DIGITALISIERUNGS-STRATEGIE FÜR DEN ÖSTERREICHISCHEN - TOURISMUS - BMNT

 
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DIGITALISIERUNGS-STRATEGIE FÜR DEN ÖSTERREICHISCHEN - TOURISMUS - BMNT
DIGITALISIERUNGS-
STRATEGIE FÜR DEN
ÖSTERREICHISCHEN
TOURISMUS
DIGITALISIERUNGS-STRATEGIE FÜR DEN ÖSTERREICHISCHEN - TOURISMUS - BMNT
INHALTSVERZEICHNIS

VORWORT                     4–5

INHALTLICHE EINFÜHRUNG      6–9

STRATEGISCHE ZIELE         10–11

ACHT HANDLUNGSFELDER      12–30

UMSETZUNG DER STRATEGIE      31

FÖRDERUNGEN
IN DEN BUNDESLÄNDERN         32

DIGITALISIERUNGSABC       33–35

WIR BEDANKEN UNS          36–39

IMPRESSUM                    40
DIGITALISIERUNGS-STRATEGIE FÜR DEN ÖSTERREICHISCHEN - TOURISMUS - BMNT
Petra Nocker-Schwarzenbacher
                                                    Bundesspartenobfrau
                                                    Tourismus und Freizeitwirtschaft,
                                                    Wirtschaftskammer Österreich

          © Helge Kirchberger

                                   MIT DIGITALER    … gesamtgesellschaftlichen Wandel
                                TRANSFORMATION      … unaufhaltbare globale Entwicklung
                                 ASSOZIIERE ICH …   … enormes Potenzial und Chancen …
                                                    Zukunftssicherung … Tourismusmotor.

                 ICH SEHE DIE                       … Österreich als hochentwickeltes Land die
         DIGITALISIERUNG ALS                        besten Voraussetzungen hat, die digitale
     CHANCE FÜR ÖSTERREICH,                         Zukunft aktiv und als Vorreiter mitzugestal­
                       WEIL …                       ten. Die Entwicklung ist nicht aufzuhalten.
                                                    Wenn wir jetzt dranbleiben und nachhal­
                                                    tige Entscheidungen für einen digitalen
                                                    Fortschritt treffen, wird unser Land auch in
                                                    Zukunft bestens aufgestellt sein oder sogar
                                                    eine führende Rolle übernehmen.

         DER ÖSTERREICHISCHE                        … mit der Postkutsche in ein Hotel ohne
              TOURISMUS OHNE                        Elektrizität anzureisen, also eine Zeitreise
    DIGITALISIERUNG WÄRE FÜR                        in die Vergangenheit.
                    MICH WIE …
         MEINE PERSÖNLICHE                          … den Fortschritt und die digitale Weiter­
             VISION FÜR DEN                         entwicklung erfolgreich mitgestaltet und
          ÖSTERREICHISCHEN                          implementiert zu haben, weiterhin auf dem
      TOURISMUS IN 10 JAHREN                        Stand der Dinge zu sein und dennoch die
                         IST …                      Wurzeln, das „traditionell Österreichische“
                                                    und die „typisch österreichische Gastfreund­
                                                    schaft“ nicht vergessen zu haben.

        ALLEN BEITRAGENDEN                          … bleiben wir weiterhin so aufmerksam
     ZUM GESAMTKUNSTWERK                            und motiviert, um neue Entwicklungen
      TOURISMUS MÖCHTE ICH                          zu erkennen und zu nutzen! Wenn Unter­
           GERNE MITGEBEN …                         nehmer/innen, Interessenvertretung und
                                                    Politik gemeinsam an einem Strang ziehen,
                                                    werden wir den Tourismus in eine sichere
                                                    Zukunft führen.

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DIGITALISIERUNGS-STRATEGIE FÜR DEN ÖSTERREICHISCHEN - TOURISMUS - BMNT
Dr. Harald Mahrer
                                                Bundesminister für Wissenschaft,
                                                Forschung und Wirtschaft

            © KNOPP Marek

                               MIT DIGITALER    … die Welt im Wandel … Veränderung als
                            TRANSFORMATION      einzige Konstante … ungeahnte Möglich­
                             ASSOZIIERE ICH …   keiten … flächendeckende Vernetzung
                                                … 360° statt Einbahn … Daten als Rohstoff.

               ICH SEHE DIE                     … wir unsere Ausbildungssysteme entstauben
       DIGITALISIERUNG ALS                      und zukunftsfit machen … wir schon jetzt gut
   CHANCE FÜR ÖSTERREICH,                       ausgebildete Mitarbeiter/innen haben …
                     WEIL …                     die Wirtschaft schon in der Vergangenheit
                                                bewiesen hat, dass sie mit Veränderung gut
                                                umgehen kann … Österreich schon immer ein
                                                Land der Forscher/innen, Erfinder/innen und
                                                Innovator/innen war.

      DER ÖSTERREICHISCHE                       … ein Gipfel ohne Kreuz … eine Hütte ohne
           TOURISMUS OHNE                       Wirt … eine Piste ohne Ski … eine Stadt ohne
 DIGITALISIERUNG WÄRE FÜR                       Kultur … eine Therme ohne Wasser … der
                 MICH WIE …                     Opernball ohne Walzer … ein Hotel ohne
                                                Zimmer … die Hofburg ohne Sisi.
                                                Mit einem Wort: undenkbar!

        MEINE PERSÖNLICHE                       … dass die Vernetzungsmöglichkeiten, die
            VISION FÜR DEN                      die Digitalisierung bietet, als Motor für
         ÖSTERREICHISCHEN                       Innovation und Weiterentwicklung genutzt
     TOURISMUS IN 10 JAHREN                     werden. Dazu wird es aber nicht reichen,
                        IST …                   im Digitalisierungsstrom mitzuschwimmen
                                                – wir werden unsere Spitzenposition im
                                                weltweiten Tourismus nur als Innovations­
                                                leader behaupten können.

       ALLEN BEITRAGENDEN                       … dass „more of the same“ im Tourismus
    ZUM GESAMTKUNSTWERK                         zukünftig nicht reichen wird. Wenn wir uns
     TOURISMUS MÖCHTE ICH                       aber gemeinsam den Herausforderungen
          GERNE MITGEBEN …                      der digitalen Transformation stellen, hat
                                                Österreich die besten Chancen, auch in Zu­
                                                kunft im weltweiten Tourismus ganz vorne
                                                mitspielen zu können.

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INHALTLICHE EINFÜHRUNG

VON DER SKEPSIS ZUM AUFBRUCH                       Für den österreichischen Tourismus birgt
Die Ausgangslage ist hervorragend: Idylli­         das die enorme Chance, sich im globalen
sche Natur, sauberes Wasser, hohe Sicher­          Wettbewerb als die Qualitätsdestination
heit, vielfältige kulturelle Reize – das ist die   zu positionieren. Die digitale Transformati­
einzigartige Kombination, die Österreich           on ermöglicht es, die Sehnsucht der Gäste
für Gäste aus der ganzen Welt anziehend            nach authentischen persönlichen Begeg­
macht. Pro Jahr kommen mehr als 40 Mil­            nungen noch besser als zuvor erfüllen zu
lionen Gäste aus dem In- und Ausland. Das          können und den Widerspruch zwischen
ist fünf Mal so viel wie unser Land selbst         Technologie und Menschlichkeit in neu­
Einwohner/innen hat. Eine eindrucksvolle           artiger Weise aufzulösen – durch maßge­
Leistung.                                          schneiderte Kommunikation mit den Gäs­
                                                   ten schon lange bevor der Urlaub beginnt,
Doch kann man sich auf der Erfolgsge­              durch den Einsatz von Software im Backof­
schichte des österreichischen Tourismus            fice der Betriebe oder durch die intelligente
ausruhen? „Wenn wir wollen, dass alles so          Nutzung von Daten. Kleine Strukturen und
bleibt, wie es ist, müssen wir zulassen, dass      Betriebsgrößen sind kein Hindernis, da ge­
sich alles verändert“, schrieb bereits Giu­        rade die Digitalisierung neue Formate der
seppe Tomasi di Lampedusa im berühmten             Zusammenarbeit erleichtert.
Roman „Der Leopard“. Zulassen bedeutet
jedoch nicht, sich überrollen zu lassen, son­      Aus der Skepsis, die digitalen Technologien
dern selbst Hand anzulegen: Wenn Gäste,            oft entgegengebracht wird, soll also ein Auf­
Mitarbeiter/innen und Unternehmer/innen            bruch werden. Das ist die Zielsetzung der
ihre Kommunikation auf fundamentale                Digitalisierungsstrategie für den österreichi­
Weise verändern und via Smartphone, Arm­           schen Tourismus mit ihren 22 Maßnahmen:
bändern und Computern mit Freund/innen,            Inspiration, Ansporn und Handlungsanlei­
Geräten und Fahrzeugen verbunden sind,             tung für Tourismus- und Freizeitunterneh­
dann ist das erst der Anfang der digitalen         mer/innen, Destinationsmanager/innen,
Transformation. Diese führt zu einem funda­        Verwaltung und Politik, sich mit neuen
mentalen kulturellen und wirtschaftlichen          digitalen Möglichkeiten und Geschäftsmo­
Umbruch. Nicht nur das Informations- und           dellen auseinanderzusetzen und selbst zu
Buchungsverhalten der Gäste verlagert sich         Gestalter/innen des Neuen zu werden.
in die digitale Welt, auch Wertschöpfungs­
ketten und Geschäftsmodelle entstehen              VISION FÜR DEN ÖSTERREICHISCHEN
neu. Was den Menschen ausmacht, ihn ein­           TOURISMUS IN 10 JAHREN
zigartig macht in Abgrenzung zur Maschi­           In einer Welt, deren digitale und analoge
nenwelt, und die Balance zwischen Arbeit           Seite verschmilzt, Menschen mehr denn je
und Erholung werden zu zentralen Fragen            reisen, untereinander als auch mit Maschi­
der Gesellschaft.                                  nen intensiv vernetzt sind, ist Österreich

