Digitalkompass 2020 Eine Studie zum aktuellen Stand der Digitalisierung in der Region Mainfranken - IHK Würzburg-Schweinfurt
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Digitalkompass 2020 Eine Studie zum aktuellen Stand der Digitalisierung in der Region Mainfranken In Kooperation mit
Impressum Digitalkompass 2020 Eine Studie zum aktuellen Stand der Digitalisierung in der Region Mainfranken Stand 03/2020 Verleger Industrie- und Handelskammer Würzburg-Schweinfurt K. d. ö. R., Mainaustraße 33 – 35, 97082 Würzburg, E-Mail: info@wuerzburg.ihk.de, Tel. 0931 4194-0 Vertretungsberechtigte Präsident der IHK Würzburg-Schweinfurt: Dr. Klaus D. Mapara Hauptgeschäftsführer der IHK Würzburg-Schweinfurt: Professor Dr. Ralf Jahn Zuständige Aufsichtsbehörde Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie (https://www.stmwi.bayern.de) Verantwortlicher Redakteur Radu Ferendino, Industrie- und Handelskammer Würzburg-Schweinfurt K. d. ö. R., Mainaustraße 33 – 35, 97082 Würzburg Autoren Prof. Dr. Axel Winkelmann Dr. Florian Imgrund Dr. Marcus Fischer Julia Holleber, M.A. Gestaltung Beachdesign, Thomas Görgens, Grundweg 21, 97297 Waldbüttelbrunn Druck Bonitasprint Gmbh, Max-von-Laue-Str. 31, 97080 Würzburg Bildnachweis Titelbild: berya113/iStock/Getty Images Plus, sonstige Bilder: IHK Würzburg-Schweinfurt, externe Bildquellen sind jeweils am Bild gekennzeichnet. Dieses Projekt wurde gefördert durch die Europäische Union im Rahmen des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung. © Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder Vervielfältigung auf Papier oder elektronischen Datenträgern sowie Einspeisung in Datennetze nur mit Geneh- migung des Herausgebers. Alle Angaben wurden mit größter Sorgfalt erarbeitet und zusammengestellt. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit des Inhalts sowie für zwischenzeitliche Änderungen übernimmt die IHK keine Gewähr.
3 Inhalt Vorwort. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Die wesentlichen Erkenntnisse des Digitalkompass 2020 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Aufbau der Studie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Teilnehmende Unternehmen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Digitalisierung — ein Begriff, viele Sichtweisen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Chancen und Risiken der Digitalisierung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Themen, die in der Zukunft wichtig werden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Erfahrungen aus bereits umgesetzten Projekten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Hemmnisse der Digitalisierung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Auswirkungen der Digitalisierung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Nachholbedarfe und zukünftige Vorhaben. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Handlungsempfehlungen für Unternehmen in Mainfranken. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Handlungsempfehlungen für die Politik in Mainfranken. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Ein Vorgehensmodell für die Digitalisierung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Fördermöglichkeiten für die Digitalisierung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 Autoren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 Literaturverzeichnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 Fragebogen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 Unternehmensliste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
Vorwort Die digitale Transformation verändert nicht nur unsere Wirt- Mit dem Digitalkompass 2020 haben wir ein neuartiges Format schaft, sondern alle Lebensbereiche der Menschen in Mainfran- ins Leben gerufen, um den Gründen für diese Beobachtungen ken. Innovative Lösungen kommen sehr oft aus der Gruppe der auf den Grund zu gehen. kleinen und mittelgroßen Unternehmen (KMU). Andererseits sind es die KMU, die von Überforderung und Orientierungs In einer Zusammenarbeit meines Lehrstuhls für BWL und Wirt- losigkeit berichten. schaftsinformatik an der Universität Würzburg (www.wiwi. uni-wuerzburg.de/lehrstuhl/wiinf2), der IHK Würzburg- Doch nicht nur für Unternehmen in Mainfranken gilt: „Tradi- Schweinfurt (www.wuerzburg.ihk.de) und der Digitalisierungs- tion ist kein Geschäftsmodell“ und wer heute nicht damit be- beratung digital& GmbH (www.digital-and.de) haben wir mit ginnt, den Grundstein für eine digitale Zukunft zu legen, droht 50 Unternehmen der Region über ihr Verständnis der Digita- bereits mittelfristig abgehängt zu werden und vom Markt zu lisierung, Chancen und Risiken sowie aktuelle und zukünftige verschwinden. Projekte gesprochen. Hier wollen wir anpacken und für die Region und die Zukunft Die Ergebnisse sind eine Bestandsaufnahme und dienen Unter- nachhaltige Lösungen schaffen. Die Anzahl digitaler Lösungen nehmen, der Wissenschaft, der Politik und Behörden als Unter- und Angebote nimmt täglich zu. Informations- und Beratungs- stützung zur Gestaltung neuer Digitalisierungslösungen. programme zu digitalen Lösungen werden vielfach angeboten. Darüber hinaus stehen den Unternehmen mit dem Digital bonus und dem Bundesprogramm Go Digital Fördermittel zur Verfügung, um vorhandene Finanzierungslücken zu schließen. Vermutlich werden durch die Corona-Pandemie noch weitere hinzukommen und die eigenen Lücken und Versäumnisse tre- Prof. Dr. Axel Winkelmann ten offen zu Tage. Leider werden mit den Förderprogrammen Lehrstuhl für BWL und aktuell jedoch insbesondere in der Region Mainfranken bisher Wirtschaftsinformatik nur wenige Unternehmen erreicht. Universität Würzburg
5 Wie wappnen sich Unternehmen in Zeiten der SARS-CoV-2- Wir hoffen, dass diese Studie auch in Ihrem Unternehmen einen Pandemie, um die Herausforderungen der Digitalisierung zu wichtigen Diskussionsbeitrag liefert und Sie dabei unterstützt, bewältigen? Vor einigen Wochen und zu Beginn unserer Studie eigene digitale Ideen anzupacken. im Jahr 2019 zeigte sich bereits, dass Unternehmen mit Nach- druck neue Geschäftsmodelle vorantreiben wollen. Mit der ak- Wir bedanken uns herzlich für die wertvollen Beiträge aller tuellen Brisanz und diesem Ausmaß rechnete jedoch niemand. Interviewteilnehmer sowie den Unternehmen, die an der Um- frage teilgenommen haben. Die Corona-Krise zeigt aber, dass wir sehr wohl schnell und doch besonnen reagieren können und gleichzeitig unsere Kunden Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre und freuen uns und Mitarbeiter nicht aus den Augen verlieren. Es ist eine harte über ein direktes Feedback sowie Ihre Anregungen. Zeit – für uns alle. Die Ergebnisse unserer Umfrage zeigen, dass die Unternehmen sich mit den Herausforderungen einer digita- len Zukunft auseinandersetzen – nur eben jeder auf seine Weise. Der Begriff „digital“ ist sehr vielseitig und für jeden Unternehmer offenbart er eigene Potentiale und Handlungsfelder. Die vorliegende Studie Digitalkompass 2020 befasst sich mit den Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung und eröffnet Handlungsoptionen für die Wirtschaft, Unternehmen, Oliver Freitag Verwaltungen und die Politik. Die der Studie zugrundeliegende Bereichsleiter Innovation und Analyse spiegelt die aktuelle Bereitschaft der Mainfränkischen Umwelt Unternehmen für die digitale Zukunft wider und zeigt, dass wir Industrie- und Handelskammer uns auf einem soliden Weg befinden. Würzburg-Schweinfurt Bildquelle: scyther5/iStock/Getty Images Plus
6 Digitalkompass 2020 Die wesentlichen Erkenntnisse des Digitalkompass In Mainfranken existiert kein einheit liches Digitalisierungsverständnis. Meist stehen einzelne Anwendungsszenarien im Fokus, während eine ganzheitliche Betrachtung fehlt. Seite 11 ff. 2 Während große Unternehmen meist Chancen sehen, stehen bei vielen KMU die Risiken der Digitalisierung im Vordergrund. Dies resultiert häu 3 fig in einer abwartenden Haltung. Seite 13 ff. Unternehmen in Mainfranken sehen die Megatrends Künstliche Intelligenz, Automa tisierung und Blockchain als die wichtigsten Entwicklungen in der Zukunft an. Seite 16 ff. 4 Die meisten Unternehmen haben die vergan genen Jahre genutzt, um effizientere und effektivere Prozesse durch die Einführung von Enterprise-Resource-Planning-Systemen 5 Als größte Hemmnisse der Digitalisie rung in Mainfranken werden die hohe zu erreichen. Seite 17 ff. Auslastung im Tagesgeschäft sowie fehlende finanzielle und personelle 6 Ressourcen wahrgenommen. Seite 19 ff. Die Unternehmen der Region nehmen bereits heute einen Anpassungsdruck hinsichtlich ihrer Geschäftsmodelle, 7 Abläufe, und Anforderungen an Mit arbeiter wahr. Neben Produkt- und Serviceinnovationen Seite 21 ff. möchten die Unternehmen in Mainfranken zukünftig weiter in die systemseitige Unter stützung ihrer Prozesse investieren. Seite 24 ff.
