Arbeitsmarkt-Information - Der Arbeitsmarkt für Geographinnen und Geographen
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Arbeitsmarkt-Information für qualifizierte Fach- und Führungskräfte Der Arbeitsmarkt für Geographinnen und Geographen
Es ist nichts, was den geschulten Verstand mehr kultiviert Herausgeber: Zentralstelle für Arbeitsvermittlung der Bundesagentur für Arbeit (ZAV) und bildet, als Geographie. Arbeitsmarkt-Informationsservice (AMS) Villemombler Str. 76 Immanuel Kant 53123 Bonn Tel.: 0228/713-1292 E-Mail: Bonn-ZAV.ams@arbeitsagentur.de Postanschrift: 53107 Bonn Autorin: Dr. Beate Raabe Geographen-Porträts: Marion Rang Arbeitsmarkt-Informationsservice, ZAV Grafiken: Tamara Spanehl, Marcel Raschke Arbeitsmarkt-Informationsservice, ZAV Titelbild: DGfG Stand: August 2005 Arbeitsmarkt-Information 3/2005 ZAV – 115 – 0126 – 08/05 Der einfacheren Lesbarkeit wegen wird im Text nur dort das Femininum verwendet, wo ausschließlich Frauen gemeint sind. Im Übrigen gelten die Aussagen für Männer und Frauen gleichermaßen. 2
Inhaltsverzeichnis diffus erscheinen. Andererseits er- Der Geograph heute geben sich aus dieser Querschnitt- Der Geograph heute................................................................................. 4 qualifikation Anknüpfungspunkte zu Geographie studieren............................................................................... 5 Als Erd-Zeichner – so die Überset- den Nachbardisziplinen und Ein- Vom Studium ins Berufsleben .................................................................. 9 zung des griechischen Ursprungs- satzmöglichkeiten in vielen un- Berufsfelder für Geographen.................................................................. 13 wortes – haben sich vor Jahrhun- terschiedlichen Berufsfeldern. Des- Durchblick im Schienenverkehr.......................................................... 15 derten die ersten Geographen si- halb ist der Arbeitsmarkt für Umweltschutz im Unternehmen als Sprungbrett ................................ 16 cherlich gesehen. Die Erdoberflä- Geographen nicht homogen zu be- Traumjob im Tourismus ..................................................................... 18 che zu erkunden, zu vermessen schreiben. Diese Brückenkopffunk- Mit Marktforschung in Führung gehen ............................................... 19 und zu kartographieren, Küsten tion zu anderen Fachrichtungen ist Die Lage auf dem Arbeitsmarkt .............................................................. 22 Grund, warum in der Betrachtung und Landstriche zu beschreiben, Beschäftigtenstatistik ......................................................................... 22 des Arbeitsmarktes für Geogra- auch Naturphänomene zu doku- Nachfrage nach Geographen............................................................. 25 phen immer wieder auch ein Blick Geographen ohne Job ....................................................................... 27 mentieren – mit diesen Tätigkeiten zählten Geographen zu den Welt- auf die Entwicklung in den Selbstständigkeit als Ausweg aus der Arbeitslosigkeit....................... 34 entdeckern. Das Interesse an ihren angrenzenden Themenfeldern er- Blick ins Portemonnaie........................................................................... 36 Erkenntnissen wuchs nach der folgt – zum Beispiel Architek- Arbeiten im Ausland ............................................................................... 37 Jetzt geht’s los........................................................................................ 39 großen Amerikareise Alexander tur/Raumplanung, Sozialwissen- Jobsuche strategisch planen ............................................................. 39 von Humboldts. In der Folge wur- schaften oder auch Psychologie Die Bewerbung .................................................................................. 41 den im 19. Jahrhundert geographi- (vgl. Abbildung 1). Literaturverzeichnis ................................................................................ 43 sche Gesellschaften gegründet. Adressen und Links................................................................................ 45 Am Ausgang des 19. Jahrhunderts Die Bedeutung der Zahl der explizit Abbildungsverzeichnis............................................................................ 48 war erstmals ein Studium der für Geographen ausgewiesenen - PUBLIKATIONEN -............................................................................ 49 Geographie möglich. Heute lotsen Stellen sollte nicht zu hoch bewer- uns Satellitensysteme durch den tet werden. Auch Stellenausschrei- Verkehr – und hier können Geogra- bungen aus benachbarten Fach- phen und ihr Fachwissen mit im richtungen sind für Geographen Spiel sein. Auf den Aspekt der interessant, sofern diese die Detail- Erderkundung und -vermessung qualifikationen mitbringen. Seit beschränken lässt sich die Tätigkeit 2001 ging die Zahl der Stellenmel- von Geographen schon lange nicht dungen für Geographen insgesamt mehr. zurück – ein arbeitsmarktliches Phänomen, das auch andere Geographie ist eine breit gefä- akademische Berufe betraf. Die cherte Disziplin an der Schnittstelle Stellenmeldungen kamen aus der zwischen Natur- und Sozialwis- öffentlichen Verwaltung, aus Hoch- senschaften. Die Polyvalenz der schulen, aus Ingenieurbüros oder Qualifikation lässt das Profil eines Softwarehäusern. Die breite Streu- Geographen im Hinblick auf den ung in unterschiedliche Wirt- Arbeitsmarkt und die beruflichen schaftsbereiche entspricht der breit Einsatzfelder zunächst als eher angelegten fachlichen Qualifikation. 3 4
Abbildung 1 Heute zeigt sich das Studienange- nur in geringem Ausmaß. An allen bot in der Fachrichtung Geographie deutschen Hochschulen waren im G eographie und ihre fachlichen Nachbarn in der Gesamtschau recht vielfältig. Wintersemester 2003/2004 fast Bundesweit bieten 64 Hochschulen 25.000 Studierende in der Fach- A rchitektur einen Abschluss in Geographie an, richtung Geographie (ohne Lehr- wie die Deutsche Gesellschaft für amt) eingeschrieben, knapp die Geophysik / Geolo gie K artographie Geographie in einer Zusammen- Hälfte davon waren Frauen. Die R aum planung stellung aufzeigt. Der Hochschul- Zahl der Erstsemester, die im Win- Biologie Ö kologie G eographie GIS Inform atik kompass der Hochschulrektoren- tersemester 1999/2000 bei 3.178 konferenz listet im Juni 2005 42 lag, stieg in den Folgejahren kon- A g ra r- W irtschafts - W irtschafts- Möglichkeiten für ein Lehramtsstu- tinuierlich an (siehe Abbildung 2). geograp hie w issenschaften wissenschaften dium in Geographie auf, 30 Ma- 2003/2004 schrieben sich mit fast gisterstudiengänge, 29 Diplomab- 5.000 Erstsemestern über 