DIESER VORTRAG WURDE AM 18. NOVEMBER 2004 IM RAHMEN DES FACHFORUMS VOGIS GEHALTEN - AUF GRUND DER KOMPLEXITÄT DES VORTRAGS WIRD NICHT DIE ...

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DIESER VORTRAG WURDE AM 18. NOVEMBER 2004 IM RAHMEN DES FACHFORUMS VOGIS GEHALTEN - AUF GRUND DER KOMPLEXITÄT DES VORTRAGS WIRD NICHT DIE ...
Dieser Vortrag wurde am 18. November 2004 im Rahmen des
               Fachforums VoGIS gehalten.

  Auf Grund der Komplexität des Vortrags wird nicht die
   Präsentation selbst, sondern der Inhalt in Textform in
      Kombination mit den Bildern wiedergegeben.
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Vortrag vom 18.11.2004: „Wie (was) genau ist GPS?“

Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    Seite 2
      •     Wie genau ist GPS?
      •     Was genau ist GPS?

2. Konfiguration des GPS. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                        Seite 2
      •     Seit wann gibt es GPS?
      •     Konfiguration im Weltraum
      •     Was für Signale senden die Satelliten aus?

3. Positionsbestimmung über GPS. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                     Seite 5
      •     Wie kann man diese Signale nun verwenden?
      •     Auswertung am Beispiel eines C/A Codes

4. Einflüsse und Fehlerquellen bei der Laufzeitberechnung . . . . . . . . . . . .                                                                      Seite 7
      •     Uhrenfehler im Empfänger
      •     Uhrenfehler im Satelliten
      •     Verzögerungen der Signale durch die Atmosphäre:
            • Was passiert in der Ionosphäre?
            • Was passiert in der Neutrosphäre?

5. Andere Einflüsse und Fehlerquellen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                         Seite 9
      •     Mehrwegeffekte
      •     Satellitengeometrie
      •     Abschattungen

6. Erste Zusammenfassung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                           Seite 13

7. Verwendung von Korrekturdatendiensten bzw der Einsatz von
   differentiellem GPS (DGPS) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                               Seite 13
      •     Korrekturdatendienste WAAS und EGNOS
      •     DGPS – Differentielles GPS
      •     Referenzstationsnetz APOS

8. Zweite Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                               Seite 15

Quellenangaben:
•     Internet www.kowoma.de Copyright © Dr. Michael Wößner (mit freundlicher Genehmigung)
•     Buch „Vermessung und Ortung mit Satelliten“ von Manfred Bauer, erschienen im Verlag
      Wichmann, 1997

Landesvermessungsamt Feldkirch/Martina Mittelberger                                                                                                     Seite 1
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1. Einleitung:

Wie genau ist GPS?
Auf diese Frage bekommt der Interessierte so unterschiedliche Antworten, abhängig davon ob
er einen GPS-Geräte-Verkäufer oder einen Anwender fragt, dass er an der Glaubwürdigkeit
aller zweifeln wird. Obwohl weder die, die von Zentimeter-Genauigkeit gesprochen haben,
noch die, die von ± 50m ausgehen, übertrieben haben. Die Genauigkeit einer Position, die
über Satelliten bestimmt worden ist, hängt von so vielen Faktoren ab, dass wir nicht um die
Frage: „Was genau ist GPS?“ herumkommen.

Was genau ist GPS?
Wahrscheinlich weiß dies fast jeder ungefähr: Es schwirren ein paar Satelliten um die Erde,
die irgendwelche Signale aussenden und dann weiß unser Empfangsgerät, wo es ist. Und zeigt
seine Position in Koordinaten an. Dieses Wissen mag ausreichen, wenn man ein GPS-Gerät
zum Wandern oder Segeln nimmt. Sobald man es jedoch zum Erfassen von raumbezogenen
Daten verwenden will, oder sogar zur präzisen Vermessung, muss der Anwender genügend
Hintergrundinformation besitzen, um zu wissen, was er tut.
Deshalb beinhaltet dieser Vortrag einen breit angelegten theoretischen Teil unter dem Titel
„Was genau ist GPS?“. Es geht darum, einen Überblick über die Umstände zu schaffen, die
die GPS-Genauigkeiten beeinflussen, damit der Anwender ein Gefühl dafür bekommt, wo
GPS sinnvoll eingesetzt werden kann.