7 Aufbau der Studie Der Digitalkompass 2020 ist eine Studie der IHK Würburg- Im ersten Teil werden neben dem unternehmensspezifischen Schweinfurt in Kooperation mit der Julius-Maximilians-Univer- Verständnis des Digitalisierungsbegriffs zudem Chancen und sität Würzburg. Hauptzielsetzung des Vorhabens ist es, eine Risiken abgefragt, die in Mainfranken ansässige Unternehmer möglichst breite und detaillierte Analyse des aktuellen innen und Unternehmer aktuell wahrnehmen. Anschließend liegt Status quo der Digitalisierung bei Unternehmen der Region der Fokus auf zukünftig relevanten Entwicklungen, bereits Mainfranken durchzuführen. Weiterhin verfolgen wir die fol- begonnenen und abgeschlossenen Vorhaben, sowie auf der genden Ziele: Identifikation von Einflussfaktoren, die entscheidend für den Erfolg oder Misserfolg von Digitalisierungsvorhaben sind. Der • Vergangene und zukünftige Digitalisierungsvorhaben dritte Teil des Leitfadens erörtert die nach Meinung der Be- beleuchten. fragten relevantesten Auswirkungen der Digitalisierung auf • Einflussfaktoren identifizieren, die der Digitalisierung Geschäftsmodelle, Prozesse und Mitarbeiter. Zudem werden förderlich sind oder diese hemmen. Nachholbedarfe thematisiert und zukünftig wichtige Vorhaben • Den Erfahrungs- und Wissensaustausch zum Thema besprochen, die eine digitale Transformation der Unternehmen „Digitalisierung“ in der Region fördern. anleiten soll. Abschließend analysiert der vierte Teil die Kennt- • Eine Grundlage für die Ableitung von Handlungsempfeh- nis der Unternehmen über existierende Förderprogramme des lungen für Unternehmen und die öffentliche Verwaltung Freistaates Bayern, welche als finanzielle Unterstützung zur schaffen. Umsetzung von Digitalisierungsvorhaben bereitgestellt werden. Die Studie basiert auf einem qualitativen Untersuchungs- Der Großteil der Interviews wurde im Rahmen von 60- bis design unter Verwendung leitfadenbasierter Interviews. Hier- 90-minütigen Vor-Ort-Terminen bei den Unternehmen durch- bei sei angemerkt, dass der gewählte Aufbau nur bedingt dazu geführt. An jedem der Interviews nahmen zwei Mitarbeiter geeignet ist, statistisch repräsentative Ergebnisse zu generieren. des Lehrstuhls für BWL und Wirtschaftsinformatik der Julius- Vielmehr werden detaillierte Einblicke in die Meinungen, Hand- Maximilians-Universität Würzburg sowie ein oder mehrere lungsintentionen und Ansichten der befragten Unternehmen Unternehmensvertreter teil. Im Anschluss an die Durchführung gesammelt, analysiert und in Kontext gesetzt. Der verwendete wurden die Befragungsergebnisse transkribiert und auf Basis Interviewleitfaden besteht aus insgesamt vier Teilen. wissenschaftlicher Auswertungsmethoden analysiert. Hierbei wurde ein mehrstufiges Verfahren eingesetzt, in dem mehrere 1. Begriffsabgrenzung und Einordnung der Digitalisierung Personen unabhängig voneinander einzelne Aussagen aus den 2. Relevante Entwicklungen, Herausforderungen und Optionen Interviews codierten und sukzessive zu allgemein gültigen Kon- 3. Unmittelbare Auswirkungen der Digitalisierung zepten zusammenfassten. 4. Staatliche Fördermittel im Kontext der Digitalisierung
9 Teilnehmende Unternehmen Die Ergebnisse der Studie basieren auf Einblicken, die in 50 klei- die Verteilung der 50 befragten Unternehmen auf die Branchen nen, mittelgroßen und großen Unternehmen aus der Region Industrie, Dienstleistung und Handel. Mainfranken gesammelt wurden. Während ein wesentlicher Teil der befragten Unternehmen im Großraum Würzburg ange Aus Abbildung 1 wird ersichtlich, dass Handelsunternehmen siedelt ist, konnten ebenfalls zahlreiche Teilnehmer aus den in der Grundgesamtheit der Studie unterrepräsentiert sind, Gemeinden Kitzingen, Marktheidenfeld und Bad Kissingen ge- was insbesondere auf die Wirtschaftsstruktur in Mainfranken wonnen werden. zurückzuführen ist. Letztere ist hauptsächlich durch Unter- nehmen aus dem Bereich Dienstleistung geprägt (IHK Firmen- Ziel der Befragung war es, einen möglichst breiten Querschnitt datenbank 2019). Abschließend zeigt Abbildung 2 die Vertei- zu erreichen, der die Wirtschaftsstruktur in der Region Main- lung der befragten Unternehmen auf die im Vorfeld definierten franken ausreichend repräsentiert. Dementsprechend wurde Größengruppe. Dabei wird die Unternehmensgröße anhand der vor Beginn der Studie auf Basis von Branchen und Unterneh- Anzahl der Mitarbeiter der jeweiligen Unternehmen bestimmt. mensgrößen eine Matrix aus mehreren Untersuchungsgruppen definiert, um diese anschließend durch gezielte Kontaktauf- Abbildung 2 zeigt, dass besonders kleinst- und kleine Unter- nahmen mit passenden Teilnehmerunternehmen zu befüllen. nehmen (bis 10 beziehungsweise 50 Mitarbeiter) überdurch- Die Grundgesamtheit der teilnehmenden Unternehmen wurde schnittlich stark in der Grundgesamtheit repräsentiert sind. aus den Mitgliedsunternehmen der IHK Würzburg-Schweinfurt Dies ist einerseits darauf zurückzuführen, dass die Wirtschafts- bestimmt. So konnten im Zeitraum von Juli 2019 bis Februar struktur in der Region Mainfranken maßgeblich von KMU 2020 insgesamt 186 ausschließlich in der Region Main- geprägt ist. Andererseits ist die hohe Teilnehmerzahl darauf franken ansässige Unternehmen zur Teilnahme an der Studie zurückzuführen, dass KMU den größten Herausforderungen bei identifiziert werden. Die initiale Kontaktaufnahme erfolgte in der Digitalisierung begegnen und damit besonders an einem 90 Prozent der Fälle telefonisch, wobei der übrige Teilnehmer- Austausch zu diesem Thema interessiert sind. Während der kreis in persönlichen Ansprachen auf Messen beziehungsweise Studie wurde zudem deutlich, dass insbesondere KMU häufig anderen Veranstaltungen gewonnen werden konnte. Dies ent- noch die Flexibilität aufweisen, sich den Anforderungen der spricht einer überdurchschnittlich hohen Rücklaufquote von Digitalisierung in kurzfristig aufgesetzten Projekten zu stellen. ca. 26 Prozent. An dieser Quote ist bereits das hohe Interesse Die Studie verrät jedoch gleichzeitig, dass dieser hohe Taten- für die Themenstellung der Studie zu erkennen, die sich durch drang nicht mit einer hohen Anzahl erfolgreich initiierter bezie- den gesamten Verlauf der Studie bestätigt. Abbildung 1 zeigt hungsweise umgesetzter Projekte gleichzusetzen ist. Abbildung 1: Verteilung der teilnehmenden Abbildung 2: Verteilung der teilnehmenden Unternehmen auf Branchen Unternehmen auf Größengruppen 17 12 7 6 6 Dienstleistung 24 2 Handel 11 Industrie 15 0 – 10 11 – 50 51 – 250 251 – 500 501 – 1000 1000+ Quelle: Eigene Auswertung Quelle: Eigene Auswertung Bildquelle: Smederevac/iStock/Getty Images Plus