50 % schlussmöglichkeiten und 16 Ba- mehr für die Fachrichtung Geo- Sozialw issenschaft chelor-Abschlüsse. Mit der fort- graphie ein als vier Jahre zuvor. © 2005,BA-AM S schreitenden Europäisierung steht Damit steht in den nächsten Jahren zu erwarten, dass die Zahl der Ba- ein Anwachsen der Absolventen- chelor-Studiengänge deutlich zu- zahlen bevor. Die Arbeitslosigkeit der Geogra- Geographie studieren nehmen wird und die Diplomstu- phen sah 2004 etwas anders aus diengänge sich rückläufig entwi- Im Prüfungsjahr 2003 legten insge- als in anderen Berufsgruppen. Die Geschichte der Geographie an ckeln. samt gut 1.700 Prüflinge erfolgreich Während etwa bei den Ingenieuren deutschen Hochschulen kann als ihr Examen in Geographie ab vor allem Ältere von Arbeitslosig- Geschichte des Wachstums be- Im Hochschulkompass weist die (ohne Lehramt). Dieser Wert keit betroffen sind, stellen unter schrieben werden. Als breiter auf- Liste der Studienmöglichkeiten für unterlag in den fünf Jahren zuvor den Geographen jüngere Bewerber gestellte Fachdisziplin ist die Geo- das Suchwort Geographie in der nur unwesentlichen Schwankun- den Großteil der Arbeitslosen – ein graphie noch recht jung. Die ersten Mehrzahl den Studiengang Geo- gen. Wie bei den Studierenden ist Hinweis darauf, dass insbesondere Diplomstudiengänge wurden Ende graphie aus. Vereinzelt findet sich auch unter den Absolventen der der Berufseinstieg sich für Geo- eine differenziertere Benennung Frauenanteil recht hoch. Gegen- graphen momentan weniger ein- der 50er Jahre eingerichtet, einen der Fachrichtung: Angewandte läufig entwickelte sich in den fach gestaltet. Die Zahl der arbeits- deutlichen Zuwachs gab es in den 70er Jahren. Die Zahl der Stu- Geographie, Anthropogeographie, vergangenen Jahren der Frauen- losen Geographen insgesamt ist Biogeographie, Didaktik der Geo- anteil unter Erstsemestern und seit der Jahrtausendwende kon- dierenden hat seither deutlich zu- graphie, Humangeographie, Kul- Absolventen. Während bei den tinuierlich angestiegen und hat sich genommen, und fachintern waren eine Reihe von Veränderungen zu turgeographie sowie Wirtschafts- Erstsemestern noch vor einigen in den Jahren 2003 und 2004 auf oder auch Wirtschafts- und So- Jahren der Frauenanteil über der vergleichsweise hohem Niveau sta- beobachten. Der Überhang der zialgeographie sind die Studien- Hälfte gelegen hat und seither bilisiert. Gleichzeitig ist eine Dy- Lehramtsgeographen wich einer deutlichen Dominanz der Zahl der fachbenennungen einzelner Hoch- leicht unter 50 % gesunken ist, namik am Arbeitsmarkt zu ver- schulen. stieg der Anteil der Geographinnen, zeichnen: Es gibt nicht nur Neuzu- Diplomabschlüsse, die Binnendiffe- die erfolgreich ihr Studium absol- gänge in Arbeitslosigkeit – 2004 renzierung nahm zu, neue The- menfelder, wie zum Beispiel die Das Statistische Bundesamt infor- vierten, von etwas mehr als 40 % meldeten sich monatlich ein Viertel miert über die Studierenden- und auf fast die Hälfte (Abbildung 3). bis ein Fünftel der arbeitslosen Geoinformationssysteme, gewan- Absolventenzahlen des Faches Geographen aus der Arbeits- nen an Gewicht. Geographie. Eine zusätzliche fach- Als Abschlüsse gesondert aus- losigkeit in Erwerbstätigkeit ab. liche Differenzierung gibt es hier gewiesen werden in der Statistik 5 6
Abbildung 2 die Wirtschaftsgeographen und die lichkeiten, Vertiefungsgebiete oder Geoökologen. Jedoch finden sich Nebenfach-Kombinationen zu wäh- Anzahl der Studienanfänger in Geographie wächst hier insgesamt sehr niedrige abso- len, führen zu unterschiedlichen lute Zahlen: 2003 wurden 29 Ab- Profilen, die die Weichen für den schlussprüfungen in Wirtschafts- Berufseinstieg stellen. Die Liste der 4.989 geographie notiert, 194 in Geoöko- möglichen Nebenfächer ist lang. 4.498 logie. Auch hier lag der Frauen- Die Möglichkeiten der Neben- 4.139 anteil bei etwa der Hälfte. fachauswahl variieren von Hoch- 3.627 schule zu Hochschule. Welche 3.178 2003 schlossen die Geographen im Optionen sich hier auftun, zeigen Durchschnitt nach 13 Semestern am ausführlichsten die Darstel- ihr Studium ab und waren 28,4 lungen der Fachbereiche der ein- Jahre alt. Die Regelstudienzeit liegt zelnen Hochschulen. einschließlich der Diplomprüfung Nebenfächer stellen die Weichen für das berufliche Tätigkeitsfeld
Einen klaren inhaltlichen Schwer- rücksichtigt. Gezielte Geographen- benachbarten Berufsgruppen fallen teil der Architekten, die regulär er- punkt im Studienverlauf zu setzen, Befragungen einzelner Hochschul- in dieser Frage sehr unterschied- werbstätig waren, auf 70 %, der stärkt das Profil eines Geographen. standorte wurden zuletzt Ende der lich aus. Honorartätigkeitsanteil nahm leicht Gleichzeitig gilt es bei dieser Spe- 90er Jahre durchgeführt. zu. Unter den Bauingenieuren der zialisierung - etwa als physischer Für die Zeit unmittelbar nach dem TU Dresden entwickelte sich der Geograph - zu bedenken, dass in In ihren regelmäßigen Befragungen Examen, zwölf Monate danach und Anteil der Beschäftigten in regulä- den späteren Anwendungsberei- richtet die Technische Universität zwei Jahre danach, gaben gut die rer Erwerbstätigkeit ähnlich wie der chen durchaus Wechselwirkungen (TU) Dresden ihren Blick auf Hälfte der Geowissenschaftler an, bei den Architekten (47,1 %, bestehen: Verkehrsplanung kann ausgewählte Fachbereiche und dass sie einer regulären Erwerbs- 64,4 % und 79,1 %). Jedoch waren nicht ohne Umweltschutzbelange den Berufsübergang ihrer Absol- tätigkeit nachgingen (54,9 %, 54 %, nur sehr wenige Bauingenieure mit betrieben werden, Tourismusförde- venten. Geowissenschaftler sind in 57,1 %), während fast keine Hono- Honorartätigkeiten betraut (2,9 %, rung muss auch an ökologische der 2004 veröffentlichten Son- rarbeschäftigungen vorlagen (2 %, 0 % und 1,5 %). Deutlich höher als Nebenwirkungen denken. Vernetz- derauswertung der Absolventen- 0 %, 0 %; vgl. Abbildung 4). Auch in den bisher genannten tes Denken, interdisziplinäre Arbeit studien von 2000-2003 berück- bei den Architekten gab mehr als Berufsgruppen war der Anteil der und fundierte Methodenkenntnisse sichtigt. Innerhalb der Dresdener die Hälfte an, dass ihre Be- regulären Erwerbstätigkeit bei den sowie ein frühzeitiger Praxisbezug Fakultät Forst-, Geo- und Hydro- schäftigung nach dem Examen Psychologen (73,5 %, 74,3 % und können sich als Erfolgsfaktoren für wissenschaften sind die Geowis- eine reguläre Erwerbstätigkeit war. 83,6 %) und bei den Wirt- den Berufsübergang herausstellen. senschaften differenziert in Geo- Allerdings stellten die Architekten schaftswissenschaftlern (71,2 %, graphie, Geodäsie und Kartogra- unmittelbar nach dem Examen 85,5 % und 95,7 %). Absolventen phie. Insofern können aus dieser