2. Konfiguration des GPS:

Seit wann gibt es GPS?
Wenn man von GPS spricht – übrigens die Abkürzung für Global Positioning System – meint
man das von den USA errichtete und betreute System. Es existieren nebenbei noch andere
Systeme, wie zB GLONASS, das russische Pendant, oder zukünftig hoffentlich Galileo
(geplante Inbetriebnahme 2008), das europäische Satellitenpositionierungssystem. Der
Einfachheit halber bleibe ich beim Ausdruck GPS.
In den 70er Jahren begann die Entwicklungsarbeit in den USA und
erste Systemtests mit Bodenstationen wurden durchgeführt. Zu
Beginn der 80er Jahre starteten die ersten Satelliten, die Kosten
waren enorm hoch, das Projekt drohte immer wieder an der
Finanzierung      zu     scheitern.  Ursprünglich     sollte   das
Positionierungssystem ausschließlich dem Militär dienen, doch
viele zivile Nutzer bedienten sich der kostenlosen Signale. Die
USA befürchteten, dass auch andere Staaten das GPS für
militärische Zwecke verwenden könnten und verfälschten deshalb
die Satellitensignale. Dadurch konnten Positionen nur auf ± 100 m
genau bestimmt werden.
1994 wurde der letzte Satellit in seine Umlaufbahn gebracht und
das System erreichte damit seine volle Betriebsbereitschaft.
Im Jahr 2000 hat die USA die künstliche Verfälschung der Signale
eingestellt, die Positionierungsgenauigkeit stieg somit auf ± 15 m
an.
                                                                       Bild von www.kowoma.de

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Nachfolgend zwei Diagramme, die die Verbesserung der Positionsbestimmung nach der Abschaltung der
Signalverfälschung verdeutlichen. Die Kantenlänge der Diagramme beträgt jeweils 200 Meter, die Daten wurden
am 1. Mai 2000 bzw. am 3. Mai 2000 jeweils über 24 Stunden aufgenommen.

Während mit der Verfälschung 95 % der Messwerte innerhalb eines 45 m Radius liegen, sind nach Abschaltung
der Verfälschung 95 % der Werte innerhalb eines 6,3 m Radius.

Konfiguration im Weltraum:
Zuerst möchte ich auf die Konfiguration des Systems im Weltraum eingehen:
Es ist sinnlos, den Blick auf den Himmel zu richten, wie es oft Passanten tun, sobald sie
hören, dass man mit Hilfe von Satelliten vermisst.
Denn die Satelliten sind recht klein, haben mit ihren ausgeklappten Sonnensegeln eine
Spannweite von lediglich 5 Metern. Sie umkreisen die Erde in einer Entfernung von
20.200 km! Das ist ein gutes Stück weiter als von hier nach Australien! – Also, da kann man
wirklich nichts mehr erkennen.

Das System benötigt 24 Satelliten, um zu
garantieren, dass auf jedem Punkt der Erde
jederzeit Signale von mindestens 4
Satelliten empfangen werden können.
Warum es vier Satelliten sein müssen,
erkläre ich etwas später.
Die Satelliten befinden sich auf 6
Umlaufbahnen, deren Ebenen um 55° von
der Äquatorebene abweichen und um 60°
                              zueinander
                          versetzt sind. Vier
                          Satelliten    teilen
                          sich     je     eine
                          Umlaufbahn.

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Die Satelliten sind sehr schnell unterwegs, sie umkreisen die Erde mit rund 12.000 km/h und
brauchen für eine volle Umrundung 11 Stunden und 58 Minuten. (Dies entspricht einer
Umlaufzeit von 12 Stunden Sternzeit). In der Erdenzeit fehlen jedoch 2 Minuten, was dazu
führt, dass der gleiche Satellit am nächsten Tag etwa 4 Minuten früher über der gleichen
Position steht. Diese Zeitverschiebung ist zu berücksichtigen, wenn eine GPS-Messung für
einige Wochen in der Zukunft geplant wird – doch mehr dazu später.

Die Satelliten sind mit bis zu drei Atomuhren (zumindest die neue Satellitengeneration)
bestückt. Denn die exakte Zeitmessung spielt bei der GPS-Messung eine wesentliche Rolle.
Die Uhren sind so präzis, dass ihre Ganggenauigkeit in einer Million Jahre ± 1 Sekunde
beträgt.
Noch etwas Erstaunliches: Die Sendeleistung der Satelliten liegt lediglich bei 50 Watt. Zum
Vergleich strahlen die Fernsehsatelliten mit der doppelten Leistung, dennoch benötigt man
eine halbmetergroße Parabolantenne, um einen guten Empfang zu haben. GPS-Antennen
hingegen sind manchmal bloß wenige Zentimeter groß!

