Bvitg Health IT Trends 2018 - Telekom Healthcare Solutions
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bvitg Health IT Trends 2018
Editorial Liebe Leserinnen und Leser, der Bundesverband Gesundheit-IT – bvitg e. V. hat es sich in seiner „Strategie 2021“ zur Aufgabe gemacht, die aktuellen Trends in der Health-IT zu scannen, zu bewerten und auch aktiv zu unterstützen. Deshalb haben wir die besinnliche Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr auch genutzt, um die zahlreich erschienenen Trends der Experten von A.T. Kearney, Forrester, Gartner, IDC, ISG, Roland Berger etc. und deren profunde Prognosen über die wichtigsten Entwicklungen zu scannen und zu sortieren. Herausgekommen ist eine Zusammenstellung aus 70 Trends, die anschließend von unseren Geschäftsführern, AG-Leitern und Mitgliedern der AG Marktforschung gesichtet und bewertet wurde. Dabei wurden folgende bvitg Top Trends der Health IT identifiziert: 1. Interoperabilität 2. Künstliche Intelligenz 3. IT-Sicherheit 4. Digitale Transformation 5. Fokus auf den Patienten 6. Mobile Health 7. Telemedizin 8. EU-Datenschutz-Grundverordnung 9. Patient Reported Data Für diese Sonderausgabe haben wir nun Experten aus dem bvitg gebeten, diese Trends zu bewerten. Wir wünschen gute Unterhaltung bei der Lektüre und freuen uns auf zahlreiches Feedback! Ihre „Trüffelschweinchen“ Andreas Kassner Bernhard Calmer Natalie Gladkov 3
bvitg Trendreport 2018 1 Interoperabilität If you look at the health system in your country, how well prepared is it in 1 Interoperabilität order to enable secure electronic health information exchange between different types of healthcare providers? (Mean values: scale from 1 „flop“ to 5 „top“; without „other“ countries; without answer option „other“) Änderung im § 291d SGB V, Fortführung des Interoperabilitätsverzeich- nisses vesta, Spezifikation des Akten-Kerndatensatzes durch die gematik: Technical Standards,Total Auch in 2018 werden Fragen rund um Interoperabilität und Semantik die Branche auf Trab halten. Welche Rolle spielt dabei der bvitg? Und wo geht die Reise überhaupt hin? Kim Becker, Projektmanagerin Interoperabilität 2.2 3.4 3.5 3.1 3.3 3.2 3.6 und Standardisierung im bvitg, befragt hierzu Jens Naumann, Vorstands- vorsitzender bvitg und Geschäftsführer medatixx GmbH & Co. KG. Germany Austria Switzerland Netherlands Nordics UK Spain Interoperabilität im Gesundheitswesen ist ein weites Feld. In welcher Form kann der bvitg die Entwicklungen begleiten und unterstützen? Quelle: HIMSS Analytics (n=367) 1 Aufklärung betreiben: Der Begriff der Interoperabilität ist derzeit fast ein Modewort; kommt in jeder Rede zu den Chancen von Gesundheits-IT vor und 3 prophezeit die schöne neue synchronisierte Datenwelt. Hier ist es wichtig, klarzustellen, was Interoperabilität im fachlichen Sinne tatsächlich ist und Aktiv an Standards mitarbeiten: Eine Vielzahl von Mitglieds- leisten kann – und auch, wo ihre Grenzen sind. Dieses Wissen wird in Politik unternehmen arbeitet in den international etablierten Standardi- und Selbstverwaltung dringend benötigt, um jetzt die richtigen Weichenstel- sierungsgremien mit. Immer dann, wenn wir im bvitg erkennen, lungen zu ermöglichen. dass konkrete Themen der Interoperabilität – derzeit z.B. die 2 Auf Bewährtes hinweisen: Noch immer sehen wir, dass Spezifikationen Schnittstellen zwischen Klinik- und Praxissystemen inkl. ihren Subsystemen und Akten aller Art – im Markt stark thematisiert für Interoperabilität entstehen, die propriertär nur genau für jenen Einsatz- werden, finden sich betroffene Mitgliedsunternehmen unter dem zweck geeignet sind, den die Protagonisten gerade im Fokus haben. Dabei organisatorischen und fachlich-koordinierenden Dach des bvitg wird – aus Unwissenheit, aber nicht selten auch machttaktischen Gründen zusammen, treffen Vereinbarungen zur konkreten Verwendung – ignoriert, dass für die große Mehrheit der Fragestellungen bereits kon- internationaler Standards und testen die tatsächliche praktische sentierte internationale Standards existieren. Hier sehen wir es als unsere Kompatibilität ihrer Systeme. Aufgabe, auf die Standardisierungsgremien, wie z.B. HL7 und IHE, und ihren großen Fundus an ausspezifizierten Schnittstellen hinzuweisen. Nur so sind singulär und damit kostenintensiv zu implementierende und zu pflegende proprietäre Schnittstellen zu vermeiden. 4 5