einen höheren Anteil an Honorar- dieser Studiengänge fällt damit der Absolventenbefragung, auch wenn tätigkeiten, und zwar 15,6 %. Einstieg in reguläre Beschäftigung Vom Studium ins Gleichzeitig stieg in den beiden deutlich leichter. Darauf deutet Berufsleben sie nur einen Hochschulstandort betrifft, Hinweise auf den Berufs- Jahren nach dem Examen der An- teilweise auch der geringe Anteil an übergang für Geographen heraus- Absolventenbefragungen liefern gelesen werden. Der Seitenblick Einblicke, wie der Übergang vom auf die Ergebnisse benachbarter Abbildung 4 Studium ins Erwerbsleben erfolgt. Fachrichtungen – Architektur, Bau- Berufseinstieg schwierig: Sie quantifizieren Aussagen ingenieurwesen, Wirtschaftswis- Geringer Zuwachs regulärer Erwerbstätigkeit bei Geowissenschaftlern darüber, welche Beschäftigungs- senschaften – unterstreicht oder re- 100% form sich an das Ende des Studi- lativiert den Wert einzelner Geowissenschaftler ums anschließt, welche Bewer- Antworten der Geowissenschaftler. Architekten 80% bungswege erfolgreich sind oder Bauingenieure welches Wissen am Arbeitsplatz Auskunft erteilten die Befragten zu Psychologen 60% gefragt ist oder den Kandidaten in ihrer ersten Erwerbstätigkeit nach Wirtschaftswissenschaftler ihrer Fachausbildung fehlte. Damit dem Studium und zu der Erwerbs- 40% geben diese Befragungen für nach- tätigkeit zwölf und 24 Monate nach folgende Bewerber wichtige Hin- Studienabschluss. Je höher der weise. Anteil der regulären Erwerbstätig- 20% keit zu einem frühen Zeitpunkt Da die Berufsgruppe der Geogra- nach dem Examen liegt, desto eher 0% Nach dem Examen 12 Monate nach dem 24 Monate nach dem Nach dem Examen 12 Monate nach dem 24 Monate nach dem phen sehr klein ist, wird sie kann der Berufseinstieg als leicht Examen Examen Examen Examen Reguläre Erwerbstätigkeit Honorartätigkeit allerdings bei den großen bun- angesehen werden. Die Werte für desweiten Befragungen kaum be- die Geowissenschaftler und die Quelle: TU Dresden © 2005, BA-AMS 9 10
befristeten Beschäftigungen in die- senschaftler mittelfristig betrachtet Abbildung 5 sen Berufsgruppen hin. Nach 24 sehr ausgewogen. Arbeitgeber vorwiegend aus der Wirtschaft Monaten hatten nur 11,2 % der Viele Geowissenschaftler arbeiten im öffentlichen Dienst Wirtschaftswissenschaftler einen Geographen, die ihr Vertiefungsge- befristeten Arbeitsvertrag, jedoch biet eher in raumplanerischer Rich- 100% 52,4 % der Geowissenschaftler. tung gewählt haben, werden in den Geowissenschaftler Architekten Trotzdem ist auch unter den Beschäftigungsanteilen näher bei 80% Bauingenieure Geowissenschaftlern in der Frage den Architekten liegen. Die sozial- Psychologen 60% der befristeten Beschäftigung in und wirtschaftswissenschaftlich Wirtschaftswissenschaftler den ersten beiden Berufsjahren ausgerichteten Geographen wer- 40% eine Verbesserung zu notieren. Es den eher Parallelen zu den Wirt- 20% waren nach zwei Jahren nur noch schaftswissenschaftlern finden. Der gut die Hälfte befristet beschäftigt – Anteil der Architekten in Hoch- 0% unmittelbar nach dem Examen lag schule und Forschungseinrichtun- Nach Examen 12 Monate nach 24 Monate nach Nach Examen 12 Monate nach 24 Monate nach Nach Examen 12 Monate nach 24 Monate nach dieser Wert bei mehr als 70 %. gen ist gegenüber den Geowissen- Examen Examen Examen Examen Examen Examen Hochschule und Forschung Öffentlicher Dienst Wirtschaft schaftlern unmittelbar nach Stu- >> Unternehmen beschäftigen Geowissen- dienende halb so groß (10 %) und schaftler so häufig wie der öffentliche Dienst geht in der Folge weiter zurück, Quelle: TU Dresden © 2005, BA-AMS Die Absolventenstudie nimmt eine während er bei den Geowissen- sehr grobe Untergliederung vor, schaftlern in den ersten Berufs- Für Architekten war der öffentliche Sicht weiter beizupflichten. Be- was den Beschäftigungsbereich jahren relativ stabil bleibt. Noch Dienst ebenfalls eher selten Arbeit- trachtet man den hohen Anteil be- nach dem Studium angeht. Unter- geringer ist der Anteil der Wirt- geber. 8 % der Dresdener Absol- fristeter Beschäftigungen der Dres- schieden wird hier nur in Hoch- schaftswissenschaftler, die in den venten waren hier zwei Jahre nach dener Geowissenschaftler am An- schule/Forschungsinstitute, öffentli- ersten beiden Jahren nach dem ihrem Examen beschäftigt. Ar- fang ihres Berufslebens, so befin- che Verwaltung/Behörde und Wirt- Examen einer Beschäftigung in chitekten gaben zu mehr als der den sich viele unter anderem we- schaft. Die Geowissenschaftler ga- Hochschule und Forschungsein- Hälfte (53,3 %) und Bauingenieure gen der Befristung in einer Über- ben zu gut einem Fünftel an, an der richtungen nachgehen. Der Anteil zu mehr als zwei Dritteln (69,4 %) gangssituation (71,7 %, 67,3 %, Hochschule und in Forschungs- liegt zunächst bei 8,5 % und sinkt einen Arbeitsplatz in der Wirtschaft 52,4 % - vgl. Abbildung 6). einrichtungen zu arbeiten. Dieser auf 3,4 % (vgl. Abbildung 5). an. Bei den Wirtschaftswissen- Anteil ging in den ersten beiden schaftlern betrug dieser Anteil mehr Inwiefern die in den 90er Jahren oft Jahren nach Studienabschluss Auch der öffentliche Dienst stellt als vier Fünftel (83,1 %). Die beklagte mangelnde Berufs- leicht zurück und lag 24 Monate nach der Dresdner Absolventen- unterschiedlichen Gewichtungen orientierung im Studium mitt- nach dem Examen bei 19 %. Im studie für die Wirtschaftswissen- können Orientierung bieten bei der lerweile tatsächlich behoben ist gleichen Zeitraum stieg der Anteil schaftler nur einen geringen Ar- Suche nach potenziellen Arbeit- oder ohnehin nur von den Leh- derjenigen, die im öffentlichen beitgeberanteil. Mit 7,9 % waren gebern. renden behauptet wird, könnte Dienst beschäftigt waren, von zwei Jahre nach dem Examen we- letztendlich nur eine neue 28,6 % auf 38,1 %. In der nige Wirtschaftswissenschaftler in „Der Weg zur ‚endgültigen’ berufli- Absolventenbefragung unter Geo- Wirtschaft waren zunächst 32,7 % der öffentlichen Verwaltung und in chen Tätigkeit, bei der man bleiben graphen aller deutschen Hoch- der Geowissenschaftler tätig. Behörden tätig. Mit 38,1 % lag der will, verläuft mit Wartezeiten und schulen beantworten. Blicke in die Dieser Anteil stieg auf ebenfalls Wert für die Geowissenschaftler zumeist über mehrere Stationen,“ Veranstaltungsverzeichnisse der 38,1 %. Damit war das Verhältnis fast fünfmal höher. bekundete eine Geographin in der Geographen lassen Veränderun- dieser beiden Beschäftigungsbe- Kölner Verbleibsstudie aus dem gen in diese Richtung erkennen. reiche für die Dresdener Geowis- Jahr 1999. Dem ist aus heutiger 11 12
