zusätz-         technischen Maßnahmen.
                         bots an Veranstaltungen und Medi-     wand in Grenzen halten.                 licher technischer Werkzeuge kostet im
                         enartikel keine weiteren Schritte                                             Krankenhaus rare Investitionsmittel, aber          Gerade kleinere oder einzeln agierende Häu-
                         unternommen haben. Größere Häu-       Technisch gibt es noch Klärungs-        sie bedarf auch des kundigen Personals, das        ser werden mit diesen Ansprüchen überfor-
                         ser haben erkannt, dass sie auf die   bedarf beispielsweise bei der Daten-    diese kompetent einsetzt. In beiden Themen         dert und sollten sich Unterstützung durch
                         vermehrten Betroffenenrechte und      schutzfolgeabschätzung, bei der         sind die „Soft Skills“ wie Sensibilität der Mit-   externe Dienstleister suchen.“
                         gestiegenen       Nachweispflichten   Datenportabilität und bei den Lösch-    arbeiter, die Abwägung zwischen einer offe-
                         reagieren müssen. Eine Risikofol-     konzepten, so dass nicht alle Fragen    nen Kommunikation mit Patienten und ihren
                         genabschätzung oder eine umfas-       abschließend geklärt und umge-
                         sende Patienteninformation macht      setzt sein können. U.a. der bvitg und
                         nicht der Datenschutzbeauftragte      die DKG mit ihren Arbeitsgruppen
                         nebenbei – hier sind Projekte mit     bemühen sich diese Klärung herbei-
                         mehreren Stakeholdern im Kran-        zuführen.
24                                                                                                                                                                                                             25
bvitg Trendreport 2018                                                                                                                                                                   9 Patient Reported Data

                                                                                                     The other 90%...
      9                  Patient Reported Data                                                                                                                            Socioeconomic

                                                                                                                                                                              15%
                                                                                                                 Behavior

                                                                                                                40%                                                                Environment
Ein vielfältiges Angebot an Gesundheits-Apps und der weltweite Trend
zum Quantified Self: Die Digitalisierung bietet den Patienten neue
                                                                                                                                                                                       5%
Zugangsmöglichkeiten zu ihren Gesundheitsdaten. Glaubt man der Vor-
hersage von IDC Germany, so werden 2021 25 % der Daten von den Patien-                                                                                                                Healthcare

ten selbst gesammelt und in die Behandlung eingebracht werden. Welche
                                                                                                                    Genetics
                                                                                                                                                                                       10%
Chancen sich daraus ergeben, fasst Bernhard Calmer, Leiter der bvitg-
Arbeitsgruppe Marktforschung und Head of Business Development von                                                   30%
Cerner Health Services Deutschland GmbH, zusammen:

                                                                                                                                                                               Quelle: Schroeder, Steven A. (2007):
                                                                                                                                                    We Can Do Better — Improving the Health of the American People

                         „Gerade einmal 10 % der verfügbaren Daten werden momentan im heutigen       Überlegen Sie mit: Was wird noch alles möglich sein, wenn wir…
                         Gesundheitswesen zur Diagnostik und Therapie hinzugezogen. Die Genom-
                         sequenzierung wird uns in Zukunft weitere 30 % der möglichen Daten          ——   die „anderen 90 %“ der individuellen Gesundheit eines Patienten verstehen lernen?
                         bescheren. Auf die restlichen Daten können wir jedoch nur dann regelmäßig   ——   die vorhandenen Vorhersagewerkzeuge aufgrund dieser Daten verbessern und neue
                         zugreifen, wenn die Patienten mitmachen und bereit sind, ihre Daten zu           Modelle schaffen können, die vor allem die sozialen Komponenten von Gesundheit
                         erfassen und zur Behandlung einzubringen.                                        berücksichtigen?
                         Dass dies in zunehmendem Maße der Fall ist, spüren wir an der steigen-      ——   die Daten gegen die Kohorten einer Stadt, einer Region, eines Bundeslandes oder auch
                         den Nachfrage nach Integration von Patientenportalen, patientengeführten         auf nationalem Level „benchmarken“ können?
                         Akten und auch den Aktivitäten der IT-Giganten Google, Apple und Micro-     ——   regionale, geospezifische und weitere Faktoren verstehen lernen und damit die Vor-
                         soft. So wurde das Apple-HealthKit in Deutschland exemplarisch eingebun-         sorge viel genauer und spezifischer gestalten können?
                         den und zeigt auf, welche veränderten Möglichkeiten sowohl im niederge-
                         lassenen Bereich bei Fach- und Hausärzten, aber auch in Krankenhäusern      Als Grundlage dazu benötigen wir nicht nur die Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger ihre
                         und Rehabilitationseinrichtungen entstehen werden.                          Daten zu sammeln und einzubringen; wir brauchen auch einen „Datenspenderausweis“ um
                                                                                                     mit diesen Daten unsere Forschung in Deutschland auf die notwendige breite (Daten-)basis
                                                                                                     zu stellen. Ich bin gespannt, wie schnell wir das alles in Deutschland umsetzen können und
                                                                                                     wann wir erste Früchte ernten.“

26                                                                                                                                                                                                              27
Impressum

Herausgeber
Bundesverband Gesundheits-IT – bvitg e. V.
Friedrichstraße 200
D-10117 Berlin

Projektleitung
Natalie Gladkov (Referentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit)

Umsetzungskonzept und Gestaltung
www.simpelplus.de

©2018 Bundesverband Gesundheits-IT – bvitg e. V.
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