DIGITALISIERUNGS-STRATEGIE FÜR DEN ÖSTERREICHISCHEN - TOURISMUS - BMNT
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INHALTSVERZEICHNIS VORWORT 4–5 INHALTLICHE EINFÜHRUNG 6–9 STRATEGISCHE ZIELE 10–11 ACHT HANDLUNGSFELDER 12–30 UMSETZUNG DER STRATEGIE 31 FÖRDERUNGEN IN DEN BUNDESLÄNDERN 32 DIGITALISIERUNGSABC 33–35 WIR BEDANKEN UNS 36–39 IMPRESSUM 40
Petra Nocker-Schwarzenbacher Bundesspartenobfrau Tourismus und Freizeitwirtschaft, Wirtschaftskammer Österreich © Helge Kirchberger MIT DIGITALER … gesamtgesellschaftlichen Wandel TRANSFORMATION … unaufhaltbare globale Entwicklung ASSOZIIERE ICH … … enormes Potenzial und Chancen … Zukunftssicherung … Tourismusmotor. ICH SEHE DIE … Österreich als hochentwickeltes Land die DIGITALISIERUNG ALS besten Voraussetzungen hat, die digitale CHANCE FÜR ÖSTERREICH, Zukunft aktiv und als Vorreiter mitzugestal WEIL … ten. Die Entwicklung ist nicht aufzuhalten. Wenn wir jetzt dranbleiben und nachhal tige Entscheidungen für einen digitalen Fortschritt treffen, wird unser Land auch in Zukunft bestens aufgestellt sein oder sogar eine führende Rolle übernehmen. DER ÖSTERREICHISCHE … mit der Postkutsche in ein Hotel ohne TOURISMUS OHNE Elektrizität anzureisen, also eine Zeitreise DIGITALISIERUNG WÄRE FÜR in die Vergangenheit. MICH WIE … MEINE PERSÖNLICHE … den Fortschritt und die digitale Weiter VISION FÜR DEN entwicklung erfolgreich mitgestaltet und ÖSTERREICHISCHEN implementiert zu haben, weiterhin auf dem TOURISMUS IN 10 JAHREN Stand der Dinge zu sein und dennoch die IST … Wurzeln, das „traditionell Österreichische“ und die „typisch österreichische Gastfreund schaft“ nicht vergessen zu haben. ALLEN BEITRAGENDEN … bleiben wir weiterhin so aufmerksam ZUM GESAMTKUNSTWERK und motiviert, um neue Entwicklungen TOURISMUS MÖCHTE ICH zu erkennen und zu nutzen! Wenn Unter GERNE MITGEBEN … nehmer/innen, Interessenvertretung und Politik gemeinsam an einem Strang ziehen, werden wir den Tourismus in eine sichere Zukunft führen. 4
Dr. Harald Mahrer Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft © KNOPP Marek MIT DIGITALER … die Welt im Wandel … Veränderung als TRANSFORMATION einzige Konstante … ungeahnte Möglich ASSOZIIERE ICH … keiten … flächendeckende Vernetzung … 360° statt Einbahn … Daten als Rohstoff. ICH SEHE DIE … wir unsere Ausbildungssysteme entstauben DIGITALISIERUNG ALS und zukunftsfit machen … wir schon jetzt gut CHANCE FÜR ÖSTERREICH, ausgebildete Mitarbeiter/innen haben … WEIL … die Wirtschaft schon in der Vergangenheit bewiesen hat, dass sie mit Veränderung gut umgehen kann … Österreich schon immer ein Land der Forscher/innen, Erfinder/innen und Innovator/innen war. DER ÖSTERREICHISCHE … ein Gipfel ohne Kreuz … eine Hütte ohne TOURISMUS OHNE Wirt … eine Piste ohne Ski … eine Stadt ohne DIGITALISIERUNG WÄRE FÜR Kultur … eine Therme ohne Wasser … der MICH WIE … Opernball ohne Walzer … ein Hotel ohne Zimmer … die Hofburg ohne Sisi. Mit einem Wort: undenkbar! MEINE PERSÖNLICHE … dass die Vernetzungsmöglichkeiten, die VISION FÜR DEN die Digitalisierung bietet, als Motor für ÖSTERREICHISCHEN Innovation und Weiterentwicklung genutzt TOURISMUS IN 10 JAHREN werden. Dazu wird es aber nicht reichen, IST … im Digitalisierungsstrom mitzuschwimmen – wir werden unsere Spitzenposition im weltweiten Tourismus nur als Innovations leader behaupten können. ALLEN BEITRAGENDEN … dass „more of the same“ im Tourismus ZUM GESAMTKUNSTWERK zukünftig nicht reichen wird. Wenn wir uns TOURISMUS MÖCHTE ICH aber gemeinsam den Herausforderungen GERNE MITGEBEN … der digitalen Transformation stellen, hat Österreich die besten Chancen, auch in Zu kunft im weltweiten Tourismus ganz vorne mitspielen zu können. DIGITALISIERUNGSSTRATEGIE FÜR DEN ÖSTERREICHISCHEN TOURISMUS 5
INHALTLICHE EINFÜHRUNG VON DER SKEPSIS ZUM AUFBRUCH Für den österreichischen Tourismus birgt Die Ausgangslage ist hervorragend: Idylli das die enorme Chance, sich im globalen sche Natur, sauberes Wasser, hohe Sicher Wettbewerb als die Qualitätsdestination heit, vielfältige kulturelle Reize – das ist die zu positionieren. Die digitale Transformati einzigartige Kombination, die Österreich on ermöglicht es, die Sehnsucht der Gäste für Gäste aus der ganzen Welt anziehend nach authentischen persönlichen Begeg macht. Pro Jahr kommen mehr als 40 Mil nungen noch besser als zuvor erfüllen zu lionen Gäste aus dem In- und Ausland. Das können und den Widerspruch zwischen ist fünf Mal so viel wie unser Land selbst Technologie und Menschlichkeit in neu Einwohner/innen hat. Eine eindrucksvolle artiger Weise aufzulösen – durch maßge Leistung. schneiderte Kommunikation mit den Gäs ten schon lange bevor der Urlaub beginnt, Doch kann man sich auf der Erfolgsge durch den Einsatz von Software im Backof schichte des österreichischen Tourismus fice der Betriebe oder durch die intelligente ausruhen? „Wenn wir wollen, dass alles so Nutzung von Daten. Kleine Strukturen und bleibt, wie es ist, müssen wir zulassen, dass Betriebsgrößen sind kein Hindernis, da ge sich alles verändert“, schrieb bereits Giu rade die Digitalisierung neue Formate der seppe Tomasi di Lampedusa im berühmten Zusammenarbeit erleichtert. Roman „Der Leopard“. Zulassen bedeutet jedoch nicht, sich überrollen zu lassen, son Aus der Skepsis, die digitalen Technologien dern selbst Hand anzulegen: Wenn Gäste, oft entgegengebracht wird, soll also ein Auf Mitarbeiter/innen und Unternehmer/innen bruch werden. Das ist die Zielsetzung der ihre Kommunikation auf fundamentale Digitalisierungsstrategie für den österreichi Weise verändern und via Smartphone, Arm schen Tourismus mit ihren 22 Maßnahmen: bändern und Computern mit Freund/innen, Inspiration, Ansporn und Handlungsanlei Geräten und Fahrzeugen verbunden sind, tung für Tourismus- und Freizeitunterneh dann ist das erst der Anfang der digitalen mer/innen, Destinationsmanager/innen, Transformation. Diese führt zu einem funda Verwaltung und Politik, sich mit neuen mentalen kulturellen und wirtschaftlichen digitalen Möglichkeiten und Geschäftsmo Umbruch. Nicht nur das Informations- und dellen auseinanderzusetzen und selbst zu Buchungsverhalten der Gäste verlagert sich Gestalter/innen des Neuen zu werden. in die digitale Welt, auch Wertschöpfungs ketten und Geschäftsmodelle entstehen VISION FÜR DEN ÖSTERREICHISCHEN neu. Was den Menschen ausmacht, ihn ein TOURISMUS IN 10 JAHREN zigartig macht in Abgrenzung zur Maschi In einer Welt, deren digitale und analoge nenwelt, und die Balance zwischen Arbeit Seite verschmilzt, Menschen mehr denn je und Erholung werden zu zentralen Fragen reisen, untereinander als auch mit Maschi der Gesellschaft. nen intensiv vernetzt sind, ist Österreich 6