bvitg Trendreport 2018 1 Interoperabilität Wo muss der Verband intervenieren? Stichwort: Koordination der Prozesse. Und wo gibt es Grenzen für den Verband? Wie siehst du die Entwicklungen rund um die elektronische Patientenakte? Der bvitg interveniert stets dann, wenn neue proprietäre Spezifikationen für Günter Grass würde sagen: „Ein weites Feld...“ Kaum ein Thema erzeugt der- in den Standardisierungsgremien bereits gelöste Fragestellungen entstehen zeit mehr Phantasie bei fast allen Beteiligten – je nach Rolle im System sind und in den deutschen Markt eingeführt werden sollen oder wenn Spezifika- dies wirtschaftliche, versorgungsrelevante oder marktpositionserhaltende tionen dafür verwendet werden, um eigene wirtschaftliche oder Machtinter- und -erweiternde Phantasien. essen der spezifizierenden Stellen zu verfolgen. Spezifikationen für Interope- rabilität müssen stets politisch neutral, frei und für jeden offen zugänglich Das SGB V definiert eindeutig den Rechtsanspruch der Patienten auf eine und handwerklich auf dem Stand der Wissenschaft sein; nur dann ist eine Akte und die Bereitstellung ihrer Behandlungsdaten durch Kliniken und flächendeckende Etablierung überhaupt erst möglich. Ärzte. Derzeit arbeiten viele Institutionen und Unternehmen an entsprechen- den Lösungen – fast alle untereinander nicht koordiniert, mit eigenen, nicht Die Grenzen unserer Verbandsarbeit ergeben sich aus unserer Satzung selten proprietären Definitionen zu Sematik, Syntax, Kryptisierung, Signatur und dem Selbstverständnis eines Industrieverbandes: Wir werden weder und Übertragungsweg zwischen Klinik- und Praxissoftware inklusive ihrer bvitg-eigene Produkte oder Standards entwickeln noch wollen und können Subsysteme einerseits und den Aktenanwendungen andererseits. Auch hier wir im Namen unserer Mitglieder verbindliche Zusagen darüber abgeben, werden die im Gesetz verankerten koordinierenden Aktivitäten der gematik ob, wann und zu welchen Konditionen sie Funktionen in ihren Produkten überholt von Einzelprojekten – insbesondere großer gesetzlicher Kassen, umsetzen. aber auch privater Krankenversicherer. Vor weniger als einem Jahr wurde vesta eingeführt: Wie bewertest du den Eine „Normierung von oben“ scheint hier dringend geboten. Anderenfalls aktuellen Stand? werden die Ärztinnen und Ärzte in den Kliniken und Praxen und ihre Mitar- beiterinnen und Mitarbeiter eine für sie unüberschaubare Welt von kassen-, Eine fundierte Bewertung des Nutzens von vesta fällt zum heutigen Zeit- indikations- und vielleicht noch regionsspezifischen Akten zu befüllen und punkt schwer. Der grundsätzliche Ansatz, dass es ein verbindliches Ver- zu lesen haben, die aufgrund ihrer unsinnigen Heterogenität keine Chance zeichnis von Spezifikationen gibt, auf deren Verwendung man sich im deut- auf wirkliche Etablierung im Versorgungsalltag bekommen wird. schen Gesundheitssystem geeinigt hat, ist gut und richtig. Ob die Regeln und Prozesse, nach denen Spezifikationen Eingang ins vesta erhalten, wirk- lich zielführend sind, vermag ich heute nicht abschließend zu bewerten. Es ist unsere Hoffnung, dass sich hier ein tatsächlich praktisch nutzbares Register mit hoher Verbindlichkeit und auf Basis internationaler Standards etabliert. Wir sind als Verband bereit, unseren Beitrag dazu zu leisten; die primäre Verantwortung aber liegt bei der gematik. 6 7
bvitg Trendreport 2018 2 Künstliche Intelligenz 2 Künstliche Intelligenz Natual Language Autonomous Solutions Ob in fiktiven Unterhaltungsfilmen oder als gegenwärtiges Buzzword von Beratungsunternehmen: Künstliche Intelligenz (KI) ist in aller Munde. So Machine schätzt IDC Germany, dass ab 2021 in 20 % aller Anwendungsfälle im Learning Computer Vision Gesundheitswesen auf KI-Technologien zurückgegriffen wird. Ein mög- licher Einsatzbereich für KI wäre u.a. die Radiologie. Was das für das Smart Gesundheitswesen bedeutet, erläutert Andreas Kassner, stellvertretender Robotics Vorstand des bvitg und Strategy & Innovation Manager 3M Health Infor- Virtual mation Systems. Agents Quelle: McKinsey Studien sprechen bereits heute von duktivitätssteigerungen bis zu 40 %, Papierprozessen, der Terminplanung voranalysiert und erst dann ein Effizienzverbesserungen durch die was zu signifikanten Ressourcen- und der Abrechnung wieder. So Radiologe auf das Bild schaut. KI in Höhe von 0,5-2 % am gesam- verlagerungen und Freiräumen für werden in Krankenkassen im Rah- ten Bruttowirtschaftprodukt in die Patientenversorgung führen men der Dunkelverarbeitung bis Das Machine Learning analysiert Industrieländern. Insbesondere das würde. zu 40 % der Krankenhausfälle voll- bereits heute die Daten von Millionen Gesundheitswesen bietet mit seinen automatisch analysiert und bezahlt. von Patientenakten, um