Die wichtigsten Ereignisse 2009 und ein Ausblick auf das neue Jahr - Computerwoche

 
WEITER LESEN
Die wichtigsten Ereignisse 2009 und ein Ausblick auf das neue Jahr - Computerwoche
Nr. 51/52 vom 14. Dezember 2009     Deutschland 4,90 € / Österreich 5,10 € / Schweiz 9,40 sfr

                                                                                                                             www.computerwoche.de

                                                                                     Die wichtigsten Ereignisse
                                                                                     2009 und ein Ausblick auf
                                                                                     das neue Jahr.

   Die IT vor der                        MySQL etabliert sich
   nächsten Umwälzung                    im Mittelstand
   Cloud Computing wird die IT grund-    Die Open-Source-Datenbank punk-
   legend verändern, prognostiziert      tet mit Stabilität und Sicherheit. In
   CAs Deutschland-Chef Helge Scheil     Sachen Performance gibt es noch
   im CW-Interview.                      Verbesserungsbedarf.
                              Seite 10                                Seite 22
                                                                                       IDG Business Media GmbH, Zenit Pressevertrieb GmbH, Postfach 810580, 70522 Stuttgart

cw51-s01 1                                                                                                                                                  10.12.2009 15:48:31 Uhr
51-52/09                                                                                                                                                                                 Inhalt         3

                                                                                                            Titel                                         Das war                   IT-Strategien
                                                      In dieser Ausgabe                                                                                    2009
                                                      Nr. 51/52 vom 14. Dezember 2009                                                                                               Stiefkind IT-Operations                                                 34
                                                                                                              Das war das IT-Jahr 2009                                12            Nur langsam setzt sich die Erkenntnis
                                                                                                              Skandale, Affären und spektakuläre                                    durch, dass auch aus dem Operations-Be-
                                                                                                              Übernahmen – lesen Sie, was in den ver-                               reich Impulse für eine wertorientierte IT
                                                     Trends & Analysen                                        gangenen Monaten im weltweiten IT-Zir-                                kommen können.
                                                                                                              kus los war.
                                                     IT-Gipfel verbreitet Hoffnung                    5                                                                             Konfigurations-Management                                               36
                                                     Auf dem vierten nationalen IT-Gipfel stell-              Das erwartet uns 2010                                   16            Nach einer Studie des itSMF vernachlässi-
                                                     ten Spitzenpolitiker und Branchenvertreter               Was wird aus SAP? Wie geht es weiter                                  gen deutsche Unternehmen das Configura-
                                                     die Rolle der ITK als Wachstumsmotor her-                mit Cloud Computing? Wir haben Ana-                                   tion-Management – und verpassen damit
                                                     aus. Im internationalen Vergleich hat                    lysten gefragt und präsentieren Antwor-                               eine Chance.
                                                     Deutschland indes noch Nachholbedarf.                    ten auf die drängenden Fragen.

                                                     Spyware auf dem iPhone                           6                                                                             Job & Karriere
                                                     Ein renommierter Softwareentwickler
                                                     warnt vor trojanischen Pferden in Apples                                                                                       Führen wird zum Drahtseilakt                                            40
                                                     App Store.                                                                                                                     Wer sich in der Krise mit einfachen Lö-
                                                                                                                                                                                    sungen durchmogeln möchte, stößt schnell
                                                     Cloud-Provider auf dem Prüfstand 7                                                                                             an seine Grenzen.
                                                     Die Experton Group hat die führenden
                                                     Cloud-Computing-Anbieter im deutschspra-               Produkte & Praxis                                                       Warum gute Vorsätze verpuffen 44
       Titelfoto: T-Systems; Foto: Fotolia/A. Dudy