eines der weltweit gefragtesten Urlaubslän Sie sind Meister/innen darin, unterschied der: Es steht für einzigartige Erlebnisse in liche analoge und virtuelle Angebote zu einer sauberen Natur, auf Bergen, im Was einem einzigartigen Ganzen zu kombinieren ser, in pulsierenden Kulturszenen und für und über Kooperationen mit anderen Touris persönlich berührende Gastfreundschaft. musbetrieben, Landwirt/innen, Handwerker/ Dadurch gelingt es dem österreichischen innen, Kreativunternehmer/innen, IT-Unter Tourismus, seine Marktanteile im globalen nehmer/innen und anderen Partner/innen Markt nicht nur zu halten, sondern sogar neuartige Geschäftsmodelle zu kreieren zu steigern. Durch eine kluge Nutzung und zu realisieren. Die Unternehmer/innen unterschiedlicher digitaler Technologien setzen digitale Technologien so ein, dass sie und Datensätze ist Urlaub in Österreich in hohe Wertschöpfung im Inland und interna der digitalen Welt stark präsent und ohne tionale Wettbewerbsfähigkeit erzielen. Sie Aufwand buchbar. Die Gastgeber/innen haben den kulturellen und technologischen schneiden das Erlebnis nicht nur im Urlaub Wandel, der mit der digitalen Transformation selbst, sondern bereits im Vorfeld entlang einhergeht, verstanden und als besondere der „Entscheidungsreise“ individuell auf die Stärke entdeckt. Politik und Verwaltung un Bedürfnisse ihrer Gäste zu und betreiben terstützen die Tourismuswirtschaft dabei mit damit permanent Innovation. entsprechenden Rahmenbedingungen. DIE PRINZIPIEN DER DIGITALEN TRANSFORMATION 1. NETZWERKE STATT HIERARCHIE: Digitalisierung ist lediglich ein Instrument und ermöglicht Veränderung. Kern der digitalen Transformation ist jedoch der kulturelle Wandel in der zunehmend vernetzten virtuellen Welt: Kooperationen und Netzwerke lösen Hierarchien ab. Das erfordert neue Strategien auf Ebene von Betrieben, Destinationen und Bundesländern. 2. DIE NEUE ROLLE DER KUND/INNEN: Die Wünsche und Bedürfnisse des Gastes werden zum bestimmenden Element des Angebots: Alles orientiert sich an seinen Erlebnissen. Man denkt in „Customer Journeys“, also in dem Zeitraum oder dem Weg, den man von der Information über die Buchung bis zum tatsächlichen Erleben der Reise macht. Heute verlangen Kund/innen mehr Partizipation und Kommunikation auf Augenhöhe. 3. DATENWIRTSCHAFT: In einer digitalen Welt können Daten bewusst gesammelt und ausgewertet werden: Statt bloßem Bauchgefühl stehen Daten als Entscheidungsgrundlage für Unternehmer/innen und Destinations manager/innen zur Verfügung. Auch die Tourismus- und Freizeitwirtschaft wird eine wissensintensive Branche. 4. OPEN INNOVATION: Die Innovationszyklen werden kürzer, neue Spieler/innen betreten die Branche. Zusam menarbeit wird eine zentrale Option, sodass sich kleinstrukturierte Unternehmen durch Kooperation im Wett bewerb bestens behaupten können. Durch Open Innovation-Prozesse wird permanent Neues hereingeholt und bewusst gestaltet. 5. SERVICE 4.0: Der Charakter der Dienstleistung selbst verändert sich. Sie wird individueller, komplexer und wesentlich informationsintensiver als bisher, ob in der analogen oder digitalen Welt. DIGITALISIERUNGSSTRATEGIE FÜR DEN ÖSTERREICHISCHEN TOURISMUS 7
SWOT-ANALYSE DES ÖSTERREICHISCHEN TOURISMUS IM HINBLICK AUF SEINE WETTBEWERBSFÄHIGKEIT IN DER DIGITALEN TRANSFORMATION STÄRKEN Die einmalige Kombination von Natur, Wasser, Sauberkeit, Kultur und Sicherheit wirkt weltweit als Magnet Die hohe Service- und Gastgeber/ innenqualität zählt auch in einer digitalen Welt Das Preis-Leistungsverhältnis ist im internationalen Vergleich attraktiv Die hohe Quote an Stammgästen macht Ressourcen für die Ansprache neuer Märkte frei SCHWÄCHEN Die Erfahrung mit systematischen Innovationsprozessen ist vergleichs- weise gering Die kleinteilige Betriebsstruktur kann den Wettbewerb mit großen, internationalen Playern erschweren Die hohe Abgaben- und Bürokratielast verringert die finanziellen Spielräume der Touristiker/innen Es herrscht verschärfter Fachkräftemangel Ultraschnelles Internet ist fast ausschließlich in größeren Städten und Ballungsräumen verfügbar 8
CHANCEN Die Alleinstellungsmerkmale und die hohe Qualität des österreichischen Tourismus können digital rascher und umfassender bekannt gemacht werden – so auch z.B. im Bereich des Patient/innentourismus, wo Medizin und Rehabilitation auf höchstem Niveau geboten wird HERAUSFORDERUNGEN Die international hervorragende Reputation der Reisedestination Die Innovationsdynamik bei der Österreich bekommt durch die Erneuerung von Angeboten und Digitalisierung eine noch größere Geschäftsmodellen muss erhöht werden, Bühne um Wertschöpfung nicht internationalen Zwischenhändler/innen zu überlassen Der Tourismus wächst weltweit, und Österreich kann von diesem Der flächendeckende Ausbau des Wachstum profitieren Breitbandnetzes muss beschleunigt werden Durch Kooperationen können die Nachteile der Kleinstrukturiertheit Österreich muss sich auch gegen neu ausgeglichen und Geschäftsmodelle entstehende Destinationen behaupten innoviert werden Die Anforderungen an Aus- und Sicherheit wird bei der Weiterbildung ändern sich immer Reiseentscheidung wichtiger rascher Der Bürokratieabbau muss forciert werden, vor allem KMU sollten sich wieder auf ihre unternehmerischen Tätigkeiten konzentrieren können Die derzeit oftmals zurückhaltende Kooperationsbereitschaft muss erhöht werden – nur so lassen sich die Chancen der Digitalisierung auch tatsächlich nutzen DIGITALISIERUNGSSTRATEGIE FÜR DEN ÖSTERREICHISCHEN TOURISMUS 9
