TIERE, DIE FÜR KLEIDUNG AUSGEBEUTET WERDEN: Problematik und Lösungen - PEOPLE FOR THE ETHICAL TREATMENT OF ANIMALS PETA.DE

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TIERE, DIE FÜR KLEIDUNG AUSGEBEUTET WERDEN: Problematik und Lösungen - PEOPLE FOR THE ETHICAL TREATMENT OF ANIMALS PETA.DE
TIERE, DIE FÜR KLEIDUNG
AUSGEBEUTET WERDEN:
Problematik und Lösungen

PEOPLE FOR THE ETHICAL TREATMENT OF ANIMALS • PETA.DE
TIERE, DIE FÜR KLEIDUNG AUSGEBEUTET WERDEN: Problematik und Lösungen - PEOPLE FOR THE ETHICAL TREATMENT OF ANIMALS PETA.DE
“Als ich bei Liz Claiborne Inc. zum Chief Creative
Officer ernannt wurde, lud ich PETA ein, um kurze
Informationsfilme darüber zu zeigen, wie alle
möglichen Tierarten weltweit durch die
Modeindustrie benutzt werden. … Nun würde ich
mich freuen, wenn auch Sie sich mit diesen
Informationen befassen.“

—Tim Gunn, Mode Ikone und Star der erfolgreichen US-TV Show
Project Runway
TIERE, DIE FÜR KLEIDUNG AUSGEBEUTET WERDEN

INHALT
Einleitung 									                                                                      4
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Die Problematik								                                                                   6
--------------------------------------------------------------------------------------------
Grausamkeiten an Tieren 						                                                            6
         Pelz									                                                                    6
         Leder								                                                                   10
         Wolle								                                                                   12
         Angora							                                                                   14
         Daunen							                                                                   14
         Seide								                                                                   15

Umweltbelastung 							                                                                  16
         Pelz								                                                                   16
         Leder								                                                                   17
         Wolle 								                                                                  18

Menschenrechte							                                                                   20

Die Lösung								                                                                       21
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Tierfreundliche Alternativen (ohne „tierische“ Herkunft)                                 21
Qualitative Vorteile							                                                              21
Andere Alternativen							                                                               25

Hersteller von Lederimitaten und Kunstfellen		                                           29
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Lederimitat								                                                                      29
Kunstpelz								                                                                        36

Quellenangaben							                                                                    39
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TIERE, DIE FÜR KLEIDUNG AUSGEBEUTET WERDEN

                    EINFÜHRUNG

                    Jahr für Jahr werden für die Herstellung von Pelz, Leder, Wolle, Seide und
                    Daunen Milliarden von Tieren misshandelt und getötet. Tiere, die ihres Pelzes
                    oder ihrer Häute wegen gefangen oder in der Massentierhaltung gezüchtet
                    werden, werden auf brutale Weise getötet und häufig bei vollem Bewusst-
                    sein gehäutet. Schafen, die zur Wollgewinnung gezüchtet werden, werden
                    ganze Haut- und Fleischstücke von ihren Hinterteilen abgeschnitten. Zudem
                    ist die Schur eine ausgesprochen grobe Prozedur, bei der die Schafe häufig
                    schmerzhafte klaffende Wunden davontragen. Seidenraupen werden für die
                    Seidenherstellung in ihren Kokons lebendig gekocht oder vergast.
                    Zur Daunenherstellung werden Enten und Gänse in verdreckten Hallen
                    eingepfercht und häufig ohne Schmerzmittel lebendig gerupft.

                    Neben schweren Verstößen gegen das Tierschutzgesetz trägt die Tierwirtschaft ( was viele
                    nicht wissen) nicht nur gravierend zur Umweltzerstörung, zum Klimawandel und zu
                    massiver Luftverschmutzung und Gewässerverunreinigung bei, sondern ist zudem für das
                    Elend vieler Menschen verantwortlich.

                    Angesichts dieser Tatsachen ist es nicht verwunderlich, dass immer mehr Unternehmen
                    diese verheerenden Folgen bei ihren Design- und Produktionskonzepten berücksichtigen
                    und entsprechende Konsequenzen ziehen. Nachfolgend einige Beispiele:

                    Nach 40 Jahren Handel mit ledergepolsterten Produkten hat Carol House Furniture, die
                    größte unabhängige Möbelhauskette in Missouri/USA mit mehr als 140 Mitarbeitern und
                    einem Jahresumsatz von 30 Millionen US-Dollar, 2003 beschlossen, künftig ausschließlich
                    auf lederfreie Produkte umzusteigen.
                    Brook Dubman, der Vorsitzende von Carol House, kommentierte seine Entscheidung:
                    „Angesichts der katastrophalen Auswirkungen der Lederproduktion auf die Umwelt und das
                    Wohlergehen der Tiere habe ich entschieden, unser Unternehmen auf lederfreie Produktion
                    umzurüsten. Unseren Geschäften hat dies sogar gut getan, sie florieren nach wie vor…
                    Unsere Entscheidung für eine lederfreie Produktion beruht in erster Linie auf ethischen
                    Gründen, ist aber auch vom unternehmerischen Standpunkt her eine ausgesprochen
                    positive Wahl.“

                    • Zahlreiche Unternehmen wie beispielsweise Adidas, Gap Inc., J.Crew, Eddie Bauer,
                    Skechers, Kenneth Cole, Kohl’s, Gucci, Lands’ End, H&M, Reebok und Nike verarbeiten
                    grundsätzlich kein Leder aus Indien, da die Kühe in Indien auf besonders grausame Art und
                    Weise misshandelt werden.

                    • Eine Vielzahl von Designern und Bekleidungshäusern verarbeiten und verkaufen
                    grundsätzlich keine Pelzprodukte. Zu ihnen gehören u.a. Polo Ralph Lauren, Stella Mc-
                    Cartney, Vivienne Westwood, Calvin Klein, Marc Bouwer, Betsey Johnson, Tommy
                    Hilfiger, Jones Apparel, Gap Inc., J.Crew, Perry Ellis, Express, Nike, bebe, The Wet
                    Seal, Forever 21, Limited Brands, Esprit, H&M, Mango und Liz Claiborne Inc. (zu Liz
                    Claiborne gehören die Marken Juicy Couture, Kate Spade, Mexx und Lucky Brand).

4 TIERE, DIE FÜR KLEIDUNG AUSGEBEUTET WERDEN: Problematik und Lösungen · PETA.DE
TIERE, DIE FÜR KLEIDUNG AUSGEBEUTET WERDEN

„Dank neuer Materialien, die sich von Produkten
tierischer Herkunft nicht unterscheiden lassen,
steht exklusiven Modehäusern in aller Welt heute
eine Fülle von luxuriösen, tierfreundlichen
Alternativen zur Verfügung.“

—Forbes, 16. September, 2008

        TIERE, DIE FÜR KLEIDUNG AUSGEBEUTET WERDEN: Problematik und Lösungen · PETA.DE   5
TIERE, DIE FÜR KLEIDUNG AUSGEBEUTET WERDEN

                                                DIE PROBEMATIK:
                                                TIERQUÄLEREI
                                                PELZ
Grausamkeiten an Tieren

                                                --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
                                                Pelzzucht

                                                Bis zu 85 Prozent aller Felle für die Pelzindustrie stammen von Tieren, die in
                                                Gefangenschaft und bisweilen zu Tausenden auf Pelzfarmen gehalten werden.1

                                                Obgleich China der weltweit größte Pelzexporteur ist und mehr als die Hälfte der für den
                                                europäischen Markt importierten Pelzbekleidung liefert, unterliegen die Pelzfarmen in
                                                diesem Land keinerlei Tierschutzbestimmungen oder Kontrollen.
                                                Es spielt keine Rolle, ob Tiere zur Pelzgewinnung in Europa, Asien oder Nordamerika
                                                gezüchtet und getötet werden – sie leiden überall unter den gleichen furchtbaren Lebens-
                                                bedingungen und brutalen Schlachtmethoden. Wie in anderen Massentierbetrieben, in
                                                denen die Tiere unter extrem beengten Verhältnissen gehalten werden, orientieren sich die
                                                Methoden auf Pelzfarmen ausschließlich an maximalem Profit, was immer zu Lasten des
                                                Wohlergehens der Tiere geht. Zu den Tieren, die am häufigsten auf Pelzfarmen gehalten
                                                werden, gehören Nerze, gefolgt von Füchsen. Doch auch Chinchillas, Luchse, Kaninchen,
                                                Hunde, Katzen und sogar Hamster werden für den Pelzhandel gezüchtet.2