Abbildung 6 neue kamen hinzu. Die nachfol- der verschiedenen Transportmittel, Viele Geowissenschaftler beginnen ihr Berufsleben mit einer befristeten Beschäftigung gende Darstellung von Tätigkeits- Datenerhebungen und -auswertun- feldern für Geographen gibt einen gen, aber auch Kostenkalkulati- 71,7 % Eindruck von der Vielfalt ihrer onen. Erste Tätigkeit nach dem Examen 67,3 % 12 Monate nach dem Examen Möglichkeiten. 24 Monate nach dem Examen 59,1 % 52,4 % 53,3 % Umweltschutz/Naturschutz 51,5 % 48,8 % Stadt- und Regionalplanung, Verkehrsplanung Ein Geograph mit inhaltlichem 38,5 % 37,0 % 34,6 % Schwerpunkt in Fragen der Land- 28,9 % In ihrem Studium befassen sich schaftsentwicklung und Botanik ist 24,8 % 24,2 % 21,0 % Geographen mit Fragen der fachlich qualifiziert für eine Tätig- Raumplanung und des Verkehrs. keit im Natur- und Landschafts- 11,2 % Mit diesem Fachwissen ist die öf- schutz. Initiativen und Vereine kön- fentliche Verwaltung mit der Flä- nen hier ebenso Arbeitgeber sein Geowissenschaftler Architekten Biologen Wirtschaftwiss. Psychologen chennutzungsplanung, der Grün- wie Naturschutzbehörden oder Um- flächenplanung und der Städte- weltämter. Die Landschaftspflege, Quelle: TU Dresden 2004 © 2005, BA-AMS bauförderung ein traditionelles die Verwaltung von Schutzgebieten Einsatzgebiet von Geographen. und die außerschulische Umwelt- Auch private Planungsbüros zählen bildung sind Aufgabenbereiche, bei Auffällig erscheint in der Rück- Berufsfelder für dazu. denen insbesondere Biologen zur schau, mit welchem Nachdruck Geographen Bewerberkonkurrenz zählen. Lange noch 1998 formuliert wurde, dass In diesem Tätigkeitsfeld stehen die Zeit lebte der Teilmarkt im Bereich Arbeitgeber nichts mit Geographen Geographen in Konkurrenz zu den der Umweltinitiativen auch von Die Ausbildung von Geographen ist Vermessungs- und Bauingenieur- befristeten Tätigkeiten, die ins- anzufangen wissen (vgl. BAUERT breit angelegt. Entsprechend viel- 1998). Damals resultierte daraus en. Die Arbeitgeber in diesem besondere über Arbeitsbeschaf- fältig sieht das Spektrum der Ar- der Vorschlag, eine Informations- Bereich fordern von den Be- fungsmaßnahmen (ABM) der Ar- beitgeber aus, bei denen Geogra- werbern Kenntnisse im Bereich beitsagenturen finanziert wurden. und Selbstdarstellungskampagne phen eine Beschäftigung finden – durchzuführen. Ob das Jahr der Standortplanungen, das Erarbeiten In dem Maße, wie hier die För- sei es im öffentlichen Dienst oder in Geowissenschaften 2002 ausrei- und Begleiten von Bebau- derungen finanziellen Kürzungen der privaten Wirtschaft. Die ungsplänen, Vertragsvorbereitun- unterlagen, ist in den letzten Jah- chend Aufmerksamkeit auch für die inhaltliche und methodische Qua- Fachrichtung Geographie erzeugt gen und fundierte PC-Kenntnisse in ren die Zahl dieser Stellen zu- lifikation von Geographen kann an hat, kann an dieser Stelle nicht Fachanwendungen und der üb- rückgegangen. vielen Stellen im Arbeitsleben lichen Bürosoftware. beleuchtet werden. Stellenofferten nützlich sein. Interessant sind sie für Geographen sind vielfältiger Einen Schwerpunkt in Fragen der für Arbeitgeber, weil sie im Laufe geworden. Das Allgemeinwissen Die planerische Kompetenz von Umwelt können Geographen je- ihres Studiums und während ihrer Geographen kann auch in der Ver- doch in der Umweltberatung etwa darüber, was denn ein Geograph Praktika in verschiedene The- eigentlich macht, lässt jedoch kehrsplanung von Wert sein. Hier bei Verbraucherinitiativen oder in menbereiche hineingeschaut ha- weiter zu wünschen übrig. sind die Arbeitgeber Bahnunter- größeren Unternehmen finden. ben und es gewohnt sind, inter- nehmen, Verkehrsverbünde oder Hinzuzuzählen sind auch Aufgaben disziplinär zu arbeiten. In den ver- Stadtverwaltungen. In der Perso- in Ver- und Entsorgungsunterneh- gangenen Jahrzehnten sind zudem nenbeförderung zählen zu den men, etwa im Abfallmanagement. die Beschäftigungsfelder für Geo- Aufgaben Planungen im Bereich graphen vielfältiger geworden, 13 14
Durchblick im Schienenverkehr Umweltschutz im Unternehmen als Sprungbrett Er schätzt an Geographen vor allem, dass sie „Über-den-Tellerrand- Er muss einige Samstage und Abende opfern, aber davon abgesehen ist Blicker“ sind. Und er kann das beurteilen, da er selbst Geograph ist. Thomas Schäfer sehr zufrieden mit seinem Arbeitgeber Ikea. Der 30-jäh- Achim Overath vom VerkehrsVerband OstWestfalenLippe (VVOWL) mit rige Kölner mit Geographie-Diplom ist seit kurzem Leiter eines 50-köpfi- Sitz in Bielefeld ist stellvertretender Geschäftsführer und somit einer der gen Kundenservice-Teams in der Kölner Filiale des schwedischen Möbel- Personalentscheider bei dem Zweckverband, der sich um Aufgaben rund Riesen. Hier hat er einen raschen Aufstieg hingelegt, nachdem er als um den Schienenpersonennahverkehr in der Stadt Bielefeld und den vier „Teamleiter Green“ zuerst Umweltarbeit für das Einrichtungshaus in benachbarten Kreisen Minden-Lübbecke, Herford, Lippe und Gütersloh Saarlouis geleistet hat, sich unter anderem um den Verbleib zurückge- kümmert. nommener Ware kümmerte. Doch diese Aufgabe forderte ihn zu wenig. Fünf Geographen und eine Geographin sind für den VVOWL tätig, in den „Meine jetzige Arbeit hat zwar nicht mehr soviel mit meinem Geographie- Bereichen Verkehrs- und Tarifplanung für Schienen- und Busverkehr, Studium zu tun“, sagt Schäfer. „Aber dafür füllt sie mich aus. Das zeigt, aber auch im Controlling, im Marketing oder als Koordinatoren. Sie wie flexibel und vielfältig einsetzbar Geographen sind. Man trifft sie über- arbeiten daran mit, dass die täglich mehr als 39.000 Fahrgäste mit den all. Auch bei Ikea bin ich schon einigen begegnet.“ 19 Nahverkehrslinien immer besser, pünktlicher und bequemer ans Ziel kommen. Momentan sind beim VVOWL lauter „normale“ Geographen 1994 nahm Schäfer sein Studium in Köln auf, 2001 machte er seinen Ab- beschäftigt, doch es waren auch schon Wirtschafts- und Fremden- schluss. Schon während der Studienzeit nahm er Kontakt mit der Opel- verkehrsgeographen unter den Angestellten. Sie kümmern sich um Aus- AG auf, absolvierte ein Praktikum bei dem Autohersteller und auch seine schreibungen von Verkehrsleistungen, gestalten Tarife und Fahr- Diplomarbeit zum Thema Produktentwicklung und umweltbezogene Be- ausweise, befassen sich mit Qualitätssicherung und planen die Infra- wertungsverfahren. Anschließend blieb er als Praktikant und suchte von struktur des Schienenverkehrs in OWL, zum Beispiel, wo neue Halte- dort aus nach einer festen Stelle: „Bei Opel selbst war nichts zu machen.