DREI STRATEGISCHE ZIELE DIGITALEN WANDEL GESTALTEN INNOVATIONSKRAFT KOMPETENZEN UND DER BETRIEBE PROZESSE FÜR DIGITALE STÄRKEN TRANSFORMATION SCHAFFEN I DIGITALEN WANDEL GESTALTEN DATEN ALS RESSOURCE MAẞNAHME 1: Mehr Wertschöpfung in Österreich – Abhängigkeit von internationalen Online Travel Agencies (OTA) reduzieren MAẞNAHME 2: Smart Data im Tourismus – Diskussion über die Einführung eines Marketing Intelligence Hubs für Österreich MAẞNAHME 3: Herausforderung Datenschutz – Informationsoffensive für Tourismusunternehmen DIGITALE INFRASTRUKTUR MAẞNAHME 4: Breitband bis ins Hinterland – Ausbau von leitungsgebundener Infrastruktur und Einführung der nächsten Mobilfunk-Generation KOOPERATIONEN UND SERVICEBUNDLES MAẞNAHME 5: Kooperationsprojekte belohnen – Schwerpunkt bei Auszeichnungen und Förderungen MAẞNAHME 6: Gemeinsam statt einsam – Definition von einheitlichen Datenschnittstellen FÖRDERUNG DER DIGITALEN TRANSFORMATION MAẞNAHME 7: Förderprogramme öffnen – mehr Forschungs- und Innovationsprojekte im Tourismus MAẞNAHME 8: Crowdfunding für den Tourismus – neue Kapitalgeber/innen für die Digitalisierung MAẞNAHME 9: Hemmschuh Förderungsmodalitäten – Vereinfachung der Förderabwicklung 10
II INNOVATIONSKRAFT DER BETRIEBE STÄRKEN DIALOG GAST-GASTGEBER/IN MAẞNAHME 10: Bürokratieabbau und vereinfachte bürokratische Abwicklung online – neue Freiräume für Unternehmer/innen durch Digitalisierung MAẞNAHME 11: Digitale Toolbox – Netzwerk für Tourismus-Unternehmer/innen OPEN INNOVATION MAẞNAHME 12: Neue Lösungen gefragt – Innovations- und Digitalisierungscoaches für Betriebe MAẞNAHME 13: Regulatorische „Spielwiese“ – mehr Freiraum für Innovation MAẞNAHME 14: Neue Räume für neue Ideen – Open Innovation-Drehscheiben im Tourismus III KOMPETENZEN UND PROZESSE FÜR DIGITALE TRANSFORMATION SCHAFFEN AUSBILDUNG UND ARBEITSMARKT MAẞNAHME 15: Digitale Kompetenz in der Lehre – Evaluierung der touristischen Lehrberufe MAẞNAHME 16: Die Lehre auf einen Blick – Entwicklung eines elektronischen Ausbildungstools MAẞNAHME 17: Vernetzung und Information – neue Serviceangebote für Lehrlinge und Ausbildner/innen MAẞNAHME 18: Anforderungen an den Tourismus im Wandel – laufende Weiterentwicklung von schulischen und universitären Ausbildungsprogrammen MAẞNAHME 19: Train the Trainer – digitale Fitness und Kompetenz für das Lehrpersonal an Tourismusschulen und Berufsschulen VERTRIEB, KOMMUNIKATION UND MARKETING MAẞNAHME 20: Digitalhilfe auf Knopfdruck – Aufbau einer Peer-to-Peer-Lernplattform für Unternehmer/innen im österreichischen Tourismus MAẞNAHME 21: Tourismusmarketing 4.0 – Roadshow in den Destinationen MAẞNAHME 22: Fairer Wettbewerb auch im Internet – durch rechtliche Rahmenbedingungen Jedes Ziel umfasst spezifische Handlungsfelder, die durch insgesamt 22 Maßnahmen konkretisiert und operationalisiert werden. Dabei werden sowohl bestehende Maßnahmen beschrieben als auch neue Maßnahmen vorgeschlagen. DIGITALISIERUNGSSTRATEGIE FÜR DEN ÖSTERREICHISCHEN TOURISMUS 11
DATEN ALS RESSOURCE Für Tourismusanbieter/innen, die sich Zu- ders individueller Services für den Gast, Live gang zu den richtigen Daten verschaffen Marketing und eine andauernde Beziehung und diese gezielt nutzen, eröffnen sich völ- mit Stammkund/innen ermöglichen. Das lig neue Möglichkeiten der Wertschöpfung. gewaltige Potenzial von Daten wird derzeit In einer digitalen, globalen Welt sind Daten bei weitem nicht ausgeschöpft. Wesentliche eine harte Währung und ermöglichen, noch Gründe dafür sind die fehlende Sammlung, näher am Gast zu sein, die richtigen unter die mangelnde Verfügbarkeit, aber auch nehmerischen Entscheidungen zu treffen der unzureichende Austausch vorhandener und noch effizienter zu arbeiten. „Fakten Daten zwischen den einzelnen touristischen statt Bauchgefühl“ lautet das Motto der Da Akteur/innen. Vielen ist die Notwendigkeit tenwirtschaft, welche touristische Erfahrung der Sammlung noch nicht ausreichend künftig optimal ergänzen kann. Die erfolg bewusst, andere haben aufgrund des Wett reiche Sammlung und bewusste Nutzung bewerbs Angst, ihre Daten zu teilen, obwohl von Daten ist für den Tourismus spielent sie durch Kooperationen letztlich Zugang scheidend, um den Gast künftig punktge zu noch größeren Datenpools erhalten wür nau und vor allem sehr persönlich zu errei den. Häufig mangelt es auch noch an der chen: mit emotionaler Inspiration bereits Kompetenz, die Daten richtig zu nutzen, vor Antritt der Reise, passender Information der technischen Umsetzung oder der Kom und Planungsgrundlagen rund um die patibilität existierender Systeme. Die Mög Buchung, maßgeschneiderten Angeboten lichkeiten, gemeinsam schnell und flexibel während der Reise und Bestätigung sowie auf Preisentwicklungen, Buchungslage und Erinnerung danach, wenn das Erlebnis im aktuelle Marktbedingungen zu reagieren, Kopf nachhallt. Große wie kleine Tourismus werden erst unzureichend genutzt – es fehlt anbieter/innen können von Daten enorm ein gemeinsamer Wissenspool. profitieren, weil diese das Schnüren beson © Adobe Stock 12
I DIGITALEN WANDEL GESTALTEN „Unser Ziel sollte sein, genau jenem Gast direkt kommunizier mit können, der gerade ‚Urlaub in en zu sucht. Eine 1-to-1-Kommunik Österreich‘ ation wir nur über die Digitalisieru können © ÖW/Specht ng verwirklichen.“ Petra Stolba, Österreich Werbung MAẞNAHME 1: MAẞNAHME 2: Mehr Wertschöpfung in Österreich – Smart Data im Tourismus – Diskussion über Abhängigkeit von internationalen die Einführung eines Marketing-Intelligence Online Travel Agencies (OTA) reduzieren Hubs für Österreich Internationale OTA verlangen hohe Provisio Ausgewählte, verhaltensbezogene Daten, die nen und sammeln die Daten unserer Gäste. während der gesamten Customer Journey Ziel muss aber sein, einen größeren Teil der erhoben werden, ermöglichen eine zuverläs Wertschöpfung im Land zu behalten. Die sige Analyse der individuellen Bedürfnisse Abhängigkeit von internationalen OTA soll der Gäste und den Gewinn völlig neuer Er einer fairen Kooperation gleichberechtigter kenntnisse in Echtzeit. Dass Daten in Öster Partner weichen, z.B. durch die Intensivie reich gemeinsam erhoben und ausgewertet rung der Zusammenarbeit auf betrieblicher werden können, zeigt die erfolgreiche Ebene wie durch Kooperationen von Inco Kooperation der Österreich Werbung mit ming Reisebüros und der Hotellerie, sowie den Bundesländern und den Destinationen durch vermehrte Direktbuchungen. bei der Neuausrichtung von T-MONA, einer österreichweiten Gästebefragung. Mit dem Aufbau eines Marketing Intelligence Hubs soll das gemeinsame Sammeln von und Lernen aus verhaltensorientierten, anonymi sierten Nutzerdaten ermöglicht und damit das Tourismusmarketing optimiert werden. DIGITALISIERUNGSSTRATEGIE FÜR DEN ÖSTERREICHISCHEN TOURISMUS 13