                                                Um möglichst billig zu produzieren, werden die Tiere zu Abertausenden in winzige, karge
                                                und verdreckte Drahtgitterboxen gepfercht, in denen sie sich kaum bewegen können. Sie
                                                sind gezwungen, ihr ganzes trauriges Leben in ihren eigenen Exkrementen auf den gleichen
                                                Beton-, Draht- oder Gitterböden zu verbringen und haben keinerlei Möglichkeit, ihren
                                                natürlichen, instinktiven Verhaltensweisen nachzugehen. Das Leben in dieser beengten
                                                Gefangenschaft ist insbesondere für Nerze ausgesprochen qualvoll, denn Nerze sind
                                                Einzelgänger, die in der Wildnis Feuchtbiotope von bis zu 10 km² bewohnen.3

                                                                                       In Studien mit in Gefangenschaft gehaltenen Nerzen haben
                                                                                       Zoologen an der Universität von Oxford festgestellt, dass die
                                                                                       Tiere auch nach Generationen der Gefangenschaft zur
                                                                                       Pelzzucht nicht domestiziert sind und in Gefangenschaft ex-
                                                                                       trem leiden – insbesondere, wenn sie keine Gelegenheit zum
                                                                                       Schwimmen haben.4

                                                                                           Die Qual und das Leiden, die das Leben im Käfig bei den
                                                                                           Tieren auslöst, führen dazu, dass sich Füchse, Waschbären
                                                                                           und andere Tiere selbst verstümmeln und sich Beißwunden
                                                                                           an Haut, Schwänzen und Füßen zufügen. Sie werden zu
                                                                                           Kannibalen, die ihre Artgenossen im Käfig und ihren
                                                                                           Nachwuchs aufessen. Andere bewegen sich verzweifelt hin
                                                                                           und her oder unaufhörlich im Kreis. Auch Kaninchen werden
                                                                                           zu Abermillionen ihres Fleisches und Felles wegen auf Pelz-
                          Ein Fuchs auf einer Pelzfarm mit einem selbstverstümmelten Bein. farmen gezüchtet und geschlachtet. Während Kaninchenpelz
                                                       früher als „Abfallprodukt“ der Fleischproduktion galt, werden in der heutigen Pelzindustrie
                                                       vorrangig die dickeren Felle älterer Tiere verarbeitet (Kaninchen, die zur Fleischproduktion
                                                       gezüchtet werden, werden bereits im Alter von zwei bis drei Monaten getötet).5

    6 TIERE, DIE FÜR KLEIDUNG AUSGEBEUTET WERDEN: Problematik und Lösungen · PETA.DE
TIERE, DIE FÜR KLEIDUNG AUSGEBEUTET WERDEN

Laut Angaben der UN töten Länder wie Frankreich
Jahr für Jahr bis zu 70 Millionen Kaninchen, um aus     EINE PETA-ERMITTLUNG
ihren Fellen Pelzbekleidung, Köder zum Fliegenfi-
schen und Applikationen für Ziergegenstände zu
fertigen.6                                              2005 führt PETA eine verdeckte Ermittlung über den Hunde-
                                                        und Katzenfellhandel durch. Auf einem Tiermarkt in Südchina
Bevor ihnen das Fell abgezogen wird, werden die         fanden die Ermittler Katzen und Hunde vor, die in winzigen
Tiere aus ihren Käfigen gezerrt, auf den Boden          Käfigen, sichtlich erschöpft, dahinvegetierten. Einige waren
geworfen und mit Knüppeln erschlagen. Verdeckte         schon tagelang in Transport-LKWs auf den Straßen unter-
Ermittlungen in China haben ergeben, dass zahllose      wegs gewesen, ohne Futter oder Wasser, zusammenge-
Tiere noch am Leben sind und sich verzweifelt weh-      pfercht in instabilen Maschendrahtkäfigen. In jedem Käfig
ren, wenn die Arbeiter sie auf den Rücken werfen        waren so viele Tiere eingepfercht, dass sie keine Möglichkeit
oder sie an den Beinen oder am Schwanz aufhän-          hatten, sich zu bewegen. Unsere Ermittler sahen tote Katzen
gen, um ihnen das Fell abzuziehen.                      oben auf den Käfigen, sterbende Katzen und Hunde in den
                                                        Käfigen sowie Katzen und Hunde mit offenen Wunden. Man-
Wenn sie beginnen, die Haut und das Fell vom Bein       che Tiere waren lethargisch, andere kämpften miteinander,
des Tieres zu schneiden, treten die Tiere wie wild      in dieser extremen Enge in den Wahnsinn getrieben. Jedes
um sich und winden sich vor Schmerz hin und her.        einzelne Tier hatte Todesangst.
Bei Tieren, die sich zu sehr wehren, stampfen die
Arbeiter voller Wucht auf Hals und Kopf der Tiere,      Die Ermittler berichteten, dass auf jedem LKW bis zu 1.000
um sauber schneiden zu können.                          Tiere in übereinandergestapelten Käfigen transportiert wur-
                                                        den. Beim Entladen der LKWs wurden die Käfige mit den
Nachdem das Fell schließlich über den Kopf des          lebenden Tieren von ganz oben 3-4 Meter auf die Straße
Tieres gezogen wurde, werfen die Arbeiter den           geworfen, wobei sich viele Tiere die Beine brachen, wenn
gehäuteten Körper auf einen Haufen. Einige der          der Käfig auf dem Boden aufschlug. Viele Tiere trugen noch
Tiere sind zu diesem Zeitpunkt noch am Leben; sie       Halsbänder, ein Zeichen dafür, dass sie zuvor einen Besitzer
keuchen schwer, ihre Augen blinzeln langsam. Bei        hatten, dem sie gestohlen worden waren. Sie werden zu Tode
manchen Tieren schlägt das Herz noch 5 bis 10           geknüppelt, erhängt, verbluten oder werden mit Drahtstricken
Minuten, nachdem ihnen die Haut abgezogen wurde.        erwürgt, um aus ihrem Fell Pelzmäntel, Kragenbesätze und
Ein verdeckter Ermittler filmte einen gehäuteten        Accessoires zu machen.
Marderhund, der auf einem Berg von Tierleichen lag
und mit letzter Kraft seinen blutigen Kopf hob und in
die Kamera des Ermittlers blickte.

Erst ab November 2006 sind die so genannten
Pelztiere in deutschen Betrieben mit einer Verord-
nung geschützt, aber bei weitem nicht ausreichend.
Die Tötungsmethoden sind nach wie vor barbarisch,
sie wirken häufig nicht schnell genug. Gerade Nerze
werden häufig in Kisten gestopft und mit heißen, un-
gefilterten Auspuffgasen aus LKW-Motoren vergast.
Da Auspuffgase jedoch nicht immer tödlich sind,
kommen manche Tiere bereits wieder zu Bewusst-
sein, während sie gehäutet werden.

             TIERE, DIE FÜR KLEIDUNG AUSGEBEUTET WERDEN: Problematik und Lösungen · PETA.DE                             7
TIERE, DIE FÜR KLEIDUNG AUSGEBEUTET WERDEN

                    Deutsche Pelzfarmen unterliegen zwar eine Pelztierhaltungsverordnung, dennoch sind die
                    Betreiber solcher Anlagen ausschließlich daran interessiert, die Qualität des Felles zu
                    schützen. Dieses geschieht allerdings nicht – wie häufig von der Pelzbranche behauptet
                    – indem die Tiere besonders gut gehalten und getötet werden. Winzige Drahtkäfige sind
                    Standard. Auch kommen grausame Tötungsmethoden zum Einsatz, die häufig nicht schnell
                    genug wirken bzw. zum Tode führen. Manche Tiere sind bereits wieder bei Bewusstsein,
                    wenn sie gehäutet werden. In anderen Ländern gehört auch noch die Tötung per Elektro-
                    schock zu den gängigen Methoden. Hierbei wird den Tieren eine Elektrode in den Mund
                    und eine in den After eingeführt und an Strom angeschlossen. Die Tiere verbrennen quasi
                    innerlich. Dieser äußerst schmerzvolle Todeskampf kann bis zu einigen Minuten dauern.
                    Darüber hinaus wird hier und da auch noch der Genickbruch, vor allem bei
                    Chinchillas angewandt.