Was für Signale senden die Satelliten aus?
Extrem vereinfacht teilt jeder Satellit über ein Datensignal mit, wer er ist, wo er sich befindet
und zu welcher Zeit er diese Mitteilung macht. Für diese Daten musste ein geeignetes
„Transportmittel“ gefunden werden, eine sogenannte Trägerfrequenz.
Es gab einige physikalische Vorgaben und Bedingungen (mit denen möchte ich Sie hier
verschonen), die schlussendlich zur Wahl von zwei Trägerfrequenzen geführt haben:
L1 – mit 1,5 Gigahertz und einer Wellenlänge von rund 20 cm und
L2 – mit 1,2 Gigahertz und einer Wellenlänge von rund 25 cm

Diese Signale liegen im elektromagnetischen Spektrum im Bereich der Mikrowellen. Das ist
insofern für uns interessant, da sich Wellen, je näher sie sich im Spektrum beim sichtbaren
Licht befinden, dessen Eigenschaften übernehmen. Lichtwellen können relativ einfach gestört
werden: Das ergibt Schatten. Dasselbe gilt auch für GPS-Signale, die im „Schatten“ von
Gebäuden, Bergen oder auch durch die Vegetation nicht empfangen werden können. Man
spricht deshalb wortgetreu von „Abschattungen“. In unserem gebirgigen Land kann sich das
fatal auswirken. Da sich auf unserem Breitengrad (47°) die meisten Satelliten am südlichen
Himmel tummeln, ist zB in Brand im „Schatten“ der Schesaplana kaum eine GPS-Messung
möglich.

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Auch in städtischen oder sonstwie verbauten Gebieten gibt es massive Beeinträchtigungen.
Waldgebiete stellen ebenfalls ein ernstzunehmendes Hindernis dar. Es ist deshalb
unerlässlich, dass vor dem geplanten Einsatz von GPS das Messgebiet bekannt ist. Darauf
komme ich im praktischen Teil am Ende des Vortrags nochmals zurück.

Auf diese zwei Trägersignale L1 und L2 werden nun Daten aufmoduliert. Am bekanntesten
ist der C/A code (coarse aquisition = grobe Bestimmung) auf L1, der von den
Handheldgeräten zur Positionsbestimmung verwendet wird. Dieser Code ist ein
pseudozufälliger Code (PRN – pseudo random code), der wie zufällig aussieht, jedoch für
jeden Satelliten eindeutig festgelegt ist. Er wird mit 1,023 MHz übertragen und wiederholt
sich jede Millisekunde. Bei einer Ausbreitungsgeschwindigkeit der Trägerwelle mit
Lichtgeschwindigkeit ergibt das eine „Codelänge“ von rund 300 km.

Um sich das soeben Gesagte besser vorstellen zu können hier ein Bild:

Wenn sich der Code von 1 auf 0 ändert und
umgekehrt, dann wird die Sinusschwingung des
Trägersignals abgebrochen und mit einer
Phasenverschiebung       von     180°     wieder
aufgenommen. So folgen bei einem Phasenwechsel
plötzlich    Wellenberge     oder     Wellentäler
aufeinander, die von einem geeigneten Empfänger
erkannt und ausgewertet werden können.                                  Bild von www.kowoma.de

Es gibt dann auch noch eine P-Code (P für Präzis), der jedoch nur militärische Zecke genutzt
werden kann, da er von der USA verschlüsselt wird.

Zusätzlich zum C/A Code wird noch eine Navigationsnachricht in L1 hineinmoduliert. Die
Nachricht beinhaltet allgemeine Informationen über den Zustand des Satelliten, ob er
„gesund“ ist (oder zB gerade einer Bahnkorrektur unterworfen wird), über mögliche
Uhrenfehler und Bahndaten. Darauf folgen die Almanachdaten (Infos über Bahnparameter
aller Satelliten, deren technischer Zustand, usw). Die vollständige Übertragung dieser
Navigationsnachricht benötigt 12,5 Minuten.
Wenn ein Gerät lange Zeit ausgeschaltet war oder sich seine Position um mehr als 300 km zur
zuletzt gemessenen Station verändert hat, muss unter Umständen die vollständige
Übertragung dieser Almanachdaten abgewartet werden. Denn die „sichtbaren“ Satelliten
stimmen nicht mit den vom Gerät erwarteten Aufenthaltsort der Satelliten überein. Deshalb
gibt es in allen GPS-Geräten auch die Möglichkeit ungefähre Positionskoordinaten
anzugeben, damit diese Zeit des Suchens verkürzt wird.

1. Positionsbestimmung über GPS:

Wie kann man diese Signale nun verwenden?
Die GPS-Messung basiert auf der Laufzeitmessung der von den Satelliten ausgesandten
Signale. Aus der Laufzeit wird die Entfernung zwischen Satellit und dem Signalempfänger
bestimmt. Da ein Signal für die gesamte Strecke von 20.000 km bloß ca
7 Hundertstelsekunden benötigt, wird klar, welchen Anforderungen an Uhren und
Auswerteverfahren gestellt wird.