11 Digitalisierung — ein Begriff, viele Sichtweisen Erkenntnis 1: Es existiert kein einheitliches Verständnis über die Digitali- zukünftig geplanten Initiativen negativ. Mit zunehmender sierung in Mainfranken. Insbesondere kleine Unternehmen Unternehmensgröße wird das Verständnis ganzheitlicher fokussieren einzelne Potenziale und Anwendungsszenarien. und die Wahrnehmung der strategischen Wichtigkeit der Die Unterschätzung der Bedeutung und Tragweite des zu- Digitalisierung nimmt zu. Insgesamt verfügen jedoch nur grundeliegenden Transformationsprozesses beeinflusst die wenige Unternehmen über eine digitale Vision oder Strategie. Reichweite und Nachhaltigkeit der bereits umgesetzten und Bereits in der Vergangenheit haben Untersuchungen gezeigt, Wie Abbildung 3 zeigt, wird der Digitalisierungsbegriff in Main dass für den Digitalisierungsbegriff zahlreiche, sich teilweise franken am häufigsten mit der digitalen Abbildung von Geschäfts widersprechende Definitionen und Sichtweisen existieren (Im- prozessen assoziiert. So nutzen zahlreiche Unternehmen Soft- grund et al. 2018). Einige Experten sind hierbei der Ansicht, ware, wie Enterprise-Resource-Planning (ERP) oder Custo dass es sich bei der Digitalisierung im Kern um die Umwand- mer-Relationship-Management-Systeme (CRM-Systeme), lung analoger Informationen in digitale Daten handelt. Diese um Ihre Abläufe zu unterstützen. Weiterhin wird der Digita- eher enge Auslegung wird durch Vertreter einer prozessorien lisierungsbegriff mit einer allgemeinen Prozessoptimierung tierten Sichtweise erweitert, welche die Digitalisierung als sowie mit der Prozessautomatisierung in Verbindung gebracht. digitale Abbildung von Geschäftsprozessen sowie der darin Hinsichtlich der Optimierung stehen die Schaffung größerer übertragenen Daten und Leistungen beschreiben. Eine letzte Transparenz sowie die Standardisierung und Verbesserung von Gruppe von Experten sieht die Digitalisierung als ganzheitlichen Abläufen im Rahmen der Einführung neuer Software im Vor- Transformationsprozess, der nicht nur unsere Wirtschaft, son- dergrund. In Bezug auf die Prozessautomatisierung berichten dern die gesamte Gesellschaft verändert. Analog dazu nehmen zahlreiche Unternehmen von einem zunehmenden Wegfall auch die Unternehmen in Mainfranken die Digitalisierung aus manueller Aktivitäten — eine Entwicklung, die insbesondere unterschiedlichen Perspektiven wahr. Abbildung 3 fasst die auf eine wachsende Anzahl von Möglichkeiten zur Automati- Antworten der befragten Unternehmen hinsichtlich ihres Ver- sierung von Routinetätigkeiten, wie Desktop Automation oder ständnisses der Digitalisierung zusammen. Robotic Process Automation (RPA), zurückzuführen ist. Abbildung 3: A uslegung des Digitalisierungsbegriffs in absoluten Nennungen, Mehrfachnennungen möglich Gestaltung und Umsetzung neuer Geschäftsmodelle 11 Umwandlung analoger Informationen 12 Unternehmensweite Datenintegration 12 Automatisierung von Geschäftsprozessen 15 Optimierung von Geschäftsprozessen 16 Digitalisierung von Geschäftsprozessen 18 0 Quelle: Eigene Auswertung Bildquelle: ipopba/iStock/Getty Images Plus
12 Digitalkompass 2020 Grundsätzlich zeigt die Studie, dass sich die Auslegung des Immobilienvermittler die Digitalisierung mit der unterneh Digitalisierungsbegriffs über Branchen und Unternehmens- mensübergreifenden Integration von Daten und Prozessen, größen hinweg unterscheidet. So weisen viele KMU eine auf die langfristig zum Aufbau eines regionalen Ökosystems und einzelne Lösungen und damit einhergehende Potenziale fokus damit zur Entwicklung neuer Geschäftsmodelle führt. sierte Betrachtungsweise auf, welche die Tragweite und die In großen Unternehmen ist diese ganzheitliche Sichtweise strategische Bedeutung des Transformationsprozesses jedoch insgesamt häufiger anzutreffen. So verfolgt ein Würzburger nur bedingt würdigt. Dies hat zur Folge, dass häufig keine klare Finanzdienstleister eine auf Produkt- und Serviceinnovationen und zusammenhängende Vision über das eigene Unternehmen ausgerichtete Strategie, die von einem kontinuierlichen Verbes- in einer digitalen Welt existiert. So folgen zwölf der befragten serungs- und Automatisierungsprozess begleitet wird. Analog Unternehmen der engen Definition, wonach es bei der Digi- dazu sieht ein Würzburger Medienhaus die Digitalisierung als talisierung darum geht, analoge Informationen in eine digitale ständigen Treiber für Wandel und Innovation, sodass schlanke, Form umzuwandeln. Diese Unternehmen fokussieren ihre Res- integrierte und flexible Unternehmensstrukturen zu grund sourcen zum Beispiel auf kleinere Vorhaben, die der Einrichtung legenden Voraussetzungen werden, um in einer digitalen Welt eines papierarmen Büros dienen. Nur wenige KMU nehmen eine bestehen zu können. ganzheitlichere Perspektive ein. So verbindet ein Würzburger Bildquelle: NicoElNino/iStock/Getty Images Plus
13 Chancen und Risiken der Digitalisierung Erkenntnis 2: Unternehmen in Mainfranken blicken insgesamt mit den Grundhaltung wider. Größere Unternehmen sehen die gemischten Gefühlen auf die Digitalisierung. Insbesondere Digitalisierung überwiegend als Chance, um die eigenen bei kleinen Unternehmen stehen Risiken, wie die Daten- und Geschäftsprozesse zu optimieren, Routinetätigkeiten zu Informationssicherheit oder die zunehmende Konkurrenz, automatisieren oder neue Potenziale durch die Verarbeitung im Vordergrund der Wahrnehmung. Diese risikoorientierte von Unternehmensdaten zu realisieren. Sichtweise spiegelt sich in einer insgesamt abwarten- Die Analyse der Wahrnehmung von Chancen und Risiken gibt Die Ergebnisse zeigen, dass die Optimierung und Automati- Aufschluss darüber, in Bezug auf welche Aspekte der Digitali- sierung von Geschäftsprozessen auch bei Unternehmen in sierung weiterer Informations- und Handlungsbedarf seitens Mainfranken als primäre Treiber und Potenziale der Digitalisie- Politik oder Dienstleistern