“ stellen eingerichtet werden. Außerdem bewegen sie sich im politischen Doch ansonsten wurde er durchaus umworben. Eine Stelle als Umweltof- Raum, präsentieren zum Beispiel neue Konzepte in Rat- und fizier auf einem großen Kreuzfahrtschiff konnte er aus privaten Gründen Ausschusssitzungen. nicht antreten. Schließlich wurde Schäfer von einer bekannten Unterneh- mensberatungsfirma eingestellt, kümmerte sich dort um Umweltdienst- “Ich will nicht sagen, dass Geographen Alleskönner sind“, sagt Overath, leistungen, Zertifizierungen und Ähnliches. Ein Jahr blieb er. „Doch die der zudem Geschäftsführer der Minden-Herforder-Verkehrsgesellschaft Arbeit war mir zu strukturorientiert.“ Das Angebot von Ikea kam zur (MHV) ist, bei der ebenfalls Geographen beschäftigt sind. „Aber sie sind gut darin, sich auf neue Aufgaben einzulassen. Beim VVOWL hat jeder rechten Zeit. Geograph sein Arbeitsfeld bestens im Griff.“ Die Ansprüche des VVOWL an die Qualifikationsprofile von Geographen beschreibt Overath so: „Uns „Geographen wissen oft nicht, wo sie nach dem Studium landen wollen ist wichtig, dass sie eine Grundberufserfahrung im Bereich Verkehr oder können“, sagt Schäfer, der sich erst für einen Magisterstudiengang mitbringen. Das war bei all meinen Geographen-Kollegen der Fall. Und Soziologie eingeschrieben hatte und dann lieber auf ein „handfestes“ sie sollten bereits im Bewerbungsgespräch den Eindruck machen, dass Studienfach umschwenkte. „Ihr Vorteil ist, dass sie – anders als in vielen sie sehr selbstständig arbeiten können. Das ist bei einem kleinen anderen Fachrichtungen – während des Studiums lernen, sich selbst und Verband wie dem VVOWL besonders wichtig. Außerdem sollten sie sich Inhalte zu präsentieren. Das hilft bei der Stellensuche enorm.“ Einen präsentieren und nach außen gut darstellen können. Da braucht es fast Nachteil bei der Stellensuche sieht Schäfer darin, dass Arbeitgeber mit schon Thomas-Gottschalk-Qualitäten. Aber darauf werden Geographen dem Qualifikationsprofil von Geographen oft nicht viel anfangen können. im Studium bestens vorbereitet, das weiß ich aus eigener Erfahrung.“ „Die muss man dann von seinen Qualitäten überzeugen.“ Ist der Erstein- Fachkenntnisse in speziellen geographischen Technologien, etwa GIS, stieg erst einmal geschafft, „werden spätere Bewerbungen nicht sofort sind beim VVOWL nicht von Bedeutung: „Der Einsatz lohnt sich für uns zur Seite gelegt“. nicht.“ Für seinen aktuellen Job musste Schäfer sich Einiges aneignen, was im Theoretisch könnten sich auch Betriebs- oder Verkehrswirte, Verkehrs- Studium nicht vorkam: kaufmännisches Wissen etwa und Führungsqua- ingenieure oder Raum- und Städteplaner statt Geographen um die litäten. Trotzdem ist er der Meinung, dass jedes wissenschaftliche Stu- Aufgaben kümmern, die beim VVOWL anfallen. „Und üblicherweise achten wir auch auf ein breites Mitarbeiterspektrum; dass es momentan dium gut aufs Berufsleben vorbereitet. „Und das, was man wirklich vor allem Geographen sind, ist eher Zufall.“ Aber dann doch wieder nicht braucht, lernt man ohnehin erst im Arbeitsleben.“ Geographie-Studenten nur Zufall: „Verkehrsingenieure zum Beispiel sind nun einmal nicht so gibt Schäfer den Tipp, so früh wie möglich Kontakt zu Arbeitgebern zu flexibel einsetzbar wie Geographen, glänzen eher mit technischen Kennt- suchen: „Dann weiß man, was auf einen zukommt – zumal die vermeint- nissen als mit Allrounder-Qualitäten.“ Sich immer wieder auf neue lich typischen Arbeitsplätze an der Uni oder an Instituten rar gesät sind.“ Aufgaben und Situationen einstellen und Menschen überzeugen zu Er selbst sieht seine Praktika bei Opel als „den wichtigsten Schritt meiner können, das sind für Overath typische Geographen-Talente. Karriere.“ Ganz wichtig sei außerdem, Flexibilität zu zeigen: „Die muss schon im Lebenslauf erkennbar sein.“ 15 16
Wirtschaftsförderung Praxiserfahrung zählen zu den Traumjob im Tourismus häufig genannten Anforderungen Ihre bislang umfangreichste Aufgabe hat Miriam Magnus 2004 bewältigt. Um die wirtschaftliche Entwicklung der Arbeitgeber. Neben den Geo- Während der Landesgartenschau in Trier baute sie den Infopoint auf und in ihrer jeweiligen Region zu unter- graphen können auch Betriebswirte betreute ihn während der sechs Monate dauernden Veranstaltung. Damals war die 28-Jährige für dieses Gemeinschaftsprojekt der stützen, führen Bundesländer oder in ihrem Studium einen Schwer- Landesgartenschau und mehrerer Touristik-Gesellschaften bei der Teilregionen und Kommunen Maß- punkt im Thema Tourismus wäh- Tourist Information Trier angestellt. Mittlerweile arbeitet sie bei der nahmen der Wirtschaftsförderung len. Sie können damit als Mitbe- Mosellandtouristik GmbH. „Mein Traumjob!“, schwärmt die junge Frau, durch. Neue Unternehmen anzu- werber bei Stellen im Fremdenver- deren Ziel von Beginn an der regionale Tourismusbereich war. Die Arbeit siedeln, die bestehende Struktur zu kehr gesehen werden. bei einem Reiseveranstalter oder im Eventmarketing – auch mögliche Arbeitsbereiche für Fremdenverkehrsgeographen – hätte sie weniger stärken, Gewerbeflächen zu ver- interessiert. Als typische Geographin würde sie sich nicht bezeichnen: markten oder wirtschaftliche Clus- Sozial- und Marktforschung „Ich bin im Grunde eher im Kaufmännischen zuhause als in der ter zu bilden, stehen im Zentrum Geographie.“ der Aktivitäten. Institutionell sind Um ihren Markt zu kennen, die Studiert hat sie angewandte Geographie/Fremdenverkehrsgeographie an die Wirtschaftsförderer an die öf- Produktangebote neu auszurichten der Universität Trier, machte dort 2003 ihr Diplom. Während des Studi- fentlichen Arbeitgeber angegliedert oder das Unternehmen zu vergrö- ums absolvierte sie in Hamburg und in Münster Praktika im Tourismusbe- oder als GmbH aufgestellt. Überall ßern, betreiben heute die meisten reich. Als sich der Berufseinstieg schwieriger gestaltete als gedacht, ab- bieten sich hier für Geographen Unternehmen Marktforschung. Ob solvierte sie ein weiteres Praktikum im Counterbereich der örtlichen Tou- Einsatzbereiche, in denen sie ihr in der Telekommunikation oder im rist-Information. Eine Erfahrung, die Miriam Magnus nur jedem angehen- den Fremdenverkehrsgeographen empfehlen kann: „Der Counterbereich wirtschaftsgeographisches Fach- Gesundheitswesen, in der Nah- ist ein sehr guter Einstieg, man lernt viel über Kunden- und Außenkon- wissen nutzen können. rungsmittelbranche oder bei Versi- takte. Und die Praktika waren für mein Berufsleben wichtiger als das Stu- cherungen – die auf diese Weise dium selbst“, sagt sie. Trotzdem war die Zeit an der Universität keine gewonnenen Informationen sollen vertane: „Abgesehen vom Hintergrundwissen habe ich an der Uni ver- mittelt bekommen, Verantwortung zu übernehmen – vor allem für mich Fremdenverkehr/Tourismus helfen, die Unternehmensentwick- selbst. Außerdem habe ich im Studium gelernt, vernetzt zu denken.