                    Pelz von Tieren aus freier Wildbahn

                    Weltweit werden Jahr für Jahr Millionen von Waschbären, Kojoten, Wölfe, Rotluchse, Opos-
                    sums, Biberratten, Biber, Otter und andere so gennante Pelztiere durch aufgestellte Fallen
                    für die Pelzbekleidungsindustrie getötet. Tieren, die in der Wildnis gefangen werden, ergeht
                    es nicht besser als ihren Leidensgenossen auf Pelzfarmen.

                    Es gibt verschiedene Arten von Fallen wie Schlingen, Unterwasserfallen und Conibear-
                    Fallen; am häufigsten jedoch werden Tellereisen verwendet, die von der US-amerikanischen
                    Veterinärmedizinischen Vereinigung (AVMA) als „grausam“ bezeichnet werden.7

                    Diese einfachen aber barbarischen Fallen wurden aus der EU bereits größtenteils
                    verbannt, und auch innerhalb der USA wurde diese Fangmethode in vielen Staaten bereits
                    abgeschafft. Zu ihnen gehören Kalifornien, Colorado, Florida, New Jersey, Massachusetts,
                    Rhode Island und Washington.8 & 9

                    In Arizona ist das Aufstellen von Tellereisen auf öffentlichem Land verboten.10

                    Tritt ein Tier auf die Feder eines Tellereisens, schnappen die Zacken der Falle am Bein des
                    Tieres zu. Diese graben sich, oft bis zum Knochen, in das Fleisch des Tieres und verstüm-
                    meln den Fuß oder das Bein vollkommen. Das Tier durchlebt einen verzweifelten Kampf
                    und unermessliche Schmerzen. Einige Tiere, vor allem Mütter, versuchen alles, um zu ihren
                    Jungen zurückzukommen. In ihrem unerbittlichen Kampf beginnen sie bisweilen, sich das
                    Bein abzukauen oder anderweitig abzutrennen. Dieser Überlebenskampf kann sich über
                    mehrere Stunden hinziehen. Irgendwann erliegt das Tier jedoch seiner Erschöpfung, ist
                    allen Eventualitäten schutzlos ausgeliefert und erleidet Frostbeulen und Schock. Opfer von
                    Wasserfallen, z.B. Bieber und Bisamratten, erleiden oft einen qualvollen Tod durch
                    Ertrinken, der bis zu 9 grausame Minuten dauern kann.11

                    Conibear-Fallen zertrümmern das Genick der Tiere mit einem Druck von über 6 Bar. Es
                    dauert drei bis acht Minuten, bis die Tiere in diesen Fallen ersticken.12

8 TIERE, DIE FÜR KLEIDUNG AUSGEBEUTET WERDEN: Problematik und Lösungen · PETA.DE
TIERE, DIE FÜR KLEIDUNG AUSGEBEUTET WERDEN

Wenn ein Tier nicht schon an Blutverlust, Infektionen oder Wundbrand stirbt, wird es
vermutlich von Raubtieren getötet, bevor der Fallenaufsteller zurückkommt. Häufig werden
auch „Stangenfallen“ eingesetzt, eine Art Tellereisen, die in Bäumen oder an einem
Gestänge befestigt werden. Tiere, die in diese Falle geraten, werden in die Luft gerissen
und hängen dort, bis sie sterben oder der Fallensteller kommt und sie tötet.

„Versehentliche“ Opfer

Jedes Jahr werden Hunde, Katzen, Vögel und andere Tiere, unter ihnen auch gefährdete
Arten, durch Fallen getötet oder verstümmelt. Fallenaufsteller nennen diese Tiere
„Abfallprodukte“, da sie keinen Verkaufswert haben. Länderspezifische Regulierungen, die
vorschreiben, wie oft die Fallen von den Aufstellern kontrolliert werden müssen, variieren
von 24 Stunden bis hin zu einer Woche. In manchen US-Staaten gibt es auch gar keine
Gesetze diesbezüglich, und so kann es passieren, dass gefangene Tiere ihr Leid tagelang
ertragen müssen, bevor sie schließlich sterben oder zufällig doch gerettet werden.

In einem Fall war eine Hündin namens Delilah in Pennsylvania 48 Stunden lang in einem
Tellereisen gefangen, das an ihrem Bein zugeschnappt war. Die Lokalzeitung schrieb, sie
hätte „ihre freien Beine benutzt, um ein Loch zu graben, in dem sie schlafen konnte. In
ihrem verzweifelten Versuch, Nahrung zu finden, kaute sie auf Baumrinde herum“. Delilahs
Bein musste amputiert werden.13 In einem anderen Fall war ein Hund mindestens fünf
Tage lang in einer Falle im Bundesstaat Nebraska gefangen, einem der US-Staaten, in dem
Fallenaufsteller verpflichtet sind, ihre Fallen täglich zu überprüfen.14

Der geliebte große Pyrenäenhund eines Ehepaares in Montana wurde von einem Fallenauf-
steller erschossen, nachdem dieser ihn in einer seiner Fallen gefunden hatte.15
Ebenfalls in Montana musste eine Frau grausame Minuten durchstehen. Sie ging mit ihrem
Hund auf öffentlichem Land spazieren, als dieser plötzlich furchtbar winselte und sich vor
Schmerzen wandt, da plötzlich eine Conibear-Falle zugeschnappt war. Als ihr Hund schon
langsam erstickte, schaffte es die Frau gerade noch rechtzeitig, ihren Gefährten zu
befreien. „Nie zuvor habe ich etwas so Traumatisches gesehen wie diese Frau, die versuch-
te, ihren tierischen Begleiter aus den Klingen dieser Falle zu befreien“, so eine Zeugin, die
die Hilferufe der Frau gehört hatte. Später stellte sich heraus, dass ein weiterer Hund nur
sechs Tage zuvor auf der gleichen Route der Fallenaufsteller in eine Conibear-Falle geraten
war.16 In Middleboro, Massachusetts, wurde die Leiche eines gehäuteten Hundes ohne Vor-
derpfoten gefunden. Der ermittelnde Polizeibeamte kam zu dem Schluss, dass ein
Fallenaufsteller den Hund in einer seiner Fallen gefunden haben muss, ihn dann wohl
erschossen und gehäutet hat.17

Eine Studie der Fachzeitschrift „Textilwirtschaft“
ergab, dass rund 84% der befragten Deutschen
Bedenken haben, Pelz zu tragen und auch keinen
Pelz bei dem/r Partner/in akzeptieren

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TIERE, DIE FÜR KLEIDUNG AUSGEBEUTET WERDEN

                                  Man mag es kaum glauben: In Europa werden auch Hunde- und Katzenfelle verkauft
                                  (in China werden schätzungsweise zwei Millionen Tiere jährlich getötet, um die Nachfrage
                                  zu decken). Und das, obwohl PETA und andere Organisationen dank einer Undercover-Re-
                                  cherche im Jahre 2005 in China ein EU-weites Import- und Handelsverbot von Hunde- und
                                  Katzenfellen erreichen konnte. Viele Pelzprodukte werden von Verbrauchern unwissentlich
                                  gekauft, da sie falsch oder gar nicht etikettiert werden und die Herkunft nicht eindeutig
                                  angegeben wird. In Frankreich werden jährlich mehr als 20.000 Katzen für den Fellhandel
                                  gestohlen. Bei einem Polizeieinsatz in einer Gerberei in Deux-Sevres in Frankreich wurden
                                  1.500 Katzenfelle gefunden, aus denen Babyschuhe angefertigt werden sollten.30

                                  LEDER
                                  --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