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Auswertung am Beispiel eines C/A Codes:
Nach einer unbekannten Anzahl von ganzen „Codes“ (mit einer Länge von 300 km) kommt
ein Code-Reststück beim Empfänger an. Angenommen, die Uhren des Satelliten und des
Empfängers gehen exakt gleich, dann kann das Signal, wie es zum Zeitpunkt des Sendens
aufgebaut war, mit dem Signal, wie es beim Empfänger eingetroffen ist, überlagert werden.
Am folgenden Beispiel ist die durch die Laufzeit ergebene Signalverschiebung eines C/A
Codes dargestellt. Die Signale werden solange gegeneinander verschoben, bis sie sich exakt
decken. Die Größe der Verschiebung entspricht der Laufzeit des Code-Reststückes.

Nachfolgendes Bild zeigt zwei identische Codes. Ausgefüllte Felder sollen binär 1, weiße Zwischenräume eine
                                                                                   0 darstellen. Das violette
                                                                                   Signal sei das Signal des
                                                                                   Satelliten, das Orange das
                                                                                   Signal des Empfängers.
                                                                                   Man kann jetzt einfach
                                                                                   bestimmen, wie weit man
                                                                                   das Signal verschieben
                                                                                   muss, damit man es direkt
zur Deckung bringt. Aus der Verschiebung, die ja einer Zeit - nämlich der Signallaufzeit vom Satelliten zur
Erde - entspricht lässt sich die Entfernung zum Satelliten berechnen

Mithilfe dieser Signalverschiebung kann ein
modernes Gerät das Reststück des 300 km langen
Codes im Idealfall auf 3 m genau berechnen. Nun
hat man aber erst das Reststück. Wie kommt man
zur gesamten Streckenlänge zwischen Satellit und
Empfänger?
Das geschieht über ein iteratives Verfahren mit
Hilfe von mehreren Satellitensignalen. Die
Entfernungen werden dabei in 300 km Schritte
unterteilt (ganze Codelänge). Es schaut jetzt hier
komplizierter aus, als es ist, da sich die möglichen
Positionen schon dadurch einschränken, dass wir
uns (sehr wahrscheinlich) auf der Erdoberfläche
befinden. Dieses Verfahren kann wesentlich
verkürzt werden, wenn bereits ungefähre
Positionsdaten bekannt sind.
                                                                                         Bild von www.kowoma.de

Bei GPS-Geräten, die zur hochgenauen Vermessung verwendet werden, wird zudem die
Verschiebung der beiden Trägerwellen L1 und L2 ausgewertet. Die Code-Auswertung dient
nur zur annähernden Positionsbestimmung. Im Empfänger wird die Trägerwelle erzeugt und
mit dem ankommenden Signal überlagert. Das selbst erzeugte Signal wird solange
„verschoben“, bis sich die Phasen decken. Über diese Signalverschiebung wird das
Phasenreststück exakt bestimmt. Zur Lösung „Wieviele ganze Phasen?“ das Signal vom
Satellit bis zum Empfänger hat wird die Code-Lösung als Näherungsposition benötigt. Die
Ermittlung der Anzahl der ganzen Phasen wird auch als Lösung der „Ambiguitäten“ genannt
und erfolgt durch ein komplexes statistisches Rechenverfahren. Die Handempfänger werten
nur die Codes aus.

Landesvermessungsamt Feldkirch/Martina Mittelberger                                                      Seite 6
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2. Einflüsse und Fehlerquellen bei der Laufzeitberechnung:

Nun haben wir einen Einblick bekommen, welche entscheidende Rolle präzise Zeitmessung
spielt. Mehr als in der Formel I, wo es maximal um Tausendstel-Sekunden geht. Beim GPS
geht es sogar um Mikrosekunden!

Wie sieht das in der Praxis aus?

Uhrenfehler im Empfänger:
Kein GPS-Empfänger besitzt Atomuhren, sondern „bloß“ eine Quartzuhr. Wie kann man dann
so genau messen? Zumal wir vorher bereits gehört haben, dass die Abweichung von
1 Hundertstelsekunde bereits 3.000 km ausmacht?
Zur Veranschaulichung der Vorgangsweise bemühen wir die Geometrie:
Bilder von www.kowoma.de

           2D Positionsbestimmung mit zwei                              2D Positionsbestimmung mit
           Satelliten (2-dimensionale Welt)                             angenommenen Uhrenfehler
                                                                        führt zu zwei Lösungen

                                              2D Positionsbestimmung mit
                                              angenommenen Uhrenfehler
                                              führt mit 3 Satelliten zu einer
                                              Lösung

                                                            In diesem zweidimensionalen Beispiel
                                                            werden also drei Satelliten benötigt, um
                                                            die Position des Empfängers feststellen
                                                            zu können. Im realen dreidimensionalen
                                                            Raum müssen daher 4 Satelliten
                                                            empfangen werden können. Deshalb ist
                                                            das GPS-System im Weltraum so
                                                            angelegt, dass auf jedem Punkt der Erde
                                                            jederzeit Signale von mindestens 4
                                                            Satelliten empfangen werden können.