besteht. Bereits im Jahr 2016 führ- rung wahrgenommen werden. So versprechen sich zahlreiche ten Leyh und Bley (2016) eine breit angelegte Studie zu diesem Unternehmen, unabhängig von ihrer Größe oder Branchen- Thema mit insgesamt 2.300 teilnehmenden KMU durch. Die zugehörigkeit, eine signifikante Steigerung der Effizienz, Ergebnisse zeigen, dass Unternehmen vor allem die Steigerung Effektivität und Produktivität ihrer Abläufe. Insbesondere der eigenen Effizienz und Effektivität, die bessere Adressierung Unternehmen aus dem Industrie- und Dienstleistungssektor individueller Kundenwünsche und die zunehmende Vernetzung profitieren dabei vom zunehmenden Funktionsumfang klassi- der Wertschöpfungskette als Chancen wahrnehmen. Demge- scher Softwarelösungen. Diese weisen bereits heute zahlreiche genüber stehen Bedenken in Bezug auf die Cloud-Technologie, Schnittstellen zu anderen Systemen auf und sind zum Beispiel die mit Sorgen hinsichtlich der Informationssicherheit einher- in der Lage CAD-Zeichnungen direkt zu verarbeiten, wodurch gehen. Bei den befragten Unternehmen in Mainfranken lässt manuelle Arbeitsschritte entfallen und Prozesse beschleunigt sich diese Wahrnehmung nur auf abstrakter Ebene bestätigen, werden. Darüber hinaus wird die Digitalisierung mit neuen wenngleich die Detailbetrachtung ein eher differenzierteres Märkten und Geschäftsmodellen sowie mit einer größeren Bild ergibt. Abbildung 4 fasst die wahrgenommenen Chancen Reichweite durch digitale Vertriebs- und Kommunikations- der Digitalisierung zusammen. kanäle assoziiert. So berichten zahlreiche kleine Unternehmen Abbildung 4: Wahrgenommene Chancen der Digitalisierung in Mainfranken in absoluten Nennungen, Mehrfachnennungen möglich Schnellere und effizientere Geschäftsprozesse 14 Neue Vertriebswege und Kunden 13 Neue Einblicke aus Unternehmensdaten 11 Bessere Zusammenarbeit in der Wertschöpfungskette 9 Kosteneinsparung beziehungsweise Entlastung durch Automatisierung 8 7 Neue Geschäftsmodelle und Erlösquellen 0 Quelle: Eigene Auswertung
14 Digitalkompass 2020 in der Region Mainfranken, dass der digitale Vertriebsweg nicht Geschäftsmodelle wahr und planen zukünftig datengetriebe- nur als Chance, sondern vielmehr als Grundvoraussetzung für ner zu arbeiten, um die eigenen Angebote noch besser auf die ihr Geschäftsmodell zu betrachten ist. Dies ist insbesondere in Bedürfnisse der Kunden abzustimmen. Beispielhaft möchte der weitläufigen geographischen Verteilung der Kunden dieser ein in Würzburg ansässiges Handelsunternehmen alle verfüg- Unternehmen zu begründen, die sich häufig über die Grenzen baren Informationsquellen, wie die eigene Webseite, Kunden- Deutschlands und Europa hinwegsetzen. Exemplarisch be- karten oder soziale Medien, miteinander verbinden, um einen schreibt eine Würzburger Online-Marketing-Agentur die Digi „360°-Blick“ auf die eigenen Kunden zu erhalten und dadurch talisierung als „Symbiose aus Differenzierung, Reichweite das Online-Geschäft zukünftig noch besser zu personalisieren. und Qualität“ und verweist damit auch auf die zahlreichen Ähnlich sehen dies zwei Industrieunternehmen aus der Druck- Möglichkeiten, die sich durch die Nutzung beziehungsweise und Medizintechnikbranche, welche die Datenverarbeitung Wiederverwendung des im Internet zur Verfügung gestellten als „Treiber für neue Geschäftsmodelle und Services“, wie Wissens ergeben. Im Zusammenhang mit neuen Märkten und Predictive Maintenance oder Pay-per-Use betrachten. Erlösquellen werden auch neue Potenziale wahrgenommen, die sich aus der Sammlung und Verarbeitung von Daten er- Die Unternehmen sind sich jedoch nicht nur der Chancen der geben. So nehmen viele Unternehmen die Analyse und In- Digitalisierung bewusst, sondern verbinden mit dieser einige terpretation von Kunden-, Markt- und Unternehmensdaten zum Teil sehr konkret ausformulierte Risiken. Abbildung 5 gibt als Voraussetzung für neue Produkte, Dienstleistungen und eine Übersicht der am häufigsten genannten Risiken. Abbildung 5: Wahrgenommene Risiken der Digitalisierung in Mainfranken in absoluten Nennungen, Mehrfachnennungen möglich Bedenken hinsichtlich der IT- und Informationssicherheit 17 Zunahme der Konkurrenz auf regionalen Märkten 14 Starke Abhängigkeit von einzelnen Lösungen 10 Fehlende Veränderungsbereitschaft der Mitarbeiter 10 Steigende Komplexität von Problemen und Lösungen 9 Unsicherheit bezüglich regulatorischer Anforderungen 7 0 Quelle: Eigene Auswertung Bildquelle: Chainarong Prasertthai/iStock/Getty Images Plus
Chancen und Risiken der Digitalisierung 15 Das am häufigsten mit der Digitalisierung in Verbindung vationen zu kopieren. Ein Würzburger Industrieunternehmen gebrachte Risiko ist die IT- und Informationssicherheit. Hierbei berichtet, dass insbesondere Kooperationen mit asiatischen stehen verschiedene Bedenken im Vordergrund, wie beispiels- Unternehmen immer häufiger von einem ungewollten Abfluss weise der fehlende physische Zugriff auf Daten aufgrund des von Wissen und Know-how betroffen sind. zunehmenden Einsatzes der Cloud-Technologie, aber auch das allgemeine Risiko von Angriffen durch Hacker oder Schadsoft- Neben der Informationssicherheit ist auffällig, dass vor allem ware. So berichtet ein Bad Neustädter Dienstleister, bereits kleine Unternehmen eine steigende Komplexität von Heraus- mehrfach und immer häufiger Hacker-Angriffe verzeichnet forderungen und Lösungen wahrnehmen. So beschreibt ein zu haben. Diese reichen von sogenannten „Ransomware“- Würzburger Dienstleister die Situation wie folgt: „Man ist Attacken, das heißt der Diebstahl oder die Verschlüsselung unglaublich abhängig von Expertenwissen zu Fachthemen. sensibler Unternehmensdaten, über die Infiltration des Unter- Gleichzeitig fehlt die Zeit, um sich über alles selbst zu nehmensnetzwerks (sogenannte „Phishing“-Angriffe) bis hin informieren.“ Dies bestätigt auch der Geschäftsführer eines zu Identitätsdiebstahl. Auch die zunehmende Digitalisierung Handelsunternehmens in Gerolzhofen: „Das größte Risiko von Informationen ist nicht nur ein Treiber schnellerer und ist das fehlende Know-how auf der technischen Seite.