                                                                           Jedes Jahr werden für die globale Lederindustrie mehr als
                                                                           eine Milliarde Tiere geschlachtet und ihre Haut zu Leder
                                                                           verabeitet.18 Laut Angaben des US-Landwirtschaftsminis-
                                                                           teriums (ARS) ist Leder heute das „wirtschaftlich wichtigste
                                                                           Nebenprodukt der Fleischgewinnung“.20

                                                                           Der Großteil des weltweit produzierten und verkauften Leders
                                                                           stammt von Kühen und Kälbern. Daneben wird auch die Haut
                                                                           von Pferden, Schafen, Lämmern, Ziegen und Schweinen,
                                                                           die ihres Fleisches wegen geschlachtet werden, zu Leder
                                                                           verarbeitet. Viele dieser Tiere müssen die ganze Palette der
                                                                           Grausamkeiten erleiden, die in der Intensivtierhaltung ver-
                                                                           breitet sind. So werden sie in extrem beengten Verhältnissen
                                                                           in Gefangenschaft gehalten und jeglicher Bewegungsmög-
                                                                           lichkeit beraubt. Hinzu kommen Kastrierung, Brandmarkung,
                                                                           das Kupieren der Schwänze und Enthornung – und zwar alles
                                                                           ohne Schmerz- oder Betäubungsmittel. Die Kälber, die des
                                                                           Kalbfleisches wegen aufgezogen werden, sind ihren Müt-
                                                                           tern nur wenige Tage nach der Geburt entrissen worden und
                                                                           werden 16 Wochen lang am Hals angekettet in kleinen Boxen
                                                                           gehalten, die nicht viel größer sind als sie selbst. Aus ihrer
                                                                           Haut wird teures Kalbsleder hergestellt. Auch der Transport
                                                                           zum Schlachthof ist für Kühe eine einzige Tortur; dort ange-
                                                                           kommen, werden viele von ihnen gehäutet und zerstückelt,
                                                                           während sie noch bei Bewusstsein sind.

                                                                           In direktem Verstoß gegen die indische Verfassung, nach
   Kühe in Indien auf einem völlig überladenen Lastwagen auf dem Weg zum   der Kühe in Indien heilig sind, werden Kühe in Indien oftmals
          Schlachthof, wo sie ihrer Haut wegen geschlachtet werden.
                                                                           tagelang auf einen „Todesmarsch“ in die wenigen Bezirke

10 TIERE, DIE FÜR KLEIDUNG AUSGEBEUTET WERDEN: Problematik und Lösungen · PETA.DE
TIERE, DIE FÜR KLEIDUNG AUSGEBEUTET WERDEN

Indiens getrieben, in denen das Schlachten von Kühen erlaubt ist. Die Tiere werden ge-
zwungen, tagelang ohne Nahrung und Wasser zu marschieren. Wenn sie vor Erschöpfung
zusammenbrechen, werden ihnen Chilischoten und Tabak in die Augen gerieben, um sie
weiter zu treiben. Andere Kühe werden auf völlig überladenen LKWs zusammengepfercht
und auf illegalen Transporten zu Schlachthöfen gebracht; viele von ihnen werden während
der Fahrt von ihren Artgenossen unbeabsichtigt totgetreten oder von deren Hörnern
aufgespießt.

Da Indiens Gesetze zu Tiertransporten und -schlachtung nicht durchgesetzt werden, sind
viele der Tiere, die der Lederproduktion dienen, bei ihrer Ankunft am Schlachthof bereits
so krank oder so schwer verletzt, dass sie sich nicht mehr aus eigener Kraft zur Schlacht-
bank schleppen können, sondern hineingeschleift werden müssen. Dort wird ihnen vor den
Augen ihrer Artgenossen die Kehle durchgeschnitten – oftmals mit schmutzigen, stumpfen
Messern. Der Boden ist bedeckt mit Exkrementen, Blut,
Eingeweiden und Urin. So mancher Kuh werden bei leben-
digem Leib die Füße abgehackt oder sie wird bei vollem         Eine Umfrage in der Zeitschrift
Bewusstsein gehäutet.
                                                               „Parents“ ergab, dass 69 % der
Auch „exotische“ Tiere wie Alligatoren werden ihrer Häute      Befragten die Tötung von Tieren
und ihres Fleisches wegen in Massenbetrieben gezüchtet.
Junge Alligatoren werden meist in aufgestellten Becken
                                                               zur Lederproduktion ablehnen.        31

gehalten, während größere Tiere in Behältnissen leben
müssen, die in den Betonboden eingearbeitet sind.21 Laut der für Florida gültigen
Vorschriften können bis zu 350 fast ausgewachsene Alligatoren ganz legal auf einer Fläche,
die einem normalen Einfamilienhaus entspricht, gehalten werden.22
Im Bundesstaat Georgia hielt ein Farmer in insgesamt vier Gebäuden 10.000 Alligatoren.
Laut der „Los Angeles Times“ „… füllten Hunderte von Alligatoren jeden Zentimeter der
Räume aus“.23
Alligatoren, die auf diesen Farmen leben müssen, werden oft mit Hämmern und Äxten zu
Tode geprügelt. Leider geschieht es immer wieder, dass die Tiere noch bis zu zwei
Stunden, nachdem sie gehäutet wurden, bei vollem Bewusstsein sind und langsam und
qualvoll sterben.26

In Australien werden Kängurus Jahr für Jahr millionenfach abgeschlachtet, denn ihre Haut
gilt als erstklassiges Material für Fußballschuhe.27 & 28
Obwohl die australische Regierung von Jägern verlangt, nur gesunde, ausgewachsene
Tiere zu erschießen, sollen verwaiste Junge und verletzte Tiere enthauptet oder ihnen hart
auf den Kopf geschlagen werden, um „das Gehirn zu zerstören“.29
Zahlreiche weitere Tierarten auf der ganzen Welt werden ihrer Häute wegen in
Massentierhaltung gezüchtet oder in der Natur gejagt und getötet. So fallen diesem
grausamen Geschäft auch Zebras, Bisons, Wasserbüffel, Wildschweine, Kängurus,
Elefanten, Aale, Haie, Delfine, Seehunde, Walrosse, Frösche, Schildkröten, Krokodile,
Eidechsen und Schlangen zum Opfer.

              TIERE, DIE FÜR KLEIDUNG AUSGEBEUTET WERDEN: Problematik und Lösungen · PETA.DE   11
TIERE, DIE FÜR KLEIDUNG AUSGEBEUTET WERDEN

                              WOLLE
                              --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
                              Misshandlung von Schafen im Namen der australischen Wollindustrie

                              Mit der derzeitigen Ausbeutung von mehr als 100 Millionen Schafen pro Jahr produziert
                              Australien 25 Prozent des weltweiten Wollaufkommens.32
                              Die Bestände umfassen dabei Tausende von Schafen, was es faktisch unmöglich macht,
                              einem Tier individuelle Aufmerksamkeit zu schenken oder ihm im Notfall medizinische Hilfe
                              zu leisten. So gilt es in der australischen Wollindustrie als „normal“, dass jedes Jahr bis zu
                              sechs Millionen Schafe verfrüht sterben.33
                              Aufgrund der hohen Todes- und Krankheitsrate in der Wollindustrie sollte es naheliegen,
                              weniger Schafe zur Wollgewinnung zu züchten und die Tiere so artgerechter halten zu
                              können. Doch das Gegenteil ist der Fall, denn Mutterschafe werden dazu gezwungen, noch
                              mehr Lämmer zu gebären, um die hohe Todesrate auszugleichen.