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Es gibt aber immer wieder Leute, die behaupten, dass drei Satelliten bereits ausreichend sind.
Lügen die?
Nein. Wenn GPS-Empfänger mit nur drei Satelliten eine Position berechnen, dann gehen
diese von der Annahme aus, dass sich der Empfänger auf der Erdoberfläche befindet und der
4. Kreis ist daher durch den Erdmittelpunkt und den Erdradius definiert. Erdoberfläche meint
hier jedoch Meereshöhe und wenn dies im Konkreten nicht der Fall ist, wird die Position
falsch berechnet. Also lieber 4 Satelliten verwenden!

Uhrenfehler im Satelliten:
Jetzt habe ich zu Beginn gesagt, wie exakt diese Atomuhren sind und nun rede ich doch von
Uhrenfehlern? Diese Fehler sind angesichts der übrigen Einflüsse wirklich vernachlässigbar.
Ich möchte jedoch noch schnell einen Abstecher in die Relativitätstheorie machen. Nicht um
Sie völlig zu beeindrucken, sondern um Ihnen zu zeigen, was alles in die GPS-Messung
hineinspielt.

                             Also Einstein hat herausgefunden, dass bei schnellen
                             Bewegungen die Zeit langsamer vergeht als im Stillstand. Für
                             die Satelliten, die mit rund 12.000 km/h um die Erde sausen,
                             bedeutet das, dass ihre Uhren von der Erde aus gesehen
                             langsamer gehen. Es gibt aber einen weiteren Aspekt in der
                             Relativitätstheorie. Dieser besagt, dass die Zeit umso langsamer
                             vergeht, je stärker das Gravitationsfeld ist, in dem man sich
                             befindet. Also für einen Beobachter auf der Erde (starkes
                             Gravitationsfeld) geht die Uhr des Satelliten in über 20.000 km
                             Höhe und damit in geringer Erdanziehung zu schnell. Dieser
                             Effekt ist um einiges größer als der mit der Geschwindigkeit.
                             Also scheinen die Satellitenuhren in Summe aller
                             relativistischen Phänomene zu schnell zu gehen. Um etwa 3,8
                             Tausendstelsekunden pro Tag. Was einem Tagesfehler von 10
                             km entspricht!
Zum Glück ist das nicht unser Problem, denn die Erfinder des GPS-Systems haben sich mit
einen Trick beholfen und die Uhren um einen minimalen Betrag langsamer eingestellt und so
wird dieser Fehler automatisch kompensiert.

Verzögerungen der Signale durch die Atmosphäre:
Jetzt kommen wir der praxisorientierten Theorie näher. Wir erinnern uns nochmals:
Entscheidend für die GPS-Messung ist die Laufzeitbestimmung des Signals vom Satellit zum
Messgerät!
Das Signal breitet sich in der „Leere“ des Weltalls mit Lichtgeschwindigkeit aus. Sobald es in
die Erdatmosphäre eintritt wird es
abgebremst,       abgelenkt       und
beeinflusst, je nach Beschaffenheit
der Schicht, die das Signal
durchläuft. Die Erdatmosphäre ist
nämlich unterschiedlich geschichtet,
das bedeutet, sie besitzt keinen
einheitlichen Brechungsindex. Ein
elektromagnetisches Signal schlägt
stets den Weg ein, der am
schnellsten zum Ziel führt. Dies ist
                                                                         Bild von www.kowoma.de

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nicht der kürzeste Weg. Das Signal beschreibt eine Raumkurve! Denn nur in einem Medium
mit konstantem Brechungsindex ist der schnellste Weg eine Gerade.

Der Einfachheit halber teilen wir die Atmosphäre in zwei Schichten von außen (wie das
Signal) kommend ein:
Die Ionosphäre (400 km bis 80 km) und darunter die Neutrosphäre.

Was passiert in der Ionosphäre?
Die hochenergetische UV- und Röntgenstrahlung der Sonne spaltet aus den Gasmolekülen
Elektronen ab. Zurück bleiben positiv geladene Ionen. Die freien Elektronen heften sich an
neutrale Teilchen, bilden negative Ionen und eine elektrische Ladung baut sich in der
Atmosphäre auf. Die höchste Ionisierung tritt ca zwei Stunden nach der stärksten
Sonnenstrahlung auf, das ist um ca 14:00 Ortszeit.
Die ionisierten Teilchen stören die Ausbreitung des GPS-Signals und verzögern es. Die
Beeinträchtigung der Signale hängt von deren Frequenz ab. Niederfrequente Wellen werden
stärker   abgebremst     als    hochfrequente.     Diese    Eigenschaft     ermöglicht    den
Zweifrequenzempfängern aufgrund der unterschiedlichen Verzögerung von L1 und L2 die
Ionosphärenstörung zu korrigieren.
Einfrequenzempfänger behelfen sich mit Standardmodellen.
Die Ionosphäre lässt sich jedoch nicht standardisieren. Starke Sonnenaktivität führt zu hohen
Ionisierungsgraden. Diese treten in zyklischen Abständen alle 11 Jahre auf.
Am besten man misst zwischen Mitternacht und Morgendämmerung, dann fallen diese
Störungen weg. Es gibt auch jahreszeitliche Schwankungen, wobei seltsamerweise die
Sommermonate als begünstigt erscheinen, am ärgsten sind die Wintermonate, einschließlich
Frühling und Herbst.