“ effizienterer Prozesse, sondern führt in Einzelfällen zu einem Hierbei könne nicht ausgeschlossen werden, dass fehlerhafte ungewollten Abfluss geistigen Eigentums. Eine Würzburger Entscheidungen bei Investitionen getroffen werden, die lang- Design- und Marketing-Agentur nimmt den Schutz des eigenen fristig negative Auswirkungen auf Abläufe und die Kunden- geistigen Eigentums als eine der größten Herausforderungen zufriedenheit haben. Die Komplexität wird weiter erhöht, da in einer digitalisierten Welt wahr. So werden eigene Produkte verfügbare Produkte stärker darauf ausgelegt sind, Unter- immer wieder in sozialen Medien oder auf Webseiten gefunden, nehmen in das eigene Ökosystem zu integrieren und langfristig wobei das Material ohne gültige Lizenz veröffentlicht wird. zu binden. Dies hat einerseits zur Folge, dass der Wechsel zwi- Ähnliche Erfahrungen machen zahlreiche Industrieunterneh- schen Lösungen erschwert wird und nur unter hohen Zusatz- men in Mainfranken, deren Wertschöpfung immer stärker auf investitionen möglich ist. Andererseits setzen Anbieter immer einem ständigen Austausch von Daten und Informationen mit stärker auf flexible, Abo-basierte Gebührenmodelle, welche die anderen Unternehmen basiert. Hierbei kommt es immer wieder Verhandlungsmacht der Unternehmen verringern und lang- zum Verlust kritischer Informationen, wie CAD-Zeichnungen, fristig das Risiko höherer Preise mit sich bringen. die andere Unternehmen dazu befähigen, Produkte und Inno-
16 Digitalkompass 2020 Themen, die in der Zukunft wichtig werden Erkenntnis 3: Die befragten Unternehmen in Mainfranken zeigen ein weit- chain dominieren dabei die Wahrnehmung. Gleichzeitig fehlt reichendes Verständnis über Zukunftstrends und Entwick- es häufig an einem klaren Verständnis der Grenzen und lungen, die ihr Geschäftsmodell langfristig beeinflusst. Die Potenziale dieser Technologien, wodurch notwendige Vor Megatrends Künstliche Intelligenz, Automatisierung und Block bereitungen häufig noch nicht initiiert wurden. Die digitale Transformation hat keinen klaren Beginn oder hierbei „Erkenntnisse aus Daten in konkrete Handlungen ein vorgegebenes Ende. Vielmehr handelt es sich um einen umzuwandeln.“ Hierbei steht die Automatisierung im Vor- Veränderungsprozess, der stetig neue Potenziale für neue dergrund, wobei der manuelle Aufwand bei der Planung und Erlösquellen, aber auch Risiken für das eigene Geschäfts- Erstellung von Inhalten verringert werden soll. Um in diesem modell hervorbringt. Während Unternehmen heute noch da- Unternehmen den Einsatz Künstlicher Intelligenz bereits heute mit beschäftigt sind, eine digitale Infrastruktur zu schaffen proaktiv gestalten zu können, wurde eigens eine digitale Ein- und die eigenen Geschäftsprozesse zu optimieren, zeichnen heit gegründet, die sich mit entsprechenden Anwendungs- sich am Horizont bereits neue, sogenannte Megatrends ab, die szenarien und deren Umsetzung beschäftigt. Ein Würzburger das Potenzial haben, Wirtschaft und Gesellschaft nachhaltig zu Finanzdienstleister hat bereits ein klares Bild darüber, welche verändern. Mit dem Digitalkompass 2020 soll untersucht wer- Aspekte durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz zukünftig den, welche dieser Trends in Mainfranken bereits wahrgenom- adressiert werden sollen: „Der Fokus liegt bei uns auf den men und als bedeutsam eingeschätzt werden. Die Ergebnisse Themen Chatbots, Betrugserkennung und Empfehlungs geben Aufschluss darüber, auf welchen Themen bereits heute logik.“ Eng mit dem Thema Künstliche Intelligenz verbunden ein ausreichender Fokus liegt und in welchen Bereichen noch ist die Automatisierung. Hierunter fallen für die befragten Aufklärungsarbeit zu leisten ist. Abbildung 6 fasst die Ergebnisse Unternehmen nicht nur die Automatisierung auf Basis einer dieses Teilbereichs der Studie zusammen. intelligenten Datenverarbeitung, sondern auch der Einsatz von Workflows und Software-Robotern. Insbesondere Letzte- Wie Abbildung 6 zeigt, schätzen die Unternehmen in Main- res ist bei großen Unternehmen von hoher Relevanz, da deren franken den Einfluss Künstlicher Intelligenz in der Zukunft Geschäftsprozesse oft auf komplexen Altsystemen und einer am höchsten ein. Ein Würzburger Medienhaus verspricht sich nur geringfügig integrierten IT-Infrastruktur aufbauen. In Abbildung 6: Wahrgenommene Megatrends in Mainfranken in absoluten Nennungen, Mehrfachnennungen möglich Künstliche Intelligenz 25 Automatisierung von Produktion und Geschäftsprozessen 17 Blockchain 12 Big Data 11 Internet of Things 9 Agile Arbeitsweisen und Organisationsformen 8 0 Quelle: Eigene Auswertung
Themen, die in der Zukunft wichtig werden 17 diesen Fällen kann RPA (Robotergesteuerte Prozessautomati- von Dateien oder das Zusammenführen von PDFs. Als dritter sierung) als Brückentechnologie (Wanner et al. 2020) dienen, wichtiger Megatrend wird die Blockchain-Technologie wahr- welche die verschiedenen Systeme verbindet, bis eine neue, genommen. Dieselbe Design- und Marketingagentur betont integrierte IT-Landschaft eingeführt wird. Ein Würzburger hierbei den Nutzen der Blockchain für die Sicherung geistigen Finanzdienstleister beschreibt dies wie folgt: „Unsere Pro Eigentums, da Informationen über Urheberrechte unveränder- zesse sind standardisiert und folgen häufig einem iden bar abgespeichert werden können. Auch in der Finanz- und tischen Ablauf. RPA ist damit ein wichtiges Thema für die Immobilienbranche wird die Bedeutung der Blockchain bereits Zukunft. Wir evaluieren die Möglichkeiten momentan und heute erkannt. So wird dem durch die Technologie ermöglich- versprechen uns Einsparungen im zweistelligen Prozent ten Wegfall von Intermediären, wie beispielsweise Notaren bereich über die nächsten 18 Monate.“ Aber auch in kleinen oder Banken, eine hohe Bedeutung eingeräumt. Gleichwohl Unternehmen kann Automatisierung dabei helfen, den durch gaben viele Unternehmen an, die Wirkungsmechanismen der manuelle Tätigkeiten verursachten Aufwand zu verringern Technologie sowie deren Möglichkeiten und Grenzen nur ge- und die Effizienz von Abläufen zu erhöhen. Eine Würzburger ringfügig einschätzen zu können. Ein Würzburger Immobilien- Design- und Kreativagentur setzt hierfür bereits heute auf rela- unternehmen erläutert: „Wir wissen, dass die Blockchain- tiv einfache Mittel, wie den Automator, der standardmäßig mit Technologie das Potenzial hat, unser Geschäft radikal zu Geräten von Apple ausgeliefert wird. Dieses in das Betriebs- verändern. Gleichzeitig sind wir hier nicht in der Position system integrierte Software-Tool ermöglicht eine schnelle voranzuschreiten, da erst mal andere Projekte im Tagesge und komplexitätsarme Automatisierung einfacher Tätigkeiten schäft angegangen werden müssen und sich die Nützlich (i. S. d. Desktop Automation), wie die einheitliche Benennung keit der Technologie noch klarer herausstellen muss.