                              Die in Australien am häufigsten gezüchtete Rasse sind Merinos, die darauf gezüchtet
                              wurden, faltige Haut zu bekommen, damit die Wollausbeute pro Tier noch größer ist. Diese
                              unnatürliche Übermenge an Wolle führt dazu, dass viele Schafe in den heißen Monaten
                              unter der Hitze kollabieren und an Hitzschlag sterben. Außerdem sammeln sich in den
                              Hautfalten Feuchtigkeit und Urin. Von der Feuchtigkeit angezogen legen Fliegen ihre Eier
                              in den Falten ab; die ausgeschlüpften Larven können die Schafe bei lebendigem Leibe
                              „aufessen“. Um den Fliegenbefall zu verhindern, nehmen die australischen Farmer einen
                              barbarischen Eingriff an den Tieren vor – das sogenannte „Mulesing“. Beim Mulesing wird
                              den Lämmern – ohne jedes Schmerzmittel- oder Betäubungsmittel – mit großen metallenen
                              Scheren (ähnlich wie Gartenscheren) ein riesiges Haut- und Fleischstück vom Hinterteil und
                              der Schwanzgegend herausgeschnitten. In einer anderen Vorgehensweise, dem so
                              genannten „Clip-Mulesing“, werden Klammern so fest an der Haut des Tieres befestigt,
                              dass diese stirbt und abfällt. Man will so erreichen, dass sich eine glatte, vernarbte Haut
                              bildet, die keine Angriffsfläche mehr für Fliegeneier bietet. Ironischerweise aber entstehen
                              gerade bei der Verstümmelung mit Gartenscheren großflächige blutige Wunden, die häufig
                              von Fliegen befallen werden, noch bevor sie abheilen können.

                                                                                          Diese grausame Mulesing-Prozedur wird
                                                                                          ausschließlich in Australien praktiziert, obgleich
                                                                                          humane Methoden bereits existieren, wie z.B. die
                                                                                          Zucht von Schafen mit freiem Hinterteil oder ver-
                                                                                          besserte Hygienebedingungen, wodurch die Haut
                                                                                          der Lämmer weniger anfällig für den Fliegenbefall
                                                                                          wird. Wenn australische Schafe alt werden und ihre
                                                                                          Wollproduktion nachlässt, werden sie zur Schlacht-
                                                                                          bank geschickt. Jahr für Jahr müssen Millionen von
                                                                                          Schafen hierzu die Qualen des Lebendexports in
                                                                                          den Nahen Osten und nach Nordafrika erleiden. Im
                                                                                          Januar 2006 führte PETA USA gemeinsam mit der
                                                                                          Tierschutzorganisation „Animals Australia“

          Beim Lebendexport werden Schafe auf völlig überfüllten Schiffen über Tausende
                von Meilen transportiert, bevor sie grausam geschlachtet werden.

12 TIERE, DIE FÜR KLEIDUNG AUSGEBEUTET WERDEN: Problematik und Lösungen · PETA.DE
TIERE, DIE FÜR KLEIDUNG AUSGEBEUTET WERDEN

verdeckte Ermittlungen durch, die die Misshandlung der Tiere und die verheerenden Zu-
stände in den Schlachthäusern dokumentierten, denen die australischen Schafe an ihrem
Bestimmungsort ausgesetzt sind.

Entgegen den Behauptungen der australischen Regierung und der Lebendexport-Industrie,
dass die Tiere human behandelt würden, zeigten die Ermittlungen auf, dass Schafe und
Kühe an Ohren und Beinen von LKWs gezerrt und zum Sterben auf Mastparzellen liegen
gelassen werden. Die Tiere werden gefesselt, im Kofferraum von Autos transportiert und
schließlich in Hinterhöfen oder unkontrollierten Einrichtungen auf qualvolle Art und Weise,
die in den USA, Europa und Australien rechtswidrig ist, geschlachtet.

Misshandlung von Schafen im Namen der weltweiten Wollindustrie

Obgleich die grausame Mulesing-Verstümmelung nur in
Australien praktiziert wird, werden Schafe auf der ganzen Welt
geschoren. In der Regel geschieht dies im Frühling, kurz bevor
manche Rassen ihr Winterfell auf natürliche Weise abwerfen.
Der genaue Zeitpunkt ist dabei ausschlaggebend, denn ver-
spätetes Scheren bedeutet weniger Wolle. Aufgrund des hohen
Arbeitstempos der Farmer sterben viele Schafe aufgrund der
verfrühten Schur an Unterkühlung.

Schafscherer werden im Allgemeinen nicht nach Stunden
sondern nach der Menge geschorener Tiere bezahlt. Das führt
dazu, dass sie unter hohem Zeitdruck arbeiten und keine Rück-
sicht auf das Wohl der Tiere nehmen können. Erfahrene Schaf-
scherer scheren pro Tag mehr als 350 Schafe und arbeiten in
diesem Tempo bis zu vier Wochen am Stück.34 & 35
                                                                    Ein Lamm nach der Mulesing-Verstümmelung mit klaffender, blutender Wunde.

Ältere Schafe müssen das so genannte „Zahnschleifen“ über
sich ergehen lassen, eine Prozedur, bei der die Vorderzähne mit
einem batteriebetriebenen Schleifgerät abgeschliffen werden
oder direkt mit einem Scheibenschneider durch die mit Nerven
gefüllte Pulpa bis zum Kiefer abgeschnitten werden. Auch diese
für die Tiere schmerzhafte und entsetzliche Prozedur, bei der sie
heftig bluten, geschieht wieder ohne Schmerzmittel und wird
durchgeführt, damit die Schafe sich die Zähne nicht abbrechen
oder weil sich so das produktive Leben der Tiere verlängern
lassen soll.

                                                                    Mulesing-Scheren sind scharfe Metallscheren, vergleichbar mit Heckenscheren.

              TIERE, DIE FÜR KLEIDUNG AUSGEBEUTET WERDEN: Problematik und Lösungen · PETA.DE                                                 13
TIERE, DIE FÜR KLEIDUNG AUSGEBEUTET WERDEN

                     ANGORA
                     --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

                     Obwohl Angorakaninchen ihrer Wolle wegen nicht getötet werden, so werden sie doch
                     regelmäßig geschoren und müssen ihr gesamtes achtjähriges Leben eingesperrt in
                     engen Käfigen fristen. Da die männlichen Angorakaninchen nur etwa 75 bis 80 Prozent der
                     Wollausbeute von weiblichen haben, werden sie auf vielen Farmen gleich nach der Geburt
                     getötet. Die überlebenden weiblichen Angorakaninchen erleiden das gleiche schreckliche
                     Schicksal wie andere Kaninchen, die ihres Fleisches wegen gezüchtet werden; ein Leben
                     geprägt von Einsamkeit und Monotonie in Gefangenschaft. Da Kaninchen regelmäßig
                     Bewegung brauchen, können in Käfigen eingesperrte Angorakaninchen schmerzhafte
                     Knochenverformungen entwickeln.

                     Angorakaninchen werden zum Scheren auf ein Brett gespannt. Aus Angst und Panik treten
                     sie wild um sich. So schneiden ihnen die Messer unausweichlich ins Fleisch, was zu
                     blutigen Wunden führt. Angoras haben sehr empfindliche Fußsohlen, was ein Leben in
                     Käfigen auf Maschendraht zur absoluten Qual macht und oft zu Geschwüren an den Füßen
                     führt. Aufgrund des hohen Arbeitstempos bei der Schur tragen die Tiere häufig schmerzhaf-
                     te Schnitte und klaffende Wunden davon. Wird das Fell zu kurz geschoren, fehlt den Tieren
                     jeder Schutz vor Kälte und sie leiden furchtbar. Kaninchen, die zu kurz geschoren werden,
                     sind besonders anfällig für Infektionen der Atemwege, wie Pasteurellose und Schnupfen.