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eines der weltweit gefragtesten Urlaubslän­               Sie sind Meister/innen darin, unterschied­
der: Es steht für einzigartige Erlebnisse in              liche analoge und virtuelle Angebote zu
einer sauberen Natur, auf Bergen, im Was­                 einem einzigartigen Ganzen zu kombinieren
ser, in pulsierenden Kulturszenen und für                 und über Kooperationen mit anderen Touris­
persönlich berührende Gastfreundschaft.                   musbetrieben, Landwirt/innen, Handwerker/
Dadurch gelingt es dem österreichischen                   innen, Kreativunternehmer/innen, IT-Unter­
Tourismus, seine Marktanteile im globalen                 nehmer/innen und anderen Partner/innen
Markt nicht nur zu halten, sondern sogar                  neuartige Geschäftsmodelle zu kreieren
zu steigern. Durch eine kluge Nutzung                     und zu realisieren. Die Unternehmer/innen
unterschiedlicher digitaler Technologien                  setzen digitale Technologien so ein, dass sie
und Datensätze ist Urlaub in Österreich in                hohe Wertschöpfung im Inland und interna­
der digitalen Welt stark präsent und ohne                 tionale Wettbewerbsfähigkeit erzielen. Sie
Aufwand buchbar. Die Gastgeber/innen                      haben den kulturellen und technologischen
schneiden das Erlebnis nicht nur im Urlaub                Wandel, der mit der digitalen Transformation
selbst, sondern bereits im Vorfeld entlang                einhergeht, verstanden und als besondere
der „Entscheidungsreise“ individuell auf die              Stärke entdeckt. Politik und Verwaltung un­
Bedürfnisse ihrer Gäste zu und betreiben                  terstützen die Tourismuswirtschaft dabei mit
damit permanent Innovation.                               entsprechenden Rahmenbedingungen.

DIE PRINZIPIEN DER DIGITALEN TRANSFORMATION
1. NETZWERKE STATT HIERARCHIE: Digitalisierung ist lediglich ein Instrument und ermöglicht Veränderung.
Kern der digitalen Transformation ist jedoch der kulturelle Wandel in der zunehmend vernetzten virtuellen Welt:
Kooperationen und Netzwerke lösen Hierarchien ab. Das erfordert neue Strategien auf Ebene von Betrieben,
Destinationen und Bundesländern.

2. DIE NEUE ROLLE DER KUND/INNEN: Die Wünsche und Bedürfnisse des Gastes werden zum bestimmenden
Element des Angebots: Alles orientiert sich an seinen Erlebnissen. Man denkt in „Customer Journeys“, also in dem
Zeitraum oder dem Weg, den man von der Information über die Buchung bis zum tatsächlichen Erleben der
Reise macht. Heute verlangen Kund/innen mehr Partizipation und Kommunikation auf Augenhöhe.

3. DATENWIRTSCHAFT: In einer digitalen Welt können Daten bewusst gesammelt und ausgewertet werden:
Statt bloßem Bauchgefühl stehen Daten als Entscheidungsgrundlage für Unternehmer/innen und Destinations­
manager/innen zur Verfügung. Auch die Tourismus- und Freizeitwirtschaft wird eine wissensintensive Branche.

4. OPEN INNOVATION: Die Innovationszyklen werden kürzer, neue Spieler/innen betreten die Branche. Zusam­
menarbeit wird eine zentrale Option, sodass sich kleinstrukturierte Unternehmen durch Kooperation im Wett­
bewerb bestens behaupten können. Durch Open Innovation-Prozesse wird permanent Neues hereingeholt und
bewusst gestaltet.

5. SERVICE 4.0: Der Charakter der Dienstleistung selbst verändert sich. Sie wird individueller, komplexer und
wesentlich informationsintensiver als bisher, ob in der analogen oder digitalen Welt.

DIGITALISIERUNGSSTRATEGIE FÜR DEN ÖSTERREICHISCHEN TOURISMUS                                                       7
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SWOT-ANALYSE DES
ÖSTERREICHISCHEN TOURISMUS
IM HINBLICK AUF SEINE WETTBEWERBSFÄHIGKEIT
IN DER DIGITALEN TRANSFORMATION

                                              STÄRKEN

                                                Die einmalige Kombination von
                                                Natur, Wasser, Sauberkeit, Kultur
                                                und Sicherheit wirkt weltweit
                                                als Magnet

                                                Die hohe Service- und Gastgeber/
                                                innenqualität zählt auch in einer
                                                digitalen Welt

                                                Das Preis-Leistungsverhältnis ist im
                                                internationalen Vergleich attraktiv

                                                Die hohe Quote an Stammgästen
                                                macht Ressourcen für die Ansprache
                                                neuer Märkte frei

     SCHWÄCHEN

       Die Erfahrung mit systematischen
       Innovationsprozessen ist vergleichs-
       weise gering

       Die kleinteilige Betriebsstruktur
       kann den Wettbewerb mit großen,
       internationalen Playern erschweren

       Die hohe Abgaben- und Bürokratielast
       verringert die finanziellen Spielräume
       der Touristiker/innen

       Es herrscht verschärfter
       Fachkräftemangel

       Ultraschnelles Internet ist fast
       ausschließlich in größeren Städten
       und Ballungsräumen verfügbar

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CHANCEN

   Die Alleinstellungsmerkmale und
   die hohe Qualität des österreichischen
   Tourismus können digital rascher
   und umfassender bekannt gemacht
   werden – so auch z.B. im Bereich des
   Patient/innentourismus, wo Medizin
   und Rehabilitation auf höchstem Niveau
   geboten wird
                                            HERAUSFORDERUNGEN
   Die international hervorragende
   Reputation der Reisedestination
                                               Die Innovationsdynamik bei der
   Österreich bekommt durch die
                                               Erneuerung von Angeboten und
   Digitalisierung eine noch größere
                                               Geschäftsmodellen muss erhöht werden,
   Bühne
                                               um Wertschöpfung nicht internationalen
                                               Zwischenhändler/innen zu überlassen
   Der Tourismus wächst weltweit,
   und Österreich kann von diesem
                                               Der flächendeckende Ausbau des
   Wachstum profitieren
                                               Breitbandnetzes muss beschleunigt
                                               werden
   Durch Kooperationen können die
   Nachteile der Kleinstrukturiertheit
                                               Österreich muss sich auch gegen neu
   ausgeglichen und Geschäftsmodelle
                                               entstehende Destinationen behaupten
   innoviert werden
                                               Die Anforderungen an Aus- und
   Sicherheit wird bei der
                                               Weiterbildung ändern sich immer
   Reiseentscheidung wichtiger
                                               rascher

                                               Der Bürokratieabbau muss forciert
                                               werden, vor allem KMU sollten sich
                                               wieder auf ihre unternehmerischen
                                               Tätigkeiten konzentrieren können