Vorhersa- enormen, für Menschen nicht mehr Anwendungen wie IBM Watson in Nur bei MDK-Auffälligkeit und bei gen über Gesundheitsrisiken in der zu verarbeitenden Datenmengen der Krebsforschung und Google komplexen Fällen muss die Sach- Population zu identifizieren und für bei der Dokumentation, in Bilddaten, Flu Trends zur Grippevorhersage bearbeitung noch eingreifen. In eine den einzelnen Patienten herunterzu- epidemiologischen Statistiken und sind jedoch von gestern. Heutige ähnliche Richtung geht die KI in der brechen. verteilten Kenntnissen über Krank- KI-Lösungen kommen ohne viel radiologischen Diagnostik. Schon heitsverläufe, ein ideales Terrain für Tamtam daher und integrieren sich heute kann die KI Lendenwirbelfrak- Einen Pferdefuß gibt es bei der KI: es die KI. Experten erwarten daher für geschmeidig in den Arbeitsablauf turen oder Lungenembolien identi- gibt sie erst mit hohem Digitalisie- die Zukunft einen hohen Einfluss auf seiner Anwender. fizieren oder die Zählung von Ent- rungsgrad und mittels Interoperabi- die Arbeitswelt in den Gesundheits- zündungsherden automatisieren. lität. Hier kann die Politik ansetzen.“ einrichtungen. McKinsey spricht in Bereits heute finden sich erste Es zeichnet sich ab, dass in Zukunft einzelnen Berufszweigen von Pro- Ansätze in der Beschleunigung von zuerst ein Computer die Aufnahmen 8 9
bvitg Trendreport 2018 3 IT-Sicherheit Gab es in Ihrem Haus schon einmal einen Hackerangriff? 3 IT-Sicherheit (% der Nennungen) Ja Trotz „Wannacry“ & Co. hatten es bislang IT-Verantwortliche häufig schwer, Nein 64% Security-Investitionen gegenüber der Geschäftsleitung zu rechtfertigen. 36% Laut der Trendvorhersage von ISG Research Deutschland wird sich das ändern und die Budgets in den kommenden Jahren voraussichtlich im zweistelligen Prozentbereich steigen. Die aktuelle Lage und die kommen- den Herausforderungen für klinische Gesundheitseinrichtungen kommen- Welche Gegenmaßnahmen wurden eingeleitet? tiert Dr. Bernd Schütze, Senior Experte Medical Data Security (Telekom (% der Nennungen) Healthcare Solutions): Verschärfung der 98% Firewall-Absicherung Ausarbeitung Notfallplan 75% „Die Bedrohungslage bzgl. Cyberangriffe ist wirkungen zwischen den niedriger und den für deutsche Krankenhäuser nur schwer ein- höher bewehrten Sanktionen existieren, so Schulungen von Mitarbeitern 73% zuschätzen. Einerseits fehlen verlässliche dass augenscheinlich mit dem niedrigeren Begrenzung des Zugriffs auf externe Inhalte 69% Zahlen, da in Deutschland im Gegensatz Bußgeld bewehrte Datenschutzverstöße Effizientere / Bessere Behandlung zu anderen Ländern keine Meldepflicht für durchaus auch mit dem höheren Bußgeld Aufstockung von Personal in der IT-Abteilung 31% Sicherheitsvorfälle existiert. Andererseits ist geahndet werden können. Die Höhe der aufgrund von mangelndem Budget in deut- Bußgelder und die Unvorhersehbarkeit der Quelle: Roland Berger (n=500) schen Krankenhäusern häufig der Stand Auslegung des Art. 83 DS-GVO verschärfen der Technik nicht eingehalten. Intrusion damit deutlich die wirtschaftlichen Risiken Detection Systeme oder Honeypots finden für die Unternehmen, so dass die einschlä- Risikomanagements sein muss. Entspre- Wirksamkeit der getroffenen Maßnahmen sich beispielsweise kaum im Einsatz, so gigen handelsrechtlichen und gesellschafts- chende risikosteuernde Prozesse müssen regelmäßig überprüft, bewertet und evalu- dass man selbst bei einer Meldepflicht nicht rechtlichen Regelungen (z.B. § 91 Abs. 2 etabliert werden, um ein Haftungsrisiko für iert werden. Kurz: Die DS-GVO fordert von wüsste, ob Sicherheitsvorfälle überhaupt AktG, § 43 Abs. 2 GmbHG i.V.m. 289 Abs. 1 die Geschäftsführung zu minimieren. der Krankenhaus-Geschäftsleitung die Ein- bemerkt würden, die gemeldeten Zahlen HGB) durch die Geschäftsleitung zu berück- führung eines IT-Sicherheitsmanagement- also überhaupt aussagekräftig wären. sichtigen sind und vom Wirtschaftsprüfer Bezogen auf die IT-Sicherheit fordert Art. systems, und die Verantwortung dafür, die überwacht werden (müssen). 32 DS-GVO eine dem Stand der Technik organisatorischen Rahmenbedingungen für Die Bußgeldrisiken der DS-GVO fordern ein entsprechende Sicherheits-Infrastruktur, die Einführung und den Einsatz – inkl. eines Umdenken. Einerseits können selbst die Für die Geschäftsführung bedeutet dies welche die klassischen Ziele von IT-Sicher- ausreichenden Budgets – zu schaffen, liegt „niedrigen“ Bußgelder eine Millionenhöhe u.a., dass Datenschutz im Unternehmen heitsmaßnahmen adressiert und deren primär nicht mehr bei der IT-Abteilung, son- betragen, andererseits können Wechsel- Bestandteil des unternehmensinternen Erreichung sicherstellt. Zudem muss die dern ist Aufgabe der Geschäftsführung.“ 10 11