© Adobe Stock EXKURS: DATENSCHUTZ Der Datenschutz ist eine große Herausfor- bis zu 20 Millionen Euro oder 4% des derung für den österreichischen Tourismus. weltweit erzielten Jahresumsatzes. Der Unternehmen sind gut beraten, sämtliche europäische Gesetzgeber nimmt bei der Datenanwendungen eingehend auf die Strafbemessung die/den für die Verarbei- Datenschutzkonformität zu überprüfen, tung Verantwortliche/n in die Pflicht und um rechtliche Probleme zu vermeiden. setzt bewusst auf eine abschreckende Der datenschutzkonforme Umgang mit Wirkung. Mit der DSGVO wird die soge- personenbezogenen Daten über Kund/ nannte „Rechenschaftspflicht“ (engl. „Ac- innen, Lieferant/innen und Mitarbeiter/ countability“) eingeführt. Diese bedeutet, innen ist wichtiger Bestandteil der betrieb- dass Datenschutzverantwortliche für die lichen Compliance und ab 25. Mai 2018 Einhaltung der in der DSGVO enthaltenen Gesetzespflicht. Die europäische Daten- Datenschutzgrundsätze verantwortlich schutz-Grundverordnung (DSGVO) sieht sind und deren Einhaltung auch nach bei Verstößen empfindliche Bußgelder vor – weisen können. DATENSCHUTZGRUNDSÄTZE: Rechtmäßigkeit, Verarbeitung nach Treu und Glauben, Transparenz Zweckbindung Datenminimierung Richtigkeit Speicherbegrenzung Integrität und Vertraulichkeit 14
I DIGITALEN WANDEL GESTALTEN Die neue Gesetzeslage enthält altbekannte Die verpflichtende Bestellung einer/eines Pflichten, aber auch neue Herausforderungen. Datenschutzbeauftragten wird aber wohl So wurden die Rechte der Betroffenen erheb im Regelfall für die Tourismus- und Freizeit lich ausgebaut. Betroffene sollen Bescheid wirtschaft nicht schlagend (Ausnahme: z.B. wissen, ob ihre personenbezogenen Daten Gesundheitsbetriebe), da weder eine „regel verarbeitet und darüber umfassend, transpa mäßige und systematische Überwachung“ rent, präzise, leicht zugänglich und verständ erfolgt, noch umfangreich „sensible Daten“ lich informiert werden. verarbeitet werden. Weiters werden z.B. das „Recht auf Vergessen“, Im Prinzip sind alle Datenanwendungen „Datenschutz durch Technikgestaltung“ eines Tourismusbetriebes – wie zum Beispiel („Privacy by Design“) sowie „datenschutz Computerreservierungssysteme, Kundenbin freundliche Voreinstellungen“ („Privacy by dungsprogramme, CRM-Systeme, Werbung Default“) eingeführt. So soll durch „Privacy unter Einsatz elektronischer Kommunika by Design“ ein Softwaresystem so gestaltet tionsmittel, herkömmliche Briefwerbung, werden, dass dieses möglichst wenig in die Check-in und Check-out inklusive AGB, Privatsphäre eingreift. „Privacy by Default“ Videoüberwachung, Zutrittskontrollsystem dagegen bedeutet, dass automatisch daten per Radio-Frequency Identification (RFID) schutzfreundliche Einstellungen ausgewählt und Biometrie, Internetnutzung, Webauftritt, werden, die nur von Betroffenen geändert Webshops uvm. – zu analysieren und an die werden können. neue Gesetzeslage anzupassen. Autor: Hans-Jürgen Pollirer, Die DSGVO sieht umfangreiche Dokumen Secur-Data Betriebsberatungs-GmbH tationspflichten vor – so ist für alle Datenan wendungen ein detailliertes Verfahrensver zeichnis anzulegen. Für Verarbeitungen, die mit hohem Risiko für Betroffene verbunden sind, ist eine sogenannte Datenschutz-Fol MAẞNAHME 3: genabschätzung durchzuführen. Im Bereich Herausforderung Datenschutz – Informa der Informationssicherheit fordert die DSGVO tionsoffensive für Tourismusunternehmen die Durchführung von Risikoanalysen und das Eine rechtzeitige Vorbereitung auf die Än Treffen geeigneter technischer und organisa derungen im Datenschutz kann Tourismus torischer Maßnahmen, um die Rechte und unternehmen vor Problemen bewahren. Mit Freiheiten der Betroffenen sicherzustellen. einer Informationsoffensive sollen Tourismus Zu analysieren und vermutlich anzupassen unternehmer/innen für das Thema Daten sind alle mit externen Dienstleister/innen schutz sensibilisiert und auf das vorhandene abgeschlossenen Verträge sowie alle „Ein Informations- und Beratungsangebot (siehe willigungserklärungen“, die als Rechtsgrund www.wko.at/datenschutz) hingewiesen lage für eine Datenanwendung dienen. werden. DIGITALISIERUNGSSTRATEGIE FÜR DEN ÖSTERREICHISCHEN TOURISMUS 15
DIGITALE INFRASTRUKTUR Überall dort, wo Tourismus passiert, brauchen Datennetze und ohne ultraschnelles Inter Gäste und Gastgeber/innen schnelles net nicht möglich. Nicht einmal der Bau, Internet und Datenautobahnen. Sie sind der Betrieb und Rückbau von touristischen die Voraussetzung für künftigen Erfolg. Gebäuden wird ohne umfassenden Einsatz Internet beim Skifahren, auf der Almhütte von Building Information Modeling (BIM) und im Zug, störungsfreie Videokonferen auskommen und einhergehen können zen vom Landhotel aus: Für Gäste ist mitt (SIEHE BOX, Seite 17). lerweile der Zugang zum Internet während Menschen, Dinge, Gebäude – alles ist zu der gesamten Reise, egal wo sie sich gerade nehmend miteinander vernetzt: Gäste wer befinden und auch rund um die Uhr, eine den in Zukunft bereits über ihre mobilen Selbstverständlichkeit. Doch auch für die Endgeräte einchecken, ihre Hotelzimmer Tourismusanbieter/innen ist die Anbindung aufsperren, Services vor Ort buchen oder an ein leistungsfähiges, flächendeckendes beim Skifahren und Wandern an Commu Breitbandnetz das Fundament für die künf nity-Wettbewerben im Internet teilnehmen tige Wertschöpfung und mindestens genau und sich mit anderen Gästen messen. Auf so wichtig wie eine gute Verkehrsanbindung grund des exponentiellen Anstiegs an Da und Energieversorgung: Datengetriebene tenmengen bildet eine leistungsfähige und Marketing- und Vertriebsaktivitäten, die flächendeckende digitale Infrastruktur das Umsetzung neuartiger touristischer Ge Rückgrat für ein optimales Erlebnis für den schäftsmodelle und Echtzeitkooperationen, Gast, intelligente Tourismusdienstleistungen sowohl im Tourismus als auch mit anderen und eine zielgerichtete Sammlung und Nut Branchen, sind ohne den Ausbau der zung von Daten im Tourismus der Zukunft. © Adobe Stock 16