                                                     chigen Raum unter die Lupe genommen.                                                                                           Kaum sind die Silvesterraketen verglüht,
                                                                                                            Kleine Helfer                                               20          sind die Vorsätze vergessen – weil wir sie
                                                     CA-Chef Scheil im Interview                     10     „Teracopy“ tunt und beschleunigt die Ko-                                nicht in einer Lebensvision verankern.
                                                     Die IT steht vor der nächsten großen Um-               pierfunktionen unter Windows; das Open-
                                                     wälzung in Richtung Service, prognostiziert            Source-Tool „Greenshot“ knipst Serienbilder
                                                     Helge Scheil, Geschäftsführer der CA                   von Bildschirmfenstern und Desktop-Ober-
                                                     Deutschland GmbH. Viele IT-Jobs werde es               flächen.
                                                     bald nicht mehr geben.
                                                                                                            MySQL – sicher und stabil                                    22            Highlights der Woche
                                                                                                            Zwar kann die Open-Source-Datenbank
                                                                                                            funktional noch nicht mit den großen kom-                                  2009 – ein einziger Datenskandal
                                                                                                            merziellen Lösungen mithalten, punktet                                     Der Datenschutz am Boden: Rückblick
                                                            Immer im Bild mit                               jedoch mit Stabilität und Sicherheit. Vor                                  auf ein Jahr voller Pleiten, Pech und
                                                                                                            allem Mittelständler setzen deshalb immer                                  Pannen.
                                                             CW-Newslettern                                 häufiger auf das quelloffene System.                                         www.computerwoche.de/1912427
                                                             Lesen Sie täglich brandaktuelle
                                                             Nachrichten aus dem ITK-Markt                  Bochum – ich komm aus dir                                    28            Lesetipps für die Weihnachtszeit
                                                           – mit den Newslettern der                        Nachdem Nokia dem Ruhrpott den Rücken                                      Nicht nur für CIOs: die schönsten
                                                         COMPUTERWOCHE. Jeden Morgen                        gekehrt hat, reaktiviert Research in Motion                                Bücher zum Verschenken und Selber-
                                                      und Mittag neu!                                       (RIM) den Handy-Standort. Lesen Sie, wie                                   lesen.
                                                       www.computerwoche.de/newsletter                      die neuen Blackberry-Geräte in der Hightech-                                  www.computerwoche.de/1912557
                                                                                                            Schmiede entwickelt und getestet werden.

APC NetShelter SX mit “Any-IT”-Kompatibilität.                                                                                                                                                 Für HD-Anwendungen vorbereitet:
                                                                                                                                                                                                Optimale Kühlung für Blade-Server
                                                                                                                                                                                                und Switches; hohe Kabelkapazität
Einfache Anpassung an kontinuierlich wechselnde IT-Anforderungen mit dem Rack-System von APC.                                                                                                              Durchdachtes Design:
                                                                                                                                                                                                 Optimale Raumnutzung, einfache
Ein System für Rechenzentren mit hoher Leistungsdichte                                                                                                                                             und schnelle Installation durch
Zu den wichtigsten Merkmalen moderner Rechenzentren gehören Virtualisierung und hohe Leistungsdichte. APC by Schneider                                                                                        Standardmerkmale

Electric bietet ein System an, das speziell für die Integration von Blade-Servern und großen Core-Switches konzipiert wurde
und für die damit verbundenen Anforderungen an Stromversorgung, Kühlung und Raumbedarf geeignet ist. Die Rack-
Stromverteilerleisten sind in den Varianten: Basic, Metered und Switched erhältlich. Die Varianten Metered und Switched
ermöglichen sogar eine Stromüberwachung über das Netzwerk.
Praktisches Design mit “Any-IT”-Kompatibilität
                                                                                                                                                                                                    Intelligente, flache Rack-PDU:
Die im hinteren Bereich der Schränke integrierten Kanäle belegen keine Höheneinheit (Zero-U) und ermöglichen die werkzeuglose                                                                 Einfacher Zugang zu Komponenten,
Montage von Kabelmanagementsystemen und flachen Rack-PDUs. Aufgrund der hohen Kapazität der Kabelmanager ist die                                                                                 Überwachung und Steuerung der
Kabelführung für HD-Netzwerkanwendungen problemlos möglich. Das skalierbare System lässt sich zudem problemlos mit                                                                               Stromversorgung auf Rackebene

Servern und Komponenten anderer IT-Hersteller einsetzen.
                                                                                                                                                                                                       “Any-IT”-Kompatibilität:
                                                                Laden Sie das White Paper#68: “Cooling Strategies for IT Wiring                                                                     V   hi d t P
                                                                                                                                                                                                    Verhindert    bl
                                                                                                                                                                                                               Probleme  d h
                                                                                                                                                                                                                         durch
                                                                                                                                                                                                      inkompatible IT-Produkte
                                                                Closets and Small Rooms” herunter und gewinnen Sie einen iPod touch!
                                                                Besuchen Sie uns dazu unter www.apc.com/promo und geben Sie den Keycode 72834t ein.
                                                                Tel: Deutschland: 0180 100 09 74 Schweiz:0800 1010067 Österreich: 0800 999 670
©2009 Schneider Electric, All Rights Reserved. Schneider Electric, APC, and Efficient Enterprise are owned by Schneider Electric, or its affiliated companies in the United States and other countries. APC Deutschland GmbH, Elsenheimerstraße 47a, D-80687, München Kein
Kauf notwendig. Die tatsächlich vergebenen Produkte können von den gezeigten Produkten abweichen. *0,39 /Minute aus dem Festnetz der Deutschen Telekom AG. Die Gebühren aus anderen Netzen können abweichen. 998-2263_DE