bvitg Trendreport 2018 4 Digitale Transformation 4 Digitale Transformation Welche der folgenden digitalen Angebote werden bereits in Ihrem Krankenhaus/Ihrer Praxis eingesetzt? (% der Nennungen) Mithilfe von Big Data wichtige Erkenntnisse für die medizinische Forschunggewinnen oder mit dem Einsatz von Robotik in der Rehabilita- h sc au te de tion Patienten zu mehr Lebensqualität verhelfen: Allzu gern werden solche ng st n ak un n ale D Au ru ng e fC en hu ch se s- st l n ba lic ür ke zi n ai tio is ng nt au ch ac is er so he ch f Aussagen unter dem Schlagwort „Digitale Transformation“ eingeordnet. in tie -M ka fa in w in bn hu re re zw in n diz er iz r E ni Sp Pa ve ge c d et e er rsu pe mu rm - de e Üb me N itt e- e- in Te ne m Digitale Transformation bedeutet aber nicht nur Verbesserungen, sondern lin lin ftr te m le le li On On On Un Au Ko Te Te zeichnet erhebliche Veränderungen auf, die an den Gewohnheiten „kratzen“, 93% deren Auswirkungen häufig nicht absehbar sind und deren Möglichkeiten oft die Vorstellungskraft übersteigen. Doch wie können Beteiligte vom Angehen eines solchen Change-Prozesses überzeugt werden? Martina Götz, stellvertretende Leiterin AG Marktforschung und Leitung Marketing- Kommunikation Agfa HealthCare GmbH, und Winfried Post, Mitglied im bvitg-Vorstand und Vorsitzender der Geschäftsführung von Agfa Health- Care GmbH, zeigen mit Blick auf klinische Anwender Ansätze auf. 50% 43% 37% 39% 30% Schauen wir uns den Klinikbereich näher Einige Kliniklenker befürchten sogar, dass 20% an: da sich die Digitalisierung in nahezu alle – wenn ihre Kliniken nicht umgehend mit Prozesse der Gesundheitsversorgung im einer umfassenden Digitalisierung begin- 12% 10% 9% 10% 7% Krankenhausbereich und auf die Interaktion nen – diese in absehbarer Zeit von großen 4% 3% 3% 3% der Kliniken mit den Beteiligten des Gesund- Internetkonzernen übernommen werden heitswesens auswirkt, erstellen immer mehr könnten. @ Kliniken bzw. Klinikgruppen ihre Digitalisie- rungsstrategie. Welche immense Wichtig- Soweit muss es nicht kommen: die Lösung Krankenhausärzte Niedergelassene Ärzte keit die Digitalisierung für Krankenhäuser liegt in einer klaren Digitalisierungsstra- bereits darstellt, wird daran deutlich, dass tegie sowie im Bewusstseinswandel der Quelle: Hartmannbund/Bitkom (n=440) sehr viele Geschäftsführer der Kliniken diese Angestellten im Krankenhaus. Vor jeglicher Thematik zur Chefsache erklärt haben. Definition und Umsetzung einer Digitalisie- 12 13
bvitg Trendreport 2018 5 Fokus auf den Patienten rungsstrategie in einer Klinik ist eine präzise 5 Fokus auf den Patienten Bestandsaufnahme aller Prozesse, Leistun- gen und Kommunikationswege durchzu- Leistungserbringern die Kommunikation führen – denn die Daten müssen digitali- sowie die Qualität der Behandlung maßgeb- siert zur Verfügung stehen. Ferner sind die lich verbessert. Prozesse sowie Services zu digitalisieren. Elektronische Patientenakten (ePA) sind keineswegs die Krönung von Erst danach sind die Technologieplattfor- Die Gesundheits-IT-Anbieter sind gefragt, eHealth, wie es manchmal beschrieben wird. Sie sind vielmehr das Kern- men auszuwählen. geeignete, Nutzen stiftende und auf die stück der Digitalisierung und Vernetzung im Gesundheitswesen, auf dem Beteiligten zugeschnittene IT-Lösungen her- fast alle Anwendungen sinnvoll aufbauen müssen. Vernetzung ist schließ- Es gibt sehr viele, oftmals banale Anwen- zustellen und anzubieten. Die Anwender im lich kein Selbstzweck, sondern dient dazu, den Versorgungsprozess um dungsfälle, die mit IT-Unterstützung die klini- Krankenhaus werden mitziehen, wenn sie den Patienten herum aufbauen zu können und ihn in allen Phasen in schen Prozesse vereinfachen, das ärztliche sehen, dass sie nichts zu verlieren, sondern den Mittelpunkt der Bemühungen zu stellen. Es geht erstens darum, den und pflegerische Personal entlasten und nur zu gewinnen haben. Die eigentlichen Bürgern ein bestmögliches und auf sie zugeschnittenes Versorgungsan- die Patientenzufriedenheit verbessern. So Treiber der Digitalisierung werden zudem gebot machen zu können, welches mit den zunehmend global verfügbaren, können beispielsweise die Gehwege einer die Patienten sein, die von ihrer inaktiven digitalen Angeboten mithalten kann und zweitens darum, diese Versorgung Stationsschwester stark reduziert werden, Rolle in die weit aktivere, treibende Rolle dauerhaft finanzierbar zu halten. Die ePA leistet einen entscheidenden wenn die Patienten per Smartphone-App transformieren, ein Trend, der sich weiter Beitrag dazu, den Bürger zu ermächtigen und gleichzeitig die zur Verfü- direkt mit dem Krankenhausinformations- verstärken wird. gung stehenden Mittel bestmöglich einsetzen zu können. 