                                               Die derzeit oftmals zurückhaltende
                                               Kooperationsbereitschaft muss erhöht
                                               werden – nur so lassen sich die Chancen der
                                               Digitalisierung auch tatsächlich nutzen

DIGITALISIERUNGSSTRATEGIE FÜR DEN ÖSTERREICHISCHEN TOURISMUS                                 9
DIGITALISIERUNGS-STRATEGIE FÜR DEN ÖSTERREICHISCHEN - TOURISMUS - BMNT
DREI STRATEGISCHE ZIELE

                            DIGITALEN WANDEL
                                GESTALTEN

     INNOVATIONSKRAFT                             KOMPETENZEN UND
        DER BETRIEBE                             PROZESSE FÜR DIGITALE
          STÄRKEN                                  TRANSFORMATION
                                                      SCHAFFEN

I    DIGITALEN WANDEL GESTALTEN
   DATEN ALS RESSOURCE
MAẞNAHME 1:   Mehr Wertschöpfung in Österreich – Abhängigkeit von internationalen
		            Online Travel Agencies (OTA) reduzieren
MAẞNAHME 2: Smart Data im Tourismus – Diskussion über die Einführung
		            eines Marketing Intelligence Hubs für Österreich
MAẞNAHME 3: Herausforderung Datenschutz – Informationsoffensive für
		            Tourismusunternehmen

   DIGITALE INFRASTRUKTUR
MAẞNAHME 4: Breitband bis ins Hinterland – Ausbau von leitungsgebundener
		             Infrastruktur und Einführung der nächsten Mobilfunk-Generation

   KOOPERATIONEN UND SERVICEBUNDLES
MAẞNAHME 5: Kooperationsprojekte belohnen – Schwerpunkt bei
		           Auszeichnungen und Förderungen
MAẞNAHME 6: Gemeinsam statt einsam – Definition von einheitlichen
		           Datenschnittstellen

   FÖRDERUNG DER DIGITALEN TRANSFORMATION
MAẞNAHME 7: Förderprogramme öffnen – mehr Forschungs- und Innovationsprojekte
		          im Tourismus
MAẞNAHME 8: Crowdfunding für den Tourismus – neue Kapitalgeber/innen für
		          die Digitalisierung
MAẞNAHME 9: Hemmschuh Förderungsmodalitäten – Vereinfachung der
		          Förderabwicklung

10
DIGITALISIERUNGS-STRATEGIE FÜR DEN ÖSTERREICHISCHEN - TOURISMUS - BMNT
II INNOVATIONSKRAFT DER BETRIEBE STÄRKEN
   DIALOG GAST-GASTGEBER/IN
MAẞNAHME 10: Bürokratieabbau und vereinfachte bürokratische Abwicklung online –
		            neue Freiräume für Unternehmer/innen durch Digitalisierung
MAẞNAHME 11: Digitale Toolbox – Netzwerk für Tourismus-Unternehmer/innen

   OPEN INNOVATION
MAẞNAHME 12: Neue Lösungen gefragt – Innovations- und Digitalisierungscoaches
		           für Betriebe
MAẞNAHME 13: Regulatorische „Spielwiese“ – mehr Freiraum für Innovation
MAẞNAHME 14: Neue Räume für neue Ideen – Open Innovation-Drehscheiben
		           im Tourismus

III KOMPETENZEN UND PROZESSE FÜR
    DIGITALE TRANSFORMATION SCHAFFEN
   AUSBILDUNG UND ARBEITSMARKT
MAẞNAHME 15: Digitale Kompetenz in der Lehre – Evaluierung der
		           touristischen Lehrberufe
MAẞNAHME 16: Die Lehre auf einen Blick – Entwicklung eines elektronischen
		           Ausbildungstools
MAẞNAHME 17: Vernetzung und Information – neue Serviceangebote für Lehrlinge
		           und Ausbildner/innen
MAẞNAHME 18: Anforderungen an den Tourismus im Wandel – laufende Weiterentwicklung
		           von schulischen und universitären Ausbildungsprogrammen
MAẞNAHME 19: Train the Trainer – digitale Fitness und Kompetenz für das Lehrpersonal
             an Tourismusschulen und Berufsschulen

   VERTRIEB, KOMMUNIKATION UND MARKETING
MAẞNAHME 20: Digitalhilfe auf Knopfdruck – Aufbau einer Peer-to-Peer-Lernplattform
		            für Unternehmer/innen im österreichischen Tourismus
MAẞNAHME 21: Tourismusmarketing 4.0 – Roadshow in den Destinationen
MAẞNAHME 22: Fairer Wettbewerb auch im Internet – durch rechtliche
              Rahmenbedingungen

Jedes Ziel umfasst spezifische Handlungsfelder, die durch insgesamt 22 Maßnahmen
konkretisiert und operationalisiert werden. Dabei werden sowohl bestehende
Maßnahmen beschrieben als auch neue Maßnahmen vorgeschlagen.

DIGITALISIERUNGSSTRATEGIE FÜR DEN ÖSTERREICHISCHEN TOURISMUS                           11
DATEN ALS RESSOURCE

 Für Tourismusanbieter/innen, die sich Zu-      ders individueller Services für den Gast, Live
 gang zu den richtigen Daten verschaffen        Marketing und eine andauernde Beziehung
 und diese gezielt nutzen, eröffnen sich völ-   mit Stammkund/innen ermöglichen. Das
 lig neue Möglichkeiten der Wertschöpfung.      gewaltige Potenzial von Daten wird derzeit
 In einer digitalen, globalen Welt sind Daten   bei weitem nicht ausgeschöpft. Wesentliche
 eine harte Währung und ermöglichen, noch       Gründe dafür sind die fehlende Sammlung,
 näher am Gast zu sein, die richtigen unter­    die mangelnde Verfügbarkeit, aber auch
 nehmerischen Entscheidungen zu treffen         der unzureichende Austausch vorhandener
 und noch effizienter zu arbeiten. „Fakten      Daten zwischen den einzelnen touristischen
 statt Bauchgefühl“ lautet das Motto der Da­    Akteur/innen. Vielen ist die Notwendigkeit
 tenwirtschaft, welche touristische Erfahrung   der Sammlung noch nicht ausreichend
 künftig optimal ergänzen kann. Die erfolg­     bewusst, andere haben aufgrund des Wett­
 reiche Sammlung und bewusste Nutzung           bewerbs Angst, ihre Daten zu teilen, obwohl
 von Daten ist für den Tourismus spielent­      sie durch Kooperationen letztlich Zugang
 scheidend, um den Gast künftig punktge­        zu noch größeren Datenpools erhalten wür­
 nau und vor allem sehr persönlich zu errei­    den. Häufig mangelt es auch noch an der
 chen: mit emotionaler Inspiration bereits      Kompetenz, die Daten richtig zu nutzen,
 vor Antritt der Reise, passender Information   der technischen Umsetzung oder der Kom­
 und Planungsgrundlagen rund um die             patibilität existierender Systeme. Die Mög­
 Buchung, maßgeschneiderten Angeboten           lichkeiten, gemeinsam schnell und flexibel
 während der Reise und Bestätigung sowie        auf Preisentwicklungen, Buchungslage und
 Erinnerung danach, wenn das Erlebnis im        aktuelle Marktbedingungen zu reagieren,
 Kopf nachhallt. Große wie kleine Tourismus­    werden erst unzureichend genutzt – es fehlt
 anbieter/innen können von Daten enorm          ein gemeinsamer Wissens­pool.
 profitieren, weil diese das Schnüren beson­
                                                                                                 © Adobe Stock

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I    DIGITALEN WANDEL GESTALTEN

                    „Unser Ziel sollte sein, genau
                  jenem Gast direkt kommunizier     mit
                können, der gerade ‚Urlaub in       en zu
               sucht. Eine 1-to-1-Kommunik Österreich‘
                                              ation
                     wir nur über die Digitalisieru können

                                                                                    © ÖW/Specht
                                                    ng
                              verwirklichen.“
                              Petra Stolba,
                           Österreich Werbung