“ Erfahrungen aus bereits umgesetzten Projekten Erkenntnis 4: Zahlreiche Unternehmen in Mainfranken haben die vergange- CRM- und Dokumentenmanagementsystemen. Gleichzeitig nen Jahre genutzt, um die eigene Digitalisierung voranzutrei- konzentrieren sich diese Initiativen insbesondere auf große ben. Im Fokus standen hierbei neben der Entwicklung digitaler Unternehmen, während kleine Unternehmen in den letzten Produkte und Dienstleistungen, die Einführung von ERP-, Jahren eine eher abwartende Haltung eingenommen haben. Neben den Megatrends, die für Unternehmen in Mainfranken aufgenommen, welche Maßnahmen auf strategischer und ope- zukünftig von Bedeutung sein werden, war es ein weiteres rativer Ebene unternommen wurden, um das eigene Unterneh- Ziel der Studie, zu analysieren, welche Projekte bereits in der men gemäß dieser Vorstellung auszurichten. Abbildung 7 fasst Vergangenheit umgesetzt wurden. Die Ergebnisse geben Auf- die Ergebnisse zusammen und zeigt die häufigsten Maßnah- schluss über den aktuellen Status quo der Digitalisierung in den men. Bei der Interpretation der Ergebnisse bleibt zu beachten, befragten Unternehmen und bieten eine optimale Ausgangs- dass es sich bei den referenzierten Maßnahmen um komplexe lage, um Stoßrichtungen und Leistungen zur Förderung der Vorhaben handelt, die im Projektcharakter abgehalten wurden. Digitalisierung in Mainfranken zu definieren. Die Untersuchung Kurzweilige Initiativen, die einer Projektdefinition nicht nach- wurde hierbei möglichst offen durchgeführt, sodass nicht nach kommen, sind deswegen nicht aufgeführt. spezifischen Lösungen oder Konzepten gefragt wurde. Vielmehr wurde den teilnehmenden Unternehmen ihre eigene Auslegung Die Ergebnisse der Studie implizieren, dass die meisten des Digitalisierungsbegriffs widergespiegelt und anschließend Unternehmen die vergangenen Jahre genutzt haben, um Unter
18 Digitalkompass 2020 nehmenssoftware zur Unterstützung und Digitalisierung ihrer unübersichtlich. Besonders abseits bekannter Standardlösungen, Geschäftsprozesse zu implementieren. Hierbei wurden insbe- wie SAP oder Microsoft Navision, besteht häufig Unklarheit über sondere ERP-Systeme eingeführt, die alle Unternehmensda- die Funktionen und die Zukunftssicherheit weniger bekannter ten in einer zentralen Datenbank speichern und anschließend Nischensysteme. Als Erfolgsfaktor für die ERP-Einführung wurde zielgerichtet in den Abläufen zur Verfügung stellen. Aufgrund mehrfach die Unterstützung durch neutrale Berater erwähnt, der mit der ERP-Einführung einhergehenden Reduktion des die eine unabhängige Aufnahme von Geschäftsprozessen und Abstimmungs- und Koordinationsaufwands berichten zahl- Anforderungen durchführen und anschließend bei der Auswahl reiche Unternehmen von einer signifikanten Steigerung der eines passenden Anbieters unterstützen. Effizienz, Effektivität und Qualität in ihrer Ablauforganisation. Darüber hinaus werden ERP-Systeme häufig als Ausgangspunkt Neben ERP-Systemen gaben zahlreiche Unternehmen an, in für weitere Digitalisierungsvorhaben genutzt. So schildern den vergangenen Jahren Lösungen für das Dokumentenmana- zahlreiche Befragte, dass es erst durch die Einführung der Soft- gement eingeführt zu haben, um Dokumente zu digitalisieren, ware möglich wurde, Standards für den unternehmensüber- zu organisieren und für den Geschäftsverkehr zu standardisie- greifenden Datenaustausch umzusetzen und dadurch in effizi- ren. Neben der Reduzierung des Papierverbrauchs berichten enter Weise an Wertschöpfungsketten zu partizipieren. Andere die Teilnehmer von schnelleren Prozessen und einer insgesamt Unternehmen wiederum nutzen ihr ERP-System zur Verwal- höheren Kundenzufriedenheit, die insbesondere daraus resul- tung ihres Online-Shops, wodurch Kunden Echtzeitinforma- tiert, dass Dokumente digital zur Verfügung gestellt und tionen über Produkte abrufen oder diese nach den eigenen Informationen schneller gefunden werden können. Neben die- Vorstellungen konfigurieren können. Auch zur Adressierung sen, hauptsächlich administrative Tätigkeiten betreffenden, zukünftiger Megatrends bieten ERP-Systeme eine adäquate Vorhaben, stand bei vielen Unternehmen die Digitalisierung Ausgangslage. So nutzt ein Würzburger Industrieunternehmen und Verbesserung der kundenbezogenen Kernaktivitäten im das eigene ERP-System, um die gesamte Wertschöpfungskette Fokus. Folglich gaben zahlreiche Teilnehmer an, das eigene von der Bestellung über die Produktion bis hin zur Auslieferung Kundenmanagement durch die Einführung eines CRM-Systems zu automatisieren. optimiert zu haben. CRM-Systeme ermöglichen es Unterneh- men, Transparenz über Kundendaten zu schaffen, die Kunden- Unsere Ergebnisse implizieren jedoch auch, dass integrierte ERP- ansprache zu personalisieren und die Kundenbeziehung mittel- Systeme häufiger bei großen Unternehmen zum Einsatz kom- bis langfristig zu intensivieren. Darüber hinaus werden sie bei men. Kleine Unternehmen hingegen setzen meist auf isolierte den Unternehmen in Mainfranken häufig dafür eingesetzt, Lösungen, die einzelne Unternehmensbereiche unterstützen, kundenbezogene Teilprozesse, wie das Versenden von News- jedoch keine integrierte und damit konsistente Datenbasis bie- lettern oder die Erstellung von Terminerinnerungen, zu auto- ten. Begründet wurde diese nicht selten mit der hohen Kom- matisieren. Analog zur Einführung von ERP-Systemen ist auch plexität einer ERP-Einführung, sowie den damit einhergehenden hier auf die Auswahl einer passenden Lösung zu achten, die organisatorischen Veränderungen und Kosten. Zahlreiche Teil- zukunftssicher ist, gleichzeitig aber auch branchenspezifische nehmer beschreiben den Markt für ERP-Systeme außerdem als Anforderungen adäquat abbilden kann. Abbildung 7: Übersicht über in der Vergangenheit durchgeführte Projekte in absoluten Nennungen, Mehrfachnennungen möglich Einführung von Unternehmenssoftware 16 Etablierung eines digitalen Büros 8 Verbessertes Kundenmanagement 7 Digitalisierung von Produkten und Dienstleistungen 7 Weiterbildung, Kompetenzaufbau oder Neueinstellung 6 Optimierung der Geschäftsprozesse 5 Agile Arbeitsweisen 4 0 Quelle: Eigene Auswertung