39 Mrd. Euro system kommunizieren kön- hebbares Effizienzpotenzial durch den konsequenten Einsatz von eHealth: Patienten können schon von zu Hause im ” nen. Über ein Patientenportal Dies errechnete in einer Studie im vergangenen Jahr PwC Strategy&. ist es für ein Krankenhaus außerdem möglich, schon Krankenhaus »einchecken«. “ Warum ein neuer Fokus auf den Patienten unumgänglich ist, bewerten gemeinsam Uwe Eibich, bvitg-Finanzvorstand und Vorstand Central vor dem OP-Termin Aufklärungsbögen und Europe CompuGroup Medical Deutschland AG, sowie Oliver Bruzek, Chief sonstige Informationen zur Operation mit Communication Officer CompuGroup Medical SE. den Patienten auszutauschen. Ähnlich wie auf Flughäfen können sich Patienten dann Mit eHealth wird bei weitem nicht nur eine Modernisierung der Kommunika- schon von zu Hause im Krankenhaus „ein- tion im Gesundheitswesen verbunden, sondern – neben anderen Aspekten checken“. Die eigentliche Patientenauf- – auch eine Neuausrichtung der Versorgungsprozesse, bei dem der Patient nahme verläuft entsprechend effizienter für mehr im Mittelpunkt steht, als bisher. Dafür gibt es drei gute Gründe: die Patienten und die Kliniken. So wird die Patientenbindung an die Klinik gesteigert. Ebenso werden durch Verfahren des inter- operablen Datenaustausches mit anderen 14 15
bvitg Trendreport 2018 5 Fokus auf den Patienten 2 Eine verbesserte Was spricht für die elektronische Patientenakte? Kommunikation Frage: Ich befürworte die elektronische Patientenakte, Grund: Die Bürger leben heute in einer digitalen Welt und kommunizieren in beinahe allen Berei- chen digital. Das erwarten sie, zurecht, auch 1 im Gesundheitswesen. Sie haben einen Flexibler Zugriff durch zentrale Speicherung 38% / besserer Austausch Eine bessere Anspruch und gleichsam das Verlangen Zeitersparnis / geringerer Aufwand 27% Gesundheitsversorgung nach verbesserter Information über ihren Die Fortschritte in medizinischer Diagnostik Vereinfachung 9% Auf Augenhöhe mit den Ärzten ” und Therapie erlauben heute eine viel indi- “ 8% viduellere Behandlung der Patienten. Wurde kommunizieren. Zusätzliche Sicherheit früher eine Krankheit mehr oder weniger Effizientere / Bessere Behandlung 6% schematisch behandelt, so stehen heute eigenen Gesundheitszustand und wollen Kostenersparnis 3% z.B. oftmals auch schon Informationen zur auf Augenhöhe mit ihren Ärzten kommuni- genetischen Disposition des Patienten zur zieren. Nur so wird es ihnen möglich, besser Ist allgemein besser (unspezifiziert) 3% Verfügung. Die Behandlung kann also unter mitzuwirken, wenn es um die Vermeidung Transparenz 2% Berücksichtigung genauerer Rahmenbedin- von Krankheiten oder eine erfolgreiche The- gungen und auf den jeweils einzelnen Men- rapie geht. Kommunikation muss umfas- Fortschrittlicher / zeitgemäß 1% schen besser abgestimmt werden. Dazu ist send, schnell und sicher möglich sein zwi- Einschränkung: 1% es notwendig, dass einerseits die dazu not- schen allen Ärzten und dem Patienten. Datenschutz muss gewährleistet sein wendigen patientenindividuellen Informa- Sonstiges 2% 3 tionen beim behandelnden Arzt zeitgerecht 4% Keine Angabe und vollständig vorliegen, andererseits zum Eine verbesserte Finanzierung gleichen Zeitpunkt auch die weltweit dazu Sinnvolle eHealth Anwendungen – mit der 0 5 10 15 20 25 30 35 40 existierenden medizinischen Kenntnisse für elektronischen Patientenakte als Herzstück jeden einzelnen Behandler verfügbar sind. – schaffen die Voraussetzung für mehr Effi- Das kann nur sinnvolle und gute Gesund- zienz in der gesundheitlichen Versorgung. Basis: Befragte, die die elektronische Patientenakte befürworten, N=600 (Offene Frage, kategorisiert, Mehrfachnennungen möglich) heits-IT leisten. Das macht das Beispiel vermiedener Erkran- kungen und Hospitalisierungen durch eine verbesserte Arzneimitteltherapiesicherheit allein schon anschaulich deutlich. Quelle: PwC 16 17