MAẞNAHME 1:                                      MAẞNAHME 2:
Mehr Wertschöpfung in Österreich –               Smart Data im Tourismus – Diskussion über
Abhängigkeit von internationalen                 die Einführung eines Marketing-Intelligence
Online Travel Agencies (OTA) reduzieren          Hubs für Österreich
Internationale OTA verlangen hohe Provisio­      Ausgewählte, verhaltensbezogene Daten, die
nen und sammeln die Daten unserer Gäste.         während der gesamten Customer Journey
Ziel muss aber sein, einen größeren Teil der     erhoben werden, ermöglichen eine zuverläs­
Wertschöpfung im Land zu behalten. Die           sige Analyse der individuellen Bedürfnisse
Abhängigkeit von internationalen OTA soll        der Gäste und den Gewinn völlig neuer Er­
einer fairen Kooperation gleichberechtigter      kenntnisse in Echtzeit. Dass Daten in Öster­
Partner weichen, z.B. durch die Intensivie­      reich gemeinsam erhoben und aus­gewertet
rung der Zusammenarbeit auf betrieblicher        werden können, zeigt die erfolgreiche
Ebene wie durch Kooperationen von Inco­          Kooperation der Österreich Werbung mit
ming Reisebüros und der Hotellerie, sowie        den Bundesländern und den Destinationen
durch vermehrte Direktbuchungen.                 bei der Neuausrichtung von T-MONA, einer
                                                 österreichweiten Gästebefragung. Mit dem
                                                 Aufbau eines Marketing Intelligence Hubs
                                                 soll das gemeinsame Sammeln von und
                                                 Lernen aus verhaltensorientierten, anonymi­
                                                 sierten Nutzerdaten ermöglicht und damit
                                                 das Tourismusmarketing optimiert werden.

DIGITALISIERUNGSSTRATEGIE FÜR DEN ÖSTERREICHISCHEN TOURISMUS                                      13
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     EXKURS: DATENSCHUTZ
     Der Datenschutz ist eine große Herausfor-      bis zu 20 Millionen Euro oder 4% des
     derung für den österreichischen Tourismus.     weltweit erzielten Jahresumsatzes. Der
     Unternehmen sind gut beraten, sämtliche        europäische Gesetzgeber nimmt bei der
     Datenanwendungen eingehend auf die             Strafbemessung die/den für die Verarbei-
     Datenschutzkonformität zu überprüfen,          tung Verantwortliche/n in die Pflicht und
     um rechtliche Probleme zu vermeiden.           setzt bewusst auf eine abschreckende
     Der datenschutzkonforme Umgang mit             Wirkung. Mit der DSGVO wird die soge-
     personenbezogenen Daten über Kund/             nannte „Rechenschaftspflicht“ (engl. „Ac-
     innen, Lieferant/innen und Mitarbeiter/        countability“) eingeführt. Diese bedeutet,
     innen ist wichtiger Bestandteil der betrieb-   dass Datenschutzverantwortliche für die
     lichen Compliance und ab 25. Mai 2018          Einhaltung der in der DSGVO enthaltenen
     Gesetzespflicht. Die europäische Daten-        Datenschutzgrundsätze verantwortlich
     schutz-Grundverordnung (DSGVO) sieht           sind und deren Einhaltung auch nach­
     bei Verstößen empfindliche Bußgelder vor –     weisen können.

                   DATENSCHUTZGRUNDSÄTZE:
                      Rechtmäßigkeit, Verarbeitung nach Treu und Glauben, Transparenz

                      Zweckbindung

                      Datenminimierung

                      Richtigkeit

                      Speicherbegrenzung

                      Integrität und Vertraulichkeit

14
I   DIGITALEN WANDEL GESTALTEN

Die neue Gesetzeslage enthält altbekannte         Die verpflichtende Bestellung einer/eines
Pflichten, aber auch neue Herausforderungen.      Datenschutzbeauftragten wird aber wohl
So wurden die Rechte der Betroffenen erheb­       im Regelfall für die Tourismus- und Freizeit­
lich ausgebaut. Betroffene sollen Bescheid        wirtschaft nicht schlagend (Ausnahme: z.B.
wissen, ob ihre personenbezogenen Daten           Gesundheitsbetriebe), da weder eine „regel­
verarbeitet und darüber umfassend, transpa­       mäßige und systematische Überwachung“
rent, präzise, leicht zugänglich und verständ­    erfolgt, noch umfangreich „sensible Daten“
lich informiert werden.                           verarbeitet werden.

Weiters werden z.B. das „Recht auf Vergessen“,    Im Prinzip sind alle Datenanwendungen
„Datenschutz durch Technikgestaltung“             eines Tourismusbetriebes – wie zum Beispiel
(„Privacy by Design“) sowie „datenschutz­         Computerreservierungssysteme, Kundenbin­
freundliche Voreinstellungen“ („Privacy by        dungsprogramme, CRM-Systeme, Werbung
Default“) eingeführt. So soll durch „Privacy      unter Einsatz elektronischer Kommunika­
by Design“ ein Softwaresystem so gestaltet        tionsmittel, herkömmliche Briefwerbung,
werden, dass dieses möglichst wenig in die        Check-in und Check-out inklusive AGB,
Privatsphäre eingreift. „Privacy by Default“      Videoüberwachung, Zutrittskontrollsystem
dagegen bedeutet, dass automatisch daten­         per Radio-Frequency Identification (RFID)
schutzfreundliche Einstellungen ausgewählt        und Biometrie, Internetnutzung, Webauftritt,
werden, die nur von Betroffenen geändert          Webshops uvm. – zu analysieren und an die
werden können.                                    neue Gesetzeslage anzupassen.
                                                  Autor: Hans-Jürgen Pollirer,
Die DSGVO sieht umfangreiche Dokumen­             Secur-Data Betriebsberatungs-GmbH

tationspflichten vor – so ist für alle Datenan­
wendungen ein detailliertes Verfahrensver­
zeichnis anzulegen. Für Verarbeitungen, die
mit hohem Risiko für Betroffene verbunden
sind, ist eine sogenannte Datenschutz-Fol­        MAẞNAHME 3:
genabschätzung durchzuführen. Im Bereich          Herausforderung Datenschutz – Informa­
der Informationssicherheit fordert die DSGVO      tionsoffensive für Tourismusunternehmen
die Durchführung von Risikoanalysen und das       Eine rechtzeitige Vorbereitung auf die Än­
Treffen geeigneter technischer und organisa­      derungen im Datenschutz kann Tourismus­
torischer Maßnahmen, um die Rechte und            unternehmen vor Problemen bewahren. Mit
Freiheiten der Betroffenen sicherzustellen.       einer Informationsoffensive sollen Tourismus­
Zu analysieren und vermut­lich anzupassen         unternehmer/innen für das Thema Daten­
sind alle mit externen Dienstleister/innen        schutz sensibilisiert und auf das vorhandene
abgeschlossenen Ver­träge sowie alle „Ein­        Informations- und Beratungsangebot (siehe
willigungserklärungen“, die als Rechtsgrund­      www.wko.at/datenschutz) hingewiesen
lage für eine Datenanwendung dienen.              werden.

DIGITALISIERUNGSSTRATEGIE FÜR DEN ÖSTERREICHISCHEN TOURISMUS                                      15
DIGITALE INFRASTRUKTUR

 Überall dort, wo Tourismus passiert, brauchen   Datennetze und ohne ultraschnelles Inter­
 Gäste und Gastgeber/innen schnelles             net nicht möglich. Nicht einmal der Bau,
 Internet und Datenautobahnen. Sie sind          der Betrieb und Rückbau von touristischen
 die Voraussetzung für künftigen Erfolg.         Gebäuden wird ohne umfassenden Einsatz
 Internet beim Skifahren, auf der Almhütte       von Building Information Modeling (BIM)
 und im Zug, störungsfreie Videokonferen­        auskommen und einhergehen können
 zen vom Landhotel aus: Für Gäste ist mitt­      (SIEHE BOX, Seite 17).
 lerweile der Zugang zum Internet während        Menschen, Dinge, Gebäude – alles ist zu­
 der gesamten Reise, egal wo sie sich gerade     nehmend miteinander vernetzt: Gäste wer­
 befinden und auch rund um die Uhr, eine         den in Zukunft bereits über ihre mobilen
 Selbstverständlichkeit. Doch auch für die       Endgeräte einchecken, ihre Hotelzimmer
 Tourismusanbieter/innen ist die Anbindung       aufsperren, Services vor Ort buchen oder
 an ein leistungsfähiges, flächendeckendes       beim Skifahren und Wandern an Commu­
 Breitbandnetz das Fundament für die künf­       nity-Wettbewerben im Internet teilnehmen
 tige Wertschöpfung und mindestens genau­        und sich mit anderen Gästen messen. Auf­
 so wichtig wie eine gute Verkehrsanbindung      grund des exponentiellen Anstiegs an Da­
 und Energieversorgung: Datengetriebene          tenmengen bildet eine leistungsfähige und
 Marketing- und Vertriebsaktivitäten, die        flächendeckende digitale Infrastruktur das
 Umsetzung neuartiger touristischer Ge­          Rückgrat für ein optimales Erlebnis für den
 schäftsmodelle und Echtzeitkooperationen,       Gast, intelligente Tourismusdienstleistungen
 sowohl im Tourismus als auch mit anderen        und eine zielgerichtete Sammlung und Nut­
 Branchen, sind ohne den Ausbau der              zung von Daten im Tourismus der Zukunft.
                                                                                                © Adobe Stock