I DIGITALEN WANDEL GESTALTEN MAẞNAHME 4: Breitband bis ins Hinterland – Ausbau von punkt für den Erfolg des digitalen Wandels leitungsgebundener Infrastruktur und Ein- und muss folglich rasch umgesetzt werden. führung der nächsten Mobilfunk-Generation Durch gezielte Investitionen in den Ausbau Eine flächendeckende, ausfallsichere Versor digitaler Infrastruktur, sowohl in Ballungs gung mit ultraschnellen Breitband-Hoch räumen als auch in ländlichen Regionen, leistungszugängen – leitungsgebunden und soll Österreich eine der führenden digitalen über 5G-Mobilfunknetze – ist der Ausgangs Nationen Europas werden. BEI BREITBAND NUR IM MITTELFELD Die Breitbandversorgung von Österreichs Wohnsitzen in Next Generation Access (NGA)-Qualität, d.h. mit Übertra gungsgeschwindigkeiten von 30 Mbit/s und mehr, liegt derzeit bei knapp 65% (Quelle: Bundesministerium für Ver kehr, Innovation und Technologie (BMVIT): Breitband in Österreich – Evaluierungsbericht 2016). Hohe Geschwindig keiten stehen fast nur in größeren Städten und Ballungsräumen zur Verfügung, in ländlichen sowie entlegenen Gebieten sind sie noch die Ausnahme. Im EU-Vergleich liegt Österreich bei der NGA-Verfügbarkeit damit nur im Mittelfeld. BIM ALS BEISPIEL FÜR NEUARTIGE PROZESSE Mithilfe von Building Information Modeling (BIM) – digitaler Gebäudemodellierung – werden Gebäude in Zukunft gänzlich vernetzt geplant, betrieben und wieder rückgebaut. Rund um diesen digitalen Zwilling des echten, künftigen Gebäudes arbeiten alle planenden und ausführenden Unternehmen zusammen. Für den Tourismus ist BIM vor allem deshalb interessant, weil mit seiner Hilfe bis zu 50% Produktivitätssteigerung während des Baus, vorausschauende Wartungen, Energie- und Ressourceneinsparungen im Betrieb sowie einheitliche Echtzeit informationen über den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes hinweg erzielt werden können. „Durch den digitalen Zwilling realer Gebäude kann der gesamte Betrieb simuliert werden, bevor noch der erste Kubikmeter Erdreich ausgehoben wird.“ Christoph M. Achammer, ATP-Planungs- und Beteiligungs AG und Technische Universität Wien „Schnelles Internet überall wo Gäste sind und Tourismusbdort, arbeiten, ist sicher eines der etriebe Handlungsfelder und darf nich wichtigsten werden. Alle anderen Ideen, t unterschätzt Stra Visionen bauen darauf auf, tegien und Internetzugang einfach und dass der rasch überall funktioniert.“ Michael Mrazek, © ncm ncm-net communication management GmbH DIGITALISIERUNGSSTRATEGIE FÜR DEN ÖSTERREICHISCHEN TOURISMUS 17
KOOPERATIONEN UND SERVICEBUNDLES Das vielfältige Potenzial Österreichs soll können auch Daten als Ressource für die zukünftig als Gesamtkunstwerk für Gäste Analyse von Besucher/innenverhalten ge von nah und fern erlebbar sein. nutzt werden. Somit können personalisierte Saubere Luft, malerische Landschaften, idyl Servicebündel, welche auf die Wünsche und lische Unterkünfte an Seen sowie eine Fülle aktuelle Tagesverfassung des Gastes sowie an Sehenswürdigkeiten, Kulturschätzen und momentane Rahmenbedingungen zuge Aktivitäten sind keiner Branche oder Destina schnitten sind, einfacher angeboten wer tion alleine zuzuordnen. den. Auch neue Produktkreationen wie z.B. Traditionelle, politische, organisatorische Schnitzkurse im Programm des Hotels, Yoga oder Branchengrenzen müssen daher aufge am See oder digitale Wanderführer setzen brochen werden, damit Österreich als Ge branchenübergreifende Zusammenarbeit samtes wahrgenommen wird und für seine voraus und schaffen neue Anreize für die Gäste eine nahtlose, individuelle Reise in Gäste. Mindestens ebenso wichtig sind ana nerhalb des facettenreichen Erholungs- und loge wie digitale Kooperationen hinter den Erlebnisraums möglich wird. Kulissen, um Leistungen optimal erbringen Dafür benötigt es eine intensivere Vernet zu können – im Tourismus, aber auch über zung der einzelnen Tourismusanbieter/innen den Tourismus hinaus. als bisher – die mangelnde Sensibilisierung Doch all diese Möglichkeiten stellen Touris für deren Notwendigkeit in einer digitalen musanbieter/innen gleichzeitig vor ernsthaf Welt bremst immens. Durch die Bündelung te Herausforderungen: Geeignete Partner/ von Dienstleistungen können sich alle auf ihr innen finden, sich mit ihnen vernetzen, un Kerngeschäft konzentrieren, das Ergebnis terschiedliche Wissensstände ausgleichen wäre ein größeres, besseres Angebot. Je viel und einen funktionierenden digitalen Daten fältiger die Kooperationen, desto einfacher austausch gewährleisten. © Adobe Stock 18
I DIGITALEN WANDEL GESTALTEN MAẞNAHME 5: MAẞNAHME 6: Kooperationsprojekte belohnen – Gemeinsam statt einsam – Definition Schwerpunkt bei Auszeichnungen und von einheitlichen Datenschnittstellen Förderungen Um in einer digitalen Welt erfolgreich zu Digitalisierung bedeutet Vernetzung. Sie sein, braucht es ein hohes Maß an Koope ermöglicht die Kooperation mit anderen ration. Die Bereitschaft, Daten zu teilen und Branchen, ebenso wie innerhalb des auszutauschen, steigt rasant, wenn alle – vom Tourismus. Deshalb soll Kooperation als Kleinstbetrieb bis zur Destination – den Ei Schwerpunkt von Förderungen und Aus gennutzen erkennen und spüren können. zeichnungen in den Mittelpunkt gerückt Grundvoraussetzung dafür sind aber einheit und Digitalisierungsvorhaben vor den Vor liche Standards und entsprechende Schnitt hang geholt werden. stellen. Mit einer umfassenden digitalen „Tourismus-Landkarte“ – einer digitalen Über sicht über alle touristisch relevanten Anbie ter/innen und Angebote – könnte Österreich Vorreiter sein. „Gäste erwarten zukünftig nicht nur personalisierte, son dern individualisierte Angebote. Digitalisierung vereinfacht branDie und regional unabhängige Ang chen- und Lernnetzwerke. Diese stei ebots- gern die Wirksamkeit der Unternehme n einem komplexen Umfeld.“ in © privat Reinhard Lanner, Managementcoach „Digitalisierung ist Vern © Armin Plankensteiner und Kooperation. Wir müssen etzung Daten kooperieren. Es gilt, auch bei den zu sammeln und zu nutzen. diese gemeinsam Ans wir es nicht schaffen, den Tech onsten werden mitzumachen, den z.B. Internet nologiesprung of Things und Chatbots auslösen.“ Rainer Schuster, Start-up Unternehmer DIGITALISIERUNGSSTRATEGIE FÜR DEN ÖSTERREICHISCHEN TOURISMUS 19