“ lung zu steuern. Große Unter- Fremdenverkehr ist im Zeitalter des nehmen haben oft eigene Marktfor- Miriam Magnus’ Kollegen bei der Moselland-Touristik GmbH sind eben- Massentourismus ein wichtiger schungsabteilungen. falls Geographen oder Reisekaufleute. Sie selbst ist für Buchungen zu- Wirtschaftszweig in Deutschland Marktforschungsunternehmen ar- ständig, stellt Pauschalangebote zusammen und kümmert sich um die Organisation von Veranstaltungen wie etwa Tourismusmessen. In ihrer und weltweit. Tourismus wird noch beiten meist für verschiedene noch kurzen Karriere musste sie sich schon mehrere Fähigkeiten aneig- immer als Wachstumsmarkt ange- Branchen. Auftraggeber sind nicht nen, die im Studium keine Rolle spielten: „Zum Beispiel den Umgang mit sehen. Verkehrsämter, Fremden- nur Unternehmen, sondern auch Kunden, die ganz alltäglichen Arbeitsabläufe wie die Korrespondenz, den verkehrsverbände, große Reise- politische Parteien, öffentliche Ver- Aufbau einer Rechnung oder das Schreiben eines Angebots. Alles Prak- tische eben.“ veranstalter oder die Deutsche waltungen oder Medien. Geogra- Zentrale für Tourismus sind hier phen sind für diesen Aufgabenbe- Die junge Geographin weiß, dass sie Glück gehabt hat, so schnell eine potenzielle Arbeitgeber. Standort- reich gut qualifiziert, wenn sie ei- Stelle in dem von ihr bevorzugten Bereich gefunden zu haben, sei es analysen, Marktforschung und nen sozial- und wirtschaftswissen- auch erst einmal nur eine befristete. „Eine meiner Kommilitoninnen war Fremdenverkehrsmarketing können schaftlichen Studienschwerpunkt ein Jahr auf Stellensuche, ein anderer Studienkollege aus der Fremden- verkehrsgeographie arbeitet inzwischen als Lehrer.“ Ihre Tipps für Studie- zu den fachlichen Einsatzgebieten gewählt haben. Oft geben pro- rende und Absolventen: „Man sollte schon während des Studiums soviel zählen. Auch der Aufbau und die jektgebundene Jobangebote Stu- Berufserfahrung sammeln, wie es nur eben geht, auf jeden Fall mehr als Organisation von Tourismusbüros dierenden die Möglichkeit, in die- die vorgeschriebenen zwei Praktika absolvieren. Und wer auf die Suche machen in diesem Wirtschaftsbe- ses Berufsfeld hineinzuschnup- nach Nebenjobs geht, sollte darauf achten, dass sie berufsbezogen sind. Ein sehr guter Einstieg sind Aushilfsstellen in Tourist-Informationen wäh- reich die Standardaufgaben aus. pern, erste Berufserfahrung zu rend der Ferienzeit.“ Ökonomische und juristische sammeln und Kontakte für die Kenntnisse, Fremdsprachen und spätere Arbeitssuche zu knüpfen. 17 18
Mit Marktforschung in Führung gehen Unternehmensberatung/Politik- how können jedoch gerade Geo- Mit dem Wirtschaftsgeographie-Diplom in der Tasche war Helge beratung graphen zu den geeigneten Fach- Scheunemann 1994 nach mehreren Blindbewerbungen in der glücklichen leuten in Immobilienunternehmen und für Geographen seltenen Lage, drei Jobs zur Auswahl zu haben. Der „Mit dem Consulting hat sich in den machen. Ob es darum geht, ein Lübecker entschied sich schließlich für Jones Lang LaSalle, eines der weltweit führenden Immobilienmakler- und -berater-Unternehmen, das letzten 20 Jahren ein interessanter Gelände so umzugestalten, dass seinen Stammsitz in Chicago und einen seiner deutschen Firmensitze in Arbeitsmarkt eröffnet, den bei der es im Wert steigt, nachdem der Hamburg hat. Dort hat es Scheunemann inzwischen zum Leiter Re- Konzeption der Diplom-Studien- Boden von Altlasten gereinigt wur- search Deutschland gebracht. Als interner Dienstleister erarbeitet er mit gänge (…) niemand erwarten konn- de, oder ein neues Nutzungskon- seinem siebenköpfigen Team, das an mehreren Standorten in te“ (ARING 2004). Dies ist ein Bei- zept für Einkaufszentren zu ent- Deutschland verteilt ist, Marktreports und -analysen für gewerbliche Immobilien, nutzt dabei verschiedene Datenbanken und erstellt spiel für die Veränderungen, die wickeln, Marketingmaßnahmen zu Umfragen. sich im Laufe der Jahre in den Ein- konzipieren – Geographen können satzmöglichkeiten für Geographen hier von ihrer breit angelegten Marktforschung war schon früh im Studium sein wichtigstes Interes- ergeben haben. Oft ist die Tätigkeit Qualifikation profitieren. Und ihre sengebiet. In seinem Job kann der 37-Jährige das während des Studi- ums angeeignete Wissen – statistische Kenntnisse, Fragebogenkon- in einer Unternehmensberatung Fähigkeit, interdisziplinär zu arbei- zipierung, Präsentationsgeschick – immer wieder anwenden: „Ich komme eine wichtige Berufsstation, die je- ten, zahlt sich auch hier aus. jeden Tag auf meine geographischen Wurzeln zurück“, sagt er. „Von doch nur für eine gewisse Zeit aus- meiner Studienzeit an der Uni Kiel profitiere ich heute noch regelmäßig.“ geübt wird. Nicht zu unterschätzen Auch vom Thema seiner Diplomarbeit, die er, damals noch zum ist die Anstrengung, die das Unter- Geo-Informationen Erstaunen der meisten seiner Professoren, bei einem Lübecker Industrieunternehmen absolvierte und in der es um Standortplanung für wegssein und die hohe Arbeitsbe- Seminarzentren ging. „Zum Glück kam der Professor, der meine Diplom- lastung bedeuten. Dabei kann in Geo-Informationen haben in den arbeit betreute, aus der Praxis und unterstützte mich nach Kräften.“ einer Unternehmensberatung die letzten Jahren enorm an Bedeu- Entwicklung von neuen Nutzungs- tung gewonnen. Wenn raumbezo- „Ganz zufällig“, sagt Scheunemann, „habe ich sehr gezielt studiert. Dabei wusste ich zu Beginn gar nicht so genau, in welchem Bereich ich einmal konzepten, das Erarbeiten von gene Daten digital erfasst, analy- landen würde. So geht es wohl vielen Geographen.“ Aus Interesse Marketingkonzepten, das von Un- siert und graphisch und textlich besuchte er freiwillig Vorlesungen in Betriebswirtschaftslehre. „Dieses ternehmen oder öffentlichen Auf- dargestellt werden, spricht man von Fach konnten wir damals nicht im Nebenfach studieren. Inzwischen ist traggebern an die Unternehmens- einem Geo-Informationssystem das ja zum Glück möglich.“ Trotzdem musste er sich einige wirt- beratung ausgelagert wurde, oder (GIS). Es vereint eine Datenbank schaftliche Kenntnisse, wie Finanzierung oder tiefere volkswirtschaftliche Zusammenhänge, im Berufsleben aneignen: „In dieser Beziehung haben die Wirtschaftlichkeitsberechnung und die zur Bearbeitung der Daten Geographen einige Lücken.“ Auch mit dem Thema GIS (Geoinfor- ein gutes Sprungbrett sein, um die nützlichen Methoden. Genutzt wer- mationssysteme) wurde er erst im Job konfrontiert: „Während meines Unternehmensberatung zu verlas- den Geo-Informationssysteme, um Studiums spielte GIS noch bei weitem keine so große Rolle wie heute.