cw51-s03 3                                                                                                                                                                                                                                    10.12.2009 16:18:40 Uhr
4        Trends & Analysen                                                                                                                             51-52/09

       Was die anderen sagen                            CW-Kolumne

             Seiten-Spiegel                                 Industriell, virtuell, professionell
       „Es fehlen Ingenieure. Bis 2020 müssen wir
       220.000 Stellen in der IT besetzen. Alle ja-
       gen den paar deutschen Ingenieuren nach,
                                                        W       elche Erinnerungen verbinden wir
                                                                mit dem Jahr 2009? Weltwirt-
                                                        schaftskrise, Schweinegrippe, Piraten-
                                                                                                             kein Tabu mehr. Privates Equipment und
                                                                                                             Social Networking am Arbeitsplatz – war-
                                                                                                             um nicht, wenn es der Sache und Motiva-
       und dann kommen noch die Banken aus              partei? Oder vielleicht berufliche Ein-              tion dient? Viele Dogmen, die in der IT-
       London und locken auch diese Talente.            schnitte wie Karrieresprung, Arbeitsplatz-           Welt über Jahrzehnte Bestand hatten, sind
       Wenn das so bleibt, bekommen wir hier ein        verlust, Selbständigkeit? Auch in der                im Krisenjahr 2009 schneller aufgeweicht
       Problem. (…) Wir müssen dafür sorgen, dass       ITK-Branche gab es Ereignisse mit Erin-              als die Eisberge am Nordpol.
       sich junge Menschen, vor allem auch Frau-        nerungswert. Dazu zählen etwa Oracles                   Die Wirtschaftskrise hat den Reifungs-
       en, für das Ingenieursstudium begeistern.        noch nicht vollzogene Ehe mit Sun, Fujit-            prozess in der noch immer jungen IT-
       Talente zu finden wird nach der Wirtschafts-     sus Scheidung von Siemens oder Ursula                Branche dramatisch beschleunigt. Viele
       krise die größte Herausforderung.“               von der Leyens ehrenwerter, aber welt-               Unternehmen haben erkannt, wie viel Ef-
       SAP-Chef Léo Apotheker im FAZ-Interview          fremder Versuch, das Internet zu säubern             fizienzspielräume nicht nur durch IT, son-
                                                        (siehe Seite 12).                                    dern auch in der IT vorhanden sind. Im
                                                          Abseits dieser kleinen und großen Auf-             nächsten Jahr wird sich zeigen, ob die
                           „Der Staat muss
                                                        reger gab es einen Trend, der nicht neu              Anwender das richtige Maß gefunden oder
                           seine Rechnun-               ist, sich 2009 aber massiv verstärkt hat:            den Bogen überspannt haben.
                                                        die Industrialisierung in der IT. Extreme               Wie es auch kommen mag: Wir wün-
                           gen pünktlich                Sparzwänge und – auf technischer Seite               schen unseren Lesern ein schönes
                                                        – die Virtualisierungstechniken waren                Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in
                           bezahlen!“                   wichtige Katalysatoren. IT-Leistung wird             ein erfolgreiches Jahr
                                                        heute weit effizienter geliefert als jemals          2010.
                 Bitkom-Präsident August-Wilhelm        zuvor.
               Scheer formuliert im Gespräch mit der      Dazu passt der auffällige Pragmatismus,
             „Süddeutschen Zeitung“ einen Herzens-      den die Anwender zeigten. Wo älteres
                              wunsch der IT-Branche     Equipment treu seinen Dienst versieht und
                                                        überschaubare Kosten verursacht, muss                      Heinrich Vaske
       „Für seine Dienste verlangt der Konzern          es nicht ausgetauscht werden. Wenn Soft-                 Chefredakteur CW
       (Google, Anm. d. Red.) nur einen kleinen         warehäuser unverschämt werden, redet