bvitg Trendreport 2018 6 Mobile Health 6 Mobile Health e Auspräg Während man früher mit dem Mobiltelefon nur telefonieren und Textnach- Gesundheitspolitische Treiber z i fisch un richten verschicken konnte, ist mit dem Smartphone heutzutage nahezu p e D i g i t a l g Zulassung S vo n H ea en alles möglich, wie z.B. per App Krankheiten wie Tinnitus behandeln oder Interoperabilität lth Herzrhythmusstörungen erkennen. Die einfache Nutzbarkeit der intel- Finanzierung ligenten Alltagsbegleiter lässt medizinische Anwender davon träumen, Akzeptanz dass auch im Arbeitsalltag die Nutzung mobiler Anwendungen alltäglich wird. Doch wie steht es grundsätzlich um die Einbindung von mHealth iz in nected Health Kulturelle Treiber ed C on in Deutschland? Sebastian Zilch, bvitg-Geschäftsführer, gibt hierzu eine Telem Patient Empowerment Einschätzung ab: Mob ile Health E-Patient Health Literacy Social Media h Ap ps alth Rec alt He He Patient Empowerment p ps lA or Electronic „Über 100.000 Gesundheits-Apps prellt regelrecht innovative Entwick- d E-Patient Medica – teils Freeware, teils kostenpflich- lungen, die in der Folge im Ausland Information Therapy tig – stehen in den jeweiligen Stores entwickelt und vertrieben werden. Quantified Self zum Download bereit. Ein Großteil Die Plattform Joblift hat festgestellt, der Angebote bezieht sich auf Life- dass sich Start-ups im deutschen style-Produkte, also zum Beispiel Gesundheitsmarkt aufgrund der Technologische Treiber Schrittzähler. Gesundheits-Apps, die regulatorischen Rahmenbedingun- Ambient Assisted Living es bislang in die deutsche Regelver- gen weniger disruptiv entwickeln. Internet of Things sorgung geschafft haben und deren Das Ergebnis: 2017 entstanden in Wearables Big Data Kosten von einzelnen Kassen über- Frankreich ein Viertel mehr Stellen in Smart Devices nommen werden, lassen sich dage- Healthcare Start-ups als in Deutsch- Cloud Computing gen an zwei Händen abzählen. Der land, in UK sogar mehr als doppelt Deutsche Gesundheitsmarkt ver- so viele (120 %). Quelle: Bertelsmann Stiftung 18 19
bvitg Trendreport 2018 7 Telemedizin Einen wichtigen Faktor stellt auch die Finanzierung der digitalen Durchdringung 7 Telemedizin des Gesundheitssystems dar. Medizinische Einrichtungen im stationären wie auch im ambulanten Kontext müssen dazu in die Bereits 2016 wurde in der vom Bundes- Lage versetzt werden, notwendige Investitio- Ob Ärztenotstand im ländlichen Raum oder Behandlungsnotfälle an gesundheitsministerium beauftragen CHA- nen zu tätigen. Auch der Ausbau der digitalen entlegenen Orten: Neue Technologien bieten Lösungen für zahlreiche RISMHA-Studie ein hoher Bedarf an ein- Infrastruktur wie die flächendeckende Ver- Herausforderungen im Gesundheitswesen, indem sie es ermöglichen, heitlichen Nutzenbewertungsprozessen sorgung mit 5G-Netzen muss aktiv und kon- dass für die Behandlung relevante Informationen stets zur Verfügung von mHealth-Lösungen identifiziert. Damit sequent vorangetrieben werden. Schnelle gestellt werden können. Trotzdem werden Videosprechstunden & Co. erstattungsfähige Innovationen verstärkt Datenübertragung ist die Grundvorausset- kritisch gesehen. Besonders die Leistungserbringer führen in diesem und schneller ins Gesundheitssystem zung einer erfolgreichen Digitalisierung des Kontext gerne das Fernbehandlungsverbot an. Warum aber genau jetzt gelangen können, brauchen Entwickler und Gesundheitssystems, sowohl in der Stadt der richtige Zeitpunkt für einen Wandel ist, erläutern die bvitg-Politik- Anwender Planungssicherheit und Klarheit als auch auf dem Land. Nicht zuletzt wird Referenten Jessica Weiss und Chris Berger. über die anstehenden Entwicklungen in der es eine Herausforderung sein, die Vielfalt an Gesundheitsversorgung, zu Aspekten des Lösungen in bestehenden Prozesse zu inte- Datenschutzes, der Haftung und der Ein- grieren. Zum einen betrifft dies technische „Die Digitalisierung ist eine der größ- sind Fernbehandlungen in Deutsch- ordnung von Apps als mögliche Medizin- Voraussetzungen (Stichwort: Interoperabili- ten Herausforderung des Gesund- land ohne vorherigen persönlichen produkte. Die Ausgestaltung eines eHealth- tät), aber auch die Frage nach dem Umgang heitswesens in den nächsten Kontakt zwischen Arzt und Patient Zielbilds muss dringend die Nutzung von mit selbst erhobenen Daten bzw. von anderen Jahren“, konstatiert die Bundesre- untersagt. mHealth-Anwendungen einschließen, um Ärzten erhobene Daten im Versorgungsall- gierung im Koalitionsvertrag und auch in Deutschland ein innovationsfreund- tag. Sicher ist, dass Apps und Smartphones verspricht zugleich, dass Einschrän- Von Telemedizin profitieren liches Umfeld zu schaffen. Dabei müssen uns noch lange begleiten und gestärkt aus auch die Erkenntnisse, Aktivitäten und der Alltagserfahrung eine stärkere Rolle kungen bei der Fernbehandlung auf den Prüfstand gestellt werden. Für ” nicht nur chronisch Kranke. “ Erfahrungen der Kommission und anderer in der Versorgung einnehmen werden. Patienten ist dies Anlass zum Auf- europäischer Länder berücksichtigt werden. Die Potenziale in mobilen Anwendun- atmen, schließlich würde eine Von Telemedizin profitieren nicht gen liegen in der direkten und persönli- Lockerung des Fernbehandlungs- nur chronisch Kranke, wie Diabe- chen niederschwelligen verbots endlich ein neues Zeitalter tes-Patienten, die regelmäßig Rück- Sicher ist, dass Apps und Smartphones Kommunikation sowie in ” einläuten: das der Digitalisierung im sprache mit ihrem Fach- sowie uns noch lange begleiten. “ der enormen Leistung der Smartphones, die Gesundheitswesen, dass sich nicht nur auf städtische Ballungszentren Hausarzt halten müssen, sondern auch Berufstätige mit Kindern sowie auch für medizinische Anwendungen gerüs- konzentriert, sondern auch den länd- Patienten, die einen unverhältnis- tet sind. Daher gehört mHealth zu unserer lichen Raum am technologischen mäßig langen Anfahrtsweg in Kauf Sammlung an Trends.“ Fortschritt teilhaben lässt. Derzeit nehmen müssen. Hausärztliche 20 21
bvitg Trendreport 2018 7 Telemedizin Videosprechstunde: Es würden eine Videosprechstunde mit ihrem Arzt nutzen wollen... Ja Kurzkonsultation, Ausstellung von vergütungsrelevant gestellt werden. 27% Folgerezepten oder Verlängerung Auch die Schaffung verbindlicher einer Arbeitsunfähigkeitsbeschei- Rechtssicherheit ist für den Aus- Nein, käme derzeit nicht in Frage nigung: Müssen Betroffene dafür bau telemedizinische Anwendungen 73% immer in die Arztpraxis kommen? unabdingbar. Neben der Lockerung des Fern- Oder kann Online-Kommunikation Quelle: forsa (n=507) ” mehr Zeit zuhause und damit auch behandlungsverbots müssen die mehr Lebensqualität ermöglichen? “ durch das Versäumnis der Politik geschürten Ängste vor „Robote- risierung“ und Datenmissbrauch Oder kann Online-Kommunikation abgebaut und Vertrauen in digi- Über eine gemeinsame Videosprechstunde besprechen sich der Allgemeinarzt, der in diesem Fall stationär tätige Diabetologe und der Diabetespatient zu einer Therapie. Arzt und Paient leben im ländlichen Raum – der Diabetologe mehr Zeit zuhause und damit auch tale Dienste (wieder)hergestellt arbeitet in einer weiter entfernten Schwerpunktklinik. Diese Videokonsultation kann abgerechnet werden. mehr Lebensqualität ermöglichen? werden. Die Politik muss nun vor allem Fragen zur Finanzierung und Gerade im Bereich der ambulanten Abrechenbarkeit telemedizinischer Für wie realistisch halten Für wie realistisch halten Sie Würden Sie diese Versorgungs- Pflege, die von eklatantem Perso- Anwendungen klären und finanzielle Sie dieses Szenario? diese Versorgungslösung? lösung auch selbst anwenden? nalmangel geprägt ist, kann digita- Anreize für Ärzte schaffen, damit ler Fortschritt Pflegekräften wieder diese die digitalen Anwendungen in Unrealistisch Nicht sinnvoll Nein mehr qualitative Zeit mit Pflege- die Behandlungspraxis integrieren. 20% 17% 19% bedürftigen ermöglichen. Lange Der Deutsche Ärztetag hat schon Anfahrtswege außerhalb urbaner nachgezogen und angekündigt, das Ballungsgebiete binden oftmals Verbot vorrausichtlich beim nächs- unnötig die Arbeitszeit von Fach- ten Ärztetag im Mai 2018 zu kippen. Realistisch Sinnvoll Ja, würde ich kräften. „Telepflege“ unterstützt ins- Wir sind gespannt, welche Richtung 80% 83% 81% besondere strukturarme Regionen; die Bundesregierung einschlagen dafür muss sie in die Pflegeversor- wird. gung einbezogen, gefördert und Quelle: DAK (n=532) 22 23
bvitg Trendreport 2018 8 EU-Datenschutz-Grundverordnung 8 EU-Datenschutz-Grundverordnung Mit einem Vorlauf von zwei Jahren ist es am 25. Mai 2018 soweit: Die Anteile der Einrichtungen, die bereits Vorbereitungen zur EU-Datenschutz-Grundverordnung tritt in Kraft – was nicht von allen positiv Umsetzung der EU-DSGVO initiiert haben gesehen wird. Laut einer Thales-Studie fürchten 49 Prozent der befragten (nach Größen und Trägerart) Verbraucher und Führungskräfte in Deutschland, dass die Umsetzung von Maßnahmen zur Einhaltung der DS-GVO den Geschäftsalltag komplexer und bürokratischer machen wird. Wie die Situation im klinischen Sektor aussieht, kommentiert Christoph Isele (Cerner Health Services Deutschland 60% 72% 100% 86% 91% 62% 77% GmbH), Leiter bvitg-Arbeitsgruppe Datenschutz & IT-Sicherheit: bis 199 200 bis 499 Ab 500 privat öffentlich- freigemein- gesamt Betten Betten Betten rechtliche nützige „Bereits mit der „alten“ Gesetzge- kenhaus gefordert. Wie bei dem Quelle: Curacon (n=105) bung