FÖRDERUNG DER DIGITALEN TRANSFORMATION Digitalisierung gefährdet bisher erfolgreiche dafür, wie moderne Förderkriterien aussehen Geschäftsmodelle, schafft aber enorme müssen. Die Ausschreibungskriterien waren Chancen für jene, die die neuen „Spielregeln“ weit gefasst und haben die gesamte Custo geschickt nutzen. Ein Umdenken in der För- mer Journey inkludiert. derpolitik ist nötig. Die Wertschöpfungskette sollte daher in Intelligente Tourismusförderung muss so Zukunft bei der Beurteilung von Tourismus- gestaltet sein, dass sie an den richtigen projekten im Vordergrund stehen, Prozesse Stellen des Systems ansetzt und nachhal und Ideen stärkere Berücksichtigung fin tige Effekte hervorruft. Derzeit werden in den. der Investitionsfinanzierung hauptsächlich Digitalisierung ist auch für die Finanzierung solche Projekte gefördert, die bilanztech eine Herausforderung, denn Digitalisierungs nisch aktiviert werden können, im Regelfall projekte sind nur schwer mit Bankkrediten einzelbetriebliche Investitionen. zu finanzieren. In der digitalen Welt gibt es Digitalisierung erfordert allerdings zukünftig kaum Werte, die banktechnisch besichert noch viel stärkeres Destinationsdenken, werden können – auf digitale Netzwerke das Gesamtkunstwerk Tourismus ist im Kern kann keine Hypothek eingetragen, auf um Vernetzung und Kooperation. Dieser Aspekt fassende Kooperationen keine Pfandbestel muss sich in den Förderrichtlinien stärker lungsurkunde ausgestellt werden. Daher widerspiegeln. Der Leuchttürme-Call 2016/17 wird in Zukunft Crowdfunding ein großes zum Thema Digitalisierung war ein Beispiel Finanzierungsthema sein. © Adobe Stock 20
I DIGITALEN WANDEL GESTALTEN MAẞNAHME 7: Förderprogramme öffnen – mehr www.we4tourism.at können für Tourismus Forschungs- und Innovationsprojekte projekte potenzielle Partner/innen akquiriert im Tourismus werden. Nach erfolgreicher Startphase soll Tourismus muss ein anerkannter For Crowdfunding nun auch für Digitalisierungs schungsbereich in der Forschungs- und vorhaben noch stärker als Ergänzung zu be Innovationsförderung sein. Niederschwellige stehenden Förderungs- und Finanzierungs Programme sollen dabei vor allem auch programmen der ÖHT positioniert werden. KMU in ihren Innovationsvorhaben unter stützen. MAẞNAHME 9: Hemmschuh Förderungsmodalitäten – MAẞNAHME 8: Vereinfachung der Förderabwicklung Crowdfunding für den Tourismus – neue Die Förderungsmodalitäten österreichischer Kapitalgeber/innen für die Digitalisierung Förderprogramme schrecken insbesondere Interessierte Investor/innen werden ein- KMU ab. Die Förderabwicklung soll deshalb geladen, sich an konkreten Vorhaben vereinfacht werden bzw. brauchen Betriebe finanziell zu beteiligen. Auf der Plattform Anleitung. In Österreich gibt es ein breites Spektrum an Unterstützungsmöglichkeiten für die Tourismuswirtschaft – auch, um den Prozess der digitalen Transformation zu erleichtern. Beispielhaft werden hier einige bundesweite Fördermöglichkeiten angeführt. ÖHT Erster Ansprechpartner für Tourismusförderungen und -finanzierungen ist die Österreichische Hotel- und Tourismusbank – die Spezialbank für Investitionen im Tourismus. Neben dem TOP-Tourismus-Impuls-Programm, den ERP-Krediten und Haftungen wurde mit dem Leuchttürme-Call 2016/17 erstmals ein Digitalisierungsschwer punkt gesetzt. www.oeht.at KMU DIGITAL Mit dieser Initiative soll die Digitalisierung in kleinen und mittelgroßen Betrieben angekurbelt werden. Gefördert werden Potenzialanalysen, Umsetzungsberatungen (interne Prozesse, IT-Security, E-Commerce), Mitarbeiter/innen- und Unternehmer/innenweiterbildung. Auch Kleinstunternehmen können von dieser Initiative profitieren. Start September 2017 bis Ende 2018. www.kmudigital.at BREITBAND AUSTRIA 2020 CONNECT Mit dieser Initiative wird der Glasfaserausbau vorangetrieben. Zielgruppe sind KMU und Gebietskörperschaften. Diese Initiative läuft bis 2019. www.ffg.at/breitband/connect-vorabinformation SMART AND DIGITAL SERVICES INITIATIVE Ziel ist es, die Digitalisierung in Dienstleistungsbetrieben durch Forschung voranzutreiben. Diese Initiative richtet sich auch an KMU und läuft bis Ende 2018. www.ffg.at/programme/smart-and-digital-services Hingewiesen wird auf die Förderungen in den Bundesländern – siehe Seite 32. „Tourismusförderung sollte in Zukunft stärker auf und die Wertschöpfungskett Prozesse © Tourismausbank Eine gute Idee ist für das Gese abzielen. amt werk Tourismus genauso wich kunst- tig wie ein Zubau oder ein Pool.“ Wolfgang Kleemann, Österreic hische Hotel- und Tourismusbank DIGITALISIERUNGSSTRATEGIE FÜR DEN ÖSTERREICHISCHEN TOURISMUS 21
DIALOG GAST – GASTGEBER/IN Begegnungen, die berühren: In einer zuneh- besondere Kompetenz, die lediglich der mend digitalen Welt steigt die Sehnsucht, Mensch beherrscht. Techniklösungen sind nicht als Fremde/r, sondern als Freund/in kopierbar, die besondere Qualität der Gast willkommen geheißen zu werden. freundschaft, Empathie und Fingerspitzen In unserer schnelllebigen, oft auch anony gefühl hingegen nicht. men Welt kommt den Gastgeber/innen eine neue, bedeutsame Rolle zu: Durch authenti Die Gastgeber/innen der Zukunft ermögli sche Begegnungen, persönliche Gespräche chen die perfekte Verschmelzung zwischen und individuelle Betreuung – sowohl durch digitalen und echten Erlebnissen und das maßgeschneiderte Online-Kommunikation Eintauchen in die jeweilige Destination. Da als auch echte Offline-Begegnung – schaffen ten, die den Gastgeber/innen digital zur Ver sie einen Gegenpol zum Massengeschäft. fügung stehen, wie z.B. individuelle Präferen Wie können Zeit und Ruhe für diese neue zen des Gastes oder sein Reisekontext, sind Gastfreundschaft geschaffen werden? Etwa dabei ein wichtiges Werkzeug. Darüber hin durch die Verwendung digitaler Technolo aus sind neue soziale Kompetenzen bei der gien, um die Abläufe und Vorgänge in den Vernetzung der Gäste vor Ort gefragt: Gastge Tourismusbetrieben zu vereinfachen. Deren ber/innen können dazu beitragen, dass sich bewusster Einsatz macht es Gastgeber/innen ihre Gäste untereinander austauschen, Ideen möglich, ihren Fokus auf den Gast und des fließen und neue Freundschaften entstehen. sen Bedürfnisse zu legen. Herauszufinden, Jene Emotionen, die geweckt werden, sind was den Gast interessiert und berührt sowie letztendlich ausschlaggebend, ob eine Reise zuzuhören, nicht nur was, sondern auch oder ein Erlebnis als gelungen und unver wie etwas gesagt wird, ist nach wie vor eine gesslich wahrgenommen wird. © Adobe Stock 22