       Preis: Sie müssen ein Telefon kaufen, einen      man Tacheles – durchaus auch öffentlich
       Daten-Handyvertrag abschließen – und             und mit anderen Leidtragenden abge-
       Ihre Privatsphäre aufgeben. Denn am Ein-         stimmt. Gebrauchte Softwarelizenzen sind
       gang zur Welt der totalen Information war-
       tet ein digitaler Türsteher, der Sie kennt. Er
       wird künftig nicht nur wissen, was Sie gera-
       de wissen wollen, wem Sie E-Mails schrei-        Leserbriefe
       ben und was Ihre nächsten Termine sind.
       Sondern auch, wo Sie sind, was Sie sich                           CW 50/09        kem Marktwachstum und                   eine Werteverschiebung von
       gerade ansehen, wo Sie hinwollen und,                                             mehr Arbeitsplätzen ausge-              MINT-Fächern (Mathematik,
       irgendwann, womöglich auch, wen Sie ge-                                           gangen wird.                            Informatik, Naturwissen-
       rade getroffen haben.“                                                                    Dr. Robert Salewski             schaften und Technik, Anm.
                „Spiegel Online“ warnt vor Google                                                          per E-Mail            d. Red.) zugunsten der Fach-
                                                                                         Die Lesermeinung bezieht sich auf       bereiche statt. Das hat auch
                                                                                         den Artikel „Softwarebranche verbrei-
       „Google ist im Grunde ein totalitäres Sys-                                        tet Zweckoptimismus“ in CW 50/09.
                                                                                                                                 dazu geführt, dass IT-Tätig-
       tem. Es steht also in einer Reihe mit Staaten                                                                             keiten zum Teil wesentlich
       wie der Sowjetunion, China und Nord-Korea        Wachstumsphantasien              Rosige Berufsaussichten                 schlechter bezahlt werden
       und nicht mit Konzernen wie Microsoft,           Laut IDC soll die Software-      für IT-Fachkräfte?                      als um die Jahrtausendwen-
       Yahoo oder Apple. Wie Stalin zu sein, reicht     branche im nächsten Jahr         Bei Bitkom-Infos sollte man             de. Vor allem Absolventen
       dem Konzern aber nicht, er will zusätzlich       also Zehntausende neuer          die entsprechenden Artikel              sind davon betroffen.
       auch Navigationsgeräte an die Kunden ver-        Jobs schaffen. Wie das ge-       immer von hinten lesen (da              Meiner Meinung nach die-
       kaufen und dafür hat er – welch totalitärer      hen soll, ist mir ein Rätsel.    werden sie etwas realisti-              nen solche Infos ausschließ-
       Wahnsinn – Daten (!) von Straßen, Plätzen        Der gesamte Markt befindet       scher in ihren Einschätzun-             lich als Lockmittel und Bau-
       und Wege gesammelt. (…) Doch damit               sich doch in einem Abwärts-      gen). Tatsache ist, dass sich           ernfängerei gegenüber dem
       nicht genug, immer weitere Innovationen          und Konsolidierungsprozess.      die IT seit der Dotcom-Blase            Nachwuchs – wobei ich fin-
       kommen dazu und überfordern mit ihrer            Herr Bayer schreibt ja selbst,   nicht mehr wirklich erholt              de, dass das nicht legitim ist.
       Nützlichkeit selbst die größten Kritiker.“       dass die Softwareausgaben        hat. Zweitens haben sich die            Die Lesermeinung bezieht sich auf
                                                                                                                                 den Online-Artikel „IT-Fachkräften
        „Welt Online“ macht sich über die Google-       sinken werden. Merkwürdig,       Arbeitsbedingungen klar                 winken rosige Berufsaussichten“,
               Paranoia von „Spiegel Online“ lustig     dass gleichzeitig von star-      verschlechtert, und es fand             www.computerwoche.de/1912419.

cw51-s04 4                                                                                                                                                  10.12.2009 15:21:34 Uhr
51-52/09                                                                                                              Trends & Analysen                5

         Merkel setzt auf ITK-Industrie
         Den vierten nationalen IT-Gipfel prägte vor allem ein Thema: Wie kann
         Deutschland mit Hilfe der ITK am erwarteten Aufschwung partizipieren?