16
I     DIGITALEN WANDEL GESTALTEN

MAẞNAHME 4:
Breitband bis ins Hinterland – Ausbau von                   punkt für den Erfolg des digitalen Wandels
leitungsgebundener Infrastruktur und Ein-                   und muss folglich rasch umgesetzt werden.
führung der nächsten Mobilfunk-Generation                   Durch gezielte Investitionen in den Ausbau
Eine flächendeckende, ausfallsichere Versor­                digitaler Infrastruktur, sowohl in Ballungs­
gung mit ultraschnellen Breitband-Hoch­                     räumen als auch in ländlichen Regionen,
leistungszugängen – leitungsgebunden und                    soll Österreich eine der führenden digitalen
über 5G-Mobilfunknetze – ist der Ausgangs­                  Nationen Europas werden.

BEI BREITBAND NUR IM MITTELFELD
Die Breitbandversorgung von Österreichs Wohnsitzen in Next Generation Access (NGA)-Qualität, d.h. mit Übertra­
gungsgeschwindigkeiten von 30 Mbit/s und mehr, liegt derzeit bei knapp 65% (Quelle: Bundesministerium für Ver­
kehr, Innovation und Technologie (BMVIT): Breitband in Österreich – Evaluierungsbericht 2016). Hohe Geschwindig­
keiten stehen fast nur in größeren Städten und Ballungsräumen zur Verfügung, in ländlichen sowie entlegenen
Gebieten sind sie noch die Ausnahme. Im EU-Vergleich liegt Österreich bei der NGA-Verfügbarkeit damit nur im
Mittelfeld.

BIM ALS BEISPIEL FÜR NEUARTIGE PROZESSE
Mithilfe von Building Information Modeling (BIM) – digitaler Gebäudemodellierung – werden Gebäude in Zukunft
gänzlich vernetzt geplant, betrieben und wieder rückgebaut. Rund um diesen digitalen Zwilling des echten,
künftigen Gebäudes arbeiten alle planen­den und ausführenden Unternehmen zusammen. Für den Tourismus
ist BIM vor allem deshalb interessant, weil mit seiner Hilfe bis zu 50% Produk­tivitätssteigerung während des Baus,
vorausschauende Wartungen, Energie- und Ressourceneinsparungen im Betrieb sowie einheitliche Echtzeit­
informationen über den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes hinweg erzielt werden können.

„Durch den digitalen Zwilling realer Gebäude kann der gesamte Betrieb simuliert werden,
bevor noch der erste Kubikmeter Erdreich ausgehoben wird.“
Christoph M. Achammer, ATP-Planungs- und Beteiligungs AG und Technische Universität Wien

                   „Schnelles Internet überall
                wo Gäste sind und Tourismusbdort,
               arbeiten, ist sicher eines der     etriebe
             Handlungsfelder und darf nich wichtigsten
             werden. Alle anderen Ideen, t unterschätzt
                                             Stra
                 Visionen bauen darauf auf, tegien und
              Internetzugang einfach und dass der
                                              rasch überall
                              funktioniert.“
                              Michael Mrazek,
                                                                                                         © ncm

                           ncm-net communication
                             management GmbH

DIGITALISIERUNGSSTRATEGIE FÜR DEN ÖSTERREICHISCHEN TOURISMUS                                                          17
KOOPERATIONEN UND
 SERVICEBUNDLES

 Das vielfältige Potenzial Österreichs soll      können auch Daten als Ressource für die
 zukünftig als Gesamtkunstwerk für Gäste         Analyse von Besucher/innenverhalten ge­
 von nah und fern erlebbar sein.                 nutzt werden. Somit können personalisierte
 Saubere Luft, malerische Landschaften, idyl­    Servicebündel, welche auf die Wünsche und
 lische Unterkünfte an Seen sowie eine Fülle     aktuelle Tagesverfassung des Gastes sowie
 an Sehenswürdigkeiten, Kulturschätzen und       momentane Rahmenbedingungen zuge­
 Aktivitäten sind keiner Branche oder Destina­   schnitten sind, einfacher angeboten wer­
 tion alleine zuzuordnen.                        den. Auch neue Produktkreationen wie z.B.
 Traditionelle, politische, organisatorische     Schnitzkurse im Programm des Hotels, Yoga
 oder Branchengrenzen müssen daher aufge­        am See oder digitale Wanderführer setzen
 brochen werden, damit Österreich als Ge­        branchenübergreifende Zusammenarbeit
 samtes wahrgenommen wird und für seine          voraus und schaffen neue Anreize für die
 Gäste eine nahtlose, individuelle Reise in­     Gäste. Mindestens ebenso wichtig sind ana­
 nerhalb des facettenreichen Erholungs- und      loge wie digitale Kooperationen hinter den
 Erlebnisraums möglich wird.                     Kulissen, um Leistungen optimal erbringen
 Dafür benötigt es eine intensivere Vernet­      zu können – im Tourismus, aber auch über
 zung der einzelnen Tourismusanbieter/innen      den Tourismus hinaus.
 als bisher – die mangelnde Sensibilisierung     Doch all diese Möglichkeiten stellen Touris­
 für deren Notwendigkeit in einer digitalen      musanbieter/innen gleichzeitig vor ernsthaf­
 Welt bremst immens. Durch die Bündelung         te Herausforderungen: Geeignete Partner/
 von Dienstleistungen können sich alle auf ihr   innen finden, sich mit ihnen vernetzen, un­
 Kerngeschäft konzentrieren, das Ergebnis        terschiedliche Wissensstände ausgleichen
 wäre ein größeres, besseres Angebot. Je viel­   und einen funktionierenden digitalen Daten­
 fältiger die Kooperationen, desto einfacher     austausch gewährleisten.
                                                                                                © Adobe Stock

18
I    DIGITALEN WANDEL GESTALTEN

MAẞNAHME 5:                                     MAẞNAHME 6:
Kooperationsprojekte belohnen –                 Gemeinsam statt einsam – Definition
Schwerpunkt bei Auszeichnungen und              von einheitlichen Datenschnittstellen
Förderungen                                     Um in einer digitalen Welt erfolgreich zu
Digitalisierung bedeutet Vernetzung. Sie        sein, braucht es ein hohes Maß an Koope­
ermöglicht die Kooperation mit anderen          ration. Die Bereitschaft, Daten zu teilen und
Branchen, ebenso wie innerhalb des              auszutauschen, steigt rasant, wenn alle – vom
Tourismus. Deshalb soll Kooperation als         Kleinstbetrieb bis zur Destination – den Ei­
Schwerpunkt von Förderungen und Aus­            gennutzen erkennen und spüren können.
zeichnungen in den Mittelpunkt gerückt          Grundvoraussetzung dafür sind aber einheit­
und Digitalisierungsvorhaben vor den Vor­       liche Standards und entsprechende Schnitt­
hang geholt werden.                             stellen. Mit einer umfassenden digitalen
                                                „Tourismus-Landkarte“ – einer digitalen Über­
                                                sicht über alle touristisch relevanten Anbie­
                                                ter/innen und Angebote – könnte Österreich
                                                Vorreiter sein.