Erfahrungen aus bereits umgesetzten Projekten 19 Abschließend investierten viele der befragten Unternehmen in Maschinendaten effizient verwalten und notwendige Instand- neue Produkte und Dienstleistungen sowie in die Umsetzung haltungsmaßnahmen frühzeitig planen und umsetzen. Doch digitaler Plattformen. Letztere werden eingesetzt, um Partner auch neue, „smarte“ Produkte wurden in den vergangenen an die eigenen Systeme anzubinden, um den Bestellprozess Jahren entwickelt und an den Markt gebracht. So stattet ein zu vereinfachen oder um Kunden Zusatzinformationen und Würzburger Baustoffhersteller seine Silos mit Sensorik und -optionen zu Geschäftsvorgängen oder Produkten zu bieten. Informationstechnologie aus, um Füllmengen zu kontrollieren So stellt ein Industrieunternehmen aus Marktheidenfeld seinen und frühzeitig auf Niedrigstände hinzuweisen. Kunden können Partnerunternehmen eine Plattform zur Verfügung, mit der somit einem unerwarteten Fehlen von Baustoffen und dem diese Produkte konfigurieren, historische Bestellungen ein- damit verbundenen Stillstand des Baubetriebs vorbeugen. Ana- sehen sowie Informationsblätter und Schulungsunterlagen log dazu stattet ein weiteres Würzburger Industrieunternehmen abrufen können. Ein weiteres Industrieunternehmen aus Markt- seine Anlagen mit Sensoren aus, die eine akkurate Abrechnung steft bietet seinen Kunden eine Plattform, die elektronische der Produktionsleistung ermöglichen und somit die Grundlage Anlagen inventarisiert und Zusatzinformationen, wie Prüf- und für neue Geschäftsmodelle und digitale Services legen. Instandhaltungsdaten, abspeichert. Somit können Kunden ihre Hemmnisse der Digitalisierung Erkenntnis 5: Die größten Hemmnisse für die Digitalisierung in Mainfran- eine intensive Auseinandersetzung mit Themen rund um die ken sind mangelnde zeitliche, finanzielle und personelle Res- Digitalisierung fehle. Darüber hinaus berichten zahlreiche sourcen. Insbesondere kleine Unternehmen beklagen eine Unternehmen von einer eingeschränkten Veränderungs- zu hohe Auslastung im Tagesgeschäft, wodurch die Zeit für bereitschaft auf Mitarbeiter-, aber auch auf Kundenseite. Ein weiteres Ziel der Studie war es, etwaige Hemmnisse zu so ist der Einfluss im Vergleich zu anderen Faktoren zurück- identifizieren, die Unternehmen trotz der Kenntnis über Vor- gegangen. Vielmehr bestätigen die Ergebnisse des Digitalkom- teile und Potenziale digitaler Lösungen, von einer Umset- pass 2020, dass viele Unternehmen durch fehlende zeitliche, zung abhalten. Während von öffentlicher und privater Seite finanzielle und personelle Ressourcen in ihren Digitalisie- bereits zahlreiche Initiativen existieren, geben die Antworten der rungsvorhaben gebremst werden. Der IT-Leiter eines Würz- beteiligten Unternehmen Aufschluss darüber, ob die Bekannt- burger Industrieunternehmens führt hierzu aus: „Häufig ist heit und Durchdringung einzelner Angebote verbessert oder es ein Spannungsdreieck aus verfügbarer Zeit, Kosten und möglicherweise eine Re-Priorisierung der Maßnahmen in Energie, sodass es nicht immer möglich ist, neue Projekte Betracht gezogen werden muss. Leyh & Bley (2016) stellten in umzusetzen“. Das Fehlen zeitlicher Ressourcen wurde dabei diesem Kontext fest, dass viele KMU an der Komplexität ihrer besonders von kleinen Unternehmen als maßgebliches Hemm- IT-Infrastruktur sowie an zu hohen Investitionskosten schei- nis wahrgenommen. Während große Unternehmen Experten tern. Diese Erkenntnisse bestätigen sich teilweise auch in der für einzelne Initiativen einstellen oder in der Lage sind, neue, vorliegenden Studie. Abbildung 8 stellt die absoluten Antwor- auf die Digitalisierung spezialisierte Abteilungen zu etablieren, ten der befragten Unternehmen dar. so ist das Thema in kleinen Unternehmen häufig bei wenigen Schlüsselpersonen aufgehängt, die ebenfalls eine tragende Während die Komplexität der vorhandenen Altsysteme auch im Rolle im Tagesgeschäft spielen. Ein ähnliches Bild ergibt sich Jahr 2020 noch ein Hemmnis für die Digitalisierung darstellt, in Bezug auf die Verfügbarkeit finanzieller Ressourcen, wobei
20 Digitalkompass 2020 insbesondere Handelsunternehmen häufiger über zu hohe eine auf diese Zielgruppe abgestimmte Lösung entwickelt, Investitionskosten klagen. Gründe hierfür liegen einerseits in mit der kleine Händler ihre Produkte digital verwalten und der Komplexität der IT-Anforderungen. So bestätigt ein Würz- online anbieten können. Doch es wird nur wenig ange burger Versandhandelsunternehmen: „Die Anforderungen nommen. Die Händler bleiben lieber offline“. Die genannten werden immer komplexer. Jede große Plattform gibt ihre Gründe hierfür sind vielfältig. Zahlreiche Unternehmen geben eigenen Datenaustauschstandards vor. Das ist für uns eine an, dass die Auslastung durch die momentane Geschäfts- große Aufgabe.“ Andererseits ist das Geschäftsmodell von situation so hoch ist, dass für zusätzlichen Umsatz die notwen- Handelsunternehmen durch geringe Margen charakterisiert, digen Ressourcen fehlen. Ein Würzburger Beratungsunterneh- was große Investitionen in die IT-Infrastruktur erschwert. men bestätigt: „Vielen Unternehmen geht es momentan zu Auch Schwierigkeiten bei der Personalbeschaffung spielen eine gut. Sie haben gar keinen Grund etwas zu ändern.