         D
                 ie wohl beste Nachricht vom IT-Gip-                                                     Haushalte Zugänge mit 50 Mbit/s nutzen
                 fel in Stuttgart lässt sich in einem                                                    können, was ein Investitionsvolumen von
                 Satz zusammenfassen: Die neue Re-                                                       40 Milliarden Euro erfordert.
         gierung in Berlin scheint ITK hoch einzu-
         schätzen. So sieht Bundeswirtschaftsminis-                                                      Subventionen für Breitband
         ter Rainer Brüderle die „ITK als Zauber-                                                        Um die Ziele ihrer Breitbandstrategie zu
         trank für die Wirtschaft“, dem 40 Prozent                                                       erreichen, setzt die Bundesregierung wei-
         der erzielten Produktivitätsfortschritte zu                                                     terhin vorrangig auf die Kräfte des Marktes.
         verdanken seien. Der Minister warnte, nicht                                                     Mit dem Infrastrukturatlas, der seit dem
         bei dem Erreichten stehen zu bleiben, denn                                                      IT-Gipfel zur Verfügung steht, werde eine
         im internationalen Vergleich belege die                                                         verbesserte Nutzung bestehender Kommu-
         Bundesrepublik bei den ITK-Anwendungen                                                          nikationsinfrastrukturen des TK-, Energie-
         nur den siebten Platz: „Das muss noch bes-                                                      und Verkehrsbereichs und damit auch mehr
         ser werden.“                                                                                    Wettbewerb möglich. Zudem fördere der
           Große Hoffnungen in die ITK-Industrie          Bundeskanzlerin Merkel sieht die ITK-Bran-     Staat die Kommunen bei der Verlegung von
         setzt auch Bundeskanzlerin Angela Merkel,        che als Wachstumsmotor, um aus der Krise       Leerrohren mit mehreren hundert Millionen
         die die Branche als Wachstumsmotor sieht,        zu kommen.                                     Euro. Die digitale Dividende (frei werdende
         um aus der Krise zu kommen. Und Brüder-                                                         Fernsehfrequenzen, die als Internet-Zugang
         le forderte die Wirtschaft auf, mehr Gas zu      Die deutsche Wirtschaft habe eine Chance,      per Funk genutzt werden können), eröffne
         geben: „Verteidigen Sie nicht das Gestern,       das neue Markenzeichen „Green made in          weitere Möglichkeiten.
         sondern gewinnen Sie das Morgen“, es gehe        Germany“ zu entwickeln, das auch auf den         Der 5. IT-Gipfel wird 2010 in Dresden
                                                          Weltmärkten nachgefragt werde, so Brüder-      stattfinden. Zudem will die Bundesregie-
         „Ohne deutsche                                   le, der gerade von einer China-Reise zurück-   rung bis zum Sommer 2010 eine nationale
                                                          kehrte und dort ein großes Interesse an        IT-Strategie vorstellen.                (hi)
         Grundlagentechnik gäbe                           deutscher Umwelttechnik feststellte. Deshalb
                                                          dürfe es beim Thema Green IT nicht mehr        ITK-Standorte im Vergleich
         es kein iPhone.“                                 nur darum gehen, den Stromverbrauch der        Zwar konnte sich Deutschland um
                                                          ITK-Systeme selbst zu reduzieren, sondern      zwei Plätze verbessern, liegt aber immer