                                  „Gäste erwarten zukünftig
                              nicht nur personalisierte, son
                                                             dern
                               individualisierte Angebote.
                            Digitalisierung vereinfacht branDie
                            und regional unabhängige Ang chen-
                            und Lernnetzwerke. Diese stei ebots-
                                                           gern die
                              Wirksamkeit der Unternehme
                                                             n
                                 einem komplexen Umfeld.“ in
© privat

                                        Reinhard Lanner,
                                       Managementcoach

                                „Digitalisierung ist Vern
                                                                                           © Armin Plankensteiner

                         und Kooperation. Wir müssen etzung
                        Daten kooperieren. Es gilt,       auch bei den
                       zu sammeln und zu nutzen. diese gemeinsam
                                                      Ans
                        wir es nicht schaffen, den Tech onsten werden
                          mitzumachen, den z.B. Internet nologiesprung
                                                            of Things
                                   und Chatbots auslösen.“
                                       Rainer Schuster,
                                    Start-up Unternehmer

DIGITALISIERUNGSSTRATEGIE FÜR DEN ÖSTERREICHISCHEN TOURISMUS                                    19
FÖRDERUNG DER
DIGITALEN TRANSFORMATION

Digitalisierung gefährdet bisher erfolgreiche    dafür, wie moderne Förderkriterien aussehen
Geschäftsmodelle, schafft aber enorme            müssen. Die Ausschreibungskriterien waren
Chancen für jene, die die neuen „Spielregeln“    weit gefasst und haben die gesamte Custo­
geschickt nutzen. Ein Umdenken in der För-       mer Journey inkludiert.
derpolitik ist nötig.                            Die Wertschöpfungskette sollte daher in
Intelligente Tourismusförderung muss so          Zukunft bei der Beurteilung von Tourismus-­
gestaltet sein, dass sie an den richtigen        projekten im Vordergrund stehen, Prozesse
Stellen des Systems ansetzt und nachhal­         und Ideen stärkere Berücksichtigung fin­
tige Effekte hervorruft. Derzeit werden in       den.
der Investitionsfinanzierung hauptsächlich       Digitalisierung ist auch für die Finanzierung
solche Projekte gefördert, die bilanztech­       eine Herausforderung, denn Digitalisierungs­
nisch aktiviert werden können, im Regelfall      projekte sind nur schwer mit Bankkrediten
einzelbetriebliche Investitionen.                zu finanzieren. In der digitalen Welt gibt es
Digitalisierung erfordert allerdings zukünftig   kaum Werte, die banktechnisch besichert
noch viel stärkeres Destinationsdenken,          werden können – auf digitale Netzwerke
das Gesamtkunstwerk Tourismus ist im Kern        kann keine Hypothek eingetragen, auf um­
Vernetzung und Kooperation. Dieser Aspekt        fassende Kooperationen keine Pfandbestel­
muss sich in den Förderrichtlinien stärker       lungsurkunde ausgestellt werden. Daher
widerspiegeln. Der Leuchttürme-Call 2016/17      wird in Zukunft Crowdfunding ein großes
zum Thema Digitalisierung war ein Beispiel       Finanzierungsthema sein.
                                                                                                 © Adobe Stock

20
I    DIGITALEN WANDEL GESTALTEN

MAẞNAHME 7:
Förderprogramme öffnen – mehr                             www.we4tourism.at können für Tourismus­
Forschungs- und Innovationsprojekte                       projekte potenzielle Partner/innen akquiriert
im Tourismus                                              werden. Nach erfolgreicher Startphase soll
Tourismus muss ein anerkannter For­                       Crowdfunding nun auch für Digitalisierungs­
schungsbereich in der Forschungs- und                     vorhaben noch stärker als Ergänzung zu be­
Innovationsförderung sein. Niederschwellige               stehenden Förderungs- und Finanzierungs­
Programme sollen dabei vor allem auch                     programmen der ÖHT positioniert werden.
KMU in ihren Innovationsvorhaben unter­
stützen.                                                  MAẞNAHME 9:
                                                          Hemmschuh Förderungsmodalitäten –
MAẞNAHME 8:                                               Vereinfachung der Förderabwicklung
Crowdfunding für den Tourismus – neue                     Die Förderungsmodalitäten österreichischer
Kapitalgeber/innen für die Digitalisierung                Förderprogramme schrecken insbesondere
Interessierte Investor/innen werden ein­-                 KMU ab. Die Förderabwicklung soll deshalb
ge­la­den, sich an konkreten Vorhaben                     vereinfacht werden bzw. brauchen Betriebe
finan­ziell zu beteiligen. Auf der Plattform              Anleitung.

In Österreich gibt es ein breites Spektrum an Unterstützungsmöglichkeiten für die
Tourismuswirtschaft – auch, um den Prozess der digitalen Transformation zu erleichtern.
Beispielhaft werden hier einige bundesweite Fördermöglichkeiten angeführt.
ÖHT Erster Ansprechpartner für Tourismusför­de­rungen und -finanzierungen ist die Österreichische Hotel- und
Tourismus­­bank – die Spezialbank für Investitionen im Tourismus. Neben dem TOP-Tourismus-Impuls-Programm,
den ERP-Krediten und Haftungen wurde mit dem Leuchttürme-Call 2016/17 erstmals ein Digitalisierungsschwer­
punkt gesetzt. www.oeht.at

KMU DIGITAL Mit dieser Initiative soll die Digitalisierung in kleinen und mittelgroßen Betrieben angekurbelt
werden. Gefördert werden Potenzialanalysen, Umsetzungsberatungen (interne Prozesse, IT-Security, E-Commerce),
Mitarbeiter/innen- und Unternehmer/innenweiterbildung. Auch Kleinstunternehmen können von dieser Initiative
profitieren. Start September 2017 bis Ende 2018. www.kmudigital.at

BREITBAND AUSTRIA 2020 CONNECT Mit dieser Initiative wird der Glasfaserausbau vorangetrieben. Zielgruppe
sind KMU und Gebietskörperschaften. Diese Initiative läuft bis 2019.
www.ffg.at/breitband/connect-vorabinformation

SMART AND DIGITAL SERVICES INITIATIVE Ziel ist es, die Digitalisierung in Dienstleistungsbetrieben
durch Forschung voranzutreiben. Diese Initiative richtet sich auch an KMU und läuft bis Ende 2018.
www.ffg.at/programme/smart-and-digital-services

Hingewiesen wird auf die Förderungen in den Bundesländern – siehe Seite 32.

                               „Tourismusförderung
                      sollte in Zukunft stärker auf
                     und die Wertschöpfungskett Prozesse
                                                                                                     © Tourismausbank

                     Eine gute Idee ist für das Gese abzielen.
                                                    amt
                      werk Tourismus genauso wich kunst-
                                                      tig wie
                            ein Zubau oder ein Pool.“
                         Wolfgang Kleemann, Österreic
                                                      hische
                              Hotel- und Tourismusbank

DIGITALISIERUNGSSTRATEGIE FÜR DEN ÖSTERREICHISCHEN TOURISMUS                                                            21
DIALOG GAST – GASTGEBER/IN

Begegnungen, die berühren: In einer zuneh-     besondere Kompetenz, die lediglich der
mend digitalen Welt steigt die Sehnsucht,      Mensch beherrscht. Techniklösungen sind
nicht als Fremde/r, sondern als Freund/in      kopierbar, die besondere Qualität der Gast­
willkommen geheißen zu werden.                 freundschaft, Empathie und Fingerspitzen­
In unserer schnelllebigen, oft auch anony­     gefühl hingegen nicht.
men Welt kommt den Gastgeber/innen eine
neue, bedeutsame Rolle zu: Durch authenti­     Die Gastgeber/innen der Zukunft ermögli­
sche Begegnungen, persönliche Gespräche        chen die perfekte Verschmelzung zwischen
und individuelle Betreuung – sowohl durch      digitalen und echten Erlebnissen und das
maßgeschneiderte Online-Kommunikation          Eintauchen in die jeweilige Destination. Da­
als auch echte Offline-Begegnung – schaffen    ten, die den Gastgeber/innen digital zur Ver­
sie einen Gegenpol zum Massengeschäft.         fügung stehen, wie z.B. individuelle Präferen­
Wie können Zeit und Ruhe für diese neue        zen des Gastes oder sein Reisekontext, sind
Gastfreundschaft geschaffen werden? Etwa       dabei ein wichtiges Werkzeug. Darüber hin­
durch die Verwendung digitaler Technolo­       aus sind neue soziale Kompetenzen bei der
gien, um die Abläufe und Vorgänge in den       Vernetzung der Gäste vor Ort gefragt: Gastge­
Tourismusbetrieben zu vereinfachen. Deren      ber/innen können dazu beitragen, dass sich
bewusster Einsatz macht es Gastgeber/innen     ihre Gäste untereinander austauschen, Ideen
möglich, ihren Fokus auf den Gast und des­     fließen und neue Freundschaften entstehen.
sen Bedürfnisse zu legen. Herauszufinden,      Jene Emotionen, die geweckt werden, sind
was den Gast interessiert und berührt sowie    letztendlich ausschlaggebend, ob eine Reise
zuzuhören, nicht nur was, sondern auch         oder ein Erlebnis als gelungen und unver­
wie etwas gesagt wird, ist nach wie vor eine   gesslich wahrgenommen wird.
                                                                                                © Adobe Stock