braucht jedes Krankenhaus Qualitätsmanagementsystem ent- einen Datenschutzbeauftragten, steht der Aufwand in der initialen ein Verfahrensverzeichnis und ADV Beschäftigung mit den Themen und Verträge mit den Dienstleistern. der Etablierung von Prozessen. Ist Neben diesen Aufgaben müssen auch Angehörigen gegenüber restriktiven Schutz- Vielleicht gibt es deshalb kleinere ein Datenschutzmanagementsys- gestiegene Anforderungen an die IT-Sicher- maßnahmen mindestens so wichtig wie die Häuser, die trotz des üppigen Ange- tem vorhanden, sollte sich der Auf- heit umgesetzt werden. Die Nutzung zusätz- technischen Maßnahmen. bots an Veranstaltungen und Medi- wand in Grenzen halten. licher technischer Werkzeuge kostet im enartikel keine weiteren Schritte Krankenhaus rare Investitionsmittel, aber Gerade kleinere oder einzeln agierende Häu- unternommen haben. Größere Häu- Technisch gibt es noch Klärungs- sie bedarf auch des kundigen Personals, das ser werden mit diesen Ansprüchen überfor- ser haben erkannt, dass sie auf die bedarf beispielsweise bei der Daten- diese kompetent einsetzt. In beiden Themen dert und sollten sich Unterstützung durch vermehrten Betroffenenrechte und schutzfolgeabschätzung, bei der sind die „Soft Skills“ wie Sensibilität der Mit- externe Dienstleister suchen.“ gestiegenen Nachweispflichten Datenportabilität und bei den Lösch- arbeiter, die Abwägung zwischen einer offe- reagieren müssen. Eine Risikofol- konzepten, so dass nicht alle Fragen nen Kommunikation mit Patienten und ihren genabschätzung oder eine umfas- abschließend geklärt und umge- sende Patienteninformation macht setzt sein können. U.a. der bvitg und nicht der Datenschutzbeauftragte die DKG mit ihren Arbeitsgruppen nebenbei – hier sind Projekte mit bemühen sich diese Klärung herbei- mehreren Stakeholdern im Kran- zuführen. 24 25
bvitg Trendreport 2018 9 Patient Reported Data The other 90%... 9 Patient Reported Data Socioeconomic 15% Behavior 40% Environment Ein vielfältiges Angebot an Gesundheits-Apps und der weltweite Trend zum Quantified Self: Die Digitalisierung bietet den Patienten neue 5% Zugangsmöglichkeiten zu ihren Gesundheitsdaten. Glaubt man der Vor- hersage von IDC Germany, so werden 2021 25 % der Daten von den Patien- Healthcare ten selbst gesammelt und in die Behandlung eingebracht werden. Welche Genetics 10% Chancen sich daraus ergeben, fasst Bernhard Calmer, Leiter der bvitg- Arbeitsgruppe Marktforschung und Head of Business Development von 30% Cerner Health Services Deutschland GmbH, zusammen: Quelle: Schroeder, Steven A. (2007): We Can Do Better — Improving the Health of the American People „Gerade einmal 10 % der verfügbaren Daten werden momentan im heutigen Überlegen Sie mit: Was wird noch alles möglich sein, wenn wir… Gesundheitswesen zur Diagnostik und Therapie hinzugezogen. Die Genom- sequenzierung wird uns in Zukunft weitere 30 % der möglichen Daten —— die „anderen 90 %“ der individuellen Gesundheit eines Patienten verstehen lernen? bescheren. Auf die restlichen Daten können wir jedoch nur dann regelmäßig —— die vorhandenen Vorhersagewerkzeuge aufgrund dieser Daten verbessern und neue zugreifen, wenn die Patienten mitmachen und bereit sind, ihre Daten zu Modelle schaffen können, die vor allem die sozialen Komponenten von Gesundheit erfassen und zur Behandlung einzubringen. berücksichtigen? Dass dies in zunehmendem Maße der Fall ist, spüren wir an der steigen- —— die Daten gegen die Kohorten einer Stadt, einer Region, eines Bundeslandes oder auch den Nachfrage nach Integration von Patientenportalen, patientengeführten auf nationalem Level „benchmarken“ können? Akten und auch den Aktivitäten der IT-Giganten Google, Apple und Micro- —— regionale, geospezifische und weitere Faktoren verstehen lernen und damit die Vor- soft. So wurde das Apple-HealthKit in Deutschland exemplarisch eingebun- sorge viel genauer und spezifischer gestalten können? den und zeigt auf, welche veränderten Möglichkeiten sowohl im niederge- lassenen Bereich bei Fach- und Hausärzten, aber auch in Krankenhäusern Als Grundlage dazu benötigen wir nicht nur die Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger ihre und Rehabilitationseinrichtungen entstehen werden. Daten zu sammeln und einzubringen; wir brauchen auch einen „Datenspenderausweis“ um mit diesen Daten unsere Forschung in Deutschland auf die notwendige breite (Daten-)basis zu stellen. Ich bin gespannt, wie schnell wir das alles in Deutschland umsetzen können und wann wir erste Früchte ernten.“ 26 27
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