             August-Wilhelm Scheer, Bitkom-Präsident      mit Hilfe der ITK ressourcenschonendere        noch nur im Mittelfeld.
                                                          Herstellungs- und Prozessketten zu entwi-
                                                          ckeln. So ist Kanzlerin Merkel überzeugt        1. USA                                              81
         um die richtige Gestaltung des „Deutsch-         davon, dass sich mit Hilfe der ITK die CO2-
         land-Valley“. Mit Hilfe der ITK-Branche          Emissionen in Deutschland bis 2020 um bis       2. Großbritannien                                   72
         könne Deutschland 450.000 neue Arbeits-          zu 30 Prozent reduziert lassen.
         plätze schaffen. Allerdings müsse anstelle                                                       3. Dänemark
                                                          Intelligente Netze gefordert                                                                        71
         von Projekten mehr der Markterfolg von
         neuen Produkten gefördert werden. Brü-           Allerdings, so mahnte Scheer, dürfe die         4. Niederlande                                      71
         derle schwebt diesbezüglich eine Art Prä-        Branche nicht vergessen, dass ITK-Systeme
         mienmodell vor.                                  bereits 10,5 Prozent des deutschen Stroms
                                                                                                          5. Schweden                                         69
            In die gleiche Kerbe schlug Bitkom-Präsi-     verbrauchen. Für den Bitkom-Präsidenten
         dent August-Wilhelm Scheer, als er forderte,     sind deshalb „intelligente Netze eine unver-
                                                                                                          6. Finnland                                         68
         die deutsche Industrie müsse ihre Wert-          zichtbare Voraussetzung dafür, die Energie-
         schöpfungskette nachhaltig ändern, denn an       versorgung und Mobilität unserer Gesell-
                                                                                                          7. Deutschland                                      67
         Innovationen fehle es nicht. „Ohne deutsche      schaft zu sichern, um den Klimawandel zu
         Grundlagentechnik gäbe es kein iPhone, und       stoppen oder etwa das Bildungs- und Ge-
                                                                                                          7. Norwegen                                         67
         iTunes wurde nur mit SAP-Software reali-         sundheitswesen zu modernisieren“.
         siert“, so Scheer weiter. Gleichzeitig wieder-     Eine Voraussetzung hierfür sieht Kanzle-
         holte der Bitkom-Präsident auf dem Gipfel        rin Merkel im flächendeckenden Breitband-       9. Japan                                            65
         seine Forderung an die Politik nach verläss-     ausbau, dessen Bedeutung sie in Stuttgart
         lichen Rahmenbedingungen und beklagte            erneut betonte. Laut Brüderle war Mitte        10. Südkorea                                         63
         einen Mangel an ITK-Managern, die neue           2009 bereits für 96,5 Prozent der Haushalte
         Ideen umsetzen könnten: „Uns fehlt ein Kon-      ein 1 Mbit/s schneller Breitbandzugang ver-     Legende: 80 -100 top; 60 -79 gut; 0 - 59 mäßig, schlecht;
                                                                                                          Angaben in Prozent; Quelle: TNS Infrastest (2009)
         zept zum Ausbrüten von Managern.“                fügbar. Bis 2014 sollen 75 Prozent der