22
II    INNOVATIONSKRAFT DER BETRIEBE STÄRKEN

MAẞNAHME 10:                                     MAẞNAHME 11:
Bürokratieabbau und vereinfachte                 Digitale Toolbox – Netzwerk für
bürokratische Abwicklung online –                Tourismus-Unternehmer/innen
neue Freiräume für Unternehmer/innen             Für viele Unternehmer/innen ist es eine
durch Digitalisierung                            Herausforderung, aus der Vielzahl an vor­
Digitalisierung muss Unternehmer/innen,          handenen digitalen Tools und Technologi­
Mitarbeiter/innen, aber auch Gäste entlas­       en die jeweils geeigneten für den eigenen
ten. Insbesondere Gastgeber/innen sollen         Betrieb auszuwählen. Um von bereits in der
mehr Zeit haben, sich dem Gast persönlich        Branche vorhandenen Erfahrungswerten zu
zu widmen. Neue Technologien bieten die          profitieren, soll ein Netzwerk etabliert wer­
Chance, Bürokratie abzubauen sowie dort          den, welches den Touristiker/innen sowohl
wo nötig, Prozesse schlanker und schneller       im Rahmen physischer Treffen als auch
zu machen, von der Gewerbeanmeldung bis          digital ermöglicht, miteinander und vonei­
zur Statistik, von Arbeitsaufzeichnungen bis     nander über den Einsatz von digitalen Tools
hin zum Meldewesen. Eine flächendecken­          und Technologien zu lernen. Regelmäßiger,
de Umsetzung von E-Government, wie z.B.          fachlicher Input durch externe Coaches soll
durch das Projekt „X-Road“ in Estland, sowie     dabei neues Wissen von außen in das Netz­
Bürokratieabbau setzen hierfür die notwen­       werk bringen. Letztlich ist das Ziel, durch
digen Schritte.                                  professionelle Digitalisierung mehr Zeit für
                                                 den Dialog zwischen Gast und Gastgeber/in
                                                 zu haben.

                      „Es geht nicht bloß darum,
                  Wertschöpfung zu generieren
                                                   und
                      technologisch aufzuho
                 Bei der digitalen Transformatlen.
                                                                                   © Christian Lendl

                                               ion
                   es um ein neues Menschenbil geht
                                                   d.“
                            Silke Seemann
                          Zukunftsinstitut und
                          Hallstatt Hideaway

DIGITALISIERUNGSSTRATEGIE FÜR DEN ÖSTERREICHISCHEN TOURISMUS                                           23
OPEN INNOVATION

Wie bleibt der österreichische Tourismus         experimen­tieren. Via digitaler Plattformen
stets am Puls der Zeit? Digitale Märkte          können etwa Ideen eingesammelt (Stich­
erfordern permanent Innovation.                  wort: Crowdsourcing) und Innovation Chal­
Mittels Open Innovation, also der gezielten      lenges abgewickelt werden.
und strategischen Öffnung von Innovations­       Eine Voraussetzung für erfolgreiche Open
prozessen, kann der Schatz, auf dem der ös­      Innovation-Prozesse ist eine gewisse Offen­
terreichische Tourismus sitzt, gehoben wer­      heit vonseiten der Touristiker/innen. Darüber
den: Mehr als 40 Millionen Gäste verzeichnet     hinaus benötigen sie physische und digitale
der österreichische Tourismus jährlich – eine    Angebote, welche einerseits die Wirkungs­
riesige Ressource in punkto Wissen, Bedürf­      kraft und die Methoden von Open Innovation
nisse, Anforderungen und Ideen, welche in        aufzeigen und andererseits die Bildung neu­
Innovationsprojekte eingebunden werden           er Innovationspartnerschaften unterstützen.
kann, und gleichzeitig eine Besonderheit         Als Grundlage sind gesetzliche Rahmenbe­
der Branche. Darüber hinaus können auch          dingungen zu schaffen, welche die Innova­
geografisch verstreute und unübliche Wis­        tionsaktivitäten erleichtern und fördern.
sens- und Ideengeber/innen aus anderen           Erst wenn Open Innovation als strategisches
Branchen und Bereichen, wie beispielsweise       Mittel in die alltägliche Arbeit der Tourismus­
aus der Landwirtschaft, Kreativwirtschaft, der   organisationen und der Touristiker/innen
Forschung, dem Handwerk oder der Start-          integriert wird, ist die Wettbewerbsfähigkeit
up-Szene ins Boot geholt werden, um              des österreichischen Tourismus auch in Zu­
Neues zu entwickeln und gemeinsam zu             kunft gesichert.
                                                                                                   © Adobe Stock

24
II   INNOVATIONSKRAFT DER BETRIEBE STÄRKEN

MAẞNAHME 12:
Neue Lösungen gefragt – Innovations- und           einer Art „Spielwiese“ für einen begrenzten
Digitalisierungscoaches für Betriebe               Zeitraum regulatorische Vorschriften ausge­
Eine maßgeschneiderte, individuelle Dia­           setzt bzw. vereinfacht werden. Denn nur in
gnose und Begleitung: Das wünschen sich            einem innovationsfreundlichen Klima gibt
Betriebe, wenn es um den Stand und das             es Lust, Neues auszuprobieren.
Potenzial ihrer Innovationsfähigkeit geht.
Innovations- und Digitalisierungscoaches           MAẞNAHME 14:
sollen Unternehmer/innen direkt im Betrieb         Neue Räume für neue Ideen – Open
dabei unterstützen, geeignete Strategien zu        Innovation-Drehscheiben im Tourismus
entwickeln und im Sinne eines Baukasten­           Was in der Kreativwirtschaft bereits ver­
systems Beratungsleistungen anzubieten.            breitet ist, ist im Tourismus noch weitge­
                                                   hend unbekannt: Methoden und Formate
MAẞNAHME 13:                                       wie Barcamps, Hackatons, Living Labs und
Regulatorische „Spielwiese“ –                      Co-Working/Co-Thinking Spaces, die durch
mehr Freiraum für Innovation                       Einbeziehung von „unüblichen“ Wissens­
Auch im Tourismus werden Innovationen              quellen und der „Crowd“ (online und offline)
durch Behördenauflagen, Bewilligungsver­           eine neue Dynamik in die Innovationsfähig­
fahren, etc. oftmals erschwert. Um Dinge           keit des Tourismus bringen.
einmal ausprobieren zu können, sollen auf

                 „In kaum einer anderen
          lebt und atmet das Produkt Branche
         durch den Kunden wie im Touso stark mit und
      die Chance, bestehende und        rismus. Das birgt
       Komplizen bei der Weiterentw künftige Kunden zum
                                                                                    © NEWS / Ian Ehm

       Angebots zu machen und in icklung des eigenen
      einzubinden. Somit ist die BranInnovationsprozesse
       Open Innovation, ob online odeche prädestiniert für
                                       r direkt im Betrieb.
           Für das Destinationsmanageme
            sich neue Rollen als Innovati nt ergeben
                                          onsbroker.“
                      Gertraud Leimüller,
                  winnovation consulting gmb
                                             h

DIGITALISIERUNGSSTRATEGIE FÜR DEN ÖSTERREICHISCHEN TOURISMUS                                           25
AUSBILDUNG UND ARBEITSMARKT