II INNOVATIONSKRAFT DER BETRIEBE STÄRKEN MAẞNAHME 10: MAẞNAHME 11: Bürokratieabbau und vereinfachte Digitale Toolbox – Netzwerk für bürokratische Abwicklung online – Tourismus-Unternehmer/innen neue Freiräume für Unternehmer/innen Für viele Unternehmer/innen ist es eine durch Digitalisierung Herausforderung, aus der Vielzahl an vor Digitalisierung muss Unternehmer/innen, handenen digitalen Tools und Technologi Mitarbeiter/innen, aber auch Gäste entlas en die jeweils geeigneten für den eigenen ten. Insbesondere Gastgeber/innen sollen Betrieb auszuwählen. Um von bereits in der mehr Zeit haben, sich dem Gast persönlich Branche vorhandenen Erfahrungswerten zu zu widmen. Neue Technologien bieten die profitieren, soll ein Netzwerk etabliert wer Chance, Bürokratie abzubauen sowie dort den, welches den Touristiker/innen sowohl wo nötig, Prozesse schlanker und schneller im Rahmen physischer Treffen als auch zu machen, von der Gewerbeanmeldung bis digital ermöglicht, miteinander und vonei zur Statistik, von Arbeitsaufzeichnungen bis nander über den Einsatz von digitalen Tools hin zum Meldewesen. Eine flächendecken und Technologien zu lernen. Regelmäßiger, de Umsetzung von E-Government, wie z.B. fachlicher Input durch externe Coaches soll durch das Projekt „X-Road“ in Estland, sowie dabei neues Wissen von außen in das Netz Bürokratieabbau setzen hierfür die notwen werk bringen. Letztlich ist das Ziel, durch digen Schritte. professionelle Digitalisierung mehr Zeit für den Dialog zwischen Gast und Gastgeber/in zu haben. „Es geht nicht bloß darum, Wertschöpfung zu generieren und technologisch aufzuho Bei der digitalen Transformatlen. © Christian Lendl ion es um ein neues Menschenbil geht d.“ Silke Seemann Zukunftsinstitut und Hallstatt Hideaway DIGITALISIERUNGSSTRATEGIE FÜR DEN ÖSTERREICHISCHEN TOURISMUS 23
OPEN INNOVATION Wie bleibt der österreichische Tourismus experimentieren. Via digitaler Plattformen stets am Puls der Zeit? Digitale Märkte können etwa Ideen eingesammelt (Stich erfordern permanent Innovation. wort: Crowdsourcing) und Innovation Chal Mittels Open Innovation, also der gezielten lenges abgewickelt werden. und strategischen Öffnung von Innovations Eine Voraussetzung für erfolgreiche Open prozessen, kann der Schatz, auf dem der ös Innovation-Prozesse ist eine gewisse Offen terreichische Tourismus sitzt, gehoben wer heit vonseiten der Touristiker/innen. Darüber den: Mehr als 40 Millionen Gäste verzeichnet hinaus benötigen sie physische und digitale der österreichische Tourismus jährlich – eine Angebote, welche einerseits die Wirkungs riesige Ressource in punkto Wissen, Bedürf kraft und die Methoden von Open Innovation nisse, Anforderungen und Ideen, welche in aufzeigen und andererseits die Bildung neu Innovationsprojekte eingebunden werden er Innovationspartnerschaften unterstützen. kann, und gleichzeitig eine Besonderheit Als Grundlage sind gesetzliche Rahmenbe der Branche. Darüber hinaus können auch dingungen zu schaffen, welche die Innova geografisch verstreute und unübliche Wis tionsaktivitäten erleichtern und fördern. sens- und Ideengeber/innen aus anderen Erst wenn Open Innovation als strategisches Branchen und Bereichen, wie beispielsweise Mittel in die alltägliche Arbeit der Tourismus aus der Landwirtschaft, Kreativwirtschaft, der organisationen und der Touristiker/innen Forschung, dem Handwerk oder der Start- integriert wird, ist die Wettbewerbsfähigkeit up-Szene ins Boot geholt werden, um des österreichischen Tourismus auch in Zu Neues zu entwickeln und gemeinsam zu kunft gesichert. © Adobe Stock 24
II INNOVATIONSKRAFT DER BETRIEBE STÄRKEN MAẞNAHME 12: Neue Lösungen gefragt – Innovations- und einer Art „Spielwiese“ für einen begrenzten Digitalisierungscoaches für Betriebe Zeitraum regulatorische Vorschriften ausge Eine maßgeschneiderte, individuelle Dia setzt bzw. vereinfacht werden. Denn nur in gnose und Begleitung: Das wünschen sich einem innovationsfreundlichen Klima gibt Betriebe, wenn es um den Stand und das es Lust, Neues auszuprobieren. Potenzial ihrer Innovationsfähigkeit geht. Innovations- und Digitalisierungscoaches MAẞNAHME 14: sollen Unternehmer/innen direkt im Betrieb Neue Räume für neue Ideen – Open dabei unterstützen, geeignete Strategien zu Innovation-Drehscheiben im Tourismus entwickeln und im Sinne eines Baukasten Was in der Kreativwirtschaft bereits ver systems Beratungsleistungen anzubieten. breitet ist, ist im Tourismus noch weitge hend unbekannt: Methoden und Formate MAẞNAHME 13: wie Barcamps, Hackatons, Living Labs und Regulatorische „Spielwiese“ – Co-Working/Co-Thinking Spaces, die durch mehr Freiraum für Innovation Einbeziehung von „unüblichen“ Wissens Auch im Tourismus werden Innovationen quellen und der „Crowd“ (online und offline) durch Behördenauflagen, Bewilligungsver eine neue Dynamik in die Innovationsfähig fahren, etc. oftmals erschwert. Um Dinge keit des Tourismus bringen. einmal ausprobieren zu können, sollen auf „In kaum einer anderen lebt und atmet das Produkt Branche durch den Kunden wie im Touso stark mit und die Chance, bestehende und rismus. Das birgt Komplizen bei der Weiterentw künftige Kunden zum © NEWS / Ian Ehm Angebots zu machen und in icklung des eigenen einzubinden. Somit ist die BranInnovationsprozesse Open Innovation, ob online odeche prädestiniert für r direkt im Betrieb. Für das Destinationsmanageme sich neue Rollen als Innovati nt ergeben onsbroker.“ Gertraud Leimüller, winnovation consulting gmb h DIGITALISIERUNGSSTRATEGIE FÜR DEN ÖSTERREICHISCHEN TOURISMUS 25
AUSBILDUNG UND ARBEITSMARKT Die Angst, dass Roboter Menschen aus zeitig der Grundstein für einen natürlichen Fleisch und Blut ersetzen, ist im Tourismus Umgang mit Digitalisierung gelegt. Damit unbegründet. Ein Grundstock an digitalem steigen jedoch auch die Anforderungen an Wissen ist allerdings ein Muss für alle Mitar- das pädagogische Lehrpersonal, das sowohl beiter/innen. inhaltlich als auch didaktisch dahingehend Daten sammeln, verwalten und geschickt geschult werden muss. nutzen, digital kommunizieren. Diesen An forderungen müssen zukünftig auch die Die Bedeutung von Re-Qualifizierung und Arbeitskräfte im Tourismus gerecht werden. Weiterbildung von Touristiker/innen nimmt Die Digitalisierung verändert Berufsbilder durch die Digitalisierung zu. Die Chancen grundlegend und verlangt stets neues Wis liegen dabei in der Verfügbarkeit von digita sen. Ausbildungen müssen auf zukünftig re lem Lernen: E-Learning z.B. ermöglicht eine levante Kompetenzen vorbereiten, insbeson zeit- und ortsunabhängige