Es gibt eigene Korrekturdatendienste, die die Ionosphärenparameter den Anwendern zur
Verfügung stellen. Mehr dazu jedoch später.

Was passiert in der Neutrosphäre?
Die heißt neutro, weil in ihr kaum ionisierte Teilchen zu finden sind. Sie teilt sich in weitere
Schichten wie Troposphäre (Wetterschicht), Stratosphäre und Mesosphäre auf. Ich will auf
die Details gar nicht näher eingehen, es sei hier nur so viel gesagt, dass der
Wasserdampfgehalt sehr unterschiedlich verteilt sein kann und diese Moleküle das
Satellitensignal ebenfalls bremsen. Die Korrekturen werden mithilfe von bekannten Modellen
(zB Hopfield) berechnet. Die verbleibende Ungenauigkeit liegt im Dezimeterbereich.
Es sei denn, man verwendet ein sogenanntes differentielles GPS, aber dazu komme ich noch.

3. Andere Einflüsse und Fehlerquellen:
Es gäbe hier noch einige zu erwähnen, wie zB Abweichungen der Satellitenbahnen. Sonne
und Mond können durch ihre Gravitationskraft die Satelliten von ihrer Bahn abbringen. Die
Bahndaten werden jedoch von Bodenstationen überwacht und in den Ephemeriden den
Benutzern stets aktuell zur Verfügung gestellt.

Es gibt aber auch noch andere Einflüsse, die in der Praxis vom Benutzer erkannt und
vielleicht vermieden werden können:

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Mehrwegeffekte:
Die Satellitensignale haben, wie bereits zu Beginn des Vortrags erwähnt, ähnliche
Eigenschaften wie das sichtbare Licht. Das heißt, sie können von glatten Oberflächen
reflektiert werden. Dadurch kommt das Signal nicht direkt zum Messgerät sondern über einen
Umweg oder eben „Mehrweg“.

                                                  Das Messgerät ahnt nichts von diesem
                                                  Umweg, sondern glaubt aufgrund der
                                                  längeren Signallaufzeit weiter vom
                                                  entsprechenden Satellit entfernt zu sein.
                                                  Es kommt zu einem Fehler in der
                                                  Positionsberechnung. Wenn genügend
                                                  Satelliten empfangen werden, fällt so ein
                                                  Umwegesignal auf und kann aus der
                                                  Berechnung entfernt werden. Auch
                                                  längere Beobachtungsdauer (~ 30 min)
                                                  vermeidet diesbezügliche Fehler, da sich
                                                  mit der Zeit die Satellitenpositionen
                                                  ändern und somit die Reflexionen.
                                                  Aber am besten ist, man meidet bei der
Messung reflektierende Objekte. Dies können Hausdächer sein, Wasser- oder Schneeflächen,
manchmal aber auch ein in der Nähe geparktes Auto.

Satellitengeometrie:
Wir berechnen die Position unseres Empfängers aus der Entfernung der Satelliten zu unserem
Gerät. Stehen nun die Satelliten von uns aus gesehen hintereinander, kann es zu schleifenden
Schnitten kommen. Man spricht von einer schlechten Geometrie.

          guter Schnitt
                                                                     schlechter Schnitt

                                                                        Bilder von www.kowoma.de

Es gibt einen Wert, der uns am Messgerätedisplay angezeigt wird und über die Geometrie
Auskunft gibt: Der DOP.
Es gibt verschiedene DOPS (dilution of precision = Verschlechterung der Genauigkeit). Bei
Handempfänger der PDOP (Positionsgenauigkeit) bei den genauen Messgeräten der GDOP
(Gesamtgenauigkeit). Der Wert gibt in einer Zahl größer Null die Verschlechterung der
Messung durch die Satellitengeometrie an. Daraus folgt, je geringer der Wert, desto besser
das Messergebnis.
Als Faustregel für die Messung gilt: Werte unter 4 sind super, zwischen 4 – 6 noch brauchbar,
von 6 - 8 mit Vorsicht zu betrachten und über 8 zu vergessen.

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Abschattungen:
Bereits zu Beginn ist erwähnt worden, dass GPS-Signale durch Gebäude, Berge oder
Vegetation abgeschirmt werden. Das führt im schlimmsten Fall dazu, dass in gewissen Orten
keine GPS-Messung möglich ist. Oft verschlechtert sich durch Abschattungen die
Satellitengeometrie so sehr, dass zwar Messergebnisse möglich aber nicht brauchbar sind.
Deshalb ist die Planung einer GPS-Messung in den meisten Fällen unumgänglich (außer man
geht segeln).