Die Angst, dass Roboter Menschen aus             zeitig der Grundstein für einen natürlichen
Fleisch und Blut ersetzen, ist im Tourismus      Umgang mit Digitalisierung gelegt. Damit
unbegründet. Ein Grundstock an digitalem         steigen jedoch auch die Anforderungen an
Wissen ist allerdings ein Muss für alle Mitar-   das pädagogische Lehrpersonal, das sowohl
beiter/innen.                                    inhaltlich als auch didaktisch dahingehend
Daten sammeln, verwalten und geschickt           geschult werden muss.
nutzen, digital kommunizieren. Diesen An­
forderungen müssen zukünftig auch die            Die Bedeutung von Re-Qualifizierung und
Arbeitskräfte im Tourismus gerecht werden.       Weiterbildung von Touristiker/innen nimmt
Die Digitalisierung verändert Berufsbilder       durch die Digitalisierung zu. Die Chancen
grundlegend und verlangt stets neues Wis­        liegen dabei in der Verfügbarkeit von digita­
sen. Ausbildungen müssen auf zukünftig re­       lem Lernen: E-Learning z.B. ermöglicht eine
levante Kompetenzen vorbereiten, insbeson­       zeit- und ortsunabhängige Fortbildung.
dere müssen sie digitalisierungsfit gemacht      Nicht zuletzt werden neue Möglichkeiten
werden und „eTourism“ breiter verankern.         eröffnet, das Berufsfeld Tourismus für junge
Aber auch soziale Kompetenzen, Empathie          Menschen wieder attraktiver zu gestalten.
und die „Kunst, Gastgeber/in zu sein“ dürfen     Durch die zunehmende Professionalisierung
in der Ausbildung der technikaffinen Touristi­   und den Einsatz digitaler Technologien kön­
ker/innen nicht zu kurz kommen. Mindestens       nen sich viele Abläufe und Tätigkeiten maß­
ebenso wichtig wie die inhaltliche Anpas­        geblich verbessern. Derzeit bleiben verhält­
sung der Lehrpläne ist auch der Einsatz in­      nismäßig wenige Tourismus-Absolvent/innen
novativer Lernformen wie z.B. Blended Lear­      in der Branche – sie sind gefragte Mitarbeiter/
ning. Durch die Verschmelzung von on- und        innen in anderen Bereichen und wandern
offline in der Ausbildung wird bereits früh­     bei entsprechenden Angeboten ab.
                                                                                                   © Adobe Stock

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III KOMPETENZEN UND PROZESSE FÜR
                                            DIGITALE TRANSFORMATION SCHAFFEN

MAẞNAHME 15:
Digitale Kompetenz in der Lehre –                  spezifische Online-Unterstützungen des
Evaluierung der touristischen Lehrberufe           Lernfortschritts und Auszeichnung von Good-
Digitale Fitness in der Lehre – eine Voraus­       Practice-Beispielen in Unternehmen sollen
setzung, um mit technischen und sonstigen          die duale Berufsausbildung unterstützen.
beruflichen Entwicklungen in der Zukunft
gut umgehen zu können. Bei der Erstellung          MAẞNAHME 18:
zukünftiger Berufsbilder für Lehrberufe            Anforderungen im Tourismus im Wandel –
muss deshalb, je nach Anforderung des              laufende Weiterentwicklung von schuli-
Lehrberufs zum Überarbeitungszeitpunkt,            schen und universitären Ausbildungspro-
die Vermittlung digitaler Kompetenzen              grammen
Berücksichtigung finden.                           Zukünftige Anforderungen an Tourismus­
                                                   berufe sollen rechtzeitig in die Ausbildungs­
MAẞNAHME 16:                                       ordnungen eingearbeitet werden. Hierfür ist
Die Lehre auf einen Blick – Entwicklung            wissenschaftliche Begleitung nötig. Wichtig
eines elektronischen Ausbildungstools              ist, dass auch die berufliche Weiterbildung
Was erwartet den Lehrling in seiner Aus­           anhand des europäischen Qualifikationsrah­
bildung? Welche Meilensteine sind schon            mens gestaltet wird.
geschafft, was ist noch offen? Diese Fragen
soll ein Tool für Lehrbetriebe, Berufsschulen      MAẞNAHME 19:
und Lehrlinge beantworten, das die Ausbil­         Train the Trainer – digitale Fitness und Kom-
dungsgestaltung und -dokumentation digi­           petenz für das Lehrpersonal an
tal erfasst. Der wissenschaftlich begleitete       Tourismusschulen und Berufsschulen
Pilot startet in den Gastronomie-Lehrberu­         Die laufende Weiterbildung und Stärkung
fen, erste Testphasen beginnen 2018.               digitaler Kompetenzen des touristischen
                                                   Lehrpersonals ist ein wichtiger Puzzlestein
MAẞNAHME 17:                                       für zukunftsfähige Ausbildungen. Daher soll
Vernetzung und Information – neue                  die Lehrerausbildung verstärkt auf die Ver­
Serviceangebote für Lehrlinge und                  mittlung von Verständnis und Know-how in
Ausbildner/innen                                   der Anwendung digitaler beruflicher Instru­
Lehrlinge und ihre Ausbildner/innen sollen         mente fokussieren. Um den Lernprozess der
im Internet mehr Service vorfinden: Imple­         auszubildenden Fachkräfte zu unterstüt­
mentierung eines Online-Ausbildner/innen­          zen, sollen E-Learning-Anwendungen und
netzwerks, Vernetzung bestehender Online-          sonstige digitale Bildungstechnologien und
Lernangebote für Lehrlinge, Ausbau web­            -angebote in der Aus- und Weiterbildung
basierter Berufsinformation, digitale Förde­       des Lehrpersonals stärker als bisher einbe­
rung von Grundkompetenzen, branchen­               zogen werden.

              „Technologien sind immer nur
           sie ermöglichen uns etwas. Eine    Enabler,
                ist ‚dumm‘, erst mit dem Men Technologie
          der die Kompetenz hat, die Tech schen,
                                                                                    © Andreas Hauch

            anzuwenden, wird die Technolo   nologie richtig
                                             gie nutzbar
                                                                                    Photography

           gemacht. Und genau da sehe
                                          ich momentan
                auf weiter Flur große Versäum
                                               nisse.“
                           Roman Egger,
                      Fachhochschule Salzburg

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VERTRIEB, KOMMUNIKATION
UND MARKETING

Was künftig zählt, ist, die richtige Person     Kooperationen nach dem One-Stop-Shop-
mit der richtigen Botschaft zum richtigen       und One-Face-Prinzip zu präsentieren: Die
Zeitpunkt über den richtigen Kanal zu ver-      Buchung verschiedenster Dienstleistungen
sorgen. Und das in Echtzeit.                    (z.B. Hotelzimmer, Transfer, Bergwanderung
In Zeiten scheinbar grenzenloser Globalisie­    und Yogastunde) erfolgt an einer einzigen
rung wird das Bedürfnis nach Individualisie­    Stelle, der Gast erspart sich wertvolle Zeit
rung immer größer: Jeder Gast möchte sich,      und hat nur eine Ansprechperson. Gleich­
online sowie offline, persönlich angespro­      zeitig ermöglicht der gemeinsame Vertrieb
chen fühlen – vor, während als auch nach der    den einzelnen Kooperationspartner/innen,
Reise. Sofern die richtigen Daten zur Verfü­    neue Zielgruppen zu gewinnen, Cross- und
gung stehen und intelligent genutzt werden,     Up-Selling zu forcieren und besser sichtbar
eröffnen daten- und verhaltensgetriebene        zu werden.
Kommunikation sowie Marketing 4.0 nie zu­
vor dagewesene Möglichkeiten der Persona­       Die Gefahren des digitalen Markts, wie etwa
lisierung. Geschichten, die emotionalisieren,   unverhältnismäßige Abhängigkeiten von
neugierig machen oder Sehnsucht wecken,         internationalen OTA, monopolartige Daten­
z.B. durch Bewegtbilder, passgenaue Inhalte     hoheiten oder die zunehmende Bedeutung
und eine 1-to-1 Kommunikation mit dem           der „Sharing Economy“ stellen Touristiker/
Gast werden zukünftig buchungsentschei­         innen vor Herausforderungen. Gleiche re­
dend.                                           gulatorische Rahmenbedingungen für alle,
Sobald der Gast sein maßgeschneidertes          Stärkung der unternehmerischen Freiheit
Angebot gewählt hat, muss dieses über viele     sowie Kooperationen gleichberechtigter
Kanäle zugänglich und buchbar sein – ein­       Partner/innen werden darüber entscheiden,
fach, flexibel und primär digital – und im      ob sich der österreichische Tourismus von
Idealfall auch direkt bei den touristischen     Abhängigkeitsverhältnissen lösen kann, Da­
Dienstleister/innen, nicht ausschließlich       ten zukünftig ausreichend verfügbar sind
über internationale Online Travel Agencies      und in welchem Ausmaß Wertschöpfung in
(OTA). Es ist wichtig, dem Gast erfolgreiche    Österreich passiert.
                                                                                               © Adobe Stock

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