“ Die Aus- bedeutende Rolle. Insbesondere mittelgroße Unternehmen wirkungen dieser Haltung sind gravierend. So sind zahlreiche suchen zusätzliches Personal für die Digitalisierung, können Unternehmen darauf angewiesen, mehrere Lösungen parallel geeignete Fachkräfte jedoch aufgrund der angespannten Lage laufen zu lassen, um alle Partner in die eigenen Abläufe inte- am Arbeitsmarkt nur schwer finden. grieren zu können. Dies trifft exemplarisch auf die Verarbei- tung von Bestellungen zu. So erlauben moderne ERP-Systeme Neben fehlenden Ressourcen wurde die eingeschränkte Ver- den digitalen Austausch von Bestellinformationen via eBusi- änderungsbereitschaft von Mitarbeitern und Kunden als ness-Standards (Winkelmann et al. 2018). Dies erfordert zwar zweithäufigstes Hemmnis genannt. Der Geschäftsführer eines Investitionen des einführenden Unternehmens, ermöglicht Würzburger Handelsunternehmens erläutert hierzu: „Wann jedoch mittelfristig signifikante Zeit- und Kosteneinsparun- immer wir von Automatisierung reden, dann ist da natür gen. Der tatsächliche Nutzen dieses Vorgehens basiert jedoch lich eine Angst vor der Überflüssigkeit, zum Beispiel wenn maßgeblich auf Netzwerkeffekten (Parker und van Alstyne ein neuer automatisierter Prozess in der Buchhaltung 2005). Einfach gesagt: je mehr Partner auf diese Art und Weise eingeführt wird.“ Zahlreiche Unternehmen stellen hierbei Informationen austauschen, desto größer ist der Nutzen für die Wichtigkeit einer offenen Unternehmenskultur und eines alle teilnehmenden Unternehmen. Wenn jedoch verschiedene ganzheitlichen Ansatzes für das Change-Management heraus. Partner unterschiedliche Übermittlungsarten, wie eBusiness- Der Geschäftsführer einer Würzburger Web-Agentur sagt dazu: Standards, Emails oder Papieraufträge, einsetzen, um Bestel- „Das Wichtigste ist chancenorientiertes Denken. Denn lungen aufzugeben, verringert sich dieser Nutzen durch die nur, wenn wir Möglichkeiten und nicht Probleme in den Aufrechterhaltung paralleler Strukturen, Systeme und Prozesse. Vordergrund stellen, werden sich Menschen dem Wandel annehmen und positiv wahrnehmen.“ Dass die fehlende Abschließend gaben zahlreiche Unternehmen an, dass die Veränderungsbereitschaft nicht nur die eigenen Mitarbeiter eigene Digitalisierung durch die Komplexität digitaler Lösun- betrifft, sondern auch Partner entlang der Wertschöpfungskette gen gehemmt wird. So merken zahlreiche Unternehmen an, zeigen Einblicke aus dem Tagesgeschäft eines Würzburger Han- technische Lösungen sowie deren konkreten Mehrwert nur delsunternehmens: „Wir beliefern zahlreiche kleine Händler eingeschränkt zu verstehen. Hierbei ist auffällig, dass sich ins- in Würzburg. Läuft ihr Geschäft gut, dann läuft auch unser besondere kleine Unternehmen einen intensiveren Erfahrungs- Geschäft gut. Deswegen haben wir schon vor einiger Zeit austausch wünschen. So erklärt die Geschäftsführerin eines Abbildung 8: Übersicht über Hemmnisse der Digitalisierung in absoluten Nennungen, Mehrfachnennungen möglich Fehlende zeitliche und finanzielle Ressourcen 25 Fehlende Veränderungsbereitschaft von Kunden und Mitarbeitern 20 Unklarheit über den Mehrwert digitaler Lösungen 11 Zu hohe Komplexität digitaler Lösungen 9 Komplexe und starre Altsysteme 8 0 Quelle: Eigene Auswertung
Hemmnisse der Digitalisierung 21 Würzburger Bauunternehmens: „Ich bin für die Digitalisie und unklaren formellen Anforderungen ergeben. So bestätigt rung hier verantwortlich und recherchiere hauptsächlich ein Großteil der befragten Unternehmen, dass sie bisher noch über das Internet. Häufig ist das Nutzenversprechen rie zurückhaltend bei der Digitalisierung und Archivierung ihrer sig, aber auch sehr allgemein gehalten, sodass ich kaum Geschäftsunterlagen sind, da seitens offizieller Behörden und einschätzen kann, was es mir als Unternehmen konkret Kammern keine klaren Aussagen über physische Aufbewah- bringt“. Bedenkenswert sind ebenfalls Aussagen zur regulato- rungsfristen getroffen werden. rischen Unsicherheit, die sich aus der Vielzahl von Vorschriften Auswirkungen der Digitalisierung Erkenntnis 6: Die Digitalisierung ist in Mainfranken angekommen. Viele ist sich ein Großteil der Unternehmen über Veränderungen Unternehmen nehmen weitreichende Auswirkungen auf ihr bewusst. Lediglich im Hinblick auf ihre Organisationsstruktur Kerngeschäft und ihr Geschäftsmodell wahr. Auch in Bezug nehmen die meisten Unternehmen eine eher abwartende Hal- auf Ihre Abläufe und die Anforderungen an ihre Mitarbeiter tung ein und schaffen kaum neue Rollen oder Abteilungen. Zusätzlich zur Untersuchung des aktuellen Status quo der Digi- erwirtschaften. Abschließend fasst die letzte Gruppe Unter- talisierung in Mainfranken, dient der Digitalkompass 2020 der nehmen zusammen, die zwar vereinzelte Auswirkungen auf Analyse bereits heute wahrgenommener Auswirkungen. Hier- Abläufe oder Vertriebskanäle sehen, welche die Bedeutung des bei standen folgende Bereiche im Fokus: digitalen Geschäfts jedoch als gering einschätzen. 1. Auswirkungen auf das Geschäftsmodell und das Kerngeschäft Zusammenfassend verteilen sich die befragten Unternehmen 2. Auswirkungen auf Aufgaben und Geschäftsprozesse relativ gleichmäßig über diese drei Kategorien. Insgesamt 13 3. Auswirkungen auf Rollen und die Organisationsstruktur Teilnehmer sehen große Auswirkungen auf ihr Kerngeschäft 4. Auswirkungen auf Anforderungen an Mitarbeiter und ihr Geschäftsmodell. So berichtet ein Industrieunterneh- men aus Würzburg: „Ohne die Digitalisierung wäre unser Abbildung 9 zeigt, wie die befragten Unternehmen die Aus- Geschäft gar nicht möglich. Wir verkaufen mittlerweile wirkungen der Digitalisierung auf ihr Geschäftsmodell und ihr ausschließlich online und unsere Prozesse sind vollständig Kerngeschäft wahrnehmen. digitalisiert und automatisiert.“ Dies bestätigt sich auch mit einem Blick auf die Finanzbranche. Ein Würzburger Finanz- Hinsichtlich der Auswirkungen auf das Geschäftsmodell dienstleister beschreibt die Situation wie folgt: „Die Auswir unterscheidet sich die Wahrnehmung der befragten Unterneh- kungen bei uns sind riesig. Intern wird alles auf digital men erheblich. Allgemein können wir zwischen drei Kategorien umgestellt und auch unsere Kundenbeziehungen werden unterscheiden. In die erste Kategorie fallen Unternehmen, immer digitaler.“ die eine Verschiebung ihrer Erlösquellen und Geschäftsfelder wahrnehmen. Die zweite Kategorie umfasst Unternehmen, die Bei insgesamt 19 Unternehmen sind zwar Veränderungen zu zwar digitaler arbeiten oder Ihre Produkte vermehrt über digi- beobachten, diese haben jedoch nicht zu einer nachhaltigen tale Vertriebskanäle absetzen, den Großteil Ihrer Erträge jedoch Anpassung des Geschäftsmodells geführt. Ein Würzburger noch immer in traditionellen Märkten und Produktkategorien Handelsunternehmen berichtet: „Durch die Digitalisierung
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