cw51-s05 5                                                                                                                                          10.12.2009 15:46:38 Uhr
6       Trends & Analysen                                                                                                             51-52/09

             3 Fragen – 3 Antworten
                                                       Spyware-Gefahr aus
       Green IT als Chance
                                                       dem App Store?
       CW: Green IT war auf dem IT-Gipfel              Aus Sicht des Schweizer Softwareentwicklers
       wieder ein großes Thema. Doch was
       können Entscheider konkret tun?                 Nicholas Seriot sind nicht nur per Jailbreak
       WYSUWA: Zuerst sollten wir uns bewusst
       werden, dass Green IT mehr bedeutet, als        entsperrte iPhones unsicher.
       den Stromverbrauch im Rechenzentrum zu
       reduzieren oder PCs und andere ITK-Ge-
       räte aus der Ferne herunterzufahren. Green

                                                       A
       IT und Energieeffizienz müssen zum Gegen-               uf einem Vortrag vor
       stand von Beschaffungsmaßnahmen wer-                    iPhone-Entwickeln
       den. Der Green-Gedanke muss die gesam-                  in Genf machte Se-
       te Prozesskette begleiten – das geschieht       riot auf die immanente Spy-
       leider noch viel zu selten. Letztlich sollten   ware-Gefahr für Nutzer des
       wir das Thema als Chance begreifen.             Apple-Handys aufmerksam.
                                                       Der Softwareingenieur warn-
       CW: Wieso?                                      te davor, dass sich auch im
       WYSUWA: Weil das Thema Green IT, also           iTunes App Store Spyware
       auch grüne Lösungen, die mit Hilfe von IT       befinden könne, die persön-
       realisiert werden, für die Bundesrepublik zu    liche Daten ausspioniert. Als
       einem globalen Wettbewerbsvorteil wer-          Beweis dafür, wie die von
       den können. Green made in Germany ist           Apple bereitgestellten Pro-
       bereits heute in vielen Märkten eine Trade-     grammierschnittstellen (API)
       mark. Gerade im internationalen Vergleich       zum Einsammeln von priva-
       sollten wir solche Optionen prüfen, denn        ten Informationen benutzt
       an unseren Arbeitslöhnen können wir nicht       werden können, stellte Se-      Das Projekt Spyphone verdeutlicht, auf welche Daten Appli-
       viel drehen.                                    riot die selbst entwickelte     kationen zugreifen können.
                                                       Spyware-Applikation „Spy-
       CW: Was sollten wir stattdessen tun?            phone“ (http://github.com/      den App Store gelangt, be-     Angesichts dieser Gefahr
       WYSUWA: Ein Patentrezept kann ich nicht         nst/spyphone) vor.              steht laut Seriot durchaus.    schlägt Seriot vor, dass Nut-
       liefern, denn die Lösungen unterscheiden                                        So könnten sich angesichts     zer den Zugriff einer App
       sich von Unternehmen zu Unternehmen.            Zugriff auf Adressbuch          der Masse an eingereichten     auf Anwendungen wie das
       Wir sollten das Thema Green IT aber nicht       und Browser-Verlauf             Anwendungen, die Apple         Adressbuch prinzipiell erst
       mehr RZ-getrieben angehen, sondern von          Das Programm ist dem            tagtäglich prüfen muss,        autorisieren müssen. Außer-
       der Prozess-Seite her. Gerade im Mittel-        Schweizer zufolge in der        Fehler einschleichen. Au-      dem sollten andere Funktio-
       stand muss es mehr in das Bewusstsein ge-       Lage, das Adressbuch aus-       ßerdem seien Hacker in der     nen wie der Keyboard-Cache
       rückt werden, wobei wir berücksichtigen         zulesen, über den Keyboard-
       sollten, dass für diese Firmen weniger grü-     Cache Passwörter auszu-         „Apples Behauptung, dass alle
       ne ITK von Bedeutung ist als vielmehr die       spionieren oder auf sensible
       Frage, wie ihre Produktionsmaschinen oder       Informationen wie den           Anwendungen in einer Sandbox
       ihre Logistik energieeffizienter gestaltet      Browser-Verlauf oder indi-
       werden können. Hierzu sollten wir alle Be-      rekt über Geotagging auf        liefen, ist nicht richtig.“
       teiligten in ein Boot holen und auch Institu-   GPS-Daten zuzugreifen.
       tionen wie die IHKs beteiligen. Letztlich          Dennoch, so Seriot, werbe    Lage, die übertragenen Da-     nicht so frei zugänglich sein.
                         müssen Industrie, Verbän-     Apple für die Business-         ten zu verschlüsseln oder      Als tiefer greifende Sicher-
                           de und Politik zusam-       Tauglichkeit des iPhone         den Schadcode erst nach-       heitsmaßnahme empfiehlt
                             menarbeiten.              mit der Behauptung, dass        träglich zu aktivieren.        der Softwareentwickler zu-
                                                       alle Anwendungen auf dem          Unbestritten dürfte sein,    sätzlich eine im iPhone-Be-
                                                       Gerät in einer „Sandbox“        dass es genug iPhone-Ent-      triebssystem integrierte
                            Hans-Dieter Wysuwa,        liefen und nicht auf ge-        wickler mit kriminellen        Firewall für alle ausge-
                            Senior Vice President      speicherte Daten anderer        Energien gibt: Nach Aus-       henden Daten.            (mb)
                              Fujitsu und Vertreter    Programme zugreifen könn-       kunft von Apples Marketing-
                               der Green-IT-Ar-        ten.                            Chef Phil Schiller werden
                                beitsgruppe IuK           Auch wenn iPhone-An-         etwa zehn Prozent aller ein-   Beilagenhinweis
                                Mittelstand, beim      wender nicht gleich in Panik    gereichten Anwendungen
                                 4. Nationalen IT-     verfallen sollten – die Wahr-   nicht für den App Store zu-     Teilbeilage: IDG Business
                                 Gipfel in Stuttgart   scheinlichkeit, dass ein sol-   gelassen, weil sie kriminel-    Media GmbH, München.
                                                       ches trojanisches Pferd in      le Ziele haben.

cw51-s06 6                                                                                                                                 10.12.2009 16:36:29 Uhr
8         News                                                                                                                               51-52/09