“ sen und in einem Tätigkeitsfeld in unterschiedlichsten Anwen- Trotzdem hat Scheunemann keine Angst davor, dass junge Geographen frisch von der Uni ihn überholen könnten: „In meinem Job als Leiter Fuß zu fassen, das mit gerade die- dungsbereichen Informationen zu Research habe ich Personal- und Budgetverantwortung und bin für die sem Aufgabenfeld verbunden ist. generieren, die Entscheidungspro- gesamte Abteilungsorganisation zuständig. Es kommt besonders auf zesse unterstützen können. Bei- Führungsqualitäten an. Und die bringt bei weitem nicht jeder mit, der spiele sind Grünflächeninformati- fachlich auf dem neuesten Stand ist.“ Immobilienwirtschaft onssysteme, Baumkataster, Spiel- Studienanfängern würde Scheunemann den Tipp geben, von Anfang an platzkataster, Umweltdatenbanken, auch Wirtschaftskurse zu belegen, GIS- und Präsentationskenntnisse zu Eine eindeutige Ausbildung, um in wie sie etwa das Umweltbundes- erwerben und schon während des Studiums möglichst viele und der Immobilienwirtschaft tätig zu amt pflegt, oder Geo-Informations- möglichst verschiedenartige Praktika zu absolvieren: „Zum Beispiel in der sein, gibt es nicht. Fachkenntnisse systeme in der Tourismuswirtschaft öffentlichen Verwaltung und in der freien Wirtschaft, um früh die Unterschiede kennenzulernen.“ Außerdem rät er Studierenden in der in der Stadt- und Raumplanung, oder im Gesundheitswesen. Schlussphase, eine praxisbezogene Diplomarbeit zu verfassen „und zwar Marketingwissen und -erfahrung eine, die auch außerhalb der Universität auf Interesse stößt.“ und betriebswirtschaftliches Know- 19 20
Geographen können einen Arbeits- den derzeitigen Stelleninhabern Entwicklungszusammenarbeit sen wird, dass nur männliche Be- platz in den Bereichen finden, in nicht wahrscheinlich. Das ist aus werber Einstellungsaussichten ha- denen diese Systeme zum Einsatz einer Äußerung zu schließen, die Ein überaus interessantes Betäti- ben. Einen Einblick in Projekte und kommen, ebenso können aber der Leiter der Abteilung Geo- gungsfeld für Geographen kann die Stellenofferten der Entwicklungs- auch Geographen mit den entspre- graphie und Karthographie der Entwicklungszusammenarbeit sein. zusammenarbeit liefert zum Bei- chenden EDV-Kenntnissen in Soft- Westermann Schulbuchverlags Verschiedene Initiativen und Orga- spiel die Deutsche Gesellschaft warefirmen bei ihrer Entwicklung GmbH 2002 gegenüber dem Uni- nisationen entsenden von Deutsch- für Technische Zusammenarbeit mitwirken. Häufig werden sie auch Magazin machte. land aus projektgebunden Mitar- (GZT). Auch bei anderen Trägern gesucht, um den Vertrieb dieser beiter in Länder Asiens, Afrikas, wie dem Deutschen Entwicklungs- Produkte voranzutreiben. Zu den Lateinamerikas, aber auch Mittel- dienst (DED), dem Evangelischen Aufgaben zählen im Einzelnen die Hochschule und Forschung und Osteuropas. Es handelt sich Entwicklungsdienst (EED) oder der Erstellung des Pflichtenheftes ei- immer um befristete Aufgaben. Da- Gesellschaft Internationale Weiter- nes Geo-Informationssystems, oft Lange Zeit war auch die Forschung bei kann ein GIS-Experte genauso bildung und Entwicklung (InWent) inklusive der Programmierung, Ver- als klassisches Einsatzgebiet von gesucht sein wie jemand, der sich gibt es Informationen. suchsaufbauten und die Entwick- Geographen angesehen. Dieser in Demographie und Statistik aus- lung von Prototypen, aber auch die Stellenwert hat sich relativiert. kennt. Oft handelt es sich auch um Marktbeobachtung und die Kom- Hochschulen und Forschungsin- Projekte der Wirtschaftsentwick- munikation mit den Abnehmern. Mit stitute bieten heute oft nur befris- lung in Kombination mit Um- Die Lage auf dem Reisetätigkeit ist die Installation vor tete Stellen an. Dabei kann es sich weltschutzfragen. Auch wenn es Arbeitsmarkt Ort verbunden. Oder es geht da- einerseits um Doktorandenstellen um ein Projekt der Trinkwas- rum, Handbücher zu erstellen und handeln, andererseits um Positio- seraufbereitung geht, kann ein Nutzer zu schulen. nen für wissenschaftliche Mitar- Geograph gefragt sein: Von der Beschäftigtenstatistik beiter, die bereits promoviert ha- Geländeuntersuchung bis hin zum ben. Die Befristung resultiert zu- Kartographieren ist geographisches Information und Dokumentation, meist daraus, dass es sich um Geographen gehören einer Berufs- Fachwissen hilfreich. Auch Kon- Verlage/Fachverlage Projektstellen handelt, die dritt- gruppe an, deren Spuren sich in zepte des Landschaftsschutzes bei mittelfinanziert sind. Je nach For- der Berufsstatistik verlieren. Wenn der nachhaltigen Nutzung von Bo- Die Sammlung und Dokumentation schungsschwerpunkt stehen die sie in Ingenieurarbeitsfeldern oder denschätzen können in Entwick- von Informationen spielt nicht erst Geographen bei diesen Stellen in in der Sozialforschung tätig sind, lungsprojekten gefragt sein. Neben seit der Einführung von GIS eine Konkurrenz zu benachbarten Fach- Managementaufgaben übernom- dem notwendigen Fachwissen sol- Rolle. Bereits zuvor waren Geo- richtungen, etwa der Geoinforma- men haben oder als IT-Experte len Bewerber selbstverständlich graphen in Verlagen gefragt bei der tik, dem Vermessungs- oder oder im Tourismusmarketing ar- Fremdsprachenkenntnisse und oft Herstellung von Landkarten und Agraringenieurwesen oder den So- beiten, sind, sofern der aktuelle auch Berufserfahrung in der Ent- Atlanten, in Archiven bei der Erfas- zialwissenschaften. Die (fach-)wis- Erwerbsberuf erfragt wird, statisti- wicklungsarbeit oder in dem fach- sung von raumbezogenen Informa- senschaftliche Befähigung, ein- sche Erhebungen zu Geographen lichen Schwerpunkt mitbringen. tionen oder in Bibliotheken. Dieser schlägige Programmierkenntnisse ungenau. Interkulturelle Kompetenz ist ein Einsatzbereich für Geographen ist und Datenbankwissen werden hier Stichwort, dass in Stellenangebo- weiterhin gegeben. Unter dem Ein- ebenso selbstverständlich erwartet Oder sie sind als Geographen ten der Entwicklungszusammenar- fluss der neuen EDV-gestützten wie Fremdsprachenkenntnisse und statistisch ungenau in Berufsgrup- beit ebenfalls immer wieder auf- Möglichkeiten wird auch er sich Kommunikationskompetenzen. pen zusammengefasst, aus denen taucht. Je nach Zielland kann es verändern. Jedoch ist die Stellen- nur schwer berufsspezifische Aus- wegen kultureller Unterschiede zahl in diesem Arbeitsfeld be- sagen abzuleiten sind. Da es sich auch sein, dass bereits in der Pro- grenzt und eine Fluktuation unter bei den Geographen um eine ver- jektbeschreibung darauf hingewie- hältnismäßig kleine Berufsgruppe 21 22