Zu diesem Zweck gibt es Formulare, in die bei kritischen Punkten die Sichthindernisse vor
Ort mithilfe eines Neigungskompasses eingetragen werden können.

Programme zur Messplanung können mit einem aktuellen Almanach diese Sichthindernisse
berücksichtigen und zeigen für den gewünschten Messtag die Satellitenverteilung am
Himmel, deren Sichtbarkeit und der Geometrie: Sprich dem DOP. Somit kann
herausgefunden werden, wann der günstigste Messzeitpunkt herrscht um kritische Punkte zu
bestimmen.

                                                                          Beispiel Brand
                                                                          ohne
                                                                          Berücksichtigung
                                                                          der
                                                                          Geländeformation

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Beispiel Brand mit
                        Berücksichtigung der
                        Geländeformation

                   Beispiel Brand: Messzeit
                   beschränkt sich auf
                   10:20 – 12:20 Uhr

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4. Erste Zusammenfassung:

Wir wissen jetzt, wie GPS funktioniert:
• Satelliten senden zwei Signale aus (L1 und L2), die mit Codes versehen sind
• Über deren Laufzeit kann man die Entfernung zum Satellit berechnen
• Aus der Entfernung des Empfängers zu mindestens 4 Satelliten ist seine Position
   bestimmbar

Es gibt Beeinträchtigungen der Signallaufzeit:
• Durch diverse Fehler (Bahnabweichung, Uhrenfehler, relativistische Effekte), die wir
   nicht beeinflussen können
• Durch die Ionosphäre, deren verursachte Fehler bloß von Zweifrequenzempfängern
   herausgerechnet wird
• Durch die Troposphäre, deren Verzögerung im Messwert verbleibt
• Durch Reflexionen (Mehrwegeffekte), die unter Umständen vermeidbar sind

Es gibt Verschlechterungen in der Genauigkeit
• Durch schlechte Satellitengeometrie und
• Durch Signalabschattungen, die durch gute Messplanung kompensierbar sind

 Die dadurch erreichbare Genauigkeit der Position liegt im besten Fall im Bereich von
                                      ± 5 m.

Das ist zwar unter Berücksichtigung aller bisher angeführten Umstände verständlich aber
dennoch ernüchternd.
Deshalb gibt es weitere Möglichkeiten die Genauigkeit zu verbessern:

5. Verwendung von Korrekturdatendiensten bzw der Einsatz von
   differentiellem GPS (DGPS).

Korrekturdatendienste WAAS und EGNOS:
Ich werde diese zwei Dienste hier nur kurz streifen, da sie für unsere Anwendungen kaum in
Frage kommen. Zwischen WAAS und EGNOS besteht kaum ein Unterschied, WAAS wurde
von den Nordamerikanern entwickelt, EGNOS von den Europäern. Zweck des Dienstes ist die
Flugsicherung.
Am Boden verteilte Empfänger zeichnen Signale von GPS und Glonass Satelliten auf
(zukünftig auch von Galileo) und berechnen die Korrekturen für die Signalverzögerung durch
die Ionosphäre für jeden einzelnen Satelliten. Zudem werden Informationen über Uhrenfehler,
Bahndatenschwankungen und Zustand der Satelliten gesammelt. In einem Zentralrechner
werden diese Daten ausgewertet und neben den Integritätsinformationen auch ein
Ionosphären-Korrekturgitter berechnet. Alle Ergebnisse gemeinsam werden an geostationäre
Satelliten gesendet, die das Signal wiederum abstrahlen.
Für die Flugsicherung ist die Integritätsinformation von entscheidender Bedeutung, denn
innerhalb von 6 Sekunden kann ein GPS-Empfänger vor auftretenden Problemen gewarnt
werden. Das ist besonders wichtig, wenn sich ein Flugzeug soeben auf eine GPS-navigierte
Landung vorbereitet.

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Für die zivilen Nutzer ist das IONO-Korrekturgitter interessanter.
Garmin-Geräte zum Beispiel können nun, wenn sie im
Abdeckungsbereich eines geostationären Satelliten sind, diese
Signale kostenlos empfangen. Am Display ist dann ersichtlich, für
welchen Satelliten die Korrekturdaten mitgeliefert wurden
(Buchstabe D im Signalbalken des jeweiligen Satellits).
Dadurch kann die Genauigkeit der Positionsbestimmung auf unter
10 Meter gesteigert werden. Das Problem ist, dass sich die
geostationären Satelliten über dem Äquator befinden und daher von
uns aus gesehen relativ tief im Südhimmel stehen (ca 35°). Das
führt zu Problemen durch Abschattungen.
Es sind bei der Verwendung dieser Daten auch andere Dinge zu
beachten, die jedoch den Rahmen dieses Vortrags sprengen würden.
Es sei nur noch erwähnt, dass momentan gerade neue geostationäre
Satelliten die WAAS und EGNOS Aufgabe übernehmen und das
System erst im 1. Quartal 2005 wieder voll funktionstüchtig ist.