Fortbildung. dere müssen sie digitalisierungsfit gemacht Nicht zuletzt werden neue Möglichkeiten werden und „eTourism“ breiter verankern. eröffnet, das Berufsfeld Tourismus für junge Aber auch soziale Kompetenzen, Empathie Menschen wieder attraktiver zu gestalten. und die „Kunst, Gastgeber/in zu sein“ dürfen Durch die zunehmende Professionalisierung in der Ausbildung der technikaffinen Touristi und den Einsatz digitaler Technologien kön ker/innen nicht zu kurz kommen. Mindestens nen sich viele Abläufe und Tätigkeiten maß ebenso wichtig wie die inhaltliche Anpas geblich verbessern. Derzeit bleiben verhält sung der Lehrpläne ist auch der Einsatz in nismäßig wenige Tourismus-Absolvent/innen novativer Lernformen wie z.B. Blended Lear in der Branche – sie sind gefragte Mitarbeiter/ ning. Durch die Verschmelzung von on- und innen in anderen Bereichen und wandern offline in der Ausbildung wird bereits früh bei entsprechenden Angeboten ab. © Adobe Stock 26
III KOMPETENZEN UND PROZESSE FÜR DIGITALE TRANSFORMATION SCHAFFEN MAẞNAHME 15: Digitale Kompetenz in der Lehre – spezifische Online-Unterstützungen des Evaluierung der touristischen Lehrberufe Lernfortschritts und Auszeichnung von Good- Digitale Fitness in der Lehre – eine Voraus Practice-Beispielen in Unternehmen sollen setzung, um mit technischen und sonstigen die duale Berufsausbildung unterstützen. beruflichen Entwicklungen in der Zukunft gut umgehen zu können. Bei der Erstellung MAẞNAHME 18: zukünftiger Berufsbilder für Lehrberufe Anforderungen im Tourismus im Wandel – muss deshalb, je nach Anforderung des laufende Weiterentwicklung von schuli- Lehrberufs zum Überarbeitungszeitpunkt, schen und universitären Ausbildungspro- die Vermittlung digitaler Kompetenzen grammen Berücksichtigung finden. Zukünftige Anforderungen an Tourismus berufe sollen rechtzeitig in die Ausbildungs MAẞNAHME 16: ordnungen eingearbeitet werden. Hierfür ist Die Lehre auf einen Blick – Entwicklung wissenschaftliche Begleitung nötig. Wichtig eines elektronischen Ausbildungstools ist, dass auch die berufliche Weiterbildung Was erwartet den Lehrling in seiner Aus anhand des europäischen Qualifikationsrah bildung? Welche Meilensteine sind schon mens gestaltet wird. geschafft, was ist noch offen? Diese Fragen soll ein Tool für Lehrbetriebe, Berufsschulen MAẞNAHME 19: und Lehrlinge beantworten, das die Ausbil Train the Trainer – digitale Fitness und Kom- dungsgestaltung und -dokumentation digi petenz für das Lehrpersonal an tal erfasst. Der wissenschaftlich begleitete Tourismusschulen und Berufsschulen Pilot startet in den Gastronomie-Lehrberu Die laufende Weiterbildung und Stärkung fen, erste Testphasen beginnen 2018. digitaler Kompetenzen des touristischen Lehrpersonals ist ein wichtiger Puzzlestein MAẞNAHME 17: für zukunftsfähige Ausbildungen. Daher soll Vernetzung und Information – neue die Lehrerausbildung verstärkt auf die Ver Serviceangebote für Lehrlinge und mittlung von Verständnis und Know-how in Ausbildner/innen der Anwendung digitaler beruflicher Instru Lehrlinge und ihre Ausbildner/innen sollen mente fokussieren. Um den Lernprozess der im Internet mehr Service vorfinden: Imple auszubildenden Fachkräfte zu unterstüt mentierung eines Online-Ausbildner/innen zen, sollen E-Learning-Anwendungen und netzwerks, Vernetzung bestehender Online- sonstige digitale Bildungstechnologien und Lernangebote für Lehrlinge, Ausbau web -angebote in der Aus- und Weiterbildung basierter Berufsinformation, digitale Förde des Lehrpersonals stärker als bisher einbe rung von Grundkompetenzen, branchen zogen werden. „Technologien sind immer nur sie ermöglichen uns etwas. Eine Enabler, ist ‚dumm‘, erst mit dem Men Technologie der die Kompetenz hat, die Tech schen, © Andreas Hauch anzuwenden, wird die Technolo nologie richtig gie nutzbar Photography gemacht. Und genau da sehe ich momentan auf weiter Flur große Versäum nisse.“ Roman Egger, Fachhochschule Salzburg DIGITALISIERUNGSSTRATEGIE FÜR DEN ÖSTERREICHISCHEN TOURISMUS 27
VERTRIEB, KOMMUNIKATION UND MARKETING Was künftig zählt, ist, die richtige Person Kooperationen nach dem One-Stop-Shop- mit der richtigen Botschaft zum richtigen und One-Face-Prinzip zu präsentieren: Die Zeitpunkt über den richtigen Kanal zu ver- Buchung verschiedenster Dienstleistungen sorgen. Und das in Echtzeit. (z.B. Hotelzimmer, Transfer, Bergwanderung In Zeiten scheinbar grenzenloser Globalisie und Yogastunde) erfolgt an einer einzigen rung wird das Bedürfnis nach Individualisie Stelle, der Gast erspart sich wertvolle Zeit rung immer größer: Jeder Gast möchte sich, und hat nur eine Ansprechperson. Gleich online sowie offline, persönlich angespro zeitig ermöglicht der gemeinsame Vertrieb chen fühlen – vor, während als auch nach der den einzelnen Kooperationspartner/innen, Reise. Sofern die richtigen Daten zur Verfü neue Zielgruppen zu gewinnen, Cross- und gung stehen und intelligent genutzt werden, Up-Selling zu forcieren und besser sichtbar eröffnen daten- und verhaltensgetriebene zu werden. Kommunikation sowie Marketing 4.0 nie zu vor dagewesene Möglichkeiten der Persona Die Gefahren des digitalen Markts, wie etwa lisierung. Geschichten, die emotionalisieren, unverhältnismäßige Abhängigkeiten von neugierig machen oder Sehnsucht wecken, internationalen OTA, monopolartige Daten z.B. durch Bewegtbilder, passgenaue Inhalte hoheiten oder die zunehmende Bedeutung und eine 1-to-1 Kommunikation mit dem der „Sharing Economy“ stellen Touristiker/ Gast werden zukünftig buchungsentschei innen vor Herausforderungen. Gleiche re dend. gulatorische Rahmenbedingungen für alle, Sobald der Gast sein maßgeschneidertes Stärkung der unternehmerischen Freiheit Angebot gewählt hat, muss dieses über viele sowie Kooperationen gleichberechtigter Kanäle zugänglich und buchbar sein – ein Partner/innen werden darüber entscheiden, fach, flexibel und primär digital – und im ob sich der österreichische Tourismus von Idealfall auch direkt bei den touristischen Abhängigkeitsverhältnissen lösen kann, Da Dienstleister/innen, nicht ausschließlich ten zukünftig ausreichend verfügbar sind über internationale Online Travel Agencies und in welchem Ausmaß Wertschöpfung in (OTA). Es ist wichtig, dem Gast erfolgreiche Österreich passiert. © Adobe Stock 28
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