                     DAUNEN
                     --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

                     Daunen wachsen unter dem äußeren Gefieder und befinden sich am häufigsten an der
                     Brust der Tiere. Da sie keinen Federkiel besitzen, sind Daunen sehr geschätzt. Die
                     meisten Produkte, die als „Daunen“ verkauft werden, bestehen aus einer Mischung aus
                     echten Daunen und anderen Federn oder Füllmaterialien. Obgleich die meisten Daunen und
                     Federn von Vögeln nach der Schlachtung gerupft werden, wird bei Gänsen aus Zucht-
                     beständen und Masthaltungen oder Gänsen, die zur Produktion von Foiegras gezüchtet
                     werden (die Zwangsernährung von Vögeln mit unnatürlich hohen Mengen von Getreide und
                     Fett, die dazu führt, dass sich die Leber der Tiere krankhaft vergrößert), bisweilen das Le-
                     bendrupfen angewandt. In Ländern, in denen diese grausame Quälerei bis heute praktiziert
                     wird, werden jedem Tier ab einem Alter von zehn Wochen bis zu vier Jahren im Abstand
                     von sechs Wochen jeweils bis zu 150 Gramm Federn und Daunen gerupft.36

                     Das Rupfen der Federn bedeutet für die Vögel entsetzliche Schmerzen und Stress.
                     Eine Studie über die Herzschläge von Hühnern und ihr Verhalten hat bewiesen, dass das
                     Herausreißen von Federn für die Vögel schmerzhaft ist. Eine andere Studie ergab, dass der

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TIERE, DIE FÜR KLEIDUNG AUSGEBEUTET WERDEN

Blutzuckerspiegel einiger Gänse während des Rupfens fast auf
das Doppelte anstieg, was als Zeichen eines hohen Stresszu-
stands gilt.37 & 38

Obgleich Eiderenten eine geschützte Tierart sind, sind ihre
Federn heißbegehrt für die Verarbeitung in Federbetten und
Bekleidung. In Island bedecken die weiblichen Tiere ihre im
Nest liegenden Eier mit ihren Daunen, die sie sich hierzu aus
der Brust rupfen. Farmer sammeln jedes Jahr 6.500 Pfund
dieser Daunen aus den Nestern der Tiere.39

Die weichen Federn einzusammeln kann die noch nicht
geschlüpften kleinen Entenküken töten, da ihnen so die ent-
scheidende Wärmeisolierung fehlt. Dies gefährdet die unter
Naturschutz stehenden Eiderenten zusätzlich. Zur Herstellung                             In Käfige eingesperrte Enten in einer Foiegras-Anlage, in der die meisten
einer einzigen Daunendecke müssen Federn aus mindestens                                                          Daunen gerupft werden.

80 Nestern gesammelt werden.40

SEIDE
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Die so genannte „Seidenraupe“ ist im Grunde ein domestizierter Falter, der heute in
Intensivhaltung gezüchtet wird. In der Natur durchläuft die Seidenraupe die gleichen
Entwicklungsphasen – vom Ei, über die Larve zur Puppe – wie alle Falterarten.41
Die Seide wird aus dem Kokon der Larven „gewonnen“. Die meisten Seidenraupen aus der
Raupen-Aufzucht überleben die Puppenphase nicht, denn sie werden bei lebendigem Leibe
gekocht oder in ihrem Kokon vergast.42

Für ein halbes Kilo Seide sterben etwa 3.000 Seidenraupen einen qualvollen Tod.43

                  TIERE, DIE FÜR KLEIDUNG AUSGEBEUTET WERDEN: Problematik und Lösungen · PETA.DE                                                                     15
Die Umwelt         TIERE, DIE FÜR KLEIDUNG AUSGEBEUTET WERDEN

                     Kleidung aus Tierhaut hat nicht das Geringste mit Umweltbewusstheit zu
                     tun. Ganz im Gegenteil, denn die Produktion von Wolle, Pelz und Leder ist in
                     hohem Maß mitverantwortlich für Klimaerwärmung, Landverwüstung, Um-
                     weltverschmutzung und Wasserverunreinigung.

                     PELZ
                     --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

                     Bis zu 85 Prozent aller Felle für die Pelzindustrie kommen von Tieren auf Pelzfarmen.44
                     Auf diesen Farmen, die wie alle anderen Massentierhaltungsbetriebe nur auf Profit
                     ausgerichtet sind, werden Tausende von Tieren gehalten. Auf die Umwelt oder das Wohl der
                     Tiere wird dabei keine Rücksicht genommen. Ein Großteil der weltweit erhältlichen Pelze
                     wird in China verarbeitet, wo gesetzliche Umweltauflagen in der Regel vollkommen
                     ignoriert werden.

                     Jeder auf einer Nerzfarm gezüchtete Nerz produziert zu seinen Lebzeiten etwa 20 Kilo Aus-
                     scheidungen.45 Das ergibt insgesamt 61.000 Tonnen Exkremente, die Jahr für Jahr alleine
                     auf US-amerikanischen Nerzfarmen produziert werden.46
                     Ein gefährlicher Bestandteil dieser Ausscheidungen sind knapp 1.000 Tonnen Phosphor, die
                     beispielsweise in Flüssen und Bächen verheerende Schäden anrichten.47
                     Eine Nerzfarm im US-Bundesstaat Washington wurde wegen Verunreinigung eines nahe-
                     gelegenen Flüsschens verklagt, da die im Wasser gemessenen Kolibakterien die gesetzlich
                     zugelassene Konzentration um das 5.000-Fache überstiegen.48
                     Auch in Deutschland wurden bereits 2 Farmen diesbezüglich verurteilt. Laut „Sandy Parker
                     Reports“, einer Veröffentlichung der Pelzindustrie, „… stellen striktere Umweltauflagen und
                     strengere Behördenkontrollen in manchen US-Bundesstaaten verstärkt Probleme für die
                     Pelzfarmer dar… Nitrate, Phosphate und andere Substanzen, die mit dem Regenwasser
                     ausschwemmen oder in Aquiferen versickern und örtliche Grundwasserreserven
                     verunreinigen, erregen zunehmend die Aufmerksamkeit von Umweltschutzbehörden, die
                     streng dagegen vorgehen“.49

                     Die Zucht von Tieren zur Pelzproduktion trägt zudem zur Luftverschmutzung bei. In
                     Dänemark, wo Jahr für Jahr mehr als zwei Millionen Nerze ihrer Felle wegen getötet
                     werden, steigen jährlich mehr als 3.600 Kilo Ammoniakdämpfe in die Atmosphäre.50
                     Pelz ist nur so lange „natürlich“, wie er von dem Tier getragen wird, das damit geboren
                     wurde. Sobald ein Tier jedoch geschlachtet und gehäutet wird, wird das Fell wird mit einem
                     Cocktail giftiger Chemikalien behandelt, „um die sich biologisch zersetzende Haut in ein
                     haltbares Material zu verwandeln“ (d.h. es zu behandeln, damit es auf der Kleiderstange
                     nicht verwest).51
                     Beim Bleichen und Färben von Pelz kommen verschieden Salze zum Einsatz, darunter
                     Ammoniak, Formaldehyd, Wasserstoffperoxid und andere Chromate und Bleichmittel.52

16 TIERE, DIE FÜR KLEIDUNG AUSGEBEUTET WERDEN: Problematik und Lösungen · PETA.DE
TIERE, DIE FÜR KLEIDUNG AUSGEBEUTET WERDEN

Unter Berücksichtigung aller Aspekte der Pelzproduktion wird die Bilanz der Umweltver-
schmutzung durch Pelzfarmen noch schlechter. Die Produktion von Pelz umfasst u.a. den
Transport von Futtermitteln für die Tiere, die Entsorgung der tierischen Ausscheidungen,
die Stromversorgung der Zuchtanlagen, die Schlachtung und andere erforderliche Schritte.
Dazu kommt der Einsatz von Pestiziden, Impfungen und Antibiotika, der Transport der toten
Tiere, der Transport der Felle zu Versteigerungen und Gerbereien, das Gerben mit seinen
zahlreichen Arbeitsschritten wie sortieren, einweichen, entfleischen, färben, entwässern,
trocknen, reinigen, zurechtschneiden, schleifen und fertigstellen, der Transport der
gegerbten Häute zu Bekleidungsherstellern, Großhändlern usw. Unter Berücksichtigung der
oben genannten Aspekte erfordert die Herstellung eines Kleidungsstücks aus Pelz insge-
samt die zwanzigfache Energie, verglichen mit der eines Kunstpelzes.53

LEDER
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Bis Ende des 19. Jahrhunderts wurde Leder luft- oder salzgetrocknet und mit pflanzlichen
Gerbstoffen oder Ölen gegerbt. Bei der heutigen Lederherstellung wird die Tierhaut mit
hohen Mengen weitaus gefährlicherer Substanzen verarbeitet, darunter Formaldehyd,
Kohle-Teer H-Derivate und verschiedene Öle, Farben und Polituren, von denen einige auf
Zyanid basieren.