handelt, deren geringe Anzahl zu Frauenanteil lag in der Gruppe der tig Beschäftigten um 7,7 % anstieg, 4,3 %, Stichtag 30. Juni 2004). großen Fehlerquoten bei Stichpro- Naturwissenschaftler 1999 bei während die Gesamtzahl aller Insgesamt stellten die ‚anderen benerhebungen (etwa dem Mik- 29 % und stieg auf 34 % im Jahr sozialversicherungspflichtig Be- Naturwissenschaftler’ 1,6 % aller rozensus) führt, werden sie in der 2004 an. Bei allen abhängig schäftigten im Zeitraum von 1999 abhängig beschäftigten Akade- Beschäftigtenstatistik mit anderen beschäftigten Akademikern lag der bis 2004 um 3,5 % zurückging (vgl. miker. kleinen Berufsgruppen (Biologen, Frauenanteil nur leicht höher Abbildung 7). Tipp: Geographen werden auch bei Stellen- offerten für andere Fachrichtungen fündig > Beschäftigtenzahl insgesamt ging zurück – wissenschaftlern’ dieser Zuwachs sind, bleiben wegen der gemein- Eine weitere Besonderheit in der Beschäftigtenstatistik der ‚anderen Zahl der Akademiker stieg stattfand oder ob er sich gleich- samen Erfassung mit anderen Na- Naturwissenschaftler’ betrifft den der Gruppe ‚andere Naturwis- mäßig verteilte. turwissenschaften unscharf. Be- Beschäftigtenanteil bei Verbänden, senschaftler’ zusammengefasst. trachtet man die heterogene Parteien und Vereinen. In diesem Dass diese statistische Zuordnung Auch die große Gruppe der Wirt- Gruppe als Einheit und vergleicht Segment liegt der Beschäftigten- den sozialwissenschaftlich orien- schafts- und Sozialwissenschaftler sie mit der Gesamtheit aller sozial- anteil doppelt so hoch wie im tierten Geographen nicht gerecht verzeichnete von 1999 bis 2004 ei- versicherungspflichtig beschäftig- Durchschnitt aller Akademiker wird, kann hier nicht vertieft wer- nen Beschäftigtenzuwachs von ten Akademiker, so ist bemerkens- (6,1 % : 2,9 %). Hintergrund dieses den. knapp 14 %, während die Ar- wert, dass die ‚anderen Naturwis- Wertes ist sicherlich das hohe chitekten und Bauingenieure mit senschaftler’ in der Kategorie der Ausmaß an Lobbyarbeit, Anstel- Für diese ‚anderen Naturwissen- einem Rückgang von gut 14 % Beschäftigung an Hochschulen und lungen bei Verbänden und Verei- schaftler’ zusammen weist die Be- konfrontiert waren. Im Vergleich zu Bildungseinrichtungen einen fast nen unter Biologen, Geographen schäftigtenstatistik im Zeitraum von diesen Veränderungen in einzelnen siebenfach höheren Wert auswei- und den weiteren kleinen naturwis- 1999 bis 2004 einen Anstieg von Berufsgruppen ist interessant, dass sen als der Durchschnitt aller Aka- senschaftlichen Berufen. 33.991 auf 38.413 aus (+ 13 %, für alle akademischen Berufe die demiker (28,8 %; alle Akademiker: Stichtag jeweils der 30. Juni). Der Zahl der sozialversicherungspflich- Abbildung 7 Abbildung 8 Beschäftigung von Akademikern nimmt zu Stellenangebote für Geographen rückläufig Architekten, Bauingenieure 106,5 Wirtschafts- und 100 100 Geographen 115 Sozialwissenschaftler andere Naturwissenschaftler 88,8 Alle Akademiker Akademiker insgesamt 110 alle Beschäftigten Indexberechnung: 75,3 2000 = 100 105 68,8 60,1 100 51,9 49,4 95 38,9 28,9 90 14,2 85 Indexberechnung: 1999 = 100 Stichtage: jeweils 30.06. 80 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2000 2001 2002 2003 2004 Januar - Juni 2005 Quelle: Bundesagentur für © 2005, BA- Quelle: Bundesagentur für Arbeit © 2005, BA-AMS 23 24
Nachfrage nach Geographen Stellenangebote gab es 2004 zu Abbildung 9 einem hohen Anteil von Unterneh- Die Zahl der Stellenmeldungen für mensberatungen (25 %) und der Geographen in sehr unterschiedlichen Wirtschaftsbereichen gesucht Geographen und die Schwankun- öffentlichen Verwaltung (17,7 %). gen, denen diese Zahl unterliegt, Stadtplanung in den Kommunen Sonstige 8,3% verdeutlichen den Nachfragetrend oder örtliche Fremdenverkehrsbü- Softwarehäuser 2,1% nach Geographen und damit deren ros zählen hier zu den Einsatzfel- Arbeitsmarktschancen. Die Be- dern. Auch Arbeitgeber in der Ver- Erwachsenenbildung und sonstiger Unterricht 6,3% deutung der explizit für Geogra- bandsarbeit (14,6 %), Ingenieurbü- Hochschulen und andere Bildungseinrichtungen 7,3% phen ausgewiesenen Stellenmel- ros (9,4 %), Hochschulen (7,3 %), dungen sollte jedoch nicht zu hoch Einrichtungen der Erwachsenenbil- Architektur- und Ingenieurbüros 9,4% bewertet werden. Oftmals denkt ein dung (6,3 %) oder Softwarehäuser Forschung und Entwicklung 9,4% Arbeitgeber zunächst an eine an- (2,1 %) suchten Geographen. im Bereich Naturwissenschaft dere Qualifikation, obwohl auch ein Vereinzelt waren Stellen für Verbände; politische Parteien 14,6% Geograph für die ausgeschriebene Geographen im Gesundheitswesen Öffentliche Verwaltung 17,7% Aufgabe in Frage käme. Für Be- und im Verteidigungswesen zu werber ist daher wichtig, die Details besetzen, die in die Abbildung 9 in Unternehmensberatung 25,0% der Stellenausschreibungen in den die Kategorie Sonstiges einge- Quelle: Bundesagentur für Arbeit © 2005, BA-AMS benachbarten Fachrichtungen im flossen sind. Auge zu behalten. Stellen für Be- triebswirte, für Biologen, für Raum- Viele Geographen teilen die Erfah- planer oder für Informatiker können rung, dass die Stellensuche nicht für sie ebenfalls interessant sein. einfach ist. Die Gründe dafür belegt beispielhaft die Absolventenstudie Die Zahl der Stellen, die bei der der Technischen Universität (TU) Bundesagentur für Arbeit explizit Dresden. Die Antworten geben für Geographen gemeldet wurden, Auskunft darüber, wo aus Bewer- Abbildung 10 ging in den letzten Jahren zurück. bersicht die Schwierigkeiten bei der Welche Schwierigkeiten Geowissenschaftler bei ihrer Stellensuche sahen Dieser Rückgang betraf auch die Stellensuche lagen (vgl. Abbildung Stellenzahl für alle Akademiker- 10). An erster Stelle der Schwie- Berufserfahrung 69,7 % gruppen. Im Vergleich zur Gesamt- rigkeiten rangierte unter den Geo- vorausgesetzt Spezielle Kenntnisse heit nahm die Stellenzahl für Geo- wissenschaftlern das Kriterium Be- gefordert 36,4 % graphen zunächst noch zu, ging in rufserfahrung (69,7 %). Berufs- Anderer Studienabschluss gefragt 36,4 % der Folge dann jedoch in größerem anfänger ohne Einblicke in die Stellenbeschreibung 27,3 % Ausmaß zurück als der Durch- Praxis hatten es überaus schwer. schnitt (vgl. Abbildung 8). Im Ka- Weitaus seltener suchten die Andere Probleme 27,3 % lenderjahr 2004 gingen bei den Arbeitgeber einen anderen fach- Anderer Schwerpunkt 24,2 % gesucht Agenturen für Arbeit nur noch 96 lichen Schwerpunkt (24,2 %). Aller- Entfernung vom angebotenen Arbeitsplatz 15,2 % Stellen ein, für die an erster Stelle dings gaben auch ein Drittel der Andere 15,2 % explizit Geographen gesucht wur- Dresdener Absolventen an, dass Gehaltsvorstellungen Andere Arbeitszeit und - den – im Spitzenjahr 2001 waren spezielle Kenntnisse verlangt wur- bedingungen vorgestellt 12,1 % es noch 263 Positionen gewesen. den, die sie nicht vorweisen Unvereinbarkeit mit der 3,0 % Familie Mehrfachnennungen möglich konnten. Quelle: TU Dresden 2004 © 2005, BA-AMS 25 26
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