     2009: Der europäische IT-Markt bricht ein

              2008                2009

     Umsatz in Milliarden Euro                                                         In allen europäischen Ländern
                                                                                       geht der Verkauf von IT-Produkten
         91,8
                    89,3
                                                                                       und -Diensten zurück.
                                           90,4
                                                   88,1                                Deutschland: Die Krise hat der hiesigen Gesamtwirtschaft beson-
                                                                                       ders stark zugesetzt, doch das IT-Geschäft kam laut einer IDC-
                                                                                       Erhebung relativ gut davon (minus 2,5 Prozent). Bis 2013 soll der
                                                                                       Markt um durchschnittlich 3,1 Prozent wachsen.
                                                                                       Spanien: Zwar schrumpfte der IT-Markt im Jahr 2009 um 2,7 Pro-
                           70,1                                                        zent, bis 2013 soll er sich aber merklich erholen. Die Marktforscher
                                   68,1                                                erwarten, dass sich der Absatz um 3,5 Prozent pro Jahr verbessern
      Großbritannien                                                                   wird, allerdings erst zum Ende des Prognosezeitraums.
         – 2,8%                                                                        Großbritannien: Im größten europäischen IT-Markt sackten die
                                          Deutschland                                    Einnahmen der Branche relativ moderat um 2,8 Prozent ab.
                                            – 2,5%                                             Immerhin, so IDC, entstammen mehr als ein Viertel aller
                                                                                                IT-Ausgaben den besonders von der Krise betroffenen Fi-
                                                                                                 nanzdienstleistern.
                           Frankreich             38,2                                          Frankreich: Hier wird die IT-Branche bald wieder zulegen.
                            – 2,8%                        36,9                                Bis 2013 erwartet IDC ein gemitteltes Jahreswachstum von
             30,4                                                                             2,7 Prozent nach einem Minus von zuletzt 2,8 Prozent.
                    29,6
                                                                                                   Italien: Am schlimmsten hat die Krise ihre Spuren in
                                                   Italien                                            Italiens IT-Markt hinterlassen. Minus 3,5 Prozent
             Spanien                               – 3,5%                                              stehen für 2009 zu Buche. Auch gemessen an dem
              – 2,7%                                                                                    bis 2013 prognostizierten Wachstum bildet Italien
                                                                                                        das Schlusslicht.

     Lufthansa Systems verliert den Chef
     Wolfgang Gohde hat dem Aufsichtsrat mitgeteilt, dass er seinen Vertrag
     nicht verlängern wird. Ein Nachfolger ist noch nicht bekannt.

     G     ohde geht nach offizieller
           Darstellung aus persön-
     lichen Gründen und hat eine
                                                  etwa aus der Finanzbranche
                                                  nicht verlängern. Die Strategie-
                                                  änderung ist im Unternehmen
                                                                                                                          der Muttergesellschaft. Mit der
                                                                                                                          Neuausrichtung und der Kon-
                                                                                                                          zentration auf das angestamm-
     ihm angebotene Vertragsverlän-               nicht unumstritten. Unterneh-                                           te Luftfahrtsegment geht eine
     gerung ausgeschlagen. Er wird                mensnahen Quellen zufolge gibt                                          engere Bindung an das Kernge-
     das Unternehmen Ende März                    es Outsourcing-Gespräche mit                                            schäft der Lufthansa einher. Das
     2010 verlassen. Einen Nachfol-               großen IT-Dienstleistern. Das                                           schärft das Profil, erschwert
     ger gibt es noch nicht. Gohde                dementierte eine Pressespre-                                            aber das Vorhaben, Drittkunden
     war im Februar 1985 zum Luft-                cherin.                                                                 außerhalb des Konzerns zu fin-
     hansa-Konzern gekommen.                         Sie bestätigte, dass der Stand-                                      den. Bislang haben fremde
        Lufthansa Systems hatte An-               ort München im Zuge der Neu-                                            Fluglinien noch keine Großauf-
     fang des Jahres eine Neuaus-                 ausrichtung zur Diskussion ste-                                         träge mit der Lufthansa-Tochter
     richtung beschlossen. Danach                 he. Mit den bis zu 60 Beschäf-                                          abgeschlossen. Dagegen ver-
     konzentriert sich der IT-Dienst-             tigten führe man derzeit indivi-     Wolfgang Gohde, Vorstandsvor-      weist die Sprecherin auf zahl-
     leister künftig nahezu ausschließ-           duelle Gespräche über einen          sitzender der Lufthansa Systems,   reiche kleinere Abschlüsse in
     lich auf Kunden aus der Luft-                Standortwechsel.                     hat eine angebotene Vertrags-      der Luftfahrtbranche mit Kun-
     fahrtbranche und wird Outsour-                  Lufthansa Systems steht im-       verlängerung nicht angenommen.     den außerhalb des Lufthansa-
     cing-Verträge mit Anwendern                  mer wieder auf dem Prüfstand         Im März 2010 geht er.              Konzerns.                  (jha)

cw51-s08 8                                                                                                                                         10.12.2009 16:51:02 Uhr
Sie können auch lesen