DGPS – Differentielles GPS:
Für diese Art der Positionsbestimmung braucht man mindestens zwei GPS Empfänger. Ein
Messgerät steht auf einer bereits bekannten Position, deren Werte als Referenz dienen. Aus
den Satellitensignalen wird nun die Position erneut bestimmt und mit der Sollposition
verglichen. Die daraus entstandenen Differenzwerte werden nun als Korrekturwerte beim
zweiten Empfänger bei dessen Positionsbestimmung berücksichtigt. Passiert diese
Berücksichtigung nachträglich im Büro, so nennt man das „post processing“, passiert das bei
der Messung an Ort und Stelle, so nennt man das „real time“ Messung. Dazu benötigt man
allerdings noch eine Sendestation am Referenzgerät und eine Empfangseinheit am „Rover“,
dem beweglichen GPS-Empfänger, mit dem man von Punkt zu Punkt geht.
Dieser Messvorgang liefert eine hohe Genauigkeit, vor allem wenn sich die Referenzstation in
der Nähe des mobilen Empfängers befindet. Dies ist logisch, da sich Korrekturwerte ja auf
dieselben Satelliten mit denselben Laufzeitverzögerungen durch die Atmosphäre beziehen
sollten!
Eine Streckenangabe in Bezug zur Genauigkeit zu machen ist gewagt, da man die aktuelle
Situation vor Ort nicht kennt. Es kann sich zB über der Referenzstation ein Gewitter
zusammenbrauen, dessen stark geladene Atmosphäre und massiver Wassergehalt die
Satellitensignale stark verzögern, während im nur 10 km entfernten Nebental noch blauer
Himmel strahlt und die Signale kaum beeinträchtigt werden.
Eine weitere Rolle spielt natürlich auch der Höhenunterschied zwischen der Referenzstation
und dem Rover. Befindet sich erstere auf einem Berggipfel, ist der Signalweg durch die
Atmosphäre deutlich kürzer als beim Rover im Talboden.

Referenzstationsnetz:
Noch vor einigen Jahren hat die Arbeitsgemeinschaft von Ziviltechnikern (AGREF) am
Pfänder eine Referenzstation betrieben und die Korrekturdaten gegen Entgelt über Ö1
ausgestrahlt (DARC-Technik = Data Radio Channel). Diese einzelne Referenzstation am Pfänder
hatte den großen Nachteil nicht zentral im Land zu liegen. Da die Genauigkeit mit der
Entfernung zur Referenzstation abnimmt, war der Süden Vorarlbergs benachteiligt.
Es standen nun Überlegungen im Raum, dass sich einige GPS-Anwender in Vorarlberg selbst
eine Referenzstation aufs Hausdach stellen. Aber da die Interessensgebiete über die ganze
Landesfläche verteilt lagen, wären mehrere solcher Stationen nötig gewesen. Die
Überlegungen gingen daher in Richtung einer gemeinsamen Nutzung und Vernetzung der
Stationen weiter.

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In der Schweiz und in Teilen Deutschlands existiert bereits so ein Netz, in Österreich befindet
es sich im Aufbau. Auf Drängen der Interessengemeinschaft LVA, VKW, VIW und VEG hat
das BEV (Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen) im letzten Jahr die Prioritäten in
Westösterreich gesetzt und konnte im Jänner 2004 die Test-Inbetriebnahme von vier Stationen
verkünden. Alles weitere über dieses Projekt – APOS genannt – wird Ihnen Dipl. Ing. Norbert
Höggerl, Leiter des Referates „Geophysikalische Grundlagen und Präzisionsnivellement“ in
der Abteilung Grundlagen des BEV, gleich anschließend präsentieren.

6. Zweite Zusammenfassung:

Wir wissen jetzt, wie man die GPS-Positionsbestimmung optimieren kann:
• Durch Einbeziehung von Ionosphären-Korrekturdaten (WAAS, EGNOS)
• Durch Einsatz eines zweiten GPS-Empfängers: Differentielles GPS
• Oder durch die Verwendung von Korrekturdaten aus Referenzstationsnetzen (zB APOS)

      Die dadurch erreichbare Genauigkeit der Position liegt mit den geodätischen
            Zweifrequenzempfängern im Bereich von wenigen Zentimetern.

 Mit den Codeempfängern ist je nach Preisklasse eine Genauigkeit von 0,5 Metern oder
                               1-2 Metern zu erzielen.

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