Obgleich die US-Umweltschutzbehörde alle Abwässer, die Chrom enthalten, als gefährlich
einstuft, wird das meiste weltweit produzierte Leder mit Chrom gegerbt. Die Abwässer von
Gerbereien enthalten jede Menge Schadstoffe wie Protein, Haare, Salze, Kalkschlamm,
Sulfide und Säuren. Eine Chromgerberei verschwendet über 56.000 Liter Wasser und pro-
duziert auf jede Tonne an verarbeiteten Häuten genauso viel an „Feststoffabfall“ (z.B. Haare,
Fleisch und Abfälle). Das Gerben von Leder verursacht außerdem jährlich 800.000 Tonnen
Chromabfälle, von denen ein Großteil auf Deponien endet.

Das Grundwasser in der Nähe von Gerbereien zeigt häufig erhöhte Giftstoffwerte auf. Das
Unternehmen Regis Tanning Co. Inc./ USA betrieb von Anfang der 1950-er Jahre bis 1972
eine Gerberei. Selbst mehr als 20 Jahre nach ihrer Schließung zeigen Grundwasserproben
der Gegend noch immer Spuren von Arsen, Chrom, Blei, und Zink auf – aller Wahrschein-
lichkeit nach durch Abwässer der Gerberei verursacht. Auch Proben aus dem nahegele-
genen Lamprey River und seinen Sumpfgebieten zeigten Spuren von Zyanid, Chrom und
giftigen und krebsauslösenden Chlorverbindungen (Polychlorierte Biphenyle, PCB) auf.

Die Umweltverschmutzung durch die Lederproduktion ist leider nicht auf die USA
beschränkt. Allein in drei indischen Distrikten wurden über 500 Gerbereien wegen
Verschmutzung einer landwirtschaftlichen Nutzfläche von 16.000 Hektar und als
Mitverursacher von Dürreschäden verklagt.57

                  TIERE, DIE FÜR KLEIDUNG AUSGEBEUTET WERDEN: Problematik und Lösungen · PETA.DE                       17
TIERE, DIE FÜR KLEIDUNG AUSGEBEUTET WERDEN

                     In Deutschland werden aufgrund der hohen Umweltschutzbestimmungen kaum noch
                     Gerbereien betrieben. Somit landen die Häute aus deutschen Schlachthöfen häufig im
                     Ausland, um den Umweltschutzbestimmungen zu umgehen.

                     WOLLE
                     --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

                     In der Natur produzieren Schafe genau so viel Wolle, wie sie brauchen, um sich vor extre-
                     men Temperaturen zu schützen. Mit der Erfindung der Schur begann der Mensch, Schaf-
                     rassen zu züchten, die das ganze Jahr über Wolle liefern. Um Platz für Weideflächen zu
                     schaffen, wurde das Land gerodet und Bäume gefällt, was zur Versalzung des Bodens,
                     Erosion und einem Verlust der Biodiversität geführt hat.

                     In einer Studie über die Bodendegradation in Karoo, Südafrika, kamen Forscher der Uni-
                     versität von Oxford zu dem Schluss, dass die Ursache für die Bildung von so genannten
                     „Badlands“ (stark erodierten und vegetationsarmen Landschaften) und Bodenerosionen in
                     der Überweidung durch große Tierbestände, insbesondere Schafherden, liegt.58

                     In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war der argentinische Teil Patagoniens nach Aus-
                     tralien der weltweit zweitgrößte Wollproduzent, doch der Umfang, in dem die Schafzucht
                     betrieben wurde, überstieg die Kapazität des Bodens. Es entstand eine Bodendegradation,
                     die zu einer fortschreitenden Wüstenbildung führte und die Wollindustrie laut „National
                     Geographic“ „in die Knie zwang“. Alleine in einer einzigen Provinz wurden durch Überwei-
                     dung ca. 20 Millionen Hektar Land unwiederbringlich vernichtet.59

                     Neben dem Verbrauch gigantischer Wassermengen kommen in der Wollproduktion Chemi-
                     kalien zum Einsatz, die das Grundwasser verunreinigen. Alleine in den USA wurden im Jahr
                     2000 Schafherden mit mehr als sieben Tonnen Insektiziden behandelt.60
                     Nach einer technischen Mitteilung des Umweltamtes im australischen Bundesstaat New
                     South Wales aus dem Jahr 2004 steht das Aussterben einer einheimischen Pflanze in
                     direktem Zusammenhang mit der Umweltverschmutzung durch Pestizide, die im Desinfekti-
                     onsbad von Schafen eingesetzt werden.

                     Der Dünger von Rindern, Schafen und anderen Tieren, die wegen ihrer Wolle, ihres Felles
                     oder ihrer Haut gezüchtet werden, hat in den letzten 250 Jahren zum Anstieg der CO2-
                     Emissionen beigetragen. Die Methankonzentration ist weltweit um mehr als 130 Prozent
                     angestiegen.61
                     In Neuseeland sind die Methangas-Emissionen von Weidetieren wie Schafen für die Hälfte
                     der Kohlendioxidemissionen des Landes verantwortlich.62

18 TIERE, DIE FÜR KLEIDUNG AUSGEBEUTET WERDEN: Problematik und Lösungen · PETA.DE
TIERE, DIE FÜR KLEIDUNG AUSGEBEUTET WERDEN

„Menschen, die nicht nur modisch aussehen,
sondern gleichzeitig einen Beitrag zum Umwelt-
schutz leisten möchten, steht heute eine vielseitige
Palette umweltfreundlicher Mode zur Verfügung.“
—Wall Street Journal, 24. Mai 2008

         TIERE, DIE FÜR KLEIDUNG AUSGEBEUTET WERDEN: Problematik und Lösungen · PETA.DE   19
Menschenrechte              TIERE, DIE FÜR KLEIDUNG AUSGEBEUTET WERDEN

                               Durch den Kontakt mit giftigen, in der Lederherstellung eingesetzten Chemikalien erkranken
                               und sterben viele Menschen, die in Gerbereien arbeiten und in der Nähe solcher Betriebe
                               leben, an Krebs. Die US-amerikanischen „Centers for Disease Control and Prevention“
                               (CDC) haben festgestellt, dass die Erkrankungsrate an Leukämie bei Menschen, die in der
                               Nähe einer Gerberei in Kentucky leben, das Fünffache des landesweiten
                               Durchschnitts beträgt.63

                               Arsen, eine in Gerbereien standardmäßig eingesetzte Chemikalie, wird schon seit langem
                               mit Lungenkrebs bei Arbeitern, die in regelmäßigen Kontakt mit der Substanz kommen,
                               in Verbindung gebracht. Studien belegen, dass eine Beziehung zwischen dem Auftreten
                               von Stirnhöhlen- und Lungenkrebs und dem in Gerbereien eingesetzten Chrom besteht.64
                               Studien mit Gerbereiarbeitern in Schweden und Italien wiesen ein Krebsrisiko von 20 bis 50
                               Prozent über dem erwarteten Ergebnis nach.65

                               Der Präsident des Gerbereiverbands von Bangladesch, M. Harun Chowdhury,
                               kommentierte: „Die meisten europäischen Länder und die USA stellen die Lederverarbei-
                               tung aufgrund ihrer starken Umweltbelastung ein“. Das führt jedoch dazu, dass die Aus-
                               wirkungen der Gerberei-Industrie nun die Gesundheit von Menschen in anderen Teilen der
                               Welt gefährden.“66 Nach einem Bericht von „Blacksmith Institute“, einer US-Umweltschutz-
                               organisation, die in enger Zusammenarbeit mit Experten, Wissenschaftlern und NGOs
                               Projekte zur Beseitigung von Umweltverschmutzungen in Entwicklungsländern durchführt,
                               stellt so beispielsweise eine Fabrik im indischen Ranipet, die Salze für nahegelegene
                               Gerbereien produziert, eine Gefahr für die Gesundheit von 3,5 Millionen Menschen dar. Die
                               Studie nahm die Gegend daher in ihre jährlich veröffentlichte „Dirty Thirty“-Liste der 30 am
                               stärksten verschmutzten Orte der Welt auf und erklärte, dass ausgeschwemmte Abwässer
                               der Fabrik das Grundwasser und das Land verunreinigen. Weiterhin belegt die Studie, dass
                               Farmer nach dem Kontakt mit Wasser an Hautgeschwüren erkrankten.67
                               Es ist daher nicht verwunderlich, dass eine vom indischen Staat geförderte Studie die
                               Lederindustrie als „umweltschädlicher als die Textil-, Medizin-, Düngemittel- oder
                               Papierindustrie“ einstufte.68

                                                                                      Studien haben gezeigt, dass selbst fertige Leder-
                                                                                      produkte, insbesondere solche mit direktem Haut-
                                                                                      kontakt, wie etwa Handschuhe oder Schuhe, hohe
                                                                                      Konzentrationen einer giftigen Chemikalie namens
                                                                                      sechswertiges Chrom aufweisen. Sechswertiges
                                                                                      Chrom gilt als starkes Allergen, das zu
                                                                                      Hauterkrankungen wie beispielsweise Ekzemen
                                                                                      führen kann. In einer deutschen Studie wurde diese
                                                                                      Substanz in mehr als 50 Prozent aller untersuchten
                                                                                      Lederprodukte nachgewiesen.69

                 Viele Gerbereiarbeiter sind dem Kontakt mit gesundheitsschädlichen
                              Chemikalien ununterbrochen ausgesetzt.

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TIERE, DIE FÜR KLEIDUNG AUSGEBEUTET WERDEN

DIE LÖSUNG:
TIERFREUDLICHE ALTERNATIVEN
PELZ

                                                                                                                       Qualitative Vorteile

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Um nicht auszutrocknen, erfordern Pelzprodukte eine konstant kühle Lagerung bei 10°
Celsius und eine Luftfeuchtigkeit von 50 Prozent. Wärme, Insekten, Regen oder eine hohe
Luftfeuchtigkeit beeinträchtigen das Fell.70
Pelze sollten grundsätzlich bei einem Kürschner aufbewahrt werden, denn bei der
Lagerung im eigenen Heim kommt es leicht zu Verfärbungen durch Oxydierung. Zudem
haftet der Geruch von Zeder oder Mottenkugeln am Pelz.
Die heute gängigste Alternative zu Echtpelz ist Kunstpelz oder auch Webpelz genannt.
Hochwertiger Kunstpelz verliert seine Haare nicht und ähnelt Echtpelz optisch so sehr, dass
sich ein Unterschied bisweilen kaum noch feststellen lässt.71
Manche Kunstpelze sind maschinenwaschbar und eignen sich zur Lufttrocknung. Dank ih-
rer nicht-porösen synthetischen Fasern verschmutzen Kunstpelze im Vergleich zu Echtpelz
weniger.72

Andere kuschelig warme Alternativen zu Pelz sind Acryl und Vlies.

LEDER
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Lederprodukte erfordern ein hohes Maß an Pflege und spezielle Lagerbedingungen. Wenn
Leder nicht fachmännisch gereinigt und behandelt wird, kann es leicht schuppen, reißen,
verblassen, schimmeln oder sich zersetzen.73
Obgleich die professionelle Lederreinigung kostspielig ist, lassen sich Fettflecken oder
Flecken auf Eiweißbasis häufig nicht entfernen.74
Durch den im Leder festsitzenden Duft von Zeder, Mottenkugeln, Rauch oder den im Gerb-
verfahren eingesetzten Chemikalien haftet dem fertigen Lederprodukt dauerhaft ein unan-
genehmer Geruch an. Trotz des Übermaßes an Chemikalien und der massiven Umweltver-
schmutzung, für die die Gerbung verantwortlich ist, zersetzen sich die natürlichen Fasern
des Leders durch den Kontakt mit Trockenheit und Licht mit der Zeit.75

Mit Pflanzengerbstoffen oder Alaun verarbeitetes Leder kann bei Nässe verfärben,
schimmeln, schrumpfen und seine Elastizität verlieren.76

Heutzutage ist eine Vielzahl von Lederimitaten wie beispielsweise Mikrofasergewebe er-
hältlich, ein Material, das widerstandsfähiger und weitaus kostengünstiger ist als Echtleder.
Die meisten Laufschuhe und zahlreiche Crosstrainer werden heute aus Kunstleder gefertigt.
Chlorenol (bei Avia als „Hydrolite“, bei Nike als „Durabuck“ erhältlich) ist ein Material, das
zur Produktion von Sport- und Wanderschuhen verwendet wird. Es zeichnet sich durch

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TIERE, DIE FÜR KLEIDUNG AUSGEBEUTET WERDEN

„Verbraucher schätzen Oberkleidung aus                        seine Atmungsaktivität aus, legt sich mit der gleichen
                                                              Elastizität wie Leder um den Fuß, gibt dem Träger einen
Kunstleder, denn sie ist nicht nur was-
                                                              guten Halt und ist maschinenwaschbar.77
serdicht, sondern lässt sich schnell und                      Andere Alternativmaterialien zu Leder sind Vinyl,
mühelos mit einem Tuch reinigen. Leder                        Kunstleder und Alcantara. Nylon, Leinen, Vinyl oder
ist teuer – nicht nur in der Anschaffung,                     Kunstleder werden gerne als Lederimitate zu
sondern auch in der Pflege. Bei PVC hin-                      Handtaschen und Aktentaschen verarbeitet. Einige
                                                              Lederimitate werden aus Recycling-Materialien
gegen fallen nur die Anschaffungskosten
                                                              hergestellt.78
an.“
                                                              Naugahyde®, ein Material mit Vinyl-Beschichtung, ist
—Felicia Geller, US-Werbeleiterin von BCBG 79                 antimikrobiell und hemmt die Bildung von Bakterien
                                                              und Schimmelpilz.82
„Kunstleder ist zurzeit ausgesprochen
                                                              Kunstleder lässt sich leicht reinigen und pflegen; oft
beliebt, denn es kommt echtem Leder so                        genügt schon ein weiches Tuch und etwas
nah... Selbst Modeexperten müssen am                          Seifenlauge. Zudem ist es widerstandsfähig und
Material riechen, um festzustellen, ob es                     entspricht den höchsten Richtlinien für
sich tatsächlich um echtes Leder handelt                      Oberflächenverschleiß.83
oder nicht.“

—David Wolfe, Trendexperte im US-Einzelhandel 80

                                                              WOLLE
„Kunstleder bietet eine Fülle von
Einsatzmöglichkeiten in den Bereichen                         -------------------------------------------------------------------------
Heimtextilien und Polstermöbelherstel-
lung. Es ist ein ausgesprochen strapazier-
fähiges Material für Familien mit Tieren                      Die meisten Wollprodukte sind nicht
oder Kindern und knappem Budget. In                           maschinenwaschbar und dürfen nicht gebügelt werden.
                                                              Wenn Wolle nass wird, dauert es zum einen sehr lange,
tropischen Klimazonen ist Kunstleder eine
                                                              bis sie trocknet. Zudem läuft sie in warmem Wasser
hervorragende Alternative zu Produkten                        leicht ein oder wird matt, wie etwa Filz. Wollbekleidung
tierischer Herkunft, denn es verblasst                        ist anfällig für Schimmel und Schädigung durch Motten
nicht bei Lichteinwirkung und ist zudem                       und andere Insekten.84
ausgesprochen pflegeleicht.“
                                                            Viele Menschen reagieren auf Wolle empfindlich
                                                            und entwickeln Hautflecken, Hautreizungenund eine
—Bruce Hirschhaut, Vizepräsident Sales und
                                                            allgemeine Unverträglichkeit. Auch der Kontakt mit
Marketing, Carter Furniture 81                              Rückstandschemikalien aus der Wollverarbeitung kann
                                                            unangenehme Begleiterscheinungen auslösen.85
                       Selbst nach gründlicher Reinigung kann Wolle noch Allergie auslösende Stoffe wie bei-
                       spielsweise tierische Hautpartikel enthalten.86

                          Polartec Wind Pro, ein Material, das im Wesentlichen aus recycelten Plastikflaschen
                          hergestellt wird, ist ein hochdichtes Vlies, das vier mal besser gegen Wind schützt als Wolle

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